Werke aus der Sammlung Gruppo Mondiale im ... - kunse.com
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Der Mann mit gebrochener Nase<br />
Der Mann mit <strong>der</strong> gebrochenen Nase ist das erste Porträt Rodins und eine<br />
realistische Schil<strong>der</strong>ung des Clochards Bibi, <strong>der</strong> damals bei verschiedenen<br />
Künstlern als Modell die Runde machte, um sich ein Taschengeld zu verdienen.<br />
1913 beschreibt Rodin sein Vorgehen wie folgt: "Mit dieser Figur<br />
betrachte ich zuerst das Gesicht von vorne, das rechte und dann das linke<br />
Profil. Dann versuche ich, den Ton so zu kneten, dass er diesen 3 Ansichten<br />
entspricht. Dann erst befasse ich mich mit den Übergängen. Dann drehe<br />
und wende ich die Plastik Schritt um Schritt und verän<strong>der</strong>e fortwährend die<br />
verschiedenen Ansichten..." – In diesem Frühwerk ist Rodins Art, durch ein<br />
Gesicht zu gehen, schon <strong>aus</strong>gebildet. Man spürt die unbegrenzte Hingabe<br />
an die Realität, die Ehrfurcht vor je<strong>der</strong> Linie, die das Schicksal gezogen hat,<br />
sein Vertrauen zum Leben, das schafft, wo es entsteht. Das Werk wurde<br />
vom Salon, wo er <strong>aus</strong>stellen wollte, abgelehnt. Rodin setzt sich in diesem<br />
Werk von <strong>der</strong> gekünstelten, banalen und manierierten Auffassung seiner<br />
Zeit ab und erweist Michelangelo, den er verehrt, die Reverenz. Wahrheit ist<br />
ihm wichtiger als das – oft verlogene – Schönheitsideal seiner Zeit.<br />
"In einer Art von blindem Glauben hatte er den Homme au nez cassé<br />
geschaffen, ohne zu fragen, wer <strong>der</strong> Mann war, dessen Leben in seinen Händen<br />
noch einmal verging. Er hatte ihn gemacht, wie Gott den ersten Menschen<br />
gemacht hat, ohne die Absicht, etwas an<strong>der</strong>es zu wirken als das Leben<br />
selbst, namenloses Leben." (R.M.Rilke)<br />
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