Werke aus der Sammlung Gruppo Mondiale im ... - kunse.com

Kopf von Honoré de Balzac
Als Balzac stirbt, ist Rodin 10 Jahre alt. Drei Jahrzehnte später erhält Rodin
einen staatlichen Auftrag für ein Balzac-Denkmal. Eine gewaltige Herausforderung,
einen verstorbenen Dichter von dieser Bedeutung post mortem darzustellen.
Rodin hat Balzac eine Grösse gegeben, welche die Gestalt des
Schrift stellers überragt. Rodin hat diesen aussergewöhnlichen Balzac nicht
nur im Grunde seines Wesens erfasst, er hat auch an den Grenzen dieses
Wesens nicht Halt gemacht. Um sich ein Bild Balzacs zu machen, be sucht
Rodin Balzacs Heimat, die Landschaf ten der Tourraine, die in Balzacs
Büchern immer wieder aufsteigen. Rodin liest die Briefe des Dichters an
seine Zeitgenossen, er versucht, sich die tausend Figuren aus Balzacs
Romanen vorzustellen. – Schliess lich geht er ans Werk. Er verweigert die
sklavische Nachahmung der sichtbaren Realität. Rodin will nicht so sehr
den körperlichen Aspekt des Schriftstellers, sondern seine Persönlichkeit in
ihrer Substanz erfassen und künstlerisch gestalten. Er vereinfacht die
Formen mit äusserster Kühnheit. Er schafft, würde man heute sagen, das
erste ex pressive Bildnis der Kunst. "Nichts von alledem, was ich bisher
gemacht habe, hat mich so sehr zufriedengestellt, nichts hat mich bisher so
viel gekostet, nichts stellt so zutiefst die Quintessenz dessen dar, was ich
für das ge heime Gesetz meiner Kunst halte."
Rodins Werk wird heftigst kritisiert und zuerst mehrheitlich abgelehnt.
Rodin kauft die Statue zurück und stellt sie bei sich auf. Es vergehen Jahrzehnte,
bis die Menschen zu spüren beginnen, um was es Rodin geht. Der
ausgestellte Kopf ist nach vier Jahren Beschäftigung mit dem Thema Balzac
entstanden. Es gibt mindestens zwanzig Skulpturen von Balzacs Kopf und
mindestens so viele von Balzacs Figur. Sicherlich ist auch einiges aus Rodins
eigenem Wesen in die Bildnis-Skulptur miteingeflossen.
"Ein Bildnis schaffen hiess für ihn, in einem gegebenen Gesichte Ewigkeit
suchen, jenes Stück Ewigkeit, mit dem es teilnahm an dem grossen Gange
ewiger Dinge." (R.M.Rilke)
59