Werke aus der Sammlung Gruppo Mondiale im ... - kunse.com
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Der Ewige Frühling<br />
Das Thema des Paares ist für Rodin unerschöpflich und durchzieht sein<br />
gesamtes Schaffen. Es gestattet ihm, alle Nuancen von Zärtlichkeit, Sinnlichkeit<br />
und Leidenschaft zum Ausdruck zu bringen. Stellt Der Kuss eine<br />
Komposition <strong>im</strong> klassizistischen Stil dar, so weist Der Ewige Früh ling eher<br />
barocke und rokokoähnliche Züge auf. Der Ewige Frühling kann als Hommage<br />
an zeitgenössische Porzellanfiguren <strong>im</strong> Atelier von Albert Carrier-Belleuse<br />
und <strong>der</strong> Porzellanmanufaktur von Sèvres betrachtet werden, wo Rodin<br />
zeitweise arbeitet. Der Ewige Frühling ist eine Kom bination von zwei bestehenden<br />
Figuren, ein Vorgehen, das Rodin in späteren Jahren gerne anwendet.<br />
Eine Vorstufe ist die Figur <strong>der</strong> Medita tion, für die Camille Claudel<br />
Modell steht. Damals ist es undenkbar, einen nackten Mann gleichzeitig mit<br />
einer unbekleideten Frau als Modelle ins Atelier zu bitten; Rodin muss sich<br />
mit separaten Modell sitzungen behelfen.<br />
Die Skulptur wird oft mit <strong>der</strong> grossen und langen Liebe Rodins zu Camille<br />
Claudel in Verbindung gebracht. Das Werk wird bald zum Lieb ling <strong>der</strong><br />
Öffentlichkeit. 1898 schliesst Rodin mit <strong>der</strong> Giesserei Leblanc-Barbedienne<br />
einen Vertrag ab, <strong>der</strong> die Produktion von Abgüssen in unbeschränkter<br />
An zahl und in vier verschiedenen Grössen gestattet. – "Man hat viel von <strong>der</strong><br />
Bewegung bei Rodin gesprochen; aber sie ist nicht in den Gebärden, wo sie<br />
aufgehoben wird durch das Gleichge wicht und die angeborene Ruhe des<br />
Dinges: sie liegt in diesem t<strong>aus</strong>endfach abgewandelten Fliessen, Zögern,<br />
Stürzen und Schäumen des Lichts über das nirgends zufällige Gefälle <strong>der</strong><br />
Oberfläche. Mit dem Gehen und Kommen dieser Schatten hängt sie zusammen,<br />
mit den Dämmerungen, die <strong>aus</strong> diesen Dingen aufsteigen und in sie<br />
zurücksinken, mit dem wechselnden Umwölkt- o<strong>der</strong> Klar-Sein dieser Steine,<br />
dieser Bronze, das sich ganz von selbst einstellt. ... Es war nicht mehr irgend<br />
ein Licht, das sich bewegte wie es ihm gefiel, es war das Licht dieses Dinges,<br />
so ihm gehörig, als ob es von ihm <strong>aus</strong>strahlte. Diese Erwerbung und Aneignung<br />
des Lichts, als natürliche Folge einer überall lebendigen Oberfläche,<br />
hat Rodin als eine wesentliche Eigenschaft plastischer Dinge wie<strong>der</strong>erkannt.”<br />
(R.M.Rilke)<br />
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