Werke aus der Sammlung Gruppo Mondiale im ... - kunse.com
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Eva<br />
Rodin verbringt mehrere Wochen in Florenz und besucht die Brancacci<br />
Kapelle in Santa Maria Novella. Dort bewun<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Künstler Masaccios<br />
berühmtes Fresko mit <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> Vertreibung von Adam und Eva<br />
<strong>aus</strong> dem Paradies. Später studiert Rodin das gleiche Thema in den Fresken<br />
von Michelangelo in <strong>der</strong> Sixtinischen Kapelle in Rom. Grosse Vor bil<strong>der</strong><br />
stehen somit am Beginn für die Gestaltung <strong>der</strong> Eva. Rodin erfasst das<br />
Thema kurz nach dem er den Auftrag für das Höllentor erhalten hat. Auch<br />
für diese Figur steht Adele Abruzzeti Modell, in zeitgenössischen Quellen als<br />
beson<strong>der</strong>s erotische Frau bezeichnet, welcher Rodin wegen <strong>der</strong> elastischen<br />
Muskeln und femininen Grazie neckisch den Namen "Panther" gibt. Rodin<br />
porträtiert Adele <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong>, bis er eines Tages feststellt, dass sich gewisse<br />
Formen von Sitzung zu Sitzung verän<strong>der</strong>n. Schliesslich gesteht Adele, dass<br />
sie schwanger sei... Es ist Winter und Rodins schlecht beheiztes Atelier wird<br />
Adele zu kalt und schliesslich bleibt sie ganz weg. So bleibt die Skulptur für<br />
Rodin unvollendet, aber die leichte Absenkung des Beckens, das durch die<br />
Schwan ger schaft ein wenig nach <strong>aus</strong>sen gewölbt ist, akzentuiert nur um so<br />
mehr den mütterlichen Charakter <strong>der</strong> Eva, <strong>der</strong> Urmutter <strong>der</strong> Menschheit.<br />
"Und die Eva, wie von weit in die Arme hineingebogen, <strong>der</strong>en nach <strong>aus</strong>wärts<br />
gewendete Hände alles abwehren möchten, auch den eigenen, sich<br />
verwandelnden Leib....Der Kopf senkt sich tief in das Dunkel <strong>der</strong> Arme, die<br />
sich über <strong>der</strong> Brust zusammenziehen wie bei einem Frierenden. Der Rücken<br />
ist gerundet wie be<strong>im</strong> L<strong>aus</strong>chen über den eigenen Leib, in dem eine fremde<br />
Zukunft sich zu rühren beginnt. Und es ist, als wirke die Schwerkraft dieser<br />
Zukunft auf die Sinne des Weibes und zöge sie herab <strong>aus</strong> dem zerstreuten<br />
Leben in den tiefen demütigen Knechtdienst <strong>der</strong> Mutterschaft. – Immer<br />
und <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> kam Rodin bei seinen Akten auf dieses Sich-nach-innen-<br />
Biegen zurück, auf dieses angestrengte Horchen in die eigene Tiefe..."<br />
(R.M.Rilke)<br />
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