Spektrum-Thema: - Mukoviszidose e.V.
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CF-Forschung in Valencia<br />
Eine große Gruppe ist es, die gemeinsam<br />
daran arbeitet, <strong>Mukoviszidose</strong> heilbar zu<br />
machen. Das wird deutlich, wenn man<br />
in diesem Jahr nach Valencia schaut,<br />
wo vom 16.19. Juni 2010 der Kongress<br />
der europäischen CFGesellschaft ECFS<br />
stattfand.<br />
Aus 53 Ländern kamen 2.028 Teilnehmer<br />
aus den unterschiedlichsten Disziplinen<br />
zusammen. Ob Spezialisten für die Lunge<br />
oder die Verdauungsorgane, für die<br />
genetischen und zellbiologischen Zusammen<br />
hänge, die der Erkrankung zu-<br />
grunde liegen, Physiotherapeuten oder<br />
Ernährungswissenschaftler (um nur einige<br />
zu nennen): Sie alle arbeiten zusammen<br />
daran, die so komplexe Krankheit <strong>Mukoviszidose</strong><br />
besser zu verstehen, um so den<br />
Betroffenen effizienter helfen zu können.<br />
Einige Forschungsansätze, zu denen in<br />
Valencia aktuelle Ergebnisse vorgestellt<br />
wurden, möchten wir im Folgenden<br />
vorstellen. Weitere Informationen finden<br />
Sie auch auf unserer Internetseite unter<br />
www.muko.info/ecfs2010.<br />
VX770<br />
Die Substanz VX-770 ist ein Aktivator<br />
oder so genannter Potentiator, der bei<br />
Patienten mit der seltenen Mutation<br />
G551D eingesetzt werden kann. Bei ca. 4%<br />
der Betroffenen liegt diese Mutation vor.<br />
Viel versprechende Ergebnisse aus einer<br />
Phase-II-Studie waren bereits vor einiger<br />
Zeit veröffentlicht worden; derzeit laufen<br />
darauf basierende Phase-III-Studien.<br />
Die bisherigen Projektergebnisse haben<br />
gezeigt, dass durch die Einnahme von<br />
VX-770 der Salzgehalt des Schweißes um<br />
40 mmol/l Chlorid gesenkt werden kann.<br />
Das deutet darauf hin, dass die Substanz<br />
Wissenschaft<br />
Über 2.000 Teilnehmer diskutieren neueste Forschungsergebnisse auf dem ECFS-Kongress 2010<br />
wirksam ist. Wie stark die Auswirkungen<br />
für den Patienten sind, muss aber die<br />
aktuelle Phase-III-Studie noch zeigen, die<br />
auch den Einfluss auf die Lungenfunktion<br />
prüft.<br />
VX809<br />
Diese Substanz ist ein Korrektor für die<br />
häufige delF508-Mutation. Sie soll nicht<br />
nur für eine Aktivierung sorgen, sondern<br />
auch für die richtige Synthese des defekten<br />
CFTR-Kanals. Eine Phase-IIa-Studie mit<br />
dieser Substanz an 89 Patienten wurde<br />
abgeschlossen. Bereits zu Beginn des<br />
Jahres 2010 wurden Daten zur Sicherheit<br />
veröffentlicht, die dafür sprechen, dass<br />
die Substanz nicht allzu schwere Nebenwirkungen<br />
haben dürfte. In Valencia<br />
wurden nun auch Daten zur Wirksamkeit<br />
präsentiert: Es zeigte sich eine Reduktion<br />
des Salzgehaltes im Schweiß um 10 mmol/l<br />
Chlorid. Das ist im Vergleich zu VX-<br />
770 ein deutlich schwächerer Rückgang.<br />
Noch in diesem Jahr werden Studien<br />
beginnen, die eine Kombination aus VX-<br />
809 und VX-770 testen. Im Laborversuch<br />
konnte durch den Zusatz von VX-770 eine<br />
Verdopplung der Wirkung von VX-809<br />
erreicht werden. Ob die gezeigte Wirkung<br />
für die Linderung der Symptome ausreicht<br />
oder ob die Substanzen weiter optimiert<br />
werden müssen, muss sich in den weiteren<br />
Studien noch zeigen.<br />
Gentherapie<br />
Das Gentherapie-Konsortium in England<br />
hat seit 2006 bereits fünf Studien zur<br />
Gentherapie bei <strong>Mukoviszidose</strong> durchgeführt.<br />
In ihnen hat sich gezeigt, dass<br />
eine teilweise Korrektur prinzipiell möglich<br />
ist. Zurzeit läuft eine Pilotstudie<br />
mit 20 Patienten, in der Einzeldosen<br />
getestet werden. Da bei hohen Dosen<br />
Nebenwirkungen aufgetreten sind (Fieber,<br />
Abfall der Lungenfunktion), wird derzeit<br />
an einer Dosisanpassung gearbeitet. Die<br />
Reaktionen auf die Gentherapie sind aber<br />
offenbar individuell sehr unterschiedlich,<br />
so dass noch viel weitere Forschung notwendig<br />
ist. Es ist geplant, die Studie<br />
auszuweiten und zu verlängern, sobald die<br />
genannten Schwierigkeiten aus dem Weg<br />
geräumt sind.<br />
Neben den zahlreichen neuen Forschungs<br />
ergebnissen und interessanten<br />
Fachgesprächen verdeutlichte der Kongress<br />
zudem, dass in Europa ein immer<br />
besseres Netzwerk entsteht. So wird zusammengearbeitet,<br />
beispielsweise beim<br />
europäischen Register, dem europäischen<br />
Studiennetzwerk, bei Initiativen für Diagnostik-<br />
und Therapiestandards u.v.m.<br />
Auch die CF-Forschung in Deutschland<br />
spielt in diesem Zusammenhang eine<br />
große Rolle. Wie gut die deutsche<br />
Forschungsarbeit im europäischen Vergleich<br />
ist, wurde u.a. daran deutlich, dass<br />
zwei der drei Nachwuchswissenschaftler-<br />
Preise an deutsche Teilnehmerinnen<br />
ver liehen wurden: an Frau Diemer aus<br />
Heidelberg und an Frau Schmidt aus<br />
Tübingen. Im nächsten Jahr werden die<br />
CF-Forscher übrigens nach Deutschland<br />
kommen: Hamburg ist Ausrichter des<br />
ECFS-Kongresses 2011.<br />
Dr. Jutta Bend<br />
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