Spektrum-Thema: - Mukoviszidose e.V.
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6 Unser Verein<br />
Es wird Zeit!<br />
Wir – die Arbeitsgemeinschaft Erwach<br />
sene mit CF im <strong>Mukoviszidose</strong> e.V. – sind<br />
in großer Sorge: Die Versorgung der<br />
Patienten in Erwachsenen ambulanzen<br />
scheint uns viel schlechter zu funktionieren<br />
als die in den Kinder ambulanzen:<br />
ständig wechselnde Ärzte, zu wenige<br />
Ärzte, nahezu keine Psychologen oder<br />
Sozialarbeiter. Um es klar zu machen:<br />
Auch die finanzielle Situation in den<br />
etablierten Kinderambulanzen gibt Anlass<br />
zur Sorge.<br />
In den Erwachsenenambulanzen ist es aber<br />
mehr als besorgniserregend. Zugegeben:<br />
Es gibt einzelne positive Ausnahmen, über<br />
die wir uns freuen und die Vorbild sind.<br />
Auch für das große Engagement der CF-<br />
Ärzte und anderer Therapeuten sind wir<br />
dankbar. Aber der Mangel an Personal,<br />
die mangelnde Unterstützung der Klinikleitungen<br />
und Verwaltungschefs sowie die<br />
schlechte räumliche Ausstattung lassen<br />
erkennen: <strong>Mukoviszidose</strong> zu behandeln ist<br />
unattraktiv, teuer und wird unzureichend<br />
bezahlt. Es ist auch zu fragen, wie viel<br />
Bürokratie im Gesundheitswesen wirklich<br />
notwendig ist, da diese Zeit dann den<br />
Therapeuten für die Behandlung fehlt.<br />
Der Aufbruch der 1990er Jahre, durch<br />
die Christiane Herzog Stiftung und den<br />
<strong>Mukoviszidose</strong> e.V., stagniert also. Aus<br />
dem Feedback unserer erwachsenen Mit-<br />
Patienten müssen wir leider erkennen:<br />
Rückschritte sind an der Tagesordnung.<br />
Einige Patienten wissen nicht mehr, wo und<br />
durch wen sie behandelt werden können.<br />
Es bleibt ein Kernproblem<br />
Sicher ist die Situation auch bei anderen<br />
Erkrankungen ähnlich dramatisch. Natür<br />
lich ist es genauso wichtig, dass CF-<br />
Erwachsene in noch stärkerem Maße<br />
Eigenverantwortung übernehmen und<br />
sich mit Kampfgeist und Biss um ihre<br />
Erkrankung kümmern. Die Konsequenz,<br />
Therapie zu machen und die CF in sein<br />
Leben angemessen einzubeziehen, ist unter<br />
uns Erwachsenen sehr unter schiedlich<br />
ausgeprägt.<br />
Die schwierige Personal- und Raumsituation<br />
in den Ambulanzen (und auch<br />
Reha-Zentren) bleibt aber ein Kernproblem.<br />
Zugespitzt formuliert: Können wir vor<br />
diesem Hintergrund Eltern empfehlen,<br />
ein CF-Kind zu bekommen? Methoden<br />
wie die Pränataldiagnose und die Präimplantationsdiagnostik<br />
(PID) sind in<br />
diesem Zusammenhang verfügbar. Sie<br />
werden zusammen mit dem Gen träger-<br />
Screening im Ausland benutzt, um CF-<br />
Kinder zu vermeiden. Unsere provokative<br />
Frage ist keine Absage an ein Leben mit<br />
CF – im Gegenteil: Wir leben gern mit<br />
der <strong>Mukoviszidose</strong>. Wir empfinden unser<br />
Leben, trotz allem „Auf“ und „Ab“, als<br />
lebenswert. Die deutsche Geschichte<br />
mahnt uns eindringlich. Die Erkrankung<br />
ist für viele von uns, zumindest meist,<br />
nicht nur Belastung, sondern auch Chance.<br />
Wir möchten Eltern auch in Zukunft<br />
ermutigen, sich der Herausforderung eines<br />
CF-Kindes zu stellen.<br />
Soziale Lage verschärft sich<br />
Aber ist es nicht ein Skandal: Der medi-<br />
zinische Fortschritt hat bewirkt, dass wir<br />
als Betroffene erwachsen werden. Und<br />
kaum sind wir es, ist unsere medizinische<br />
Versorgung in der Erwachsenenmedizin<br />
gefährdet. Dabei wäre es doch wegen<br />
der teuren Medikamente auch im Sinne<br />
der Krankenkasse, mit der Auswahl der<br />
therapeutischen Maßnahmen kompetente<br />
Fachleute in ausreichender Zahl zu<br />
betrauen, die auch darauf achten können,<br />
dass die Medikamente wirtschaftlich und<br />
effizient eingesetzt werden.<br />
Neben der medizinischen Situation<br />
ver schärft sich auch die soziale Lage<br />
erwachsener Betroffener. Schätzungsweise<br />
20% von uns leben bereits heute auf<br />
Hartz-IV-Niveau, die Zahlen wachsen<br />
Jahr für Jahr um weitere 20%. Wer hilft<br />
uns bei sozialrechtlichen Problemen<br />
und Krisensituationen, die gerade im<br />
Erwachsenenalter zunehmend auftreten?<br />
Kaum eine CF-Ambulanz verfügt aus<br />
Kostengründen noch über CF-erfahrene