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Spektrum-Thema: - Mukoviszidose e.V.

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Sorgenlast verteilen<br />

Ich bin 28 Jahre alt, habe CF und studiere<br />

Technikpädagogik an der Uni Stuttgart.<br />

Als der Leserbriefaufruf bei mir in mein<br />

E­Mail­Postfach flatterte, habe ich mir<br />

gleich gedacht „Das ist Dein <strong>Thema</strong>“<br />

und wollte mich eigentlich sofort<br />

an die Arbeit machen, als mich just<br />

in dem Moment ein gesundheitlicher<br />

Rückschlag getroffen hat.<br />

Ich war gerade von acht Wochen Reha in<br />

St. Peter zurückgekommen, als ich wieder<br />

ins Krankenhaus sollte, diesmal zur IV.<br />

Naja, in der Lage etwas über Motivation<br />

schreiben ist so, wie wenn man einem<br />

Blinden sagt, er solle eine Eiche beschreiben<br />

– dachte ich. Viele Rückschläge – auch<br />

privater Natur und krankheitsunabhängig<br />

– liegen nun hinter mir, und<br />

ich lebe noch, es geht auch irgend wie<br />

weiter. Aber wie motiviert man sich,<br />

gerade in solchen Situationen, doch noch<br />

weiterzumachen? Jeder von euch kennt<br />

das bestimmt auch, wenn einem alles<br />

sinnlos erscheint und man sich morgens<br />

schon fragt, was eigentlich das Ganze noch<br />

soll. Ich persönlich denke, solche Phasen<br />

darf man auch einmal haben, sofern man<br />

sozusagen den Zweig, der einen aus dem<br />

Naturlandschaften fotografieren ist eines von Timos Hobbys.<br />

<strong>Spektrum</strong>-<strong>Thema</strong>: Was mir Hoffnung macht<br />

Sumpf zieht, rechtzeitig packt.<br />

Manchmal brauche ich auch<br />

mal einen kräftigen Tritt in den<br />

Hintern, das erledigen dann<br />

meine Freunde. Ratschläge wie<br />

„Denke positiv“ hat jeder schon<br />

einmal gehört, sie waren sicher<br />

gut gemeint, aber mir hilft<br />

sowas nie. Wie soll man positiv Timo, 28 Jahre<br />

denken, wenn die Gefühlswelt<br />

eine andere ist? Mir hilft unter anderem der Für den Moment bin ich da abgelenkt<br />

Austausch von Erfahrungen und zu wissen, ,und falls ich mal nicht raus kann, habe<br />

dass ich nicht allein mit meinen Problemen ich Erinnerungen an einen schönen<br />

bin, ganz gleich welche Probleme das Nachmittag. Doch am meisten Kraft gibt<br />

letztendlich sind. Den Vergleich „Dem/ mir Yoga. Die Dehnlagerungen sind gut<br />

Der geht’s schlechter/besser als mir“ habe für die CF, und, je nach Fitness, kann man<br />

ich mir abgewöhnt, da ich die Erfahrung die Übungen anpassen und entspannt<br />

gemacht habe, dass es einen eigentlich nur sich dabei. Ob Tai Chi, Qi Gong oder wie<br />

runterzieht.<br />

sie alle heißen, muss jeder für sich selbst<br />

entscheiden, ob er eher ruhige, meditative<br />

Anderen geht es anders, nicht besser oder oder lieber aktive Entspannungsübungen<br />

schlechter, da das doch relativ subjektiv ist. machen will. Da bieten die meisten<br />

Aber jeder kennt jemanden, der vielleicht Kranken kassen Schnupperkurse an, die<br />

schon mal in einer ähnlichen Situation kostenlos sind. So habe ich zu Yoga ge-<br />

war wie man selbst, und da kann man funden und mache das nun regelmäßig<br />

sich, wie ich finde, wunderbar orientieren. beim Unisport.<br />

Es hilft mir auch sehr, meine Gefühle im<br />

Zeichnen auszudrücken oder einfach in Freunde sind natürlich auch sehr wichtig,<br />

die Natur zu gehen, um Fotos zu schießen. wie ich oben ja schon geschrieben habe.<br />

Doch habe ich es mir abgewöhnt, mein<br />

Glück davon abhängig zu machen, wie viele<br />

davon nun für mich da sind oder nicht.<br />

Viel besser ist es, die „Sorgenlast“ zu ver -<br />

teilen und doch zu wissen, dass man<br />

ein, zwei gute Freunde hat, auf die<br />

man immer zählen kann. Also alles<br />

in allem: eine tolle Schwester, ein<br />

zwei gute Freunde, Yoga sowie jede Menge<br />

netter Menschen in den Kliniken und um<br />

einen herum, die sich um einen kümmern<br />

oder zu Besuch kommen, wenn es einem<br />

mal nicht so gut gehen sollte, da kann man<br />

doch nur wieder gesund werden, nicht?<br />

Timo Wolfinger<br />

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