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Spektrum-Thema: - Mukoviszidose e.V.

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40 <strong>Spektrum</strong>-<strong>Thema</strong>: Was mir Hoffnung macht<br />

Kaum zu glauben...<br />

Als Jugendlicher fängt man an, Lebenspläne<br />

zu schmieden, und damit erkannte<br />

ich die verkürzte Lebenserwartung als<br />

ernsthaftes Problem. Die religiöse Erziehung<br />

meiner Eltern wurde dabei auf die<br />

Probe gestellt: Sollten Glaube und Religion<br />

etwas sein, was mir bei diesem Problem hilft,<br />

oder bricht das christliche Modell in mir<br />

zusammen?<br />

30 Jahre später kann ich mich dazu<br />

bekennen: Auch als Naturwissenschaftler<br />

kann man an Gott glauben, etwas im<br />

Grunde Unaussprechliches, das als geistige<br />

Kraft hinter all dem steht, was die Natur<br />

(und ihre Gesetze) hervorbringt (und<br />

wir reden hier nicht von Kirche mit ihren<br />

Moralvorschriften, Glaubenssätzen und<br />

unerträglichen Skandalen). Trotzdem ist<br />

es enorm schwierig zu be schreiben, warum<br />

die Hoffnung für mich vor allem aus dem<br />

Glauben kommt, und die folgenden Zeilen<br />

sind nur ein Versuch des Einkreisens:<br />

• Dankbarkeit. Ich fühle mich manchmal<br />

wie ein Zuhörer in meinem Lieblingskonzert,<br />

der sich über die 34ste Zugabe<br />

freut: Das Konzert hört gegen alle<br />

Erwartungen nicht auf! Für ein unerwartet<br />

langes Leben bin ich dankbar,<br />

und Dankbarkeit relativiert viele Alltags-<br />

Probleme.<br />

• Mut zur Wahrheit. Der Realität muss<br />

man mutig ins Auge sehen, denn wer<br />

die möglichen Folgen der CF verdrängt,<br />

bringt nicht die Energie für die Therapie<br />

auf und schadet sich damit langfristig<br />

oder, anders ausgedrückt: „Menschen, die<br />

vor dem Tode fliehen, laufen ihm nach“<br />

(Demokrit).<br />

• Zuversicht, dass auch schwere Zeiten<br />

erträglich bleiben. „Und muss ich auch<br />

wandern in finsterer Schlucht: Ich<br />

fürchte kein Unheil, denn Du bist bei<br />

mir“, sagt David im Psalm 23 zu Gott.<br />

Das Gegenteil, das Gefühl des Aus-<br />

geliefertseins, schadet der Gesundheit<br />

zusätzlich, das beweisen sogar Tierexperimente.<br />

Sicherheit hat man auch als<br />

Christ nicht, immerhin aber Anlass zur<br />

Zuversicht.<br />

• Was uns chronisch Kranken nicht gut<br />

bekommt, ist „Rumination“ (von eng.<br />

Wiederkäuen), also das ständige Grübeln<br />

über das eigene Schicksal. Da hilft es,<br />

sich den Mitmenschen und ihren Sorgen<br />

positiv zuzuwenden, wie es jede Religion<br />

vorschlägt: „Wen der Himmel retten will,<br />

dem schenkt er die Liebe“ (Lao Tse).<br />

• Lord Baden-Powell hat allen Pfadfindern<br />

mit auf den Weg gegeben: „Wir haben<br />

nur eine kurze Lebenszeit. Daher ist es<br />

wesentlich, Dinge zu tun, die es wert sind,<br />

und diese jetzt zu tun.“ Deshalb muss<br />

man ja nicht moralinsauer herumlaufen<br />

– besonders auch Lachen hat ja seinen<br />

Wert. Sich öfter mal zu fragen, ob eine<br />

Beschäftigung wesentlich für mich ist,<br />

kann aber das Leben „erfüllen“. Denn<br />

wie sagte Gorch Fock (und das Wort ist<br />

zu meinem Lebensmotto geworden): „Du<br />

kannst Dein Leben nicht verlängern –<br />

nur vertiefen.“<br />

Stephan Kruip

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