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Wir sind kein Rosengarten - Ensuite

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sch liegt die würze<br />

jährigen Sängerin Hanne Hukkelberg. Gebrauchsgegenstände<br />

werden eins zu eins in ihre Musik<br />

eingewoben. Ob Gabel, Gläser, Schreibmaschine,<br />

Fahrradspeichen oder Spieldosen – der Bezug der<br />

Geräuschkulisse bleibt nachvollziehbar. Hinter diesen<br />

wohlbekannten Klängen versteckt sich jedoch<br />

ein weitaus komplexerer Aufbau. Die Struktur der<br />

Songs ist abgestimmt und haarklein ausgeklügelt.<br />

Teils süsser Pop, teils abstrakte Kunstmusik<br />

– und das Gelingen, Instrumentales ins Elektronische<br />

einfl iessen zu lassen. Geboren ist Hukkelberg<br />

1979 in Kongsberg/Norwegen. Erste musikalische<br />

Erfahrungen machte sie gemäss Biografi e bereits<br />

im Alter von drei Jahren. Unterdessen hat sie eine<br />

Ausbildung an der Norwegian Academy of Music,<br />

Oslo, absolviert und ihren musikalischen Horizont<br />

in den Genres Metal, Pop und Jazz erweitert. Anfänglich<br />

wurde ihr Debutalbum «Little Things»<br />

2004 nur in Norwegen veröffentlicht. Das Interesse<br />

für die junge Multiinstrumentalistin – Stimme,<br />

Schlagzeug, Piano und Gitarre – nahm aber stetig<br />

zu. 2005 wurde dann die internationale Version<br />

von «Little Things» produziert. Mit ihrem aktuellen<br />

Album «Rykerstrasse 68» gewann sie 2006<br />

den norwegischen Grammy «Spellemannsprisen».<br />

Mit ihrer Band ist sie nun von April bis Juni 2007<br />

auf grosser Europatournee.<br />

Ein Album gespenstisch und gläsern – Rykerstrasse<br />

68 Ein halbes Jahr wohnte Hanne an der<br />

Rykerstrasse 68 in Berlin, wo auch die Ideen und<br />

Kontakte zum neuen Album entstanden <strong>sind</strong>. Eingespielt<br />

und produziert wurde es dennoch wieder<br />

daheim in Oslo. Auf Stücken wie «Obelix» wird man<br />

Zeuge von Entsorgungstonnen-Geräuschen – Gläsern<br />

und Büchsen, die aufeinander fallen, zerbersten<br />

und zerstampft in der Abfallmenge verschwinden.<br />

Zwischen klassischer Endspurt-Etüde im Song<br />

«Ticking Bomb» und Schreibmaschinen-Geratter<br />

in «The Pirate» fi ndet man sozusagen alle Variationen<br />

experimentellen Musikschaffens. Leichter und<br />

fl ockiger kommt wiederum «A Cheater’s Armoury»<br />

daher. Der Song wurde als Single ausgekoppelt<br />

und von <strong>kein</strong>em Geringeren als dem bekannten<br />

MTV-Animator und Regisseur Andreas Paleologos<br />

verfi lmt. Heiteres Fingerschnipsen, poppig-jazzig<br />

gesungene Strophen und Glockenspiel lassen<br />

diesen Song zum Mitsummer werden. Begeisterte<br />

Konzertbesucher berichten von entfesselter Energie<br />

und stimmlich überragender Leistung, was<br />

die junge Frau auf der Bühne zu bieten hat. Das<br />

Berner Publikum fällt das Glück mal wieder in den<br />

Schoss: Hanne Hukkelberg wird ihr erstes und einziges<br />

Schweizer Konzert in der Turnhalle im PRO-<br />

GR geben, und zwar am 6. Mai um 21:00 h.<br />

STADTLÄUFER<br />

Von Andy Limacher<br />

musik<br />

■ nr. 31 // brennpunkt. Unter der Monbijoubrücke,<br />

auf dem Parkplatz neben der Dampfzentrale,<br />

stehen fünf Jungs lässig an der Leitplanke. Aus<br />

dem etwas in die Jahre gekommenen Ford Escort<br />

dröhnt aus nagelneuen Boxen der aktuelle Sound<br />

von Justin Timberlake.<br />

Ein paar hundert Meter weiter, am Sulgenrain,<br />

lässt sich an der Anzahl Satellitenschüsseln ablesen,<br />

wie hoch der Ausländeranteil an dieser Ecke<br />

von Bern ist. Die Sonnerie an der Eingangstüre<br />

des Hauses 22 macht deutlich, dass hier kaum<br />

Schweizer Familien wohnen.<br />

Gleich nebenan wurden jetzt 64 neue Mietwohnungen<br />

erstellt. Früher duckte man sich hier<br />

unter den wuchernden Tannen, als man am besetzten<br />

Haus vorbei zur Eigerstrasse hinaufging.<br />

Heute ist der Scheuerrain ein von Beton geprägter<br />

Durchgang, und während die Bauequipen die<br />

letzten Plätze teeren, laden die ersten Möbelwagen<br />

ihre Fracht aus.<br />

<strong>Wir</strong> hören ja ständig davon, dass sich in gewissen<br />

Quartieren immer mehr Ausländer ansiedeln,<br />

und die Schweizer dann jeweils das Weite<br />

suchen. Im schlimmsten Fall spricht man dann<br />

von sogenannten sozialen Brennpunkten. Nicht<br />

so im Dreieck zwischen Sulgeneck-, Monbijou-<br />

und Eigerstrasse: Dort lebt die Stadt, vielleicht<br />

weil Dampfzentrale, Gaskessel und Marzili so<br />

nahe <strong>sind</strong>, vielleicht aber auch, weil dort nicht<br />

nur die ruhigen Schweizer wohnen.<br />

Eine 4.5-Zimmer-Wohnung in einem der neuen,<br />

gelben Blocks (Scheuerrain 1-6) kostet ab<br />

2300 Franken monatlich. Deshalb gehe ich davon<br />

aus, dass dort vor allem ruhige und vermögende<br />

Schweizer einziehen werden. Und ich wundere<br />

mich jetzt schon, ob der Sulgenbach dadurch<br />

zum sozialen Brennpunkt werden könnte.<br />

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ensuite - kulturmagazin Nr. 53 | Mai 07 17

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