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AUSBLICK UND LITERATUR<br />
50<br />
AUSBLICK<br />
Die Passivhaus-Technologie hat in den<br />
letzten Jahren zu einem energetischen<br />
Quantensprung geführt. Wie schön wäre<br />
es, wenn sich im Verkehrsbereich mit<br />
ähnlichem Tempo die Entwicklung vom<br />
10-Liter-Auto nicht nur zum 5- und 3-<br />
Liter-Gefährt vollzogen hätte, sondern<br />
sogar das 1,5-Liter-Auto schon auf dem<br />
Markt wäre. Bei den Gebäuden sind<br />
wir innerhalb von 25 Jahren vom 20-<br />
Liter- zum 1,5-Liter-Haus gelangt. Das<br />
faszinierendste daran ist die Tatsache,<br />
dass die zugrunde liegenden Techniken<br />
durchweg einfach und in der Breite anwendbar<br />
sind. Zudem ermöglichen sie<br />
ein großes Maß an Kreativität. Dies betrifft<br />
sowohl die architektonische Gestaltung<br />
als auch die Vielfalt der technischen<br />
Lösungskonzepte.<br />
Und die weitere Entwicklung wird spannend<br />
bleiben. Es ist überhaupt nicht davon<br />
auszugehen, dass sich die technischen<br />
Innovationen verlangsamen werden.<br />
In allen Bereichen sind weitere<br />
Entwicklungen abzusehen:<br />
1. Die Dämmung der Gebäudehülle im<br />
Bereich um U = 0,1 W/(m²K) wird durch<br />
die breite Markteinführung geeigneter<br />
Produkte einfacher und kostengünstiger.<br />
Wärmebrückenminimierung und<br />
Luftdichtungskonzepte werden zur Regel<br />
und durch entsprechende Produkte<br />
unterstützt. Dämm-Materialien werden<br />
auf ihre Primärenergiebilanz und Umweltverträglichkeit<br />
hin weiter optimiert.<br />
Schließlich wird es zusätzliche Materialien<br />
geben, wie z.B. Vakuumdämmung<br />
oder Nano-Technologie, die schlanke<br />
Konstruktionen ermöglichen.<br />
2. Verglasungen und Rahmentechnik<br />
waren der Motor für die energetische<br />
Fortentwicklung. Die Angebotspalette<br />
wird sich ausweiten und die spezifischen<br />
Kosten werden in dem Maß niedriger, wie<br />
diese Produkte auf die Main-Stream-Linien<br />
der Hersteller gelangen. Weitere<br />
Optimierungen bei Gläsern und Rahmen<br />
werden folgen.<br />
3. Für die Gebäudetechnik bietet die<br />
Energieeffizienz eine ungeheure Chance.<br />
Die klassischen Kesselkonzepte der letzten<br />
50 Jahre werden durch völlig neue<br />
integrale Gebäudetechnikstrukturen abgelöst<br />
werden. Dabei wird dezentrale<br />
Kleinst-Technik im 1-kW-Bereich vernetzt<br />
werden mit dezentralen Nahwärmever-<br />
bünden bei abnehmender Bedeutung von<br />
zentraler Großtechnik. Wärme-Kraft-Kopplung<br />
wird über die Brennstoffzellenentwicklung<br />
in den nächsten Jahren in jeder<br />
Anforderungsgröße verfügbar sein. Regenerative<br />
Energieerzeugung wird durch<br />
die geringen Leistungsanforderungen an<br />
Marktanteil stark zunehmen und kann<br />
durch dezentrale Strukturen jeweilige<br />
Standorte mit ihren individuellen Vorteilen<br />
nutzen; seien es Solarthermie, Biomassetechnik,<br />
Wind-, Wasserkraft, Photovoltaik<br />
oder Sonstige.<br />
4. Energiemanagement wird in einem<br />
freien Energiemarkt als zusätzlicher Motor<br />
für dezentrale Energieerzeugung wirken.<br />
Durch die Entwicklungen bei der Gebäudetechnik<br />
werden zahlreiche Gebäude<br />
einen Überschuss an Energie anbieten.<br />
Durch Vernetzung und Lastmanagement<br />
wird eine krisensichere Energieversorgung<br />
ohne hohe zentrale und kostenintensive<br />
Vorhaltungskapazitäten ermöglicht.<br />
5. Facility Management wird für alle<br />
Gebäude eine wirtschaftliche Selbstverständlichkeit.<br />
Die Versöhnung von Ökonomie und Ökologie<br />
ist eine immanente Folge dieser<br />
Entwicklung. Viele gebaute Projekte belegen<br />
dies. Es ist davon auszugehen, dass<br />
minimalenergetische Anforderungen in 10<br />
bis 20 Jahren den üblichen Baustandard<br />
darstellen werden. Da unsere Investitionsentscheidungen<br />
im Immobilienbereich zu<br />
Festlegungen für 30 bis 80 Jahren führen,<br />
können nur weitsichtige Lösungen bei der<br />
heutigen Planung betriebs- und volkswirtschaftlich<br />
sinnvoll sein.<br />
Im Bereich der energetischen Sanierung<br />
des Gebäudebestands vollzieht<br />
sich derzeit ebenfalls eine Entwicklung<br />
zu erhöhter Energieeffizienz bis hin<br />
zum Faktor 10: Das sanierte Gebäude<br />
verbraucht nur noch ein Zehntel der<br />
ursprünglichen Energiemenge. Während<br />
Zubau auch bei optimalen energetischen<br />
Standards immer noch eine zusätzliche<br />
Belastung der Umwelt darstellen wird,<br />
bietet der Sanierungsbereich die Möglichkeit,<br />
Verbesserungen zu bewirken<br />
und eine deutliche Entlastung des Ressourcenverbrauchs<br />
herbeizuführen. Eine<br />
Steigerung der Sanierungstätigkeit von<br />
derzeit knapp 2 % jährlich auf über 3 %<br />
des Gebäudebestandes bei energetisch<br />
sinnvollen Standards wird zudem einen<br />
wichtigen Konjunkturschub für die regional<br />
strukturierte Bauwirtschaft geben.<br />
LITERATUR<br />
[1] Michael, K.: Erfahrungen mit soledurchströmten<br />
Erdwärmetauschern.<br />
– NEI, Detmold www.nei-dt.de/<br />
Downloads/Sole-EWT.pdf<br />
[2] Schulze Darup, B. (Hrsg.): Passivhaus-Projektbericht<br />
Energie & Raumluftqualität.<br />
– Gefördert durch die<br />
Deutsche Bundesstiftung Umwelt,<br />
Nürnberg 2002<br />
[3] www.vip-bau.de, ZAE Bayern, Würzburg<br />
[4] Neben dem dargestellten Projekt Trier-<br />
Petrisberg u.a. Passivhäuser Bersenbrück<br />
und Neumarkt-Voggenthal,<br />
Sanierung RMH München-Harlaching<br />
[5] Auflistung passivhaus-zertifizierter<br />
Fenster durch das Passivhaus Institut<br />
Darmstadt unter: www.passiv.de<br />
[6] Feist, W. (Hrsg.): Passivhaus-Fenster.<br />
– Arbeitskreis kostengünstige Passivhäuser,<br />
Protokollband Nr. 14<br />
[7] Passivhaus Projektierungs Paket<br />
(PHPP), Arbeitsblätter „Fenster” und<br />
„Verschattung”, Passivhaus Institut<br />
Darmstadt<br />
[8] Bühring, A.; Leuchtner, J.; Krug, P.;<br />
Schüle, R.: Marktpotenzial für Passivhäuser<br />
und 3-Liter-Häuser. – Fraunhofer<br />
ISE / Energieagentur Regio<br />
Freiburg 2004<br />
[9] Schulze Darup, B.: Energieeffiziente<br />
Wohngebäude. – BINE Informationsdienst,<br />
2. Auflage, Köln 2004<br />
[10] Schulze Darup, B.: Umweltverträgliches<br />
Bauen und gesundes Wohnen.<br />
– Arbeitsblätter zum Wohnungsbau,<br />
Bände 6 und 7, Oberste Baubehörde<br />
im Bayerischen Staatsministerium<br />
des Innern, 2. Auflage, München