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8<br />

Slave Cubela<br />

Bonjour, Tristesse ... 1<br />

Ein Rezensionsessay über: Stéphane Beauds und Michel Pialouxs Studie<br />

,,Die verlorene Zukunft <strong>der</strong> Arbeiter“ über die Peugeot-Werke in Sochaux-<br />

Montbéliard, Konstanz 2004<br />

Slave Cubela<br />

An Antworten auf die Frage, wie die einstmals<br />

gesellschaftlich und politisch so bedeutende<br />

Arbeiterbewegung mitsamt ihren Vertretern in eine<br />

<strong>der</strong>art tiefe Krise geraten konnte, wie wir sie gegenwärtig<br />

Tag für Tag miterleben, herrscht kein Mangel.<br />

Umso bemerkenswerter ist es da, wenn man in diesem<br />

Problemkontext auf ein Buch stößt, das sich in<br />

vielerlei Hinsicht positiv von den vereinfachenden<br />

und schnellschließenden Darstellungen abhebt, die<br />

dieses Themenfeld mit irritieren<strong>der</strong> Häufigkeit provoziert.<br />

Warum dies nun im Falle von Stéphane<br />

Beauds und Michel Pialouxs Studie über die großen<br />

Peugeot-Werke in Sochaux-Montbéliard, die in ihren<br />

„besten Zeiten“ 1978 ca. 30 000 Arbeiter und<br />

1998 immer noch ca.12 000 Arbeiter beschäftigten,<br />

so ist, lässt sich leicht vorneweg erklären. Die beiden<br />

ehemaligen Mitarbeiter Pierre Bourdieus kommen<br />

trotz <strong>der</strong> Krise <strong>der</strong> Arbeiterbewegung und ihrer<br />

Vertreter nie auf die so beliebte und doch falsche<br />

Idee, von einem Ende <strong>der</strong> Klassen o<strong>der</strong> gar von einem<br />

Ende kapitalistischer Herrschaftsverhältnisse<br />

auszugehen. Das Buch ist geprägt von einer in wissenschaftlichen<br />

Kreisen selten gewordenen ehrlichen<br />

Anteilnahme am Schicksal <strong>der</strong> Peugeot-<br />

Arbeiter, was sowohl den ungewöhnlich langen<br />

Betrachtungszeitraum <strong>der</strong> Studie von knapp 20<br />

Jahren erklären hilft als auch die detailreiche und<br />

doch nie detailverliebte Darstellung. Schließlich<br />

kommt die Studie zu einem im besten Sinne diskussionswürdigen<br />

Ergebnis, nämlich dem, dass die<br />

Bonjour, Tristesse...<br />

gegenwärtige Krise <strong>der</strong> Arbeiter und ihrer Organisationen<br />

die Folge eines Bruches <strong>der</strong> ,,kulturellen<br />

Übertragung des Familien- und Klassenerbes von<br />

einer Generation auf die nächste“ (S. 30) ist, <strong>der</strong> eine<br />

Arbeitergeneration entstehen ließ, die sich ihrer<br />

einfachen Herkunft schämt, <strong>der</strong> tradierte Wi<strong>der</strong>standspraktiken<br />

und Organisationsformen als veraltet<br />

erscheinen und die ihre Hoffnung auf individuelle<br />

Aufstiegschancen setzt.<br />

Fabrikgeschichten<br />

Wie sich dieser Prozess bei Peugeot darstellt, demonstrieren<br />

Beaud und Pialoux im ersten Teil ihres<br />

Buches, indem sie zunächst „Fabrikgeschichten“ (S.<br />

26) erzählen, die, wie sie bemerken, ,,nur denen als<br />

zweitrangig scheinen, die davon nicht betroffen<br />

sind“ (ebd.) und die doch Ausdruck eines häufig unbemerkten<br />

Feldes kleiner Schlachten, versteckter<br />

Siege und Nie<strong>der</strong>lagen, unmerklicher Prozesse und<br />

Verän<strong>der</strong>ungen des Fabrikalltags sind, das den ,,großen“<br />

Entscheidungen und Entwicklungen zu<br />

Grunde liegt. Spitzt man diese Geschichten zu, so<br />

lässt sich sagen: In den sechziger und siebziger<br />

Jahren gelang es den Arbeitern bei Peugeot, in <strong>der</strong><br />

harten Welt <strong>der</strong> fordistischen Produktion eine<br />

Menge kleiner Siege zu erringen. Sei es, dass sie die<br />

Qualitätssicherung des Produkts häufig an<strong>der</strong>en<br />

überließen (,,Passt schon! Weiter! Der Kontrolleur<br />

wird´s schon richten“, S. 46), sei es, dass <strong>der</strong>be<br />

seite_48 grundrisse_16_2005

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