f\/\y\ U1C1 um 11 Uhr - CDU Kladow
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Seite 30 Hanb-Hurier Nr. 85 März 2000<br />
Reihenfolge las sich<br />
das so: AGFA. Ger<br />
hard Niemczyk foto<br />
grafierte auch zur<br />
Olympiade, wichtiger<br />
waren ihm aber Auf<br />
nahmen bei seinen<br />
eigentlichen Hobbys:<br />
Modellbau und Se<br />
gelfliegen. Dem jun<br />
gen Werkzeugma<br />
cher in einem Span<br />
dauer Rüstungsbe<br />
trieb hätten diese<br />
Steckenpferde eine<br />
Dorfidylle in <strong>Kladow</strong> Foto: Gerhard Niemczyk<br />
Karriere als Flieger ermöglicht. Flieger wurden bald gebraucht. Die Ausbildung<br />
setzte die Freiwilligkeit z<strong>um</strong> Dienst in der Luftwaffe voraus. Seine Erziehung im<br />
Elternhaus sorgte dafür, daß es diese Bereitschaft zu einem freiwilligen Dienst<br />
nicht gab. Vielmehr sorgten Repressalien an seiner Familie für eine strikte<br />
Ablehnung des Systems. Es wurden aber auch versierte Arbeitskräfte gebraucht.<br />
So war Gerhard Niemczyk in dem unter SS-Kommando stehenden Betrieb<br />
zunächst "unabkömmlich". 1943 wurde er zwar einberufen, erhielt aber am<br />
gleichen Tag "Rüstungsurlaub". Rüstungsurlaub bedeutete, als Soldat am Ar<br />
beitsplatz zu dienen.<br />
Am 7. April 1945 wurde er z<strong>um</strong> "Volkssturm" eingezogen. Er und seine Kamera<br />
den fuhren ohne Ausbildung mit einem Bus der BVG vom jetzigen "Wald<br />
krankenhaus" in Spandau zur nahen Front. Was er hier erlebte, war für andere<br />
seiner Generation bereits seit Jahren schrecklicher Kriegsalltag, wenn sie noch<br />
lebten. Diese Erlebnisse haben Gerhard Niemczyk so stark und nachhaltig<br />
geprägt, daß es ihm noch heute nicht möglich ist, mit zeitlichem Abstand und ohne<br />
Emotionen hierüberzusprechen. Gerhard Niemczyk hat überlebt und Kraft für das<br />
Ertragen von Schicksalsschlägen, wie dem Krebstod der jungen Tochter, bekom<br />
men. Das Kind Uwe wurde durch Adoption Uwe Niemczyk, die Familie hat wieder<br />
ein Kind und Uwe ein Elternhaus.<br />
Nachdem Sie das alles über Gerhard Niemczyk gelesen haben, sehen Sie seine<br />
Bilder auch aus der Sicht des Fotografen. Nicht das "Schöne" reizt ihn zur<br />
Aufnahme, sondern das, was bewahrt werden soll. Gerhard Niemczyk hält in<br />
seinen Bildern fest, was verlorengehen kann. Nicht allein der Krieg zerstört, auch<br />
Unvernunft. Das Buch "Spandau, Botschaft der Fotografien gegen das Verges<br />
sen" seines heimatkundlichen "Lehrmeisters" Jürgen Grothe ist Beweis dafür.<br />
Fotografien können ein Fenster sein, wer hineinschaut, sieht die Seele des