RDT 1/2006 - Bund gegen Missbrauch der Tiere ev
RDT 1/2006 - Bund gegen Missbrauch der Tiere ev
RDT 1/2006 - Bund gegen Missbrauch der Tiere ev
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o<strong>der</strong> atmen virushaltiges Material ein -<br />
bei Beständen, die in hoher Zahl auf<br />
engstem Raum gehalten werden, ist die<br />
Gefahr eines Seuchenausbruchs beson<strong>der</strong>s<br />
hoch.<br />
Durch den Handel mit <strong>Tiere</strong>n, kontaminierter<br />
Kleidung und Gerätschaften<br />
etc. könnte sich das Virus dann rasch<br />
ausbreiten, über Märkte und Reisende<br />
sogar in an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong> getragen werden.<br />
In diesem Zusammenhang spielt<br />
<strong>der</strong> internationale Handel mit Geflügel<br />
und Geflügelprodukten eine wichtige<br />
Rolle. Beson<strong>der</strong>s auch <strong>der</strong> legale und illegale<br />
Wildvogelimport, <strong>der</strong> schon allein<br />
aus Tierschutzgründen verboten<br />
werden muss, wie <strong>der</strong> bmt for<strong>der</strong>t.<br />
Eine nicht auszuschließende Möglichkeit<br />
<strong>der</strong> Übertragung geht von Wildvögeln<br />
aus. Sie könnten das Virus verbreiten,<br />
wobei aufgrund des schnellen<br />
Verlaufs <strong>der</strong> Erkrankung die Vögel<br />
kaum in <strong>der</strong> Lage sein werden, noch<br />
weite Strecken zurück zu legen.<br />
Warum bislang die Zurückhaltung<br />
bei <strong>der</strong> Impfung?<br />
Es stehen Impfstoffe zur Verfügung, die<br />
<strong>der</strong>zeit in <strong>der</strong> EU nicht zugelassen sind.<br />
Sie werden jedoch mit Billigung <strong>der</strong> EU<br />
seit kurzem in den Nie<strong>der</strong>landen eingesetzt.<br />
Weltweit wird an Markerimpfstoffen<br />
geforscht. Sie sollen eine Unterscheidung<br />
zwischen geimpften und<br />
erkrankten <strong>Tiere</strong>n ermöglichen. Wann<br />
diese Markerimpfstoffe für Geflügelgrippe<br />
zur Verfügung stehen, ist kaum<br />
absehbar.<br />
Ist das Auslaufverbot sinnvoll?<br />
Die Stallpflicht sollte sich unseres Erachtens<br />
auf die Gebiete beschränken,<br />
die sich nachgewiesen in den Bereichen<br />
<strong>der</strong> Flugrouten von Wildvögeln<br />
befinden.<br />
Der Grund: Eine Aufstallungspflicht<br />
führt zu erheblichen Problemen in <strong>der</strong><br />
Tierhaltung. Durch die ungewohnte Enge<br />
kommt es zu Verhaltensauffälligkeiten<br />
bis hin zum Kannibalismus. Außerdem<br />
kann eine Stallpflicht das<br />
Erkrankungsrisiko nur minimieren.<br />
Schließlich kann <strong>der</strong> Erreger z. B. über<br />
Nager, infiziertes Futter o<strong>der</strong> durch den<br />
Menschen selbst in den Stall eingeschleppt<br />
werden.<br />
Wie gefährlich ist das Vogelvirus<br />
für den Menschen?<br />
Bis jetzt ist die durch den Influenzavirus<br />
H5N1 ausgelöste Seuche eine Vogelkrankheit,<br />
die nur sehr selten und bei<br />
intensivem Kontakt mit dem Kot o<strong>der</strong><br />
dem Blut erkrankter Vögel auf den<br />
Menschen übertragen wird. Das Infektionsrisiko<br />
für Menschen wird als äußerst<br />
gering eingeschätzt. Zu einer Pandemie,<br />
also einer weltweiten<br />
Ausbreitung unter Menschen, kann es<br />
kommen, wenn sich das Virus an<br />
menschliche Körperzellen angepasst<br />
hat. Dies kann entwe<strong>der</strong> durch Mutation<br />
o<strong>der</strong> durch die Vermischung des<br />
Erbmaterials von Vogel- und Menschengripp<strong>ev</strong>iren<br />
im Körper eines doppelt<br />
infizierten Menschen erfolgen. Hierin<br />
liegt die eigentliche Gefahr des<br />
Geflügelvirus für den Menschen: Die<br />
"Spanische Grippe" von 1918,<br />
die ein Fünftel <strong>der</strong> Weltb<strong>ev</strong>ölke-<br />
T ITELTHEMA<br />
rung infizierte und über 40 Millionen<br />
Menschen hinraffte, soll Untersuchungen<br />
zufolge Bestandteile eines Geflügelgripp<strong>ev</strong>irus<br />
haben.<br />
Schützen Grippeschutzimpfungen<br />
den Menschen?<br />
Grippeschutzimpfungen schützen nur<br />
vor <strong>der</strong> jeweils saisonalen Influenza.<br />
Schutz <strong>gegen</strong> Vogelgrippe bieten sie<br />
nicht. Allerdings helfen sie zu verhin<strong>der</strong>n,<br />
dass sich in einem Menschen Viren<br />
von saisonaler und Vogelgrippe<br />
verbinden und zu einem Supervirus<br />
werden.<br />
Mit Medikamenten <strong>gegen</strong><br />
die Vogelgrippe?<br />
Sollte es zu einer Erkrankung in <strong>der</strong> B<strong>ev</strong>ölkerung<br />
kommen, werden Ärzte virenhemmende<br />
Arzneimittel <strong>gegen</strong> den<br />
Erreger <strong>der</strong> Vogelgrippe einsetzen. Tamiflu<br />
(Wirkstoff Oseltamivir) und Relenza<br />
(Wirkstoff Zanamivir) sind so genannte<br />
Neuraminidasehemmer. Sie<br />
können die Folgen einer Infektion verringern<br />
und die Krankheitsdauer verkürzen.<br />
Das Vogelgripp<strong>ev</strong>irus gilt als äußerst<br />
empfindlich <strong>gegen</strong> Seife und Waschmittel.<br />
Wer auf Nummer sicher gehen<br />
möchte, sollte bei seinen Kin<strong>der</strong>n auf<br />
das Händewaschen (tötet Virus ab)<br />
achten. Eine Desinfizierung mit chemischen<br />
Produkten ist nicht nötig!<br />
Text: Claudia Lotz, Dr. Jörg Styrie<br />
Das <strong>Bund</strong>esverbraucherschutzministerium<br />
hat eine Hotline für besorgte Bürger<br />
eingerichtet.<br />
01888 529 46-01 (und zusätzlich die<br />
weiteren Durchwahlen -02 bis -05, von<br />
Mo. bis Fr., 9 - 17.00 Uhr.)<br />
Zum aktuellen Stand <strong>der</strong> Vogelgrippe im<br />
Internet:<br />
www.verbraucherschutzministerium.de<br />
www.auswaertiges-amt.de<br />
www.hessen.de<br />
Robert-Koch-Institut in Berlin:<br />
www.rki.de<br />
Weltgesundheitsorganisation:<br />
www.who.int<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2006</strong><br />
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