RDT 1/2005 - Bund gegen Missbrauch der Tiere ev
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iff mit großer Wirkung<br />
K ASTRATION<br />
ON - EIN GEBOT DES TIERSCHUTZES<br />
fig, <strong>der</strong>en Duft sie in <strong>der</strong> Nase haben.<br />
Der nicht ausgelebte Sexualtrieb führt<br />
zu Frustrationen (und häufig zur hormonell<br />
bedingten Prostatavergrößerung,<br />
die immer auch das Risiko einer<br />
Entartung birgt). Die meisten Rüden<br />
entwickeln aus sexuell motivierter Konkurrenz<br />
ein aggressives Verhalten<br />
<strong>gegen</strong>über Geschlechtsgenossen. Die<br />
Folgen sind Verletzungen an<strong>der</strong>er Hunde<br />
durch Beißereien o<strong>der</strong> eine restriktive<br />
Haltung mit Leine und Maulkorb.<br />
Das ist in meinen Augen nicht tierschutzgerecht.<br />
RdT: Wenn jemand Probleme im<br />
Umgang mit seinem Hund hat,<br />
würden Sie zur Kastration raten?<br />
Dr. Wagner: In diesem Zusammenhang<br />
möchte ich eines klarstellen: Eine<br />
Kastration darf kein Ersatz o<strong>der</strong> Lösungsansatz<br />
für Probleme sein, die <strong>der</strong><br />
Mensch mit seinem Tier zu verantworten<br />
hat. Sind Fehler gemacht worden,<br />
und <strong>der</strong> Hund reagiert verhaltensauffällig,<br />
dominant, aggressiv o<strong>der</strong> hat<br />
sich zum Angstbeißer auf <strong>der</strong> Hundewiese<br />
entwickelt, würde ich eine individuell<br />
zugeschnittene Verhaltenstherapie<br />
und den Besuch einer sehr guten<br />
Hundeschule für den Vier- und Zwei-<br />
beiner empfehlen. Dabei kann eine<br />
Kastration als unterstützende Maßnahme<br />
notwendig und sinnvoll sein.<br />
RdT: Hat die Hormonumstellung<br />
eine Auswirkung auf das Gewicht<br />
o<strong>der</strong> die Fellbeschaffenheit?<br />
Dr. Wagner: Prinzipiell schon. Hunde<br />
und übrigens auch Katzen reagieren<br />
auf den Wegfall <strong>der</strong> Geschlechtshormone<br />
mit gesteigertem Appetit und<br />
besserer Futterverwertung. Bei gleicher<br />
Futtermenge würden die <strong>Tiere</strong> zunehmen<br />
und die Lust am Toben verlieren.<br />
Wichtig sind also Kalorienreduktion,<br />
über die <strong>der</strong> Tierarzt genauestens informiert,<br />
und ausreichende Bewegung.<br />
Bei Langhaarrassen wie Irish Setter,<br />
Langhaardackel o<strong>der</strong> Cockerspaniel<br />
kann es infolge des erniedrigten Hormonspiegels<br />
zur Vermehrung <strong>der</strong> Wollhaare<br />
kommen; das Fell wird weicher,<br />
und ähnelt dem Welpenfell.<br />
RdT: Treten Haarverän<strong>der</strong>ungen<br />
bei beiden Geschlechtern auf?<br />
Dr. Wagner: Nein, eher bei Hündinnen<br />
und vor allem, wenn sie zu spät<br />
kastriert wurden. Ein zweiter Nachteil<br />
<strong>der</strong> Kastration ist bei bestimmten Rassen<br />
ab 20 kg (Boxer, Rottweiler, Dobermann<br />
etc.) <strong>der</strong> mögliche, unwillkürliche<br />
Harnabgang. Die weiblichen <strong>Tiere</strong> verlieren<br />
im Schlaf Urin, weil durch die<br />
Entfernung <strong>der</strong> Eierstöcke auch die Geschlechtshormone<br />
fehlen, die u.a. für<br />
den Verschluss <strong>der</strong> Harnröhre zuständig<br />
sind. Durch geeignete Medikamente<br />
lässt sich dieses Problem jedoch in<br />
den Griff bekommen.<br />
Eine weitere Auswirkung <strong>der</strong> Kastration<br />
beobachten wir beim Rüden: Wird er<br />
vor Erreichen <strong>der</strong> Geschlechtsreife kastriert,<br />
dauert sein Knochenwachstum<br />
länger. Er wird ein wenig größer.<br />
Dieses Infoblatt können Sie in je<strong>der</strong> Geschäftsstelle des bmt beziehen<br />
RdT: Halten Sie die Kastration von<br />
Katzen für wichtig?<br />
Dr. Wagner: Unbedingt! Das Kastrieren<br />
von weiblichen und männlichen<br />
Katzen zählt zu den wichtigsten Maßnahmen<br />
im Tierschutz! Niemand<br />
macht sich ein Bild, wie viele trächtige<br />
Katzen ausgesetzt werden und wie<br />
elend sich <strong>der</strong> Nachwuchs durchs Leben<br />
schlägt. Doch krank, halb verhungert<br />
o<strong>der</strong> verletzt - auch diese <strong>Tiere</strong> setzen<br />
mindestens drei Mal im Jahr wie<strong>der</strong><br />
bis zu sechs Junge in die Welt, denen<br />
dasselbe traurige Schicksal blüht. Also<br />
meine Bitte: Lassen Sie Ihr Tier kastrieren<br />
- und das gilt beson<strong>der</strong>s, wenn Sie<br />
einen Freigänger haben, <strong>der</strong> laufend<br />
zur Vergrößerung <strong>der</strong> Katzenpopulation<br />
beiträgt.<br />
Wann? Am besten vor dem Erreichen<br />
<strong>der</strong> Geschlechtsreife, Katzen ab dem 3.<br />
Monat, bei Katern sollte man warten,<br />
bis die Hoden im Hodensack erscheinen<br />
(nach dem 3. Monat).<br />
RdT: Warum schon so früh?<br />
Dr. Wagner: Man merkt das Einsetzen<br />
<strong>der</strong> Geschlechtsreife bei Katzen<br />
erst, wenn es bereits zu spät und das<br />
Tier schon trächtig ist! Darum rate ich<br />
dringend zur Frühkastration, um unerwünschten<br />
Nachwuchs zu verhin<strong>der</strong>n.<br />
Es gibt keinen medizinischen Grund,<br />
Katzen einmal rollig o<strong>der</strong> trächtig werden<br />
zu lassen. Im Gegenteil: Man weiß<br />
heute, dass die Hormone keinen Einfluss<br />
auf das Wachstum von weiblichen<br />
und männlichen Katzen haben. Entwicklung<br />
und Körperbau sind genetisch<br />
bedingt und werden durch die Kastration<br />
nicht beeinflusst.<br />
Lesen Sie hierzu bitte auch S. 25.<br />
Text: Claudia Lotz<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2005</strong><br />
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