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Münchner Stadtgespräche - Umweltinstitut München e.V.

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nen mit höherem Einkommen. So hat die<br />

Bevölkerung im Landkreis Starnberg die<br />

höchste Lebenserwartung in Deutschland.<br />

Zuzahlungen wie Praxisgebühr, Rezeptgebühren<br />

und die zehn Euro pro Krankenhaustag<br />

treffen Patienten mit niedrigem<br />

Einkommen so sehr, dass notwendige Arztbesuche<br />

nicht stattfinden und Rezepte<br />

nicht eingelöst werden. Zusätzliche Krankheitsrisiken<br />

sind die Folge. Diese Zuzahlungen<br />

müssen wieder rückgängig gemacht<br />

werden.<br />

Die hausärztliche Versorgung<br />

Die Situation für die zuwendungsintensive,<br />

sprechende Medizin durch hausärztliche<br />

und psychotherapeutische Versorgung ist<br />

in den letzten Jahren schwieriger geworden.<br />

Das liegt in aller erster Linie daran,<br />

dass technische Medizin finanziell besser<br />

belohnt wird. Die in diesem Jahr in Kraft<br />

getretene Gebührenordnung hat dazu geführt,<br />

dass insbesondere bei den Hausärzten<br />

die so genannten Gesprächsziffern abgeschafft<br />

wurden und die Pauschale, die<br />

pro Patienten je Quartal zur Verfügung<br />

steht, nicht entsprechend angeglichen<br />

wurde. Hausärzte müssen besser honoriert<br />

werden, um eine bedarfsgerechte hausärztliche<br />

Versorgung zu gewährleisten. Der<br />

Ausstieg aus dem System der kassenärztlichen<br />

Versorgung, wie er von Teilen des<br />

Hausärzteverbandes derzeit gefordert wird,<br />

würde die Versorgung hingegen gefährden.<br />

Verteilungskämpfe innerhalb der Ärzteschaft<br />

dürfen nicht auf dem Rücken der<br />

Patienten ausgetragen werden.<br />

Stationäre Versorgung<br />

Die stationäre Versorgung in <strong>München</strong><br />

wird durch das Städtische Klinikum mit<br />

seinen Kliniken Bogenhausen, Harlaching,<br />

Neuperlach und Schwabing, die beiden<br />

Universitätskliniken, die ehemaligen Kreiskliniken<br />

Pasing und Altperlach – jetzt<br />

Rhönklinikum AG – und weitere freie Träger<br />

und Privatkliniken gewährleistet. Die<br />

Kliniken des Städtischen Klinikums haben<br />

den Sicherstellungsauftrag, sie müssen jeden<br />

Patienten aufnehmen, der ihnen ein-<br />

Menschen ohne Krankenversicherung<br />

Auch in <strong>München</strong> leben Menschen, die keinen Zugang zur medizinischen Versorgung haben. Für<br />

deutsche Staatsbürger wurde 2007 zwar eine Versicherungspflicht eingeführt – aber es wurden nicht<br />

alle erfasst.<br />

Menschen mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus haben keinen Zugang zu medizinischer Versorgung, weil<br />

sie es nicht bezahlen können. Bei Notfallversorgungen droht ihnen die Abschiebung. Für solche<br />

Patienten wurden in den letzten Jahren mit dem „Café 104“ und der „Malteser Migranten Medizin“<br />

zwei Anlaufpraxen gegründet.<br />

Café 104<br />

Augsburger Str. 13<br />

Tel. 089 76702964 und 0160 95921817<br />

beratung@cafe104.de<br />

www.cafe104.de<br />

gewiesen wird. Alle Kliniken stehen inzwischen<br />

in Konkurrenz zueinander und<br />

kämpfen um die lukrativsten Patienten.<br />

Das sind die, bei denen die Vergütung<br />

durch die diagnosebezogenen Fallpauschalen<br />

höher ist als die entstehenden Kosten.<br />

Der finanzielle Druck auf die Kliniken ist so<br />

groß geworden, dass mit immer weniger<br />

Personal immer mehr Patienten versorgt<br />

werden müssen. Das trifft insbesondere<br />

das Pflegepersonal. Notwendige diagnostische<br />

und therapeutische Maßnahmen stehen<br />

allen Patienten in vollem Umfang zur<br />

Verfügung. Aber die Arbeitsbelastung der<br />

Beschäftigten in den Kliniken ist inzwischen<br />

so hoch, dass die Patienten nicht<br />

mehr die Pflege bekommen, die sie benötigen.<br />

Patienten, die beispielsweise<br />

beim Essen auf fremde Hilfe angewiesen<br />

sind, werden nicht mehr gefüttert. Sie sind<br />

auf die Hilfe ihrer Angehörigen angewiesen.<br />

Diese Entwicklung muss dringend<br />

durchbrochen werden. Die Kliniken brauche<br />

eine andere Form der Finanzierung,<br />

wie es inzwischen auch von der Deutschen<br />

Krankenhausgesellschaft, den Gewerkschaften<br />

und den Klinikträgern verlangt<br />

wird.<br />

Verglichen mit vielen Ländern der Welt hat<br />

Deutschland eine Gesundheitsversorgung<br />

auf hohem Niveau, auch wenn es in Teilbereichen<br />

Defizite gibt. Nach den USA und<br />

der Schweiz ist das deutsche System aber<br />

das dritt teuerste. Gelder sind da. Sie müssen<br />

so eingesetzt werden, dass unabhängig<br />

von Einkommen und sozialem Status,<br />

alle Menschen die notwendige medizinische<br />

Versorgung bekommen.<br />

Gerhard Schwarzkopf-Steinhauser,<br />

Liste Demokratischer Ärztinnen und Ärzte<br />

Fotos: Andreas Bauer<br />

Malteser Migranten Medizin<br />

Romanplatz 5<br />

Tel. 089 17117275<br />

migrantenmedizin@mhd-muc.de<br />

<strong>Münchner</strong> <strong>Stadtgespräche</strong> Nr. 48/49 05/2008<br />

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