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Gäste-Journal - Schwarzwälder Bote

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Gefunden<br />

Von Baden-Baden aus unternahmen wir<br />

einen Ausflug in den Schwarzwald.<br />

Die meiste Zeit waren wir zu Fuß unterwegs.<br />

Diese erhabenen Wälder und die Empfindungen,<br />

die sie einem einflößen, lassen<br />

sich letztlich nicht beschreiben. Eine dieser<br />

Empfindungen jedoch ist eine tiefe<br />

Zufriedenheit und eine andere ein übermütiges<br />

jungenhaftes Entzücken und eine<br />

dritte, stark hervortretende ist das Gefühl,<br />

die Werktagswelt weit zurückgelassen<br />

zu haben und von ihrem Getriebe<br />

vollkommen losgelöst zu sein.<br />

Ich ging im Walde<br />

So für mich hin,<br />

Und nichts zu suchen,<br />

Das war mein Sinn.<br />

Im Schatten sah ich<br />

Ein Blümchen stehn,<br />

Wie Sterne leuchtend,<br />

Wie Äuglein schön.<br />

Ich wollt es brechen,<br />

Da sagt es fein:<br />

Soll ich zum Welken<br />

Gebrochen sein?<br />

Ich grub's mit allen<br />

Den Würzlein aus,<br />

zum Garten trug ich's<br />

Am hübschen Haus.<br />

Und pflanzt es wieder<br />

Am stillen Ort;<br />

Nun zweigt es immer<br />

Und blüht so fort.<br />

Johann Wolfgang von Goethe<br />

* 28. August 1749, Frankfurt am Main<br />

† 22. März 1832, Weimar<br />

Diese Wälder erstrecken sich ohne Unterbrechung<br />

über ein gewaltiges Gebiet;<br />

und wo man auch hinkommt, sind sie so<br />

dicht und so still, so tannig und so duftend.<br />

Die Stämme der Bäume sind sauber und<br />

kerzengerade, und vielerorts ist der Boden<br />

auf Kilometer hin von einem lebhaften<br />

grünen Moospolster bedeckt, das nirgendwo<br />

vermodert oder zerrissen ist und<br />

von keinem abgefallenen Blatt oder<br />

Zweig in seiner makellosen Reinheit und<br />

Ordentlichkeit gestört wird. Ein sattes,<br />

domhaftes Dämmerlicht fällt in die säu-<br />

Foto: STG<br />

Geheimnisvoller Schwarzwald<br />

Schwarzwald <strong>Gäste</strong>-<strong>Journal</strong> 21<br />

lenbestandenen Gänge, so dass die verirrten<br />

Sonnensprenkel, die hier auf einen<br />

Stamm und dort auf einen Ast treffen,<br />

kräftig hervortreten und das Moos regelrecht<br />

zu brennen scheint, wo sie am Boden<br />

tüpfeln.<br />

Aber die eigentümlichste Wirkung und<br />

die zauberhafteste bringt das weichgestreute<br />

Licht der tiefstehenden Nachmittagssonne<br />

hervor; kein einziger Strahl<br />

kann dann eindringen, das weiche Licht<br />

aber nimmt Farbe an von Moos und Laub<br />

und erfüllt alles mit einem zarten grünen<br />

Dunst, der Theaterbeleuchtung des Mär-<br />

chenlandes. Die Stimmung des Geheimnisvollen<br />

und Übernatürlichen, die zu jeder<br />

Zeit über dem Wald liegt, wird durch<br />

dieses unirdische Licht noch eindringlicher.<br />

Mark Twain * 30. November 1835 in Florida,<br />

Missouri; † 21. April 1910 in Redding,<br />

Connecticut.<br />

Der Schriftsteller machte 1878 eine Europareise,<br />

die in Deutschland begann und<br />

auch durch den Schwarzwald führte.<br />

Danach schrieb er seinen Reisebericht<br />

»Bummel durch Europa«

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