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Schluss mit lustig<br />
74<br />
Sie saßen hinten im VIP-Bereich <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>rmesse, H2O, seine<br />
Assistentin, <strong>de</strong>r Staatssekretär <strong>de</strong>s Landwirtschaftsministeriums<br />
und <strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Rin<strong>de</strong>rzüchter-Verbands. Es gab<br />
Rin<strong>de</strong>rfi let, Rosmarinkartoffeln, einen trockenen Rotwein.<br />
„Gut, das Fleisch“, sagte H2O. „Ja“, sagte <strong>de</strong>r Staatssekretär.<br />
„Ist ja auch von <strong>de</strong>utschen Tieren“, meinte <strong>de</strong>r Verbandspräsi<strong>de</strong>nt.<br />
„Gut, aber nicht sein von Güte von Kobe-Beef“, warf<br />
Frau Liun, H2Os Assistentin, ein. „Deutsches Rin<strong>de</strong>rfi let sein<br />
absolut bestes in Deutschland, aber Fleisch von Wagyu sein<br />
an<strong>de</strong>res Liga. Auch Wagyu-Fleisch<br />
von Wagyu-Rin<strong>de</strong>r, die stehen<br />
auf <strong>de</strong>utsches Land und essen<br />
<strong>de</strong>utsches Gras.“ „Danke, Frau<br />
Liun“, hob H2O an, „das gibt mir<br />
eine wun<strong>de</strong>rschöne Überleitung.“<br />
„Meine Herren“, sagte H2O, „ich<br />
möchte nicht lange um <strong>de</strong>n heißen<br />
Brei herumre<strong>de</strong>n. <strong>Als</strong>o, ich bin<br />
Züchter von Wagyu-Rin<strong>de</strong>rn und<br />
ich plane, <strong>de</strong>mnächst groß angelegt<br />
Wagyu-Burger auf <strong>de</strong>n Markt<br />
zu bringen. Es ist klar, dass ich<br />
damit neue Arbeitsplätze schaffe<br />
und darüber hinaus helfe, das<br />
Bruttoinlandsprodukt zusätzlich,<br />
äh, in Schwung zu bringen. Meine<br />
Assistentin hat einmal alles ein wenig durchgerechnet. Wir<br />
kamen dabei auf einen Umsatz von gut 140 Millionen Euro.<br />
Vor Steuern, natürlich“, lächelte H2O. „Worauf ich hinaus<br />
möchte, meine Herren, ist, dass ein Wagyu-Züchter allein<br />
so einsam ist wie ein spanischer Kampfstier auf <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>.<br />
Deshalb möchte ich Sie, geschätzter Herr Verbandspräsi<strong>de</strong>nt,<br />
und Sie, verehrter Staatssekretär, fragen, wie es da mit Hilfe in<br />
Form von Subventionen und an<strong>de</strong>ren, äh, fl ankieren<strong>de</strong>n Maßnahmen<br />
aussieht.“<br />
Es wur<strong>de</strong> ganz still. Die bei<strong>de</strong>n angesprochenen Herren kauten<br />
zu En<strong>de</strong> und nahmen einen Schluck Wein. „<strong>Als</strong>o, Herr<br />
Hirschmüller war glaube ich ihr Name. Ich will offen zu Ihnen<br />
sein. Ich persönlich wer<strong>de</strong> sie diesbezüglich unterstützen<br />
können, als dass ich Ihnen hiermit verspreche, einen Ihrer<br />
Burger zu kaufen. Vonseiten <strong>de</strong>s Ministeriums sehe ich da al-<br />
H 2O<br />
... blitzt ab und spürt neue Energie<br />
von Michael Bahnerth<br />
Unternehmer Henning Hirschmüller-Oberst, H2O genannt, sucht Unterstützung für seine<br />
Wagyu-Rin<strong>de</strong>rzucht. Dann macht er eine geräuschvolle Ent<strong>de</strong>ckung.<br />
lerdings keine Möglichkeiten. Sie wissen doch, wie das läuft.<br />
Schaffen Sie Arbeitsplätze, Tausen<strong>de</strong>, eine ganze Industrie,<br />
und wenn Sie dann pleitegehen, können wir Ihnen vielleicht<br />
helfen.“ „<strong>Als</strong>o“, hob <strong>de</strong>r Verbandspräsi<strong>de</strong>nt an, „steigen Sie<br />
um auf Rin<strong>de</strong>rzucht, Herr Hirschmüller. Wer<strong>de</strong>n Sie aktives<br />
Mitglied bei uns. Meiner Meinung nach ist dieses Wagyu-Ding<br />
eine Mo<strong>de</strong>erscheinung. Sehen Sie, das Wagyu-Rind wird wie<strong>de</strong>r<br />
gehen. Aber das <strong>de</strong>utsche Rind wird bleiben.“<br />
H2O setzte sich aufrecht. „Das ist alles?“, fragte er und erntete<br />
ein Schulterzucken. „Wenn das<br />
so ist“, fuhr H2O fort, „ist das ein<br />
Witz. Um es mal so zu sagen, ich<br />
reiße mir hier <strong>de</strong>n Arsch auf, um<br />
die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft und die<br />
<strong>de</strong>utsche Fleischkultur nicht unerheblich<br />
zu bereichern und das<br />
Gemeinwohl zu heben, und alles,<br />
was sie mir anbieten können, ist<br />
eine Mitgliedschaft und <strong>de</strong>n Kauf<br />
eines meiner Burger? Ich bitte<br />
Sie, meine Herren.“ Die bei<strong>de</strong>n<br />
Herren zuckten abermals mit <strong>de</strong>r<br />
Schulter und aßen seelenruhig<br />
weiter. „Entschuldigen Sie mich“,<br />
sagte H2O, „ich muss jetzt mal.“<br />
Er lief an <strong>de</strong>n Rin<strong>de</strong>rn vorbei in<br />
Richtung Toilette, an all diesen subventionierten Tieren, wie<br />
er annahm, und als er gera<strong>de</strong> dabei war, das letzte Rind zu passieren,<br />
sah er noch, wie es <strong>de</strong>n Schwanz hob und dann laut und<br />
lang und nachhaltig einen Furz tat. Jesus, dachte H2O, wenn<br />
ich jetzt eine brennen<strong>de</strong> Zigarre im Mund gehabt hätte, dann<br />
wäre das ganze Biogas hochgegangen. H2O blieb stehen und<br />
sog <strong>de</strong>n Duft ein. Henning, sagte er sich, das ist Energie, Bioenergie.<br />
Und das ist es. Die Viecher furzen umsonst. Da muss<br />
man nur das Gas einfangen, reinigen und ins Netz speisen. Er<br />
ging nicht mal mehr auf Toilette. „Frau Liun“, sagte er, als er<br />
zurück am Tisch war, „wir gehen. Ja, sofort. Meine Herren, Sie<br />
wer<strong>de</strong>n von mir hören.“<br />
DIE NÄCHSTE FOLGE:<br />
H2O sucht seinen Anteil am Biogasmarkt.<br />
ProFirma 01/02 2011<br />
Folge 31<br />
Illustration: Reinhold Harwath