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Masterplan Sport Ruhr - Metropole Ruhr

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MASTERPLAN SPORT RUHR<br />

DANK<br />

Wir danken allen Referenten und Diskussionsteilnehmern für ihre Unterstützung und rege<br />

Beteiligung. Die zur Verfügung gestellten Textgrundlagen wurden redaktionell bearbeitet.<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: Regionalverband <strong>Ruhr</strong>, Referat Kultur und <strong>Sport</strong><br />

Kronprinzenstr. 35, 45128 Essen<br />

www.metropoleruhr.de<br />

Gesamtleitung: Dr. Dieter Nellen, Leiter des Referats Kultur und <strong>Sport</strong> beim<br />

Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />

Workshop-Konzeption: Paul Lawitzke, Leiter des Teams Freizeitmarketing im Referat<br />

Kultur und <strong>Sport</strong> des Regionalverbandes <strong>Ruhr</strong><br />

Redaktion: Jan Schmitz, Münster<br />

Gestaltung Titelseite: Frank Siebrecht, Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />

Workshop-Fotos: Dirk A. Friedrich, Essen<br />

Essen, 2010<br />

2


Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />

Der Bädermarkt <strong>Ruhr</strong> 1<br />

Der Bädermarkt in der <strong>Metropole</strong> <strong>Ruhr</strong> ist einer der vielfältigsten und attraktivsten<br />

in Deutschland. 55 Entscheidungsträger und Badbetreiber diskutierten die<br />

Perspektiven der regionalen Bäderentwicklung innerhalb des <strong>Masterplan</strong>s <strong>Sport</strong><br />

für die <strong>Metropole</strong> <strong>Ruhr</strong>.<br />

Heinz-Dieter Klink, der Regionaldirektor des Regionalverbandes <strong>Ruhr</strong>, begrüßte<br />

die Teilnehmer zu dem Workshop „Bäder in der Krise? - Regionale Bäderentwicklung“,<br />

der am 23. September 2009 im Rahmen der Workshop-Reihe des<br />

<strong>Sport</strong>forums <strong>Ruhr</strong> stattfand. Er stellt die Bedeutung einer funktionierenden<br />

Bäderinfrastruktur heraus und verweist auf die aktuell schwierigeren finanziellen<br />

Rahmenbedingungen, verbunden mit der Hoffnung durch verstärkte regionale<br />

Kooperation dieser Herausforderung gerecht zu werden.<br />

Dr. Christian Ochsenbauer argumentiert dafür, die Bäder nicht nur unter finanztechnischen<br />

Gesichtspunkten zu betrachten, sondern den Public Value öffentlicher<br />

Bäder z. B. für die Gesundheit, das Lebensgefühl und gesellschaftliche<br />

Zielstellungen, wie das Erlernen des Schwimmens, in den Fokus der Betrachtung<br />

zu stellen.<br />

Die Beiträge von Paul Lawitzke über die Bädermetropole <strong>Ruhr</strong> und Dr. Klaus<br />

Lipinsky über die Berliner Bädersituation verdeutlichen die Gemeinsamkeiten<br />

und Unterschiede der Regionen hinsichtlich der Raumstruktur, der Angebotssituation<br />

und der unterschiedlichen organisatorischen Rahmenbedingungen.<br />

Die <strong>Metropole</strong> <strong>Ruhr</strong> hat mit 5,2 Mio. Einwohnern erheblich mehr Einwohner als<br />

Berlin mit 3,4 Mio. Einwohnern. Die Fläche der <strong>Metropole</strong> <strong>Ruhr</strong> ist gegenüber<br />

Berlin etwa fünf mal so groß (<strong>Ruhr</strong>: 4.400 km 2 , Berlin: 890 km 2 ). Die Wohndichte<br />

ist mit 1.167 Einwohnern je km 2 gegenüber Berlin deutlich geringer (Berlin:<br />

3.443).<br />

Beide Regionen verfügen über eine hinsichtlich der Angebotskapazitäten und flächigen<br />

Abdeckung gute Grundversorgung. Diese bedarf einer Anpassung an das<br />

veränderte Schwimmverhalten. In Hinblick auf zukünftige Ziele des <strong>Masterplan</strong>s<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Ruhr</strong> zur Sicherung einer flächendeckenden Versorgung ist festzuhalten:<br />

3<br />

In der <strong>Metropole</strong> <strong>Ruhr</strong> bestehen 186 Bäderstandorte (Berlin: 63). Mit 3,6<br />

Bädern je 100.000 Einwohner stehen der Bevölkerung in der <strong>Metropole</strong> <strong>Ruhr</strong><br />

in Relation zur Einwohnerzahl deutlich mehr Bäder zur Verfügung (Berlin: 1,9<br />

Bäder je 100.000 Einwohner).<br />

Bezogen auf die Fläche stehen in der <strong>Metropole</strong> <strong>Ruhr</strong> 0,04 Bäder je km 2 und<br />

in der Hauptstadt Berlin 0,07 Bäder je km 2 zur Verfügung.<br />

Im Vergleich zur Hauptstadtsituation weist die <strong>Metropole</strong> <strong>Ruhr</strong> ein deutlich attraktiveres<br />

Bäderangebot bei den Freizeitbädern (<strong>Ruhr</strong>: 23, Berlin: 3) und Badeseen<br />

auf. Berlin verfügt dagegen mit dem Europabad über eine international bedeutsame<br />

Wettkampfeinrichtung für Schwimmsportwettkämpfe.<br />

1 s. a.: Jan Schmitz: „Bäder in der Krise? – Regionale Bäderentwicklung“, Bericht über einen Workshop des<br />

Regionalverbandes <strong>Ruhr</strong> in Essen in AB Archiv des Badewesens 12 / 2009<br />

ZUSAMMENFASSUNG


ERGEBNISSE<br />

MASTERPLAN SPORT RUHR<br />

Die Bevölkerung an der <strong>Ruhr</strong> besucht die Bäder im Durchschnitt drei Mal jährlich, wogegen<br />

in Berlin nur zwei Besuche je Einwohner jährlich erfolgen.<br />

Extreme Unterschiede bestehen hinsichtlich der Organisationsstruktur. Die Berliner Bäder<br />

liegen im Wesentlichen in der Hand der BBB Berliner Bäder-Betriebe, die als Anstalt<br />

öffentlichen Rechts fungieren. Demgegenüber ist im <strong>Ruhr</strong>gebiet eine Fragmentierung der<br />

Betriebsverantwortung auf etwa 90 verschiedene Betreiber festzustellen.<br />

Ziele eines Bausteins Bäder im <strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong><br />

In der abschließenden Podiumsdiskussion unter Beteiligung der anwesenden Bäderverantwortlichen<br />

und -experten wird ein regionaler Informationsaustausch zum Thema Bäderentwicklung<br />

einhellig begrüßt.<br />

Als generelles Ziel wird die Herstellung von mehr Transparenz auf der Basis eines regionalen<br />

Konsenses benannt.<br />

Neben der Frage der Abstimmung kommunaler Bäderentwicklungen wird die Sicherung der<br />

Grundversorgung und insbesondere die Sicherung des Schulschwimmens als Themenschwerpunkt<br />

benannt.<br />

Ein aktuell fortzuschreibender Orientierungsrahmen für kommunale Bäderentwicklungen<br />

hat eine hohe Leitbildfunktion für kommunale Bäder-Entwicklungskonzepte und politische<br />

Meinungsbildungsprozesse. Hierzu gehören insbesondere<br />

4<br />

die räumliche, regionale Darstellung der Bäderstandorte<br />

die differenzierte Darstellung der Bädertypen und Angebotselemente<br />

die regionalen Besucherentwicklungen<br />

Trends der Nachfrageentwicklung, Folgen des demographischen Wandels und Veränderungen<br />

im Freizeit- und Badeverhalten.<br />

Darüber hinaus ist ein regionaler finanzwirtschaftlicher Überblick erforderlich.<br />

Aufgrund seines Grundverständnisses der interkommunalen und regionalen Kooperation<br />

und der beim RVR vorhandenen hohen Fachkompetenz in Fragen der regionalen Bäderentwicklung<br />

wird der RVR als die geeignete Plattform für die folgenden Aufgaben gesehen:<br />

Moderator des Informations- und Erfahrungsaustausches<br />

Gutachter zur Erarbeitung eines Orientierungsrahmens Regionale Bäderentwicklung<br />

Berater in Fragen der kommunalen Bäderentwicklung<br />

Motor für den weiteren Prozess.


Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />

INHALT<br />

Zusammenfassung 3<br />

Inhaltsverzeichnis 5<br />

Begrüßung<br />

Heinz-Dieter Klink, Regionaldirektor des Regionalverbandes <strong>Ruhr</strong><br />

IMPULSE<br />

Moderatorin: Dr. Eva Maria Hubbert, Leiterin des Referates Finanzmanagement<br />

/ Zentrale Dienste beim Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />

Public Value öffentlicher Bäder<br />

Dr. Christian Ochsenbauer, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für<br />

das Badewesen<br />

Der Bädermarkt <strong>Ruhr</strong><br />

Paul Lawitzke, Leiter des Teams Freizeitmarketing beim Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />

Sicherung der Grundversorgung 17<br />

Dr. Klaus Lipinsky, Vorstandsvorsitzender der Berliner Bäder-Betriebe<br />

KOMMUNALE STRATEGIEN<br />

Moderatorin: Dr. Eva Maria Hubbert, Leiterin des Referates Finanzmanagement<br />

/ Zentrale Dienste beim Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />

Lokale Grundversorgung im regionalen Kontext<br />

Heinz Moseler, Betriebsleiter des MSS Mülheimer <strong>Sport</strong>Service<br />

Bäderbetrieb durch Stadtwerke<br />

Dirk Hohensträter, Geschäftsführer <strong>Sport</strong>- und Bäderbetriebe Moers<br />

Standortentwicklung durch neue Gesundheits- und Wellness-Angebote<br />

Frank Rose, Geschäftsführer der Prova Unternehmensberatung GmbH<br />

Regionaler Bäderbetrieb in interkommunaler Kooperation 32<br />

Dieter Funke, Bereichsleiter Wirtschaftsführung beim Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />

REGIONALE PERSPEKTIVEN<br />

Moderator: Dr. Dieter Nellen, Leiter des Referates Kultur und <strong>Sport</strong> beim<br />

Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />

Podiumsdiskussion 39<br />

Dr. Barbara Duka, Beigeordnete der Stadt Marl<br />

Dr. Christoph Müllmann, Beigeordneter der Stadt Kamp-Lintfort<br />

Christian Hülsmann, Stadtdirektor der Stadt Essen<br />

Dr. Manfred Beck, Beigeordneter der Stadt Gelsenkirchen<br />

ANHANG: TEILNEHMER DES WORKSHOPS 53<br />

5<br />

7<br />

9<br />

13<br />

23<br />

26<br />

29


MASTERPLAN SPORT RUHR<br />

6<br />

BEGRÜSSUNG >>>


Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

hiermit begrüße ich Sie herzlich zu unserem 4. Workshop in der Reihe von Veranstaltungen<br />

des <strong>Sport</strong>forums <strong>Ruhr</strong>!<br />

Begrüßung<br />

Heinz-Dieter Klink, Regionaldirektor des Regionalverbandes <strong>Ruhr</strong><br />

7<br />

Mit dem heutigen Teilnehmerkreis versammelt sich hier im Haus des<br />

<strong>Ruhr</strong>gebiets ein breites Fachwissen der verschiedenen Akteure im<br />

Bäderbereich. Ich begrüße -und ich bitte um Nachsicht, wenn ich dies<br />

nur institutionell tue- die Vertreter folgender Bereiche und Institutionen:<br />

Politik und Verwaltung der Kommunen und des Regionalverbandes<br />

<strong>Ruhr</strong>, Bäderbetreiber (Kommunale <strong>Sport</strong>ämter, <strong>Sport</strong>- und Bäderbetriebe,<br />

RVR, Stadtwerke und Private), Stadtsportbünde, Deutsche Gesellschaft<br />

für das Badewesen, Schwimmverband Nordrhein-Westfalen,<br />

Olympiastützpunkt Rhein-<strong>Ruhr</strong>, Städtenetzwerk Nordrhein-Westfalen,<br />

Städtetag Nordrhein-Westfalen, Innenministerium Nordrhein-Westfalen,<br />

<strong>Sport</strong>wissenschaft und Medien.<br />

Das Thema der zukünftigen Bäderentwicklung hat im Rahmen der Erarbeitung<br />

des <strong>Masterplan</strong>s <strong>Sport</strong> <strong>Ruhr</strong> einen eigenen Stellenwert. Funktionstüchtige Bäder<br />

sind die Voraussetzung für das Erlernen des Schwimmens sowie für den Schwimmleistungs-<br />

und -spitzensport. Bäder haben aber auch eine hohe Bedeutung für die Lebensqualität der<br />

Menschen in unserer Region. Sie sind Orte der Freizeit, des <strong>Sport</strong>s, der Gesundheit und der<br />

Begegnung für alle Altersgruppen. Die grundsätzlich hohe Bedeutung der Bäder als unverzichtbarer<br />

Teil der öffentlichen Infrastruktur ist unbestritten. Gleichwohl sind - insbesondere<br />

unter dem Aspekt knapper öffentlicher Mittel - das Angebot und der Betrieb kontinuierlich<br />

an die veränderte Nachfrage durch die Nutzer anzupassen.<br />

Der Regionalverband <strong>Ruhr</strong> betreibt seit mehr als 30 Jahren gemeinsam mit seinen Mitgliedskörperschaften<br />

Bäder. Ursprünglich als Freibäder konzipiert haben diese Bäder sich im<br />

Laufe der Jahre zu gesundheitsorientierten Freizeitbädern entwickelt, die jährlich von mehr<br />

als zwei Millionen Badegästen besucht werden.<br />

Ich möchte allerdings nicht verhehlen, dass es bei einem zunehmenden regionalen Wettbewerb<br />

aufgrund der aktuellen und absehbaren Finanzsituation der Kommunen und des<br />

RVR immer schwerer fällt, die hohe Angebotsqualität der Freizeitbäder mit Beteiligung des<br />

Regionalverbandes <strong>Ruhr</strong> aufrechtzuerhalten und fortzuentwickeln.<br />

Die Sicherung der Grundversorgung für das Schwimmen der Schulen, Vereine und der<br />

Öffentlichkeit ist eine kommunale Aufgabe. Die Nutzung der wirtschaftlichen Potentiale<br />

kann nur im regionalen Konsens und in regionaler Abstimmung dauerhaft erfolgreich sein.<br />

Mit der Erarbeitung des Bausteins Bäder im <strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong> verbindet sich daher auch der<br />

Gedanke, Orientierung für eine regionale Bäderentwicklung zu schaffen, die von den Kommunen<br />

gemeinsam getragen wird.<br />

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen heute anregende Diskussionen und der<br />

Veranstaltung eine guten inhaltlichen Ertrag!


MASTERPLAN SPORT RUHR<br />

Moderatorin: Dr. Eva Maria Hubbert,<br />

Leiterin des Referates Finanzmanagement / Zentrale Dienste beim Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />

8<br />

IMPULSE >>>


Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />

Karl Theodor zu Guttenberg und Peer Steinbrück haben am vergangenen Sonntag im ARD<br />

von tiefen zu erwartenden Einschnitten bei den öffentlichen Ausgaben gesprochen und<br />

davon, dass Liebgewordenes auf den Prüfstand gestellt werden müsse. Die beiden haben<br />

nicht nur den Bundeshaushalt gemeint. Allen ist klar, dass auch in den Kommunen in den<br />

nächsten Jahren wieder Einsparungen bei der Infrastruktur auf dem Plan stehen.<br />

Public Value öffentlicher Bäder<br />

Dr. Christian Ochsenbauer, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für<br />

das Badewesen<br />

9<br />

Was nach der Bundestagswahl auf die Badbetreiber zukommen wird, ist<br />

damit ebenfalls klar:<br />

Forderungen nach Einsparungen,<br />

der Ruf nach Privatisierung,<br />

besorgte Vereine und Bürgerinitiativen und<br />

Schließungsdiskussionen.<br />

Das gilt sicher nicht für alle Teile Deutschlands und auch nicht für<br />

Nachbarstädte in gleicher Weise. Es kommt auf die Position, das Image,<br />

die Verankerung der Bäder in der jeweiligen Kommune an.<br />

Das <strong>Ruhr</strong>gebiet ist allerdings in der Tendenz - was heiße Bäderschlachten angeht - im<br />

Vergleich zu anderen Regionen durchaus ein Brennpunkt. Ich denke da nur an den<br />

Kommunalwahlkampf in Essen.<br />

Auf jeden Fall ist es immer wieder eine neue Herausforderung für die Verantwortlichen,<br />

wenn ihr Bad oder ihre Bäder auf den Prüfstand gestellt werden. Und deshalb will ich jetzt<br />

kurz anreißen, als Denkanstoß, in welchen Fächern die Bäder eigentlich sinnvoll auf den<br />

Prüfstand gehören sollten – und in welchen nicht:<br />

Vorneweg sollte eines eigentlich klar sein:<br />

nicht eingleisig in betriebswirtschaftlichen Kategorien (Zuschussbedarf!)<br />

nicht mit überbetonten existenziellen Argumenten, wie Ertrinkungsgefahren, weil keine<br />

Bäder zur Verfügung stehen<br />

Woran soll der Wert eines Bades für die Kommune aber dann gemessen werden? Hier will<br />

ich den Begriff des „Public Value“ „in den Ring“ werfen. Das ist ja auch der Titel meines<br />

Vortrages!<br />

Woher kommt der Begriff?<br />

Forscher der bekannten St. Gallener Universität<br />

Weiterentwicklung des Daseinsvorsorge-Begriffes.


Bäder leisten wichtige<br />

Beiträge zur Gesundheit<br />

MASTERPLAN SPORT RUHR<br />

Man kann den „öffentlichen Wert“ eines Bades in fünf Kategorien messen:<br />

10<br />

Gesundheit<br />

Spass, Freude und Sinnlichkeit<br />

Gesellschaft<br />

Umwelt<br />

Effizienz (Geld, Zuschüsse, Kosteneffizienz etc.)<br />

Ich will im Rest der Zeit die Kategorien einmal ausprobieren. Die Frage lautet im folgenden<br />

Was tut das Bad im Allgemeinen für …?<br />

Stichwort Nummer 1: Demographie und Gesundheit<br />

Für Demographie-Experten scheint unumstößlich klar festzustehen, dass sich die<br />

Bevölkerungszusammensetzung, die sich mancherorts schon jetzt massiv ändert, sich in<br />

Zukunft noch stärker und vor allem flächendeckend ändern wird. Und dabei geht es nicht<br />

nur um „Schrumpfung“, sondern auch um die Altersverteilung und die Anteile der<br />

Mitbürger mit einem sogenannten „Migrationshintergrund“.<br />

Von den Ursachen her anders einzuordnen, aber in der Auswirkung zum Teil vergleichbar<br />

ist ein anderer Trend, nämlich die zunehmend schwächere Gesundheit in der Bevölkerung.<br />

Was heißt das: Das heißt Adipositas, die schon die ganz Jungen betrifft, sinkende<br />

motorische Fähigkeiten bei der Jugend, Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates bei den<br />

Älteren, um nur einige wenige zu nennen. Und dann auch noch die Krise des<br />

Gesundheitssystems, sprich: zunehmende Unbezahlbarkeit der Gesundheitskosten.<br />

Was heißt das im Klartext? Es heißt: weniger Menschen, aber auch ältere Menschen,<br />

Menschen mit anderem kulturellen Hintergrund, und immer mehr Menschen, deren<br />

Gesundheit angeschlagen ist, die aber durchaus willens und in der Lage sind, selber<br />

eigenverantwortlich etwas für ihre Gesundheit zu tun. Das ist das eine. Und was ist das<br />

andere: dass beinahe alle Bevölkerungsgruppen in jeder Altersstufe mit allen sportlichen<br />

Voraussetzungen eines können: Schwimmen und Bewegung im Wasser. Die oft<br />

zivilisationsbedingten Faktoren, die viele Bewegungs- und <strong>Sport</strong>arten beeinträchtigen,<br />

spielen im Wasser nämlich eine weitaus geringere Rolle als an Land. Das ist Fakt!<br />

Was heißt das nun für die Bäder? Das Bad kann etwas sehr Zentrales tun:<br />

für die Gesundheit des Einzelnen<br />

für die Gesellschaft.<br />

Und es wird ja getan. Ich denke gerade hier in Essen an die vielen „<strong>Sport</strong>- und<br />

Gesundheitszentren“. Dies sind öffentliche Bäder, die mit großem ehrenamtlichen<br />

Engagement von Vereinen spezielle Angebote für Ältere und Frauen aufgelegt haben. Und<br />

das Geschäft boomt dort mit Kursen aller Art von Aquafitness bis zum Unterwasser-<br />

Cycling. Eine Folge ist, dass diese Bäder ihre Lobby in Politik und Gesellschaft deutlich<br />

stärken können.


Sachliche Diskussion<br />

ist notwendig<br />

Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />

Stichwort Nummer 2: Klimaschutz und Energieeffizienz<br />

Bäder brauchen Energie. Und das nicht wenig. Das ist bauartbedingt. Wo viel verbraucht<br />

wird, kann aber auch viel gespart werden. Das bedeutet, dass die öffentlichen Bäder zu<br />

Vorreitern der Energieeffizienz und des Klimaschutzes werden können und müssen.<br />

Passivhauskonzepte, regenerative Energien etc. Ansatzpunkte gibt es. Sie müssen<br />

aufgegriffen und auch im besten Sinne „verkauft“ werden. Dann kann auch hier aus der<br />

Defensivargumentation der „Energieschleuder Bad“ ein Argument pro Bad werden.<br />

Fazit:<br />

Nicht eingleisige Argumentationen, sondern der gesamte Zweck oder „öffentliche Wert“<br />

eines Bades, für alle Bevölkerungsgruppen, muss in den Vordergrund gestellt werden. Das<br />

ist der „Public Value Ansatz“! Denn nur dann werden die öffentlichen Bäder auf jedem<br />

Prüfstand, aus welchem Anlass auch immer, gerechter oder angemessener bewertet<br />

werden.<br />

Das heißt aber auch, dass dann das Badmanagement an der Schaffung dieses Wertes<br />

gemessen werden muss. Hier ist Umdenken erforderlich.<br />

Wir werden jedenfalls als Verbände des Badewesens weiter daran arbeiten, dass Bäder<br />

immer mehr „Public Value“ in diesem Sinne produzieren.<br />

Wenn es Ihnen heute auch gelingen könnte, den Public Value der Bäder im <strong>Ruhr</strong>gebiet zu<br />

steigern, würde es mich sehr freuen. Ich wünsche Ihnen allen viel Erfolg und auch Spaß<br />

heute Vormittag und auch für Ihre Arbeit für die Bäder. Ich glaube immer noch - es lohnt<br />

sich.<br />

11


MASTERPLAN SPORT RUHR<br />

Sythen<br />

Hamminkeln-Dingden<br />

Haltern<br />

Strandbad Stausee<br />

Hamminkeln<br />

Ternscher<br />

See<br />

Selm<br />

Wesel-Bislich<br />

LB Werne<br />

Schermbeck<br />

Stockum<br />

Wesel-Ost<br />

Auesee<br />

Xanten<br />

Rheinbad Wesel<br />

Selm-Bork<br />

Werne-Stockum<br />

Marl-Hüls<br />

Stadtbad<br />

LB<br />

Guido-Heiland-B.<br />

Bodelschwingschule<br />

Südbad<br />

Mollbeck<br />

Hünxe<br />

CappenbergerSee<br />

LB<br />

Heil<br />

Selbachpark<br />

Willibrandschule<br />

Alt-Lünen<br />

Bergkamen-Oberaden<br />

Lünen-<br />

Voerde<br />

BOT-Kirchhellen<br />

Lünen-Mitte<br />

Brambauer<br />

Tenderingsweg<br />

Lutherschule Waltrop<br />

Bergkamen-<br />

Horstmarer See<br />

Kleinschwimmhalle<br />

Weddinghofen<br />

RE Suderwich<br />

Borth<br />

Lünen-Horstmar<br />

LB Jahnschule<br />

LB Goetheschule<br />

Lünen-<br />

Voerde<br />

Brambauer<br />

Kamen-Mitte Bönen<br />

Parkbad Nord<br />

Lünen Gamen<br />

Stadtbad<br />

Kamen-Mitte Kamen-Heeren-<br />

Berve<br />

Gladbeck<br />

DO-Derne<br />

KH Kamen-Heeren<br />

Dinslaken-Hiesfeld<br />

Castrop-Rauxel Bahnhofstr.<br />

DO-Mengede DO-Eving<br />

Bottrop<br />

DO-Scharnhorst LB Unna-<br />

DO-Hardenberg<br />

Massen<br />

LB Unna-<br />

Rheinberg-Underberg<br />

Lünern<br />

Alsbachtal OB BOT-Stadtmitte<br />

Bornekampbad<br />

Osterfeld<br />

Jahnplatz<br />

DO-Brackel<br />

DO-Nord<br />

DO-Stockheide<br />

Schwimmsporthalle Unna<br />

BO-Rosenberg<br />

OB-<br />

BOT-Boy-Welheim<br />

DU-SchwelgernSterkrade<br />

DO-West<br />

DO-Süd DO-Aplerbeck<br />

Schöne Flöte<br />

E-Altenessen<br />

BO-Werne<br />

LB<br />

E-Dellwig<br />

BO-<br />

Lütgendortmund<br />

Volkspark DO<br />

J.-Reding-Schule<br />

Sonnenbergschule LB<br />

Holzwickede<br />

Fröndenberg<br />

DU-Beeck<br />

Hofstede BO-<br />

Fröndenberg-<br />

OstbadE-Borbeck<br />

Südfeldmark<br />

Löhnbad<br />

E-Nordost<br />

DO-Hombruch<br />

DO-Hörde<br />

Dellwig<br />

Fröndenberg<br />

DU-<br />

Obermeiderich<br />

Südpark<br />

DO-<br />

Witten-Annen<br />

Wellinhofen<br />

Südbad<br />

Hauptbad<br />

DO-Hombruch<br />

DU-Neuenkamp<br />

<strong>Ruhr</strong>stadion<br />

E-Steele<br />

Witten-Annen<br />

Holzen<br />

DU-Neudorf<br />

BO-Linden<br />

Stadtbad<br />

Grugabad<br />

Herdecke-<br />

LB<br />

Töppersee<br />

F.-Wenne-<br />

Bleichstein<br />

Ergste<br />

BettenkamperMeer<br />

mann-Bad Baldeney<br />

Elsebachtal<br />

Schwimm- <strong>Ruhr</strong>strand<br />

Witten-Herbede<br />

Herdecke-<br />

Hattingen-Welper<br />

HA-Hengstey<br />

Schwerte<br />

DU-Rumeln<br />

stadion<br />

Bleichstein<br />

Kruppsee DU-Wanheim<br />

Wetter<br />

Du-Großenbaum<br />

Wolfssee<br />

Wetter-<br />

Ischeland<br />

E-Kettwig Ischeland<br />

Oberwengern<br />

HA-Kirchenberg<br />

Du-Großenbaum<br />

Sprockhövel<br />

HA-Henkhausen<br />

Willy-Weyer-Bad<br />

E-WerdenE-Kupferdreh<br />

Nibelungenbad<br />

Atlantis<br />

Solebad Werne<br />

Dorsten-Wulfen<br />

Hamm<br />

HAM-Heessen<br />

Europabad<br />

HAM-Bockum-Hövel<br />

Stimbergpark<br />

Traglufthalle<br />

Marl-Hüls<br />

Stadtbad<br />

.<br />

Stadtbad Datteln<br />

Stadtbad<br />

HAM-Ostwennemar<br />

Allwetterbad<br />

HAM-Herringen<br />

.<br />

Waltrop<br />

Oer-Erkenschwick<br />

CopaCaBackum RE Herner Str.<br />

Bergkamen-Mitte<br />

Westerholt<br />

LB Hellwegschule<br />

Alpen<br />

RE Südpark<br />

Dinslaken<br />

GE-Buer<br />

<strong>Sport</strong>paradies<br />

Rheinberg-Solvay<br />

Kamen-Methler<br />

Wananas Allwetterbad DU-Walsum<br />

Lago<br />

GE-Horst Stadtbad Solebad Wischlingen<br />

Niederrhein-Therme<br />

Zentralbad Bergstr.<br />

Unna<br />

Eickel<br />

<strong>Sport</strong>zentrum<br />

Solbad Vonderort<br />

Spaßbad<br />

Rheinkamp<br />

Pappelsee<br />

Activarium Medi-Therme<br />

DU-Homberg<br />

Oase Nienhausen<br />

BO-Langendreer<br />

Südpark BO-Höntrop Heveney<br />

Neukirchen-Vluyn<br />

E-Oststadt<br />

BO-Querenburg<br />

MH-Nord<br />

Friedrichsbad<br />

E-Rüttenscheid<br />

Schwerte<br />

DU-Rheinhausen MH-Süd<br />

Hattingen-Mitte<br />

HA-Boele<br />

HA-Vorhalle<br />

Solimare<br />

Hattingen-Holthausen<br />

12<br />

<strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong> <strong>Ruhr</strong><br />

§ Baustein Bäder<br />

Freizeitbad<br />

Kombibad<br />

Hallenbad<br />

HeubergBad<br />

Freibad<br />

Kleinschwimmhalle<br />

Badegelegenheit<br />

Aquarell<br />

Gevelsberg<br />

Silberseen<br />

Stadtbad Schwelm<br />

Platsch<br />

Schwelmebad<br />

HA-Hestert<br />

Breckerfeld<br />

Glörtalsperre<br />

HA-Lennebad-<br />

Hohenlimburg<br />

HA-Dahl<br />

Regionalverband <strong>Ruhr</strong> 2007


Attraktive<br />

Bäderlandschaft<br />

Rückläufige<br />

Nachfrage<br />

Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />

Der Regionalverband <strong>Ruhr</strong> beobachtet und analysiert fortlaufend die Entwicklungen im Bädermarkt <strong>Ruhr</strong>. Neben der<br />

Erhebung von Besucherzahlen und Entwicklungen im Bäderangebot führt der RVR auch Marktstudien und<br />

Besucherbefragungen zu aktuellen Trends im Bäderbereich durch. Diese Informationen stellt der RVR seinen 53<br />

Mitgliedskommunen zur Verfügung. Sie dienen häufig als Grundlage für politische Entscheidungsprozesse.<br />

Der Bädermarkt <strong>Ruhr</strong><br />

Paul Lawitzke, Teamleiter Freizeitmarketing beim Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />

13<br />

Wir haben die Chronologie des Workshops so aufgebaut, dass wir die<br />

Gelegenheit haben, zwei in Teilen ähnliche, aber auch unterschiedliche<br />

Regionen miteinander vergleichen zu können – einmal die Region<br />

<strong>Metropole</strong> <strong>Ruhr</strong> und anschließend Berlin, die Dr. Lipinsky als<br />

Geschäftsführer der Bäderbetriebe Berlin im Anschluss vorstellen wird.<br />

Mit einigen Schlaglichtern möchte ich nun zunächst versuchen, die<br />

Bäderentwicklung in der <strong>Metropole</strong> <strong>Ruhr</strong> zu charakterisieren. Vielleicht<br />

kann man im Anschluss mit Herrn Dr. Lipinsky darüber diskutieren, was<br />

uns denn in den beiden Regionen und in den Strategien unterscheidet<br />

und wo die Vorteile der jeweiligen Ansätze liegen.<br />

Beim Blick auf die regionale Entwicklung in der <strong>Metropole</strong> <strong>Ruhr</strong> stellen<br />

sich mir drei Fragen. Erstens: Ist das Bäderangebot angemessen?<br />

Zweitens: Was kostet das Bäderangebot und was können wir uns leisten? Drittens: Ist<br />

unser Bäderangebot richtig organisiert?<br />

Wir haben eine sehr differenzierte, hochwertige Infrastruktur im Bäderbereich in der<br />

Region, die von Freizeitbädern bis zu Naturbadeangeboten reicht. Darum würden uns viele<br />

andere Regionen in Europa und der Welt beneiden.<br />

Wir haben eine attraktive Bäderlandschaft und eine große Angebotsdiversität. So stehen im<br />

RVR-Verbandsgebiet den Besuchern 186 Bäder offen. Darunter<br />

23 Freizeitbäder<br />

91 Hallen- und Kombibäder<br />

48 Freibäder<br />

24 Naturbäder<br />

Und die Bäderlandschaft wird noch attraktiver werden. Derzeit befinden sich zwei Bäder im<br />

Bau - ein Freizeitbad in Hagen und eines in Oberhausen. Das heißt: Die Aufwertung der<br />

Infrastruktur im Bäderbereich hält an.<br />

Auf der anderen Seite haben wir eine Besucherentwicklung, die wir insgesamt in der<br />

Summe, aber auch in allen einzelnen Segmenten allenfalls als Stagnation bezeichnen können.<br />

Das ist für einzelne Marktsegmente schon ein positiver Begriff. Unter dem Strich bedeutet<br />

das: Wir haben eine gute Weiterentwicklung des Angebots bei gleichzeitiger Besucherstagnation.<br />

Wozu führt das? Im Bereich der Freizeitbäder hält die Nachfrageentwicklung<br />

beim Blick auf die vergangenen 25 Jahre mit der Entwicklung des Angebots nicht Schritt.<br />

Im Grundsatz kann dabei regional keine vernünftige Auslastung mehr gewährleistet werden.<br />

Das gleiche gilt für die Wirtschaftlichkeit der Bäder. Auch wenn sich ein Freizeitbad für den<br />

einzelnen Standort, die einzelne Stadt durchaus rechnet, geht regional betrachtet die Schere


Bäder-Rückbau +<br />

Sauna Schließungen<br />

MASTERPLAN SPORT RUHR<br />

<strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong> <strong>Ruhr</strong><br />

§ Baustein Bäder<br />

Besucherentwicklung 1997 – 2007 Marktsegmente in Mio.<br />

Besuche 2007<br />

zwischen Angebot und Nachfrage im Freizeitbäderbereich immer weiter auseinander. Ganz<br />

einfach gesagt: Wir produzieren mit öffentlichen Mitteln Überkapazitäten im Bäderbereich.<br />

Es ist dabei nicht so, dass sich alle Städte gleichermaßen entwickeln. Die beschriebene<br />

Entwicklung hat auch Verluste an einzelnen Standorten zur Folge. Einige Beispiele können<br />

das verdeutlichen:<br />

14<br />

20<br />

15<br />

Gesamt<br />

10<br />

Hallenbäder<br />

5<br />

Freibäder<br />

Kombibäder<br />

Freizeitbäder<br />

19.5 Mio.<br />

97 98 99 00 01 02 03 04 05 06<br />

16.8 Mio.<br />

1,3<br />

6.9 Mio.<br />

6.5 Mio.<br />

1,2<br />

1.5 Mio.<br />

0,3<br />

07<br />

<strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong> <strong>Ruhr</strong><br />

§ Baustein Bäder<br />

Freizeitbäder: Angebot und Nachfrage<br />

Aquarell<br />

Natur-Solebad<br />

Werne<br />

Maximare<br />

Atlantis<br />

10 Mio.<br />

Nibelungenbad<br />

Maritimo<br />

WES<br />

HeubergBad<br />

RE<br />

Allwetterbad<br />

Waltrop<br />

HAM<br />

8 Mio.<br />

Freizeitbad Dinslaken<br />

CopaCaBackum<br />

<strong>Sport</strong>paradies<br />

BOT<br />

UN<br />

Wananas Lago<br />

Niederrhein-Therme OB Solbad<br />

6 Mio.<br />

GE<br />

Vonderort<br />

Spaßbad<br />

Pappelsee<br />

Activarium<br />

Freizeitbad<br />

Rhein-<strong>Ruhr</strong>-Bad<br />

Nienhausen<br />

Neukirchen-Vluyn<br />

Angebot<br />

DU MH Oase<br />

E<br />

HER<br />

Solebad<br />

Wischlingen<br />

DO<br />

Meditherme<br />

BO<br />

<strong>Ruhr</strong>taltherme<br />

Freizeitbad<br />

Unna<br />

Freizeitbad Schwerte<br />

Nachfrage<br />

2 Mio.<br />

EN<br />

HA<br />

<strong>Sport</strong>zentrum<br />

Rheinkamp<br />

Freizeitbad<br />

Gevelsberg<br />

80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 +<br />

Das Allwetterbad Waltrop wurde auf ein Freibadangebot zurückgefahren. Sauna und<br />

ganzjähriger Hallenbadbereich einschließlich Soleangebote wurden aufgegeben.<br />

Das <strong>Sport</strong>paradies Gelsenkirchen hat sich - wie ich finde: vorbildlich - in Richtung<br />

Familienangebote ausgerichtet. Die Sauna wurde geschlossen.<br />

Ebenso wurde die Sauna im Freizeitbad Rheinkamp in Moers geschlossen.<br />

Wir haben als RVR mit dem Partner Xanten das ganzjährige Badeangebot im<br />

Nibelungenbad in Xanten aufgegeben. Dort gibt es nun noch das Strandbad und den<br />

Saunabetrieb, aber nicht mehr das Nibelungenbad in seiner ursprünglichen Form.<br />

Auch die Stadt Schwerte denkt schon länger darüber nach, wie man mit dem Freizeitbad<br />

umgeht.<br />

Zudem erarbeitet Unna eine Konzeption zum Rückbau des Freizeitbades.<br />

3,1<br />

Es bestehen aber auch gegenläufige Entwicklungsansätze. Auf der anderen Seite gibt es<br />

Städte und Betreiber im westlichen <strong>Ruhr</strong>gebiet, so im Duisburger Süden und auch in Moers,<br />

die weiter auf die Entwicklung von Freizeitbädern setzen und weitere Bäder in diesem<br />

Marktsegment entwickeln.<br />

Im <strong>Ruhr</strong>gebiet leben wir in einem Spannungsfeld aus öffentlich-rechtlichen, neuen<br />

bürgerschaftlichen und privaten Bäderbetreibern. Ursprünglich wurden Bäder in der Region<br />

traditionell von <strong>Sport</strong>- und Bäderämtern betrieben. Daraus sind im Bemühen der Städte um<br />

eine höhere Wirtschaftlichkeit vielfach Stadtwerke gegründet worden. Das entlastet oder<br />

löst teilweise auch <strong>Sport</strong>- und Bäderämter auf.<br />

Auf der anderen Seite gibt es vereinsgeführte Bäder, auch Stadtsportbünde engagieren sich<br />

im Bäderbetrieb oberhalb von einzelnen Vereinen und nicht ganz zu vergessen: private<br />

Betreiber.<br />

51 Bäder der Region werden von Eigenbetrieben der Städte geführt. Überall dort, wo man<br />

freizeitwirtschaftliches Engagement für steuerliche Vorteile nutzen möchte, macht es<br />

durchaus Sinn, Bäder im Eigenbetrieb oder durch Stadtwerke zu betreiben.


Fragmentierte<br />

Betreiberstruktur<br />

Renaissance<br />

traditioneller Bäder<br />

Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />

<strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong> <strong>Ruhr</strong><br />

§ Baustein Bäder<br />

Nibelungenbad<br />

Sythen<br />

Hamminkeln-Dingden<br />

Atlantis<br />

Haltern<br />

Dorsten-Lembeck<br />

Solebad Werne<br />

Strandbad Stausee<br />

Hamminkeln<br />

Dorsten-Wulfen<br />

Ternscher<br />

Hamm<br />

See<br />

Selm<br />

HAM-Heessen<br />

Wesel-Bislich<br />

LB Werne<br />

Schermbeck<br />

Europabad<br />

Stockum HAM-Bockum-Hövel<br />

Wesel-Ost<br />

Stimbergpark<br />

Auesee<br />

Dorsten<br />

Traglufthalle<br />

Xanten<br />

Marl-Hüls<br />

Rheinbad Wesel<br />

Selm-Bork<br />

Werne-Stockum<br />

Stadtbad<br />

.<br />

Stadtbad Datteln<br />

Stadtbad<br />

HAM-Ostwennemar<br />

Marl-Hüls<br />

Stadtbad Allwetterbad<br />

HAM-Herringen<br />

LB<br />

.<br />

Guido-Heiland-B.<br />

Bodelschwingschule<br />

Südbad<br />

Mollbeck<br />

Hünxe<br />

Waltrop<br />

CappenbergerSee<br />

LB<br />

Heil<br />

Selbachpark<br />

Oer-Erkenschwick<br />

Willibrandschule<br />

Alt-Lünen<br />

Bergkamen-Oberaden<br />

CopaCaBackum<br />

Lünen- Lünen-Mitte<br />

Voerde<br />

BOT-Kirchhellen<br />

RE Herner Str.<br />

Brambauer<br />

Bergkamen-Mitte<br />

Tenderingsweg<br />

Bergkamen-<br />

Horstmarer See<br />

Kleinschwimmhalle<br />

Westerholt<br />

Lutherschule Waltrop<br />

Weddinghofen<br />

LB Hellwegschule<br />

RE Suderwich<br />

Lünen-Horstmar<br />

LB Jahnschule<br />

LB Goetheschule<br />

Borth<br />

Lünen-<br />

Voerde<br />

Brambauer<br />

Bönen<br />

Alpen<br />

RE Südpark<br />

Kamen-Mitte<br />

Parkbad Nord<br />

Lünen Gamen<br />

Kamen-Mitte<br />

Dinslaken Stadtbad<br />

GE-Buer<br />

Kamen-Heeren-<br />

Berve<br />

Gladbeck<br />

DO-Derne<br />

KH Kamen-Heeren<br />

Rheinberg-Solvay<br />

<strong>Sport</strong>paradies<br />

Dinslaken-Hiesfeld<br />

Castrop-Rauxel Bahnhofstr.<br />

DO-Mengede<br />

Kamen-Methler<br />

DO-Eving<br />

Bottrop<br />

Wananas DO-Scharnhorst LB Unna-<br />

DO-Hardenberg<br />

Massen<br />

LB Unna-<br />

Allwetterbad DU-Walsum<br />

Lago<br />

Rheinberg-Underberg<br />

Lünern<br />

Alsbachtal OB BOT-Stadtmitte GE-Horst Stadtbad Solebad Wischlingen<br />

Bornekampbad<br />

Niederrhein-Therme<br />

Osterfeld<br />

Jahnplatz Zentralbad Bergstr.<br />

DO-Brackel<br />

DO-Nord<br />

DO-Stockheide<br />

Schwimmsporthalle Unna<br />

BO-Rosenberg<br />

OB-<br />

BOT-Boy-Welheim<br />

Unna<br />

<strong>Sport</strong>zentrum<br />

DU-SchwelgernSterkrade<br />

Solbad Vonderort Eickel<br />

DO-West<br />

Spaßbad<br />

DO-Süd DO-Aplerbeck Schöne Flöte<br />

BO-Werne<br />

LB<br />

Rheinkamp<br />

E-Altenessen<br />

Volkspark DO<br />

E-Dellwig<br />

BO-<br />

Lütgendortmund<br />

J.-Reding-Schule<br />

Sonnenbergschule<br />

Holzwickede<br />

LB<br />

Pappelsee<br />

Hofstede<br />

Fröndenberg<br />

DU-Beeck<br />

BO-<br />

Fröndenberg-<br />

Löhnbad<br />

OstbadE-Borbeck<br />

Activarium Südfeldmark<br />

DO-Hombruch<br />

DO-Hörde<br />

Dellwig<br />

DU-<br />

E-Nordost<br />

Medi-Therme<br />

Fröndenberg<br />

DU-Homberg<br />

Oase Nienhausen<br />

Obermeiderich<br />

Südpark<br />

BO-Langendreer<br />

DO-<br />

Witten-Annen<br />

Wellinhofen<br />

Südbad<br />

Hauptbad<br />

Südpark BO-Höntrop Heveney<br />

Neukirchen-Vluyn<br />

E-Oststadt<br />

DO-Hombruch<br />

DU-Neuenkamp<br />

<strong>Ruhr</strong>stadion<br />

E-Steele<br />

BO-Querenburg<br />

Witten-Annen<br />

Holzen<br />

DU-Neudorf MH-Nord<br />

Friedrichsbad<br />

E-Rüttenscheid BO-Linden<br />

Stadtbad Schwerte<br />

Grugabad<br />

Herdecke-<br />

LB<br />

TöpperseeDU-Rheinhausen<br />

MH-Süd F.-Wenne-<br />

Bleichstein<br />

Ergste<br />

BettenkamperMeer<br />

mann-Bad Baldeney<br />

Elsebachtal<br />

Schwimm- <strong>Ruhr</strong>strand<br />

Witten-Herbede<br />

Herdecke-<br />

HA-Hengstey<br />

Schwerte<br />

Hattingen-Welper<br />

DU-Rumeln<br />

stadion<br />

Bleichstein<br />

Kruppsee DU-Wanheim<br />

Hattingen-Mitte<br />

HA-Boele<br />

Wetter<br />

HA-Vorhalle<br />

Du-Großenbaum<br />

E-Werden E-Kupferdreh<br />

Wolfssee<br />

Wetter-<br />

Ischeland<br />

Solimare<br />

E-Kettwig Hattingen-Holthausen<br />

Ischeland<br />

Oberwengern<br />

HA-Kirchenberg<br />

Du-Großenbaum<br />

Sprockhövel<br />

HA-Henkhausen<br />

Willy-Weyer-Bad<br />

HA-Hestert HA-Lennebad-<br />

Hohenlimburg<br />

Die Frage ist, ob inhaltlich auch neue Perspektiven damit entstehen. In der Gesamtverteilung<br />

sehen wir, dass die traditionellen <strong>Sport</strong>ämter nur noch ein ganz kleines Marktsegment<br />

betreiben. Den Großteil machen Kommunalbetriebe und Stadtwerke aus. 42 Bäder in der<br />

Region werden von Vereinen betrieben.<br />

Wir stellen insgesamt eine unglaubliche Fragmentierung der Betreiberstruktur fest. Wir<br />

haben ungefähr 90 unterschiedliche Bäderbetreiber in dieser Region, die alle versuchen,<br />

einen Wettbewerb aufzubauen und dabei verständlicherweise für ihre eigene Einrichtung<br />

das Beste herausholen wollen. Der Wettbewerb wird durch die Fragmentierung der<br />

Betreiberstruktur gefördert.<br />

Ich möchte Ihnen aus der aktuellen Bädermarktstudie 2009 zwei Ergebnisse präsentieren,<br />

die auch den RVR betreffen. Gefragt war: Welche Freizeitbäder werden von den Menschen<br />

in der Region am häufigsten genutzt? Im Ergebnis sehen wir, dass die vieldiskutierten Bäder<br />

mit RVR-Beteiligung, also das Lago, die Niederrheintherme oder das Solebad Wischlingen<br />

für die Bevölkerung in der Region einen sehr hohen Stellenwert haben. Auch das<br />

CopacaBackum und das neue Maximare in Hamm haben sich innerhalb der Region schon<br />

gut positioniert. Hinzu kommen hier noch zusätzliche Besucher von außerhalb des RVR-<br />

Gebietes. Für uns als RVR entscheidender ist, dass wir an relativer Attraktivität gegenüber<br />

anderen Bädern verlieren. Das Freizeitbad der Region, das haben die Bürgerinnen und<br />

Bürger abgestimmt, ist das Maximare in Hamm. Unsere RVR-Bäder rutschen ab, auch wenn<br />

die Noten immer noch in einem guten Bereich liegen. Aber wir sehen: Wenn wir nicht<br />

ständig diesem Investitionszwang, der mit Freizeitbädern verbunden ist, genügen, werden<br />

wir weiter abrutschen und irgendwann die Basis unserer Wirtschaftlichkeit verlieren.<br />

Mit welchen Strategien begegnen Städte dem Wettbewerbsdruck? Es gibt grundsätzlich zwei<br />

Strategien. Die eine ist „im Bestand“ zu erneuern. Das macht durchaus Sinn. Wir stellen<br />

eine Renaissance traditioneller Bäderangebote fest. Glücklich sind die Bäderbetreiber, die<br />

über ein Bewegungsbecken verfügen, das ursprüngliche Lehrschwimmbecken. Das Beispiel<br />

Friedrich-Wennmann-Bad in Mülheim an der <strong>Ruhr</strong> zeigt, wie es gelingen kann, durch ein<br />

umfassendes <strong>Sport</strong>programm dieses Bad zu reaktivieren und mit einer hohen Auslastung<br />

Gäste bis ins hohe Alter anzuziehen. 25 Prozent der Besucher dieses Bades kommen aus<br />

dem benachbarten Essen.<br />

Die andere Möglichkeit ist der Neubau. Das Maximare Hamm ist als umfassendes<br />

Komplettangebot von Gesundheits-, Wellness- und <strong>Sport</strong>angeboten mit 50-Meter-Bahn,<br />

wettkampfgerechter Tribüne und Zuschauermöglichkeiten konzipiert. 30 Millionen Euro<br />

wurden allein für die Errichtung investiert. Das ist eine Art von Standortentwicklung, die<br />

deutlich über die Grenzen der Stadt Hamm hinaus zielt.<br />

15<br />

Freizeitbad<br />

Kombibad<br />

Hallenbad<br />

HeubergBad<br />

Aquarell<br />

Freibad<br />

Kleinschwimmhalle Gevelsberg<br />

Badegelegenheit<br />

Silberseen<br />

Stadtbad Schwelm<br />

Platsch<br />

Schwelmebad<br />

Breckerfeld<br />

Glörtalsperre<br />

HA-Dahl<br />

Regionalverband <strong>Ruhr</strong> 2007<br />

<strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong> <strong>Ruhr</strong><br />

§ Baustein Bäder<br />

Betreiberstruktur<br />

6<br />

Private*<br />

Private<br />

Öffentlich-rechtlich<br />

Eigenbetrieb<br />

51<br />

35<br />

10<br />

Stadtwerke<br />

RVR +<br />

*ohne Hotels, Fitnesscenter, Freizeitanbieter<br />

31<br />

<strong>Sport</strong>-<br />

und<br />

Bäderamt<br />

Private<br />

Bürgerschaftlich<br />

Vereine +<br />

Stadtwerke<br />

SSB<br />

Vereine<br />

RVR<br />

42<br />

<strong>Sport</strong>amt<br />

Kommunale Betriebe


Wettbewerb<br />

reduzieren<br />

Regionale<br />

Kostenübersicht<br />

herstellen<br />

MASTERPLAN SPORT RUHR<br />

<strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong> <strong>Ruhr</strong><br />

§ Baustein Bäder<br />

Genutzte Freizeitbäder TOP 10 letzte 2 Jahre in Region offene Nennungen in %,<br />

BÄDER RUHR 2009<br />

Was könnten mögliche Ziele eines Orientierungsrahmens „Bäder“ sein?<br />

Generelle Ziele:<br />

16<br />

Niederrhein-Therme DU<br />

Solebad Wischlingen DO<br />

Solbad Vonderort BOT / OB<br />

CopacaBackum Herten<br />

Lago HER 9<br />

Maximare HAM<br />

<strong>Ruhr</strong>tal-Therme WIT<br />

Maritimo Oer-Erkenschwick<br />

Atlantis Dorsten<br />

activarium Nienhausen E / GE<br />

0 2 4 6 8<br />

Sicherung der Grundversorgung im Bäderbereich in dieser Region<br />

Ruinösen Wettbewerb vermeiden: Wir müssen meines Erachtens alles dafür tun, einen<br />

ruinösen Wettbewerb zu vermeiden oder sogar Wettbewerb zu reduzieren<br />

Förderung des Leistungs- und Spitzenschwimmsports – eine Frage, die auch im<br />

regionalen Konsens sehr gut in das Gesamtthema <strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong> <strong>Ruhr</strong> passt.<br />

Mögliche Einzelziele eines Orientierungsrahmens Bäder:<br />

4<br />

4<br />

4<br />

4<br />

5<br />

5<br />

5<br />

6<br />

7<br />

<strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong> <strong>Ruhr</strong><br />

§ Baustein Bäder<br />

Bewertung genutzter Freizeitbäder TOP 10 <strong>Metropole</strong> <strong>Ruhr</strong> in Schulnoten<br />

Informations- und Erfahrungsaustausch: Das klappt in der Regel auch am besten. So ohne<br />

weitere Verpflichtung unterhält man sich ja ganz nett miteinander.<br />

Kapazitäts- und Angebotsabstimmung: Es macht Sinn abzustimmen, in welcher<br />

Dimension ein neues Angebot gebaut wird. Es ist auch möglich, dass zwei Freizeitbäder<br />

direkt nebeneinander bestehen. Sofern sie unterschiedliche Inhalte und Schwerpunkte<br />

haben, können sie sich sogar befruchten. Es muss sich nicht ausschließen, aber sinnvoll<br />

wäre, dass nicht beide das gleiche Segment beanspruchen.<br />

Abstimmung von Tarifen, Preisen und Marketing: Auffällig ist die Neigung der Betreiber<br />

älterer Bäder mit Dumpingpreisen auf den Markt zu gehen, unter anderem aus sozialen<br />

Gründen, aber auch um mehr Besucher zu gewinnen. Das kann natürlich nicht Sinn der<br />

Sache sein, mit Niedrigpreisangeboten, Zusatztarifen oder Marketingaktivitäten (wie die<br />

<strong>Ruhr</strong>topCard) den Wettbewerb zu verzerren.<br />

Kostenoptimierung durch Kostentransparenz: Wir haben zum jetzigen Stand keinen<br />

Überblick über die Gesamtkosten für Bäder im <strong>Ruhr</strong>gebiet. Eine solche Übersicht ist<br />

aufgrund der fragmentierten Betreiberstruktur auch extrem schwierig zu erstellen. Aber<br />

grundsätzlich wäre es hilfreich, Informationen darüber zu bekommen, welche Städte und<br />

Betreiber ihre Bäder günstiger als andere betreiben. Ich plädiere dafür, einen solchen<br />

Überblick zu schaffen und bitte um Teilnahme aller Beteiligten der Region.<br />

Förderung interkommunaler Kooperation: Die Frage ist: Müssen wir nicht Projekte im<br />

Grenzbereich zweier Städte auch regional unterstützen? Wie kann das gelingen?<br />

Marktregulierung: Wenn das alles nicht freiwillig gelingt: Brauchen wir dann nicht eine<br />

Marktregulierung, ähnlich wie im Einzelhandel? Eine Marktregulierung, die es zum<br />

Beispiel untersagt, dass Städte unter 100.000 Einwohner nicht einfach ein Freizeitbad in<br />

die Welt setzen können, ohne sich mit den Nachbarstädten abzustimmen.<br />

BÄDER RUHR 2009<br />

Maximare HAM<br />

Aquarell Haltern<br />

Natursolebad Werne<br />

CopacaBackum Herten<br />

Maritimo Oer-Erkenschwick<br />

Lago HER<br />

Solbad Vonderort BOT / OB<br />

<strong>Ruhr</strong>tal-Therme WIT<br />

Meditherme BO<br />

Solebad Wischlingen DO<br />

2,5<br />

2,4<br />

2,3<br />

2,2<br />

2,2<br />

2,1<br />

2,1<br />

2,1<br />

2,1<br />

2,1<br />

2,1<br />

2,1<br />

2,0<br />

2,0<br />

2,0<br />

1,9


Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />

Die Berliner Bäder-Betriebe sind bis heute Europas größter Badbetreiber, wollen es bleiben und auch weiterhin die<br />

Grundversorgung der Berliner Bevölkerung sicherstellen, zu der im Stadtstaat auch der Betrieb von Bädern als gesetzlich<br />

verpflichtende Aufgabe der öffentlichen Hand gehört. Angesichts Sanierungsstaus und knapper Kassen stehen die Berliner<br />

Bäder-Betriebe trotz aller bisherigen Anstrengungen vor einer großen Herausforderung. Mit einem allumfassenden<br />

Konzept und Millionen-Investitionen wollen sie nun die städtischen Bäder zukunftsfähig machen. Was kann die mit<br />

ähnlichen Problemlagen befasste <strong>Metropole</strong> <strong>Ruhr</strong> von Berlin lernen?<br />

Sicherung der Grundversorgung<br />

oder Daseinsvorsorge für die Hauptstadt Berlin<br />

Dr.-Ing. Klaus Lipinsky, Vorstandsvorsitzender der Berliner Bäder-Betriebe AöR,<br />

Geschäftsführer der BBB Infrastruktur GmbH & Co. KG<br />

17<br />

Daseinsvorsorge hat Geschichte, und die beginnt in Berlin bereits in der<br />

Kaiserzeit. Schon im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wurde mit der<br />

Errichtung von Volksbädern in aufwändiger Bauweise mit<br />

Geschlechtertrennung begonnen. Im Vordergrund standen nicht nur der<br />

sportliche Zweck, sondern auch die Volksgesundheit und Hygiene.<br />

Deshalb waren die Schwimmhallen neben einem Schwimmbecken auch<br />

mit Badeabteilungen (Duschen und Badewannen) ausgestattet.<br />

Einige davon, wie das 1898 erbaute Stadtbad Charlottenburg und das<br />

1914 fertig gestellte Stadtbad Neukölln, sind nach aufwändiger<br />

denkmalgerechter Restaurierung noch heute in Betrieb.<br />

Daseinsvorsorge umschreibt die Bereitstellung der für ein geordnetes<br />

Zusammenleben erforderlichen Güter und Einrichtungen durch den<br />

Staat und wird heute eher als Sicherung der Grundversorgung bezeichnet.<br />

Dies kann in Notsituationen auch die Bereitstellung von Lebensmitteln und Trinkwasser<br />

sein, reduziert sich im Normalfall jedoch meist auf die Bereitstellung von<br />

Infrastruktureinrichtungen für den Nah- und Fernverkehr, die Versorgung mit Strom, Gas,<br />

Wärme und Wasser, die Entsorgung von Hausmüll und Abwasser und die Straßenreinigung.<br />

Zu dieser Grundversorgung gehört sowohl der Betrieb von Krankenhäusern,<br />

Seniorenheimen und Friedhöfen als auch der Betrieb von <strong>Sport</strong>anlagen, zu denen auch die<br />

Bäder zählen. Diese Grundversorgung mit Bädern ist Teil der gesetzlichen Aufgaben der<br />

BBB und setzt sich zusammen aus der<br />

Erfüllung der sport- und sozialpolitischen Aufgaben (Sicherung einer wohnortnahen<br />

Versorgung)<br />

Planung des Bedarfs an Schwimmbädern und Sicherstellung der Grundversorgung, auch<br />

für den Schul- und Vereinssport (entgeltfrei)<br />

Entwicklung und Umsetzung nutzergruppenspezifischer <strong>Sport</strong>- und<br />

Freizeitangebote, u. a. durch Unterhaltung und Betrieb von Nebenbetrieben wie Saunen,<br />

Solarien, Gastronomie<br />

Minimierung des Zuschussbedarfs der Schwimmbäder bei gleichzeitiger Wahrung<br />

sozialverträglicher Tarife im Rahmen der Daseinsvorsorge.


MASTERPLAN SPORT RUHR<br />

Stadtbad Charlottenburg Stadtbad Neukölln<br />

Die Berliner Bäderlandschaft hat sich jedoch in den letzten Jahren stark verändert. In den<br />

80er und 90er Jahren begann eine dramatische Verschlechterung des baulichen Zustands<br />

der Bäder aufgrund fehlender finanzieller Mittel. Im Jahre 1995 beschloss das Land Berlin,<br />

die bisherige Verwaltung der Bäder durch die Bezirke Berlins aufzugeben und sie künftig<br />

unter einem Dach zusammenzuführen. Ab 01.01.1996 bis zum 30.09.1996 wurden die Bäder<br />

zunächst durch eine Projektgruppe des Berliner Senats verwaltet. Zum 01.10.1996 erfolgte<br />

die Gründung der Berliner Bäder-Betriebe AöR mit der Übernahme von 77 Hallen-,<br />

Sommer- und Freibädern. Im Jahre 1999 stieg mit der Übernahme von SSE und SEZ die<br />

Betriebspflicht auf 79 Bäder.<br />

Konsolidierung in drei Stufen<br />

Die Herausforderung bestand nun in der Aufrechterhaltung eines angemessenen Bäderangebotes<br />

in Berlin bei sinkendem Landeszuschuss. Während das Land Berlin den Betrieb der<br />

Bäder durch die Bezirke bis 1995 mit jährlich rund 79 Mio. Euro bezuschusste, sank dieser<br />

mit Gründung der Berliner Bäder-Betriebe kontinuierlich. So erhielten die Berliner Bäder-<br />

Betriebe z. B. im Jahre 2000 noch rund 55,8 Mio. Euro, im Jahre 2007 waren es nur noch<br />

rund 36,98 Mio. Euro. Um die sinkenden Zuschüsse zu kompensieren, haben die Berliner<br />

Bäder-Betriebe 2001 einen dreistufigen Konsolidierungsprozess eingeleitet:<br />

Kerndaten Bäderbetrieb<br />

Hauptstadt Berlin<br />

3,4 Mio. Einwohner<br />

892 km 2 Fläche<br />

Bäderangebot<br />

37 Hallenbäder<br />

26 Freibäder<br />

Jahresbesuche 2008<br />

6,2 Mio. Besuche<br />

Betrieb 2008<br />

724 Mitarbeiter<br />

39,8 Mio. EURO Zuschuss<br />

18<br />

Anpassung des Bäderangebots<br />

In der ersten Stufe wurde das Bäderangebot überprüft und angepasst. So<br />

wurden in 2001 und 2002 insgesamt elf ausgewählte Bäder geschlossen und<br />

die Berliner Bäder-Betriebe für diese und vier weitere bereits vor 1996<br />

geschlossene Standorte dauerhaft von ihrer Betriebspflicht entbunden.<br />

Tarifanpassung<br />

Mit der zweiten Stufe wurde im ersten Halbjahr 2002 die Tarifstruktur neu<br />

gestaltet und vereinfacht, die Preise moderat erhöht, Dauerkarten durch<br />

Mehrfachkarten ersetzt und die Ermäßigungen an das<br />

Bundessozialgesetzbuch angepasst. Trotz steigender Kosten konnten die<br />

Preise für die Sauna- und Badbesuche seitdem stabil gehalten werden.<br />

Trennung von Infrastruktur und Betrieb<br />

Mit der dritten Stufe konnte die Konsolidierung der BBB durch Trennung von Infrastruktur<br />

und Betrieb in ihre entscheidende Phase eintreten. Durch die Novellierung des Bäder-<br />

Anstaltsgesetzes (BBBG) in der Fassung vom 4. März 2005 und die Gründung der BBB<br />

Infrastruktur GmbH & Co. KG im September 2006 wurden die für die Neustrukturierung<br />

der BBB erforderlichen Grundlagen geschaffen. Ziel war und ist es, durch<br />

betriebswirtschaftliche Optimierung und Entwicklung der Bäderstandorte mit privaten


Umweltbeitrag<br />

Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />

Zuschussentwicklung 2001 - 2007<br />

Investoren zusätzliche Erlöse zu generieren und damit einen nachhaltigen Beitrag zum Erhalt<br />

des Bäderangebotes in Berlin zu leisten.<br />

Bädersanierungsprogramm und Klimaschutzvereinbarung<br />

Diese Maßnahmen allein reichen jedoch nicht aus, um den inzwischen aufgelaufenen<br />

Instandhaltungsstau zeitnah abzubauen. Aus diesem Grunde hat das Land Berlin im Jahre<br />

2007 ein Bädersanierungsprogramm beschlossen. Zum Abbau des Instandhaltungsstaus<br />

stellt das Land Berlin in den Jahren 2007 bis 2012 insgesamt 50 Mio. Euro zur Verfügung.<br />

Damit können nunmehr sukzessive dringend notwendige Instandsetzungsarbeiten<br />

durchgeführt und die Bäderlandschaft in ihrer derzeitigen Struktur für die Berlinerinnen und<br />

Berliner erhalten werden.<br />

Zusätzlich konnten Mittel aus weiteren Förderprogrammen wie Investitionspakt mit rund<br />

6 Mio. Euro, UEP II (Umweltentlastungsprogramm) mit rund 8 Mio. Euro und dem<br />

Konjunkturpaket II mit 6 Mio. Euro eingeworben werden, mit denen zusätzliche<br />

Maßnahmen zur Energieeinsparung und damit neben den Betriebskostensenkungen<br />

klimapolitische Ziele erreicht werden können.<br />

Zusätzlich stellt das Land Berlin ab 2010 jährlich 5 Mio. Euro zusätzlich zur Verfügung, um<br />

den Instandhaltungsstau noch schneller abzubauen und den erreichten Standard auch<br />

langfristig halten zu können. Am 13.02.2009 wurde zudem zwischen den Berliner Bäder-<br />

Betrieben AöR, der BBB Infrastruktur GmbH & Co. KG, der Senatsverwaltung für Inneres<br />

und <strong>Sport</strong> sowie der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz<br />

eine Klimaschutzvereinbarung unterzeichnet. Damit werden die Gesellschaften Partner des<br />

Landesenergieprogramms 2006-2010 des Berliner Senates. Im Rahmen der Vereinbarung<br />

werden konkrete Ziele zur Reduzierung der CO 2-Emissionen vereinbart. So soll der<br />

CO 2-Ausstoß bis zum Jahre 2012 um mindestens 1.900 t/a gesenkt werden. Durch diese<br />

zusätzlichen Fördermittel ergibt sich eine erheblich positivere Entwicklung der jährlichen<br />

Zuschüsse.<br />

Dadurch können die folgenden Maßnahmen im Zusammenhang mit dem<br />

Bädersanierungsprogramm durchgeführt werden:<br />

19<br />

Zuschussentwicklung 2001 - 2012<br />

Sanierung von Fassaden und Dächern zur Verbesserung der Wärmedämmung<br />

Erhöhung der Energieeffizienz bei Beleuchtung, Pumpen, Wärmeerzeugung, Lüftung<br />

Erweiterung des Einsatzes von Solarabsorberanlagen zur Beckenwassererwärmung in<br />

den Sommerbädern<br />

Erweiterung des Einsatzes von Solarkollektoranlagen zur Brauch- und Beckenwassererwärmung


MASTERPLAN SPORT RUHR<br />

Stadtbad Märkisches Viertel nach der Sanierung<br />

20<br />

Einsatz von Fotovoltaik bei entsprechender Wirtschaftlichkeit<br />

Prüfung des Einsatzes von Solarhybridsystemen<br />

Prüfung des Anschlusses an ein biomassebetriebenes Nahwärmenetz<br />

Nachrüstung von BHKWs an den gasbeheizten Standorten<br />

Optimierte Anlagenkonzepte<br />

Einsatz der Membrantechnologie zur Beckenwasseraufbereitung<br />

Abwasserwärmenutzung<br />

Wärmepumpentechnologie<br />

Verbesserung der betriebs- und verfahrenstechnischen Abläufe durch Neuausrichtung<br />

der betriebstechnischen Strukturen<br />

Fortführung der Automatisierung und Aufschaltung aller wichtigen Prozess- und<br />

Energieparameter auf die Gebäudeleittechnik.<br />

Beispiel Stadtbad Märkisches Viertel<br />

Ein Beispiel für die energetische Sanierung ist das Stadtbad Märkisches Viertel. Hier erfolgte<br />

neben der Erneuerung der gesamten Fassade und der Sanierung der Dachabdichtung mit<br />

neuer Wärmedämmung die Integration von Fotovoltaik-Modulen zur Stromerzeugung an<br />

der Süd- und Ostfassade. Weitere Fotovoltaik-Module sowie eine solarthermische Anlage<br />

zur Wärmeerzeugung wurden auf dem Dach der Schwimmhalle montiert. Mit den<br />

Solaranlagen können pro Jahr ca. 16.000 kWh Strom sowie ca. 80.000 kWh Wärme erzeugt<br />

werden. Der erzeugte Strom wird direkt in das Netz des örtlichen Energieversorgers<br />

eingespeist und den BBB vergütet.<br />

Perspektiven<br />

Die Berliner Bäder-Betriebe sind bis heute Europas größter Badbetreiber, wollen es auch<br />

bleiben und auch weiterhin die Grundversorgung der Berliner Bevölkerung sicherstellen.<br />

Freizeitorientierte Öffentlichkeitsbäder stehen neben Schul- und Vereinsbädern, die nahezu<br />

ausschließlich dem Schul- und Vereinsschwimmen vorbehalten sind. Die meisten Bäder sind<br />

jedoch Mischbäder, die allen Nutzergruppen zur Verfügung stehen.


Wirtschaftlichkeit +<br />

soziale Verantwortung<br />

Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />

Zuschuss, Erlöse, Jahresergebnis 2003 – 2008 Personalentwicklung 2001 – 2009<br />

Von den 63 Bädern der Berliner Bäder-Betriebe sind 37 Hallenbäder (davon 7 Schul- und<br />

Vereinsbäder, 23 Mischbäder, 3 freizeitorientierte Bäder und 4 Kombi-Bäder mit<br />

Schwimmhalle und Sommerbad). Daneben gibt es 26 Sommer- und Freibäder, von denen<br />

derzeit rund 50 % an private Betreiber und Vereine verpachtet sind. Wir begrüßen<br />

durchschnittlich rund 6,2 Mio. Besucher pro Jahr, darunter ca. 2,3 Mio. entgeltfrei (z. B.<br />

Vereinsmitglieder).<br />

Die Zukunftssicherung des Bäderangebotes in Berlin ist nur durch die Umsetzung der<br />

Maßnahmen aus dem Bäderkonzept möglich<br />

21<br />

Sicherung der Finanzierung eines ausgewogenen Bäderkonzeptes für alle Nutzergruppen<br />

durch langfristige Zusage des Aufgabenträgers (Haushaltssicherheit)<br />

Ausweitung der bisherigen Verpachtung von Freibädern auch auf Sommerbäder und<br />

Hallenbäder, gegebenenfalls mit Zahlung eines Betriebskostenzuschusses an private<br />

Betreiber<br />

Aufbau von Partnerschaften mit privaten Unternehmen zur Einwerbung von Drittmitteln<br />

für Sanierungsmaßnahmen im Rahmen von Public Private Partnership (mit Augenmaß)<br />

Ausnutzung von nationalen und internationalen Förderprogrammen bei Baumaßnahmen,<br />

insbesondere für Maßnahmen zur Energieeinsparung und zum Klimaschutz.<br />

Fazit<br />

Der Begriff der Daseinsvorsorge mag zwar altmodisch klingen, die damit beschriebenen<br />

Aufgaben sind in ihrer Bedeutung für eine lebenswerte Zukunft jedes Einzelnen und der<br />

gesamten Gesellschaft jedoch eng miteinander verknüpft und heute wichtiger denn je.<br />

Die Wirtschaftlichkeit der Daseinsvorsorge muss daher immer vor dem Hintergrund der<br />

sozialen Verantwortung und der langfristigen Auswirkungen auf die Umwelt und die<br />

Gesundheit jedes einzelnen und der gesamten Gesellschaft bewertet werden.


MASTERPLAN SPORT RUHR<br />

KOMMUNALE STRATEGIEN >>><br />

Moderatorin: Dr. Eva Maria Hubbert,<br />

Leiterin des Referates Finanzmanagement / Zentrale Dienste beim Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />

22


Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />

Die Stadt Mülheim an der <strong>Ruhr</strong> ist mit etwa 170.000 Einwohnern die einzige Gebietskörperschaft des RVR, die über kein<br />

eigenes Freizeitbad verfügt. Umgeben von Städten mit einem großen, auch regional bedeutenden Bäderangebot,<br />

fokussiert sich die Stadt Mülheim an der <strong>Ruhr</strong> auf die lokale Grundversorgung im Bereich Schwimmen. Immer dort, wo<br />

Kooperationen im <strong>Sport</strong>- und Bäderbereich mit Nachbarkommunen möglich, denkbar und sinnvoll sind, wird der Dialog<br />

gesucht - mit wechselndem Erfolg. Die Erkenntnis jedoch, dass die Bereitstellung von Einrichtungen für die<br />

Grundversorgung nicht zwangsläufig an den eigenen Stadtgrenzen enden muss, wird in Mülheim an der <strong>Ruhr</strong> mit Leben<br />

gefüllt. Davon zeugen bereits realisierte sowie angestrebte interkommunale Kooperationen im <strong>Sport</strong>bereich. So kann den<br />

Bürgern in zumutbaren Entfernungen ein bedarfsorientiertes Angebot bereitgehalten werden, ohne im Wettbewerb der<br />

Kommunen aufgerieben zu werden.<br />

Lokale Grundversorgung im regionalen Kontext<br />

Heinz Moseler, Betriebsleiter des MSS Mülheimer <strong>Sport</strong>Service<br />

23<br />

Am 1. Januar 1997 sind die Aufgaben des ehemaligen <strong>Sport</strong>- und<br />

Bäderamtes der Stadt Mülheim an der <strong>Ruhr</strong> auf den<br />

eigenbetriebähnlichen MSS Mülheimer <strong>Sport</strong>Service übergegangen und<br />

neu organisiert worden. Dazu gehören laut Satzung<br />

die bedarfsorientierte Führung und Bereitstellung von <strong>Sport</strong>stätten<br />

und der sportlich genutzten Flächen<br />

die Förderung des Vereins- und nicht vereinsgebundenen <strong>Sport</strong>s<br />

die Förderung des Schulsports und<br />

die Förderung des Leistungs- und Spitzensports<br />

Zurzeit beschäftigt der MSS 121 Mitarbeiter (Stand September 2009). Diese führen und<br />

unterhalten unter anderem 15 <strong>Sport</strong>plätze, 12 Kleinspielfelder, 10 <strong>Sport</strong>hallen (2- bis 4-<br />

Felder-Hallen), 34 Turnhallen, 13 Gymnastikräume und sonstige <strong>Sport</strong>anlagen. 32<br />

Mitarbeiter sind im Bereich Bäder tätig. Der Gesamtetat des MSS liegt im Jahr 2009 bei 15,2<br />

Mio. Euro. Der städtische Zuschuss beläuft sich auf 13,1 Mio. Euro (einschließlich<br />

Schulsport). Im Bäderbereich schießt die Stadt 2,8 Mio. Euro zu, bei Ausgaben von 4,0 Mio.<br />

Euro. Damit werden fünf Bäder betrieben (drei Hallenbäder, ein Kombibad und das<br />

Naturbad Styrum). Auf der linken <strong>Ruhr</strong>seite mit den wachsenden Stadtteilen Saarn und<br />

Selbeck gibt es kein Bäderangebot, mit der Folge, dass der Schulschwimmunterricht in<br />

diesen Stadteilen aufgrund der langen Wegstrecken zu den Bädern stark reduziert ist. Der<br />

Bau eines neuen Schul- und Vereinsbades auf der linken <strong>Ruhr</strong>seite wird zurzeit politisch<br />

diskutiert.<br />

Der Bedarf nach einem zusätzlichen Bad ergibt sich auch aus Defiziten in der<br />

Grundversorgung Schwimmen. So kommen in Mülheim an der <strong>Ruhr</strong> nach einer<br />

Untersuchung aus dem Jahr 2007 auf 1.000 Einwohner nur 7,9 Quadratmeter Wasserfläche<br />

in Hallen-, Schul- und Kombibädern. Mit dem geplanten neuen Schul- und Vereinsbad<br />

erhöht sich die Wasserfläche auf 12,1 Quadratmeter, läge im kommunalen Vergleich mit<br />

den umliegenden Städten aber immer noch im unteren Drittel.<br />

So verfügen Velbert (21,7 m 2 ), Oberhausen (19,1 m 2 ), Duisburg (18,7 m 2 ) und<br />

Essen (15,0 m 2 ) über mehr als doppelt so viel Wasserfläche pro 1.000 Einwohner wie<br />

aktuell Mülheim an der <strong>Ruhr</strong>. Das zeigt: Die Stadt Mülheim an der <strong>Ruhr</strong> kann derzeit nicht<br />

mehr als die lokale Grundversorgung bereithalten


Grundversorgung<br />

optimieren<br />

MASTERPLAN SPORT RUHR<br />

Friedrich-Wennmann-Bad Mülheim<br />

Die Mülheimer Bäderkonzeption schafft mit einem bedarfsorientierten Angebot die<br />

Voraussetzung, dass Schwimmen in Mülheim trotz der beschriebenen Defizite dennoch<br />

jederzeit möglich ist. Dabei erfüllt jedes der fünf Bäder eine Rolle im Konzept. Die<br />

Hallenbäder Süd und Nord dienen überwiegend dem Schul- und Vereinssport (im Sinne der<br />

lokalen Grundversorgung), ebenso das Rembergbad, das ausschließlich von Sonderschulen<br />

und Vereinen genutzt wird, größtenteils mit Behinderten- und Seniorensport. Das<br />

Friedrich-Wennmann-Bad steht überwiegend der Öffentlichkeit zur Verfügung. Das<br />

Naturbad Mülheim-Styrum ist ausschließlich dem öffentlichen Badebetrieb vorbehalten.<br />

Kerndaten Bäderbetrieb<br />

Mülheim an der <strong>Ruhr</strong><br />

168.888 Einwohner<br />

91 km 2 Fläche<br />

Bäderangebot<br />

1 Kombibad<br />

2 Hallenbäder<br />

1 Kleinschwimmhalle<br />

1 Naturfreibad<br />

Jahresbesuche 2008<br />

405.000 Besuche<br />

Betrieb 2009<br />

32 Mitarbeiter<br />

4,0 Mio. Euro Aufwand<br />

1,2 Mio. Euro Erlöse<br />

24<br />

Mülheim ist die einzige Großstadt im RVR-Gebiet, die über kein eigenes<br />

Freizeitbad verfügt, allerdings sind in unmittelbarer Nähe mehrere<br />

Freizeitbäder in Nachbarstädten vorhanden und über ÖPNV gut zu erreichen.<br />

Im Rahmen der neuen Bäderkonzeption wurde zwar der Bau eines<br />

Freizeitbades geprüft, eine ernsthafte Diskussion darüber hat es aber nicht<br />

gegeben - auch aus der Überzeugung beim MSS heraus, dass man Badegäste<br />

nicht dauerhaft vermehren kann. Es ist zwar in den Monaten nach Eröffnung<br />

mit mehr Besuchern zu rechnen, doch danach ist eine fallende Besucherkurve<br />

zu erwarten. Aufgrund der regionalen Konkurrenz zu Freizeitbädern in<br />

Oberhausen, Essen und Duisburg sowie des zu erwartenden hohen<br />

Investitionsvolumens wurde in Mülheim an der <strong>Ruhr</strong> von dem Bau eines<br />

solchen Bades abgesehen. Stattdessen wird der Bau eines Schul- und<br />

Vereinsbad auf der linken <strong>Ruhr</strong>seite vorbereitet, um die lokale<br />

Grundversorgung zu sichern und zu optimieren.<br />

Wie schwierig es ist, trotz auf der Hand liegender Synergieeffekte, im Bäderbereich<br />

interkommunale Kooperationen anzustoßen und durchzuhalten, erlebte der MSS in den<br />

Vorbereitungen zum Umbau des Naturbads Styrum. Das konventionelle Freibad in Styrum,<br />

das im Zuge der Umgestaltung zum Naturbad komplett saniert und neu konzeptioniert<br />

wurde, liegt genau an der Grenze zu Oberhausen. Zudem stammt nachweislich die Hälfte<br />

der Besucher aus Oberhausen. Hier wäre also ein wunderbarer Ansatz für eine


Neue Ansätze für<br />

interkommunale<br />

Zusammenarbeit<br />

Modellbeispiel<br />

Kunstturn-<br />

Leistungszentrum<br />

Vom Wettbewerb<br />

zur Kooperation<br />

Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />

interkommunale Zusammenarbeit gewesen. 2003 / 2004 gab es auch Gespräche zwischen<br />

beiden Städten, aber Oberhausen wollte den Weg nicht gemeinsam gehen und plant nun<br />

stattdessen ein neues eigenes Freizeitbad.<br />

Eine hohe Strahlkraft hat auch das Friedrich-Wennmann-Bad in Mülheim-Heißen. Hier<br />

haben Besucherbefragungen ergeben, dass nahezu 50 Prozent der Besucher aus Essen<br />

anreisen. Auf der anderen Seite wird das Freibad Kettwig in Essen ebenfalls zu einem hohen<br />

Anteil von Mülheimern besucht. Auch im Bereich des Schul- und Schwimmsports gibt es<br />

Kooperationsmöglichkeiten, zum Beispiel mit der Stadt Essen.<br />

Aktuelle Handlungsansätze ergeben sich zudem im Bereich des (Leistungs-)<strong>Sport</strong>s. Neben<br />

Fußballstadien und dem überregional bedeutenden Badminton-Zentrum bietet sich eine<br />

Zusammenarbeit auch in der Leichtathletik an.<br />

Mülheim hat keine Kunststofflaufbahn für Leichtathleten, möchte dem leistungsorientierten<br />

Nachwuchs aber trotzdem optimale und wohnortnahe Trainings- und Wettbewerbsbedingungen<br />

bieten. Die Städte Essen, Oberhausen und Duisburg verfügen auf der anderen<br />

Seite über eine solche Kunststofflaufbahn, auf der noch Kapazitäten auch für Mülheimer<br />

<strong>Sport</strong>ler frei wären. Hier machen Kooperationen Sinn. Mülheim verzichtet auf den teuren<br />

Neubau einer Laufbahn und handelt stattdessen mit der Nachbarstadt einen Vertrag zur<br />

Nutzung ihrer <strong>Sport</strong>anlagen aus. So kann die Stadt Mülheim ihren Leichtathleten, wenn auch<br />

nicht innerhalb der Stadtgrenzen, aber doch in nächster Nähe dieses Angebot vorhalten und<br />

so die gesellschaftliche Aufgabe zur Grundversorgung im Bereich des <strong>Sport</strong>s und des<br />

Schwimmens erfüllen.<br />

Wie es gehen kann, zeigt ein anderes interkommunales Projekt, das die Städte Mülheim und<br />

Essen auf den Weg gebracht haben. Dabei werden die <strong>Sport</strong>stätten des Landesleistungsstützpunktes<br />

NRW männlich im Kunstturnleistungszentrum in Mülheim an der <strong>Ruhr</strong> am<br />

Mühlenfeld (Trainingsstätte) sowie die Haedenkamphalle in Essen (Austragungsort von<br />

Wettkämpfen) für einen leistungsorientierten Übungs- und Wettkampfbetrieb hergerichtet.<br />

Ein entsprechender Vertrag ist bereits unterzeichnet.<br />

Die Beispiele zeigen, dass interkommunale Kooperationen möglich und sinnvoll sind. Dabei<br />

kommt es immer auch auf die einzelne Ausgangslage, die Partner und die Projekte an. Die<br />

Notwendigkeit einer interkommunalen Kooperation insbesondere im Bäderbereich ist<br />

demnach immer dann gegeben, wenn eine Einrichtung regionale Bedeutung hat, eine hohe<br />

Strahlkraft auf die Nachbarstädte ausübt und bei Angeboten, die über die lokale<br />

Daseinsvorsorge hinausgehen.<br />

Dabei müssen die Räte und Verwaltungen im <strong>Ruhr</strong>gebiet ihr Kirchturmdenken endlich<br />

beenden und vielmehr sach- und bedarfsorientiert analysieren und entscheiden. Denn eins<br />

ist auch klar: Vor dem Hintergrund der aktuellen Haushaltslagen wird es auch oder<br />

insbesondere in den Städten des <strong>Ruhr</strong>gebiets immer schwieriger, größere <strong>Sport</strong>stätten zu<br />

bauen oder zu betreiben. Deshalb müssen wir weg vom kommunalen Wettbewerb hin zur<br />

kommunalen Kooperation im Interesse aller <strong>Sport</strong>treibenden.<br />

Dafür braucht es eine überörtliche Institution, die die Maßnahmen im <strong>Sport</strong>- und<br />

Bäderbereich im <strong>Ruhr</strong>gebiet analysiert, steuert und koordiniert – wer auch immer das sein<br />

mag.<br />

25


Rücksichtnahme auf<br />

alte Ortstrukturen<br />

MASTERPLAN SPORT RUHR<br />

Die Stadt Moers hat im Bäderbereich in den nächsten Jahren viel vor. Ein Bäderkonzept ist auf den Weg gebracht.<br />

Angesichts der hohen Investitionskosten zur Umsetzung dieses Konzeptes mit mehreren Neubauten und den im<br />

Badbetrieb erwartenden Verlusten ist das Stadtwerke-Modell für die Stadt Moers die optimale Lösung.<br />

Bäderbetrieb durch Stadtwerke<br />

Dirk Hohensträter, Geschäftsführer <strong>Sport</strong>- und Bäderbetriebe Moers<br />

26<br />

Konzern Städtische Betriebe Moers AöR<br />

Die Städtische Betriebe Moers AöR sind 2007 aus der Stadt<br />

ausgegründet worden. Rund 500 Mitarbeiter sind im Konzern<br />

beschäftigt. Die Liegenschaften der <strong>Sport</strong>- und Bäderbetriebe werden<br />

innerhalb der AöR als Betrieb gewerblicher Art gehalten. Unterhalb der<br />

Städtische Betriebe Moers AöR ist mit 75 %-igen Anteilen die<br />

Energieversorgung Niederrhein GmbH angesiedelt. 20 % an der<br />

Energieversorgung Niederrhein GmbH werden durch die RWE gehalten,<br />

5 % durch die Stadt Neukirchen-Vluyn. Parallel dazu ist unterhalb der<br />

Städtische Betriebe Moers AöR die <strong>Sport</strong>- und Bäderbetriebe Moers<br />

GmbH angesiedelt. Die Ausgründung aus der AöR erfolgte 2008. Die<br />

Anteile werden zu 100 % von der Städtische Betriebe Moers AöR<br />

gehalten.<br />

Der Konzernumsatz ohne die Energieversorgung Niederrhein GmbH beläuft sich auf rund<br />

25 Mio. Euro pro Jahr. Das Konzernergebnis ist ausgeglichen.<br />

Die <strong>Sport</strong>- und Bäderbetriebe Moers GmbH beschäftigen je nach Saison 35 bis 60<br />

Mitarbeiter. Der Betrieb der <strong>Sport</strong>stätten und Bäder der Städtische Betriebe Moers AöR<br />

wird mit durch die <strong>Sport</strong>- und Bäderbetriebe Moers GmbH sichergestellt. Zwischen der<br />

AöR und der <strong>Sport</strong>- und Bäderbetriebe Moers GmbH wurde zu diesem Zweck ein<br />

Betriebsführungsvertrag geschlossen. Zudem übernimmt die <strong>Sport</strong>- und Bäderbetriebe<br />

Moers GmbH die Projektentwicklung und die Projektsteuerung für die neu zu errichtenden<br />

<strong>Sport</strong>- und Bädereinrichtungen in Moers.<br />

Nach Übertragung der <strong>Sport</strong>- und Bädereinrichtungen der Stadt Moers an die Städtische<br />

Betriebe Moers AöR im Jahr 2007, wurde ein erheblicher Investitionsstau in den<br />

Einrichtungen festgestellt. Bei näherer Untersuchung stellte sich heraus, dass die<br />

Einrichtungen zu einem Großteil wirtschaftlich nicht Instand zu setzen sind.<br />

Da die technischen Probleme der Einrichtungen seit langem bekannt und ein wirtschaftlich<br />

sinnvoller Betrieb der Bäderlandschaft nicht möglich waren, wurde im Jahre 2007 / 2008 ein<br />

umfassendes Bäderkonzept erstellt.<br />

Vereinfacht besteht Moers aus zwei gleich großen Stadtteilen. Im Zuge der Gemeinde-<br />

Gebietsreform wurden rund 45.000 Einwohner der Orte Rheinkamp und Kapellen in die<br />

Stadt Moers eingemeindet. Moers erhielt nach der Reform 1975 mit rund 108.000 Einwohnern<br />

den Großstadtstatus. Die Eigenständigkeit der vorherigen Ortschaften musste<br />

aufgegeben werden. In der Kommunalpolitik spielen die alten Grenzen bis heute noch eine<br />

entscheidende Rolle.


Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />

Kerndaten Bäderbetrieb<br />

Steuervorteile<br />

Sowohl in Rheinkamp als auch in Moers bestanden bis 2008 zwei nahezu identische<br />

Freibäder mit einer Wasserfläche von rund 7.000 m². Zudem besteht in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft zum Solimare ein Naturgewässer, welches zu einer Freibadanlage mit einer<br />

Wasserfläche von 5.000 m² ausgebaut wurde. Am Rheinkamper Freibad bestand zudem ein<br />

Freizeithallenbad mit einer Wasserfläche von rund 800 m² inklusive einer integrierten<br />

Saunaanlage. Im Ortskern von Moers bestand, neben zwei an Schulstandorten<br />

angegliederten Lehrschwimmbecken, ein weiteres 25m-<strong>Sport</strong>hallenbad. Am Standort<br />

Solimare befinden sich zudem eine Tennishalle und eine Eissporthalle die sich ebenfalls im<br />

Eigentum der Städtische Betriebe Moers AöR befindet und durch die Sbb GmbH<br />

bewirtschaftet wird.<br />

Moers<br />

106.000 Einwohner<br />

68 km 2 Fläche<br />

Bäderangebot<br />

1 Kombifreizeitbad<br />

1 Hallenbad<br />

1 Naturfreibad<br />

Betrieb 2010 ff.<br />

35 - 50 Mitarbeiter<br />

4.7 Mio. EURO Zuschuss<br />

(geplant)<br />

27<br />

Im Bäderkonzept ist vorgesehen, drei Standorte aufrechtzuerhalten:<br />

Der Standort Rheinkamp soll zu einem reinen <strong>Sport</strong>zentrum ausgebaut<br />

werden. An diesem Standort werden zwei Dreifach-<strong>Sport</strong>hallen mit einer<br />

Zuschauerkapazität von 200 Personen in der kleineren Dreifach-<br />

<strong>Sport</strong>halle und 1.000 Personen in der Groß-<strong>Sport</strong>halle errichtet. Zudem<br />

werden an diesem Standort ein Hallenbad mit 25 m Bahnen und ein<br />

Lehrschwimmbecken für den Schul- und Vereinssport errichtet.<br />

Im Freizeitzentrum Solimare soll ein Freizeit- und Familienbad mit<br />

integriertem Badehaus und Saunaanlage errichtet werden.<br />

Das Naturfreibad Bettenkamper Meer bleibt ebenfalls als Freibadstandort<br />

bestehen.<br />

Insgesamt wird der Zuschussbedarf für alle Standorte inkl. Zinsen und Abschreibung jährlich<br />

4,7 Mio. Euro betragen.<br />

Das Strategiekonzept der Städtische Betriebe Moers AöR sieht vor, sowohl die Eishalle als<br />

auch die Tennishalle nicht weiter zu betreiben, außer Betrieb zu nehmen und abzureißen.<br />

Statische Untersuchungen an der Eissporthalle zeigen auf, dass ein Weiterbetrieb maximal<br />

noch 3 – 6 Jahre möglich erscheint. Die Entscheidung, ob die Eishalle über den Zeitraum<br />

der nächsten 3 - 6 Jahre hinaus weiter betrieben werden soll, wird innerhalb des nächsten<br />

halben Jahres erwartet. Sollte die Entscheidung zugunsten der Eishalle ausfallen, müsste das<br />

Bäderkonzept insgesamt neu angepasst werden, da der Zuschuss von 4,7 Mio. Euro pro Jahr<br />

die maximale Obergrenze darstellt.<br />

Hauptargument für den Bäderbetrieb durch Stadtwerke ist der wirtschaftliche Vorteil, der<br />

sich im Rahmen der Betriebsführung und der technischen Führung der Anlagen aufgrund<br />

steuerlicher Vorteile einstellt.<br />

In der Regel werden die Gewinne der Stadtwerke mit den Verlusten der Bäderbetriebe vor<br />

Steuer verrechnet. Neben diesem Steuersparmodell gibt es eine Reihe von<br />

Effizienzvorteilen, die durch den Betrieb der Bäder im Verbund mit Stadtwerken genutzt<br />

werden können. Sowohl technisches als auch kaufmännisches Know-how ist im Bereich der<br />

Energiebeschaffung und der Energietechnik in Stadtwerken auf sehr hohem Niveau<br />

vorhanden. Dieser Umstand fällt besonders ins Gewicht, da sich der wirtschaftliche<br />

Energieeinsatz zu dem wichtigsten Betriebskostenfaktor entwickelt hat.<br />

In erster Linie betrifft das die Wassergewinnung, die Wasseraufbereitung, die Energietechnik<br />

und die Ver- und Entsorgungstechnik. Hier kann zum Beispiel auf Spezialisten und


Bündelung von<br />

Kompetenzen<br />

Synergievorteile<br />

MASTERPLAN SPORT RUHR<br />

Techniker der Stadtwerke zurückgegriffen werden und diese können auftragsbezogen in die<br />

Instandsetzung und Unterhaltung der technischen Anlagen eingebunden werden.<br />

Neben den Kompetenzen im Energiebereich kann bei den Stadtwerken auf die hohe<br />

wirtschaftliche Kompetenz in den Bereichen Unternehmensführung, Unternehmenskommunikation,<br />

Öffentlichkeitsarbeit, Vertrieb, IT-Technologie, Einkauf, Abrechnung,<br />

Inkasso und Betriebscontrolling zurückgegriffen werden.<br />

Die Stadtwerke haben sich in den letzten Jahren erheblich entwickelt. In der Regel<br />

ausgegründet aus dem Amt 81 der Städte und Kommunen mussten die Stadtwerke in den<br />

90er Jahren erhebliche Veränderungsprozesse durchlaufen. Zunächst mussten sich die<br />

Stadtwerke Ende der 90er Jahre, im Zuge der Liberalisierung des Energiemarktes, komplett<br />

neu aufstellen und ausrichten. Nach der Liberalisierung erfolgte die Regulierung der Netze.<br />

In diesem Zuge mussten Netz und Vertrieb unbundelt werden. Dies führte bis zur<br />

zwangsweisen gesellschaftsrechtlichen Entflechtung von Netzen und Vertrieb. Im Rahmen<br />

dieser Veränderungsprozesse haben sich Stadtwerke im Markt oftmals erfolgreich<br />

behauptet und stehen heute als Multi Utility Dienstleister besser da, als vor den<br />

Veränderungsprozessen. Stadtwerke haben sich zusammengeschlossen und betreiben heute<br />

Kraftwerke, Offshore-Windparks, Photovoltaik- und Bio-Gas-Anlagen.<br />

Bäderbetriebe werden heute geschickt in diese Organisationsstrukturen eingebunden und<br />

können von diesen Kompetenzen profitieren. Im innerstädtischen Konzern können auf<br />

diesem Weg Synergievorteile genutzt werden, die unter städtischer Führung so nicht<br />

möglich sind.<br />

28


Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />

Die Prova Unternehmensberatung betreibt Bäder an drei Standorten: das Maximare in Hamm, die Badebucht Wedel und<br />

zukünftig den AQUApark Oberhausen.<br />

Standortentwicklung durch neue Gesundheits- und<br />

Wellness-Angebote am Beispiel des Maximare Hamm<br />

Frank Rose, Geschäftsführer der Prova Unternehmensberatung GmbH<br />

Ein Public-Private-Partnership-Modell ist eine Partnerschaft, die darauf<br />

basiert, dass man sich in die Augen schauen und gute Geschäfte machen<br />

kann - in beiderseitigem Einvernehmen und für beide erträglich. Es gibt<br />

über 70 Modelle des PPP – aber es gibt nur ganz wenige, mit denen auch<br />

eine Stadt, eine Gemeinde oder ein Verband glücklich werden kann.<br />

Neben Beratung und Consulting tritt die Prova Unternehmensberatung<br />

als privatwirtschaftlicher Partner in Public-Private-Partnership im<br />

Bädermarkt auf: in Hamm, in Oberhausen und in Wedel bei Hamburg.<br />

Dabei versteht sich die Prova Unternehmensberatung als reiner<br />

Dienstleister, nicht als Bauherr oder Investor. Die Stadt - in Hamm über<br />

die Stadtwerke Hamm- kauft unsere Leistung ein und wir führen den<br />

Betrieb eines Bades. Mehr nicht. Wir investieren nicht und machen<br />

keinen Ärger, weil wir gute Verträge haben, in denen die Leistungen und<br />

Zusammenarbeit sowie die Kooperationen klar geregelt sind. Wichtig ist, dass wir mit dem<br />

Partner kooperieren können, um einen Standort überhaupt entwickeln zu können. Und wir<br />

helfen beim Kosteneinsparen, weil wir durch die Zusammenarbeit zum Beispiel mit<br />

Ingenieurbüros und durch gute Kontakte zu Institutionen im Bädermarkt viel Know-how<br />

einbringen, um so ein vernünftiges Benchmark aufzubauen. Das ist PPP, wie es funktioniert<br />

und wie es sich in Zukunft unter dem Eindruck des Sparzwangs der Kommunen<br />

durchsetzen wird.<br />

Um aber einen Standort überhaupt entwickeln zu können, sind Kooperationskontakte<br />

unverzichtbar. Ein Beispiel aus den Anfängen des Maximare soll dies verdeutlichen. So<br />

wollten wir damals das Konzept mit <strong>Sport</strong>bad, Aquawelt, Saunawelt und Wellnesswelt noch<br />

um den Baustein Rehabilitation erweitern. Daraufhin wurde Kontakt zu den Kostenträgern<br />

aufgenommen, die von dem Konzept eines Rundum-Sorglos-Paketes für die Patienten vor<br />

Ort statt dreiwöchiger Kuren begeistert waren. Nur waren wir keine Reha-Betreiber, also<br />

brauchten wir Kooperationspartner. Wir haben daraufhin im Beisein des Bürgermeisters<br />

und der Stadtwerke-Geschäftsführung die örtlichen Krankenhäuser, die in der Stadt Hamm<br />

in starkem Wettbewerb stehen, an einen Tisch gebracht. Auf über 2.000 Quadratmetern<br />

Rehabilitationsfläche sollten die fünf Kliniken gemeinsam Reha-Maßnahmen entwickeln und<br />

unter dem Dach des Maximare anbieten. Das war nicht einfach, doch dank stringenter<br />

Führung wurde innerhalb eines halben Jahres das „reha bad Hamm“ an den Start gebracht.<br />

Heute sage ich: Schön, dass wir es gemacht haben. Denn mittlerweile kommen täglich bis zu<br />

140 Gäste, die im reha bad Hamm rehabiliert werden. Zusätzlich mieten verschiedene<br />

Institutionen die Flächen für Vereinstraining an. Somit bietet das Maximare eine nicht zu<br />

unterschätzende Ergänzung für den Leistungsstützpunkt <strong>Sport</strong> in der Stadt Hamm an.<br />

Ausgehend von den vier Welten <strong>Sport</strong>, Aqua (plus Sole), Sauna und Wellness plus Reha<br />

wurde der Standort seit der Eröffnung 1999 weiterentwickelt. Vor dem Hintergrund einer<br />

rasanten Entwicklung im Gesundheits- und Wellnessmarkt insgesamt und guten<br />

Umsatzzahlen im Bereich Sauna und Wellness vor Ort war eine Erweiterung des Angebotes<br />

nur konsequent.<br />

29


MASTERPLAN SPORT RUHR<br />

Kerndaten Bäderbetrieb<br />

Bäder-Standorte<br />

Hamm: 180.000 Einwohner<br />

Wedel: 32.000 Einwohner<br />

Oberhausen: 214.000 Einwohner<br />

Gesundheitspark<br />

Bad Hamm<br />

Dabei haben wir uns den veränderten Erwartungen der Menschen an moderne Gesundheits-<br />

und Wellnessanlagen angepasst und verschiedene Produkte entwickelt:<br />

ArenaMare<br />

Europaweit einmalig ist die Theatersauna mit 100 Sitzplätzen in der Maximare Saunawelt.<br />

Nicht wegen der 100 Sitzplätze, sondern wegen der multimedialen Show mit Beamer, Licht-,<br />

Sound-, Nebel- und Regen-Effekten. Das ist Erlebnis, das geht an die Emotionen und das bewegt.<br />

Diese USPs (Unique Selling Points) sprechen sich unter den Besuchern schnell herum<br />

und sorgen so für zusätzliche Kunden und erweitern unter Umständen so das Einzugsgebiet.<br />

Die ArenaMare ist einer der Vorteile des Maximare im Wettbewerb.<br />

30<br />

Bäder<br />

Maximare Hamm<br />

480.000 Besucher<br />

140 Mitarbeiter<br />

3,9 Mio. Euro Umsatz<br />

Badebucht Wedel<br />

240.000 Besucher<br />

80 Mitarbeiter<br />

1,2 Mio. Euro Umsatz<br />

AQUApark Oberhausen<br />

(im Bau)<br />

280.000 Besucher<br />

79 Mitarbeiter<br />

1,2 Mio. Euro Umsatz<br />

TCM (Traditionelle Chinesische Massage)<br />

Um TCM am Standort Hamm anbieten zu können, kooperiert das Maximare<br />

mit einer Stadt in Dahlien (China). In achtjähriger Ausbildungszeit lernen<br />

dort Chinesinnen und Chinesen die Anwendungen der TCM und kommen<br />

(für ein Jahr) nach Deutschland, um im Maximare zu arbeiten. Bis es allerdings<br />

soweit war, mussten viele Hürden überwunden werden – von der Arbeitserlaubnis,<br />

bei der die Stadt oder die Gemeinde als Partner Unterstützung<br />

leisten kann, über Dolmetscher bis zur richtigen Etikette im Umgang<br />

mit Menschen eines völlig anderen Kulturkreises. Eine Masseurin wurde<br />

mittlerweile fest eingestellt und die Kooperation mit Dahlien ausgebaut. Das<br />

Angebot ist so erfolgreich, dass es auch an einem anderen Standort angeboten<br />

werden soll. Diesmal als Massageinstitut, das an ein bestehendes Bad<br />

angegliedert wird.<br />

Medical Wellness<br />

Medical Wellness wurde in Hamm zum ersten Mal in ein Freizeitbad integriert.<br />

Für das jüngste Kind des Maximare wurde ein Arzt eingestellt. Nach<br />

einer kostenlosen Anamnese entwickelt er in Absprache mit den Kunden<br />

ein maßgeschneidertes Trainings- und Leistungsprogramm, um die Gesundheits- und Fitness-Ziele<br />

der Kunden zu erreichen. Diese Programme kosten je nach Leistungsumfang 100<br />

bis 250 Euro. Dafür kaufen die Kunden Leistungskarten mit Leistungsprogrammen, bei denen<br />

sie teilweise länger als ein halbes Jahr im Maximare trainieren. Das ist Kundenbindung<br />

pur und sorgt darüber hinaus für eine Auslastung der Anlage. Hierbei greifen alle Angebote<br />

des Maximare ineinander – um zum Beispiel die Einzelbausteine Wassergymnastik, Aquaspinning,<br />

ärztliche Beratung, traditionelle chinesische Massage, aber auch Wellnesswünsche<br />

abzudecken. Die ersten Erfahrungen mit Medical Wellness lassen hoffen, aber ich denke,<br />

wir brauchen für dieses Experiment zwei Jahre bis es im Markt etabliert ist.<br />

Aber nicht nur inhaltlich kann ein Standort entwickelt werden, sondern auch räumlich. Dabei<br />

spielt neben der eigentlichen Expansion in der Fläche auch der Erholungs- und Freizeitwert<br />

im Umfeld des Maximare eine bedeutende Rolle. Gerade hier müssen alle Partner an<br />

einem Strang ziehen. Die Aufwertung des Umfeldes zum „Gesundheitspark Bad Hamm“ ist<br />

in den vergangenen Jahren zum Beispiel durch<br />

ein neues Gradierwerk im angrenzenden Kurpark, das auch in die Angebote des<br />

Maximare (Qi-Gong) eingebunden ist, sowie<br />

eine bundesweit bekannte und anerkannte Klinik für Manuelle Therapie (Schmerz-<br />

Zentrum),<br />

altengerechtes Wohnen<br />

durch die Partner und in den Kooperationen mit den Partnern aktiv betrieben worden.


Konkurrenzvermeidung<br />

durch Abstimmung<br />

Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />

Ganz entscheidend: Für eine gelungene Standortentwicklung benötigt man vor allem ein<br />

Filetstück, das zu entwickeln ist. Das Maximare ist unmittelbar in der Nähe zum Kurpark<br />

und zu einem <strong>Sport</strong>zentrum entstanden und bietet hier noch Entwicklungsspielraum. So soll<br />

östlich angrenzend ein Hotel entstehen. Hier profitiert die Prova Unternehmensberatung<br />

wiederum von den umfangreichen Kooperationen und Partner, die Investoren,<br />

Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung Verlässlichkeit, Sicherheit und Vertrauen bieten.<br />

Die Partner sind dabei unter anderem Stadt-Touristik, Stadt, örtliche Institutionen sowie<br />

die örtlichen Einzelhändler. Diese Interessenlagen alle unter einen Hut zu bringen, ist<br />

schwer, ist Aufwand und ist Arbeit, aber nur unter diesen Voraussetzungen kann ein<br />

Standort überhaupt sinnvoll entwickelt werden.<br />

31<br />

Bäderbetrieb als<br />

„Profitzentrum“<br />

Die Standortentwicklung am Gesundheitspark Bad<br />

Hamm: Rot sind bereits realisierte Objekte<br />

markiert, noch in der Realisierung befindliche<br />

Vorhaben sind gelb eingezeichnet.<br />

Der Blick in die Zukunft macht deutlich: Reine<br />

Bäder werden weiterhin nur mit einem Zuschuss<br />

zu betreiben sein. Für die Daseinsvorsorge muss<br />

es sein. Jeder Verein, jede Schule, jeder Bürger,<br />

der schwimmen möchte, muss schwimmen<br />

können. Aber so einen Bäderbetrieb kann man<br />

durchaus als Profitzentrum betrachten. Ich sage<br />

nicht, dass wir ohne Zuschüsse auskommen.<br />

Zuschüsse vermeiden können wir nur, wenn wir<br />

Eintrittspreise über 18 Euro nehmen. Das geht nicht und das können wir auch der örtlichen<br />

Bevölkerung nicht zumuten. Der Zuschuss ist aber niedriger als er bei einem Badbetrieb in<br />

öffentlicher Hand wäre. Denn wir betreiben alle Einrichtungen, die wir haben, im Rahmen<br />

freier Mitarbeiterverträge. Wir sind nicht an öffentliches Tarifrecht gebunden. Jeder<br />

Mitarbeiter ist frei eingestellt und jeder Vertrag individuell. Wer Mitarbeiter im öffentlichen<br />

Tarif hat, hat Schwierigkeiten solche Anlagen zum Breakeven zu führen. Nach meiner<br />

Ansicht ist das heutzutage sogar unmöglich. Freie Verträge in Kombination mit<br />

eigenverantwortlichen Mitarbeitern, die Lust an der Leistung haben, erlauben einem<br />

privaten Betreiber ein flexibleres Reagieren auf Marktschwankungen. So erhalten die<br />

Therapeuten im Wellnessbereich ein Grundgehalt und zusätzlich ein leistungsbezogenes<br />

Entgelt für jede Anwendung, die sie durchführen. Als privater Betreiber können wir<br />

aufgrund der freien Verträge auch die Gastronomie wirtschaftlich betreiben.<br />

Die Prova Unternehmensberatung betreibt Bäder an drei verschiedenen Standorten: Das<br />

Maximare in Hamm (Umsatz 3,9 Mio. Euro), die Badebucht Wedel (Umsatz 1,2 Mio. Euro)<br />

und den AQUApark Oberhausen (1,2 Mio. Euro). Eine Konkurrenz seiner Bäder wird bei<br />

einem privaten Betreiber jedoch nicht eintreten. Denn: Wenn ein privater Betreiber<br />

mehrere Bäder hat, wird er tunlichst darauf achten, dass die Angebote, die er entwickelt,<br />

nicht konkurrieren. Dieser Ansatz einer Abstimmung der Angebote ist im gesamten<br />

Bädermarkt essentiell. Es gilt, worauf auch Herr Lawitzke hingewiesen hat: Wir müssen<br />

immer wieder darauf achten, dass wir in den Angeboten keine Überschneidungen haben,<br />

denn der Bädermarkt ist nicht unendlich, er ist - ganz im Gegenteil - begrenzt.


Optimierung der<br />

Führungsstrukturen<br />

MASTERPLAN SPORT RUHR<br />

Der Regionalverband <strong>Ruhr</strong> betreibt gemeinsam mit den Kommunen Bäder. Er ist Mitgesellschafter von sieben GmbHs,<br />

die jeweils mit den örtlichen kommunalen Partnern Freizeitbäder im gesamten Verbandsgebiet betreiben. Die<br />

Einrichtungen, die ursprünglich den Beschäftigten der Montanindustrie als „Erholungsoasen“ dienen sollten, sind dabei<br />

konsequent auf Überörtlichkeit ausgerichtet. Der RVR stimmt die Angebote seiner Bäder im regionalen Kontext ab und<br />

versucht so, Konkurrenz der eigenen Bäder untereinander zu vermeiden. Angesichts sinkender Bevölkerung und<br />

zunehmenden Konkurrenzdrucks entwickelt der RVR gemeinsam mit seinen Partnern Strategien, um seinen Anteil am<br />

Kuchen „Bädermarkt <strong>Ruhr</strong>“ auch in Zukunft zu behaupten.<br />

Regionaler Bäderbetrieb in interkommunaler Kooperation<br />

Dieter Funke, Bereichsleiter Wirtschaftsführung beim Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />

32<br />

Die Freizeitbäder als Aufgabe des RVR<br />

Der Regionalverband <strong>Ruhr</strong> definiert sich über das Gesetz über den Regionalverband<br />

<strong>Ruhr</strong> (RVR-Gesetz). Im Gesetz sind wesentliche Aufgaben<br />

des Verbandes wie z. B. die regionale Wirtschaftsförderung, die regionale<br />

Förderung des Tourismus, besondere Aufgabenstellungen wie z. B.<br />

die Route der Industriekultur und der Emscher Landschaftspark sowie<br />

seit kurzem auch die staatliche Regionalplanung (seit 01.10.2009) festgelegt.<br />

Weitere freiwillige Aufgaben sind im RVR-Gesetz genannt. Diese<br />

bedürfen der besonderen Legitimation durch das höchste Organ des<br />

RVR, der Verbandsversammlung.<br />

Die Verbandsversammlung hat sich entschlossen, die freiwillige Aufgabe<br />

„Der RVR beteiligt sich an der Errichtung und dem Betrieb von Freizeitanlagen<br />

mit überörtlicher Bedeutung" wahrzunehmen. Mit dem Beschluss ist diese Aufgabe<br />

quasi mit einer Pflichtaufgabe gleichzustellen. Besonders wichtig ist dabei die überörtliche<br />

Bedeutung der jeweiligen Einrichtung. Das Angebot soll nicht ausschließlich kommunalen<br />

oder interkommunalen Charakter haben, sondern insgesamt eine Ausstrahlung in das Verbandsgebiet<br />

hinein haben. Nach einer Untersuchung im Rahmen der Haushaltskonsolidierung<br />

konnte festgestellt werden, dass alle sieben Einrichtungen den Charakter der<br />

Überörtlichkeit besitzen.<br />

Im Einzelnen sind dies: die Revierpark Mattlerbusch GmbH in Duisburg, die Revierpark<br />

Vonderort GmbH in Oberhausen, die Revierpark Nienhausen GmbH in Gelsenkirchen, die<br />

Revierpark Gysenberg Herne GmbH in Herne, die Revierpark Wischlingen GmbH in Dortmund,<br />

die Freizeitzentrum Kemnade GmbH in Witten und die Freizeitzentrum Xanten<br />

GmbH in Xanten.<br />

Regionalität und kommunale Mitgesellschafter bei den Freizeitbädern<br />

Der RVR zeigt sich finanziell und organisatorisch verantwortlich für die Einrichtungen. Die<br />

Verantwortung wird wahrgenommen gemeinsam mit den kommunalen Mitgesellschaftern.<br />

Die Kontrollgremien der Gesellschaften werden seitens des RVR durch Vertreter aus der<br />

Verbandsversammlung besetzt.<br />

Die Geschäftsführungen sind zurzeit noch sehr unterschiedlich besetzt. Hier findet eine<br />

weitere Optimierung der Strukturen statt. So gibt es z. B. in einzelnen Fällen hauptamtliche<br />

Geschäftsführungen, bei anderen Gesellschaften werden die Geschäftsführungen im Nebenamt<br />

wahrgenommen. Die konzeptionelle Weiterentwicklung erfolgt in enger Abstimmung<br />

mit den kommunalen Partnern.


Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />

Weiterhin erfolgt eine ständige Begleitung, Beratung und Kontrolle der Geschäftsführungen<br />

durch die Beteiligungssteuerungen der Gesellschafter, u.a. bei der Beratung der Wirtschaftspläne<br />

der Gesellschaften.<br />

Die besondere Rolle des Gesellschafters RVR<br />

Im Verbund der Beteiligungen an den Freizeitgesellschaften kommt dem RVR eine besondere<br />

Rolle zu. So übernimmt er die finanzielle Sicherstellung eines regionalen und attraktiven<br />

Angebotes für die Bevölkerung des Verbandsgebietes. Er koordiniert als verbindende<br />

Instanz die unterschiedlichen Angebotsschwerpunkte im regionalen Kontext. Weiterhin<br />

stellt er (planerische und wirtschaftliche) Fachkompetenz bei Investitionsentscheidungen zur<br />

Verfügung. Darüber hinaus können Marktdaten und Markteinschätzungen durch eigene<br />

RVR-Experten analysiert und aufbereitet werden.<br />

Kerndaten Bäderbetrieb<br />

<strong>Metropole</strong> <strong>Ruhr</strong><br />

5,2 Mio. Einwohner<br />

4.435 km 2 Fläche<br />

RVR-<br />

Bäderbeteiligungen<br />

7 Freizeitbäder<br />

Jahresbesuche<br />

2,5-2,7 Mio. Besuche<br />

33<br />

Die Bäderstandorte sind verteilt über das gesamte Verbandsgebiet. Insbesondere<br />

die Idee der Revierparks als Erholungsoasen für die Bevölkerung in den<br />

Montanindustrien war eine Innovation, die seinerzeit ihresgleichen suchte.<br />

Die Rahmenbedingungen sind heute deutlich verändert, so wird in Zukunft<br />

der Rückgang der Bevölkerung im Kerngebiet eine neue Herausforderung für<br />

die Einrichtungen darstellen.<br />

Der RVR besitzt eine besondere Koordinierungsfunktion bei der Angebotsabstimmung<br />

und im Wettbewerb der Gesellschaften untereinander. In einer<br />

vertiefenden Studie wurde untersucht, inwiefern die Gesellschaften untereinander<br />

und im Vergleich zu anderen Freizeitbädern im Wettbewerb stehen.<br />

Abschließend konnte festgestellt werden, dass die Ausgangsposition der Gesellschaften<br />

positiv ist und alle sieben Gesellschaften ihre Existenzberechtigung haben.<br />

Die Freizeitbäder des RVR und ihre strategische Ausrichtung im Überblick<br />

Revierpark Mattlerbusch GmbH, Duisburg<br />

zwei Gesellschafter: RVR (50 %), Stadt Duisburg (50 %)<br />

regionale Marktführerschaft Niederrhein / westliches <strong>Ruhr</strong>gebiet<br />

Zukunftsprojekt „Indoor Beach Anlage" (Investition ca. 1,7 Mio. Euro)<br />

Revierpark Vonderort GmbH, Oberhausen / Grenze Bottrop<br />

drei Gesellschafter: RVR (50 %), Stadt Oberhausen (25 %), Stadt Bottrop (25 %)<br />

ruhige, zeitgemäße Sole-Sauna-Anlage, Angebot für das Alter 50+<br />

Zukunftsprojekt „Saunaaußenbereich" (Investition ca. 1,2 Mio. Euro)<br />

Revierpark Nienhausen GmbH, Gelsenkirchen / Grenze Essen<br />

drei Gesellschafter: RVR (50 %), Stadt Gelsenkirchen (25 %), Stadt Essen (25 %)<br />

Neupositionierung als Gesundheitspark Angebot im nördlichen <strong>Ruhr</strong>gebiet<br />

Zukunftsprojekt „Gesundheitspark" (Investition ca. 2,8 Mio. Euro)


Sonder-<br />

investitionen<br />

MASTERPLAN SPORT RUHR<br />

Revierpark Gysenberg Herne GmbH, Herne<br />

34<br />

zwei Gesellschafter: RVR (50 %), Stadt Herne (50 %)<br />

regionaler Marktführer nördliches <strong>Ruhr</strong>gebiet, südliches Münsterland<br />

Prüfung der zwei Alternativen „Komplettsanierung" und „Konzentration auf die<br />

Kernkompetenz" (Investition zwischen 5,3 und 8,5 Mio. Euro)<br />

Hier muss noch eine Detailanalyse der Alternativen erfolgen.<br />

Revierpark Wischlingen GmbH, Dortmund<br />

zwei Gesellschafter: RVR (50 %), Stadt Dortmund (50 %)<br />

Wohlfühl- und Gesundheitsbad mit Allwetterbad<br />

starker Saunaschwerpunkt<br />

Weitere Optimierung des Angebotes ohne größeres Investitionsprojekt<br />

Freizeitzentrum Kemnade GmbH, Witten<br />

fünf Gesellschafter: RVR (69,9 %), Stadt Bochum (12,6 %), Stadt Witten (7,5 %), Ennepe-<br />

<strong>Ruhr</strong>-Kreis (5,0 %), <strong>Ruhr</strong>verband (5,0 %)<br />

regionale Marktführerschaft im südöstlichen <strong>Ruhr</strong>gebiet<br />

zusätzlich Wassersport und Erholungsbereich Kemnader See<br />

kein Projekt im Badbereich, stattdessen Projekt „<strong>Ruhr</strong>-ln-Line" (Inlinerbahn rund um den<br />

See)<br />

Freizeitzentrum Xanten GmbH, Xanten<br />

drei Gesellschafter: RVR (50 %), Stadt Xanten (25 %), Kreis Wesel (25 %)<br />

regionale Marktführerschaft am Niederrhein<br />

Strandbad und Wassersport, kleine Saunaanlage<br />

Zukunftsprojekt „Hafen Xanten" (Investition 2,8 Mio. Euro)<br />

Der RVR hat für die zahlreichen angemeldeten Investitionen in die Gesellschaften einen<br />

Sonderinvestitionstopf in Höhe von insgesamt 2,0 Mio. Euro aufgelegt, der über die üblichen<br />

Investitionszuschüsse eine Förderung von Zukunftsmaßnahmen, nach eingehender Prüfung,<br />

zu maximal 25 % der Investitionssumme möglich macht. Abgesehen von dem besonderen<br />

Sommer 2003 belaufen sich die Gesamtbesucherzahlen aller RVR-Freizeitbäder auf rund 2,5<br />

bis 2,7 Mio. Besucher pro Jahr.


Kooperationen<br />

fortführen<br />

Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />

Kennzeichnung der wichtigsten Problemfelder<br />

Die Probleme in den Gesellschaften lassen sich relativ klar erkennen, denn bei zunehmendem<br />

Wettbewerb und relativ konstanter Nachfrage wird es zunehmend schwieriger, die<br />

Besucherzahlen und die Einnahmen stabil zu halten.<br />

Darüber hinaus leiden alle Einrichtungen unter einem gewissen Instandhaltungsstau, der sich<br />

über die Jahre hinweg entwickelt hat und aufgrund der wirtschaftlichen Situation der<br />

Bäderbetriebe nicht ohne weiteres aus eigener Kraft bewältigt werden kann. Allerdings<br />

wurde durch das genannte Gutachten aufgezeigt, wo und wie in den Freizeitbädern sinnvoll<br />

investiert werden sollte. Aufgrund der Haushaltslage beim Regionalverband und bei den<br />

Kommunen kam es in den Jahren 2005 und 2006 zu Kürzungen bei den Zuschüssen an die<br />

Gesellschaften um rund 20 %.<br />

Die Gesellschaften arbeiten erfolgreich an weiteren Optimierungsmaßnahmen. Sowohl Einsparungen<br />

im Personalbereich wie auch im Sachbereich wurden erzielt. Allerdings zeigt das<br />

Beispiel der Entwicklung der Energiekosten, dass nachhaltige Einsparungen nur schwierig<br />

erreicht werden können. Werden z. B. Einsparungen durch Reduzierung des Energieverbrauchs<br />

erreicht, fressen die Preissteigerungen die Einsparungen oft noch im gleichen Jahr<br />

wieder auf.<br />

Die Zukunft der RVR-Freizeitbäder<br />

Der RVR hat sein Bekenntnis zu den „regionalen Freizeitbädern“ in der Verbandsversammlung<br />

erneut bekräftigt.<br />

Wichtig ist auch die Fortführung der Kooperationen mit den kommunalen<br />

Mitgesellschaftern. Ein besonderes Beispiel für das Engagement der kommunalen<br />

Gesellschafter ist der Revierpark Nienhausen. Hier haben die Vertreter aus den Räten der<br />

Städte Essen und Gelsenkirchen zusätzliche Mittel aus dem Konjunkturpaket II in Höhe von<br />

jeweils 1,1 Mio. Euro in die Gesellschaft fließen lassen.<br />

Zur Zukunftsstrategie gehört jedoch auch, dass man die unterschiedlichen<br />

Angebotsschwerpunkte sieht und weiterentwickelt, um zum einen eine Kannibalisierung<br />

untereinander abzuwenden und zum anderen die Angebotsvielfalt zu erhöhen.<br />

Jede Gesellschaft bedarf eines eigenständigen und wettbewerbsfähigen Profils.<br />

Darüber hinaus sollen in verschiedenen Bereichen, wie z. B. beim Einkauf oder auch bei der<br />

regionalen Öffentlichkeitsarbeit, Synergien erzielt werden - auch über einen intensiven<br />

Erfahrungsaustausch der Gesellschaften untereinander.<br />

35


MASTERPLAN SPORT RUHR<br />

PODIUMSDISKUSSION<br />

Podiumsteilnehmer<br />

REGIONALE PERSPEKTIVEN >>><br />

36<br />

Dr. Barbara Duka, Beigeordnete der Stadt Marl<br />

Dr. Christoph Müllmann, Beigeordneter der Stadt Kamp-Lintfort<br />

Christian Hülsmann, Stadtdirektor der Stadt Essen<br />

Dr. Manfred Beck, Beigeordneter der Stadt Gelsenkirchen<br />

Moderator: Dr. Dieter Nellen,<br />

Leiter des Referates Kultur und <strong>Sport</strong> beim Regionalverband <strong>Ruhr</strong>


„Es war ein Lernprozess<br />

bis man gemerkt hat,<br />

dass der viel zu große<br />

Anzug nicht mehr<br />

passt.“<br />

Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />

AUSGANGSSITUATIONEN<br />

Dr. Dieter Nellen: Als kommunale Beigeordnete stehen Frau Duka, Herr Müllmann, Herr<br />

Hülsmann und Herr Beck an der Schnittstelle zwischen Verwaltung und Politik und<br />

betreiben <strong>Sport</strong>entwicklung - in Essen heißt es <strong>Masterplan</strong> - indem sie gleichzeitig<br />

Innovationen organisieren, aber darüber die politischen Mehrheiten nicht verlieren dürfen.<br />

Frau Duka, bitte schildern Sie uns Ihre kommunalen Strategien für die Stadt Marl im Kreis<br />

Recklinghausen.<br />

STADT MARL<br />

37<br />

Dr. Barbara Duka: Das Thema hieß bei uns nicht <strong>Masterplan</strong>,<br />

sondern Erstellung eines Bäderkonzeptes für die Stadt Marl.<br />

Hintergrund ist das Problem, das viele Kommunen kennen:<br />

Haushaltskonsolidierung und gleichzeitig eine viel zu große<br />

Infrastruktur.<br />

Die Stadt Marl ist ja eine großstädtisch orientierte Stadt<br />

gewesen, die aber zunehmend mit Einbrüchen im<br />

Haushaltsbereich zu kämpfen hat und ihre Infrastruktur<br />

zurückfahren muss, die zwischen den 1960er und 1980er Jahren<br />

entstanden ist. Sie können sich vorstellen, dass die Stadt mit<br />

dem Selbstbewusstsein einer Politik, als die Hüls AG noch viel<br />

Geld in die Kassen gespült hat, erst einen Lernprozess<br />

durchlaufen musste, bis man gemerkt hat, dass der viel zu große<br />

Anzug, den man sich geschneidert hat, nicht mehr passt.<br />

Wir mussten uns damit abfinden, dass erstens die Bevölkerung zurückgeht und zweitens<br />

sich die kommunalen Kassen nicht mehr füllen lassen. Also muss man versuchen, die Dinge<br />

zu realisieren, die für die Daseinsvorsorge, Bildung und Integration problematischer<br />

Bevölkerungsgruppen notwendig sind. Vor diesen Vorzeichen haben wir unser<br />

Bäderkonzept erstellt. Hinzu kam, dass die Aufsichtsbehörde das ganze Thema und den<br />

Prozess sehr intensiv begleitet hat und wir letztlich nicht frei waren in unseren<br />

Entscheidungen. Wir hatten also beispielsweise nicht die Möglichkeit, auch wenn es sinnvoll<br />

gewesen wäre, ein Freibad, das in den 80er Jahren entstand, zu einem Kombibad<br />

umzubauen. Sondern wir mussten uns auf die zweite Möglichkeit konzentrieren: Das<br />

Werksbad der Hüls AG zu übernehmen.<br />

Und das auch noch mal als kleiner Exkurs zum Thema Lernprozess: Die Verwaltung der<br />

Stadt hat schon in den 1980er Jahren die Politik darauf aufmerksam gemacht, dass das<br />

städtische Hallenbad dringend saniert werden muss, sonst werde es irgendwann ein böses<br />

Erwachen geben. Man ist dieser Empfehlung leider damals nicht gefolgt, sondern hat<br />

stattdessen Geld in die Hand genommen, um ein weiteres, nach heutigen Erkenntnissen<br />

völlig überflüssiges Hallenbad zu bauen, das mittlerweile übrigens auch geschlossen ist.<br />

Stand heute: Wir haben ein geschlossenes, städtisches Hallenbad, das sich auch nicht mehr<br />

sanieren lässt, weil wir diese Gelder nicht aufbringen können. Wir haben ein mittlerweile<br />

geschlossenes städtisches Freibad, weil die Kommunalaufsicht dieses „Opfer“ verlangt hat,<br />

sonst hätten wir niemals die Genehmigung erhalten, das ehemalige Werksbad übernehmen<br />

zu dürfen. Von ehemals neun Lehrschwimmbecken sind vier übrig geblieben, an denen wir<br />

aber festhalten wollen.


„Wenn in Moers ein<br />

großes Freizeitbad<br />

gebaut wird, ist das<br />

Signal für uns ein Signal<br />

einen Schritt zurück zu<br />

gehen.“<br />

MASTERPLAN SPORT RUHR<br />

Mit anderen Worten: Ergebnis unseres Bäderkonzeptes ist es, sich auf das Schulschwimmen<br />

zu konzentrieren.<br />

Das Angebot für die Öffentlichkeit ist deutlich zurückgefahren worden. Übrig geblieben ist<br />

das erworbene Werksbad (Infracor-Bad), ein weiteres Freibad, das von einer Bäderinitiative<br />

betrieben wird und es deutet sich an, dass auch ein zweites Freibad von einer<br />

Bäderinitiative übernommen wird. Zudem haben wir noch ein weiteres Werksbad der<br />

Firma Infracor, das eventuell auch irgendwann aufgegeben wird. Damit haben wir ein<br />

akzeptables Angebot im Bäderbereich.<br />

Dadurch, dass wir nicht auf einer einsamen Insel leben, sondern im Umfeld das eine oder<br />

andere sonstige Angebot im Freizeit- und Spaßbadbereich vorhanden ist, hat man sich<br />

mittlerweile damit abgefunden. Dennoch ist es natürlich schmerzlich und gerade mit Blick<br />

auf die Kommunalwahl war das nicht ganz einfach für die Stadtteil-Politiker, die sich damals<br />

für die ganzen Bäder eingesetzt haben. Wir setzen auf Schul- und Vereinsschwimmen, wo es<br />

eine sehr hohe Auslastung der Bäder gibt. Das hat zu einer Zufriedenheit der<br />

Schwimmvereine und Schulen geführt und letztendlich damit auch in der Bevölkerung.<br />

Dr. Dieter Nellen: Werden die Bäder in Herten, CopaCabacum und auch Atlantis mehr<br />

als Konkurrenz oder als Bereicherung empfunden?<br />

Dr. Barbara Duka: Sie werden als Bereicherung empfunden. Beide Standorte sind relativ<br />

zeitnah und relativ schnell erreicht, so dass diese Angebote völlig problemlos<br />

wahrgenommen werden können. Es braucht überhaupt kein Angebot auf Marler Boden, um<br />

davon zu profitieren. Daseinsvorsorge ist über den anderen Weg sichergestellt.<br />

STADT KAMP-LINTFORT<br />

Dr. Dieter Nellen: Gehen wir nach Kamp-Lintfort. Wir haben ja eben schon den<br />

Vertreter, Herrn Hohensträter, Geschäftsführer aus Moers, gehört. Herr Müllmann, wie<br />

gehen Sie mit dem Thema um, und wie ist es da mit Kooperationen?<br />

38<br />

Dr. Christoph Müllmann: Wie haben sicherlich eine<br />

idyllische Landschaft, aber wir sind auch Teil des <strong>Ruhr</strong>gebiets<br />

und sehr stark vom Strukturwandel betroffen. Wir haben noch<br />

die letzte Zeche am linken Niederrhein, die aber in Kürze<br />

schließen wird. Vielleicht haben wir schon lange Erfahrung mit<br />

dem Thema Strukturwandel und das Glück gehabt, in den<br />

letzten Jahren ausgeglichene Haushalte zu haben, so dass wir<br />

jetzt auch in der Lage sind, im Bäderbereich noch einmal neu zu<br />

investieren.<br />

Die Ausgangssituation ist vielleicht vergleichbar mit Marl. Wir<br />

haben ein kombiniertes Frei- und Hallenbad. Das Hallenbad ist<br />

etwa 40 Jahre alt, das Freibad hatte noch einmal eine<br />

Renovierung in den 80er Jahren. Das Hallenbad ist in einem<br />

Zustand, wo man nicht genau sagen kann, wie lange es noch hält. Wir wollten eine<br />

Notschließung vermeiden und haben dann zunächst intern Überlegungen angestellt.<br />

Dann haben wir Gespräche mit den Nachbarstädten geführt, konkret mit Moers und<br />

Neukirchen-Vluyn. Das wäre gemeinsam eine Einwohnerzahl von rund 170.000 als


„Wir hatten mal<br />

750.000 Einwohner,<br />

jetzt haben wir noch<br />

580.000 Einwohner. Es<br />

liegt eigentlich auf der<br />

Hand, dass wir<br />

reduzieren müssen.“<br />

Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />

Einzugsgebiet gewesen. In Moers war der Zustand der Bäder vergleichbar, es hatte auch<br />

erste Abstimmungen zwischen den Bürgermeistern gegeben, ebenso auf der Arbeitsebene<br />

mit dem Geschäftsführer der Stadtwerke Moers, einem Vertreter aus Neukirchen-Vluyn<br />

und mir. Auch Herr Lawitzke war mit am Tisch und hat uns noch einmal bestärkt in diesem<br />

Gedanken. Ergebnis war aber letztendlich, dass aus unterschiedlichen Gründen jeder seine<br />

Hausaufgaben alleine löst. Das Problem – vor allem in der Stadt Moers – war, sich innerhalb<br />

der Ortsteile überhaupt auf Schließungen von Bädern zu einigen, so dass man sich dem<br />

weitergehenden Gedanken, für die drei Städte ein Bad zu errichten, nicht mehr nähern<br />

wollte.<br />

Aus Kamp-Lintforter Sicht, als kleine Stadt, mit bisher einem Spaßbad und erheblichen<br />

Freizeitanlagen sehen wir das jetzt so: Wenn in Moers ein großes Freizeitbad gebaut wird,<br />

ist das für uns das Signal, da einen Schritt zurückzugehen. Wir werden also jetzt das<br />

vorhandene Hallenbad durch ein neues Hallenbad ersetzen und das Freibad, das mit großen<br />

Rutschen und einem sehr großen Nichtschwimmerbereich ausgestattet ist, deutlich<br />

verkleinern, um dann – so sehen die Berechnungen aus – innerhalb des vorhandenen<br />

Budgets, des Zuschussbedarfs, den wir bisher hatten, diese Investitionen auch stemmen<br />

können.<br />

STADT ESSEN<br />

Dr. Dieter Nellen: Ich gucke jetzt zu Herrn Hülsmann. Nach meinem Eindruck haben sie<br />

ja insgesamt <strong>Sport</strong>entwicklung, <strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong>, in Essen mit großer Ernsthaftigkeit<br />

betrieben. Aber möglicherweise auch mit Auswirkungen auf das Kommunalwahlergebnis<br />

und da zeigt sich doch, wie schwierig es ist, Haushaltskonsolidierung zu betreiben,<br />

Grundversorgung zu sichern und darüber hinaus, auch noch die Akzeptanz der Bürger zu<br />

erhalten.<br />

39<br />

Christian Hülsmann: Ja, wir haben in der Tat einen<br />

<strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong>, eine komplette Untersuchung aller<br />

<strong>Sport</strong>stätten und Bäder. Auf Anregung des Essener <strong>Sport</strong>bundes,<br />

der in diesen Prozess stark eingebunden war, hat es zudem ein<br />

spezielles umfassendes Bädergutachten gegeben. Herr Dr.<br />

Ochsenbauer hat das Gutachten erstellt und Herr Lawitzke war<br />

der Co-Gutachter – unter anderem für Bedarfe. Wir haben das<br />

sehr breit diskutiert. Nur – wenn ich einem Kandidaten eine<br />

Empfehlung geben sollte für die Kommunalwahl – würde ich ihm<br />

dieses Vorgehen nicht unbedingt raten.<br />

Es hat ja hier nach zehn Jahren CDU-geführter Stadtregierung<br />

ein Wechsel zur SPD gegeben. Und ein Schwerpunktthema war<br />

auch dieser <strong>Masterplan</strong>, vor allem die Schließung der Bäder,<br />

speziell eines Bades. Und da sehen wir die Krux. Es geht um das Freibad Dellwig im Essener<br />

Nord-Westen, das einen hohen Instandsetzungsbedarf aufweist. Selbst wenn wir die<br />

Wasserflächen halbieren, haben wir nach einer Untersuchung der Deutschen Gesellschaft<br />

für das Badewesen einen Mindestinvestitionsbedarf von 5 Millionen Euro. Und drei<br />

Kilometer entfernt an der gleichen Südseite des Rhein-Herne-Kanals mit einem schönen<br />

Wander- und Radweg und auch ansonsten gut zu erreichen, entsteht jetzt der AQUApark<br />

in Oberhausen. Das nur mal zum Thema interkommunale Zusammenarbeit.<br />

Sie werden mit diesem Thema „Haushalt“ die Leute nicht erreichen. Man hat ja mitunter


MASTERPLAN SPORT RUHR<br />

auch schon Probleme, die Politiker damit zu erreichen. Ich sehe da so eine Art abgekapselte<br />

Logik. Als ich mit unserem <strong>Masterplan</strong>, der allein einen Instandsetzungsbedarf von 40<br />

Millionen Euro vorsieht, durch die Bezirksvertretungen gegangen bin und dafür geworben<br />

habe, da hab ich selbst bei den Politikern gehört: „Ja, ja wir haben ein<br />

Haushaltsproblem“ und dann kommt ein „Aber“ und dann kann Ihnen jeder Politiker<br />

– parteiübergreifend – eine Maßnahme nennen, wo er sagt: „Solange ihr so was noch macht,<br />

kann es dem Haushalt nicht so schlecht gehen“. Und dann wird das ganze Thema Haushalt<br />

ausgeblendet. Wir haben jetzt nicht nur die Situation, dass wir einreißen oder abreißen<br />

müssen, sondern wir wollten in allen Bereichen, nicht nur in Bädern, auch mehr Geld für<br />

Instandsetzung (der verbleibenden Anlagen) bereitstellen. Und so haben wir mit der<br />

Bezirksregierung auf der Basis des <strong>Masterplan</strong>s eine Vereinbarung getroffen, dass wir<br />

innerhalb eines Fünf-Jahres-Zeitraums ab 2008 insgesamt 22,5 Millionen Euro zusätzlich für<br />

die Sanierung und Modernisierung von <strong>Sport</strong>anlagen und Bädern finanzieren können. Aber<br />

wir mussten seinerzeit ausdrücklich noch einmal die Schließungsbeschlüsse wiederholen,<br />

was auch erfolgt ist.<br />

Jetzt war ich wegen anderer Dinge bei der Bezirksregierung, bei der Kommunalaufsicht, und<br />

da bin ich auch darauf angesprochen worden: Man habe gelesen, die Stadt wolle diese Dinge<br />

korrigieren. Da ist mir gesagt worden: „Wir haben eine Verabredung in einem Konzept und<br />

wenn Sie das so nicht erfüllen, dann trägt das gesamte Konzept nicht mehr“. Also ich bin<br />

bereit, auch über Veränderungen nachzudenken, aber unterm Strich muss die gleiche nachhaltige<br />

Einsparung herauskommen.<br />

Begründen können wir das alles wunderbar mit wissenschaftlicher Unterstützung. Das<br />

Problem ist: Ein Gewinner-Thema ist das offenkundig nicht. Aber das wird eins werden<br />

müssen. Wir - gerade im <strong>Ruhr</strong>gebiet - sehen, die großen Kommunen rasseln nacheinander<br />

in die Überschuldung, die es eigentlich nach der Gemeindeordnung überhaupt nicht geben<br />

darf. Und wenn es soweit ist, müssen wir jede einzelne Maßnahme mit der Bezirksregierung<br />

abstimmen. Dann geht es nach drei Kategorien. Die dritte Kategorie in der Rangfolge ist<br />

„Freiwillige Leistung“. Bei uns ist der Betrieb von Bädern und <strong>Sport</strong>anlagen – unabhängig<br />

von jeder moralischen Begründung – schlicht und einfach finanztechnisch eine freiwillige<br />

Ausgabe. Das heißt: Wir werden schließen müssen. Wenn wir das jetzt nicht machen, dann<br />

etwas später, sonst werden wir gar nicht mehr die Genehmigung bekommen, noch weiter<br />

zu sanieren. Wenn wir in die Stufe der Überschuldung treten, dann geht sowieso in vielen<br />

Bereichen nichts mehr. Und möglicherweise kommt dann die Erkenntnis, dass wir doch<br />

etwas abbauen. Ein letzter Satz noch: Wir hatten mal 750.000 Einwohner, jetzt haben wir<br />

noch 580.000 Einwohner. Es liegt eigentlich auf der Hand, dass wir reduzieren müssen.<br />

Hinzu kommt das veränderte <strong>Sport</strong>verhalten in der Bevölkerung. Jogging, Radfahren und<br />

Nordic-Walking findet in Gottes freier Natur statt und nicht in den klassischen<br />

kommunalen <strong>Sport</strong>stätten. Das ist noch nicht zu jedem durchgedrungen. Aber ich bin ja<br />

auch nicht Politiker, der alle fünf Jahre zur Wahl steht.<br />

STADT GELSENKIRCHEN<br />

Dr. Dieter Nellen: Herr Dr. Beck, Gelsenkirchen ist mit dem Revierpark Nienhausen<br />

eben schon so gelobt worden als Inbegriff wunderbarer regionaler Innovationen. Können<br />

Sie zum Thema Schulschwimmen eine Einschätzung geben? In allen begleitenden<br />

Arbeitskreisen zum <strong>Masterplan</strong> gab es dazu eine höchst kontroverse Diskussion. So kann<br />

die Schließung kommunaler Bäder ja auch möglicherweise längere Entfernungen für Schulen<br />

bedeuten. Können Sie aus Ihrer Stadt auch vor dem Hintergrund Migration und<br />

Migrantenkinder eine aktuelle Einschätzung geben?<br />

40


„Ich glaube, es ist<br />

dringend erforderlich,<br />

sich auch konzeptionell<br />

über das<br />

Schulschwimmen<br />

Gedanken zu machen.“<br />

Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />

41<br />

Dr. Manfred Beck: In der Tat lässt sich beobachten, dass die<br />

Schwimmfähigkeit von Kindern im Grundschulbereich<br />

zunehmend sinkt und wir immer mehr Ertrinkende verzeichnen<br />

– gerade auch im Rhein-Herne-Kanal, der in Gelsenkirchen eine<br />

beliebte Badefläche ist. Ich glaube, es ist dringend erforderlich,<br />

sich auch konzeptionell über Schulschwimmen Gedanken zu<br />

machen.<br />

Ich möchte aber zunächst ein paar Sätze sagen, die über<br />

Nienhausen hinausgehen. Für die Bäderplanung in Gelsenkirchen<br />

ist das Freibad in Nienhausen von Interesse. Insgesamt ist<br />

Gelsenkirchen mit seinen Bädern den Stadtwerke-Weg<br />

gegangen. Wir haben drei reine Hallenbäder, mit dem<br />

<strong>Sport</strong>paradies ein großes Kombi-Freizeitbad und ein weiteres kleines Freibad, das diesem<br />

Konstrukt angeschlossen ist. Dadurch ist die finanzielle Versorgung eigentlich recht gut<br />

gesichert, das heißt, es wurden in den letzten Jahren erhebliche Mittel in die Hallenbäder<br />

investiert. Die sind in einem vernünftigen Zustand. Ich kann sagen: Für Gelsenkirchen hat<br />

sich dieses Modell bewährt, auch wenn die Steuerungsmöglichkeiten seitens der Stadt, der<br />

Stadtverwaltung und seitens der Politik eingeschränkt sind.<br />

Einen unmittelbaren Zugriff hat die Stadt lediglich im Revierpark Nienhausen auf die<br />

Freizeitanlage. Die Bedeutung, die wir dem beimessen, ist deutlich geworden an den<br />

Ausführungen von Herrn Funke – gerade mit Blick auf das Freibad. Herr Funke, Sie haben<br />

den Gutachter zitiert und die Kernaussage war: Wir sollen alle Freizeitparks erhalten. Die<br />

erste Aussage war zumindest mit Blick auf Nienhausen etwas schwieriger. Ich glaube im<br />

Zuge des gemeinsamen Diskussionsprozesses sind wir zu der Erkenntnis gekommen, dass<br />

es richtig ist, auch Nienhausen zu erhalten. Für den Regionalverband war das Thema<br />

Freibad schwierig, weil es als Bad im Wesentlichen von Essener und Gelsenkirchener<br />

Bürgern genutzt wird. Wir haben deswegen als Städte gesagt, für uns ist das Grund genug,<br />

den Zuschuss in die Gesamtanlage zu erhöhen, um dieses Freibad mit seiner Funktion<br />

erhalten zu können. Wir haben hier insgesamt einen interkommunalen Ansatz gefahren, der<br />

sehr gut ist.<br />

Zum Thema Schulschwimmen: Ich glaube, wir haben in Gelsenkirchen einen großen Fehler<br />

gemacht und ich weiß, dass ihn viele andere Kommunen auch gemacht haben. Nämlich die<br />

Lehrschwimmbecken in den Schulen stillzulegen. Ökonomisch war das sicherlich sinnvoll,<br />

weil sie erhebliche Kosten verursacht haben, aber einer der Gründe, warum es gerade<br />

Grundschulen und auch Kindergärten so schwer fällt, Kindern geregelten<br />

Schwimmunterricht anzubieten, ist, dass die Wege zu den Bädern erheblich länger<br />

geworden sind als sie früher waren. Wir haben in Gelsenkirchen sechs<br />

Lehrschwimmbecken geschlossen und haben noch vier in Betrieb. Das heißt, wir hatten<br />

einmal ein ganz enges Netz von Lehrschwimmbecken in der Stadt. Wir haben 23.000<br />

Schüler. Wenn ich mal durchgehe, wie viele davon wirklich regelmäßig Schwimmunterricht<br />

erhalten, komme ich auf einen sehr, sehr schmalen Prozentsatz. Das ist relativ tragisch und<br />

kann auch nicht durch die regen Schwimmvereine in der Stadt kompensiert werden, die wir<br />

als Stadt auch sehr aktiv zum Beispiel bei Werbemaßnahmen unterstützen. Wir haben etwa<br />

3.400 Mitglieder in den sechs Schwimmvereinen. Das ist nicht schlecht für unsere Stadt,<br />

aber gerade im Bereich der Kinder und Jugendlichen außerhalb der DLRG, die es noch ganz<br />

gut schafft, ist die Nachfrage im Schwimmverein doch deutlich gesunken.


MASTERPLAN SPORT RUHR<br />

42<br />

KONSEQUENZEN > > >


Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />

KONSEQUENZEN FÜR DEN MASTERPLAN SPORT RUHR<br />

Dr. Dieter Nellen: Wir nähern uns jetzt dem Höhepunkt der Veranstaltung. Nämlich der<br />

Frage, wie weit kann die Region selbst Innovationen begleiten? Vom <strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong> ist ja<br />

heute Morgen schon viel die Rede gewesen. Sie wissen, dass wir den <strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong>, den<br />

wir im letzten Jahr begonnen haben, durch Workshops dieser Art begleiten. Wir haben<br />

verschiedene schon durchgeführt, es wird noch einen weiterer zum Thema<br />

<strong>Sport</strong>großveranstaltungen stattfinden.<br />

„Wir hatten<br />

ursprünglich gedacht,<br />

mit diesem <strong>Masterplan</strong><br />

alle Fragen der<br />

regionalen<br />

<strong>Sport</strong>entwicklung mit<br />

chirurgischer Präzision<br />

lösen zu können.“<br />

43<br />

Die Ergebnisse dieser Workshops werden dokumentiert und auch in das<br />

<strong>Masterplan</strong>-Verfahren mit einfließen. Wir wollen aber insgesamt einen<br />

<strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong> vorlegen. Wir hatten ursprünglich gedacht, mit diesem<br />

<strong>Masterplan</strong> gewissermaßen alle Fragen der regionalen <strong>Sport</strong>entwicklung mit<br />

chirurgischer Präzision lösen zu können. Ich habe im Verfahren gelernt, so<br />

auch der Regionalverband <strong>Ruhr</strong> insgesamt, dass er, wenn er regionale<br />

<strong>Sport</strong>entwicklung mit der heute vielfach angemahnten Systematik betreiben<br />

will, sich ähnlich wie beim Thema Kultur auf einen längeren Weg machen<br />

muss. Wir sind bei dem Thema Kultur deshalb so erfolgreich, weil wir im Prinzip seit 14<br />

Jahren eine Regionalisierung der Kulturpolitik betreiben. Wir werden aber im<br />

Kulturhauptstadtjahr 2010 diesen <strong>Masterplan</strong> vorlegen, um diesen ersten Schritt regionaler<br />

<strong>Sport</strong>entwicklung über regionale Steuerungsinstrumente und -strategien zu realisieren.<br />

Einer, der sich dort trotz seiner sicherlich starken Einbindung und Verpflichtung seiner<br />

eigenen Stadt gegenüber einbringt, ist Herr Hülsmann. Und ich will mal diese erste Runde<br />

mit einer allgemeinen Frage beginnen: Welche Wünsche, Anregungen, Anforderungen,<br />

Erwartungen haben unsere kommunalen Gebietskörperschaften an diesen <strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong>?<br />

Christian Hülsmann: Dass der RVR diese interkommunale Zusammenarbeit versucht zu<br />

strukturieren, versucht schmackhaft zu machen. Wir haben ja gerade ein paar zaghafte<br />

Beispiele gehört. Gelsenkirchen, Revierpark Nienhausen. Wir haben im Übrigen schon im<br />

Jahre 2001 – Stichwort Konkurrenzschutzklausel – unser Freibad Kuhlhoffstraße im Nord-<br />

Osten der Stadt nicht weit vom Revierpark Nienhausen geschlossen. Der RVR hat dann<br />

dankenswerterweise den Radweg zu Ende gebaut, so dass wir eine Radwegeverbindung zu<br />

unserem Bad haben. Heute regt sich darüber keiner mehr auf. Wir haben da jetzt ein Licht-<br />

und Luftbad mit einer natürlichen Wasserfläche, wo man nicht schwimmen kann. Wir haben<br />

uns gefragt: Warum sollen wir groß investieren, wenn wir uns gegenseitig die Leute<br />

abgraben?<br />

„Die Bevölkerung<br />

stimmt heute schon<br />

überregional mit den<br />

Füßen ab. Aber Politik<br />

und Verwaltung haben<br />

immer noch die<br />

Stadtgrenzen im Kopf.“<br />

Wir hatten die erste Überlegung in Bezug auf das Freibad Dellwig im<br />

Essener Nord-Westen, da hat man noch gar nichts vom AQUApark gehört,<br />

auch im Zusammenhang mit dem Bad Vonderort. Also 70.000 Besucher in<br />

Vonderort jährlich sind aus Essen, das haben Befragungen ergeben. Das<br />

heißt: Die Bevölkerung stimmt heute schon überregional mit den Füßen ab.<br />

Aber Politik und auch Verwaltung haben immer noch die Stadtgrenzen im<br />

Kopf. Und immer, wenn ich sage: Ihr könnt ja auch zum Friedrich-<br />

Wennmann-Bad (in Mülheim an der <strong>Ruhr</strong>) gehen, da wird immer so getan, dass in dieser<br />

hochmotorisierten Welt mit einem wesentlich stärkeren ÖPNV als noch vor 50 Jahren die<br />

Menschen nicht mehr von A nach B kommen würden. Das ist überhaupt eine Erkenntnis<br />

unseres gesamten <strong>Masterplan</strong>s unabhängig von den Bädern. Ich bin früher morgens vom<br />

Essener Osten zum Baldeneysee zum damaligen schönen Freibad gegangen. Da musste ich


MASTERPLAN SPORT RUHR<br />

dreimal umsteigen und meine Mutter musste hoffen, dass ich abends wieder gesund<br />

zurückkam. Heute kommen die Leute nicht mehr 500 Meter die Straße rauf und 500 Meter<br />

die Straße runter, wenn man die Argumente der Funktionäre hört. Das muss aufhören und<br />

das wird auch zwangsläufig aufhören müssen, weil wir alle nicht mehr alleine diese<br />

Genehmigungen für Sanierungen etc. bekommen.<br />

„Der finanzielle Druck<br />

kommt ganz von allein.<br />

Dann ist es gut, wenn<br />

wir ein Konzept haben,<br />

auf das wir aufbauen<br />

können.“<br />

44<br />

Ich hab gestern auch der Bezirksregierung gesagt, dann greift doch auch mal<br />

etwas härter zu, was die interkommunale Zusammenarbeit angeht. Zwei<br />

werden vorstellig und wollen jeweils fünf Millionen investieren, dann sagt<br />

doch auch mal, kann man das nicht zusammen machen, vielleicht für zwei<br />

Drittel des Geldes. Es geht. Es geht auch wunderbar. Wir haben uns auch<br />

geeinigt mit Gelsenkirchen im Rahmen des Konjunkturpaketes II, dass essen<br />

und Gelsenkirchen je gut eine Million bereitstellen, um im Revierpark Nienhausen zu<br />

investieren, obwohl das auf Gelsenkirchener Gebiet liegt. Da gab es dann auch wieder<br />

Diskussionen.<br />

Wie gesagt: Die Bevölkerung ist vom Grundsatz her wesentlich flexibler als es Politik und<br />

Verwaltung noch in vielen Dingen sind. „Dat is unser Bad“ und direkt auf der anderen<br />

Straßenseite liegt der Revierpark Nienhausen. Das ist dann schon Gelsenkirchen und da<br />

geht dann angeblich keiner mehr hin. Das muss aufhören, und da habe ich schon die<br />

Hoffnung, dass das Know-how des RVR und sein Grundverständnis von interkommunaler<br />

Zusammenarbeit genutzt wird und auch die Vorteile aufgezeigt werden. Der finanzielle<br />

Druck kommt ganz von allein. Dann ist es gut, wenn wir ein Konzept haben, auf das wir<br />

aufbauen können.<br />

Dr. Dieter Nellen: Das trifft auf allgemeine Zustimmung. Herr Beck, sie haben ja auch<br />

den Bereich Kultur nicht nur mitbegleitet, sondern auch mitgestaltet. Ist es nicht alleine<br />

durch die Kommunalisierung der <strong>Sport</strong>pauschale einfach schwieriger geworden, regional<br />

und durch das Land zu steuern und dem Land auch in diesem Prozess für die in der Tat<br />

schwierige Gemengelage hier im <strong>Ruhr</strong>gebiet eine Steuerung zuzumessen?<br />

Dr. Manfred Beck: Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich die <strong>Sport</strong>pauschale für eine<br />

richtige Entscheidung des Landes gehalten habe, weil sie den Kommunen die Flexibilität<br />

gegeben hat, die wir brauchen. Als <strong>Sport</strong>dezernent sage ich: Ich bin froh über solche<br />

zweckgebundenen Zuweisungen. Ich weiß, dass die Kämmerer das im Moment nicht so<br />

gerne sehen. Ich glaube nicht, dass es Kooperationen erschwert. Ich unterschreibe die<br />

Worte von Herrn Hülsmann, dass die Not der Kommunen ein wichtiger Motor ist, was<br />

Zusammenarbeit im Bereich des Vorhaltens von Infrastruktur in bestimmten Bereichen<br />

angeht.<br />

„Ich denke, durch die<br />

Kulturhauptstadt hat<br />

sich ein Prozess der<br />

Kooperationen der<br />

Kommunen ergeben,<br />

der ein Stück Schaffung<br />

der <strong>Metropole</strong> ist. Wir<br />

müssen das auch auf<br />

dem Sektor des <strong>Sport</strong>s<br />

erreichen.“<br />

Wir werden zur <strong>Metropole</strong>, das ist ein schwieriger Prozess. Ich glaube, wir<br />

haben durch die Übertragung der Regionalplanungskompetenz an den RVR<br />

einen wichtigen Schritt auf diesem Felde getan. Ich denke, durch die<br />

Kulturhauptstadt hat sich ein Prozess der Kooperation der Kommunen<br />

ergeben, der ebenfalls ein Stück Schaffung der <strong>Metropole</strong> ist. Wir müssen<br />

das auch auf dem Sektor des <strong>Sport</strong>s erreichen. Das ist etwas schwieriger,<br />

aber ich glaube, nicht ganz so schwierig wie bei einem Teil der<br />

Kultureinrichtungen. Ich könnte jetzt die Frage stellen: Wie viele<br />

Konzerthäuser brauchen wir im <strong>Ruhr</strong>gebiet oder ähnliches?


Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />

Aber ich denke, bei den <strong>Sport</strong>stätten, insbesondere im Bäderbereich, haben wir gute<br />

Chancen darüber zu reden, wie denn eine vernünftige öffentliche Infrastruktur im Bereich<br />

der Daseinsvorsorge aussehen kann und wie wir mit den vorhandenen Anlagen umgehen<br />

können.<br />

In Nienhausen gehen wir einen Weg, der vom RVR, der Stadt Essen und der Stadt<br />

Gelsenkirchen gemeinsam beschritten wird. Ich denke, das ist ein richtiger Weg für diese<br />

Region. Wir müssen an anderen Stellen in ähnlicher Art und Weise versuchen, die<br />

Entwicklung von Bädern im Umfeld im Auge zu behalten und einen entsprechenden<br />

Austausch zu pflegen, wie wir es in Gelsenkirchen mit der ELE, dem RWE-Betreiber<br />

unserer Bäder, tun. Dann kommen wir voran. Aber wie gesagt, die <strong>Sport</strong>pauschale ist für<br />

die Einzelkommune sehr hilfreich, hindert meines Erachtens in keiner Weise daran, solche<br />

Kooperationen einzugehen. Wir schaffen es an anderer Stelle – das ist für mich ein gutes<br />

Beispiel – gemeinsam Gewerbegebiete zu betreuen, wo die Gewerbesteuerabfuhr zwischen<br />

Kommunen geregelt wird. Ähnlich, denke ich, kann man auch den Betrieb von <strong>Sport</strong>anlagen<br />

nicht nur durch gemeinsame Gesellschaften, wie wir es in Nienhausen tun, sondern auch auf<br />

anderem Wege realisieren.<br />

Dr. Dieter Nellen: Herzlichen Dank. Frau Duka, der kreisangehörige Raum ist ja<br />

manchmal etwas fern vom RVR, obwohl eigentlich ganz nah. Welche Erwartungen haben Sie<br />

an den <strong>Masterplan</strong>?<br />

Dr. Barbara Duka: Was uns in der Vergangenheit in der Diskussion um unser<br />

Bäderkonzept sehr geholfen hat, war immer die berühmte Landkarte von Herrn Lawitzke,<br />

auf der die einzelnen Bäder der Umgebung mit ihrer unterschiedlichen Ausstattung sichtbar<br />

waren und an der man die Vielzahl an Möglichkeiten, die man in unserem Raum hat, ablesen<br />

kann. Meine Erwartungshaltung als kreisangehörige Kommune wäre, dass man auch in<br />

dieser Richtung noch einmal intensiver das Thema Bestandsaufnahme verfolgt. Es sollte<br />

noch einmal sehr viel genauer dargestellt werden,<br />

Eine genauere<br />

Bestandsaufnahme der<br />

vorhandenen Angebote<br />

erleichtert die<br />

Entscheidungsfindung.<br />

45<br />

was in den einzelnen Bädern angeboten wird<br />

was möglicherweise darüber hinaus noch als Substanz vorhanden ist<br />

wo man gegebenenfalls auch sinnvoll anknüpfen kann, wenn es um Sanierungskonzepte<br />

geht, die den Umweltaspekt sehr viel besser berücksichtigen können.<br />

Vor diesem Hintergrund kann man breiter kommunizieren und Städte<br />

können besser ins Gespräch kommen, wenn sie vor der Frage stehen, soll<br />

ich dieses Hallenbad sanieren oder lasse ich es besser bleiben und macht es<br />

mehr Sinn, dass die Nachbarkommune ihres saniert? Dann kann man so<br />

eine Bestandsaufnahme zugrunde legen, um Sanierungskonzepte, die zu<br />

energetischen Einsparungen führen, besser umsetzen zu können.<br />

Oder aber: Wo sind die Standorte, die flächendeckend Schulschwimmen in erreichbarer<br />

Nähe ermöglichen? Dabei muss ich mich ja auch an ÖPNV und sonstigen Gegebenheiten<br />

orientieren. Solche Dinge gehen immer über die Kommune hinaus. Insofern fände ich eine<br />

Unterstützung hilfreich, wie man solche Dinge organisieren kann.


MASTERPLAN SPORT RUHR<br />

Denn eins haben wir jetzt in diesem Prozess auch festgestellt: Es ist im Grunde nicht die<br />

Bevölkerung, die dieses Kirchturmdenken hat, sondern es ist letztendlich die Politik und es<br />

sind einige Leserbriefschreiber, die für Wirbel sorgen.<br />

Aber die Bevölkerung akzeptiert diesen Prozess, weil die Argumente überzeugend sind. Im<br />

Endergebnis ist für Bevölkerung einfach wichtig, dass sie sanierte Schwimmstätten und<br />

Bäder vorfindet und nicht irgendwelche maroden Häuser, wo es zieht, wo es kalt ist und<br />

wo man im Grunde gar keine Lust hat zu schwimmen. Denn dann fährt man doch lieber ein<br />

paar Meter weiter, um ein vernünftiges Angebot zu nutzen.<br />

Dr. Dieter Nellen: Dankeschön. Herr Müllmann, Sie haben ja eben schon gesagt, der<br />

Kreis Wesel, die Stadt Kamp-Lintfort sind gerne im RVR und fühlen sich als wichtiger Teil<br />

der <strong>Metropole</strong> <strong>Ruhr</strong>. Deshalb interessiert uns natürlich auch Ihre Einschätzung und<br />

Erwartung an den <strong>Masterplan</strong>.<br />

Dr. Christoph Müllmann: Sie wissen, dass das im Kreis Wesel mit der Mitgliedschaft im<br />

RVR differenziert gesehen wird, aber das kommentiere ich jetzt mal nicht. Ich glaube,<br />

bezogen auf das Bäderthema und das <strong>Sport</strong>anlagenthema ist eine Voraussetzung, damit man<br />

vernünftige Entscheidungen treffen kann, erst einmal die richtige Transparenz. Und dafür ist<br />

diese Landkarte in aktueller Form möglichst mit den Entwicklungen, wo etwas Neues<br />

entsteht und wo etwas wegfällt, unheimlich wichtig. Denn damit kann man auch Politikern<br />

und der Bevölkerung, die vernunftsbezogen und Argumenten gegenüber auch<br />

aufgeschlossen sind , deutlich machen, warum man etwas tut oder warum man etwas nicht<br />

tut.<br />

Zum Thema Politik und Bevölkerung gibt es – bin ich der Meinung – in<br />

beiden Bereichen die, die diesem Finanzargument nachkommen würden.<br />

Und dann gibt es Leserbriefschreiber und die Interessengruppen, die sagen,<br />

wir sind eben nicht bereit, unsere Schüler fünf Kilometer mit dem Fahrrad<br />

ins Freibad fahren zu lassen, sondern das Freibad muss genau da sein, wo es<br />

immer war. Wir müssen dagegen mit Argumenten ankämpfen. Ich habe das<br />

ganz aktuell erlebt: Wir haben unser Bäderkonzept mit der Verkleinerung des Freibades im<br />

Rat mit einer einstimmigen Beschlussfassung hinbekommen, möglicherweise auch, weil der<br />

ein oder andere nicht gesehen hat, was da eigentlich alles wegfällt. Ich bin mir fast sicher,<br />

wenn erst einmal die ersten Gebäude abgerissen werden, werden wir diese Diskussion<br />

noch bekommen. Aber wichtige Voraussetzung, um das noch einmal zu sagen, das kann der<br />

Regionalverband leisten, ist hier „Transparenz schaffen“. Und wenn es dann darum geht, die<br />

unvernünftigen Kommunen zu disziplinieren, die sagen, wir wollen trotzdem investieren und<br />

Konkurrenz neu aufbauen, dann wird es letztlich nur über die Kommunale Finanzaufsicht<br />

gehen.<br />

„Voraussetzung, damit<br />

man vernünftige<br />

Entscheidungen treffen<br />

kann, ist erst einmal die<br />

richtige Transparenz.“<br />

Dr. Dieter Nellen: Ich darf, bevor wir noch in eine Fragerunde gehen, noch einmal zwei<br />

Sätze sagen, zum inhaltlichen Stand des Verfahrens. Sie wissen, dass der <strong>Masterplan</strong> auch<br />

Auskünfte geben soll zu künftigen Großveranstaltungen. Wir werden nach 2010 in eine<br />

neue Phase eintreten. Es wird um die Frage gehen, um welche großen<br />

Veranstaltungsformate wir uns auf Dauer auch regional bemühen müssen. Dazu gehört<br />

sicherlich die Lieblingsmonstranz gewisser Beteiligter dazu, nämlich Olympia, aber auch<br />

andere Veranstaltungsformate.<br />

46


Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />

Aber ein ganz wichtiger Punkt, der gerade von unserer Politik gewünscht wird, und der in<br />

allen Beiträgen angeklungen ist, ist die beratende Leistung im Hinblick auf mögliche<br />

interkommunale Zusammenarbeit.<br />

„Die Frage ist, ob der<br />

RVR auch im Rahmen<br />

der Neukonstituierung<br />

stärker<br />

Beratungsleistungen<br />

aufbaut und mit<br />

welchem Aufwand, mit<br />

welchen Mitteln sich der<br />

RVR auf Dauer<br />

engagieren wird.“<br />

47<br />

Wir handeln in einem wichtigen Feld, im Bäderbereich leisten wir dies<br />

schon ganz konkret. Die Frage ist, ob der RVR auch im Rahmen der<br />

Neukonstituierung stärker Beratungsleistungen aufbaut, wie man die schon<br />

aus haushaltswirtschaftlichen Gründen erforderlichen Sparzwänge umsetzt<br />

und hier eine wichtige regionale Dienstleistung aufbringt. Darüber werden<br />

wir uns sicherlich unterhalten müssen, mit welchem Aufwand, mit welchen<br />

Mitteln sich der RVR auf Dauer engagieren wird. Da wird der <strong>Masterplan</strong><br />

zumindest Vorschläge machen. Wir haben ja erste Schritte gemacht, ich<br />

sehe auch, dass der RVR die Notwendigkeit erkannt hat und hier diese<br />

offenbar sehr wichtige Dienstleistung beratend für Sie vor Ort erbringen<br />

soll. Aber darüber wird politisch die neue Verbandsversammlung entscheiden.<br />

Wir machen jetzt hier einen Schnitt und ich lade Sie noch zu einer regionalen<br />

Diskussionsrunde ein. Möglicherweise haben Sie noch Fragen an unsere<br />

Diskussionsteilnehmer oder wichtige Statements zur Thematik?


MASTERPLAN SPORT RUHR<br />

48<br />

DISKUSSION > > >


„Kann sich der RVR<br />

vorstellen,<br />

Handlungsrichtlinien<br />

herauszugeben und sind<br />

die beteiligten Städte<br />

bereit, auch<br />

Kompetenzen<br />

abzugeben?“<br />

Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />

STATEMENTS UND DISKUSSION<br />

Wolfgang Rohrberg, Geschäftsführer des Essener<br />

<strong>Sport</strong>bundes ESPO: Anknüpfend an den Vortrag von Herrn<br />

Lawitzke und das, was Herr Moseler gesagt hat: Wir müssen<br />

den Knoten durchhauen und sagen, wo können wir wirklich<br />

interkommunal arbeiten und wo kriegen wir auch den Mut dazu?<br />

Wenn ich die erste Folie aus dem Vortrag von Herr Lawitzke<br />

sehe, wird deutlich, wie viele Bäder wir mehr haben als Berlin.<br />

Aber die Frage, wie viel zahlen wir dafür, können wir nicht<br />

beantworten, weil wir zu schlecht aufgestellt sind und niemand<br />

richtig weiß, was wir tun oder nicht tun. Jeder wurschtelt vor<br />

sich hin. Das war einmal in Ordnung. Die Zeit ist lange vorbei<br />

und ich glaube, wenn wir unseren Bestand retten wollen,<br />

müssen alle Verantwortlichen fragen, wie kriegen wir das zusammen hin?<br />

Ich bin so blauäugig zu glauben, dass sich das <strong>Ruhr</strong>gebiet da schnell einigen wird und schnell<br />

eine Frage formuliert, wie man das unter ein Dach stellen kann. Deswegen meine Frage<br />

dazu: Kann der RVR sich vorstellen, solch eine Aufgabe in minimaler Funktion zu<br />

übernehmen?<br />

Minimal hieße für mich, aus den vielen (Bäder-)Punkten, die Herr Lawitzke auf seinen<br />

Charts hat, die wichtigsten herauszunehmen und zu sagen: Das sind die Grundbedarfe, die<br />

wir alle behalten müssen. Dass in diesem Zusammenhang der RVR Handlungsrichtlinien<br />

herausgibt und auf der anderen Seite die beteiligten Städte sagen, da sind wir auch bereit ,<br />

unsere Kompetenz abzugeben. Hintergrund ist, was Herr Hülsmann ein bisschen<br />

schmerzlich dokumentierte. Wir können noch so gute Bäderkonzepte aufstellen. Die<br />

Bevölkerung vor Ort – und da gebe ich Ihnen nicht ganz Recht, Frau Duka – registriert das<br />

teilweise anders. Ich nehme mal einen Satz eines Vorstandsmitgliedes bei uns, der sagt:<br />

Bäder ist ein Thema, da geh ich zwar jetzt nicht hin, aber ich könnte ja morgen mal da<br />

hingehen. Deswegen registriere ich das ganz anders. Jetzt im Moment interessiert mich das<br />

überhaupt nicht, aber das gehörte immer dazu, das kann ich nicht wegnehmen. Das kriege<br />

ich emotional nicht in die Köpfe dieser Leute, deswegen brauche ich eine Institution.<br />

Die Stadt hat sich auch des ESPO bedient, weil die oben drüber sind und da kann man<br />

schon mal sagen, die haben empfohlen. Die haben schon einen gewissen Stellenwert. Und<br />

wenn der RVR solch eine Grundfunktion hätte, die sich aus dem <strong>Masterplan</strong> ableitet,<br />

könnte man sich auch als Kommune so ein bisschen zurückziehen und sagen, da haben sich<br />

so viele Leute einen vernünftigen Kopf gemacht, da können wir nicht dran vorbei. Kann der<br />

RVR sich so etwas vorstellen und können die Vertreter der Städte sich vorstellen, solche<br />

Kompetenzen auch abzugeben?<br />

Dr. Dieter Nellen: Herr Rohrberg, noch muss der RVR ja nicht direkt gewählt werden,<br />

auch wenn das einige fordern. Und der ranghöchste Beamte hier im Saal ist Herr Funke.<br />

Herr Funke, ich gebe die Frage an Sie weiter.<br />

Dieter Funke: Das ist natürlich ein ganz schwieriges Thema. Darüber haben wir natürlich<br />

auch schon diskutiert. Handlungsrichtlinien werden wir nicht herausgeben können. Das<br />

bleibt schon in der Verantwortung der einzelnen Kommune und des einzelnen Kreises.<br />

Was wir machen können ist: Wir können moderieren, wir können die Landkarte mit den<br />

49


„Ich könnte mir<br />

vorstellen, dass es auch<br />

eine Aufgabe des RVR<br />

wäre, deutlich zu<br />

machen, wie können wir<br />

das Schulschwimmen<br />

sicherstellen.“<br />

MASTERPLAN SPORT RUHR<br />

Punkten und darüber hinaus Sachverhalte und Fakten liefern, die zu Entscheidungen führen<br />

können. Und wir können – wir haben uns auch noch einmal gerade kurzgeschlossen –<br />

natürlich den größeren Schulterschluss wagen, dass man mehr über Konferenzen geht und<br />

diese Fakten und Sachverhalte dann in die verantwortlichen Köpfe trägt. Aber letztendlich<br />

müssen die Entscheidungen vor Ort getroffen werden. Aber die Sachverhalte können so<br />

aufbereitet werden, dass ein Handlungsdruck entsteht – gerade unter Konsolidierungsgesichtspunkten.<br />

Dr. Rudolf Salmen, Vizepräsident des Schwimmverbandes<br />

NRW: Wenn es um die zukünftige Aufgabenstellung des<br />

<strong>Masterplan</strong>s geht, müsste man noch stärker differenzieren<br />

zwischen der Grundversorgung, also dem Standardbad im<br />

Stadtteil um die Ecke, und den von vornherein auf<br />

Überregionalität angelegten Bädern, wo es einen größeren<br />

Abstimmungsbedarf und mehr interkommunale Kooperationen<br />

geben müsste. Bei der Grundversorgung fand ich das Stichwort<br />

von Frau Dr. Duka sehr wichtig. Ich könnte mir vorstellen, dass<br />

es auch eine Aufgabe des RVR wäre, deutlich zu machen, wie<br />

können wir das Schulschwimmen sicherstellen. Aus unserer<br />

eigenen Praxis als Schwimmverband – wir haben sehr viel Beratungserfahrung, weil die<br />

Vereine uns ansprechen, weil sie bei Diskussionen um Bäderschließungen in Nöte geraten –<br />

habe ich mehrere Fälle erlebt, wo man ein Bad auf Druck der Kommunalaufsicht<br />

geschlossen hat, obwohl dann das Schulschwimmen in Nachbarstädten sichergestellt<br />

werden musste und die Kosten dafür höher waren als das Defizit des Bades bis zur<br />

Schließung. Und wir haben mehrfach die Kommunalaufsicht in dieser Sache angeschrieben<br />

und gesagt: Das kann nicht sein und wir möchten auch eine klare Aussage, ob das<br />

Schulschwimmen weiterhin Pflichtaufgabe der Kommunen ist oder nicht? Ich sage Ihnen mal<br />

als Jurist: Die herrschende Meinung geht dahin – ja, es ist eine Pflichtaufgabe. Aber ich kann<br />

nur sagen, wie schwer sich die beteiligten Ministerien – Innen- und Schulminister – tun,<br />

darauf eine eindeutige Antwort zu geben. Ich hätte Herr Reinink, wenn er hier wäre,<br />

danach gefragt.<br />

Und darum: Wenn ich an Bestandssicherung von Bädern denke, müssen wir sicherlich die<br />

Bäderstruktur anpassen an die Bedarfe, das heißt natürlich auch zurückfahren. Aber wir<br />

müssen auch den Grundbestand ortsnaher Bäder sichern, um zum Beispiel das<br />

Schwimmenlernen sicherzustellen. 30 Prozent unserer Grundschulkinder können nicht<br />

mehr schwimmen. Das heißt für mich, es wäre eine überregionale Aufgabe, in einem<br />

<strong>Masterplan</strong> deutlich zu machen, wie kann man denn kooperieren in der Grundversorgung<br />

Schulschwimmen? Wie sind die Entfernungen, die eingehalten werden müssen, wenn die<br />

Kommunalaufsicht Bäder schließen lassen will und darauf verweist, dass Nachbargemeinden<br />

Schulschwimmen anbieten aber es pädagogisch gar nicht geht, weil die Entfernungen so groß<br />

sind, dass ich das auch bei Blöcken von Schwimmunterrichtsstunden das nicht schaffen kann?<br />

Deswegen meine Anregung an die weitere Erarbeitung des <strong>Masterplan</strong>s.<br />

Christian Hülsmann: Wir haben ja drei große Blöcke bei den Hallenbädern – Schule,<br />

Vereine und die Öffentlichkeit. Wenn wir reduzieren, müssen wir natürlich aufpassen, dass<br />

wir nicht die ein oder andere Gruppe da mehr oder weniger rauskegeln. Und es ist in der<br />

Tat so - auch nach meiner Definition, obwohl ich kein Jurist bin - dass Schulschwimmen der<br />

einzige pflichtige Bereich (in der kommunalen Daseinsvorsorge) ist. Für mich müsste die<br />

klare Regelung sein: Schwimmen lernen in der Grundschule, das muss hinhauen. Zu 100<br />

50


„Ohne Kompetenz,<br />

auch formale<br />

Autorität und<br />

Entscheidungsgewalt<br />

bekommt man nicht<br />

einmal Transparenz<br />

hin.“<br />

Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />

Prozent bekommen wir die Kinder nur in der Schule, nicht über den <strong>Sport</strong>verein, nicht<br />

über andere wie Kitas und so weiter. Es muss doch möglich sein, dass man in der<br />

Grundschule schwimmen lernt.<br />

Ich hab mir einmal die aktuellen Richtlinien aus dem Schulministerium hierzu angeschaut. So<br />

ein bisschen Wassergewöhnung und so weiter, in der Sekundarstufe I sollen mindestens<br />

zwei Stilarten beherrscht werden und aus gesundheitlichen Gründen auch noch<br />

Rückenschwimmen. Das ist alles sehr schön, nur die Frage ist, ob wir überhaupt noch den<br />

Platz in unseren Bädern dafür haben? Bei Mathematik bin ich der Auffassung – ich bin so<br />

durchs Leben gekommen – mit vier Grundrechenarten, Zins- und Prozentrechnung kommst<br />

du bis ans Ende der Welt. Ich muss nicht unbedingt Differenzial- und Integralrechnung<br />

lernen, das sollen sie im Leistungskurs machen. Und so könnte man es beim Schwimmen ja<br />

auch sehen. Wenn einer mehr machen möchte, könnte er dann einen Leistungskurs oder<br />

freiwillige Schülersportgemeinschaften besuchen. Ich habe so ein wenig Sorge, dass die<br />

interministerielle Zusammenarbeit nicht funktioniert. Vor diesem Hintergrund müssen wir<br />

uns auch das Schulschwimmen angucken: Es muss meines Erachtens das oberste Ziel sein:<br />

Schwimmenlernen in der Grundschule und alles andere muss dem untergeordnet werden.<br />

Dr. Christian Ochsenbauer: Nur eine Anmerkung zu Ihnen, Herr Funke. Sie haben<br />

gesagt: Moderation, Datenerhebung beim RVR ja, Entscheidungen müssen und dürfen dann<br />

aber die anderen treffen. Aus der Erfahrung mit solchen Projekten, die das Ziel haben,<br />

Transparenz zu schaffen: Ohne Kompetenz, Autorität und Entscheidungsgewalt über<br />

bestimmte Dinge bekommt man nicht einmal Transparenz hin. Das muss klar sein. Und es<br />

geht ja bei dem <strong>Masterplan</strong> in der ersten Stufe darum, Transparenz zu schaffen. Eigentlich<br />

sind wir jetzt an diesem Punkt, Konsens darüber zu schaffen, dass die Stufe eins überhaupt<br />

angegangen werden soll, nämlich Transparenz herzustellen. Und wenn der Konsens nicht da<br />

ist und der auch nicht untermauert ist durch Kompetenz – auch durch formale – dann<br />

kriegen Sie keine belastbaren Zahlen hin. Sie erinnern sich vielleicht noch an unsere<br />

Diskussion um belastbare Zahlen und welche Zahl und welche Aussage gelten. Selbst wenn<br />

Sie alle mit Blut unterschreiben lassen beim Lenkungsausschuss Nummer 24, dass ab jetzt<br />

an keiner Zahl mehr gezweifelt werden darf – beziehungsweise es darf gezweifelt werden,<br />

es darf auch falsch sein. Aber es muss die Basis sein für Entscheidungen – dann werden Sie<br />

in der Lenkungsausschusssitzung 48 erfahren, dass die Zahlen aus der 24. Quatsch waren,<br />

obwohl eigentlich die Autorität da war. Man muss mit mehr formaler Kompetenz an solche<br />

Dinge herangehen, sonst ist es ganz schwierig, belastbare Zahlen auch für Entscheidungen<br />

und Entscheidungsgrundlagen für andere, die Entscheidungen treffen sollen, vorzubereiten.<br />

Dr. Manfred Beck: Als Überzeugungstäter in Sachen <strong>Metropole</strong>ntwicklung wäre mir<br />

unmittelbar in Anknüpfung an Herrn Dr. Ochsenbauer ein Punkt wichtig. Und das ist ein<br />

Stück weit Antwort auf die Frage, die Herr Rohrberg vorhin gestellt hatte. Ich glaube auch,<br />

dass es notwendig ist, dass die Kommunen Kompetenzen abgeben. Das können aber nicht<br />

die Verwaltungen tun, sondern der Appell muss dringend an die Regional- und<br />

Landesstrukturen der Parteien gehen. Arbeiten Sie daran, denn nur, wenn es politisch<br />

getragen ist, können wir es umsetzen.<br />

Dr. Dieter Nellen: Herr Dr. Beck, das ist ein so wunderbares Schlusswort für einen<br />

Regionalverband und jede weitere Bemerkung von mir würde diesen Eindruck jetzt nur<br />

mindern. Herzlichen Dank!<br />

51


MASTERPLAN SPORT RUHR<br />

52<br />

MASTERPLAN SPORT RUHR<br />

WORKSHOP BÄDER 2009<br />

55 Teilnehmer - Räumliche Verteilung<br />

WORKSHOP BÄDER O9<br />

§ RVR<br />

§ Bäderbetriebe Berlin<br />

§ IAKS <strong>Sport</strong>wissenschaft<br />

WES<br />

TEILNEHMER > > ><br />

OB<br />

DU MH<br />

BOT<br />

§ Innenministerium NRW<br />

§ Medien § Deutscher Städtetag<br />

E<br />

GE<br />

RE<br />

HER<br />

BO<br />

EN<br />

Kommunalverwaltung Bäderbetreiber<br />

<strong>Sport</strong>selbstverwaltung<br />

DO<br />

HA<br />

UN<br />

HAM<br />

§ Deutsche Gesellschaft für das<br />

Badewesen<br />

§ Schwimmverband NRW<br />

§ Olympia-Stützpunkt Rhein-<strong>Ruhr</strong><br />

§ Landessportbund NRW<br />

§ Stadt- und Kreissportbünde<br />

§ Städtenetzwerk NRW


Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />

TEILNEHMER DES WORKSHOPS<br />

Dr. Manfred Beck Stadt Gelsenkirchen<br />

Tobias Bolsmann WAZ Rhein-<strong>Ruhr</strong><br />

Wolfhard Brüggemann Bottroper <strong>Sport</strong>Bund<br />

Wilfried Cleven Mülheimer <strong>Sport</strong>Service<br />

Klaus Diekmann Rat der Stadt Essen<br />

Siegfried Döring Bayer News Channel<br />

Dr. Barbara Duka Stadt Marl<br />

Franz Dümenil Revierpark Nienhausen<br />

Jana Dutschke "Niederrhein-Therme" Duisburg<br />

Dr. Johannes Eulering Verbandsversammlung Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />

Dietmar Fritzsche Projektbüro Kusch<br />

Dieter Funke Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />

Dietmar Galla <strong>Sport</strong>- und Bäderbetriebe Essen<br />

Dr. Bernhard Graf von Schmettow Essener <strong>Sport</strong>bund<br />

Michael Gustrau Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />

Achim Haase Landes<strong>Sport</strong>Bund NRW<br />

Martina Hadlich <strong>Sport</strong>- und Bäderamt Bochum<br />

Andrea Hamm idr informationsdienst <strong>Ruhr</strong><br />

Jens Hapke Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />

Franz Hering Stadtsportbund Duisburg<br />

Klaus Hinnenkamp Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />

Dirk Hohensträter <strong>Sport</strong>- und Bäderbetriebe Moers<br />

Axel Bernhard Hoppe Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />

Dr. Eva Maria Hubbert Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />

Christian Hülsmann Stadt Essen<br />

Isabell Hütten "Atlantis" Dorsten<br />

Dietmar Ingenerf Stadt Oberhausen<br />

Heinz-Gerd Janssen Duisburg<strong>Sport</strong><br />

Rudolf Jelinek Rat der Stadt Essen<br />

Birgit Kahlert Freizeitbad Neukirchen-Vluyn<br />

Martina Kalthoff Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />

Wolfgang Kern "Platsch" Ennepetal<br />

Roland Kettler Stadtwerke Osnabrück<br />

Gerd Kießlich Stadt Bottrop<br />

Heinz-Dieter Klink Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />

Christoph Köther Hagenbad<br />

Paul Lawitzke Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />

Dr. Klaus Lipinsky Berliner Bäder-Betriebe<br />

Heinz Moseler Mülheimer <strong>Sport</strong>Service<br />

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MASTERPLAN SPORT RUHR<br />

Dr. Christoph Müllmann Stadt Kamp-Lintfort<br />

Dr. Dieter Nellen Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />

Jana Neumann <strong>Sport</strong>- und Bäderamt Bochum<br />

Dr. Christian Ochsenbauer Deutsche Gesellschaft für das Badewesen<br />

Reinhard Plettenberg "Atlantis" Dorsten<br />

Arnd Pricibilla Städtenetzwerk NRW<br />

Wolfgang Rohrberg Essener <strong>Sport</strong>bund<br />

Inta Rose Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />

Frank Rose Prova Unternehmensberatung<br />

Dr. Rudolf Salmen Schwimmverband NRW<br />

Stefanie Schindelbauer Stadt Hagen<br />

Günter Schlesinger IAKS<br />

Bernd Schmidt-Knop Grün und Gruga Essen<br />

Jan Schmitz Freier Journalist<br />

Klaus Scholz Essener <strong>Sport</strong>bund<br />

Niclas Stucke Deutscher Städtetag<br />

Frank Tusche Innenministerium NRW<br />

Ulla Wiederhold Olympiastützpunkt Rhein-<strong>Ruhr</strong><br />

Martin Wirtz Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />

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