Masterplan Sport Ruhr - Metropole Ruhr
Masterplan Sport Ruhr - Metropole Ruhr
Masterplan Sport Ruhr - Metropole Ruhr
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MASTERPLAN SPORT RUHR<br />
DANK<br />
Wir danken allen Referenten und Diskussionsteilnehmern für ihre Unterstützung und rege<br />
Beteiligung. Die zur Verfügung gestellten Textgrundlagen wurden redaktionell bearbeitet.<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber: Regionalverband <strong>Ruhr</strong>, Referat Kultur und <strong>Sport</strong><br />
Kronprinzenstr. 35, 45128 Essen<br />
www.metropoleruhr.de<br />
Gesamtleitung: Dr. Dieter Nellen, Leiter des Referats Kultur und <strong>Sport</strong> beim<br />
Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />
Workshop-Konzeption: Paul Lawitzke, Leiter des Teams Freizeitmarketing im Referat<br />
Kultur und <strong>Sport</strong> des Regionalverbandes <strong>Ruhr</strong><br />
Redaktion: Jan Schmitz, Münster<br />
Gestaltung Titelseite: Frank Siebrecht, Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />
Workshop-Fotos: Dirk A. Friedrich, Essen<br />
Essen, 2010<br />
2
Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />
Der Bädermarkt <strong>Ruhr</strong> 1<br />
Der Bädermarkt in der <strong>Metropole</strong> <strong>Ruhr</strong> ist einer der vielfältigsten und attraktivsten<br />
in Deutschland. 55 Entscheidungsträger und Badbetreiber diskutierten die<br />
Perspektiven der regionalen Bäderentwicklung innerhalb des <strong>Masterplan</strong>s <strong>Sport</strong><br />
für die <strong>Metropole</strong> <strong>Ruhr</strong>.<br />
Heinz-Dieter Klink, der Regionaldirektor des Regionalverbandes <strong>Ruhr</strong>, begrüßte<br />
die Teilnehmer zu dem Workshop „Bäder in der Krise? - Regionale Bäderentwicklung“,<br />
der am 23. September 2009 im Rahmen der Workshop-Reihe des<br />
<strong>Sport</strong>forums <strong>Ruhr</strong> stattfand. Er stellt die Bedeutung einer funktionierenden<br />
Bäderinfrastruktur heraus und verweist auf die aktuell schwierigeren finanziellen<br />
Rahmenbedingungen, verbunden mit der Hoffnung durch verstärkte regionale<br />
Kooperation dieser Herausforderung gerecht zu werden.<br />
Dr. Christian Ochsenbauer argumentiert dafür, die Bäder nicht nur unter finanztechnischen<br />
Gesichtspunkten zu betrachten, sondern den Public Value öffentlicher<br />
Bäder z. B. für die Gesundheit, das Lebensgefühl und gesellschaftliche<br />
Zielstellungen, wie das Erlernen des Schwimmens, in den Fokus der Betrachtung<br />
zu stellen.<br />
Die Beiträge von Paul Lawitzke über die Bädermetropole <strong>Ruhr</strong> und Dr. Klaus<br />
Lipinsky über die Berliner Bädersituation verdeutlichen die Gemeinsamkeiten<br />
und Unterschiede der Regionen hinsichtlich der Raumstruktur, der Angebotssituation<br />
und der unterschiedlichen organisatorischen Rahmenbedingungen.<br />
Die <strong>Metropole</strong> <strong>Ruhr</strong> hat mit 5,2 Mio. Einwohnern erheblich mehr Einwohner als<br />
Berlin mit 3,4 Mio. Einwohnern. Die Fläche der <strong>Metropole</strong> <strong>Ruhr</strong> ist gegenüber<br />
Berlin etwa fünf mal so groß (<strong>Ruhr</strong>: 4.400 km 2 , Berlin: 890 km 2 ). Die Wohndichte<br />
ist mit 1.167 Einwohnern je km 2 gegenüber Berlin deutlich geringer (Berlin:<br />
3.443).<br />
Beide Regionen verfügen über eine hinsichtlich der Angebotskapazitäten und flächigen<br />
Abdeckung gute Grundversorgung. Diese bedarf einer Anpassung an das<br />
veränderte Schwimmverhalten. In Hinblick auf zukünftige Ziele des <strong>Masterplan</strong>s<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Ruhr</strong> zur Sicherung einer flächendeckenden Versorgung ist festzuhalten:<br />
3<br />
In der <strong>Metropole</strong> <strong>Ruhr</strong> bestehen 186 Bäderstandorte (Berlin: 63). Mit 3,6<br />
Bädern je 100.000 Einwohner stehen der Bevölkerung in der <strong>Metropole</strong> <strong>Ruhr</strong><br />
in Relation zur Einwohnerzahl deutlich mehr Bäder zur Verfügung (Berlin: 1,9<br />
Bäder je 100.000 Einwohner).<br />
Bezogen auf die Fläche stehen in der <strong>Metropole</strong> <strong>Ruhr</strong> 0,04 Bäder je km 2 und<br />
in der Hauptstadt Berlin 0,07 Bäder je km 2 zur Verfügung.<br />
Im Vergleich zur Hauptstadtsituation weist die <strong>Metropole</strong> <strong>Ruhr</strong> ein deutlich attraktiveres<br />
Bäderangebot bei den Freizeitbädern (<strong>Ruhr</strong>: 23, Berlin: 3) und Badeseen<br />
auf. Berlin verfügt dagegen mit dem Europabad über eine international bedeutsame<br />
Wettkampfeinrichtung für Schwimmsportwettkämpfe.<br />
1 s. a.: Jan Schmitz: „Bäder in der Krise? – Regionale Bäderentwicklung“, Bericht über einen Workshop des<br />
Regionalverbandes <strong>Ruhr</strong> in Essen in AB Archiv des Badewesens 12 / 2009<br />
ZUSAMMENFASSUNG
ERGEBNISSE<br />
MASTERPLAN SPORT RUHR<br />
Die Bevölkerung an der <strong>Ruhr</strong> besucht die Bäder im Durchschnitt drei Mal jährlich, wogegen<br />
in Berlin nur zwei Besuche je Einwohner jährlich erfolgen.<br />
Extreme Unterschiede bestehen hinsichtlich der Organisationsstruktur. Die Berliner Bäder<br />
liegen im Wesentlichen in der Hand der BBB Berliner Bäder-Betriebe, die als Anstalt<br />
öffentlichen Rechts fungieren. Demgegenüber ist im <strong>Ruhr</strong>gebiet eine Fragmentierung der<br />
Betriebsverantwortung auf etwa 90 verschiedene Betreiber festzustellen.<br />
Ziele eines Bausteins Bäder im <strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong><br />
In der abschließenden Podiumsdiskussion unter Beteiligung der anwesenden Bäderverantwortlichen<br />
und -experten wird ein regionaler Informationsaustausch zum Thema Bäderentwicklung<br />
einhellig begrüßt.<br />
Als generelles Ziel wird die Herstellung von mehr Transparenz auf der Basis eines regionalen<br />
Konsenses benannt.<br />
Neben der Frage der Abstimmung kommunaler Bäderentwicklungen wird die Sicherung der<br />
Grundversorgung und insbesondere die Sicherung des Schulschwimmens als Themenschwerpunkt<br />
benannt.<br />
Ein aktuell fortzuschreibender Orientierungsrahmen für kommunale Bäderentwicklungen<br />
hat eine hohe Leitbildfunktion für kommunale Bäder-Entwicklungskonzepte und politische<br />
Meinungsbildungsprozesse. Hierzu gehören insbesondere<br />
4<br />
die räumliche, regionale Darstellung der Bäderstandorte<br />
die differenzierte Darstellung der Bädertypen und Angebotselemente<br />
die regionalen Besucherentwicklungen<br />
Trends der Nachfrageentwicklung, Folgen des demographischen Wandels und Veränderungen<br />
im Freizeit- und Badeverhalten.<br />
Darüber hinaus ist ein regionaler finanzwirtschaftlicher Überblick erforderlich.<br />
Aufgrund seines Grundverständnisses der interkommunalen und regionalen Kooperation<br />
und der beim RVR vorhandenen hohen Fachkompetenz in Fragen der regionalen Bäderentwicklung<br />
wird der RVR als die geeignete Plattform für die folgenden Aufgaben gesehen:<br />
Moderator des Informations- und Erfahrungsaustausches<br />
Gutachter zur Erarbeitung eines Orientierungsrahmens Regionale Bäderentwicklung<br />
Berater in Fragen der kommunalen Bäderentwicklung<br />
Motor für den weiteren Prozess.
Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />
INHALT<br />
Zusammenfassung 3<br />
Inhaltsverzeichnis 5<br />
Begrüßung<br />
Heinz-Dieter Klink, Regionaldirektor des Regionalverbandes <strong>Ruhr</strong><br />
IMPULSE<br />
Moderatorin: Dr. Eva Maria Hubbert, Leiterin des Referates Finanzmanagement<br />
/ Zentrale Dienste beim Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />
Public Value öffentlicher Bäder<br />
Dr. Christian Ochsenbauer, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für<br />
das Badewesen<br />
Der Bädermarkt <strong>Ruhr</strong><br />
Paul Lawitzke, Leiter des Teams Freizeitmarketing beim Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />
Sicherung der Grundversorgung 17<br />
Dr. Klaus Lipinsky, Vorstandsvorsitzender der Berliner Bäder-Betriebe<br />
KOMMUNALE STRATEGIEN<br />
Moderatorin: Dr. Eva Maria Hubbert, Leiterin des Referates Finanzmanagement<br />
/ Zentrale Dienste beim Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />
Lokale Grundversorgung im regionalen Kontext<br />
Heinz Moseler, Betriebsleiter des MSS Mülheimer <strong>Sport</strong>Service<br />
Bäderbetrieb durch Stadtwerke<br />
Dirk Hohensträter, Geschäftsführer <strong>Sport</strong>- und Bäderbetriebe Moers<br />
Standortentwicklung durch neue Gesundheits- und Wellness-Angebote<br />
Frank Rose, Geschäftsführer der Prova Unternehmensberatung GmbH<br />
Regionaler Bäderbetrieb in interkommunaler Kooperation 32<br />
Dieter Funke, Bereichsleiter Wirtschaftsführung beim Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />
REGIONALE PERSPEKTIVEN<br />
Moderator: Dr. Dieter Nellen, Leiter des Referates Kultur und <strong>Sport</strong> beim<br />
Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />
Podiumsdiskussion 39<br />
Dr. Barbara Duka, Beigeordnete der Stadt Marl<br />
Dr. Christoph Müllmann, Beigeordneter der Stadt Kamp-Lintfort<br />
Christian Hülsmann, Stadtdirektor der Stadt Essen<br />
Dr. Manfred Beck, Beigeordneter der Stadt Gelsenkirchen<br />
ANHANG: TEILNEHMER DES WORKSHOPS 53<br />
5<br />
7<br />
9<br />
13<br />
23<br />
26<br />
29
MASTERPLAN SPORT RUHR<br />
6<br />
BEGRÜSSUNG >>>
Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
hiermit begrüße ich Sie herzlich zu unserem 4. Workshop in der Reihe von Veranstaltungen<br />
des <strong>Sport</strong>forums <strong>Ruhr</strong>!<br />
Begrüßung<br />
Heinz-Dieter Klink, Regionaldirektor des Regionalverbandes <strong>Ruhr</strong><br />
7<br />
Mit dem heutigen Teilnehmerkreis versammelt sich hier im Haus des<br />
<strong>Ruhr</strong>gebiets ein breites Fachwissen der verschiedenen Akteure im<br />
Bäderbereich. Ich begrüße -und ich bitte um Nachsicht, wenn ich dies<br />
nur institutionell tue- die Vertreter folgender Bereiche und Institutionen:<br />
Politik und Verwaltung der Kommunen und des Regionalverbandes<br />
<strong>Ruhr</strong>, Bäderbetreiber (Kommunale <strong>Sport</strong>ämter, <strong>Sport</strong>- und Bäderbetriebe,<br />
RVR, Stadtwerke und Private), Stadtsportbünde, Deutsche Gesellschaft<br />
für das Badewesen, Schwimmverband Nordrhein-Westfalen,<br />
Olympiastützpunkt Rhein-<strong>Ruhr</strong>, Städtenetzwerk Nordrhein-Westfalen,<br />
Städtetag Nordrhein-Westfalen, Innenministerium Nordrhein-Westfalen,<br />
<strong>Sport</strong>wissenschaft und Medien.<br />
Das Thema der zukünftigen Bäderentwicklung hat im Rahmen der Erarbeitung<br />
des <strong>Masterplan</strong>s <strong>Sport</strong> <strong>Ruhr</strong> einen eigenen Stellenwert. Funktionstüchtige Bäder<br />
sind die Voraussetzung für das Erlernen des Schwimmens sowie für den Schwimmleistungs-<br />
und -spitzensport. Bäder haben aber auch eine hohe Bedeutung für die Lebensqualität der<br />
Menschen in unserer Region. Sie sind Orte der Freizeit, des <strong>Sport</strong>s, der Gesundheit und der<br />
Begegnung für alle Altersgruppen. Die grundsätzlich hohe Bedeutung der Bäder als unverzichtbarer<br />
Teil der öffentlichen Infrastruktur ist unbestritten. Gleichwohl sind - insbesondere<br />
unter dem Aspekt knapper öffentlicher Mittel - das Angebot und der Betrieb kontinuierlich<br />
an die veränderte Nachfrage durch die Nutzer anzupassen.<br />
Der Regionalverband <strong>Ruhr</strong> betreibt seit mehr als 30 Jahren gemeinsam mit seinen Mitgliedskörperschaften<br />
Bäder. Ursprünglich als Freibäder konzipiert haben diese Bäder sich im<br />
Laufe der Jahre zu gesundheitsorientierten Freizeitbädern entwickelt, die jährlich von mehr<br />
als zwei Millionen Badegästen besucht werden.<br />
Ich möchte allerdings nicht verhehlen, dass es bei einem zunehmenden regionalen Wettbewerb<br />
aufgrund der aktuellen und absehbaren Finanzsituation der Kommunen und des<br />
RVR immer schwerer fällt, die hohe Angebotsqualität der Freizeitbäder mit Beteiligung des<br />
Regionalverbandes <strong>Ruhr</strong> aufrechtzuerhalten und fortzuentwickeln.<br />
Die Sicherung der Grundversorgung für das Schwimmen der Schulen, Vereine und der<br />
Öffentlichkeit ist eine kommunale Aufgabe. Die Nutzung der wirtschaftlichen Potentiale<br />
kann nur im regionalen Konsens und in regionaler Abstimmung dauerhaft erfolgreich sein.<br />
Mit der Erarbeitung des Bausteins Bäder im <strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong> verbindet sich daher auch der<br />
Gedanke, Orientierung für eine regionale Bäderentwicklung zu schaffen, die von den Kommunen<br />
gemeinsam getragen wird.<br />
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen heute anregende Diskussionen und der<br />
Veranstaltung eine guten inhaltlichen Ertrag!
MASTERPLAN SPORT RUHR<br />
Moderatorin: Dr. Eva Maria Hubbert,<br />
Leiterin des Referates Finanzmanagement / Zentrale Dienste beim Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />
8<br />
IMPULSE >>>
Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />
Karl Theodor zu Guttenberg und Peer Steinbrück haben am vergangenen Sonntag im ARD<br />
von tiefen zu erwartenden Einschnitten bei den öffentlichen Ausgaben gesprochen und<br />
davon, dass Liebgewordenes auf den Prüfstand gestellt werden müsse. Die beiden haben<br />
nicht nur den Bundeshaushalt gemeint. Allen ist klar, dass auch in den Kommunen in den<br />
nächsten Jahren wieder Einsparungen bei der Infrastruktur auf dem Plan stehen.<br />
Public Value öffentlicher Bäder<br />
Dr. Christian Ochsenbauer, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für<br />
das Badewesen<br />
9<br />
Was nach der Bundestagswahl auf die Badbetreiber zukommen wird, ist<br />
damit ebenfalls klar:<br />
Forderungen nach Einsparungen,<br />
der Ruf nach Privatisierung,<br />
besorgte Vereine und Bürgerinitiativen und<br />
Schließungsdiskussionen.<br />
Das gilt sicher nicht für alle Teile Deutschlands und auch nicht für<br />
Nachbarstädte in gleicher Weise. Es kommt auf die Position, das Image,<br />
die Verankerung der Bäder in der jeweiligen Kommune an.<br />
Das <strong>Ruhr</strong>gebiet ist allerdings in der Tendenz - was heiße Bäderschlachten angeht - im<br />
Vergleich zu anderen Regionen durchaus ein Brennpunkt. Ich denke da nur an den<br />
Kommunalwahlkampf in Essen.<br />
Auf jeden Fall ist es immer wieder eine neue Herausforderung für die Verantwortlichen,<br />
wenn ihr Bad oder ihre Bäder auf den Prüfstand gestellt werden. Und deshalb will ich jetzt<br />
kurz anreißen, als Denkanstoß, in welchen Fächern die Bäder eigentlich sinnvoll auf den<br />
Prüfstand gehören sollten – und in welchen nicht:<br />
Vorneweg sollte eines eigentlich klar sein:<br />
nicht eingleisig in betriebswirtschaftlichen Kategorien (Zuschussbedarf!)<br />
nicht mit überbetonten existenziellen Argumenten, wie Ertrinkungsgefahren, weil keine<br />
Bäder zur Verfügung stehen<br />
Woran soll der Wert eines Bades für die Kommune aber dann gemessen werden? Hier will<br />
ich den Begriff des „Public Value“ „in den Ring“ werfen. Das ist ja auch der Titel meines<br />
Vortrages!<br />
Woher kommt der Begriff?<br />
Forscher der bekannten St. Gallener Universität<br />
Weiterentwicklung des Daseinsvorsorge-Begriffes.
Bäder leisten wichtige<br />
Beiträge zur Gesundheit<br />
MASTERPLAN SPORT RUHR<br />
Man kann den „öffentlichen Wert“ eines Bades in fünf Kategorien messen:<br />
10<br />
Gesundheit<br />
Spass, Freude und Sinnlichkeit<br />
Gesellschaft<br />
Umwelt<br />
Effizienz (Geld, Zuschüsse, Kosteneffizienz etc.)<br />
Ich will im Rest der Zeit die Kategorien einmal ausprobieren. Die Frage lautet im folgenden<br />
Was tut das Bad im Allgemeinen für …?<br />
Stichwort Nummer 1: Demographie und Gesundheit<br />
Für Demographie-Experten scheint unumstößlich klar festzustehen, dass sich die<br />
Bevölkerungszusammensetzung, die sich mancherorts schon jetzt massiv ändert, sich in<br />
Zukunft noch stärker und vor allem flächendeckend ändern wird. Und dabei geht es nicht<br />
nur um „Schrumpfung“, sondern auch um die Altersverteilung und die Anteile der<br />
Mitbürger mit einem sogenannten „Migrationshintergrund“.<br />
Von den Ursachen her anders einzuordnen, aber in der Auswirkung zum Teil vergleichbar<br />
ist ein anderer Trend, nämlich die zunehmend schwächere Gesundheit in der Bevölkerung.<br />
Was heißt das: Das heißt Adipositas, die schon die ganz Jungen betrifft, sinkende<br />
motorische Fähigkeiten bei der Jugend, Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates bei den<br />
Älteren, um nur einige wenige zu nennen. Und dann auch noch die Krise des<br />
Gesundheitssystems, sprich: zunehmende Unbezahlbarkeit der Gesundheitskosten.<br />
Was heißt das im Klartext? Es heißt: weniger Menschen, aber auch ältere Menschen,<br />
Menschen mit anderem kulturellen Hintergrund, und immer mehr Menschen, deren<br />
Gesundheit angeschlagen ist, die aber durchaus willens und in der Lage sind, selber<br />
eigenverantwortlich etwas für ihre Gesundheit zu tun. Das ist das eine. Und was ist das<br />
andere: dass beinahe alle Bevölkerungsgruppen in jeder Altersstufe mit allen sportlichen<br />
Voraussetzungen eines können: Schwimmen und Bewegung im Wasser. Die oft<br />
zivilisationsbedingten Faktoren, die viele Bewegungs- und <strong>Sport</strong>arten beeinträchtigen,<br />
spielen im Wasser nämlich eine weitaus geringere Rolle als an Land. Das ist Fakt!<br />
Was heißt das nun für die Bäder? Das Bad kann etwas sehr Zentrales tun:<br />
für die Gesundheit des Einzelnen<br />
für die Gesellschaft.<br />
Und es wird ja getan. Ich denke gerade hier in Essen an die vielen „<strong>Sport</strong>- und<br />
Gesundheitszentren“. Dies sind öffentliche Bäder, die mit großem ehrenamtlichen<br />
Engagement von Vereinen spezielle Angebote für Ältere und Frauen aufgelegt haben. Und<br />
das Geschäft boomt dort mit Kursen aller Art von Aquafitness bis zum Unterwasser-<br />
Cycling. Eine Folge ist, dass diese Bäder ihre Lobby in Politik und Gesellschaft deutlich<br />
stärken können.
Sachliche Diskussion<br />
ist notwendig<br />
Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />
Stichwort Nummer 2: Klimaschutz und Energieeffizienz<br />
Bäder brauchen Energie. Und das nicht wenig. Das ist bauartbedingt. Wo viel verbraucht<br />
wird, kann aber auch viel gespart werden. Das bedeutet, dass die öffentlichen Bäder zu<br />
Vorreitern der Energieeffizienz und des Klimaschutzes werden können und müssen.<br />
Passivhauskonzepte, regenerative Energien etc. Ansatzpunkte gibt es. Sie müssen<br />
aufgegriffen und auch im besten Sinne „verkauft“ werden. Dann kann auch hier aus der<br />
Defensivargumentation der „Energieschleuder Bad“ ein Argument pro Bad werden.<br />
Fazit:<br />
Nicht eingleisige Argumentationen, sondern der gesamte Zweck oder „öffentliche Wert“<br />
eines Bades, für alle Bevölkerungsgruppen, muss in den Vordergrund gestellt werden. Das<br />
ist der „Public Value Ansatz“! Denn nur dann werden die öffentlichen Bäder auf jedem<br />
Prüfstand, aus welchem Anlass auch immer, gerechter oder angemessener bewertet<br />
werden.<br />
Das heißt aber auch, dass dann das Badmanagement an der Schaffung dieses Wertes<br />
gemessen werden muss. Hier ist Umdenken erforderlich.<br />
Wir werden jedenfalls als Verbände des Badewesens weiter daran arbeiten, dass Bäder<br />
immer mehr „Public Value“ in diesem Sinne produzieren.<br />
Wenn es Ihnen heute auch gelingen könnte, den Public Value der Bäder im <strong>Ruhr</strong>gebiet zu<br />
steigern, würde es mich sehr freuen. Ich wünsche Ihnen allen viel Erfolg und auch Spaß<br />
heute Vormittag und auch für Ihre Arbeit für die Bäder. Ich glaube immer noch - es lohnt<br />
sich.<br />
11
MASTERPLAN SPORT RUHR<br />
Sythen<br />
Hamminkeln-Dingden<br />
Haltern<br />
Strandbad Stausee<br />
Hamminkeln<br />
Ternscher<br />
See<br />
Selm<br />
Wesel-Bislich<br />
LB Werne<br />
Schermbeck<br />
Stockum<br />
Wesel-Ost<br />
Auesee<br />
Xanten<br />
Rheinbad Wesel<br />
Selm-Bork<br />
Werne-Stockum<br />
Marl-Hüls<br />
Stadtbad<br />
LB<br />
Guido-Heiland-B.<br />
Bodelschwingschule<br />
Südbad<br />
Mollbeck<br />
Hünxe<br />
CappenbergerSee<br />
LB<br />
Heil<br />
Selbachpark<br />
Willibrandschule<br />
Alt-Lünen<br />
Bergkamen-Oberaden<br />
Lünen-<br />
Voerde<br />
BOT-Kirchhellen<br />
Lünen-Mitte<br />
Brambauer<br />
Tenderingsweg<br />
Lutherschule Waltrop<br />
Bergkamen-<br />
Horstmarer See<br />
Kleinschwimmhalle<br />
Weddinghofen<br />
RE Suderwich<br />
Borth<br />
Lünen-Horstmar<br />
LB Jahnschule<br />
LB Goetheschule<br />
Lünen-<br />
Voerde<br />
Brambauer<br />
Kamen-Mitte Bönen<br />
Parkbad Nord<br />
Lünen Gamen<br />
Stadtbad<br />
Kamen-Mitte Kamen-Heeren-<br />
Berve<br />
Gladbeck<br />
DO-Derne<br />
KH Kamen-Heeren<br />
Dinslaken-Hiesfeld<br />
Castrop-Rauxel Bahnhofstr.<br />
DO-Mengede DO-Eving<br />
Bottrop<br />
DO-Scharnhorst LB Unna-<br />
DO-Hardenberg<br />
Massen<br />
LB Unna-<br />
Rheinberg-Underberg<br />
Lünern<br />
Alsbachtal OB BOT-Stadtmitte<br />
Bornekampbad<br />
Osterfeld<br />
Jahnplatz<br />
DO-Brackel<br />
DO-Nord<br />
DO-Stockheide<br />
Schwimmsporthalle Unna<br />
BO-Rosenberg<br />
OB-<br />
BOT-Boy-Welheim<br />
DU-SchwelgernSterkrade<br />
DO-West<br />
DO-Süd DO-Aplerbeck<br />
Schöne Flöte<br />
E-Altenessen<br />
BO-Werne<br />
LB<br />
E-Dellwig<br />
BO-<br />
Lütgendortmund<br />
Volkspark DO<br />
J.-Reding-Schule<br />
Sonnenbergschule LB<br />
Holzwickede<br />
Fröndenberg<br />
DU-Beeck<br />
Hofstede BO-<br />
Fröndenberg-<br />
OstbadE-Borbeck<br />
Südfeldmark<br />
Löhnbad<br />
E-Nordost<br />
DO-Hombruch<br />
DO-Hörde<br />
Dellwig<br />
Fröndenberg<br />
DU-<br />
Obermeiderich<br />
Südpark<br />
DO-<br />
Witten-Annen<br />
Wellinhofen<br />
Südbad<br />
Hauptbad<br />
DO-Hombruch<br />
DU-Neuenkamp<br />
<strong>Ruhr</strong>stadion<br />
E-Steele<br />
Witten-Annen<br />
Holzen<br />
DU-Neudorf<br />
BO-Linden<br />
Stadtbad<br />
Grugabad<br />
Herdecke-<br />
LB<br />
Töppersee<br />
F.-Wenne-<br />
Bleichstein<br />
Ergste<br />
BettenkamperMeer<br />
mann-Bad Baldeney<br />
Elsebachtal<br />
Schwimm- <strong>Ruhr</strong>strand<br />
Witten-Herbede<br />
Herdecke-<br />
Hattingen-Welper<br />
HA-Hengstey<br />
Schwerte<br />
DU-Rumeln<br />
stadion<br />
Bleichstein<br />
Kruppsee DU-Wanheim<br />
Wetter<br />
Du-Großenbaum<br />
Wolfssee<br />
Wetter-<br />
Ischeland<br />
E-Kettwig Ischeland<br />
Oberwengern<br />
HA-Kirchenberg<br />
Du-Großenbaum<br />
Sprockhövel<br />
HA-Henkhausen<br />
Willy-Weyer-Bad<br />
E-WerdenE-Kupferdreh<br />
Nibelungenbad<br />
Atlantis<br />
Solebad Werne<br />
Dorsten-Wulfen<br />
Hamm<br />
HAM-Heessen<br />
Europabad<br />
HAM-Bockum-Hövel<br />
Stimbergpark<br />
Traglufthalle<br />
Marl-Hüls<br />
Stadtbad<br />
.<br />
Stadtbad Datteln<br />
Stadtbad<br />
HAM-Ostwennemar<br />
Allwetterbad<br />
HAM-Herringen<br />
.<br />
Waltrop<br />
Oer-Erkenschwick<br />
CopaCaBackum RE Herner Str.<br />
Bergkamen-Mitte<br />
Westerholt<br />
LB Hellwegschule<br />
Alpen<br />
RE Südpark<br />
Dinslaken<br />
GE-Buer<br />
<strong>Sport</strong>paradies<br />
Rheinberg-Solvay<br />
Kamen-Methler<br />
Wananas Allwetterbad DU-Walsum<br />
Lago<br />
GE-Horst Stadtbad Solebad Wischlingen<br />
Niederrhein-Therme<br />
Zentralbad Bergstr.<br />
Unna<br />
Eickel<br />
<strong>Sport</strong>zentrum<br />
Solbad Vonderort<br />
Spaßbad<br />
Rheinkamp<br />
Pappelsee<br />
Activarium Medi-Therme<br />
DU-Homberg<br />
Oase Nienhausen<br />
BO-Langendreer<br />
Südpark BO-Höntrop Heveney<br />
Neukirchen-Vluyn<br />
E-Oststadt<br />
BO-Querenburg<br />
MH-Nord<br />
Friedrichsbad<br />
E-Rüttenscheid<br />
Schwerte<br />
DU-Rheinhausen MH-Süd<br />
Hattingen-Mitte<br />
HA-Boele<br />
HA-Vorhalle<br />
Solimare<br />
Hattingen-Holthausen<br />
12<br />
<strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong> <strong>Ruhr</strong><br />
§ Baustein Bäder<br />
Freizeitbad<br />
Kombibad<br />
Hallenbad<br />
HeubergBad<br />
Freibad<br />
Kleinschwimmhalle<br />
Badegelegenheit<br />
Aquarell<br />
Gevelsberg<br />
Silberseen<br />
Stadtbad Schwelm<br />
Platsch<br />
Schwelmebad<br />
HA-Hestert<br />
Breckerfeld<br />
Glörtalsperre<br />
HA-Lennebad-<br />
Hohenlimburg<br />
HA-Dahl<br />
Regionalverband <strong>Ruhr</strong> 2007
Attraktive<br />
Bäderlandschaft<br />
Rückläufige<br />
Nachfrage<br />
Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />
Der Regionalverband <strong>Ruhr</strong> beobachtet und analysiert fortlaufend die Entwicklungen im Bädermarkt <strong>Ruhr</strong>. Neben der<br />
Erhebung von Besucherzahlen und Entwicklungen im Bäderangebot führt der RVR auch Marktstudien und<br />
Besucherbefragungen zu aktuellen Trends im Bäderbereich durch. Diese Informationen stellt der RVR seinen 53<br />
Mitgliedskommunen zur Verfügung. Sie dienen häufig als Grundlage für politische Entscheidungsprozesse.<br />
Der Bädermarkt <strong>Ruhr</strong><br />
Paul Lawitzke, Teamleiter Freizeitmarketing beim Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />
13<br />
Wir haben die Chronologie des Workshops so aufgebaut, dass wir die<br />
Gelegenheit haben, zwei in Teilen ähnliche, aber auch unterschiedliche<br />
Regionen miteinander vergleichen zu können – einmal die Region<br />
<strong>Metropole</strong> <strong>Ruhr</strong> und anschließend Berlin, die Dr. Lipinsky als<br />
Geschäftsführer der Bäderbetriebe Berlin im Anschluss vorstellen wird.<br />
Mit einigen Schlaglichtern möchte ich nun zunächst versuchen, die<br />
Bäderentwicklung in der <strong>Metropole</strong> <strong>Ruhr</strong> zu charakterisieren. Vielleicht<br />
kann man im Anschluss mit Herrn Dr. Lipinsky darüber diskutieren, was<br />
uns denn in den beiden Regionen und in den Strategien unterscheidet<br />
und wo die Vorteile der jeweiligen Ansätze liegen.<br />
Beim Blick auf die regionale Entwicklung in der <strong>Metropole</strong> <strong>Ruhr</strong> stellen<br />
sich mir drei Fragen. Erstens: Ist das Bäderangebot angemessen?<br />
Zweitens: Was kostet das Bäderangebot und was können wir uns leisten? Drittens: Ist<br />
unser Bäderangebot richtig organisiert?<br />
Wir haben eine sehr differenzierte, hochwertige Infrastruktur im Bäderbereich in der<br />
Region, die von Freizeitbädern bis zu Naturbadeangeboten reicht. Darum würden uns viele<br />
andere Regionen in Europa und der Welt beneiden.<br />
Wir haben eine attraktive Bäderlandschaft und eine große Angebotsdiversität. So stehen im<br />
RVR-Verbandsgebiet den Besuchern 186 Bäder offen. Darunter<br />
23 Freizeitbäder<br />
91 Hallen- und Kombibäder<br />
48 Freibäder<br />
24 Naturbäder<br />
Und die Bäderlandschaft wird noch attraktiver werden. Derzeit befinden sich zwei Bäder im<br />
Bau - ein Freizeitbad in Hagen und eines in Oberhausen. Das heißt: Die Aufwertung der<br />
Infrastruktur im Bäderbereich hält an.<br />
Auf der anderen Seite haben wir eine Besucherentwicklung, die wir insgesamt in der<br />
Summe, aber auch in allen einzelnen Segmenten allenfalls als Stagnation bezeichnen können.<br />
Das ist für einzelne Marktsegmente schon ein positiver Begriff. Unter dem Strich bedeutet<br />
das: Wir haben eine gute Weiterentwicklung des Angebots bei gleichzeitiger Besucherstagnation.<br />
Wozu führt das? Im Bereich der Freizeitbäder hält die Nachfrageentwicklung<br />
beim Blick auf die vergangenen 25 Jahre mit der Entwicklung des Angebots nicht Schritt.<br />
Im Grundsatz kann dabei regional keine vernünftige Auslastung mehr gewährleistet werden.<br />
Das gleiche gilt für die Wirtschaftlichkeit der Bäder. Auch wenn sich ein Freizeitbad für den<br />
einzelnen Standort, die einzelne Stadt durchaus rechnet, geht regional betrachtet die Schere
Bäder-Rückbau +<br />
Sauna Schließungen<br />
MASTERPLAN SPORT RUHR<br />
<strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong> <strong>Ruhr</strong><br />
§ Baustein Bäder<br />
Besucherentwicklung 1997 – 2007 Marktsegmente in Mio.<br />
Besuche 2007<br />
zwischen Angebot und Nachfrage im Freizeitbäderbereich immer weiter auseinander. Ganz<br />
einfach gesagt: Wir produzieren mit öffentlichen Mitteln Überkapazitäten im Bäderbereich.<br />
Es ist dabei nicht so, dass sich alle Städte gleichermaßen entwickeln. Die beschriebene<br />
Entwicklung hat auch Verluste an einzelnen Standorten zur Folge. Einige Beispiele können<br />
das verdeutlichen:<br />
14<br />
20<br />
15<br />
Gesamt<br />
10<br />
Hallenbäder<br />
5<br />
Freibäder<br />
Kombibäder<br />
Freizeitbäder<br />
19.5 Mio.<br />
97 98 99 00 01 02 03 04 05 06<br />
16.8 Mio.<br />
1,3<br />
6.9 Mio.<br />
6.5 Mio.<br />
1,2<br />
1.5 Mio.<br />
0,3<br />
07<br />
<strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong> <strong>Ruhr</strong><br />
§ Baustein Bäder<br />
Freizeitbäder: Angebot und Nachfrage<br />
Aquarell<br />
Natur-Solebad<br />
Werne<br />
Maximare<br />
Atlantis<br />
10 Mio.<br />
Nibelungenbad<br />
Maritimo<br />
WES<br />
HeubergBad<br />
RE<br />
Allwetterbad<br />
Waltrop<br />
HAM<br />
8 Mio.<br />
Freizeitbad Dinslaken<br />
CopaCaBackum<br />
<strong>Sport</strong>paradies<br />
BOT<br />
UN<br />
Wananas Lago<br />
Niederrhein-Therme OB Solbad<br />
6 Mio.<br />
GE<br />
Vonderort<br />
Spaßbad<br />
Pappelsee<br />
Activarium<br />
Freizeitbad<br />
Rhein-<strong>Ruhr</strong>-Bad<br />
Nienhausen<br />
Neukirchen-Vluyn<br />
Angebot<br />
DU MH Oase<br />
E<br />
HER<br />
Solebad<br />
Wischlingen<br />
DO<br />
Meditherme<br />
BO<br />
<strong>Ruhr</strong>taltherme<br />
Freizeitbad<br />
Unna<br />
Freizeitbad Schwerte<br />
Nachfrage<br />
2 Mio.<br />
EN<br />
HA<br />
<strong>Sport</strong>zentrum<br />
Rheinkamp<br />
Freizeitbad<br />
Gevelsberg<br />
80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 +<br />
Das Allwetterbad Waltrop wurde auf ein Freibadangebot zurückgefahren. Sauna und<br />
ganzjähriger Hallenbadbereich einschließlich Soleangebote wurden aufgegeben.<br />
Das <strong>Sport</strong>paradies Gelsenkirchen hat sich - wie ich finde: vorbildlich - in Richtung<br />
Familienangebote ausgerichtet. Die Sauna wurde geschlossen.<br />
Ebenso wurde die Sauna im Freizeitbad Rheinkamp in Moers geschlossen.<br />
Wir haben als RVR mit dem Partner Xanten das ganzjährige Badeangebot im<br />
Nibelungenbad in Xanten aufgegeben. Dort gibt es nun noch das Strandbad und den<br />
Saunabetrieb, aber nicht mehr das Nibelungenbad in seiner ursprünglichen Form.<br />
Auch die Stadt Schwerte denkt schon länger darüber nach, wie man mit dem Freizeitbad<br />
umgeht.<br />
Zudem erarbeitet Unna eine Konzeption zum Rückbau des Freizeitbades.<br />
3,1<br />
Es bestehen aber auch gegenläufige Entwicklungsansätze. Auf der anderen Seite gibt es<br />
Städte und Betreiber im westlichen <strong>Ruhr</strong>gebiet, so im Duisburger Süden und auch in Moers,<br />
die weiter auf die Entwicklung von Freizeitbädern setzen und weitere Bäder in diesem<br />
Marktsegment entwickeln.<br />
Im <strong>Ruhr</strong>gebiet leben wir in einem Spannungsfeld aus öffentlich-rechtlichen, neuen<br />
bürgerschaftlichen und privaten Bäderbetreibern. Ursprünglich wurden Bäder in der Region<br />
traditionell von <strong>Sport</strong>- und Bäderämtern betrieben. Daraus sind im Bemühen der Städte um<br />
eine höhere Wirtschaftlichkeit vielfach Stadtwerke gegründet worden. Das entlastet oder<br />
löst teilweise auch <strong>Sport</strong>- und Bäderämter auf.<br />
Auf der anderen Seite gibt es vereinsgeführte Bäder, auch Stadtsportbünde engagieren sich<br />
im Bäderbetrieb oberhalb von einzelnen Vereinen und nicht ganz zu vergessen: private<br />
Betreiber.<br />
51 Bäder der Region werden von Eigenbetrieben der Städte geführt. Überall dort, wo man<br />
freizeitwirtschaftliches Engagement für steuerliche Vorteile nutzen möchte, macht es<br />
durchaus Sinn, Bäder im Eigenbetrieb oder durch Stadtwerke zu betreiben.
Fragmentierte<br />
Betreiberstruktur<br />
Renaissance<br />
traditioneller Bäder<br />
Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />
<strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong> <strong>Ruhr</strong><br />
§ Baustein Bäder<br />
Nibelungenbad<br />
Sythen<br />
Hamminkeln-Dingden<br />
Atlantis<br />
Haltern<br />
Dorsten-Lembeck<br />
Solebad Werne<br />
Strandbad Stausee<br />
Hamminkeln<br />
Dorsten-Wulfen<br />
Ternscher<br />
Hamm<br />
See<br />
Selm<br />
HAM-Heessen<br />
Wesel-Bislich<br />
LB Werne<br />
Schermbeck<br />
Europabad<br />
Stockum HAM-Bockum-Hövel<br />
Wesel-Ost<br />
Stimbergpark<br />
Auesee<br />
Dorsten<br />
Traglufthalle<br />
Xanten<br />
Marl-Hüls<br />
Rheinbad Wesel<br />
Selm-Bork<br />
Werne-Stockum<br />
Stadtbad<br />
.<br />
Stadtbad Datteln<br />
Stadtbad<br />
HAM-Ostwennemar<br />
Marl-Hüls<br />
Stadtbad Allwetterbad<br />
HAM-Herringen<br />
LB<br />
.<br />
Guido-Heiland-B.<br />
Bodelschwingschule<br />
Südbad<br />
Mollbeck<br />
Hünxe<br />
Waltrop<br />
CappenbergerSee<br />
LB<br />
Heil<br />
Selbachpark<br />
Oer-Erkenschwick<br />
Willibrandschule<br />
Alt-Lünen<br />
Bergkamen-Oberaden<br />
CopaCaBackum<br />
Lünen- Lünen-Mitte<br />
Voerde<br />
BOT-Kirchhellen<br />
RE Herner Str.<br />
Brambauer<br />
Bergkamen-Mitte<br />
Tenderingsweg<br />
Bergkamen-<br />
Horstmarer See<br />
Kleinschwimmhalle<br />
Westerholt<br />
Lutherschule Waltrop<br />
Weddinghofen<br />
LB Hellwegschule<br />
RE Suderwich<br />
Lünen-Horstmar<br />
LB Jahnschule<br />
LB Goetheschule<br />
Borth<br />
Lünen-<br />
Voerde<br />
Brambauer<br />
Bönen<br />
Alpen<br />
RE Südpark<br />
Kamen-Mitte<br />
Parkbad Nord<br />
Lünen Gamen<br />
Kamen-Mitte<br />
Dinslaken Stadtbad<br />
GE-Buer<br />
Kamen-Heeren-<br />
Berve<br />
Gladbeck<br />
DO-Derne<br />
KH Kamen-Heeren<br />
Rheinberg-Solvay<br />
<strong>Sport</strong>paradies<br />
Dinslaken-Hiesfeld<br />
Castrop-Rauxel Bahnhofstr.<br />
DO-Mengede<br />
Kamen-Methler<br />
DO-Eving<br />
Bottrop<br />
Wananas DO-Scharnhorst LB Unna-<br />
DO-Hardenberg<br />
Massen<br />
LB Unna-<br />
Allwetterbad DU-Walsum<br />
Lago<br />
Rheinberg-Underberg<br />
Lünern<br />
Alsbachtal OB BOT-Stadtmitte GE-Horst Stadtbad Solebad Wischlingen<br />
Bornekampbad<br />
Niederrhein-Therme<br />
Osterfeld<br />
Jahnplatz Zentralbad Bergstr.<br />
DO-Brackel<br />
DO-Nord<br />
DO-Stockheide<br />
Schwimmsporthalle Unna<br />
BO-Rosenberg<br />
OB-<br />
BOT-Boy-Welheim<br />
Unna<br />
<strong>Sport</strong>zentrum<br />
DU-SchwelgernSterkrade<br />
Solbad Vonderort Eickel<br />
DO-West<br />
Spaßbad<br />
DO-Süd DO-Aplerbeck Schöne Flöte<br />
BO-Werne<br />
LB<br />
Rheinkamp<br />
E-Altenessen<br />
Volkspark DO<br />
E-Dellwig<br />
BO-<br />
Lütgendortmund<br />
J.-Reding-Schule<br />
Sonnenbergschule<br />
Holzwickede<br />
LB<br />
Pappelsee<br />
Hofstede<br />
Fröndenberg<br />
DU-Beeck<br />
BO-<br />
Fröndenberg-<br />
Löhnbad<br />
OstbadE-Borbeck<br />
Activarium Südfeldmark<br />
DO-Hombruch<br />
DO-Hörde<br />
Dellwig<br />
DU-<br />
E-Nordost<br />
Medi-Therme<br />
Fröndenberg<br />
DU-Homberg<br />
Oase Nienhausen<br />
Obermeiderich<br />
Südpark<br />
BO-Langendreer<br />
DO-<br />
Witten-Annen<br />
Wellinhofen<br />
Südbad<br />
Hauptbad<br />
Südpark BO-Höntrop Heveney<br />
Neukirchen-Vluyn<br />
E-Oststadt<br />
DO-Hombruch<br />
DU-Neuenkamp<br />
<strong>Ruhr</strong>stadion<br />
E-Steele<br />
BO-Querenburg<br />
Witten-Annen<br />
Holzen<br />
DU-Neudorf MH-Nord<br />
Friedrichsbad<br />
E-Rüttenscheid BO-Linden<br />
Stadtbad Schwerte<br />
Grugabad<br />
Herdecke-<br />
LB<br />
TöpperseeDU-Rheinhausen<br />
MH-Süd F.-Wenne-<br />
Bleichstein<br />
Ergste<br />
BettenkamperMeer<br />
mann-Bad Baldeney<br />
Elsebachtal<br />
Schwimm- <strong>Ruhr</strong>strand<br />
Witten-Herbede<br />
Herdecke-<br />
HA-Hengstey<br />
Schwerte<br />
Hattingen-Welper<br />
DU-Rumeln<br />
stadion<br />
Bleichstein<br />
Kruppsee DU-Wanheim<br />
Hattingen-Mitte<br />
HA-Boele<br />
Wetter<br />
HA-Vorhalle<br />
Du-Großenbaum<br />
E-Werden E-Kupferdreh<br />
Wolfssee<br />
Wetter-<br />
Ischeland<br />
Solimare<br />
E-Kettwig Hattingen-Holthausen<br />
Ischeland<br />
Oberwengern<br />
HA-Kirchenberg<br />
Du-Großenbaum<br />
Sprockhövel<br />
HA-Henkhausen<br />
Willy-Weyer-Bad<br />
HA-Hestert HA-Lennebad-<br />
Hohenlimburg<br />
Die Frage ist, ob inhaltlich auch neue Perspektiven damit entstehen. In der Gesamtverteilung<br />
sehen wir, dass die traditionellen <strong>Sport</strong>ämter nur noch ein ganz kleines Marktsegment<br />
betreiben. Den Großteil machen Kommunalbetriebe und Stadtwerke aus. 42 Bäder in der<br />
Region werden von Vereinen betrieben.<br />
Wir stellen insgesamt eine unglaubliche Fragmentierung der Betreiberstruktur fest. Wir<br />
haben ungefähr 90 unterschiedliche Bäderbetreiber in dieser Region, die alle versuchen,<br />
einen Wettbewerb aufzubauen und dabei verständlicherweise für ihre eigene Einrichtung<br />
das Beste herausholen wollen. Der Wettbewerb wird durch die Fragmentierung der<br />
Betreiberstruktur gefördert.<br />
Ich möchte Ihnen aus der aktuellen Bädermarktstudie 2009 zwei Ergebnisse präsentieren,<br />
die auch den RVR betreffen. Gefragt war: Welche Freizeitbäder werden von den Menschen<br />
in der Region am häufigsten genutzt? Im Ergebnis sehen wir, dass die vieldiskutierten Bäder<br />
mit RVR-Beteiligung, also das Lago, die Niederrheintherme oder das Solebad Wischlingen<br />
für die Bevölkerung in der Region einen sehr hohen Stellenwert haben. Auch das<br />
CopacaBackum und das neue Maximare in Hamm haben sich innerhalb der Region schon<br />
gut positioniert. Hinzu kommen hier noch zusätzliche Besucher von außerhalb des RVR-<br />
Gebietes. Für uns als RVR entscheidender ist, dass wir an relativer Attraktivität gegenüber<br />
anderen Bädern verlieren. Das Freizeitbad der Region, das haben die Bürgerinnen und<br />
Bürger abgestimmt, ist das Maximare in Hamm. Unsere RVR-Bäder rutschen ab, auch wenn<br />
die Noten immer noch in einem guten Bereich liegen. Aber wir sehen: Wenn wir nicht<br />
ständig diesem Investitionszwang, der mit Freizeitbädern verbunden ist, genügen, werden<br />
wir weiter abrutschen und irgendwann die Basis unserer Wirtschaftlichkeit verlieren.<br />
Mit welchen Strategien begegnen Städte dem Wettbewerbsdruck? Es gibt grundsätzlich zwei<br />
Strategien. Die eine ist „im Bestand“ zu erneuern. Das macht durchaus Sinn. Wir stellen<br />
eine Renaissance traditioneller Bäderangebote fest. Glücklich sind die Bäderbetreiber, die<br />
über ein Bewegungsbecken verfügen, das ursprüngliche Lehrschwimmbecken. Das Beispiel<br />
Friedrich-Wennmann-Bad in Mülheim an der <strong>Ruhr</strong> zeigt, wie es gelingen kann, durch ein<br />
umfassendes <strong>Sport</strong>programm dieses Bad zu reaktivieren und mit einer hohen Auslastung<br />
Gäste bis ins hohe Alter anzuziehen. 25 Prozent der Besucher dieses Bades kommen aus<br />
dem benachbarten Essen.<br />
Die andere Möglichkeit ist der Neubau. Das Maximare Hamm ist als umfassendes<br />
Komplettangebot von Gesundheits-, Wellness- und <strong>Sport</strong>angeboten mit 50-Meter-Bahn,<br />
wettkampfgerechter Tribüne und Zuschauermöglichkeiten konzipiert. 30 Millionen Euro<br />
wurden allein für die Errichtung investiert. Das ist eine Art von Standortentwicklung, die<br />
deutlich über die Grenzen der Stadt Hamm hinaus zielt.<br />
15<br />
Freizeitbad<br />
Kombibad<br />
Hallenbad<br />
HeubergBad<br />
Aquarell<br />
Freibad<br />
Kleinschwimmhalle Gevelsberg<br />
Badegelegenheit<br />
Silberseen<br />
Stadtbad Schwelm<br />
Platsch<br />
Schwelmebad<br />
Breckerfeld<br />
Glörtalsperre<br />
HA-Dahl<br />
Regionalverband <strong>Ruhr</strong> 2007<br />
<strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong> <strong>Ruhr</strong><br />
§ Baustein Bäder<br />
Betreiberstruktur<br />
6<br />
Private*<br />
Private<br />
Öffentlich-rechtlich<br />
Eigenbetrieb<br />
51<br />
35<br />
10<br />
Stadtwerke<br />
RVR +<br />
*ohne Hotels, Fitnesscenter, Freizeitanbieter<br />
31<br />
<strong>Sport</strong>-<br />
und<br />
Bäderamt<br />
Private<br />
Bürgerschaftlich<br />
Vereine +<br />
Stadtwerke<br />
SSB<br />
Vereine<br />
RVR<br />
42<br />
<strong>Sport</strong>amt<br />
Kommunale Betriebe
Wettbewerb<br />
reduzieren<br />
Regionale<br />
Kostenübersicht<br />
herstellen<br />
MASTERPLAN SPORT RUHR<br />
<strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong> <strong>Ruhr</strong><br />
§ Baustein Bäder<br />
Genutzte Freizeitbäder TOP 10 letzte 2 Jahre in Region offene Nennungen in %,<br />
BÄDER RUHR 2009<br />
Was könnten mögliche Ziele eines Orientierungsrahmens „Bäder“ sein?<br />
Generelle Ziele:<br />
16<br />
Niederrhein-Therme DU<br />
Solebad Wischlingen DO<br />
Solbad Vonderort BOT / OB<br />
CopacaBackum Herten<br />
Lago HER 9<br />
Maximare HAM<br />
<strong>Ruhr</strong>tal-Therme WIT<br />
Maritimo Oer-Erkenschwick<br />
Atlantis Dorsten<br />
activarium Nienhausen E / GE<br />
0 2 4 6 8<br />
Sicherung der Grundversorgung im Bäderbereich in dieser Region<br />
Ruinösen Wettbewerb vermeiden: Wir müssen meines Erachtens alles dafür tun, einen<br />
ruinösen Wettbewerb zu vermeiden oder sogar Wettbewerb zu reduzieren<br />
Förderung des Leistungs- und Spitzenschwimmsports – eine Frage, die auch im<br />
regionalen Konsens sehr gut in das Gesamtthema <strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong> <strong>Ruhr</strong> passt.<br />
Mögliche Einzelziele eines Orientierungsrahmens Bäder:<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
5<br />
5<br />
5<br />
6<br />
7<br />
<strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong> <strong>Ruhr</strong><br />
§ Baustein Bäder<br />
Bewertung genutzter Freizeitbäder TOP 10 <strong>Metropole</strong> <strong>Ruhr</strong> in Schulnoten<br />
Informations- und Erfahrungsaustausch: Das klappt in der Regel auch am besten. So ohne<br />
weitere Verpflichtung unterhält man sich ja ganz nett miteinander.<br />
Kapazitäts- und Angebotsabstimmung: Es macht Sinn abzustimmen, in welcher<br />
Dimension ein neues Angebot gebaut wird. Es ist auch möglich, dass zwei Freizeitbäder<br />
direkt nebeneinander bestehen. Sofern sie unterschiedliche Inhalte und Schwerpunkte<br />
haben, können sie sich sogar befruchten. Es muss sich nicht ausschließen, aber sinnvoll<br />
wäre, dass nicht beide das gleiche Segment beanspruchen.<br />
Abstimmung von Tarifen, Preisen und Marketing: Auffällig ist die Neigung der Betreiber<br />
älterer Bäder mit Dumpingpreisen auf den Markt zu gehen, unter anderem aus sozialen<br />
Gründen, aber auch um mehr Besucher zu gewinnen. Das kann natürlich nicht Sinn der<br />
Sache sein, mit Niedrigpreisangeboten, Zusatztarifen oder Marketingaktivitäten (wie die<br />
<strong>Ruhr</strong>topCard) den Wettbewerb zu verzerren.<br />
Kostenoptimierung durch Kostentransparenz: Wir haben zum jetzigen Stand keinen<br />
Überblick über die Gesamtkosten für Bäder im <strong>Ruhr</strong>gebiet. Eine solche Übersicht ist<br />
aufgrund der fragmentierten Betreiberstruktur auch extrem schwierig zu erstellen. Aber<br />
grundsätzlich wäre es hilfreich, Informationen darüber zu bekommen, welche Städte und<br />
Betreiber ihre Bäder günstiger als andere betreiben. Ich plädiere dafür, einen solchen<br />
Überblick zu schaffen und bitte um Teilnahme aller Beteiligten der Region.<br />
Förderung interkommunaler Kooperation: Die Frage ist: Müssen wir nicht Projekte im<br />
Grenzbereich zweier Städte auch regional unterstützen? Wie kann das gelingen?<br />
Marktregulierung: Wenn das alles nicht freiwillig gelingt: Brauchen wir dann nicht eine<br />
Marktregulierung, ähnlich wie im Einzelhandel? Eine Marktregulierung, die es zum<br />
Beispiel untersagt, dass Städte unter 100.000 Einwohner nicht einfach ein Freizeitbad in<br />
die Welt setzen können, ohne sich mit den Nachbarstädten abzustimmen.<br />
BÄDER RUHR 2009<br />
Maximare HAM<br />
Aquarell Haltern<br />
Natursolebad Werne<br />
CopacaBackum Herten<br />
Maritimo Oer-Erkenschwick<br />
Lago HER<br />
Solbad Vonderort BOT / OB<br />
<strong>Ruhr</strong>tal-Therme WIT<br />
Meditherme BO<br />
Solebad Wischlingen DO<br />
2,5<br />
2,4<br />
2,3<br />
2,2<br />
2,2<br />
2,1<br />
2,1<br />
2,1<br />
2,1<br />
2,1<br />
2,1<br />
2,1<br />
2,0<br />
2,0<br />
2,0<br />
1,9
Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />
Die Berliner Bäder-Betriebe sind bis heute Europas größter Badbetreiber, wollen es bleiben und auch weiterhin die<br />
Grundversorgung der Berliner Bevölkerung sicherstellen, zu der im Stadtstaat auch der Betrieb von Bädern als gesetzlich<br />
verpflichtende Aufgabe der öffentlichen Hand gehört. Angesichts Sanierungsstaus und knapper Kassen stehen die Berliner<br />
Bäder-Betriebe trotz aller bisherigen Anstrengungen vor einer großen Herausforderung. Mit einem allumfassenden<br />
Konzept und Millionen-Investitionen wollen sie nun die städtischen Bäder zukunftsfähig machen. Was kann die mit<br />
ähnlichen Problemlagen befasste <strong>Metropole</strong> <strong>Ruhr</strong> von Berlin lernen?<br />
Sicherung der Grundversorgung<br />
oder Daseinsvorsorge für die Hauptstadt Berlin<br />
Dr.-Ing. Klaus Lipinsky, Vorstandsvorsitzender der Berliner Bäder-Betriebe AöR,<br />
Geschäftsführer der BBB Infrastruktur GmbH & Co. KG<br />
17<br />
Daseinsvorsorge hat Geschichte, und die beginnt in Berlin bereits in der<br />
Kaiserzeit. Schon im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wurde mit der<br />
Errichtung von Volksbädern in aufwändiger Bauweise mit<br />
Geschlechtertrennung begonnen. Im Vordergrund standen nicht nur der<br />
sportliche Zweck, sondern auch die Volksgesundheit und Hygiene.<br />
Deshalb waren die Schwimmhallen neben einem Schwimmbecken auch<br />
mit Badeabteilungen (Duschen und Badewannen) ausgestattet.<br />
Einige davon, wie das 1898 erbaute Stadtbad Charlottenburg und das<br />
1914 fertig gestellte Stadtbad Neukölln, sind nach aufwändiger<br />
denkmalgerechter Restaurierung noch heute in Betrieb.<br />
Daseinsvorsorge umschreibt die Bereitstellung der für ein geordnetes<br />
Zusammenleben erforderlichen Güter und Einrichtungen durch den<br />
Staat und wird heute eher als Sicherung der Grundversorgung bezeichnet.<br />
Dies kann in Notsituationen auch die Bereitstellung von Lebensmitteln und Trinkwasser<br />
sein, reduziert sich im Normalfall jedoch meist auf die Bereitstellung von<br />
Infrastruktureinrichtungen für den Nah- und Fernverkehr, die Versorgung mit Strom, Gas,<br />
Wärme und Wasser, die Entsorgung von Hausmüll und Abwasser und die Straßenreinigung.<br />
Zu dieser Grundversorgung gehört sowohl der Betrieb von Krankenhäusern,<br />
Seniorenheimen und Friedhöfen als auch der Betrieb von <strong>Sport</strong>anlagen, zu denen auch die<br />
Bäder zählen. Diese Grundversorgung mit Bädern ist Teil der gesetzlichen Aufgaben der<br />
BBB und setzt sich zusammen aus der<br />
Erfüllung der sport- und sozialpolitischen Aufgaben (Sicherung einer wohnortnahen<br />
Versorgung)<br />
Planung des Bedarfs an Schwimmbädern und Sicherstellung der Grundversorgung, auch<br />
für den Schul- und Vereinssport (entgeltfrei)<br />
Entwicklung und Umsetzung nutzergruppenspezifischer <strong>Sport</strong>- und<br />
Freizeitangebote, u. a. durch Unterhaltung und Betrieb von Nebenbetrieben wie Saunen,<br />
Solarien, Gastronomie<br />
Minimierung des Zuschussbedarfs der Schwimmbäder bei gleichzeitiger Wahrung<br />
sozialverträglicher Tarife im Rahmen der Daseinsvorsorge.
MASTERPLAN SPORT RUHR<br />
Stadtbad Charlottenburg Stadtbad Neukölln<br />
Die Berliner Bäderlandschaft hat sich jedoch in den letzten Jahren stark verändert. In den<br />
80er und 90er Jahren begann eine dramatische Verschlechterung des baulichen Zustands<br />
der Bäder aufgrund fehlender finanzieller Mittel. Im Jahre 1995 beschloss das Land Berlin,<br />
die bisherige Verwaltung der Bäder durch die Bezirke Berlins aufzugeben und sie künftig<br />
unter einem Dach zusammenzuführen. Ab 01.01.1996 bis zum 30.09.1996 wurden die Bäder<br />
zunächst durch eine Projektgruppe des Berliner Senats verwaltet. Zum 01.10.1996 erfolgte<br />
die Gründung der Berliner Bäder-Betriebe AöR mit der Übernahme von 77 Hallen-,<br />
Sommer- und Freibädern. Im Jahre 1999 stieg mit der Übernahme von SSE und SEZ die<br />
Betriebspflicht auf 79 Bäder.<br />
Konsolidierung in drei Stufen<br />
Die Herausforderung bestand nun in der Aufrechterhaltung eines angemessenen Bäderangebotes<br />
in Berlin bei sinkendem Landeszuschuss. Während das Land Berlin den Betrieb der<br />
Bäder durch die Bezirke bis 1995 mit jährlich rund 79 Mio. Euro bezuschusste, sank dieser<br />
mit Gründung der Berliner Bäder-Betriebe kontinuierlich. So erhielten die Berliner Bäder-<br />
Betriebe z. B. im Jahre 2000 noch rund 55,8 Mio. Euro, im Jahre 2007 waren es nur noch<br />
rund 36,98 Mio. Euro. Um die sinkenden Zuschüsse zu kompensieren, haben die Berliner<br />
Bäder-Betriebe 2001 einen dreistufigen Konsolidierungsprozess eingeleitet:<br />
Kerndaten Bäderbetrieb<br />
Hauptstadt Berlin<br />
3,4 Mio. Einwohner<br />
892 km 2 Fläche<br />
Bäderangebot<br />
37 Hallenbäder<br />
26 Freibäder<br />
Jahresbesuche 2008<br />
6,2 Mio. Besuche<br />
Betrieb 2008<br />
724 Mitarbeiter<br />
39,8 Mio. EURO Zuschuss<br />
18<br />
Anpassung des Bäderangebots<br />
In der ersten Stufe wurde das Bäderangebot überprüft und angepasst. So<br />
wurden in 2001 und 2002 insgesamt elf ausgewählte Bäder geschlossen und<br />
die Berliner Bäder-Betriebe für diese und vier weitere bereits vor 1996<br />
geschlossene Standorte dauerhaft von ihrer Betriebspflicht entbunden.<br />
Tarifanpassung<br />
Mit der zweiten Stufe wurde im ersten Halbjahr 2002 die Tarifstruktur neu<br />
gestaltet und vereinfacht, die Preise moderat erhöht, Dauerkarten durch<br />
Mehrfachkarten ersetzt und die Ermäßigungen an das<br />
Bundessozialgesetzbuch angepasst. Trotz steigender Kosten konnten die<br />
Preise für die Sauna- und Badbesuche seitdem stabil gehalten werden.<br />
Trennung von Infrastruktur und Betrieb<br />
Mit der dritten Stufe konnte die Konsolidierung der BBB durch Trennung von Infrastruktur<br />
und Betrieb in ihre entscheidende Phase eintreten. Durch die Novellierung des Bäder-<br />
Anstaltsgesetzes (BBBG) in der Fassung vom 4. März 2005 und die Gründung der BBB<br />
Infrastruktur GmbH & Co. KG im September 2006 wurden die für die Neustrukturierung<br />
der BBB erforderlichen Grundlagen geschaffen. Ziel war und ist es, durch<br />
betriebswirtschaftliche Optimierung und Entwicklung der Bäderstandorte mit privaten
Umweltbeitrag<br />
Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />
Zuschussentwicklung 2001 - 2007<br />
Investoren zusätzliche Erlöse zu generieren und damit einen nachhaltigen Beitrag zum Erhalt<br />
des Bäderangebotes in Berlin zu leisten.<br />
Bädersanierungsprogramm und Klimaschutzvereinbarung<br />
Diese Maßnahmen allein reichen jedoch nicht aus, um den inzwischen aufgelaufenen<br />
Instandhaltungsstau zeitnah abzubauen. Aus diesem Grunde hat das Land Berlin im Jahre<br />
2007 ein Bädersanierungsprogramm beschlossen. Zum Abbau des Instandhaltungsstaus<br />
stellt das Land Berlin in den Jahren 2007 bis 2012 insgesamt 50 Mio. Euro zur Verfügung.<br />
Damit können nunmehr sukzessive dringend notwendige Instandsetzungsarbeiten<br />
durchgeführt und die Bäderlandschaft in ihrer derzeitigen Struktur für die Berlinerinnen und<br />
Berliner erhalten werden.<br />
Zusätzlich konnten Mittel aus weiteren Förderprogrammen wie Investitionspakt mit rund<br />
6 Mio. Euro, UEP II (Umweltentlastungsprogramm) mit rund 8 Mio. Euro und dem<br />
Konjunkturpaket II mit 6 Mio. Euro eingeworben werden, mit denen zusätzliche<br />
Maßnahmen zur Energieeinsparung und damit neben den Betriebskostensenkungen<br />
klimapolitische Ziele erreicht werden können.<br />
Zusätzlich stellt das Land Berlin ab 2010 jährlich 5 Mio. Euro zusätzlich zur Verfügung, um<br />
den Instandhaltungsstau noch schneller abzubauen und den erreichten Standard auch<br />
langfristig halten zu können. Am 13.02.2009 wurde zudem zwischen den Berliner Bäder-<br />
Betrieben AöR, der BBB Infrastruktur GmbH & Co. KG, der Senatsverwaltung für Inneres<br />
und <strong>Sport</strong> sowie der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz<br />
eine Klimaschutzvereinbarung unterzeichnet. Damit werden die Gesellschaften Partner des<br />
Landesenergieprogramms 2006-2010 des Berliner Senates. Im Rahmen der Vereinbarung<br />
werden konkrete Ziele zur Reduzierung der CO 2-Emissionen vereinbart. So soll der<br />
CO 2-Ausstoß bis zum Jahre 2012 um mindestens 1.900 t/a gesenkt werden. Durch diese<br />
zusätzlichen Fördermittel ergibt sich eine erheblich positivere Entwicklung der jährlichen<br />
Zuschüsse.<br />
Dadurch können die folgenden Maßnahmen im Zusammenhang mit dem<br />
Bädersanierungsprogramm durchgeführt werden:<br />
19<br />
Zuschussentwicklung 2001 - 2012<br />
Sanierung von Fassaden und Dächern zur Verbesserung der Wärmedämmung<br />
Erhöhung der Energieeffizienz bei Beleuchtung, Pumpen, Wärmeerzeugung, Lüftung<br />
Erweiterung des Einsatzes von Solarabsorberanlagen zur Beckenwassererwärmung in<br />
den Sommerbädern<br />
Erweiterung des Einsatzes von Solarkollektoranlagen zur Brauch- und Beckenwassererwärmung
MASTERPLAN SPORT RUHR<br />
Stadtbad Märkisches Viertel nach der Sanierung<br />
20<br />
Einsatz von Fotovoltaik bei entsprechender Wirtschaftlichkeit<br />
Prüfung des Einsatzes von Solarhybridsystemen<br />
Prüfung des Anschlusses an ein biomassebetriebenes Nahwärmenetz<br />
Nachrüstung von BHKWs an den gasbeheizten Standorten<br />
Optimierte Anlagenkonzepte<br />
Einsatz der Membrantechnologie zur Beckenwasseraufbereitung<br />
Abwasserwärmenutzung<br />
Wärmepumpentechnologie<br />
Verbesserung der betriebs- und verfahrenstechnischen Abläufe durch Neuausrichtung<br />
der betriebstechnischen Strukturen<br />
Fortführung der Automatisierung und Aufschaltung aller wichtigen Prozess- und<br />
Energieparameter auf die Gebäudeleittechnik.<br />
Beispiel Stadtbad Märkisches Viertel<br />
Ein Beispiel für die energetische Sanierung ist das Stadtbad Märkisches Viertel. Hier erfolgte<br />
neben der Erneuerung der gesamten Fassade und der Sanierung der Dachabdichtung mit<br />
neuer Wärmedämmung die Integration von Fotovoltaik-Modulen zur Stromerzeugung an<br />
der Süd- und Ostfassade. Weitere Fotovoltaik-Module sowie eine solarthermische Anlage<br />
zur Wärmeerzeugung wurden auf dem Dach der Schwimmhalle montiert. Mit den<br />
Solaranlagen können pro Jahr ca. 16.000 kWh Strom sowie ca. 80.000 kWh Wärme erzeugt<br />
werden. Der erzeugte Strom wird direkt in das Netz des örtlichen Energieversorgers<br />
eingespeist und den BBB vergütet.<br />
Perspektiven<br />
Die Berliner Bäder-Betriebe sind bis heute Europas größter Badbetreiber, wollen es auch<br />
bleiben und auch weiterhin die Grundversorgung der Berliner Bevölkerung sicherstellen.<br />
Freizeitorientierte Öffentlichkeitsbäder stehen neben Schul- und Vereinsbädern, die nahezu<br />
ausschließlich dem Schul- und Vereinsschwimmen vorbehalten sind. Die meisten Bäder sind<br />
jedoch Mischbäder, die allen Nutzergruppen zur Verfügung stehen.
Wirtschaftlichkeit +<br />
soziale Verantwortung<br />
Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />
Zuschuss, Erlöse, Jahresergebnis 2003 – 2008 Personalentwicklung 2001 – 2009<br />
Von den 63 Bädern der Berliner Bäder-Betriebe sind 37 Hallenbäder (davon 7 Schul- und<br />
Vereinsbäder, 23 Mischbäder, 3 freizeitorientierte Bäder und 4 Kombi-Bäder mit<br />
Schwimmhalle und Sommerbad). Daneben gibt es 26 Sommer- und Freibäder, von denen<br />
derzeit rund 50 % an private Betreiber und Vereine verpachtet sind. Wir begrüßen<br />
durchschnittlich rund 6,2 Mio. Besucher pro Jahr, darunter ca. 2,3 Mio. entgeltfrei (z. B.<br />
Vereinsmitglieder).<br />
Die Zukunftssicherung des Bäderangebotes in Berlin ist nur durch die Umsetzung der<br />
Maßnahmen aus dem Bäderkonzept möglich<br />
21<br />
Sicherung der Finanzierung eines ausgewogenen Bäderkonzeptes für alle Nutzergruppen<br />
durch langfristige Zusage des Aufgabenträgers (Haushaltssicherheit)<br />
Ausweitung der bisherigen Verpachtung von Freibädern auch auf Sommerbäder und<br />
Hallenbäder, gegebenenfalls mit Zahlung eines Betriebskostenzuschusses an private<br />
Betreiber<br />
Aufbau von Partnerschaften mit privaten Unternehmen zur Einwerbung von Drittmitteln<br />
für Sanierungsmaßnahmen im Rahmen von Public Private Partnership (mit Augenmaß)<br />
Ausnutzung von nationalen und internationalen Förderprogrammen bei Baumaßnahmen,<br />
insbesondere für Maßnahmen zur Energieeinsparung und zum Klimaschutz.<br />
Fazit<br />
Der Begriff der Daseinsvorsorge mag zwar altmodisch klingen, die damit beschriebenen<br />
Aufgaben sind in ihrer Bedeutung für eine lebenswerte Zukunft jedes Einzelnen und der<br />
gesamten Gesellschaft jedoch eng miteinander verknüpft und heute wichtiger denn je.<br />
Die Wirtschaftlichkeit der Daseinsvorsorge muss daher immer vor dem Hintergrund der<br />
sozialen Verantwortung und der langfristigen Auswirkungen auf die Umwelt und die<br />
Gesundheit jedes einzelnen und der gesamten Gesellschaft bewertet werden.
MASTERPLAN SPORT RUHR<br />
KOMMUNALE STRATEGIEN >>><br />
Moderatorin: Dr. Eva Maria Hubbert,<br />
Leiterin des Referates Finanzmanagement / Zentrale Dienste beim Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />
22
Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />
Die Stadt Mülheim an der <strong>Ruhr</strong> ist mit etwa 170.000 Einwohnern die einzige Gebietskörperschaft des RVR, die über kein<br />
eigenes Freizeitbad verfügt. Umgeben von Städten mit einem großen, auch regional bedeutenden Bäderangebot,<br />
fokussiert sich die Stadt Mülheim an der <strong>Ruhr</strong> auf die lokale Grundversorgung im Bereich Schwimmen. Immer dort, wo<br />
Kooperationen im <strong>Sport</strong>- und Bäderbereich mit Nachbarkommunen möglich, denkbar und sinnvoll sind, wird der Dialog<br />
gesucht - mit wechselndem Erfolg. Die Erkenntnis jedoch, dass die Bereitstellung von Einrichtungen für die<br />
Grundversorgung nicht zwangsläufig an den eigenen Stadtgrenzen enden muss, wird in Mülheim an der <strong>Ruhr</strong> mit Leben<br />
gefüllt. Davon zeugen bereits realisierte sowie angestrebte interkommunale Kooperationen im <strong>Sport</strong>bereich. So kann den<br />
Bürgern in zumutbaren Entfernungen ein bedarfsorientiertes Angebot bereitgehalten werden, ohne im Wettbewerb der<br />
Kommunen aufgerieben zu werden.<br />
Lokale Grundversorgung im regionalen Kontext<br />
Heinz Moseler, Betriebsleiter des MSS Mülheimer <strong>Sport</strong>Service<br />
23<br />
Am 1. Januar 1997 sind die Aufgaben des ehemaligen <strong>Sport</strong>- und<br />
Bäderamtes der Stadt Mülheim an der <strong>Ruhr</strong> auf den<br />
eigenbetriebähnlichen MSS Mülheimer <strong>Sport</strong>Service übergegangen und<br />
neu organisiert worden. Dazu gehören laut Satzung<br />
die bedarfsorientierte Führung und Bereitstellung von <strong>Sport</strong>stätten<br />
und der sportlich genutzten Flächen<br />
die Förderung des Vereins- und nicht vereinsgebundenen <strong>Sport</strong>s<br />
die Förderung des Schulsports und<br />
die Förderung des Leistungs- und Spitzensports<br />
Zurzeit beschäftigt der MSS 121 Mitarbeiter (Stand September 2009). Diese führen und<br />
unterhalten unter anderem 15 <strong>Sport</strong>plätze, 12 Kleinspielfelder, 10 <strong>Sport</strong>hallen (2- bis 4-<br />
Felder-Hallen), 34 Turnhallen, 13 Gymnastikräume und sonstige <strong>Sport</strong>anlagen. 32<br />
Mitarbeiter sind im Bereich Bäder tätig. Der Gesamtetat des MSS liegt im Jahr 2009 bei 15,2<br />
Mio. Euro. Der städtische Zuschuss beläuft sich auf 13,1 Mio. Euro (einschließlich<br />
Schulsport). Im Bäderbereich schießt die Stadt 2,8 Mio. Euro zu, bei Ausgaben von 4,0 Mio.<br />
Euro. Damit werden fünf Bäder betrieben (drei Hallenbäder, ein Kombibad und das<br />
Naturbad Styrum). Auf der linken <strong>Ruhr</strong>seite mit den wachsenden Stadtteilen Saarn und<br />
Selbeck gibt es kein Bäderangebot, mit der Folge, dass der Schulschwimmunterricht in<br />
diesen Stadteilen aufgrund der langen Wegstrecken zu den Bädern stark reduziert ist. Der<br />
Bau eines neuen Schul- und Vereinsbades auf der linken <strong>Ruhr</strong>seite wird zurzeit politisch<br />
diskutiert.<br />
Der Bedarf nach einem zusätzlichen Bad ergibt sich auch aus Defiziten in der<br />
Grundversorgung Schwimmen. So kommen in Mülheim an der <strong>Ruhr</strong> nach einer<br />
Untersuchung aus dem Jahr 2007 auf 1.000 Einwohner nur 7,9 Quadratmeter Wasserfläche<br />
in Hallen-, Schul- und Kombibädern. Mit dem geplanten neuen Schul- und Vereinsbad<br />
erhöht sich die Wasserfläche auf 12,1 Quadratmeter, läge im kommunalen Vergleich mit<br />
den umliegenden Städten aber immer noch im unteren Drittel.<br />
So verfügen Velbert (21,7 m 2 ), Oberhausen (19,1 m 2 ), Duisburg (18,7 m 2 ) und<br />
Essen (15,0 m 2 ) über mehr als doppelt so viel Wasserfläche pro 1.000 Einwohner wie<br />
aktuell Mülheim an der <strong>Ruhr</strong>. Das zeigt: Die Stadt Mülheim an der <strong>Ruhr</strong> kann derzeit nicht<br />
mehr als die lokale Grundversorgung bereithalten
Grundversorgung<br />
optimieren<br />
MASTERPLAN SPORT RUHR<br />
Friedrich-Wennmann-Bad Mülheim<br />
Die Mülheimer Bäderkonzeption schafft mit einem bedarfsorientierten Angebot die<br />
Voraussetzung, dass Schwimmen in Mülheim trotz der beschriebenen Defizite dennoch<br />
jederzeit möglich ist. Dabei erfüllt jedes der fünf Bäder eine Rolle im Konzept. Die<br />
Hallenbäder Süd und Nord dienen überwiegend dem Schul- und Vereinssport (im Sinne der<br />
lokalen Grundversorgung), ebenso das Rembergbad, das ausschließlich von Sonderschulen<br />
und Vereinen genutzt wird, größtenteils mit Behinderten- und Seniorensport. Das<br />
Friedrich-Wennmann-Bad steht überwiegend der Öffentlichkeit zur Verfügung. Das<br />
Naturbad Mülheim-Styrum ist ausschließlich dem öffentlichen Badebetrieb vorbehalten.<br />
Kerndaten Bäderbetrieb<br />
Mülheim an der <strong>Ruhr</strong><br />
168.888 Einwohner<br />
91 km 2 Fläche<br />
Bäderangebot<br />
1 Kombibad<br />
2 Hallenbäder<br />
1 Kleinschwimmhalle<br />
1 Naturfreibad<br />
Jahresbesuche 2008<br />
405.000 Besuche<br />
Betrieb 2009<br />
32 Mitarbeiter<br />
4,0 Mio. Euro Aufwand<br />
1,2 Mio. Euro Erlöse<br />
24<br />
Mülheim ist die einzige Großstadt im RVR-Gebiet, die über kein eigenes<br />
Freizeitbad verfügt, allerdings sind in unmittelbarer Nähe mehrere<br />
Freizeitbäder in Nachbarstädten vorhanden und über ÖPNV gut zu erreichen.<br />
Im Rahmen der neuen Bäderkonzeption wurde zwar der Bau eines<br />
Freizeitbades geprüft, eine ernsthafte Diskussion darüber hat es aber nicht<br />
gegeben - auch aus der Überzeugung beim MSS heraus, dass man Badegäste<br />
nicht dauerhaft vermehren kann. Es ist zwar in den Monaten nach Eröffnung<br />
mit mehr Besuchern zu rechnen, doch danach ist eine fallende Besucherkurve<br />
zu erwarten. Aufgrund der regionalen Konkurrenz zu Freizeitbädern in<br />
Oberhausen, Essen und Duisburg sowie des zu erwartenden hohen<br />
Investitionsvolumens wurde in Mülheim an der <strong>Ruhr</strong> von dem Bau eines<br />
solchen Bades abgesehen. Stattdessen wird der Bau eines Schul- und<br />
Vereinsbad auf der linken <strong>Ruhr</strong>seite vorbereitet, um die lokale<br />
Grundversorgung zu sichern und zu optimieren.<br />
Wie schwierig es ist, trotz auf der Hand liegender Synergieeffekte, im Bäderbereich<br />
interkommunale Kooperationen anzustoßen und durchzuhalten, erlebte der MSS in den<br />
Vorbereitungen zum Umbau des Naturbads Styrum. Das konventionelle Freibad in Styrum,<br />
das im Zuge der Umgestaltung zum Naturbad komplett saniert und neu konzeptioniert<br />
wurde, liegt genau an der Grenze zu Oberhausen. Zudem stammt nachweislich die Hälfte<br />
der Besucher aus Oberhausen. Hier wäre also ein wunderbarer Ansatz für eine
Neue Ansätze für<br />
interkommunale<br />
Zusammenarbeit<br />
Modellbeispiel<br />
Kunstturn-<br />
Leistungszentrum<br />
Vom Wettbewerb<br />
zur Kooperation<br />
Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />
interkommunale Zusammenarbeit gewesen. 2003 / 2004 gab es auch Gespräche zwischen<br />
beiden Städten, aber Oberhausen wollte den Weg nicht gemeinsam gehen und plant nun<br />
stattdessen ein neues eigenes Freizeitbad.<br />
Eine hohe Strahlkraft hat auch das Friedrich-Wennmann-Bad in Mülheim-Heißen. Hier<br />
haben Besucherbefragungen ergeben, dass nahezu 50 Prozent der Besucher aus Essen<br />
anreisen. Auf der anderen Seite wird das Freibad Kettwig in Essen ebenfalls zu einem hohen<br />
Anteil von Mülheimern besucht. Auch im Bereich des Schul- und Schwimmsports gibt es<br />
Kooperationsmöglichkeiten, zum Beispiel mit der Stadt Essen.<br />
Aktuelle Handlungsansätze ergeben sich zudem im Bereich des (Leistungs-)<strong>Sport</strong>s. Neben<br />
Fußballstadien und dem überregional bedeutenden Badminton-Zentrum bietet sich eine<br />
Zusammenarbeit auch in der Leichtathletik an.<br />
Mülheim hat keine Kunststofflaufbahn für Leichtathleten, möchte dem leistungsorientierten<br />
Nachwuchs aber trotzdem optimale und wohnortnahe Trainings- und Wettbewerbsbedingungen<br />
bieten. Die Städte Essen, Oberhausen und Duisburg verfügen auf der anderen<br />
Seite über eine solche Kunststofflaufbahn, auf der noch Kapazitäten auch für Mülheimer<br />
<strong>Sport</strong>ler frei wären. Hier machen Kooperationen Sinn. Mülheim verzichtet auf den teuren<br />
Neubau einer Laufbahn und handelt stattdessen mit der Nachbarstadt einen Vertrag zur<br />
Nutzung ihrer <strong>Sport</strong>anlagen aus. So kann die Stadt Mülheim ihren Leichtathleten, wenn auch<br />
nicht innerhalb der Stadtgrenzen, aber doch in nächster Nähe dieses Angebot vorhalten und<br />
so die gesellschaftliche Aufgabe zur Grundversorgung im Bereich des <strong>Sport</strong>s und des<br />
Schwimmens erfüllen.<br />
Wie es gehen kann, zeigt ein anderes interkommunales Projekt, das die Städte Mülheim und<br />
Essen auf den Weg gebracht haben. Dabei werden die <strong>Sport</strong>stätten des Landesleistungsstützpunktes<br />
NRW männlich im Kunstturnleistungszentrum in Mülheim an der <strong>Ruhr</strong> am<br />
Mühlenfeld (Trainingsstätte) sowie die Haedenkamphalle in Essen (Austragungsort von<br />
Wettkämpfen) für einen leistungsorientierten Übungs- und Wettkampfbetrieb hergerichtet.<br />
Ein entsprechender Vertrag ist bereits unterzeichnet.<br />
Die Beispiele zeigen, dass interkommunale Kooperationen möglich und sinnvoll sind. Dabei<br />
kommt es immer auch auf die einzelne Ausgangslage, die Partner und die Projekte an. Die<br />
Notwendigkeit einer interkommunalen Kooperation insbesondere im Bäderbereich ist<br />
demnach immer dann gegeben, wenn eine Einrichtung regionale Bedeutung hat, eine hohe<br />
Strahlkraft auf die Nachbarstädte ausübt und bei Angeboten, die über die lokale<br />
Daseinsvorsorge hinausgehen.<br />
Dabei müssen die Räte und Verwaltungen im <strong>Ruhr</strong>gebiet ihr Kirchturmdenken endlich<br />
beenden und vielmehr sach- und bedarfsorientiert analysieren und entscheiden. Denn eins<br />
ist auch klar: Vor dem Hintergrund der aktuellen Haushaltslagen wird es auch oder<br />
insbesondere in den Städten des <strong>Ruhr</strong>gebiets immer schwieriger, größere <strong>Sport</strong>stätten zu<br />
bauen oder zu betreiben. Deshalb müssen wir weg vom kommunalen Wettbewerb hin zur<br />
kommunalen Kooperation im Interesse aller <strong>Sport</strong>treibenden.<br />
Dafür braucht es eine überörtliche Institution, die die Maßnahmen im <strong>Sport</strong>- und<br />
Bäderbereich im <strong>Ruhr</strong>gebiet analysiert, steuert und koordiniert – wer auch immer das sein<br />
mag.<br />
25
Rücksichtnahme auf<br />
alte Ortstrukturen<br />
MASTERPLAN SPORT RUHR<br />
Die Stadt Moers hat im Bäderbereich in den nächsten Jahren viel vor. Ein Bäderkonzept ist auf den Weg gebracht.<br />
Angesichts der hohen Investitionskosten zur Umsetzung dieses Konzeptes mit mehreren Neubauten und den im<br />
Badbetrieb erwartenden Verlusten ist das Stadtwerke-Modell für die Stadt Moers die optimale Lösung.<br />
Bäderbetrieb durch Stadtwerke<br />
Dirk Hohensträter, Geschäftsführer <strong>Sport</strong>- und Bäderbetriebe Moers<br />
26<br />
Konzern Städtische Betriebe Moers AöR<br />
Die Städtische Betriebe Moers AöR sind 2007 aus der Stadt<br />
ausgegründet worden. Rund 500 Mitarbeiter sind im Konzern<br />
beschäftigt. Die Liegenschaften der <strong>Sport</strong>- und Bäderbetriebe werden<br />
innerhalb der AöR als Betrieb gewerblicher Art gehalten. Unterhalb der<br />
Städtische Betriebe Moers AöR ist mit 75 %-igen Anteilen die<br />
Energieversorgung Niederrhein GmbH angesiedelt. 20 % an der<br />
Energieversorgung Niederrhein GmbH werden durch die RWE gehalten,<br />
5 % durch die Stadt Neukirchen-Vluyn. Parallel dazu ist unterhalb der<br />
Städtische Betriebe Moers AöR die <strong>Sport</strong>- und Bäderbetriebe Moers<br />
GmbH angesiedelt. Die Ausgründung aus der AöR erfolgte 2008. Die<br />
Anteile werden zu 100 % von der Städtische Betriebe Moers AöR<br />
gehalten.<br />
Der Konzernumsatz ohne die Energieversorgung Niederrhein GmbH beläuft sich auf rund<br />
25 Mio. Euro pro Jahr. Das Konzernergebnis ist ausgeglichen.<br />
Die <strong>Sport</strong>- und Bäderbetriebe Moers GmbH beschäftigen je nach Saison 35 bis 60<br />
Mitarbeiter. Der Betrieb der <strong>Sport</strong>stätten und Bäder der Städtische Betriebe Moers AöR<br />
wird mit durch die <strong>Sport</strong>- und Bäderbetriebe Moers GmbH sichergestellt. Zwischen der<br />
AöR und der <strong>Sport</strong>- und Bäderbetriebe Moers GmbH wurde zu diesem Zweck ein<br />
Betriebsführungsvertrag geschlossen. Zudem übernimmt die <strong>Sport</strong>- und Bäderbetriebe<br />
Moers GmbH die Projektentwicklung und die Projektsteuerung für die neu zu errichtenden<br />
<strong>Sport</strong>- und Bädereinrichtungen in Moers.<br />
Nach Übertragung der <strong>Sport</strong>- und Bädereinrichtungen der Stadt Moers an die Städtische<br />
Betriebe Moers AöR im Jahr 2007, wurde ein erheblicher Investitionsstau in den<br />
Einrichtungen festgestellt. Bei näherer Untersuchung stellte sich heraus, dass die<br />
Einrichtungen zu einem Großteil wirtschaftlich nicht Instand zu setzen sind.<br />
Da die technischen Probleme der Einrichtungen seit langem bekannt und ein wirtschaftlich<br />
sinnvoller Betrieb der Bäderlandschaft nicht möglich waren, wurde im Jahre 2007 / 2008 ein<br />
umfassendes Bäderkonzept erstellt.<br />
Vereinfacht besteht Moers aus zwei gleich großen Stadtteilen. Im Zuge der Gemeinde-<br />
Gebietsreform wurden rund 45.000 Einwohner der Orte Rheinkamp und Kapellen in die<br />
Stadt Moers eingemeindet. Moers erhielt nach der Reform 1975 mit rund 108.000 Einwohnern<br />
den Großstadtstatus. Die Eigenständigkeit der vorherigen Ortschaften musste<br />
aufgegeben werden. In der Kommunalpolitik spielen die alten Grenzen bis heute noch eine<br />
entscheidende Rolle.
Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />
Kerndaten Bäderbetrieb<br />
Steuervorteile<br />
Sowohl in Rheinkamp als auch in Moers bestanden bis 2008 zwei nahezu identische<br />
Freibäder mit einer Wasserfläche von rund 7.000 m². Zudem besteht in unmittelbarer<br />
Nachbarschaft zum Solimare ein Naturgewässer, welches zu einer Freibadanlage mit einer<br />
Wasserfläche von 5.000 m² ausgebaut wurde. Am Rheinkamper Freibad bestand zudem ein<br />
Freizeithallenbad mit einer Wasserfläche von rund 800 m² inklusive einer integrierten<br />
Saunaanlage. Im Ortskern von Moers bestand, neben zwei an Schulstandorten<br />
angegliederten Lehrschwimmbecken, ein weiteres 25m-<strong>Sport</strong>hallenbad. Am Standort<br />
Solimare befinden sich zudem eine Tennishalle und eine Eissporthalle die sich ebenfalls im<br />
Eigentum der Städtische Betriebe Moers AöR befindet und durch die Sbb GmbH<br />
bewirtschaftet wird.<br />
Moers<br />
106.000 Einwohner<br />
68 km 2 Fläche<br />
Bäderangebot<br />
1 Kombifreizeitbad<br />
1 Hallenbad<br />
1 Naturfreibad<br />
Betrieb 2010 ff.<br />
35 - 50 Mitarbeiter<br />
4.7 Mio. EURO Zuschuss<br />
(geplant)<br />
27<br />
Im Bäderkonzept ist vorgesehen, drei Standorte aufrechtzuerhalten:<br />
Der Standort Rheinkamp soll zu einem reinen <strong>Sport</strong>zentrum ausgebaut<br />
werden. An diesem Standort werden zwei Dreifach-<strong>Sport</strong>hallen mit einer<br />
Zuschauerkapazität von 200 Personen in der kleineren Dreifach-<br />
<strong>Sport</strong>halle und 1.000 Personen in der Groß-<strong>Sport</strong>halle errichtet. Zudem<br />
werden an diesem Standort ein Hallenbad mit 25 m Bahnen und ein<br />
Lehrschwimmbecken für den Schul- und Vereinssport errichtet.<br />
Im Freizeitzentrum Solimare soll ein Freizeit- und Familienbad mit<br />
integriertem Badehaus und Saunaanlage errichtet werden.<br />
Das Naturfreibad Bettenkamper Meer bleibt ebenfalls als Freibadstandort<br />
bestehen.<br />
Insgesamt wird der Zuschussbedarf für alle Standorte inkl. Zinsen und Abschreibung jährlich<br />
4,7 Mio. Euro betragen.<br />
Das Strategiekonzept der Städtische Betriebe Moers AöR sieht vor, sowohl die Eishalle als<br />
auch die Tennishalle nicht weiter zu betreiben, außer Betrieb zu nehmen und abzureißen.<br />
Statische Untersuchungen an der Eissporthalle zeigen auf, dass ein Weiterbetrieb maximal<br />
noch 3 – 6 Jahre möglich erscheint. Die Entscheidung, ob die Eishalle über den Zeitraum<br />
der nächsten 3 - 6 Jahre hinaus weiter betrieben werden soll, wird innerhalb des nächsten<br />
halben Jahres erwartet. Sollte die Entscheidung zugunsten der Eishalle ausfallen, müsste das<br />
Bäderkonzept insgesamt neu angepasst werden, da der Zuschuss von 4,7 Mio. Euro pro Jahr<br />
die maximale Obergrenze darstellt.<br />
Hauptargument für den Bäderbetrieb durch Stadtwerke ist der wirtschaftliche Vorteil, der<br />
sich im Rahmen der Betriebsführung und der technischen Führung der Anlagen aufgrund<br />
steuerlicher Vorteile einstellt.<br />
In der Regel werden die Gewinne der Stadtwerke mit den Verlusten der Bäderbetriebe vor<br />
Steuer verrechnet. Neben diesem Steuersparmodell gibt es eine Reihe von<br />
Effizienzvorteilen, die durch den Betrieb der Bäder im Verbund mit Stadtwerken genutzt<br />
werden können. Sowohl technisches als auch kaufmännisches Know-how ist im Bereich der<br />
Energiebeschaffung und der Energietechnik in Stadtwerken auf sehr hohem Niveau<br />
vorhanden. Dieser Umstand fällt besonders ins Gewicht, da sich der wirtschaftliche<br />
Energieeinsatz zu dem wichtigsten Betriebskostenfaktor entwickelt hat.<br />
In erster Linie betrifft das die Wassergewinnung, die Wasseraufbereitung, die Energietechnik<br />
und die Ver- und Entsorgungstechnik. Hier kann zum Beispiel auf Spezialisten und
Bündelung von<br />
Kompetenzen<br />
Synergievorteile<br />
MASTERPLAN SPORT RUHR<br />
Techniker der Stadtwerke zurückgegriffen werden und diese können auftragsbezogen in die<br />
Instandsetzung und Unterhaltung der technischen Anlagen eingebunden werden.<br />
Neben den Kompetenzen im Energiebereich kann bei den Stadtwerken auf die hohe<br />
wirtschaftliche Kompetenz in den Bereichen Unternehmensführung, Unternehmenskommunikation,<br />
Öffentlichkeitsarbeit, Vertrieb, IT-Technologie, Einkauf, Abrechnung,<br />
Inkasso und Betriebscontrolling zurückgegriffen werden.<br />
Die Stadtwerke haben sich in den letzten Jahren erheblich entwickelt. In der Regel<br />
ausgegründet aus dem Amt 81 der Städte und Kommunen mussten die Stadtwerke in den<br />
90er Jahren erhebliche Veränderungsprozesse durchlaufen. Zunächst mussten sich die<br />
Stadtwerke Ende der 90er Jahre, im Zuge der Liberalisierung des Energiemarktes, komplett<br />
neu aufstellen und ausrichten. Nach der Liberalisierung erfolgte die Regulierung der Netze.<br />
In diesem Zuge mussten Netz und Vertrieb unbundelt werden. Dies führte bis zur<br />
zwangsweisen gesellschaftsrechtlichen Entflechtung von Netzen und Vertrieb. Im Rahmen<br />
dieser Veränderungsprozesse haben sich Stadtwerke im Markt oftmals erfolgreich<br />
behauptet und stehen heute als Multi Utility Dienstleister besser da, als vor den<br />
Veränderungsprozessen. Stadtwerke haben sich zusammengeschlossen und betreiben heute<br />
Kraftwerke, Offshore-Windparks, Photovoltaik- und Bio-Gas-Anlagen.<br />
Bäderbetriebe werden heute geschickt in diese Organisationsstrukturen eingebunden und<br />
können von diesen Kompetenzen profitieren. Im innerstädtischen Konzern können auf<br />
diesem Weg Synergievorteile genutzt werden, die unter städtischer Führung so nicht<br />
möglich sind.<br />
28
Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />
Die Prova Unternehmensberatung betreibt Bäder an drei Standorten: das Maximare in Hamm, die Badebucht Wedel und<br />
zukünftig den AQUApark Oberhausen.<br />
Standortentwicklung durch neue Gesundheits- und<br />
Wellness-Angebote am Beispiel des Maximare Hamm<br />
Frank Rose, Geschäftsführer der Prova Unternehmensberatung GmbH<br />
Ein Public-Private-Partnership-Modell ist eine Partnerschaft, die darauf<br />
basiert, dass man sich in die Augen schauen und gute Geschäfte machen<br />
kann - in beiderseitigem Einvernehmen und für beide erträglich. Es gibt<br />
über 70 Modelle des PPP – aber es gibt nur ganz wenige, mit denen auch<br />
eine Stadt, eine Gemeinde oder ein Verband glücklich werden kann.<br />
Neben Beratung und Consulting tritt die Prova Unternehmensberatung<br />
als privatwirtschaftlicher Partner in Public-Private-Partnership im<br />
Bädermarkt auf: in Hamm, in Oberhausen und in Wedel bei Hamburg.<br />
Dabei versteht sich die Prova Unternehmensberatung als reiner<br />
Dienstleister, nicht als Bauherr oder Investor. Die Stadt - in Hamm über<br />
die Stadtwerke Hamm- kauft unsere Leistung ein und wir führen den<br />
Betrieb eines Bades. Mehr nicht. Wir investieren nicht und machen<br />
keinen Ärger, weil wir gute Verträge haben, in denen die Leistungen und<br />
Zusammenarbeit sowie die Kooperationen klar geregelt sind. Wichtig ist, dass wir mit dem<br />
Partner kooperieren können, um einen Standort überhaupt entwickeln zu können. Und wir<br />
helfen beim Kosteneinsparen, weil wir durch die Zusammenarbeit zum Beispiel mit<br />
Ingenieurbüros und durch gute Kontakte zu Institutionen im Bädermarkt viel Know-how<br />
einbringen, um so ein vernünftiges Benchmark aufzubauen. Das ist PPP, wie es funktioniert<br />
und wie es sich in Zukunft unter dem Eindruck des Sparzwangs der Kommunen<br />
durchsetzen wird.<br />
Um aber einen Standort überhaupt entwickeln zu können, sind Kooperationskontakte<br />
unverzichtbar. Ein Beispiel aus den Anfängen des Maximare soll dies verdeutlichen. So<br />
wollten wir damals das Konzept mit <strong>Sport</strong>bad, Aquawelt, Saunawelt und Wellnesswelt noch<br />
um den Baustein Rehabilitation erweitern. Daraufhin wurde Kontakt zu den Kostenträgern<br />
aufgenommen, die von dem Konzept eines Rundum-Sorglos-Paketes für die Patienten vor<br />
Ort statt dreiwöchiger Kuren begeistert waren. Nur waren wir keine Reha-Betreiber, also<br />
brauchten wir Kooperationspartner. Wir haben daraufhin im Beisein des Bürgermeisters<br />
und der Stadtwerke-Geschäftsführung die örtlichen Krankenhäuser, die in der Stadt Hamm<br />
in starkem Wettbewerb stehen, an einen Tisch gebracht. Auf über 2.000 Quadratmetern<br />
Rehabilitationsfläche sollten die fünf Kliniken gemeinsam Reha-Maßnahmen entwickeln und<br />
unter dem Dach des Maximare anbieten. Das war nicht einfach, doch dank stringenter<br />
Führung wurde innerhalb eines halben Jahres das „reha bad Hamm“ an den Start gebracht.<br />
Heute sage ich: Schön, dass wir es gemacht haben. Denn mittlerweile kommen täglich bis zu<br />
140 Gäste, die im reha bad Hamm rehabiliert werden. Zusätzlich mieten verschiedene<br />
Institutionen die Flächen für Vereinstraining an. Somit bietet das Maximare eine nicht zu<br />
unterschätzende Ergänzung für den Leistungsstützpunkt <strong>Sport</strong> in der Stadt Hamm an.<br />
Ausgehend von den vier Welten <strong>Sport</strong>, Aqua (plus Sole), Sauna und Wellness plus Reha<br />
wurde der Standort seit der Eröffnung 1999 weiterentwickelt. Vor dem Hintergrund einer<br />
rasanten Entwicklung im Gesundheits- und Wellnessmarkt insgesamt und guten<br />
Umsatzzahlen im Bereich Sauna und Wellness vor Ort war eine Erweiterung des Angebotes<br />
nur konsequent.<br />
29
MASTERPLAN SPORT RUHR<br />
Kerndaten Bäderbetrieb<br />
Bäder-Standorte<br />
Hamm: 180.000 Einwohner<br />
Wedel: 32.000 Einwohner<br />
Oberhausen: 214.000 Einwohner<br />
Gesundheitspark<br />
Bad Hamm<br />
Dabei haben wir uns den veränderten Erwartungen der Menschen an moderne Gesundheits-<br />
und Wellnessanlagen angepasst und verschiedene Produkte entwickelt:<br />
ArenaMare<br />
Europaweit einmalig ist die Theatersauna mit 100 Sitzplätzen in der Maximare Saunawelt.<br />
Nicht wegen der 100 Sitzplätze, sondern wegen der multimedialen Show mit Beamer, Licht-,<br />
Sound-, Nebel- und Regen-Effekten. Das ist Erlebnis, das geht an die Emotionen und das bewegt.<br />
Diese USPs (Unique Selling Points) sprechen sich unter den Besuchern schnell herum<br />
und sorgen so für zusätzliche Kunden und erweitern unter Umständen so das Einzugsgebiet.<br />
Die ArenaMare ist einer der Vorteile des Maximare im Wettbewerb.<br />
30<br />
Bäder<br />
Maximare Hamm<br />
480.000 Besucher<br />
140 Mitarbeiter<br />
3,9 Mio. Euro Umsatz<br />
Badebucht Wedel<br />
240.000 Besucher<br />
80 Mitarbeiter<br />
1,2 Mio. Euro Umsatz<br />
AQUApark Oberhausen<br />
(im Bau)<br />
280.000 Besucher<br />
79 Mitarbeiter<br />
1,2 Mio. Euro Umsatz<br />
TCM (Traditionelle Chinesische Massage)<br />
Um TCM am Standort Hamm anbieten zu können, kooperiert das Maximare<br />
mit einer Stadt in Dahlien (China). In achtjähriger Ausbildungszeit lernen<br />
dort Chinesinnen und Chinesen die Anwendungen der TCM und kommen<br />
(für ein Jahr) nach Deutschland, um im Maximare zu arbeiten. Bis es allerdings<br />
soweit war, mussten viele Hürden überwunden werden – von der Arbeitserlaubnis,<br />
bei der die Stadt oder die Gemeinde als Partner Unterstützung<br />
leisten kann, über Dolmetscher bis zur richtigen Etikette im Umgang<br />
mit Menschen eines völlig anderen Kulturkreises. Eine Masseurin wurde<br />
mittlerweile fest eingestellt und die Kooperation mit Dahlien ausgebaut. Das<br />
Angebot ist so erfolgreich, dass es auch an einem anderen Standort angeboten<br />
werden soll. Diesmal als Massageinstitut, das an ein bestehendes Bad<br />
angegliedert wird.<br />
Medical Wellness<br />
Medical Wellness wurde in Hamm zum ersten Mal in ein Freizeitbad integriert.<br />
Für das jüngste Kind des Maximare wurde ein Arzt eingestellt. Nach<br />
einer kostenlosen Anamnese entwickelt er in Absprache mit den Kunden<br />
ein maßgeschneidertes Trainings- und Leistungsprogramm, um die Gesundheits- und Fitness-Ziele<br />
der Kunden zu erreichen. Diese Programme kosten je nach Leistungsumfang 100<br />
bis 250 Euro. Dafür kaufen die Kunden Leistungskarten mit Leistungsprogrammen, bei denen<br />
sie teilweise länger als ein halbes Jahr im Maximare trainieren. Das ist Kundenbindung<br />
pur und sorgt darüber hinaus für eine Auslastung der Anlage. Hierbei greifen alle Angebote<br />
des Maximare ineinander – um zum Beispiel die Einzelbausteine Wassergymnastik, Aquaspinning,<br />
ärztliche Beratung, traditionelle chinesische Massage, aber auch Wellnesswünsche<br />
abzudecken. Die ersten Erfahrungen mit Medical Wellness lassen hoffen, aber ich denke,<br />
wir brauchen für dieses Experiment zwei Jahre bis es im Markt etabliert ist.<br />
Aber nicht nur inhaltlich kann ein Standort entwickelt werden, sondern auch räumlich. Dabei<br />
spielt neben der eigentlichen Expansion in der Fläche auch der Erholungs- und Freizeitwert<br />
im Umfeld des Maximare eine bedeutende Rolle. Gerade hier müssen alle Partner an<br />
einem Strang ziehen. Die Aufwertung des Umfeldes zum „Gesundheitspark Bad Hamm“ ist<br />
in den vergangenen Jahren zum Beispiel durch<br />
ein neues Gradierwerk im angrenzenden Kurpark, das auch in die Angebote des<br />
Maximare (Qi-Gong) eingebunden ist, sowie<br />
eine bundesweit bekannte und anerkannte Klinik für Manuelle Therapie (Schmerz-<br />
Zentrum),<br />
altengerechtes Wohnen<br />
durch die Partner und in den Kooperationen mit den Partnern aktiv betrieben worden.
Konkurrenzvermeidung<br />
durch Abstimmung<br />
Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />
Ganz entscheidend: Für eine gelungene Standortentwicklung benötigt man vor allem ein<br />
Filetstück, das zu entwickeln ist. Das Maximare ist unmittelbar in der Nähe zum Kurpark<br />
und zu einem <strong>Sport</strong>zentrum entstanden und bietet hier noch Entwicklungsspielraum. So soll<br />
östlich angrenzend ein Hotel entstehen. Hier profitiert die Prova Unternehmensberatung<br />
wiederum von den umfangreichen Kooperationen und Partner, die Investoren,<br />
Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung Verlässlichkeit, Sicherheit und Vertrauen bieten.<br />
Die Partner sind dabei unter anderem Stadt-Touristik, Stadt, örtliche Institutionen sowie<br />
die örtlichen Einzelhändler. Diese Interessenlagen alle unter einen Hut zu bringen, ist<br />
schwer, ist Aufwand und ist Arbeit, aber nur unter diesen Voraussetzungen kann ein<br />
Standort überhaupt sinnvoll entwickelt werden.<br />
31<br />
Bäderbetrieb als<br />
„Profitzentrum“<br />
Die Standortentwicklung am Gesundheitspark Bad<br />
Hamm: Rot sind bereits realisierte Objekte<br />
markiert, noch in der Realisierung befindliche<br />
Vorhaben sind gelb eingezeichnet.<br />
Der Blick in die Zukunft macht deutlich: Reine<br />
Bäder werden weiterhin nur mit einem Zuschuss<br />
zu betreiben sein. Für die Daseinsvorsorge muss<br />
es sein. Jeder Verein, jede Schule, jeder Bürger,<br />
der schwimmen möchte, muss schwimmen<br />
können. Aber so einen Bäderbetrieb kann man<br />
durchaus als Profitzentrum betrachten. Ich sage<br />
nicht, dass wir ohne Zuschüsse auskommen.<br />
Zuschüsse vermeiden können wir nur, wenn wir<br />
Eintrittspreise über 18 Euro nehmen. Das geht nicht und das können wir auch der örtlichen<br />
Bevölkerung nicht zumuten. Der Zuschuss ist aber niedriger als er bei einem Badbetrieb in<br />
öffentlicher Hand wäre. Denn wir betreiben alle Einrichtungen, die wir haben, im Rahmen<br />
freier Mitarbeiterverträge. Wir sind nicht an öffentliches Tarifrecht gebunden. Jeder<br />
Mitarbeiter ist frei eingestellt und jeder Vertrag individuell. Wer Mitarbeiter im öffentlichen<br />
Tarif hat, hat Schwierigkeiten solche Anlagen zum Breakeven zu führen. Nach meiner<br />
Ansicht ist das heutzutage sogar unmöglich. Freie Verträge in Kombination mit<br />
eigenverantwortlichen Mitarbeitern, die Lust an der Leistung haben, erlauben einem<br />
privaten Betreiber ein flexibleres Reagieren auf Marktschwankungen. So erhalten die<br />
Therapeuten im Wellnessbereich ein Grundgehalt und zusätzlich ein leistungsbezogenes<br />
Entgelt für jede Anwendung, die sie durchführen. Als privater Betreiber können wir<br />
aufgrund der freien Verträge auch die Gastronomie wirtschaftlich betreiben.<br />
Die Prova Unternehmensberatung betreibt Bäder an drei verschiedenen Standorten: Das<br />
Maximare in Hamm (Umsatz 3,9 Mio. Euro), die Badebucht Wedel (Umsatz 1,2 Mio. Euro)<br />
und den AQUApark Oberhausen (1,2 Mio. Euro). Eine Konkurrenz seiner Bäder wird bei<br />
einem privaten Betreiber jedoch nicht eintreten. Denn: Wenn ein privater Betreiber<br />
mehrere Bäder hat, wird er tunlichst darauf achten, dass die Angebote, die er entwickelt,<br />
nicht konkurrieren. Dieser Ansatz einer Abstimmung der Angebote ist im gesamten<br />
Bädermarkt essentiell. Es gilt, worauf auch Herr Lawitzke hingewiesen hat: Wir müssen<br />
immer wieder darauf achten, dass wir in den Angeboten keine Überschneidungen haben,<br />
denn der Bädermarkt ist nicht unendlich, er ist - ganz im Gegenteil - begrenzt.
Optimierung der<br />
Führungsstrukturen<br />
MASTERPLAN SPORT RUHR<br />
Der Regionalverband <strong>Ruhr</strong> betreibt gemeinsam mit den Kommunen Bäder. Er ist Mitgesellschafter von sieben GmbHs,<br />
die jeweils mit den örtlichen kommunalen Partnern Freizeitbäder im gesamten Verbandsgebiet betreiben. Die<br />
Einrichtungen, die ursprünglich den Beschäftigten der Montanindustrie als „Erholungsoasen“ dienen sollten, sind dabei<br />
konsequent auf Überörtlichkeit ausgerichtet. Der RVR stimmt die Angebote seiner Bäder im regionalen Kontext ab und<br />
versucht so, Konkurrenz der eigenen Bäder untereinander zu vermeiden. Angesichts sinkender Bevölkerung und<br />
zunehmenden Konkurrenzdrucks entwickelt der RVR gemeinsam mit seinen Partnern Strategien, um seinen Anteil am<br />
Kuchen „Bädermarkt <strong>Ruhr</strong>“ auch in Zukunft zu behaupten.<br />
Regionaler Bäderbetrieb in interkommunaler Kooperation<br />
Dieter Funke, Bereichsleiter Wirtschaftsführung beim Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />
32<br />
Die Freizeitbäder als Aufgabe des RVR<br />
Der Regionalverband <strong>Ruhr</strong> definiert sich über das Gesetz über den Regionalverband<br />
<strong>Ruhr</strong> (RVR-Gesetz). Im Gesetz sind wesentliche Aufgaben<br />
des Verbandes wie z. B. die regionale Wirtschaftsförderung, die regionale<br />
Förderung des Tourismus, besondere Aufgabenstellungen wie z. B.<br />
die Route der Industriekultur und der Emscher Landschaftspark sowie<br />
seit kurzem auch die staatliche Regionalplanung (seit 01.10.2009) festgelegt.<br />
Weitere freiwillige Aufgaben sind im RVR-Gesetz genannt. Diese<br />
bedürfen der besonderen Legitimation durch das höchste Organ des<br />
RVR, der Verbandsversammlung.<br />
Die Verbandsversammlung hat sich entschlossen, die freiwillige Aufgabe<br />
„Der RVR beteiligt sich an der Errichtung und dem Betrieb von Freizeitanlagen<br />
mit überörtlicher Bedeutung" wahrzunehmen. Mit dem Beschluss ist diese Aufgabe<br />
quasi mit einer Pflichtaufgabe gleichzustellen. Besonders wichtig ist dabei die überörtliche<br />
Bedeutung der jeweiligen Einrichtung. Das Angebot soll nicht ausschließlich kommunalen<br />
oder interkommunalen Charakter haben, sondern insgesamt eine Ausstrahlung in das Verbandsgebiet<br />
hinein haben. Nach einer Untersuchung im Rahmen der Haushaltskonsolidierung<br />
konnte festgestellt werden, dass alle sieben Einrichtungen den Charakter der<br />
Überörtlichkeit besitzen.<br />
Im Einzelnen sind dies: die Revierpark Mattlerbusch GmbH in Duisburg, die Revierpark<br />
Vonderort GmbH in Oberhausen, die Revierpark Nienhausen GmbH in Gelsenkirchen, die<br />
Revierpark Gysenberg Herne GmbH in Herne, die Revierpark Wischlingen GmbH in Dortmund,<br />
die Freizeitzentrum Kemnade GmbH in Witten und die Freizeitzentrum Xanten<br />
GmbH in Xanten.<br />
Regionalität und kommunale Mitgesellschafter bei den Freizeitbädern<br />
Der RVR zeigt sich finanziell und organisatorisch verantwortlich für die Einrichtungen. Die<br />
Verantwortung wird wahrgenommen gemeinsam mit den kommunalen Mitgesellschaftern.<br />
Die Kontrollgremien der Gesellschaften werden seitens des RVR durch Vertreter aus der<br />
Verbandsversammlung besetzt.<br />
Die Geschäftsführungen sind zurzeit noch sehr unterschiedlich besetzt. Hier findet eine<br />
weitere Optimierung der Strukturen statt. So gibt es z. B. in einzelnen Fällen hauptamtliche<br />
Geschäftsführungen, bei anderen Gesellschaften werden die Geschäftsführungen im Nebenamt<br />
wahrgenommen. Die konzeptionelle Weiterentwicklung erfolgt in enger Abstimmung<br />
mit den kommunalen Partnern.
Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />
Weiterhin erfolgt eine ständige Begleitung, Beratung und Kontrolle der Geschäftsführungen<br />
durch die Beteiligungssteuerungen der Gesellschafter, u.a. bei der Beratung der Wirtschaftspläne<br />
der Gesellschaften.<br />
Die besondere Rolle des Gesellschafters RVR<br />
Im Verbund der Beteiligungen an den Freizeitgesellschaften kommt dem RVR eine besondere<br />
Rolle zu. So übernimmt er die finanzielle Sicherstellung eines regionalen und attraktiven<br />
Angebotes für die Bevölkerung des Verbandsgebietes. Er koordiniert als verbindende<br />
Instanz die unterschiedlichen Angebotsschwerpunkte im regionalen Kontext. Weiterhin<br />
stellt er (planerische und wirtschaftliche) Fachkompetenz bei Investitionsentscheidungen zur<br />
Verfügung. Darüber hinaus können Marktdaten und Markteinschätzungen durch eigene<br />
RVR-Experten analysiert und aufbereitet werden.<br />
Kerndaten Bäderbetrieb<br />
<strong>Metropole</strong> <strong>Ruhr</strong><br />
5,2 Mio. Einwohner<br />
4.435 km 2 Fläche<br />
RVR-<br />
Bäderbeteiligungen<br />
7 Freizeitbäder<br />
Jahresbesuche<br />
2,5-2,7 Mio. Besuche<br />
33<br />
Die Bäderstandorte sind verteilt über das gesamte Verbandsgebiet. Insbesondere<br />
die Idee der Revierparks als Erholungsoasen für die Bevölkerung in den<br />
Montanindustrien war eine Innovation, die seinerzeit ihresgleichen suchte.<br />
Die Rahmenbedingungen sind heute deutlich verändert, so wird in Zukunft<br />
der Rückgang der Bevölkerung im Kerngebiet eine neue Herausforderung für<br />
die Einrichtungen darstellen.<br />
Der RVR besitzt eine besondere Koordinierungsfunktion bei der Angebotsabstimmung<br />
und im Wettbewerb der Gesellschaften untereinander. In einer<br />
vertiefenden Studie wurde untersucht, inwiefern die Gesellschaften untereinander<br />
und im Vergleich zu anderen Freizeitbädern im Wettbewerb stehen.<br />
Abschließend konnte festgestellt werden, dass die Ausgangsposition der Gesellschaften<br />
positiv ist und alle sieben Gesellschaften ihre Existenzberechtigung haben.<br />
Die Freizeitbäder des RVR und ihre strategische Ausrichtung im Überblick<br />
Revierpark Mattlerbusch GmbH, Duisburg<br />
zwei Gesellschafter: RVR (50 %), Stadt Duisburg (50 %)<br />
regionale Marktführerschaft Niederrhein / westliches <strong>Ruhr</strong>gebiet<br />
Zukunftsprojekt „Indoor Beach Anlage" (Investition ca. 1,7 Mio. Euro)<br />
Revierpark Vonderort GmbH, Oberhausen / Grenze Bottrop<br />
drei Gesellschafter: RVR (50 %), Stadt Oberhausen (25 %), Stadt Bottrop (25 %)<br />
ruhige, zeitgemäße Sole-Sauna-Anlage, Angebot für das Alter 50+<br />
Zukunftsprojekt „Saunaaußenbereich" (Investition ca. 1,2 Mio. Euro)<br />
Revierpark Nienhausen GmbH, Gelsenkirchen / Grenze Essen<br />
drei Gesellschafter: RVR (50 %), Stadt Gelsenkirchen (25 %), Stadt Essen (25 %)<br />
Neupositionierung als Gesundheitspark Angebot im nördlichen <strong>Ruhr</strong>gebiet<br />
Zukunftsprojekt „Gesundheitspark" (Investition ca. 2,8 Mio. Euro)
Sonder-<br />
investitionen<br />
MASTERPLAN SPORT RUHR<br />
Revierpark Gysenberg Herne GmbH, Herne<br />
34<br />
zwei Gesellschafter: RVR (50 %), Stadt Herne (50 %)<br />
regionaler Marktführer nördliches <strong>Ruhr</strong>gebiet, südliches Münsterland<br />
Prüfung der zwei Alternativen „Komplettsanierung" und „Konzentration auf die<br />
Kernkompetenz" (Investition zwischen 5,3 und 8,5 Mio. Euro)<br />
Hier muss noch eine Detailanalyse der Alternativen erfolgen.<br />
Revierpark Wischlingen GmbH, Dortmund<br />
zwei Gesellschafter: RVR (50 %), Stadt Dortmund (50 %)<br />
Wohlfühl- und Gesundheitsbad mit Allwetterbad<br />
starker Saunaschwerpunkt<br />
Weitere Optimierung des Angebotes ohne größeres Investitionsprojekt<br />
Freizeitzentrum Kemnade GmbH, Witten<br />
fünf Gesellschafter: RVR (69,9 %), Stadt Bochum (12,6 %), Stadt Witten (7,5 %), Ennepe-<br />
<strong>Ruhr</strong>-Kreis (5,0 %), <strong>Ruhr</strong>verband (5,0 %)<br />
regionale Marktführerschaft im südöstlichen <strong>Ruhr</strong>gebiet<br />
zusätzlich Wassersport und Erholungsbereich Kemnader See<br />
kein Projekt im Badbereich, stattdessen Projekt „<strong>Ruhr</strong>-ln-Line" (Inlinerbahn rund um den<br />
See)<br />
Freizeitzentrum Xanten GmbH, Xanten<br />
drei Gesellschafter: RVR (50 %), Stadt Xanten (25 %), Kreis Wesel (25 %)<br />
regionale Marktführerschaft am Niederrhein<br />
Strandbad und Wassersport, kleine Saunaanlage<br />
Zukunftsprojekt „Hafen Xanten" (Investition 2,8 Mio. Euro)<br />
Der RVR hat für die zahlreichen angemeldeten Investitionen in die Gesellschaften einen<br />
Sonderinvestitionstopf in Höhe von insgesamt 2,0 Mio. Euro aufgelegt, der über die üblichen<br />
Investitionszuschüsse eine Förderung von Zukunftsmaßnahmen, nach eingehender Prüfung,<br />
zu maximal 25 % der Investitionssumme möglich macht. Abgesehen von dem besonderen<br />
Sommer 2003 belaufen sich die Gesamtbesucherzahlen aller RVR-Freizeitbäder auf rund 2,5<br />
bis 2,7 Mio. Besucher pro Jahr.
Kooperationen<br />
fortführen<br />
Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />
Kennzeichnung der wichtigsten Problemfelder<br />
Die Probleme in den Gesellschaften lassen sich relativ klar erkennen, denn bei zunehmendem<br />
Wettbewerb und relativ konstanter Nachfrage wird es zunehmend schwieriger, die<br />
Besucherzahlen und die Einnahmen stabil zu halten.<br />
Darüber hinaus leiden alle Einrichtungen unter einem gewissen Instandhaltungsstau, der sich<br />
über die Jahre hinweg entwickelt hat und aufgrund der wirtschaftlichen Situation der<br />
Bäderbetriebe nicht ohne weiteres aus eigener Kraft bewältigt werden kann. Allerdings<br />
wurde durch das genannte Gutachten aufgezeigt, wo und wie in den Freizeitbädern sinnvoll<br />
investiert werden sollte. Aufgrund der Haushaltslage beim Regionalverband und bei den<br />
Kommunen kam es in den Jahren 2005 und 2006 zu Kürzungen bei den Zuschüssen an die<br />
Gesellschaften um rund 20 %.<br />
Die Gesellschaften arbeiten erfolgreich an weiteren Optimierungsmaßnahmen. Sowohl Einsparungen<br />
im Personalbereich wie auch im Sachbereich wurden erzielt. Allerdings zeigt das<br />
Beispiel der Entwicklung der Energiekosten, dass nachhaltige Einsparungen nur schwierig<br />
erreicht werden können. Werden z. B. Einsparungen durch Reduzierung des Energieverbrauchs<br />
erreicht, fressen die Preissteigerungen die Einsparungen oft noch im gleichen Jahr<br />
wieder auf.<br />
Die Zukunft der RVR-Freizeitbäder<br />
Der RVR hat sein Bekenntnis zu den „regionalen Freizeitbädern“ in der Verbandsversammlung<br />
erneut bekräftigt.<br />
Wichtig ist auch die Fortführung der Kooperationen mit den kommunalen<br />
Mitgesellschaftern. Ein besonderes Beispiel für das Engagement der kommunalen<br />
Gesellschafter ist der Revierpark Nienhausen. Hier haben die Vertreter aus den Räten der<br />
Städte Essen und Gelsenkirchen zusätzliche Mittel aus dem Konjunkturpaket II in Höhe von<br />
jeweils 1,1 Mio. Euro in die Gesellschaft fließen lassen.<br />
Zur Zukunftsstrategie gehört jedoch auch, dass man die unterschiedlichen<br />
Angebotsschwerpunkte sieht und weiterentwickelt, um zum einen eine Kannibalisierung<br />
untereinander abzuwenden und zum anderen die Angebotsvielfalt zu erhöhen.<br />
Jede Gesellschaft bedarf eines eigenständigen und wettbewerbsfähigen Profils.<br />
Darüber hinaus sollen in verschiedenen Bereichen, wie z. B. beim Einkauf oder auch bei der<br />
regionalen Öffentlichkeitsarbeit, Synergien erzielt werden - auch über einen intensiven<br />
Erfahrungsaustausch der Gesellschaften untereinander.<br />
35
MASTERPLAN SPORT RUHR<br />
PODIUMSDISKUSSION<br />
Podiumsteilnehmer<br />
REGIONALE PERSPEKTIVEN >>><br />
36<br />
Dr. Barbara Duka, Beigeordnete der Stadt Marl<br />
Dr. Christoph Müllmann, Beigeordneter der Stadt Kamp-Lintfort<br />
Christian Hülsmann, Stadtdirektor der Stadt Essen<br />
Dr. Manfred Beck, Beigeordneter der Stadt Gelsenkirchen<br />
Moderator: Dr. Dieter Nellen,<br />
Leiter des Referates Kultur und <strong>Sport</strong> beim Regionalverband <strong>Ruhr</strong>
„Es war ein Lernprozess<br />
bis man gemerkt hat,<br />
dass der viel zu große<br />
Anzug nicht mehr<br />
passt.“<br />
Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />
AUSGANGSSITUATIONEN<br />
Dr. Dieter Nellen: Als kommunale Beigeordnete stehen Frau Duka, Herr Müllmann, Herr<br />
Hülsmann und Herr Beck an der Schnittstelle zwischen Verwaltung und Politik und<br />
betreiben <strong>Sport</strong>entwicklung - in Essen heißt es <strong>Masterplan</strong> - indem sie gleichzeitig<br />
Innovationen organisieren, aber darüber die politischen Mehrheiten nicht verlieren dürfen.<br />
Frau Duka, bitte schildern Sie uns Ihre kommunalen Strategien für die Stadt Marl im Kreis<br />
Recklinghausen.<br />
STADT MARL<br />
37<br />
Dr. Barbara Duka: Das Thema hieß bei uns nicht <strong>Masterplan</strong>,<br />
sondern Erstellung eines Bäderkonzeptes für die Stadt Marl.<br />
Hintergrund ist das Problem, das viele Kommunen kennen:<br />
Haushaltskonsolidierung und gleichzeitig eine viel zu große<br />
Infrastruktur.<br />
Die Stadt Marl ist ja eine großstädtisch orientierte Stadt<br />
gewesen, die aber zunehmend mit Einbrüchen im<br />
Haushaltsbereich zu kämpfen hat und ihre Infrastruktur<br />
zurückfahren muss, die zwischen den 1960er und 1980er Jahren<br />
entstanden ist. Sie können sich vorstellen, dass die Stadt mit<br />
dem Selbstbewusstsein einer Politik, als die Hüls AG noch viel<br />
Geld in die Kassen gespült hat, erst einen Lernprozess<br />
durchlaufen musste, bis man gemerkt hat, dass der viel zu große<br />
Anzug, den man sich geschneidert hat, nicht mehr passt.<br />
Wir mussten uns damit abfinden, dass erstens die Bevölkerung zurückgeht und zweitens<br />
sich die kommunalen Kassen nicht mehr füllen lassen. Also muss man versuchen, die Dinge<br />
zu realisieren, die für die Daseinsvorsorge, Bildung und Integration problematischer<br />
Bevölkerungsgruppen notwendig sind. Vor diesen Vorzeichen haben wir unser<br />
Bäderkonzept erstellt. Hinzu kam, dass die Aufsichtsbehörde das ganze Thema und den<br />
Prozess sehr intensiv begleitet hat und wir letztlich nicht frei waren in unseren<br />
Entscheidungen. Wir hatten also beispielsweise nicht die Möglichkeit, auch wenn es sinnvoll<br />
gewesen wäre, ein Freibad, das in den 80er Jahren entstand, zu einem Kombibad<br />
umzubauen. Sondern wir mussten uns auf die zweite Möglichkeit konzentrieren: Das<br />
Werksbad der Hüls AG zu übernehmen.<br />
Und das auch noch mal als kleiner Exkurs zum Thema Lernprozess: Die Verwaltung der<br />
Stadt hat schon in den 1980er Jahren die Politik darauf aufmerksam gemacht, dass das<br />
städtische Hallenbad dringend saniert werden muss, sonst werde es irgendwann ein böses<br />
Erwachen geben. Man ist dieser Empfehlung leider damals nicht gefolgt, sondern hat<br />
stattdessen Geld in die Hand genommen, um ein weiteres, nach heutigen Erkenntnissen<br />
völlig überflüssiges Hallenbad zu bauen, das mittlerweile übrigens auch geschlossen ist.<br />
Stand heute: Wir haben ein geschlossenes, städtisches Hallenbad, das sich auch nicht mehr<br />
sanieren lässt, weil wir diese Gelder nicht aufbringen können. Wir haben ein mittlerweile<br />
geschlossenes städtisches Freibad, weil die Kommunalaufsicht dieses „Opfer“ verlangt hat,<br />
sonst hätten wir niemals die Genehmigung erhalten, das ehemalige Werksbad übernehmen<br />
zu dürfen. Von ehemals neun Lehrschwimmbecken sind vier übrig geblieben, an denen wir<br />
aber festhalten wollen.
„Wenn in Moers ein<br />
großes Freizeitbad<br />
gebaut wird, ist das<br />
Signal für uns ein Signal<br />
einen Schritt zurück zu<br />
gehen.“<br />
MASTERPLAN SPORT RUHR<br />
Mit anderen Worten: Ergebnis unseres Bäderkonzeptes ist es, sich auf das Schulschwimmen<br />
zu konzentrieren.<br />
Das Angebot für die Öffentlichkeit ist deutlich zurückgefahren worden. Übrig geblieben ist<br />
das erworbene Werksbad (Infracor-Bad), ein weiteres Freibad, das von einer Bäderinitiative<br />
betrieben wird und es deutet sich an, dass auch ein zweites Freibad von einer<br />
Bäderinitiative übernommen wird. Zudem haben wir noch ein weiteres Werksbad der<br />
Firma Infracor, das eventuell auch irgendwann aufgegeben wird. Damit haben wir ein<br />
akzeptables Angebot im Bäderbereich.<br />
Dadurch, dass wir nicht auf einer einsamen Insel leben, sondern im Umfeld das eine oder<br />
andere sonstige Angebot im Freizeit- und Spaßbadbereich vorhanden ist, hat man sich<br />
mittlerweile damit abgefunden. Dennoch ist es natürlich schmerzlich und gerade mit Blick<br />
auf die Kommunalwahl war das nicht ganz einfach für die Stadtteil-Politiker, die sich damals<br />
für die ganzen Bäder eingesetzt haben. Wir setzen auf Schul- und Vereinsschwimmen, wo es<br />
eine sehr hohe Auslastung der Bäder gibt. Das hat zu einer Zufriedenheit der<br />
Schwimmvereine und Schulen geführt und letztendlich damit auch in der Bevölkerung.<br />
Dr. Dieter Nellen: Werden die Bäder in Herten, CopaCabacum und auch Atlantis mehr<br />
als Konkurrenz oder als Bereicherung empfunden?<br />
Dr. Barbara Duka: Sie werden als Bereicherung empfunden. Beide Standorte sind relativ<br />
zeitnah und relativ schnell erreicht, so dass diese Angebote völlig problemlos<br />
wahrgenommen werden können. Es braucht überhaupt kein Angebot auf Marler Boden, um<br />
davon zu profitieren. Daseinsvorsorge ist über den anderen Weg sichergestellt.<br />
STADT KAMP-LINTFORT<br />
Dr. Dieter Nellen: Gehen wir nach Kamp-Lintfort. Wir haben ja eben schon den<br />
Vertreter, Herrn Hohensträter, Geschäftsführer aus Moers, gehört. Herr Müllmann, wie<br />
gehen Sie mit dem Thema um, und wie ist es da mit Kooperationen?<br />
38<br />
Dr. Christoph Müllmann: Wie haben sicherlich eine<br />
idyllische Landschaft, aber wir sind auch Teil des <strong>Ruhr</strong>gebiets<br />
und sehr stark vom Strukturwandel betroffen. Wir haben noch<br />
die letzte Zeche am linken Niederrhein, die aber in Kürze<br />
schließen wird. Vielleicht haben wir schon lange Erfahrung mit<br />
dem Thema Strukturwandel und das Glück gehabt, in den<br />
letzten Jahren ausgeglichene Haushalte zu haben, so dass wir<br />
jetzt auch in der Lage sind, im Bäderbereich noch einmal neu zu<br />
investieren.<br />
Die Ausgangssituation ist vielleicht vergleichbar mit Marl. Wir<br />
haben ein kombiniertes Frei- und Hallenbad. Das Hallenbad ist<br />
etwa 40 Jahre alt, das Freibad hatte noch einmal eine<br />
Renovierung in den 80er Jahren. Das Hallenbad ist in einem<br />
Zustand, wo man nicht genau sagen kann, wie lange es noch hält. Wir wollten eine<br />
Notschließung vermeiden und haben dann zunächst intern Überlegungen angestellt.<br />
Dann haben wir Gespräche mit den Nachbarstädten geführt, konkret mit Moers und<br />
Neukirchen-Vluyn. Das wäre gemeinsam eine Einwohnerzahl von rund 170.000 als
„Wir hatten mal<br />
750.000 Einwohner,<br />
jetzt haben wir noch<br />
580.000 Einwohner. Es<br />
liegt eigentlich auf der<br />
Hand, dass wir<br />
reduzieren müssen.“<br />
Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />
Einzugsgebiet gewesen. In Moers war der Zustand der Bäder vergleichbar, es hatte auch<br />
erste Abstimmungen zwischen den Bürgermeistern gegeben, ebenso auf der Arbeitsebene<br />
mit dem Geschäftsführer der Stadtwerke Moers, einem Vertreter aus Neukirchen-Vluyn<br />
und mir. Auch Herr Lawitzke war mit am Tisch und hat uns noch einmal bestärkt in diesem<br />
Gedanken. Ergebnis war aber letztendlich, dass aus unterschiedlichen Gründen jeder seine<br />
Hausaufgaben alleine löst. Das Problem – vor allem in der Stadt Moers – war, sich innerhalb<br />
der Ortsteile überhaupt auf Schließungen von Bädern zu einigen, so dass man sich dem<br />
weitergehenden Gedanken, für die drei Städte ein Bad zu errichten, nicht mehr nähern<br />
wollte.<br />
Aus Kamp-Lintforter Sicht, als kleine Stadt, mit bisher einem Spaßbad und erheblichen<br />
Freizeitanlagen sehen wir das jetzt so: Wenn in Moers ein großes Freizeitbad gebaut wird,<br />
ist das für uns das Signal, da einen Schritt zurückzugehen. Wir werden also jetzt das<br />
vorhandene Hallenbad durch ein neues Hallenbad ersetzen und das Freibad, das mit großen<br />
Rutschen und einem sehr großen Nichtschwimmerbereich ausgestattet ist, deutlich<br />
verkleinern, um dann – so sehen die Berechnungen aus – innerhalb des vorhandenen<br />
Budgets, des Zuschussbedarfs, den wir bisher hatten, diese Investitionen auch stemmen<br />
können.<br />
STADT ESSEN<br />
Dr. Dieter Nellen: Ich gucke jetzt zu Herrn Hülsmann. Nach meinem Eindruck haben sie<br />
ja insgesamt <strong>Sport</strong>entwicklung, <strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong>, in Essen mit großer Ernsthaftigkeit<br />
betrieben. Aber möglicherweise auch mit Auswirkungen auf das Kommunalwahlergebnis<br />
und da zeigt sich doch, wie schwierig es ist, Haushaltskonsolidierung zu betreiben,<br />
Grundversorgung zu sichern und darüber hinaus, auch noch die Akzeptanz der Bürger zu<br />
erhalten.<br />
39<br />
Christian Hülsmann: Ja, wir haben in der Tat einen<br />
<strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong>, eine komplette Untersuchung aller<br />
<strong>Sport</strong>stätten und Bäder. Auf Anregung des Essener <strong>Sport</strong>bundes,<br />
der in diesen Prozess stark eingebunden war, hat es zudem ein<br />
spezielles umfassendes Bädergutachten gegeben. Herr Dr.<br />
Ochsenbauer hat das Gutachten erstellt und Herr Lawitzke war<br />
der Co-Gutachter – unter anderem für Bedarfe. Wir haben das<br />
sehr breit diskutiert. Nur – wenn ich einem Kandidaten eine<br />
Empfehlung geben sollte für die Kommunalwahl – würde ich ihm<br />
dieses Vorgehen nicht unbedingt raten.<br />
Es hat ja hier nach zehn Jahren CDU-geführter Stadtregierung<br />
ein Wechsel zur SPD gegeben. Und ein Schwerpunktthema war<br />
auch dieser <strong>Masterplan</strong>, vor allem die Schließung der Bäder,<br />
speziell eines Bades. Und da sehen wir die Krux. Es geht um das Freibad Dellwig im Essener<br />
Nord-Westen, das einen hohen Instandsetzungsbedarf aufweist. Selbst wenn wir die<br />
Wasserflächen halbieren, haben wir nach einer Untersuchung der Deutschen Gesellschaft<br />
für das Badewesen einen Mindestinvestitionsbedarf von 5 Millionen Euro. Und drei<br />
Kilometer entfernt an der gleichen Südseite des Rhein-Herne-Kanals mit einem schönen<br />
Wander- und Radweg und auch ansonsten gut zu erreichen, entsteht jetzt der AQUApark<br />
in Oberhausen. Das nur mal zum Thema interkommunale Zusammenarbeit.<br />
Sie werden mit diesem Thema „Haushalt“ die Leute nicht erreichen. Man hat ja mitunter
MASTERPLAN SPORT RUHR<br />
auch schon Probleme, die Politiker damit zu erreichen. Ich sehe da so eine Art abgekapselte<br />
Logik. Als ich mit unserem <strong>Masterplan</strong>, der allein einen Instandsetzungsbedarf von 40<br />
Millionen Euro vorsieht, durch die Bezirksvertretungen gegangen bin und dafür geworben<br />
habe, da hab ich selbst bei den Politikern gehört: „Ja, ja wir haben ein<br />
Haushaltsproblem“ und dann kommt ein „Aber“ und dann kann Ihnen jeder Politiker<br />
– parteiübergreifend – eine Maßnahme nennen, wo er sagt: „Solange ihr so was noch macht,<br />
kann es dem Haushalt nicht so schlecht gehen“. Und dann wird das ganze Thema Haushalt<br />
ausgeblendet. Wir haben jetzt nicht nur die Situation, dass wir einreißen oder abreißen<br />
müssen, sondern wir wollten in allen Bereichen, nicht nur in Bädern, auch mehr Geld für<br />
Instandsetzung (der verbleibenden Anlagen) bereitstellen. Und so haben wir mit der<br />
Bezirksregierung auf der Basis des <strong>Masterplan</strong>s eine Vereinbarung getroffen, dass wir<br />
innerhalb eines Fünf-Jahres-Zeitraums ab 2008 insgesamt 22,5 Millionen Euro zusätzlich für<br />
die Sanierung und Modernisierung von <strong>Sport</strong>anlagen und Bädern finanzieren können. Aber<br />
wir mussten seinerzeit ausdrücklich noch einmal die Schließungsbeschlüsse wiederholen,<br />
was auch erfolgt ist.<br />
Jetzt war ich wegen anderer Dinge bei der Bezirksregierung, bei der Kommunalaufsicht, und<br />
da bin ich auch darauf angesprochen worden: Man habe gelesen, die Stadt wolle diese Dinge<br />
korrigieren. Da ist mir gesagt worden: „Wir haben eine Verabredung in einem Konzept und<br />
wenn Sie das so nicht erfüllen, dann trägt das gesamte Konzept nicht mehr“. Also ich bin<br />
bereit, auch über Veränderungen nachzudenken, aber unterm Strich muss die gleiche nachhaltige<br />
Einsparung herauskommen.<br />
Begründen können wir das alles wunderbar mit wissenschaftlicher Unterstützung. Das<br />
Problem ist: Ein Gewinner-Thema ist das offenkundig nicht. Aber das wird eins werden<br />
müssen. Wir - gerade im <strong>Ruhr</strong>gebiet - sehen, die großen Kommunen rasseln nacheinander<br />
in die Überschuldung, die es eigentlich nach der Gemeindeordnung überhaupt nicht geben<br />
darf. Und wenn es soweit ist, müssen wir jede einzelne Maßnahme mit der Bezirksregierung<br />
abstimmen. Dann geht es nach drei Kategorien. Die dritte Kategorie in der Rangfolge ist<br />
„Freiwillige Leistung“. Bei uns ist der Betrieb von Bädern und <strong>Sport</strong>anlagen – unabhängig<br />
von jeder moralischen Begründung – schlicht und einfach finanztechnisch eine freiwillige<br />
Ausgabe. Das heißt: Wir werden schließen müssen. Wenn wir das jetzt nicht machen, dann<br />
etwas später, sonst werden wir gar nicht mehr die Genehmigung bekommen, noch weiter<br />
zu sanieren. Wenn wir in die Stufe der Überschuldung treten, dann geht sowieso in vielen<br />
Bereichen nichts mehr. Und möglicherweise kommt dann die Erkenntnis, dass wir doch<br />
etwas abbauen. Ein letzter Satz noch: Wir hatten mal 750.000 Einwohner, jetzt haben wir<br />
noch 580.000 Einwohner. Es liegt eigentlich auf der Hand, dass wir reduzieren müssen.<br />
Hinzu kommt das veränderte <strong>Sport</strong>verhalten in der Bevölkerung. Jogging, Radfahren und<br />
Nordic-Walking findet in Gottes freier Natur statt und nicht in den klassischen<br />
kommunalen <strong>Sport</strong>stätten. Das ist noch nicht zu jedem durchgedrungen. Aber ich bin ja<br />
auch nicht Politiker, der alle fünf Jahre zur Wahl steht.<br />
STADT GELSENKIRCHEN<br />
Dr. Dieter Nellen: Herr Dr. Beck, Gelsenkirchen ist mit dem Revierpark Nienhausen<br />
eben schon so gelobt worden als Inbegriff wunderbarer regionaler Innovationen. Können<br />
Sie zum Thema Schulschwimmen eine Einschätzung geben? In allen begleitenden<br />
Arbeitskreisen zum <strong>Masterplan</strong> gab es dazu eine höchst kontroverse Diskussion. So kann<br />
die Schließung kommunaler Bäder ja auch möglicherweise längere Entfernungen für Schulen<br />
bedeuten. Können Sie aus Ihrer Stadt auch vor dem Hintergrund Migration und<br />
Migrantenkinder eine aktuelle Einschätzung geben?<br />
40
„Ich glaube, es ist<br />
dringend erforderlich,<br />
sich auch konzeptionell<br />
über das<br />
Schulschwimmen<br />
Gedanken zu machen.“<br />
Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />
41<br />
Dr. Manfred Beck: In der Tat lässt sich beobachten, dass die<br />
Schwimmfähigkeit von Kindern im Grundschulbereich<br />
zunehmend sinkt und wir immer mehr Ertrinkende verzeichnen<br />
– gerade auch im Rhein-Herne-Kanal, der in Gelsenkirchen eine<br />
beliebte Badefläche ist. Ich glaube, es ist dringend erforderlich,<br />
sich auch konzeptionell über Schulschwimmen Gedanken zu<br />
machen.<br />
Ich möchte aber zunächst ein paar Sätze sagen, die über<br />
Nienhausen hinausgehen. Für die Bäderplanung in Gelsenkirchen<br />
ist das Freibad in Nienhausen von Interesse. Insgesamt ist<br />
Gelsenkirchen mit seinen Bädern den Stadtwerke-Weg<br />
gegangen. Wir haben drei reine Hallenbäder, mit dem<br />
<strong>Sport</strong>paradies ein großes Kombi-Freizeitbad und ein weiteres kleines Freibad, das diesem<br />
Konstrukt angeschlossen ist. Dadurch ist die finanzielle Versorgung eigentlich recht gut<br />
gesichert, das heißt, es wurden in den letzten Jahren erhebliche Mittel in die Hallenbäder<br />
investiert. Die sind in einem vernünftigen Zustand. Ich kann sagen: Für Gelsenkirchen hat<br />
sich dieses Modell bewährt, auch wenn die Steuerungsmöglichkeiten seitens der Stadt, der<br />
Stadtverwaltung und seitens der Politik eingeschränkt sind.<br />
Einen unmittelbaren Zugriff hat die Stadt lediglich im Revierpark Nienhausen auf die<br />
Freizeitanlage. Die Bedeutung, die wir dem beimessen, ist deutlich geworden an den<br />
Ausführungen von Herrn Funke – gerade mit Blick auf das Freibad. Herr Funke, Sie haben<br />
den Gutachter zitiert und die Kernaussage war: Wir sollen alle Freizeitparks erhalten. Die<br />
erste Aussage war zumindest mit Blick auf Nienhausen etwas schwieriger. Ich glaube im<br />
Zuge des gemeinsamen Diskussionsprozesses sind wir zu der Erkenntnis gekommen, dass<br />
es richtig ist, auch Nienhausen zu erhalten. Für den Regionalverband war das Thema<br />
Freibad schwierig, weil es als Bad im Wesentlichen von Essener und Gelsenkirchener<br />
Bürgern genutzt wird. Wir haben deswegen als Städte gesagt, für uns ist das Grund genug,<br />
den Zuschuss in die Gesamtanlage zu erhöhen, um dieses Freibad mit seiner Funktion<br />
erhalten zu können. Wir haben hier insgesamt einen interkommunalen Ansatz gefahren, der<br />
sehr gut ist.<br />
Zum Thema Schulschwimmen: Ich glaube, wir haben in Gelsenkirchen einen großen Fehler<br />
gemacht und ich weiß, dass ihn viele andere Kommunen auch gemacht haben. Nämlich die<br />
Lehrschwimmbecken in den Schulen stillzulegen. Ökonomisch war das sicherlich sinnvoll,<br />
weil sie erhebliche Kosten verursacht haben, aber einer der Gründe, warum es gerade<br />
Grundschulen und auch Kindergärten so schwer fällt, Kindern geregelten<br />
Schwimmunterricht anzubieten, ist, dass die Wege zu den Bädern erheblich länger<br />
geworden sind als sie früher waren. Wir haben in Gelsenkirchen sechs<br />
Lehrschwimmbecken geschlossen und haben noch vier in Betrieb. Das heißt, wir hatten<br />
einmal ein ganz enges Netz von Lehrschwimmbecken in der Stadt. Wir haben 23.000<br />
Schüler. Wenn ich mal durchgehe, wie viele davon wirklich regelmäßig Schwimmunterricht<br />
erhalten, komme ich auf einen sehr, sehr schmalen Prozentsatz. Das ist relativ tragisch und<br />
kann auch nicht durch die regen Schwimmvereine in der Stadt kompensiert werden, die wir<br />
als Stadt auch sehr aktiv zum Beispiel bei Werbemaßnahmen unterstützen. Wir haben etwa<br />
3.400 Mitglieder in den sechs Schwimmvereinen. Das ist nicht schlecht für unsere Stadt,<br />
aber gerade im Bereich der Kinder und Jugendlichen außerhalb der DLRG, die es noch ganz<br />
gut schafft, ist die Nachfrage im Schwimmverein doch deutlich gesunken.
MASTERPLAN SPORT RUHR<br />
42<br />
KONSEQUENZEN > > >
Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />
KONSEQUENZEN FÜR DEN MASTERPLAN SPORT RUHR<br />
Dr. Dieter Nellen: Wir nähern uns jetzt dem Höhepunkt der Veranstaltung. Nämlich der<br />
Frage, wie weit kann die Region selbst Innovationen begleiten? Vom <strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong> ist ja<br />
heute Morgen schon viel die Rede gewesen. Sie wissen, dass wir den <strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong>, den<br />
wir im letzten Jahr begonnen haben, durch Workshops dieser Art begleiten. Wir haben<br />
verschiedene schon durchgeführt, es wird noch einen weiterer zum Thema<br />
<strong>Sport</strong>großveranstaltungen stattfinden.<br />
„Wir hatten<br />
ursprünglich gedacht,<br />
mit diesem <strong>Masterplan</strong><br />
alle Fragen der<br />
regionalen<br />
<strong>Sport</strong>entwicklung mit<br />
chirurgischer Präzision<br />
lösen zu können.“<br />
43<br />
Die Ergebnisse dieser Workshops werden dokumentiert und auch in das<br />
<strong>Masterplan</strong>-Verfahren mit einfließen. Wir wollen aber insgesamt einen<br />
<strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong> vorlegen. Wir hatten ursprünglich gedacht, mit diesem<br />
<strong>Masterplan</strong> gewissermaßen alle Fragen der regionalen <strong>Sport</strong>entwicklung mit<br />
chirurgischer Präzision lösen zu können. Ich habe im Verfahren gelernt, so<br />
auch der Regionalverband <strong>Ruhr</strong> insgesamt, dass er, wenn er regionale<br />
<strong>Sport</strong>entwicklung mit der heute vielfach angemahnten Systematik betreiben<br />
will, sich ähnlich wie beim Thema Kultur auf einen längeren Weg machen<br />
muss. Wir sind bei dem Thema Kultur deshalb so erfolgreich, weil wir im Prinzip seit 14<br />
Jahren eine Regionalisierung der Kulturpolitik betreiben. Wir werden aber im<br />
Kulturhauptstadtjahr 2010 diesen <strong>Masterplan</strong> vorlegen, um diesen ersten Schritt regionaler<br />
<strong>Sport</strong>entwicklung über regionale Steuerungsinstrumente und -strategien zu realisieren.<br />
Einer, der sich dort trotz seiner sicherlich starken Einbindung und Verpflichtung seiner<br />
eigenen Stadt gegenüber einbringt, ist Herr Hülsmann. Und ich will mal diese erste Runde<br />
mit einer allgemeinen Frage beginnen: Welche Wünsche, Anregungen, Anforderungen,<br />
Erwartungen haben unsere kommunalen Gebietskörperschaften an diesen <strong>Masterplan</strong> <strong>Sport</strong>?<br />
Christian Hülsmann: Dass der RVR diese interkommunale Zusammenarbeit versucht zu<br />
strukturieren, versucht schmackhaft zu machen. Wir haben ja gerade ein paar zaghafte<br />
Beispiele gehört. Gelsenkirchen, Revierpark Nienhausen. Wir haben im Übrigen schon im<br />
Jahre 2001 – Stichwort Konkurrenzschutzklausel – unser Freibad Kuhlhoffstraße im Nord-<br />
Osten der Stadt nicht weit vom Revierpark Nienhausen geschlossen. Der RVR hat dann<br />
dankenswerterweise den Radweg zu Ende gebaut, so dass wir eine Radwegeverbindung zu<br />
unserem Bad haben. Heute regt sich darüber keiner mehr auf. Wir haben da jetzt ein Licht-<br />
und Luftbad mit einer natürlichen Wasserfläche, wo man nicht schwimmen kann. Wir haben<br />
uns gefragt: Warum sollen wir groß investieren, wenn wir uns gegenseitig die Leute<br />
abgraben?<br />
„Die Bevölkerung<br />
stimmt heute schon<br />
überregional mit den<br />
Füßen ab. Aber Politik<br />
und Verwaltung haben<br />
immer noch die<br />
Stadtgrenzen im Kopf.“<br />
Wir hatten die erste Überlegung in Bezug auf das Freibad Dellwig im<br />
Essener Nord-Westen, da hat man noch gar nichts vom AQUApark gehört,<br />
auch im Zusammenhang mit dem Bad Vonderort. Also 70.000 Besucher in<br />
Vonderort jährlich sind aus Essen, das haben Befragungen ergeben. Das<br />
heißt: Die Bevölkerung stimmt heute schon überregional mit den Füßen ab.<br />
Aber Politik und auch Verwaltung haben immer noch die Stadtgrenzen im<br />
Kopf. Und immer, wenn ich sage: Ihr könnt ja auch zum Friedrich-<br />
Wennmann-Bad (in Mülheim an der <strong>Ruhr</strong>) gehen, da wird immer so getan, dass in dieser<br />
hochmotorisierten Welt mit einem wesentlich stärkeren ÖPNV als noch vor 50 Jahren die<br />
Menschen nicht mehr von A nach B kommen würden. Das ist überhaupt eine Erkenntnis<br />
unseres gesamten <strong>Masterplan</strong>s unabhängig von den Bädern. Ich bin früher morgens vom<br />
Essener Osten zum Baldeneysee zum damaligen schönen Freibad gegangen. Da musste ich
MASTERPLAN SPORT RUHR<br />
dreimal umsteigen und meine Mutter musste hoffen, dass ich abends wieder gesund<br />
zurückkam. Heute kommen die Leute nicht mehr 500 Meter die Straße rauf und 500 Meter<br />
die Straße runter, wenn man die Argumente der Funktionäre hört. Das muss aufhören und<br />
das wird auch zwangsläufig aufhören müssen, weil wir alle nicht mehr alleine diese<br />
Genehmigungen für Sanierungen etc. bekommen.<br />
„Der finanzielle Druck<br />
kommt ganz von allein.<br />
Dann ist es gut, wenn<br />
wir ein Konzept haben,<br />
auf das wir aufbauen<br />
können.“<br />
44<br />
Ich hab gestern auch der Bezirksregierung gesagt, dann greift doch auch mal<br />
etwas härter zu, was die interkommunale Zusammenarbeit angeht. Zwei<br />
werden vorstellig und wollen jeweils fünf Millionen investieren, dann sagt<br />
doch auch mal, kann man das nicht zusammen machen, vielleicht für zwei<br />
Drittel des Geldes. Es geht. Es geht auch wunderbar. Wir haben uns auch<br />
geeinigt mit Gelsenkirchen im Rahmen des Konjunkturpaketes II, dass essen<br />
und Gelsenkirchen je gut eine Million bereitstellen, um im Revierpark Nienhausen zu<br />
investieren, obwohl das auf Gelsenkirchener Gebiet liegt. Da gab es dann auch wieder<br />
Diskussionen.<br />
Wie gesagt: Die Bevölkerung ist vom Grundsatz her wesentlich flexibler als es Politik und<br />
Verwaltung noch in vielen Dingen sind. „Dat is unser Bad“ und direkt auf der anderen<br />
Straßenseite liegt der Revierpark Nienhausen. Das ist dann schon Gelsenkirchen und da<br />
geht dann angeblich keiner mehr hin. Das muss aufhören, und da habe ich schon die<br />
Hoffnung, dass das Know-how des RVR und sein Grundverständnis von interkommunaler<br />
Zusammenarbeit genutzt wird und auch die Vorteile aufgezeigt werden. Der finanzielle<br />
Druck kommt ganz von allein. Dann ist es gut, wenn wir ein Konzept haben, auf das wir<br />
aufbauen können.<br />
Dr. Dieter Nellen: Das trifft auf allgemeine Zustimmung. Herr Beck, sie haben ja auch<br />
den Bereich Kultur nicht nur mitbegleitet, sondern auch mitgestaltet. Ist es nicht alleine<br />
durch die Kommunalisierung der <strong>Sport</strong>pauschale einfach schwieriger geworden, regional<br />
und durch das Land zu steuern und dem Land auch in diesem Prozess für die in der Tat<br />
schwierige Gemengelage hier im <strong>Ruhr</strong>gebiet eine Steuerung zuzumessen?<br />
Dr. Manfred Beck: Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich die <strong>Sport</strong>pauschale für eine<br />
richtige Entscheidung des Landes gehalten habe, weil sie den Kommunen die Flexibilität<br />
gegeben hat, die wir brauchen. Als <strong>Sport</strong>dezernent sage ich: Ich bin froh über solche<br />
zweckgebundenen Zuweisungen. Ich weiß, dass die Kämmerer das im Moment nicht so<br />
gerne sehen. Ich glaube nicht, dass es Kooperationen erschwert. Ich unterschreibe die<br />
Worte von Herrn Hülsmann, dass die Not der Kommunen ein wichtiger Motor ist, was<br />
Zusammenarbeit im Bereich des Vorhaltens von Infrastruktur in bestimmten Bereichen<br />
angeht.<br />
„Ich denke, durch die<br />
Kulturhauptstadt hat<br />
sich ein Prozess der<br />
Kooperationen der<br />
Kommunen ergeben,<br />
der ein Stück Schaffung<br />
der <strong>Metropole</strong> ist. Wir<br />
müssen das auch auf<br />
dem Sektor des <strong>Sport</strong>s<br />
erreichen.“<br />
Wir werden zur <strong>Metropole</strong>, das ist ein schwieriger Prozess. Ich glaube, wir<br />
haben durch die Übertragung der Regionalplanungskompetenz an den RVR<br />
einen wichtigen Schritt auf diesem Felde getan. Ich denke, durch die<br />
Kulturhauptstadt hat sich ein Prozess der Kooperation der Kommunen<br />
ergeben, der ebenfalls ein Stück Schaffung der <strong>Metropole</strong> ist. Wir müssen<br />
das auch auf dem Sektor des <strong>Sport</strong>s erreichen. Das ist etwas schwieriger,<br />
aber ich glaube, nicht ganz so schwierig wie bei einem Teil der<br />
Kultureinrichtungen. Ich könnte jetzt die Frage stellen: Wie viele<br />
Konzerthäuser brauchen wir im <strong>Ruhr</strong>gebiet oder ähnliches?
Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />
Aber ich denke, bei den <strong>Sport</strong>stätten, insbesondere im Bäderbereich, haben wir gute<br />
Chancen darüber zu reden, wie denn eine vernünftige öffentliche Infrastruktur im Bereich<br />
der Daseinsvorsorge aussehen kann und wie wir mit den vorhandenen Anlagen umgehen<br />
können.<br />
In Nienhausen gehen wir einen Weg, der vom RVR, der Stadt Essen und der Stadt<br />
Gelsenkirchen gemeinsam beschritten wird. Ich denke, das ist ein richtiger Weg für diese<br />
Region. Wir müssen an anderen Stellen in ähnlicher Art und Weise versuchen, die<br />
Entwicklung von Bädern im Umfeld im Auge zu behalten und einen entsprechenden<br />
Austausch zu pflegen, wie wir es in Gelsenkirchen mit der ELE, dem RWE-Betreiber<br />
unserer Bäder, tun. Dann kommen wir voran. Aber wie gesagt, die <strong>Sport</strong>pauschale ist für<br />
die Einzelkommune sehr hilfreich, hindert meines Erachtens in keiner Weise daran, solche<br />
Kooperationen einzugehen. Wir schaffen es an anderer Stelle – das ist für mich ein gutes<br />
Beispiel – gemeinsam Gewerbegebiete zu betreuen, wo die Gewerbesteuerabfuhr zwischen<br />
Kommunen geregelt wird. Ähnlich, denke ich, kann man auch den Betrieb von <strong>Sport</strong>anlagen<br />
nicht nur durch gemeinsame Gesellschaften, wie wir es in Nienhausen tun, sondern auch auf<br />
anderem Wege realisieren.<br />
Dr. Dieter Nellen: Herzlichen Dank. Frau Duka, der kreisangehörige Raum ist ja<br />
manchmal etwas fern vom RVR, obwohl eigentlich ganz nah. Welche Erwartungen haben Sie<br />
an den <strong>Masterplan</strong>?<br />
Dr. Barbara Duka: Was uns in der Vergangenheit in der Diskussion um unser<br />
Bäderkonzept sehr geholfen hat, war immer die berühmte Landkarte von Herrn Lawitzke,<br />
auf der die einzelnen Bäder der Umgebung mit ihrer unterschiedlichen Ausstattung sichtbar<br />
waren und an der man die Vielzahl an Möglichkeiten, die man in unserem Raum hat, ablesen<br />
kann. Meine Erwartungshaltung als kreisangehörige Kommune wäre, dass man auch in<br />
dieser Richtung noch einmal intensiver das Thema Bestandsaufnahme verfolgt. Es sollte<br />
noch einmal sehr viel genauer dargestellt werden,<br />
Eine genauere<br />
Bestandsaufnahme der<br />
vorhandenen Angebote<br />
erleichtert die<br />
Entscheidungsfindung.<br />
45<br />
was in den einzelnen Bädern angeboten wird<br />
was möglicherweise darüber hinaus noch als Substanz vorhanden ist<br />
wo man gegebenenfalls auch sinnvoll anknüpfen kann, wenn es um Sanierungskonzepte<br />
geht, die den Umweltaspekt sehr viel besser berücksichtigen können.<br />
Vor diesem Hintergrund kann man breiter kommunizieren und Städte<br />
können besser ins Gespräch kommen, wenn sie vor der Frage stehen, soll<br />
ich dieses Hallenbad sanieren oder lasse ich es besser bleiben und macht es<br />
mehr Sinn, dass die Nachbarkommune ihres saniert? Dann kann man so<br />
eine Bestandsaufnahme zugrunde legen, um Sanierungskonzepte, die zu<br />
energetischen Einsparungen führen, besser umsetzen zu können.<br />
Oder aber: Wo sind die Standorte, die flächendeckend Schulschwimmen in erreichbarer<br />
Nähe ermöglichen? Dabei muss ich mich ja auch an ÖPNV und sonstigen Gegebenheiten<br />
orientieren. Solche Dinge gehen immer über die Kommune hinaus. Insofern fände ich eine<br />
Unterstützung hilfreich, wie man solche Dinge organisieren kann.
MASTERPLAN SPORT RUHR<br />
Denn eins haben wir jetzt in diesem Prozess auch festgestellt: Es ist im Grunde nicht die<br />
Bevölkerung, die dieses Kirchturmdenken hat, sondern es ist letztendlich die Politik und es<br />
sind einige Leserbriefschreiber, die für Wirbel sorgen.<br />
Aber die Bevölkerung akzeptiert diesen Prozess, weil die Argumente überzeugend sind. Im<br />
Endergebnis ist für Bevölkerung einfach wichtig, dass sie sanierte Schwimmstätten und<br />
Bäder vorfindet und nicht irgendwelche maroden Häuser, wo es zieht, wo es kalt ist und<br />
wo man im Grunde gar keine Lust hat zu schwimmen. Denn dann fährt man doch lieber ein<br />
paar Meter weiter, um ein vernünftiges Angebot zu nutzen.<br />
Dr. Dieter Nellen: Dankeschön. Herr Müllmann, Sie haben ja eben schon gesagt, der<br />
Kreis Wesel, die Stadt Kamp-Lintfort sind gerne im RVR und fühlen sich als wichtiger Teil<br />
der <strong>Metropole</strong> <strong>Ruhr</strong>. Deshalb interessiert uns natürlich auch Ihre Einschätzung und<br />
Erwartung an den <strong>Masterplan</strong>.<br />
Dr. Christoph Müllmann: Sie wissen, dass das im Kreis Wesel mit der Mitgliedschaft im<br />
RVR differenziert gesehen wird, aber das kommentiere ich jetzt mal nicht. Ich glaube,<br />
bezogen auf das Bäderthema und das <strong>Sport</strong>anlagenthema ist eine Voraussetzung, damit man<br />
vernünftige Entscheidungen treffen kann, erst einmal die richtige Transparenz. Und dafür ist<br />
diese Landkarte in aktueller Form möglichst mit den Entwicklungen, wo etwas Neues<br />
entsteht und wo etwas wegfällt, unheimlich wichtig. Denn damit kann man auch Politikern<br />
und der Bevölkerung, die vernunftsbezogen und Argumenten gegenüber auch<br />
aufgeschlossen sind , deutlich machen, warum man etwas tut oder warum man etwas nicht<br />
tut.<br />
Zum Thema Politik und Bevölkerung gibt es – bin ich der Meinung – in<br />
beiden Bereichen die, die diesem Finanzargument nachkommen würden.<br />
Und dann gibt es Leserbriefschreiber und die Interessengruppen, die sagen,<br />
wir sind eben nicht bereit, unsere Schüler fünf Kilometer mit dem Fahrrad<br />
ins Freibad fahren zu lassen, sondern das Freibad muss genau da sein, wo es<br />
immer war. Wir müssen dagegen mit Argumenten ankämpfen. Ich habe das<br />
ganz aktuell erlebt: Wir haben unser Bäderkonzept mit der Verkleinerung des Freibades im<br />
Rat mit einer einstimmigen Beschlussfassung hinbekommen, möglicherweise auch, weil der<br />
ein oder andere nicht gesehen hat, was da eigentlich alles wegfällt. Ich bin mir fast sicher,<br />
wenn erst einmal die ersten Gebäude abgerissen werden, werden wir diese Diskussion<br />
noch bekommen. Aber wichtige Voraussetzung, um das noch einmal zu sagen, das kann der<br />
Regionalverband leisten, ist hier „Transparenz schaffen“. Und wenn es dann darum geht, die<br />
unvernünftigen Kommunen zu disziplinieren, die sagen, wir wollen trotzdem investieren und<br />
Konkurrenz neu aufbauen, dann wird es letztlich nur über die Kommunale Finanzaufsicht<br />
gehen.<br />
„Voraussetzung, damit<br />
man vernünftige<br />
Entscheidungen treffen<br />
kann, ist erst einmal die<br />
richtige Transparenz.“<br />
Dr. Dieter Nellen: Ich darf, bevor wir noch in eine Fragerunde gehen, noch einmal zwei<br />
Sätze sagen, zum inhaltlichen Stand des Verfahrens. Sie wissen, dass der <strong>Masterplan</strong> auch<br />
Auskünfte geben soll zu künftigen Großveranstaltungen. Wir werden nach 2010 in eine<br />
neue Phase eintreten. Es wird um die Frage gehen, um welche großen<br />
Veranstaltungsformate wir uns auf Dauer auch regional bemühen müssen. Dazu gehört<br />
sicherlich die Lieblingsmonstranz gewisser Beteiligter dazu, nämlich Olympia, aber auch<br />
andere Veranstaltungsformate.<br />
46
Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />
Aber ein ganz wichtiger Punkt, der gerade von unserer Politik gewünscht wird, und der in<br />
allen Beiträgen angeklungen ist, ist die beratende Leistung im Hinblick auf mögliche<br />
interkommunale Zusammenarbeit.<br />
„Die Frage ist, ob der<br />
RVR auch im Rahmen<br />
der Neukonstituierung<br />
stärker<br />
Beratungsleistungen<br />
aufbaut und mit<br />
welchem Aufwand, mit<br />
welchen Mitteln sich der<br />
RVR auf Dauer<br />
engagieren wird.“<br />
47<br />
Wir handeln in einem wichtigen Feld, im Bäderbereich leisten wir dies<br />
schon ganz konkret. Die Frage ist, ob der RVR auch im Rahmen der<br />
Neukonstituierung stärker Beratungsleistungen aufbaut, wie man die schon<br />
aus haushaltswirtschaftlichen Gründen erforderlichen Sparzwänge umsetzt<br />
und hier eine wichtige regionale Dienstleistung aufbringt. Darüber werden<br />
wir uns sicherlich unterhalten müssen, mit welchem Aufwand, mit welchen<br />
Mitteln sich der RVR auf Dauer engagieren wird. Da wird der <strong>Masterplan</strong><br />
zumindest Vorschläge machen. Wir haben ja erste Schritte gemacht, ich<br />
sehe auch, dass der RVR die Notwendigkeit erkannt hat und hier diese<br />
offenbar sehr wichtige Dienstleistung beratend für Sie vor Ort erbringen<br />
soll. Aber darüber wird politisch die neue Verbandsversammlung entscheiden.<br />
Wir machen jetzt hier einen Schnitt und ich lade Sie noch zu einer regionalen<br />
Diskussionsrunde ein. Möglicherweise haben Sie noch Fragen an unsere<br />
Diskussionsteilnehmer oder wichtige Statements zur Thematik?
MASTERPLAN SPORT RUHR<br />
48<br />
DISKUSSION > > >
„Kann sich der RVR<br />
vorstellen,<br />
Handlungsrichtlinien<br />
herauszugeben und sind<br />
die beteiligten Städte<br />
bereit, auch<br />
Kompetenzen<br />
abzugeben?“<br />
Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />
STATEMENTS UND DISKUSSION<br />
Wolfgang Rohrberg, Geschäftsführer des Essener<br />
<strong>Sport</strong>bundes ESPO: Anknüpfend an den Vortrag von Herrn<br />
Lawitzke und das, was Herr Moseler gesagt hat: Wir müssen<br />
den Knoten durchhauen und sagen, wo können wir wirklich<br />
interkommunal arbeiten und wo kriegen wir auch den Mut dazu?<br />
Wenn ich die erste Folie aus dem Vortrag von Herr Lawitzke<br />
sehe, wird deutlich, wie viele Bäder wir mehr haben als Berlin.<br />
Aber die Frage, wie viel zahlen wir dafür, können wir nicht<br />
beantworten, weil wir zu schlecht aufgestellt sind und niemand<br />
richtig weiß, was wir tun oder nicht tun. Jeder wurschtelt vor<br />
sich hin. Das war einmal in Ordnung. Die Zeit ist lange vorbei<br />
und ich glaube, wenn wir unseren Bestand retten wollen,<br />
müssen alle Verantwortlichen fragen, wie kriegen wir das zusammen hin?<br />
Ich bin so blauäugig zu glauben, dass sich das <strong>Ruhr</strong>gebiet da schnell einigen wird und schnell<br />
eine Frage formuliert, wie man das unter ein Dach stellen kann. Deswegen meine Frage<br />
dazu: Kann der RVR sich vorstellen, solch eine Aufgabe in minimaler Funktion zu<br />
übernehmen?<br />
Minimal hieße für mich, aus den vielen (Bäder-)Punkten, die Herr Lawitzke auf seinen<br />
Charts hat, die wichtigsten herauszunehmen und zu sagen: Das sind die Grundbedarfe, die<br />
wir alle behalten müssen. Dass in diesem Zusammenhang der RVR Handlungsrichtlinien<br />
herausgibt und auf der anderen Seite die beteiligten Städte sagen, da sind wir auch bereit ,<br />
unsere Kompetenz abzugeben. Hintergrund ist, was Herr Hülsmann ein bisschen<br />
schmerzlich dokumentierte. Wir können noch so gute Bäderkonzepte aufstellen. Die<br />
Bevölkerung vor Ort – und da gebe ich Ihnen nicht ganz Recht, Frau Duka – registriert das<br />
teilweise anders. Ich nehme mal einen Satz eines Vorstandsmitgliedes bei uns, der sagt:<br />
Bäder ist ein Thema, da geh ich zwar jetzt nicht hin, aber ich könnte ja morgen mal da<br />
hingehen. Deswegen registriere ich das ganz anders. Jetzt im Moment interessiert mich das<br />
überhaupt nicht, aber das gehörte immer dazu, das kann ich nicht wegnehmen. Das kriege<br />
ich emotional nicht in die Köpfe dieser Leute, deswegen brauche ich eine Institution.<br />
Die Stadt hat sich auch des ESPO bedient, weil die oben drüber sind und da kann man<br />
schon mal sagen, die haben empfohlen. Die haben schon einen gewissen Stellenwert. Und<br />
wenn der RVR solch eine Grundfunktion hätte, die sich aus dem <strong>Masterplan</strong> ableitet,<br />
könnte man sich auch als Kommune so ein bisschen zurückziehen und sagen, da haben sich<br />
so viele Leute einen vernünftigen Kopf gemacht, da können wir nicht dran vorbei. Kann der<br />
RVR sich so etwas vorstellen und können die Vertreter der Städte sich vorstellen, solche<br />
Kompetenzen auch abzugeben?<br />
Dr. Dieter Nellen: Herr Rohrberg, noch muss der RVR ja nicht direkt gewählt werden,<br />
auch wenn das einige fordern. Und der ranghöchste Beamte hier im Saal ist Herr Funke.<br />
Herr Funke, ich gebe die Frage an Sie weiter.<br />
Dieter Funke: Das ist natürlich ein ganz schwieriges Thema. Darüber haben wir natürlich<br />
auch schon diskutiert. Handlungsrichtlinien werden wir nicht herausgeben können. Das<br />
bleibt schon in der Verantwortung der einzelnen Kommune und des einzelnen Kreises.<br />
Was wir machen können ist: Wir können moderieren, wir können die Landkarte mit den<br />
49
„Ich könnte mir<br />
vorstellen, dass es auch<br />
eine Aufgabe des RVR<br />
wäre, deutlich zu<br />
machen, wie können wir<br />
das Schulschwimmen<br />
sicherstellen.“<br />
MASTERPLAN SPORT RUHR<br />
Punkten und darüber hinaus Sachverhalte und Fakten liefern, die zu Entscheidungen führen<br />
können. Und wir können – wir haben uns auch noch einmal gerade kurzgeschlossen –<br />
natürlich den größeren Schulterschluss wagen, dass man mehr über Konferenzen geht und<br />
diese Fakten und Sachverhalte dann in die verantwortlichen Köpfe trägt. Aber letztendlich<br />
müssen die Entscheidungen vor Ort getroffen werden. Aber die Sachverhalte können so<br />
aufbereitet werden, dass ein Handlungsdruck entsteht – gerade unter Konsolidierungsgesichtspunkten.<br />
Dr. Rudolf Salmen, Vizepräsident des Schwimmverbandes<br />
NRW: Wenn es um die zukünftige Aufgabenstellung des<br />
<strong>Masterplan</strong>s geht, müsste man noch stärker differenzieren<br />
zwischen der Grundversorgung, also dem Standardbad im<br />
Stadtteil um die Ecke, und den von vornherein auf<br />
Überregionalität angelegten Bädern, wo es einen größeren<br />
Abstimmungsbedarf und mehr interkommunale Kooperationen<br />
geben müsste. Bei der Grundversorgung fand ich das Stichwort<br />
von Frau Dr. Duka sehr wichtig. Ich könnte mir vorstellen, dass<br />
es auch eine Aufgabe des RVR wäre, deutlich zu machen, wie<br />
können wir das Schulschwimmen sicherstellen. Aus unserer<br />
eigenen Praxis als Schwimmverband – wir haben sehr viel Beratungserfahrung, weil die<br />
Vereine uns ansprechen, weil sie bei Diskussionen um Bäderschließungen in Nöte geraten –<br />
habe ich mehrere Fälle erlebt, wo man ein Bad auf Druck der Kommunalaufsicht<br />
geschlossen hat, obwohl dann das Schulschwimmen in Nachbarstädten sichergestellt<br />
werden musste und die Kosten dafür höher waren als das Defizit des Bades bis zur<br />
Schließung. Und wir haben mehrfach die Kommunalaufsicht in dieser Sache angeschrieben<br />
und gesagt: Das kann nicht sein und wir möchten auch eine klare Aussage, ob das<br />
Schulschwimmen weiterhin Pflichtaufgabe der Kommunen ist oder nicht? Ich sage Ihnen mal<br />
als Jurist: Die herrschende Meinung geht dahin – ja, es ist eine Pflichtaufgabe. Aber ich kann<br />
nur sagen, wie schwer sich die beteiligten Ministerien – Innen- und Schulminister – tun,<br />
darauf eine eindeutige Antwort zu geben. Ich hätte Herr Reinink, wenn er hier wäre,<br />
danach gefragt.<br />
Und darum: Wenn ich an Bestandssicherung von Bädern denke, müssen wir sicherlich die<br />
Bäderstruktur anpassen an die Bedarfe, das heißt natürlich auch zurückfahren. Aber wir<br />
müssen auch den Grundbestand ortsnaher Bäder sichern, um zum Beispiel das<br />
Schwimmenlernen sicherzustellen. 30 Prozent unserer Grundschulkinder können nicht<br />
mehr schwimmen. Das heißt für mich, es wäre eine überregionale Aufgabe, in einem<br />
<strong>Masterplan</strong> deutlich zu machen, wie kann man denn kooperieren in der Grundversorgung<br />
Schulschwimmen? Wie sind die Entfernungen, die eingehalten werden müssen, wenn die<br />
Kommunalaufsicht Bäder schließen lassen will und darauf verweist, dass Nachbargemeinden<br />
Schulschwimmen anbieten aber es pädagogisch gar nicht geht, weil die Entfernungen so groß<br />
sind, dass ich das auch bei Blöcken von Schwimmunterrichtsstunden das nicht schaffen kann?<br />
Deswegen meine Anregung an die weitere Erarbeitung des <strong>Masterplan</strong>s.<br />
Christian Hülsmann: Wir haben ja drei große Blöcke bei den Hallenbädern – Schule,<br />
Vereine und die Öffentlichkeit. Wenn wir reduzieren, müssen wir natürlich aufpassen, dass<br />
wir nicht die ein oder andere Gruppe da mehr oder weniger rauskegeln. Und es ist in der<br />
Tat so - auch nach meiner Definition, obwohl ich kein Jurist bin - dass Schulschwimmen der<br />
einzige pflichtige Bereich (in der kommunalen Daseinsvorsorge) ist. Für mich müsste die<br />
klare Regelung sein: Schwimmen lernen in der Grundschule, das muss hinhauen. Zu 100<br />
50
„Ohne Kompetenz,<br />
auch formale<br />
Autorität und<br />
Entscheidungsgewalt<br />
bekommt man nicht<br />
einmal Transparenz<br />
hin.“<br />
Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />
Prozent bekommen wir die Kinder nur in der Schule, nicht über den <strong>Sport</strong>verein, nicht<br />
über andere wie Kitas und so weiter. Es muss doch möglich sein, dass man in der<br />
Grundschule schwimmen lernt.<br />
Ich hab mir einmal die aktuellen Richtlinien aus dem Schulministerium hierzu angeschaut. So<br />
ein bisschen Wassergewöhnung und so weiter, in der Sekundarstufe I sollen mindestens<br />
zwei Stilarten beherrscht werden und aus gesundheitlichen Gründen auch noch<br />
Rückenschwimmen. Das ist alles sehr schön, nur die Frage ist, ob wir überhaupt noch den<br />
Platz in unseren Bädern dafür haben? Bei Mathematik bin ich der Auffassung – ich bin so<br />
durchs Leben gekommen – mit vier Grundrechenarten, Zins- und Prozentrechnung kommst<br />
du bis ans Ende der Welt. Ich muss nicht unbedingt Differenzial- und Integralrechnung<br />
lernen, das sollen sie im Leistungskurs machen. Und so könnte man es beim Schwimmen ja<br />
auch sehen. Wenn einer mehr machen möchte, könnte er dann einen Leistungskurs oder<br />
freiwillige Schülersportgemeinschaften besuchen. Ich habe so ein wenig Sorge, dass die<br />
interministerielle Zusammenarbeit nicht funktioniert. Vor diesem Hintergrund müssen wir<br />
uns auch das Schulschwimmen angucken: Es muss meines Erachtens das oberste Ziel sein:<br />
Schwimmenlernen in der Grundschule und alles andere muss dem untergeordnet werden.<br />
Dr. Christian Ochsenbauer: Nur eine Anmerkung zu Ihnen, Herr Funke. Sie haben<br />
gesagt: Moderation, Datenerhebung beim RVR ja, Entscheidungen müssen und dürfen dann<br />
aber die anderen treffen. Aus der Erfahrung mit solchen Projekten, die das Ziel haben,<br />
Transparenz zu schaffen: Ohne Kompetenz, Autorität und Entscheidungsgewalt über<br />
bestimmte Dinge bekommt man nicht einmal Transparenz hin. Das muss klar sein. Und es<br />
geht ja bei dem <strong>Masterplan</strong> in der ersten Stufe darum, Transparenz zu schaffen. Eigentlich<br />
sind wir jetzt an diesem Punkt, Konsens darüber zu schaffen, dass die Stufe eins überhaupt<br />
angegangen werden soll, nämlich Transparenz herzustellen. Und wenn der Konsens nicht da<br />
ist und der auch nicht untermauert ist durch Kompetenz – auch durch formale – dann<br />
kriegen Sie keine belastbaren Zahlen hin. Sie erinnern sich vielleicht noch an unsere<br />
Diskussion um belastbare Zahlen und welche Zahl und welche Aussage gelten. Selbst wenn<br />
Sie alle mit Blut unterschreiben lassen beim Lenkungsausschuss Nummer 24, dass ab jetzt<br />
an keiner Zahl mehr gezweifelt werden darf – beziehungsweise es darf gezweifelt werden,<br />
es darf auch falsch sein. Aber es muss die Basis sein für Entscheidungen – dann werden Sie<br />
in der Lenkungsausschusssitzung 48 erfahren, dass die Zahlen aus der 24. Quatsch waren,<br />
obwohl eigentlich die Autorität da war. Man muss mit mehr formaler Kompetenz an solche<br />
Dinge herangehen, sonst ist es ganz schwierig, belastbare Zahlen auch für Entscheidungen<br />
und Entscheidungsgrundlagen für andere, die Entscheidungen treffen sollen, vorzubereiten.<br />
Dr. Manfred Beck: Als Überzeugungstäter in Sachen <strong>Metropole</strong>ntwicklung wäre mir<br />
unmittelbar in Anknüpfung an Herrn Dr. Ochsenbauer ein Punkt wichtig. Und das ist ein<br />
Stück weit Antwort auf die Frage, die Herr Rohrberg vorhin gestellt hatte. Ich glaube auch,<br />
dass es notwendig ist, dass die Kommunen Kompetenzen abgeben. Das können aber nicht<br />
die Verwaltungen tun, sondern der Appell muss dringend an die Regional- und<br />
Landesstrukturen der Parteien gehen. Arbeiten Sie daran, denn nur, wenn es politisch<br />
getragen ist, können wir es umsetzen.<br />
Dr. Dieter Nellen: Herr Dr. Beck, das ist ein so wunderbares Schlusswort für einen<br />
Regionalverband und jede weitere Bemerkung von mir würde diesen Eindruck jetzt nur<br />
mindern. Herzlichen Dank!<br />
51
MASTERPLAN SPORT RUHR<br />
52<br />
MASTERPLAN SPORT RUHR<br />
WORKSHOP BÄDER 2009<br />
55 Teilnehmer - Räumliche Verteilung<br />
WORKSHOP BÄDER O9<br />
§ RVR<br />
§ Bäderbetriebe Berlin<br />
§ IAKS <strong>Sport</strong>wissenschaft<br />
WES<br />
TEILNEHMER > > ><br />
OB<br />
DU MH<br />
BOT<br />
§ Innenministerium NRW<br />
§ Medien § Deutscher Städtetag<br />
E<br />
GE<br />
RE<br />
HER<br />
BO<br />
EN<br />
Kommunalverwaltung Bäderbetreiber<br />
<strong>Sport</strong>selbstverwaltung<br />
DO<br />
HA<br />
UN<br />
HAM<br />
§ Deutsche Gesellschaft für das<br />
Badewesen<br />
§ Schwimmverband NRW<br />
§ Olympia-Stützpunkt Rhein-<strong>Ruhr</strong><br />
§ Landessportbund NRW<br />
§ Stadt- und Kreissportbünde<br />
§ Städtenetzwerk NRW
Bädermetropole <strong>Ruhr</strong><br />
TEILNEHMER DES WORKSHOPS<br />
Dr. Manfred Beck Stadt Gelsenkirchen<br />
Tobias Bolsmann WAZ Rhein-<strong>Ruhr</strong><br />
Wolfhard Brüggemann Bottroper <strong>Sport</strong>Bund<br />
Wilfried Cleven Mülheimer <strong>Sport</strong>Service<br />
Klaus Diekmann Rat der Stadt Essen<br />
Siegfried Döring Bayer News Channel<br />
Dr. Barbara Duka Stadt Marl<br />
Franz Dümenil Revierpark Nienhausen<br />
Jana Dutschke "Niederrhein-Therme" Duisburg<br />
Dr. Johannes Eulering Verbandsversammlung Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />
Dietmar Fritzsche Projektbüro Kusch<br />
Dieter Funke Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />
Dietmar Galla <strong>Sport</strong>- und Bäderbetriebe Essen<br />
Dr. Bernhard Graf von Schmettow Essener <strong>Sport</strong>bund<br />
Michael Gustrau Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />
Achim Haase Landes<strong>Sport</strong>Bund NRW<br />
Martina Hadlich <strong>Sport</strong>- und Bäderamt Bochum<br />
Andrea Hamm idr informationsdienst <strong>Ruhr</strong><br />
Jens Hapke Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />
Franz Hering Stadtsportbund Duisburg<br />
Klaus Hinnenkamp Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />
Dirk Hohensträter <strong>Sport</strong>- und Bäderbetriebe Moers<br />
Axel Bernhard Hoppe Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />
Dr. Eva Maria Hubbert Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />
Christian Hülsmann Stadt Essen<br />
Isabell Hütten "Atlantis" Dorsten<br />
Dietmar Ingenerf Stadt Oberhausen<br />
Heinz-Gerd Janssen Duisburg<strong>Sport</strong><br />
Rudolf Jelinek Rat der Stadt Essen<br />
Birgit Kahlert Freizeitbad Neukirchen-Vluyn<br />
Martina Kalthoff Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />
Wolfgang Kern "Platsch" Ennepetal<br />
Roland Kettler Stadtwerke Osnabrück<br />
Gerd Kießlich Stadt Bottrop<br />
Heinz-Dieter Klink Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />
Christoph Köther Hagenbad<br />
Paul Lawitzke Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />
Dr. Klaus Lipinsky Berliner Bäder-Betriebe<br />
Heinz Moseler Mülheimer <strong>Sport</strong>Service<br />
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MASTERPLAN SPORT RUHR<br />
Dr. Christoph Müllmann Stadt Kamp-Lintfort<br />
Dr. Dieter Nellen Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />
Jana Neumann <strong>Sport</strong>- und Bäderamt Bochum<br />
Dr. Christian Ochsenbauer Deutsche Gesellschaft für das Badewesen<br />
Reinhard Plettenberg "Atlantis" Dorsten<br />
Arnd Pricibilla Städtenetzwerk NRW<br />
Wolfgang Rohrberg Essener <strong>Sport</strong>bund<br />
Inta Rose Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />
Frank Rose Prova Unternehmensberatung<br />
Dr. Rudolf Salmen Schwimmverband NRW<br />
Stefanie Schindelbauer Stadt Hagen<br />
Günter Schlesinger IAKS<br />
Bernd Schmidt-Knop Grün und Gruga Essen<br />
Jan Schmitz Freier Journalist<br />
Klaus Scholz Essener <strong>Sport</strong>bund<br />
Niclas Stucke Deutscher Städtetag<br />
Frank Tusche Innenministerium NRW<br />
Ulla Wiederhold Olympiastützpunkt Rhein-<strong>Ruhr</strong><br />
Martin Wirtz Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />
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