MASTERPLAN SPORT RUHR PODIUMSDISKUSSION Podiumsteilnehmer REGIONALE PERSPEKTIVEN >>> 36 Dr. Barbara Duka, Beigeordnete der Stadt Marl Dr. Christoph Müllmann, Beigeordneter der Stadt Kamp-Lintfort Christian Hülsmann, Stadtdirektor der Stadt Essen Dr. Manfred Beck, Beigeordneter der Stadt Gelsenkirchen Moderator: Dr. Dieter Nellen, Leiter des Referates Kultur und <strong>Sport</strong> beim Regionalverband <strong>Ruhr</strong>
„Es war ein Lernprozess bis man gemerkt hat, dass der viel zu große Anzug nicht mehr passt.“ Bädermetropole <strong>Ruhr</strong> AUSGANGSSITUATIONEN Dr. Dieter Nellen: Als kommunale Beigeordnete stehen Frau Duka, Herr Müllmann, Herr Hülsmann und Herr Beck an der Schnittstelle zwischen Verwaltung und Politik und betreiben <strong>Sport</strong>entwicklung - in Essen heißt es <strong>Masterplan</strong> - indem sie gleichzeitig Innovationen organisieren, aber darüber die politischen Mehrheiten nicht verlieren dürfen. Frau Duka, bitte schildern Sie uns Ihre kommunalen Strategien für die Stadt Marl im Kreis Recklinghausen. STADT MARL 37 Dr. Barbara Duka: Das Thema hieß bei uns nicht <strong>Masterplan</strong>, sondern Erstellung eines Bäderkonzeptes für die Stadt Marl. Hintergrund ist das Problem, das viele Kommunen kennen: Haushaltskonsolidierung und gleichzeitig eine viel zu große Infrastruktur. Die Stadt Marl ist ja eine großstädtisch orientierte Stadt gewesen, die aber zunehmend mit Einbrüchen im Haushaltsbereich zu kämpfen hat und ihre Infrastruktur zurückfahren muss, die zwischen den 1960er und 1980er Jahren entstanden ist. Sie können sich vorstellen, dass die Stadt mit dem Selbstbewusstsein einer Politik, als die Hüls AG noch viel Geld in die Kassen gespült hat, erst einen Lernprozess durchlaufen musste, bis man gemerkt hat, dass der viel zu große Anzug, den man sich geschneidert hat, nicht mehr passt. Wir mussten uns damit abfinden, dass erstens die Bevölkerung zurückgeht und zweitens sich die kommunalen Kassen nicht mehr füllen lassen. Also muss man versuchen, die Dinge zu realisieren, die für die Daseinsvorsorge, Bildung und Integration problematischer Bevölkerungsgruppen notwendig sind. Vor diesen Vorzeichen haben wir unser Bäderkonzept erstellt. Hinzu kam, dass die Aufsichtsbehörde das ganze Thema und den Prozess sehr intensiv begleitet hat und wir letztlich nicht frei waren in unseren Entscheidungen. Wir hatten also beispielsweise nicht die Möglichkeit, auch wenn es sinnvoll gewesen wäre, ein Freibad, das in den 80er Jahren entstand, zu einem Kombibad umzubauen. Sondern wir mussten uns auf die zweite Möglichkeit konzentrieren: Das Werksbad der Hüls AG zu übernehmen. Und das auch noch mal als kleiner Exkurs zum Thema Lernprozess: Die Verwaltung der Stadt hat schon in den 1980er Jahren die Politik darauf aufmerksam gemacht, dass das städtische Hallenbad dringend saniert werden muss, sonst werde es irgendwann ein böses Erwachen geben. Man ist dieser Empfehlung leider damals nicht gefolgt, sondern hat stattdessen Geld in die Hand genommen, um ein weiteres, nach heutigen Erkenntnissen völlig überflüssiges Hallenbad zu bauen, das mittlerweile übrigens auch geschlossen ist. Stand heute: Wir haben ein geschlossenes, städtisches Hallenbad, das sich auch nicht mehr sanieren lässt, weil wir diese Gelder nicht aufbringen können. Wir haben ein mittlerweile geschlossenes städtisches Freibad, weil die Kommunalaufsicht dieses „Opfer“ verlangt hat, sonst hätten wir niemals die Genehmigung erhalten, das ehemalige Werksbad übernehmen zu dürfen. Von ehemals neun Lehrschwimmbecken sind vier übrig geblieben, an denen wir aber festhalten wollen.