Ausgabe 01.2013 - Die erfolgreiche Apotheke
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Vertrieb<br />
Auch Abholer sind abzuholen<br />
Abholer stellen für die <strong>Apotheke</strong>n ein enormes Potenzial dar.<br />
Gerade hier kann die Kundenbindung gezielt gestärkt werden. Das macht sich<br />
letztlich auch im Umsatz bemerkbar.<br />
„G<br />
uten Morgen, Frau Schmidt, wie<br />
geht es Ihnen? Und wie hat Ihr<br />
Mann die neue Tablettenzusammenstellung<br />
vertragen?“ Mit diesen<br />
Worten wird die Ehefrau des stark<br />
pflegebedürftigen Herrn Schmidt in Ihrer<br />
Vorstadtapotheke begrüßt, als sie das<br />
bestellte Präparat abholen kommt. Für<br />
die 65-Jährige ist der Besuch in ihrer<br />
Stammapotheke mittlerweile eine erholsame<br />
Pause von dem Stress, den sie zu<br />
Hause durch die Pflege ihres an Parkinson<br />
erkrankten Mannes<br />
Fazit:<br />
erlebt.<br />
Hier in ihrer <strong>Apotheke</strong><br />
kennt sie die<br />
Mitarbeiter beim<br />
Namen und die<br />
Mitarbeiter kennen<br />
sie und ihre Situation.<br />
Hier holt sie<br />
sich Rat, wie sie<br />
mit den kleineren<br />
Wehwehchen<br />
umgeht und lässt<br />
sich auch genau<br />
erklären, wie sie<br />
die von Haus- und<br />
Fachärzten verschriebenenMedikamenteverabreichen<br />
soll. Auch für sich selbst nimmt sie<br />
sich neben Kraft und warmer Worte auch<br />
mal einen Tee zur Entspannung oder ein<br />
Erkältungsbad mit. „Und vor allem fragt<br />
auch mal jemand, wie es mir geht“, sagt<br />
Frau Schmidt, die manchmal durch die<br />
intensive Pflegetätigkeit das Gefühl hat,<br />
zu vereinsamen. Deshalb nimmt sie es in<br />
Ausnahmefällen auch in Kauf, ein zweites<br />
Mal für ein Rezept in die <strong>Apotheke</strong> zu<br />
fahren, obwohl sie weiß, dass sie sich die<br />
Medikamente auch liefern lassen könnte.<br />
n Bei Abholern entstehen<br />
geringere Kosten<br />
als beim Lieferservice.<br />
n Abholer wollen als<br />
Person und nicht als<br />
Nummer wahrgenommen<br />
werden.<br />
n Persönliche Gespräche<br />
und kompetente<br />
Beratung binden<br />
Abholer langfristig an<br />
die <strong>Apotheke</strong>.<br />
Hohe Lieferfähigkeit gegenüber<br />
hohen Lagerkosten abwägen<br />
Natürlich wäre es sowohl für die Patienten<br />
bzw. deren Angehörige als auch<br />
für die <strong>Apotheke</strong> am besten, wenn das<br />
24 <strong>Die</strong> <strong>erfolgreiche</strong> <strong>Apotheke</strong> I <strong>01.2013</strong><br />
Viele <strong>Apotheke</strong>r entscheiden sich<br />
bewusst gegen einen Abhol-Automaten<br />
und für einen persönlichen Umgang mit<br />
ihren Patienten und Abholern.<br />
verschriebene Rezept direkt eingelöst und<br />
das Präparat mit nach Hause genommen<br />
werden könnte. „Doch in Zeiten<br />
von Rabattverträgen kann die <strong>Apotheke</strong><br />
nicht mehr sämtliche Produkte vorrätig<br />
haben“, weiß Jochen Pfeifer, Inhaber<br />
der Adler <strong>Apotheke</strong> in Velbert. „Auf der<br />
anderen Seite ist es auch eine Frage der<br />
Kundenbindung, die vom Kunden benötigten<br />
Punkte vorrätig zu haben, etwa<br />
auch im Rahmen einer Erhöhung des Warenbestandes.<br />
<strong>Die</strong>s sollte jeder <strong>Apotheke</strong>r<br />
für sich durchrechnen. Denn auch durch<br />
abholen bzw. schicken werden in der<br />
<strong>Apotheke</strong> zusätzliche Kosten verursacht.“<br />
Um eine hohe Lieferfähigkeit gewährleisten<br />
zu können, spielt die Standortfrage<br />
eine entscheidende Rolle. Während die<br />
kleinere <strong>Apotheke</strong> in ländlichen Gebieten<br />
mit wenigen Ärzten in der Umgebung den<br />
Bedarf der Patienten eher einschätzen<br />
kann, hat die zentral gelegene Stadtapotheke<br />
mit hohem Laufkundschaftsanteil<br />
einen klaren Nachteil. Sie muss ein<br />
deutlich größeres Warenlager aufweisen,<br />
um annähernd so lieferfähig zu sein wie<br />
die Landapotheke.<br />
Nicht-Lagerartikel zu Lagerartikeln<br />
machen<br />
Werden Nicht-Lagerartikel regelmäßig<br />
bzw. absehbar von einem oder mehreren<br />
Patienten bestellt, so sollten sie unbedingt<br />
in den Lagerbestand aufgenommen<br />
werden. Das reduziert die Kosten in der<br />
<strong>Apotheke</strong> und erhöht gleichermaßen<br />
die Kundenzufriedenheit. Dabei muss<br />
allerdings unbedingt auf die Haltbarkeit<br />
des produktes und den niedrigen<br />
Einkaufswert geachtet werden. Mit Hilfe<br />
des <strong>Apotheke</strong>nwarenwirtschaftssystems<br />
sollten so Bestellungen und Lagerbestände<br />
analysiert und optimiert werden.<br />
Abholer sind keine Selbstverständlichkeit<br />
Wenn das Medikament also bestellt werden<br />
muss und damit der Kunde nochmals<br />
den Weg in die <strong>Apotheke</strong> sucht, „muss<br />
alles getan werden, dass der Patient trotz<br />
der Abholung zufrieden ist.“, so Jochen<br />
Pfeifer.<br />
Während der Kunde in manchen <strong>Apotheke</strong>n<br />
einen Abrissschein mit lediglich<br />
einer Nummer und der Adresse der<br />
<strong>Apotheke</strong> erhält, gehen andere schon<br />
hier einen Schritt weiter, die Patienten<br />
zu beschwichtigen. <strong>Die</strong> Nummer zur<br />
Zuordnung des Präparates ist natürlich<br />
entscheidend. Dennoch möchte sich der<br />
Kunde nicht als solche fühlen. Er ist weit<br />
mehr als eine Nummer und wird eine<br />
höhere Akzeptanz und Zufriedenheit<br />
zeigen, wenn er eine direkte Ansprache<br />
erhält: „Obwohl wir ständig 15.000 verschiedene<br />
Arzneimittel auf Lager halten,<br />
haben wir Ihr gewünschtes Präparat<br />
leider nicht vorrätig. Wir besorgen Ihre<br />
Arznei schnellstmöglich. Sollten Sie dieses<br />
Mittel häufiger benötigen, halten wir es<br />
zukünftig für Sie vorrätig. Bitte geben Sie<br />
uns Bescheid. <strong>Die</strong>ses Mal bitten wir Sie,<br />
dafür noch einmal<br />
wiederzukommen<br />
und diesen Schein<br />
mitzubringen.“ –<br />
schreibt beispielsweise<br />
die DocMorris<br />
<strong>Apotheke</strong> in<br />
Wiesbaden.<br />
Alleine schon durch<br />
die Angabe der Anzahl<br />
an Produkten<br />
erfährt der Kunde,<br />
dass es sich eher<br />
um eine Ausnahme<br />
als um den Regelfall<br />
handelt, dass<br />
er noch einmal<br />
den Gang in die<br />
<strong>Apotheke</strong> machen<br />
muss. Auch wird<br />
ihm eine Lösung<br />
zur Minimierung<br />
seiner Gänge bei<br />
sich wiederholenden<br />
Rezepten<br />
angeboten. Damit<br />
wird die Kundenbindung gestärkt, denn<br />
der Kunde weiß jetzt, dass er in Zukunft<br />
immer in dieser <strong>Apotheke</strong> sein Medikament<br />
vorrätig finden kann, wenn er<br />
es zuvor anmeldet. Er wird also nicht<br />
wahllos die nächstgelegene <strong>Apotheke</strong> auf<br />
dem seiner Heimfahrt ansteuern, sondern<br />
vielmehr den Weg in „seine“ <strong>Apotheke</strong><br />
suchen. Da man ihn dort dann kennt,<br />
können die Verkaufsgespräche auch<br />
gezielter ablaufen.<br />
Den Kunden dort abholen,<br />
wo er steht<br />
Gerade Abholer stellen ein besonderes<br />
Potenzial dar. Ihr <strong>Apotheke</strong>nbesuch ist absehbar<br />
und dadurch planbar. Der <strong>Apotheke</strong>r<br />
kann sich auf das Gespräch besser einstellen.<br />
Er muss die nötigen Informationen<br />
für den Patienten nicht ablesen, sondern<br />
kann dank guter Vorbereitung einen<br />
kompetenteren Eindruck vermitteln. Auch<br />
hat er mehr Möglichkeiten, nach persönlichen<br />
Umständen zu fragen, um die<br />
Kundenbindung zu intensivieren. Wie in<br />
unserem Beispiel von Frau Schmidt, die in<br />
ihrer <strong>Apotheke</strong> nicht nur ein Medikament<br />
für Ihren parkinsonkranken Angehörigen<br />
erhält, sondern darüber hinaus Aufmerksamkeit.<br />
Es geht auch um sie, darum geht<br />
sie in diese und nicht in eine beliebige<br />
<strong>Apotheke</strong>. Und darum nimmt sie es in<br />
Kauf, dass sie noch einmal als Abholerin in<br />
die <strong>Apotheke</strong> kommt.<br />
<strong>Apotheke</strong>r Jochen Pfeifer,<br />
Inhaber der Adler <strong>Apotheke</strong>, ist überzeugt:<br />
„Zu Abholern haben wir eine spezielle<br />
Kundenbeziehung.“<br />
Angehörige, Pflegepersonal<br />
und<br />
Patienten, die in<br />
regelmäßigen<br />
Abständen ein oder<br />
mehrere Produkte<br />
anfordern, kennen<br />
die Einnahme- und<br />
Dosierungshinweise<br />
bereits und<br />
müssen hierüber<br />
nicht mehr aufgeklärt<br />
werden. Im<br />
Gegenteil, es langweilt<br />
sie schnell,<br />
wenn sie immer<br />
mit den gleichen<br />
Worten bedient<br />
werden. Stattdessen<br />
können hier<br />
beispielsweise<br />
über veränderte<br />
Verpackungs- oder<br />
Dosierungshilfen<br />
informiert werden.<br />
Auch die Frage<br />
nach dem Befinden<br />
und der Verträglichkeit des Präparates,<br />
wie auch ein einfaches „Was kann ich<br />
noch für Sie tun?“ stärken die persönliche<br />
Bindung an die <strong>Apotheke</strong>.<br />
Abhol-Automaten oder persönliche<br />
Kundenbetreuung?<br />
Um die Kosten, die durch Abholer entstehen,<br />
langfristig zu reduzieren, werden<br />
vereinzelt jetzt auch Abhol-Automaten<br />
angeboten. Das Werbeversprechen der<br />
Anbieter ist klar: Der Kunde soll durch<br />
die Automaten bequem und vor allem<br />
unabhängig von den Öffnungszeiten an<br />
sein zuvor bestelltes Medikament kommen.<br />
Hierfür erhält er nach der Beratung<br />
durch den <strong>Apotheke</strong>r eine PIN und kann<br />
diese dann bei Abholung in den Apparat<br />
FALSCH und RICHTIG<br />
FALSCH<br />
RICHTIG<br />
FALSCH<br />
Vertrieb<br />
ben zu bekommen. Den <strong>Apotheke</strong>rn versprechen<br />
die Hersteller mehr Effizienz, da<br />
sie die Automaten in den ruhigen Phasen<br />
des Tagesgeschäftes füllen können.<br />
Der Patient ist mit diesen Automaten<br />
komplett unabhängig von den Servicezeiten<br />
der <strong>Apotheke</strong> – kann sich sein Medikament<br />
auch während der Öffnungszeiten<br />
an dem Gerät abholen, wenn er sich<br />
nicht in die Beratungsschlange einreihen<br />
möchte. Natürlich hat das Vorteile. Doch<br />
auch hier stellt sich die Frage, wie sich<br />
der Kunde behandelt fühlt, wenn er eine<br />
Nummer zur Abholung erhält und an den<br />
Automaten verwiesen wird. Der <strong>Apotheke</strong>r<br />
Jochen Pfeifer lehnt dieses Vorgehen<br />
für seine <strong>Apotheke</strong> ab: „Das können<br />
die Kollegen gerne machen, allerdings<br />
müssen wir uns dann auch nicht mehr<br />
über Versandapotheken oder andere<br />
neue Formen der öffentlichen <strong>Apotheke</strong><br />
Das kann ein Abholer erwarten:<br />
3 Informierte Berater, die sich mit<br />
ihm als Abholer und dem Patienten<br />
beschäftigt haben.<br />
3 Eine persönliche Ansprache<br />
3 Das Gefühl, der <strong>Apotheke</strong> als<br />
Abholer etwas Wert zu sein<br />
3 Weitere Beratungen oder Hinweise<br />
beispielsweise zu Artikeln in<br />
Magazinen zu seinem Leiden o.ä.<br />
3 Ein Dankeschön für seine Treue<br />
3 Empathie<br />
beschweren. Der persönliche Kontakt<br />
zum Patienten beziehungsweise Abholer<br />
ist und bleibt das A und O einer <strong>erfolgreiche</strong>n<br />
und kompetenten öffentlichen<br />
<strong>Apotheke</strong>.“<br />
n Katrin Berheide<br />
Sie bieten sofort den Lieferservice an, wenn ein Medikament bestellt<br />
werden muss.<br />
Sie versuchen herauszufinden, ob das Abholen für den Kunden eine Option<br />
ist, um Kosten zu sparen und die Beziehung zu intensivieren.<br />
Sie behandeln einen Abholer wie jeden anderen Kunden, der in Ihre<br />
<strong>Apotheke</strong> kommt.<br />
eingeben, um sein<br />
Sie beschäftigen sich im Vorfeld mit den Anliegen des Abholers und geben<br />
RICHTIG ihm das Gefühl, dass Sie sein Wiederkommen Wert schätzen.<br />
Produkt ausgege