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Projektbericht (pdf) - Institut für ökologischen Landbau - Boku

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Potenzial regionaler Bio-Produktnetzwerke<br />

Lehrveranstaltung<br />

Projekt<br />

Ökologische Landwirtschaft und regionale Entwicklung<br />

SS 2010<br />

LVA-Leitung: Dr. Susanne Kummer<br />

Dr. Rebecka Milestad<br />

TeilnehmerInnen:<br />

Beck Martina<br />

Bischof Johanna<br />

Chrysopoulos Maria<br />

Fischer-Neuberger Elmar<br />

Hirner Petra<br />

Kirisits Manuel<br />

Krickler Doris<br />

Lindinger Christof<br />

Ludwig Andrea<br />

Mair Eva<br />

Renner Jürgen<br />

Schmalzmayer Kerstin<br />

Urabl Rita<br />

Ziegler Martin


Vorbemerkung<br />

Alle personen- und funktionsbezogenen Bezeichnungen in dieser Projektarbeit sind<br />

geschlechtsneutral zu verstehen. Die Verwendung der nach den grammatikalischen<br />

Regeln der deutschen Sprache korrekten männlichen Sprachformen stellt somit<br />

keine Diskriminierung dar.<br />

2


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung ........................................................................................................................... 6<br />

1.1 Biologischer <strong>Landbau</strong> und Regionalität ...................................................................... 6<br />

1.2 Ziele der Arbeit ............................................................................................................ 6<br />

2 Literaturübersicht ............................................................................................................... 8<br />

2.1 Literatur ....................................................................................................................... 8<br />

2.2 Was ist CSA – Community Supported Agriculture? ................................................. 11<br />

3 Methoden .......................................................................................................................... 13<br />

3.1 Rollenverteilung ........................................................................................................ 13<br />

3.2 Auswahl der Fallbeispiele ......................................................................................... 13<br />

3.3 Vorbereitung der Interviews. ..................................................................................... 14<br />

3.4 Durchführung der Interviews ..................................................................................... 16<br />

3.4.1. Durchführung der Interviews in der Gruppe Bio-Lutz ....................................... 16<br />

3.4.2. Durchführung der Interviews in der Gruppe BioAlpin ...................................... 17<br />

3.4.3. Durchführung der Interviews in der Gruppe Ochsenherz/Nets .......................... 18<br />

3.5 Nachbearbeitung der Interviews ................................................................................ 19<br />

3.6 Erstellen des Endberichtes ......................................................................................... 20<br />

4 Ergebnisse ........................................................................................................................ 21<br />

4.1 Bio-Lutz ..................................................................................................................... 21<br />

4.1.1. Gründung und Entwicklung ............................................................................... 21<br />

4.1.2. Organsiation von Bio-Lutz ................................................................................. 23<br />

4.1.3. Stärken und Schwächen des Netzwerkes Bio-Lutz ............................................ 24<br />

4.1.4. Bedeutung des Netzwerks BIO-Lutz <strong>für</strong> die Region.......................................... 26<br />

4.1.5. Diskussion Bio-Lutz ........................................................................................... 28<br />

4.2 BioAlpin .................................................................................................................... 29<br />

4.2.1. Entwicklung und Gründung ............................................................................... 29<br />

4.2.2. Organisation ....................................................................................................... 30<br />

4.2.3. Vermarktung und Marketing .............................................................................. 32<br />

4.2.4. Zukünftige Entwicklungen ................................................................................. 33<br />

4.2.5. Stärken und Schwächen von BioAlpin ............................................................... 34<br />

4.2.6. Stellung und Bedeutung von BioAlpin in der Region ........................................ 36<br />

4.2.7. Diskussion und Zusammenfassung der Ergebnisse des Netzwerkes BioAlpin . 37<br />

4.3 CSA-Gärtnerhof Ochsenherz ..................................................................................... 40<br />

4.3.1. Entstehung und Entwicklung ............................................................................. 41<br />

4.3.2. Organisation ....................................................................................................... 43<br />

4.3.3. Stärken und Schwächen ..................................................................................... 44<br />

4.3.4. Stellung und Bedeutung von CSA in der Region Marchfeld ............................. 45<br />

4.3.5. Stellung und Bedeutung von CSA in Österreich ................................................ 47<br />

4.4 NETs (ehemals Nest) ................................................................................................. 48<br />

4.4.1. Entstehung und Entwicklung ............................................................................. 49<br />

4.4.2. Organisation ....................................................................................................... 50<br />

4.4.3. Stärken und Schwächen ..................................................................................... 51<br />

4.4.4. Stellung und Bedeutung von NETs in der Region ............................................. 51<br />

4.4.5. Diskussion und Zusammenfassung der Ergebnisse der Netzwerke CSA-<br />

Gärtnerhof Ochsenherz und NETs ................................................................................... 52<br />

5 Diskussion ........................................................................................................................ 53<br />

5.1 Wie kam es zur Gründung der Netzwerke? ............................................................... 53<br />

5.2 Welche zukünftigen Entwicklungen werden angestrebt? .......................................... 54<br />

5.3 Welche Akteure sind im Netzwerk beteiligt? ............................................................ 55<br />

5.4 Welche rechtliche Organisationsform wurde gewählt? Warum? .............................. 56<br />

5.5 Welche Vermarktungsstrategien werden verfolgt? ................................................... 57<br />

3


5.6 Welche Stärken charakterisieren die Netzwerke? ..................................................... 59<br />

5.7 Welche Schwächen charakterisieren die Netzwerke? ............................................... 60<br />

5.8 Welche Stellung hat das Netzwerk <strong>für</strong> die Region? .................................................. 61<br />

5.9 Was wenn es das Netzwerk nicht mehr geben würde? .............................................. 63<br />

5.10 Welche Stellung und Bedeutung hat CSA in Österreich? ..................................... 64<br />

6 Schlussfolgerungen .......................................................................................................... 65<br />

7 Zusammenfassung ............................................................................................................ 67<br />

8 Literaturverzeichnis .......................................................................................................... 69<br />

4


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Bio-Lutz Logo (Quelle: bio-lutz.at) ....................................................... 21<br />

Abbildung 2 Meilensteine Bio-Lutz (eigene Darstellung) .......................................... 23<br />

Abbildung 3: Netzwerk Bio-Lutz (eigene Darstellung) .............................................. 24<br />

Abbildung 4: Eingang zum Bioladen von Bio-Lutz, (Ziegler) ..................................... 28<br />

Abbildung 5 Logo Bio vom Berg Quelle: bioalpin ...................................................... 29<br />

Abbildung 6: Schematische Darstellung Organisation BioAlpin (eigene Darstellung) 30<br />

Abbildung 7: Gebäude von MPreis (Foto: Kirsitis) .................................................... 32<br />

Abbildung 8: Meilensteine BioAlpin (eigene Darstellung) ......................................... 34<br />

Abbildung 9: Ochsenherz Logo, (Quelle: ochsenherz.at) ......................................... 40<br />

Abbildung 10: Meilensteine CSA (eigene Darstellung) ............................................. 41<br />

Abbildung 11: Karottenvaritäten, (Quelle: ochsenherz.at) ........................................ 43<br />

Abbildung 12: Logo Nets, (Quelle: verein-nest.at) .................................................... 48<br />

Abbildung 13: Meilensteine NETS (eigene Darstellung) ........................................... 49<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Aufteilung der Gruppe auf die einzelnen Netzwerke ..................................... 13<br />

Tabelle 2: Interviewpartner Netzwerk Bio-Lutz ................................................................. 16<br />

Tabelle 3: Interviewpartner BioAlpin ................................................................................... 17<br />

Tabelle 4: Interviewpartner Netzwerk Ochsenherz und Nets ......................................... 19<br />

Tabelle 5: Aufteilung der Forschungsfragen in Diskussionsgrupppen .......................... 20<br />

Tabelle 6: Aufteilung des Endberichtes ............................................................................. 20<br />

Tabelle 7: Vergleich der Netzwerke bezüglich der Akteure ............................................ 56<br />

Tabelle 8: Stärken der Netzwerke ....................................................................................... 59<br />

Tabelle 9: Schwächen der einzelnen Netzwerke ............................................................. 60<br />

5


1 Einleitung<br />

1.1 Biologischer <strong>Landbau</strong> und Regionalität<br />

Um an die Wurzeln des biologischen <strong>Landbau</strong>s zu gelangen, muss man mehr als 80<br />

Jahre in der Geschichte zurückblicken, wo auf bio-dynamischen Pionierhöfen in<br />

Kärnten im Jahre 1927 erste Schritte gesetzt wurden. Der erste Bioverband<br />

Österreichs „Fördergemeinschaft gesundes Bauerntum“ wurde 1962 gegründet.<br />

Daraufhin folgte die Gründung des „Demeter“ und „Ernte“ Verbandes.<br />

Entscheidende Veränderungen in der biologischen Landwirtschaft entstanden 1994<br />

durch den Beginn der Biovermarktung in Supermärkten und die Direktzahlungen. Die<br />

Anzahl der Biobauern in Österreich verdoppelte sich innerhalb von zehn Jahren und<br />

der Lebensmitteleinzelhandel gewann zunehmend an Bedeutung (Kummer und<br />

Milestad, 2010). Zwei Drittel des Umsatzes werden derzeit über den<br />

Lebensmitteleinzelhandel (LEH) erwirtschaftet. Durch die Dominanz der<br />

Supermarktketten mit einem Umsatzanteil von zwei Drittel wird die Direktvermarktung<br />

zunehmend verdrängt. Ein Grund da<strong>für</strong> ist, dass Konsumenten, die regionale Bio<br />

Produkte kaufen wollen, davon ausgehen, dass sie diese in den Supermärkten<br />

finden. Zusätzlich verfügen kleine Verarbeiter und Vermarkter nicht über ausreichend<br />

finanziellen Mittel <strong>für</strong> Werbung und Marketing. Die Vielzahl der einzuhaltenden<br />

Vorschriften und Richtlinien sind eine zusätzliche, hohe Arbeitsbelastung. Für<br />

regionale Produktketten besteht somit ein starker Konkurrenzdruck (Bartel-Kratochvil<br />

und Schermer, 2008).<br />

Regionale Produktketten sind durch räumliche Nähe zwischen den Akteuren in der<br />

Landwirtschaft, vom Produzent bis zum Konsument, gekennzeichnet. Sie erzeugen<br />

meist eine hohe Produktqualität, ermöglichen bei Einsatz effizienter Transportlogistik<br />

einen niedrigeren Transportaufwand, schaffen regionale Wertschöpfung und<br />

Arbeitsplätze, erhalten die Kulturlandschaft und stärken regionale Identität. Letztere<br />

äußert sich in der Bewahrung von Kultur und Tradition. Sie tragen somit zu einer<br />

nachhaltigen Entwicklung bei (Bartel-Kratochvil und Schermer, 2008).<br />

Diese Ansprüche werden häufig auch an biologischen Produkten gestellt. IFOAM<br />

(International Federation of Organic Agriculture Movements) formulierte 2002<br />

grundlegende Prinzipien <strong>für</strong> den Biologischen <strong>Landbau</strong>, welche, unter anderen, die<br />

Stärkung lokaler und regionaler Produktion, die Vermarktung sowie die Produktion<br />

ausreichender hochqualitativer Lebensmittel beinhalten. Im Bezug auf die<br />

gemeinsame Umwelt und die Chancengleichheit im Leben sollte der ökologische<br />

<strong>Landbau</strong> auf gerechten Beziehungen aufbauen (aus Kratochvil in Kulmann, 2004).<br />

Da dies oftmals nicht mehr der Fall ist, weil eine in Kärnten produzierte Bio-<br />

Haltbarmilch, welche in Wien verkauft wird, von Konsumenten nicht als regional und<br />

biologisch wahrgenommen wird, kommt die biologische Landwirtschaft in den Verruf<br />

der „Konventionalisierung“, die positiven Wirkungen und Ziele des biologischen<br />

<strong>Landbau</strong>s können dadurch nicht mehr erreicht werden (Bartel-Kratochvil und<br />

Schermer, 2008).<br />

1.2 Ziele der Arbeit<br />

Verarbeitung und Vermarktung stellen besonders in kleinstrukturierten Systemen<br />

eine besondere Herausforderung dar. Die Frage nach Möglichkeiten, welche es<br />

6


solchen regionalen Zusammenschlüssen ermöglicht dennoch konkurrenzfähig am<br />

Markt zu bleiben stellt die Grundlage dieser Untersuchung dar. In der folgenden<br />

Arbeit wurden vier Netzwerke untersucht, die regionale Strategien verfolgen und<br />

gleichzeitig biologische Lebensmittel herstellen, verarbeiten und vermarkten. Ein<br />

besonderes Anliegen war es, auch Systeme zu erforschen, die außerhalb von<br />

Supermarktketten liegen.<br />

Ziel dieser Arbeit ist, praktische Beispiele regionaler Bioproduktnetzwerke<br />

aufzuzeigen. Ein weiteres Augenmerk liegt auf Möglichkeiten, die dem biologischen<br />

<strong>Landbau</strong> zur Verfügung stehen, um seinen Zielen und Prinzipien durch die<br />

Verknüpfung mit regionaler Vermarktung gerecht zu werden. Dabei spielt<br />

Kooperation, sowohl vertikal, das heißt entlang der Produktionskette, als auch<br />

horizontal, also verschiedene Produktionsebenen betreffend, eine bedeutende Rolle.<br />

Anhand von fünf Forschungsfragen wollen wir einen Einblick in Netzwerke erhalten,<br />

deren Entstehung, Organisation, Stärken und Schwächen kennen lernen. Schließlich<br />

werden wir die Auswirkungen solcher Systeme auf die Region und die beteiligten<br />

Akteure betrachten. Um die Beziehungen und die Kommunikation zwischen den<br />

einzelnen Akteuren kennen zu lernen, war uns einerseits das Wissen um die<br />

Entwicklung der Netzwerke wichtig und andererseits die Organisation und der<br />

Aufbau. Es wurden jeweils zwei bis drei Personen aus der Akteurgruppe Produzent<br />

und Abnehmer interviewt, sowie die Geschäftsführung <strong>für</strong> die jeweilige Vermarktung.<br />

Das ermöglichte uns einen vielseitigen Einblick in die Stärken und Schwächen der<br />

Netzwerke, da jeder Akteur mit anderen Problemen konfrontiert ist. CSA –<br />

Community Supported Agriculture ergänzt unsere Arbeit mit einer sehr<br />

unkonventionellen und in Österreich in dieser Form kaum existierenden<br />

Landwirtschaft. Damit wollen wir die weite Bandbreite von einer aktiven<br />

Zusammenarbeit zwischen Produzent und Konsument darstellen.<br />

1. Forschungsfrage: Wie entstehen und entwickeln sich regionale<br />

Bioproduktnetzwerke?<br />

2. Forschungsfrage: Wie organisieren sich regionale Bioproduktnetzwerke?<br />

3. Forschungsfrage: Welche Stärken und Schwächen weisen regionale<br />

Bioproduktnetzwerke auf?<br />

4. Forschungsfrage: Welche Stellung und Bedeutung hat das regionale<br />

Bioproduktnetzwerk <strong>für</strong> die Region?<br />

5. Forschungsfrage: Welche Bedeutung und Stellung hat CSA in Österreich?<br />

7


2 Literaturübersicht<br />

In den beiden folgenden Kapiteln soll zuerst eine Rezension der vorhanden Literatur<br />

über bioregionale Netzwerke und deren Auswirkung auf die Region gegeben und im<br />

zweiten Teil eine nähere Beschreibung und Definition von CSA, sowie deren<br />

Entstehung.<br />

2.1 Literatur<br />

Noch nie war die – geogroaphische, als auch kognitive - Distanz zwischen<br />

Konsumenten und Produzenten von Nahrungsmitteln so groß wie im 21 Jahrhundert.<br />

Einerseits ist der Beschäftigungsgrad an Menschen, welche direkt an der<br />

Nahrungsmittelerzeugung beteiligt sind, sehr gering, andererseits sind Produktketten<br />

so komplex gestaltet, dass sie <strong>für</strong> den Laien oft undurchschaubar sind (Milestad et<br />

al., 2010) Darüber hinaus verschärften der freie Markt (durch zunehmenden<br />

Konkurrenzdruck zwischen den Produzenten), der Rückgang des Export-Verkaufs<br />

und die wachsenden Disparitäten im Bezug auf das Einkommen die Situation der<br />

Landwirte (Schermer et al., 2006).<br />

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken wurden bereits sehr früh Netzwerke, wie<br />

die Kreditvergabe von Raiffeisen an Bauern, und erste Genossenschaften, die auf<br />

dem Prinzip der Selbsthilfe basieren, gegründet. Der Begriff „regionale<br />

Lebensmittelsysteme“ enthält auch in der Literatur keine klare Definition. Jedoch sind<br />

kurze Transportstrecken, persönliche Beziehung zwischen Herstellern und<br />

Konsumenten und der Bezug zu einer geografisch abgegrenzten Region<br />

charakterisierend <strong>für</strong> solche Netzwerke (vgl. Schönhart et al., 2006).<br />

Lebensmittelsysteme dieser Art können nach ihren Initiativgruppen (Landwirte,<br />

Konsumenten, Verarbeiter) oder nach dem Sektor, welchen sie abdecken sind<br />

(Lebensmittel-Sektor, Nichtlebensmittel-Sektor, Dienstleistungssektor und die<br />

Produktion öffentlicher Güter), untergliedert werden. Darüber hinaus wird zwischen<br />

vertikalen und horizontalen Kooperationen unterschieden. Erstere kennzeichnen sich<br />

durch eine Zusammenarbeit entlang der Produktionskette (z.B. Milchbauer und<br />

Milchverarbeiter) aus. Demgegenüber finden horizontale Kooperationen auf gleicher<br />

Produktionsebene statt, wie es beispielsweise bei Zuchtverbänden der Fall ist<br />

(Schermer et al., 2006).<br />

Während die regional entstandenen Netzwerke anfänglich auf Lebensmitteln<br />

fokussiert waren, gibt es nun Zusammenschlüsse im Marketingbereich, sowie im<br />

Dienstleistungs- und Energiesektor (Schermer et al., 2006). Der Trend im<br />

Lebensmittelbereich liegt in der Erzielung höchster Produktqualität durch<br />

Verbesserung der Produktion, Verarbeitung und Konsumation, welche von<br />

Innovation geprägt sein sollten. Dadurch ergab sich ein Trend zu so genannte<br />

Spezialitäten (Schermer et al., 2006).<br />

Regionale Initiativen treten vermehrt seit dem EU-Beitritt Österreichs im Jahr 1995<br />

auf. Der Grund hier<strong>für</strong> ist in der Erreichung besserer Marktbedingungen, durch<br />

welche höhere Produktpreise erzielt werden können, anzusehen. Kleinere<br />

Produktionssysteme sind häufig durch einen hohen Innovationsgrad gekennzeichnet<br />

und stehen am Markt großen Einzelhandelsketten gegenüber. Einerseits erreichen<br />

sie durch ihren Ideenreichtum oftmals einen Wettbewerbsvorteil, andererseits können<br />

8


viele Innovationen aus wirtschaftlichen Gründen nicht weiterverfolgt werden<br />

(Schermer et al., 2006).<br />

Regionale Lebensmittelsysteme weisen nicht nur im <strong>ökologischen</strong> und ökonomischen<br />

sondern auch im sozialen Bereich positive Effekte auf. Hierzu zählen beispielsweise<br />

im Umweltbereich der Erhalt der Kulturlandschaft durch die Förderung<br />

kleinstrukturierter Betriebe und die Reduktion der Transportemissionen aufgrund<br />

kürzerer Wege. Im Wirtschaftsbereich ist die Schaffung neuer Arbeitsplätze in der<br />

Region und folglich eine bessere wirtschaftliche Entwicklung zu nennen. Effekte auf<br />

die soziale Umwelt sind der Erhalt von traditionellem Wissen, sowie die<br />

Lebensmittelsicherung in der Region.<br />

Kunden assoziieren regionale Produkte oftmals fälschlicherweise umweltfreundliche<br />

Produktion und erwarten biologische, gesündere und bessere Produkte. Regionale<br />

Produkte können diese Anforderungen erfüllen, sind jedoch nicht von vornherein<br />

damit gleich zu setzen (Schönhart et al., 2009). Negative Aspekte sind in der<br />

Ineffizienz der Logistik anzusehen, da durch die geringen Produktionsmengen<br />

Faktoren wie Transportmittel nicht optimal ausgenutzt werden können und in Folge<br />

zu höheren Kosten und Umweltbelastungen führen. Darüber hinaus können kleine<br />

Produktionsmengen von Großhandelsketten meist nicht aufgenommen werden,<br />

wodurch eigene Absatzwege gesucht werden müssen. Für Betriebe birgt dies ein<br />

gewisses wirtschaftliches Risiko (Schönhart et al., 2009).<br />

Bis zum 20. Jahrhundert waren lokale Lebensmittelsysteme vorherrschend. Nun<br />

treten sie als Antwort auf große „mainstream“ Netzwerke wieder vermehrt auf.<br />

Regionale Systeme sind im Gegensatz zu globalen Systemen von Loyalität der<br />

Partner, Vertrauen, Tradition und gegenseitiger Wertschätzung geprägt, wodurch die<br />

Produktion <strong>für</strong> den Kunden transparent und nachvollziehbar wird. (Schönhart et al.,<br />

2009). Kunden können dadurch ihr Bewusstsein <strong>für</strong> die Entstehung von<br />

Lebensmitteln erweitern. Sowohl Konsumenten als auch Produzenten spielen in<br />

solchen Beziehungen eine aktive Rolle und können Skandalen und globalen Krisen<br />

entgegenwirken (Milestad et al., 2010).<br />

Es ist jedoch nicht von der Hand zu weisen, dass es Abhängigkeiten zwischen<br />

beiden Systemen gibt. So sind lokale Netzwerke oft Teil globaler<br />

Lebensmittelsysteme, und globale Netzwerke können verantwortlich <strong>für</strong> eine<br />

Umstrukturierung in ländlichen Gebieten sein. Darüber hinaus ermöglichen sie<br />

Erzeugern, ihre Produkte durch Verbindungen zu entfernten städtischen Märkten<br />

leichter vermarkten zu können. Ein Unterschied zwischen lokalen und globalen<br />

Netzwerken ist die soziale „Einbettung“, welche durch die Dauer und Tiefe<br />

persönlichen Verbindungen charakterisiert ist. Im globalen System stehen finanzielle<br />

Aspekte im Vordergrund, während in lokalen Systemen Wertschätzung und Respekt<br />

im Umgang miteinander vorherrschen. Beziehungen in lokalen Netzwerken sind<br />

intensiver und persönlicher, da die Produzenten direkt mit dem Kunden in Kontakt<br />

stehen. Des Weiteren sind Beziehungen zwischen Verarbeitern/Konsumenten und<br />

Produzenten in regionalen Netzwerken sehr wichtig, da beide Seiten durch<br />

gemeinsamen Austausch und die damit einhergehenden höheren Transparenz,<br />

durch Rückmeldungen und faire, nicht auf Konkurrenz basierende Beziehungen,<br />

davon profitieren können (Milestad et al., 2010).<br />

Eine zu starke Abhängigkeit von globalen Netzwerken kann jedoch auch negative<br />

Folgen mit sich ziehen, beispielsweise bei einer zu starken Betonung der<br />

Wirtschaftlichkeit, welche durch die höhere Dichte der Anbieter forciert wird. Eine<br />

solche Ausrichtung birgt die Gefahr der Aufgabe kleinstrukturierter Produzenten,<br />

9


wodurch es zu einer Veränderung des Landschaftsbildes kommen kann. Folglich ist<br />

ein gemeinsames Miteinander von globalen und lokalen Netzwerken <strong>für</strong> beide Seiten<br />

wichtig, denn die meisten lokal orientierten Erzeuger wären nicht in der Lage zu<br />

überleben bzw. ihr Einkommen zu sichern, würden sie lediglich lokal vermarkten<br />

(Schönhart et al., 2009).<br />

Demnach ist es notwendig, geeignete Schritte zu wählen um ein regionales<br />

Lebensmittelsystem aufrecht zu erhalten. Hier spielt der Begriff Resilienz eine Rolle.<br />

Ein resilientes System ist durch Selbstorganisation, Lern- und Anpassungsfähigkeit,<br />

sowie einer Pufferkapazität gekennzeichnet. Besonders der ökologische <strong>Landbau</strong>,<br />

der auch als eine Initiative gegen die agrarpolitische Entwicklung der letzten<br />

Jahrzehnte gegründet wurde, erfüllt viele der Resilienzkriterien. Die Pufferkapazität<br />

auf betrieblicher Ebene ist gegeben durch das ökologische Know- How des Bauern,<br />

durch die Diversität der Fruchtfolge und die damit einhergehende Flexibilität.<br />

Selbstorganisation findet man auf biologischen Betrieben im geschlossenen<br />

Betriebskreislauf, sowie in den Kooperationen und Netzwerken, wie beispielsweise<br />

Ab-Hof-Vermarktung. Feedback-Mechanismen, wie es bei einem direkten Kontakt zu<br />

Kunden, oder aber über den Ertrag der Fall ist und das Nutzen dieser Informationen<br />

kennzeichnen die Lern- und Anpassungsfähigkeit ökologischer Betriebe. Der<br />

ökologische <strong>Landbau</strong> ist stärker auf diese Mechanismen angewiesen, da ein rasches<br />

Eingreifen durch externe Mittel, wie beispielsweise Pestizide, nicht möglich ist<br />

(Milestad und Darnhofer, 2003).<br />

In den letzten Jahren ist jedoch eine Entwicklung zu erkennen, die diesem Prinzip<br />

nicht mehr folgt. Die so genannte „Konventionalisierung“ bezeichnet die Übernahme<br />

von Strukturen und Handlungen der konventionellen Landwirtschaft. Das<br />

betriebswirtschaftliche Denken ist vorwiegend von ökonomischen Überlegungen<br />

geprägt (Lindenthal et al., 2008). Durch Abhängigkeiten von Großhändlern und die<br />

zunehmende Spezialisierung geht die notwendige Flexibilität verloren. Zunehmende<br />

Marktanforderungen, wie hohe Qualität in einem vorgegebenen zeitlichen Rahmen,<br />

höchste Uniformität der Produkte und ein niedriger konkurrenzstarker Preis,<br />

gefährden den biologischen <strong>Landbau</strong> und sein Innovationspotential (Milestad und<br />

Darnhofer, 2003).<br />

Der „Bio Boom“ der letzten Jahre trug den biologischen Gedanken an den<br />

Konsumenten heran und schaffte eine Sensibilisierung in dieser Thematik. Jedoch<br />

ging mit der gesteigerten Nachfrage eine zunehmende Intensivierung und<br />

Spezialisierung der Betriebe einher. Dies führte zu anderen Verarbeitungs- und<br />

Vermarktungsstrategien, die dem konventionellen System ähnlicher sind als der Idee,<br />

die der biologischen Landwirtschaft zugrunde liegt. Das Streben nach dem<br />

Ertragsmaximum sowohl im tierischen als auch im pflanzlichen Bereich, ist jedoch<br />

nicht kompatibel mit dem Kreislaufsystem des <strong>ökologischen</strong> <strong>Landbau</strong>s. Eine<br />

Reduktion auf gewinnbringende Kulturen und die Einfuhr von externen Hilfsmitteln<br />

bringen nicht nur das Betriebssystem aus dem Gleichgewicht, sondern beinhalten<br />

auch die Gefahr des Werteverlustes. Die Werte des biologischen <strong>Landbau</strong>s müssen<br />

gestärkt werden, um negative Konsequenzen auf Lebensmittelsicherheit und -qualität<br />

durch eine intensivere Produktion zu vermeiden. Andernfalls würde es zu einer<br />

Gefährdung der Glaubwürdigkeit gegenüber des Konsumenten kommen (Lindenthal<br />

et al., 2008)<br />

Die Konventionalisierung im Ökolandbau ist jedoch auch auf überbetrieblicher Ebene<br />

in den Bio-Verbänden zu finden, welche zunehmend auf wirtschaftliche Aspekte<br />

fokussiert sind. Dadurch werden oftmals ursprüngliche Tätigkeiten, wie Beratung<br />

oder Unterstützung von Innovationen vernachlässigt. Der vom Handel ausgeübte,<br />

10


zunehmende Preisdruck, wird über die Verarbeiter an die Erzeuger weitergeben.<br />

Auch in sozialer Hinsicht kommt es zu einer stärkeren Ökonomisierung. Beziehungen<br />

sind durch einen geringen Austausch der Landwirte untereinander sowie zu andern<br />

Beteiligten gekennzeichnet (Lindenthal et al., 2008)<br />

Selbst in der Verarbeitung und Vermarktung kommt es zu einem Strukturwandel. Die<br />

Verarbeitung biologischer Produkte ähnelt stark der konventionellen<br />

Verarbeitungsweise. Zunehmender Verarbeitungsgrad, steigende Zahl an<br />

Zusatzstoffen, hoher Energie-, Verpackungs- und Transportaufwand sind Beispiele<br />

<strong>für</strong> eine derartige Entwicklung (Lindenthal et al., 2008).<br />

Regionale Netzwerke bieten durch ihre Struktur, die durch persönlichen Bezug zu<br />

den Kunden geprägt ist, eine Möglichkeit, der Konventionalisierung entgegen zu<br />

wirken. Die Anonymität, wie sie in großen Supermärkten vorhanden ist, geht in<br />

regionalen Systemen verloren und Kunden finden durch Transparenz und Vertrauen,<br />

welche vermehrt gefördert werden, einen neuen Zugang zu Lebensmitteln. Landwirte<br />

können durch Teilnahme an solchen Netzwerken ihre Abhängigkeit von großen<br />

Lebensmittelketten verringern und durch ein breiteres Spektrum an<br />

Vermarktungsmöglichkeiten Resilienz auf ihrem Betrieb verwirklichen.<br />

2.2 Was ist CSA – Community Supported Agriculture?<br />

CSA ist ein Modell der Zusammenarbeit zwischen Erzeugern und Verbrauchern. Die<br />

Besonderheit dabei ist, dass die Produkte der Landwirtschaft nicht oder nur teilweise<br />

über den Markt vertrieben werden. Stattdessen fließen sie in einen neuen<br />

Wirtschaftskreislauf, der neben dem landwirtschaftlichen Betrieb auch die<br />

Verbraucher der landwirtschaftlichen Produkte mit einbezieht (Kraiß und Van Elsen,<br />

2008). Die Konsumenten müssen folglich nicht einzelne Produkte kaufen, sondern<br />

den Betrieb als Ganzes finanziell tragen. Wesentlich dabei ist, dass die<br />

landwirtschaftlichen Erzeugnisse keinen Preis haben und somit auch nicht einzeln<br />

bezahlt werden. Vielmehr werden die Unkosten des Betriebes mitfinanziert und somit<br />

auch die Verantwortung und das Risiko auf alle Beteiligten aufgeteilt. Die finanziellen<br />

Ausgaben des Betriebes (Löhne, Steuern, Einkäufe, etc.) werden im Vorfeld jeweils<br />

<strong>für</strong> ein Jahr kalkuliert. Die gesamten Kosten werden auf alle beteiligten Konsumenten<br />

aufgeteilt. Während die Konsumenten also direkte Vorauszahlungen <strong>für</strong> deren<br />

Betrieb leisten, verpflichten sich die LandwirtInnen ihrerseits, qualitative Produkte<br />

anzubieten, die die Bedürfnisse und Erwartungen der Konsumenten so weit als<br />

möglich erfüllen (Gärtnerhof Entrup, 2010). „Die hinter dem CSA-Konzept stehende<br />

Grundidee ist, dass ein Hof sein Umfeld mit Lebensmitteln versorgt, während das<br />

Umfeld den Hof mit nötigen (Finanz-) Mitteln versorgt, um gut wirtschaften zu<br />

können. Beide Parteien stehen hier in wechselseitiger Verantwortung“ (Kraiß, 2008).<br />

Die Verteilung der Ernte kann dabei auf unterschiedliche Weise erfolgen: Zustellung<br />

über Gemüsekisten oder Abholung ab Hof, portioniert oder nicht portioniert. Die<br />

Organisation von CSA-Betrieben hängt stark von den Beteiligten ab und wird meist<br />

ganz individuell gestaltet.<br />

Gemeinsam ist ihnen jedoch die Überzeugung, dass Landwirtschaft nicht<br />

gewinnorientiert sondern menschenorientiert sein soll (Kraiß, 2008).<br />

Die Grundidee von CSA ist sehr alt und lässt sich in ähnlicher Form bei einigen alten<br />

Völkern, wie den Inka, finden. Durch die zunehmende Profitorientierung der<br />

Landwirtschaft im 20. Jahrhundert und den daraus resultierenden Folgen wurde<br />

11


seitens der Produzenten und auch der KonsumentenInnen mehr und mehr nach<br />

Alternativen <strong>für</strong> die Landwirtschaft gesucht. So entstanden in den frühen 1960er<br />

Jahren in Japan und im deutschsprachigen Raum partnerschaftliche Kooperationen<br />

zwischen VerbraucherInnen und ErzeugerInnen. Das CSA-Konzept entwickelte sich<br />

somit an verschiedenen Orten der Welt unabhängig. Heute gibt es in Deutschland<br />

acht und in Amerika an die 2500 CSA-Betriebe, die Tendenz ist steigend (Kraiß,<br />

2008).<br />

Um eine Gemeinschaft versorgen zu können, braucht es vielfältige Höfe. Während<br />

die industrialisierte Landwirtschaft die Spezialisierung fördert, unterstützt das CSA-<br />

Konzept die Diversifizierung. Eine große Vielfalt lässt sich auch in der Ausführung<br />

des CSA-Konzeptes finden. CSA-Betriebe sind sehr unterschiedlich: Produzenten<br />

arbeiten alleine oder im Zusammenschluss miteinander, Konsumenten können in den<br />

Arbeitsprozess eingebunden werden oder nicht, etc. Die Beteiligten selbst<br />

bestimmen in dem Fall die „Spielregeln“, welche somit nicht von oben auferlegt<br />

werden. Das CSA-Konzept bietet vor allem kleinen, vielfältigen Betrieben die<br />

Möglichkeit, sich zu etablieren. Die Ausweitung des CSA-Konzeptes ist mehr eine<br />

Bewusstseinsfrage als eine Preisfrage (Kraiß, 2008).<br />

12


3 Methoden<br />

Dieser Bericht wurde im Rahmen der Lehrveranstaltung „Projekt: ökologische<br />

Landwirtschaft und regionale Entwicklung“ erarbeitet. Insgesamt waren vierzehn<br />

Studenten daran beteiligt, wovon die Mehrheit aus den Studiengängen<br />

Landwirtschaft oder ökologische Landwirtschaft kommt und somit schon spezifisches<br />

Wissen in das Projekt mit ein brachten.<br />

Die Informationssammlung über die Netzwerke erfolgte hauptsächlich mittels<br />

Interviews der Akteure in den einzelnen Bioregionalen Netzwerken. Durch die<br />

Einzigartigkeit jedes Netzwerkes und der prioritären Bedeutung der sozialen<br />

Bindungen innerhalb der Netzwerke waren qualitative Interviews eine geeignete<br />

Möglichkeit, darüber Erfahrungen zu sammeln.<br />

3.1 Rollenverteilung<br />

Die Projektgruppe teilte sich in drei Untergruppen, welche jeweils ein Bionetzwerk<br />

behandelte, außer der Gruppe Ochsenherz, welche auch noch das Netzwerk Nets<br />

behandelte. In den Untergruppen gab es jeweils einen Verantwortlichen <strong>für</strong> die<br />

Erstellung des Interviewfragebogens und der Präsentation. Durch die kleine<br />

Gruppengröße und die gute Projektkultur war teilweise eine genaue Rollenverteilung<br />

nicht möglich, da jeder den anderen unterstützte und es durch die im Vorhinein nicht<br />

absehbare Komplexität eines Projektes zu starken zeitlichen Improvisationen kam.<br />

Durch die Abhängigkeit untereinander in der Erarbeitung des Endberichtes kam es<br />

zu starken Verzögerungen bei gewissen Arbeitspaketen. In Tabelle 1 ist die<br />

Aufteilung der Gesamtgruppe auf die einzelnen Netzwerke ersichtlich.<br />

Tabelle 1: Aufteilung der Gruppe auf die einzelnen Netzwerke<br />

Verantwortlicher Mitarbeiter<br />

Projektkoordination Christof Lindinger<br />

Gruppe Bioalpin Manuel Kirisits Andrea Ludwig<br />

Johanna Bischof<br />

Maria Chrysopoulos<br />

Rita Urabl<br />

Gruppe Bio-Lutz Kerstin Schmalzmayer Doris Krickler<br />

Martin Ziegler<br />

Eva Maria Mair<br />

Gruppe Ochsenherz/Nets Petra Hirner Jürgen Renner<br />

Elmar Fischer<br />

Martina Beck<br />

3.2 Auswahl der Fallbeispiele<br />

Die Auswahl der Bionetzwerke erfolgte erst nach der Teilung der Gruppe in<br />

Untergruppen. Teilweise gab es einen persönlichen Bezug oder einfach nur<br />

Interesse am jeweiligen Netzwerk. Im Einzelnen waren es aber dann folgende<br />

Gründe warum die jeweiligen Netzwerke ausgewählt wurden.<br />

13


Bio-Lutz wurde aus folgenden Gründen ausgewählt:<br />

• Dieses Netzwerk, bestehend aus 150 Landwirten hat eine gewisse Größe, die<br />

es <strong>für</strong> eine nähere Betrachtung interessant macht.<br />

• Bio-Lutz zählt zu den Biopionieren weil seit 1978 ökologische Landwirtschaft<br />

betrieben wird und somit ein langjähriger Erfahrungsschatz vorhanden ist.<br />

• Es werden nicht nur heimische Produkte angeboten sondern auch<br />

internationale Lebensmittel, um den Kunden eine ganzjährige Belieferung<br />

garantieren zu können.<br />

• Das Netzwerk beliefert Großküchen was im Biosektor sehr selten ist.<br />

• Es werden über eine eigene Kühllogistik die Konsumenten versorgt.<br />

BioAlpin wurde aus folgenden Gründen ausgewählt:<br />

• Es ist eine Genossenschaft die sowohl von Bio-Bergbauern als auch von Bio-<br />

Erzeugern gegründet wurde.<br />

• Sowohl die Bauernschaft als auch der Handel haben eine gleichwertige<br />

Verhandlungsposition.<br />

• Dieses Bionetzwerk hat einen starken Bezug zu Berg- und Grünland, und wir<br />

haben in unserer Kleingruppe besonderes Interesse an dieser Form der<br />

Landwirtschaft.<br />

• Diese Genossenschaft tritt <strong>für</strong> eine nachhaltige und zukunftsfähige<br />

Landwirtschaft im alpinen Raum ein.<br />

• Es ist das erste Bio Produkte Netzwerk, welches seine eigene Erzeugermarke<br />

in Supermärkten absetzt und dabei ein vielseitige Produktpalette anbietet.<br />

• In diesem Netzwerk werden nur Produkte aus der Region Tirol verarbeitet.<br />

• Die Genossenschaft unterstützt die kleinbäuerlich strukturierte<br />

Berglandwirtschaft, die wesentlich <strong>für</strong> die Erhaltung der typischen Tiroler<br />

Kulturlandschaft ist und diese durch ihre Bewirtschaftungsform aufrecht erhält.<br />

Gärtnerhof Ochsenherz wurde aus folgenden Gründen ausgewählt:<br />

• Die Konsumenten sind durch das CSA keine passiven Verbraucher sondern<br />

aktive Mitarbeiter.<br />

• CSA stellt in Österreich eine ganz neuartige Möglichkeit der Vermarktung dar.<br />

• Die Vielfältigkeit die am Hof betrieben wird ist sowohl strukturell (Vernetzung mit<br />

Arche Noah, Reinsaat, etc.) als auch biologisch (alte Sortenraritäten).<br />

Nets wurde aus folgenden Gründen ausgewählt.<br />

• Ist ein Zusammenschluss von Bauern, die gemeinsam Gemüsekisten<br />

vermarkten.<br />

• Es wird über eine mögliche Implementierung von CSA nachgedacht.<br />

• Es wird versucht ein ganzheitliches ökologisches Verständnis in der<br />

Bevölkerung zu erarbeiten.<br />

3.3 Vorbereitung der Interviews.<br />

Als erstes erarbeitete jede Untergruppe <strong>für</strong> sich zu jeder Forschungsfrage drei<br />

Unterpunkte. Von jeder Untergruppe wurde dann jeweils eine Person im Vorfeld<br />

ausgewählt, die <strong>für</strong> die Erstellung des eigentlichen Fragenkataloges zuständig war.<br />

Diese drei Personen setzten sich zusammen und brachten ihre unterschiedlichen<br />

14


Unterpunkte zu den Forschungsfragen auf einen einheitlichen Nenner, um später die<br />

einzelnen Netzwerke untereinander besser vergleichen zu können.<br />

1. Forschungsfrage: Wie entstehen und entwickeln sich regionale Netzwerke?<br />

• Wie kam es zur Gründung des Netzwerkes?<br />

• Welche Meilensteine waren relevant in der Entwicklung?<br />

• Welche zukünftigen Entwicklungen werden angestrebt?<br />

2. Forschungsfrage: Wie organisieren sich regionale Netzwerke?<br />

• Welche Akteure sind im Netzwerk beteiligt?<br />

• Welche rechtliche Organisationsform wurde gewählt? Warum?<br />

• Welche Vermarktungsstrategien werden verfolgt?<br />

3. Forschungsfrage: Welche Stärken und Schwächen weisen regionale Netzwerke<br />

auf?<br />

• Welche Stärken charakterisieren das Netzwerk?<br />

• Welche Schwächen charakterisieren das Netzwerk?<br />

• Wo gibt es Verbesserungsbedarf?<br />

4. Forschungsfrage: Welche Stellung und Bedeutung hat das regionale Netzwerk <strong>für</strong><br />

die Region?<br />

• Welche Stellung hat das Netzwerk <strong>für</strong> die Region (ökonomisch, ökologisch und<br />

sozial) und welche Entwicklungen ergeben/ergaben sich dadurch?<br />

• Welche Bedeutung hat das Netzwerk <strong>für</strong> die Akteurgruppen? (Was hat sich<br />

verbessert? Wie würde es ausschauen ohne das Netzwerk?)<br />

5. Welche Stellung und Bedeutung hat CSA in Österreich?<br />

Aufbauend auf diesen einheitlichen Forschungsfragenkatalog wurden die jeweiligen<br />

spezifischen Interviewfragen erstellt. Beim Interviewfragenkatalog wurde<br />

unterschieden, ob der Geschäftsführer oder die Initiatoren des Netzwerkes, die<br />

einzelnen Produzenten und die Konsumenten oder die Abnehmer der Produkte des<br />

Netzwerkes befragt wurden. Im Anhang befinden sich die einzelnen<br />

Interviewleitfäden.<br />

15


3.4 Durchführung der Interviews<br />

Im Folgenden wird der Ablauf der durchgeführten Interviews beschrieben. Um die<br />

Anonymität zu gewährleisten, werden die Interviewpartner nur durch einen Code<br />

gekennzeichnet. In den folgenden Unterkapiteln wird den befragten Personen jeweils<br />

ein Identifikationscode zugeordnet.<br />

3.4.1. Durchführung der Interviews in der Gruppe Bio-Lutz<br />

Nachdem die Forschungsfragen der gesamten Gruppe festgestanden sind, haben<br />

wir damit begonnen, die Fragen an die einzelnen Akteure im Netzwerk zu<br />

formulieren, dass heißt, spezielle Fragen <strong>für</strong> den Geschäftsführer und den Gründer<br />

des Netzwerkes, weiters <strong>für</strong> die Produzenten und <strong>für</strong> die Abnehmer. Befragt wurden<br />

drei Akteure aus der Gruppe der Abnehmer, drei aus der Gruppe der Produzenten,<br />

zu denen auch der Gründer des Netzwerkes zählt, und der Geschäftsführer (siehe<br />

Tabelle 12). Zu erwähnen ist, dass wir den Gründer, Herrn Leopold, trotzdem er zu<br />

der Gruppe der Produzenten, sprich den Landwirten zählt, in einem gemeinsamen<br />

Interview mit dem Geschäftsführer befragten und nicht die Fragen <strong>für</strong> Landwirte<br />

stellten, da er zu den Hauptverantwortlichen des Netzwerkes gehört.<br />

Tabelle 2: Interviewpartner Netzwerk Bio-Lutz<br />

Name Tätigkeit<br />

IP_AN_1 „Haus Wienerberg“ Kuratorium Wiener<br />

Pensionistenwohnhäuser, Küchenleitung<br />

IP_AN_2 „Landesklinikum Weinviertel Stockerau“,<br />

Küchenleitung<br />

IP_LW_1 Netzwerkgründer<br />

IP_GF Geschäftsführung Bio-Lutz<br />

IP_LW_2 Landwirtin. Milchviehhaltung, Getreide<br />

und Obst- und Gemüsebau<br />

IP_LW_3 Betriebsleitung Adamah<br />

IP_AN_3 Caritas Haus „St. Klemens“<br />

Küchenleitung<br />

Die Kontaktadressen bekamen wir vom Geschäftsführer, welcher unsere erste<br />

Ansprechperson war.<br />

Wir führten die Interviews zwischen Mittwoch, den 28. April und Freitag, den 21. Mai<br />

2010 durch. Unsere ersten zwei Interviewpartner waren jeweils zwei Leiter von<br />

Großküchen, was einerseits schwierig war, da wir noch kaum etwas über die<br />

Organisation vom Netzwerk wussten, andererseits aber auch sehr spannend, weil wir<br />

uns langsam an das Netzwerk herantasten konnten. Nach diesen zwei Interviews<br />

fuhren wir nach Wieselburg zum Gründer und zum Geschäftsführer und führten das<br />

längste und informationsreichste Interview. Wir erhielten einen umfangreichen<br />

Einblick in die Geschichte der Entstehung und in die Organisation des Netzwerkes.<br />

Zusätzlich hatten wir am selben Tag noch ein weiteres Interview mit einer<br />

Produzentin aus Wieselburg. Die letzten zwei Interviews Mitte April führten wir mit<br />

einer Küchenchefin und einem Lieferanten.<br />

16


Bei den Interviews achteten wir grundsätzlich darauf, dass wir mindestens zu dritt<br />

waren, was uns auch gelang, bis auf ein Interview mit einem Lieferanten. Der Grund<br />

da<strong>für</strong> war, dass wir es beim ersten Interview als sehr angenehm empfunden hatten,<br />

wenn zwei Personen die Fragen stellen und eine <strong>für</strong> die Mitschrift verantwortlich ist.<br />

Positiv daran ist, wenn man zu zweit <strong>für</strong> die Fragenstellung verantwortlich ist, dass<br />

mehr Zwischenfragen aufkommen und dass man sich auch mal zurücklehnen kann<br />

und nur aufmerksam zuhören kann. Zusätzlich zu den schriftlichen Aufzeichnungen<br />

während des Interviews hatten wir bei den ersten vier Interviews ein Aufnahmegerät<br />

dabei. Als besonders wichtig erschien es uns, das Interview vom Geschäftsführer<br />

und vom Gründer aufzuzeichnen, da dieses Gespräch sehr viel einzelne Details und<br />

Informationen enthielt, die uns nicht möglich gewesen wären alle aufzuschreiben.<br />

Das ist auch der Grund da<strong>für</strong>, dass wir nur dieses Interview transkribiert haben. Bei<br />

den ersten zwei Interviews machten wir zwar Aufnahmen, wir verwendeten das<br />

Material aber nur als Zusatzinformation.<br />

Interessant war die Erfahrung, die wir beim ersten Interview machten. Der<br />

Küchenchef fragte uns, ob er sich die Fragen anschauen kann, damit er weiß, was<br />

wir wissen wollen. Ohne nachzudenken, gaben wir sie ihm. Somit sind wir relativ<br />

wenig zum Fragen gekommen, weil er größtenteils die Fragen selbst gelesen hat und<br />

dann beantwortet. Bei den nächsten Interviews lösten wir dieses Problem dadurch,<br />

dass wir in der einleitenden Erklärung über unser Projekt und wer wir sind, zusätzlich<br />

auch schon eine kurze Übersicht über die Fragen gaben, damit die Interviewten<br />

ungefähr bescheid wussten.<br />

Die Dauer der Interviews lag zwischen einer Stunde, bei den Abnehmern und<br />

Produzenten, und drei Stunden beim Geschäftsführer und Gründer. Jeder der<br />

Befragten nahm sich ausreichend Zeit, um unsere Fragen zu beantworten und uns<br />

einen guten Überblick zu geben.<br />

3.4.2. Durchführung der Interviews in der Gruppe BioAlpin<br />

Bei der Auswahl der Interviewpartner wurde großer Wert auf die unterschiedlichen<br />

Tätigkeiten der Interviewpartner im Netzwerk gelegt. Es wurde versucht, vom<br />

Urproduzenten bis zur Geschäftsführung sämtliche Aufgabenfelder abzudecken.<br />

Folgende sieben Personen wurden schlussendlich befragt (Tabelle 3):<br />

Tabelle 3: Interviewpartner BioAlpin<br />

Name Tätigkeit<br />

IP_BA_1 Geschäftsführung Bioalpin<br />

IP_BA_2 Einkauf MPreis<br />

IP_BA_3 Milchbauer<br />

IP_BA_4 Milchbauer<br />

IP_BA_5 Milchverarbeiter<br />

IP_BA_6 Gemüseproduzent u. -verarbeiter<br />

IP_BA_7 Gemüseproduzent u. -verarbeiter<br />

IP_BA_all Alle (Aussagen die damit gekennzeichnet<br />

sind wurden von allen getätigt)<br />

Um den 20. April 2010 wurden der Geschäftsführer von BioAlpin, der Obmann der<br />

Genossenschaft BioAlpin, und der Einkaufsleiter von MPreis von der Kleingruppe<br />

17


BioAlpin kontaktiert und Ihnen unsere Bitte <strong>für</strong> ein Interview bzw. <strong>für</strong> die Vermittlung<br />

eines passenden Interviewpartners entgegengebracht. Der Geschäftsführer von<br />

BioAlpin und der Einkaufsleiter von MPreis waren bereit, den Autoren ein Interview<br />

zu geben und somit wurden Termine <strong>für</strong> den 30. April und 1. Mai 2010 fixiert. Der<br />

Obmann von BioAlpin wurde um die Vermittlung von zwei oder drei Interviewpartnern<br />

bei Milchviehbetrieben gebeten, da Milchprodukte seit Gründung des Netzwerks über<br />

BioAlpin vermarktet werden und den größten Anteil am Sortiment innehaben. Des<br />

Weiteren wurde Kontakt mit Verarbeitern und Produzenten aus dem Netzwerk<br />

Bioalpin aufgenommen. Durch etwas Organisationsgeschick und einer großen<br />

Portion Glück war es möglich, alle sieben Interviews auf diese beiden Tage zu legen.<br />

Sowohl die Durchführung der Interviews, als auch die Organisation gestalteten sich<br />

ohne größere Probleme und wurde von Andrea, Johanna und Manuel übernommen.<br />

Die von uns besuchten Betriebe sind im Tiroler Unterland, zwischen Kufstein und<br />

Innsbruck angesiedelt und wurden an zwei aufeinanderfolgenden Tagen unter<br />

Einhaltung eines genauen Zeitplans besucht.<br />

Die Nachbearbeitung und Auswertung der Interviews sollte aber nicht weniger Arbeit<br />

erfordern. Zwei Gruppenmitglieder konnten bei der Durchführung der Interviews<br />

durch eine Terminkollision nicht teilnehmen und übernahmen daher die Transkription.<br />

Mit viel Geduld und großem Zeitaufwand wurden sämtliche aufgezeichnete<br />

Interviews niedergeschrieben, und so jede Frage der Interviewleitfäden durch<br />

indirekte Reden und teilweise auch ganzen Zitate beantwortet.<br />

3.4.3. Durchführung der Interviews in der Gruppe Ochsenherz/Nets<br />

• Ochsenherz<br />

Die CSA-Gruppe beschloss aufgrund der Besonderheiten ihres Netzwerkes sowohl<br />

Produzenten als auch Konsumenten zu interviewen. In dem gewählten Netzwerk<br />

spielen VerbraucherInnen eine sehr zentrale Rolle. Der Gärtnerhof Ochsenherz<br />

befindet sich erst in der Entwicklungsphase zu einem CSA-Betrieb und besteht aus<br />

einem einzigen Produzenten und rund 50 Konsumenten. Mögliche, zukünftige<br />

Vernetzungsbetriebe des Produzenten sollten ebenfalls interviewt werden. Aufgrund<br />

der jungen Entwicklungsphase des CSA-Betriebes waren diese jedoch noch zu<br />

wenig konkret und daher <strong>für</strong> unsere Arbeit wenig interessant. Der Schwerpunkt der<br />

Interviews der CSA-Gruppe lag daher bei den Konsumenten selbst. Sie sind bei CSA<br />

von Anfang an dabei und gestalten das Netzwerk aktiv mit. Als CSA-Konsumenten<br />

kamen <strong>für</strong> die Gruppe die derzeitigen „Gemüse-Kistl-BezieherI“ des Gärnterhofes in<br />

Frage. (Die Gemüsekiste wird als erstes Sprungbrett in Richtung CSA-Betrieb<br />

gesehen). Die Kontaktdaten der „Kistl-Bezieher“ erhielten wir - jeweils nach<br />

Absprache der Beteiligten - einerseits von Stephan Pabst sowie vom Produzenten<br />

selbst. Stephan Pabst studiert auf der BOKU und ist bei der Gestaltung des CSA-<br />

Netzwerkes beteiligt. Er sieht sich in der Vermittlerrolle von VerbraucherInnen und<br />

Erzeuger und wollte selbst nicht befragt werden, da er mehr die Rolle des Mediators<br />

einnimmt. Das Interview mit dem Produzenten Peter Lassnig wurde von Jürgen<br />

Renner und Petra Hirner am Ochsenherzhof geführt. Vor dem Interview führte uns<br />

Herr Lassnig durch seinen Betrieb und erklärte uns seine Wirtschaftsweise. Das<br />

Interview wurde im Anschluss in seinem Büro durchgeführt und auf Tonband<br />

aufgezeichnet. Die Dauer des Interviews betrug rund 2 Stunden und Herr Lassnig<br />

war ein sehr offener Gesprächspartner. Die Interviews mit den vier Konsumenten<br />

wurden – bis auf eines – aufgrund terminlicher Schwierigkeiten telefonisch<br />

durchgeführt und mittels Notizen vermerkt. Sie wurden von Jürgen Renner und<br />

18


Martina Beck durchgeführt. Die Konsumenten waren uns gegenüber sehr offen und<br />

ehrlich.<br />

• Nets<br />

Für die Analyse des Netzwerks NETs entschied sich die Gruppe, die<br />

Geschäftsführerin einer regionalen Zweigstelle zu interviewen. Da sie keine<br />

Produzentin ist und die Zweigstelle selbst aufgebaut hat, verfügt sie über einen guten<br />

Überblick von Produzenten und Konsumenten sowie über die<br />

Entwicklungsgeschichte des Netzwerks. Das Interview wurde alleine und persönlich<br />

vor Ort durchgeführt. Die Regionalstellenleiterin wurde bei ihr zuhause interviewt. Mit<br />

ihrem Einverständnis wurde auch handschriftlich alles niedergeschrieben. Das<br />

Interview dauerte über 4 Stunden, da auch viele Punkte besprochen wurden, die<br />

nicht direkt mit dem Geschäft in Verbindung standen. Der ganzheitliche ökologische<br />

Gedanke wurde gemeinsam diskutiert und Adressen von ethisch denkenden Firmen<br />

empfohlen. Die Geschäftsführerin erwähnte im Gespräch viele andere Partner und<br />

Bauern, die <strong>für</strong> einen Besuch offen seien. Lernen und Mitteilen ist bei diesem<br />

Netzwerk sehr wichtig. Anschließend wurden der Hofladen und die Produkte näher<br />

begutachtet, um eine Vorstellung der Vermarktung zu vermitteln. Sie stellte ein<br />

aktuelles Video aus der Mediathek zur Verfügung, um die Idee von NETs und ihre<br />

Argumente besser beschreiben zu können. Der Gründer und Geschäftsführer in<br />

Steyr wurde von ihr besonders empfohlen, da er sehr motivieren kann und seine<br />

Ideen als Visionen darstellen kann.<br />

Tabelle 4: Interviewpartner Netzwerk Ochsenherz und Nets<br />

Name Tätigkeit<br />

IP_CSA_1 Betriebsinhaber vom Gärtnerhof<br />

Ochsenherz<br />

IP_CSA_2 Konsumentin vom Gärtnerhof<br />

Ochsenherz<br />

IP_CSA_3 Konsument vom Gärtnerhof Ochsenherz<br />

IP_CSA_4 Konsumentin vom Gärtnerhof<br />

Ochsenherz<br />

IP_CSA_5 Konsumentin vom Gärtnerhof<br />

Ochsenherz<br />

IP_NET_1 Zweigstellenleitung Nets<br />

3.5 Nachbearbeitung der Interviews<br />

Nachdem die Interviews abgeschlossen und transkribiert wurden, fand eine<br />

vergleichende Diskussion in der Gesamtgruppe statt. Es wurden wieder zwei<br />

Kleingruppen gebildet, welche sich aus einzelnen Mitgliedern der schon<br />

vorhandenen Gruppen zusammensetzten, um so eine bessere Diskussionsführung<br />

zu bewerkstelligen. Je Kleingruppe wurden zwei Forschungsfragen behandelt wie in<br />

der unten angeführten Tabelle dargestellt. Während der Diskussion wurden die<br />

wichtigsten Aussagen gleich am Laptop protokolliert. Die Vergleichende Diskussion<br />

verlief über drei Stunden.<br />

19


Tabelle 5: Aufteilung der Forschungsfragen in Diskussionsgrupppen<br />

Forschungsfrage 1: Netzwerkentstehung und 3: Strength und Weakness<br />

Bioalpin Bio-Lutz Ochsenherz/Nets<br />

Rita Urabl Eva Maja Martina Beck<br />

Manuel Kirisits Martin Ziegler Elmar Fischer<br />

Forschungsfrage 2: Soziale Struktur und 4: Stellung und Bedeutung des Netzwerks<br />

Bioalpin Bio-Lutz Ochsenherz/Nets<br />

Johanna Bischof Kerstin Schmalzmayer Petra Hirner<br />

Maria Chrysopoulos Doris Krickler Jürgen Renner<br />

3.6 Erstellen des Endberichtes<br />

Nach der Diskussion wurden pro Forschungsfrage Zweier-Teams gebildet, welche<br />

sich wieder aus unterschiedlichen Gruppenmitgliedern zusammensetzten, um die<br />

einzelnen Forschungsfragen <strong>für</strong> den Endbericht zu verfassen. Des weiteren wurde<br />

die Schreibarbeit des Forschungsberichtes aufgeteilt wie in der folgenden Tabelle<br />

dargestellt.<br />

Tabelle 6: Aufteilung des Endberichtes<br />

Einleitung Eva Mair<br />

Literaturrezension Maria Chrysopoulos<br />

Material und Methoden Christof Lindinger<br />

Ergebnisse<br />

Bio-Lutz Martin Ziegler<br />

BioAlpin Manuel Kirisits<br />

CSA Ochsenherz und Nets Petra Hirner<br />

Diskussion der Forschungsfragen<br />

Netzwerkentwicklung Rita Urabl, Martina Beck<br />

Soziale Struktur Maria Chrysopoulos, Doris Krickler<br />

Stärken und Schwächen Andrea Ludwig, Elmar Fischer<br />

Bedeutung des Netzwerks in der Region Kerstin Schmalzmayer, Jürgen Renner<br />

Schlussfolgerung Christof Lindinger<br />

Zusammenfassung Doris Krickler<br />

Summary Kerstin Schmalzmayer<br />

Korrekturlesen Maria Chrysopoulos<br />

Formatierung Christof Lindinger<br />

20


4 Ergebnisse<br />

In den folgenden Kapiteln werden die einzelnen Netzwerke, basierend auf den<br />

Interviews, beschrieben. Zuerst wird auf die Gründung und Entwicklung<br />

eingegangen und die Organisation in ihrem Aufbau dargestellt. Weiters werden die<br />

Stärken und Schwächen der Netzwerke, sowie ihre Auswirkungen der Netzwerke auf<br />

die Region, aufgezeigt.<br />

Die Aussagen die sich auf einen Interviewpartner beziehen wurden durch einen<br />

Code anonymisiert. In Kapitel 3.4. befinden sich die Zuordnungen zu den jeweiligen<br />

Codes nach den einzelnen Netzwerken geordnet.<br />

4.1 Bio-Lutz<br />

Der Betrieb befindet sich in Wieselburg (Niederösterreich) und umfasst eine Größe<br />

von 53 ha mit Mutterkuhhaltung. Begonnen wurde mit 10 ha Grünland, Stiermast und<br />

Milchviehhaltung als Nebenerwerb. Später wurden zusätzlich 10 ha Grünland dazu<br />

gepachtet, auf welchen anfänglich noch konventionell gearbeitet wurde. Saatgut wird<br />

zugekauft, wobei auf Biodiversität und Landschaftspflege Wert gelegt wird.<br />

4.1.1. Gründung und Entwicklung<br />

Das Unternehmen Bio-Lutz zählt mit<br />

seinem Gründer Hr. Leopold zu einem<br />

der Biopioniere in der <strong>ökologischen</strong><br />

Landwirtschaft. Es verfügt somit über<br />

einen sehr großen Erfahrungswert,<br />

sowohl den Anbau als auch die<br />

Vermarktung betreffend. Um zu einem<br />

Netzwerk dieser Größe anzuwachsen<br />

waren viele wichtige Entscheidungen des<br />

Betriebsgründers Leopold Lutz und<br />

seiner Mitarbeiter notwendig.<br />

Abbildung 1: Bio-Lutz Logo (Bio-Lutz)<br />

Begonnen hat alles damit, dass der damals noch konventionell wirtschaftende<br />

Landwirt Leopold Lutz aus Wieselburg in Niederösterreich, durch einen Leserbrief in<br />

einer Zeitung auf den biologischen <strong>Landbau</strong> aufmerksam wurde.<br />

Herr Lutz interessierte sich sehr <strong>für</strong> diese Art der Landbewirtschaftung, sammelte<br />

zahlreiche Informationen, sah sich einige Bio-Betriebe an und war schließlich so<br />

überzeugt, dass er sich 1978 dazu entschloss, seinen Betrieb umzustellen.<br />

Nach anfänglich ernüchternden Ernteergebnissen, ging es dann mit der Zeit aber<br />

ständig bergauf, vor allem dann, als man begonnen hat verschiedene Gemüsesorten<br />

wie Karotten, Zwiebel, Kraut oder Sellerie anzubauen.<br />

Man begann dieses Gemüse ab Hof zu verkaufen und konnte die Produktion im<br />

Laufe der Zeit soweit steigern, dass Herr Lutz im Stande war ein Reformhaus in Linz<br />

mit seiner Ware zu beliefern.<br />

Er war auch Mitglied des ersten organisch biologischen Biovereines (ORBI) in<br />

Österreich, welcher zu dieser Zeit in Zusammenarbeit mit der Stadt Linz zwei Kioske<br />

<strong>für</strong> Bioprodukte betrieb. Diese Verkaufsaktivitäten des Vereins waren aber derart<br />

21


defizitär, dass man die Geschäfte verkaufen musste, beliefert hat man sie aber nach<br />

wie vor. (IP_LW_1)<br />

1986 ereignete sich der Reaktorunfall in Tschernobyl und dieser war <strong>für</strong> viele Leute<br />

der Anlass, bewusst biologische Lebensmittel zu erwerben. Vor allem das von Herrn<br />

Lutz erzeugte Getreide war derart begehrt, dass es bald vergriffen war. Die Kunden<br />

wollten aber nicht auf das biologisch erzeugte Getreide verzichten und konnten Herrn<br />

Lutz dazu bewegen, sich um den Nachschub zu kümmern. Das war der Zeitpunkt, an<br />

dem der Landwirt begonnen hat seine ausverkaufte Ware durch Zukauf von anderen<br />

Betrieben weiter <strong>für</strong> seine Kunden verfügbar zu machen. (IP_LW_1)<br />

1996 besichtigte eine Delegation der Wiener Pensionistenheime (KWP) den<br />

landwirtschaftlichen Betrieb in Wieselburg, von welchem sie über einen<br />

Zwischenhändler Karotten bezog. Die Delegation war von der Art und Weise und der<br />

Qualität wie an diesem Hof produziert wird begeistert und überredeten schließlich<br />

Leopold Lutz dazu, die KWP direkt zu beliefern.<br />

Nachdem diese Zusammenarbeit schon einige Zeit gut gelaufen war, forderte man<br />

aus organisatorischen Gründen von Seiten der KWP, dass Bio-Lutz nicht nur<br />

Karotten und rote Rüben, sondern ein weit breiteres Sortiment an Bio-Produkten<br />

liefern musste, um die KWP nicht als Kunden zu verlieren.<br />

Aus dieser Forderung heraus war nun die Notwendigkeit <strong>für</strong> einen Zusammenschluss<br />

von mehreren Landwirten gegeben. Es fanden sich schließlich vier Biobauern die der<br />

KWP dieses geforderte breite Sortiment bieten konnten. Aus diesem<br />

Arbeitsgruppenprojekt heraus, ist letztendlich der Handel in der Art entstanden, in der<br />

er heute als Frischdienst „Bio-Lutz“ existiert.<br />

Mittlerweile beliefern 150 Bio-Landwirte das Netzwerk mit ihren verschiedensten<br />

Produkten. Bio-Lutz wiederum verkauft seine Produkte an über 130 Kunden. Dieser<br />

Kundenstamm besteht fast zur Gänze aus Großküchen, die natürlich entsprechend<br />

große Mengen an Lebensmittel benötigen (IP_GF_1).<br />

„Für die Zukunft sind, nachdem wir in den letzten Jahren viele Investitionen getätigt<br />

haben, keine besonderen Ziele geplant. Wir wollen langsam und gesund wachsen“<br />

(IP_GF_1).<br />

Im Folgenden eine schematische Darstellung der zeitlichen Entwicklung des Bio-Lutz<br />

Netzwerkes (Abbildung 2).<br />

22


Abbildung 2 Meilensteine Bio-Lutz (eigene Darstellung)<br />

4.1.2. Organsiation von Bio-Lutz<br />

Das Netzwerk Bio-Lutz ist ein Frischedienst, der von 150 Landwirten beliefert wird.<br />

Dazu kommen noch verarbeitende Betriebe, die beispielsweise die gelieferten Bio-<br />

Produkte zu Salat oder Säften veredeln.<br />

Das zentrale Gebäude des Netzwerks befindet sich in Wieselburg in<br />

Niederösterreich. Hierhin gelangen sämtliche Produkte, werden von den 15<br />

beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gelagert und/oder kommissioniert<br />

und dann je nach Bedarf an die über 130 Kunden ausgeliefert (Abbildung 3), die ihre<br />

Ware telefonisch oder via Email geordert haben (IP_GF_1, IP_LW_1).<br />

Das Unternehmen Bio-Lutz ist seit 2009 eine GmbH, in der der Gründer Leopold Lutz<br />

als Inhaber und Geschäftsführer mit Gewähr und Peter Kadla als operativer<br />

Geschäftsführer angeführt sind.<br />

„Die GmbH ist <strong>für</strong> uns insofern eine sinnvolle Konstruktion, weil Leopold Lutz noch<br />

heuer 2010 in Pension gehen wird und sein Sohn Robert Lutz den Betrieb als<br />

Nachfolger übernehmen wird. Das funktioniert mit einer GmbH ganz einfach und<br />

unkompliziert.“ (IP_GF_1).<br />

23


150<br />

Landwirte<br />

130 Kunden<br />

BIO-<br />

LUTZ<br />

Abbildung 3: Netzwerk Bio-Lutz (eigene Darstellung)<br />

Veredelnde<br />

Betriebe<br />

(Säfte,<br />

Salate..)<br />

4.1.3. Stärken und Schwächen des Netzwerkes Bio-Lutz<br />

Im Laufe der durchgeführten Interviews fielen uns vor allem der große gegenseitige<br />

Respekt und die positive Zusammenarbeit der einzelnen Akteure auf. Bei den<br />

Interviews fiel sehr stark auf egal, ob mit Landwirten über das Unternehmen Bio-Lutz<br />

oder umgekehrt gesprochen wurde, so wurde ständig die gute Zusammenarbeit und<br />

der freundschaftliche Kontakt gelobt. Das gleiche positive Phänomen wurde auch bei<br />

den Interviews der Kunden dieses Netzwerkes festgestellt.<br />

Aus Sicht der Geschäftsführung ist die hohe Anzahl von 150 Produzenten aus<br />

verschiedenen Regionen eine große Stärke, denn diese Tatsache minimiert das<br />

Ausfallsrisiko von Ernten und stärkt somit die Verlässlichkeit, das breite Sortiment<br />

auch wirklich anbieten zu können (IP_GF).<br />

Ähnlich verhält es sich bei den Konsumenten. 130 kleinere Abnehmer bringen<br />

weitaus weniger Risiko mit sich als wenige Großkunden, denn hier würde man einen<br />

möglichen Verlust viel deutlicher spüren (IP_GF).<br />

Die hohe Qualität der Produkte, die verlässliche Lieferung, sowie das breite<br />

Sortiment – Angebot sind aus Sicht der Kunden die wesentlichen Stärken des<br />

Netzwerkes Bio-Lutz. Wenn bei einer Lieferung die Qualität nicht wie gewohnt<br />

anzutreffen ist, kann man die Ware ohne Probleme zurückgeben und bekommt da<strong>für</strong><br />

Ersatz oder Gutschriften. Äußerst positiv wird von den Kunden auch die Tatsache<br />

bewertet, dass Bio-Lutz den Service bietet, ganz spontane Bestellungen, die plötzlich<br />

notwendig geworden sind, wenn es irgendwie möglich ist sofort zu erfüllen (IP_AN_1,<br />

IP_AN_G).<br />

24


Die Landwirte, die an Bio-Lutz liefern, sind nicht gänzlich vom Netzwerk abhängig.<br />

Bio-Lutz bietet Ihnen sozusagen „nur“ einen sicheren zusätzlichen Absatzmarkt <strong>für</strong><br />

ihre Ware und einen Zusatzverdienst.<br />

Auch diese Akteure sind mit der Kommunikation mit der Geschäftsführung und der<br />

Verlässlichkeit untereinander sehr zufrieden. Für den Geschäftsführer ist das Pflegen<br />

der Kontakte zu den Kunden und den Lieferanten sehr wichtig. Dies geschieht<br />

einerseits telefonisch, andererseits gibt es immer wieder verschiedene<br />

Veranstaltungen, bei denen man sich persönlich trifft. Der persönliche Kontakt<br />

ermöglicht ihm auch, dass er, wenn er in einer Notfallsituation steckt und von heute<br />

auf morgen noch schnell etwas braucht, das Verständnis seiner Lieferanten da<strong>für</strong> hat<br />

und die ihm oft kurzfristig aushelfen können. Im Gegenzug dazu ermöglicht der<br />

Geschäftsführer den Lieferanten, wenn dieser zum Beispiel eine Überproduktion hat,<br />

die Ware in Form einer Aktion zu verkaufen (IP_GF).<br />

Die Preise <strong>für</strong> die Ware vom Bauer sind dieselben die auch von anderen Abnehmern<br />

ausbezahlt werden, <strong>für</strong> biologische Produkte bekommt man im Durchschnitt 30%<br />

mehr als <strong>für</strong> konventionelle Produkte. Eine interviewte Erdbeerbäuerin kann durch<br />

den Abnehmer Bio-Lutz zum Beispiel um 1000kg mehr Erdbeeren im Jahr verkaufen.<br />

Positiv daran ist, dass sie eine Abnahmesicherheit <strong>für</strong> eine große Menge Erdbeeren<br />

hat, welche sie nicht über die Direktvermarktung verkaufen könnte, wodurch sie aber<br />

auch einen niedrigeren Preis ausbezahlt bekommt (IP_LW_2, IP_LW_3).<br />

Auch <strong>für</strong> den Abnehmer sind die Preise <strong>für</strong> die Ware gleich wie jene vom<br />

Großhändler, sie sind jedoch bereit den Mehraufwand auf sich zu nehmen, da sich<br />

der Preis auch deutlich auf den Geschmack, zum Beispiel an einem Bio Apfel,<br />

auswirkt (IP_AN_3).<br />

Als Kritikpunkt wurde von den Bauern eine manchmal kurzfristige Bestellung seitens<br />

der Geschäftsführung angeführt.<br />

Was <strong>für</strong> die Kunden ein absolutes Plus von Bio-Lutz ist, stellt den einen oder<br />

anderen Landwirt doch vor nicht allzu geringe Probleme. So freut sich etwa eine<br />

Großküche die spontan eine Lieferung Erdbeeren braucht über die prompte Erfüllung<br />

ihrer Bestellung, der Landwirt aber muss binnen kürzester Zeit die geforderte Menge<br />

bereitstellen, was in den meisten Fällen nicht immer ganz einfach ist. Hier gäbe es<br />

aus Sicht der Bauern noch Verbesserungsbedarf. (IP_LW_2)<br />

Auch die teilweise komplizierte Logistik vom Produzenten zur Bio-Lutz Zentrale in<br />

Wieselburg sei nicht die optimalste Lösung. „Das ist aber eher ein Faktum und nicht<br />

wirklich als Schwäche zu werten.“(IP_LW_3)<br />

Seitens der Kunden wurde erwähnt, dass es manchmal zu wetterbedingten Ausfällen<br />

kommt. Dies verlangt von den Küchen, welche eine Woche im Voraus das Menü<br />

festlegen, Flexibilität. Dadurch dass ein solcher Fall eher selten vorkommt und die<br />

Küchenchefin Verständnis da<strong>für</strong> hat, da sie selbst am Land aufgewachsen ist, wird<br />

sie diese Unsicherheit auch weiterhin hinnehmen (IP_AN_3).<br />

Im Folgenden werden die oben angeführten Stärken und Schwächen des Netzwerks<br />

Bio-Lutz nochmals übersichtlich angeführt:<br />

Stärken<br />

• weniger Ausfallrisiko durch 150 Produzenten/innen und 130 kleine bis mittlere<br />

Abnehmer<br />

• zuverlässige Belieferung der Abnehmer und sichere Verfügbarkeit der Produkte<br />

25


• Sichere Abnahme der produzierten Ware<br />

• spontane Belieferung bei plötzlicher Nachfrage<br />

• große Produktpalette, Produktvielfalt durch hohe Anzahl an Bauern/innen<br />

• verdorbene Ware kann zurückgegeben werden<br />

• Produktion an Boden und Klima angepasst<br />

• Faire Preise <strong>für</strong> den Bauern/die Bäuerin<br />

• gute Kommunikation zwischen den einzelnen Akteuren, gegenseitiges Vertrauen<br />

und Wertschätzung<br />

• Frischdienst kann flexibel reagieren, ist kein Konzern, der irgendwo nach oben hin<br />

fragen und warten muss, bis er eine Antwort hat und die Ware bereits<br />

verdorben ist.<br />

Schwächen<br />

• Logistik teilweise schwierig, weil manche Betriebe einfach eine größere Distanz zu<br />

Bio-Lutz haben (Betriebe im Umkreis von 150km)<br />

• Zeitlicher Druck <strong>für</strong> die Bauern bei kurzfristigen Bestellungen<br />

• Konkurrenzdruck durch Großhändler<br />

4.1.4. Bedeutung des Netzwerks BIO-Lutz <strong>für</strong> die Region<br />

Das Netzwerk Bio Lutz bezieht den größten Teil seiner Produkte, die dann an<br />

Krankenhäuser, Altenheime, etc. geliefert werden, nicht nur aus der eigenen Region.<br />

Innerhalb der Region ist das Netzwerk eher in einem Radius von 0 bis ca. 150 km<br />

tätig.<br />

Um eine Belieferung der Großküchen das ganze Jahr über zu sichern, werden<br />

Produkte in den Saisonen, in denen die Produktion in Österreich nur beschränkt<br />

möglich ist aus dem Ausland angeliefert, vorzugsweise aus Norditalien oder Sizilien.<br />

Auch hier wird darauf geachtet, dass die Betriebe vorher persönlich besichtigt<br />

werden, um eine ökologische Anbauweise garantieren zu können. Außerdem werden<br />

Südfrüchte das ganze Jahr über aus Ecuador bezogen. Importware aus Südamerika<br />

wird seit ca. sechs Jahren im Sortiment gehalten. Die Großküchen verfügen über<br />

einen Versorgungsgrad, der das ganze Jahr über gewährleistet werden muss, aus<br />

diesem Grund kann im Netzwerk nicht nur regional arbeiten.<br />

Ein Netzwerk dieser Größe schafft Arbeitsplätze und ermöglicht eine Vernetzung der<br />

Bauern/ Produzenten untereinander. Dies fördert sowohl die Kommunikation, als<br />

auch die sozialen Beziehungen der Mitwirkenden untereinander.<br />

Das Netzwerk bietet den Landwirten eine gute Möglichkeit, überschüssige Produktion<br />

neben der Direktvermarktung durch einen sicheren Abnehmer zu vermarkten. Somit<br />

wird eine Abnahmesicherheit gewährleistet, die den Landwirten auch ein Konzept<br />

26


und eine Struktur <strong>für</strong> die Zukunft garantiert. Dies gilt vor allem <strong>für</strong> kleinere und<br />

mittlere Unternehmen.<br />

Ein Zusammenschluss der Bauern bietet, wie auch im COFAMI (2006) Bericht<br />

erwähnt, vor allem kleineren und mittleren Betrieben, die Möglichkeit ihre Produkte<br />

zu einem besseren Preis zu vermarkten.<br />

Für die Kunden bedeutet das Netzwerk vor allem Liefersicherheit und<br />

Warenverfügbarkeit. Man kann sich zu 100% auf die Lieferung der bestellten Ware<br />

verlassen und auch wenn bestimmte Produkte durch etwaige Schwierigkeiten nicht<br />

verfügbar sind, gibt es Mittel und Wege diese doch verfügbar zu machen (IP_AN_2).<br />

Im Falle qualitätsverminderter Ware erhält man außerdem eine Gutschrift <strong>für</strong> die<br />

nächste Bestellung. Rückversand ist nicht möglich, da die Lieferzeiten nicht mit den<br />

Arbeitszeiten der Abnehmer übereinstimmen (IP_AN_2; IP_AN_1).<br />

Wenn es das Netzwerk nicht geben würde, wäre das vor allem <strong>für</strong> den Abnehmer<br />

Großküche ein gravierendes Problem. Es müssten Wege gefunden werden,<br />

Produkte einzeln oder über mehrere verschiedene Produzenten zu beziehen. Dies<br />

würde einen deutlich erhöhten Arbeits- und Kostenaufwand mit sich bringen.<br />

Außerdem verfügt Bio Lutz über ein ausgesprochen großes und breit gefächertes<br />

Sortiment.<br />

Vermarktet werden unter anderem Obst, Südfrüchte, Gemüse, Biosäfte,<br />

Einlegegemüse, Getreideprodukte, Trockenprodukte, Fertigsalate, geschälte<br />

Produkte, Essig, Öle, Brot und Gebäck. Derzeit befinden sich 350 Artikel im<br />

Sortiment. Ein breit gefächertes Produktsortiment ermöglicht es an größere<br />

Abnehmer zu liefern. Durch eine größere Abnahmemenge kann von Seiten des<br />

Netzwerks auch ein verhandelbarer Preis ausgemacht werden. Das ist bei mehreren<br />

kleineren Produzenten in dieser Form nicht möglich (IP_AN_1).<br />

Laut dem Koch der Stockerauer Klinik, der schon seit 13 Jahren mit biologischen<br />

Produkten arbeitet könnten sie, “… den Bio-Anteil von 60 % in ihrer (unserer) Küche<br />

nicht halten, das ist dann einfach nicht mehr möglich. Das ist <strong>für</strong> ihn (mich) einfach<br />

die beste Möglichkeit mit biologischen Produkten in diesen Mengen kochen zu<br />

können.“ (IP_AN_2)<br />

Vor allem den Produzenten bedeutet die gute zwischenmenschliche Beziehung, die<br />

durch das Netzwerk entsteht, sehr viel. Das Verhältnis zum Betriebsleiter ist ein<br />

freundschaftliches, welches nicht nur auf geschäftlicher Basis besteht. Außerdem<br />

steht Herr Lutz hinter seiner Überzeugung, der biologisch-regionalen-saisonalen<br />

Produktion und Vermarktung (IP_LW_2; IP_LW_3).<br />

Bedeutend ist auch der Aufbau eines Kundenstammes. Denn ein sicherer Abnehmer<br />

stellt eine wichtige Lebensgrundlage <strong>für</strong> die Produzenten dar. Auch <strong>für</strong> die<br />

Produzenten bedeutet das Netzwerk eine gewisse Sicherheit. Durch ihre Beteiligung<br />

daran, wird gewährleistet, dass ihre Produkte auch wirklich vermarktet werden. on<br />

Seiten der Produzenten, die wir im Rahmen des Projekts über das Netzwerk befragt<br />

haben, “… gibt es außerdem fast nichts, dass nicht durch Hr. Kadla vermarktet<br />

werden könnte“ (IP_LW_2).<br />

Für die befragten Produzenten bietet das Netzwerk eine gute zusätzliche<br />

Einnahmequelle und ist, spezielle <strong>für</strong> kleinere Betriebe, ein sicherer Abnehmer. Der<br />

Wegfall des Netzwerks, würde <strong>für</strong> die Landwirte eine eher untergeordnete Rolle<br />

spielen, da die meisten Produzenten ihre Produkte vor allem über Direktvermarktung,<br />

27


Hofläden oder „Kistl- Systeme“ verkaufen (IP_LW_2; IP_LW_3). Dies bietet den<br />

Produzenten natürlich auch die Unabhängigkeit nicht ganz von einem einzigen<br />

Abnehmer abhängig zu sein, da das Netzwerk einen geringeren Preis <strong>für</strong> die Ware<br />

anbietet als es z.B. durch Direktvermarktung möglich ist.<br />

4.1.5. Diskussion Bio-Lutz<br />

Gemessen an anderen regionalen Netzwerken ist das Netzwerk Bio-Lutz mit einem<br />

Handlungsumkreis von 150 Kilometer und zusätzlicher Exportware sehr weitreichend<br />

und hat somit auch logistische Hürden zu bewältigen, um der <strong>ökologischen</strong><br />

Grundhaltung des biologischen <strong>Landbau</strong>s Folge zu leisten. Einerseits bringt die<br />

unterschiedliche Lage der Bauern dem Netzwerk eine Liefersicherheit, da mögliche<br />

Unwetter in einer Region zu einem Ausfall führen können, andere Regionen jedoch<br />

davon verschont bleiben. Auf der anderen Seite hat man dadurch die<br />

Herausforderung der Logistik beziehungsweise weitere Strecken zu bewältigen.<br />

Kritisch bewerten könnte man auch die Belieferung von Gemüse und Südfrüchte aus<br />

Italien und Ecuador. Betrachtet man jedoch jenen Gesichtspunkt, dass dadurch den<br />

Angestellten eine ganzjährige Stelle ermöglicht wird, welche ansonsten <strong>für</strong> einige<br />

Monate nicht angestellt werden könnten, so rückt auch dieser Aspekt in ein anderes<br />

Licht. Gleichzeitig kann auch der Abnehmer ganzjährig beliefert werden und hat<br />

dadurch einen konstanten Partner.<br />

Zu beachten ist auch immer, welche Kunden beliefert werden sollten. Im Fall des<br />

Netzwerkes Bio-Lutz sind es große und mehrere Abnehmer, die eine wöchentliche<br />

bis zweimal wöchentliche Belieferung erwarten. Dies kann mengenmäßig nur von<br />

wenigen Bauern aus einer Region, zum Beispiel dem Mostviertel, bewerkstelligt<br />

werden. Aufgrund dessen werden Bauern auch aus anderen Bundesländern mit<br />

einbezogen.<br />

Abbildung 4: Eingang zum Bioladen von Bio-Lutz,<br />

(Ziegler)<br />

28


4.2 BioAlpin<br />

Im Jahre 2002 wurde die Genossenschaft BioAlpin von Tiroler Bio-Bergbauern und<br />

Bio-Erzeugern ins Leben gerufen. BioAlpin vermarktet den größten Teil ihrer<br />

Produkte über die Tiroler Einzelhandelskette MPreis und war mit der Marke „Bio vom<br />

Berg“ die erste unabhängige Erzeugermarke in Europa. Heute vermarkten über 500<br />

landwirtschaftliche Betriebe ihre Produkte über BioAlpin und auch das Sortiment<br />

dehnt sich mittlerweile auf über 80 verschiedene Produkte aus. Regionalität,<br />

biologische Wirtschaftsweise und höchste Qualität sind nur einige der Schlagworte,<br />

die bei BioAlpin oberste Priorität haben (IP_BA_1).<br />

4.2.1. Entwicklung und Gründung<br />

Ein Bioproduktnetzwerk in der Größe von<br />

BioAlpin kann nicht von heute auf morgen<br />

entstehen. Für das bessere Verständnis,<br />

wie es zur Gründung eines solchen<br />

Netzwerks kommt, ist ein kurzer<br />

historischer Abriss nötig. Im Anschluss<br />

wird die Organisationsform kurz erläutert.<br />

Abbildung 5 Logo Bio vom Berg (Bio vom Berg)<br />

Bereits im Jahr 1999 diskutieren Vertreter des Tiroler Bauernbundes (TBB), die<br />

Tiroler Landeslandwirtschaftskammer, die Agrarmarketing Tirol (AMT) und der Tiroler<br />

Ernteverband über die Schaffung von Bioregionen zur besseren Vermarktung Tiroler<br />

Produkte. Die Bioregion „Wilder Kaiser“ sollte zum Vorzeigegebiet <strong>für</strong> ganz Tirol<br />

werden. Verschiedenste Ziele wurden <strong>für</strong> dieses Projekt definiert, unter anderem<br />

waren die Verbindung zwischen Landwirtschaft und Tourismus, die Belieferung der<br />

Gastronomie mit regionalen Produkten, die Förderung des <strong>ökologischen</strong><br />

Gleichgewichts der Region und viele andere inkludiert (Schermer, 2003).<br />

Die Bevorzugung des Biolandbaus wurde durch den TBB vorerst abgelehnt. Später<br />

einigte man sich jedoch auf einen Biobereichsleiter in der AMT. Es wurde nun<br />

versucht, den Tiroler Biolandbau zu stärken.<br />

Beim vorerst noch wichtigsten Tiroler Bioprojekt, der Bioregion „Wilder Kaiser“, bei<br />

der die Versorgung der Gastronomie im Vordergrund stand, gab es jedoch<br />

unterschiedliche Ansichten und Meinungen der verschiedenen landwirtschaftlichen<br />

Gremien. In zahlreichen Diskussionen wurde schließlich der Handel als interessanter<br />

Partner erkannt und es entstand die Idee einer Tirol-weiten Biohandelsplattform.<br />

Bereits in diesem frühen Stadium des Netzwerkes wurde definiert, dass die Produkte<br />

über den Lebensmitteleinzelhandel abgesetzt und so möglichst flächendeckend<br />

vermarktet werden sollten. Die Initiative wurde somit von den Bauern selbst<br />

aufgegriffen und nicht durch eine Lebensmittelkette. Es musste jedoch bald ein<br />

passender Handelspartner gefunden werden, da man schließlich eine<br />

Vermarktungsgenossenschaft gründen wollte. Auch die Supermarktkette MPreis ließ<br />

zu dieser Zeit durchblicken, dass sie an einer Bioschiene arbeiteten. Schließlich<br />

wurde das Tiroler Familienunternehmen MPreis als Genossenschaftspartner<br />

ausgewählt, da es die größte Akzeptanz und auch Interesse <strong>für</strong> regionale<br />

Bioprodukte höchster Qualität entgegen brachte (IP_BA_1 & IP_BA_2).<br />

Der Posten eines Biobereichverantwortlichen innerhalb der AMT Tirol wurde<br />

ausgeschrieben und auch bald besetzt. Der neue Mitarbeiter wurde mit der


Ausarbeitung eines Konzeptes <strong>für</strong> die Vermarktung beauftragt. Darin wurden<br />

verschiedenste Aspekte, wie die Rechtsform der Genossenschaft, Logo und vieles<br />

mehr bereits festgelegt. In der folgenden Formierungsphase gelang es,<br />

unterschiedliche Tiroler Produzenten (Verarbeiter) zu integrieren und bereits erste<br />

Kontakte zu Tirol Milch zu knüpfen. Bei den folgenden Versammlungen wurde<br />

versucht, möglichst viele Bauern von der Idee zu überzeugen und <strong>für</strong> die<br />

Genossenschaft zu gewinnen.<br />

Die Rechtsform der Genossenschaft wurde aus verschiedensten Gründen gewählt.<br />

Zum einen ist das Genossenschaftswesen im Tirol weit verbreitet<br />

(Milchviehwirtschaft) und ist daher <strong>für</strong> viele Bauern eine bekannte Struktur. Zum<br />

anderen demonstriert die Genossenschaft im Tirol deutlich, dass es sich um ein von<br />

Bauern implementiertes Netzwerk handle (IP_BA_1).<br />

Nach einer nicht ganz einfachen Implementierungsphase erhielt man schließlich die<br />

ideelle Unterstützung des Tiroler Landeshauptmanns und anderer Vertreter der<br />

Tiroler Landespolitik. Am 16. April 2002 erfolgte die Gründungsversammlung von<br />

BioAlpin (IP_BA_1). BioAlpin ist somit ein Bioproduktnetzwerk das durch<br />

Bauerninitiative ins Leben gerufen wurde und nicht von einer externen<br />

Supermarktkette (z.B.: REWE bei JA!Natürlich) initiiert wurde (IP_BA_2).<br />

4.2.2. Organisation<br />

In der Organisationsstruktur des Netzwerkes gibt es vier wesentliche Akteursgruppen<br />

(Abbildung 6), die als gleich berechtigte Partner miteinander in Verbindung stehen.<br />

Obmann und Geschäftsführung teilen sich ein gemeinsames Büro mit Sitz in<br />

Innsbruck und sind <strong>für</strong> alle organisatorischen Belange und sämtliche<br />

Managementaufgaben zuständig. Die Erzeugung und auch Verarbeitung erfolgt<br />

durch Tiroler Bio Bergbauern und Tiroler Bio Produzenten (Sennereien,<br />

Metzgereien,…etc.). Direkt vom Bauern oder von den Produzenten werden die<br />

Produkte zu MPreis geliefert und abgesetzt<br />

Abbildung 6: Schematische Darstellung Organisation BioAlpin (eigene<br />

Darstellung)<br />

Wie im vorigen Kapitel beschrieben, wurde die Genossenschaft BioAlpin ganz<br />

wesentlich zur besseren Vermarktung von Produkten vieler kleiner Bergbetriebe<br />

geschaffen. Es war der Wunsch dieser, auf Grund der unbefriedigenden<br />

30


Marktbedingungen ihren Absatz zu verbessern (größere Mengen absetzen), in den<br />

„Großmarkt“ einzusteigen und eine Schiene <strong>für</strong> die Vermarktung von Bioprodukten zu<br />

schaffen. Auch <strong>für</strong> die Produktionsbetriebe war die Motivation in die Genossenschaft<br />

BioAlpin einzusteigen geprägt von einer besseren Wirtschaftlichkeit, einem<br />

konstanten Absatz und dem möglichen Zugang zum Einzelhandel (IP_BA_2 &<br />

IP_BA_5,6,7).<br />

BioAlpin ist ein sich selbstverwaltendes Netzwerk und liegt zur Gänze in<br />

Bauernhand. Die Genossenschaft gehört ausschließlich den Bauern und auch die<br />

Organisation und das Management wird von ihnen selbst übernommen (IP_BA_1).<br />

Ein Netzwerk dieser Größe ist immer von einigen Hauptakteuren abhängig, die auch<br />

bei BioAlpin mit großem persönlichem Einsatz bei der Sache sind.<br />

Wie wir von einigen Landwirten erfahren konnten ist der Obmann der<br />

Vermarktungsgenossenschaft schon seit vielen Jahren überzeugt und begeistert von<br />

einer einheitlichen Biovermarktung in Tirol. Er ist zusätzlich Obmann der<br />

Sennereigenossenschaft Hatzenstädt und war maßgeblich bei der Umstellung dieser<br />

auf die biologische Verarbeitung beteiligt. Der Geschäftsführer ist Absolvent der<br />

Universität Kassel (Ökologische Agrarwissenschaften in Witzenhausen), war<br />

Projektmitarbeiter im Bereich biologischer <strong>Landbau</strong> in der Landwirtschaftskammer<br />

und ist heute Geschäftsführer und Projektkoordinator der Genossenschaft BioAlpin<br />

(IP_BA_1). Der interviewte Einkaufsleiter bei MPreis ist <strong>für</strong> die Produktschiene „Bio<br />

vom Berg“ zuständig. Durch ihn erfolgt der Einkauf der meisten (90%) „Bio vom Berg“<br />

Produkte und deren Vermarktung (IP_BA_2). Von diesen drei „Schlüsselpersonen“<br />

werden die Kernbereiche (Einkauf und Vermarktung, Marketing, Koordination,<br />

Organisation) abgedeckt.<br />

Im Jahre 2009 zählte die Genossenschaft 500 Mitgliedsbetriebe mit fast 600<br />

landwirtschaftlichen Lieferanten. Die Mitgliedsbetriebe reichen von der<br />

landwirtschaftlichen Urproduktion (Bauern) bis zu Produktionsbetrieben<br />

(Verarbeitern, oft nicht klar trennbar: z.B. Gemüsebauer der seine Produkte verpackt<br />

ist Urproduzent und Verarbeiter). Von ehemals 7 Produkten stieg die Zahl bis zum<br />

Jahre 2009 auf über 80 verschiedene Produkte. Die Produktpalette umfasst<br />

Molkereiprodukte, Fleisch- und Wurstwaren, Eier, Getreide, sowie Obst (IP_BA_1).<br />

BioAlpin verfügt über keine eigenen Richtlinien, sondern arbeitet nach den BIO<br />

AUSTRIA Verbandsrichtlinien. Die Genossenschaft ist zuständig <strong>für</strong> ein einheitliches<br />

Auftreten der Produkte im Handel, <strong>für</strong> die Qualitätskontrollen, sowie die<br />

Filialbetreuungen im Handel. (Matschert et al, 2009, Steinlechner, 2009 dienten in<br />

den ersten beiden Kapiteln als Grundlage. Alle Angaben, die nicht separat zitiert<br />

wurden, entstammen diesen Arbeiten, da sie im Rahmen dieser Projektarbeit nicht<br />

nochmals selbstständig erhoben wurden).<br />

31


4.2.3. Vermarktung und Marketing<br />

„Bio vom Berg“ ist die Marke der<br />

Genossenschaft BioAlpin, unter welcher<br />

über 90 % der Produkte sämtlicher<br />

Bauern im Lebensmitteleinzelhandel<br />

abgesetzt werden. Auf die Frage, ob es<br />

Verträge gibt, die bewerkstellgigen<br />

würden, dass nur MPreis die<br />

Produktschiene mit dem Label „Bio vom<br />

Berg“ führen dürfe, bekamen wir<br />

folgende Antwort: ´Nein, weil BioAlpin<br />

gehört der öffentlichen Hand […] diese<br />

Art von Kooperation mit „BioAlpin“ ist<br />

was ganz besonderes, die gibt es im<br />

normalen Handel nicht (IP_BA_1).<br />

Durch das von Anfang an starke<br />

Interesse und die Akzeptanz durch<br />

MPreis, spielten andere Handelsketten<br />

keine wichtige Rolle.<br />

Abbildung 7: Gebäude von MPreis (Foto: Kirsitis)<br />

Jedoch wird im seltenen Fall von „Überschussproduktion“, das heißt Mengen, die<br />

MPreis alleine nicht mehr absetzen kann (z.B. Eissalaternte), auch über Spar, aber<br />

nicht unter dem Label „Bio vom Berg“ vermarktet. Zusätzlich werden verstärkt auch in<br />

den nächsten Jahren Kooperationen zu weiteren Fachgeschäften (derzeit z.B.: Zotter<br />

Schokolade) angestrebt (IP_BA_1) & (IP_BA_6).<br />

Zwei weitere wesentliche Punkte müssen im Marketing und Vermarktungsbereich<br />

erwähnt werden. Die meisten Betriebe verfügen über mehrere Standbeine und sind<br />

nicht ausschließlich von BioAlpin „abhängig“. Viele Milchviehbetriebe sind jedoch an<br />

die jeweilige Molkerei gebunden (IP_BA_4).<br />

Das Marketingbudget von BioAlpin ist nicht allzu groß und bedarf einer genauen<br />

Planung. Durch das niedrige Budget <strong>für</strong> Marketingausgaben ist es nötig, ständig<br />

innovative, findige und gut überlegte Wege im Marketing zu gehen. Auch MPreis<br />

unterstützt BioAlpin in der Vermarktung (wie oben erwähnt werden 90 % der<br />

Produkte über MPreis abgesetzt) und hilft der Genossenschaft durch verschiedenste<br />

Maßnahmen (Aktionen in den Geschäften, gute Positionierung in den<br />

Verkaufsstätten, „in front of the eyes marketing“ Marketingmaßnahmen…etc.)<br />

(IP_BA_1) & (IP_BA_2).<br />

Mit MPreis verfügt das Netzwerk BioAlpin über einen starken Handelspartner, der der<br />

biologischen Wirtschaftsweise viel Interesse entgegen bringt (IP_BA_1). Die Tiroler<br />

Supermarktkette vertreibt die Produktschiene „Bio vom Berg“, welche ausschließlich<br />

aus Produkten der Genossenschaft BioAlpin besteht. Auch neben den „Bio vom<br />

Berg“ Produkten werden bei MPreis viele regionale Produkte aus Tirol angeboten<br />

und dadurch die Regionalität stark unterstützt (IP_BA_2). Trotz oft anfänglich<br />

geringer Handelsspannen der Tiroler Bioprodukte unterstützt und fördert MPreis<br />

diese Produktschiene stärker als andere und investiert viel Zeit und Geld in die<br />

Bewusstseinsbildung der Konsumenten (IP_BA_2). Diese Förderung kommt nicht<br />

allein BioAlpin zu Gute. Durch die Ausdehnung der Bioschiene verschafft sich MPreis<br />

bei vielen Konsumenten und Konsumenten, die überlegt und bewusst einkaufen, ein<br />

gutes Image (IP_BA_2). MPreis verfügt mit einem Stammkundenanteil von über 30%<br />

32


über die höchsten Anteile „treuer“ Kunden im österreichischen<br />

Lebensmitteleinzelhandel (IP_BA_2). Jene Kunden und Kundinnen sind überzeugt<br />

von der Qualität der Produkte und regionalen Produktvielfalt, die bei MPreis<br />

angeboten wird (IP_BA_2). Durch die weitere Differenzierung (Bio, Regionalität,<br />

Qualität, Vielfalt) sollte es auch in Zukunft gelingen, sich gegen die „harte“<br />

Konkurrenz durchzusetzen und den eigenen Stammkundenanteil weiter auszubauen<br />

(IP_BA_2).<br />

4.2.4. Zukünftige Entwicklungen<br />

Beim Interviewteil über die zukünftigen Entwicklungen der Marke BioAlpin waren je<br />

nach Interviewpartner verschiedene Ansätze zu finden (hängt stark von der Tätigkeit<br />

im Netzwerk ab) Jedoch waren alle Akteure von einer gemeinsamen Zukunft, die von<br />

Wachstum und Expansion geprägt sein sollte, überzeugt.<br />

Die Expansion hinsichtlich Export in andere Länder und die Gastrobelieferung wurde<br />

mehrfach genannt (IP_BA_2) & (IP_BA_7). In naher Zukunft scheint auch die<br />

Produktpalette gekoppelt mit innovativen neuen Ideen, ein wichtiges Thema zu sein.<br />

Es geht darum Produkte zu schaffen, die nicht zu stark preisvergleichend sind<br />

(IP_BA_1). Solche Produkte sind beispielsweise Produkte aus alten Kultursorten und<br />

Produkte, die am Markt nicht so stark vertreten sind, wie zum Beispiel Blumen. Die<br />

Anpassung der Bioproduktschiene an die Konsumenten (sollte <strong>für</strong> alle leistbar sein)<br />

wurde ebenfalls als Anliegen genannt. Die Erhöhung der Mitgliedszahlen ist ein<br />

Wunsch der von allen Akteuren im Netzwerk geäußert wurde, egal ob<br />

Geschäftsführung oder Landwirt. Des Weiteren werden Kooperationen, wie die<br />

kürzlich eingegangene Milchlieferung an Zotter Schokolade, immer wichtiger und<br />

weiter forciert werden (IP_BA_1).<br />

Nachdem in den vorangegangenen Kapiteln über die Entstehung und Geschichte,<br />

die Organisation, die Vermarktung und auch die zukünftige Entwicklungen des<br />

Netzwerks BioAlpin dargestellt und beleuchtet wurden, soll mit dieser<br />

Meilensteinübersicht (Abbildung 8) eine Zusammenfassung der bisherigen<br />

Ergebnisse versucht werden.<br />

33


Abbildung 8: Meilensteine BioAlpin (eigene Darstellung)<br />

4.2.5. Stärken und Schwächen von BioAlpin<br />

Die einzelnen Akteure von BioAlpin kennen ihre Stärken, aber auch ihre Schwächen.<br />

Sie sehen sich selbst nicht als „perfekt“ an und suchen ständig nach<br />

Verbesserungsmöglichkeiten und neuen Lösungen. Aus diesem Grund sprachen sie<br />

nicht nur über die Stärken sonder auch relativ offen über die Schwächen des<br />

Netzwerkes und diskutierten mit uns über mögliche Verbesserungen.<br />

Der größte Teil der Ressourcen eines solchen Netzwerkes wird <strong>für</strong> die Bewältigung<br />

der Tagesgeschäfte benötigt (Ernte, Veredelung, Verarbeitung, Aufbereitung,<br />

Transport & Vermarktung…etc.) und trotzdem müssen ständig neue Konzepte,<br />

Anpassungen, Erweiterungen und Innovationen erfolgen, die das System weiter<br />

ausbauen und am Leben erhalten (IP_BA_5) & (IP_BA_1). Eine bessere<br />

Einkommenssituation (circa +20% laut interviewten Landwirten) <strong>für</strong> die<br />

Urproduzenten, ein gesicherter Absatz <strong>für</strong> die Verarbeiter, sowie eine<br />

imageverbessernde, gewinnbringende einzigartige regionale und biologische<br />

Produktschiene <strong>für</strong> die Vermarkter sind wesentliche Faktoren, die den hohen<br />

Arbeitseinsatz aller Akteure rechtfertigen, und können zugleich als wesentliche<br />

Stärken des Netzwerkes gewertet werden (IP_BA_all).<br />

Eine weitere ganz wesentliche Stärke des Netzwerks ist die positive Sichtweise der<br />

Landwirte. Nur ganz selten erfährt man in der heutigen Zeit, dass Kleinbauern im<br />

benachteiligten Berggebiet ambitioniert in die Zukunft blicken, mit den derzeitigen<br />

34


Preisen zufrieden sind und gemeinsam an neuen Konzepten arbeiten (IP_BA_3,4,6).<br />

Hier wünschen sich die Bauern eine Vergrößerung des Netzwerks und hoffen auf<br />

viele neue Mitglieder.<br />

Auch die hohe Qualität der Lebensmittel und das vielfältige Bioproduktangebot sind<br />

genannte Stärken von BioAlpin. Der Ausbau der Vielfalt ist eine wesentliche<br />

Herausforderung der nächsten Jahre bei BioAlpin. An letzterem wird bereits jetzt<br />

gearbeitet (IP_BA_1 & IP_BA_2).<br />

Obwohl die Erzeugung von biologischen Produkten eine Alternative <strong>für</strong> viele<br />

Produzenten schafft und einen wichtigen Beitrag <strong>für</strong> eine nachhaltige, extensive und<br />

den natürlichen Lebensraum schützende Landwirtschaft leistet, war in Tirol mit<br />

Beginn der neuen ÖPUL Förderperiode 2007 ein Rückgang der Biobetriebe von<br />

14 % (!) zu verzeichnen. Ursachen <strong>für</strong> diesen Rückgang dürften die Bio-Kontrollen,<br />

die genau vorgeschriebenen baulichen Voraussetzungen, die exakt festgelegten<br />

Kriterien beim Tierzukauf und die wesentlich höheren Preise <strong>für</strong> Kraftfutter sein. Laut<br />

„Grünem Bericht Tirol“ aus dem Jahr 2007 wurden auch unzureichende Absatz- und<br />

Vermarktungsmöglichkeiten genannt<br />

(Grüner Bericht, 2007). Mit dem<br />

Bioproduktnetzwerk BioAlpin wurde somit auch ein Netzwerk geschaffen, das ein<br />

wesentliches Problem der Tiroler Bioproduktion aufgreift und zu verbessern versucht.<br />

Es kann als Stärke eines Produktnetzwerkes gewertet werden, wenn negativen<br />

Entwicklungen in bestimmten landwirtschaftlichen Bereichen entgegengewirkt<br />

werden kann.<br />

Weitere Stärken sind bereits in anderen Teilen dieser Arbeit erklärt oder weniger<br />

bedeutend und werden daher nur stichwortartig aufgelistet:<br />

Weitere Stärken: (IP_BA_all)<br />

• Bauerninitiative – Verwaltung und Organisation durch Bauern selbst,<br />

• Geschäftsführer wirkt als eine Art Dienstleister (keine aufgesetzten Strukturen),<br />

• die Führung des Netzwerks als Genossenschaft<br />

• Verfügen über Strukturen, die von Bauern und Konsumenten gewollt sind (kleine<br />

Strukturen),<br />

• Abweichungen von Standardprodukten und regionaler Bezug,<br />

• diffundierte Basis und Planung vor Gründung des Netzwerkes ,<br />

• Offenheit, Vertrauen und Ehrlichkeit<br />

• gemeinsame Ziele von Produzenten und Handelspartnern,<br />

• klare Richtlinien <strong>für</strong> die Erzeuger,<br />

• Transparenz,<br />

• ständige Bewusstseinsbildung von Konsumenten,<br />

• Austausch zwischen Bauern (Kommunikation),<br />

• Stabilität in der Vermarktung + gesicherter Absatz,<br />

• gut überlegtes und zusammengestelltes Sortiment,<br />

• Übernahme von Vermarktung und Werbung (bleibt nicht an Bauern hängen)<br />

35


Als Hauptproblem wurde die Logistik genannt (IP_BA_5). Da es kein gemeinsames<br />

Zentrallager gibt, muss jeder Produzent die Lagerung und Ablieferung seiner<br />

Produkte selbst übernehmen. Bei kleinen Mengen und Kleinstmengen ist dies oft<br />

nicht einfach und unrentabel. Über andere und neue Möglichkeiten <strong>für</strong> die Zukunft<br />

wird bereits nachgedacht und diskutiert. Möglichkeiten zur Verbesserung wären der<br />

Bau eines gemeinsamen Zentrallagers oder die Sammlung der Produkte durch<br />

gemeinsame Fahrzeuge. Doch all diese genannten Möglichkeiten sind oft nur<br />

Überlegungen einzelner Akteure und ebenfalls mit Vor- und Nachteilen verbunden<br />

(IP_BA_all).<br />

Auch das niedrige Budget <strong>für</strong> Marketing und der Unsicherheitsfaktor, der sich durch<br />

die Abhängigkeit von wenigen Einzelpersonen (Obmann, Geschäftsführung, Einkauf<br />

MPreis) ergibt, können als Probleme von BioAlpin gewertet werden. Sie werden von<br />

Produzenten und Verarbeitern nicht als Problem, aber im Interview unter dem Punkt<br />

„Verbesserungsbedarf“ angesprochen (IP_BA_all). In diesem Zusammenhang wurde<br />

von mehreren Seiten im Netzwerk berichtet, dass bereits bei Urlaubsvertretungen<br />

Probleme auftauchen oder Prozesse nicht wie gewöhnlich vereinbart abliefen.<br />

Ein weiterer Nachteil dieses Netzwerks ist sicherlich die nicht unbegrenzt<br />

ausbaubare Produktpalette. Diese ist beschränkt auf das, was in Tirol wächst. Auf<br />

der einen Seite können zwar immer mehr neue Biobauern dazugewonnen werden,<br />

trotzdem wird sich die Produktpalette nicht exponentiell steigern lassen. Hier wäre<br />

ein möglicher Diskussionsbedarf, inwieweit eine Ausdehnung des Netzwerks in<br />

benachbarte Alpengebiete gewünscht und sinnvoll wäre (IP_BA_2).<br />

Verbesserungsvorschläge, die „nur“ von einzelnen Akteuren während der Interviews<br />

angesprochen wurden, sollen hier kurz genannt werden (IP_BA_all).<br />

Verbesserungsvorschläge:<br />

• Potentialverbesserungen möglich bei Produktstandardisierung,<br />

• Weitere und neue Innovation im Produktsortiment,<br />

• „Bio vom Berg“ noch tiefer im Bewusstsein der Konsumenten verankern,<br />

• nach Jahren des Wachstums wären jetzt Evaluierungen und Verbesserungen nötig,<br />

• auf die Herausforderungen der LW im Alpenraum noch genauer eingehen,<br />

• Verbesserung der Joghurtpalette (Naturjoghurt), hier gibt es immer wieder<br />

Qualitätsprobleme,<br />

• andere Verpackungen <strong>für</strong> bessere Vermarktung (zu großes Tirollogo und zu kleines<br />

BioAlpin- Logo),<br />

• Fleischbereich weiter ausbauen,<br />

• Vertrauen bei Konsumenten weiter ausbauen, um mögliche Bioskandale zu<br />

verhindern bzw. vorzubeugen,<br />

• Bio sollte geschlossen auf dem Markt auftreten.<br />

4.2.6. Stellung und Bedeutung von BioAlpin in der Region<br />

Die Geschäftsführung konnte - durch Umfragen bestätigt - bekräftigen, dass die<br />

meisten Tiroler Kenntnis von der Existenz des Netzwerkes besitzen und dass die<br />

Zielkundschaft weiß, dass die Produkte von „Bio vom Berg“ von Tiroler<br />

Biobergbauern kommen (IP_BA_1; interne Umfragen von BioAlpin). Das Netzwerk<br />

36


BioAlpin hat aufgrund ihrer Produktpräsenz in allen Mpreis-Filialen einen verstärkten<br />

Einfluss auf die Bewusstseinsbildung der Konsumenten bezüglich Regionalität („aus<br />

der Region und <strong>für</strong> die Region“). Im Falle einer Aufgabe des Netzwerkes würden<br />

zwar nur eine Hand voll Personen ihre Arbeitsplätze verlieren, jedoch wäre eine<br />

Vielzahl (konkrete Zahlen liegen nicht vor) von Betrieben wirtschaftlich betroffen.<br />

Auch die Landschaftspflege, die von jedem einzelnen Betrieb geleistet wird, ist eine<br />

wesentliche ökologische (Biodiversität), soziale (Erholungsfunktion) und<br />

ökonomische (Tourismus) Leistung, die von jedem einzelnen Biobetrieb<br />

übernommen wird. Mit einem Liter Milch werden 3 m² Grünland gesichert (IP_BA_1,<br />

eigene Berechnungen von Herrn Gstir Heinz). Auch die Erhaltung von Almen, die<br />

Sicherung alter Kulturlandschaften und Umweltschutz sind Leistungen, die von über<br />

500 Bergbauernbetrieben im Netzwerk erbracht werden.<br />

Nicht zu vergessen sind die sozialen Leistungen, die durch BioAlpin erbracht werden.<br />

So sprachen viele Bauern von der Motivation, die sie durch ihre Mitgliedschaft in der<br />

Genossenschaft beziehen. Die Sinnhaftigkeit und Wertschätzung ihrer Arbeit sind<br />

dabei wesentliche Faktoren. Auch der dadurch entstandene Austausch mit ihren<br />

Berufskollegen (unterschiedlicher Produktionsrichtungen) wird sehr geschätzt. Auch<br />

die lokal ansässige Bevölkerung profitiert vom Netzwerk BioAlpin nicht nur durch<br />

hervorragende Produkte, sondern auch an der Vielzahl an Hoffesten und einem<br />

einmal jährlich stattfindenden Biofest, welches maßgeblich zu einem guten<br />

Produzenten-Konsumenten-Verhältnis beiträgt (IP_BA_all).<br />

In einer letzen Frage wurden die Akteure nach der Bedeutung des Netzwerkes <strong>für</strong> sie<br />

und ihre Berufskollegen gefragt. Jeder Akteur unterstrich in seinem Statement die<br />

Wichtigkeit und zentrale Bedeutung des Netzwerks BioAlpin <strong>für</strong> die „Bioszene“ in<br />

Tirol. Die Geschäftsführung sprach sogar von einer emotionalen Bindung und<br />

erklärte, dass ein weniger emotionaler Standpunkt vielleicht gar nicht so schlecht<br />

wäre. Die Einkaufsleitung bei MPreis erklärte, dass „Bio vom Berg“ eine<br />

Produktschiene ist, bei der ‚auch Menschlichkeit dabei ist, wo man wirklich mit jedem<br />

Stück das wir verkaufen irgendeinem Bauern was Gutes tun, seiner Familie in der<br />

Folge und anderen Leuten, die dort arbeiten. Das ist ganz ein wesentlicher Faktor,<br />

dass im ganzen Geschäftsleben das soziale nicht verloren geht ´…unser Chef ist<br />

teilweise wirklich so sozial, wie man es nicht mehr sein kann in der Konzerngröße…‘.<br />

Auch von Seiten der Landwirte scheint man mit der Genossenschaft und mit der<br />

Arbeit der Hauptakteure zufrieden zu sein. Eine Aufgabe des Netzwerkes wurde von<br />

den meisten als sehr schlecht beurteilt und wäre eine „Katastrophe“ <strong>für</strong> die Region.<br />

Vielen Produzenten ist bewusst, dass ihre Existenz durch BioAlpin gesichert und<br />

verbessert wurde. Oft war die Umstellung auf die biologische Wirtschaftsweise der<br />

einzige Rettungsanker, den viele Betriebe und Produzenten hatten.<br />

4.2.7. Diskussion und Zusammenfassung der Ergebnisse des<br />

Netzwerkes BioAlpin<br />

Wie im Ergebnisteil ausführlich erklärt, ist BioAlpin ein sich selbstverwaltendes<br />

Netzwerk, das in Bauernhand liegt. Diese Selbstverwaltung und die Unabhängigkeit,<br />

die dadurch geschaffen wird, sind wahrscheinlich wesentliche Charakteristika und<br />

zugleich Stärken des Netzwerks BioAlpin. Diese Unabhängigkeit ermöglicht<br />

schnelles und flexibles Reagieren am Markt und ermöglicht es, Produkte innerhalb<br />

kürzester Zeit zu entwickeln und der Nachfrage anzupassen. Gleichzeitig können<br />

dadurch auch Anliegen aller Genossenschaftsmitglieder berücksichtigt und auf diese<br />

37


eingegangen werden. Dazu bedarf es aber auch, wie in der Literatur über COFAMI<br />

(Collective Farmers Marketing Initiatives) von Schermer et al. (2006) bereits<br />

dargestellt, professioneller Partner im Netzwerk, die über das nötige „Know How“ im<br />

Management und Vermarktungsbereich verfügen. Zusätzlich scheint großer<br />

persönlicher Einsatz und Engagement erforderlich, um ein Bioproduktnetzwerk dieser<br />

Art und Größe zu installieren, zu betreiben und in Zukunft noch weiter auszubauen.<br />

Bei unseren Interviews fanden wir diese „Leader“ in allen Bereichen des Netzwerks<br />

und die Motivation und die Begeisterung <strong>für</strong> ihre Arbeit war deutlich zu spüren. Ihr<br />

ganzer Arbeitseinsatz und ihr Interesse schien BioAlpin zu gehören. Wahrscheinlich<br />

ist es ihre Überzeugung und ihr Arbeitseinsatz gepaart mit dem nötigen Knowhow,<br />

der sie zu den Hauptakteuren in diesem Netzwerk macht.<br />

Es wäre jedoch zu einseitig, nur die Vorteile einzelner Leaderpersönlichkeiten zu<br />

betrachten, denn jede Medaille hat auch ihre Kehrseite. Ein Produktnetzwerk dieser<br />

Größe mit nur drei Schlüsselfiguren ist relativ stark von diesen abhängig. Das<br />

bedeutet, dass von diesen Personen ein Arbeitspensum erwartet wird, das kaum zu<br />

bewältigen ist und oft Kompetenzen in den unterschiedlichsten Bereichen und<br />

möglichst gleichzeitig verlangt werden. Auch die Abhängigkeit von diesen<br />

Einzelpersonen birgt eine gewisse Gefahr. Diese Gefahr durch die Abhängigkeit von<br />

vorhandenen lokalen Ressourcen bestätigt auch Schönhart et al. (2009) in seiner<br />

Arbeit. Während Schönhart diese Gefahr zwar auf die Produktionsmittel bezieht,<br />

kann seine Warnung durchaus auch auf die Personalsituation des Netzwerkes<br />

bezogen werden. Ein auf wenige lokale „Macher“ zugeschnittenes Management stellt<br />

<strong>für</strong> eine langfristige Entwicklung ein Problem dar. Auch Spannungen und<br />

Machtverhältnisse zwischen einzelnen Hauptakteuren könnten schnell zur Gefahr <strong>für</strong><br />

das ganze Netzwerk werden. Bei den Interviews konnten jedoch keine Spannungen<br />

zwischen den Hauptakteuren im Netzwerk festgestellt werden. Im Gegenteil, die<br />

Zusammenarbeit schien nicht nur in der Führungsebene, sondern im gesamten<br />

Netzwerk von einer freundschaftlichen Grundhaltung geprägt. Großer Wert wird bei<br />

allen Akteuren auf ehrlichen und offenen Austausch gelegt.<br />

Vermarktet werden BioAlpin Produkte fast ausschließlich (zu 90%) über die<br />

Einzelhandelskette MPreis, die ihre gesamte Bioproduktschiene auf „Bio vom Berg“<br />

Produkte ausgerichtet hat. Mit MPreis verfügt das Netzwerk BioAlpin über einen<br />

starken Handelspartner, der sich <strong>für</strong> die biologische Wirtschaftsweise stark einsetzt<br />

und auch größtmögliches Verständnis bei biospezifischen Problemen<br />

entgegenbringt. Durch die gegenseitige Abhängigkeit wird klar, dass meist beide<br />

Akteure – Genossenschaft und Einzelhandel – profitieren und ein „Miteinander“<br />

erreicht werden kann.<br />

Schermer et al. (2006) bewertet diese Beziehung zwischen Erzeugern und<br />

Vermarktern als ideal, da selten ein Betrieb über genügend Fachwissen in beiden<br />

Bereichen verfügt. Auch der von Schönhart et al. (2009) be<strong>für</strong>chtete Mangel an<br />

wirtschaftlicher und ökologischer Effizienz kann durch die Bündelung mehrerer<br />

kleiner Erzeuger unter einer einheitlichen Vermarktung reduziert und zumindest auf<br />

gleiche Ebene mit der „herkömmlichen“ Lebensmittelindustrie gesetzt werden. Durch<br />

das genossenschaftliche Auftreten bleibt aber trotzdem die von Milestad et al. (2010)<br />

beschriebene wichtige soziale Bindung zwar nicht zwischen Erzeugern und<br />

Konsumenten, aber doch unter den Erzeugern aufrecht. Dennoch stellte sich bei den<br />

Interviews heraus, dass trotz Verwaltung des Netzwerks BioAlpin durch Bauernhand,<br />

die Landwirte nicht vollkommen vom Netzwerk abhängig sind und jeder einzelne<br />

Betrieb versucht, sich mehrere Standbeine aufzubauen. Durch diese mehrgliedrigen<br />

betrieblichen Ausrichtungen wird von vielen Landwirten versucht eine noch größere<br />

38


Unabhängigkeit und vor allem Sicherheit zu erreichen. Speziell in wirtschaftlich<br />

schwierigen Zeiten betont auch Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister<br />

Dr. Till Backhaus die Wichtigkeit von mehreren Standbeinen (Top Agrar, 2009).<br />

Auch bezüglich zukünftiger Ausrichtungen des Netzwerkes gibt es von allen<br />

Positionen im Netzwerk verschiedenste Überlegungen. Eine wesentliche und<br />

zentrale Aussage, die von allen Akteuren genannt wurde, ist sicherlich der weitere<br />

Ausbau des Netzwerks und das Fortsetzen des derzeitigen Erfolgskurses. Zur<br />

Erreichung dieses Ziels gibt es jedoch verschiedenste Ansätze. Von der Ausdehnung<br />

des Netzwerks auf andere Alpenregionen bis zur Vergrößerung innerhalb Tirols<br />

(Menge und Zahl der Betriebe) oder zur Spezialisierung auf Nischen (z.B.:<br />

Schnittblumen) wurden verschiedenste Richtungen genannt. Klar ist jedoch, dass<br />

auch in Zukunft die Regionalität und der Biolandbau wichtige Faktoren bleiben<br />

werden. Kürzlich wurde die Ausdehnung auf einige Regionen in Südtirol (Äpfel aus<br />

Südtirol) vorgenommen. Auch Kooperationen, wie die kürzlich eingegangene<br />

Milchlieferung an Zotter Schokolade, sollen in Zukunft eine größere Rolle spielen.<br />

Solche „Erweiterungen bzw. Ausdehnungen“ des Netzwerks müssen natürlich immer<br />

unter Bedachtnahme der Regionalität erfolgen. In der wissenschaftlichen Literatur zu<br />

lokalen Lebensmittel- oder Produktnetzwerken finden sich keine klaren bzw. äußerst<br />

verschieden Definitionen (Schönhart et all, 2009). Das Kriterium der Regionalität bei<br />

BioAlpin ist daher schwierig zu beurteilen und würde einer eigenen Untersuchung<br />

bedürfen. Generell müsste aber eine Milchlieferung durch BioAlpin an Zotter<br />

bezüglich der Regionalität als kritisch eingestuft werden, allerdings befinden sich<br />

auch Lebensmittelmärkte von MPreis in Kärnten und auch diese dort abgesetzten<br />

Produkte werden weite Transportstrecken befördert.<br />

Im letzten Punkt des Ergebnisteils wurden von Akteuren genannte Stärken &<br />

Schwächen dargestellt, die hier durch eigene Überlegungen und Erklärungen<br />

erweitert werden sollen. Eine der größten Stärken von BioAlpin ist sicherlich die<br />

bereits beschriebene Selbstverwaltung und die Verbesserung der Vermarktungs- und<br />

Preissituation jedes einzelnen Landwirtes. Jedoch wäre ohne größtmöglichen Einsatz<br />

jedes Einzelnen, viel Arbeit und persönliches Engagement ein solches Netzwerk<br />

nicht möglich. Trotz dieser großen Zusatzbelastung wirkten sämtliche Akteure - egal<br />

ob in der Urproduktion oder in der Verwaltung - motiviert und ambitioniert, diesen<br />

Weg auch in Zukunft weiter zu beschreiten. Das rasante Wachstum und die<br />

Markterfolge von BioAlpin dürfen hier als wesentliche Motivationsfaktoren gewertet<br />

werden.<br />

Des Weiteren ist die hohe Qualität der Lebensmittel eine wesentliche Stärke von<br />

BioAlpin. Ein vielfältiges Bioproduktangebot aus der Region und <strong>für</strong> diese, ist wohl<br />

die höchste Qualität, die erreicht werden kann. Nur was sich durch hervorragende<br />

Qualität klar unterscheiden lässt und vom Konsumenten bewusst als besser<br />

wahrgenommen wird, hat eine Chance, auf dem globalisierten Markt der<br />

Lebensmittelindustrie den Weg „from stable to table“ in einer Region zu finden. Die<br />

biologische Wirtschaftsweise dient hier als wesentlicher Träger/ Part und unterstützt<br />

diese Philosophie.<br />

Hauptproblem im Bioproduktnetzwerk ist sicherlich die Logistik, die viele<br />

Herausforderungen <strong>für</strong> ein Netzwerk dieser Größe und Ausdehnung mit sich bringt.<br />

Dieses Problem ist jedoch den Akteuren durchaus bewusst und es wird bereits an<br />

Alternativen gearbeitet. Vorschläge reichen von der Errichtung eines Zentrallagers<br />

bis zur Anschaffung eines gemeinsamen Sammelfahrzeugs, sind jedoch im Moment<br />

noch fiktiv und meist Überlegungen einzelner Akteure. Auch die Abhängigkeit von<br />

Einzelpersonen wurde als Problem genannt und birgt gewisse Gefahren.<br />

39


Möglicherweise würde hier eine zusätzliche Arbeitskraft in der Verwaltung und<br />

Administration eine Entlastung der Hauptakteure bringen und in<br />

„Engpasssituationen“ eine gewisse Sicherheit bieten.<br />

Zusammenfassend kann bei BioAlpin von einer wirtschaftlichen Stärkung der Region<br />

durch die guten Vermarktungsstrategien gesprochen werden. Viele zusätzliche<br />

Leistungen, von der Landschaftspflege bis zu sozialen Komponenten werden von<br />

BioAlpin erbracht. Die Kooperation zwischen den Landwirten selbst und zwischen der<br />

Genossenschaft BioAlpin und dem Lebensmittelhandel ist wohl einzigartig und<br />

sicherlich zukunftsweisend. Wahrscheinlich kann die Landwirtschaft im Alpenraum in<br />

Zukunft nur durch solche zusätzlichen Kooperationen aufrechterhalten werden, die<br />

sicherlich nicht alle Probleme lösen können, aber viele Verbesserungen mit sich<br />

bringen.<br />

4.3 CSA-Gärtnerhof Ochsenherz<br />

Abbildung 9: Ochsenherz Logo, (Ochsenherz)<br />

Der Gärtnerhof wurde 2002 von einer einzigen Person aufgebaut und liegt in<br />

Gänserndorf, rund 30 km nordöstlich von Wien. Der fünf ha große Betrieb wird<br />

biologisch-dynamisch geführt. Insgesamt sind sieben Personen am Hof beschäftigt<br />

(der Betriebsleiter selbst, seine Partnerin, 5 Mitarbeiter). Diese kultivieren rund 60<br />

verschiedene Gemüse- und Kräuterarten und vermehren eine Vielzahl an Kulturen<br />

am Hof selbst. Der Gärtnerhof ist weiters ein Saatgutvermehrungsbetrieb <strong>für</strong> die<br />

Firma Reinsaat und die Arche Noah. Ihre Erzeugnisse, sowie die Jungpflanzen und<br />

das Saatgut vermarkten sie ab Hof und auf Märkten in Wien (Naschmarkt,<br />

Karmelitermarkt) und unter anderem auch in Form von vorfinanzierten „Gemüse-<br />

Kistln“ (siehe Kapitel 4.3.2.) Die bewirtschafteten Flächen sind gepachtet. Der<br />

Vertrag läuft in den nächsten Jahren aus. Eine Verlängerung des Pachtvertrags wird<br />

mit großer Wahrscheinlichkeit nicht möglich sein. Es wird daher nach einem neuen<br />

Betriebsstandort gesucht (IP_CSA_1).<br />

Der Betrieb befindet sich derzeit erst in der Entwicklungsphase zu einer CSA<br />

Umstellung. Bei CSA handelt es sich nicht um ein klassisches Produzenten-<br />

Netzwerk, wie das bei den anderen beiden Netzwerken (Bio-Lutz und BioAlpin) der<br />

Fall ist. Vielmehr ist es ein Modell der Zusammenarbeit zwischen Erzeugern und<br />

Verbrauchern (siehe Kapitel 2.2). Um dieses Netzwerk aufzubauen braucht es von<br />

Anfang an aktive Mitgestalter beider „Parteien“. Daher haben wir unsere<br />

Forschungsfragen sowohl an den Bauern als auch an einige Konsumenten, die<br />

40


derzeit das „Gemüse-Kistl“ beziehen, gestellt. Einige Forschungsfragen konnten von<br />

unseren Interviewpartner nicht vollständig beantwortet werden, da die interviewten<br />

Personen aufgrund des derzeitigen Entwicklungsstandes dazu noch keine Aussagen<br />

treffen konnten (IP_CSA_1).<br />

4.3.1. Entstehung und Entwicklung<br />

In der folgenden Darstellung werden die wichtigsten Meilensteine in der Entstehung<br />

des Gärtnerhofes Ochsenherz sowie die zeitliche Entwicklung zu einem CSA-Betrieb<br />

veranschaulicht.<br />

Abbildung 10: Meilensteine CSA (eigene Darstellung)<br />

Der Ochsenherzhof ist ein kleiner, aber sehr vielfältiger Betrieb. Auf den Aufbau der<br />

Bodenfruchtbarkeit wird großes Augenmerk gelegt. Samenfeste Sorten werden<br />

selbst gezogen und alte Gemüsesorten werden kultiviert. Solche<br />

Bewirtschaftungsweisen können ökonomisch kaum mit der heutigen, spezialisierten<br />

und industrialisierten Landwirtschaft mithalten. Aus Überzeugung und Freude an der<br />

Vielfalt will dieser Betriebsleiter (IP_CSA_1) seine wertorientierte Wirtschaftsform<br />

nicht in Richtung Profitmaximierung ändern. Ebenso möchte er eine<br />

Landwirtschaftsform, die nicht am Gewinn, sondern an den Bedürfnissen der<br />

Menschen orientiert ist. Ein ganzheitlich geschlossener Kreislauf, der auch die<br />

Konsumenten mit einbezieht, sowie ein Entfernen von der preislichen Bewertung von<br />

Lebensmittel sind ihm wichtig. Durch die Anpreisung von landwirtschaftlichen<br />

Erzeugnissen werden Lebensmittel zu Waren degradiert und verlieren so ihren<br />

eigentlichen Wert, meint der Betriebsführer. Das Modell von CSA war ihm schon<br />

länger bekannt. Ein wichtiger Impuls war der Film „Farmer John“, der von der<br />

Entstehung eines CSA-Betriebes in den USA berichtet. Dieses Modell eignet sich gut<br />

<strong>für</strong> seinen Hof und daher wurde beschlossen in diese Richtung zu gehen. Der erste<br />

Schritt war die Einführung von Gemüsekisten im Jahr 2007, die von den Kunden am<br />

41


Anfang der Saison vorfinanziert werden. Rund ein Fünftel der Ernte wird seither über<br />

die Gemüsekisten vermarktet, die sich die Konsumenten von unterschiedlichen<br />

Zweigstellen abholen können. Zwei Jahre später nahm der Bauer Kontakt mit dem<br />

Buschberghof, einem CSA-Betrieb in der Nähe von Hamburg auf, was zu einem<br />

Besuch eines Mitgliedes am Ochsenherzhof führte. Dieses Zusammentreffen war<br />

eine große Quelle der Motivation und im Herbst 2009 organisierte der leitende Bauer<br />

das erste Treffen <strong>für</strong> CSA-Interessierte. Eine Arbeitsgruppe, die sich „gemeinsam<br />

Landwirtschaften“ nennt, wurde dabei ins Leben gerufen. Daraus entstanden bald<br />

weitere Arbeits-Untergruppen, die jeweils unterschiedlich zum Thema CSA arbeiten.<br />

Der nächste Schritt wird die Veröffentlichung eines Flyers mit genaueren Infos zu<br />

diesem Modell sein, um damit noch weitere Interessierte an Bord zu holen. Das Ziel<br />

ist es, den Betrieb fast zur Gänze auf CSA umzustellen, die Vielfalt an Kulturen noch<br />

weiter zu erhöhen und eine Gemüsevollversorgung über das ganze Jahr, <strong>für</strong> die<br />

Anzahl der Leute, die der Betrieb ernähren kann, bereitzustellen. Eine Kooperation<br />

mit anderen Produzenten ist dabei nicht ausgeschlossen (IP_CSA_1).<br />

Die BezieherInnen der Gemüsekisten, von denen vier befragt wurden, haben<br />

unterschiedliche Einstellungen und Gründe warum sie sich am Netzwerk beteiligen<br />

oder nicht beteiligen möchten.<br />

Die Konsumentin IP_CSA_2 ist nicht aktiv bei der Gründung und Umsetzung dieser<br />

CSA Organisation beteiligt und möchte dies aus unterschiedlichen Gründen<br />

(Zeitaufwand, Distanz) auch zukünftig nicht tun. Dies betrifft insbesondere die<br />

Entwicklung zu einem klassischen CSA-Betrieb. Sie würde am liebsten weiterhin<br />

wöchentlich ihre Gemüseware beziehen und will sich nicht am CSA-Projekt beteiligen<br />

(IP_CSA_2).<br />

Konsument IP_CSA_3 war und ist derzeit aktiv an der Gründung des CSA-<br />

Netzwerkes beteiligt. Er ist einer der Initiatoren und Organisatoren, die<br />

Arbeitsgruppentreffen organisieren und eigeninitiativ eine Konsumentengemeinschaft<br />

auf die Füße stellen. Das „Gemüse- Kistl“, welches als Sprungbrett zur CSA-Initiative<br />

gesehen wird, bezieht er seit Mai 2010. Der Grund, weshalb er sich <strong>für</strong> das<br />

Engagement in diesem Netzwerk entschieden hat, war eindeutig die Überzeugung,<br />

dass sich unsere Gesellschaft von der Konsumorientiertheit, die der Neoliberalismus<br />

mit sich gebracht hat, distanzieren muss. Er setzt sich <strong>für</strong> eine soziale Gemeinschaft<br />

ein, die, wie er meint, absolut notwendig ist, wenn Ernährungssicherheit auch in<br />

Zukunft gewährleistet sein soll. Daher unterstützt er den Aufbau des Netzwerkes,<br />

welches eine nachhaltige Alternative darstellt und ein Stützbein <strong>für</strong> die Gesellschaft<br />

darstellen kann, sollte das neoliberale System zusammenbrechen und die Ernährung<br />

der Bevölkerung gefährdet sein (IP_CSA_3).<br />

Konsumentin IP_CSA_4 ist eine „nicht aktive“ Konsumentin und bezieht erst seit<br />

kurzer Zeit das „Gemüse-Kistl“. Erfahren hat sie von dieser Organisation durch eine<br />

Freundin, die auch aktiv an dem CSA-Projekt mitwirkt und von Anfang an dabei ist.<br />

Eine aktive Mitarbeit kann sie sich jedoch nicht vorstellen, da der Hof von ihr zu weit<br />

entfernt ist. Ihre Motivation zur Unterstützung dieses Projektes ist der Ursprung des<br />

Gemüses, die Frische und Reife der saisonalen Produkte (IP_CSA_4).<br />

Konsumentin IP_CSA_5 kauft bereits seit Jahren am Naschmarkt ein und hat so<br />

auch den Bauern selbst kennengelernt. Sie ist von Anfang an dabei, da sie dadurch<br />

mehr Bezug zu ihren Lebensmitteln bekommt. Die Idee, Ernteausfälle mit<br />

einzubeziehen, gefällt ihr sehr gut. In Zukunft wünscht sie sich einen vollständigen<br />

CSA-Betrieb mit einem Mitwirken der Konsumenten. Sie ist aktiv an der CSA-<br />

Mitgestaltung beteiligt. Ihre Aufgabe ist es, den Landkauf zu organisieren. Sie hat<br />

42


weiters den bald erscheinenden Flyer mitentwickelt und hält Vorträge bei<br />

Veranstaltungen am Hof (IP_CSA_5).<br />

4.3.2. Organisation<br />

Einleitend soll hier die Struktur des seit<br />

den 50er Jahren erfolgreich<br />

wirtschaftenden Buschberghofes gezeigt<br />

werden, da man schon an der Aufteilung<br />

der einzelnen Kompetenzen den<br />

korrektiven Ansatz an bestehenden<br />

Produktions- und Vertriebssystemen<br />

erkennt. Der Betrieb ist im Besitz der<br />

„gemeinnützigen <strong>Landbau</strong>forschungsgesellschaft<br />

Fuhlenhagen“, während die<br />

landwirtschaftlichen Arbeiten von der<br />

„landwirtschaftlichen<br />

Arbeitsgemeinschaft Buschberghof“<br />

durchgeführt werden. Vorfinanziert wird<br />

die Wirtschaftsgemeinschaft von ca. 350<br />

Personen bzw. 95 Familien (dies<br />

entspricht der Menge an Menschen die<br />

der 101 ha große Betrieb ernähren<br />

kann).<br />

Abbildung 11: Karottenvarietäten, (Ochsenherz)<br />

Durch die Entkoppelung von Grund und Boden vom Landwirten und der<br />

Vorfinanzierung des Wirtschaftsjahres von Produktionskosten durch den Kunden,<br />

muss sich der Betrieb nicht dem Wettbewerb am freien Markt stellen und kann sich<br />

so mehr auf die <strong>für</strong> die Nachhaltigkeit wichtige, dem Hof entsprechenden<br />

Ertragskapazität konzentrieren.<br />

Derzeit vermarktet der Betrieb seine Produkte ab Hof und auf zwei Märkten in Wien,<br />

sowie über die Gemüsekisten. Die Vermarktung über die Gemüsekisten wird, wie<br />

bereits erwähnt, als erstes Sprungbrett in Richtung CSA gesehen. Derzeit beziehen<br />

40 Konsumenten einmal wöchentlich über 20 Wochen im Jahr die Gemüsekisten.<br />

Diese werden nicht direkt an die Haustür geliefert, sondern können von den<br />

Konsumenten an unterschiedlichen Zweigstellen abgeholt werden (Ab Hof,<br />

Naschmarkt, Brunnenmarkt, Stelle im 7. und im 4. Wiener Gemeindebezirk). Es<br />

werden zwei Kistengrößen angeboten, wobei die große (<strong>für</strong> ca. 4 Personen) 500 €<br />

und die kleine Kiste (<strong>für</strong> ca. 2 Personen) 380 € ausmacht. Dieser Betrag wird<br />

einmalig am Anfang der Saison bezahlt. Dies stellt <strong>für</strong> den Hof einen finanziellen<br />

Puffer <strong>für</strong> die Zeit dar, in der es noch keine Einnahmen durch den Verkauf aber<br />

bereits viele Ausgaben gibt. In allen Gemüsekisten gibt es dieselbe Auswahl an<br />

Produkten. Die Konsumenten können nicht entscheiden, welches Gemüse sie haben<br />

bzw. nicht haben möchten.<br />

Durch die Umstellung auf CSA wird sich in der Organisation vieles ändern. Nicht<br />

einzelne Produkte sollen verkauft werden, sondern eine gewisse Zahl an Menschen<br />

(so viele wie der Betrieb ernähren kann) soll mit Gemüse versorgt werden.<br />

Gemeinsam wird der ganze Betrieb mit allen Ausgaben finanziell getragen. Wie bei<br />

der „Gemüse-Kistl“- Vorfinanzierung werden die Kosten bei dem CSA <strong>für</strong> die<br />

43


Jahresversorgung in Form eines Einmalerlages beglichen. Dieser setzt sich aus allen<br />

finanziellen Mittel zusammen, die der Betrieb über das Jahr hinweg braucht (Löhne,<br />

Einkäufe, Steuern, sonstige Abgaben, etc.) und wird auf alle Konsumenten aufgeteilt<br />

(siehe Kapitel 2.2). Die Höhe des Betrags hängt von der Anzahl der Konsumenten<br />

ab. Zum jetzigen Zeitpunkt liegen noch keine konkreten Angaben über die Höhe<br />

dieses Betrages vor. Wie die konkrete Verteilung, sowie der Transport der<br />

Lebensmittel ablaufen werden, ist noch nicht entschieden (IP_CSA_1). Jedoch wird<br />

es in der Verteilung der Erzeugnisse Änderungen geben. Konsument IP_CSA_3 hat<br />

das so beschrieben, dass die Ernte an einen oder mehrere Orte gebracht wird und<br />

die Konsumenten sie von dort abholen können. Dabei kann sich jeder so viel<br />

nehmen wie er benötigt, aber dennoch darauf achtet, dass <strong>für</strong> die anderen genug<br />

übrig bleibt.<br />

Eine zukünftige Form der rechtlichen Organisation wurde ebenfalls noch nicht<br />

festgelegt und wird erst in den Arbeitsgruppen diskutiert. Der Betriebsleiter will<br />

jedoch nicht ganz auf den Marktverkauf verzichten, diesen jedoch stark reduzieren.<br />

Für die Wahl einer rechtlichen Organisationsform ist es ebenfalls noch zu früh. Der<br />

Buschberghof in Deutschland, als Beispiel, wählte da<strong>für</strong> eine gemeinnützige GmbH<br />

(IP_CSA_1).<br />

Das CSA-Modell bezieht auch die Konsumenten in den Organisationsprozess mit<br />

ein. Derzeit gibt es die Arbeitsgruppe „gemeinsames Landwirtschaften“, in welcher<br />

sowohl die Mitarbeiter am Betrieb als auch die Konsumenten beteiligt sind und<br />

unterschiedliche Aufgaben erfüllen. Gemeinsam arbeiten sie an der Umsetzung des<br />

CSA-Modells am Ochsenherzhof. Konsument IP_CSA_3 setzt sich momentan <strong>für</strong><br />

das Aufstellen einer Konsumentengemeinschaft ein und organisiert<br />

Arbeitsgruppentreffen. CSA ist <strong>für</strong> ihn eine neue Wirtschaftsform, die soziales<br />

Engagement zur Bedingung hat und dem zukünftig mehr Bedeutung zugesprochen<br />

werden muss, wenn eine nachhaltige Nahrungsmittelversorgung gewährleistet<br />

werden soll. Die Vielfalt, Raritäten und das Wissen über die Herkunft motivieren<br />

Konsumentin IP_CSA_5 zur Mitarbeit.<br />

Zwei der befragten Konsumenten (IP_CSA_2 und IP_CSA_4) sind aus<br />

unterschiedlichen Gründen (Zeit, Distanz, etc.) nicht an der Organisation beteiligt. Als<br />

„Kistlbezieherin“ findet Konsumentin IP_CSA_2 die derzeitige Organisationsform<br />

jedoch gut, da sie sich als Konsumentin auch <strong>für</strong> die Produzenten verantwortlich<br />

sieht und auf diese Weise den landwirtschaftlichen Betrieb unterstützt.<br />

4.3.3. Stärken und Schwächen<br />

Als Stärke dieses Modells sieht der Landwirt (IP_CSA_1) die Tatsache, dass sein<br />

Betrieb in der jetzigen Form weiter bestehen bleiben kann und er nicht aus<br />

ökonomischen Gründen auf <strong>für</strong> ihn wichtige Aufgaben (Aufbau der<br />

Bodenfruchtbarkeit, etc.) verzichtet werden muss. Wenn der Bauer (P_CSA_1) die<br />

derzeitige Arbeitsgruppe „gemeinsames Landwirtschaften“ betrachtet, dann erkennt<br />

er hier den großen Pool an Ressourcen als klare Stärke. Alle Mitglieder verfügen<br />

über unterschiedliches Wissen und Können und unterstützen ihn beim Aufbau des<br />

Netzwerkes sehr tatkräftig (IP_CSA_1).<br />

Die Konsumenten hingegen erkennen als klare Stärke die hohe Qualität der<br />

Produkte. Tagfrische Ware identifizierte die Konsumentin IP_CSA_2 weiters als<br />

Stärke. Laut ihrer Aussage werden zuerst die „Kistlkunden“ mit Gemüse versorgt und<br />

was übrig bleibt wird am Markt verkauft. Sie assoziiert damit eine bessere Qualität<br />

44


der „Kistlware“ als der Marktware, obwohl auch die Qualität der Marktware als gut<br />

bezeichnet wurde (IP_CSA_2).<br />

Als Vorteile empfindet Konsumentin IP_CSA_4 die <strong>ökologischen</strong> Produktalternativen,<br />

alte unbekannte Sorten, die sie immer wieder neu kennen lernt und die Rezepte die<br />

mitgeliefert werden. Sie fühlt sich als Teil einer Community, obwohl sie ganz neu im<br />

„Geschäft“ ist. Sie begrüßt es, eine Möglichkeit zu haben, aktiv mitzuwirken, zum<br />

Produzenten hinfahren zu können und regionale Schmankerln zu erhalten<br />

(IP_CSA_4). Das robuste Saatgut, die Raritäten, der biologisch-dynamische Anbau,<br />

das soziale Gefüge und die Verbundenheit zum Bauern empfindet Konsumentin<br />

IP_CSA_5 als besondere Vorteile. Die Unabhängigkeit vom kapitalistischen Markt,<br />

sich in sozialem Engagement zu üben, Ernährungssicherheit sowie die<br />

Herausforderung Katastrophen gemeinsam bewältigen zu können wurden von<br />

Konsument IP_CSA_3 als Vorteil genannt.<br />

Da sich das Modell noch in der Entwicklungsphase befindet, ist es <strong>für</strong> den Landwirt<br />

(IP_CSA_1), sowie <strong>für</strong> Konsument IP_CSA_3 derzeit noch zu früh Aussagen über<br />

Schwächen des Netzwerkes zu machen. Jedoch weist der Konsument IP_CSA_3<br />

darauf hin, dass es einfacher sei eine Diktatur zu führen als eine gerechte<br />

Demokratie am Leben zu erhalten. CSA ist daher, aufgrund des sozialen Faktors, mit<br />

mehr Aufwand verbunden (IP_CSA_3). Konsumentin IP_CSA_2 nannte bei der<br />

Frage nach den Schwächen auch die geringe Flexibilität. Dies betrifft insbesondere<br />

das Gemüsesortiment in der Kiste, welches nicht beeinflussbar ist, ebenso wie die<br />

geringe Spontanität bei Unregelmäßigkeiten, an denen das „Kistl“ bereits bezahlt ist,<br />

aber die Produkte nicht konsumiert werden können, wie z.B. bei Urlaubsaufenthalten<br />

etc. (IP_CSA_2).<br />

Die große Entfernung, eine Ganzjahresversorgung und die Lagerung über den<br />

Winter empfindet IP_CSA_4 als derzeitige Schwachstellen. Sie könnte sich<br />

vorstellen, die Kisten <strong>für</strong> andere Kunden zu verwahren, damit diese nicht an einen<br />

bestimmten Tag in der Woche zur Abholung gebunden seien (IP_CSA_4).<br />

Als Nachteil ergeben sich die Unsicherheit aufgrund des auslaufenden Pachtvertrags<br />

und die Unbekanntheit des Betriebes. Vermehrte Werbung, wie etwa<br />

Mundpropaganda oder eine Internetpräsenz wird erwünscht. Aufgrund des jungen<br />

Alters des CSA- Betriebs wird sich in den nächsten Jahren noch viel ändern und<br />

damit auch die Struktur verbessert werden (IP_CSA_5).<br />

4.3.4. Stellung und Bedeutung von CSA in der Region Marchfeld<br />

Der Betriebsleiter von CSA im Marchfeld beschäftigt auf seinen fünf ha großen<br />

Betrieb sechs Personen, die hauptsächlich aus der Region kommen. Aus<br />

ökonomischer Sicht schafft er Arbeitsplätze. Durch seine Bewirtschaftungsart fördert<br />

er die Biodiversität sowie viele Nischenbereiche, die einen wichtigen Faktor <strong>für</strong> die<br />

lokalen Ökosysteme darstellen. Er stärkt somit die Natur in der Region. Da sich der<br />

Betrieb in der Nähe einer Ökosiedlung befindet, kann der Landwirt einerseits seine<br />

Produkte an Bewohner dieser Siedlungsgemeinschaft absetzen und andererseits ist<br />

er in das soziale Umfeld eingebettet. In der Region um Gänserndorf hat sein Betrieb<br />

keine große Bedeutung. Jedoch zieht sich <strong>für</strong> diesen Produzenten sein Umkreis bzw.<br />

seine ihn umgebende Region bis nach Wien hinein. Dort ist sein Projekt bei<br />

unterschiedlichen Menschen sehr erwünscht. In einer traditionellen ländlichen<br />

Gegend gäbe es wenig Verständnis <strong>für</strong> eine derartige Art des Wirtschaftens, meint<br />

45


er. Solche Projekte finden jedoch im Rahmen von Ökodörfern, etc. ihren Platz<br />

(IP_CSA_1).<br />

Konsumentin IP_CSA_2 weiß wenig über die Region, hat sich diesbezüglich noch<br />

keine Gedanken gemacht und konnte daher keine Aussage auf die Frage nach den<br />

Auswirkungen dieses Projekts auf die Region machen. Aus ökonomischer Sicht sieht<br />

sie Vorteile <strong>für</strong> ihren finanziellen Haushalt. Sie wird nicht zu unnützem Konsumwahn<br />

verleitet, da sie nicht mehr so oft einkaufen geht und mit dem Vorlieb nimmt, was sich<br />

in der Kiste befindet. Aus ökologischer Sicht ist dieses Projekt auf jeden Fall zu<br />

begrüßen, da der Betrieb biologisch bewirtschaftet wird (IP_CSA_2). Das Netzwerk<br />

bewirkt eine größere Wertschöpfung in der Region und reduziert den regionalen<br />

Kleinhandel mit Lebensmittel, insbesondere mit Gemüse (IP_CSA_3). Andererseits<br />

bedingt es aber einen sozialen Mehraufwand, der im Neoliberalismus vom System<br />

verschluckt wurde und entsprechend zu Ungerechtigkeiten führte und führt. Aus<br />

ökologischer Sicht ergeben sich durch verkürzte Transportwege (da die Produkte<br />

über zentrale Verteilstellen in der Stadt zu den Konsumenten kommen) und die<br />

betriebsübliche biologische Wirtschaftsweise, als auch durch die hohe Arten- und<br />

Sortenvielfalt positive Effekte auf die Umwelt (IP_CSA_3). Dieses Projekt könnte<br />

ebenso Vorbildfunktion <strong>für</strong> andere Initiativen dieser Art haben. Konsument IP_CSA_3<br />

vergleicht CSA mit der erfolgreichen Geschichte des Biolandbaus. Ökologische<br />

Landwirtschaft hat klein, unter der Federführung weniger Pioniere begonnen. Der<br />

Kunde führt auch aus, dass eine Handelsmarke, wie z.B. „Hofer“, als großer,<br />

ökonomisch erfolgreicher Betrieb, diese Idee aufgreifen und <strong>für</strong> sich nützen könnte.<br />

Beispielsweise könnten Kunden sich mittels Chipkarten Zutritt zu Räumlichkeiten<br />

verschaffen, in denen Lebensmitteln gelagert werden. Jedoch sind das alles noch<br />

Visionen (IP_CSA_3).<br />

Das Netzwerk bedeutet <strong>für</strong> Konsument IP_CSA_3 derzeit eine Investition seiner<br />

Freizeit und Energie. Sozial bedeutet dieses Netzwerk eine Verbindung mit anderen<br />

Menschen und eine Auseinandersetzung mit seiner sozialen Umwelt, das<br />

Zusammenwachsen mit anderen Menschen und der „Weg aus der Isolation!“<br />

Bezogen auf CSA ist die Frage nach eventuellen Verbesserungen durch die<br />

Teilnahme am CSA-Netzwerk, aufgrund des derzeitigen Entwicklungsstadiums, zu<br />

früh und kann nicht beantwortet werden. Gleiches gilt <strong>für</strong> die Frage, wie es ohne das<br />

CSA-Netzwerk wäre (IP_CSA_3).<br />

Konsumentin IP_CSA_4 ist sehr neu in dem „CSA-Geschäft“ und kann daher keine<br />

spezifischen Aussagen bezüglich der Bedeutung auf die Region oder Österreich<br />

machen. Sie glaubt nicht, dass der Hof eine große Bedeutung in der Region hat, da<br />

die Größe sehr gering ist und die Anzahl der „Kistl“-Konsumenten relativ klein ist. Die<br />

Informationen über den Hof sind nicht ausreichend, um andere Menschen<br />

aufmerksam zu machen (IP_CSA_4).<br />

Eine ökonomische Bedeutung sieht Konsumentin IP_CSA_5 noch nicht, allerdings<br />

eine ökologische. Der Gärtnerhof Ochsenherz ist der einzige im Umfeld, der<br />

biologisch-dynamisch wirtschaftet. Die Kriterien <strong>für</strong> eine Vollwerternährung sind damit<br />

erfüllt. Der soziale Einfluss wird sicher immer bedeutender. Andere Konsumenten<br />

müssen eine stärkere Bewusstseinsbildung entwickeln, sodass auch mehr Menschen<br />

auf die „Kistln“ und den Gärtnerhof zurückgreifen. Mit ihrem „Kistl“-Kauf unterstützt<br />

sie den Bauer und seine MitarbeiterInnen, sodass er gut wirtschaften kann. Die<br />

Produkte sieht sie zwar als teurer an, aber da<strong>für</strong> auch als ausgiebiger. IP_CSA_5<br />

wäre ohne „Ochsenherz“ wahrscheinlich immer noch auf der Suche nach diesem<br />

geschmackvollen Erlebnis, welches zusätzlich ein sinnvolles Projekt anführt<br />

(IP_CSA_5).<br />

46


4.3.5. Stellung und Bedeutung von CSA in Österreich<br />

Dem interviewten Betriebsleiter (IP_CSA_1) ist kein anderes CSA–Projekt in<br />

Österreich bekannt – im Gegensatz zu der Schweiz und zu Deutschland, wo er<br />

bereits einige CSA Betriebe kennt. Er schätzt das Potenzial von CSA, sich in<br />

Österreich zu etablieren jedoch recht groß ein. Viele Leute suchen nach neuen<br />

Modellen und anderen Wirtschaftsweisen. Dies macht sich auch durch die vielen<br />

Food-Coops (Lebensmitteleinkaufgemeinschaften) bemerkbar, die derzeit in Wien<br />

entstehen. CSA erfordert jedoch eine Akzeptanz und Verantwortungsbewusstsein<br />

der Konsumenten, sowie die Bereitschaft einen unbequemeren Weg zu gehen.<br />

Wenn sich sein Betrieb gut entwickelt, möchte er ein Beispiel und eine Motivation <strong>für</strong><br />

andere Höfe sein und diese dazu veranlassen ebenfalls so zu wirtschaften. CSA ist<br />

nämlich in keinem Fall ein Konkurrenzsystem (IP_CSA_1).<br />

IP_CSA_2, eine Konsumentin, konnte keine Aussage zur Stellung und Bedeutung<br />

von CSA in Österreich machen, da sie vom CSA–Gedanken nicht überzeugt ist,<br />

diesen auch nicht unterstützt und diesbezüglich auch noch keine weiteren Gedanken<br />

gesponnen hat.<br />

Das Potential <strong>für</strong> CSA schätzt Konsument IP_CSA_3 sehr hoch ein, da der<br />

Neoliberalismus die Menschen ausbeutet und daher eine neue Wirtschaftsform<br />

notwendig ist. CSA bietet der Konsumentengemeinschaft einen Rückhalt und hilft so,<br />

insbesondere im städtischen Bereich, Ernährungsengpässe bzw. Katastrophen<br />

gemeinsam besser zu überstehen als in Isolation voneinander. „Die Menschen<br />

müssen zusammenrücken“ (IP_CSA_3). Im ländlichen Bereich sieht er weniger<br />

Potential, da die Leute dort ohnehin noch gemeinschaftlicher denken und handeln als<br />

in der Stadt. CSA könnte womöglich eine Chance <strong>für</strong> Menschen sein, die sich heute<br />

am gesellschaftlichen Rand befinden und vom Absturz gefährdet sind, da sie von<br />

unserem neoliberalen kapitalistischen System nicht getragen werden, wie etwa<br />

Arbeitslose. Für sie könnte ein soziales Netz entstehen, dass ihnen einerseits<br />

Rückhalt und andererseits eine Möglichkeit bietet sich zu engagieren (IP_CSA_3).<br />

Prinzipiell sieht Konsumentin IP_CSA_4 das Projekt als eine gute Sache an, auch<br />

wenn das Informationspotential des „Ochsenherz“ sehr gering ist. Sie lernte erst mit<br />

der Zeit die Hintergründe kennen. Der „Öko-Trend“ könnte ihrer Meinung nach mit<br />

solchen Projekten sehr unterstützt werden. Das Vertrauen zum Bauern muss<br />

wirtschaftlich etabliert werden, damit eine größere Umsetzung stattfinden könnte<br />

(IP_CSA_4).<br />

In den nächsten 10 Jahren wünscht sich Konsumentin IP_CSA_5 eine bessere und<br />

größere Kooperation. Der Gärtnerhof ist <strong>für</strong> sie der Pionierhof, wo Wissen genutzt<br />

wird, um woanders dieselbe Idee zu verwirklichen. CSA sieht sie als notwendig<br />

aufgrund der aktuellen Marktsituation, damit die Kunden nicht mehr abhängig von<br />

den Waren im Supermarkt sind. Hemmnisse sind <strong>für</strong> sie große Konzerne, die die<br />

Politik beeinflussen und manipulieren. Durch die Wirtschafts- und Finanzkrise<br />

ergeben sich neue Herausforderungen, die ein Umdenken der Menschen –<br />

hinsichtlich nachhaltiger Lebensweise – bewirken könnten und eine gute Möglichkeit<br />

<strong>für</strong> CSA-Betriebe sich in Österreich mehr Fuß zu fassen (IP_CSA_5).<br />

47


4.4 NETs (ehemals Nest)<br />

Abbildung 12: Logo Nets, (Nets)<br />

NEST - Network for ecological and social trade - wurde Anfang 2010 zu NETs -<br />

„Netzwerk <strong>für</strong> nachhaltiges Leben“ umgetauft. Grund war die Namensähnlichkeit des<br />

Schweizer Konzerns Nestle. Der Weltkonzern schickte dem Gründer aus Steyr einen<br />

Brief seines Rechtsanwalts. Durch den Druck beschloss der kleine Verein, eine<br />

Namensänderung vorzunehmen, da er sich die Kosten eines Prozesses unmöglich<br />

leisten konnte. Grund ist die Verwechslungsgefahr der Übersetzung von „Nestle“, die<br />

„kleines Nest“ heißt. Laut Internetartikel wird dieser Kampf mit „David gegen Goliath“<br />

verglichen. NETs besteht bisweilen aus einer kleinen Vermarktungsgemeinschaft aus<br />

25 Bauern (ORF, 2010).<br />

Der Obmann und Gründer von NETs, leitet seine Regionalstelle in Steyr in<br />

Oberösterreich seit ca. sechs Jahren. Der Verein NETs organisiert über regionale<br />

Bauern und Bäuerinnen den Verkauf über „Kisten“, die sich jeder Konsument<br />

individuell über das Internet zusammenstellen kann und später in seiner<br />

Regionalstelle abholt. Fünf Regionalstellen gibt es bis dato (Steyr, Haag in<br />

Niederösterreich, Zell am Pettenfirst, Wels, Enns). NETs will laut Aussage einer<br />

Interviewpartnerin „so viel Gutes wie möglich“ bewirken. Gemeint sind nicht nur<br />

Lebensmittel. Auch Tierfutter, Waschmittel, Kataloge <strong>für</strong> Bürobedarf und Kleidung<br />

werden angeboten. Ein Tauschgeschäft von gebrauchten Gegenständen und<br />

diversen Büchern und Videos wird gratis zur Verfügung gestellt. Dabei arbeiten<br />

Konsumenten wie Produzenten aktiv mit. Seit kurzem gibt es Produkte, die nicht aus<br />

der Region kommen, aber trotzdem gewünscht werden. Dazu gehören<br />

Trockenfrüchte, Kakao, Zucker der Firma Rapunzel, Waschnüsse und<br />

Kosmetikartikel der Tiroler Firma Sanoll. Die Mitglieder gestalten damit ihr<br />

„Versorger-Verbraucher“ Netzwerk so vielseitig wie möglich. Sie versuchen innerhalb<br />

der Geschäftsleiter sich ständig auszutauschen, aktuelle Probleme zu lösen und<br />

neue Strategien zur Weiterentwicklung zu entwerfen. Sie arbeiten biologisch,<br />

regional und fair. Die Produkte der Bauern im Umkreis sollen nicht zu weit entfernt<br />

sein. Sie sollen sich zu einem vollständigen Produktsortiment erweitern und aus einer<br />

<strong>ökologischen</strong> Wirtschaftsform stammen. Die Bauern werden fair bezahlt. Sie<br />

verdienen fast so viel wie bei der eigenen Direktvermarktung. Auch untereinander<br />

arbeiten die Bauern zusammen. Im Wissensaustausch, wie auch im Bereich der<br />

Lebensmittelproduktion werden Kooperationen geschlossen. Dem Verein kann man<br />

aktiv beitreten, um Infos, Zugang zur Mediathek und zu Kursen zu erhalten. Die<br />

Grundidee von NETs geht in Richtung CSA. Langfristig planen sie das auch<br />

vollständig umzusetzen (IP_NET_1).<br />

Vielleicht sollte an dieser Stelle noch erwähnt werden, dass im Zuge dieser Arbeit nur<br />

die Regionalstellte in Steyr untersucht wurde.<br />

48


4.4.1. Entstehung und Entwicklung<br />

In der folgenden Darstellung werden die wichtigsten Meilensteine in der Entstehung<br />

des Netzwerkes NETs überblicksmäßig veranschaulicht.<br />

Abbildung 13: Meilensteine NETS (eigene Darstellung)<br />

Die Leiterin der Regionalstelle Steyr wurde als Interviewpartnerin ausgewählt und<br />

nach ihren persönlichen Gründen und Wünschen interviewt. Sie eröffnete ihre<br />

regionale Bezugsstelle im Mai 2009, nachdem sie den Gründer des NETs, den<br />

heutigen Obmann, bei einem Vortrag kennenlernte. Die NETs- Mitglieder sind sehr<br />

überzeugt von einer Wirtschaftsweise, in der alle Akteure gemeinsam eingebunden<br />

sind und kritisch diskutieren können. Herr Zwingler überzeugte sofort mit seinen<br />

Argumenten vom gemeinsamen Wirtschaften, „bio und fair“ sowie „regional und<br />

saisonal“. Er wird als Visionär beschrieben, da er weg von den großen<br />

Lebensmittelkonzernen kommen will und eine klein-strukturierte Lebensweise fördern<br />

möchte. Aktiver Umweltschutz und eine selbstständige Region sind der<br />

Regionalstellenleiterin Wünsche an die Entwicklung von NETS. Ihr Lebensgefährte<br />

organisiert zusätzlich Vorträge in der Klimabündnisgemeinde und ist ebenfalls aktiv<br />

bei NETs dabei (IP_NET_1).<br />

Der Anfang war sehr schwer, da die Kunden, Bäuerinnen und Bauern nur mit<br />

Mundpropaganda zu erreichen waren. Durch persönliches Kontaktieren der<br />

Bäuerinnen und Bauern konnten jedoch bald Produkte über das Internet bestellt<br />

werden. Die Homepage ermöglicht den Kunden einen Einblick in das aktuelle<br />

Sortiment zu erhalten. Die Bauern der Region werden mit ihren selbst produzierten<br />

Lebensmitteln dargestellt, um auch einen Bezug zum Produzenten herstellen zu<br />

49


können. Das Bestellprogramm auf der Website ist <strong>für</strong> alle zugänglich, es kann jeweils<br />

bis Dienstag bestellt werden. Am Freitag werden die ausgewählten Produkte zur<br />

Abholung im Hofladen bereitgestellt. Lagerfähige Produkte, wie Trockenfrüchte,<br />

Mehl, Säfte, Waschmittel, können extra gekauft werden und stehen in einem kleinen<br />

Lager immer zur Verfügung. Diese Tatsache erscheint vielen Konsumenten als sehr<br />

umständlich. Auch den meisten Landwirten erschien das System anfangs zu<br />

kompliziert und zu unsicher. Im Sommer 2009 veranstaltete die Leiterin ein Fest am<br />

Hof, welches sehr erfolgreich war. Viele neue und bestehende Kunden wurden <strong>für</strong><br />

die Idee des nachhaltigen Einkaufens motiviert. Das Netzwerk strebt eine CSA-<br />

Richtung an. Die Region soll sich eines Tages einmal selbst versorgen können und<br />

nicht nur vom Verkauf einzelner Lebensmittel abhängig sein. Produzenten und<br />

Konsumenten könnten gemeinsam miteinander arbeiten. In Linz soll vielleicht eine<br />

neue Stelle anlaufen. In der Regionalstelle möchten sie gerne ganzheitlicher<br />

wirtschaften (Waldpädagogen, Kräuter, Heiler,…). Auch Touristen sollen so in die<br />

Region eingebunden werden. Diese bewerben durch ihre positiven Erfahrungen aus<br />

dem Urlaub den Verein NETs und unterstützen die Idee des nachhaltigen Lebens.<br />

Durch Touristen kann zusätzlich eine sichere Einnahmequelle <strong>für</strong> alle Bereiche<br />

entstehen wie Unterkünfte, Bauern, Gasthöfe, Wellness und Gesundheit.<br />

Die Region soll sich in 10 Jahren einmal selbst versorgen können. Energieautarkie<br />

und ein Ausbau von NETs wird angestrebt. Allerdings ist die Problematik des<br />

„Anderssein“ gegeben und <strong>für</strong> sie ist es sehr anstrengend, ihre Ansichten verteidigen<br />

zu müssen. Ein Vorteil dieses Systems ist die Kenntnis über die genaue Herkunft der<br />

Produkte. Als ein Nachteil kann die Organisation via PC, was allerdings <strong>für</strong> manche<br />

auch einen Vorteil der Unabhängigkeit bedeutet, angesehen werden (IP_NET_1).<br />

4.4.2. Organisation<br />

Die Akteure sind die Bäuerinnen und Bauern, Konsumenten sowie die<br />

Regionalstellen selbst. Eine rechtliche Organisationsform gibt es noch nicht. Die<br />

örtliche Leiterin ist selbstständig und gehört zum Verein NETs. Durch die<br />

Selbstständigkeit der Regionalstellen kann sich der Gründer auf sein eigenes<br />

Netzwerk konzentrieren und muss nicht den finanziellen und bürokratischen Aufwand<br />

der anderen mit bearbeiten. Die Vermarktung erfolgt meist über Mundpropaganda,<br />

Flyer und Visitenkarten. Die Logistik wird von manchen Personen im Netzwerk als<br />

sehr kompliziert empfunden, da alles über das Internet bestellt wird und kein großes<br />

Lager angelegt werden kann. Einige Bäuerinnen und Bauern arbeiten untereinander<br />

stark zusammen, damit der Fahraufwand geringer wird. Zum Beispiel nimmt eine<br />

Bäuerin, die 20 km entfernt wohnt den Kunden des NETs- Kisterls in ihrer Umgebung<br />

die Produkte mit. Denn sie muss ohnehin nach Zell fahren, um ihre Produkte<br />

hinzubringen. Die zusätzliche Fahrt der Kunden wird somit eingespart und dieses<br />

Verhalten ist sehr kundenfreundlich. Dieses System ist <strong>für</strong> die Einzelstellen von<br />

daheim aus zu organisieren, da sich die meisten Konsumenten die bestellten<br />

Produkte selbst abholen. Ökonomisch möchte die Regionalstellenleiterin gerne die<br />

Kundenanzahl verdoppeln. Durch die gute Zusammenarbeit ist das Geschäft <strong>für</strong> die<br />

Bäuerinnen und Bauern auch rentabler geworden. Die Bauern treffen sich teilweise<br />

untereinander, um miteinander Produkte auszutauschen und Neues produzieren zu<br />

können. Die NETs- Regionalstellen treffen sich einmal monatlich zu diversen<br />

Besprechungen (IP_NET_1).<br />

50


4.4.3. Stärken und Schwächen<br />

Zu den Stärken gehören die stets frischen Produkte. Laut der Regionalleiterin wird<br />

nichts weggeschmissen und es wird immer nur das Nötigste produziert. Wenn etwas<br />

übrig bleibt, benutzt es die Familie der Regionalstelle Zell <strong>für</strong> sich selbst. Die<br />

ungewöhnliche Art des Bestellens im Internet ist <strong>für</strong> sie sicher das größte Hindernis.<br />

Auch die Abholung der Kistln ist <strong>für</strong> manche Menschen zu unflexibel, da nur ein Tag<br />

pro Woche zur Verfügung steht und deswegen langfristiger geplant werden muss.<br />

Jedoch ist prinzipiell die Online-Bestellung einfach und flexibel <strong>für</strong> die Menschen. Für<br />

Kunden, die nicht über das Internet bestellen möchten, bietet sich die Möglichkeit<br />

einer telefonischen oder persönlichen Bestellung. Der zusätzliche Arbeitsaufwand ist<br />

allerdings <strong>für</strong> die Regionalleiterin eine Schwäche. Häufigere Abholungsmöglichkeiten<br />

als einmal die Woche wären interessant, jedoch momentan arbeitstechnisch nicht<br />

machbar. Die Produkte werden bis Dienstag bestellt und am Freitag abgeholt. Durch<br />

die kontinuierliche wöchentliche Durchführung beliefern die Bauern die<br />

Regionalstelle einmal wöchentlich und die Kistln müssen auch wöchentlich frisch<br />

zusammengestellt werden. Zusätzlich wird das Produktsortiment jede Woche<br />

aktualisiert, da je nach Reife und Saison unterschiedliche Produkte lieferbar sind. Für<br />

die Regionalstellenleiterin bedeutet das viel Aufwand und Arbeit. Die Abrechnung<br />

wird auch von ihr selbst erstellt, da sie selbstständig ist. Zusätzlich beschäftigen sie<br />

sich aktiv in der Gemeinde in Form von <strong>ökologischen</strong> Vorträgen und Projekten, um<br />

öffentlich auf sich aufmerksam zu machen und ganzheitlich die Menschen<br />

beeinflussen zu können. Generell muss laut der Leiterin der Regionalstell in Steyr<br />

noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden. Die Menschen in ländlichen Regionen<br />

sind oft wenig flexibel und wenig tolerant gegenüber neuen alternativen Ideen<br />

(IP_NET_1).<br />

Ein sozialer Zusammenhalt in der Region, wie es früher üblich war sieht die Leiterin<br />

als Idealbild: es gibt keine Anonymität mehr, es wird viel diskutiert und es gibt einen<br />

vermehrten Austausch - auch einen Informationsaustausch. Dieser findet meist bei<br />

Abholung der Produkte am Freitag im Hofladen unter und mit den Kunden statt. Hier<br />

können sie sich andere Produkte ansehen und die Mediathek benutzen. Die Stellung<br />

und Bedeutung in der Region ist bisweilen eher gering, da das Netzwerk eher<br />

unbekannt und sehr jung ist. Deswegen wird jetzt auf Flyer und mehr<br />

Mundpropaganda gesetzt. Durch Mitarbeit in der Gemeinde und an sozialen<br />

Projekten in der Schule im Ort möchte die Regionalleiterin bekannter werden und auf<br />

mehr Akzeptanz stoßen. Durch ein größeres Sortiment und mehr mitwirkenden<br />

Bauern kann die Bekanntheit in der Region gefördert werden.<br />

Eine Teilnahme an Slow Food wurde bereits diskutiert und ein Zusammenschluss mit<br />

einem Lieferant von Sonnentor ist bereits vereinbart. Durch dieses ständige aber<br />

nachhaltige Wachsen möchte der Verein mehr Einfluss in der Region gewinnen<br />

(IP_NET_1).<br />

4.4.4. Stellung und Bedeutung von NETs in der Region<br />

Über andere CSA- Projekte in Österreich weiß die interviewte Regionalstellenleiterin<br />

nicht viel. Allerdings wird bei NETs über regionale Ideen wie eine eigene Währung<br />

und Tauschhandel diskutiert. Sie denkt, dass die Zahl regionaler Netzwerke steigen<br />

wird, diese aber im kleinen Rahmen bleiben. Die Menschen müssen jedoch aufgrund<br />

der Wirtschafts- und Energiekrisen anfangen umzudenken. Da sie selbst ein CSA-<br />

Modell anstrebt, glaubt sie auch an ein Wachstum in diese Richtung (IP_NET_1).<br />

51


4.4.5. Diskussion und Zusammenfassung der Ergebnisse der<br />

Netzwerke CSA-Gärtnerhof Ochsenherz und NETs<br />

Zusammenfassend sind die Kreativität und das hohe Innovationspotential als roter<br />

Faden dieser beiden noch sehr jungen Netzwerke zu erkennen. Immer wieder fallen<br />

Stichworte wie Wirtschaftskrise und Unabhängigkeit von konventionellen Strukturen,<br />

welche den Unmut über diese Strukturen ausdrückt. Ein zunehmendes Bewusstsein<br />

<strong>für</strong> biologische Produktion und Regionalität nicht nur von Lebensmitteln sondern<br />

auch von alltäglichen Gebrauchsgütern schaffen den Nährboden <strong>für</strong> diese Art von<br />

Netzwerken mit sehr flacher hierarchischer Struktur. Die Konsumenten setzen sehr<br />

starke Impulse in Richtung Herkunft und Produktion der von ihnen gekauften,<br />

verteilten oder konsumierten Güter. Sie haben ein relativ großes Vorwissen und<br />

können und wollen sich aktiv an der Produktion, dem Vertrieb und der Bewerbung<br />

des Netzwerkes beteiligen. Der sehr hohe Kommunikationsfaktor in diesen<br />

Netzwerken mit hoher sozialer Kompetenz, führt zu einer Verbreitung der<br />

Grundideen und führt dadurch zur Bewerbung der Idee. Hierbei fällt aber die<br />

fehlende Kommunikation einzelner Netzwerke untereinander auf. Dies ist auf die<br />

Größe und Entwicklungsstadium der einzelnen Systeme zurückzuführen.<br />

Aufgrund der Struktur der oben genannten Systeme ist eine hohe Resilienz zu<br />

erwarten, sei es durch mehrere Absatzwege der einzelnen Produzenten bei NETs<br />

oder durch die Absatzkanäle Markt und Kiste beim Gärnterhof Ochsenherz. Von<br />

Seiten der Kunden ist auch eine höhere Flexibilität bei nicht erfüllten Erwartungen zu<br />

erkennen, da diese sehr gut über die Strukturen der einzelnen Systeme Bescheid<br />

wissen.<br />

52


5 Diskussion<br />

Die folgende Diskussion ist an Hand der Interviewleitfäden aufgebaut. Eine<br />

systematische Übersicht über das gesamte Netzwerk soll so ermöglicht werden.<br />

5.1 Wie kam es zur Gründung der Netzwerke?<br />

Bei der Entstehung der einzelnen Netzwerke sind immer wieder auslösende<br />

Momente auf verschiedenen Ebenen zu erkennen. Einerseits sind auf wirtschaftlicher<br />

Ebene Impulse charakteristisch und andererseits tritt bei manchen Netzwerken die<br />

soziale Komponente stärker hervor. Eine klare Grenzziehung zwischen diesen<br />

Ebenen soll nicht stattfinden, da die Kommunikation dieser Ebenen die Entstehung<br />

dieser Netzwerke maßgeblich beeinflusste.<br />

Die Vermarktungsschwierigkeiten der Bergbauern Tirols aufgrund des starken<br />

Preisdruckes und des Verlustes des Profils ihrer Produkte ließen den Unmut der<br />

Bergbauern deutlich werden. Das Erkennen des Problems vom Björn Rasmus,<br />

Ernteverbandes Tirol, TBB sowie der AMT eröffneten die Sicht auf eine<br />

Vermarktungsnische. Dies ermöglicht es die Produkte von BioAlpin mit einem<br />

einzigartigen Etikett zu versehen und so auf die Qualität des Produktes einerseits,<br />

sowie auf die Herausforderung der Produktion in der Alpenregion andererseits<br />

hinzuweisen. Durch die Authentizität der Produkte und die Ergänzung durch den<br />

Vertrieb mit einem Partner, welcher Wert auf Regionalität und Qualität der Produkte<br />

legt, entstand ein Vertrauen zwischen Konsument, Händler und Produzenten,<br />

welches dem Erfolg der Genossenschaft durch kontinuierlich „gesundes“ Wachstum<br />

zugrunde liegt.<br />

Als Basis <strong>für</strong> die Entstehung des regionalen Netzwerkes Bio-Lutz steht die<br />

persönliche Entscheidung des Betriebsleiters Leopold Lutz sich <strong>für</strong> eine nachhaltige<br />

biologische Wirtschaftsweise zu entscheiden. Der wesentliche wirtschaftliche Impuls<br />

kam jedoch vom Kunden nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl. Die Konsumenten<br />

begannen eine Sensibilität <strong>für</strong> Ihre Ernährung zu entwickeln, wodurch die Nachfrage<br />

nach gesundheitlich unbedenklichen Produkten stieg rasch an. Ein Umdenken in der<br />

Gesellschaft führte letztendlich auch dazu, dass sich öffentliche Betriebsküchen<br />

ebenfalls <strong>für</strong> biologisch produzierte Produkte interessierten. Dies hatte wiederum die<br />

Folge, dass aufgrund des erhöhten Absatzes eine verstärkte Nachfrage nach<br />

Produzenten entstand und damit das Netzwerk erfolgreich wachsen ließ.<br />

Konsumentenunzufriedenheit auf Ebene der Produktionsmethoden des<br />

gesellschaftlichen Zuganges in der Verteilung der Produkte ist bei der Entstehung<br />

der CSA-orientierten Betriebe zu erkennen. Starke organisatorische sowie innovative<br />

Impulse von Seiten der Konsumenten treten verstärkt bei den Netzwerken NETs und<br />

dem Gärnterhof Ochsenherz auf. Hier hat die sozial aktive Art und Weise der<br />

Produktion und des Vertriebes der Produkte zu einer intensiven Kommunikation<br />

zwischen dem Landwirten und Konsumenten geführt. So kam es zu einem<br />

synergistischen Zusammenwirken von Wissen und Erfahrung einzelner beteiligter<br />

Mitglieder, welches zu einer Strukturfindung innerhalb des Netzwerkes führte. Stark<br />

profilgebend innerhalb dieser Netzwerke ist die Orientierung zu einer starken und<br />

aktiven Beteiligung der Konsumenten auf allen Ebenen, wie Produktion und Vertrieb,<br />

sowie Marketing im Gegensatz zu den beiden erst gezeigten Netzwerken.<br />

53


5.2 Welche zukünftigen Entwicklungen werden angestrebt?<br />

Eindeutig ist, dass die vier Netzwerke BioAlpin, Ochsenherz, Bio-Lutz und NETs eine<br />

Weiterentwicklung anstreben. Welche Ziele da<strong>für</strong> gesetzt werden, hängt von der<br />

jeweiligen aktuellen Situation ab.<br />

Die Expansion der vier Netzwerke ist vor allem mit der Erweiterung der<br />

Produktpalette verbunden. BioAlpin will im Gastronomiebereich einsteigen. Wichtig<br />

ist beim Ausbau der Produktpalette darauf zu achten, solche Produkte herzustellen,<br />

welche nicht stark preisvergleichend sind (Bsp. Produkte aus alten Kultursorten oder<br />

Produkte, die nicht so stark vertreten sind, wie beispielsweise im Bereich der<br />

Blumen). Bio-Lutz strebt ein langsames, gesundes und kontinuierliches Wachstum<br />

an. Von Interesse wäre <strong>für</strong> sie mehrere kleinere Abnehmer zu akquirieren. Seitens<br />

der Landwirte wird die Erhöhung des Lieferumfanges als eine zukünftige Entwicklung<br />

gesehen, da einige in den Gemüsesektor einsteigen wollen. Außerdem wird<br />

angestrebt das Erntefenster der Erdbeeren zu verlängern, um so eine ausgeweitete<br />

Absatzmöglichkeit zu erlangen.<br />

Bei NETs soll das Sortiment mit Gemüse und Obst erweitert, sowie die Anzahl der<br />

Anbieter erhöht und die der Konsumenten verdoppelt werden. Ziel ist eine<br />

zunehmende Teilnahme an Veranstaltungen und Buffets. Da sich CSA-Ochsenherz<br />

erst in den Anfangsphasen befindet, kann zum jetzigen Zeitpunkt das Thema<br />

Entwicklung nicht diskutiert werden. Wichtig ist <strong>für</strong> dieses Netzwerk die drei<br />

Markttermine in Wien sowie die Gemüsekisten weiters beizubehalten.<br />

Erfolgreich ist die Erweiterung der Produktpalette dann, wenn „Neues“ am Markt<br />

eingeführt wird. Das heißt, dass sämtliche Nischen gefüllt, und somit auch die<br />

Konsumentenwünsche gedeckt und befriedigt werden. Neue Produkte sollen<br />

schließlich das enthalten was noch nicht vorhanden ist. Somit kommen vor allem<br />

innovative Produkte in Frage. „Innovationen sind der Motor wirtschaftlichen<br />

Wachstums, sie begründen die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen, Branchen,<br />

Regionen und sogar Ländern“ (LEITNER, 2003, 13). Weiters wird Innovation als<br />

Ergebnis des Zusammenspiels und der Interaktion verschiedener Akteure<br />

beschrieben. Eine Innovationsstudie, welche Mitte der Achtziger verfasst wurde, zeigt<br />

die Notwendigkeit der Beziehung zwischen Produzenten und Kunden, da diese<br />

zahlreiche Impulse <strong>für</strong> die Produktinnovationen liefern. In solchen Beziehungen sind<br />

Vertrauen und Kommunikation zwei wichtige Aspekte (Leitner, 2003, 23).<br />

In allen vier Netzwerken ist die Herstellung innovativer Produkte ein weiteres<br />

zukünftiges Ziel, das eine große Rolle spielt, da so die Entwicklung der Netzwerke<br />

gefördert wird. Wichtige Voraussetzungen da<strong>für</strong> sind die Erhöhung der<br />

Mitgliederzahl, sowie Vertrauen, Kommunikation und Kooperation innerhalb des<br />

Netzwerkes zu pflegen. Grundlegend <strong>für</strong> ein Netzwerk sind Kooperationen mit<br />

diversen Partnern, denn Netzwerke können nur dann funktionieren wenn alle Partner<br />

mitwirken bzw. zusammen arbeiten. Dieser Aspekt funktioniert in den besprochenen<br />

Netzwerken bereits, jedoch wird eine weitere Stärkung zukünftig angestrebt.<br />

Jeder will die Weiterentwicklung des jeweiligen Netzwerkes sicherstellen und es<br />

stärken. Dies geht einher mit der Förderung des Bio-Bereichs und der Region bzw.<br />

Regionalität, was schlussendlich die Essenz dieser Netzwerke ist. Dabei muss der<br />

Aspekt der Regionalität differenziert betrachtet werden, denn einheitliche Grenzen<br />

der Region sind <strong>für</strong> diese vier Netzwerke nicht gegeben. Anzumerken ist, dass je<br />

kleiner die Distanz zwischen den diversen Partnern ist, desto überschaubarer ist das<br />

54


Netzwerk und desto rascher kann die Kommunikation erfolgen. Somit kann die<br />

Zusammenarbeit schrittweise im gemeinschaftlichen Sinn weiter verfolgt werden.<br />

Die Überzeugung und Zufriedenheit der Netzwerke mit der Erzeugung von<br />

biologischen Produkten in der Region und <strong>für</strong> die Region ist der Grund ihrer Existenz<br />

und ein beidseitiger Stolz. Dies zeichnet alle vier Netzwerke in besonderer Weise<br />

aus.<br />

Momentan kann eine ernste „Bedrohung“ durch Konventionalisierung der<br />

biologischen Betriebe ausgeschlossen werden, denn die Netzwerke bauen sich<br />

genau auf dem Gegenteil auf. Im Vordergrund stehen die <strong>ökologischen</strong>, sowie auch<br />

sozialen Ansprüche des Bio-<strong>Landbau</strong>s. Darüber hinaus spielen die Identität der<br />

erzeugten Produkte und deren Hersteller eine bedeutende Rolle.<br />

5.3 Welche Akteure sind im Netzwerk beteiligt?<br />

Sowohl Bio-Lutz, BioAlpin, als auch das NETs haben einen Geschäftsführer und<br />

Produzenten. Bei Bio-Lutz wurden die Abnehmer (Großküchen) als Produzenten<br />

eingestuft. Die Produkte werden hier verkocht und damit Patienten, welche hierdurch<br />

zu Konsumenten werden, verköstigt. Betriebe, die <strong>für</strong> die Weiterverarbeitung der<br />

Produkte verantwortlich sind, gibt es nur bei Bio-Lutz und BioAlpin (z.B. Sennereien).<br />

Beim NETs gibt es diese Weiterverarbeitung durch andere Betriebe nicht.<br />

Das Netzwerk Ochsenherz ist generell anders aufgebaut. Hier stehen etwa 20<br />

Personen hinter der CSA-Strategie und es werden rund 50 Kisterln ausgeliefert. Es<br />

gibt nur einen Produzenten. Dieser ist Geschäftsführer und zugleich Landwirt. Er<br />

stellt somit die Schlüsselperson des gesamten Netzwerks dar. Ihm zur Seite steht<br />

eine freiwillige Arbeitsgruppe, die das Netzwerk aus eigenem Interesse unterstützt, in<br />

dem sich die Beteiligten aktiv um die Angelegenheiten rund um das Netzwerk<br />

kümmern. Dazu zählen Marketingstrategien, das Auseinandersetzen mit der<br />

Organisationsform CSA, die Suche nach einem neuen und geeigneten Standort,<br />

sowie die Unterstützung des Geschäftsführers.<br />

Beim NETs werden die Konsumenten mit den Produkten nur mittels Kisterl beliefert,<br />

deren Inhalt sich die Konsumenten via Internet selbst aussuchen können. Außerdem<br />

gibt es einen kleinen Hofladen. Bei BioAlpin wird der größte Teil der produzierten<br />

Produkte über die Einzelhandelskette MPreis abgesetzt. Dies ist ein eindeutiges<br />

Alleinstellungsmerkmal eines solchen Netzwerks und nur selten bei<br />

Bioproduktnetzwerken zu finden.<br />

Der Punkt indem sich die vier Netzwerke gleich sind, ist jener, dass alle vier<br />

Geschäftsführer ihr Unternehmen hauptberuflich führen.<br />

Anhand von Tabelle 7 lassen sich die Akteure der Netzwerke noch einmal gut<br />

miteinander vergleichen. Es gilt zu beachten, dass bei der Gärtnerei Ochsenherz die<br />

Geschäftsführung und der alleinige Landwirt des Netzwerks in einer Person vereint<br />

sind. Das ist auch bei Bio-Lutz der Fall. Hier ist der Geschäftsführer gleichzeitig ein<br />

Produzent. Jedoch im Unterschied zum Gärtnerhof Ochsenherz handelt es sich<br />

hierbei um einen Produzenten unter vielen. Bei BioAlpin hingegen ist die<br />

Geschäftsführung von den vielen Produzenten getrennt. Die Funktion als<br />

Geschäftsführer und Produzent in einer Person könnte Gefahr laufen zu einer<br />

enormen Belastung <strong>für</strong> die betreffende Person werden, vor allem im Falle des<br />

Gärtnerhofes Ochsenherz, wo es nur einen Produzenten gibt.<br />

55


Tabelle 7: Vergleich der Netzwerke bezüglich der Akteure<br />

Akteure Bio Alpin Bio Lutz Ochsenherz Nets<br />

Geschäftsführung X X X X<br />

Landwirt(e)<br />

Produzent(en)<br />

/ X X X X<br />

Verarbeiter X X<br />

Verantwortliche<br />

X<br />

<strong>für</strong> Lagerung<br />

Konsumenten X X X X<br />

Arbeitsgruppen X<br />

Die Akteure, die in allen vier Netzwerken agieren, sind die Geschäftsführung, die<br />

Produzenten und die Konsumenten. Eigene Betriebe <strong>für</strong> die Verarbeitung der<br />

Produkte gibt es nur bei BioAlpin und Bio-Lutz. Separate Verantwortliche <strong>für</strong> die<br />

Lagerung der Produkte gibt es nur bei Bio-Lutz. Weiters gibt es lediglich im Netzwerk<br />

Gärtnerhof Ochsenherz Arbeitsgruppen.<br />

5.4 Welche rechtliche Organisationsform wurde gewählt? Warum?<br />

Die Netzwerke sind in unterschiedlicher Weise organisiert. Demnach ist das<br />

Netzwerk Bio-Lutz seit 2009 eine GmbH mit derzeit 150 Produzenten, wobei die Zahl<br />

je nach Saison variiert. Außerdem sind 15 Personen im Büro und Frischdienst<br />

angestellt, sowie 130 Abnehmer, die die Produkte beziehen. BioAlpin hingegen ist<br />

eine Genossenschaft, in der die Bauern mit eigenen Anteilen Mitglieder sind. Im<br />

Netzwerk sind derzeit 600 Bauern, 20 verarbeitende Betriebe und 180-200 MPreis-<br />

Filialen dabei. Im Büro sind außerdem zwei Mitarbeiterinnen und der Geschäftsführer<br />

tätig. Somit ist BioAlpin auf Grund der enormen Anzahl an Produzenten in einem<br />

größeren Rahmen organisiert als Bio-Lutz.<br />

Dem gegenüber steht das NETs als Verein. Die kleineren Untergruppen laufen unter<br />

selbstständiger Tätigkeit. Zusätzlich sind auch hier im Büro drei Mitarbeiterinnen<br />

angestellt, die die geschäftsführende Arbeit übernehmen. Es gibt zwar eine jetzige<br />

Organisationsform, jedoch will das Netzwerk in Richtung CSA gehen, wo<strong>für</strong> es aber<br />

noch keine klare rechtliche Organisationsform gibt. Dasselbe gilt auch <strong>für</strong> den<br />

Gärtnerhof Ochsenherz. Auch dieses Netzwerk möchte in Zukunft nach der<br />

Vorstellung von CSA arbeiten. Die genaue Vorgehensweise wird im Laufe der<br />

nächsten Zeit in den Arbeitsgruppen überlegt und diskutiert.<br />

Ein weiterer vergleichbarer Aspekt sind die Richtlinien, nach welchen die vier<br />

Netzwerke wirtschaften. Die Netzwerke Bio-Lutz, BioAlpin und NETs sind Mitglieder<br />

bei Bio Austria und richten sich in ihrer Produktion nach dessen Richtlinien. Bei Bio-<br />

Lutz und BioAlpin ist eine Anforderung an die Mitglieder die biologische<br />

Bewirtschaftung des Betriebes. Bei BioAlpin ist außerdem ein Mitgliedsbeitrag zu<br />

bezahlen, durch welchen der Bauer Anteile an der Genossenschaft erhält. Bei den<br />

anderen beiden Netzwerken sind keine Beträge zu bezahlen. Der Gärtnerhof<br />

Ochsenherz hingegen unterliegt mit seiner biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise<br />

den Richtlinien von Demeter.<br />

56


5.5 Welche Vermarktungsstrategien werden verfolgt?<br />

Grundsätzlich ist zu sagen, dass alle vier untersuchten Netzwerke ein sehr geringes<br />

bzw. kein Werbebudget zur Verfügung haben. Bei der Organisation BioAlpin läuft ein<br />

Teil des Marketings über Agrarmarketing Tirol. Für die Vermarktung der Produkte in<br />

allen Netzwerken ist die Mundpropaganda ein sehr wichtiger Aspekt. Auch die<br />

Präsenz auf verschiedenen Veranstaltungen wie Hoffeste, Bauernmärkte usw. ist von<br />

zentraler Bedeutung, da damit dem Konsumenten immer wieder vor Augen geführt<br />

wird welche heimischen Produkte es in ihrer Region gibt.<br />

Zum Teil unterscheiden sich die verschiedenen Vermarktungsstrategien bei den<br />

unterschiedlichen Netzwerken. NETs vermarktet seine Produkte über das Kisterl-<br />

System oder im eigenen kleinen Hofladen. Beim Kisterl kann sich der Konsument auf<br />

der Internetseite selbst aussuchen welche Lebensmittel er gerne haben möchte und<br />

kann sich dieses nach der Zusammenstellung bei der Abgabestelle abholen.<br />

Ausländische Produkte werden von RAPUNZEL bezogen. Bei der<br />

Hauptabnahmestelle gibt es auch noch eine Secondhandbörse, die auch von der<br />

Geschäftsführung von NETs betrieben wird. Ein ganzheitlicher ökologischer<br />

Zusammenhang und ein soziales Zusammenarbeiten werden immer angestrebt<br />

(Mediathek, Kosmetik, Gesundheit, Bewusstseinsbildung, Tourismus).<br />

Ein großer Vorteil dieses Netzwerkes ist die Präsenz im Internet. So ist es dem<br />

Konsumenten möglich Produkte direkt vom Bauern zu beziehen, ohne da<strong>für</strong> die<br />

gesamte Region abfahren zu müssen. Es gibt momentan auch genügend Abnehmer<br />

<strong>für</strong> die angebotenen Produkte. Wie sich die Situation ändert wenn sich das NETs<br />

vergrößern möchte, hängt von der Bewerbung dieses Systems ab. Eine Möglichkeit<br />

noch mehr Kunden anzusprechen wäre die Auslieferung der Kisteln. Momentan<br />

müssen diese nämlich bei einer Sammelstelle abgeholt werden, was <strong>für</strong> viele Kunden<br />

wahrscheinlich eine große Schwierigkeit darstellt, z.B.: ältere Leute, Berufstätige<br />

oder Personen ohne private Verkehrsmittel.<br />

Die Organisation Bio-Lutz beliefert hauptsächlich Großküchen in Spitälern,<br />

Altersheimen usw. auf Grundlage einer telefonischen oder schriftlichen Bestellung.<br />

Das Gemüse wird von den Produzenten (den Landwirten) in ein Lager gebracht und<br />

von dort dann an die Verarbeiter ausgeliefert. Diese Vermarktungsstrategie ist sehr<br />

zukunftsträchtig, weil das Bewusstsein <strong>für</strong> Bioprodukte steigen wird und von der<br />

Bevölkerung dann auch in öffentlichen Einrichtungen vermehrt nachgefragt wird.<br />

Dabei spielen auch gesundheitliche Vorteile von biologischen Lebensmitteln <strong>für</strong> die<br />

Ernährung eine große Rolle. Die Möglichkeit <strong>für</strong> Großküchen sämtliche Produkte von<br />

einem Anbieter zu beziehen stellt eine enorme Arbeitserleichterung dar. Wenn in<br />

Zukunft noch mehr öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäuser,<br />

Altersheime, Betriebsküchen usw. auf die Bio-Schiene umsteigen, steht einem<br />

Wachstum nichts mehr im Wege. Viele Landwirte könnten ihre Produkte so zu einem<br />

besseren Preis vermarkten und eine höhere Wertschätzung <strong>für</strong> ihre Arbeit erlangen.<br />

Bei den Netzwerken Bio-Lutz und BioAlpin gibt es im Gemüsebereich einmal jährlich<br />

eine Jahresbesprechung bezüglich der Sorten und der Mengen welche im darauf<br />

folgenden Jahr angebaut werden sollen. Dadurch wird die Gefahr einer Über- bzw.<br />

Unterproduktion verringert und bei den Sorten kann so auf verschiedene Trends<br />

eingegangen werden.<br />

BioAlpin hat sich bei der Vermarktung bewusst dazu entschlossen ihre Produkte über<br />

den Lebensmitteleinzelhandel zu vertreiben und kooperiert deshalb mit der Tiroler<br />

57


Supermarktkette M-Preis. Der wichtigste Teil der Werbung findet hier in den Filialen<br />

über Plakate, Etiketten, Verkostungen, Aktionen oder Sonderplatzierungen statt. Nur<br />

ein sehr geringer Teil der Lebensmittel wird an Feinkostläden, den Biogroßhandel<br />

oder zum Beispiel an die Firma Achleitner („Biogast“) verkauft. Der Vorteil der<br />

Vermarktung über den Lebensmitteleinzelhandel ist die Möglichkeit größere Mengen<br />

absetzen zu können. Ein großer Nachteil ist die Abhängigkeit vom Abnehmer. Hier<br />

muss aber dazugesagt werden, dass alle Landwirte auf die Frage der Abhängigkeit<br />

von den Netzwerken geantwortet haben, dass sie noch weitere Standbeine besitzen<br />

und dass sie einen Wegfall der Kooperationen, zum Teil schwer aber doch verkraften<br />

würden. Kleinere Betriebe wären wahrscheinlich stärker davon betroffen als größere,<br />

wobei diese wahrscheinlich nicht im Vollerwerb geführt werden. Für erstere besteht<br />

die Möglichkeit, um weiter bestehen zu können, sich mehr auf die Direktvermarktung<br />

zu spezialisieren, damit sie auf diese Art und Weise ihre Produkte in der Region<br />

verkaufen können. Für Milchbauern würde sich der Wegfall des Netzwerkes<br />

hauptsächlich über den Milchpreis bemerkbar machen, weil sie momentan durch die<br />

Teilnahme in ihren Netzwerken ein höheres Einkommen erhalten als andere<br />

Milchbetriebe. Wie gravierend sich der Wegfall der verschiedenen<br />

Vermarktungsschienen auf die einzelnen Bauern auswirkt, hängt auch von den<br />

Molkereien ab, weil die Landwirte ihre Milch immer noch an sie verkaufen werden.<br />

Allgemein müssten sich die verarbeitenden Betriebe neue Projekte oder<br />

Vermarktungsvarianten überlegen um <strong>für</strong> ihre Produkte wieder höhere Preise<br />

erzielen zu können.<br />

Eine ganz andere Form der Vermarktung hat die noch im Aufbau stehende<br />

Organisation Ochsenherz. Der Betriebsführer verfolgt die Idee von CSA (community<br />

supported agriculture). Hier werden die Produkte vom Konsumenten vorfinanziert<br />

und es besteht auch die Möglichkeit sich selbst bei der Bewirtschaftung<br />

einzubringen. Um auf dieses in Österreich eher unbekannte System aufmerksam zu<br />

machen wird schon an einem Flyer gearbeitet, der die Bevölkerung darüber<br />

informieren soll. Die momentan sehr große Präsenz des Betriebes auf verschiedenen<br />

Bauernmärkten wird, wenn sich diese Form eines Konsumentennetzwerkes<br />

durchgesetzt hat, verringert werden.<br />

Es ist schwer einzuschätzen ob sich diese Variante der Vermarktung in Österreich<br />

bzw. in der betreffenden Region durchsetzen wird und ob es auch einen Mehrnutzen<br />

<strong>für</strong> den Landwirt mit sich bringt. Als positiv einzuschätzen ist die Möglichkeit <strong>für</strong> die<br />

Konsumenten sich in die Produktion einzubringen und mitzuerleben woher ihre<br />

Lebensmittel kommen. Ob <strong>für</strong> den Bauern die Arbeit dadurch geringer wird kann<br />

noch nicht beurteilt werden, weil es in Österreich noch keine vergleichbaren Formen<br />

von CSA gibt. Dadurch erhöht sich natürlich das Risiko <strong>für</strong> den Verantwortlichen und<br />

es empfiehlt sich die Vermarktung der eigenen Produkte auf diversen Bauernmärkten<br />

nicht gleich auf ein Minimum zu reduzieren, sondern sich hier ein weiteres Standbein<br />

zu erhalten.<br />

Die Netzwerke Bio-Lutz, NETs und der Biohof Ochsenherz sind nur in der eigenen<br />

Region tätig und decken dadurch einen geringeren Radius ab als das Netzwerk<br />

BioAlpin, welches in allen M-Preis Filialen präsent ist.<br />

Eine Gemeinsamkeit aller untersuchten Netzwerke ist, dass sie noch wachsen<br />

möchten und dass da<strong>für</strong> auch im Thema Marketing und Vermarktung noch viel getan<br />

werden muss.<br />

58


5.6 Welche Stärken charakterisieren die Netzwerke?<br />

Die Stärken eines Netzwerkes setzen sich nicht nur als Faktoren zusammen, die in<br />

Zahlen ausdrückbar sind sondern es spielen auch die so genannten Softskills eine<br />

wichtige Rolle wie Vertrauen und die Kommunikationsformen zwischen den<br />

einzelnen Akteuren. Einige wesentliche Eigenschaften sind in Tabelle 8 dargestellt.<br />

Tabelle 8: Stärken der Netzwerke<br />

Eigenschaft/Netzwerk Bio-Lutz BioAlpin Ochsenherz NETs<br />

Abnehmer 160 1 (zu 90%) k.A. k.A.<br />

Große Produktpalette ++ + +/- +/-<br />

Faire Preise <strong>für</strong> Bauern + + + +<br />

Gegenseitiges Vertrauen im Netz + + + +<br />

Übernahme der Vermarktung<br />

+ ++ - +<br />

durch Dritte<br />

Alternative Sorten k.A. + + k.A.<br />

++ trifft sehr zu; + trifft zu; - trifft nicht zu; k.A. keine Angaben zu diesen Daten.<br />

Zu der wichtigsten Stärke zählt die große Anzahl an Abnehmern der<br />

landwirtschaftlichen Produkte die über das Netzwerk erschlossen werden. Für die<br />

Landwirte stellt die Belieferung zum Beispiel beim BioAlpin und Bio-Lutz ein<br />

zusätzliches Standbein dar, welches die Einnahmen der Produzenten bereichert.<br />

Durch die Belieferung einer großen Handelskette wie bei BioAlpin kann eine sichere<br />

Abnahme der produzierten Ware garantiert werden. Bei Ochsenherz spielt dabei die<br />

starke Endkundenbindung wie zum Beispiel durch freiwillige Mitarbeit eine gleich<br />

bedeutende Rolle, ebenso wie NETs das versucht ein ganzheitliches ökologisches<br />

Wirtschaften zu bewerkstelligen.<br />

MPreis möchte ebenfalls mit seiner Vermarktung zeigen, dass regionale Bioprodukte<br />

ein besseres Bewusstsein von Umwelt und Nachhaltigkeit schaffen. Mit der<br />

Positionierung von einzelnen Produkten in den 185 Filialen kommt es zu einer<br />

besseren Wahrnehmung der Produkte, wie sich auch in vergangen Befragungen<br />

zeigte, hinsichtlich des Bekanntheitsgrades von „BioAlpin“. Jede zweite Person<br />

kannte zumindest den Namen BioAlpin und wusste in etwa was darunter zu<br />

verstehen ist. Somit kommt es zu einer ständigen Bewusstseinsbildung bei den<br />

Konsumenten und einer Absatzsicherheit bei den Produzenten. Die Küchenchefs die<br />

von Bio-Lutz beliefert werden, nehmen den höheren Preis der Bioprodukte in kauf<br />

um eine höherwertige Ware verarbeiten zu können.<br />

Durch gemeinsame Ziele zwischen Produzenten und Abnehmer entsteht ein gut<br />

überlegtes und zusammengestelltes Sortiment, dadurch kommt es zur Stabilität in<br />

der Vermarktung. Weiters wird dadurch erreicht, dass die Produzenten einen fairen<br />

Preis <strong>für</strong> ihre Ware bekommen. Vor allem bei NETs liegt die Stärke in der<br />

Preisgestaltung. Die Bauern können ihre Preise selber festlegen. Die Regionalstellen<br />

rechnen nur einen kleinen Aufschlag auf. Dies bewirkt, dass die Kosten der Produkte<br />

<strong>für</strong> den Konsumenten niedrig sind und auf der anderen Seite verdient der Produzent<br />

noch am meisten an seinem Produkt und nicht der Händler.<br />

Offenheit, Vertrauen und Ehrlichkeit gegenüber Handelspartnern und Produzenten<br />

zählen zu den wichtigsten Eigenschaften innerhalb der Bionetzwerke, dies wird als<br />

große Stärke war genommen.<br />

59


Ein weiterer Faktor ist der Austausch zwischen den einzelnen Bauern untereinander<br />

und mit den Abnehmern im Netzwerk. Dieser Punkt ist zum Beispiel bei BioAlpin ein<br />

notwendiger Bestandteil um ein zukünftiges Bestehen und Wachsen zu garantieren.<br />

Diese Interaktion zwischen den einzelnen Akteuren macht es möglich, schnell und<br />

unkompliziert auf Kundenwünsche einzugehen, auch wenn es <strong>für</strong> den betroffenen<br />

Produzenten zu kurzen Arbeitsspitzen kommt, wie es beim Bio-Lutz üblich ist.<br />

Bei Ochsenherz und BioAlpin war es schon in der Planung wichtig eine Abweichung<br />

von Standartprodukten herzustellen und mehr auf Regionalität Bezug zu nehmen.<br />

Bei BioAlpin wurde ein Konzept entwickelt in welcher die Vermarktung und die<br />

Werbung nicht in den Händen der Bauern liegen.<br />

Ochsenherz sieht bei sich eine weitere Stärke in der landwirtschaftlichen<br />

Bewirtschaftungsweise. Diese steht im Vordergrund und der Absatz soll sich der<br />

Bewirtschaftungsweise anpassen. Durch Arbeitsgruppen haben sie eine zusätzliche<br />

finanzielle Einnahmequelle, welche durchaus als Stärke angeführt wird. Durch die<br />

Arbeitsteilung mit den Arbeitsgruppen, hinsichtlich Vermarktung und Planung,<br />

können die Produzenten sich auf das Produzieren und Bewirtschaften konzentrieren.<br />

Das Netzwerk NETs sieht seine Stärken darin, einen hohen Grad an<br />

Frischeprodukten zu haben. Ihr Ziel ist es, keines dieser Produkte wegzuschmeißen,<br />

sondern alles zu verwerten. Daher ist ihr Konzept, dass nur so viel produziert wird<br />

wie auch verbraucht werden kann.<br />

5.7 Welche Schwächen charakterisieren die Netzwerke?<br />

Tabelle 9: Schwächen der einzelnen Netzwerke<br />

Eigenschaft/Netzwerk Bio-Lutz BioAlpin Ochsenherz NETs<br />

Schwierige Logistik + + + +<br />

Abhängigkeit von einer Person + + ++ -<br />

Konkurrenzdruck durch<br />

Großhändler<br />

+ + - -<br />

++ trifft sehr zu; + trifft zu; - trifft nicht zu; k.a. keine angaben zu diesen Daten.<br />

Ein negativer roter Faden zieht sich durch alle Netzwerke - das ist die Logistik der<br />

Produkte. Einerseits sind durch die große Produktvielfalt oft geringe Mengen<br />

einzelner Produkte zu transportieren, wodurch hohe Transportkosten und auch ein<br />

hoher Arbeitsaufwand je Produkteinheit entstehen. Anderseits ist die teilweise weite<br />

Entfernung der einzelnen Produzenten zum Abnehmer bei Bio-Lutz und BioAlpin<br />

kritisch anzumerken. Durch die den Abnehmern versprochene Flexibilität bezüglich<br />

der Bestellung, kommt es vor allem beim Bio-Lutz <strong>für</strong> die Produzenten zu einem<br />

starken zeitlichen Druck um der Auftragsbestellung nachzukommen.<br />

Ein weiterer negativer Aspekt mit dem alle Netzwerke zu kämpfen haben, ist das<br />

schmale Budget <strong>für</strong> das Marketing. Einhergehend mit dieser Eigenschaft ist der<br />

geringe Bekanntheitsgrad, den die Bionetzwerke haben. Diese Eigenschaft ist bei<br />

BioAlpin nicht so stark ausgeprägt, durch die Auslagerung des Marketings an MPreis.<br />

Bei Ochsenherz und NETs stellt die geringe Bekanntheit ein größeres Problem dar.<br />

Von einigen Interviewpartnern wurde die Abhängigkeit der Netzwerke von nur<br />

einigen Hauptakteuren als Schwäche dargestellt. Diese Tatsache kann als sehr<br />

großes Manko dargestellt werden, wenn viele wirtschaftlich von nur einer Person<br />

60


abhängig sind. Dies ist zwar <strong>für</strong> das wirtschaftliche Überleben der einzelnen Akteure<br />

nicht ausschlaggebend, wenn nur ein Standbein wegfällt aber dadurch werden die<br />

anderen wirtschaftlichen Einkommen stärker gewichtet.<br />

Beim Gärtnerhof Ochsenherz und NETs sind die Schwächen bedingt durch den<br />

Unterschied zu den größeren Netzwerken in anderen Bereichen zu finden. Durch die<br />

kleine Strukturierung haben die Hauptakteure beider Netzwerke einen höheren<br />

Arbeitsaufwand.<br />

Mit den Schwächen einher geht auch der Verbesserungsbedarf der sich vor allem in<br />

der Logistik finden würde. Die Logistik der Netzwerke ist jener Punkt der am meisten<br />

Optimierung bedarf. Dass die Logistik eine Schwachstelle ist, wird zwar von den<br />

meisten Akteuren erkannt aber direkte Änderungen nicht verfolgt. Die Zeit, die durch<br />

die Lieferzeiten verbraucht wird, könnte vor allem in der Erntesaison sinnvoller<br />

eingesetzt werden.<br />

Bei NETs wird es schon forciert dass die Bauern sich untereinander bei der<br />

Zustellung unterstützen. Damit ist gemeint, dass der eine <strong>für</strong> den anderen die<br />

Produkte mitnimmt und damit unnötige Verkehrswege erspart bleiben.<br />

Dass das Marketing bei allen Netzwerken mehr forciert liegt auf der Hand ist aber auf<br />

Grund des geringen Budgets da<strong>für</strong> nur sehr schwer zu bewerkstelligen.<br />

Abschließend kann vermerkt werden, dass ein ständiger Austausch mit anderen<br />

Netzwerken von Vorteil wäre, weil damit ein kontinuierlicher Wissensfluss gegeben<br />

wäre von dem jeder der beteiligten Akteure profitieren kann.<br />

5.8 Welche Stellung hat das Netzwerk <strong>für</strong> die Region?<br />

Bio-Lutz, NETs und BioAlpin haben eine relativ große regionale Wirkung. Durch gute<br />

Vermarktungsstrukturen bewirken diese Netzwerke eine Stärkung der Region. Dies<br />

liegt vor allem an der Wertschöpfung in der Region, wodurch Arbeitsplätze<br />

geschaffen werden und der Tourismus gefördert wird. Der CSA Gärtnerhof ist<br />

kleinräumig gut verankert.<br />

Durch die Aktivität dieser regionalen Netzwerke wird auch die Umwelt gestärkt, da es<br />

zu einer Anhebung der Biodiversität kommt. Im Beispiel CSA-Ochsenherz ist die<br />

Umstellung auf CSA notwendig um die hohe Arten- und Sortenvielfalt am Acker zu<br />

erhalten. Dies bedeutet jedoch auch einen erheblichen zeitlichen, materiellen und<br />

somit auch kostenintensiven Aufwand. Regionale Netzwerke werden mit fairer<br />

Entlohnung der Produzenten in Verbindung gebracht und fördern somit auch die<br />

hohe Biodiversität in der Kulturlandschaft. Das Bewusstsein <strong>für</strong> Regionalität und<br />

regionale Produkte hat sich bei den Kunden verstärkt. Auch unter den Bauern ist<br />

eine gesteigerte Motivation, ihrer Rolle als Nahrungsmittelproduzenten nach zu<br />

kommen, zu bemerken. Die Rolle der Bioprodukte in den Regionen hat sich durch<br />

BioAlpin und Bio-Lutz stark verbessert. Sie sind präsenter geworden. Zusätzlich<br />

wissen die Kunden woher sie ihre Produkte beziehen und können auf die biologische<br />

Anbauweise der angebotenen Produkte vertrauen.<br />

Im Rahmen verschiedener Veranstaltungen wird der Bevölkerung das dem Netzwerk<br />

BioAlpin innewohnende System näher gebracht. NETs ist in der Öffentlichkeitsarbeit<br />

stark engagiert mit Vorträgen, Buffets, Unterhaltungen, aktuellen Infos <strong>für</strong> die<br />

Kunden, die im Hofladen ihre „Kiste“ abholen. Beim Netzwerk Bio-Lutz setzt man vor<br />

allem auf Mundpropaganda, die Abnehmer bzw. die Kunden des hauseigenen<br />

61


Hofladens sind von der angebotenen Qualität, Produktpalette und dem Service sehr<br />

überzeugt.<br />

Soziale Beziehungen sind in allen Netzwerken essentiell. Ein großes Problem ist<br />

aber, dass die Leute angefeindet werden von Nicht-Vertretern dieses Lebensstils.<br />

Wenn man „anders“ ist, fällt man auf. Dies ist vor allem bei dem Netzwerk CSA der<br />

Fall, da es noch in den Kinderschuhen steckt. Sowohl BioAlpin als auch Bio-Lutz<br />

hatten anfänglich auch mit solchen Problemen zu kämpfen. Doch durch die<br />

Erweiterung und das langjährige Bestehen der Netzwerke schaffte man sich auch<br />

unter den Nicht-Vertretern Anerkennung.<br />

Ökonomisch bringen regionale Netzwerke <strong>für</strong> die Bauern auf jeden Fall ein<br />

Zusatzeinkommen. In Tirol wurde das Überleben vieler kleinen Betriebe<br />

(hauptsächlich Milchviehbetriebe) durch das Netzwerk gesichert, die schon kurz vor<br />

der Betriebsaufgabe standen.<br />

62


Welche Bedeutung hat das Netzwerk <strong>für</strong> die Akteurgruppen?<br />

Für die Geschäftsführer und Netzwerkgründer haben die Netzwerke BioAlpin und<br />

Bio-Lutz eine große emotionale Bedeutung. Für alle Gründer ist die biologische<br />

Anbauweise keine Vermarktungsstrategie, sondern ein bewusster Umgang mit den<br />

Ressourcen und der Versuch eine zukunftsfähigere Landwirtschaft zu schaffen.<br />

Kennzeichnend <strong>für</strong> Bio-Lutz und BioAlpin ist der hohe Kommunikationsgrad mit den<br />

Produzenten und Abnehmern. Ein freundschaftlicher Umgang und das Vertrauen in<br />

biologische Produkte, die mit einer zusätzlichen Liefersicherheit einhergehen, konnte<br />

aufgebaut werden.<br />

Für die Initiatorin von NETs und ihren Lebensgefährten besteht eine wichtige<br />

emotionale Bindung zum Netzwerk, wobei ganzheitliche Sicht und Nachhaltigkeit<br />

groß geschrieben werden. Für die Gärtnerei Ochsenherz war die Gründung einer<br />

CSA-Initiative wichtig <strong>für</strong> den Erhalt der gewünschten Biodiversität am Feld und somit<br />

auch auf den Tellern seiner Kunden.<br />

Für die Landwirte stellen die Netzwerke eine zusätzliche Absatz- und<br />

Weiterentwicklungsmöglichkeit, sowie ein Gewinn an sozialen Kontakten dar. Ein<br />

weiterer wichtiger Faktor ist die höhere Flexibilität in der Preisgestaltung, die in allen<br />

Netzwerken zu finden ist. Alle Landwirte stehen hinter ihren Marken bzw. Produkten<br />

und werden auch entsprechend verteidigt bzw. gepriesen. Die Landwirte können<br />

darauf vertrauen, dass ihre Produkte unter den bestmöglichen Bedingungen<br />

vermarktet werden und finden in den Netzwerken gesicherte Abnehmer. Durch die<br />

Reduktion auf einen Anbieter (Netzwerk), der alle Produkte verschiedener<br />

Produzenten sammelt, bündelt und vertreibt, profitieren Gastronomen und andere<br />

Abnehmer erheblich durch die Netzwerke. Es ergibt sich eine einfachere Logistik, da<br />

sie nicht jeden einzelnen Produzenten kontaktieren müssen aber durch das Netzwerk<br />

trotzdem den Biogedanken und somit auch Nachhaltigkeit, leben können. Ein<br />

bessere Qualität und eine größere Produktpalette sind somit die Hauptauswirkungen<br />

<strong>für</strong> die Verarbeiter. Durch BioAlpin entstanden <strong>für</strong> Molkereien sowohl ein besseres<br />

Image, als auch neue Absatzwege. Durch die Belieferung von biologischen<br />

Produkten an Großküchen lässt ein Umdenken erkennen, da sich der Kreis der<br />

Konsumenten nicht einzig auf einige wenige reduziert.<br />

5.9 Was wenn es das Netzwerk nicht mehr geben würde?<br />

Für Abnehmer von Bio-Lutz würde der Wegfall dieses lokalen Netzwerks eine<br />

kompliziertere Logistik und somit Mehrkosten <strong>für</strong> die Beschaffung von Bioprodukten<br />

als auch <strong>für</strong> das Produkt an sich zur Folge haben. Eine Belieferung mit Südfrüchten<br />

(z.B.: Bananen, Orangen) bietet einen zusätzlichen Vorteil, was vor allem <strong>für</strong> die<br />

Spitäler und Pensionistenhäuser eine wichtige Rolle spielt. Außerdem könnte ein so<br />

hoher Bio-Anteil (ca. 50-60%) wie z.B. in der Großküche in Stockerau<br />

höchstwahrscheinlich nicht zu Stande gebracht werden.<br />

Für die Produzenten wäre der Wegfall nicht allzu gravierend, weil die meisten<br />

mehrere Standbeine haben. Nur Milchbauern in Tirol hätten wahrscheinlich Probleme<br />

mit dem niedrigeren Milchpreis. M-Preis müsste sich eine alternative Marke<br />

überlegen um die Wünsche der Konsumenten zu befriedigen.<br />

Im Netzwerk NETs wären alle Bauern wieder auf sich gestellt und müssten ihre<br />

anderen Standbeine wieder ausbauen. Dies wäre aber mit Problemen verbunden, da<br />

alle Direktvermarkter sind und mit einem geringen Bekanntheitsgrad zu kämpfen<br />

63


haben. Die gut funktionierende Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen<br />

Produzenten, mit all ihren positiven Auswirkungen, wäre nicht zustande gekommen.<br />

Wichtige Konsumenteninformationsveranstaltungen, wie beispielsweise Buffets oder<br />

Vorträge, würden in dieser Form nicht stattfinden.<br />

Gäbe es die CSA-Initiative in der Gärtnerei Ochsenherz nicht, müsste eine<br />

Spezialisierung angedacht werden, da die hohe Vielseitigkeit am Betrieb anders nicht<br />

finanzierbar wäre.<br />

5.10 Welche Stellung und Bedeutung hat CSA in Österreich?<br />

Die Bedeutung von CSA in Österreich ist bisweilen sehr gering. Die beiden<br />

Netzwerke Gärtnerhof Ochsenherz und NETs streben eine Entwicklung Richtung<br />

Selbstversorgung der Region an. In Österreich ist der Gedanke des CSA noch sehr<br />

unbekannt und stößt deswegen oft auf Unverständnis in der Gesellschaft. Die<br />

Regionalstellenleiterin von NETs konnte keine genaue Aussage bezüglich der<br />

Bedeutung von CSA in Österreich abgeben. Sie bezog sich auf den Gründer der<br />

Organisation NETs, der die Idee des gemeinschaftlichen Landwirtschaftens stärker<br />

propagiert. Sowohl ihr als auch dem Gründer von Ochsenherz sind keine anderen<br />

CSA- Projekte in Österreich bekannt. Beide sind selbst nicht vollständig ein CSA-<br />

Projekt. Sie streben aber diese Richtung an. In erster Linie geht es um die<br />

Selbstversorgung der Region, Nachhaltigkeit und ein gemeinsames Vorgehen<br />

zwischen Konsumenten und Produzenten. Der Betriebsleiter (IP_CSA_1) von<br />

Ochsenherz sieht ein Potential <strong>für</strong> CSA in Österreich. Allerdings müssten die<br />

Konsumenten mehr Akzeptanz lernen. Für ihn sind die Food Coops ein Fortschritt.<br />

Die Leiterin der Regionalstelle Steyr (IP_NET_1) denkt genauso. Sie glaubt, dass die<br />

Menschen aufgrund der aktuellen Wirtschaftkrise umdenken müssen und formuliert<br />

ihre Erwartungen folgendermaßen: „Bis die kritische Masse erreicht wird, ist der Weg<br />

schwer, dann aber wird das System explodieren“. Hermann Scheer von der<br />

deutschen SPD ist ihr Vorreiter in Bezug auf die wachsende Regionalität. Allerdings<br />

sieht sie das System weiterhin im kleinen Rahmen.<br />

Als Chance <strong>für</strong> CSA kann man die „Verbindung zum Boden“ sehen. Als<br />

Herausforderung wird das Verantwortungsbewusstsein der Menschen angesehen<br />

(IP_CSA_1). Die Möglichkeit, dass CSA in Österreich wächst, ist sicher vorhanden.<br />

Durch vermehrte kleine Projekte und Menschen, die einen unabhängigen Weg gehen<br />

wollen, wird die Bekanntschaft der CSA-Wirtschaftsweise gefördert. Die Akzeptanz<br />

der Menschen kann dadurch verbessert werden. Bis jetzt ist ein Durchbruch nicht in<br />

Sicht, da der Gedanke sehr neu ist. Die Kraft und Motivation der Mitwirkenden bei<br />

den Projekten ist allerdings enorm. Bei ihnen sind ein Lebensgefühl und eine<br />

Überzeugung vorhanden, die andere Menschen mitreißen kann.<br />

64


6 Schlussfolgerungen<br />

Netzwerkartige Zusammenschlüsse von Bioproduzenten und Konsumenten, egal ob<br />

sie jetzt wie bei Bio-Lutz und bei BioAlpin größere Dimension haben oder sie so wie<br />

bei Ochsenherz zur besseren Vermarktung der Produkte nur eines<br />

landwirtschaftlichen Betriebes dienen, sind eine geeignete Alternative um nicht<br />

vollständig vom Lebensmitteleinzelhandel abhängig zu sein und um die eigene<br />

„Mündigkeit“ als Urproduzent zu wahren. Nicht der Preis der Produkte den der<br />

Produzent bekommt, ist somit das einzig ausschlaggebende Kriterium <strong>für</strong> die<br />

Etablierung eines solchen Netzwerks, sondern vielmehr, dass die Landwirte ein<br />

zusätzliches Standbein haben Der Landwirt ist nicht nur der Produzent sondern er<br />

vermarktet auch seine Produkte selbst oder in Kooperationen. Netzwerke sind daher<br />

nicht nur auf ökonomischer Seite ein Gewinn, weil der Bauer ein sicheres Standbein<br />

hat, sondern auch in sozialer Hinsicht, weil der Arbeit der Landwirte ein höherer<br />

Stellenwert zugeschrieben wird seitens der Gesellschaft. Bei den in dieser Arbeit<br />

untersuchten Netzwerken ist das vor allem beim Gärtnerhof Ochsenherz der Fall, bei<br />

dem die Konsumenten stärker an der Produktion beteiligt sind und damit der ideele<br />

Wert der Lebensmittel bei ihnen steigt.<br />

Die Gründung der untersuchten Netzwerke beruhen meist auf der Initiative von<br />

einzelnen Personen oder einiger weniger Akteure, die eine zentrale und fast nicht zu<br />

ersetzende Rolle im Netzwerk einnehmen. Dies hat den großen Nachteil, dass viele<br />

Personen wirtschaftlich von einer zentralen Figur abhängig sind. Von einigen<br />

Interviewpartnern wurde dies als Hauptproblem von den untersuchten Netzwerken<br />

deklariert.<br />

Die interviewten Personen bezeichneten den Umgang innerhalb der Netzwerke oft<br />

als kollegial und freundschaftlich. Handschlagqualiät und das gegenseitige Helfen bei<br />

Problemen wird als starker sozialer Vorteil bewertet. Durch diese Umgangsformen<br />

können Probleme leichter gemeistert werden und das Netzwerk wird an sich<br />

resilienter. Dies beruht darauf, dass die Stabilität der Systeme auf jeden einzelnen<br />

Akteur aufgebaut ist.<br />

Der Bezug zu der Region in dem sich das Netzwerk befindet, spielt eine sehr<br />

unterschiedliche Rolle. Bei Ochsenherz stellt die kleinräumige Vermarktungsstruktur<br />

eine größere Rolle als bei BioAlpin und Bio-Lutz welche über die Region hinaus ihre<br />

Abnehmer haben. Bio-Lutz bezieht seine Produkte nicht nur aus der Region sondern<br />

auch, um eine ganzheitliches Sortiment zu haben, aus anderen Ländern. Dies<br />

bewirkt, dass das Netzwerk in den Wintermonaten ebenfalls ausgelastet ist und<br />

damit saisonunabhängige Arbeitsplätze erhalten werden können, was wiederum die<br />

Kaufkraft in der Kernregion stärkt.<br />

Zusammenfassend kann vermerkt werden, dass bioregionale Netzwerke ein<br />

wichtiger Bestandteil einer Region sind, weil sie einerseits ein zusätzliches Standbein<br />

<strong>für</strong> die Betriebe sind und andererseits den sozialen Zusammenhalt in der Region<br />

stärken. Weiters kann bei allen vier untersuchten Netzwerken von einer Stärkung der<br />

Region durch verbesserte Vermarktungsstrategien gesprochen werden. Egal welche<br />

Motivation bei der Gründung der einzelnen Netzwerke dominierte, alle vier führten zu<br />

einer deutlichen Verbesserung der Gesamtsituation, sowohl <strong>für</strong> Produzenten,<br />

Verarbeiter als auch Konsumenten. Alle vier untersuchten Bioproduktnetzwerke<br />

zeichnen sich nicht nur durch eine verbesserte Vermarktungssituation aus, sondern<br />

erbringen auch eine Vielzahl von Zusatzleistungen. Die gesteigerte Unabhängigkeit<br />

der Landwirte, die verbesserte Kooperation und soziale Vernetzung vieler<br />

65


landwirtschaftlicher Akteure, die Verbesserung vieler sozialer Komponenten<br />

(Zusammenarbeit und Austausch) in den einzelnen Gebieten und die Stärkung der<br />

Regionen (Vermarktung) sind nur einige wichtige Vorteile, die durch<br />

Bioproduktnetzwerke zusätzlich erreicht werden. Derartige Netzwerke können<br />

sicherlich nicht alle Probleme einer regionalen und biologischen Landwirtschaft lösen<br />

und bringen auch eine Vielzahl an neuen Herausforderungen mit sich, können aber<br />

dennoch als zukunftsweisende und weiterhin zu fördernde Chance einer<br />

kleinstrukturierten, innovativen Landwirtschaft gesehen werden!<br />

66


7 Zusammenfassung<br />

Anhand der Projekt-Lehrveranstaltung „Ökologische Landwirtschaft und regionale<br />

Entwicklung“ wurden vier regional arbeitende Bio-Produktnetzwerke so aufbereitet,<br />

dass ein Vergleich untereinander möglich gemacht wurde. Mit Hilfe eines<br />

einheitlichen Interviewleitfadens wurde versucht die zu Beginn formulierten<br />

Forschungsfragen über die Entwicklung, Organisation, Stärken und Schwächen,<br />

sowie die Bedeutung der Netzwerke in der Region zu erfassen. Durch<br />

Gruppendiskussionen wurden die Ergebnisse der durchgeführten Interviews sowohl<br />

präsentiert als auch diskutiert, um diese besser miteinander vergleichen zu können.<br />

Anschließend wurde mit den einzelnen Gruppenmitgliedern versucht, die<br />

Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Netzwerke zu erkennen und in einem<br />

Endbericht zu formulieren.<br />

Die Genossenschaft Bio Alpin, das mit mehr als 500 Mitgliedern das größte der<br />

beschriebenen Netzwerke darstellt, wurde 2002 von Tiroler Bio-Bergbauern ins<br />

Leben gerufen. Zusammen mit der Einzelhandelskette MPreis wurde die Marke „Bio<br />

vom Berg“ als erste unabhängige Erzeugermarke in Europa gegründet. Die<br />

Genossenschaft versucht mit den Landwirten gemeinsam an einer<br />

zukunftsorientierten Landwirtschaft zu arbeiten, um den Preisdruck, der vor allem auf<br />

dem Milchsektor herrscht, zu umgehen und auch kleineren und mittleren Betrieben<br />

ein Überleben zu sichern. Weiters zeichnet sich das Netzwerk auch durch<br />

Transparenz, Kommunikation, Stabilität in der Vermarktung und ein gut überlegtes<br />

Sortiment aus, während die Logistik, ein niedriges Budget <strong>für</strong> den Marketingsektor<br />

oder eine nicht unbegrenzt ausbaubare Produktpalette das Netzwerk BioAlpin auch<br />

vor Schwierigkeiten stellt. Nicht von der Hand zu weisen ist dennoch, dass das<br />

Netzwerk auf Grund der Produktpräsenz speziell in den MPreis-Filialen einen<br />

positiven Einfluss auf die Bewusstseinsbildung der Konsumenten im Bezug auf<br />

Regionalität hat.<br />

Das Netzwerk Bio Lutz mit derzeit 150 Mitgliedern, hat mit seiner Belieferung an<br />

Großküchen einen Nischenmarkt in der <strong>ökologischen</strong> Landwirtschaft gefunden. Die<br />

Gründung des Netzwerks erfolgte 1995 durch einen Bio-Pionier in der <strong>ökologischen</strong><br />

Landwirtschaft. Auch bei diesem Netwerk wird vor allem kleineren und mittleren<br />

Betrieben die Möglichkeit geboten, ihre Produkte zu einem fairen Preis zu<br />

vermarkten. Außerdem zeichnet sich das Netzwerk vor allem durch seine<br />

Zuverlässigkeit bei der Lieferung, durch spontane Liefermöglichkeiten,<br />

Kommunikation, sowie eine umfangreiche Produktpalette, aus. Dennoch gilt es auch<br />

hier sich mit Schwierigkeiten, wie etwa Logistik, Zeitdruck bei kurzfristigen<br />

Bestellungen oder Konkurrenzdruck durch Großhändler, auseinanderzusetzen. Das<br />

Netzwerk sichert somit nicht nur den Abnehmern eine Liefersicherheit, sondern bietet<br />

auch den Landwirten eine gute Möglichkeit, überschüssige Produktionen durch einen<br />

sicheren Abnehmer zu vermarkten.<br />

Das Netzwerk Ochsenherz mit seiner biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise<br />

wurde 2002 gegründet und ist auf den Grundsätzen von CSA (Community supported<br />

agriculture) aufbaut. CSA ist eine in Österreich bisher noch eher unbekannte Form<br />

der Landwirtschaft, nach der jedoch in der Schweiz und in Deutschland immer<br />

häufiger gewirtschaftet wird. CSA fordert eine gewisse Akzeptanz der Konsumenten,<br />

sowie ein Verantwortungsbewusstsein und die Bereitschaft einen „unbequemeren“<br />

Weg zu gehen. Die Besonderheit ist hier aber, dass die Produkte der Landwirtschaft<br />

nicht oder nur teilweise über den Markt vertrieben werden und dass die Produzenten<br />

67


den betreffenden Betrieb finanziell mittragen. Die landwirtschaftlichen Produkte<br />

haben keinen Preis. Finanzielle Risiken, wie z.B. Ernteausfälle, werden von den<br />

Konsumenten in Kauf genommen. Dieses Modell befindet sich im Netzwerk<br />

Ochsenherz jedoch noch in der Entwicklungsphase und soll sich innerhalb der<br />

nächsten Jahre verstärken und verändern. Das Netzwerk zeichnet sich vor allem<br />

durch Produktqualität und Produktalternativen, wie z.B. alte Sorten, aus. Die<br />

Ganzjahresversorgung, Lagerungsschwierigkeiten und große Entfernungen sind<br />

Probleme, die das Netzwerk zu bewältigen hat. Jedoch fördert diese<br />

Bewirtschaftungsart die Biodiversität und Nischenbereiche, die einen wichtigen<br />

Faktor <strong>für</strong> lokale Ökosysteme darstellen, sowie die sozialen Verbindungen zwischen<br />

den Menschen miteinander und mit der Umwelt.<br />

Das Netzwerk NETs (ehemals Nest) wurde 2005 in Steyr gegründet und soll<br />

zukünftig nicht nur auf der Grundidee von CSA aufbauen, sondern auch an der Slow-<br />

Food-Idee teilnehmen. Es handelt sich um eine kleine Vermarktungsgemeinschaft<br />

bestehend aus 25 Landwirten, die gemeinsam regional, saisonal und fair ihre<br />

Produkte vermarkten können. Zusätzlich zu den Lebensmitteln ermöglicht das<br />

Netzwerk auch ein kostenloses Tauschgeschäft <strong>für</strong> etwaige Gebrauchsgüter,<br />

welches von Konsumenten und Produzenten gleichermaßen betrieben wird. Frische<br />

Produkte mit der Vermeidung von Überproduktionen, Kommunikation und die<br />

Förderung der sozialen Komponente stärken den regionalen Einfluss des Netzwerks,<br />

ebenso wie das Miteinbeziehen des Tourismus. Dennoch gilt es Hürden, wie Logistik<br />

und Abholung oder eine langfristige Vorausplanung, zu meistern. Der besonders<br />

hohe Kommunikations- und Sozialfaktor fördert nicht nur den Einfluss in der Region,<br />

sondern stärkt auch generell das Bewusstsein der Konsumenten <strong>für</strong> die Funktion<br />

eines Netzwerks.<br />

Vergleichend kann gesagt werden, dass bei allen Netzwerken Regionalität,<br />

Saisonalität, das Streben nach einer hohen Produktqualität und Kundenzufriedenheit<br />

als Stärke definiert werden kann. Weiters wird allein durch die ökologische<br />

Bewirtschaftungsweise ein großer Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität und der<br />

Erhaltung von kleineren und mittleren Betrieben gewährleistet. Durch die regionale<br />

Wirtschaftsweise kann die Wertschöpfung in den einzelnen Regionen aufrecht<br />

erhalten bleiben und eine zukunftsfähigere Landwirtschaft angestrebt werden. Bei<br />

allen Netzwerken ist die Vermarktung der Produkte ein gutes zusätzliches Standbein<br />

und bietet den Landwirten außerdem die Möglichkeit, eine gewisse Unabhängigkeit<br />

beizubehalten und auf einen verlässlichen Abnehmer zu vertrauen.<br />

68


8 Literaturverzeichnis<br />

AMT DER TIROLER LANDESREGIERUNG (HRSG.) (2006/2007): Bericht über die Lage der<br />

Tiroler Land- und Forstwirtschaft 06/07, Gruppe Agrar, Innsbruck<br />

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BIO AUSTRIA (2010):Gesetze und Richtlinien <strong>für</strong> Biobetriebe. Online: http://www.bioaustria.at/<br />

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WASSERWIRTSCHAFT (HRSG.) (2009): Grüner Bericht 2009, Wien.<br />

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Regionalentwicklung. In KULLMANN, A (Hrsg.): Ökologischer <strong>Landbau</strong> und<br />

nachhaltige Regionalentwicklung. Strategien, Erfolge, Probleme, Handlungs- und<br />

Forschungsbedarf. Berichte zur IfLS-Tagung am 11. März 2004 in Frankfurt/Main.<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> ländliche Strukturforschung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität,<br />

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KUMMER, S. UND MILESTAD, R. (2010): PJ Ökologische Landwirtschaft und Regionale<br />

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LEITNER, K.-H. (2003): Von der Idee zum Markt: Die 50 besten Innovationen<br />

Österreichs. Erfolgsgeschichten der österreichischen Industrie zwischen 1975 und<br />

2000. Böhlau Verlag, Wien Köln Weimar.<br />

LINDENTHAL T., BARTEL-KRATOCHVIL R., DARNHOFER I. UND ZOLLITSCH W. (2008).<br />

Konventionalisierung-die andere Seite des Bio-Booms. BIO AUSTRIA Bauerntage.<br />

7-10.<br />

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M-PREIS (2010): Bio vom Berg und MPreis. Online: http://www.mpreis.at (4.5.2010)<br />

69


ORF (2010): Namensänderung: Nestle vs. Nest. Online:<br />

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SCHERMER, M., HIRSCHBICHLER, K. UND GLEIRSCHER, N. (2006): Encouraging Collective<br />

Farmers Marketing Initiatives (COFAMI). Innsbruck.<br />

SCHERMER, M. (2003): Bauer – Power – Bioregion - Das Potenzial des Biologischen<br />

<strong>Landbau</strong>es <strong>für</strong> die ländliche Regionalentwicklung in Österreich. Dissertation,<br />

Universität Innsbruck.<br />

SCHÖNHART, M., PENKER, M. UND SCHMID, E. (2009): Sustainable local food production<br />

and consumption - Challenges for implementation and research. Outlook on<br />

Agriculture. Vol 38, No 2. 175-152.<br />

STEINLECHNER, C. (2009): Die Bedeutung von Fairness und sozialer Nachhaltigkeit <strong>für</strong><br />

die Vermarktung von Bio-Milchprodukten. Diplomarbeit, Universität Innsbruck.<br />

TOP AGRAR (2009) Landwirte sollten mehrere Standbeine aufbauen. Online:<br />

http://www.topagrar.com/index.php?option=com_content&task=view&id=9869&Itemid<br />

=519. (6.5.2010)<br />

70


Anhang<br />

Interviewleitäden Bio-Lutz:<br />

Fragen an einen Hauptverantwortlichen/Geschäftsführung<br />

1. Zur ersten Forschungsfrage:<br />

Netzwerkentstehung und Gründung:<br />

1) Wie, wann und weshalb kam es zum Zusammenschluss von den Bauern?<br />

2) Was waren die Beweggründe?<br />

3) Wer waren die Hauptinitiatoren/war der/die Hauptinitiator/in?<br />

4) Was waren die ersten Schritte welche vor den Zusammenschluss passierten?<br />

5) Wie hat sich das Netzwerk seit der Gründung verändert? (Meilensteine, Diagramm,<br />

Timeline)<br />

6) Welche Entwicklungen sind <strong>für</strong> die Zukunft geplant (Vergrößerungen?, Warum...)?<br />

2. Zur zweiten Forschungsfrage:<br />

Soziale Struktur und Struktur des Netzwerkes:<br />

1) Welche Akteure gibt es im Netzwerk und wie sind sie beteiligt? (Produzenten,<br />

Verarbeiter, Geschäftsführer, Händler, Konsumenten?)<br />

2) Welche Organisationsform wurde <strong>für</strong> das Netzwerk gewählt? (rechtlicher Rahmen, gibt<br />

es Förderungen, Unterstützungen, Verein oder Genossenschaft?)<br />

3) Welche Vorteile bringt ein Netzwerkzusammenschluss? (Verhandlungsstärke?,<br />

breitere Erreichbarkeit der Kunden?,..)<br />

4) Welche Produkte werden vermarktet? (Südfrüchte?, werden von wo bezogen?<br />

Beziehung zu internationalen Produzenten?)<br />

5) Welche Vermarktungsstrategie verfolgt das Netzwerk? Warum?<br />

6) Wie sieht die Logistik im Netzwerk aus? Warum?<br />

3. Zur dritten Forschungsfrage:<br />

Stärken und Schwächen:<br />

1) Welche Stärken hat das Netzwerk <strong>für</strong> die teilnehmenden Akteure?<br />

2) Welche Schwächen hat das Netzwerk <strong>für</strong> die teilnehmenden Akteure?<br />

3) Wo gibt es Verbesserungsbedarf?<br />

4) Was hat sich seit dem Zusammenschluss verbessert/verändert?<br />

71


4. Zur vierten Forschungsfrage:<br />

Stellung und Bedeutung des Netzwerkes in der/<strong>für</strong> die Region:<br />

1) Welche Bedeutung hat das Netzwerk <strong>für</strong> die beteiligten Betriebe?<br />

� ökonomisch:<br />

• Werden durch das Netzwerk regionale Arbeitsplätze gesichert bzw. geschaffen?<br />

(Sicherung der Betriebe, regionale Verarbeitungsbetriebe),<br />

• Welchen Beitrag leistet das Netzwerk zur regionalen Wertschöpfung?<br />

• Werden durch, zum Beispiel kürzere Transportwege,...die Kosten gesenkt?<br />

• Kann den Produzenten ein besserer Preis als bei großen Abnehmern gemacht<br />

werden?<br />

• Gibt es Absatzprobleme?<br />

• Ergeben sich durch das Netzwerk Synergieeffekte? (Kooperationen)<br />

� ökologisch:<br />

• Welche Produkte werden vermarktet? (traditionelle, standortangepasste Arten, )<br />

• Welche Produktionsweise? (wird auf Saisonalität geachtet)<br />

• Wie lang sind Transportwege?<br />

• Reduzierung des Transport?<br />

� sozial:<br />

• Wohin werden die Produkte geliefert? (Nahversorgungsstruktur<br />

Aufrechterhaltung/Wiederbelebung)<br />

• Gibt es Hofläden? (einen oder mehrere)<br />

2) Welche Bedeutung hat das Netzwerk <strong>für</strong> die Region? (Anziehungspunkt durch Feste,<br />

Veranstaltungen?)<br />

3) Welche Bedeutung hat das Netzwerk <strong>für</strong> den Kunden?<br />

• kann günstigerer Verkaufspreis durch den Zusammenschluss ermöglicht werden?<br />

• Besonderes Kundenservice?<br />

• Möglichkeiten der Kunden, Einfluss zu nehmen zum Beispiel im Bezug auf<br />

Produktpalette, Qualität,…?)<br />

4) Welche Bedeutung hat das Netzwerk <strong>für</strong> Sie persönlich?<br />

72


Fragen an die Produzenten (Bauern):<br />

1. Zur ersten Forschungsfrage:<br />

Netzwerkentstehung und Gründung:<br />

1) Wie ist der Betrieb zum Netzwerk gekommen?<br />

2) Was waren die Beweggründe?<br />

3) Seit wann ist der Betrieb bei dem Netzwerk dabei?<br />

4) Wie hat sich ihrer Meinung nach das Netzwerk seit ihren Beitritt verändert. Was hat<br />

sich dadurch <strong>für</strong> sie verändert?<br />

5) Welche zukünftigen Entwicklungen sind zu erwarten? (Welche positiven bzw.<br />

negativen? Warum sind diese zu erwarten?)<br />

2. Zur zweiten Forschungsfrage:<br />

Soziale Struktur und Struktur des Netzwerkes:<br />

1) Ist der Betrieb mit der Organisationsform, den rechtlichen Rahmen, zufrieden?<br />

Warum/Warum nicht?<br />

2) Wie werden ihre Produkte über das Netzwerk vermarktet?<br />

3) Gibt es eine Produktweiterverarbeitung durch das Netzwerk? Welche? Wo? Wie?<br />

4) Wie erfolgt die Abnahme ihrer Produkte durch das Netzwerk?<br />

5) Erfolgt die Vermarktung ihrer Produkte nur über das Netzwerk? Warum/Warum<br />

nicht?<br />

3. Zur dritten Forschungsfrage:<br />

Stärken und Schwächen:<br />

1) Welche Stärken hat das Netzwerk?<br />

2) Welche Schwächen hat das Netzwerk?<br />

3) Haben sie Verbesserungsvorschläge/-wünsche?<br />

4) Was hat sich <strong>für</strong> Sie durch den Beitritt in das Netzwerk verbessert?<br />

4. Zur vierten Forschungsfrage:<br />

Stellung und Bedeutung des Netzwerkes in der/<strong>für</strong> die Region:<br />

1) Welche Bedeutung hat das Netzwerk <strong>für</strong> ihren Betrieb?<br />

• Ökonomisch (gute/stabile Preise <strong>für</strong> die Produkte?)<br />

• Ökologisch (welche Produkte liefern Sie an das Netzwerk?)<br />

73


• Sozial (Beziehung zum Kunden bzw. zum Vermarkter/Bio-Lutz?)<br />

2) Wie wäre die Situation wenn sie dem Netzwerk nicht beigetreten wären? (Abnehmer<br />

<strong>für</strong> Produkte?...)<br />

3) Welche Bedeutung hat das Netzwerk <strong>für</strong> die Region? (Arbeitsplätze?, Anziehungspunkt<br />

durch Feste?, Veranstaltungen?)<br />

4) Welche Bedeutung hat das Netzwerk <strong>für</strong> den Kunden?<br />

5) Welche Bedeutung hat das Netzwerk <strong>für</strong> Sie persönlich?<br />

74


Interviewleitfäden Bioalpin:<br />

Interviewfragebogen <strong>für</strong> den Geschäftsführer von Bioalpin<br />

Entstehung<br />

Wann und von wem wurde das Netzwerk gegründet?<br />

Warum wurde es gegründet? Welche Motivation steckte dahinter? Was war das Ziel?<br />

Was waren die notwendigen Schritte zur Entstehung bzw. zum Aufbau des<br />

Netzwerks? -Rechtlich<br />

-Mitglieder werben<br />

Meilensteine in der Entwicklung (Time Table � positive und negative Ereignisse<br />

einzeichnen)<br />

Zukünftige Entwicklung der Marke Bioalpin?<br />

Expansion<br />

mehr Mitglieder<br />

Produktpalette<br />

Innovation<br />

Kooperation<br />

Warum haben Sie sich im Bezug auf Ihre Marke <strong>für</strong> BIO entschieden?<br />

Organisation<br />

Wie viele Mitglieder hat das Netzwerk Bioalpin?<br />

Landwirte<br />

Verarbeiter<br />

Filialen (M-Preis)<br />

Wie wird man Mitglied bei BIOalpin?<br />

Welche rechtliche Organisationsform wurde gewählt und warum?<br />

Welche Förderungen bekommen Sie?<br />

Welche Vermarktungsstrategie verfolgen Sie? Wie bewerben Sie das Netzwerk?<br />

Verkaufen Sie nur an M-Preis oder auch an andere Handelspartner?<br />

Haben Sie eigene Richtlinien, welche von den Produzenten zusätzlich zu den Bio-<br />

Richtlinien erfüllt werden müssen?<br />

Stärken und Schwächen<br />

Wo sehen Sie die Stärken des Netzwerkes?<br />

Wie beurteilen Sie die Qualität der Produkte?<br />

Wo glauben Sie, dass ein Verbesserungsbedarf besteht und auch Potential <strong>für</strong><br />

Verbesserungen vorhanden wäre?<br />

Welche Strategien gibt es zur Gegensteuerung schlechter bzw. negativer<br />

Entwicklungen?<br />

Welchen Herausforderungen wird man sich in Zukunft stellen müssen?<br />

75


Bedeutung und Stellung<br />

Welche Stellung hat das Netzwerk in der Region?<br />

Welche Entwicklungen haben sich durch das Bioproduktnetzwerk in diesen Bereichen<br />

ergeben?<br />

In Ökonomische Hinsicht<br />

In Sozialer Hinsicht<br />

In der Region<br />

Was würde bei einer „Aufgabe“ des Netzwerkes in der Region passieren?<br />

Arbeitsplätze<br />

Landschaftspflege<br />

Almen<br />

Kulturell<br />

Wie schätzen Sie das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen<br />

den Mitgliedern<br />

in der Region ein?<br />

Gibt es ein Konkurrenzdenken<br />

zwischen den Mitgliedern<br />

in der Region? Wenn ja, in wie fern?<br />

Welche Rolle spielt die Regionalität bei Bioalpin?<br />

Transportstrecke<br />

Ort der Erzeugung<br />

Ort der Verarbeitung<br />

Verkaufsort<br />

Welche Bedeutung hat das Netzwerk <strong>für</strong> SIE?<br />

Interviewfragebogen <strong>für</strong> Landwirte<br />

Entstehung<br />

Wann sind Sie dem Netzwerk BIOalpin beigetreten?<br />

Warum und welche Motivation steckte dahinter? Was war das Ziel?<br />

Welche Entwicklung und Veränderungen des Betriebes gab es seit dem Beitritt?<br />

Was waren notwendige Schritte um Mitglied zu werden?<br />

Gibt es geplante Veränderungen am landwirtschaftlichen Betrieb, die im<br />

Zusammenhang mit Bioalpin stehen?<br />

Organisation<br />

Welche Anforderungen werden an Mitglieder gestellt?<br />

Welche Richtlinien müssen Sie erfüllen?<br />

Besteht ein hoher bürokratischer Aufwand? Was ist konkret zu tun?<br />

Bekommen Sie eine zusätzliche Förderung, weil Sie bei dem Netzwerk Bioalpin dabei<br />

sind?<br />

Welche Produkte/Rohstoffe erzeugen Sie?<br />

Wurde ihre Produktpalette von Bioalpin beeinflusst?<br />

Wenn ja auf welche Art und Weise?<br />

76


Wenn nein, warum nicht?<br />

Welchen Preis bekommen Sie <strong>für</strong> Ihre Produkte? Wie hoch ist der Preisunterschied zu<br />

anderen Vermarktungsmöglichkeiten?<br />

Liefern Sie nur an BIOalpin oder auch an andere Marken/Netzwerke?<br />

Stärken und Schwächen<br />

Wo sehen Sie die Stärken des Netzwerkes?<br />

Wie beurteilen Sie die Qualität der Produkte?<br />

Wo glauben Sie, dass ein Verbesserungsbedarf besteht?<br />

Welche Strategien gibt es zur Gegensteuerung schlechter bzw. negativer<br />

Entwicklungen?<br />

Glauben Sie, dass das Netzwerk in Zukunft noch wachen wird?<br />

Wie ist ihre Einstellung zu einem möglichen Wachstum?<br />

Bedeutung und Stellung<br />

Welche Bedeutung hat Bioalpin <strong>für</strong> Ihren Betrieb?<br />

Welche Bedeutung hat Bioalpin <strong>für</strong> die Region?<br />

Welchen Beitrag leistet der Betrieb im Bezug auf das Familieneinkommen?<br />

(Vollerwerb, Nebenerwerb)<br />

Welchen Beitrag leistet der Betrieb <strong>für</strong> das Netzwerk?<br />

Gibt es auch verschiedene Aktivitäten <strong>für</strong> die Region? zB: Hoffest, Fleischweihe…<br />

Was würde passieren wenn Sie nicht mehr an BIOalpin liefern würden? Bzw. Wenn es<br />

diese Marke nicht mehr geben würde?<br />

Wie und was hat sich in Ihrem Betrieb seit dem Beitritt zu BIOalpin verändert?<br />

Wie ist das Verhältnis zwischen<br />

den Bauern und den verarbeitenden Betrieb<br />

ihrem Betrieb und BIOalpin<br />

ihrem Betrieb und M-Preis?<br />

Welche Rolle spielt die Regionalität in Ihrem Betrieb? Auch in Bezug auf Bioalpin?<br />

Welche Bedeutung hat das Netzwerk <strong>für</strong> SIE?<br />

Interviewfragebogen <strong>für</strong> Verarbeitende Betriebe<br />

Entstehung<br />

Seit wann gibt es Ihren Verarbeitungsbetrieb?<br />

Warum und welche Motivation steckte dahinter einen solchen Betrieb zu gründen oder<br />

zu erwerben? Was sind bzw. waren die Ziele?<br />

Meilensteine in der Entwicklung (Time Table � positive und negative Ereignisse<br />

einzeichnen)<br />

Zukünftige Entwicklung des Verarbeitungsbetriebes?<br />

Expansion<br />

mehr Lieferanten<br />

77


Produktpalette<br />

Innovation<br />

Kooperation<br />

Wann haben Sie beschlossen mit dem Netzwerk BIOalpin zu kooperieren?<br />

Warum erzeugen bzw. veredeln Sie Produkte <strong>für</strong> die Marke „BIO vom Berg“? Warum<br />

überhaupt Bioprodukte?<br />

Was waren die notwendigen Schritte, um dem Netzwerk beizutreten?<br />

Wenn das Netzwerk in Zukunft wachsen würde, würden Sie sich im Zuge dessen auch<br />

vergrößern?<br />

Organisation<br />

Welche Vermarktungsstrategie verfolgen Sie? Wie bewerben Sie diese Produkte?<br />

Werden ihre gesamten Produkte unter der Marke „Bio vom Berg“ über M-Preis<br />

abgesetzt? Warum bzw. warum nicht?<br />

Wie arbeiten Sie mit Bioalpin zusammen?<br />

Stärken und Schwächen<br />

Wo sehen Sie die Stärken des Netzwerkes?<br />

Wie beurteilen Sie die Qualität der Produkte?<br />

Wo glauben Sie, dass ein Verbesserungsbedarf besteht?<br />

Welche Strategien gibt es zur Gegensteuerung schlechter bzw. negativer<br />

Entwicklungen?<br />

Welchen Herausforderungen/Hürden wird man sich in Zukunft stellen müssen?<br />

Bedeutung und Stellung<br />

Welche Stellung hat BIOalpin <strong>für</strong> Ihren Betrieb?<br />

Welche Stellung hat das Netzwerk <strong>für</strong> die Region?<br />

Welche Entwicklung hat sich <strong>für</strong> sie als verarbeitender Betrieb mit dieser Marke<br />

ergeben?<br />

In Ökonomischer Hinsicht<br />

In Sozialer Hinsicht<br />

In der Region<br />

Wie würde es mit Ihrem Betrieb weitergehen, würden Sie BIOalpin als Abnehmer<br />

verlieren? Bzw. wenn es diese Marke nicht mehr geben würde?<br />

Wie ist das Verhältnis zwischen<br />

den Bauern und ihrem verarbeitenden Betrieb<br />

dem verarbeitenden Betrieb und BIOalpin<br />

dem verarbeitenden Betrieb und M-Preis?<br />

Welche Rolle spielt die Regionalität in Ihrem Betrieb? Auch in Bezug auf Bioalpin?<br />

Welche Bedeutung hat das Netzwerk <strong>für</strong> SIE persönlich?<br />

78


Interviewfragebogen <strong>für</strong> den Einkaufsleiter von M-Preis<br />

Entstehung<br />

Wie kam es zur Gründung bzw. Produktkooperation mit Bioalpin?<br />

Warum haben Sie die Marke „BIO vom Berg“ in ihr Sortiment aufgenommen?<br />

Was waren die notwendigen Schritte <strong>für</strong> eine neuartige Produktschiene dieser Art?<br />

Meilensteine im Laufe der Zusammenarbeit mit Bioalpin?<br />

Zukünftige Entwicklung der Kooperation?<br />

Wie wird sich das Netzwerk in Zukunft entwickeln?<br />

Wie wird M-Preis darauf reagieren?<br />

Organisation<br />

In wievielen Filialen vertreiben Sie Produkte von BIOalpin?<br />

Wieviele Produkte von „Bio vom Berg“ gibt es insgesamt bei M-Preis?<br />

Welche Vermarktungsstrategie verfolgen Sie? Wie bewerben Sie diese Produkte?<br />

In welcher Größenordnung bewegen wir uns hinsichtlich verkaufter Produkte und<br />

monetärem Umsatz? (Prozentangaben, bzw. Anteilsangaben genügen!)<br />

Stärken und Schwächen<br />

Wo sehen Sie die Stärken des Netzwerkes Bioalpin?<br />

Wie beurteilen Sie die Qualität der „Bio vom Berg“ Produkte?<br />

Wo glauben Sie, dass ein Verbesserungsbedarf besteht?<br />

Welche Strategien gibt es zur Gegensteuerung schlechter bzw. negativer<br />

Entwicklungen?<br />

Welchen Herausforderungen wird man sich in Zukunft stellen müssen?<br />

Im Netzwerk Bioalpin<br />

In der Zusammenarbeit zwischen M-Preis und Bioalpin<br />

In der Vermarktung der „Bio vom Berg“-Produkte<br />

Bedeutung und Stellung<br />

Welche Stellung hat BIOalpin <strong>für</strong> M-Preis und welche <strong>für</strong> die Region?<br />

Welche Entwicklungen haben sich <strong>für</strong> M-Preis mit dieser Marke ergeben?<br />

In Ökonomischer Hinsicht<br />

In Sozialer Hinsicht<br />

In der Region<br />

Was wäre, wenn es zur „Auflösung“ des Produktnetzwerks Bioalpin kommen würde?<br />

Bzw. wenn es diese Marke nicht mehr geben würde?<br />

Wie ist das Verhältnis zwischen M-Preis und Bioalpin?<br />

Welche Rolle spielt die Regionalität bei M-Preis? Auch in Bezug auf Bioalpin?<br />

Welche Bedeutung hat das Netzwerk <strong>für</strong> SIE?<br />

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Interviewleitfaden Ochsenherz:<br />

1. Forschungsfrage: Wie entstehen und entwickeln sich regionale Netzwerke?<br />

- Wie kam es zur Gründung des Netzwerkes (Entstehung, Entscheidung)?<br />

- Welche Meilensteine waren relevant in der Entwicklung?<br />

- Warum waren diese so wichtig?<br />

- Welche zukünftigen Entwicklungen werden angestrebt?<br />

- Wo soll ihr Betrieb / Netzwerk in 10 Jahren angekommen sein?<br />

- Warum werden diese Entwicklungen verfolgt?<br />

- Ist es angedacht andere Produzenten in das Netzwerk einzubinden?<br />

- Wie könnte sich das auf euer NW auswirken?<br />

2. Forschungsfrage: Wie organisieren sich regionale Netzwerke?<br />

Produzenten)<br />

- Welche Akteure sind im Netzwerk beteiligt?<br />

- Welche rechtliche Organisationsform wurde gewählt?<br />

- Warum wurde diese gewählt?<br />

- Welche Vermarktungsalternativen gab es, zum Zeitpunkt der Entscheidung?<br />

- Welche Vermarktungsstrategien werden verfolgt?<br />

- Wie funktioniert die Logistik des Netzwerks?<br />

Konsumenten)<br />

- Welche Rolle spielen sie in diesem NW?<br />

- Was sind ihre persönlichen Beweggründe <strong>für</strong> ihren Beitritt zu diesem NW?<br />

- Was sind die Vor- und Nachteile die sich aus dieser Entscheidung ergeben<br />

haben?<br />

- Haben sie Verbesserungsvorschläge, Anregungen oder Wünsche die ihnen zu<br />

dieser Organisation einfallen?<br />

- Werden sie ihre Mitgliedschaft verlängern und werden sie diese an dritte<br />

weiterempfehlen?<br />

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3. Forschungsfrage: Welche Stärken und Schwächen weisen regionale<br />

Netzwerke auf?<br />

- Welche Stärken charakterisieren das Netzwerk?<br />

- Welche Schwächen charakterisieren das Netzwerk?<br />

- Wo gibt es Verbesserungsbedarf?<br />

4. Forschungsfrage: Welche Stellung und Bedeutung hat das regionale<br />

Netzwerk <strong>für</strong> die Region?<br />

- Welche Stellung/Bedeutung hat das Netzwerk <strong>für</strong> die Region?<br />

o Aus ökonomischer Sicht?<br />

o Aus ökologischer Sicht?<br />

o Aus sozialer Sicht?<br />

- Ergaben sich durch das Netzwerk weitere Entwicklungen <strong>für</strong> die Region?<br />

- Welche Bedeutung hat das Netzwerk <strong>für</strong> die Akteurgruppen?<br />

o Aus ökonomischer Sicht?<br />

o Aus ökologischer Sicht?<br />

o Aus sozialer Sicht?<br />

- Was hat sich durch die Teilnahme am Netzwerk verbessert?<br />

- Wie wäre die Situation ohne dem Netzwerk?<br />

5. Forschungsfrage: Welche Stellung und Bedeutung hat CSA in Österreich?<br />

- Wie hoch schätzen sie das Potential von CSA ein, sich in Österreich zu<br />

etablieren bzw. zu wachsen?<br />

- Welche Hemnisse gibt es?<br />

- Welche Chancen gibt es?<br />

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