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Projektbericht (pdf) - Institut für ökologischen Landbau - Boku

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eingegangen werden. Dazu bedarf es aber auch, wie in der Literatur über COFAMI<br />

(Collective Farmers Marketing Initiatives) von Schermer et al. (2006) bereits<br />

dargestellt, professioneller Partner im Netzwerk, die über das nötige „Know How“ im<br />

Management und Vermarktungsbereich verfügen. Zusätzlich scheint großer<br />

persönlicher Einsatz und Engagement erforderlich, um ein Bioproduktnetzwerk dieser<br />

Art und Größe zu installieren, zu betreiben und in Zukunft noch weiter auszubauen.<br />

Bei unseren Interviews fanden wir diese „Leader“ in allen Bereichen des Netzwerks<br />

und die Motivation und die Begeisterung <strong>für</strong> ihre Arbeit war deutlich zu spüren. Ihr<br />

ganzer Arbeitseinsatz und ihr Interesse schien BioAlpin zu gehören. Wahrscheinlich<br />

ist es ihre Überzeugung und ihr Arbeitseinsatz gepaart mit dem nötigen Knowhow,<br />

der sie zu den Hauptakteuren in diesem Netzwerk macht.<br />

Es wäre jedoch zu einseitig, nur die Vorteile einzelner Leaderpersönlichkeiten zu<br />

betrachten, denn jede Medaille hat auch ihre Kehrseite. Ein Produktnetzwerk dieser<br />

Größe mit nur drei Schlüsselfiguren ist relativ stark von diesen abhängig. Das<br />

bedeutet, dass von diesen Personen ein Arbeitspensum erwartet wird, das kaum zu<br />

bewältigen ist und oft Kompetenzen in den unterschiedlichsten Bereichen und<br />

möglichst gleichzeitig verlangt werden. Auch die Abhängigkeit von diesen<br />

Einzelpersonen birgt eine gewisse Gefahr. Diese Gefahr durch die Abhängigkeit von<br />

vorhandenen lokalen Ressourcen bestätigt auch Schönhart et al. (2009) in seiner<br />

Arbeit. Während Schönhart diese Gefahr zwar auf die Produktionsmittel bezieht,<br />

kann seine Warnung durchaus auch auf die Personalsituation des Netzwerkes<br />

bezogen werden. Ein auf wenige lokale „Macher“ zugeschnittenes Management stellt<br />

<strong>für</strong> eine langfristige Entwicklung ein Problem dar. Auch Spannungen und<br />

Machtverhältnisse zwischen einzelnen Hauptakteuren könnten schnell zur Gefahr <strong>für</strong><br />

das ganze Netzwerk werden. Bei den Interviews konnten jedoch keine Spannungen<br />

zwischen den Hauptakteuren im Netzwerk festgestellt werden. Im Gegenteil, die<br />

Zusammenarbeit schien nicht nur in der Führungsebene, sondern im gesamten<br />

Netzwerk von einer freundschaftlichen Grundhaltung geprägt. Großer Wert wird bei<br />

allen Akteuren auf ehrlichen und offenen Austausch gelegt.<br />

Vermarktet werden BioAlpin Produkte fast ausschließlich (zu 90%) über die<br />

Einzelhandelskette MPreis, die ihre gesamte Bioproduktschiene auf „Bio vom Berg“<br />

Produkte ausgerichtet hat. Mit MPreis verfügt das Netzwerk BioAlpin über einen<br />

starken Handelspartner, der sich <strong>für</strong> die biologische Wirtschaftsweise stark einsetzt<br />

und auch größtmögliches Verständnis bei biospezifischen Problemen<br />

entgegenbringt. Durch die gegenseitige Abhängigkeit wird klar, dass meist beide<br />

Akteure – Genossenschaft und Einzelhandel – profitieren und ein „Miteinander“<br />

erreicht werden kann.<br />

Schermer et al. (2006) bewertet diese Beziehung zwischen Erzeugern und<br />

Vermarktern als ideal, da selten ein Betrieb über genügend Fachwissen in beiden<br />

Bereichen verfügt. Auch der von Schönhart et al. (2009) be<strong>für</strong>chtete Mangel an<br />

wirtschaftlicher und ökologischer Effizienz kann durch die Bündelung mehrerer<br />

kleiner Erzeuger unter einer einheitlichen Vermarktung reduziert und zumindest auf<br />

gleiche Ebene mit der „herkömmlichen“ Lebensmittelindustrie gesetzt werden. Durch<br />

das genossenschaftliche Auftreten bleibt aber trotzdem die von Milestad et al. (2010)<br />

beschriebene wichtige soziale Bindung zwar nicht zwischen Erzeugern und<br />

Konsumenten, aber doch unter den Erzeugern aufrecht. Dennoch stellte sich bei den<br />

Interviews heraus, dass trotz Verwaltung des Netzwerks BioAlpin durch Bauernhand,<br />

die Landwirte nicht vollkommen vom Netzwerk abhängig sind und jeder einzelne<br />

Betrieb versucht, sich mehrere Standbeine aufzubauen. Durch diese mehrgliedrigen<br />

betrieblichen Ausrichtungen wird von vielen Landwirten versucht eine noch größere<br />

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