Magisterarbeit - 4-yu

heranwachsenden Kindern änderte sich in Deutschland die Autoritäts- und
Rollenstruktur des Mannes: Die Familie hatte sich ihm entfremdet.
Zwar versuchten die Männer ihre Struktur formal aufrecht zu erhalten, die
innerfamiliale Autorität wurde jedoch immer wieder in Frage gestellt.
Nachdem sich die Familien soweit in Deutschland eingelebt hatten, kam
es unweigerlich im Laufe der Zeit zu Kontakten mit dem deutschen
Umfeld, die eine völlig andere Lebensweise reflektierte.
Die Väter versuchten, diese Kontakte zu unterbinden, damit keine
außerislamischen Einflüsse das schon geschwächte Familienbild noch
weiter zerrütteten.
Den Männern war und ist die Familie das Kernstück des Korans. Da sie
über Jahre hinweg isoliert in Deutschland lebten, ohne das es wirklich zu
einer Annäherung mit der deutschen Bevölkerung kam, sahen sie auch
keinen Grund, dieses zu tuen, als die Familien nachzogen.
Denn es war nur der Glaube und die Hoffnung, die Familie wieder vereint
zu sehen, was ihnen die Kraft gab, ihre Welt wieder ins rechte Lot zu
hieven.
Von 1965 – 1973 kamen noch viele Männer aus der Türkei nach
Deutschland. Die Familien folgten dann größtenteils nach spätestens drei
Jahren. Jetzt wurde auch den Frauen die Möglichkeit offeriert, zu
arbeiten.
Die Veränderung brachte die Männerwelt vollends ins Wanken: eine Frau,
die arbeitet, kann sich nicht richtig um die Kinder und den Haushalt
kümmern – dies war für die Vorstellungswelt der Männer abstrus.
Die Kinder gingen schon auf die Schulen der „Ungläubigen“, was zu
Auseinandersetzungen mit den Vätern führte.
Der Koran schreibt vor, dass der Vater streng, gütig und gerecht Frauen
und Kindern gegenüber sein muß und das diese die Worte des Vaters zu
befolgen haben. Dies ließ sich in der Heimat realisieren; durch den
Kultureinfluß einer ihnen fremden Lebensweise wurden die Risse in der
6