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Magisterarbeit - 4-yu

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<strong>Magisterarbeit</strong><br />

Thema:<br />

„Die Sozialisation von Kindern nichtdeutschsprachiger Eltern im<br />

Kindergarten: Modelle und empirische Beobachtungen<br />

Dozentin:<br />

Frau Prof. Dr. Y. Schütze<br />

Abteilung Soziologie und Pädagogik<br />

Von:<br />

Detlev Sauerhöfer<br />

Köpenicker Landstraße 41<br />

12435 Berlin<br />

030-53 21 79 28<br />

detlev.sauerhoefer@4-<strong>yu</strong>.de<br />

Matrikel_Nr. 11 88 08


-Inhalt<br />

1. Einleitung S. 1-2<br />

2. Die Gastarbeiterfamilie S. 3-4<br />

2.1 Die Familie zwischen Tradition und Moderne: Der Vater, die Mutter,<br />

die Kinder S. 5-11<br />

2.2 Fallbeispiel S. 12-16<br />

3. Die Sprache und ihre Bedeutung: Das Recht auf Sprache S. 17-21<br />

3.1 Sprache und Integration S. 22-25<br />

3.2 Zweisprachigkeit: Muttersprache und Deutsch S. 26-28<br />

3.3 Sprachförderungsmaßnahmen S. 29-32<br />

4. Bestandaufnahme S. 33<br />

4.1 Am Wedding S. 34-36<br />

4.2 Die Kindertagesstätte S. 37<br />

4.2.1 Aufgabe der Kindertagesstätte S. 38-40<br />

4.2.2 Modelle der Kindertagesstätten S. 41-44<br />

4.3 Beobachtungen in den Betreuungseinrichtungen S. 45-59<br />

4.4 Expertenbefragung S. 60<br />

4.4.1 Selbstauskunft der ErzieherInnen S. 61-65<br />

4.4.2 Interviews mit den ErzieherInnen S. 66-80<br />

5. Schlussfolgerung S. 81-<br />

6. Anhang<br />

7. Quellen<br />

1


1. Einleitung<br />

Die PISA-Befunde von 2000 zeigten, dass fast 50% der Jugendlichen aus<br />

Zuwandererfamlien die elementare Lernstufe im Lesen und Schreiben<br />

(Kompetenzstufe 1) nicht überschritten. Obwohl 70% von Ihnen die<br />

deutsche Schule bis zum Abschluß durchlaufen haben, treten<br />

Sprachschwierigkeiten 1 auf; eine Förderung und damit eine Verbesserung<br />

der deutschen Sprachkompetenz muß schon ab dem Kindergarten<br />

beginnen, und zwar eine differenzierte Sprach- und Sprechentwicklung,<br />

insbesondere in Einzugsgebieten mit hohem Ausländeranteil.<br />

In meiner Arbeit will ich der Frage nachgehen, wie sich zum<br />

gegenwärtigen Zeitpunkt der Erwerb der deutschen Sprache bei den<br />

Kindern nichtdeutschsprachiger Eltern vollzieht, und wie sich durch<br />

Sprache der damit verbundene Interaktionsprozeß äußert.<br />

Ich gehe davon aus, dass bei frühzeitiger Schulung der deutschen<br />

Sprache sowie der Muttersprache eine Leistungsverbesserung zu<br />

verzeichnen wäre, die sich auf die Schullaufbahn positiv auswirkt.<br />

Ich habe dazu diverse Kindergartenmodelle ausgewählt, die einen hohen<br />

Anteil an Kindern nichtdeutschsprachiger Eltern haben.<br />

Weiterhin habe ich mit sechs ErzieherInnen Interviews an sechs<br />

Kindergärten durchgeführt (freie und bezirkseigene Träger) und<br />

Beobachtungen in vier Kindergärten.<br />

Themenschwerpunkt dieser Arbeit ist es zu ermitteln, wie es um den<br />

Erwerb der deutschen Sprache bei den Kindern nichtdeutschsprachiger<br />

1 Siehe dazu die Studie über Lese- und Rechtschreibekompetenz KS HAM 4/5 von 1998: Hier<br />

wurde über die Einzugsgebiete in Hamburg mit hohem Ausländeranteil ermittelt, dass eine<br />

mangelnde Kompetenz im Lesen und Schreiben vorliegt, vorwiegend bei Kindern<br />

nichtdeutschsprachiger Eltern


Eltern aussieht und welche Bemühungen seitens der ErzieherInnen<br />

unternommen werden, diesen zu fördern.<br />

Dazu sollen die Bebachtungen der Kinder (16 Kinder deutscher und nichtdeutscher<br />

Herkunftssprache) verglichen werden.<br />

Eine Bestandsaufnahme im Bezirk Wedding, auf den sich meine Arbeit<br />

konzentriert, soll zeigen, dass es einige reformpädagogische Modelle gibt,<br />

die sich mit der genannten Problematik beschäftigen. Inwieweit sie der<br />

Aufgabe gerecht werden, versuche ich zu ermitteln.<br />

2


2 Die Gastarbeiterfamilie<br />

Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der 50er Jahre in Deutschland<br />

wurden ausländische Arbeiter angeworben, meist für eine begrenzte<br />

Dauer, um für diese Zeit den Bedarf an Arbeitskräften zu decken, für die<br />

keine Deutschen zur Verfügung standen.<br />

Die Wirtschaft in Deutschland berücksichtigte nie, dass so viele<br />

Gastarbeiter über einen längeren Zeitraum im Land verweilen würden.<br />

Man ging davon aus, dass die Gastarbeiter nach geraumer Zeit in ihre<br />

Heimat zurückkehren würden.<br />

Zwar kamen einige Frauen und Kinder zu ihren Männern, in der Regel<br />

nach drei Jahren, dass sie sich aber womöglich in Deutschland sesshaft<br />

machen, wurde nie ernsthaft in Erwägung gezogen.<br />

Doch die Wirklichkeit zeigte, dass trotz des isolierten Lebens der<br />

Gastarbeiter unter ärmlichen Voraussetzungen diese nicht zurückkehren<br />

wollten, zumal sie die Familien in der Heimat finanziell so unterstützen<br />

konnten, um Land zu erwerben und dort zu bauen.<br />

Die Anwerbung von Gastarbeiter wurde dann 1973 gestoppt; bis zu<br />

diesem Zeitpunkt verpflichtete die Wirtschaft u.a. über 163.000 Arbeiter<br />

aus der Türkei.<br />

Die Männer, die nun eine begrenzte Aufenthaltsgenehmigung hatten, da<br />

sie in einem Arbeitsverhältnis standen, wollten nicht weiterhin von ihren<br />

Familien getrennt sein. Durch Abkommen zwischen der deutschen<br />

Regierung und der Wirtschaft kam es deshalb zu systematischen Zuzügen<br />

der Familienangehörigen. Dadurch entstand eine Zuwanderung, deren<br />

Kapazität eine soziale Versorgung der Gastarbeiterfamilien nicht mehr<br />

ermöglichte (Fehlen an Kindergärten, Schulbildungsmöglichkeiten,<br />

Ausbildungsmöglichkeiten).<br />

3


Aber man ignorierte auch die Möglichkeiten, den Gastarbeitern eine<br />

Integrationsbasis zu vermitteln; ebenso war die deutsche Bevölkerung auf<br />

die „islamische Welle“ in keiner Weise vorbereitet worden.<br />

DieGastarbeiter zogen sich darauf hin in „ihre eigenen Viertel“ zurück.<br />

Für die Gastarbeiter brachte die Zusammenführung eigene Probleme mit<br />

sich. Durch die jahrelange Trennung von der Familie und den daraus<br />

folgenden Verlust der Kernfamilie, dessen Oberhaupt der Vater war,<br />

musste sich die Familie neu organisieren.<br />

Die Vorstellung der Männer, Frauen und Kinder zu dominieren, verlief<br />

nicht mehr so wie in der Heimat.<br />

4


2.1 Die Familie zwischen Tradition und Moderne: Der Vater, die Mutter,<br />

die Kinder<br />

Die traditionelle Familienvorstellung der Gastarbeiterfamilien (ab hier sage<br />

ich nicht mehr Gastarbeiter, sondern Migranten) ist dem deutschen<br />

ähnlich, wie es in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts gehandhabt<br />

wurde.<br />

Der Vater gilt als Familienoberhaupt, der über Frau und Kind bestimmt.<br />

Diese haben sich den Wünschen des Mannes unterzuordnen.<br />

Das Leben in Deutschland aber führte zu Veränderungen in den<br />

Migrantenfamilien. Trotz des Versuches des Mannes, die deutschen<br />

Gepflogenheiten vor der eigenen Familien fernzuhalten, übernahmen die<br />

Kinder einige Gebräuche aus dem deutschen Umfeld.<br />

Der Vater:<br />

Die Männer, die Anfang 1960 als Gastarbeiter nach Deutschland kamen,<br />

waren i.d.R. Italiener, Portugiesen und Griechen. Erst nach 1965 kehrten<br />

vieler dieser Männer in ihre Heimat zurück und es wurden mehr und mehr<br />

türkische Arbeiter angeworben.<br />

Die Männer aus den islamischen Ländern waren sehr stark an ihre<br />

Traditionen gebunden, die vom Glauben bestimmt wird.<br />

Autorität und Religiösität galten und gelten immer noch als die prägenden<br />

Merkmale der Erziehung.<br />

Dieses Bild einer männerdominierenden Welt ließ sich aber nicht mehr<br />

aufrechterhalten. Durch die Abwanderung nach Deutschland wurde die<br />

Kernfamilie zerrissen. Die Familienstruktur in der Heimat versuchte man<br />

zu erhalten, indem die Männer männliche Verwandte (Oheime) als<br />

Familienoberhaupt bestimmten. Doch durch die jahrelange Trennung von<br />

Frau und Kind und die oft so späte Zusammenführung mit den schon<br />

5


heranwachsenden Kindern änderte sich in Deutschland die Autoritäts- und<br />

Rollenstruktur des Mannes: Die Familie hatte sich ihm entfremdet.<br />

Zwar versuchten die Männer ihre Struktur formal aufrecht zu erhalten, die<br />

innerfamiliale Autorität wurde jedoch immer wieder in Frage gestellt.<br />

Nachdem sich die Familien soweit in Deutschland eingelebt hatten, kam<br />

es unweigerlich im Laufe der Zeit zu Kontakten mit dem deutschen<br />

Umfeld, die eine völlig andere Lebensweise reflektierte.<br />

Die Väter versuchten, diese Kontakte zu unterbinden, damit keine<br />

außerislamischen Einflüsse das schon geschwächte Familienbild noch<br />

weiter zerrütteten.<br />

Den Männern war und ist die Familie das Kernstück des Korans. Da sie<br />

über Jahre hinweg isoliert in Deutschland lebten, ohne das es wirklich zu<br />

einer Annäherung mit der deutschen Bevölkerung kam, sahen sie auch<br />

keinen Grund, dieses zu tuen, als die Familien nachzogen.<br />

Denn es war nur der Glaube und die Hoffnung, die Familie wieder vereint<br />

zu sehen, was ihnen die Kraft gab, ihre Welt wieder ins rechte Lot zu<br />

hieven.<br />

Von 1965 – 1973 kamen noch viele Männer aus der Türkei nach<br />

Deutschland. Die Familien folgten dann größtenteils nach spätestens drei<br />

Jahren. Jetzt wurde auch den Frauen die Möglichkeit offeriert, zu<br />

arbeiten.<br />

Die Veränderung brachte die Männerwelt vollends ins Wanken: eine Frau,<br />

die arbeitet, kann sich nicht richtig um die Kinder und den Haushalt<br />

kümmern – dies war für die Vorstellungswelt der Männer abstrus.<br />

Die Kinder gingen schon auf die Schulen der „Ungläubigen“, was zu<br />

Auseinandersetzungen mit den Vätern führte.<br />

Der Koran schreibt vor, dass der Vater streng, gütig und gerecht Frauen<br />

und Kindern gegenüber sein muß und das diese die Worte des Vaters zu<br />

befolgen haben. Dies ließ sich in der Heimat realisieren; durch den<br />

Kultureinfluß einer ihnen fremden Lebensweise wurden die Risse in der<br />

6


Familienstruktur immer deutlicher. Die Männer fühlten sich unverstanden<br />

und nicht mehr geachtet.<br />

Die Situation verschärfte sich in den Folgejahren, als eine große Welle<br />

von Entlassungen im wirtschaftlichen Leben die Männer, die als<br />

Gastarbeiter kamen, betraf. Damit verloren die Männer als Versorger der<br />

Familie, eben durch die Arbeitslosigkeit, immer mehr an Status innerhalb<br />

der Familie.<br />

Die Mutter:<br />

Die Frau spielt in der Heimat der Moslems nur eine den Mann begleitende<br />

Rolle. Ihre Aufgabe war es, dem Mann den Haushalt zu führen und die<br />

Kinder sittenstreng zu erziehen.<br />

Als die Frauen ihren Männern nach Deutschland folgten, hatten viele von<br />

ihnen keine fundierte Schulausbildung und es waren viele Analphabeten<br />

unter ihnen.<br />

Die Wertevorstellungen der Frau waren orientiert an denen der Männer,<br />

und diese versuchten sie auf ihre Kinder zu übertragen.<br />

Durch ihr Auftreten in Deutschland als kopftuchbedeckte Frau, die durch<br />

viel Kleidung verhüllt war, kam es zu wirklichen Missverständnissen<br />

gegenüber der deutschen Bevölkerung. Es fehlte den Frauen die Kenntnis<br />

der deutschen Sprache und die Gepflogenheiten des Lebens: Wo kaufe<br />

ich die Lebensmittel ein, was tue ich, wenn ich oder eines der Kinder<br />

krank ist.<br />

Die Frauen waren so einer gewissen Willkür gegenüber den Deutschen<br />

ausgesetzt; dies ging solange, bis sich türkische Händler und Ärzte in den<br />

türkischen Einzugsgebieten wie z.B. in Kreuzberg in Berlin niederließen<br />

und es den türkischen Frauen möglich wurde, in einer ihnen gewohnten<br />

Umgebung zu interagieren.<br />

Die Mutter ist der Ansprechpartner für die Kinder in der Familie. Sie ist<br />

Mittlerin zum Vater, der mit den alltäglichen Problemen nicht konfrontiert<br />

werden soll. Und sie war ganz auf die Rolle im Haushalt fixiert.<br />

7


In den frühen 70er Jahren des letzten Jahrhunderts kam es aber zu einem<br />

Wandel dieser familienstrukturellen Position.<br />

In verschiedenen wirtschaftlichen Sektoren, wie in Nähereien,<br />

textilverarbeitender Industrie, dem Reinigungswesen kam es zu<br />

Anwerbungen türkischer Frauen, also für Arbeiten, die die Männer nicht<br />

ausführen wollten oder konnten.<br />

Die bedeutete für viele Familien einen finanziellen Zuwachs, um sich ein<br />

besseres Leben verwirklichen zu können. Die Männer betrachteten wohl<br />

teilweise diese Möglichkeit als eine kurzfristige Lösung.<br />

Doch der Arbeitsmarkt änderte sich in den nächsten Jahren für die<br />

Männer; nur die Frauen konnten nun öfters ihre Stellung erhalten und<br />

wurden somit wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Familie.<br />

Die Frauen passten sich, anders als die Männer, der neuen Situation an.<br />

Viele richteten sich nach der deutschen Lebensweise wie das Tragen<br />

moderner Kleidung und viele legte ihr Kopftuch ab. Dies kann man wohl<br />

als einen Bruch zu den Traditionswerten bezeichnen.<br />

Die Frauen lernten dazu. Sie mussten nicht nur Geld verdienen und die<br />

Familie versorgen, ihr Autoritätsstatus in der Familie wuchs. Dies geschah<br />

nicht über Nacht und war mit vielen interfamilialen Auseinandersetzungen<br />

verbunden. Die Frau erfuhr etwas, was sie bis zu diesem Zeitpunkt kaum<br />

kannte: Selbstwertgefühl und Stärke der eigenen Person.<br />

Viele Frauen haben lange versucht, es ihren Männern recht zu machen.<br />

Doch der Aufbruch zur Selbstbestimmung war nun so weit fortgeschritten,<br />

dass bereits die Töchter von den Errungenschaften der Mütter profitierten.<br />

Die Frau war nicht mehr bloß Nachwuchshüterin und Gattengespielin in<br />

einer Großfamilie mit über 4 Kindern 1 , sondern sie erlebte die<br />

mitteleuropäisch-geprägte Emanzipation 2 .<br />

1 Aus Nauck/Allmandar-Niemann, 1998: Typisches Bild einer Migrantenfamilie<br />

(von 1.000 Familien): 13% - 1Kind; 70% - 2-3 Kinder; 15% - 4 – mehr Kinder<br />

2 mehr als 50% der verheirateten türkischen Frauen arbeiten heute ganztags<br />

8


Die Frau nimmt Einfluß auf die familiale Infrastruktur. Dies ist gar nicht so<br />

überraschend, betrachtet man die Positionen von Mann und Frau in der<br />

Familie wie die Übernahme männerzentrierter oder frauenzentrierter<br />

Funktionen.<br />

Die Kinder:<br />

Das Leben der Kinder in Deutschland im Hause ihrer Eltern wird mit zwei<br />

Wertesystemen konfrontiert:<br />

1. zum einen mit dem deutschen Umfeld (Schule, Arbeit); der Einfluß<br />

von außen und die damit verbundenen Freiheiten werden von den<br />

Kindern genutzt.<br />

2. zum anderen die konservativen Strukturen des Elternhauses; sie<br />

setzen Gehorsam und Disziplin voraus.<br />

Dies führte unweigerlich zu Konflikten.<br />

Durch die Aufrechterhaltung der in der Familie durch den Vater<br />

vermittelten Verhaltens- und Beziehungsmusters, die die Bedeutung von<br />

Familie, Heirat, Ehe, die Rolle von Mann und Frau widerspiegeln, wird im<br />

elterlichen Haus den Kindern eine Welt auferlegt, die mit ihrem Leben in<br />

Deutschland wenig gemeinsam hat.<br />

Viele der Kinder kamen als 5 – 10 jährige nach Deutschland oder wurden<br />

hier geboren. Die Erinnerung an die Heimat verschwindet bei den älteren,<br />

die in Deutschland Geborenen kennen nur Deutschland als ihre Heimat.<br />

Wenn die Eltern von deren Heimat erzählen, ist das für die Kinder nicht<br />

mehr nachvollziehbar und wird immer mehr verleugnet; „Heimat“, so<br />

sagen viele in Deutschland geborenen Migrantenkinder,“ das sind die<br />

Wurzeln meiner Eltern“.<br />

Die Jungen erleben eine andere Erziehung als die Mädchen. Sie genießen<br />

zwar mehr Entscheidungsfreiheiten, werden aber durch den Vater stärker<br />

kontrolliert und der religiösen Erziehung unterworfen. Dies ist darauf<br />

9


zurückzuführen, dass die Söhne nach dem Ableben des Vaters<br />

Familienoberhaupt werden und hohe Verantwortung tragen müssen.<br />

Die Jungen können also nicht in den Tag hineinleben, sie werden wie die<br />

Mädchen rollenspezifisch erzogen. Von den Jungen wird viel gefordert:<br />

Sie müssen den Koran studieren, müssen fleißig und strebsam sein und in<br />

der Schule gute Leistungen erbringen.<br />

Den Mädchen geht es nicht anders: sie sollen sittsam sein und auf ihre<br />

Rolle der Hausverweserin vorbereitet werden. Die Ablehnung des<br />

„modernen Mädchens“ ist aber mittlerweile deutlich sichtbar: neben den<br />

wenigen religiös orientierten Mädchen dominiert die Gruppe der<br />

Modernen, der Chiquen, der Aufgeklärten und der Fordenden.<br />

Schließlich wissen die Kinder, dass sie in Deutschland künftig leben<br />

werden. Von 100% befragter türkischer Jugendlichen, die zu ihrem<br />

künftigen Lebensort befragt wurden 3 , bestimmten mit 41,7% die BRD und<br />

nur 8,3% die Türkei; 6,5% bevorzugten ein anderes Land und über 43,5%<br />

wussten es nicht.<br />

Man kann den Sozialisationsprozeß der Kinder von Migranten (2.<br />

Generation) in drei Sozialisationsstufen gliedern:<br />

1. die primäre Sozialisation im Elternhause<br />

2. die sekundäre Sozialisation im Kindergarten und der Schule<br />

3. die tertiäre Sozialisation in Peergroups.<br />

Dies alles zeigt deutlich die Situationenmomente auf, in den sich die<br />

Kinder von Migranten befinden. Sie such einerseits den Kontakt außerhalb<br />

der Familie, um Erfahrungen und Bestätigungen zu sammeln, müssen<br />

aber ihr Verhalten anderseits gegenüber der Familie rechtfertigen und<br />

behaupten.<br />

Auf diesem Weg einer Identitätsfindung entstehen Probleme wie<br />

Loyalitätskonflikte und Ambivalenzgefühle den Eltern gegenüber; denn<br />

viele Eltern betrachten das Verhalten ihrer Kinder als einen Verrat<br />

3 eine Umfrage in West-Berlin<br />

10


gegenüber der eigenen Heimatkultur, wenn sie sich dem deutschen<br />

Umfeld zu sehr öffnen.<br />

Die Kinder suchen ihr Recht auf Selbstbestimmung und<br />

Selbstverwirklichung. Die Auflehnung gegenüber den Eltern war auch in<br />

der jüngeren deutschen Geschichte anzutreffen: Die Zeit der Halbstarken<br />

und die der Flower-Power-Generation.<br />

Eine junge Griechin (Katharina, 30 Jahre) formuliert diesen Akt<br />

folgendermaßen:<br />

„Das wir als Kinder gegen die Eltern rebellierten und uns Freiheit erkämpft<br />

haben, haben wir in Deutschland gelernt“.<br />

Fazit:<br />

Der Integrationsprozeß und ein annähernder Sozialisationsprozeß für<br />

Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern und derer Eltern ist heute wie<br />

damals ein schwieriges Unterfangen. In Deutschland hatte man jahrzehnte<br />

lang die Augen vor Modernisierungsmaßnahmen geschlossen und alles<br />

bis zum Stau hin aufgeschoben. Lösungsvorschläge werden heroiert, aber<br />

nicht ernsthaft umgesetzt. Die kleinen Schritte zum Aufbruch der<br />

Migranten aus dem Ghetto sind halbherzig. Obwohl man weis, dass ein<br />

jeder den Anteil am Preis zu zahlen hat, will keiner seinen Teil bezahlen:<br />

Wenn ich etwas bekomme, muß ich dafür einen Teil von mir hergeben.<br />

11


2.2 Fallbeispiel<br />

Dokumentation: “Denk ich an Deutschland – Wir haben vergessen<br />

zurückzukehren”; 3SAT, 31.10.2002, 22.25 Uhr<br />

Ein Beispiel einer türkischen Gastarbeiterfamilien soll die Lebenssituation<br />

in Deutschland zeigen (nach einem Fernsehbericht).<br />

Es gibt den Vater, die Mutter und die beiden Söhne.<br />

Vater:<br />

-Mustafa Akin, geb. 1941 in Villos am Schwarzes Meer.<br />

-Schulbildung: mittlere Reife in der Türkei<br />

-arbeitete als Fischer in Villos<br />

-kam mit 23 Jahren (1964) nach Deutschland<br />

-arbeitete als Gebäudereiniger<br />

-wurde nach 2 Jahren als Meister eingestellt, weil er fleißig und arbeitsam<br />

war; er wollte Geld verdienen, um es an die Familie in die Heimat zu<br />

schicken; integriert sich gut in die Arbeitswelt; anfangs latenter Wunsch<br />

auf Rückkehr.<br />

Mutter:<br />

-Yildem Akin, geb. 1947 in Villos<br />

-Ausbildung zur Lehrerin in der Türkei; nicht im Beruf gearbeitet.<br />

-mit 20 Jahren Mustafa geheiratet und geht mit ihrem Mann, der seit 3<br />

Jahren in Deutschland arbeitet, dorthin<br />

-Wunschtraum: Modernes Leben; Realität: alte Wohnung ohne Bad und<br />

Küche<br />

-sie wollte gleich in Deutschland einen Deutschkurs belegen, ihr Mann war<br />

aber dagegen<br />

-sie fühlte sich nutzlos und hilfslos<br />

12


-sie will nicht nur Hausfrau sein<br />

-will berufstätig sein, will die deutsche Sprache lernen, will eine Aufgabe<br />

haben<br />

-sie setzt sich durch: arbeitet bei Douglas und lernt über Jahre hinweg die<br />

deutsche Sprache (war zu dieser Zeit die einzigste Ausländerin bei<br />

Douglas)<br />

-1978 bewarb sie sich auf eine Stellenanzeige hin bei der Hamburger<br />

Schulbehörde; es wurden LehrerInnen mit türkischer Muttersprache<br />

gesucht<br />

-01.08.1978 tritt sie die Stellung zur Türkischlehrerin an<br />

-sie fühlt sich befreit, wie neugeboren<br />

Vater:<br />

-weiß nicht, warum er seiner Frau den Deutschkurs verboten hat<br />

-vielleicht, so sagt er, war er neidisch und ärgerlich, dass sie nicht nur<br />

Hausfrau sein wollte<br />

-er selbst sieht keine guten Berufschancen für die Frau, höchstens als<br />

Putzfrau<br />

-er sagt, sie redet viel zu schlecht die deutsche Sprache, um einen guten<br />

Beruf zu bekommen<br />

Sohn:<br />

-Fatihr Akin; geb. in Hamburg, Altona 1970<br />

-Filmemacher<br />

-hat an eine mögliche Rückkehr in die Türkei nachgedacht<br />

-er will seinen Kindern einmal zeigen, zu was es seine Eltern gebracht<br />

haben (vom Gastarbeiter zum gutsituierten Bürger)<br />

-er vermutet, dass seine Kinder noch deutscher werden als er selbst<br />

-Hamburg ist seine Heimat und er ist nicht zwischen den Nationen hinund<br />

hergerissen.<br />

13


Sohn:<br />

-Cem Akin; geb. in Hamburg, Altona, 1973<br />

-arbeitet im Konsulat<br />

-er rechnet nicht mit einer Rückkehr in die Heimat<br />

-beide Söhne reden nur türkisch mit den Eltern; die Sommerurlaube<br />

mussten die Brüder immer getrennt verbringen: 1 Jahr Fatihr mit seinem<br />

Vater in der Türkei, 1 Jahr Cem. Die Söhne sprachen untereinander nur<br />

deutsch, Vater wollte, dass sie ebenso gut türkisch reden<br />

-Cem wünscht sich das auch für seine Kinder, mehr türkisch zu reden<br />

-er selbst sei zu faul dazu<br />

-er hat schon immer deutsch gesprochen und ist bewusst deutsch<br />

aufgewachsen.<br />

Fazit:<br />

Das Klischeebild, was hier von der Migrantenfamilie vermittelt wurde,<br />

basiert auf Untersuchungen, die in der Fachliteratur vorzufinden sind.<br />

So haben Akpinar et al. /Akpinar/Lopez/Blasco/Vink;1979) die Isolation der<br />

Migrantenfamilien als deren Verschulden mangels einer wirklichen<br />

Auseinandersetzung mit der deutschen Bevölkerung beschrieben.<br />

Rödig (Rödig;1988) beschreibt, dass die Sozialisation, die das türkische<br />

Kind erfährt, nur überwiegend den Wertorientierungen nach türkischen<br />

Normen entsprächen. Er zeichnet ein Bild der türkischen Familie auf, in<br />

der die Mutter überwiegend für die Erziehung der Kinder zuständig ist,<br />

dass diese Erziehung aber in einem Dilemma stecke, da diese<br />

Wertorientierungen und Verhaltensmuster in der gesellschaftlichen<br />

Realität der BRD keine Bezüge aufweisen. Er geht soweit zu sagen, dass<br />

diese Werte zu inhaltslosen Ideologien werden.<br />

Nauck (Nauck, 1985) dagegen stellt fest, dass bei türkischen<br />

Migrantenfamilien überwiegend, u.zw. in allen Handlungs- und<br />

14


Entscheidungsfeldern die Entscheidungen gemeinsam getroffen werden;<br />

seltener seien patriachiale oder autokratische Entscheidungsformen<br />

aufzufinden.<br />

Andere Autoren wie Szymanski (Szymanski und Hesse, 1987) gehen<br />

davon aus, dass eine globale Verallgemeinerung der Erziehungsstile nicht<br />

haltbar sei, dass die Erziehungsstile nicht mehr mit der<br />

Schichtzugehörikeit in Zusammenhang gebracht werden können und dass<br />

es sich bei den Immigranten nicht um eine homogene Gruppe handelt,<br />

was ihre Bewertung von Erziehungsstilen betriftt.<br />

Prof. Dr. Vallen und Jeanne Kuvers (Babylon Centrum, LE Tilburg, NL,<br />

2001) mit der Problematik der Integration und der vor- und<br />

frühschulischen Erziehung, und auf welche Art und Weise in diesem<br />

Bereich die Integration von Migrantenkindern und deren Eltern unterstützt<br />

werden kann.<br />

Beide wollen keine Assimilation der Migranten, sondern sich vielmehr für<br />

eine pluralistische Gesellschaft stark machen. Sie entwickelten Ideen und<br />

Vorschläge bis hin zu familienbezogenen Förderprogrammen (Opstap-<br />

Opnieuw-Programm, siehe dazu Sprache und Integration).<br />

Monika Springer (Mütter bilden Mütter- für eine bessere<br />

Sprachentwicklung der Kinder, 2001) stellt fest, dass die Kinder aus<br />

Zuwandererfamilien mangelnde Sprachkenntnisse im Deutschen<br />

aufweisen, dass aber für den Erfolg in der Zweitsprache eine große Rolle<br />

der Erstsprache zukommt; verfügt ein Kind in seiner Muttersprache über<br />

ausgebildete Sprachstrukturen (siehe dazu Wygotskis 3-Stufen-Modell),<br />

so kann es auch erfolgreich die Zweitsprache lernen.<br />

In zwei Programmen aus den Niederlanden („Griffbereit“ und „Rucksack“),<br />

die die RAA auf die Bedingungen in Deutschland adaptierte, zielen diese<br />

zum einen auf die Förderung der Muttersprachenkompetenz, zum anderen<br />

auf die Förderung der allgemeinen kindlichen Entwicklung; in beiden<br />

Programmen werden die Mütter als Expertinnen für das Erlernen der<br />

Erstsprache angesprochen. Die Nachbarschaftshilfe und deren<br />

15


Anleitungserfolgt durch Mütter, die andere Mütter als Elternbegleiterin<br />

betreuen. In wöchentliche Treffen werden die Mütter von der<br />

Elternbegleiterin angeleitet, gemeinsame Aktivitäten durchzuführen, wie<br />

z.B. ein Buch vorlesen, zu malen und zu spielen. Die Förderung der<br />

Muttersprache im familialenUmfeld soll den Kindern die Möglichkeit<br />

geben, von der „Komplexbildung“ bis hin zu den „wissenschaftlichen<br />

Begriffen“ ein gestärktes sprachliches Fundament erst einmal in der<br />

Muttersprache aufzubauen, um eine solide Basis für das Erlernen der<br />

Zweitsprache zu schaffen.<br />

Ob ähnliche Modelle in Deutschland, sprich in Berlin, vor zu finden sind,<br />

will ich mittels der geführten Interviews mit den ErzieherInnen, bezogen<br />

auf Frage 6, herausfinden.<br />

16


3. Die Sprache und ihre Bedeutung- Das Recht auf Sprache<br />

Warum Sprache so wichtig ist,, wie der Erwerb von Sprache kontinuierlich<br />

aufgebaut wird und warum muttersprachlicher Unterricht von so hoher<br />

Bedeutung ist, beschreibt Dr. Anna Winner in ihrem Bericht über Konzepte<br />

und Angebote zur Förderung kommunikativer Kompetenzen und des<br />

sprachlichen Denkens bei Kindern in Kindertagesstätten für Kinder im<br />

Alter von 0 – 6 Jahren.<br />

Sie verlangt die Sprachförderung für alle Kinder in den Tagesstätten als<br />

einen pädagogischen Bildungsauftrag.<br />

Winner versteht Sprache als wichtiges Bildungsgut, dass allen Kindern zur<br />

Verfügung stehen sollte. Die bewusste Auseinandersetzung mit Sprache,<br />

so Winner, entsteht aus einer Kritik an einer Pädagogik, in der der<br />

Lautsprache von Kindern zu wenig Beachtung geschenkt wird. Sie<br />

kritisiert, dass Lautsprache, die von den Kindern eher beiläufig und ohne<br />

bewusste Anleitung erfolgt, zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird.<br />

Denn, so Winner, das menschliche Denken ist nicht von Geburt an<br />

sprachlich konstruiert, und nur in einer sprechenden Umgebung und mit<br />

Hilfe sprachlich denkender Menschen lernen wir unsere Gedanken<br />

begrifflich zu ordnen.<br />

Frau Winner kritisiert, dass nach wie vor viele Vorstellungen über Sprache<br />

von strukturalistischen Spracherwerbstheorien geprägt sei, dass vor allem<br />

dann, wenn bei Kindern sprachliche Defizite diagnostiziert werden, die<br />

Funktionen von Sprache häufig in den Hintergrund treten.<br />

Kinder lernen durch Spielen. Bei der Untersuchung des Spielverhaltens<br />

von Kindern stellte Oerter (Oerter, 1998) fest, dass Kinder im Spiel zwar<br />

auch gerne die „Zone nächster Entwicklung“ (ZNE) betreten, häufig aber<br />

auch in ihrem momentanen Kompetenzbereich bleiben.<br />

Beller (Beller, 2000) unterscheidet deshalb in seinem<br />

kleinkindpädagogischen Modell zwischen dem Anregungsbereich (analog<br />

17


zur ZNE) und „Sicherheitsbereich“. Da Entwicklungsförderung immer auf<br />

der Grundlage einer vertrauensvollen Beziehung basieren muß, ist es<br />

notwendig, dem Kind nicht nur Angebote zu machen, die ein<br />

Entwicklungsrisiko und damit Anregungen beinhalten, sondern auch<br />

Angebote, in denen sich das Kind in jedem Fall erfolgreich erlebt. Die<br />

Bedeutung dieser Angebote wird meist unterschätzt. Noch immer gehen<br />

viele ErzieherInnen davon aus, dass Entwicklungsförderung ständig neue<br />

Angebote erfordert. Die Beobachtungen von Kindern zeigen jedoch, dass<br />

Kinder von sich aus Anregungen suchen, wenn sie sich auf ihrer<br />

Entwicklungsstufe sicher fühlen und somit ihre Selbstbildung vorantreiben,<br />

wenn Erwachsene das zulassen.<br />

Ein adäquates Sprachmodell sollte demnach Kindern die Möglichkeit<br />

geben, sich als sprachlich erfolgreich zu erleben. Es sollte anregen, neue<br />

Entwicklungsbereiche zu betreten und es sollte überfordernde<br />

Verhaltensweisen vermeiden. Gerade von Pädagogen werden Hilfen<br />

eingefordert, um Kriterien für die Adäquatheit des Sprachmodells zu<br />

finden. Sie wollen ein Vorbild geben, dass sich auf individuelle<br />

Kompetenzen einlässt und Gruppenzusammenhänge nutzt.<br />

Wie sich Spracherwerb und die Begriffsbildung in einem langjährigen<br />

Prozess vollziehen, beschreibt Ulrich Steinmüller am 3-Stufen-Modell der<br />

Begriffsbildung nach Wygotski.<br />

Steinmüllers Argument für den muttersprachlichen Unterricht basiert auf<br />

den gleichberechtigten Unterricht von Muttersprache und Deutsch. Er<br />

verweist auf die GEW Berlin, die diese Förderung an den Berliner Senat<br />

richtete, ausländischen Kindern das Recht auf ihre eigene Muttersprache<br />

nicht zu verweigern; für die Kinder wird eine bilinguale Erziehung verlangt,<br />

bei der die Muttersprache gleichberechtigt neben der deutschen Sprache<br />

stehen soll.<br />

18


Ausgangspunkt dieser Forderung ist der Erlass vom 25.7.77 der Richtlinie<br />

des Rates über die schulische Betreuung der Kinder von Wanderarbeitern,<br />

die zu einem Muttersprachenunterricht verpflichtet.<br />

In Berlin und Baden-Württemberg ist die Realisierung dieser Verpflichtung<br />

in zwei Modellversuchen umgesetzt worden:<br />

1. Türkische Schüler in Berlin haben die Möglichkeit, an sieben<br />

Grundschulen in je einer Klasse Türkisch als erste und an der<br />

Gesamtschule als zweite Fremdsprache zu wählen.<br />

2. In Baden-Württemberg wird muttersprachlicher Unterricht<br />

angeboten, mit dem politischen Ziel, den ausländischen Familien<br />

die Möglichkeit und Fähigkeit der Rückkehr in ihre Heimatländer zu<br />

geben; eine recht fragwürdige Regelung.<br />

Steinmüller geht davon aus, dass der Spracherwerb ein wesentliches<br />

Element der kindlichen Sozialisation ist und somit zugleich ein Teil der<br />

affektiven, der kognitiven und der sozialen Entwicklung.<br />

Kinder lernen Wörter nicht einfach auswendig oder ahmen nur nach,<br />

sondern sie konstruieren im Umgang mit Dingen und Menschen und<br />

sammeln ihre sprachliche Erfahrungen im sinnlichen Begreifen und im<br />

kommunikativen Umgang mit der sie umgebenden Realität, also sie<br />

lernen, dass diese Gegenstände und Zusammenhänge Namen haben, mit<br />

denen man diese bezeichnen kann.<br />

Dies ist eine Lern- und Erfahrungsprozess, Sinneswahrnehmungen in<br />

Sprache richtig zu deuten.<br />

Steinmüller beschreibt Wygotskis 3-Stufen-Modell der Begriffsbildung die<br />

Entwicklungssequenzen und Etappen, die der Prozess der Begriffsbildung<br />

als Element des Spracherwerbs im Verlauf der kindlichen Sozialisation<br />

durchläuft.<br />

Diese 3 Stufen der Begriffsbildung nennt Wygotski:<br />

1. die Stufe des Synkretismus<br />

2. die Stufe der Komplexbildung (Alltagsbegriffe)<br />

19


3. die Stufe der wissenschaftlichen Begriffe.<br />

Zu 1. Synkretische Bildungen entstehen im Prozess des Kindes, dass sich<br />

mit Gegenständen und Personen, die es umgibt, beschäftigt. Die ersten<br />

30 Wörter sind soziale Wörter wie „Winke-Winke oder stellen sehr<br />

spezifische und kontextgebundene Namen dar wie „Auto“ für einen ganz<br />

bestimmten Wagen, der im Hof steht, während andere Fahrzeuge nicht<br />

benannt werden (Grimm in Oerter/Montada, 1995).<br />

Eine Zuordnung ist rein assoziativ und beliebig ohne eine wirkliche<br />

Bedeutung für das Kind.<br />

Zu 2. Ab dem 4. Lebensjahr beginnt das Kind, dass zufällig erkannte in<br />

Zusammenhänge zu bringen; diese Aneignung ist die Voraussetzung für<br />

objektives Denken. Das Kind eignet sich die Umwelt an, die nicht mehr nur<br />

aus rein wahrgenommenen faktischen Beziehungen besteht, aber noch<br />

keine logischen Zusammengehörigkeiten beinhaltet. Das Kind baut ein<br />

implizites Sprachwissen auf und versucht über einen korrekten<br />

Sprachgebrauch eine erfolgreiche Kommunikation zu erzielen. In den<br />

Folgejahren seiner kognitiven Entwicklung beginnt das Kind mit spontanen<br />

Selbstkorrekturen, bis es ein explizites Sprachwissen erreicht, also die<br />

bewusste Reflexion der Sprache (Grimm in Oerter/Montada, 1995).<br />

In dieser Zeit bis zum 12. Lebensjahr erlernt das Kind die Syntax der<br />

Sprache bevor es den Syntax des Denkens erwirbt. Das Kind hört Begriffe<br />

und versucht, diese systematisch zuzuordnen.<br />

Zu 3. In dieser Stufe (ab dem 12. Lebensjahr) beginnt das Kind abstrakte<br />

Denkprozesse zu initialisieren und überwindet die Situationsabhängigkeit<br />

vorheriger Begriffsformen. Es beginnt in abstrakten Größen zu denken,<br />

was ihm hypothetisches Denken ermöglicht.<br />

Die Denkvorgänge konnten auf keiner vorherigen Entwicklungsstufe<br />

geleistet werden; die Entwicklung von Alltagsbegriffen wwird im weiteren<br />

20


Verlauf der kognitiven Entwicklung des Kindes in seiner gedanklichen<br />

Verarbeitung konkretisiert und für das Kind so praktisch handhabbar.<br />

Der Prozess der Begriffsbildung als eine kognitive Fähigkeit ist also eng<br />

verbunden mit dem Spracherwerb.<br />

Wenn, so Steinmüller, in der Phase der Komplexbildung Alltagsbegriffe in<br />

der Muttersprache noch nicht konkretisiert wurden, und das Kind in dieser<br />

Zeit eine Zweitsprache erlernt ohne das Hintergrundwissen seiner<br />

Muttersprache, wie kann das Kind dann überhaupt eine der Sprachen<br />

begrifflich verstehen, ohne dass es zu Sprachmissverständnissen kommt?<br />

Wichtig ist, so Steinmüller, die Begriffsbildung in der Muttersprache zu<br />

fördern. Er sieht nur zwei Möglichkeiten, diesem Dilemma zu entkommen:<br />

Entweder die Kinder werden nur in ihrer Muttersprache unterrichtet, bis sie<br />

die 3. Stufe der Begriffsbildung erreicht haben, oder man beginnt eine<br />

aktive Förderung der Muttersprache und Zweitsprache bereits in der<br />

Vorschule, so dass beide Sprachen gleichberechtigt nebeneinander von<br />

entsprechend qualifizierten ErzieherInnen gelehrt werden (bilinguale<br />

Methode ab dem zweiten bis zum sechsten Lebensjahr).<br />

Ob diesem Modell eines bilingualen Unterrichtens gefolgt wird, will ich im<br />

folgendem am Beispiel meiner Beobachtungen in den Kindertagesstätten<br />

nachgehen.<br />

21


3.1. Sprache und Integration<br />

Die Kenntnis der deutschen Sprache ist mit Voraussetzung für die<br />

Integration der Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern; sie ist Grundlage der<br />

Kommunikation im Bildungs- und Arbeitsbereich.<br />

Es ist ein Prozeß, der ein soziales Einfügen in die Gesellschaft sicherstellt,<br />

und der nicht von heute auf morgen erlernbar ist. Institutionelle Angebote<br />

zum Deutschlernen können am ehesten dazu beitragen, dass Verstehen<br />

und Anwendung der Sprache gesichert sind.<br />

Verschiedene Untersuchungen hinsichtlich der Deutschkenntnisse bei<br />

Kindern nichtdeutschsprachiger Eltern im Schuleingangsalter kamen zu<br />

folgenden Ergebnissen:<br />

1.) in Hamburg: 43% der Kinder bedürfen einer Förderung der<br />

deutschen Sprache (siehe dazu Anhang 3.1.1).<br />

2.) in Berlin: Von 1.411 SchülerInnen nach Abschluß der 1. Klasse<br />

benötigen 1.078 Kinder einer Förderung der deutschen Sprache;<br />

das sind 76,4% (siehe dazu Anhang 3.1.2).<br />

Da in diesen Erhebungen i.d.R. Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern<br />

betroffen sind, die der Förderung der deutschen Sprache bedürfen, und<br />

die erzielten Ergebnisse von Schule zu Schule unterschiedliche Merkmale<br />

aufwiesen – besonders in Einzugsgebiete mit hohem Ausländeranteil – gilt<br />

es, die „ethnisch-soziale Struktur“ dieser Gebiete aufzuschlüsseln und<br />

intensiviert Angebote zum Erwerb der deutschen Sprache zu unterbreiten.<br />

Doch ohne eine außerunterrichts-orientierte Kommunikation ist der<br />

Gebrauch der deutschen Sprache fraglich. Denn ideomatische<br />

Ausdrucksformen, die eine Kommunikation steuern und gestalten, können<br />

nur in dem Interaktions- und Kommunikationszyklus eines sozialen<br />

Umfeldes erlernt werden.


H.H. Reich 1 kritisiert zu recht, dass der Elementarbereich der<br />

Sprachbildungsaufgabe nicht gerecht nachkommt, besonders in den<br />

Einzugsgebieten, die nicht mehr als deutschsprachige Umwelt definiert<br />

werden können. Eine mögliche Lösung des Problems wäre eine<br />

längerfristige Deutschunterweisung an den Grund- und Hauptschulen in<br />

Deutschland.<br />

Deutlich wird an den Sprachleistungsständen der Migrantenkinder, dass<br />

die ihnen zustehende Deutschförderung vorenthalten wird. Das<br />

institutionelle Aufgebot muß verstärkt werden, so dass die<br />

Förderungsziele nicht vernachlässigt werden, so dass die Förderungsziele<br />

nicht vernachlässigt sondern erfüllt werden; dass heißt eine genügende<br />

Kontrolle der Mittelverwendung muß ansetzen im Lehreraufgebot, in der<br />

Klassenausbildung und in der Nutzung der Lehrmaterialien.<br />

Zusatz:<br />

Vor- und frühschulische Förderungsprogramme als Beitrag zur Integration<br />

von Migrantenkindern und ihren Eltern als ein außerinstitutionelles und<br />

familienbezogenes Förderprogramm stellt ein niederländisches Projekt<br />

dar, das Opstap-Opnieuw-Programm.<br />

Es ist ein Modell, in dem u.a. die Sprachentwicklungskomponente und den<br />

damit zusammenhängenden kognitiven Elementen Kindern<br />

nichtdeutschsprachiger Eltern und deren Eltern die Möglichkeit<br />

unterbreiten soll, spielerisch in einer Sprache zu lernen.<br />

Wichtige Punkte des Aufbaus sind:<br />

1. das Modell setzt keine Maßstäbe von Lehrer- und Schülerstatus<br />

2. Es ist ausgerichtet auf das Entwicklungsniveaus des Users<br />

3. Es wird in vier verschiedenen Sprachen angeboten<br />

(Niederländisch, Marrokanisch-Arabisch, Papiamentut und<br />

Türkisch).<br />

1<br />

H.H. Reich in: Integration und Illigalität in Deutschland. Sprache und Integration; Hrsg: Klaus J.<br />

Bade<br />

23


Der Aufbau des Programms ist fundiert auf folgende Rahmenbedingungen<br />

und Ausgangspunkte; es soll ein Programm sein, dass:<br />

1. für zwei Jahre festgelegt wird, u.zw. für 30 Wochen pro Jahr, 5<br />

Tage pro Woche, eine Viertelstunde pro Tag<br />

2. für vier- bis sechsjährige Kinder geeignet ist<br />

3. inhaltlich uniform ist<br />

4. für verschiedene ethnisch-kulturelle Teilnehmergruppen geeignet<br />

ist<br />

5. in der Muttersprache durchgeführt werden kann.<br />

Wichtig dabei zu beachten ist:<br />

1. Der Wissenstand der Kinder z.B. die Phonologie ihrer<br />

Muttersprache<br />

2. Was sie automatisch lernen wie eigene Fehlerkorrektur<br />

3. In welchen Bereichen der Sprachentwicklung Defizite liegen und<br />

wie diese behoben werden können<br />

4. Was den Kindern am besten gefällt<br />

5. Der Kompetenzrahmen der Eltern.<br />

Das Familienprogramm Opstap-Opnieuw ist verschieden von den<br />

Programmen, die für den Gebrauch der Schule entwickelt wurden:<br />

1. Es ist für Kinder und Eltern aus sehr unterschiedlichen ethnischkulturellen<br />

Gruppen zugeschnitten; die Eltern sind alle auf einem<br />

niedrigen Niveau ausgebildet<br />

2. Es ist ein interaktives Programm<br />

3. Es kann flexibel benutzt werden<br />

4. Es fordert die Kinder zum aktiven Lernen auf.<br />

Beispiele aus dem Opstap-Opnieuw-Programm sind:<br />

1. Such und Sprechbilder<br />

2. Rätsel<br />

3. Reimspiele und Lieder<br />

24


4. Seriengeschichten.<br />

Fazit:<br />

Für den Bereich der Kleinkindererziehung- und betreuung bedeutet dies<br />

eine Förderung der gesprochenen Sprache für die Kinder<br />

nichtdeutschsprachiger Eltern, um die auf der Ebene der gesprochenen<br />

Sprachemanifestierten Spracherwerbsstörungen auszuschließen.<br />

Eine sprachpädagogische Arbeit muß im Kindergarten beginnen, um den<br />

Kindern den Weg zur Integration durch die Sprache zu ermöglichen.<br />

Die Anlagen 3.1.3 – 3.1.9 bieten Aufschluß über den Sprachgebrauch der<br />

Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern.<br />

25


3.2. Zweisprachigkeit- Muttersprache und Deutsch<br />

Eine Methode zum zweisprachigen Unterricht ist das „Two-wayimmersion“.<br />

SchülerInnen verschiedener Sprachgruppen werden<br />

gemeinsam in beiden Sprachen unterrichtet (Muttersprache und<br />

Verkehrssprache), und dies während der gesamten Schulzeit. Der Vorteil<br />

liegt darin, dass einerseits die Muttersprache erhalten bleibt und situiert<br />

wird, zum anderen trägt es zur „Bildungszweisprachigkeit“ bei.<br />

Weitere Modell sind die Submersion 1 , die Immersion 2 , das Transitorische 3<br />

und die Language-maintenance 4 .<br />

In Deutschland wird das Submersionsmodell als umstandslose Integration<br />

in die Regelklassen angewandt. Zum Regelunterricht kann<br />

Förderunterricht genutz werden, z.B. die Förderung von Deutsch als<br />

Zweitsprache.<br />

Eine Förderung der Muttersprache und Zielsprache (Verkehrssprache)<br />

lässt sich in unterschiedlichen Varianten durchführen 5 :<br />

1.) die bloße Teilnahme am Regulärunterricht, also die Einsprachigkeit<br />

in der Zweitsprache<br />

2.) eine gestützte Submersion, also die Teilnahme am Regelunterricht<br />

mit zusätzlichen oder integrierten Unterricht in Deutsch als<br />

Zweitsprache<br />

3.) Submersion mit begleitendem Language-maintenance-Unterricht,<br />

also die Teilnahme am Regelunterricht mit zusätzlichem Unterricht<br />

in der Muttersprache (Herkunftssprache)<br />

4.) Submersion mit einem Element bilingualen Unterrichts, also<br />

integriereter Unterricht mit Unterricht eines Faches im Medium<br />

einer Herkunftssprache.<br />

1<br />

Die Einschulung erfolgt in reguläre Klassen, und durch den Kontakt mit den MitschülerInnen<br />

und den amtssprachlichen Instruktionen sollen sie die Zielsprache erlernen<br />

2<br />

Der Unterricht wird in Form einer gut verständlichen Zielsprache geführt (in den U.S.A<br />

“sheltered English)<br />

3<br />

SchülerInnen werden über einen Zeitraum hinweg in der Herkunftssprache unterrichtet und<br />

wechseln dann in reguläre Klassen (Dauer der Maßnahme: 2-6 Jahre)<br />

4<br />

Es ist Bestandteil des curriculums und wird als Unterrichtsfach über die gesamte Schulzeit<br />

unterrichtet “Sprache der Herkunft” und “Kulturelles Erbe”)<br />

5<br />

H.H. Reich u.a.: Spracherwerb zweisprachig aufwachsender Kinder und Jugendlicher


Das Two-way-immersions-Modell, dass wie die anderen vorgestellten<br />

Modelle in den U.S.A. praktiziert wird, entspricht den bilingualen<br />

Modellschulen, von denen es in Deutschland derzeit nur wenige gibt.<br />

Konkrete Untersuchungen zur generellen Wirkung der Modelle in<br />

Deutschland liegen bis zum heutigen Zeitpunkt nicht vor. Auch zu den<br />

Erfolgen des Herkunftssprachenunterrichts gibt es keine nennenswerte<br />

empirische Untersuchungen 6 .<br />

Eine Kombination von Zweitsprachförderung und Unterricht im Medium<br />

der Herkunftssprache hat also Vorteile gegenüber den einsprachigen<br />

Submersionsprogrammen.<br />

Ebenso ist eine planvolle Verwendung der Erst- und Zweitsprache als eine<br />

bewusste Entwicklung von Sprache als Medium zum Erwerb von<br />

Kenntnissen und Fähigkeiten vielversprechender als reine Sprachkurse.<br />

Der Übergang von Herkunftssprache zur Zweitsprache Deutsch ist mit<br />

einem aufwendigem Prozess verbunden. Die Pflege der Herkunftssprache<br />

und die Mobilisierung der Zweitsprache Deutsch zeigen<br />

erfolgsversprechende Möglichkeiten zum Integrationsprozeß auf. Es ist<br />

sogar in dem Sinne vorteilhaft, bilinguaalen Unterricht zu betreiben, da es<br />

die SchülerInnen zu einem früheren Einsetzen von Sprachbewusstsein<br />

führt.<br />

Sprachstandserhebungen sind deshalb im Elementarbereich notwendig.<br />

Sprachförderung kann schon frühzeitig angesetzt werden. Unter<br />

Berücksichtigung der sozialen und psychologischen Hintergründe eines<br />

Kindes ist das Fördern eines frühen Bewusstseins zur Sprache individuell<br />

möglich: sprachliche Förderung hat auch einen Effekt auf die kognitive<br />

Entwicklung.<br />

Fazit:<br />

6 Dagegen Untersuchungen in Österreich, daß der Besuch der SchülerInnen am<br />

herkunftssprachlichen Unterricht auch bessere Ergebnisse in der Zweitsprache Deutsch erzielte<br />

27


Eine Förderung von Erst- und Zweitsprache stellt keine intellektuelle<br />

Überforderung für die Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern dar. Probleme<br />

entstehen erst in dem Interaktionsraum, dem sozialen Umfeld 7 . Hier<br />

werden Erfolg und Misserfolg gemessen. Das Erlernen der Zweitsprache<br />

ist nicht wie ein Einkaufsbummel, also kurzfristig möglich. Systematische<br />

Angebote und Gliederungen von Muttersprache und Zweitsprache müssen<br />

langsam aufgebaut werden.<br />

Der Einbezug des Elternhauses der Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern<br />

als auch der Kinder deutschsprachiger Eltern ist notwendig. Der<br />

Kindergarten bietet insofern eine Möglichkeit bilingual zu betreuen, als<br />

dass die Zweitsprache dominierend vor Ort verwendet wird und dazu eine<br />

Förderung der Muttersprache erfolgt 8 und im Elternhaus die<br />

Muttersprache gefördert wird.<br />

7 siehe dazu: Marginalität<br />

8 mit zwei ErzieherInnen pro Gruppe: Eine Muttersprachlerin und eine Zweitsprache<br />

28


3.3 Sprachförderung<br />

Merkmale einer Spracherwerbsstörung, die sich auf den<br />

Schriftspracherwerb auswirkt, finden ihren Ursprung in einer<br />

missverstandenen Phonetik und Phonologie der Sprache, die ein<br />

semantisches Problem bewirken können.<br />

Dieses Problem der Aussprachestörungen verhindert den Erwerb der<br />

Phonem-Graphem-Korrespondenz.<br />

Eine sprachpädagogische Arbeit im Kindergarten darf nicht die Aufgabe<br />

von Experten wie Logopäden sein; es ist wichtig, dass die ErzieherInnen<br />

das nötige Know-how erhalten. Das beinhaltet insbesondere die<br />

Wahrnehmung von Sprachstörungen und die Hilfestellung bei der<br />

Sprachentwicklung, um so den ErzieherInnen durch Aus- und<br />

Weiterbildung mehr Handlungskompetenz einzuräumen.<br />

Mit dem Begriff der sprachpädagogischen Arbeit ist eine<br />

entwicklungsorientierte und individualisierte Unterstützung sprachlicher<br />

Lernprozesse gemeint 1 . Diese Arbeit basiert einerseits auf Kenntnisse<br />

über die Prozesse und Bedingungen des regulären Spracherwerbs und<br />

setzt dabei anderseits Kenntnisse über Spracherwerbsstörungen und<br />

mögliche Verursachungsmomente voraus. Durch Beobachtung der<br />

einzelnen Kinder können sprachliche Hürden erkannt und nach den<br />

Möglichkeiten, die die Kinder mitbringen ist es möglich, das sprachliche<br />

Input zu verbessern.<br />

Bei Kindern nichtdeutschsprachiger Eltern ist es notwendig, dass<br />

phonologische Sprachbewusstsein zu stärken, da es beim Umgang mit<br />

1 DJI v. 31.03.2000: Spracherwerb und Schriftspracherwerb. Probleme bei Kindern und<br />

Jugendlichen<br />

29


zwei oder mehreren Sprachen bei der Interpretation der Laute zu<br />

Sprachverwirrungen kommen kann 2 .<br />

Hier ist also eine getrennte Förderung der Zweitsprache als auch der<br />

Muttersprache schon im Vorschulbereich notwendig (siehe dazu Anlage<br />

3.3.1 – 3.3.2).<br />

In verschiedenen Kooperationseinrichtungen in Deutschland wurden<br />

Sprachförderungskonzepte angewandt. In München wurde in einem<br />

Projekt jeweils ein Entwicklungsprofil nach Bellem für ein Kind erstellt. Mit<br />

jeweils fünf Kindern wurden die Kleingruppen für 2.5 Stunden wöchentlich<br />

durch die Projektleiterin gemeinsam mit den ErzieherInnen analysiert, und<br />

die Erfahrungen ausgewertet und weitere Schritte geplant. Die Angebote<br />

für die Auswertungen sind in gezielten Maßnahmen für die einzelnen<br />

Kinder zu finden.<br />

Es wurden u.a. bestimmte Situationsfälle in den Gruppen herbeigeführt<br />

wie eine Konfliktsituation; dabei wurde beobachtet, inwieweit das einzelne<br />

Kind aus der gegebenen Situation Sprache entwickelt und als<br />

Kommunikationsmittel benutzt, um sich mitzuteilen.<br />

In Gelsenkirchen ging man noch einen Schritt weiter: es wurden zu den<br />

deutschsprachigen ErzieherInnen weitere Honorarkräfte zur spachlichen<br />

Betreuung in der Muttersprache hinzugezogen. Da der Anteil der Kinder<br />

nichtdeutschsprachiger Eltern in den Gruppen oft über 80% lag und<br />

vorwiegend türkisch als Muttersprache dominiert, wurden türkische<br />

MitarbeiterInnen nicht einzelnen Gruppen zugeteilt, sondern wechselten<br />

täglich die Gruppen und begleiteten die Kinder im Kinderalltag. Sie<br />

vermitteln den Kindern in deren Spielsituationen die<br />

Kommunikationsbegriffe in türkischer und in deutscher Sprache.<br />

In Berlin wird an einer bilingual-orientierten Kindertagesstätte für die<br />

Kinder von 2-6 Jahren eine getrenntsprachliche Unterweisung bevorzugt.<br />

Einer Gruppe stehen jeweils zwei ErzieherInnen zur Verfügung.<br />

2 Ein Beispiel aus dem italienischen: tante = viel; im deutschen ist es die Verwandte<br />

30


Eine ErzieherIn ist nur für die Muttersprache zuständig, die andere für die<br />

Zweitsprache. Die Trennung der Sprachen soll eine sprachliche<br />

Verwirrung ausschließen; die Kinder lernen so, sich gezielt an die<br />

ErzieherInnen zu wenden, die sie für eine Verständigung in der<br />

gewünschten Sprache benötigen.<br />

Es seien einige Modelle erwähnt:<br />

1. Sprachförderung als Chance interkultureller Erziehung – Konzepte<br />

zur Sprachförderung in Gelsenkirchen<br />

2. Das Rahmenkonzept zur interkulturellen Pädagogik für Münchener<br />

Kindertagesstätten<br />

3. Sprachförderung von Kindern in Kooperationseinrichtungen durch<br />

Qualifikation der MitarbeiterInnen in München<br />

4. Zweisprachige Erziehung in einer mehrsprachigen Berliner<br />

Kindergruppe<br />

5. Das Krefelder „kommunale Handlungskonzept zur interkulturellen<br />

Pädagogik in Tageseinrichtungen, Schulen, Jugendeinrichtungen<br />

und Erwachsenbildung“<br />

6. Die Förderung der Sprachentwicklung zweisprachiger Kinder im<br />

Elementarbereich in Hamburg<br />

7. Das Projekt zur „Beobachtung und Förderung der<br />

Sprachentwicklung zweisprachiger Kinder im Elementarbereich“<br />

8. Deutschkurse für Kinder aus Migrantenfamilien in NRW<br />

9. In einer evangelischen Kindertagesstätte in Alt-Lichtenrade<br />

besuchen nicht hörende und hörende Kinder gemeinsam die<br />

gleiche Gruppe und wachsen zweisprachig auf<br />

10. Kinder lernen Dänisch, Friesisch und Plattdeutsch im Kindergarten.<br />

Weitere Modelle sind in Anhang 5 vorzufinden.<br />

Fazit:<br />

31


Sprachförderung besteht in erster Linie aus dem Erwerb der Phonem-<br />

Graphem-Korrespondenz. Grundlagen sind das Üben der Phonetik und<br />

der Phonologie in den jeweiligen Sprachen.<br />

Dies ist im Kindergarten durch spielerischen Üben möglich wie durch<br />

Lauschspiele 3 , durch Reime 4 , das Bilden von Sätzen 5 , durch<br />

Silbenzerlegung 6 , durch das Üben der Anlaute 7 sowie die Übung zur<br />

Phonemsynthese 8 .<br />

Es müssen Trainingsgruppen organisiert werden, die nach Alter und<br />

Können der Kinder abgestimmt sind.<br />

Auch wenn dies die altershomogene Gruppe bevorzugt und sich nach<br />

kognitiven Richtlinien orientiert, die man aus dem Elementarbereich<br />

verbannen wollte und will, ist eine solche Maßnahme für die Kinder eher<br />

nutzbringend als nachteilhaft.<br />

3 Mit dieser Übung sollen die Kinder darin geschult werden, ihre Aufmerksamkeit auf Geräusche<br />

zu richten (Papier zusammenknüllen, Bleistift fällt auf den Boden)<br />

4 Im Umgang mit Reimen sollen die Kinder lernen, die formale Struktur der gesprochenen Sprache<br />

zu beachten<br />

5 Kinder sollen lernen, das gesprochene Sätze sich in kleineren Einheiten, in Wörter, zerlegen<br />

lassen<br />

6 In dieser Übung sollen Kinder Erfahrungen damit sammeln, dass sich Wörter in Silben zerlegen<br />

lassen (analysieren und synthetisieren)<br />

7 So beginnt die Einführung der Kinder in die kleinsten Einheiten der Sprache, die Phoneme.<br />

Anlaute werden betont (N-Eid) und dann weggelassen (Eid)<br />

8 Die Kinder lernen sich auf Laute innerhalb des Wortes zu konzentrieren (wie das<br />

Zusammenziehen einzelner Laute zu einem Wort oder die Zerlegung eines Wortes in die<br />

Lautbestandteile)<br />

32


4 Bestandsaufnahme<br />

In diesem Kapitel werde ich zuerst auf die Situation der Tagesstätten am<br />

Wedding eingehen. Die in vier Kindergärten angefertigten Beobachtungen<br />

und dazu mit sechs ErzieherInnen geführten Interviews sowie eine von<br />

ihnen ausgefüllte Selbstauskunft sollen die Grundlage einer kleinsten<br />

Exploration sein.<br />

Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt in der Ermittlung, wie es um den<br />

Sprachstand de Kinder in den Tageseinrichtungen steht, und wie Kinder<br />

nichtdeutschsprachiger Eltern in ihrem Integrationsprozeß durch das<br />

Kommunikationsmittel „Sprache“ gefördert werden.<br />

33


4.1 Am Wedding – Situation der Kindertagesstätten<br />

Am Wedding gibt es über 44 Kindertagesstätten mit über 4.839 Kindern (Stand<br />

09/1999).<br />

Den größten Anteil der Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern stellt die türkische<br />

Gruppe dar.<br />

Tabelle 1:<br />

I II III<br />

Kinder insgesamt Kinder nichtdt.spr. Eltern Anteil türkischer Kinder<br />

4.839 2.913 1.926<br />

Eine weitere Differenzierung aus Tabellenabschnitt II erfolgt im Anhang<br />

4.1.1. Dazu im Anhang 4.1.2 die Strukturierung des Platzangebotes.<br />

Der 1. Kinder- und Jugendhilfebericht des Bezirksamtes am Wedding<br />

berichtete von 1998 über einen durchschnittlichen Anteil von Kindern<br />

nichtdeutschsprachiger Eltern bei 52%.<br />

In der Höhe Leopoldplatz ist der höchste Anteil vertreten: von 85% - 92% 1 .<br />

Diesen unterschiedlichen Nationalitäten mit den unterschiedlichen<br />

Muttersprachen muß nun die Amtssprache Deutsche vermittelt werden.<br />

Die Kindergarten stellen nach wie vor die wirkungsvollste Möglichkeit dazu<br />

dar.<br />

1 Eigene Ermittlung<br />

34


Am Wedding werden z.Zt. verschiedene reformpädagogische Ansätze zur<br />

Kinderbetreuung erprobt.<br />

Davon sind vier Modelle nennenswert, die auch Kindern<br />

Nichtdeutschsprachiger Eltern eine gute Integrationschance bieten:<br />

1. Kindertagesstätte mit Integration mit Integration von behinderten<br />

Kindern (85% Anteil der Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern)<br />

2. Kindertagesstätte mit Integration von ausländischen Kindern (92%<br />

Anteil der Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern)<br />

3. Kindertagesstätte nach dem Pen-Green-Modell (30% Anteil der<br />

Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern)<br />

4. Kindertagesstätte mit bilingualer Betreuung (20% Anteil der Kinder<br />

nichtdeutschsprachiger Eltern).<br />

An diesen vier Modellen ist die soziale Schichtzugehörig der Kinder sehr<br />

gut erkennbar: in Modell 1 und 2 sind die Eltern der Kinder zugehörig der<br />

unteren Schicht, während in Modell 3 und 4 die Eltern der Kinder eher aus<br />

der Mittelschicht und der gehobenen Mittelschicht stammen.<br />

Wie gut eine Tagesstätte ihrer Aufgabe zur Betreuung der Kinder<br />

nachkommen kann, ist also bedingt durch die sozialen und finanziellen<br />

Zuwendungen oft aus privater Hand.<br />

Der Senat hat für die kommunalen Tageseinrichtungen die Gelder gekürzt,<br />

was für die Bereiche des Weddings mit unterer Schicht bedeutet, dass<br />

kaum Bildungschancen für ihre Kinder im Elementarbereich gefördert<br />

werden. In den Abschnitten des Weddings mit Mittelschicht und<br />

gehobener Mittelschicht können nun deshalb schon Konzepte erprobt<br />

werden, da private Gelder einfließen.<br />

Was für den einen das Bildungsglück bedeutet, ist für den anderen die<br />

Abkapselung ins Ghetto: Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern aus unterer<br />

Schicht haben am Wedding kaum eine reale Chance auf<br />

Integrationsförderung.<br />

35


Ein weiteres Problem, was der Ghettoisierung im Bezirks einen Ruf<br />

verschafft, ist die Abwanderung der (letzten) deutschen Familien. Die<br />

Amtssprache, also die Verkehrssprache ist hier so nicht mehr deutsch,<br />

sondern die Sprache der Minoritäten, die im Bezirk eine Majorität bilden 2 .<br />

Die Verkehrssprache ist und bleibt Deutsch und ist an allen Institutionen<br />

notwendiges Kommunikationsmittel. In den Bezirksabschnitten mit<br />

nichtdeutscher Verkehrssprache ist es für die ErzieherInnen der<br />

Kindergärten schier unmöglich, die deutsche Sprache anzusetzen. Sie<br />

sind oft überfordert, nicht aus menschlicher, aber aus pädagogischer<br />

Sicht, mit dem multikulturellen Alltag einer interkulturellen<br />

Lebensgemeinschaft umzugehen.<br />

Bezirke wie der Wedding und Kreuzberg brauchen differenzierte<br />

Betreuungsangebote für die Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern. Da dies<br />

aber nicht nur Aufgabe des Senates sein kann, sind die Eltern der Kinder<br />

ebenfalls aufgefordert, ihren Kindern beim Integrationsprozeß behilflich zu<br />

sein, d.h. sich auch mehr für den Werdegang ihrer Kinder zu interessieren<br />

und an dem, was die Tageseinrichtungen leisten.<br />

2 Einderung am Wedding von Thomas Gruner für die Ausländerbeauftragte am Wedding<br />

36


4.2 Der Kindergarten/die Kindertagesstätte<br />

Die untere Grenze des Kindergartenalter beginnt mit drei Jahren und wird<br />

häufig damit begründet, dass ein Kind ab diesem Alter von seiner<br />

Entwicklung bereit ist, täglich einen Teil des Tages in einer größeren<br />

Gruppe zu verbringen.<br />

Die Kinder werden morgens ab 07.30 Uhr von den<br />

Erziehungsberechtigten gebracht und bleiben bis zum Mittag im<br />

Kindergarten, also bis 12.30 Uhr. Ab da beginnt der weiterführende Alltag<br />

der Kinder und ihrer vertrauten Umgebung.<br />

Tageseinrichtungen für Kinder im Kindergartenalter gibt es in Deutschland<br />

schon seit 150 Jahren.<br />

Die zeitlich festgesetzten Angebote für Tageseinrichtungen beginnen<br />

schon ab 06.30 Uhr und erstrecken sich bis 16.00 Uhr hin. Es wird in der<br />

Tagesstätte zusammen gefrühstückt (in alterhomogen oder<br />

altersheterogen Gruppen); ebenso verhält es sich zum Mittag.<br />

Es gibt Tagesstätten, die Kinder unter drei Jahren aufnehmen, und dies<br />

auch wie bei den älteren Kindern über zehn Stunden am Tag.<br />

Für die älteren Kinder des Schulalters gibt es die Möglichkeit, nach der<br />

Schule im Hort betreut zu werden; dieser endet i.d.R. um 16.00 Uhr.<br />

Kindertagesstätten dienen der sozialen Versorgung der Kinder, deren<br />

Eltern oder deren alleinerziehende Mütter oder Väter ganztags berufstätig<br />

sind.<br />

37


4.2.1 Aufgabe des Kindergartens<br />

Aufgabe des Kindergartens ist es, die Kinder auf die Schule vorzubereiten,<br />

d.h. weniger eine kognitive Mobilisierung als eine psychosoziale<br />

Förderung durch das im Spiel erlernte (soziales Handeln,<br />

Interaktionsfähigkeit, Konfliktbewältigung, Rollenspiele).<br />

Kindergärten arbeiten autonom; sie haben i.d.R. ein Konzept, sind aber<br />

nicht an ein Lerncurriculum gebunden. Der Kindergarten gilt als eine die<br />

Familienerziehung ergänzende Einrichtung. Es gilt, den Kindern Angebote<br />

zu unterbreiten, die ihrer Lebenssituation entsprechen – das Spielen zu<br />

fördern sowie das Lernen und Entdecken. So sollen die Kinder in ihrer<br />

ganzen Persönlichkeit und ihrem Selbstbewusstsein gestärkt werden und<br />

die Gelegenheit zum sozialen Lernen haben (Interaktionsfähigkeit und<br />

Konfliktbewältigung).<br />

Der Kindergarten soll nicht nur die Eltern entlasten, die tagsüber<br />

berufstätig sind; er soll Stätte des sozialen Lebens für die Kinder sein. Es<br />

geht nicht darum, den Kindern ein bestimmtes Pensum an Wissen zu<br />

vermitteln, sondern sie darin zu unterstützen, ihre Umgebung<br />

aufgeschlossen wahrzunehmen und sich zunehmend sicherer darin zu<br />

bewegen.<br />

Die Gruppen in Kindergärten sind teilweise altershomogen, aber meist<br />

altersheterogen ausgerichtet. Das wird damit begründet, dass das<br />

Zusammenleben von Kindern unterschiedlichen Alters förderlich für das<br />

Sozialverhalten und die Lernmotivation sei, also dass die jüngeren Kinder<br />

die älteren nachahmen oder die älteren Kinder den jüngeren helfen und<br />

ihnen etwas beibringen können.<br />

Dieser reformpädagogische Ansatz besteht seit den 70er Jahren des 20.<br />

Jahrhunderts. Die Loslösung von den Bewahranstalten der armen Kinder<br />

und des Fröbel Modells für die bürgerlich-elitären Kinder setzte für einen<br />

38


Neubeginn in der Kindergartenorganisation eine soziale Homogenität<br />

voraus: Gleiches Recht für alle. Ähnliche Ansätze dafür findet man bei<br />

Montessori und Steiner (Walldorf-Schulen).<br />

Die altershomogenen Gruppen bewähren sich jedoch immer mehr, denn<br />

in altersunterschiedlichen Gruppen kommt es häufiger zu Konflikten und<br />

zu Machtverteilungen unter den Kindern.<br />

Obwohl die Kindertagesstätte auf die Betreuung der Kinder auf eine<br />

ganztägige Betreuung ausgerichtet ist, sollen die Pflege und die Erziehung<br />

der Kinder das natürliche Recht der Eltern und deren Pflicht sein 1 .<br />

Die Rechte der Eltern sollen sich auf Informationen in wichtigen Fragen<br />

der Erziehung und der Bildung richten bis hin zum Anhörungsrecht bei der<br />

Festlegung der Öffnungszeiten und den Personalangelegenheiten.<br />

Die zuständige Behörde ist das Jugendamt; seine Aufgabe ist es,<br />

genügend Plätze in den Einrichtungen zur Verfügung zu stellen, auch für<br />

die freien Träger. Diese haben eine besondere Bedeutung in Deutschland,<br />

da die Eltern mittels deren Angebote nach ihren eigenen<br />

Wertvorstellungen die Kinder betreuen lassen können.<br />

Die ErzieherInnenausbildung dauert i.d.R. drei Jahre, davon zwei Jahre<br />

eine schulische und ein Jahr eine praktische Ausbildung. Sie haben die<br />

Möglichkeit, sich weiterzubilden, um fachliche Kompetenzen zu erwerben.<br />

Fazit:<br />

Der fehlende Bildungsauftrag an die Kindertagesstätten lässt den Ruf der<br />

Pädagogen lautbar werden, dass Bildung nicht erst im Schulalter beginnt,<br />

sondern bereits im Elementarbereich ansetzen muß. Das heißt, das ein<br />

frühes Trainieren der Lesekompetenz ermöglicht werden muß, die über<br />

die Fähigkeit der Alphabetisierung hinausgeht; der Sinn des Gelesenen<br />

1 Verfassung der BRD, Artikel 6 Absatz 2 des Grundgesetzes<br />

39


muß in das Verständnis des Kindes eingefügt werden, das Kind soll in der<br />

Lage sein, es zu verstehen und zu beurteilen 2 .<br />

Um einen Bildungsauftrag nachzukommen, bedarf es struktureller<br />

Rahmenbedingungen; das bedeutet eine angemessene Kinderzahl in<br />

einer Gruppe und die Ausbildungsverbesserung der ErzieherInnen.<br />

Die Idee ist es, eventuell nach dem Vorbild des schwedischen Curriculums<br />

für den Vorschulbereich zu arbeiten: dies benennt nicht einzelne<br />

Lerninhalte, sondern legt allgemeine Ziele und Richtlinien fest.<br />

Wichtig ist es, de, Kindern auf der Suche nach Neuem, dem Entdecken,<br />

nicht im Wege zu stehen und so ein ganzheitliches Verständnis von<br />

Lernen in ihnen wachzurufen (Lernen aus Aktivitäten).<br />

Der neue Weg in den Kindergärten wird die individuelle Förderung der<br />

Kinder sein; durch Beobachten wird man das Handeln der Kinder<br />

beurteilen und sie in ihrer Entwicklung unterstützen.<br />

Zusatz:<br />

Migranteneltern nutzen immer mehr die Tageseinrichtungen für ihre<br />

Kinder; die Angebote in Großstädten der Ganztagsplätze werden immer<br />

häufiger von ausländischen Familien wahrgenommen. Eine Untersuchung<br />

des DJI 3 weist auf, dass insbesondere Kinder aus ausländischen Familien<br />

vom Ausbau des Platzangebotes im Zuge des Rechtsanspruchs auf einen<br />

Kindergartenplatz profitiert haben.<br />

Es scheint sich zu bestätigen, dass ein Sozialisationsprozeß der Kinder<br />

nichtdeutschsprachiger Eltern durch eine Integration in eine Tagesstätte<br />

erfolgt.<br />

2 dazu: H.R. Leu: DJI Bulletin 60/61, Winter 2003: Bildungs- und Lerngeschichten von Kindern<br />

3 Wie die Kinder multikulurellen Alltag erleben; DJI, 4/2000<br />

40


4.2.2 Modelle<br />

Ich habe vier Kindertagesstätten am Wedding ausgewählt, die einen sehr<br />

hohen bis relativ hohen Anteil an Kindern nichtdeutschsprachiger Eltern<br />

aufweisen. Es wurden hier unterschiedlich geführte Tageseinrichtungen<br />

der freien Träger und des Bezirkes avisiert:<br />

1. Zum einen eine Tagesstätte, die eine integrationsorientierte<br />

Betreuung mit behinderten Kindern betreibt<br />

2. Ein anderes Modell ist die integrationsorientierte Betreuung mit<br />

ausländischen Kindern<br />

3. Des weiteren stelle ich ein Modell vor, welches nach der Pen-<br />

Green-orientierten Betreuung arbeitet, einem Integrationsmodell<br />

eines Kinder-Eltern-ErzieherInnen-Projektes aus England<br />

4. Zuletzt benenne ich ein Modell der bilingual-orientierten Betreuung;<br />

es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein einmaliges Konzept am<br />

gesamten Wedding.<br />

Zu 1.) Die integrationsoriente Betreuung mit behinderten Kindern des von<br />

mir ausgewählten Modelltyps verfügt über eine Kapapzität von 136<br />

Plätzen; der Anteil der Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern liegt bei 85%.<br />

Die Gruppen sind altersheterogen ausgerichtet, u.zw. von 3 – 6 Jahren.<br />

Die Aufgabe der Betreuung mit behinderten Kindern liegt darin, den<br />

Sozialisationsprozeß dieser in der Gesellschaft zu fördern. Die<br />

Behinderungen beziehen sich nicht nur auf motorische Einschränkungen;<br />

ebenso sind Kinder mit Sozialisationsstörungen 1 und HKS 2 und<br />

Lernschwierigkeiten betroffen, die einer besonderen Betreuung bedürfen.<br />

Für die Aufnahme von drei behinderten Kindern wird eine weitere 0.75-<br />

Stelle einer ErzieherIn zur Verfügung gestellt, sei es vom Senat oder aus<br />

den freien Mitteln.<br />

1 Nach ICD10 (F91)<br />

2 Hyperkinetisches Syndrom mit und ohne Hyperaktivität, nach ICD10 (F90)<br />

41


Eine solche Betreuungsform setzt ganz auf die Lehre der Montessori. Es<br />

soll den Kindern die Möglichkeit zur Förderung der Sozialentwicklung<br />

bieten: „Hilfst du anderen, hilfst du dir“ oder „Nur wer hilft, wird<br />

selbstständig und glücklich“.<br />

Die Verkehrssprache in der Tagesstätte ist Deutsch.<br />

Die Elternarbeit in der Tagesstätte ist, bedingt durch den hohen Anteil der<br />

Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern, kaum vorhanden, ja sogar gar nicht<br />

vorhanden. Die Eltern der Kinder stammen aus der unteren sozialen<br />

Schicht und zeigen i.d.R. wenig Interesse an dem Tagesablauf der Kinder;<br />

sie sehen dies als Aufgabe der ErzieherInnen an. Die Folge ist eine sehr<br />

geringe Motivationsbereitschaft der Eltern.<br />

Zu 2.) Die integrationsorientierte Betreuung mit ausländischen Kindern ist<br />

ein Modelltyp, der ein Angebot, der ein Angebot über 65 Plätze hat. Der<br />

Anteil der Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern liegt bei 92%. Die<br />

Gruppen sind altershomogen ausgerichtet, u.zw. von 2 – 4 Jahren und 4 –<br />

6 Jahren.<br />

Die Aufgabe der Leitung dieser Tagesstätte ist als eine interkulturelle<br />

Förderung der Kinder in ihrem multikulturellen Alltag zu verstehen, also im<br />

Kennenlernen fremder Kulturen und dem Lernen, diese zu akzeptieren<br />

und sich dafür zu interessieren. Eine wichtige und sinnvolle Aufgabe, denn<br />

in diesem Weddinger Abschnitt sind die unterschiedlichsten Nationalitäten<br />

vertreten.<br />

Die Verkehrssprache ist Deutsch. Man versucht über Spiele und Lieder<br />

aus dem deutschen den Kindern die Sprache zu vermitteln.<br />

Die Elternarbeit ist hier Voraussetzung und ein Muß. So hat die Leitung<br />

die Möglichkeit, den Integrationsprozeß der Kinder auf deren Eltern<br />

auszudehnen. Die Eltern stammen i.d.R. aus der Arbeiterschicht, sind<br />

aber durch das Engagement in der Tageseinrichtung oft positiv motiviert<br />

und zeigen Interesse an dem Tagesablauf ihrer Kinder.<br />

42


Zu 3.) Die Pen-Green-orientierte Betreuung 3 kommt aus dem englischen.<br />

Die von mir ausgewählte Tagesstätte verfügt über 128 Plätze; der Anteil<br />

der Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern liegt bei 30. Die Gruppen sind<br />

altersheterogen ausgerichtet, u.zw. von 2 – 6 Jahren.<br />

Das Modell wurde konzipiert für die 2 – 5 jährigen. Der Leitgedanke dieser<br />

Einrichtung geht davon aus, dass ein Kind aus sich selbst herau lernen<br />

will. Durch Beobachtungen von dem Handeln des Kindes werden<br />

Dokumentationen angefertigt 4 .<br />

Die Kinder genießen große Freiheit. Sie bestimmen ihren Tagesverlauf in<br />

der Einrichtung.<br />

Das englische Modell ist selbstredend nicht umsetzbar ins Deutsche, man<br />

hat es den Möglichkeiten, die hier Anwendung finden angepasst.<br />

In England ist das Areal der Betreuungseinrichtung großzügiger<br />

gegliedert 5 , und die Eltern und Anverwandten der Kinder haben nicht nur<br />

die Möglichkeit, sich tagsüber auf dem Gelände aufzuhalten, sondern sie<br />

haben auch die Möglichkeit einer Mitarbeit wie die Teilnahme an<br />

Ausflügen oder Hilfestellungen bei internen Arbeiten gegen ein geringes<br />

Entgeld.<br />

Auch diese Tagesstätte am Wedding arbeitet mit dokumentierten<br />

Beobachtungen. Auch die Elternarbeit ist Voraussetzung. Diese sollen<br />

nicht nur ihre eigenen Ideen zur Betreuung einbringen, sondern auch die<br />

Möglichkeit wahrnehmen, an Ausflügen teilzunehmen, sowie an der<br />

Planung und der Ausführung von Festen.<br />

Diese Arbeit in dieser Form ist schon deshalb möglich, da die Eltern aus<br />

der Mittelschicht stammen und einfach ein größeres Interesse an dem<br />

Tagesablauf ihrer Kinder zeigen.<br />

Zu 4.) Das letzte Modell hat für mich einen hohen Stellenwert, da es<br />

zweisprachig mit den Kindern arbeitet: Die bilingual-orientierte Betreuung.<br />

3 Pen-Green ist ein Ort in Mittelengland, an dem diese Betreuungsform entstand. Es ist eine<br />

Gegend mit hoher Arbeitslosigkeit und hohem Ausländeranteil<br />

4 Videos, Fotos, Berichte<br />

5 in: Wasser-Matsch-Bereich, Puppeneckenbereich, Werkbereich, Cafeteria<br />

43


Es werden 150 Plätze angeboten. Der Anteil der Kinder<br />

nichtdeutschsprachiger Eltern liegt bei 20%. Die Gruppen sind<br />

altershomogen ausgerichtet, u.zw. von 2 – 4 Jahren und 4 – 6 Jahren.<br />

Die bilinguale Betreuung ist auf die Kinder im Alter von 2 – 6 Jahren<br />

ausgerichtet und soll sie in der deutschen Sprache wie in ihrer<br />

Muttersprache festigen.<br />

Einer Gruppe von 15 Kindern werden zwei ErzieherInnen zur Verfügung<br />

gestellt: eine, die nur in deutsch mit den Kindern spricht, die andere, die<br />

dieses nur in der Muttersprache tut. Durch die unterschiedlichen<br />

Ansprechpartner können sich die Kinder anhand der Person in deren<br />

Sprache orientieren, so dass es nicht zu einer Vermischung und<br />

Verwirrung der Sprache kommt.<br />

Ein weiterer Vorteil ist es, dass die ErzieherInnen die Gruppen mindestens<br />

über zwei Jahre hinweg begleiten. Da die Tagesstätte mit<br />

altershomogenen Gruppen arbeitet, bedeutet dies für die Kinder, mit einer<br />

Vertrauensperson zu interagieren, die ihnen sehr gut bekannt ist; das<br />

bedeutet auch die Vermittlung einer Sicherheit in der Sprache.<br />

Die Elternarbeit ist nicht nur Voraussetzung, sondern wird von den Eltern<br />

nicht nur angenommen, sondern gegnseitig gefördert.<br />

Die Eltern stammen i.d.R. aus der gehobenen Mittelschicht; weniger<br />

situierte Eltern werden mitgetragen: man animiert sich gegenseitig und<br />

hilft einander.<br />

Fazit:<br />

Modelle wie die Walldorf-orientierte, Montessori-orientierte und Reggioorientierte<br />

Betreuung sind Kindern nichtdeutschsprachiger Eltern nicht<br />

zugänglich; obwohl diese Betreuungsformen einen fruchtbaren Beistand<br />

für die Integration der Kinder hätten.<br />

Die bilingual-orientierte Betreuung wird zu gering ausgeschöpft. In diesem<br />

Modell ist der Keim für eine sprachliche Sozialisation der Kinder<br />

nichtdeutschsprachiger Eltern zu finden.<br />

44


4.3 Beobachtungen in den Betreuungseinrichtungen<br />

Als Screeninginstrument zur Messung des Sprachstandes, des<br />

Interaktionsverhalten, der Konfliktbewältigung und der motorischen<br />

Fähigkeiten habe ich einen Beobachtungsbogen angefertigt, der aus 27<br />

Items besteht, die mittels einer Notenskala von 1 – 7 (1 0 gar nicht; 7 =<br />

sehr viel) bewertet werden (Anlage 4.3.1). Es soll einen Überblick des<br />

Entwicklungsstandes der Kinder wiedergeben, die ich in der<br />

Kindertagesstätte beobachtet habe.<br />

Es handelt sich hierbei um ein vereinfachtes Messinstrument, dass<br />

verschiedene Kriterien erfassen soll, und somit über einen<br />

eingeschränkten Bewertungsrahmen verfügt.<br />

Mir erschien es wichtig, diese Beobachtungspunkte des<br />

Beobachtungsbogens so vielseitig zu gestalten, damit die beobachteten<br />

Kinder nicht nur als Beobachtungsgegenstand, sondern als ein beachtetes<br />

Individuum wahrgenommen werden.<br />

Die Beobachtungen erfolgten in vier Kindertagesstätten. Dabei wurden<br />

aus einer Gruppe jeweils vier Kinder herausgegriffen; fast alle Kinder<br />

haben Eltern nichtdeutscher Herkunftssprache.<br />

Die Beobachtungen dauerten 5 Stunden pro Tag in jeder Tagesstätte,<br />

u.zw. von 09.00 – 14.00 Uhr.<br />

Der Beobachtungsbogen ist in Anlage 4.3.1 zu finden.<br />

Zuerst beschreibe ich die Räumlichkeiten, in denen die Kinder betreut<br />

werden. Dann folgt ein Protokoll über den Verlauf des Tages, und zuletzt<br />

werde ich die Kinder vorstellen.<br />

45


Schwerpunkt der Beobachtungen ist die Ermittlung des deutschen<br />

Sprachstandes der Kinder, wie ihre Kommunikation untereinander<br />

sprachlich ausgerichtet ist und wie dadurch ihre Interaktion beeinflusst<br />

wird.<br />

Modell 1 (Betreuung mit behinderten Kindern)<br />

Den Kindern stehen vier Räume zur Verfügung, davon ein Raum, der zum<br />

Schlafen (Mittagsruhe) genutzt wird.<br />

Die Räume sind groß und durch die großen Fensterfronten fällt viel Licht<br />

in die Räume. Die Räume sind durch Schiebetüren verbunden und so ist<br />

eine beliebige Vergrößerung möglich. Es gibt einen Waschraum, der<br />

kindergerecht gestaltet ist. Es gibt viele Tische und Sitzgelegenheiten,<br />

eine gute Ausstattung an Spielen und ausreichende Bastel- und<br />

Malutensilien.<br />

Die Kinder frühstücken in altersheterogenen Gruppen im Alter von 3-6<br />

Jahren; die Tische werden zu einer Art „Roundtable“ zusammengestellt.<br />

Das Frühstück beginnt um 08.30 Uhr und endet um 09.15 Uhr.<br />

Nach dem Essen gehen die Kinder mit den ErzieherInnen, die sie<br />

betreuen, gemeinsam in den Waschraum: Zähne putzen, Hände und<br />

Gesicht waschen sowie den Toilettengang verrichten.<br />

Wieder zurück in den Räumen wird die Gruppe aufgeteilt, und zwar in drei<br />

Gruppen a 17 Kinder, davon 16 Kinder nichtdeutschsprachiger Elter und<br />

ein Kind deutschsprachiger Eltern: die 3-4 jährigen, die 5-6 jährigen und<br />

diejenigen, die über sechs Jahre alt sind. Es werden Spiele organisiert 1 ,<br />

Lieder gesungen 2 . Danach dürfen sich die Kinder bis 11.00 Uhr mit sich<br />

selbst beschäftigen (freie Aktionen). Ab 11.00 Uhr sammeln sich die<br />

Kinder und gehen gemeinsam mit ihrer Gruppe zum naheliegenden<br />

Spielplatz. Dort verweilt man über eine halbe Stunde. Gegen 11.45 Uhr<br />

sind alle zurück in der Tagesstätte. Man bereitet sich auf das Mittagessen<br />

1 Dies trifft für die Gruppe zu, in der ich mich aufhielt<br />

2 Die Stühle werden in einen Kreis gestellt, ein Stuhl bleibt leer und dann ruft ein Kind nach seiner<br />

Wahl: “Mein rechter Platz ist frei, ich wünsche mir die “x” herbei”<br />

46


vor. Um 12.00 Uhr wird dann gegessen. Die Kleinen begeben sich nach<br />

dem Mahl zur Ruhe; dass ist in der Zeit von 12.30 Uhr bis 13.00 Uhr;<br />

geruht wird eine Stunde.<br />

Die Beobachtungen der Kinder beziehen sich auf die Altersgruppe der 3-4<br />

jährigen. Zwei ErzieherInnen betreuen eine Gruppe, die aus 17 Kindern<br />

besteht; davon, wie bereits erwähnt, 16 Kinder nichtdeutschsprachiger<br />

und ein Kind deutschsprachiger Eltern. In der Gruppe gibt es ein Kind mit<br />

Down-Syndrom. Das Durchschnittsalter liegt bei 3.5 Jahren.<br />

P., 5 Jahre alt, ist das einzigste deutsche Kind in der Gruppe; er ist ein<br />

Junge.<br />

P. ist sehr kommunikationsfreudig und in der überlegenen Situation als<br />

einziger Muttersprachler; trotz der unterschiedlichen Sprachen in der<br />

Gruppe und unter dem Einfluß fehlerhafter Kommunikation wendet er die<br />

deutsche Sprache fehlerfrei an. Sprachanweisungen seitens der<br />

ErzieherInnen sind nicht nötig.<br />

P. tritt auf die anderen Kinder ohne Hemmungen zu. Er ist ruhig und zeigt<br />

eine gute Interaktionsbereitschaft, zumindest solange, wie er sich in der<br />

Gruppe bestätigt fühlt. Er will helfen, sucht aber weniger Hilfe bei den<br />

anderen. Einen guten Freund in der Gruppe hat er nicht.<br />

P. wendet sich en ErzieherInnen kaum zu; er geht lieber seinen eigenen<br />

Weg. Seine Feinmotorik sollte mehr gefördert werden, die Grobmotorik ist<br />

gut.<br />

A., 4 Jahre alt, ist ein Mädchen mit türkischen Eltern. Sie ist sehr<br />

redegewandt und spricht fehlerfrei mit den anderen Kindern vorwiegend in<br />

Deutsch. Mit Kindern, die ebenfalls türkische Eltern haben, redet sie auch<br />

in Türkisch, aber lieber in Deutsch. Es gibt keine Sprachanweisungen<br />

seitens der ErzieherInnen.<br />

47


A. weist eine hohe Interaktionsbereitschaft auf. Sie redet und spielt mit<br />

den anderen Kindern. Sie ist ausgewogen und in der Gruppe sehr aktiv<br />

und aufnahmebereit. Sie hat eine sehr gute Freundin in der Gruppe.<br />

A. organisiert, kommuniziert und ist interaktiv und sehr selbstständig. Sie<br />

sucht weniger Hilfe bei den anderen Kindern, bietet aber gute Hilfestellung<br />

an. An die ErzieherInnen wendet sie sich kaum. Ihre Feinmotorik ist sehr<br />

gut ausgeprägt, die Grobmotorik ist normal.<br />

M., 4 Jahre alt, ist ein Junge mit algerischen Eltern. Da er das einzigste<br />

Kind algerischer Herkunft in der Gruppe ist, spricht er nur Deutsch, nicht<br />

fehlerfrei und recht holprig und oft sind keine logischen Zusammenhänge<br />

des Gesagten erkennbar. Mit den anderen Kindern kann er also nur in<br />

Deutsch reden. Es gibt keine Sprachanweisungen seitens der<br />

ErzieherInnen.<br />

M. redet laut und positioniert sich in der Gruppe als ein „Macker“. Die<br />

Kommunikation mit den anderen Kindern ist rege und er steht mit den<br />

anderen in reger Interaktion. Einen guten Freund in der Gruppe hat er<br />

nicht.<br />

M. ist äußerlich zwar ein ruhiger Junge, solange er im Mittelpunkt des<br />

Geschehens steht; zur Gruppenaktivität durch andere Kinder zeigt er sich<br />

eher uninteressiert und launisch abweisend.<br />

M. schafft es trotz des fehlerhaften Deutsch, die Aufmerksamkeit der<br />

anderen auf sich zu lenken. Er ist in fein- und grobmotorischer Hinsicht ein<br />

normal entwickelter Junge.<br />

M., 4 Jahre alt, ist ein Mädchen mit türkischen Eltern. Sie redet am<br />

liebsten nur in ihrer Muttersprache mit den anderen türkischen Kindern.<br />

Obwohl sie wenig Deutsch redet, ist dieses recht flüssig und fast fehlerfrei;<br />

mit den nichttürkischen Kindern redet sie natürlich in Deutsch.<br />

Es gibt keine Sprachanweisungen seitens der ErzieherInnen.<br />

48


M.s Interaktions- und Kommunikationsbereitschaft in der Gruppe ist gut<br />

ausgeprägt. In Konfliktsituationen, die sie persönlich betreffen, bleibt sie<br />

ruhig. Sie strebt danach, in einer gut funktionierenden Gruppe aktiv zu<br />

sein. Eine gute Freundin in der Gruppe hat sie nicht. Den ErzieherInnen<br />

wendet sie sich kaum zu. Ihre Fein- und Grobmotorik sind normal<br />

ausgeprägt.<br />

Fazit:<br />

Der Sprachstand der Kinder in Deutsch, hier auszugsweise, ist<br />

befriedigend; er tendiert von sehr gut bis ausreichend. Die<br />

Verkehrssprache unter den Kindern ist vorwiegend Deutsch. Da nicht<br />

genügend Sprachanweisungen seitens der ErzieherInnen erfolgen,<br />

manifestieren sich Ausdrucksfehler und grammatikalische Fehler.<br />

Dies stört aber nicht den Interaktionsverlauf der Kinder untereinander. Die<br />

wenn auch holprige Kommunikation ermöglicht ein ausgewogenes<br />

Konflikterleben und eine dementsprechende Krisenbewältigung.<br />

Eine Förderung des Sprachstandes ist aber notwendig. Die Kinder<br />

bedürfen größerer Aufmerksamkeit seitens der ErzieherInnen in Fragen<br />

der Sprach- und Sprechentwicklung. Dies bedeutet für die ErzieherInnen,<br />

dementsprechende Bildungsmaßnahmen zu besuchen, die ihnen diesen<br />

Gebrauch vermitteln.<br />

Ebenso kann ich mich des Eindrucks nicht verwehren, dass die Kinder<br />

eher betreut als geschult werden. Für Kinder nichtdeutschsprachiger<br />

Eltern ist es aber wichtig, dass deren Sprachstand in Deutsch geschult<br />

wird.<br />

49


Modell 2: (mit ausländischen Kindern)<br />

Den Kindern stehen vier Räume zur Verfügung, darunter ein<br />

Gruppenraum; zusätzlich gibt es eine Schlaf- und Kuschelecke sowie<br />

einen Waschraum für die Pflege der Kinder. Das Mobiliar ist kindergerecht<br />

und große Fenster sorgen für genügend Licht.<br />

Die Kinder frühstücken zusammen in einer altersgemischten Gruppe von<br />

2-5 jährigen. Die Mütter der Kinder halten sich auch für geraume Zeit im<br />

Gruppenraum auf und reden untereinander und mit den ErzieherInnen,<br />

was „Sache“ ist.<br />

Nach dem Frühstück geht die Gruppe zum Waschraum zum Zähneputzen<br />

und für den Toilettengang.<br />

Danach wird für eine halbe Stunde die „Freispielrunde“ angesetzt; dies<br />

dient den ErzieherInnen als Beobachtungsmöglichkeit, die Fähigkeiten der<br />

Kinder zu erfassen.<br />

Zwei ErzieherInnen leiten eine Gruppe; nach dem Freispiel erfolgen<br />

gymnastische Übungen. Man stellt sich in einen Kreis, singt Lieder und<br />

tanzt dazu Hand in Hand.<br />

Gegen 11.00 Uhr geht man für eine Stunde auf den tagesstätteneigenen<br />

Spielplatz im Hinterhof. Um 12.00 Uhr wird zu Mittag gegessen. Von 13.00<br />

bis 14.00 Uhr ist die Ruhezeit angesetzt.<br />

Die Beobachtungen der Kinder beziehen sich auf die Altersgruppe der 4-6<br />

jährigen, die von zwei ErzieherInnen betreut werden. Die Gruppengröße<br />

beläuft sich auf 15 Kinder, davon 10 Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern<br />

und ein Kind deutscher Herkunftssprache. Die anderen Kinder kommen<br />

aus binationalen Verbindungen mit jeweils einem deutschen Elternteil.<br />

D., 5 Jahre alt, ist ein Junge mit türkischen Eltern. Er verfügt über gute<br />

Deutschkenntnisse und spricht nur in Deutsch mit den Kindern, auch mit<br />

seinen Muttersprachlern.<br />

D. überlegt sehr gut, bevor er etwas sagt und denkt auch in deutscher<br />

Sprache. Es gibt kaum Sprachanweisungen seitens der ErzieherInnen.<br />

50


Seine Interaktions- und Kommunikationsbereitschaft ist gut ausgeprägt.<br />

Obwohl er unruhiger als die anderen Kinder ist und kaum Gruppenaktivität<br />

aufweist und sich weniger an die anderen wendet, teilt er sich den<br />

anderen gerne mit. Einen guten Freund in der Gruppe hat er nicht. Er<br />

wendet sich kaum an die ErzieherInnen, geht lieber seinen eigenen Weg.<br />

Seine Fein- und Grobmotorik sind ausgewogen.<br />

C., 4 Jahre alt, ist ein Mädchen mit deutschen Eltern. Sie ist sehr<br />

redegewandt, hinterfragt alles und ist sehr kommunikativ. Ihr Sprachstand<br />

in Deutsch ist sehr gut. Sprachanweisungen von Seiten der ErzieherInnen<br />

sind unnötig.<br />

C. hat eine ausgeprägte Interaktionsbereitschaft. In der Gruppe findet sie<br />

einen hohen Anklang und wendet sich den anderen zu, wenn sie Hilfe<br />

braucht. Sie stellt sich Konflikten, provoziert diese auch gelegentlich, zeigt<br />

aber eine gute Lernbereitschaft in der Konfliktlösung. Sie hat eine sehr<br />

gute Freundin in der Gruppe. Sie wendet sich kaum an die ErzieherInnen.<br />

Ihre Feinmotorik sollte gefördert werden, die Grobmotorik ist gut.<br />

A., 4 Jahre alt, ist ein Mädchen mit türkischen Eltern. Sie redet<br />

vorwiegend in Deutsch mit den anderen Kindern, mit den<br />

türkischsprachigen Kindern nur in türkisch. Ihr Deutsch ist nicht fehlerfrei,<br />

sie redet aber flüssig. Ihre Interaktions- und Kommunikationsbereitschaft<br />

sind gut ausgeprägt. Sie hat eine sehr gute Freundin in der Gruppe.<br />

Konflikte scheut sie nicht, und sie setzt sich dabei auch gut in Szene, ist<br />

aber lernbereit bei Konfliktlösungen.<br />

A. ist hilfsbereit und erwartet dies auch von den anderen Kindern. Den<br />

ErzieherInnen wendet sie sich kaum zu. Ihre Fein- und Grobmotoriksind<br />

gut.<br />

L., 5 Jahre alt, ist ein Mädchen mit polnischen Eltern. Sie redet nur in<br />

Deutsch mit den anderen, da es keine weitere Muttersprachler in der<br />

Gruppe gibt. Sie spricht fast fehlerfrei und flüssig und ist sehr daran<br />

51


interessiert, dass man ihre Kenntnisse in Deutsch lobt. Es gibt keine<br />

Sprachanweisungen. Sie hat eine sehr gute Freundin in der Gruppe.<br />

L. ist sehr kommunikativ und ist sehr interaktiv. Sie ist ruhig und lernt gut<br />

in Konfliktsituationen dazu. Sie ist hilfsbereit und nimmt gerne Hilfe von<br />

den anderen Kindern an. Den ErzieherInnen wendet sie sich kaum zu.<br />

Ihre Fein- und Grobmotorik sind durchschnittlich ausgesprägt.<br />

Fazit:<br />

Der Sprachstand der Kinder in Deutsch, hier auszugsweise, ist<br />

befriedigend; er tendiert von sehr gut bis ausreichend.<br />

Die Verkehrssprache unter den Kindern ist vorwiegend in Deutsch. Da<br />

nicht genügend Sprachanweisungen von den ErzieherInnen erfolgen,<br />

manifestieren sich Ausdrucks- und Grammatikfehler. Der<br />

Interaktionsverlauf der Kinder untereinander wird aber trotz des<br />

fehlerhaften Sprachstandes gut und die Kinder tragen ihre Konflikte<br />

untereinander sehr gut aus.<br />

Eine Förderung des Sprachstandes ist aber auch hier notwendig, da der<br />

Anteil der Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern hier bei über 90% liegt.<br />

Die ErzieherInnen müssen besser geschult werden, um diese Defizite zu<br />

beheben.<br />

Auch in dieser Tagesstätte habe ich das Gefühl, dass die Kinder eher<br />

betreut als geschult werden.<br />

52


Modell 3: (nach Pen-Green)<br />

Den Kindern steht eine großzügig gestaltete Räumlichkeit zur Verfügung.<br />

Die Räume sind ringförmig angelegt und miteinander verbunden. Es gibt<br />

einen Gymnastikraum mit einer Sprossenwand und Turnmatratzen sowie<br />

eine große Hängematte. Die Ausstattung an Mobiliar und Bastel- und<br />

Malutensilien ist gut. Der Waschraum ist kindergerecht gestaltet. Auch der<br />

Schlafraum ist liebevoll gestaltet.<br />

Ab 08.00 – 09.00 Uhr wird gefrühstückt. Die Frühstücksgruppe ist ist<br />

altersübergreifend von 2-6 Jahren. Nach dem Frühstück ist der<br />

Toilettengang angesagt. Die Gruppe, aus 34 Kindern bestehend, wird nun<br />

in zwei Gruppen a 17 Kinder aufgeteilt; ihnen stehen zwei ErzieherInnen<br />

zur Verfügung<br />

Bis 10.00 Uhr haben die Kinder Zeit für freie Gestaltungen. Dann werden<br />

die übrigen Räume geöffnet und man bewegt sich in die Bastelstube. Es<br />

ist kurz vor Fasching und die Kinder fertigen Masken und Dekorationen für<br />

den Umzug an. Der andere Teil der Gruppe hat einen Ausflug geplant,<br />

man will ins Museum.<br />

In der Zeit von 11.30 – 12.00 Uhr gibt es dann Mittagessen. Die<br />

Menükarte wird täglich ausgehängt und das Essen auf Fotographien<br />

dargestellt.<br />

Nach dem Mittagessen legen sich die Kleinen zum Schlafen hin; die<br />

anderen Kindern habe freie Gestaltungszeit.<br />

Die Beobachtungen der Kinder bezieht sich auf die 3-4 jährigen (17<br />

Kinder), die von zwei ErzieherInnen betreut werden.<br />

Die Anzahl der Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern liegt bei fünf Kindern.<br />

D., ist ein Junge mit deutschen Eltern. Er spricht fehler- und dialektfreies<br />

Deutsch. Er ist kommunikationsfreudig, spricht fließend und in<br />

Zusammenhängen. Sprachanweisungen seitens der ErzieherInnen sind<br />

nicht notwendig.<br />

53


D. weist eine sehr gute Interaktionsbereitschaft auf, ist weniger<br />

kommunikationsfreudig. Er ist ruhig und weist ein hohes Potential an<br />

Konfliktlösungen auf. Er beschäftigt sich lieber mit sich selbst, sucht<br />

weniger Hilfe bei den Kindern und leistet dementsprechend kaum welche.<br />

Er wendet sich regelmäßig an die ErzieherInnen, die er sehr mag. Seine<br />

Fein- und Grobmotorik sind gut ausgeprägt.<br />

M., 3 Jahre alt, ist ein Junge mit südkoreanischen Eltern. Es gibt keinen<br />

weiteren Muttersprachler in der Gruppe, so dass er auf die deutsche<br />

Sprache angewiesen ist. Der Sprachstand in Deutsch ist katastrophal,<br />

dadurch ist er sehr gehemmt und redet seltenst mit den anderen. Es gibt<br />

kaum Sprachanweisungen seitens der ErzieherInnen. Einen guten Freund<br />

hat er nicht.<br />

M. ist nicht interaktiv und steht oft in Konflikt mit den anderen Kindern.und<br />

ist nicht bereit, Konflikte zu lösen und zu bewältigen. Seine eigene<br />

Aktivität ist sehr eingeschränkt und bezieht sich lediglich auf des Tretauto<br />

fahren, und das möglichst den ganzen Tag. Er wendet sich gar nicht den<br />

ErzieherInnen zu. Seine Fein- und Grobmotorik bedürfen einer Schulung.<br />

K., 3 Jahre alt, ist ein Mädchen mit türkischen Eltern. Sie redet gut<br />

Deutsch, aber mit ihrer Freundin nur in Türkisch; sie selbst weist Sprachund<br />

Sprechfehler auf, die es zu korrigieren gilt. Sie ist sehr<br />

aufgeschlossen und lernbereit. Eine Sprachanweisung seitens der<br />

ErzieherInnen erfolgt nicht. Sie hat eine sehr gute Freundin in der Gruppe.<br />

K. ist interaktiv und sucht immer wieder die Gruppe auf, um zu reden<br />

(vorwiegend in Deutsch). Sie ist aber eigensinnig und gerät deshalb in<br />

Konfliktsituationen, die sie aber gut löst. Sie wendet sich kaum an die<br />

ErzieherInnen, lieber an ihre beste Freundin. Die ist wohl auch immer für<br />

sie da. Die Fein- und Grobmotorik sind normal.<br />

C., 3 Jahre alt, ist ein Junge mit kenianischen Eltern. Sein Deutsch ist<br />

mangelhaft und es ist schwierig, ein Gespräch mit ihm zu führen. Er ist in<br />

54


der gleichen Situation wie M., also auch der einzige Muttersprachler in der<br />

Gruppe. Gespräche mit den anderen kommen kaum zu Stande, was ihn<br />

sehr hemmt. Sprachweisungen erhält er von seiner Lieblingserzieherin.<br />

Einen guten Freund hat nicht.<br />

C. ist eher ein schüchterner und verschlossener Junge, der aber die<br />

Interaktion mit den anderen Kindern sucht, trotz der Konflikte, der er mit<br />

provoziert. Er wendet sich am liebsten seiner Lieblingserzieherin zu. Seine<br />

Fein muss verbessert werden, die Grobmotorik ist gut<br />

Fazit:<br />

Der Sprachstand der Kinder, hier auszugsweise, ist ausreichend, er<br />

tendiert von befriedigend bis mangelhaft.<br />

Die Verkehrssprache unter den Kindern ist vorwiegend Deutsch, denn die<br />

meisten Kinder in der Gruppe sind Deutsche.<br />

Die Interaktionsbereitschaft der Kinder ist sehr ausgeprägt, es leidet aber<br />

teilweise durch die fehlerhafte Kommunikation der Kinder<br />

nichtdeutschsprachiger Eltern<br />

Die ErzieherInnen bemühen sich i.d.R., die Kinder auf ihre Sprachfehler<br />

aufmerksam zu machen, weisen sie aber nicht an und geben nicht<br />

genügend Hilfestellung für Korrekturen.<br />

55


Modell 4: (bilinguales Modell)<br />

Den Kindern steht ein großangelegter Raum zur Verfügung, der in eine<br />

Kuschelecke und in den Lernbereich und Essensbereich unterteilt ist.<br />

Große Fenster und eine Terrassentür sorgen für gute Lichtverhältnisse. Es<br />

gibt noch einen separaten Schlafraum. Der Waschraum ist groß und sehr<br />

gut ausgestattet. Es gibt auch einen großzügig angelegten<br />

tagesstätteninternen Spielplatz.<br />

Ab 08.00 – 09.00 Uhr wird in altershomogenen gefrühstückt (die 2-4 und<br />

die 4-6 jährigen. Den Kindern stehen jeweils zwei ErzieherInnen zur<br />

Verfügung: eine ist nur für die deutsche Sprache zuständig, die andere für<br />

die Muttersprache. Gemeinsam geht man zum Waschraum für den<br />

Toilettengang; auf dem Wege wird gesungen.<br />

Um 09.00 Uhr begeben sich die Kinder in die Kuschelecke und bilden dort<br />

einen Sitzkreis. Es werden die Namensschilder aller Kinder in die Mitte<br />

gelegt und die Kinder wollen versuchen, herauszufinden, wer fehlt. Dabei<br />

fragen die ErzieherInnen in der jeweiligen Sprache, welches Kind auf dem<br />

Namensschild steht. Die Kinder sind im Durchschnitt 5 Jahre alt.Dann<br />

folgen noch einige sprachliche Lernübungen, die natürlich auch<br />

zweisprachig erfolgt.<br />

Ab 10.00 – 11.00 Uhr sind feinmotorische Übungen angesagt: Malen und<br />

Basteln. Ab 11.00 Uhr gehen die Kinder für ca. eine Stunde auf den<br />

Spielplatz. Die Kinder haben hier einen freien Bewegungsraum, stehen<br />

aber unter ständiger Beobachtung der ErzieherInnen, die nur dann<br />

eingreifen, wenn eine Konfliktsituation ausartet. Um 12.00 Uhr wird zu<br />

Mittag gegessen, ab 13.00 beginnt die Ruhezeit.<br />

Die Beobachtungen der Kinder bezieht sich auf die Gruppe der 4-6<br />

jährigen mit 16 Kindern, die bilingual geschult werden. Die Kinder<br />

entstammen i.d.R. aus binationalen Verbindungen (15 Kinder) und einem<br />

Kind nichtdeutschsprachiger Eltern.<br />

56


J.-P., 5 Jahre alt , ist ein Junge mit französischen Eltern. Er ist<br />

redegewandt und überlegt gut, was er sagen will. Sein Sprachstand in<br />

Deutsch ist sehr gut, er spricht fließend, fehlerfrei und akzentfrei; das<br />

gleiche gilt auch für seine Muttersprache. Mit den anderen Kindern spricht<br />

er vorwiegend in Deutsch. Sprachanweisungen seitens der ErzieherInnen<br />

erfolgen regelmäßig und intensiv. Er hat eine sehr gute Freundin in der<br />

Gruppe. Seine Kommunikations- und Interaktionsbereitschaft zu den<br />

anderen Kindern ist gut; er ist ein ruhiger Junge, der gut mit<br />

Konfliktsituationen zurecht kommt und daraus lernt.<br />

J.-P. zeigt eher eine geringe Eigenaktivität. Er ist oft mit seiner besten<br />

Freundin zusammen, die sehr situationsbestimmend ist. Zusammen<br />

führen sie Konflikte, aber i.d.R. keine Hilfestellung für andere. Den<br />

ErzieherInnen wendet er sich kaum zu. Seine Fein- und Grobmotorik sind<br />

sehr gut ausgeprägt.<br />

J., 5 Jahre alt, ist ein Mädchen mit deutsch-französischen Eltern. Ihre<br />

Deutschkenntnisse sind hervorragend, sie ist redegewandt, spricht fehlerund<br />

akzentfrei und in logischen Zusammenhängen. Ebenso in ihrer<br />

Muttersprache. Sprachanweisungen der ErzieherInnen erfolgen<br />

regelmäßig und sehr gezielt. Sie hat einen sehr guten Freund in der<br />

Gruppe.<br />

Ihre Kommunikations- und Interaktionsbereitschaft ist gut ausgeprägt, in<br />

der Gruppe ist sie aber eher zurückhaltend. Sie dirigiert und bewältigt<br />

Konfliktsituationen mit einer hohen Lernbereitschaft. In der Gruppe ist sie<br />

eher zurückhalten, dafür hat sie ja ihren besten Freund. Diese<br />

Zweisamkeit ist sehr situationsbestimmend.<br />

J. wendet sich weniger an die ErzieherInnen. Ihre Fein- und Grobmotorik<br />

sind sehr gut ausgeprägt.<br />

L., 4,5 Jahre alt, ist ein Junge mit deutsch-französischen Eltern. Er verfügt<br />

über sehr gute Deutschkenntnisse, redet fehler- und akzentfrei und ist<br />

57


sehr wortgewandt; ebenso in der Muttersprache. Er denkt logisch und ist<br />

in der Lage, auch komplizierte Vorgänge zu beschreiben und zu<br />

interpretieren. Mit den anderen Kindern redet er vorwiegen in Deutsch.<br />

Das interessante an L. ist, dass er sich durch die Sprache Deutsch erfährt<br />

und dieses auch wiederspiegelt. Trotzdem erfolgen Sprachanweisungen<br />

seitens der ErzieherInnen, mit denen er gerne kommuniziert. Einen guten<br />

Freund in der Gruppe hat er nicht..<br />

L. Kommunikations- und Interaktionsbereitschaft in der Gruppe sind<br />

vorbildlich. Er strebt zur Gruppenaktivität und hat ein gutes Potential zur<br />

Krisenbewältigung. Er ist recht hilfsbereit und sucht auch Hilfe bei den<br />

anderen. Den ErzieherInnen wendet er sich kaum zu, außer wenn er ein<br />

Gespräch führen will. Sein Fein- und Grobmotorik sind sehr gut<br />

ausgeprägt.<br />

N, 5 Jahre alt, ist ein Mädchen mit madegassischen Eltern. Sie hat es<br />

schwer in der Gruppe, denn ihr Deutsch ist katastrophal und die<br />

Muttersprache auch. In ihrem Elternhaus wird wohl nur ein besonderer<br />

Dialekt gesprochen. Sie redet kein Deutsch, kaum Muttersprache und die<br />

ErzieherInnen zweifeln, ob sie überhaupt eine der beiden Sprachen<br />

versteht. Sprachanweisungen seitens der ErzieherInnen erfolgen ständig<br />

und sind auf die kognitiven Fähigkeiten des Kindes abgestimmt. Sie hat<br />

keine Freundin in der Gruppe.<br />

N. ist sehr gehemmt durch ihr sprachliches Manko und ist daher sehr<br />

zurückgezogen. Sie ist sehr ruhig, zeigt keine Gruppenaktivitäten, obwohl<br />

sie kommunikations- und interaktionsbereit ist. Bei den anderen Kindern<br />

ist sie eher der klassische Außenseiter. Sie ist aber innovativ, sobald sie<br />

sich mit sich selbst beschäftigt und dabei sehr kreativ. Sie ist sehr isoliert.<br />

An die ErzieherInnen wendet sie sich öfters, da diese die einzigen<br />

Personen sind, die sich verständnisvoll um sie bemühen. Ihre Feinmotorik<br />

ist gut ausgeprägt, ihre Grobmotorik bedarf Hilfestellung.<br />

58


Fazit:<br />

Der Sprachstand der Kinder in Deutsch, hier auszugsweise, ist sehr gut<br />

Bis auf einen Fall (N.) ist er als hervorragend zu bezeichnen. Die<br />

Verkehrssprache Deutsch wird auf überragende Weise trainiert. Da diese<br />

Kinder bilingual betreut werden, gilt das gleiche Prinzip auch für die<br />

Muttersprache. Dadurch wird die Interaktionbereitschaft gestärkt und es<br />

kommt in der Gruppe zwar auch zu Konflikten, die aber mit eiserner<br />

Disziplin ignoriert wird. Die Kinder sind über ihren hohen<br />

Kommunikationsstatus in der Lage, verbale und körperliche<br />

Auseinandersetzungen erst gar nicht zu beachten. Die Kinder in der<br />

Gruppe kennen sich sehr gut und können durch ihr kommunikatives<br />

Wissen voneinander weitgehendst Konflikte abbauen.<br />

Die Förderung des Sprachstandes in Deutsch und in der Muttersprache in<br />

dieser Tagesstätte ist Pflichtprogramm Die ErzieherInnen sind bestens<br />

auf ihre Arbeit vorbereitet und fördern die Kinder sprachlich, wo immer es<br />

möglich ist und es ihren kognitiven Fähigkeiten entspricht.<br />

Diese Tagesstätte erbringt den Beweis, wenn schon ab zwei Jahren<br />

bilingual unterrichtet wird und die Akzente auf die Muttersprache als auch<br />

auf die Sprache gesetzt werden, dass dies erfolgreich sein kann.<br />

59


4.4 Expertenbefragung<br />

Die Expertenbefragung besteht aus zwei Teilen:<br />

1. Selbstauskunft der ErzieherInnen (nach Tietze et al., 1996:<br />

Einschätzungsskala zur Erfassung der Qualität pädagogischer<br />

Prozesse in Tageseinrichtungen; siehe dazu Anlage 4.4.1)<br />

2. Interviews mit den ErzieherInnen<br />

Durch die Selbstauskunft der ErzieherInnen, die sich aus ihrer Sicht<br />

bewerten und durch eine Bewertungsskala diese beurteilen, kann man die<br />

Einstellung der ErzieherInnen zu den Kindern ableiten, d.h. je positiver<br />

eine ErzieherIn die Items bewertet, desto mehr betrachtet sie/er dies als<br />

Folge ihres/seines Einflusses und ihrer/seiner Tätigkeit.<br />

Es gibt nun die Möglichkeit, dem Glauben zu schenken, oder durch eigene<br />

Beobachtungen sich zu vergewissern.<br />

Die geführten Interviews beschäftigen sich mit der Integration von Kindern<br />

nichtdeutschsprachiger Eltern und beziehen sich hauptsächlich auf den<br />

Sprachstand der Kinder und die Möglichkeiten, die ErzieherInnen sehen,<br />

durch eine gemeinsame Sprache in einem multikulturellen Alltag<br />

Integrationsprozesse zu aktivieren.<br />

Hier wird wieder eines der Hauptprobleme sichtbar: Kinder<br />

nichtdeutschsprachiger Eltern als Ausländer zu handhaben.<br />

60


4.4.1 Selbstauskunft der ErzieherInnen<br />

Dieses Verfahren zur Erfassung der Qualität pädagogischer Prozesse in<br />

Tageseinrichtungen erhebt den Anspruch, zentrale Aspekte<br />

pädagogischer Prozessqualität direkt erfassen zu können. (nach Tietze et<br />

al. (1996): Einschätzungsskala zur Erfassung der Qualität pädagogischer<br />

Prozesse in Tageseinrichtungen).<br />

Der Fragebogen besteht aus 37 Items, die in sieben Bereiche unterteilt<br />

wurden und sieben ErzieherInnen vorgelegt.<br />

Die Bewertung der Items erfolgt durch eine Benotungsskala von 1 – 7<br />

(1=inadäquat, 7=exzellent). Die Items beziehen sich zum einen auf die<br />

materiellen Bedingungen in der Tagesstätte als auch auf die<br />

Alltagsgestaltung und die Umgangsformen sowie auf die pädagogische<br />

Herangehensweise der ErzieherInnejn.<br />

Dieser Fragebogen ist für die ErzieherInnen bestimmt, da sie den besten<br />

Einblick in das Leben der Kinder ihrer Gruppe haben.<br />

Es wurden sieben Selbstauskünfte ausgewertet.<br />

Dazu bitte ich Anlage 4.4.1 zu beachten, den Fragebogen.<br />

Durch diese Bewertungseinheiten ist den ErzieherInnen die Möglichkeit<br />

gegeben, ihre Gruppe zu bewerten.<br />

Es ist anzumerken, dass hier kein objektives Bild vermittelt wird.<br />

Die Auswertung der Selbstauskunft wurde folgendermaßen durchgeführt:<br />

Die Bewertung der Fragen in den Kategorien I – VII wurden, Bogen für<br />

Bogen und Frage für Frage, addiert und der Mittelwert errechnet.<br />

Vom erzielten Mittelwert konnten die Abweichungen der einzelnen<br />

Bewertungen pro Fragebogen errechnet werden.<br />

Die Mittelwerte sind gering gestreut, es gibt nicht viel Varianz.<br />

Beispiel:<br />

Frage P1 P2 P3 P4 P5 P6 P7 ∅ Standard<br />

61


I.1 5 7 7 5 5 5 5 5,6 6<br />

Der Tabelle sind die Mittelwerte zu entnehmen die von den sechs<br />

ErzieherInnen ermittelt wurden.<br />

Anhang 4.4.1<br />

Fragen<br />

I. Betreuung und Pflege der Kinder<br />

1. Wie bewerten Sie den Begrüßungsakt und den Abschiedsakt bei den<br />

Kindern<br />

6<br />

(Intension, Zeitaufwand)?<br />

2. Wie bewerten Sie die Mahlzeiten der Kinder (Art und Umfang)? 4<br />

3. Wie bewerten Sie die Ruhemöglichkeiten der Kinder (Ruheflächen,<br />

Ruhezeiten, Pausenzeiten allgemein)?<br />

5<br />

4. Wie handhaben Sie die Toilettengänge der Kinder (Kontrollieren,<br />

Sauberkeitserziehung, Hilfestellungen)?<br />

5. Wie handhaben Sie die Körperpflege der Kinder (Dusch- und<br />

Waschmöglichkeiten, Wechsel von Kleidung)?<br />

II. Möbel und Ausstattung für Kinder<br />

1.Wie bewerten Sie die Pflege und Versorgung des Mobilars und der<br />

Ausstattung (Reinigung, Sortieren, Neuerwerb)?<br />

2. Wie schätzen Sie die Lernaktivitäten für die Kinder ein (Spiele,<br />

kognitive Lernmöglichkeiten)?<br />

3. Wie bewerten Sie die Entspannungsmöglichkeiten und deren<br />

Behaglichkeit (Ruhezonen, Art der Zonen, Pausengestaltung)?<br />

4. Wie bewerten Sie die Raumgestaltung (Größe, Aufteilung,<br />

definierte Plätze für Aktionen)?<br />

5. Wie bewerten Sie die kindbezogene Ausgestaltung (Altersadäquat)?<br />

III. Sprachliche und kognitive Anregungen<br />

1.Wie handhaben Sie das Sprachverstehen (bilingual, Hilfe bei<br />

Konversationsschwierigkeiten)?<br />

2. Wie handhaben Sie den Sprachgebrauch in den Gruppen<br />

(individuell, gruppenbezogen, ein- oder mehrsprachlich)?<br />

3. Welche kognitiven Anregungen wenden Sie an (selbstgestaltete<br />

Spiele, Lernaufgaben wie Lesenlernen, Rechnen, Malen)?<br />

4. Wie handhaben Sie den allgemeinen Sprachgebrauch unter den<br />

Kindern (Umgangssprache, uni- oder bilingual)?<br />

Note<br />

5<br />

5<br />

4<br />

5<br />

5<br />

5<br />

5<br />

6<br />

6<br />

5<br />

5<br />

62


IV. Fein- und Grobmotorische Aktivitäten<br />

1. Wie bewerten Sie die Möglichkeit zur Stärkung und Förderung der<br />

Feinmotorik?<br />

5<br />

2. Wie bewerten Sie die Platzverhältnisse zur Förderation der<br />

Feinmotorik (Aufteilung der Arbeitsflächen, Utensilien)?<br />

5<br />

3. Wie bewerten Sie den dafür eingeplanten Zeitaufwand? 5<br />

4. Wie bewerten Sie die Ausstattung für die Grobmotorik<br />

(Spielraummöglichkeiten, Kinderspielplatz, Spielangebote)? 5<br />

5. Wie bewerten Sie den dafür eingeplanten Zeitaufwand? 5<br />

6.Wie bewerten Sie die Anleitung und Beaufsichtigung der Kinder<br />

(Hilfestellungen, Ratschläge, Zeitintension )?<br />

5<br />

V. Kreative Aktivitäten<br />

1. Wie bewerten Sie Ihre Bemühungen zum künstlerischen Gestalten<br />

(Animation, Hilfestellung, Hilfsmittel)?<br />

2. Wie bewerten Sie Ihre Arbeit zu Musik und Bewegung (Wahl der<br />

Musikrichtung- und der instrumente, bewegungstherapeutische<br />

Maßnahmen)?<br />

3. Wie bewerten Sie Ihre Arbeit mit Bausteinen (Umfang der<br />

Materialien, Konzepierungsvorschläge)?<br />

4. Wie arbeiten Sie mit den Elementen Sand und Wasser<br />

(Möglichkeiten, mit diesen Elementen zu arbeiten wie Sandkästen mit<br />

Wasserzufuhrregelung, um Dämme, Bewässerungsanlagen, etc. zu<br />

bauen)?<br />

5. Wie bewerten Sie die Möglichkeiten von Rollenspielen<br />

(Phantasieanregung, Rollen aus dem alltäglichen Leben)?<br />

6. Wie bewerten Sie Ihre Tagesplanung auf die genannten Aspekte<br />

(Zeit- und Raumgestaltung-/innovation)?<br />

7. Wie bewerten Sie Ihre Anleitungsbestrebungen und die Art Ihrer<br />

Beaufsichtigung (Tips, individuelle/gruppendynamische Interaktion<br />

mit dem Kind/den Kindern)?<br />

VI. Sozialentwicklung<br />

1. Wie bewerten Sie die Rückzugsmöglichkeiten für die Kinder<br />

(Kuschelecken, Beschäftigungsecken, für die eigenen Interessen)?<br />

2. Wie beurteilen Sie die Freispielmöglichkeiten (autonome Zone für<br />

Eigeninitiativen ohne Kontrolle)?<br />

3. Wie beurteilen Sie die Teilgruppenarbeit (Aufteilung in Gruppen für<br />

Teilaufgaben)?<br />

4. Wie bewerten Sie die Atmosphäre innerhalb der Gruppen<br />

(Dynamik, Begeisterungsfähigkeit, Teamwork, Empathie)?<br />

5. Wie beurteilen Sie die Vorkehrungen für die Kinder mit besonderen<br />

Bedürfnissen (Einzelgänger, Begabtenförderung, verhaltensauffällige<br />

Kinder)?<br />

5<br />

5<br />

5<br />

5<br />

5<br />

5<br />

5<br />

4<br />

5<br />

4<br />

5<br />

4<br />

63


VII. ErzieherInnen/Eltern<br />

1. Wie bewerten Sie die Räumlichkeiten speziell für die<br />

ErzieherInnen?<br />

2. Wie bewerten Sie die Förderungsmöglichkeiten für die<br />

ErzieherInnen?<br />

3. Wie beurteilen Sie Ihre Treffmöglichkeiten (innerhalb der eigenen<br />

Gruppe oder mit anderen ErzieherInnen)?<br />

4. Wie bewerten Sie die Elternarbeit (Einbezug der Eltern in Ihre<br />

Arbeit und in die Entwicklung derer Kinder)?<br />

Dazu bitte ich Anlage 4.4.2 zu beachten: es ist die Gesamtauswertung.<br />

Die so erzielten Werte zeigen im Vergleich, dass die ErzieherInnen ihre<br />

Situation gleichermaßen beurteilen.<br />

Sie betrachten die Pflege und Betreuung der Kinder aus ihrer Sicht gut bis<br />

exzellent. Zum Bereich Möbel und Ausstattung gibt es ebenfalls<br />

übereinstimmende Bewertungen mit der Note gut. Auch im Bereich der<br />

sprachlichen und kognitiven Anregungen wurden positive Bewertungen<br />

gegeben.<br />

Der Standardwert „5“ wurde von allen ErzieherInnen für die Kategorie<br />

Fein- und Grobmotorische Aktivitäten vergeben.<br />

Auch für den Bereich kreative Aktivitäten beurteilten die ErzieherInnen mit<br />

gut, die Kategorie Sozialentwicklung wurde mit den Werten adäquat bis<br />

gut benotet. Zur Kategorie ErzieherInnen gaben die ErzieherInnen etwas<br />

unterschiedliche Bewertungen ab, die von inadäquat bis gut tendierten;<br />

trotzdem wurde der Standardwert „4“ ermittelt.<br />

Die Auswertung der Befragung der ErzieherInnen führt zu folgendem<br />

Ergebnis:<br />

4<br />

5<br />

4<br />

4<br />

64


1. Die Benotungen zu den einzelnen Items sind ähnlich. Minimale<br />

Abweichungen zeigen doch recht einheitlich den Grundtenor der<br />

Situation in den Tagesstätten, wie ihn die ErzieherInnen bewerten.<br />

2. Die Arbeit in den Tagesstätten zeigt eine gleichbleibende<br />

Kontinuität auf. Die ErzieherInnen bewerten diese (im Durchschnitt)<br />

mit gut (Note 5).<br />

Fazit:<br />

Meine Beobachtungen im Vergleich zu den Aussagen der ErzieherInnen<br />

decken sich im groben.<br />

Die Einstellung der ErzieherInnen zu ihrer Arbeit wird eher positiv<br />

betrachtet, auch wenn ich leichte Diskrepanzen von Aussage und<br />

vorgefundener Situation sehe.<br />

So z.B. zur Kategorie III, IV und VI. Hier bewerten die ErzieherInnen die<br />

Situationen und Gegebenheitenin der Gruppe eher positiv. Ich konnte<br />

selbst beobachten, dass sie den Anforderungen im einzelnen aber nicht<br />

immer gerecht werden, wie z.B. die Sprachanforderungen an die Kinder,<br />

Unterweisungen in die Fein- und Grobmotorik und die Hilfestellung bei der<br />

Sozialentwicklung.<br />

Ist ein Bereich der Kinderbetreuung als gut zu bezeichnen wie z.B. der der<br />

sprachlichen und kognitiven Anregungen, fehlt es in einem anderen an der<br />

notwendigen Zuwendung wie z.B. Fein- und Grobmotorik.<br />

Eine ErzieherIn kann also nicht den gesamten Anforderungen in den<br />

Bereichen wirklich nachkommen, dass Spektrum ihrer Tätigkeit ist zu<br />

umfassend.<br />

Bei zwei ErzieherInnen pro Gruppe, die bestenfalls aus durchschnittlich 15<br />

Kindern bestehen, ist eine objektive und individuelle Betreuung kaum<br />

möglich, zumal die Anforderungen an die ErzieherInnen ständig wachsen.<br />

65


4.4.2 Interviews mit den ErzieherInnen<br />

Es wurden für die kleine Exploration sechs ErzieherInnen befragt.<br />

Einer der Schwerpunkte der Interviews lag in der Erfragung, was die<br />

ErzieherInnen unter dem Begriff „Integration“ verstehen und wie sie diesen<br />

handhaben.<br />

Der Hauptschwerpunkt liegt aber in der Ermittlung des Sprachstandes der<br />

Kinder, welche Möglichkeiten de ErzieherInnen sehen, Kinder in der<br />

Verkehrssprache Deutsch zu schulen und wo die Probleme liegen, die<br />

mehrsprachig aufwachsende Kinder in der Sprachentwicklung haben.<br />

Anhand eines Fragekataloges mit 7 Positionen habe ich versucht, ein<br />

grobes Bild dieser Situation wiederzuspiegeln. Im weiterführenden Text<br />

werde ich die einzelnen Interviews darstellen. Dann erfolgt eine<br />

Gegenüberstellung aller Interviews, um Übereinstimmungen oder<br />

Abweichungen der Aussagen zu konstatieren.<br />

Der Fragebogen für die ErzieherInnen wurde so konzepiert, dass diese die<br />

Möglichkeit hatten, sich zu den Fragen konkret zu äußern.<br />

Im einzelnen:<br />

Jedes Interview dauerte im einzelnen 30 Minuten. Interviewpartner waren<br />

die LeiterInnen der jeweiligen Kindertagesstätten, die allesamt den Beruf<br />

der/des ErzieherIn gelernt und ausgeübt haben.<br />

Der Vorteil bei dieser Befragung ist, dass diese Personen einen<br />

allgemeineren und besseren Überblick der Problematik haben und durch<br />

ihre Entscheidungsgewalt Veränderungen bewirken können, die sich<br />

positiv auf die Sozialisation der Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern<br />

auswirken kann.<br />

Zudem sind sie der zentrale Punkt, dem sich die ErzieherInnen zuwenden,<br />

wenn es zu Konflikten in den einzelnen Gruppen kommt.<br />

66


Das Interview besteht aus sieben Fragen:<br />

1. Was verstehen Sie unter Integration?; hier sollte der Begriff<br />

definiert werden, wie ihn die ErzieherInnen verstehen.<br />

2. Nach welchem Modell arbeiten Sie?; damit wurden die betreffenden<br />

Personen aufgefordert, sich über das Konzept der Betreuung der<br />

Kinder zu äußern.<br />

3. Wie schätzen Sie den Sprachstand in deutscher Sprache bei den<br />

Kindern nichtdeutschsprachiger Eltern ein?; hier sollten sich die<br />

ErzieherInnen über die Kenntnisse der Kinder<br />

nichtdeutschsprachiger zum Sprachstand der Verkehrssprache<br />

Deutsch zu äußern.<br />

4. Ist bei der Vielzahl der Nationalitäten eine Erweiterung des<br />

Sprachpotentials der eigenen Muttersprache und ein adäquates<br />

Erlernen der deutschen Sprache überhaupt möglich?; es sollte hier<br />

ermittelt werden, inwieweit durch eine Förderung der Muttersprache<br />

ein gerechtes Erlernen der Sprache Deutsch möglich ist.<br />

5. Wie schätzen Sie die Möglichkeiten einer differenzierten Förderung<br />

der Sprach- und Sprechentwicklung in der Muttersprache und in<br />

Deutsch ein?; es sollte hier ermittelt werden, wie die ErzieherInnen<br />

zu einer bilingualen Betreuung stehen und welche Möglichkeiten<br />

sie zur zweisprachigen Betreuung sehen.<br />

6. Inwieweit beziehen Sie die Eltern der Kinder<br />

nichtdeutschsprachiger Eltern in ihre Arbeit ein?; hier sollte geklärt<br />

werden, wie weit die Arbeit der Tagesstätten sich auf das häusliche<br />

Umfeld der Kinder erstreckt.<br />

7. Welche Maßstäbe setzen Sie sich selbst für eine Sozialisation der<br />

Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern?; hier sollte das soziale<br />

Engagement der ErzieherInnen erfragt werden.<br />

67


Interview 1:<br />

Zu 1.<br />

Integration bedeutet für uns, ein Heranführen an die deutsche Kultur, an<br />

die deutsche Erziehung, an das deutsche Denken.<br />

Bei zweisprachig aufwachsenden Kindern gilt es, beide Kulturen so zu<br />

vermitteln, dass es für die Kinder eine Selbstverständlichkeit darstellt.<br />

Die Aufklärungsarbeit mit den Eltern; sie müssen darüber aufgeklärt<br />

werden, welche Werte und Regeln vorherrschen, was für uns Deutsche<br />

wichtig ist.<br />

Die islamischen Eltern muss man darüber aufklären, dass die Kinder<br />

schon vor der Einschulung gefördert werden müssen.<br />

Zu 2.<br />

Nach dem bilingualen und bikulturellen Modell. Dieses gilt nur für die 2-6<br />

jährigen und nicht für die Älteren. Die Kinder werden sowohl in der<br />

Muttersprache als auch in Deutsch unterrichtet. Deutsch ist hier die<br />

Majoritätssprache.<br />

Zu 3.<br />

Es klappt nicht immer, den Kindern das erforderliche Sprachniveau bis zur<br />

Einschulung zu vermitteln. In unserer Tagesstätte sind es jedoch nur<br />

wenige, die mit der deutschen Sprache oder der Muttersprache Probleme<br />

haben. Der Sprachstand in Deutsch ist als sehr gut zu bezeichnen.<br />

Zu 4.<br />

Es kann jeweils nur eine Person eine Sprache vermitteln; wenn diese<br />

Person in den Sprachen switched, dann wird das Kind dies auch tun, und<br />

das führt bei ihm zu Verwirrungen. Ein fundamentierter Spracherwerb<br />

kann nur eine gezielte Person vermitteln. Dann ist eine sprachliche<br />

Bildung der Muttersprache und der Sprache Deutsch möglich.<br />

68


Zu 5.<br />

Sehr gut, wenn die Sprachen getrennt über zwei Bezugspersonen, für<br />

jede Sprache eine Bezugsperson, den Kindern vermittelt werden. Wichtig<br />

ist, dass die Kinder lernen, an wen sie sich zu wenden haben. Das lernen<br />

sie sehr schnell.<br />

Zu 6.<br />

Dies geschieht schon bei der Anmeldung der Kinder. Hier werden die<br />

Anforderungen und Erwartungen deutlich gemacht: Die Funktion der<br />

Zweisprachigkeit, die klaren Voraussetzungen des Lernziels, das<br />

Mitwirken an Elternabenden; dies ist wichtig, um sich so untereinander<br />

kennen zu lernen und Erfahrungen auszutauschen.<br />

Zu 7.<br />

Für mich ist wichtig, die deutsche Sprache den Kindern näher zu bringen.<br />

Ziel ist es, die Kinder zum Sprechen zu bringen, dass sie sich artikulieren<br />

können und sprachlich fit werden für die Schule. Das versuchen wir auch<br />

bei den Eltern.<br />

Interview 2:<br />

Zu 1.<br />

Integration erfolgt über die Sprache, also durch das Erlernen der<br />

deutschen Sprache.<br />

Man muss sich mit anderen Kulturen auseinander setzen, sprich die<br />

Kulturen und Religionen gegenüber stellen und nach den<br />

Gemeinsamkeiten suchen. Integration beginnt mit der Alltäglichkeit, sich<br />

öffnen gegenüber den Kindern und den Eltern und es gemeinsam<br />

angehen. Einen Weg zur Integration zu finden gibt es über die Musik und<br />

die Kunst, wie z.B. die Kinderateliers.<br />

69


Zu 2.<br />

Nach dem Modell der Betreuung mit ausländischen Kindern. Bei dem<br />

hohen Anteil an Kindern nichtdeutscher Herkunftssprache ist das schon<br />

vorbestimmt. Ein deutsches Kind bis maximal drei deutsche Kinder in<br />

einer Gruppe – da ist dieses Modell für eine Sozialisation der Kinder<br />

geeignet.<br />

Zu 3.<br />

Der Sprachstand in Deutsch ist schlecht. Dies kommt durch die zu geringe<br />

Anzahl deutscher Kinder in den Gruppen, so dass die Kinder<br />

untereinander oft in deren Muttersprache reden. Die deutsche Sprache<br />

kann sich so schwer etablieren. Es ist für die ErzieherInnen ein<br />

Mehraufwand, die deutsche Sprache zu vermitteln. Dazu kommt der<br />

negative Stellenwert der deutschen Sprache in den Elternhäuser. Das<br />

kann die Kita nicht auffangen.<br />

Zu 4.<br />

Nicht in der Kita. Bei dem geringen Anteil der deutschen Kinder ist kein<br />

adäquates Lernen der deutschen Sprache möglich und durch den hohen<br />

Anteil der Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache auch kein wirkliches<br />

Erlernen der Muttersprache. Die Sprache verselbstständigt sichbei den<br />

Kindern.<br />

Zu 5.<br />

Sehr schlecht; es sind so viele verschiedene Muttersprachler in einer<br />

Gruppe, dass eine angemessene Forderung aus technischen Gründen<br />

nicht machbar ist. Dies würde eine Personalaufstockung bedeuten, die wir<br />

uns nicht leisten können.<br />

Zu 6.<br />

Wenn es z.B. zu Konflikten zwischen der ErzieherIn und der Mutter<br />

kommt, schreite ich als Vermittlerin ein. Denn ich habe das letzte Wort.<br />

70


Wir bieten Deutschkurse für die Eltern an, das wird aber nicht<br />

wahrgenommen. Wichtig sind die Feste, wo sich alle treffen. Da machen<br />

wir uns stark, die Eltern zu motivieren. Wir haben auch das Elterncafe, wo<br />

die Möglichkeit besteht, sich wöchentlich zu treffen und sich Informationen<br />

auszutauschen.<br />

Zu 7.<br />

Ich will, dass die Kinder die Möglichkeit bekommen, harmonisch in der<br />

multikulturellen Gruppe aufzuwachsen. Ich möchte ihnen die deutsche<br />

Sprache und Kultur so vermitteln, dass sie sich später unbeschwert in<br />

Deutschland bewegen können.<br />

Interview 3:<br />

Zu 1.<br />

Integration heißt für uns, auch behinderte Kinder mit aufzunehmen; denn<br />

zunehmend mehr Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache mit<br />

Behinderungen werden zu uns gebracht.<br />

Wir versuchen die Kinder in sprachlicher Hinsicht zu schulen, das ist aber<br />

eine frustrierende Arbeit, da keine Resonance aus den Elternhäusern<br />

kommt, wir versuchen auch die deutschen Kinder in ihrem multikulturellen<br />

Umfeld zu integrieren.<br />

Zu 2.<br />

Nach dem Modell mit Integration behinderter Kinder. Es gibt einige Kinder<br />

mit geistigen Behinderungen, die in die Gruppen integriert sind. Sie<br />

werden zusätzlich von gelernten Fachkräften betreut.<br />

Ansonsten sind wir eine integrative Kita, die versucht, in diesem<br />

Kulturwirrwarr eine Richtlinie zu setzen. Ein schwieriges Unterfangen, da<br />

es sich kaum umsetzen läßt.<br />

71


Zu 3.<br />

Der Sprachstand in Deutsch ist von gut bis miserabel. Bei den deutschen<br />

Kindern verschlechtert er sich durch den Einfluß des Kauderwelsch-<br />

Deutsch seitens der Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache.<br />

Und der Sprachstand der ausländischen Kinder in Deutsch ist i.d.R. sehr<br />

schlecht. Sie können Dinge nicht richtig beim Namen nennen, bilden nur<br />

halbe Sätze mit grammatikalischen Fehlern.<br />

Zu 4.<br />

Das glaube ich nicht. Hier im Bezirk besteht für die meisten keine<br />

Notwendigkeit, Deutsch zu lernen. Die Kinder sprechen ja ihre<br />

Muttersprache schon mangelhaft, ein korrektes Erlernen der deutschen<br />

Sprache ist schon allein wegen der mangelnden Elternhilfe kaum möglich.<br />

Zu 6.<br />

Wir bieten Deutschkurse an, die werden nicht wahrgenommen. Wir<br />

versuchen gemeinsam, Feste zu organisieren, um die Kulturen einander<br />

näher zu bringen. Doch es besteht kein Interesse seitens der Eltern, sich<br />

auf die deutsche oder eine andere Kultur einzulassen. Das sieht man bei<br />

den Sommerfesten: Jede Fraktion sitzt in ihren eigenen Reihen.<br />

Wir bieten auch Arbeitsgemeinschaften an, wie gemeinsames Kochen mit<br />

den ErzieherInnen und den Eltern, um den Gebrauch der deutschen<br />

Sprache zu trainieren.<br />

Es gibt kaum Resonanz.<br />

Zu 7.<br />

Wir versuchen, die Kinder so weit wie möglich auf die Einschulung<br />

vorzubereiten, d.h. ihnen die deutsche Sprache weitgehenst zu vermitteln<br />

und sie über unser Leben zu informieren. Der Mißerfolg hiebei ist<br />

resignierend. Die Kinder haben Sprachschwierigkeiten in der<br />

Muttersprache und in Deutsch, bei der Einschulung kommt es oft genug<br />

vor, dass manche Kinder gar kein Deutsch können.<br />

72


Wir wollen den Kindern eine gute Grundlage für ihr weiteres Leben<br />

vermitteln. Dies zerbricht aber an den Barrieren, die zwischen uns und<br />

den Ausländern bestehen.<br />

Interview 4:<br />

Zu 1.<br />

Integration bedeutet für uns das Beibehalten der eigenen Kultur einerseits<br />

und das Kennenlernen der anderen anderseits.<br />

Eine Annäherung der Kulturen durch die Sprachen und die gemeinsamen<br />

Feste der unterschiedlichen Kulturen hilft bei diesen<br />

Integrationsversuchen.<br />

Zu 2.<br />

Wir arbeiten nach dem bilingualen Modell Deutsch-Muttersprache. Dies<br />

gilt für alle Kinder in der Gruppe. Deutsch ist aber die Majoritätssprache.<br />

Die ErzieherInnen switchen auch in den Sprachen, weil es keine direkte<br />

Ansprechpartnerin für eine Sprache gibt.<br />

Zu 3.<br />

Die Kinder sprechen oft eine Mischsprache, etwas Deutsch und etwas<br />

Muttersprache.<br />

Viele Eltern wollen von ihren Kindern die deutsche Sprache erlernen, daß<br />

führt aber zum Sprachenwirrwarr.<br />

Der Sprachstand der Kinder ist nicht gut, da zu Hause im allgemeinen zu<br />

wenig miteinander gesprochen wird, sei es in der Muttersprache oder gar<br />

in Deutsch.<br />

Bei zweisprachig aufwachsenden Kindern bestehen Defizite in der<br />

Muttersprache, so daß ein korrektes Lernen der deutschen Sprache bis<br />

zur Einschulung nicht gegeben ist.<br />

73


Zu 4.<br />

Nein. Aus unseren Erfahrungen heraus stellen wir fest, daß viele Kinder<br />

nicht einmal ihre Muttersprache weitgehend beherrschen. Sie werden vom<br />

Elternhaus her unzureichend in ihrer Muttersprache geschult, so daß ein<br />

zusätzlicher Erwerb der deutschen Sprache fast unmöglich ist.<br />

Zu 5.<br />

Wenn die strikte Trennung der verschiedenen Sprachen gewährleistet<br />

wird, also zu Hause nur die Muttersprache verwendet wird, kann der<br />

Aufbau zum Erwerb der deutschen Sprache in den Kitas erfolgen. Es ist<br />

schwierig, dieses Vorgehen den Eltern, die das nicht verstehen, zu<br />

erklären, um deren Beistand zu bekommen.<br />

Zu 6.<br />

Wir laden die Eltern zu Festen ein. Wir probieren in Einzelgesprächen mit<br />

den Eltern die Probleme bzgl. Der Kinder zu lösen. Und wir weisen die<br />

Mütter auf diverse Angebote zum Erlernen der deutschen Sprache hin wie<br />

in den Nachbarschaftshäusern.<br />

Zu 7.<br />

Wir wollen, daß die Kinder so gut wie möglich integriert werden. Dies<br />

versuchen wir über die deutsche Sprache, so daß die Anforderungen bei<br />

der Einschulung erfüllt werden.<br />

Interview 5:<br />

Zu 1.<br />

Integration bedeutet das Miteinanderleben in der Kita von Kindern<br />

unterschiedlicher Kulturen, die allesamt gleichberechtigt sind.<br />

Jeder einzelne kann von dem anderen profitieren.<br />

74


Zu 2.<br />

Nach dem Modell der Betreuung behinderter Kinder. Wir haben drei<br />

behinderte Kinder in der 2-6 jährigen Gruppe.<br />

Zu 3.<br />

Die Kinder, die im Alter um die zwei Jahre zu uns kommen, können i.d.R.<br />

bei der Einschulung gut Deutsch.<br />

Zu 4.<br />

Gut, wenn eine klare Abgrenzung der verschiedenen Sprachen erfolgt,<br />

also im Elternhaus die Muttersprache zu sprechen und in der Kita nur<br />

Deutsch.<br />

Zu 5.<br />

Schon beim Anmeldegespräch wird mit den nichtdeutschsprachigen Eltern<br />

geklärt, daß sie sich zu Hause mit den Kindern nur in der Sprache<br />

sprechen sollen. Nur bei einem fundamentierterten Spracherwerb der<br />

Muttersprache kann ein erfolgreiches Lernen der deutschen Sprache<br />

erfolgen.<br />

Es kommt auch darauf an, inwieweit die Eltern den Erwerb der deutschen<br />

Sprache für notwendig halten und dieses den Kindern vermitteln; viele<br />

Eltern lehnen von Anfang an die deutsche Kultur ab und unterstützen ihre<br />

Kinder nicht beim Erlernen der deutschen Sprache.<br />

Zu 6.<br />

Wir erwarten, daß sich die Eltern mit einbringen, Dadurch, daß wir unsere<br />

Arbeit so tranparent wie möglich gestalten, erwecken wir Interesse bei den<br />

Eltern. Die Eltern helfen bei der Ausgestaltung von Festen; wir<br />

veranstalten regelmäßig Gartenarbeitstage, an denen Kinder, Eltern und<br />

ErzieherInnen gemeinsam den Garten modellieren.<br />

Und wir veranstalten Elternabende u.a. auch mit pädagogischen Themen.<br />

75


Zu 7.<br />

Den kindern soll spielerisch die deutsche Kultur vermittelt werden, wie<br />

durch Singen von deutschen Liedern. Sie sollen sich dabei wohlfühlen.<br />

Die Kinder sollen ohne Zwang fremde Kulturen erleben und diese als<br />

Bereicherung ansehen. Die Kinder sollen es lernen, sich zu öffnen und<br />

sich in den unterschiedlichen Kulturen zu bewegen.<br />

Interview 6:<br />

Zu 1.<br />

Wir sind eine Integrationseinrichtung in der behinderte Kinder<br />

aufgenommen. Die Kinder kommen meist von der Kleinkinderkrippe hier in<br />

die Kita-Krippe.<br />

Unter Integration verstehen wir die Art der Behinderung zu<br />

berücksichtigen und demnach die baulichen Maßnahmen ihren<br />

Bedürfnissen anzupassen.<br />

Integration heißt auch, Förderung von Kindern unterschiedlicher<br />

Nationalitäten und Kulturen.; jedes Kind in in seiner Besonderheit im<br />

Kontext mit der Gemeinschaft zu fördern.<br />

Zu 2.<br />

Nach dem Modell der Betreuung mit behinderten Kindern.<br />

Zu 3.<br />

Die Eltern haben i.d.R. einen guten Bildungsstatus, so daß die Kinder über<br />

einen hohen und differenzierten Sprachstand verfügen.<br />

Zu 4.<br />

In Gesprächen mit den Eltern werden Anweisungen gegeben, daß in der<br />

Kita nur deutsch gesprochen wird und sie zu Hause nur in ihrer<br />

Muttersprache kommunizieren sollen. Es ist anzumerken, daß Mädchen<br />

76


im allgemeinen besser mit der Zweisprachigkeit umgehen können als<br />

Jungen.<br />

Zu 5.<br />

Sehr gut, wenn die strikte Trennung der Sprachen bei den<br />

Bezugspersonen eingehalten wird. Die Kinder können so differenzierter<br />

die Sprache erlernen, sich leichter in den verschiedenen Sprachen<br />

ausdrücken, werden besser verstanden und haben zudem mehr Spaß, die<br />

Sprachen zu sprechen.<br />

Zu 6.<br />

Unsere Arbeit kann nur erfolgreich sein, wenn Eltern und ErzieherInnen<br />

vertauenvoll zusammenarbeiten. Die Eltern werden ständig über<br />

Angebote, Projekte und Aktivitäten informiert.<br />

Weiterhin wird für jedes Kind eine Mappe mit dessen<br />

Entwicklungsgeschichte angelegt, das die Eltern einsehen können. Die<br />

Eltern können sich mit ihren Ideen einbringen, Feste mitgestalten.<br />

Zu 7.<br />

Unsere Aufgabe ist es, die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes zu<br />

fördern und zu unterstützen.<br />

Die unterschiedlichen Kulturen und Geplogenheiten wollen wir ihnen<br />

vermitteln und die Kinder sollen zu einer Offenheit erzogen werden<br />

werden, nicht nur sich, sondern auch andere Kulturen zu akzeptieren.<br />

77


Gesamtauswertung:<br />

Zu 1.<br />

Der Begriff Integration wird einheitlich von den 6 Befragten beschrieben.<br />

Integration bedeutet für sie das Annähern an andere Kulturen, das<br />

Heranführen an die deutsche Kultur, die Vermittlung der Sprache Deutsch<br />

und das Soziale Lernen.<br />

In den Tageseinrichtungen mit behinderten Kindern wird zusätzlich der<br />

soziale Einbezug behinderter Kinder betont. Ganz nach Montessori: „Nur<br />

wer hilft, wird selbstständig und glücklich“.<br />

Die Befragten waren alle daran interessiert, den Kindern<br />

nichtdeutschsprachiger Elternund behinderten die Möglichkeit eines<br />

unbeschwerten Lebens in Deutschland zu vermitteln. Dies gilt auch für<br />

deren Eltern, denen man eine Integration nicht verwehren will.<br />

Zu 2.<br />

Die Antworten zu dieser Frage sind schon deshalb so unterschiedlich, da<br />

die Tageseinrichtungen nach verschiedenen Modelltypen arbeiten. Drei<br />

Tagestätten arbeiten nach dem Modell mit Integration behinderter Kinder,<br />

zwei Tagesstätten bilingual und eine Tagesstätte mit ausländischen<br />

Kindern.<br />

Zu 3.<br />

3 der Befragten äußerten, daß der Sprachstand der Kinder<br />

nichtdeutschsprachiger Eltern nicht genügend fundiert sei. Sie führen<br />

soziale Aspekte auf, die den Zustand erklären: die soziale Schicht des<br />

Elternhauses, das soziale Umfeld der Wohnung und die soziale<br />

Einstellung der Eltern gegenüber den Kitas.<br />

3 der Befragte beschrieben den Sprachstand der Kinder<br />

nichtdeutschsprachiger Elter als gut, besonders wenn die Kinder schon ab<br />

dem zweiten Lebensjahr in die Kita kommen.<br />

Und sie bestätigten, daß die Kinder den Schulanforderungen entsprechen.<br />

78


Zu 4.<br />

3 der Befragten verneinen die Frage. Sie argumentieren mit folgenden<br />

Aspekten:<br />

1. mangelnde Kenntnisse der Muttersprache<br />

2. Switchen in den Sprachen<br />

3. mangelhafte Kenntnisse in der deutschen Sprache<br />

4. der zu hohe Anteil ausländischer Kinder<br />

5. der zu geringe Anteil deutscher Kinder.<br />

Eine Förderung der Sprache Deutsch ist somit fast unmöglich geworden<br />

und um die Muttersprache und die deutsche Sprache parallel zu fördern,<br />

fehlt es an Geldern.<br />

3 der Befragten (2 aus bilingual, 1 mit Integration behinderter Kinder)<br />

waren anderer Meinung. Sie argumentieren wie folgt:<br />

1. wenn die Muttersprache und die deutsche Sprache getrennt über<br />

zwei Bezugspersonen, für jede Sprache eine Bezugsperson<br />

vermittelt werden, und im Elternhaus nur die Muttersprache<br />

gesprochen wird, ist eine adäquate Vermittlung der Sprachen<br />

möglich.<br />

Zu 5.<br />

4 der Befragten glauben nicht an eine Möglichkeit. Sie argumentieren wie<br />

folgt:<br />

1. Unkenntnisse in der Muttersprache und Deutsch<br />

2. Zu wenig Personal für eine ordnungsgemäße Betreuung<br />

3. Keine Kontrollmöglichkeiten im Elternhaus über das Einhalten der<br />

Einsprachigkeit.<br />

2 der Befragten sehen dagegen sehr gute Möglichkeiten zur<br />

differenzierten Förderung. Voraussetzung für ihre Arbeit ist das strikte<br />

Auseinanderhalten der Muttersprache und der Sprache Deutsch. Beide<br />

Tagesstätten arbeiten so erfolgreich.<br />

79


Zu 6.<br />

Alle 6 Befragten äußern sich dazu positiv. Die Eltern der Kinder<br />

nichtdeutscher Herkunftssprache erhalten die Möglichkeit, Feste<br />

mitzugestalten, an Ausflügen teilzunehmen und hausinterne Kurse<br />

anzunehmen.<br />

Für die 6 Befragten gilt der Vorsatz, daß die Eltern als fester Bestandteil<br />

des familialen Lebens der Kinder in ihre Arbeit einbezogen werden<br />

müssen.<br />

Oft ist es das mangelnde Interesse, diese Angebote anzunehmen.<br />

Zu 7.<br />

Alle 6 Befragten haben sich fast einheitlich geäußert. Sie wollen den<br />

Kindern nichtdeutschsprachiger Eltern die deutsche Sprache so<br />

vermitteln, daß sie den Anforderungen zum Sprachstand bei der<br />

Einschulung entsprechen, und ihnen die deutsche Kultur so vermitteln,<br />

daß sie Freude daran haben und diese als selbstverständlich betrachten.<br />

Trotz der Mißerfolge, die die Befragten erzielten, lassen sie sich nicht<br />

entmutigen, ihren Weg fort zu setzen.<br />

Die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder soll stets gefördert werden.<br />

80


5. Schlussfolgerung<br />

Beginnen werde ich meine Schlussfolgerung mit der Wiedergabe eines<br />

Interviews, dass ich am 14.02.03 mit Herrn Andreas Pochert zum Thema<br />

„Integration und Sprache“ führte.<br />

Herr Pochert ist für die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport<br />

tätig und leitet eine schulpsychologische Beratungsstelle am Wedding in<br />

Berlin. Er und Wolfgang Hildmann haben den Bereicht über die<br />

Sprachstandserhebung für 02/2001 namens „Bärenstark“ verfasst.<br />

Interview:<br />

S: Warum glauben Sie, dass der Sprachstand in Deutsch bei Kindern<br />

nichtdeutschsprachiger Eltern so schlecht ist. Die letzten Untersuchungen<br />

von Bärenstark haben dargelegt, dass von ca, 1.400 Erstklässlern an den<br />

Weddinger Grundschulen fast 500 Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern<br />

einer intensiven Sprachförderung bedürfen.<br />

P: Dies ist i.d.R. auf die Schicht, die Herkunft der Kinder zurück zu führen.<br />

Es sind oft einfache Leute wie aus dem Süden Anatoliens, die nach<br />

Deutschland kamen und über keine adäquate Schulbildung verfügten.<br />

Dazu kommen die Anpassungsschwierigkeiten in Deutschland. Das<br />

Leben, aus dem die Menschen kommen, ist wie das einstige Mittelalter in<br />

Deutschland.<br />

Heute haben wir es mit der 3. Generation zu tun. Die Strukturen der<br />

Heimatkultur haben zwar Risse erlitten, was in der Tat unausweichlich ist;<br />

durch die hohe Arbeitslosigkeit bei türkischen Männern hat die Frau als<br />

Versorgerin an Bedeutung gewonnen. Es haben auch weiterhin die Streits<br />

in den Familien zugenommen, und dieser Generationskonflikt wird auch,<br />

gerade unter den männlichen Mitgliedern der Familie mit körperlicher<br />

Gewalt ausgetragen.<br />

81


Auf Ihre Frage, warum der Sprachstand so schlecht ist, möchte ich noch<br />

anfügen, dass die Männer der 2.Generation ihre Frauen aus der Türkei<br />

holten, die ganz und gar türkisch sozialisiert waren; die türkischen Männer<br />

in Deutschland dagegen waren nicht mehr türkisch sozialisiert. Es kommt<br />

zum Auftreffen zweier unterschiedlicher Lebenswelten, die auch<br />

sprachlich defizitär sind.<br />

Der Mann spricht z.B. ziemlich schlecht Deutsch, hat aber auch den klaren<br />

Bezug zur Muttersprache verloren; er spricht ein schlechtes türkisch. Auch<br />

sein Deutsch ist schlecht, er vermischt die beiden Sprachen.<br />

Das heißt, auch die türkischen Frauen, die seit über 10 Jahren hier leben,<br />

kein richtiges oder gar kein Deutsch können.<br />

Dazu kommt, dass es in der Umgebung genügend türkische Geschäfte<br />

gibt, und dazu kommt es zu einer weiteren Sprachreduzierung der<br />

deutschen Sprache.<br />

Es gibt nun aber Kinder türkischer Elter, die keine Sprachprobleme<br />

aufweisen, obwohl deren Eltern nur schlecht Deutsch reden. Diese Kinder<br />

haben aber ihre Muttersprache gut gelernt und die Erfahrung zeigt, dass<br />

dann ein Transfer ins Deutsche keine Probleme bereitet.<br />

Aber die meisten Kinder haben die Probleme darin, wie ich sie zuvor<br />

dargelegt habe.<br />

Bei diesen Kindern treten Sprachschwierigkeiten auf, die bedingt sind<br />

durch die Familienstrukturen, die sich nachteilig auf die Kinder auswirken.<br />

Dazu kommt die problematische Soziallage: Arbeitslosigkeit,<br />

problematisches Kommunikationsverhalten- es werden kaum noch<br />

Gespräche zwischen den Eltern und den Kindern geführt. So wachsen die<br />

Kinder in einem Sprachbad auf, in dem Kommunikation nicht gezielt<br />

stattfindet.<br />

S: Nun gehen doch die Kinder tagsüber in die Kitas und werden mit<br />

einem außerfamilialen Bereich konfrontiert. In Bezug auf die Sprache: Die<br />

ErzieherInnen reden nur in deutscher Sprache mit den Kindern und die<br />

Kinder kommunizieren in der Regel untereinander hauptsächlich in<br />

82


Deutsch. Es kann doch nicht nur Aufgabe der ErzieherInnen sein, die<br />

Problematik zweier Kulturen zu überbrücken, um den Sprachstand zu<br />

heben?<br />

P: Zum Problem Sprachentwicklung vor allem in den problematischen<br />

Bezirken: Das Kind lernt vom 1.-3. Lebensjahr die grundelementaren<br />

Dinge des Lebens, es wird durch das Umfeld geprägt. In diesen Fällen,<br />

wie hier besprochen, sind die Kinder schon durch ihre Defizite belastet,<br />

wenn sie in die Kita kommen. Dazu kommt, dass die ErzieherInnen nur<br />

reduziert gebildet sind und für eine disziplinäre Sprachförderung nicht<br />

verfügbar sind. Dazu kommt, dass in den letzten Jahren vermehrt<br />

ErzieherInnen nichtdeutscher Herkunftssprache ausgebildet wurden, und<br />

diese haben, und das ist Tatsache, nur sehr geringe Deutschkenntnisse.<br />

Das sagt auch die noch Ausländerbeauftragte John.<br />

Dazu kommt die eingeschränkte Ausbildung der ErzieherInnen, obwohl sie<br />

sich sicherlich bemühen.<br />

Also, es sind zum einen die zu großen Kindergruppen, zum anderen die<br />

zu geringen Materialien, die zu geringe Ausbildung der ErzieherInnen und<br />

die Ghettoisierung, die zu diesem Problem führen.<br />

Die Voraussetzungen bedingen, dass ein Kind bis Schuleintritt nicht<br />

gerecht gefördert werden kann, geschweige die Sprachdefizite aufgeholt<br />

werden können.<br />

Zuerst muss einmal festgestellt werden –Was ist das für ein Kind, mit<br />

welchen Stärken, Schwächen und Defiziten -. Dies muss bis Schuleintritt<br />

geklärt sein.<br />

D: Das würde ja heißen, die jetzigen ErzieherInnen durch<br />

hochschulgebildete zu ersetzen, die sogar psychologisch wie auch<br />

sonderpädagogisch geschult sind?<br />

P: Die ErzieherInnen sind jetzt auch viel mehr bereit, ihre Defizite<br />

einzugestehen und haben sich auch bereit erklärt, Neues anzunehmen.<br />

83


Verzichten kann man auf die ErzieherInnen, wie es momentan ist, jedoch<br />

nicht; man muss dafür sorgen, dass sie weitergebildet werden.<br />

Dazu kommt, dass die Kitas der privaten Träger nicht an Bestimmungen<br />

wie Weiterbildungsmaßnahmen gebunden sind. Bei der Voranschreitung<br />

der Privatisierung der bezirkseigenen Kitas liegt der prozentuale Anteil bei<br />

60% des Gesamtvolumens. So hat man keine Einflussmöglichkeit für<br />

Veränderungen zugunsten der Kinder. Eine kontrollierte Fortbildung ist<br />

sehr viel schwieriger. Dazu kommen noch die Einsparungen des Senats,<br />

die kontraproduktiv sind.<br />

Fortbildung der ErzieherInnen ist ein wichtiger Faktor und das ist im<br />

Prinzip möglich. Das gleiche gilt auch für LehrerInnen. Sie müssen soweit<br />

sensibilisiert werden, dass sie vermittelnd auf eine Schulklasse eingehen<br />

können, die teilweise aus 15 verschiedenen Nationalitäten<br />

zusammengesetzt ist.<br />

Die LehrerInnen sollten zuerst die Namen der Kinder kennen und sich<br />

vergewissern, dass sie diesen richtig aussprechen und dessen Bedeutung<br />

ihnen geläufig ist. Und damit ist z.B. ein Punkt gefunden, sich<br />

Auseinandersetzungen zu entziehen. Das verstehe ich unter<br />

Sensibilisierung der LehrerInnen.<br />

Es werden auch weitere Möglichkeiten zur Behebung der sprachlichen<br />

Defizite bei nichtdeutschsprachigen Menschen umgesetzt, wie<br />

Mütterkurse, die in Schulen und Kitas angeboten werden und u.a.<br />

Sprachkurse für Deutsch anbieten. Man muss auch versuchen, die Eltern<br />

der Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache mit ein zu beziehen.<br />

Die ist nicht möglich mit Eltern, die in den Elendsquartieren leben. Deren<br />

Kinder muss man möglichst früh erfassen und möglichst früh Einbinden in<br />

Einrichtungen, also in die möglichst frühe Kita-Erziehung.<br />

Das ist momentan nicht realisierbar.<br />

Meine Beobachtungen in den Tagesstätten haben gezeigt, dass der<br />

Sprachstand der Kinder nichtdeutschsprachiger und auch<br />

84


deutschsprachiger Eltern in Deutsch als gerade befriedigend zu<br />

bezeichnen ist.<br />

Die Kinder verständigen sich i.d.R. in Deutsch, welches fehlerhaft ist; dies<br />

stört aber nicht deren Interaktionsablauf. Ausgenommen ist die<br />

Tageseinrichtung, die zweisprachig Kinder betreut. Hier gibt es Erfolge in<br />

der Vermittlung der Muttersprache und dem Deutschen. Der Sprachstand<br />

der Kinder in beiden Sprachen ist als sehr gut zu bezeichnen. Dies<br />

bestätigen auch die Interviews.<br />

Im einzelnen:<br />

Die Untersuchungen in den Tagesstätten bestehen aus den<br />

Beobachtungen von 16 Kindern in 4 Tagesstätten, 7 Selbstauskünften der<br />

ErzieherInnen in 7 Tagesstätten und 6 Interviews in 6 Tagesstätten mit<br />

den ErzieherInnen.<br />

Grundlage der Untersuchung ist die Erfassung des Sprachstandes in<br />

Deutsch bei Kindern nichtdeutschsprachiger Eltern.<br />

Meine Beobachtungen haben gezeigt, dass der Sprachstand in Deutsch<br />

bei besagten Kindern, je nach Wohnlage und sozialem Umfeld innerhalb<br />

der Familie geprägt, gerade als befriedigend zu bezeichnen ist. Die<br />

Ausnahme bildet die Tagesstätte, die bilingual die Kinder betreut.<br />

Interessant ist, dass trotz der teilweise erheblichen Sprachmängel die<br />

Kommunikation zwischen den Kindern nichtdeutschsprachiger Eltern i.d.R.<br />

in Deutsch erfolgt; die Kinder suchen schon von sich aus über eine<br />

gemeinsame Sprache zu kommunizieren. Auch der Interaktionsablauf wird<br />

kaum durch Sprachmissverständnisse beeinträchtigt, im Gegenteil: Die<br />

Kinder reden so lange aufeinander ein, bis sie sich verstehen. Diese<br />

„kleinen Fehler“ sind leicht zu korrigieren, bevor sie von den Kindern<br />

vollend verinnerlicht werden.<br />

Dazu bedarf es Sprach- und Sprechanweisungen, die die Kinder i.d.R.<br />

freudig aufnehmen; diese erfolgen aber in der Regel nicht.<br />

85


Die ErzieherInnen sehen darin selbst ein Problem, dem sie technisch und<br />

mental nicht gewachsen sind. Sprachförderprogramme und systematische<br />

und adäquate Begriffsvermittlung haben in den Kitas noch keinen Einzug<br />

gehalten. Die ErzieherInnen sind i.d.R. nicht informiert über Konzepte und<br />

Programme, geschweige denn geschult.<br />

Die ErzieherInnen haben eher selber Kommunikationsprobleme mit den<br />

Kindern; diese versuchen sie durch Lieder und Spiele zu kaschieren. Die<br />

ErzieherInnen wissen i.d.R. nicht genau, wie sie in einer multikulturellen<br />

Gruppe die Sprache Deutsch fehlerfrei vermitteln sollen; teilweise sind die<br />

ErzieherInnen nichtdeutscher Herkunftssprache, sie sprechen fehlerhaft<br />

und bemerken nicht die sprachlichen Fehler der Kinder.<br />

Es müssen also Projekte ins Leben gerufen werden, und dies sei ein<br />

Auftrag an die interkulturelle Pädagogik, die den Sprachstand der Kinder<br />

zuerst in der Muttersprache fördern und dann einen Weg zur Vermittlung<br />

der deutschen Sprache finden., die dem Niveau des Kindes angepasst ist.<br />

Das bedeutet, dass die ErzieherInnen sich weiterbilden müssen, Konzepte<br />

zur Sprachförderung erlernen müssen und sich die Qualifikation aneignen<br />

müssen, in einer multikulturellen Gruppe erfolgreich zu interagieren und<br />

kommunizieren.<br />

Man darf niemals vergessen, dass die Muttersprache der Kinder<br />

nichtdeutschsprachiger Eltern eine andere als das Deutsche ist, man darf<br />

die Kinder nicht irritieren und darf sie nicht verwirren, indem man ihnen<br />

krampfhaft versucht, die deutsche Sprache zu vermitteln. Man muss<br />

Sprachsysteme langsam den Kindern vermitteln, mit der Konsequenz,<br />

dass die Kinder erst später Deutsch lernen, dafür aber dieses fehlerfrei<br />

anwenden können.<br />

Eine wirklich gute Methode ist die bilinguale Erziehung der Kinder<br />

nichtdeutschsprachiger Elter aber auch nur dann, wenn sie konsequent<br />

von kleinst auf an (ab dem 2. Lebensjahr) vermittelt und gelehrt wird. Für<br />

viele Kinder bedeutet dies, dass die Tagesstätte nicht mehr reine<br />

86


Spielwiese ist, sondern ein Ort der Vorbereitung auf das schulische<br />

Leben.<br />

87


Anhang 3.1.1<br />

Die Hamburger Studie über den Sprachstand ausländischer Kinder im<br />

Schuleintrittsalter (Studie Reich, 2000), bezogen auf den Sprachstand<br />

türkischer Kinder, kam zu folgenden Ergebnissen (Spracherhebung in der<br />

Muttersprache und Deutsch):<br />

8% waren nicht in der Lage, sich auf türkisch zu äußern<br />

14% konnten nur vereinzelte deutsche Äußerungen produzieren<br />

23% konnten einfache kurze Sätze mit vielen unfertigen grammatischen<br />

Formen sprechen<br />

Anhang 3.1.2<br />

Die Sprachstandserhebung in allen 1. Klassen der Weddinger<br />

Grundschulen des Bezirkes Mitte von Berlin im Schuljahr 2000/2001<br />

(Bärenstark) kam zu folgenden Ergebnissen:<br />

Anhand der durch die Einzelauswertungen gegebenen Leistungsprofile<br />

wurden die Grenzwerte festgestellt und die SchülerInnen in drei<br />

Leistungsgruppen eingeteilt:<br />

1. 333 (23,6%) der überprüften Kinder benötigen keine Förderung<br />

(davon 243 deutsche und 90 nichtdeutsche Kinder)<br />

2. 488 (34,6%) der überprüften Kinder benötigen eine<br />

Sprachförderung (davon 155 deutsche und 333 nichtdeutsche<br />

Kinder)<br />

3. 590 (41,8%) der überprüften Kinder bedürfen einer intensiven<br />

Förderung (davon 45 deutsche und 545 nichtdeutsche Kinder).


Anhang 4.3.1<br />

Beobachtungsbogen/Kindergarten<br />

Noten 1 - 7<br />

1. Geschlecht: a=männlich; b=weiblich<br />

2. Alter<br />

3. nonverbale Ausdrucksform (gar nicht ausgeprägt - stark ausgeprägt)<br />

4. verbale Ausdrucksform (kaum vorhanden - stark vorhanden)<br />

5. Kommunikationsbereitschaft (sehr gering – sehr ausgeprägt)<br />

6. Interaktionsbereitschaft (sehr gering – sehr ausgeprägt)<br />

7. Deutschkenntnisse (kaum vorhanden – sehr gut vorhanden)<br />

8. Anwendung der deutschen Sprache mit anderen (kaum – viel)<br />

9. Gebrauch der Muttersprache (kaum – häufig)<br />

10 Anwendung der Muttersprache mit anderen Kindern (kaum – häufig)<br />

11. Konflikterleben (aggressiv – sehr ruhig)<br />

12. Krisenbewältigung (geringes Potential – hohes Potenzial)<br />

13. Lernbereitschaft zu Konflikten (gering – hoch)<br />

14. Spieltrieb (geringe Ambition – hohe Ambition)<br />

15 Eigenaktivität (geringe Ambition – hohe Ambition)<br />

16 Gruppenaktivität (kein Bestreben – viel Bestreben)<br />

17. Hilfestellung zu anderen Kindern (kein Aufwand – hoher Aufwand)<br />

18 Hilfesuchen bei anderen Kindern (nicht vorhanden – sehr vorhanden)<br />

19. Kind wendet sich an ErzieherIn (gar nicht – sehr intensiv)<br />

20. Feinmotorik (geringe Ausprägung – hohe Ausprägung)<br />

21. Grobmotorik (geringe Ausprägung – hohe Ausprägung)


Anhang 4.4.1<br />

Fragen<br />

I. Betreuung und Pflege der Kinder<br />

1. Wie bewerten Sie den Begrüßungsakt und den Abschiedsakt bei den<br />

Kindern<br />

(Intension, Zeitaufwand)?<br />

2. Wie bewerten Sie die Mahlzeiten der Kinder (Art und Umfang)?<br />

3. Wie bewerten Sie die Ruhemöglichkeiten der Kinder (Ruheflächen,<br />

Ruhezeiten, Pausenzeiten allgemein)?<br />

4. Wie handhaben Sie die Toilettengänge der Kinder (Kontrollieren,<br />

Sauberkeitserziehung, Hilfestellungen)?<br />

5. Wie handhaben Sie die Körperpflege der Kinder (Dusch- und<br />

Waschmöglichkeiten, Wechsel von Kleidung)?<br />

II. Möbel und Ausstattung für Kinder<br />

1.Wie bewerten Sie die Pflege und Versorgung des Mobilars und der<br />

Ausstattung (Reinigung, Sortieren, Neuerwerb)?<br />

2. Wie schätzen Sie die Lernaktivitäten für die Kinder ein (Spiele,<br />

kognitive Lernmöglichkeiten)?<br />

3. Wie bewerten Sie die Entspannungsmöglichkeiten und deren<br />

Behaglichkeit (Ruhezonen, Art der Zonen, Pausengestaltung)?<br />

4. Wie bewerten Sie die Raumgestaltung (Größe, Aufteilung,<br />

definierte Plätze für Aktionen)?<br />

5. Wie bewerten Sie die kindbezogene Ausgestaltung (Altersadäquat)?<br />

III. Sprachliche und kognitive Anregungen<br />

1.Wie handhaben Sie das Sprachverstehen (bilingual, Hilfe bei<br />

Konversationsschwierigkeiten)?<br />

2. Wie handhaben Sie den Sprachgebrauch in den Gruppen<br />

(individuell, gruppenbezogen, ein- oder mehrsprachlich)?<br />

3. Welche kognitiven Anregungen wenden Sie an (selbstgestaltete<br />

Spiele, Lernaufgaben wie Lesenlernen, Rechnen, Malen)?<br />

4. Wie handhaben Sie den allgemeinen Sprachgebrauch unter den<br />

Kindern (Umgangssprache, uni- oder bilingual)?<br />

Note


IV. Fein- und Grobmotorische Aktivitäten<br />

1. Wie bewerten Sie die Möglichkeit zur Stärkung und Förderung der<br />

Feinmotorik?<br />

2. Wie bewerten Sie die Platzverhältnisse zur Förderation der<br />

Feinmotorik (Aufteilung der Arbeitsflächen, Utensilien)?<br />

3. Wie bewerten Sie den dafür eingeplanten Zeitaufwand?<br />

4. Wie bewerten Sie die Ausstattung für die Grobmotorik<br />

(Spielraummöglichkeiten, Kinderspielplatz, Spielangebote)?<br />

5. Wie bewerten Sie den dafür eingeplanten Zeitaufwand?<br />

6.Wie bewerten Sie die Anleitung und Beaufsichtigung der Kinder<br />

(Hilfestellungen, Ratschläge, Zeitintension )?<br />

V. Kreative Aktivitäten<br />

1. Wie bewerten Sie Ihre Bemühungen zum künstlerischen Gestalten<br />

(Animation, Hilfestellung, Hilfsmittel)?<br />

2. Wie bewerten Sie Ihre Arbeit zu Musik und Bewegung (Wahl der<br />

Musikrichtung- und der instrumente, bewegungstherapeutische<br />

Maßnahmen)?<br />

3. Wie bewerten Sie Ihre Arbeit mit Bausteinen (Umfang der<br />

Materialien, Konzepierungsvorschläge)?<br />

4. Wie arbeiten Sie mit den Elementen Sand und Wasser<br />

(Möglichkeiten, mit diesen Elementen zu arbeiten wie Sandkästen mit<br />

Wasserzufuhrregelung, um Dämme, Bewässerungsanlagen, etc. zu<br />

bauen)?<br />

5. Wie bewerten Sie die Möglichkeiten von Rollenspielen<br />

(Phantasieanregung, Rollen aus dem alltäglichen Leben)?<br />

6. Wie bewerten Sie Ihre Tagesplanung auf die genannten Aspekte<br />

(Zeit- und Raumgestaltung-/innovation)?<br />

7. Wie bewerten Sie Ihre Anleitungsbestrebungen und die Art Ihrer<br />

Beaufsichtigung (Tips, individuelle/gruppendynamische Interaktion<br />

mit dem Kind/den Kindern)?<br />

VI. Sozialentwicklung<br />

1. Wie bewerten Sie die Rückzugsmöglichkeiten für die Kinder<br />

(Kuschelecken, Beschäftigungsecken, für die eigenen Interessen)?<br />

2. Wie beurteilen Sie die Freispielmöglichkeiten (autonome Zone für<br />

Eigeninitiativen ohne Kontrolle)?<br />

3. Wie beurteilen Sie die Teilgruppenarbeit (Aufteilung in Gruppen für<br />

Teilaufgaben)?<br />

4. Wie bewerten Sie die Atmosphäre innerhalb der Gruppen<br />

(Dynamik, Begeisterungsfähigkeit, Teamwork, Empathie)?<br />

5. Wie beurteilen Sie die Vorkehrungen für die Kinder mit besonderen<br />

Bedürfnissen (Einzelgänger, Begabtenförderung, verhaltensauffällige<br />

Kinder)?


VII. ErzieherInnen/Eltern<br />

1. Wie bewerten Sie die Räumlichkeiten speziell für die<br />

ErzieherInnen?<br />

2. Wie bewerten Sie die Förderungsmöglichkeiten für die<br />

ErzieherInnen?<br />

3. Wie beurteilen Sie Ihre Treffmöglichkeiten (innerhalb der eigenen<br />

Gruppe oder mit anderen ErzieherInnen)?<br />

4. Wie bewerten Sie die Elternarbeit (Einbezug der Eltern in Ihre<br />

Arbeit und in die Entwicklung derer Kinder)?<br />

Anhang 4.4.2<br />

Gesamtauswertung der einzelnen Positionen<br />

Frage P1 P2 P3 P4 P5 P6 P7 ∅ Stand.<br />

I.1 5 7 7 5 5 5 5 5,6 6<br />

I.2 5 3 3 5 5 5 5 4,4 4<br />

I.3 7 5 4 5 4 7 5 5,3 5<br />

I.4 5 5 5 4 4 5 5 4,7 5<br />

I.5 5 5 5 5 5 5 5 5,0 5<br />

II.1 5 4 3 3 3 4 4 3,7 4<br />

II.2 5 5 5 5 4 7 5 5,1 5<br />

II.3 3 4 5 5 4 7 5 4,7 5<br />

II.4 5 5 5 4 5 7 5 5,1 5<br />

II.5 5 5 5 5 4 7 5 5,1 5<br />

III.1 5 5 5 5 5 7 7 5,6 6<br />

III.2 5 5 5 5 5 7 7 5,6 6<br />

III.3 3 5 5 5 5 7 7 5,3 5<br />

III.4 1 5 5 5 4 7 7 4,9 5<br />

IV.1 5 5 7 5 4 7 5 5,4 5


IV.2 5 5 7 4 3 7 5 5,1 5<br />

IV.3 3 5 5 4 3 7 5 4,6 5<br />

IV.4 5 4 4 5 5 7 7 5,3 5<br />

IV.5 3 5 4 4 5 7 5 4,7 5<br />

IV.6 5 5 4 5 5 7 7 5,4 5<br />

V.1 5 4 7 5 5 7 5 5,4 5<br />

V.2 3 5 5 4 5 5 7 4,9 5<br />

V.3 5 5 5 5 4 5 5 4,9 5<br />

V.4 5 3 4 5 4 7 5 4,7 5<br />

V.5 3 5 3 5 5 7 7 5,0 5<br />

V.6 5 5 5 5 4 5 5 4,9 5<br />

V.7 5 5 5 5 5 7 7 5,6 6<br />

VI.1 3 5 5 4 4 5 5 4,4 4<br />

VI.2 3 5 7 5 5 5 7 5,3 5<br />

VI.3 1 5 5 5 5 5 5 4,4 4<br />

VI.4 5 5 5 4 4 7 7 5,3 5<br />

VI.5 3 5 4 4 5 5 5 4,4 4<br />

VII.1 5 5 3 4 4 5 5 4,4 4<br />

VII.2 7 5 5 5 4 5 5 5,1 5<br />

VII.3 3 5 5 4 4 5 5 4,4 4<br />

VII.4 1 5 5 5 5 5 5 4,4 4


7. Quellen:<br />

1. Diehm/Radtke: Erziehung und Migration. Eine Einführung.; Str; Verlag W.<br />

Kohlhammer;1999<br />

2. Mehrländer, Ursula/Schulze, Günther (Hg.):Einwanderungsland Deutschland.<br />

Neue Wege nachhaltiger Integration; Bonn; Dietz; 2001<br />

3. Treibel, Annette: -Migration in modernen Gesellschaften. Soziale Folgen von<br />

Einwanderung, Gastarbeit und Flucht; Weinheim, Muc; Juventa Verlag; 1999<br />

4. Herrmann, Helga: Ausländische Jugendliche in Schule, Ausbildung und Beruf;<br />

Köln; Deutscher Institut-Verlag; 03/1993<br />

5. Nienaber, Ursula: Migration- Integration und Biographie: Biographieanalytische<br />

Untersuchungen auf der Basis narrativer Interviews am Beispiel von<br />

Spätaussiedlern aus Polen, Rumänien und der UdSSR; Münster, N.Y.; Waxmann;<br />

1995<br />

6. Behnken, Imhke/Zinnecker, Jürgen a.a.: Kindheiten. Jugendliche im Prozeß der<br />

Vereinigung. Eine Schülerstudie von 1990; Weinheim/Muc; Juventa verlag;1991<br />

7. Weiss, Karin/Rieker,Peter (Hrsg.): Allein in der Fremde. Fremdunterbringung<br />

ausländischer Jugendlicher in Deutschland; Münster; Waxmann; 04/1997<br />

8. Alamdar-Niemann, Monika: Türkische Jugendliche im Eingliederungsprozeß. Eine<br />

empirische Untersuchung zur Erziehung und Eingliederung türkischer<br />

Jugendlicher in Berlin (West) und der Bedeutung ausgewählter individueller und<br />

kontextueller Faktoren im Lebenslauf; Verlag Dr. Kovac; 1995<br />

9. Atabay, Ilhami: Ist dies mein Land; Identitätsentwicklung türkischer<br />

Migrantenkinder- und jugendlicher in der BRD. Pfaffenweiler; Centaurus-<br />

Verlagsgesellschaft; 1994<br />

10. Auerheimer, Georg: Der sogenannte Kulturkonflikt. Orientierungsprobleme<br />

ausländischer Jugendlicher ausländischer Jugendlicher; Frankfurt/New York;<br />

Campus Verlag; 1989<br />

11. Kroon, Sjaah/Pagel, Dietmar/Vallen, Ton: Multiethnische Gesellschaft und schule<br />

in Berlin; Münster/New York; Waxmann; 1992<br />

12. Lajios, Konstantin (Hrsg.): Die ausländische Familie- Ihre Situation und Zukunft in<br />

Deutschland; Opladen; Leske und Budrich; 1998


13. Cavalli-Werdel, Alessandra: Schicksale italienischer Migrantenkinder. Eine<br />

Fallstudie zur Schul- und Familiensituation; Weinheim; Deutscher Studien-Verlag,<br />

1989<br />

14. Achter Jugendbericht: Hg: Der Bundesminister für Jugend, Frauen und<br />

Gesundheit; Bonn 1990<br />

15. Akpinar/Lopez-Blasco/Vink: Pädagogische Arbeit mit ausländischen Kindern und<br />

Jugendlichen; Juventa; Muc; 1979<br />

16. Hoffmann, L.: Deutsche Interessen und die Ausländer. In: VIA-Magazin 4,`88:<br />

Diskussion um das neue Ausländergesetz;VIA e.V.; Bonn; 1988<br />

17. Zehnbauer, A.: Vorschul- und Elementarerziehung. In: Handwörterbuch zur<br />

Ausländerarbeit; Hh: G. Auernheimer; Weinheim/Basel, 1984<br />

18. Accordo, Armando: Das Schulversagen ausländischer Kinder und die Ohnmacht<br />

der Schule: Der Fall Gevelsberg. In: Lernen in Deutschland 2;S. 157-160; 1992<br />

19. Beauftragte der Bundesregierung für die Belange der Ausländer; Hrsg.: Daten<br />

und Fakten zur Ausländersituation; 14.Auflage; Bonn; 1994<br />

20. Boos-Nünning, Ursula: Schul- und Berufssituation von Jugendlichen<br />

ausländischer herkunft, insbesondere von Mädchen und Frauen; In:<br />

Chansengleichheit für ausländische Jugendliche; Gesprächskreis Arbeit und<br />

Soziales 29; Bonn; Friedrich-Ebert-Stiftung; S. 33-51; 1994<br />

21. Breisch, Wilfried: Früh beginnender Fremdsprachenunterricht. In: Irmgard/Hegele<br />

u.a.: Kinder begegnen Fremdsprachen; Braunschweig; Westermann; S.19-32;<br />

1994<br />

22. Kornmann, Reiner: Förderdiagnostik für ausländische Kinder und Jugendliche mit<br />

Lernproblemen in der deutschen Schule; MTS-Script.; Frankfurt/Main; Max-<br />

Träger-Stiftung; 1991<br />

23. Luchtenberg, Sigrid: Sprachunterricht in der Grundschule in multikulturellen<br />

Gesellschaften – ein asustralisch-deutscher Vergleich; In: Neusprachliche<br />

Mitteilung 2; S. 78-83; 1966a<br />

24. Nieke, Wolfgang: Situation ausländischer Kinder und Jugendlicher in der BRD:<br />

Vorschule, Schule, Berufsausbildung, Freizeit, Kriminalität; In: Konstantin Lajos:<br />

Die zweite und dritte Ausländergeneration. Ihre Situation und Zukunft in der BRD;<br />

Opladen; Leske und Budrich; S.13-41; 1991a<br />

25. Oomen-Welke, Ingelore: Von der Nützlichkeit der vielen Sprachen auch im<br />

Deutschunterricht; In: Ann Peyer/Paul R. Portmann: Norm, Moral und Didaktik –


Die Linguistik und ihre Schmuddelkinder. Eine Aufforderung zur Diskussion;<br />

Thübingen; Niemeyer Verlag; S. 219-316; 1996<br />

26. Schulte, Bunert, Ellen: Ausländer in der BRD. Texte der Kinder- und<br />

Jugendliteratur als selbstvertretende Erfahrung im Prozeß interkulturellen<br />

Lernens; Frankfurt/Main;Verlag für interkulturelles Lernens; Frankfurt/Main; Verlag<br />

für interkulturelle Kommunikation; 1993<br />

27. Beck/Scholz: Beobachten im Schulalltag. Ein Studien- und Praxisbuch;<br />

Frankfurt/Main; 1995<br />

28. Diehm, Isabell: Das Synomym für ausländischer Kinder Ist Problemkinder; In:<br />

päd.extra 20,1; S. 29-31; 1992<br />

29. Köhler, Dörte: Pädagogische Betreuung an Schulen für Lernhilfe; In: Kommunale<br />

Ausländerinnen- und Ausländerveretung (KAV) der Stadt Frankfurt/Main; Hg.:<br />

Sonderschulen, Schulen für Migrantenkinder; Dokumentation einer Anhörung am<br />

21.11.1996; Mönchengladbach; S. 61-79; 1998<br />

30. Tomas Grunert: Einwanderer in Wedding. Eine Bestandsaufnahme ihrer sozialen<br />

Situation im Bezirk und der kommunalen Integrationsangebote vor der Berliner<br />

Bezirksfusion; Hg.: Bezirksamt Wedding –Die Ausländerbeauftragte-; Txl; Pro<br />

Buisiness Verlag; 2000<br />

31. Jürgen Friedrich: Methoden empirischer Sozialforschung; Opladen;<br />

Westdeutscher Verlag GmbH; 1980<br />

32. H.-G. Roßbach: Analyse von Meßinstrumenten zur Erfassung von<br />

Qualitätsmerkmalen frühkindlicher Betreuungs- und Erziehungswelten; Institut für<br />

sozialwissenschaftliche Forschung; Münster; 1993<br />

33. DJI: Wie Kinder multikuturellen Alltag erleben; Ergebnisse einer Kinderbefragung;<br />

04/2000<br />

34. Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport in Berlin: Bericht über die<br />

Sprachstandserhebung in allen 1. Klassen der Weddinger Grundschulen des<br />

Bezirkes Mitte von Berlin; 2002<br />

35. Bezirksamt Wedding von Berlin: Die Abteilung für Jugend und Bildung,<br />

Jugendhilfeplanung: 1. Kinder- und Jugendhilfebericht; 1998<br />

36. Klaus J. Bade: Integration und Illegalität in Deutschland; 08/2002<br />

37. Ulrich Steinmüller: Begriffsbildung und Zweitsprachen erwerb. Ein Argument für<br />

den muttersprachlichen Unterricht


38. H.H. Reich et. Al.: Spracherwerb zweisprachig aufwachsender Kinder und<br />

Jugendlicher. Ein Überblick über den Stand der nationalen und internationalen<br />

Entwicklung; 08/2002<br />

39. DJI: Bulletin 60/61. Bildungs- und Lerngeschichten von Kindern; von H.R. Leu;<br />

12/2002<br />

40. Bundesministerium für Familie, Senioren und Jugend: Integration von Familien<br />

ausländischer Herkunft; 12/2001<br />

41. DJI: Beobachtungsverfahren und Befragungsmöglichkeiten von Kindern im<br />

Kleinkinderalter; von T. Rohrmann; 1996<br />

42. DJI: Förderung des Spracherwerbs und der kommunikativen Fähikeiten im<br />

Vorschul- und Grundschulalter; Doku des Workshops 22./23.11.2001

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