Magisterarbeit - 4-yu
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<strong>Magisterarbeit</strong><br />
Thema:<br />
„Die Sozialisation von Kindern nichtdeutschsprachiger Eltern im<br />
Kindergarten: Modelle und empirische Beobachtungen<br />
Dozentin:<br />
Frau Prof. Dr. Y. Schütze<br />
Abteilung Soziologie und Pädagogik<br />
Von:<br />
Detlev Sauerhöfer<br />
Köpenicker Landstraße 41<br />
12435 Berlin<br />
030-53 21 79 28<br />
detlev.sauerhoefer@4-<strong>yu</strong>.de<br />
Matrikel_Nr. 11 88 08
-Inhalt<br />
1. Einleitung S. 1-2<br />
2. Die Gastarbeiterfamilie S. 3-4<br />
2.1 Die Familie zwischen Tradition und Moderne: Der Vater, die Mutter,<br />
die Kinder S. 5-11<br />
2.2 Fallbeispiel S. 12-16<br />
3. Die Sprache und ihre Bedeutung: Das Recht auf Sprache S. 17-21<br />
3.1 Sprache und Integration S. 22-25<br />
3.2 Zweisprachigkeit: Muttersprache und Deutsch S. 26-28<br />
3.3 Sprachförderungsmaßnahmen S. 29-32<br />
4. Bestandaufnahme S. 33<br />
4.1 Am Wedding S. 34-36<br />
4.2 Die Kindertagesstätte S. 37<br />
4.2.1 Aufgabe der Kindertagesstätte S. 38-40<br />
4.2.2 Modelle der Kindertagesstätten S. 41-44<br />
4.3 Beobachtungen in den Betreuungseinrichtungen S. 45-59<br />
4.4 Expertenbefragung S. 60<br />
4.4.1 Selbstauskunft der ErzieherInnen S. 61-65<br />
4.4.2 Interviews mit den ErzieherInnen S. 66-80<br />
5. Schlussfolgerung S. 81-<br />
6. Anhang<br />
7. Quellen<br />
1
1. Einleitung<br />
Die PISA-Befunde von 2000 zeigten, dass fast 50% der Jugendlichen aus<br />
Zuwandererfamlien die elementare Lernstufe im Lesen und Schreiben<br />
(Kompetenzstufe 1) nicht überschritten. Obwohl 70% von Ihnen die<br />
deutsche Schule bis zum Abschluß durchlaufen haben, treten<br />
Sprachschwierigkeiten 1 auf; eine Förderung und damit eine Verbesserung<br />
der deutschen Sprachkompetenz muß schon ab dem Kindergarten<br />
beginnen, und zwar eine differenzierte Sprach- und Sprechentwicklung,<br />
insbesondere in Einzugsgebieten mit hohem Ausländeranteil.<br />
In meiner Arbeit will ich der Frage nachgehen, wie sich zum<br />
gegenwärtigen Zeitpunkt der Erwerb der deutschen Sprache bei den<br />
Kindern nichtdeutschsprachiger Eltern vollzieht, und wie sich durch<br />
Sprache der damit verbundene Interaktionsprozeß äußert.<br />
Ich gehe davon aus, dass bei frühzeitiger Schulung der deutschen<br />
Sprache sowie der Muttersprache eine Leistungsverbesserung zu<br />
verzeichnen wäre, die sich auf die Schullaufbahn positiv auswirkt.<br />
Ich habe dazu diverse Kindergartenmodelle ausgewählt, die einen hohen<br />
Anteil an Kindern nichtdeutschsprachiger Eltern haben.<br />
Weiterhin habe ich mit sechs ErzieherInnen Interviews an sechs<br />
Kindergärten durchgeführt (freie und bezirkseigene Träger) und<br />
Beobachtungen in vier Kindergärten.<br />
Themenschwerpunkt dieser Arbeit ist es zu ermitteln, wie es um den<br />
Erwerb der deutschen Sprache bei den Kindern nichtdeutschsprachiger<br />
1 Siehe dazu die Studie über Lese- und Rechtschreibekompetenz KS HAM 4/5 von 1998: Hier<br />
wurde über die Einzugsgebiete in Hamburg mit hohem Ausländeranteil ermittelt, dass eine<br />
mangelnde Kompetenz im Lesen und Schreiben vorliegt, vorwiegend bei Kindern<br />
nichtdeutschsprachiger Eltern
Eltern aussieht und welche Bemühungen seitens der ErzieherInnen<br />
unternommen werden, diesen zu fördern.<br />
Dazu sollen die Bebachtungen der Kinder (16 Kinder deutscher und nichtdeutscher<br />
Herkunftssprache) verglichen werden.<br />
Eine Bestandsaufnahme im Bezirk Wedding, auf den sich meine Arbeit<br />
konzentriert, soll zeigen, dass es einige reformpädagogische Modelle gibt,<br />
die sich mit der genannten Problematik beschäftigen. Inwieweit sie der<br />
Aufgabe gerecht werden, versuche ich zu ermitteln.<br />
2
2 Die Gastarbeiterfamilie<br />
Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der 50er Jahre in Deutschland<br />
wurden ausländische Arbeiter angeworben, meist für eine begrenzte<br />
Dauer, um für diese Zeit den Bedarf an Arbeitskräften zu decken, für die<br />
keine Deutschen zur Verfügung standen.<br />
Die Wirtschaft in Deutschland berücksichtigte nie, dass so viele<br />
Gastarbeiter über einen längeren Zeitraum im Land verweilen würden.<br />
Man ging davon aus, dass die Gastarbeiter nach geraumer Zeit in ihre<br />
Heimat zurückkehren würden.<br />
Zwar kamen einige Frauen und Kinder zu ihren Männern, in der Regel<br />
nach drei Jahren, dass sie sich aber womöglich in Deutschland sesshaft<br />
machen, wurde nie ernsthaft in Erwägung gezogen.<br />
Doch die Wirklichkeit zeigte, dass trotz des isolierten Lebens der<br />
Gastarbeiter unter ärmlichen Voraussetzungen diese nicht zurückkehren<br />
wollten, zumal sie die Familien in der Heimat finanziell so unterstützen<br />
konnten, um Land zu erwerben und dort zu bauen.<br />
Die Anwerbung von Gastarbeiter wurde dann 1973 gestoppt; bis zu<br />
diesem Zeitpunkt verpflichtete die Wirtschaft u.a. über 163.000 Arbeiter<br />
aus der Türkei.<br />
Die Männer, die nun eine begrenzte Aufenthaltsgenehmigung hatten, da<br />
sie in einem Arbeitsverhältnis standen, wollten nicht weiterhin von ihren<br />
Familien getrennt sein. Durch Abkommen zwischen der deutschen<br />
Regierung und der Wirtschaft kam es deshalb zu systematischen Zuzügen<br />
der Familienangehörigen. Dadurch entstand eine Zuwanderung, deren<br />
Kapazität eine soziale Versorgung der Gastarbeiterfamilien nicht mehr<br />
ermöglichte (Fehlen an Kindergärten, Schulbildungsmöglichkeiten,<br />
Ausbildungsmöglichkeiten).<br />
3
Aber man ignorierte auch die Möglichkeiten, den Gastarbeitern eine<br />
Integrationsbasis zu vermitteln; ebenso war die deutsche Bevölkerung auf<br />
die „islamische Welle“ in keiner Weise vorbereitet worden.<br />
DieGastarbeiter zogen sich darauf hin in „ihre eigenen Viertel“ zurück.<br />
Für die Gastarbeiter brachte die Zusammenführung eigene Probleme mit<br />
sich. Durch die jahrelange Trennung von der Familie und den daraus<br />
folgenden Verlust der Kernfamilie, dessen Oberhaupt der Vater war,<br />
musste sich die Familie neu organisieren.<br />
Die Vorstellung der Männer, Frauen und Kinder zu dominieren, verlief<br />
nicht mehr so wie in der Heimat.<br />
4
2.1 Die Familie zwischen Tradition und Moderne: Der Vater, die Mutter,<br />
die Kinder<br />
Die traditionelle Familienvorstellung der Gastarbeiterfamilien (ab hier sage<br />
ich nicht mehr Gastarbeiter, sondern Migranten) ist dem deutschen<br />
ähnlich, wie es in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts gehandhabt<br />
wurde.<br />
Der Vater gilt als Familienoberhaupt, der über Frau und Kind bestimmt.<br />
Diese haben sich den Wünschen des Mannes unterzuordnen.<br />
Das Leben in Deutschland aber führte zu Veränderungen in den<br />
Migrantenfamilien. Trotz des Versuches des Mannes, die deutschen<br />
Gepflogenheiten vor der eigenen Familien fernzuhalten, übernahmen die<br />
Kinder einige Gebräuche aus dem deutschen Umfeld.<br />
Der Vater:<br />
Die Männer, die Anfang 1960 als Gastarbeiter nach Deutschland kamen,<br />
waren i.d.R. Italiener, Portugiesen und Griechen. Erst nach 1965 kehrten<br />
vieler dieser Männer in ihre Heimat zurück und es wurden mehr und mehr<br />
türkische Arbeiter angeworben.<br />
Die Männer aus den islamischen Ländern waren sehr stark an ihre<br />
Traditionen gebunden, die vom Glauben bestimmt wird.<br />
Autorität und Religiösität galten und gelten immer noch als die prägenden<br />
Merkmale der Erziehung.<br />
Dieses Bild einer männerdominierenden Welt ließ sich aber nicht mehr<br />
aufrechterhalten. Durch die Abwanderung nach Deutschland wurde die<br />
Kernfamilie zerrissen. Die Familienstruktur in der Heimat versuchte man<br />
zu erhalten, indem die Männer männliche Verwandte (Oheime) als<br />
Familienoberhaupt bestimmten. Doch durch die jahrelange Trennung von<br />
Frau und Kind und die oft so späte Zusammenführung mit den schon<br />
5
heranwachsenden Kindern änderte sich in Deutschland die Autoritäts- und<br />
Rollenstruktur des Mannes: Die Familie hatte sich ihm entfremdet.<br />
Zwar versuchten die Männer ihre Struktur formal aufrecht zu erhalten, die<br />
innerfamiliale Autorität wurde jedoch immer wieder in Frage gestellt.<br />
Nachdem sich die Familien soweit in Deutschland eingelebt hatten, kam<br />
es unweigerlich im Laufe der Zeit zu Kontakten mit dem deutschen<br />
Umfeld, die eine völlig andere Lebensweise reflektierte.<br />
Die Väter versuchten, diese Kontakte zu unterbinden, damit keine<br />
außerislamischen Einflüsse das schon geschwächte Familienbild noch<br />
weiter zerrütteten.<br />
Den Männern war und ist die Familie das Kernstück des Korans. Da sie<br />
über Jahre hinweg isoliert in Deutschland lebten, ohne das es wirklich zu<br />
einer Annäherung mit der deutschen Bevölkerung kam, sahen sie auch<br />
keinen Grund, dieses zu tuen, als die Familien nachzogen.<br />
Denn es war nur der Glaube und die Hoffnung, die Familie wieder vereint<br />
zu sehen, was ihnen die Kraft gab, ihre Welt wieder ins rechte Lot zu<br />
hieven.<br />
Von 1965 – 1973 kamen noch viele Männer aus der Türkei nach<br />
Deutschland. Die Familien folgten dann größtenteils nach spätestens drei<br />
Jahren. Jetzt wurde auch den Frauen die Möglichkeit offeriert, zu<br />
arbeiten.<br />
Die Veränderung brachte die Männerwelt vollends ins Wanken: eine Frau,<br />
die arbeitet, kann sich nicht richtig um die Kinder und den Haushalt<br />
kümmern – dies war für die Vorstellungswelt der Männer abstrus.<br />
Die Kinder gingen schon auf die Schulen der „Ungläubigen“, was zu<br />
Auseinandersetzungen mit den Vätern führte.<br />
Der Koran schreibt vor, dass der Vater streng, gütig und gerecht Frauen<br />
und Kindern gegenüber sein muß und das diese die Worte des Vaters zu<br />
befolgen haben. Dies ließ sich in der Heimat realisieren; durch den<br />
Kultureinfluß einer ihnen fremden Lebensweise wurden die Risse in der<br />
6
Familienstruktur immer deutlicher. Die Männer fühlten sich unverstanden<br />
und nicht mehr geachtet.<br />
Die Situation verschärfte sich in den Folgejahren, als eine große Welle<br />
von Entlassungen im wirtschaftlichen Leben die Männer, die als<br />
Gastarbeiter kamen, betraf. Damit verloren die Männer als Versorger der<br />
Familie, eben durch die Arbeitslosigkeit, immer mehr an Status innerhalb<br />
der Familie.<br />
Die Mutter:<br />
Die Frau spielt in der Heimat der Moslems nur eine den Mann begleitende<br />
Rolle. Ihre Aufgabe war es, dem Mann den Haushalt zu führen und die<br />
Kinder sittenstreng zu erziehen.<br />
Als die Frauen ihren Männern nach Deutschland folgten, hatten viele von<br />
ihnen keine fundierte Schulausbildung und es waren viele Analphabeten<br />
unter ihnen.<br />
Die Wertevorstellungen der Frau waren orientiert an denen der Männer,<br />
und diese versuchten sie auf ihre Kinder zu übertragen.<br />
Durch ihr Auftreten in Deutschland als kopftuchbedeckte Frau, die durch<br />
viel Kleidung verhüllt war, kam es zu wirklichen Missverständnissen<br />
gegenüber der deutschen Bevölkerung. Es fehlte den Frauen die Kenntnis<br />
der deutschen Sprache und die Gepflogenheiten des Lebens: Wo kaufe<br />
ich die Lebensmittel ein, was tue ich, wenn ich oder eines der Kinder<br />
krank ist.<br />
Die Frauen waren so einer gewissen Willkür gegenüber den Deutschen<br />
ausgesetzt; dies ging solange, bis sich türkische Händler und Ärzte in den<br />
türkischen Einzugsgebieten wie z.B. in Kreuzberg in Berlin niederließen<br />
und es den türkischen Frauen möglich wurde, in einer ihnen gewohnten<br />
Umgebung zu interagieren.<br />
Die Mutter ist der Ansprechpartner für die Kinder in der Familie. Sie ist<br />
Mittlerin zum Vater, der mit den alltäglichen Problemen nicht konfrontiert<br />
werden soll. Und sie war ganz auf die Rolle im Haushalt fixiert.<br />
7
In den frühen 70er Jahren des letzten Jahrhunderts kam es aber zu einem<br />
Wandel dieser familienstrukturellen Position.<br />
In verschiedenen wirtschaftlichen Sektoren, wie in Nähereien,<br />
textilverarbeitender Industrie, dem Reinigungswesen kam es zu<br />
Anwerbungen türkischer Frauen, also für Arbeiten, die die Männer nicht<br />
ausführen wollten oder konnten.<br />
Die bedeutete für viele Familien einen finanziellen Zuwachs, um sich ein<br />
besseres Leben verwirklichen zu können. Die Männer betrachteten wohl<br />
teilweise diese Möglichkeit als eine kurzfristige Lösung.<br />
Doch der Arbeitsmarkt änderte sich in den nächsten Jahren für die<br />
Männer; nur die Frauen konnten nun öfters ihre Stellung erhalten und<br />
wurden somit wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Familie.<br />
Die Frauen passten sich, anders als die Männer, der neuen Situation an.<br />
Viele richteten sich nach der deutschen Lebensweise wie das Tragen<br />
moderner Kleidung und viele legte ihr Kopftuch ab. Dies kann man wohl<br />
als einen Bruch zu den Traditionswerten bezeichnen.<br />
Die Frauen lernten dazu. Sie mussten nicht nur Geld verdienen und die<br />
Familie versorgen, ihr Autoritätsstatus in der Familie wuchs. Dies geschah<br />
nicht über Nacht und war mit vielen interfamilialen Auseinandersetzungen<br />
verbunden. Die Frau erfuhr etwas, was sie bis zu diesem Zeitpunkt kaum<br />
kannte: Selbstwertgefühl und Stärke der eigenen Person.<br />
Viele Frauen haben lange versucht, es ihren Männern recht zu machen.<br />
Doch der Aufbruch zur Selbstbestimmung war nun so weit fortgeschritten,<br />
dass bereits die Töchter von den Errungenschaften der Mütter profitierten.<br />
Die Frau war nicht mehr bloß Nachwuchshüterin und Gattengespielin in<br />
einer Großfamilie mit über 4 Kindern 1 , sondern sie erlebte die<br />
mitteleuropäisch-geprägte Emanzipation 2 .<br />
1 Aus Nauck/Allmandar-Niemann, 1998: Typisches Bild einer Migrantenfamilie<br />
(von 1.000 Familien): 13% - 1Kind; 70% - 2-3 Kinder; 15% - 4 – mehr Kinder<br />
2 mehr als 50% der verheirateten türkischen Frauen arbeiten heute ganztags<br />
8
Die Frau nimmt Einfluß auf die familiale Infrastruktur. Dies ist gar nicht so<br />
überraschend, betrachtet man die Positionen von Mann und Frau in der<br />
Familie wie die Übernahme männerzentrierter oder frauenzentrierter<br />
Funktionen.<br />
Die Kinder:<br />
Das Leben der Kinder in Deutschland im Hause ihrer Eltern wird mit zwei<br />
Wertesystemen konfrontiert:<br />
1. zum einen mit dem deutschen Umfeld (Schule, Arbeit); der Einfluß<br />
von außen und die damit verbundenen Freiheiten werden von den<br />
Kindern genutzt.<br />
2. zum anderen die konservativen Strukturen des Elternhauses; sie<br />
setzen Gehorsam und Disziplin voraus.<br />
Dies führte unweigerlich zu Konflikten.<br />
Durch die Aufrechterhaltung der in der Familie durch den Vater<br />
vermittelten Verhaltens- und Beziehungsmusters, die die Bedeutung von<br />
Familie, Heirat, Ehe, die Rolle von Mann und Frau widerspiegeln, wird im<br />
elterlichen Haus den Kindern eine Welt auferlegt, die mit ihrem Leben in<br />
Deutschland wenig gemeinsam hat.<br />
Viele der Kinder kamen als 5 – 10 jährige nach Deutschland oder wurden<br />
hier geboren. Die Erinnerung an die Heimat verschwindet bei den älteren,<br />
die in Deutschland Geborenen kennen nur Deutschland als ihre Heimat.<br />
Wenn die Eltern von deren Heimat erzählen, ist das für die Kinder nicht<br />
mehr nachvollziehbar und wird immer mehr verleugnet; „Heimat“, so<br />
sagen viele in Deutschland geborenen Migrantenkinder,“ das sind die<br />
Wurzeln meiner Eltern“.<br />
Die Jungen erleben eine andere Erziehung als die Mädchen. Sie genießen<br />
zwar mehr Entscheidungsfreiheiten, werden aber durch den Vater stärker<br />
kontrolliert und der religiösen Erziehung unterworfen. Dies ist darauf<br />
9
zurückzuführen, dass die Söhne nach dem Ableben des Vaters<br />
Familienoberhaupt werden und hohe Verantwortung tragen müssen.<br />
Die Jungen können also nicht in den Tag hineinleben, sie werden wie die<br />
Mädchen rollenspezifisch erzogen. Von den Jungen wird viel gefordert:<br />
Sie müssen den Koran studieren, müssen fleißig und strebsam sein und in<br />
der Schule gute Leistungen erbringen.<br />
Den Mädchen geht es nicht anders: sie sollen sittsam sein und auf ihre<br />
Rolle der Hausverweserin vorbereitet werden. Die Ablehnung des<br />
„modernen Mädchens“ ist aber mittlerweile deutlich sichtbar: neben den<br />
wenigen religiös orientierten Mädchen dominiert die Gruppe der<br />
Modernen, der Chiquen, der Aufgeklärten und der Fordenden.<br />
Schließlich wissen die Kinder, dass sie in Deutschland künftig leben<br />
werden. Von 100% befragter türkischer Jugendlichen, die zu ihrem<br />
künftigen Lebensort befragt wurden 3 , bestimmten mit 41,7% die BRD und<br />
nur 8,3% die Türkei; 6,5% bevorzugten ein anderes Land und über 43,5%<br />
wussten es nicht.<br />
Man kann den Sozialisationsprozeß der Kinder von Migranten (2.<br />
Generation) in drei Sozialisationsstufen gliedern:<br />
1. die primäre Sozialisation im Elternhause<br />
2. die sekundäre Sozialisation im Kindergarten und der Schule<br />
3. die tertiäre Sozialisation in Peergroups.<br />
Dies alles zeigt deutlich die Situationenmomente auf, in den sich die<br />
Kinder von Migranten befinden. Sie such einerseits den Kontakt außerhalb<br />
der Familie, um Erfahrungen und Bestätigungen zu sammeln, müssen<br />
aber ihr Verhalten anderseits gegenüber der Familie rechtfertigen und<br />
behaupten.<br />
Auf diesem Weg einer Identitätsfindung entstehen Probleme wie<br />
Loyalitätskonflikte und Ambivalenzgefühle den Eltern gegenüber; denn<br />
viele Eltern betrachten das Verhalten ihrer Kinder als einen Verrat<br />
3 eine Umfrage in West-Berlin<br />
10
gegenüber der eigenen Heimatkultur, wenn sie sich dem deutschen<br />
Umfeld zu sehr öffnen.<br />
Die Kinder suchen ihr Recht auf Selbstbestimmung und<br />
Selbstverwirklichung. Die Auflehnung gegenüber den Eltern war auch in<br />
der jüngeren deutschen Geschichte anzutreffen: Die Zeit der Halbstarken<br />
und die der Flower-Power-Generation.<br />
Eine junge Griechin (Katharina, 30 Jahre) formuliert diesen Akt<br />
folgendermaßen:<br />
„Das wir als Kinder gegen die Eltern rebellierten und uns Freiheit erkämpft<br />
haben, haben wir in Deutschland gelernt“.<br />
Fazit:<br />
Der Integrationsprozeß und ein annähernder Sozialisationsprozeß für<br />
Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern und derer Eltern ist heute wie<br />
damals ein schwieriges Unterfangen. In Deutschland hatte man jahrzehnte<br />
lang die Augen vor Modernisierungsmaßnahmen geschlossen und alles<br />
bis zum Stau hin aufgeschoben. Lösungsvorschläge werden heroiert, aber<br />
nicht ernsthaft umgesetzt. Die kleinen Schritte zum Aufbruch der<br />
Migranten aus dem Ghetto sind halbherzig. Obwohl man weis, dass ein<br />
jeder den Anteil am Preis zu zahlen hat, will keiner seinen Teil bezahlen:<br />
Wenn ich etwas bekomme, muß ich dafür einen Teil von mir hergeben.<br />
11
2.2 Fallbeispiel<br />
Dokumentation: “Denk ich an Deutschland – Wir haben vergessen<br />
zurückzukehren”; 3SAT, 31.10.2002, 22.25 Uhr<br />
Ein Beispiel einer türkischen Gastarbeiterfamilien soll die Lebenssituation<br />
in Deutschland zeigen (nach einem Fernsehbericht).<br />
Es gibt den Vater, die Mutter und die beiden Söhne.<br />
Vater:<br />
-Mustafa Akin, geb. 1941 in Villos am Schwarzes Meer.<br />
-Schulbildung: mittlere Reife in der Türkei<br />
-arbeitete als Fischer in Villos<br />
-kam mit 23 Jahren (1964) nach Deutschland<br />
-arbeitete als Gebäudereiniger<br />
-wurde nach 2 Jahren als Meister eingestellt, weil er fleißig und arbeitsam<br />
war; er wollte Geld verdienen, um es an die Familie in die Heimat zu<br />
schicken; integriert sich gut in die Arbeitswelt; anfangs latenter Wunsch<br />
auf Rückkehr.<br />
Mutter:<br />
-Yildem Akin, geb. 1947 in Villos<br />
-Ausbildung zur Lehrerin in der Türkei; nicht im Beruf gearbeitet.<br />
-mit 20 Jahren Mustafa geheiratet und geht mit ihrem Mann, der seit 3<br />
Jahren in Deutschland arbeitet, dorthin<br />
-Wunschtraum: Modernes Leben; Realität: alte Wohnung ohne Bad und<br />
Küche<br />
-sie wollte gleich in Deutschland einen Deutschkurs belegen, ihr Mann war<br />
aber dagegen<br />
-sie fühlte sich nutzlos und hilfslos<br />
12
-sie will nicht nur Hausfrau sein<br />
-will berufstätig sein, will die deutsche Sprache lernen, will eine Aufgabe<br />
haben<br />
-sie setzt sich durch: arbeitet bei Douglas und lernt über Jahre hinweg die<br />
deutsche Sprache (war zu dieser Zeit die einzigste Ausländerin bei<br />
Douglas)<br />
-1978 bewarb sie sich auf eine Stellenanzeige hin bei der Hamburger<br />
Schulbehörde; es wurden LehrerInnen mit türkischer Muttersprache<br />
gesucht<br />
-01.08.1978 tritt sie die Stellung zur Türkischlehrerin an<br />
-sie fühlt sich befreit, wie neugeboren<br />
Vater:<br />
-weiß nicht, warum er seiner Frau den Deutschkurs verboten hat<br />
-vielleicht, so sagt er, war er neidisch und ärgerlich, dass sie nicht nur<br />
Hausfrau sein wollte<br />
-er selbst sieht keine guten Berufschancen für die Frau, höchstens als<br />
Putzfrau<br />
-er sagt, sie redet viel zu schlecht die deutsche Sprache, um einen guten<br />
Beruf zu bekommen<br />
Sohn:<br />
-Fatihr Akin; geb. in Hamburg, Altona 1970<br />
-Filmemacher<br />
-hat an eine mögliche Rückkehr in die Türkei nachgedacht<br />
-er will seinen Kindern einmal zeigen, zu was es seine Eltern gebracht<br />
haben (vom Gastarbeiter zum gutsituierten Bürger)<br />
-er vermutet, dass seine Kinder noch deutscher werden als er selbst<br />
-Hamburg ist seine Heimat und er ist nicht zwischen den Nationen hinund<br />
hergerissen.<br />
13
Sohn:<br />
-Cem Akin; geb. in Hamburg, Altona, 1973<br />
-arbeitet im Konsulat<br />
-er rechnet nicht mit einer Rückkehr in die Heimat<br />
-beide Söhne reden nur türkisch mit den Eltern; die Sommerurlaube<br />
mussten die Brüder immer getrennt verbringen: 1 Jahr Fatihr mit seinem<br />
Vater in der Türkei, 1 Jahr Cem. Die Söhne sprachen untereinander nur<br />
deutsch, Vater wollte, dass sie ebenso gut türkisch reden<br />
-Cem wünscht sich das auch für seine Kinder, mehr türkisch zu reden<br />
-er selbst sei zu faul dazu<br />
-er hat schon immer deutsch gesprochen und ist bewusst deutsch<br />
aufgewachsen.<br />
Fazit:<br />
Das Klischeebild, was hier von der Migrantenfamilie vermittelt wurde,<br />
basiert auf Untersuchungen, die in der Fachliteratur vorzufinden sind.<br />
So haben Akpinar et al. /Akpinar/Lopez/Blasco/Vink;1979) die Isolation der<br />
Migrantenfamilien als deren Verschulden mangels einer wirklichen<br />
Auseinandersetzung mit der deutschen Bevölkerung beschrieben.<br />
Rödig (Rödig;1988) beschreibt, dass die Sozialisation, die das türkische<br />
Kind erfährt, nur überwiegend den Wertorientierungen nach türkischen<br />
Normen entsprächen. Er zeichnet ein Bild der türkischen Familie auf, in<br />
der die Mutter überwiegend für die Erziehung der Kinder zuständig ist,<br />
dass diese Erziehung aber in einem Dilemma stecke, da diese<br />
Wertorientierungen und Verhaltensmuster in der gesellschaftlichen<br />
Realität der BRD keine Bezüge aufweisen. Er geht soweit zu sagen, dass<br />
diese Werte zu inhaltslosen Ideologien werden.<br />
Nauck (Nauck, 1985) dagegen stellt fest, dass bei türkischen<br />
Migrantenfamilien überwiegend, u.zw. in allen Handlungs- und<br />
14
Entscheidungsfeldern die Entscheidungen gemeinsam getroffen werden;<br />
seltener seien patriachiale oder autokratische Entscheidungsformen<br />
aufzufinden.<br />
Andere Autoren wie Szymanski (Szymanski und Hesse, 1987) gehen<br />
davon aus, dass eine globale Verallgemeinerung der Erziehungsstile nicht<br />
haltbar sei, dass die Erziehungsstile nicht mehr mit der<br />
Schichtzugehörikeit in Zusammenhang gebracht werden können und dass<br />
es sich bei den Immigranten nicht um eine homogene Gruppe handelt,<br />
was ihre Bewertung von Erziehungsstilen betriftt.<br />
Prof. Dr. Vallen und Jeanne Kuvers (Babylon Centrum, LE Tilburg, NL,<br />
2001) mit der Problematik der Integration und der vor- und<br />
frühschulischen Erziehung, und auf welche Art und Weise in diesem<br />
Bereich die Integration von Migrantenkindern und deren Eltern unterstützt<br />
werden kann.<br />
Beide wollen keine Assimilation der Migranten, sondern sich vielmehr für<br />
eine pluralistische Gesellschaft stark machen. Sie entwickelten Ideen und<br />
Vorschläge bis hin zu familienbezogenen Förderprogrammen (Opstap-<br />
Opnieuw-Programm, siehe dazu Sprache und Integration).<br />
Monika Springer (Mütter bilden Mütter- für eine bessere<br />
Sprachentwicklung der Kinder, 2001) stellt fest, dass die Kinder aus<br />
Zuwandererfamilien mangelnde Sprachkenntnisse im Deutschen<br />
aufweisen, dass aber für den Erfolg in der Zweitsprache eine große Rolle<br />
der Erstsprache zukommt; verfügt ein Kind in seiner Muttersprache über<br />
ausgebildete Sprachstrukturen (siehe dazu Wygotskis 3-Stufen-Modell),<br />
so kann es auch erfolgreich die Zweitsprache lernen.<br />
In zwei Programmen aus den Niederlanden („Griffbereit“ und „Rucksack“),<br />
die die RAA auf die Bedingungen in Deutschland adaptierte, zielen diese<br />
zum einen auf die Förderung der Muttersprachenkompetenz, zum anderen<br />
auf die Förderung der allgemeinen kindlichen Entwicklung; in beiden<br />
Programmen werden die Mütter als Expertinnen für das Erlernen der<br />
Erstsprache angesprochen. Die Nachbarschaftshilfe und deren<br />
15
Anleitungserfolgt durch Mütter, die andere Mütter als Elternbegleiterin<br />
betreuen. In wöchentliche Treffen werden die Mütter von der<br />
Elternbegleiterin angeleitet, gemeinsame Aktivitäten durchzuführen, wie<br />
z.B. ein Buch vorlesen, zu malen und zu spielen. Die Förderung der<br />
Muttersprache im familialenUmfeld soll den Kindern die Möglichkeit<br />
geben, von der „Komplexbildung“ bis hin zu den „wissenschaftlichen<br />
Begriffen“ ein gestärktes sprachliches Fundament erst einmal in der<br />
Muttersprache aufzubauen, um eine solide Basis für das Erlernen der<br />
Zweitsprache zu schaffen.<br />
Ob ähnliche Modelle in Deutschland, sprich in Berlin, vor zu finden sind,<br />
will ich mittels der geführten Interviews mit den ErzieherInnen, bezogen<br />
auf Frage 6, herausfinden.<br />
16
3. Die Sprache und ihre Bedeutung- Das Recht auf Sprache<br />
Warum Sprache so wichtig ist,, wie der Erwerb von Sprache kontinuierlich<br />
aufgebaut wird und warum muttersprachlicher Unterricht von so hoher<br />
Bedeutung ist, beschreibt Dr. Anna Winner in ihrem Bericht über Konzepte<br />
und Angebote zur Förderung kommunikativer Kompetenzen und des<br />
sprachlichen Denkens bei Kindern in Kindertagesstätten für Kinder im<br />
Alter von 0 – 6 Jahren.<br />
Sie verlangt die Sprachförderung für alle Kinder in den Tagesstätten als<br />
einen pädagogischen Bildungsauftrag.<br />
Winner versteht Sprache als wichtiges Bildungsgut, dass allen Kindern zur<br />
Verfügung stehen sollte. Die bewusste Auseinandersetzung mit Sprache,<br />
so Winner, entsteht aus einer Kritik an einer Pädagogik, in der der<br />
Lautsprache von Kindern zu wenig Beachtung geschenkt wird. Sie<br />
kritisiert, dass Lautsprache, die von den Kindern eher beiläufig und ohne<br />
bewusste Anleitung erfolgt, zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird.<br />
Denn, so Winner, das menschliche Denken ist nicht von Geburt an<br />
sprachlich konstruiert, und nur in einer sprechenden Umgebung und mit<br />
Hilfe sprachlich denkender Menschen lernen wir unsere Gedanken<br />
begrifflich zu ordnen.<br />
Frau Winner kritisiert, dass nach wie vor viele Vorstellungen über Sprache<br />
von strukturalistischen Spracherwerbstheorien geprägt sei, dass vor allem<br />
dann, wenn bei Kindern sprachliche Defizite diagnostiziert werden, die<br />
Funktionen von Sprache häufig in den Hintergrund treten.<br />
Kinder lernen durch Spielen. Bei der Untersuchung des Spielverhaltens<br />
von Kindern stellte Oerter (Oerter, 1998) fest, dass Kinder im Spiel zwar<br />
auch gerne die „Zone nächster Entwicklung“ (ZNE) betreten, häufig aber<br />
auch in ihrem momentanen Kompetenzbereich bleiben.<br />
Beller (Beller, 2000) unterscheidet deshalb in seinem<br />
kleinkindpädagogischen Modell zwischen dem Anregungsbereich (analog<br />
17
zur ZNE) und „Sicherheitsbereich“. Da Entwicklungsförderung immer auf<br />
der Grundlage einer vertrauensvollen Beziehung basieren muß, ist es<br />
notwendig, dem Kind nicht nur Angebote zu machen, die ein<br />
Entwicklungsrisiko und damit Anregungen beinhalten, sondern auch<br />
Angebote, in denen sich das Kind in jedem Fall erfolgreich erlebt. Die<br />
Bedeutung dieser Angebote wird meist unterschätzt. Noch immer gehen<br />
viele ErzieherInnen davon aus, dass Entwicklungsförderung ständig neue<br />
Angebote erfordert. Die Beobachtungen von Kindern zeigen jedoch, dass<br />
Kinder von sich aus Anregungen suchen, wenn sie sich auf ihrer<br />
Entwicklungsstufe sicher fühlen und somit ihre Selbstbildung vorantreiben,<br />
wenn Erwachsene das zulassen.<br />
Ein adäquates Sprachmodell sollte demnach Kindern die Möglichkeit<br />
geben, sich als sprachlich erfolgreich zu erleben. Es sollte anregen, neue<br />
Entwicklungsbereiche zu betreten und es sollte überfordernde<br />
Verhaltensweisen vermeiden. Gerade von Pädagogen werden Hilfen<br />
eingefordert, um Kriterien für die Adäquatheit des Sprachmodells zu<br />
finden. Sie wollen ein Vorbild geben, dass sich auf individuelle<br />
Kompetenzen einlässt und Gruppenzusammenhänge nutzt.<br />
Wie sich Spracherwerb und die Begriffsbildung in einem langjährigen<br />
Prozess vollziehen, beschreibt Ulrich Steinmüller am 3-Stufen-Modell der<br />
Begriffsbildung nach Wygotski.<br />
Steinmüllers Argument für den muttersprachlichen Unterricht basiert auf<br />
den gleichberechtigten Unterricht von Muttersprache und Deutsch. Er<br />
verweist auf die GEW Berlin, die diese Förderung an den Berliner Senat<br />
richtete, ausländischen Kindern das Recht auf ihre eigene Muttersprache<br />
nicht zu verweigern; für die Kinder wird eine bilinguale Erziehung verlangt,<br />
bei der die Muttersprache gleichberechtigt neben der deutschen Sprache<br />
stehen soll.<br />
18
Ausgangspunkt dieser Forderung ist der Erlass vom 25.7.77 der Richtlinie<br />
des Rates über die schulische Betreuung der Kinder von Wanderarbeitern,<br />
die zu einem Muttersprachenunterricht verpflichtet.<br />
In Berlin und Baden-Württemberg ist die Realisierung dieser Verpflichtung<br />
in zwei Modellversuchen umgesetzt worden:<br />
1. Türkische Schüler in Berlin haben die Möglichkeit, an sieben<br />
Grundschulen in je einer Klasse Türkisch als erste und an der<br />
Gesamtschule als zweite Fremdsprache zu wählen.<br />
2. In Baden-Württemberg wird muttersprachlicher Unterricht<br />
angeboten, mit dem politischen Ziel, den ausländischen Familien<br />
die Möglichkeit und Fähigkeit der Rückkehr in ihre Heimatländer zu<br />
geben; eine recht fragwürdige Regelung.<br />
Steinmüller geht davon aus, dass der Spracherwerb ein wesentliches<br />
Element der kindlichen Sozialisation ist und somit zugleich ein Teil der<br />
affektiven, der kognitiven und der sozialen Entwicklung.<br />
Kinder lernen Wörter nicht einfach auswendig oder ahmen nur nach,<br />
sondern sie konstruieren im Umgang mit Dingen und Menschen und<br />
sammeln ihre sprachliche Erfahrungen im sinnlichen Begreifen und im<br />
kommunikativen Umgang mit der sie umgebenden Realität, also sie<br />
lernen, dass diese Gegenstände und Zusammenhänge Namen haben, mit<br />
denen man diese bezeichnen kann.<br />
Dies ist eine Lern- und Erfahrungsprozess, Sinneswahrnehmungen in<br />
Sprache richtig zu deuten.<br />
Steinmüller beschreibt Wygotskis 3-Stufen-Modell der Begriffsbildung die<br />
Entwicklungssequenzen und Etappen, die der Prozess der Begriffsbildung<br />
als Element des Spracherwerbs im Verlauf der kindlichen Sozialisation<br />
durchläuft.<br />
Diese 3 Stufen der Begriffsbildung nennt Wygotski:<br />
1. die Stufe des Synkretismus<br />
2. die Stufe der Komplexbildung (Alltagsbegriffe)<br />
19
3. die Stufe der wissenschaftlichen Begriffe.<br />
Zu 1. Synkretische Bildungen entstehen im Prozess des Kindes, dass sich<br />
mit Gegenständen und Personen, die es umgibt, beschäftigt. Die ersten<br />
30 Wörter sind soziale Wörter wie „Winke-Winke oder stellen sehr<br />
spezifische und kontextgebundene Namen dar wie „Auto“ für einen ganz<br />
bestimmten Wagen, der im Hof steht, während andere Fahrzeuge nicht<br />
benannt werden (Grimm in Oerter/Montada, 1995).<br />
Eine Zuordnung ist rein assoziativ und beliebig ohne eine wirkliche<br />
Bedeutung für das Kind.<br />
Zu 2. Ab dem 4. Lebensjahr beginnt das Kind, dass zufällig erkannte in<br />
Zusammenhänge zu bringen; diese Aneignung ist die Voraussetzung für<br />
objektives Denken. Das Kind eignet sich die Umwelt an, die nicht mehr nur<br />
aus rein wahrgenommenen faktischen Beziehungen besteht, aber noch<br />
keine logischen Zusammengehörigkeiten beinhaltet. Das Kind baut ein<br />
implizites Sprachwissen auf und versucht über einen korrekten<br />
Sprachgebrauch eine erfolgreiche Kommunikation zu erzielen. In den<br />
Folgejahren seiner kognitiven Entwicklung beginnt das Kind mit spontanen<br />
Selbstkorrekturen, bis es ein explizites Sprachwissen erreicht, also die<br />
bewusste Reflexion der Sprache (Grimm in Oerter/Montada, 1995).<br />
In dieser Zeit bis zum 12. Lebensjahr erlernt das Kind die Syntax der<br />
Sprache bevor es den Syntax des Denkens erwirbt. Das Kind hört Begriffe<br />
und versucht, diese systematisch zuzuordnen.<br />
Zu 3. In dieser Stufe (ab dem 12. Lebensjahr) beginnt das Kind abstrakte<br />
Denkprozesse zu initialisieren und überwindet die Situationsabhängigkeit<br />
vorheriger Begriffsformen. Es beginnt in abstrakten Größen zu denken,<br />
was ihm hypothetisches Denken ermöglicht.<br />
Die Denkvorgänge konnten auf keiner vorherigen Entwicklungsstufe<br />
geleistet werden; die Entwicklung von Alltagsbegriffen wwird im weiteren<br />
20
Verlauf der kognitiven Entwicklung des Kindes in seiner gedanklichen<br />
Verarbeitung konkretisiert und für das Kind so praktisch handhabbar.<br />
Der Prozess der Begriffsbildung als eine kognitive Fähigkeit ist also eng<br />
verbunden mit dem Spracherwerb.<br />
Wenn, so Steinmüller, in der Phase der Komplexbildung Alltagsbegriffe in<br />
der Muttersprache noch nicht konkretisiert wurden, und das Kind in dieser<br />
Zeit eine Zweitsprache erlernt ohne das Hintergrundwissen seiner<br />
Muttersprache, wie kann das Kind dann überhaupt eine der Sprachen<br />
begrifflich verstehen, ohne dass es zu Sprachmissverständnissen kommt?<br />
Wichtig ist, so Steinmüller, die Begriffsbildung in der Muttersprache zu<br />
fördern. Er sieht nur zwei Möglichkeiten, diesem Dilemma zu entkommen:<br />
Entweder die Kinder werden nur in ihrer Muttersprache unterrichtet, bis sie<br />
die 3. Stufe der Begriffsbildung erreicht haben, oder man beginnt eine<br />
aktive Förderung der Muttersprache und Zweitsprache bereits in der<br />
Vorschule, so dass beide Sprachen gleichberechtigt nebeneinander von<br />
entsprechend qualifizierten ErzieherInnen gelehrt werden (bilinguale<br />
Methode ab dem zweiten bis zum sechsten Lebensjahr).<br />
Ob diesem Modell eines bilingualen Unterrichtens gefolgt wird, will ich im<br />
folgendem am Beispiel meiner Beobachtungen in den Kindertagesstätten<br />
nachgehen.<br />
21
3.1. Sprache und Integration<br />
Die Kenntnis der deutschen Sprache ist mit Voraussetzung für die<br />
Integration der Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern; sie ist Grundlage der<br />
Kommunikation im Bildungs- und Arbeitsbereich.<br />
Es ist ein Prozeß, der ein soziales Einfügen in die Gesellschaft sicherstellt,<br />
und der nicht von heute auf morgen erlernbar ist. Institutionelle Angebote<br />
zum Deutschlernen können am ehesten dazu beitragen, dass Verstehen<br />
und Anwendung der Sprache gesichert sind.<br />
Verschiedene Untersuchungen hinsichtlich der Deutschkenntnisse bei<br />
Kindern nichtdeutschsprachiger Eltern im Schuleingangsalter kamen zu<br />
folgenden Ergebnissen:<br />
1.) in Hamburg: 43% der Kinder bedürfen einer Förderung der<br />
deutschen Sprache (siehe dazu Anhang 3.1.1).<br />
2.) in Berlin: Von 1.411 SchülerInnen nach Abschluß der 1. Klasse<br />
benötigen 1.078 Kinder einer Förderung der deutschen Sprache;<br />
das sind 76,4% (siehe dazu Anhang 3.1.2).<br />
Da in diesen Erhebungen i.d.R. Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern<br />
betroffen sind, die der Förderung der deutschen Sprache bedürfen, und<br />
die erzielten Ergebnisse von Schule zu Schule unterschiedliche Merkmale<br />
aufwiesen – besonders in Einzugsgebiete mit hohem Ausländeranteil – gilt<br />
es, die „ethnisch-soziale Struktur“ dieser Gebiete aufzuschlüsseln und<br />
intensiviert Angebote zum Erwerb der deutschen Sprache zu unterbreiten.<br />
Doch ohne eine außerunterrichts-orientierte Kommunikation ist der<br />
Gebrauch der deutschen Sprache fraglich. Denn ideomatische<br />
Ausdrucksformen, die eine Kommunikation steuern und gestalten, können<br />
nur in dem Interaktions- und Kommunikationszyklus eines sozialen<br />
Umfeldes erlernt werden.
H.H. Reich 1 kritisiert zu recht, dass der Elementarbereich der<br />
Sprachbildungsaufgabe nicht gerecht nachkommt, besonders in den<br />
Einzugsgebieten, die nicht mehr als deutschsprachige Umwelt definiert<br />
werden können. Eine mögliche Lösung des Problems wäre eine<br />
längerfristige Deutschunterweisung an den Grund- und Hauptschulen in<br />
Deutschland.<br />
Deutlich wird an den Sprachleistungsständen der Migrantenkinder, dass<br />
die ihnen zustehende Deutschförderung vorenthalten wird. Das<br />
institutionelle Aufgebot muß verstärkt werden, so dass die<br />
Förderungsziele nicht vernachlässigt werden, so dass die Förderungsziele<br />
nicht vernachlässigt sondern erfüllt werden; dass heißt eine genügende<br />
Kontrolle der Mittelverwendung muß ansetzen im Lehreraufgebot, in der<br />
Klassenausbildung und in der Nutzung der Lehrmaterialien.<br />
Zusatz:<br />
Vor- und frühschulische Förderungsprogramme als Beitrag zur Integration<br />
von Migrantenkindern und ihren Eltern als ein außerinstitutionelles und<br />
familienbezogenes Förderprogramm stellt ein niederländisches Projekt<br />
dar, das Opstap-Opnieuw-Programm.<br />
Es ist ein Modell, in dem u.a. die Sprachentwicklungskomponente und den<br />
damit zusammenhängenden kognitiven Elementen Kindern<br />
nichtdeutschsprachiger Eltern und deren Eltern die Möglichkeit<br />
unterbreiten soll, spielerisch in einer Sprache zu lernen.<br />
Wichtige Punkte des Aufbaus sind:<br />
1. das Modell setzt keine Maßstäbe von Lehrer- und Schülerstatus<br />
2. Es ist ausgerichtet auf das Entwicklungsniveaus des Users<br />
3. Es wird in vier verschiedenen Sprachen angeboten<br />
(Niederländisch, Marrokanisch-Arabisch, Papiamentut und<br />
Türkisch).<br />
1<br />
H.H. Reich in: Integration und Illigalität in Deutschland. Sprache und Integration; Hrsg: Klaus J.<br />
Bade<br />
23
Der Aufbau des Programms ist fundiert auf folgende Rahmenbedingungen<br />
und Ausgangspunkte; es soll ein Programm sein, dass:<br />
1. für zwei Jahre festgelegt wird, u.zw. für 30 Wochen pro Jahr, 5<br />
Tage pro Woche, eine Viertelstunde pro Tag<br />
2. für vier- bis sechsjährige Kinder geeignet ist<br />
3. inhaltlich uniform ist<br />
4. für verschiedene ethnisch-kulturelle Teilnehmergruppen geeignet<br />
ist<br />
5. in der Muttersprache durchgeführt werden kann.<br />
Wichtig dabei zu beachten ist:<br />
1. Der Wissenstand der Kinder z.B. die Phonologie ihrer<br />
Muttersprache<br />
2. Was sie automatisch lernen wie eigene Fehlerkorrektur<br />
3. In welchen Bereichen der Sprachentwicklung Defizite liegen und<br />
wie diese behoben werden können<br />
4. Was den Kindern am besten gefällt<br />
5. Der Kompetenzrahmen der Eltern.<br />
Das Familienprogramm Opstap-Opnieuw ist verschieden von den<br />
Programmen, die für den Gebrauch der Schule entwickelt wurden:<br />
1. Es ist für Kinder und Eltern aus sehr unterschiedlichen ethnischkulturellen<br />
Gruppen zugeschnitten; die Eltern sind alle auf einem<br />
niedrigen Niveau ausgebildet<br />
2. Es ist ein interaktives Programm<br />
3. Es kann flexibel benutzt werden<br />
4. Es fordert die Kinder zum aktiven Lernen auf.<br />
Beispiele aus dem Opstap-Opnieuw-Programm sind:<br />
1. Such und Sprechbilder<br />
2. Rätsel<br />
3. Reimspiele und Lieder<br />
24
4. Seriengeschichten.<br />
Fazit:<br />
Für den Bereich der Kleinkindererziehung- und betreuung bedeutet dies<br />
eine Förderung der gesprochenen Sprache für die Kinder<br />
nichtdeutschsprachiger Eltern, um die auf der Ebene der gesprochenen<br />
Sprachemanifestierten Spracherwerbsstörungen auszuschließen.<br />
Eine sprachpädagogische Arbeit muß im Kindergarten beginnen, um den<br />
Kindern den Weg zur Integration durch die Sprache zu ermöglichen.<br />
Die Anlagen 3.1.3 – 3.1.9 bieten Aufschluß über den Sprachgebrauch der<br />
Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern.<br />
25
3.2. Zweisprachigkeit- Muttersprache und Deutsch<br />
Eine Methode zum zweisprachigen Unterricht ist das „Two-wayimmersion“.<br />
SchülerInnen verschiedener Sprachgruppen werden<br />
gemeinsam in beiden Sprachen unterrichtet (Muttersprache und<br />
Verkehrssprache), und dies während der gesamten Schulzeit. Der Vorteil<br />
liegt darin, dass einerseits die Muttersprache erhalten bleibt und situiert<br />
wird, zum anderen trägt es zur „Bildungszweisprachigkeit“ bei.<br />
Weitere Modell sind die Submersion 1 , die Immersion 2 , das Transitorische 3<br />
und die Language-maintenance 4 .<br />
In Deutschland wird das Submersionsmodell als umstandslose Integration<br />
in die Regelklassen angewandt. Zum Regelunterricht kann<br />
Förderunterricht genutz werden, z.B. die Förderung von Deutsch als<br />
Zweitsprache.<br />
Eine Förderung der Muttersprache und Zielsprache (Verkehrssprache)<br />
lässt sich in unterschiedlichen Varianten durchführen 5 :<br />
1.) die bloße Teilnahme am Regulärunterricht, also die Einsprachigkeit<br />
in der Zweitsprache<br />
2.) eine gestützte Submersion, also die Teilnahme am Regelunterricht<br />
mit zusätzlichen oder integrierten Unterricht in Deutsch als<br />
Zweitsprache<br />
3.) Submersion mit begleitendem Language-maintenance-Unterricht,<br />
also die Teilnahme am Regelunterricht mit zusätzlichem Unterricht<br />
in der Muttersprache (Herkunftssprache)<br />
4.) Submersion mit einem Element bilingualen Unterrichts, also<br />
integriereter Unterricht mit Unterricht eines Faches im Medium<br />
einer Herkunftssprache.<br />
1<br />
Die Einschulung erfolgt in reguläre Klassen, und durch den Kontakt mit den MitschülerInnen<br />
und den amtssprachlichen Instruktionen sollen sie die Zielsprache erlernen<br />
2<br />
Der Unterricht wird in Form einer gut verständlichen Zielsprache geführt (in den U.S.A<br />
“sheltered English)<br />
3<br />
SchülerInnen werden über einen Zeitraum hinweg in der Herkunftssprache unterrichtet und<br />
wechseln dann in reguläre Klassen (Dauer der Maßnahme: 2-6 Jahre)<br />
4<br />
Es ist Bestandteil des curriculums und wird als Unterrichtsfach über die gesamte Schulzeit<br />
unterrichtet “Sprache der Herkunft” und “Kulturelles Erbe”)<br />
5<br />
H.H. Reich u.a.: Spracherwerb zweisprachig aufwachsender Kinder und Jugendlicher
Das Two-way-immersions-Modell, dass wie die anderen vorgestellten<br />
Modelle in den U.S.A. praktiziert wird, entspricht den bilingualen<br />
Modellschulen, von denen es in Deutschland derzeit nur wenige gibt.<br />
Konkrete Untersuchungen zur generellen Wirkung der Modelle in<br />
Deutschland liegen bis zum heutigen Zeitpunkt nicht vor. Auch zu den<br />
Erfolgen des Herkunftssprachenunterrichts gibt es keine nennenswerte<br />
empirische Untersuchungen 6 .<br />
Eine Kombination von Zweitsprachförderung und Unterricht im Medium<br />
der Herkunftssprache hat also Vorteile gegenüber den einsprachigen<br />
Submersionsprogrammen.<br />
Ebenso ist eine planvolle Verwendung der Erst- und Zweitsprache als eine<br />
bewusste Entwicklung von Sprache als Medium zum Erwerb von<br />
Kenntnissen und Fähigkeiten vielversprechender als reine Sprachkurse.<br />
Der Übergang von Herkunftssprache zur Zweitsprache Deutsch ist mit<br />
einem aufwendigem Prozess verbunden. Die Pflege der Herkunftssprache<br />
und die Mobilisierung der Zweitsprache Deutsch zeigen<br />
erfolgsversprechende Möglichkeiten zum Integrationsprozeß auf. Es ist<br />
sogar in dem Sinne vorteilhaft, bilinguaalen Unterricht zu betreiben, da es<br />
die SchülerInnen zu einem früheren Einsetzen von Sprachbewusstsein<br />
führt.<br />
Sprachstandserhebungen sind deshalb im Elementarbereich notwendig.<br />
Sprachförderung kann schon frühzeitig angesetzt werden. Unter<br />
Berücksichtigung der sozialen und psychologischen Hintergründe eines<br />
Kindes ist das Fördern eines frühen Bewusstseins zur Sprache individuell<br />
möglich: sprachliche Förderung hat auch einen Effekt auf die kognitive<br />
Entwicklung.<br />
Fazit:<br />
6 Dagegen Untersuchungen in Österreich, daß der Besuch der SchülerInnen am<br />
herkunftssprachlichen Unterricht auch bessere Ergebnisse in der Zweitsprache Deutsch erzielte<br />
27
Eine Förderung von Erst- und Zweitsprache stellt keine intellektuelle<br />
Überforderung für die Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern dar. Probleme<br />
entstehen erst in dem Interaktionsraum, dem sozialen Umfeld 7 . Hier<br />
werden Erfolg und Misserfolg gemessen. Das Erlernen der Zweitsprache<br />
ist nicht wie ein Einkaufsbummel, also kurzfristig möglich. Systematische<br />
Angebote und Gliederungen von Muttersprache und Zweitsprache müssen<br />
langsam aufgebaut werden.<br />
Der Einbezug des Elternhauses der Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern<br />
als auch der Kinder deutschsprachiger Eltern ist notwendig. Der<br />
Kindergarten bietet insofern eine Möglichkeit bilingual zu betreuen, als<br />
dass die Zweitsprache dominierend vor Ort verwendet wird und dazu eine<br />
Förderung der Muttersprache erfolgt 8 und im Elternhaus die<br />
Muttersprache gefördert wird.<br />
7 siehe dazu: Marginalität<br />
8 mit zwei ErzieherInnen pro Gruppe: Eine Muttersprachlerin und eine Zweitsprache<br />
28
3.3 Sprachförderung<br />
Merkmale einer Spracherwerbsstörung, die sich auf den<br />
Schriftspracherwerb auswirkt, finden ihren Ursprung in einer<br />
missverstandenen Phonetik und Phonologie der Sprache, die ein<br />
semantisches Problem bewirken können.<br />
Dieses Problem der Aussprachestörungen verhindert den Erwerb der<br />
Phonem-Graphem-Korrespondenz.<br />
Eine sprachpädagogische Arbeit im Kindergarten darf nicht die Aufgabe<br />
von Experten wie Logopäden sein; es ist wichtig, dass die ErzieherInnen<br />
das nötige Know-how erhalten. Das beinhaltet insbesondere die<br />
Wahrnehmung von Sprachstörungen und die Hilfestellung bei der<br />
Sprachentwicklung, um so den ErzieherInnen durch Aus- und<br />
Weiterbildung mehr Handlungskompetenz einzuräumen.<br />
Mit dem Begriff der sprachpädagogischen Arbeit ist eine<br />
entwicklungsorientierte und individualisierte Unterstützung sprachlicher<br />
Lernprozesse gemeint 1 . Diese Arbeit basiert einerseits auf Kenntnisse<br />
über die Prozesse und Bedingungen des regulären Spracherwerbs und<br />
setzt dabei anderseits Kenntnisse über Spracherwerbsstörungen und<br />
mögliche Verursachungsmomente voraus. Durch Beobachtung der<br />
einzelnen Kinder können sprachliche Hürden erkannt und nach den<br />
Möglichkeiten, die die Kinder mitbringen ist es möglich, das sprachliche<br />
Input zu verbessern.<br />
Bei Kindern nichtdeutschsprachiger Eltern ist es notwendig, dass<br />
phonologische Sprachbewusstsein zu stärken, da es beim Umgang mit<br />
1 DJI v. 31.03.2000: Spracherwerb und Schriftspracherwerb. Probleme bei Kindern und<br />
Jugendlichen<br />
29
zwei oder mehreren Sprachen bei der Interpretation der Laute zu<br />
Sprachverwirrungen kommen kann 2 .<br />
Hier ist also eine getrennte Förderung der Zweitsprache als auch der<br />
Muttersprache schon im Vorschulbereich notwendig (siehe dazu Anlage<br />
3.3.1 – 3.3.2).<br />
In verschiedenen Kooperationseinrichtungen in Deutschland wurden<br />
Sprachförderungskonzepte angewandt. In München wurde in einem<br />
Projekt jeweils ein Entwicklungsprofil nach Bellem für ein Kind erstellt. Mit<br />
jeweils fünf Kindern wurden die Kleingruppen für 2.5 Stunden wöchentlich<br />
durch die Projektleiterin gemeinsam mit den ErzieherInnen analysiert, und<br />
die Erfahrungen ausgewertet und weitere Schritte geplant. Die Angebote<br />
für die Auswertungen sind in gezielten Maßnahmen für die einzelnen<br />
Kinder zu finden.<br />
Es wurden u.a. bestimmte Situationsfälle in den Gruppen herbeigeführt<br />
wie eine Konfliktsituation; dabei wurde beobachtet, inwieweit das einzelne<br />
Kind aus der gegebenen Situation Sprache entwickelt und als<br />
Kommunikationsmittel benutzt, um sich mitzuteilen.<br />
In Gelsenkirchen ging man noch einen Schritt weiter: es wurden zu den<br />
deutschsprachigen ErzieherInnen weitere Honorarkräfte zur spachlichen<br />
Betreuung in der Muttersprache hinzugezogen. Da der Anteil der Kinder<br />
nichtdeutschsprachiger Eltern in den Gruppen oft über 80% lag und<br />
vorwiegend türkisch als Muttersprache dominiert, wurden türkische<br />
MitarbeiterInnen nicht einzelnen Gruppen zugeteilt, sondern wechselten<br />
täglich die Gruppen und begleiteten die Kinder im Kinderalltag. Sie<br />
vermitteln den Kindern in deren Spielsituationen die<br />
Kommunikationsbegriffe in türkischer und in deutscher Sprache.<br />
In Berlin wird an einer bilingual-orientierten Kindertagesstätte für die<br />
Kinder von 2-6 Jahren eine getrenntsprachliche Unterweisung bevorzugt.<br />
Einer Gruppe stehen jeweils zwei ErzieherInnen zur Verfügung.<br />
2 Ein Beispiel aus dem italienischen: tante = viel; im deutschen ist es die Verwandte<br />
30
Eine ErzieherIn ist nur für die Muttersprache zuständig, die andere für die<br />
Zweitsprache. Die Trennung der Sprachen soll eine sprachliche<br />
Verwirrung ausschließen; die Kinder lernen so, sich gezielt an die<br />
ErzieherInnen zu wenden, die sie für eine Verständigung in der<br />
gewünschten Sprache benötigen.<br />
Es seien einige Modelle erwähnt:<br />
1. Sprachförderung als Chance interkultureller Erziehung – Konzepte<br />
zur Sprachförderung in Gelsenkirchen<br />
2. Das Rahmenkonzept zur interkulturellen Pädagogik für Münchener<br />
Kindertagesstätten<br />
3. Sprachförderung von Kindern in Kooperationseinrichtungen durch<br />
Qualifikation der MitarbeiterInnen in München<br />
4. Zweisprachige Erziehung in einer mehrsprachigen Berliner<br />
Kindergruppe<br />
5. Das Krefelder „kommunale Handlungskonzept zur interkulturellen<br />
Pädagogik in Tageseinrichtungen, Schulen, Jugendeinrichtungen<br />
und Erwachsenbildung“<br />
6. Die Förderung der Sprachentwicklung zweisprachiger Kinder im<br />
Elementarbereich in Hamburg<br />
7. Das Projekt zur „Beobachtung und Förderung der<br />
Sprachentwicklung zweisprachiger Kinder im Elementarbereich“<br />
8. Deutschkurse für Kinder aus Migrantenfamilien in NRW<br />
9. In einer evangelischen Kindertagesstätte in Alt-Lichtenrade<br />
besuchen nicht hörende und hörende Kinder gemeinsam die<br />
gleiche Gruppe und wachsen zweisprachig auf<br />
10. Kinder lernen Dänisch, Friesisch und Plattdeutsch im Kindergarten.<br />
Weitere Modelle sind in Anhang 5 vorzufinden.<br />
Fazit:<br />
31
Sprachförderung besteht in erster Linie aus dem Erwerb der Phonem-<br />
Graphem-Korrespondenz. Grundlagen sind das Üben der Phonetik und<br />
der Phonologie in den jeweiligen Sprachen.<br />
Dies ist im Kindergarten durch spielerischen Üben möglich wie durch<br />
Lauschspiele 3 , durch Reime 4 , das Bilden von Sätzen 5 , durch<br />
Silbenzerlegung 6 , durch das Üben der Anlaute 7 sowie die Übung zur<br />
Phonemsynthese 8 .<br />
Es müssen Trainingsgruppen organisiert werden, die nach Alter und<br />
Können der Kinder abgestimmt sind.<br />
Auch wenn dies die altershomogene Gruppe bevorzugt und sich nach<br />
kognitiven Richtlinien orientiert, die man aus dem Elementarbereich<br />
verbannen wollte und will, ist eine solche Maßnahme für die Kinder eher<br />
nutzbringend als nachteilhaft.<br />
3 Mit dieser Übung sollen die Kinder darin geschult werden, ihre Aufmerksamkeit auf Geräusche<br />
zu richten (Papier zusammenknüllen, Bleistift fällt auf den Boden)<br />
4 Im Umgang mit Reimen sollen die Kinder lernen, die formale Struktur der gesprochenen Sprache<br />
zu beachten<br />
5 Kinder sollen lernen, das gesprochene Sätze sich in kleineren Einheiten, in Wörter, zerlegen<br />
lassen<br />
6 In dieser Übung sollen Kinder Erfahrungen damit sammeln, dass sich Wörter in Silben zerlegen<br />
lassen (analysieren und synthetisieren)<br />
7 So beginnt die Einführung der Kinder in die kleinsten Einheiten der Sprache, die Phoneme.<br />
Anlaute werden betont (N-Eid) und dann weggelassen (Eid)<br />
8 Die Kinder lernen sich auf Laute innerhalb des Wortes zu konzentrieren (wie das<br />
Zusammenziehen einzelner Laute zu einem Wort oder die Zerlegung eines Wortes in die<br />
Lautbestandteile)<br />
32
4 Bestandsaufnahme<br />
In diesem Kapitel werde ich zuerst auf die Situation der Tagesstätten am<br />
Wedding eingehen. Die in vier Kindergärten angefertigten Beobachtungen<br />
und dazu mit sechs ErzieherInnen geführten Interviews sowie eine von<br />
ihnen ausgefüllte Selbstauskunft sollen die Grundlage einer kleinsten<br />
Exploration sein.<br />
Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt in der Ermittlung, wie es um den<br />
Sprachstand de Kinder in den Tageseinrichtungen steht, und wie Kinder<br />
nichtdeutschsprachiger Eltern in ihrem Integrationsprozeß durch das<br />
Kommunikationsmittel „Sprache“ gefördert werden.<br />
33
4.1 Am Wedding – Situation der Kindertagesstätten<br />
Am Wedding gibt es über 44 Kindertagesstätten mit über 4.839 Kindern (Stand<br />
09/1999).<br />
Den größten Anteil der Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern stellt die türkische<br />
Gruppe dar.<br />
Tabelle 1:<br />
I II III<br />
Kinder insgesamt Kinder nichtdt.spr. Eltern Anteil türkischer Kinder<br />
4.839 2.913 1.926<br />
Eine weitere Differenzierung aus Tabellenabschnitt II erfolgt im Anhang<br />
4.1.1. Dazu im Anhang 4.1.2 die Strukturierung des Platzangebotes.<br />
Der 1. Kinder- und Jugendhilfebericht des Bezirksamtes am Wedding<br />
berichtete von 1998 über einen durchschnittlichen Anteil von Kindern<br />
nichtdeutschsprachiger Eltern bei 52%.<br />
In der Höhe Leopoldplatz ist der höchste Anteil vertreten: von 85% - 92% 1 .<br />
Diesen unterschiedlichen Nationalitäten mit den unterschiedlichen<br />
Muttersprachen muß nun die Amtssprache Deutsche vermittelt werden.<br />
Die Kindergarten stellen nach wie vor die wirkungsvollste Möglichkeit dazu<br />
dar.<br />
1 Eigene Ermittlung<br />
34
Am Wedding werden z.Zt. verschiedene reformpädagogische Ansätze zur<br />
Kinderbetreuung erprobt.<br />
Davon sind vier Modelle nennenswert, die auch Kindern<br />
Nichtdeutschsprachiger Eltern eine gute Integrationschance bieten:<br />
1. Kindertagesstätte mit Integration mit Integration von behinderten<br />
Kindern (85% Anteil der Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern)<br />
2. Kindertagesstätte mit Integration von ausländischen Kindern (92%<br />
Anteil der Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern)<br />
3. Kindertagesstätte nach dem Pen-Green-Modell (30% Anteil der<br />
Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern)<br />
4. Kindertagesstätte mit bilingualer Betreuung (20% Anteil der Kinder<br />
nichtdeutschsprachiger Eltern).<br />
An diesen vier Modellen ist die soziale Schichtzugehörig der Kinder sehr<br />
gut erkennbar: in Modell 1 und 2 sind die Eltern der Kinder zugehörig der<br />
unteren Schicht, während in Modell 3 und 4 die Eltern der Kinder eher aus<br />
der Mittelschicht und der gehobenen Mittelschicht stammen.<br />
Wie gut eine Tagesstätte ihrer Aufgabe zur Betreuung der Kinder<br />
nachkommen kann, ist also bedingt durch die sozialen und finanziellen<br />
Zuwendungen oft aus privater Hand.<br />
Der Senat hat für die kommunalen Tageseinrichtungen die Gelder gekürzt,<br />
was für die Bereiche des Weddings mit unterer Schicht bedeutet, dass<br />
kaum Bildungschancen für ihre Kinder im Elementarbereich gefördert<br />
werden. In den Abschnitten des Weddings mit Mittelschicht und<br />
gehobener Mittelschicht können nun deshalb schon Konzepte erprobt<br />
werden, da private Gelder einfließen.<br />
Was für den einen das Bildungsglück bedeutet, ist für den anderen die<br />
Abkapselung ins Ghetto: Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern aus unterer<br />
Schicht haben am Wedding kaum eine reale Chance auf<br />
Integrationsförderung.<br />
35
Ein weiteres Problem, was der Ghettoisierung im Bezirks einen Ruf<br />
verschafft, ist die Abwanderung der (letzten) deutschen Familien. Die<br />
Amtssprache, also die Verkehrssprache ist hier so nicht mehr deutsch,<br />
sondern die Sprache der Minoritäten, die im Bezirk eine Majorität bilden 2 .<br />
Die Verkehrssprache ist und bleibt Deutsch und ist an allen Institutionen<br />
notwendiges Kommunikationsmittel. In den Bezirksabschnitten mit<br />
nichtdeutscher Verkehrssprache ist es für die ErzieherInnen der<br />
Kindergärten schier unmöglich, die deutsche Sprache anzusetzen. Sie<br />
sind oft überfordert, nicht aus menschlicher, aber aus pädagogischer<br />
Sicht, mit dem multikulturellen Alltag einer interkulturellen<br />
Lebensgemeinschaft umzugehen.<br />
Bezirke wie der Wedding und Kreuzberg brauchen differenzierte<br />
Betreuungsangebote für die Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern. Da dies<br />
aber nicht nur Aufgabe des Senates sein kann, sind die Eltern der Kinder<br />
ebenfalls aufgefordert, ihren Kindern beim Integrationsprozeß behilflich zu<br />
sein, d.h. sich auch mehr für den Werdegang ihrer Kinder zu interessieren<br />
und an dem, was die Tageseinrichtungen leisten.<br />
2 Einderung am Wedding von Thomas Gruner für die Ausländerbeauftragte am Wedding<br />
36
4.2 Der Kindergarten/die Kindertagesstätte<br />
Die untere Grenze des Kindergartenalter beginnt mit drei Jahren und wird<br />
häufig damit begründet, dass ein Kind ab diesem Alter von seiner<br />
Entwicklung bereit ist, täglich einen Teil des Tages in einer größeren<br />
Gruppe zu verbringen.<br />
Die Kinder werden morgens ab 07.30 Uhr von den<br />
Erziehungsberechtigten gebracht und bleiben bis zum Mittag im<br />
Kindergarten, also bis 12.30 Uhr. Ab da beginnt der weiterführende Alltag<br />
der Kinder und ihrer vertrauten Umgebung.<br />
Tageseinrichtungen für Kinder im Kindergartenalter gibt es in Deutschland<br />
schon seit 150 Jahren.<br />
Die zeitlich festgesetzten Angebote für Tageseinrichtungen beginnen<br />
schon ab 06.30 Uhr und erstrecken sich bis 16.00 Uhr hin. Es wird in der<br />
Tagesstätte zusammen gefrühstückt (in alterhomogen oder<br />
altersheterogen Gruppen); ebenso verhält es sich zum Mittag.<br />
Es gibt Tagesstätten, die Kinder unter drei Jahren aufnehmen, und dies<br />
auch wie bei den älteren Kindern über zehn Stunden am Tag.<br />
Für die älteren Kinder des Schulalters gibt es die Möglichkeit, nach der<br />
Schule im Hort betreut zu werden; dieser endet i.d.R. um 16.00 Uhr.<br />
Kindertagesstätten dienen der sozialen Versorgung der Kinder, deren<br />
Eltern oder deren alleinerziehende Mütter oder Väter ganztags berufstätig<br />
sind.<br />
37
4.2.1 Aufgabe des Kindergartens<br />
Aufgabe des Kindergartens ist es, die Kinder auf die Schule vorzubereiten,<br />
d.h. weniger eine kognitive Mobilisierung als eine psychosoziale<br />
Förderung durch das im Spiel erlernte (soziales Handeln,<br />
Interaktionsfähigkeit, Konfliktbewältigung, Rollenspiele).<br />
Kindergärten arbeiten autonom; sie haben i.d.R. ein Konzept, sind aber<br />
nicht an ein Lerncurriculum gebunden. Der Kindergarten gilt als eine die<br />
Familienerziehung ergänzende Einrichtung. Es gilt, den Kindern Angebote<br />
zu unterbreiten, die ihrer Lebenssituation entsprechen – das Spielen zu<br />
fördern sowie das Lernen und Entdecken. So sollen die Kinder in ihrer<br />
ganzen Persönlichkeit und ihrem Selbstbewusstsein gestärkt werden und<br />
die Gelegenheit zum sozialen Lernen haben (Interaktionsfähigkeit und<br />
Konfliktbewältigung).<br />
Der Kindergarten soll nicht nur die Eltern entlasten, die tagsüber<br />
berufstätig sind; er soll Stätte des sozialen Lebens für die Kinder sein. Es<br />
geht nicht darum, den Kindern ein bestimmtes Pensum an Wissen zu<br />
vermitteln, sondern sie darin zu unterstützen, ihre Umgebung<br />
aufgeschlossen wahrzunehmen und sich zunehmend sicherer darin zu<br />
bewegen.<br />
Die Gruppen in Kindergärten sind teilweise altershomogen, aber meist<br />
altersheterogen ausgerichtet. Das wird damit begründet, dass das<br />
Zusammenleben von Kindern unterschiedlichen Alters förderlich für das<br />
Sozialverhalten und die Lernmotivation sei, also dass die jüngeren Kinder<br />
die älteren nachahmen oder die älteren Kinder den jüngeren helfen und<br />
ihnen etwas beibringen können.<br />
Dieser reformpädagogische Ansatz besteht seit den 70er Jahren des 20.<br />
Jahrhunderts. Die Loslösung von den Bewahranstalten der armen Kinder<br />
und des Fröbel Modells für die bürgerlich-elitären Kinder setzte für einen<br />
38
Neubeginn in der Kindergartenorganisation eine soziale Homogenität<br />
voraus: Gleiches Recht für alle. Ähnliche Ansätze dafür findet man bei<br />
Montessori und Steiner (Walldorf-Schulen).<br />
Die altershomogenen Gruppen bewähren sich jedoch immer mehr, denn<br />
in altersunterschiedlichen Gruppen kommt es häufiger zu Konflikten und<br />
zu Machtverteilungen unter den Kindern.<br />
Obwohl die Kindertagesstätte auf die Betreuung der Kinder auf eine<br />
ganztägige Betreuung ausgerichtet ist, sollen die Pflege und die Erziehung<br />
der Kinder das natürliche Recht der Eltern und deren Pflicht sein 1 .<br />
Die Rechte der Eltern sollen sich auf Informationen in wichtigen Fragen<br />
der Erziehung und der Bildung richten bis hin zum Anhörungsrecht bei der<br />
Festlegung der Öffnungszeiten und den Personalangelegenheiten.<br />
Die zuständige Behörde ist das Jugendamt; seine Aufgabe ist es,<br />
genügend Plätze in den Einrichtungen zur Verfügung zu stellen, auch für<br />
die freien Träger. Diese haben eine besondere Bedeutung in Deutschland,<br />
da die Eltern mittels deren Angebote nach ihren eigenen<br />
Wertvorstellungen die Kinder betreuen lassen können.<br />
Die ErzieherInnenausbildung dauert i.d.R. drei Jahre, davon zwei Jahre<br />
eine schulische und ein Jahr eine praktische Ausbildung. Sie haben die<br />
Möglichkeit, sich weiterzubilden, um fachliche Kompetenzen zu erwerben.<br />
Fazit:<br />
Der fehlende Bildungsauftrag an die Kindertagesstätten lässt den Ruf der<br />
Pädagogen lautbar werden, dass Bildung nicht erst im Schulalter beginnt,<br />
sondern bereits im Elementarbereich ansetzen muß. Das heißt, das ein<br />
frühes Trainieren der Lesekompetenz ermöglicht werden muß, die über<br />
die Fähigkeit der Alphabetisierung hinausgeht; der Sinn des Gelesenen<br />
1 Verfassung der BRD, Artikel 6 Absatz 2 des Grundgesetzes<br />
39
muß in das Verständnis des Kindes eingefügt werden, das Kind soll in der<br />
Lage sein, es zu verstehen und zu beurteilen 2 .<br />
Um einen Bildungsauftrag nachzukommen, bedarf es struktureller<br />
Rahmenbedingungen; das bedeutet eine angemessene Kinderzahl in<br />
einer Gruppe und die Ausbildungsverbesserung der ErzieherInnen.<br />
Die Idee ist es, eventuell nach dem Vorbild des schwedischen Curriculums<br />
für den Vorschulbereich zu arbeiten: dies benennt nicht einzelne<br />
Lerninhalte, sondern legt allgemeine Ziele und Richtlinien fest.<br />
Wichtig ist es, de, Kindern auf der Suche nach Neuem, dem Entdecken,<br />
nicht im Wege zu stehen und so ein ganzheitliches Verständnis von<br />
Lernen in ihnen wachzurufen (Lernen aus Aktivitäten).<br />
Der neue Weg in den Kindergärten wird die individuelle Förderung der<br />
Kinder sein; durch Beobachten wird man das Handeln der Kinder<br />
beurteilen und sie in ihrer Entwicklung unterstützen.<br />
Zusatz:<br />
Migranteneltern nutzen immer mehr die Tageseinrichtungen für ihre<br />
Kinder; die Angebote in Großstädten der Ganztagsplätze werden immer<br />
häufiger von ausländischen Familien wahrgenommen. Eine Untersuchung<br />
des DJI 3 weist auf, dass insbesondere Kinder aus ausländischen Familien<br />
vom Ausbau des Platzangebotes im Zuge des Rechtsanspruchs auf einen<br />
Kindergartenplatz profitiert haben.<br />
Es scheint sich zu bestätigen, dass ein Sozialisationsprozeß der Kinder<br />
nichtdeutschsprachiger Eltern durch eine Integration in eine Tagesstätte<br />
erfolgt.<br />
2 dazu: H.R. Leu: DJI Bulletin 60/61, Winter 2003: Bildungs- und Lerngeschichten von Kindern<br />
3 Wie die Kinder multikulurellen Alltag erleben; DJI, 4/2000<br />
40
4.2.2 Modelle<br />
Ich habe vier Kindertagesstätten am Wedding ausgewählt, die einen sehr<br />
hohen bis relativ hohen Anteil an Kindern nichtdeutschsprachiger Eltern<br />
aufweisen. Es wurden hier unterschiedlich geführte Tageseinrichtungen<br />
der freien Träger und des Bezirkes avisiert:<br />
1. Zum einen eine Tagesstätte, die eine integrationsorientierte<br />
Betreuung mit behinderten Kindern betreibt<br />
2. Ein anderes Modell ist die integrationsorientierte Betreuung mit<br />
ausländischen Kindern<br />
3. Des weiteren stelle ich ein Modell vor, welches nach der Pen-<br />
Green-orientierten Betreuung arbeitet, einem Integrationsmodell<br />
eines Kinder-Eltern-ErzieherInnen-Projektes aus England<br />
4. Zuletzt benenne ich ein Modell der bilingual-orientierten Betreuung;<br />
es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein einmaliges Konzept am<br />
gesamten Wedding.<br />
Zu 1.) Die integrationsoriente Betreuung mit behinderten Kindern des von<br />
mir ausgewählten Modelltyps verfügt über eine Kapapzität von 136<br />
Plätzen; der Anteil der Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern liegt bei 85%.<br />
Die Gruppen sind altersheterogen ausgerichtet, u.zw. von 3 – 6 Jahren.<br />
Die Aufgabe der Betreuung mit behinderten Kindern liegt darin, den<br />
Sozialisationsprozeß dieser in der Gesellschaft zu fördern. Die<br />
Behinderungen beziehen sich nicht nur auf motorische Einschränkungen;<br />
ebenso sind Kinder mit Sozialisationsstörungen 1 und HKS 2 und<br />
Lernschwierigkeiten betroffen, die einer besonderen Betreuung bedürfen.<br />
Für die Aufnahme von drei behinderten Kindern wird eine weitere 0.75-<br />
Stelle einer ErzieherIn zur Verfügung gestellt, sei es vom Senat oder aus<br />
den freien Mitteln.<br />
1 Nach ICD10 (F91)<br />
2 Hyperkinetisches Syndrom mit und ohne Hyperaktivität, nach ICD10 (F90)<br />
41
Eine solche Betreuungsform setzt ganz auf die Lehre der Montessori. Es<br />
soll den Kindern die Möglichkeit zur Förderung der Sozialentwicklung<br />
bieten: „Hilfst du anderen, hilfst du dir“ oder „Nur wer hilft, wird<br />
selbstständig und glücklich“.<br />
Die Verkehrssprache in der Tagesstätte ist Deutsch.<br />
Die Elternarbeit in der Tagesstätte ist, bedingt durch den hohen Anteil der<br />
Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern, kaum vorhanden, ja sogar gar nicht<br />
vorhanden. Die Eltern der Kinder stammen aus der unteren sozialen<br />
Schicht und zeigen i.d.R. wenig Interesse an dem Tagesablauf der Kinder;<br />
sie sehen dies als Aufgabe der ErzieherInnen an. Die Folge ist eine sehr<br />
geringe Motivationsbereitschaft der Eltern.<br />
Zu 2.) Die integrationsorientierte Betreuung mit ausländischen Kindern ist<br />
ein Modelltyp, der ein Angebot, der ein Angebot über 65 Plätze hat. Der<br />
Anteil der Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern liegt bei 92%. Die<br />
Gruppen sind altershomogen ausgerichtet, u.zw. von 2 – 4 Jahren und 4 –<br />
6 Jahren.<br />
Die Aufgabe der Leitung dieser Tagesstätte ist als eine interkulturelle<br />
Förderung der Kinder in ihrem multikulturellen Alltag zu verstehen, also im<br />
Kennenlernen fremder Kulturen und dem Lernen, diese zu akzeptieren<br />
und sich dafür zu interessieren. Eine wichtige und sinnvolle Aufgabe, denn<br />
in diesem Weddinger Abschnitt sind die unterschiedlichsten Nationalitäten<br />
vertreten.<br />
Die Verkehrssprache ist Deutsch. Man versucht über Spiele und Lieder<br />
aus dem deutschen den Kindern die Sprache zu vermitteln.<br />
Die Elternarbeit ist hier Voraussetzung und ein Muß. So hat die Leitung<br />
die Möglichkeit, den Integrationsprozeß der Kinder auf deren Eltern<br />
auszudehnen. Die Eltern stammen i.d.R. aus der Arbeiterschicht, sind<br />
aber durch das Engagement in der Tageseinrichtung oft positiv motiviert<br />
und zeigen Interesse an dem Tagesablauf ihrer Kinder.<br />
42
Zu 3.) Die Pen-Green-orientierte Betreuung 3 kommt aus dem englischen.<br />
Die von mir ausgewählte Tagesstätte verfügt über 128 Plätze; der Anteil<br />
der Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern liegt bei 30. Die Gruppen sind<br />
altersheterogen ausgerichtet, u.zw. von 2 – 6 Jahren.<br />
Das Modell wurde konzipiert für die 2 – 5 jährigen. Der Leitgedanke dieser<br />
Einrichtung geht davon aus, dass ein Kind aus sich selbst herau lernen<br />
will. Durch Beobachtungen von dem Handeln des Kindes werden<br />
Dokumentationen angefertigt 4 .<br />
Die Kinder genießen große Freiheit. Sie bestimmen ihren Tagesverlauf in<br />
der Einrichtung.<br />
Das englische Modell ist selbstredend nicht umsetzbar ins Deutsche, man<br />
hat es den Möglichkeiten, die hier Anwendung finden angepasst.<br />
In England ist das Areal der Betreuungseinrichtung großzügiger<br />
gegliedert 5 , und die Eltern und Anverwandten der Kinder haben nicht nur<br />
die Möglichkeit, sich tagsüber auf dem Gelände aufzuhalten, sondern sie<br />
haben auch die Möglichkeit einer Mitarbeit wie die Teilnahme an<br />
Ausflügen oder Hilfestellungen bei internen Arbeiten gegen ein geringes<br />
Entgeld.<br />
Auch diese Tagesstätte am Wedding arbeitet mit dokumentierten<br />
Beobachtungen. Auch die Elternarbeit ist Voraussetzung. Diese sollen<br />
nicht nur ihre eigenen Ideen zur Betreuung einbringen, sondern auch die<br />
Möglichkeit wahrnehmen, an Ausflügen teilzunehmen, sowie an der<br />
Planung und der Ausführung von Festen.<br />
Diese Arbeit in dieser Form ist schon deshalb möglich, da die Eltern aus<br />
der Mittelschicht stammen und einfach ein größeres Interesse an dem<br />
Tagesablauf ihrer Kinder zeigen.<br />
Zu 4.) Das letzte Modell hat für mich einen hohen Stellenwert, da es<br />
zweisprachig mit den Kindern arbeitet: Die bilingual-orientierte Betreuung.<br />
3 Pen-Green ist ein Ort in Mittelengland, an dem diese Betreuungsform entstand. Es ist eine<br />
Gegend mit hoher Arbeitslosigkeit und hohem Ausländeranteil<br />
4 Videos, Fotos, Berichte<br />
5 in: Wasser-Matsch-Bereich, Puppeneckenbereich, Werkbereich, Cafeteria<br />
43
Es werden 150 Plätze angeboten. Der Anteil der Kinder<br />
nichtdeutschsprachiger Eltern liegt bei 20%. Die Gruppen sind<br />
altershomogen ausgerichtet, u.zw. von 2 – 4 Jahren und 4 – 6 Jahren.<br />
Die bilinguale Betreuung ist auf die Kinder im Alter von 2 – 6 Jahren<br />
ausgerichtet und soll sie in der deutschen Sprache wie in ihrer<br />
Muttersprache festigen.<br />
Einer Gruppe von 15 Kindern werden zwei ErzieherInnen zur Verfügung<br />
gestellt: eine, die nur in deutsch mit den Kindern spricht, die andere, die<br />
dieses nur in der Muttersprache tut. Durch die unterschiedlichen<br />
Ansprechpartner können sich die Kinder anhand der Person in deren<br />
Sprache orientieren, so dass es nicht zu einer Vermischung und<br />
Verwirrung der Sprache kommt.<br />
Ein weiterer Vorteil ist es, dass die ErzieherInnen die Gruppen mindestens<br />
über zwei Jahre hinweg begleiten. Da die Tagesstätte mit<br />
altershomogenen Gruppen arbeitet, bedeutet dies für die Kinder, mit einer<br />
Vertrauensperson zu interagieren, die ihnen sehr gut bekannt ist; das<br />
bedeutet auch die Vermittlung einer Sicherheit in der Sprache.<br />
Die Elternarbeit ist nicht nur Voraussetzung, sondern wird von den Eltern<br />
nicht nur angenommen, sondern gegnseitig gefördert.<br />
Die Eltern stammen i.d.R. aus der gehobenen Mittelschicht; weniger<br />
situierte Eltern werden mitgetragen: man animiert sich gegenseitig und<br />
hilft einander.<br />
Fazit:<br />
Modelle wie die Walldorf-orientierte, Montessori-orientierte und Reggioorientierte<br />
Betreuung sind Kindern nichtdeutschsprachiger Eltern nicht<br />
zugänglich; obwohl diese Betreuungsformen einen fruchtbaren Beistand<br />
für die Integration der Kinder hätten.<br />
Die bilingual-orientierte Betreuung wird zu gering ausgeschöpft. In diesem<br />
Modell ist der Keim für eine sprachliche Sozialisation der Kinder<br />
nichtdeutschsprachiger Eltern zu finden.<br />
44
4.3 Beobachtungen in den Betreuungseinrichtungen<br />
Als Screeninginstrument zur Messung des Sprachstandes, des<br />
Interaktionsverhalten, der Konfliktbewältigung und der motorischen<br />
Fähigkeiten habe ich einen Beobachtungsbogen angefertigt, der aus 27<br />
Items besteht, die mittels einer Notenskala von 1 – 7 (1 0 gar nicht; 7 =<br />
sehr viel) bewertet werden (Anlage 4.3.1). Es soll einen Überblick des<br />
Entwicklungsstandes der Kinder wiedergeben, die ich in der<br />
Kindertagesstätte beobachtet habe.<br />
Es handelt sich hierbei um ein vereinfachtes Messinstrument, dass<br />
verschiedene Kriterien erfassen soll, und somit über einen<br />
eingeschränkten Bewertungsrahmen verfügt.<br />
Mir erschien es wichtig, diese Beobachtungspunkte des<br />
Beobachtungsbogens so vielseitig zu gestalten, damit die beobachteten<br />
Kinder nicht nur als Beobachtungsgegenstand, sondern als ein beachtetes<br />
Individuum wahrgenommen werden.<br />
Die Beobachtungen erfolgten in vier Kindertagesstätten. Dabei wurden<br />
aus einer Gruppe jeweils vier Kinder herausgegriffen; fast alle Kinder<br />
haben Eltern nichtdeutscher Herkunftssprache.<br />
Die Beobachtungen dauerten 5 Stunden pro Tag in jeder Tagesstätte,<br />
u.zw. von 09.00 – 14.00 Uhr.<br />
Der Beobachtungsbogen ist in Anlage 4.3.1 zu finden.<br />
Zuerst beschreibe ich die Räumlichkeiten, in denen die Kinder betreut<br />
werden. Dann folgt ein Protokoll über den Verlauf des Tages, und zuletzt<br />
werde ich die Kinder vorstellen.<br />
45
Schwerpunkt der Beobachtungen ist die Ermittlung des deutschen<br />
Sprachstandes der Kinder, wie ihre Kommunikation untereinander<br />
sprachlich ausgerichtet ist und wie dadurch ihre Interaktion beeinflusst<br />
wird.<br />
Modell 1 (Betreuung mit behinderten Kindern)<br />
Den Kindern stehen vier Räume zur Verfügung, davon ein Raum, der zum<br />
Schlafen (Mittagsruhe) genutzt wird.<br />
Die Räume sind groß und durch die großen Fensterfronten fällt viel Licht<br />
in die Räume. Die Räume sind durch Schiebetüren verbunden und so ist<br />
eine beliebige Vergrößerung möglich. Es gibt einen Waschraum, der<br />
kindergerecht gestaltet ist. Es gibt viele Tische und Sitzgelegenheiten,<br />
eine gute Ausstattung an Spielen und ausreichende Bastel- und<br />
Malutensilien.<br />
Die Kinder frühstücken in altersheterogenen Gruppen im Alter von 3-6<br />
Jahren; die Tische werden zu einer Art „Roundtable“ zusammengestellt.<br />
Das Frühstück beginnt um 08.30 Uhr und endet um 09.15 Uhr.<br />
Nach dem Essen gehen die Kinder mit den ErzieherInnen, die sie<br />
betreuen, gemeinsam in den Waschraum: Zähne putzen, Hände und<br />
Gesicht waschen sowie den Toilettengang verrichten.<br />
Wieder zurück in den Räumen wird die Gruppe aufgeteilt, und zwar in drei<br />
Gruppen a 17 Kinder, davon 16 Kinder nichtdeutschsprachiger Elter und<br />
ein Kind deutschsprachiger Eltern: die 3-4 jährigen, die 5-6 jährigen und<br />
diejenigen, die über sechs Jahre alt sind. Es werden Spiele organisiert 1 ,<br />
Lieder gesungen 2 . Danach dürfen sich die Kinder bis 11.00 Uhr mit sich<br />
selbst beschäftigen (freie Aktionen). Ab 11.00 Uhr sammeln sich die<br />
Kinder und gehen gemeinsam mit ihrer Gruppe zum naheliegenden<br />
Spielplatz. Dort verweilt man über eine halbe Stunde. Gegen 11.45 Uhr<br />
sind alle zurück in der Tagesstätte. Man bereitet sich auf das Mittagessen<br />
1 Dies trifft für die Gruppe zu, in der ich mich aufhielt<br />
2 Die Stühle werden in einen Kreis gestellt, ein Stuhl bleibt leer und dann ruft ein Kind nach seiner<br />
Wahl: “Mein rechter Platz ist frei, ich wünsche mir die “x” herbei”<br />
46
vor. Um 12.00 Uhr wird dann gegessen. Die Kleinen begeben sich nach<br />
dem Mahl zur Ruhe; dass ist in der Zeit von 12.30 Uhr bis 13.00 Uhr;<br />
geruht wird eine Stunde.<br />
Die Beobachtungen der Kinder beziehen sich auf die Altersgruppe der 3-4<br />
jährigen. Zwei ErzieherInnen betreuen eine Gruppe, die aus 17 Kindern<br />
besteht; davon, wie bereits erwähnt, 16 Kinder nichtdeutschsprachiger<br />
und ein Kind deutschsprachiger Eltern. In der Gruppe gibt es ein Kind mit<br />
Down-Syndrom. Das Durchschnittsalter liegt bei 3.5 Jahren.<br />
P., 5 Jahre alt, ist das einzigste deutsche Kind in der Gruppe; er ist ein<br />
Junge.<br />
P. ist sehr kommunikationsfreudig und in der überlegenen Situation als<br />
einziger Muttersprachler; trotz der unterschiedlichen Sprachen in der<br />
Gruppe und unter dem Einfluß fehlerhafter Kommunikation wendet er die<br />
deutsche Sprache fehlerfrei an. Sprachanweisungen seitens der<br />
ErzieherInnen sind nicht nötig.<br />
P. tritt auf die anderen Kinder ohne Hemmungen zu. Er ist ruhig und zeigt<br />
eine gute Interaktionsbereitschaft, zumindest solange, wie er sich in der<br />
Gruppe bestätigt fühlt. Er will helfen, sucht aber weniger Hilfe bei den<br />
anderen. Einen guten Freund in der Gruppe hat er nicht.<br />
P. wendet sich en ErzieherInnen kaum zu; er geht lieber seinen eigenen<br />
Weg. Seine Feinmotorik sollte mehr gefördert werden, die Grobmotorik ist<br />
gut.<br />
A., 4 Jahre alt, ist ein Mädchen mit türkischen Eltern. Sie ist sehr<br />
redegewandt und spricht fehlerfrei mit den anderen Kindern vorwiegend in<br />
Deutsch. Mit Kindern, die ebenfalls türkische Eltern haben, redet sie auch<br />
in Türkisch, aber lieber in Deutsch. Es gibt keine Sprachanweisungen<br />
seitens der ErzieherInnen.<br />
47
A. weist eine hohe Interaktionsbereitschaft auf. Sie redet und spielt mit<br />
den anderen Kindern. Sie ist ausgewogen und in der Gruppe sehr aktiv<br />
und aufnahmebereit. Sie hat eine sehr gute Freundin in der Gruppe.<br />
A. organisiert, kommuniziert und ist interaktiv und sehr selbstständig. Sie<br />
sucht weniger Hilfe bei den anderen Kindern, bietet aber gute Hilfestellung<br />
an. An die ErzieherInnen wendet sie sich kaum. Ihre Feinmotorik ist sehr<br />
gut ausgeprägt, die Grobmotorik ist normal.<br />
M., 4 Jahre alt, ist ein Junge mit algerischen Eltern. Da er das einzigste<br />
Kind algerischer Herkunft in der Gruppe ist, spricht er nur Deutsch, nicht<br />
fehlerfrei und recht holprig und oft sind keine logischen Zusammenhänge<br />
des Gesagten erkennbar. Mit den anderen Kindern kann er also nur in<br />
Deutsch reden. Es gibt keine Sprachanweisungen seitens der<br />
ErzieherInnen.<br />
M. redet laut und positioniert sich in der Gruppe als ein „Macker“. Die<br />
Kommunikation mit den anderen Kindern ist rege und er steht mit den<br />
anderen in reger Interaktion. Einen guten Freund in der Gruppe hat er<br />
nicht.<br />
M. ist äußerlich zwar ein ruhiger Junge, solange er im Mittelpunkt des<br />
Geschehens steht; zur Gruppenaktivität durch andere Kinder zeigt er sich<br />
eher uninteressiert und launisch abweisend.<br />
M. schafft es trotz des fehlerhaften Deutsch, die Aufmerksamkeit der<br />
anderen auf sich zu lenken. Er ist in fein- und grobmotorischer Hinsicht ein<br />
normal entwickelter Junge.<br />
M., 4 Jahre alt, ist ein Mädchen mit türkischen Eltern. Sie redet am<br />
liebsten nur in ihrer Muttersprache mit den anderen türkischen Kindern.<br />
Obwohl sie wenig Deutsch redet, ist dieses recht flüssig und fast fehlerfrei;<br />
mit den nichttürkischen Kindern redet sie natürlich in Deutsch.<br />
Es gibt keine Sprachanweisungen seitens der ErzieherInnen.<br />
48
M.s Interaktions- und Kommunikationsbereitschaft in der Gruppe ist gut<br />
ausgeprägt. In Konfliktsituationen, die sie persönlich betreffen, bleibt sie<br />
ruhig. Sie strebt danach, in einer gut funktionierenden Gruppe aktiv zu<br />
sein. Eine gute Freundin in der Gruppe hat sie nicht. Den ErzieherInnen<br />
wendet sie sich kaum zu. Ihre Fein- und Grobmotorik sind normal<br />
ausgeprägt.<br />
Fazit:<br />
Der Sprachstand der Kinder in Deutsch, hier auszugsweise, ist<br />
befriedigend; er tendiert von sehr gut bis ausreichend. Die<br />
Verkehrssprache unter den Kindern ist vorwiegend Deutsch. Da nicht<br />
genügend Sprachanweisungen seitens der ErzieherInnen erfolgen,<br />
manifestieren sich Ausdrucksfehler und grammatikalische Fehler.<br />
Dies stört aber nicht den Interaktionsverlauf der Kinder untereinander. Die<br />
wenn auch holprige Kommunikation ermöglicht ein ausgewogenes<br />
Konflikterleben und eine dementsprechende Krisenbewältigung.<br />
Eine Förderung des Sprachstandes ist aber notwendig. Die Kinder<br />
bedürfen größerer Aufmerksamkeit seitens der ErzieherInnen in Fragen<br />
der Sprach- und Sprechentwicklung. Dies bedeutet für die ErzieherInnen,<br />
dementsprechende Bildungsmaßnahmen zu besuchen, die ihnen diesen<br />
Gebrauch vermitteln.<br />
Ebenso kann ich mich des Eindrucks nicht verwehren, dass die Kinder<br />
eher betreut als geschult werden. Für Kinder nichtdeutschsprachiger<br />
Eltern ist es aber wichtig, dass deren Sprachstand in Deutsch geschult<br />
wird.<br />
49
Modell 2: (mit ausländischen Kindern)<br />
Den Kindern stehen vier Räume zur Verfügung, darunter ein<br />
Gruppenraum; zusätzlich gibt es eine Schlaf- und Kuschelecke sowie<br />
einen Waschraum für die Pflege der Kinder. Das Mobiliar ist kindergerecht<br />
und große Fenster sorgen für genügend Licht.<br />
Die Kinder frühstücken zusammen in einer altersgemischten Gruppe von<br />
2-5 jährigen. Die Mütter der Kinder halten sich auch für geraume Zeit im<br />
Gruppenraum auf und reden untereinander und mit den ErzieherInnen,<br />
was „Sache“ ist.<br />
Nach dem Frühstück geht die Gruppe zum Waschraum zum Zähneputzen<br />
und für den Toilettengang.<br />
Danach wird für eine halbe Stunde die „Freispielrunde“ angesetzt; dies<br />
dient den ErzieherInnen als Beobachtungsmöglichkeit, die Fähigkeiten der<br />
Kinder zu erfassen.<br />
Zwei ErzieherInnen leiten eine Gruppe; nach dem Freispiel erfolgen<br />
gymnastische Übungen. Man stellt sich in einen Kreis, singt Lieder und<br />
tanzt dazu Hand in Hand.<br />
Gegen 11.00 Uhr geht man für eine Stunde auf den tagesstätteneigenen<br />
Spielplatz im Hinterhof. Um 12.00 Uhr wird zu Mittag gegessen. Von 13.00<br />
bis 14.00 Uhr ist die Ruhezeit angesetzt.<br />
Die Beobachtungen der Kinder beziehen sich auf die Altersgruppe der 4-6<br />
jährigen, die von zwei ErzieherInnen betreut werden. Die Gruppengröße<br />
beläuft sich auf 15 Kinder, davon 10 Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern<br />
und ein Kind deutscher Herkunftssprache. Die anderen Kinder kommen<br />
aus binationalen Verbindungen mit jeweils einem deutschen Elternteil.<br />
D., 5 Jahre alt, ist ein Junge mit türkischen Eltern. Er verfügt über gute<br />
Deutschkenntnisse und spricht nur in Deutsch mit den Kindern, auch mit<br />
seinen Muttersprachlern.<br />
D. überlegt sehr gut, bevor er etwas sagt und denkt auch in deutscher<br />
Sprache. Es gibt kaum Sprachanweisungen seitens der ErzieherInnen.<br />
50
Seine Interaktions- und Kommunikationsbereitschaft ist gut ausgeprägt.<br />
Obwohl er unruhiger als die anderen Kinder ist und kaum Gruppenaktivität<br />
aufweist und sich weniger an die anderen wendet, teilt er sich den<br />
anderen gerne mit. Einen guten Freund in der Gruppe hat er nicht. Er<br />
wendet sich kaum an die ErzieherInnen, geht lieber seinen eigenen Weg.<br />
Seine Fein- und Grobmotorik sind ausgewogen.<br />
C., 4 Jahre alt, ist ein Mädchen mit deutschen Eltern. Sie ist sehr<br />
redegewandt, hinterfragt alles und ist sehr kommunikativ. Ihr Sprachstand<br />
in Deutsch ist sehr gut. Sprachanweisungen von Seiten der ErzieherInnen<br />
sind unnötig.<br />
C. hat eine ausgeprägte Interaktionsbereitschaft. In der Gruppe findet sie<br />
einen hohen Anklang und wendet sich den anderen zu, wenn sie Hilfe<br />
braucht. Sie stellt sich Konflikten, provoziert diese auch gelegentlich, zeigt<br />
aber eine gute Lernbereitschaft in der Konfliktlösung. Sie hat eine sehr<br />
gute Freundin in der Gruppe. Sie wendet sich kaum an die ErzieherInnen.<br />
Ihre Feinmotorik sollte gefördert werden, die Grobmotorik ist gut.<br />
A., 4 Jahre alt, ist ein Mädchen mit türkischen Eltern. Sie redet<br />
vorwiegend in Deutsch mit den anderen Kindern, mit den<br />
türkischsprachigen Kindern nur in türkisch. Ihr Deutsch ist nicht fehlerfrei,<br />
sie redet aber flüssig. Ihre Interaktions- und Kommunikationsbereitschaft<br />
sind gut ausgeprägt. Sie hat eine sehr gute Freundin in der Gruppe.<br />
Konflikte scheut sie nicht, und sie setzt sich dabei auch gut in Szene, ist<br />
aber lernbereit bei Konfliktlösungen.<br />
A. ist hilfsbereit und erwartet dies auch von den anderen Kindern. Den<br />
ErzieherInnen wendet sie sich kaum zu. Ihre Fein- und Grobmotoriksind<br />
gut.<br />
L., 5 Jahre alt, ist ein Mädchen mit polnischen Eltern. Sie redet nur in<br />
Deutsch mit den anderen, da es keine weitere Muttersprachler in der<br />
Gruppe gibt. Sie spricht fast fehlerfrei und flüssig und ist sehr daran<br />
51
interessiert, dass man ihre Kenntnisse in Deutsch lobt. Es gibt keine<br />
Sprachanweisungen. Sie hat eine sehr gute Freundin in der Gruppe.<br />
L. ist sehr kommunikativ und ist sehr interaktiv. Sie ist ruhig und lernt gut<br />
in Konfliktsituationen dazu. Sie ist hilfsbereit und nimmt gerne Hilfe von<br />
den anderen Kindern an. Den ErzieherInnen wendet sie sich kaum zu.<br />
Ihre Fein- und Grobmotorik sind durchschnittlich ausgesprägt.<br />
Fazit:<br />
Der Sprachstand der Kinder in Deutsch, hier auszugsweise, ist<br />
befriedigend; er tendiert von sehr gut bis ausreichend.<br />
Die Verkehrssprache unter den Kindern ist vorwiegend in Deutsch. Da<br />
nicht genügend Sprachanweisungen von den ErzieherInnen erfolgen,<br />
manifestieren sich Ausdrucks- und Grammatikfehler. Der<br />
Interaktionsverlauf der Kinder untereinander wird aber trotz des<br />
fehlerhaften Sprachstandes gut und die Kinder tragen ihre Konflikte<br />
untereinander sehr gut aus.<br />
Eine Förderung des Sprachstandes ist aber auch hier notwendig, da der<br />
Anteil der Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern hier bei über 90% liegt.<br />
Die ErzieherInnen müssen besser geschult werden, um diese Defizite zu<br />
beheben.<br />
Auch in dieser Tagesstätte habe ich das Gefühl, dass die Kinder eher<br />
betreut als geschult werden.<br />
52
Modell 3: (nach Pen-Green)<br />
Den Kindern steht eine großzügig gestaltete Räumlichkeit zur Verfügung.<br />
Die Räume sind ringförmig angelegt und miteinander verbunden. Es gibt<br />
einen Gymnastikraum mit einer Sprossenwand und Turnmatratzen sowie<br />
eine große Hängematte. Die Ausstattung an Mobiliar und Bastel- und<br />
Malutensilien ist gut. Der Waschraum ist kindergerecht gestaltet. Auch der<br />
Schlafraum ist liebevoll gestaltet.<br />
Ab 08.00 – 09.00 Uhr wird gefrühstückt. Die Frühstücksgruppe ist ist<br />
altersübergreifend von 2-6 Jahren. Nach dem Frühstück ist der<br />
Toilettengang angesagt. Die Gruppe, aus 34 Kindern bestehend, wird nun<br />
in zwei Gruppen a 17 Kinder aufgeteilt; ihnen stehen zwei ErzieherInnen<br />
zur Verfügung<br />
Bis 10.00 Uhr haben die Kinder Zeit für freie Gestaltungen. Dann werden<br />
die übrigen Räume geöffnet und man bewegt sich in die Bastelstube. Es<br />
ist kurz vor Fasching und die Kinder fertigen Masken und Dekorationen für<br />
den Umzug an. Der andere Teil der Gruppe hat einen Ausflug geplant,<br />
man will ins Museum.<br />
In der Zeit von 11.30 – 12.00 Uhr gibt es dann Mittagessen. Die<br />
Menükarte wird täglich ausgehängt und das Essen auf Fotographien<br />
dargestellt.<br />
Nach dem Mittagessen legen sich die Kleinen zum Schlafen hin; die<br />
anderen Kindern habe freie Gestaltungszeit.<br />
Die Beobachtungen der Kinder bezieht sich auf die 3-4 jährigen (17<br />
Kinder), die von zwei ErzieherInnen betreut werden.<br />
Die Anzahl der Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern liegt bei fünf Kindern.<br />
D., ist ein Junge mit deutschen Eltern. Er spricht fehler- und dialektfreies<br />
Deutsch. Er ist kommunikationsfreudig, spricht fließend und in<br />
Zusammenhängen. Sprachanweisungen seitens der ErzieherInnen sind<br />
nicht notwendig.<br />
53
D. weist eine sehr gute Interaktionsbereitschaft auf, ist weniger<br />
kommunikationsfreudig. Er ist ruhig und weist ein hohes Potential an<br />
Konfliktlösungen auf. Er beschäftigt sich lieber mit sich selbst, sucht<br />
weniger Hilfe bei den Kindern und leistet dementsprechend kaum welche.<br />
Er wendet sich regelmäßig an die ErzieherInnen, die er sehr mag. Seine<br />
Fein- und Grobmotorik sind gut ausgeprägt.<br />
M., 3 Jahre alt, ist ein Junge mit südkoreanischen Eltern. Es gibt keinen<br />
weiteren Muttersprachler in der Gruppe, so dass er auf die deutsche<br />
Sprache angewiesen ist. Der Sprachstand in Deutsch ist katastrophal,<br />
dadurch ist er sehr gehemmt und redet seltenst mit den anderen. Es gibt<br />
kaum Sprachanweisungen seitens der ErzieherInnen. Einen guten Freund<br />
hat er nicht.<br />
M. ist nicht interaktiv und steht oft in Konflikt mit den anderen Kindern.und<br />
ist nicht bereit, Konflikte zu lösen und zu bewältigen. Seine eigene<br />
Aktivität ist sehr eingeschränkt und bezieht sich lediglich auf des Tretauto<br />
fahren, und das möglichst den ganzen Tag. Er wendet sich gar nicht den<br />
ErzieherInnen zu. Seine Fein- und Grobmotorik bedürfen einer Schulung.<br />
K., 3 Jahre alt, ist ein Mädchen mit türkischen Eltern. Sie redet gut<br />
Deutsch, aber mit ihrer Freundin nur in Türkisch; sie selbst weist Sprachund<br />
Sprechfehler auf, die es zu korrigieren gilt. Sie ist sehr<br />
aufgeschlossen und lernbereit. Eine Sprachanweisung seitens der<br />
ErzieherInnen erfolgt nicht. Sie hat eine sehr gute Freundin in der Gruppe.<br />
K. ist interaktiv und sucht immer wieder die Gruppe auf, um zu reden<br />
(vorwiegend in Deutsch). Sie ist aber eigensinnig und gerät deshalb in<br />
Konfliktsituationen, die sie aber gut löst. Sie wendet sich kaum an die<br />
ErzieherInnen, lieber an ihre beste Freundin. Die ist wohl auch immer für<br />
sie da. Die Fein- und Grobmotorik sind normal.<br />
C., 3 Jahre alt, ist ein Junge mit kenianischen Eltern. Sein Deutsch ist<br />
mangelhaft und es ist schwierig, ein Gespräch mit ihm zu führen. Er ist in<br />
54
der gleichen Situation wie M., also auch der einzige Muttersprachler in der<br />
Gruppe. Gespräche mit den anderen kommen kaum zu Stande, was ihn<br />
sehr hemmt. Sprachweisungen erhält er von seiner Lieblingserzieherin.<br />
Einen guten Freund hat nicht.<br />
C. ist eher ein schüchterner und verschlossener Junge, der aber die<br />
Interaktion mit den anderen Kindern sucht, trotz der Konflikte, der er mit<br />
provoziert. Er wendet sich am liebsten seiner Lieblingserzieherin zu. Seine<br />
Fein muss verbessert werden, die Grobmotorik ist gut<br />
Fazit:<br />
Der Sprachstand der Kinder, hier auszugsweise, ist ausreichend, er<br />
tendiert von befriedigend bis mangelhaft.<br />
Die Verkehrssprache unter den Kindern ist vorwiegend Deutsch, denn die<br />
meisten Kinder in der Gruppe sind Deutsche.<br />
Die Interaktionsbereitschaft der Kinder ist sehr ausgeprägt, es leidet aber<br />
teilweise durch die fehlerhafte Kommunikation der Kinder<br />
nichtdeutschsprachiger Eltern<br />
Die ErzieherInnen bemühen sich i.d.R., die Kinder auf ihre Sprachfehler<br />
aufmerksam zu machen, weisen sie aber nicht an und geben nicht<br />
genügend Hilfestellung für Korrekturen.<br />
55
Modell 4: (bilinguales Modell)<br />
Den Kindern steht ein großangelegter Raum zur Verfügung, der in eine<br />
Kuschelecke und in den Lernbereich und Essensbereich unterteilt ist.<br />
Große Fenster und eine Terrassentür sorgen für gute Lichtverhältnisse. Es<br />
gibt noch einen separaten Schlafraum. Der Waschraum ist groß und sehr<br />
gut ausgestattet. Es gibt auch einen großzügig angelegten<br />
tagesstätteninternen Spielplatz.<br />
Ab 08.00 – 09.00 Uhr wird in altershomogenen gefrühstückt (die 2-4 und<br />
die 4-6 jährigen. Den Kindern stehen jeweils zwei ErzieherInnen zur<br />
Verfügung: eine ist nur für die deutsche Sprache zuständig, die andere für<br />
die Muttersprache. Gemeinsam geht man zum Waschraum für den<br />
Toilettengang; auf dem Wege wird gesungen.<br />
Um 09.00 Uhr begeben sich die Kinder in die Kuschelecke und bilden dort<br />
einen Sitzkreis. Es werden die Namensschilder aller Kinder in die Mitte<br />
gelegt und die Kinder wollen versuchen, herauszufinden, wer fehlt. Dabei<br />
fragen die ErzieherInnen in der jeweiligen Sprache, welches Kind auf dem<br />
Namensschild steht. Die Kinder sind im Durchschnitt 5 Jahre alt.Dann<br />
folgen noch einige sprachliche Lernübungen, die natürlich auch<br />
zweisprachig erfolgt.<br />
Ab 10.00 – 11.00 Uhr sind feinmotorische Übungen angesagt: Malen und<br />
Basteln. Ab 11.00 Uhr gehen die Kinder für ca. eine Stunde auf den<br />
Spielplatz. Die Kinder haben hier einen freien Bewegungsraum, stehen<br />
aber unter ständiger Beobachtung der ErzieherInnen, die nur dann<br />
eingreifen, wenn eine Konfliktsituation ausartet. Um 12.00 Uhr wird zu<br />
Mittag gegessen, ab 13.00 beginnt die Ruhezeit.<br />
Die Beobachtungen der Kinder bezieht sich auf die Gruppe der 4-6<br />
jährigen mit 16 Kindern, die bilingual geschult werden. Die Kinder<br />
entstammen i.d.R. aus binationalen Verbindungen (15 Kinder) und einem<br />
Kind nichtdeutschsprachiger Eltern.<br />
56
J.-P., 5 Jahre alt , ist ein Junge mit französischen Eltern. Er ist<br />
redegewandt und überlegt gut, was er sagen will. Sein Sprachstand in<br />
Deutsch ist sehr gut, er spricht fließend, fehlerfrei und akzentfrei; das<br />
gleiche gilt auch für seine Muttersprache. Mit den anderen Kindern spricht<br />
er vorwiegend in Deutsch. Sprachanweisungen seitens der ErzieherInnen<br />
erfolgen regelmäßig und intensiv. Er hat eine sehr gute Freundin in der<br />
Gruppe. Seine Kommunikations- und Interaktionsbereitschaft zu den<br />
anderen Kindern ist gut; er ist ein ruhiger Junge, der gut mit<br />
Konfliktsituationen zurecht kommt und daraus lernt.<br />
J.-P. zeigt eher eine geringe Eigenaktivität. Er ist oft mit seiner besten<br />
Freundin zusammen, die sehr situationsbestimmend ist. Zusammen<br />
führen sie Konflikte, aber i.d.R. keine Hilfestellung für andere. Den<br />
ErzieherInnen wendet er sich kaum zu. Seine Fein- und Grobmotorik sind<br />
sehr gut ausgeprägt.<br />
J., 5 Jahre alt, ist ein Mädchen mit deutsch-französischen Eltern. Ihre<br />
Deutschkenntnisse sind hervorragend, sie ist redegewandt, spricht fehlerund<br />
akzentfrei und in logischen Zusammenhängen. Ebenso in ihrer<br />
Muttersprache. Sprachanweisungen der ErzieherInnen erfolgen<br />
regelmäßig und sehr gezielt. Sie hat einen sehr guten Freund in der<br />
Gruppe.<br />
Ihre Kommunikations- und Interaktionsbereitschaft ist gut ausgeprägt, in<br />
der Gruppe ist sie aber eher zurückhaltend. Sie dirigiert und bewältigt<br />
Konfliktsituationen mit einer hohen Lernbereitschaft. In der Gruppe ist sie<br />
eher zurückhalten, dafür hat sie ja ihren besten Freund. Diese<br />
Zweisamkeit ist sehr situationsbestimmend.<br />
J. wendet sich weniger an die ErzieherInnen. Ihre Fein- und Grobmotorik<br />
sind sehr gut ausgeprägt.<br />
L., 4,5 Jahre alt, ist ein Junge mit deutsch-französischen Eltern. Er verfügt<br />
über sehr gute Deutschkenntnisse, redet fehler- und akzentfrei und ist<br />
57
sehr wortgewandt; ebenso in der Muttersprache. Er denkt logisch und ist<br />
in der Lage, auch komplizierte Vorgänge zu beschreiben und zu<br />
interpretieren. Mit den anderen Kindern redet er vorwiegen in Deutsch.<br />
Das interessante an L. ist, dass er sich durch die Sprache Deutsch erfährt<br />
und dieses auch wiederspiegelt. Trotzdem erfolgen Sprachanweisungen<br />
seitens der ErzieherInnen, mit denen er gerne kommuniziert. Einen guten<br />
Freund in der Gruppe hat er nicht..<br />
L. Kommunikations- und Interaktionsbereitschaft in der Gruppe sind<br />
vorbildlich. Er strebt zur Gruppenaktivität und hat ein gutes Potential zur<br />
Krisenbewältigung. Er ist recht hilfsbereit und sucht auch Hilfe bei den<br />
anderen. Den ErzieherInnen wendet er sich kaum zu, außer wenn er ein<br />
Gespräch führen will. Sein Fein- und Grobmotorik sind sehr gut<br />
ausgeprägt.<br />
N, 5 Jahre alt, ist ein Mädchen mit madegassischen Eltern. Sie hat es<br />
schwer in der Gruppe, denn ihr Deutsch ist katastrophal und die<br />
Muttersprache auch. In ihrem Elternhaus wird wohl nur ein besonderer<br />
Dialekt gesprochen. Sie redet kein Deutsch, kaum Muttersprache und die<br />
ErzieherInnen zweifeln, ob sie überhaupt eine der beiden Sprachen<br />
versteht. Sprachanweisungen seitens der ErzieherInnen erfolgen ständig<br />
und sind auf die kognitiven Fähigkeiten des Kindes abgestimmt. Sie hat<br />
keine Freundin in der Gruppe.<br />
N. ist sehr gehemmt durch ihr sprachliches Manko und ist daher sehr<br />
zurückgezogen. Sie ist sehr ruhig, zeigt keine Gruppenaktivitäten, obwohl<br />
sie kommunikations- und interaktionsbereit ist. Bei den anderen Kindern<br />
ist sie eher der klassische Außenseiter. Sie ist aber innovativ, sobald sie<br />
sich mit sich selbst beschäftigt und dabei sehr kreativ. Sie ist sehr isoliert.<br />
An die ErzieherInnen wendet sie sich öfters, da diese die einzigen<br />
Personen sind, die sich verständnisvoll um sie bemühen. Ihre Feinmotorik<br />
ist gut ausgeprägt, ihre Grobmotorik bedarf Hilfestellung.<br />
58
Fazit:<br />
Der Sprachstand der Kinder in Deutsch, hier auszugsweise, ist sehr gut<br />
Bis auf einen Fall (N.) ist er als hervorragend zu bezeichnen. Die<br />
Verkehrssprache Deutsch wird auf überragende Weise trainiert. Da diese<br />
Kinder bilingual betreut werden, gilt das gleiche Prinzip auch für die<br />
Muttersprache. Dadurch wird die Interaktionbereitschaft gestärkt und es<br />
kommt in der Gruppe zwar auch zu Konflikten, die aber mit eiserner<br />
Disziplin ignoriert wird. Die Kinder sind über ihren hohen<br />
Kommunikationsstatus in der Lage, verbale und körperliche<br />
Auseinandersetzungen erst gar nicht zu beachten. Die Kinder in der<br />
Gruppe kennen sich sehr gut und können durch ihr kommunikatives<br />
Wissen voneinander weitgehendst Konflikte abbauen.<br />
Die Förderung des Sprachstandes in Deutsch und in der Muttersprache in<br />
dieser Tagesstätte ist Pflichtprogramm Die ErzieherInnen sind bestens<br />
auf ihre Arbeit vorbereitet und fördern die Kinder sprachlich, wo immer es<br />
möglich ist und es ihren kognitiven Fähigkeiten entspricht.<br />
Diese Tagesstätte erbringt den Beweis, wenn schon ab zwei Jahren<br />
bilingual unterrichtet wird und die Akzente auf die Muttersprache als auch<br />
auf die Sprache gesetzt werden, dass dies erfolgreich sein kann.<br />
59
4.4 Expertenbefragung<br />
Die Expertenbefragung besteht aus zwei Teilen:<br />
1. Selbstauskunft der ErzieherInnen (nach Tietze et al., 1996:<br />
Einschätzungsskala zur Erfassung der Qualität pädagogischer<br />
Prozesse in Tageseinrichtungen; siehe dazu Anlage 4.4.1)<br />
2. Interviews mit den ErzieherInnen<br />
Durch die Selbstauskunft der ErzieherInnen, die sich aus ihrer Sicht<br />
bewerten und durch eine Bewertungsskala diese beurteilen, kann man die<br />
Einstellung der ErzieherInnen zu den Kindern ableiten, d.h. je positiver<br />
eine ErzieherIn die Items bewertet, desto mehr betrachtet sie/er dies als<br />
Folge ihres/seines Einflusses und ihrer/seiner Tätigkeit.<br />
Es gibt nun die Möglichkeit, dem Glauben zu schenken, oder durch eigene<br />
Beobachtungen sich zu vergewissern.<br />
Die geführten Interviews beschäftigen sich mit der Integration von Kindern<br />
nichtdeutschsprachiger Eltern und beziehen sich hauptsächlich auf den<br />
Sprachstand der Kinder und die Möglichkeiten, die ErzieherInnen sehen,<br />
durch eine gemeinsame Sprache in einem multikulturellen Alltag<br />
Integrationsprozesse zu aktivieren.<br />
Hier wird wieder eines der Hauptprobleme sichtbar: Kinder<br />
nichtdeutschsprachiger Eltern als Ausländer zu handhaben.<br />
60
4.4.1 Selbstauskunft der ErzieherInnen<br />
Dieses Verfahren zur Erfassung der Qualität pädagogischer Prozesse in<br />
Tageseinrichtungen erhebt den Anspruch, zentrale Aspekte<br />
pädagogischer Prozessqualität direkt erfassen zu können. (nach Tietze et<br />
al. (1996): Einschätzungsskala zur Erfassung der Qualität pädagogischer<br />
Prozesse in Tageseinrichtungen).<br />
Der Fragebogen besteht aus 37 Items, die in sieben Bereiche unterteilt<br />
wurden und sieben ErzieherInnen vorgelegt.<br />
Die Bewertung der Items erfolgt durch eine Benotungsskala von 1 – 7<br />
(1=inadäquat, 7=exzellent). Die Items beziehen sich zum einen auf die<br />
materiellen Bedingungen in der Tagesstätte als auch auf die<br />
Alltagsgestaltung und die Umgangsformen sowie auf die pädagogische<br />
Herangehensweise der ErzieherInnejn.<br />
Dieser Fragebogen ist für die ErzieherInnen bestimmt, da sie den besten<br />
Einblick in das Leben der Kinder ihrer Gruppe haben.<br />
Es wurden sieben Selbstauskünfte ausgewertet.<br />
Dazu bitte ich Anlage 4.4.1 zu beachten, den Fragebogen.<br />
Durch diese Bewertungseinheiten ist den ErzieherInnen die Möglichkeit<br />
gegeben, ihre Gruppe zu bewerten.<br />
Es ist anzumerken, dass hier kein objektives Bild vermittelt wird.<br />
Die Auswertung der Selbstauskunft wurde folgendermaßen durchgeführt:<br />
Die Bewertung der Fragen in den Kategorien I – VII wurden, Bogen für<br />
Bogen und Frage für Frage, addiert und der Mittelwert errechnet.<br />
Vom erzielten Mittelwert konnten die Abweichungen der einzelnen<br />
Bewertungen pro Fragebogen errechnet werden.<br />
Die Mittelwerte sind gering gestreut, es gibt nicht viel Varianz.<br />
Beispiel:<br />
Frage P1 P2 P3 P4 P5 P6 P7 ∅ Standard<br />
61
I.1 5 7 7 5 5 5 5 5,6 6<br />
Der Tabelle sind die Mittelwerte zu entnehmen die von den sechs<br />
ErzieherInnen ermittelt wurden.<br />
Anhang 4.4.1<br />
Fragen<br />
I. Betreuung und Pflege der Kinder<br />
1. Wie bewerten Sie den Begrüßungsakt und den Abschiedsakt bei den<br />
Kindern<br />
6<br />
(Intension, Zeitaufwand)?<br />
2. Wie bewerten Sie die Mahlzeiten der Kinder (Art und Umfang)? 4<br />
3. Wie bewerten Sie die Ruhemöglichkeiten der Kinder (Ruheflächen,<br />
Ruhezeiten, Pausenzeiten allgemein)?<br />
5<br />
4. Wie handhaben Sie die Toilettengänge der Kinder (Kontrollieren,<br />
Sauberkeitserziehung, Hilfestellungen)?<br />
5. Wie handhaben Sie die Körperpflege der Kinder (Dusch- und<br />
Waschmöglichkeiten, Wechsel von Kleidung)?<br />
II. Möbel und Ausstattung für Kinder<br />
1.Wie bewerten Sie die Pflege und Versorgung des Mobilars und der<br />
Ausstattung (Reinigung, Sortieren, Neuerwerb)?<br />
2. Wie schätzen Sie die Lernaktivitäten für die Kinder ein (Spiele,<br />
kognitive Lernmöglichkeiten)?<br />
3. Wie bewerten Sie die Entspannungsmöglichkeiten und deren<br />
Behaglichkeit (Ruhezonen, Art der Zonen, Pausengestaltung)?<br />
4. Wie bewerten Sie die Raumgestaltung (Größe, Aufteilung,<br />
definierte Plätze für Aktionen)?<br />
5. Wie bewerten Sie die kindbezogene Ausgestaltung (Altersadäquat)?<br />
III. Sprachliche und kognitive Anregungen<br />
1.Wie handhaben Sie das Sprachverstehen (bilingual, Hilfe bei<br />
Konversationsschwierigkeiten)?<br />
2. Wie handhaben Sie den Sprachgebrauch in den Gruppen<br />
(individuell, gruppenbezogen, ein- oder mehrsprachlich)?<br />
3. Welche kognitiven Anregungen wenden Sie an (selbstgestaltete<br />
Spiele, Lernaufgaben wie Lesenlernen, Rechnen, Malen)?<br />
4. Wie handhaben Sie den allgemeinen Sprachgebrauch unter den<br />
Kindern (Umgangssprache, uni- oder bilingual)?<br />
Note<br />
5<br />
5<br />
4<br />
5<br />
5<br />
5<br />
5<br />
6<br />
6<br />
5<br />
5<br />
62
IV. Fein- und Grobmotorische Aktivitäten<br />
1. Wie bewerten Sie die Möglichkeit zur Stärkung und Förderung der<br />
Feinmotorik?<br />
5<br />
2. Wie bewerten Sie die Platzverhältnisse zur Förderation der<br />
Feinmotorik (Aufteilung der Arbeitsflächen, Utensilien)?<br />
5<br />
3. Wie bewerten Sie den dafür eingeplanten Zeitaufwand? 5<br />
4. Wie bewerten Sie die Ausstattung für die Grobmotorik<br />
(Spielraummöglichkeiten, Kinderspielplatz, Spielangebote)? 5<br />
5. Wie bewerten Sie den dafür eingeplanten Zeitaufwand? 5<br />
6.Wie bewerten Sie die Anleitung und Beaufsichtigung der Kinder<br />
(Hilfestellungen, Ratschläge, Zeitintension )?<br />
5<br />
V. Kreative Aktivitäten<br />
1. Wie bewerten Sie Ihre Bemühungen zum künstlerischen Gestalten<br />
(Animation, Hilfestellung, Hilfsmittel)?<br />
2. Wie bewerten Sie Ihre Arbeit zu Musik und Bewegung (Wahl der<br />
Musikrichtung- und der instrumente, bewegungstherapeutische<br />
Maßnahmen)?<br />
3. Wie bewerten Sie Ihre Arbeit mit Bausteinen (Umfang der<br />
Materialien, Konzepierungsvorschläge)?<br />
4. Wie arbeiten Sie mit den Elementen Sand und Wasser<br />
(Möglichkeiten, mit diesen Elementen zu arbeiten wie Sandkästen mit<br />
Wasserzufuhrregelung, um Dämme, Bewässerungsanlagen, etc. zu<br />
bauen)?<br />
5. Wie bewerten Sie die Möglichkeiten von Rollenspielen<br />
(Phantasieanregung, Rollen aus dem alltäglichen Leben)?<br />
6. Wie bewerten Sie Ihre Tagesplanung auf die genannten Aspekte<br />
(Zeit- und Raumgestaltung-/innovation)?<br />
7. Wie bewerten Sie Ihre Anleitungsbestrebungen und die Art Ihrer<br />
Beaufsichtigung (Tips, individuelle/gruppendynamische Interaktion<br />
mit dem Kind/den Kindern)?<br />
VI. Sozialentwicklung<br />
1. Wie bewerten Sie die Rückzugsmöglichkeiten für die Kinder<br />
(Kuschelecken, Beschäftigungsecken, für die eigenen Interessen)?<br />
2. Wie beurteilen Sie die Freispielmöglichkeiten (autonome Zone für<br />
Eigeninitiativen ohne Kontrolle)?<br />
3. Wie beurteilen Sie die Teilgruppenarbeit (Aufteilung in Gruppen für<br />
Teilaufgaben)?<br />
4. Wie bewerten Sie die Atmosphäre innerhalb der Gruppen<br />
(Dynamik, Begeisterungsfähigkeit, Teamwork, Empathie)?<br />
5. Wie beurteilen Sie die Vorkehrungen für die Kinder mit besonderen<br />
Bedürfnissen (Einzelgänger, Begabtenförderung, verhaltensauffällige<br />
Kinder)?<br />
5<br />
5<br />
5<br />
5<br />
5<br />
5<br />
5<br />
4<br />
5<br />
4<br />
5<br />
4<br />
63
VII. ErzieherInnen/Eltern<br />
1. Wie bewerten Sie die Räumlichkeiten speziell für die<br />
ErzieherInnen?<br />
2. Wie bewerten Sie die Förderungsmöglichkeiten für die<br />
ErzieherInnen?<br />
3. Wie beurteilen Sie Ihre Treffmöglichkeiten (innerhalb der eigenen<br />
Gruppe oder mit anderen ErzieherInnen)?<br />
4. Wie bewerten Sie die Elternarbeit (Einbezug der Eltern in Ihre<br />
Arbeit und in die Entwicklung derer Kinder)?<br />
Dazu bitte ich Anlage 4.4.2 zu beachten: es ist die Gesamtauswertung.<br />
Die so erzielten Werte zeigen im Vergleich, dass die ErzieherInnen ihre<br />
Situation gleichermaßen beurteilen.<br />
Sie betrachten die Pflege und Betreuung der Kinder aus ihrer Sicht gut bis<br />
exzellent. Zum Bereich Möbel und Ausstattung gibt es ebenfalls<br />
übereinstimmende Bewertungen mit der Note gut. Auch im Bereich der<br />
sprachlichen und kognitiven Anregungen wurden positive Bewertungen<br />
gegeben.<br />
Der Standardwert „5“ wurde von allen ErzieherInnen für die Kategorie<br />
Fein- und Grobmotorische Aktivitäten vergeben.<br />
Auch für den Bereich kreative Aktivitäten beurteilten die ErzieherInnen mit<br />
gut, die Kategorie Sozialentwicklung wurde mit den Werten adäquat bis<br />
gut benotet. Zur Kategorie ErzieherInnen gaben die ErzieherInnen etwas<br />
unterschiedliche Bewertungen ab, die von inadäquat bis gut tendierten;<br />
trotzdem wurde der Standardwert „4“ ermittelt.<br />
Die Auswertung der Befragung der ErzieherInnen führt zu folgendem<br />
Ergebnis:<br />
4<br />
5<br />
4<br />
4<br />
64
1. Die Benotungen zu den einzelnen Items sind ähnlich. Minimale<br />
Abweichungen zeigen doch recht einheitlich den Grundtenor der<br />
Situation in den Tagesstätten, wie ihn die ErzieherInnen bewerten.<br />
2. Die Arbeit in den Tagesstätten zeigt eine gleichbleibende<br />
Kontinuität auf. Die ErzieherInnen bewerten diese (im Durchschnitt)<br />
mit gut (Note 5).<br />
Fazit:<br />
Meine Beobachtungen im Vergleich zu den Aussagen der ErzieherInnen<br />
decken sich im groben.<br />
Die Einstellung der ErzieherInnen zu ihrer Arbeit wird eher positiv<br />
betrachtet, auch wenn ich leichte Diskrepanzen von Aussage und<br />
vorgefundener Situation sehe.<br />
So z.B. zur Kategorie III, IV und VI. Hier bewerten die ErzieherInnen die<br />
Situationen und Gegebenheitenin der Gruppe eher positiv. Ich konnte<br />
selbst beobachten, dass sie den Anforderungen im einzelnen aber nicht<br />
immer gerecht werden, wie z.B. die Sprachanforderungen an die Kinder,<br />
Unterweisungen in die Fein- und Grobmotorik und die Hilfestellung bei der<br />
Sozialentwicklung.<br />
Ist ein Bereich der Kinderbetreuung als gut zu bezeichnen wie z.B. der der<br />
sprachlichen und kognitiven Anregungen, fehlt es in einem anderen an der<br />
notwendigen Zuwendung wie z.B. Fein- und Grobmotorik.<br />
Eine ErzieherIn kann also nicht den gesamten Anforderungen in den<br />
Bereichen wirklich nachkommen, dass Spektrum ihrer Tätigkeit ist zu<br />
umfassend.<br />
Bei zwei ErzieherInnen pro Gruppe, die bestenfalls aus durchschnittlich 15<br />
Kindern bestehen, ist eine objektive und individuelle Betreuung kaum<br />
möglich, zumal die Anforderungen an die ErzieherInnen ständig wachsen.<br />
65
4.4.2 Interviews mit den ErzieherInnen<br />
Es wurden für die kleine Exploration sechs ErzieherInnen befragt.<br />
Einer der Schwerpunkte der Interviews lag in der Erfragung, was die<br />
ErzieherInnen unter dem Begriff „Integration“ verstehen und wie sie diesen<br />
handhaben.<br />
Der Hauptschwerpunkt liegt aber in der Ermittlung des Sprachstandes der<br />
Kinder, welche Möglichkeiten de ErzieherInnen sehen, Kinder in der<br />
Verkehrssprache Deutsch zu schulen und wo die Probleme liegen, die<br />
mehrsprachig aufwachsende Kinder in der Sprachentwicklung haben.<br />
Anhand eines Fragekataloges mit 7 Positionen habe ich versucht, ein<br />
grobes Bild dieser Situation wiederzuspiegeln. Im weiterführenden Text<br />
werde ich die einzelnen Interviews darstellen. Dann erfolgt eine<br />
Gegenüberstellung aller Interviews, um Übereinstimmungen oder<br />
Abweichungen der Aussagen zu konstatieren.<br />
Der Fragebogen für die ErzieherInnen wurde so konzepiert, dass diese die<br />
Möglichkeit hatten, sich zu den Fragen konkret zu äußern.<br />
Im einzelnen:<br />
Jedes Interview dauerte im einzelnen 30 Minuten. Interviewpartner waren<br />
die LeiterInnen der jeweiligen Kindertagesstätten, die allesamt den Beruf<br />
der/des ErzieherIn gelernt und ausgeübt haben.<br />
Der Vorteil bei dieser Befragung ist, dass diese Personen einen<br />
allgemeineren und besseren Überblick der Problematik haben und durch<br />
ihre Entscheidungsgewalt Veränderungen bewirken können, die sich<br />
positiv auf die Sozialisation der Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern<br />
auswirken kann.<br />
Zudem sind sie der zentrale Punkt, dem sich die ErzieherInnen zuwenden,<br />
wenn es zu Konflikten in den einzelnen Gruppen kommt.<br />
66
Das Interview besteht aus sieben Fragen:<br />
1. Was verstehen Sie unter Integration?; hier sollte der Begriff<br />
definiert werden, wie ihn die ErzieherInnen verstehen.<br />
2. Nach welchem Modell arbeiten Sie?; damit wurden die betreffenden<br />
Personen aufgefordert, sich über das Konzept der Betreuung der<br />
Kinder zu äußern.<br />
3. Wie schätzen Sie den Sprachstand in deutscher Sprache bei den<br />
Kindern nichtdeutschsprachiger Eltern ein?; hier sollten sich die<br />
ErzieherInnen über die Kenntnisse der Kinder<br />
nichtdeutschsprachiger zum Sprachstand der Verkehrssprache<br />
Deutsch zu äußern.<br />
4. Ist bei der Vielzahl der Nationalitäten eine Erweiterung des<br />
Sprachpotentials der eigenen Muttersprache und ein adäquates<br />
Erlernen der deutschen Sprache überhaupt möglich?; es sollte hier<br />
ermittelt werden, inwieweit durch eine Förderung der Muttersprache<br />
ein gerechtes Erlernen der Sprache Deutsch möglich ist.<br />
5. Wie schätzen Sie die Möglichkeiten einer differenzierten Förderung<br />
der Sprach- und Sprechentwicklung in der Muttersprache und in<br />
Deutsch ein?; es sollte hier ermittelt werden, wie die ErzieherInnen<br />
zu einer bilingualen Betreuung stehen und welche Möglichkeiten<br />
sie zur zweisprachigen Betreuung sehen.<br />
6. Inwieweit beziehen Sie die Eltern der Kinder<br />
nichtdeutschsprachiger Eltern in ihre Arbeit ein?; hier sollte geklärt<br />
werden, wie weit die Arbeit der Tagesstätten sich auf das häusliche<br />
Umfeld der Kinder erstreckt.<br />
7. Welche Maßstäbe setzen Sie sich selbst für eine Sozialisation der<br />
Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern?; hier sollte das soziale<br />
Engagement der ErzieherInnen erfragt werden.<br />
67
Interview 1:<br />
Zu 1.<br />
Integration bedeutet für uns, ein Heranführen an die deutsche Kultur, an<br />
die deutsche Erziehung, an das deutsche Denken.<br />
Bei zweisprachig aufwachsenden Kindern gilt es, beide Kulturen so zu<br />
vermitteln, dass es für die Kinder eine Selbstverständlichkeit darstellt.<br />
Die Aufklärungsarbeit mit den Eltern; sie müssen darüber aufgeklärt<br />
werden, welche Werte und Regeln vorherrschen, was für uns Deutsche<br />
wichtig ist.<br />
Die islamischen Eltern muss man darüber aufklären, dass die Kinder<br />
schon vor der Einschulung gefördert werden müssen.<br />
Zu 2.<br />
Nach dem bilingualen und bikulturellen Modell. Dieses gilt nur für die 2-6<br />
jährigen und nicht für die Älteren. Die Kinder werden sowohl in der<br />
Muttersprache als auch in Deutsch unterrichtet. Deutsch ist hier die<br />
Majoritätssprache.<br />
Zu 3.<br />
Es klappt nicht immer, den Kindern das erforderliche Sprachniveau bis zur<br />
Einschulung zu vermitteln. In unserer Tagesstätte sind es jedoch nur<br />
wenige, die mit der deutschen Sprache oder der Muttersprache Probleme<br />
haben. Der Sprachstand in Deutsch ist als sehr gut zu bezeichnen.<br />
Zu 4.<br />
Es kann jeweils nur eine Person eine Sprache vermitteln; wenn diese<br />
Person in den Sprachen switched, dann wird das Kind dies auch tun, und<br />
das führt bei ihm zu Verwirrungen. Ein fundamentierter Spracherwerb<br />
kann nur eine gezielte Person vermitteln. Dann ist eine sprachliche<br />
Bildung der Muttersprache und der Sprache Deutsch möglich.<br />
68
Zu 5.<br />
Sehr gut, wenn die Sprachen getrennt über zwei Bezugspersonen, für<br />
jede Sprache eine Bezugsperson, den Kindern vermittelt werden. Wichtig<br />
ist, dass die Kinder lernen, an wen sie sich zu wenden haben. Das lernen<br />
sie sehr schnell.<br />
Zu 6.<br />
Dies geschieht schon bei der Anmeldung der Kinder. Hier werden die<br />
Anforderungen und Erwartungen deutlich gemacht: Die Funktion der<br />
Zweisprachigkeit, die klaren Voraussetzungen des Lernziels, das<br />
Mitwirken an Elternabenden; dies ist wichtig, um sich so untereinander<br />
kennen zu lernen und Erfahrungen auszutauschen.<br />
Zu 7.<br />
Für mich ist wichtig, die deutsche Sprache den Kindern näher zu bringen.<br />
Ziel ist es, die Kinder zum Sprechen zu bringen, dass sie sich artikulieren<br />
können und sprachlich fit werden für die Schule. Das versuchen wir auch<br />
bei den Eltern.<br />
Interview 2:<br />
Zu 1.<br />
Integration erfolgt über die Sprache, also durch das Erlernen der<br />
deutschen Sprache.<br />
Man muss sich mit anderen Kulturen auseinander setzen, sprich die<br />
Kulturen und Religionen gegenüber stellen und nach den<br />
Gemeinsamkeiten suchen. Integration beginnt mit der Alltäglichkeit, sich<br />
öffnen gegenüber den Kindern und den Eltern und es gemeinsam<br />
angehen. Einen Weg zur Integration zu finden gibt es über die Musik und<br />
die Kunst, wie z.B. die Kinderateliers.<br />
69
Zu 2.<br />
Nach dem Modell der Betreuung mit ausländischen Kindern. Bei dem<br />
hohen Anteil an Kindern nichtdeutscher Herkunftssprache ist das schon<br />
vorbestimmt. Ein deutsches Kind bis maximal drei deutsche Kinder in<br />
einer Gruppe – da ist dieses Modell für eine Sozialisation der Kinder<br />
geeignet.<br />
Zu 3.<br />
Der Sprachstand in Deutsch ist schlecht. Dies kommt durch die zu geringe<br />
Anzahl deutscher Kinder in den Gruppen, so dass die Kinder<br />
untereinander oft in deren Muttersprache reden. Die deutsche Sprache<br />
kann sich so schwer etablieren. Es ist für die ErzieherInnen ein<br />
Mehraufwand, die deutsche Sprache zu vermitteln. Dazu kommt der<br />
negative Stellenwert der deutschen Sprache in den Elternhäuser. Das<br />
kann die Kita nicht auffangen.<br />
Zu 4.<br />
Nicht in der Kita. Bei dem geringen Anteil der deutschen Kinder ist kein<br />
adäquates Lernen der deutschen Sprache möglich und durch den hohen<br />
Anteil der Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache auch kein wirkliches<br />
Erlernen der Muttersprache. Die Sprache verselbstständigt sichbei den<br />
Kindern.<br />
Zu 5.<br />
Sehr schlecht; es sind so viele verschiedene Muttersprachler in einer<br />
Gruppe, dass eine angemessene Forderung aus technischen Gründen<br />
nicht machbar ist. Dies würde eine Personalaufstockung bedeuten, die wir<br />
uns nicht leisten können.<br />
Zu 6.<br />
Wenn es z.B. zu Konflikten zwischen der ErzieherIn und der Mutter<br />
kommt, schreite ich als Vermittlerin ein. Denn ich habe das letzte Wort.<br />
70
Wir bieten Deutschkurse für die Eltern an, das wird aber nicht<br />
wahrgenommen. Wichtig sind die Feste, wo sich alle treffen. Da machen<br />
wir uns stark, die Eltern zu motivieren. Wir haben auch das Elterncafe, wo<br />
die Möglichkeit besteht, sich wöchentlich zu treffen und sich Informationen<br />
auszutauschen.<br />
Zu 7.<br />
Ich will, dass die Kinder die Möglichkeit bekommen, harmonisch in der<br />
multikulturellen Gruppe aufzuwachsen. Ich möchte ihnen die deutsche<br />
Sprache und Kultur so vermitteln, dass sie sich später unbeschwert in<br />
Deutschland bewegen können.<br />
Interview 3:<br />
Zu 1.<br />
Integration heißt für uns, auch behinderte Kinder mit aufzunehmen; denn<br />
zunehmend mehr Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache mit<br />
Behinderungen werden zu uns gebracht.<br />
Wir versuchen die Kinder in sprachlicher Hinsicht zu schulen, das ist aber<br />
eine frustrierende Arbeit, da keine Resonance aus den Elternhäusern<br />
kommt, wir versuchen auch die deutschen Kinder in ihrem multikulturellen<br />
Umfeld zu integrieren.<br />
Zu 2.<br />
Nach dem Modell mit Integration behinderter Kinder. Es gibt einige Kinder<br />
mit geistigen Behinderungen, die in die Gruppen integriert sind. Sie<br />
werden zusätzlich von gelernten Fachkräften betreut.<br />
Ansonsten sind wir eine integrative Kita, die versucht, in diesem<br />
Kulturwirrwarr eine Richtlinie zu setzen. Ein schwieriges Unterfangen, da<br />
es sich kaum umsetzen läßt.<br />
71
Zu 3.<br />
Der Sprachstand in Deutsch ist von gut bis miserabel. Bei den deutschen<br />
Kindern verschlechtert er sich durch den Einfluß des Kauderwelsch-<br />
Deutsch seitens der Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache.<br />
Und der Sprachstand der ausländischen Kinder in Deutsch ist i.d.R. sehr<br />
schlecht. Sie können Dinge nicht richtig beim Namen nennen, bilden nur<br />
halbe Sätze mit grammatikalischen Fehlern.<br />
Zu 4.<br />
Das glaube ich nicht. Hier im Bezirk besteht für die meisten keine<br />
Notwendigkeit, Deutsch zu lernen. Die Kinder sprechen ja ihre<br />
Muttersprache schon mangelhaft, ein korrektes Erlernen der deutschen<br />
Sprache ist schon allein wegen der mangelnden Elternhilfe kaum möglich.<br />
Zu 6.<br />
Wir bieten Deutschkurse an, die werden nicht wahrgenommen. Wir<br />
versuchen gemeinsam, Feste zu organisieren, um die Kulturen einander<br />
näher zu bringen. Doch es besteht kein Interesse seitens der Eltern, sich<br />
auf die deutsche oder eine andere Kultur einzulassen. Das sieht man bei<br />
den Sommerfesten: Jede Fraktion sitzt in ihren eigenen Reihen.<br />
Wir bieten auch Arbeitsgemeinschaften an, wie gemeinsames Kochen mit<br />
den ErzieherInnen und den Eltern, um den Gebrauch der deutschen<br />
Sprache zu trainieren.<br />
Es gibt kaum Resonanz.<br />
Zu 7.<br />
Wir versuchen, die Kinder so weit wie möglich auf die Einschulung<br />
vorzubereiten, d.h. ihnen die deutsche Sprache weitgehenst zu vermitteln<br />
und sie über unser Leben zu informieren. Der Mißerfolg hiebei ist<br />
resignierend. Die Kinder haben Sprachschwierigkeiten in der<br />
Muttersprache und in Deutsch, bei der Einschulung kommt es oft genug<br />
vor, dass manche Kinder gar kein Deutsch können.<br />
72
Wir wollen den Kindern eine gute Grundlage für ihr weiteres Leben<br />
vermitteln. Dies zerbricht aber an den Barrieren, die zwischen uns und<br />
den Ausländern bestehen.<br />
Interview 4:<br />
Zu 1.<br />
Integration bedeutet für uns das Beibehalten der eigenen Kultur einerseits<br />
und das Kennenlernen der anderen anderseits.<br />
Eine Annäherung der Kulturen durch die Sprachen und die gemeinsamen<br />
Feste der unterschiedlichen Kulturen hilft bei diesen<br />
Integrationsversuchen.<br />
Zu 2.<br />
Wir arbeiten nach dem bilingualen Modell Deutsch-Muttersprache. Dies<br />
gilt für alle Kinder in der Gruppe. Deutsch ist aber die Majoritätssprache.<br />
Die ErzieherInnen switchen auch in den Sprachen, weil es keine direkte<br />
Ansprechpartnerin für eine Sprache gibt.<br />
Zu 3.<br />
Die Kinder sprechen oft eine Mischsprache, etwas Deutsch und etwas<br />
Muttersprache.<br />
Viele Eltern wollen von ihren Kindern die deutsche Sprache erlernen, daß<br />
führt aber zum Sprachenwirrwarr.<br />
Der Sprachstand der Kinder ist nicht gut, da zu Hause im allgemeinen zu<br />
wenig miteinander gesprochen wird, sei es in der Muttersprache oder gar<br />
in Deutsch.<br />
Bei zweisprachig aufwachsenden Kindern bestehen Defizite in der<br />
Muttersprache, so daß ein korrektes Lernen der deutschen Sprache bis<br />
zur Einschulung nicht gegeben ist.<br />
73
Zu 4.<br />
Nein. Aus unseren Erfahrungen heraus stellen wir fest, daß viele Kinder<br />
nicht einmal ihre Muttersprache weitgehend beherrschen. Sie werden vom<br />
Elternhaus her unzureichend in ihrer Muttersprache geschult, so daß ein<br />
zusätzlicher Erwerb der deutschen Sprache fast unmöglich ist.<br />
Zu 5.<br />
Wenn die strikte Trennung der verschiedenen Sprachen gewährleistet<br />
wird, also zu Hause nur die Muttersprache verwendet wird, kann der<br />
Aufbau zum Erwerb der deutschen Sprache in den Kitas erfolgen. Es ist<br />
schwierig, dieses Vorgehen den Eltern, die das nicht verstehen, zu<br />
erklären, um deren Beistand zu bekommen.<br />
Zu 6.<br />
Wir laden die Eltern zu Festen ein. Wir probieren in Einzelgesprächen mit<br />
den Eltern die Probleme bzgl. Der Kinder zu lösen. Und wir weisen die<br />
Mütter auf diverse Angebote zum Erlernen der deutschen Sprache hin wie<br />
in den Nachbarschaftshäusern.<br />
Zu 7.<br />
Wir wollen, daß die Kinder so gut wie möglich integriert werden. Dies<br />
versuchen wir über die deutsche Sprache, so daß die Anforderungen bei<br />
der Einschulung erfüllt werden.<br />
Interview 5:<br />
Zu 1.<br />
Integration bedeutet das Miteinanderleben in der Kita von Kindern<br />
unterschiedlicher Kulturen, die allesamt gleichberechtigt sind.<br />
Jeder einzelne kann von dem anderen profitieren.<br />
74
Zu 2.<br />
Nach dem Modell der Betreuung behinderter Kinder. Wir haben drei<br />
behinderte Kinder in der 2-6 jährigen Gruppe.<br />
Zu 3.<br />
Die Kinder, die im Alter um die zwei Jahre zu uns kommen, können i.d.R.<br />
bei der Einschulung gut Deutsch.<br />
Zu 4.<br />
Gut, wenn eine klare Abgrenzung der verschiedenen Sprachen erfolgt,<br />
also im Elternhaus die Muttersprache zu sprechen und in der Kita nur<br />
Deutsch.<br />
Zu 5.<br />
Schon beim Anmeldegespräch wird mit den nichtdeutschsprachigen Eltern<br />
geklärt, daß sie sich zu Hause mit den Kindern nur in der Sprache<br />
sprechen sollen. Nur bei einem fundamentierterten Spracherwerb der<br />
Muttersprache kann ein erfolgreiches Lernen der deutschen Sprache<br />
erfolgen.<br />
Es kommt auch darauf an, inwieweit die Eltern den Erwerb der deutschen<br />
Sprache für notwendig halten und dieses den Kindern vermitteln; viele<br />
Eltern lehnen von Anfang an die deutsche Kultur ab und unterstützen ihre<br />
Kinder nicht beim Erlernen der deutschen Sprache.<br />
Zu 6.<br />
Wir erwarten, daß sich die Eltern mit einbringen, Dadurch, daß wir unsere<br />
Arbeit so tranparent wie möglich gestalten, erwecken wir Interesse bei den<br />
Eltern. Die Eltern helfen bei der Ausgestaltung von Festen; wir<br />
veranstalten regelmäßig Gartenarbeitstage, an denen Kinder, Eltern und<br />
ErzieherInnen gemeinsam den Garten modellieren.<br />
Und wir veranstalten Elternabende u.a. auch mit pädagogischen Themen.<br />
75
Zu 7.<br />
Den kindern soll spielerisch die deutsche Kultur vermittelt werden, wie<br />
durch Singen von deutschen Liedern. Sie sollen sich dabei wohlfühlen.<br />
Die Kinder sollen ohne Zwang fremde Kulturen erleben und diese als<br />
Bereicherung ansehen. Die Kinder sollen es lernen, sich zu öffnen und<br />
sich in den unterschiedlichen Kulturen zu bewegen.<br />
Interview 6:<br />
Zu 1.<br />
Wir sind eine Integrationseinrichtung in der behinderte Kinder<br />
aufgenommen. Die Kinder kommen meist von der Kleinkinderkrippe hier in<br />
die Kita-Krippe.<br />
Unter Integration verstehen wir die Art der Behinderung zu<br />
berücksichtigen und demnach die baulichen Maßnahmen ihren<br />
Bedürfnissen anzupassen.<br />
Integration heißt auch, Förderung von Kindern unterschiedlicher<br />
Nationalitäten und Kulturen.; jedes Kind in in seiner Besonderheit im<br />
Kontext mit der Gemeinschaft zu fördern.<br />
Zu 2.<br />
Nach dem Modell der Betreuung mit behinderten Kindern.<br />
Zu 3.<br />
Die Eltern haben i.d.R. einen guten Bildungsstatus, so daß die Kinder über<br />
einen hohen und differenzierten Sprachstand verfügen.<br />
Zu 4.<br />
In Gesprächen mit den Eltern werden Anweisungen gegeben, daß in der<br />
Kita nur deutsch gesprochen wird und sie zu Hause nur in ihrer<br />
Muttersprache kommunizieren sollen. Es ist anzumerken, daß Mädchen<br />
76
im allgemeinen besser mit der Zweisprachigkeit umgehen können als<br />
Jungen.<br />
Zu 5.<br />
Sehr gut, wenn die strikte Trennung der Sprachen bei den<br />
Bezugspersonen eingehalten wird. Die Kinder können so differenzierter<br />
die Sprache erlernen, sich leichter in den verschiedenen Sprachen<br />
ausdrücken, werden besser verstanden und haben zudem mehr Spaß, die<br />
Sprachen zu sprechen.<br />
Zu 6.<br />
Unsere Arbeit kann nur erfolgreich sein, wenn Eltern und ErzieherInnen<br />
vertauenvoll zusammenarbeiten. Die Eltern werden ständig über<br />
Angebote, Projekte und Aktivitäten informiert.<br />
Weiterhin wird für jedes Kind eine Mappe mit dessen<br />
Entwicklungsgeschichte angelegt, das die Eltern einsehen können. Die<br />
Eltern können sich mit ihren Ideen einbringen, Feste mitgestalten.<br />
Zu 7.<br />
Unsere Aufgabe ist es, die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes zu<br />
fördern und zu unterstützen.<br />
Die unterschiedlichen Kulturen und Geplogenheiten wollen wir ihnen<br />
vermitteln und die Kinder sollen zu einer Offenheit erzogen werden<br />
werden, nicht nur sich, sondern auch andere Kulturen zu akzeptieren.<br />
77
Gesamtauswertung:<br />
Zu 1.<br />
Der Begriff Integration wird einheitlich von den 6 Befragten beschrieben.<br />
Integration bedeutet für sie das Annähern an andere Kulturen, das<br />
Heranführen an die deutsche Kultur, die Vermittlung der Sprache Deutsch<br />
und das Soziale Lernen.<br />
In den Tageseinrichtungen mit behinderten Kindern wird zusätzlich der<br />
soziale Einbezug behinderter Kinder betont. Ganz nach Montessori: „Nur<br />
wer hilft, wird selbstständig und glücklich“.<br />
Die Befragten waren alle daran interessiert, den Kindern<br />
nichtdeutschsprachiger Elternund behinderten die Möglichkeit eines<br />
unbeschwerten Lebens in Deutschland zu vermitteln. Dies gilt auch für<br />
deren Eltern, denen man eine Integration nicht verwehren will.<br />
Zu 2.<br />
Die Antworten zu dieser Frage sind schon deshalb so unterschiedlich, da<br />
die Tageseinrichtungen nach verschiedenen Modelltypen arbeiten. Drei<br />
Tagestätten arbeiten nach dem Modell mit Integration behinderter Kinder,<br />
zwei Tagesstätten bilingual und eine Tagesstätte mit ausländischen<br />
Kindern.<br />
Zu 3.<br />
3 der Befragten äußerten, daß der Sprachstand der Kinder<br />
nichtdeutschsprachiger Eltern nicht genügend fundiert sei. Sie führen<br />
soziale Aspekte auf, die den Zustand erklären: die soziale Schicht des<br />
Elternhauses, das soziale Umfeld der Wohnung und die soziale<br />
Einstellung der Eltern gegenüber den Kitas.<br />
3 der Befragte beschrieben den Sprachstand der Kinder<br />
nichtdeutschsprachiger Elter als gut, besonders wenn die Kinder schon ab<br />
dem zweiten Lebensjahr in die Kita kommen.<br />
Und sie bestätigten, daß die Kinder den Schulanforderungen entsprechen.<br />
78
Zu 4.<br />
3 der Befragten verneinen die Frage. Sie argumentieren mit folgenden<br />
Aspekten:<br />
1. mangelnde Kenntnisse der Muttersprache<br />
2. Switchen in den Sprachen<br />
3. mangelhafte Kenntnisse in der deutschen Sprache<br />
4. der zu hohe Anteil ausländischer Kinder<br />
5. der zu geringe Anteil deutscher Kinder.<br />
Eine Förderung der Sprache Deutsch ist somit fast unmöglich geworden<br />
und um die Muttersprache und die deutsche Sprache parallel zu fördern,<br />
fehlt es an Geldern.<br />
3 der Befragten (2 aus bilingual, 1 mit Integration behinderter Kinder)<br />
waren anderer Meinung. Sie argumentieren wie folgt:<br />
1. wenn die Muttersprache und die deutsche Sprache getrennt über<br />
zwei Bezugspersonen, für jede Sprache eine Bezugsperson<br />
vermittelt werden, und im Elternhaus nur die Muttersprache<br />
gesprochen wird, ist eine adäquate Vermittlung der Sprachen<br />
möglich.<br />
Zu 5.<br />
4 der Befragten glauben nicht an eine Möglichkeit. Sie argumentieren wie<br />
folgt:<br />
1. Unkenntnisse in der Muttersprache und Deutsch<br />
2. Zu wenig Personal für eine ordnungsgemäße Betreuung<br />
3. Keine Kontrollmöglichkeiten im Elternhaus über das Einhalten der<br />
Einsprachigkeit.<br />
2 der Befragten sehen dagegen sehr gute Möglichkeiten zur<br />
differenzierten Förderung. Voraussetzung für ihre Arbeit ist das strikte<br />
Auseinanderhalten der Muttersprache und der Sprache Deutsch. Beide<br />
Tagesstätten arbeiten so erfolgreich.<br />
79
Zu 6.<br />
Alle 6 Befragten äußern sich dazu positiv. Die Eltern der Kinder<br />
nichtdeutscher Herkunftssprache erhalten die Möglichkeit, Feste<br />
mitzugestalten, an Ausflügen teilzunehmen und hausinterne Kurse<br />
anzunehmen.<br />
Für die 6 Befragten gilt der Vorsatz, daß die Eltern als fester Bestandteil<br />
des familialen Lebens der Kinder in ihre Arbeit einbezogen werden<br />
müssen.<br />
Oft ist es das mangelnde Interesse, diese Angebote anzunehmen.<br />
Zu 7.<br />
Alle 6 Befragten haben sich fast einheitlich geäußert. Sie wollen den<br />
Kindern nichtdeutschsprachiger Eltern die deutsche Sprache so<br />
vermitteln, daß sie den Anforderungen zum Sprachstand bei der<br />
Einschulung entsprechen, und ihnen die deutsche Kultur so vermitteln,<br />
daß sie Freude daran haben und diese als selbstverständlich betrachten.<br />
Trotz der Mißerfolge, die die Befragten erzielten, lassen sie sich nicht<br />
entmutigen, ihren Weg fort zu setzen.<br />
Die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder soll stets gefördert werden.<br />
80
5. Schlussfolgerung<br />
Beginnen werde ich meine Schlussfolgerung mit der Wiedergabe eines<br />
Interviews, dass ich am 14.02.03 mit Herrn Andreas Pochert zum Thema<br />
„Integration und Sprache“ führte.<br />
Herr Pochert ist für die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport<br />
tätig und leitet eine schulpsychologische Beratungsstelle am Wedding in<br />
Berlin. Er und Wolfgang Hildmann haben den Bereicht über die<br />
Sprachstandserhebung für 02/2001 namens „Bärenstark“ verfasst.<br />
Interview:<br />
S: Warum glauben Sie, dass der Sprachstand in Deutsch bei Kindern<br />
nichtdeutschsprachiger Eltern so schlecht ist. Die letzten Untersuchungen<br />
von Bärenstark haben dargelegt, dass von ca, 1.400 Erstklässlern an den<br />
Weddinger Grundschulen fast 500 Kinder nichtdeutschsprachiger Eltern<br />
einer intensiven Sprachförderung bedürfen.<br />
P: Dies ist i.d.R. auf die Schicht, die Herkunft der Kinder zurück zu führen.<br />
Es sind oft einfache Leute wie aus dem Süden Anatoliens, die nach<br />
Deutschland kamen und über keine adäquate Schulbildung verfügten.<br />
Dazu kommen die Anpassungsschwierigkeiten in Deutschland. Das<br />
Leben, aus dem die Menschen kommen, ist wie das einstige Mittelalter in<br />
Deutschland.<br />
Heute haben wir es mit der 3. Generation zu tun. Die Strukturen der<br />
Heimatkultur haben zwar Risse erlitten, was in der Tat unausweichlich ist;<br />
durch die hohe Arbeitslosigkeit bei türkischen Männern hat die Frau als<br />
Versorgerin an Bedeutung gewonnen. Es haben auch weiterhin die Streits<br />
in den Familien zugenommen, und dieser Generationskonflikt wird auch,<br />
gerade unter den männlichen Mitgliedern der Familie mit körperlicher<br />
Gewalt ausgetragen.<br />
81
Auf Ihre Frage, warum der Sprachstand so schlecht ist, möchte ich noch<br />
anfügen, dass die Männer der 2.Generation ihre Frauen aus der Türkei<br />
holten, die ganz und gar türkisch sozialisiert waren; die türkischen Männer<br />
in Deutschland dagegen waren nicht mehr türkisch sozialisiert. Es kommt<br />
zum Auftreffen zweier unterschiedlicher Lebenswelten, die auch<br />
sprachlich defizitär sind.<br />
Der Mann spricht z.B. ziemlich schlecht Deutsch, hat aber auch den klaren<br />
Bezug zur Muttersprache verloren; er spricht ein schlechtes türkisch. Auch<br />
sein Deutsch ist schlecht, er vermischt die beiden Sprachen.<br />
Das heißt, auch die türkischen Frauen, die seit über 10 Jahren hier leben,<br />
kein richtiges oder gar kein Deutsch können.<br />
Dazu kommt, dass es in der Umgebung genügend türkische Geschäfte<br />
gibt, und dazu kommt es zu einer weiteren Sprachreduzierung der<br />
deutschen Sprache.<br />
Es gibt nun aber Kinder türkischer Elter, die keine Sprachprobleme<br />
aufweisen, obwohl deren Eltern nur schlecht Deutsch reden. Diese Kinder<br />
haben aber ihre Muttersprache gut gelernt und die Erfahrung zeigt, dass<br />
dann ein Transfer ins Deutsche keine Probleme bereitet.<br />
Aber die meisten Kinder haben die Probleme darin, wie ich sie zuvor<br />
dargelegt habe.<br />
Bei diesen Kindern treten Sprachschwierigkeiten auf, die bedingt sind<br />
durch die Familienstrukturen, die sich nachteilig auf die Kinder auswirken.<br />
Dazu kommt die problematische Soziallage: Arbeitslosigkeit,<br />
problematisches Kommunikationsverhalten- es werden kaum noch<br />
Gespräche zwischen den Eltern und den Kindern geführt. So wachsen die<br />
Kinder in einem Sprachbad auf, in dem Kommunikation nicht gezielt<br />
stattfindet.<br />
S: Nun gehen doch die Kinder tagsüber in die Kitas und werden mit<br />
einem außerfamilialen Bereich konfrontiert. In Bezug auf die Sprache: Die<br />
ErzieherInnen reden nur in deutscher Sprache mit den Kindern und die<br />
Kinder kommunizieren in der Regel untereinander hauptsächlich in<br />
82
Deutsch. Es kann doch nicht nur Aufgabe der ErzieherInnen sein, die<br />
Problematik zweier Kulturen zu überbrücken, um den Sprachstand zu<br />
heben?<br />
P: Zum Problem Sprachentwicklung vor allem in den problematischen<br />
Bezirken: Das Kind lernt vom 1.-3. Lebensjahr die grundelementaren<br />
Dinge des Lebens, es wird durch das Umfeld geprägt. In diesen Fällen,<br />
wie hier besprochen, sind die Kinder schon durch ihre Defizite belastet,<br />
wenn sie in die Kita kommen. Dazu kommt, dass die ErzieherInnen nur<br />
reduziert gebildet sind und für eine disziplinäre Sprachförderung nicht<br />
verfügbar sind. Dazu kommt, dass in den letzten Jahren vermehrt<br />
ErzieherInnen nichtdeutscher Herkunftssprache ausgebildet wurden, und<br />
diese haben, und das ist Tatsache, nur sehr geringe Deutschkenntnisse.<br />
Das sagt auch die noch Ausländerbeauftragte John.<br />
Dazu kommt die eingeschränkte Ausbildung der ErzieherInnen, obwohl sie<br />
sich sicherlich bemühen.<br />
Also, es sind zum einen die zu großen Kindergruppen, zum anderen die<br />
zu geringen Materialien, die zu geringe Ausbildung der ErzieherInnen und<br />
die Ghettoisierung, die zu diesem Problem führen.<br />
Die Voraussetzungen bedingen, dass ein Kind bis Schuleintritt nicht<br />
gerecht gefördert werden kann, geschweige die Sprachdefizite aufgeholt<br />
werden können.<br />
Zuerst muss einmal festgestellt werden –Was ist das für ein Kind, mit<br />
welchen Stärken, Schwächen und Defiziten -. Dies muss bis Schuleintritt<br />
geklärt sein.<br />
D: Das würde ja heißen, die jetzigen ErzieherInnen durch<br />
hochschulgebildete zu ersetzen, die sogar psychologisch wie auch<br />
sonderpädagogisch geschult sind?<br />
P: Die ErzieherInnen sind jetzt auch viel mehr bereit, ihre Defizite<br />
einzugestehen und haben sich auch bereit erklärt, Neues anzunehmen.<br />
83
Verzichten kann man auf die ErzieherInnen, wie es momentan ist, jedoch<br />
nicht; man muss dafür sorgen, dass sie weitergebildet werden.<br />
Dazu kommt, dass die Kitas der privaten Träger nicht an Bestimmungen<br />
wie Weiterbildungsmaßnahmen gebunden sind. Bei der Voranschreitung<br />
der Privatisierung der bezirkseigenen Kitas liegt der prozentuale Anteil bei<br />
60% des Gesamtvolumens. So hat man keine Einflussmöglichkeit für<br />
Veränderungen zugunsten der Kinder. Eine kontrollierte Fortbildung ist<br />
sehr viel schwieriger. Dazu kommen noch die Einsparungen des Senats,<br />
die kontraproduktiv sind.<br />
Fortbildung der ErzieherInnen ist ein wichtiger Faktor und das ist im<br />
Prinzip möglich. Das gleiche gilt auch für LehrerInnen. Sie müssen soweit<br />
sensibilisiert werden, dass sie vermittelnd auf eine Schulklasse eingehen<br />
können, die teilweise aus 15 verschiedenen Nationalitäten<br />
zusammengesetzt ist.<br />
Die LehrerInnen sollten zuerst die Namen der Kinder kennen und sich<br />
vergewissern, dass sie diesen richtig aussprechen und dessen Bedeutung<br />
ihnen geläufig ist. Und damit ist z.B. ein Punkt gefunden, sich<br />
Auseinandersetzungen zu entziehen. Das verstehe ich unter<br />
Sensibilisierung der LehrerInnen.<br />
Es werden auch weitere Möglichkeiten zur Behebung der sprachlichen<br />
Defizite bei nichtdeutschsprachigen Menschen umgesetzt, wie<br />
Mütterkurse, die in Schulen und Kitas angeboten werden und u.a.<br />
Sprachkurse für Deutsch anbieten. Man muss auch versuchen, die Eltern<br />
der Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache mit ein zu beziehen.<br />
Die ist nicht möglich mit Eltern, die in den Elendsquartieren leben. Deren<br />
Kinder muss man möglichst früh erfassen und möglichst früh Einbinden in<br />
Einrichtungen, also in die möglichst frühe Kita-Erziehung.<br />
Das ist momentan nicht realisierbar.<br />
Meine Beobachtungen in den Tagesstätten haben gezeigt, dass der<br />
Sprachstand der Kinder nichtdeutschsprachiger und auch<br />
84
deutschsprachiger Eltern in Deutsch als gerade befriedigend zu<br />
bezeichnen ist.<br />
Die Kinder verständigen sich i.d.R. in Deutsch, welches fehlerhaft ist; dies<br />
stört aber nicht deren Interaktionsablauf. Ausgenommen ist die<br />
Tageseinrichtung, die zweisprachig Kinder betreut. Hier gibt es Erfolge in<br />
der Vermittlung der Muttersprache und dem Deutschen. Der Sprachstand<br />
der Kinder in beiden Sprachen ist als sehr gut zu bezeichnen. Dies<br />
bestätigen auch die Interviews.<br />
Im einzelnen:<br />
Die Untersuchungen in den Tagesstätten bestehen aus den<br />
Beobachtungen von 16 Kindern in 4 Tagesstätten, 7 Selbstauskünften der<br />
ErzieherInnen in 7 Tagesstätten und 6 Interviews in 6 Tagesstätten mit<br />
den ErzieherInnen.<br />
Grundlage der Untersuchung ist die Erfassung des Sprachstandes in<br />
Deutsch bei Kindern nichtdeutschsprachiger Eltern.<br />
Meine Beobachtungen haben gezeigt, dass der Sprachstand in Deutsch<br />
bei besagten Kindern, je nach Wohnlage und sozialem Umfeld innerhalb<br />
der Familie geprägt, gerade als befriedigend zu bezeichnen ist. Die<br />
Ausnahme bildet die Tagesstätte, die bilingual die Kinder betreut.<br />
Interessant ist, dass trotz der teilweise erheblichen Sprachmängel die<br />
Kommunikation zwischen den Kindern nichtdeutschsprachiger Eltern i.d.R.<br />
in Deutsch erfolgt; die Kinder suchen schon von sich aus über eine<br />
gemeinsame Sprache zu kommunizieren. Auch der Interaktionsablauf wird<br />
kaum durch Sprachmissverständnisse beeinträchtigt, im Gegenteil: Die<br />
Kinder reden so lange aufeinander ein, bis sie sich verstehen. Diese<br />
„kleinen Fehler“ sind leicht zu korrigieren, bevor sie von den Kindern<br />
vollend verinnerlicht werden.<br />
Dazu bedarf es Sprach- und Sprechanweisungen, die die Kinder i.d.R.<br />
freudig aufnehmen; diese erfolgen aber in der Regel nicht.<br />
85
Die ErzieherInnen sehen darin selbst ein Problem, dem sie technisch und<br />
mental nicht gewachsen sind. Sprachförderprogramme und systematische<br />
und adäquate Begriffsvermittlung haben in den Kitas noch keinen Einzug<br />
gehalten. Die ErzieherInnen sind i.d.R. nicht informiert über Konzepte und<br />
Programme, geschweige denn geschult.<br />
Die ErzieherInnen haben eher selber Kommunikationsprobleme mit den<br />
Kindern; diese versuchen sie durch Lieder und Spiele zu kaschieren. Die<br />
ErzieherInnen wissen i.d.R. nicht genau, wie sie in einer multikulturellen<br />
Gruppe die Sprache Deutsch fehlerfrei vermitteln sollen; teilweise sind die<br />
ErzieherInnen nichtdeutscher Herkunftssprache, sie sprechen fehlerhaft<br />
und bemerken nicht die sprachlichen Fehler der Kinder.<br />
Es müssen also Projekte ins Leben gerufen werden, und dies sei ein<br />
Auftrag an die interkulturelle Pädagogik, die den Sprachstand der Kinder<br />
zuerst in der Muttersprache fördern und dann einen Weg zur Vermittlung<br />
der deutschen Sprache finden., die dem Niveau des Kindes angepasst ist.<br />
Das bedeutet, dass die ErzieherInnen sich weiterbilden müssen, Konzepte<br />
zur Sprachförderung erlernen müssen und sich die Qualifikation aneignen<br />
müssen, in einer multikulturellen Gruppe erfolgreich zu interagieren und<br />
kommunizieren.<br />
Man darf niemals vergessen, dass die Muttersprache der Kinder<br />
nichtdeutschsprachiger Eltern eine andere als das Deutsche ist, man darf<br />
die Kinder nicht irritieren und darf sie nicht verwirren, indem man ihnen<br />
krampfhaft versucht, die deutsche Sprache zu vermitteln. Man muss<br />
Sprachsysteme langsam den Kindern vermitteln, mit der Konsequenz,<br />
dass die Kinder erst später Deutsch lernen, dafür aber dieses fehlerfrei<br />
anwenden können.<br />
Eine wirklich gute Methode ist die bilinguale Erziehung der Kinder<br />
nichtdeutschsprachiger Elter aber auch nur dann, wenn sie konsequent<br />
von kleinst auf an (ab dem 2. Lebensjahr) vermittelt und gelehrt wird. Für<br />
viele Kinder bedeutet dies, dass die Tagesstätte nicht mehr reine<br />
86
Spielwiese ist, sondern ein Ort der Vorbereitung auf das schulische<br />
Leben.<br />
87
Anhang 3.1.1<br />
Die Hamburger Studie über den Sprachstand ausländischer Kinder im<br />
Schuleintrittsalter (Studie Reich, 2000), bezogen auf den Sprachstand<br />
türkischer Kinder, kam zu folgenden Ergebnissen (Spracherhebung in der<br />
Muttersprache und Deutsch):<br />
8% waren nicht in der Lage, sich auf türkisch zu äußern<br />
14% konnten nur vereinzelte deutsche Äußerungen produzieren<br />
23% konnten einfache kurze Sätze mit vielen unfertigen grammatischen<br />
Formen sprechen<br />
Anhang 3.1.2<br />
Die Sprachstandserhebung in allen 1. Klassen der Weddinger<br />
Grundschulen des Bezirkes Mitte von Berlin im Schuljahr 2000/2001<br />
(Bärenstark) kam zu folgenden Ergebnissen:<br />
Anhand der durch die Einzelauswertungen gegebenen Leistungsprofile<br />
wurden die Grenzwerte festgestellt und die SchülerInnen in drei<br />
Leistungsgruppen eingeteilt:<br />
1. 333 (23,6%) der überprüften Kinder benötigen keine Förderung<br />
(davon 243 deutsche und 90 nichtdeutsche Kinder)<br />
2. 488 (34,6%) der überprüften Kinder benötigen eine<br />
Sprachförderung (davon 155 deutsche und 333 nichtdeutsche<br />
Kinder)<br />
3. 590 (41,8%) der überprüften Kinder bedürfen einer intensiven<br />
Förderung (davon 45 deutsche und 545 nichtdeutsche Kinder).
Anhang 4.3.1<br />
Beobachtungsbogen/Kindergarten<br />
Noten 1 - 7<br />
1. Geschlecht: a=männlich; b=weiblich<br />
2. Alter<br />
3. nonverbale Ausdrucksform (gar nicht ausgeprägt - stark ausgeprägt)<br />
4. verbale Ausdrucksform (kaum vorhanden - stark vorhanden)<br />
5. Kommunikationsbereitschaft (sehr gering – sehr ausgeprägt)<br />
6. Interaktionsbereitschaft (sehr gering – sehr ausgeprägt)<br />
7. Deutschkenntnisse (kaum vorhanden – sehr gut vorhanden)<br />
8. Anwendung der deutschen Sprache mit anderen (kaum – viel)<br />
9. Gebrauch der Muttersprache (kaum – häufig)<br />
10 Anwendung der Muttersprache mit anderen Kindern (kaum – häufig)<br />
11. Konflikterleben (aggressiv – sehr ruhig)<br />
12. Krisenbewältigung (geringes Potential – hohes Potenzial)<br />
13. Lernbereitschaft zu Konflikten (gering – hoch)<br />
14. Spieltrieb (geringe Ambition – hohe Ambition)<br />
15 Eigenaktivität (geringe Ambition – hohe Ambition)<br />
16 Gruppenaktivität (kein Bestreben – viel Bestreben)<br />
17. Hilfestellung zu anderen Kindern (kein Aufwand – hoher Aufwand)<br />
18 Hilfesuchen bei anderen Kindern (nicht vorhanden – sehr vorhanden)<br />
19. Kind wendet sich an ErzieherIn (gar nicht – sehr intensiv)<br />
20. Feinmotorik (geringe Ausprägung – hohe Ausprägung)<br />
21. Grobmotorik (geringe Ausprägung – hohe Ausprägung)
Anhang 4.4.1<br />
Fragen<br />
I. Betreuung und Pflege der Kinder<br />
1. Wie bewerten Sie den Begrüßungsakt und den Abschiedsakt bei den<br />
Kindern<br />
(Intension, Zeitaufwand)?<br />
2. Wie bewerten Sie die Mahlzeiten der Kinder (Art und Umfang)?<br />
3. Wie bewerten Sie die Ruhemöglichkeiten der Kinder (Ruheflächen,<br />
Ruhezeiten, Pausenzeiten allgemein)?<br />
4. Wie handhaben Sie die Toilettengänge der Kinder (Kontrollieren,<br />
Sauberkeitserziehung, Hilfestellungen)?<br />
5. Wie handhaben Sie die Körperpflege der Kinder (Dusch- und<br />
Waschmöglichkeiten, Wechsel von Kleidung)?<br />
II. Möbel und Ausstattung für Kinder<br />
1.Wie bewerten Sie die Pflege und Versorgung des Mobilars und der<br />
Ausstattung (Reinigung, Sortieren, Neuerwerb)?<br />
2. Wie schätzen Sie die Lernaktivitäten für die Kinder ein (Spiele,<br />
kognitive Lernmöglichkeiten)?<br />
3. Wie bewerten Sie die Entspannungsmöglichkeiten und deren<br />
Behaglichkeit (Ruhezonen, Art der Zonen, Pausengestaltung)?<br />
4. Wie bewerten Sie die Raumgestaltung (Größe, Aufteilung,<br />
definierte Plätze für Aktionen)?<br />
5. Wie bewerten Sie die kindbezogene Ausgestaltung (Altersadäquat)?<br />
III. Sprachliche und kognitive Anregungen<br />
1.Wie handhaben Sie das Sprachverstehen (bilingual, Hilfe bei<br />
Konversationsschwierigkeiten)?<br />
2. Wie handhaben Sie den Sprachgebrauch in den Gruppen<br />
(individuell, gruppenbezogen, ein- oder mehrsprachlich)?<br />
3. Welche kognitiven Anregungen wenden Sie an (selbstgestaltete<br />
Spiele, Lernaufgaben wie Lesenlernen, Rechnen, Malen)?<br />
4. Wie handhaben Sie den allgemeinen Sprachgebrauch unter den<br />
Kindern (Umgangssprache, uni- oder bilingual)?<br />
Note
IV. Fein- und Grobmotorische Aktivitäten<br />
1. Wie bewerten Sie die Möglichkeit zur Stärkung und Förderung der<br />
Feinmotorik?<br />
2. Wie bewerten Sie die Platzverhältnisse zur Förderation der<br />
Feinmotorik (Aufteilung der Arbeitsflächen, Utensilien)?<br />
3. Wie bewerten Sie den dafür eingeplanten Zeitaufwand?<br />
4. Wie bewerten Sie die Ausstattung für die Grobmotorik<br />
(Spielraummöglichkeiten, Kinderspielplatz, Spielangebote)?<br />
5. Wie bewerten Sie den dafür eingeplanten Zeitaufwand?<br />
6.Wie bewerten Sie die Anleitung und Beaufsichtigung der Kinder<br />
(Hilfestellungen, Ratschläge, Zeitintension )?<br />
V. Kreative Aktivitäten<br />
1. Wie bewerten Sie Ihre Bemühungen zum künstlerischen Gestalten<br />
(Animation, Hilfestellung, Hilfsmittel)?<br />
2. Wie bewerten Sie Ihre Arbeit zu Musik und Bewegung (Wahl der<br />
Musikrichtung- und der instrumente, bewegungstherapeutische<br />
Maßnahmen)?<br />
3. Wie bewerten Sie Ihre Arbeit mit Bausteinen (Umfang der<br />
Materialien, Konzepierungsvorschläge)?<br />
4. Wie arbeiten Sie mit den Elementen Sand und Wasser<br />
(Möglichkeiten, mit diesen Elementen zu arbeiten wie Sandkästen mit<br />
Wasserzufuhrregelung, um Dämme, Bewässerungsanlagen, etc. zu<br />
bauen)?<br />
5. Wie bewerten Sie die Möglichkeiten von Rollenspielen<br />
(Phantasieanregung, Rollen aus dem alltäglichen Leben)?<br />
6. Wie bewerten Sie Ihre Tagesplanung auf die genannten Aspekte<br />
(Zeit- und Raumgestaltung-/innovation)?<br />
7. Wie bewerten Sie Ihre Anleitungsbestrebungen und die Art Ihrer<br />
Beaufsichtigung (Tips, individuelle/gruppendynamische Interaktion<br />
mit dem Kind/den Kindern)?<br />
VI. Sozialentwicklung<br />
1. Wie bewerten Sie die Rückzugsmöglichkeiten für die Kinder<br />
(Kuschelecken, Beschäftigungsecken, für die eigenen Interessen)?<br />
2. Wie beurteilen Sie die Freispielmöglichkeiten (autonome Zone für<br />
Eigeninitiativen ohne Kontrolle)?<br />
3. Wie beurteilen Sie die Teilgruppenarbeit (Aufteilung in Gruppen für<br />
Teilaufgaben)?<br />
4. Wie bewerten Sie die Atmosphäre innerhalb der Gruppen<br />
(Dynamik, Begeisterungsfähigkeit, Teamwork, Empathie)?<br />
5. Wie beurteilen Sie die Vorkehrungen für die Kinder mit besonderen<br />
Bedürfnissen (Einzelgänger, Begabtenförderung, verhaltensauffällige<br />
Kinder)?
VII. ErzieherInnen/Eltern<br />
1. Wie bewerten Sie die Räumlichkeiten speziell für die<br />
ErzieherInnen?<br />
2. Wie bewerten Sie die Förderungsmöglichkeiten für die<br />
ErzieherInnen?<br />
3. Wie beurteilen Sie Ihre Treffmöglichkeiten (innerhalb der eigenen<br />
Gruppe oder mit anderen ErzieherInnen)?<br />
4. Wie bewerten Sie die Elternarbeit (Einbezug der Eltern in Ihre<br />
Arbeit und in die Entwicklung derer Kinder)?<br />
Anhang 4.4.2<br />
Gesamtauswertung der einzelnen Positionen<br />
Frage P1 P2 P3 P4 P5 P6 P7 ∅ Stand.<br />
I.1 5 7 7 5 5 5 5 5,6 6<br />
I.2 5 3 3 5 5 5 5 4,4 4<br />
I.3 7 5 4 5 4 7 5 5,3 5<br />
I.4 5 5 5 4 4 5 5 4,7 5<br />
I.5 5 5 5 5 5 5 5 5,0 5<br />
II.1 5 4 3 3 3 4 4 3,7 4<br />
II.2 5 5 5 5 4 7 5 5,1 5<br />
II.3 3 4 5 5 4 7 5 4,7 5<br />
II.4 5 5 5 4 5 7 5 5,1 5<br />
II.5 5 5 5 5 4 7 5 5,1 5<br />
III.1 5 5 5 5 5 7 7 5,6 6<br />
III.2 5 5 5 5 5 7 7 5,6 6<br />
III.3 3 5 5 5 5 7 7 5,3 5<br />
III.4 1 5 5 5 4 7 7 4,9 5<br />
IV.1 5 5 7 5 4 7 5 5,4 5
IV.2 5 5 7 4 3 7 5 5,1 5<br />
IV.3 3 5 5 4 3 7 5 4,6 5<br />
IV.4 5 4 4 5 5 7 7 5,3 5<br />
IV.5 3 5 4 4 5 7 5 4,7 5<br />
IV.6 5 5 4 5 5 7 7 5,4 5<br />
V.1 5 4 7 5 5 7 5 5,4 5<br />
V.2 3 5 5 4 5 5 7 4,9 5<br />
V.3 5 5 5 5 4 5 5 4,9 5<br />
V.4 5 3 4 5 4 7 5 4,7 5<br />
V.5 3 5 3 5 5 7 7 5,0 5<br />
V.6 5 5 5 5 4 5 5 4,9 5<br />
V.7 5 5 5 5 5 7 7 5,6 6<br />
VI.1 3 5 5 4 4 5 5 4,4 4<br />
VI.2 3 5 7 5 5 5 7 5,3 5<br />
VI.3 1 5 5 5 5 5 5 4,4 4<br />
VI.4 5 5 5 4 4 7 7 5,3 5<br />
VI.5 3 5 4 4 5 5 5 4,4 4<br />
VII.1 5 5 3 4 4 5 5 4,4 4<br />
VII.2 7 5 5 5 4 5 5 5,1 5<br />
VII.3 3 5 5 4 4 5 5 4,4 4<br />
VII.4 1 5 5 5 5 5 5 4,4 4
7. Quellen:<br />
1. Diehm/Radtke: Erziehung und Migration. Eine Einführung.; Str; Verlag W.<br />
Kohlhammer;1999<br />
2. Mehrländer, Ursula/Schulze, Günther (Hg.):Einwanderungsland Deutschland.<br />
Neue Wege nachhaltiger Integration; Bonn; Dietz; 2001<br />
3. Treibel, Annette: -Migration in modernen Gesellschaften. Soziale Folgen von<br />
Einwanderung, Gastarbeit und Flucht; Weinheim, Muc; Juventa Verlag; 1999<br />
4. Herrmann, Helga: Ausländische Jugendliche in Schule, Ausbildung und Beruf;<br />
Köln; Deutscher Institut-Verlag; 03/1993<br />
5. Nienaber, Ursula: Migration- Integration und Biographie: Biographieanalytische<br />
Untersuchungen auf der Basis narrativer Interviews am Beispiel von<br />
Spätaussiedlern aus Polen, Rumänien und der UdSSR; Münster, N.Y.; Waxmann;<br />
1995<br />
6. Behnken, Imhke/Zinnecker, Jürgen a.a.: Kindheiten. Jugendliche im Prozeß der<br />
Vereinigung. Eine Schülerstudie von 1990; Weinheim/Muc; Juventa verlag;1991<br />
7. Weiss, Karin/Rieker,Peter (Hrsg.): Allein in der Fremde. Fremdunterbringung<br />
ausländischer Jugendlicher in Deutschland; Münster; Waxmann; 04/1997<br />
8. Alamdar-Niemann, Monika: Türkische Jugendliche im Eingliederungsprozeß. Eine<br />
empirische Untersuchung zur Erziehung und Eingliederung türkischer<br />
Jugendlicher in Berlin (West) und der Bedeutung ausgewählter individueller und<br />
kontextueller Faktoren im Lebenslauf; Verlag Dr. Kovac; 1995<br />
9. Atabay, Ilhami: Ist dies mein Land; Identitätsentwicklung türkischer<br />
Migrantenkinder- und jugendlicher in der BRD. Pfaffenweiler; Centaurus-<br />
Verlagsgesellschaft; 1994<br />
10. Auerheimer, Georg: Der sogenannte Kulturkonflikt. Orientierungsprobleme<br />
ausländischer Jugendlicher ausländischer Jugendlicher; Frankfurt/New York;<br />
Campus Verlag; 1989<br />
11. Kroon, Sjaah/Pagel, Dietmar/Vallen, Ton: Multiethnische Gesellschaft und schule<br />
in Berlin; Münster/New York; Waxmann; 1992<br />
12. Lajios, Konstantin (Hrsg.): Die ausländische Familie- Ihre Situation und Zukunft in<br />
Deutschland; Opladen; Leske und Budrich; 1998
13. Cavalli-Werdel, Alessandra: Schicksale italienischer Migrantenkinder. Eine<br />
Fallstudie zur Schul- und Familiensituation; Weinheim; Deutscher Studien-Verlag,<br />
1989<br />
14. Achter Jugendbericht: Hg: Der Bundesminister für Jugend, Frauen und<br />
Gesundheit; Bonn 1990<br />
15. Akpinar/Lopez-Blasco/Vink: Pädagogische Arbeit mit ausländischen Kindern und<br />
Jugendlichen; Juventa; Muc; 1979<br />
16. Hoffmann, L.: Deutsche Interessen und die Ausländer. In: VIA-Magazin 4,`88:<br />
Diskussion um das neue Ausländergesetz;VIA e.V.; Bonn; 1988<br />
17. Zehnbauer, A.: Vorschul- und Elementarerziehung. In: Handwörterbuch zur<br />
Ausländerarbeit; Hh: G. Auernheimer; Weinheim/Basel, 1984<br />
18. Accordo, Armando: Das Schulversagen ausländischer Kinder und die Ohnmacht<br />
der Schule: Der Fall Gevelsberg. In: Lernen in Deutschland 2;S. 157-160; 1992<br />
19. Beauftragte der Bundesregierung für die Belange der Ausländer; Hrsg.: Daten<br />
und Fakten zur Ausländersituation; 14.Auflage; Bonn; 1994<br />
20. Boos-Nünning, Ursula: Schul- und Berufssituation von Jugendlichen<br />
ausländischer herkunft, insbesondere von Mädchen und Frauen; In:<br />
Chansengleichheit für ausländische Jugendliche; Gesprächskreis Arbeit und<br />
Soziales 29; Bonn; Friedrich-Ebert-Stiftung; S. 33-51; 1994<br />
21. Breisch, Wilfried: Früh beginnender Fremdsprachenunterricht. In: Irmgard/Hegele<br />
u.a.: Kinder begegnen Fremdsprachen; Braunschweig; Westermann; S.19-32;<br />
1994<br />
22. Kornmann, Reiner: Förderdiagnostik für ausländische Kinder und Jugendliche mit<br />
Lernproblemen in der deutschen Schule; MTS-Script.; Frankfurt/Main; Max-<br />
Träger-Stiftung; 1991<br />
23. Luchtenberg, Sigrid: Sprachunterricht in der Grundschule in multikulturellen<br />
Gesellschaften – ein asustralisch-deutscher Vergleich; In: Neusprachliche<br />
Mitteilung 2; S. 78-83; 1966a<br />
24. Nieke, Wolfgang: Situation ausländischer Kinder und Jugendlicher in der BRD:<br />
Vorschule, Schule, Berufsausbildung, Freizeit, Kriminalität; In: Konstantin Lajos:<br />
Die zweite und dritte Ausländergeneration. Ihre Situation und Zukunft in der BRD;<br />
Opladen; Leske und Budrich; S.13-41; 1991a<br />
25. Oomen-Welke, Ingelore: Von der Nützlichkeit der vielen Sprachen auch im<br />
Deutschunterricht; In: Ann Peyer/Paul R. Portmann: Norm, Moral und Didaktik –
Die Linguistik und ihre Schmuddelkinder. Eine Aufforderung zur Diskussion;<br />
Thübingen; Niemeyer Verlag; S. 219-316; 1996<br />
26. Schulte, Bunert, Ellen: Ausländer in der BRD. Texte der Kinder- und<br />
Jugendliteratur als selbstvertretende Erfahrung im Prozeß interkulturellen<br />
Lernens; Frankfurt/Main;Verlag für interkulturelles Lernens; Frankfurt/Main; Verlag<br />
für interkulturelle Kommunikation; 1993<br />
27. Beck/Scholz: Beobachten im Schulalltag. Ein Studien- und Praxisbuch;<br />
Frankfurt/Main; 1995<br />
28. Diehm, Isabell: Das Synomym für ausländischer Kinder Ist Problemkinder; In:<br />
päd.extra 20,1; S. 29-31; 1992<br />
29. Köhler, Dörte: Pädagogische Betreuung an Schulen für Lernhilfe; In: Kommunale<br />
Ausländerinnen- und Ausländerveretung (KAV) der Stadt Frankfurt/Main; Hg.:<br />
Sonderschulen, Schulen für Migrantenkinder; Dokumentation einer Anhörung am<br />
21.11.1996; Mönchengladbach; S. 61-79; 1998<br />
30. Tomas Grunert: Einwanderer in Wedding. Eine Bestandsaufnahme ihrer sozialen<br />
Situation im Bezirk und der kommunalen Integrationsangebote vor der Berliner<br />
Bezirksfusion; Hg.: Bezirksamt Wedding –Die Ausländerbeauftragte-; Txl; Pro<br />
Buisiness Verlag; 2000<br />
31. Jürgen Friedrich: Methoden empirischer Sozialforschung; Opladen;<br />
Westdeutscher Verlag GmbH; 1980<br />
32. H.-G. Roßbach: Analyse von Meßinstrumenten zur Erfassung von<br />
Qualitätsmerkmalen frühkindlicher Betreuungs- und Erziehungswelten; Institut für<br />
sozialwissenschaftliche Forschung; Münster; 1993<br />
33. DJI: Wie Kinder multikuturellen Alltag erleben; Ergebnisse einer Kinderbefragung;<br />
04/2000<br />
34. Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport in Berlin: Bericht über die<br />
Sprachstandserhebung in allen 1. Klassen der Weddinger Grundschulen des<br />
Bezirkes Mitte von Berlin; 2002<br />
35. Bezirksamt Wedding von Berlin: Die Abteilung für Jugend und Bildung,<br />
Jugendhilfeplanung: 1. Kinder- und Jugendhilfebericht; 1998<br />
36. Klaus J. Bade: Integration und Illegalität in Deutschland; 08/2002<br />
37. Ulrich Steinmüller: Begriffsbildung und Zweitsprachen erwerb. Ein Argument für<br />
den muttersprachlichen Unterricht
38. H.H. Reich et. Al.: Spracherwerb zweisprachig aufwachsender Kinder und<br />
Jugendlicher. Ein Überblick über den Stand der nationalen und internationalen<br />
Entwicklung; 08/2002<br />
39. DJI: Bulletin 60/61. Bildungs- und Lerngeschichten von Kindern; von H.R. Leu;<br />
12/2002<br />
40. Bundesministerium für Familie, Senioren und Jugend: Integration von Familien<br />
ausländischer Herkunft; 12/2001<br />
41. DJI: Beobachtungsverfahren und Befragungsmöglichkeiten von Kindern im<br />
Kleinkinderalter; von T. Rohrmann; 1996<br />
42. DJI: Förderung des Spracherwerbs und der kommunikativen Fähikeiten im<br />
Vorschul- und Grundschulalter; Doku des Workshops 22./23.11.2001