12 <strong>Global</strong> Extended Enterprise ® Chancen vor Ort intensiv nutzen Chancen vor Ort intensiv nutzen Das Einkaufsbüro Central & Eastern Europe (CEE) in Budapest hat seine Arbeit aufgenommen. Der <strong>Global</strong> <strong>Supplier</strong> stellt das neue Büro vor und sprach mit Tilman M. Knapp, dem Leiter des Einkaufsbüros CEE, über seine Aufgaben. Siebzehn Länder fallen in den Zuständigkeitsbereich des neuen Einkaufsbüros CEE in Budapest.
<strong>Global</strong> <strong>Supplier</strong> 02|2006 <strong>Global</strong> Chancen vor Ort intensiv nutzen 13 Direkter Zugang zu Beschaffungsmärkten Emerging Markets spielen im globalen Wettbewerb der Automobilindustrie eine zunehmend wichtige Rolle – und zwar gleichermaßen als Absatz- sowie Beschaffungsmärkte. Dies gilt für <strong>Daimler</strong>Chrysler genauso wie für die weltweiten Zulieferer des Unternehmens. Im Zuge dessen und der verstärkten Verkaufsaktivitäten <strong>Daimler</strong>Chryslers hat auch die Einkaufsorganisation <strong>Global</strong> Procurement & Supply (GP&S) ihr Engagement in Asien und Osteuropa kontinuierlich ausgeweitet. GP&S hat Einkaufsbüros in Singapur (Südostasien), Peking (Nordostasien) und Budapest (Zentral- und Osteuropa). Die Einkaufsbüros sind nicht nur für den Einkauf der Region zuständig, sondern erhöhen auch die Transparenz hinsichtlich der jeweiligen Marktsituation. Neben den drei Einkaufsbüros verfügt GP&S über ein Netzwerk lokaler Einkaufsorganisationen an zahlreichen Standorten weltweit. Dies ermöglicht den direkten Zugang zu relevanten Beschaffungsmärkten (z.B. Brasilien, Mexiko etc.). Die Arbeitsfelder des Einkaufsbüros CEE Im Oktober vergangenen Jahres hat nun mit dem Offi ce Central & Eastern Europe (CEE) in Budapest ein weiteres Einkaufsbüro seine Arbeit aufgenommen, das die <strong>Global</strong>-Sourcing-Aktivitäten von GP&S strategisch und operativ unterstützt. Im Zentrum von Budapest gelegen, betreut das Einkaufsbüro unter der Leitung von Tilman M. Knapp sämtliche Beschaffungsmärkte in Mittel- und Osteuropa – von Tschechien bis zur Ukraine, von Moldawien bis Litauen. Die Arbeitsfelder des Einkaufsbüros CEE liegen in der Identifi zierung potenzieller neuer Beschaffungsquellen, in der Unterstützung im Anfrageprozess sowie bei der Analyse und Optimierung aktueller Lieferbeziehungen. Das Büro ist wichtige Anlaufstelle für Lieferanten, die eine Lieferbeziehung zu <strong>Daimler</strong>Chrysler aufbauen möchten. Darüber hinaus sieht das Einkaufsbüro seine zentrale Aufgabe darin, die makroökonomischen Bedingungen in den jeweiligen Länder zu analysieren und die „Sourcing-Aktivitäten“ in der Automobilinstrustrie transparent zu machen. Große Chancen – hohe Anforderungen Dabei kann das Einkaufsbüro CEE auf das Know-how eines externen Partners aufbauen, der bislang die Beschaffungsregion für <strong>Daimler</strong>Chrysler betreute. Seit April 2006 ist das Büro als zentrale Anlaufstelle komplettiert. Das Team von Tilman M. Knapp selbst besteht aus vier Mitarbeitern, die wiederum in engem Kontakt mit lokalen Korrespondenten in den jeweiligen Ländern stehen. Für Thomas W. Sidlik, Vorstandsmitglied und Executive Vice President <strong>Global</strong> Procurement & Supply, sind diese Aktivitäten im mittel- und osteuropäischen Raum von großer Bedeutung: „Unsere Präsenz vor Ort ermöglicht es uns, den Markt genau beobachten zu können und die <strong>Daimler</strong>Chrysler Anforderungen hinsichtlich unserer vier Werttreiber Qualität, Technologie, Kosten und Logistik bekannt zu machen und sicher zu stellen.“ Diese ganzheitliche Betrachtung der Beschaffungsmärkte ist auch für das Einkaufsbüro CEE entscheidend. Denn letztlich orientieren sich die <strong>Global</strong> Sourcing-Aktivitäten von <strong>Daimler</strong>Chrysler nicht per se an Regionen, sondern an den vier Werttreibern, die einen Zulieferer aus Mittel- und Osteuropa überhaupt erst qualifi zieren. Interview mit Tilman M. Knapp Herr Knapp, seit Oktober 2005 leiten Sie das Einkaufsbüro CEE in Budapest. Wie haben Sie Ihr neues Aufgabengebiet kennen gelernt? Als ein natürlich sehr spannendes Aufgabengebiet. Und als ein im wahrsten Sinne sehr umfassendes. In dieser riesigen Region, die sich übrigens mit einer erstaunlichen Dynamik entwickelt, ist die Automobilindustrie fast überall präsent. Vor allem mit Produktionsstätten unserer traditionel- len Lieferantenbasis, aber auch mit vielen lokalen Talenten. Dieses Potenzial zu erfassen, ist Basisarbeit für uns, die von einem Standort in der Region selbst viel besser zu leisten ist als von Stuttgart aus. Und dass man dabei ständig in großartigen Ländern unterwegs sein darf, macht die Aufgabe schon zu einem kleinen Privileg. Wie würden Sie Ihre vordringlichen Aufgaben beschreiben? Wir machen diesen Beschaffungsmarkt für unsere Einkaufskollegen innerhalb GP&S transparent. Vor allem, indem wir mögliche neue Produktionsmateriallieferanten identifi zieren und dazu auch eine Initialbewertung ‚on site‘ vornehmen. Unsere Kollegen können sich mit uns beraten, wenn es um die Festlegung ihrer „<strong>Supplier</strong> Sets“ geht. Wir versuchen auch Informationen zu liefern, wie wir die Faktorkostenvorteile an den Produktionsstätten unserer aktuellen Lieferanten besser nutzen können. Das geht aus der Region heraus mit einem viel schärferen Blick. Außerdem können sich Lieferanten an uns wenden, wenn Sie einen Standort in Zentral- und Osteuropa suchen. Da können wir auch den einen oder andern Tipp geben. Wir sind also nicht ein reines Anfragebüro. Anfragen bleibt hier die Aufgabe des Einkäufers. Könnten Sie uns dazu ein Beispiel geben? Klar. Letzte Woche waren wir in Serbien und haben uns dort mit den noch produzierenden Zulieferunternehmen beschäftigt und auch recherchiert, welche Möglichkeiten Serbien im Hinblick auf Arbeitskosten, Infrastruktur und Zollbestimmungen bietet. Da gab es eine große historische Investitionspause und Sie dürfen nicht die Anlagenausstattung eines typischen westeuropäischen Unternehmens erwarten. Aber es gibt dort eine industrielle Tradition und ein Ausbildungsniveau, aus dem sich etwas entwickeln kann. Was das genau sein könnte, ist jetzt mit unseren Kollegen zu diskutieren. In jedem Fall sind wir dafür verantwortlich, auch Märkte ernsthaft anzuschauen, die nicht auf der IAA in Hannover oder Frankfurt vertreten sind. Wird eine detaillierte Kenntnis des mittel- und osteuropäischen Marktes im Zuge der EU-Erweiterung zunehmend wichtiger werden? Das ist für mich gar keine Frage. Unsere Vertriebsorganisation stellt sich so auf, dass die Potenziale der EU-Erweiterung genutzt werden. Dasselbe machen wir im Einkauf, das machen unsere Wettbewerber, und viele unserer traditionellen Zulieferer haben sich als gute Unternehmer schon längst mit den neuen EU-Staaten auseinander gesetzt und die Chancen ausgelotet. Das Büro in Budapest ist insofern das Ohr Stuttgarts und Detroits in dieser europäischen Region und bestätigt das Engagement unseres Unternehmes für den Gedanken der europäischen Integration. Tilman M. Knapp Einkaufsbüro CEE, Budapest tilman.knapp@daimlerchrysler.com