RK B01 - Kunstwanderungen
RK B01 - Kunstwanderungen
RK B01 - Kunstwanderungen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>RK</strong> <strong>B01</strong><br />
Florenz 1<br />
Santa Maria del Fiore<br />
Dom – Palazzo Vecchio – Uffizien –<br />
Ponte Vecchio – Or San Michele – Baptisterium<br />
Wir beginnen die Stadtbesichtigung von Florenz mit dem Besuch des Doms<br />
***** S. Maria del Fiore.<br />
Der Dom (10-17 Uhr) wurde 1296 nach Plänen des Arnolfo di<br />
Cambio begonnen. Nach langer Baupause errichtete Giotto<br />
von 1334 bis 1337 den Campanile, den Andrea Pisano bis<br />
1348 fortführte; 1357 war der Turm fertiggestellt. Ab 1355<br />
wurde der Bau des Langhauses vorangetrieben, unter Francesco<br />
Talenti und Giovanni di Lapo Ghini, und 1366 der Chor der<br />
Vorgängerkirche S. Reparata abgetragen.<br />
gleichzeitig die Außenwände mit Marmor verkleidet. Filippo<br />
Brunelleschi gewann 1420 den Wettbewerb mit seiner Kuppelarchitektur.<br />
1436 wurde die Doppelschalenkonstruktion der<br />
Kuppel geschlossen. Mit dem Aufsatz der aus statischen Gründen<br />
notwendigen Laterne und der großen goldenen Kugel des<br />
Verrocchio war der Bau 1471 vollendet.<br />
Verrocchio<br />
Andrea de’ Cioni wurde 1435 in Florenz geboren und zählt neben<br />
seinen Zeitgenossen Desiderio da Settignano, Antonio Rossellino,<br />
Antonio del Pollaiuolo und Benedetto da Maiano zu den<br />
bedeutendsten Plastikern der Frührenaissance. Aber auch als<br />
Maler tat er sich hervor. Sein Bild „Taufe Christi“ in den Uffizien<br />
zu Florenz ist vielleicht die bekannteste Darstellung dieses<br />
neutestamentlichen Themas. Das Bild entstand allerdings unter<br />
der Mitarbeit eines seiner Schüler, der später einer der bedeutendsten<br />
Maler der Welt werden wird. Dieser Schüler hatte immerhin<br />
einen ihm würdigen Lehrmeister gefunden gehabt, als<br />
sein Meister 1488 in Venedig starb: Leonardo da Vinci.<br />
*<br />
Der Dom, die viertgrößte christliche Kirche, etwa 160 m lang,<br />
misst im Querschiff 90 m, im Langhaus 40 m Breite. Der 107 m<br />
hohe Kuppelaufbau hat an der breitesten Stelle einen Durchmesser<br />
von 45,52 m.<br />
Heinrich Isaac.<br />
Der flämische Komponist, 1450 geboren, wird kurz nach 1480<br />
von Lorenzo dei Medici il Magnifico zum Organisten an die<br />
Kathedrale bestellt. Nach dem Sturz der Medici komponiert<br />
Isaac für Kaiser Maximilian I. Seine letzten Lebensjahre verbringt<br />
er in Florenz, wo er 1517 stirbt. In Italien nennt man ihn<br />
zu diesem Zeitpunkt schon „Arrigo Tedesco“.<br />
*<br />
Wir gehen hinauf auf den<br />
Campanile mit einer<br />
**** Ansicht von Florenz.
Wir gehen vom Campanile über 400 Stufen hinab, nach rechts, einmal um den<br />
Turm herum, unter der Beachtung der<br />
Hochreliefs über die Entwicklung der menschlichen Kultur,<br />
Wir gehen zwischen Campanile und Kirchenlanghaus hindurch und von nun<br />
an linkshaltend (der besseren Ansicht des Domes wegen auch auf der anderen<br />
Straßenseite) vorbei an der Porta del Campanile, mit segnendem Jesus,<br />
vorbei an der Porta di Canonici, mit einer Muttergottes und<br />
zwei Engeln im Tympanon, vorbei an der Porta della Mandorla,<br />
mit der Gürtelspende Mariens an Thomas, von Nanni di<br />
Banco, 1422, zwei Propheten (der rechte ist von Donatello); im<br />
Emilio de Fabris von 1887 ausgeführt wurde (die Vorgängerfassade<br />
war 1587 abgetragen worden).
Die Skulpturen von oben nach unten: Gottvater; Florentiner<br />
Künstler; Muttergottes zwischen Aposteln; Bischöfe und Papst<br />
Eugen IV. Wir gehen ins Kircheninnere; und dort interessiert uns zuerst:<br />
Das Chorhaus. Mittelkapelle. Gemälde des letzten Abendmahls<br />
des Petrus, von Bandinelli, 16. Jh. – Rechts, eingangs des Chores<br />
an der Wand: Skulptur des Johannes, von B. da Rovezzano,<br />
16. Jh.
Linker Querschiffarm. Neue Sakristei mit einem Bronzeportal<br />
nach Entwürfen des Luca della Robbia.<br />
Luca della Robbia<br />
Luca della Robbia wurde 1399 in Florenz geboren und ist der<br />
Begründer jener berühmten Familie, die die bedeutendsten<br />
Werke in Tonglasurplastik schuf. Die fälschlich als Terrakotten<br />
bezeichneten Majolika-Arbeiten reichen von so großartigen Exponaten<br />
wie die florentinische Domkanzel bis zu Reliefarbeiten<br />
am Campanile des Domes zu Florenz. Dazwischen stehen die<br />
vielen Reliefs, Hochreliefs und Altarretabel in weißer Glasur<br />
oder grün-blau gefasst. Luca arbeitete aber nicht nur als Tonformer<br />
sondern auch als Bronzegießer, so schuf er die Bronze-<br />
Domsakristeitür von Florenz zusammen mit Michelozzo und<br />
Maso di Banco. Luca della Robbia starb 1482 in Florenz.<br />
*<br />
Das Portal wurde 1446 begonnen und unter Mitarbeit von Michelozzo<br />
und Maso di Bartolomeo 1457 beendet, mit der Darstellung<br />
des Jesusknaben im Tempel, der Muttergottes und des<br />
Gregor der Große (unten); darüber: Auferstehung Jesu von<br />
den Toten, Majolikawerk von Luca della Robbia; im Inneren:<br />
vorzügliche Schränke derselben Zeit sowie ein Puttenfries von<br />
1435. – An der Wand: Skulptur des Andreas, von Ferrucci, 16.<br />
Rechter Querschiffarm. Alte Sakristei: In der Lünette über dem<br />
Eingang ist die Himmelfahrt Jesu dargestellt, von Luca della<br />
Robbia. Im Inneren befinden sich Tobias und der Engel, 15. Jh.<br />
(rechts) und der Erzengel Michael, 1523, sowie ein Kruzifix des<br />
: Madonna del Popolo, Freskenfragment der Giotto-Schule. – 3.<br />
Kapelle: Altar von Michelozzo. – An der Wand: Skulptur des<br />
Philippus, von Bandini, 16. Jh.<br />
Das Oktogon. Das Kuppelfresko des Jüngsten Gerichts stammt<br />
von Giorgio Vasari, 1574.
Die Glasfenster des 15. Jhs. sind ausgezeichnet: Marienkrönung,<br />
nach Donatello, frontal und nun weiter von rechts nach<br />
links: Jesu Himmelfahrt, Jesus schwitzt Blut am Ölberg und<br />
auch die Darstellung des Jesusknaben im Tempel, von Ghiberti;<br />
Reliefs von Bandini und Bandinelli. – Rückwärtige Pfeiler:<br />
Skulptur Jakobus des Älteren, von Sansovino, 16. Jh. (links)<br />
und Skulptur des Matthäus, von de Rossi, 16. Jh.<br />
Linke Seitenschiffswand. 1. Aufgang zur Kuppel. – 2. Porta<br />
della Mandorla mit der Madonna des Nanni di Banco, über dem<br />
hin, von Domenico di Michelino, nach einem Entwurf<br />
Baldovinettis, 1465.<br />
Dante Alighieri<br />
Italiens größter Dichter wurde 1265 in Florenz geboren. Wegen<br />
seiner politischen Aktivitäten verbannen ihn die Florentiner im<br />
Jahre 1302. Niemals wird er in die Heimatstadt zurückkehren.<br />
Es beginnt ein von Unruhe geprägtes Wanderleben, das ihm<br />
1317 nach Ravenna führt, wo er 1321 stirbt.<br />
Zwischen 1306 und 1321 entsteht die „Göttliche Komödie“. Die<br />
100 Gesänge bestehen aus 14200 Versen. Es ist die Beschreibung<br />
einer Reise durch das Fegefeuer, in die Hölle und von dort<br />
aus ins Paradies. Dantes Führer sind Vergil und Beatrice. Beatrice<br />
ist die Frau, die Dante lebenslang verehrte. Er lernte die<br />
Florentinerin als Neunjährige kennen und verliebte sich unsterblich.<br />
Dennoch bekam er sie nicht zur Frau. Beatrice hatte<br />
einen anderen zu heiraten. Sie starb aber in sehr jungen Jahren.<br />
Dante weihte ihr seine schönsten Gedichte, die in der „Vita<br />
nuova“ zu finden sind. Dante gilt als der bedeutendste Dichter<br />
des Mittelalters.
*<br />
4. Cosmas und Damian, von Bicci di Lorenzo, 1429.<br />
Bicci di Lorenzo<br />
Bicci di Lorenzo wurde 1373 in Florenz geboren und ging zu<br />
seinem Vater Lorenzo di Bicci in die Lehre. Schon bald übertrumpfte<br />
er den Vater in seinem Können, wenngleich er sich in<br />
seiner Fresko- und Tafelmalerei an Vorbilder wie Angelo<br />
Daddi, Ghiberti oder Lorenzo Monaco hielt. Dennoch ist sein<br />
Stil einzuordnen in einen Kreis von Spätgotikern. Bicci starb<br />
1452 in Arezzo.<br />
*<br />
5. König David, Statue von Ciuffagni, 1434. – Das Fenster darüber<br />
ist aus dem Jahre 1395. – Monument für John Hawkwood<br />
(Giovanni Acuto), von Uccello, 1436.<br />
Paolo Uccello<br />
Paolo Uccello wurde um 1397 in Pratovecchio bei Arezzo geboren.<br />
Er gehörte zu den Schülern Ghibertis in Florenz. 1424<br />
wurde er erstmals als fertiger Maler genannt. 1425 ging er nach<br />
Venedig, kehrte 1431 nach Florenz zurück und malte im Grünen<br />
Kreuzgang von S. Maria Novella. In der Folge arbeitete er<br />
im Dom. 1445 zog er nach Padua, kehrte aber nach weniger als<br />
einem Jahr zurück. – Er wurde von seinen Zeitgenossen als Perspektivträumer<br />
angesehen. In der Tat war er ein großer Fabulierer,<br />
der die seltsamsten Dinge in seine Bilder packte. Vasari berichtet,<br />
das Uccello Tiere über alles liebte. Da er aber kein Geld<br />
hatte, diese zu kaufen, malte er sie einfach zu Hause. Weil er zu<br />
Lebzeiten ziemlich missverstanden wurde, hat er wohl auch darunter<br />
gelitten. 1469 teilte er mit, dass er alt und hinfällig sei<br />
und seine Frau krank. 1475 starb er im Hospital.<br />
*<br />
7. Monument für Niccolò da Tolentino, von Andrea del<br />
Casagno, 1456. – 8. Büste des Organisten Squarcialupi, von<br />
mit Stephanus und zwei Engeln, nach Ghiberti.<br />
Das Mittelschiff. Linker letzter Pfeiler: Zenobius, der Stadtheilige<br />
von Florenz, von Crescentius und Eugenius flankiert, zur<br />
Seite Caritas und Demut, unter seinen Füßen Hochmut und<br />
Stolz, von Giovanni del Biondo, 1380.<br />
Rechte Seitenschiffswand. 1. Abgang von der Kuppel. – 2. Muttergottes,<br />
von d’Ambrogio, über dem Portal außen. – 3. Monument<br />
für den Philosophen Marsilio Ficino, von Ferrucci, 1521.<br />
Rundbild des Benedetto da Maiano, 1490. – 7. Daniel, Statue<br />
des Donatello von 1408. – 8. Büste des Brunelleschi, von seinem<br />
Schüler Buggiano, 1447.<br />
Filippo Brunelleschi<br />
Filippo Brunelleschi wurde 1377 in Florenz geboren. Als Architekt<br />
und Bildhauer gilt er als der Begründer der Italienischen<br />
Renaissance. Dieser Baumeister der Frührenaissance schuf in<br />
Florenz die wichtigsten Kirchen ( z. B. S. Lorenzo, 1423, Santo<br />
Spirito, 1433, die Pazzikapelle an S. Croce) und Paläste ( z. B.<br />
Säulenhalle am Findelhaus, 1444, die Badia Fiesole, Palazzo<br />
Pitti, 1440). Er begann seine Laufbahn als Goldschmied und<br />
Bildhauer, kam durch das Studium der antiken römischen<br />
Denkmäler zu seinem Hauptwerk, der Überwölbung des florentinischen<br />
Domes durch eine gewaltige achtseitige Kuppel. Das<br />
Werk wurde ausgeführt in zwei Gewölbeschalen, also ohne Gerüst.<br />
Als Bildhauer stand er in Konkurrenz zu Ghiberti. Brunelleschi<br />
war nebenher auch noch Ingenieur, Festungsbaumeister<br />
und Mechaniker. Er verschied am 14.4.1446 in Florenz.<br />
*<br />
Brunelleschi<br />
von<br />
August von Platen<br />
Ehrwürdig dünkt euch gotische Kunst mit Recht:
ich selbst, Bewund’rung hab’ ich im reichen Maß<br />
Orvietos, Mailands Dom und deiner<br />
hohen Kartause gezollt, Pavia.<br />
Doch schätz’ ich mehr Einfaches, dem ersten Blick<br />
nicht gleich enthüllbar; aber getreu dem Geist:<br />
Durch Reiz der Neuheit lockt Erhab’nes,<br />
aber das Auge zuletzt ermüdet’s.<br />
Still ist der Schönheit Zauber, unwandelbar,<br />
und stets bedeutsam. Ewiges Lebehoch<br />
sei, Brunelleschi, dir gebracht beim<br />
Feste der Wiedergeburt des Schönen!<br />
Roms alten Schutt durchschritt’st du gedankenvoll,<br />
der unbekannt noch oder verachtet lag,<br />
grubst Säulen aus und mächtig wuchs dir,<br />
während du schaufeltest, Geist und Kühnheit.<br />
„Schatzgräber“ schalt Roms höhnischer Pöbel dich,<br />
dich samt Donato, deinem erprobten Freund,<br />
des Kunst zuerst formlosem Steine<br />
männlichen Seelencharakter eingrub.<br />
Und Schätze dankt euch euer Florenz, wiewohl<br />
ihr arm an Gold wart; herrlicher prangt es nun<br />
als Zier der Nachwelt. Bloß Venedig -<br />
Kämpfe mit ihm um den Rang der Schönheit.<br />
*<br />
Das Mittelschiff. Rechter letzter Pfeiler: Antonius, von Poppi,<br />
1589, in der Predella: Buonomini-Bruderschaftsgründung, 19.<br />
; darunter: Uhr des Paolo Uccello, 1443, mit den Evangelisten<br />
in den Ecken; in der Lünette des Hauptportals: Marienkrönungsmosaik<br />
des 14. Jhs.; rechter Pfeiler: Katharina von Alexandrien,<br />
um 1340. – Wir gehen nun hier vom Mittelschiff aus in: Die<br />
Krypta, S. Reparata besitzt Ausgrabungen im Chor der Vorgängerkirche.<br />
– Wir gehen aus der Krypta hinaus, linkshaltend durchs Kirchenschiff,<br />
durch die Pforte in der linken Schiffwand vorne und hinauf in:<br />
Die Kuppel besitzt ein Fresko des Vasari nach Borghini:<br />
Jüngstes Gericht, und Glasfenstern darunter aus der Zeit um<br />
und von der toskanischen Landschaft.<br />
Wir steigen von der Kuppel hinab, gehen aus dem Dom hinaus, nach links, an<br />
der Kreuzung links. Hier steht die<br />
*** Loggia del Bigallo des Bildhauers Alberto Arnoldi von<br />
1352 mit Petrus Martyr, Muttergottes und Lucia über dem<br />
Nordbogen; in der Lünette der rechten Pforte: Muttergottes, von<br />
1361, des Arnoldi. Das Gebäude birgt das Museo del Bigallo<br />
mit dem Fresko von Bernardo Daddi: Madonna della Misericordia,<br />
1342.<br />
Bernardo Daddi<br />
Der um 1295 in Florenz geborene Daddi war wohl einer der<br />
frühesten Schüler Giottos und erwuchs später selbst zum überragenden<br />
Meister. Bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts indes<br />
blieb er fast unbekannt. Seine Werke wurden meistens anderen<br />
Meistern zugeschrieben. Seit seiner „Entdeckung“ ist er dem<br />
breiten Publikum weiterhin unbekannt, unter den Kennern allerdings<br />
eine Größe geworden. Er kann es mit den bedeutendsten<br />
Malern der Protorenaissance und Renaissance aufnehmen. –<br />
Die aufkommende Gotik, die man in Italien nur als ein Aufflackern<br />
eines neuen Stils bezeichnen darf, ging sie doch wie im<br />
Fluge vorüber, und die Geburt des wirklichen „Neuen Stils“,<br />
der Renaissance, wandelten das Werk Daddis – oder wandelte<br />
er es mit? Seine Weichzeichnung, fußend im harten Stil seiner<br />
Jugend, geriet mit zunehmendem Alter zur Vollendung, ohne<br />
Anzeichen von Ermüdung erkennen zu lassen, wenn man von<br />
einem Alterswerk absieht, dass möglicherweise gar nicht von<br />
ihm ist und mittlerweile auch eher seiner Werkstatt zugeschrieben<br />
wird. Im Alter erreichte Daddi die Meisterschaft Giottos. –<br />
Daddi stand seinem Zeitgenossen Maso di Banco nahe, der ihn<br />
möglicherweise beeinflusste oder sein Wirken befruchtete. Das
Werk Daddis zeigt aber auch Anlehnung an die Senesische Malerei,<br />
besonders an Ambrogio Lorenzetti. Insgesamt aber bleibt<br />
Daddi ein Gotiker des weichen Stils. Daddi starb nach 1348.<br />
*<br />
Außerdem kann man hier im Museum bewundern: ein Triptychon<br />
Daddis sowie ein gemaltes Kruzifix, von 1235, florentinisch,<br />
nebst Werken von Ridolfo del Ghirlandaio, Arnoldi und<br />
di Noferi.<br />
Wir gehen in die Nr. 19, die<br />
*** Kapelle der Bruderschaft der Misericordia. Im Altar befindet<br />
sich ein Majolikawerk des Andrea della Robbia, um<br />
1490: Gott sowie Muttergottes mit Cosmas und Damian, Verkündigung,<br />
Geburt, die heiligen drei Könige beten das Jesuskind<br />
an.<br />
Andrea della Robbia.<br />
Der Neffe von Luca della Robbia, der die Majolika-Werkstatt<br />
des Onkels weiterführte, wurde 1435 in Florenz geboren. Andrea<br />
stellte formatmäßig auch größere Werke aus Ton her als<br />
sein Onkel, z. B. Altartafeln mit Rahmen und Predellen; und<br />
das alles mit ekstatisch bewegten Figuren und Gruppen. Er<br />
starb 1525 in Florenz.<br />
*<br />
Links davon: Sebastian, von Benedetto da Maiano, um 1497.<br />
*** Palazzo dei Canonici<br />
auf die „Via S. Elisabetta“, linksversetzt über die Quergasse auf die „Via de’<br />
Cerchi“ und auf die<br />
***** Piazza della Signoria.
mit dem Reiterstandbild Cosimos I., von Giambologna, 1595;<br />
in Siena im Jahre 1557. – Neptunbrunnen mit der Gottfigur,<br />
von Ammanati, 1575, und vorzüglichen Bronzefiguren am<br />
Brunnenrand: vier Meerpferde und drei Tritonen.<br />
Marzocco-Löwe des Donatello, von 1460 (Kopie).<br />
Frontal steht die<br />
*** Loggia dei Lanzi von 1381. Der Name rührt von der<br />
Schweizer Garde Cosimos I. her, den „Lanzichenecchi“.
Oben: Relief der vier Tugenden. In den Loggienbögen, 1: Perseus<br />
mit Medusenhaupt, von Benvenuto Cellini, 1554,
mit Danae und Jupiter - Minerva - Merkur - Andromedas Befreiung<br />
(Kopien) im Sockel; Raub der Polyxene, 1866, von Pio<br />
Fedi;<br />
mitte, zwischen linkem Löwen des 16. Jhs.
und rechtem Löwen der griechischen Antike: Menelaus mit<br />
dem toten Patroklus, römisch, 4. Jh.; rechts: Raub einer Sabinerin,<br />
von Giambologna, 1583;<br />
Herkules’ Kampf mit dem Kentauren, von Giambologna, 1599.
Im Hintergrund: sechs antike Frauengestalten.<br />
Wir gehen vor der Loggia nach links, her zwischen<br />
*** Herkules und Cacus des Baccio Bandinelli von 1534<br />
und dem
**** David des Michelangelo (Kopie; Original in der Accademia).<br />
Michelangelo.<br />
Michelagniolo Buonarroti wurde 1475 (nach florentinischer<br />
Zeitrechnung 1474) in Caprese über dem Tiber, als Sohn des<br />
florentinischen Podestà dort geboren. – Michelangelo gab sich<br />
vom Wesen her als unleidlicher Mensch, mit dem nicht guten<br />
Kirschenessen war. Schon in früher Jugend bekam er dafür<br />
ganz kräftig eins auf die Nase. So schreibt ein zeitgenössischer<br />
Biograph: „Die Nase ist ein wenig eingedrückt, nicht von Natur<br />
aus, sondern weil ihm in seiner Jugend ein gewisser Torrigiano<br />
di Torrigiani, ein brutaler und frecher Bursche, mit der Faust<br />
beinahe den Nasenknorpel herausgeschlagen hat, so dass er wie<br />
tot nach Hause getragen wurde... – Michelangelo trat 1488 bei<br />
den Brüdern Davide und Domenico Ghirlandaio in die Lehre<br />
ein, wo er aber nur ein Jahr lang blieb, denn Lorenzo de’ Medici<br />
(Il Magnifico = Der Prächtige) wurde auf ihn aufmerksam<br />
und nahm ihn in seine neu gegründete Kunstschule auf. Es<br />
bleibt aber zu vermuten, dass der Fortgang von den Ghirlandaios<br />
auch auf Differenzen, besonders mit Ridolfo, dem Sohn<br />
Domenicos, zurückzuführen ist. – Mit zunehmender Berühmtheit<br />
des Meisters hub um ihn unentwegter Streit an. Jeder wollte<br />
ihn haben, ob Florenz, ob Rom, ob Geistlichkeit, Weltlichkeit.<br />
Als Zeitgenosse Savonarolas versuchte er die Demokratie in<br />
Florenz zu retten. Er mischte sich ein, hielt sich draus – und<br />
blieb am Ende einsam. Der Dichter Pietro Aretino versuchte in<br />
seiner Überheblichkeit und Eitelkeit, mit der er bei Michelangelo<br />
nicht landen konnte, von dem er sich ein – natürlich bedeutendes<br />
Bild erhoffte, aber enttäuscht wurde –, den Maler unmöglich<br />
zu machen: er dichtete ihm Homosexualität an. Michelangelo<br />
reagierte überhaupt nicht – und huldigte weiter seiner<br />
einzigen zweiten Liebe, der Dichterin Vittoria Colonna, die er<br />
1536 kennenlernte. Der schriftliche Verkehr und Michelangelos<br />
Gedichte geben ein Zeugnis großartigen Miteinanders. Dass der
von Vittoria verehrte, geliebte und geschätzte Michelangelo sie<br />
nicht heiratete, wird daran gelegen haben, dass seine erste Liebe<br />
der Bildhauerei galt. – Michelangelo pendelte zwischen Rom<br />
und Florenz und natürlich auch Carrara, wo es den benötigten<br />
Marmor gab und wo er über alle Maßen unbeliebt war, hin und<br />
her. 1501 kehrte er von Rom nach Florenz zurück. Da lag in der<br />
Dombauhütte ein Marmorblock herum, in dem er schon immer<br />
eine seiner Figuren sah, den David. Vierzig Jahre vorher hatte<br />
ein anderer Bildhauer einen David für den Dom dort heraushauen<br />
sollen. Das ist aber nie geschehen. Selbst ein Antonio Rossellini<br />
war an dem Block gescheitert. Michelangelos Ehrgeiz<br />
war bis aufs Letzte gereizt. Nun gab es eine Kommission, die zu<br />
bestimmen hatte, wie die Piazza Signoria zu bestücken sei und<br />
was mit dem Stein anzufangen sei und wem er zu übergeben<br />
sei, dass derjenige, der ihn erhält, einen David daraus forme. In<br />
dieser Kommission saßen (man stelle sich die das einmal vor):<br />
Luca della Robbia, Leonardo da Vinci, Sandro Botticelli, Piero<br />
di Cosimo, Antonio da Sangallo, Simone del Pollaiuolo und Lorenzo<br />
di Credi. Da trafen also drei der fünf größten Maler der<br />
Welt mit einem Mal aufeinander. – Vier Tage lang brauchte<br />
man, um den vollendeten David von der Dombauhütte auf die<br />
Piazza zu schaffen, wo er dann original bis 1783 stand.<br />
*<br />
Wir gehen schließlich auf dieser Piazza in den dominanten Palast, den<br />
***** Palazzo Vecchio.<br />
(Di-Sa 9-14, 16-19, So 9-13 Uhr). Der mittelalterliche Palast mit<br />
dem Turm von 1314 und späteren Erweiterungen war Amtssitz<br />
Der Innenhof wurde 1454 von Michelozzo neu gestaltet, 1565<br />
verändert und im 19. Jh. restauriert, wobei der ursprüngliche<br />
Renaissance-Eindruck zerstört worden ist.
Zu Ehren der Johanna von Österreich, Frau des Prinzen Francesco<br />
de’ Medici, zeigen die Wandbilder Städteansichten des<br />
Habsburger Reiches, und zwar links vom Eingang beginnend:<br />
Prag - Passau - Stein - Kloster Neuburg - Graz<br />
- Freiburg im Breisgau - Linz an der Donau - Preßburg - Wien -<br />
Innsbruck - Ebersdorf - Konstanz - Wiener Neustadt - Hall in<br />
des Vasari, 16. Jh.,
in den ersten Stock und dort in den<br />
Saal der Fünfhundert. Der Saal wurde 1496 von Cronaca und<br />
Antonio da Sangallo als Raum für die fünfhundert Bürgervertreter<br />
errichtet, die nach dem Willen Savonarolas, der Piero de’<br />
Medici vertrieben hatte, die Stadtrepublik zu vertreten hatten.<br />
Unter Cosimo I. oblag Giorgio Vasari zu größten Teilen die<br />
Ausmalung des Saales, 1571.<br />
Frontwand von rechts nach links: Cosimo gründet den Stephansorden<br />
- Schlacht von Marciano, in der die florentinischen<br />
Krönung durch Papst Pius V. zum Erzherzog der Toscana.<br />
Rückwand von links nach rechts: Der Florentinische Senat<br />
wählt Cosimo zum Herzog - In der Schlacht bei Torre San Vincenzo<br />
fliehen die Pisaner vor der florentinischen Kavallerie -<br />
und Eroberung Pisas - Papst Bonifaz VIII. empfängt florentinische<br />
Botschafter.<br />
Die Deckengemälde. Oberhalb der Frontwand von rechts nach<br />
links: Fiesole und Mugello (oben) sowie Romagna und Poppi<br />
(unten) - Einnahme von Monistero - Cosimo erwägt Krieg mit<br />
Borgo San Sepolcro, mit Anghiari und Cortona (unten). Nun betrachten<br />
wir von hier aus zur anderen Seite die mittlere Reihe:<br />
Die florentinischen Stadtviertel S. Croce und S. Spirito - Vereinigung<br />
von Florenz und Fiesole - Stadtmauererweiterung in<br />
Florenz - Papst Eugen IV. landet in Livorno - Triumph Cosimos<br />
I. - Papst Clemens IV. übergibt den Guelfen die Insignien - Die<br />
römische Kolonie Florenz - Sieg über den Gotenkönig Radagais<br />
- Die florentinischen Stadtviertel S. Giovanni und S. Maria<br />
Novella.<br />
Oberhalb der Rückwand (dazu umdrehen) und nun von links nach<br />
rechts: Pistoia und Valdarno di Sotto (oben) sowie Prato und<br />
Pescia (unten) - Einnahme von Cascina - Rede des Antonio<br />
Giacomini - Einnahme von Vico Pisano - Sieg über Pisa - Erstürmung<br />
Pisas - Sieg über die Venezianer im Casentino - Florentinische<br />
Galeeren entern Brigantinen Pisas - Certaldo und
Volterra (oben) sowie Chianti und S. Gimignano mit Colle di<br />
Val d’Elsa (unten).<br />
Die Skulpturen vor den Wänden sind mit den Autorennamen<br />
Clemens VII., sämtlich von Bandinelli, krönt Kaiser Karl V. -<br />
Francesco I., die beiden letzten Figuren schuf Caccini. –<br />
Skulpturen der rechten Fensterwand: Genius des Sieges, von<br />
Michelangelo, nach 1516; seitliche antike Nischenfiguren:<br />
Merkur - Apollo - Bacchus - Ganymed. Wir gehen vor der Michelangelo-Skulptur<br />
links und aus dem Saal in den<br />
Saal Leo X. Dieser Raum des „Quartiere Leone X.“ ist der einzig<br />
zugängliche des nach dem Medici-Papst Leo benannten Appartements,<br />
das Giorgio Vasari zusammen mit Giovanni<br />
Leo X., im Kreise seiner Kardinäle (Vor dem Hintergrund der<br />
Stadt Rom mit der Engelsburg; auf einer Art Balkon: Michelangelo,<br />
Giuliano de’ Medici, Lorenzo de’ Medici und Leonardo<br />
da Vinci). – An der Fensterseite mehrere Mediceer. - Nach seiner<br />
Wahl zum Papst zieht Leo X. in Florenz ein. Darunter:<br />
Überreichung von Hut und Schwert an die Signoria. Wir gehen<br />
links neben diesem Bild aus der Pforte hinaus, auf der Scala Grande des Vasari<br />
hinauf und auf dem Treppenabsatz links in den<br />
Saal der Elemente mit Fresken von Vasari und Cristofano<br />
Gherardi. Zentrales Deckengemälde: Saturn (Zeit) entmannt<br />
Uranus (Himmel) mit der Sichel.<br />
Um dieses Mittelbild herum: Sonnen- und Mondwagen. In den<br />
Ecken: vier allegorische Gestalten. Rückwand: Saturn, der die<br />
auf einer Muschel entsteigt dem Wasser. Grazien am Gestade<br />
Zyperns beobachten die Geburt.<br />
Linke Wand: Vulkan schmiedet Liebespfeile auf dem Feuer für<br />
die bei ihm sitzende Venus. Wir gehen durch die Tür rechts von der Venusgeburt<br />
und links der Fenster in die
Loggia des Saturn mit einer Ansicht von Santa Croce, San Miniato,<br />
Belvedere. Im zentralen Rundbild der Decke. Saturn<br />
Stunden. Die Skulptur des Teufelchens in der Ecke ist von<br />
Giambologna. Wir gehen aus der Tür nahe der Balustrade hinaus, durch<br />
einen Vorraum mit dem Deckengemälde: Geburt der Minerva<br />
aus dem Kopf des Jupiter, in den<br />
Saal des Herkules. In Vasaris zentralem Deckenbild: Der junge<br />
Herkules, neben seinen Eltern Jupiter und Alkmene, erwürgt die<br />
von Juno gesandten Schlangen. Die rundherum geordneten Bilder<br />
sowie die Wandteppiche zeigen Begebenheiten aus der<br />
Herkulessage. Wir gehen durch die andere Tür hinaus, nach rechts in den<br />
Saal des Jupiters. Im Deckenbild: Kindheit Jupiters mit Nymphen<br />
des Ida-Berges. Im Fries: Vier Landschaften. Darüber:<br />
Kuh. Über der anderen Tür: Juno verwandelt Kallisto in eine<br />
Bärin. Wir gehen weiter in den<br />
Saal der Ops. Im Deckengemälde: Die Göttin Ops thront auf<br />
dem Löwenwagen, welchem Priester vorangehen. Rundherum<br />
allegorische Figuren der Jahreszeiten. Im Tierkreiszeichenfries<br />
ringsum ländliche Szenen der zwölf Monate. Der Boden mit<br />
dem Wappen Cosimos ist von 1556.<br />
Wir gehen aus der gegenüber liegenden Tür hinaus in den<br />
Saal der Ceres. Im Deckenbild: Ceres im von Schlangen gezogenen<br />
Wagen, umgeben von mehreren Gestalten des Geschehens<br />
um Prosperina. Von hier aus hat man den Blick ins<br />
Zimmer der Calliope, von Vasari ausgemalt. Wir kehren um, gehen<br />
durch den Saal der Elemente, an gekommener Treppe vorbei, auf dem Balkon<br />
durch den Fünfhunderten-Saal ins<br />
Grüne Zimmer mit Deckenfresken von Ridolfo Ghirlandaio,<br />
schauen links ins
Schreibzimmer der Herzogin, mit Deckendekorationen von<br />
Salviati, 16. Jh., und wandern nun rechts in die<br />
sowie dem Evangelisten Johannes. – Altargemälde der Kreuzabnahme<br />
mit Gabriel und Maria. – Linke Wand: Mannasegen,<br />
und Moses schlägt Wasser aus dem Felsen. – Rechte Wand:<br />
Zug durchs Rote Meer. – Rückwand: Anbetung der Ehernen<br />
Schlange. Wir kehren ins Grüne Zimmer zurück, gehen geradeaus hindurch,<br />
in den<br />
Saal der Sabinerinnen. Im Deckenoval: Sabinerinnen stiften<br />
Frieden zwischen den Sabinern und Römern. Wir kommen in den<br />
Saal der Esther. Im Deckenbild von van der Straet (Giovanni<br />
Stradano): Ahasver verzeiht Esther den Frevel, zur Rettung ihres<br />
Volkes den Thronsaal betreten zu haben, um für die Juden<br />
zu flehen. – An der Wand ein Waschbecken des 15. Jhs. Wir gehen<br />
durch den<br />
Saal der Penelope. Im zentralen Deckenbild: Penelope (in toskanischer<br />
Kleidung des 16. Jhs.) webt an der endlosen Leinwand.<br />
Im Fries unter der Decke: Odyssee-Szenen. Die Gemälde<br />
schuf van der Straet. Wir gehen nun durch den<br />
Saal der Gualdrada. Im achteckigen Mittelbild der Decke verweigert<br />
Gualdrada Kaiser Otto IV. den Begrüßungskuss. Im<br />
Kapelle der Prioren, von 1514. Im Gewölbe umgeben die vier<br />
Evangelisten und Engel den Gnadenstuhl, von Ridolfo Ghirlandaio.<br />
In der Lünette über dem Altar: Bernhard. – Altarbild mit Maria,<br />
Jesus, Johannes und Elisabeth, 1620.
Rückwandlünette: Verkündigung des Ridolfo Ghirlandaio. Wir<br />
gehen durch den<br />
Saal der Audienzen mit einer Kassettendecke von 1470 des<br />
der Frieden verbrennt die Waffen (mitte); Camillus überfällt<br />
den gallischen Anführer, der das Gold wiegt, das die Römer zu<br />
zahlen haben. – An der Wand zur Kapelle: Camillus vernichtet<br />
das gallische Heerlager (links); Camillus überlässt einen unwürdigen<br />
Lehrer der Strafe der Schüler. Wir gehen weiter in den<br />
Saal der Lilien mit kostbarer, geschnitzter Decke von 1480 und<br />
1484. Über dem linken Portal: Brutus, Mucius Scaevola,<br />
Camillus. – In der Mitte: der florentinische Bischof Zenobius<br />
zwischen Stefan und Laurentius, unter einer gemalten Muttergottes<br />
der della Robbia, und flankiert von einem Löwen mit<br />
dem Kreuz des Volkes bzw. der Lilie der Herrschenden. – Über<br />
Portal mit Johannes-Skulptur, von Benedetto da Maiano, 1481.<br />
Vor der links an den Saal stoßenden<br />
Kanzlei, ein kreuzgewölbtes Amtszimmer des Sekretärs der<br />
Republik, gehen wir rechts und dann noch links in den<br />
Saal der Landkarten. Wir gehen aus dem Landkartensaal hinaus, im Liliensaal<br />
nach links, treppab und aus dem Palazzo hinaus. Auf der Piazza della<br />
Signoria gehen wir nach links in den Säulengang der
***** Galleria degli Uffizi<br />
(Di-Sa 9-19, So 9-13 Uhr). Der Palazzo degli Uffizi wurde zwischen<br />
1560 und 1580 unter Cosimo I. nach Plänen Vasaris errichtet.<br />
Da Cosimo den Palazzo Vecchio für seine Familie und<br />
den Hofstaat beanspruchte, waren diese neuen Amtsräume für<br />
die Verwaltungsbehörde notwendig geworden. Vasari, dem<br />
Buontalenti und Parigi zur Seite standen, einverleibte in den<br />
Halbedelsteinwerkstätten, Künstlerateliers und Räume für naturwissenschaftliche<br />
Studien sowie das Theater durch einen<br />
Gang mit dem Palazzo Vecchio, und er führte den Gang auf<br />
dem Ponte Vecchio über den Arno bis zum Palazzo Pitti.<br />
Die heutige Sammlung der Uffizien geht aus den Schätzen der<br />
zu machen. Von der Kasse gehen wir geradeaus in die Kirche<br />
S. Piero Scheraggio aus dem 11. Jh., die Vasari in den Palast<br />
mit einbezog, mit einem Freskenzyklus des Andrea del Castagno:<br />
Porträts bedeutender Männer. Wir gehen aus dem Raum hinaus,<br />
linkshaltend die prächtige Treppe hinauf, ganz oben in den Korridor,<br />
im Korridor links und links durch den Eingang in die Säle.<br />
2. Toskanische Malerei des 12., 13. und 14. Jhs., u. a.: Cimabues<br />
Maestà, um 1280;<br />
Cimabue<br />
Der Maler und Malerbiograph Giorgio Vasari nimmt an, dass<br />
Cimabue um das Jahr 1240 geboren wurde. Cenni di Pepo, wie<br />
Cimabue eigentlich heißt, ist zwischen 1272 und 1302 nachweisbar<br />
und gilt als die zentrale Persönlichkeit der italienischen<br />
Malerei der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. In früher Zeit<br />
hat er in Rom und Pisa gearbeitet. Der Stil Cimabues geht natürlich<br />
auf die Traditionsmalerei im Abendland zurück. Er erkannte<br />
aber die neue Strömung, die sich breitmachte – besonders<br />
in Italien – und nahm diese – einschließlich der romanischen<br />
Formengebung – nicht nur auf sondern vervollkommnete<br />
sie, ohne die orientalische Herkunft verleugnen zu wollen. Sein<br />
Frühwerk zeigt deutliche Spuren pisanischen Byzantinismus’.<br />
Stark beeinflusst wurde sein Schaffen von Coppo di Marcovaldo,<br />
dessen Monumentalität und Weiträumigkeit Cimabue in<br />
seine Entwürfe mit einbezog, aber auch von der Ausstrahlung<br />
der Skulpturen, die Niccolò Pisano geschaffen hatte. Ab 1272<br />
arbeitete Cimabue an den Mosaiken der Kuppel des Baptisteriums<br />
von Florenz, in den Achtziger Jahren in Assisi, wo er sein<br />
Meisterwerk schuf. Cimabues Werk beeinflusste die Malerei<br />
Duccios, wurde von diesem übertroffen, noch mehr aber von<br />
einem ihm nachfolgenden Künstler, den der berühmteste Dichter<br />
Italiens, Dante Alighieri, in seiner Göttlichen Komödie erwähnt,<br />
nämlich im elften Gesang des „Purgatorio (=Fegefeuer):<br />
Giotto di Bondone.<br />
*<br />
Duccio di Buoninsegna, Maestà, 1285. Das Werk wurde erst<br />
1311 fertiggestellt und gilt als das absolute Meisterwerk<br />
Duccios.<br />
Duccio<br />
Duccio di Buoninsegna wurde wahrscheinlich um 1255 in Siena<br />
geboren. Vermutlich begann Duccio seine Laufbahn als Miniaturmaler,<br />
der die französische und orientalische Handschrift so<br />
intensiv studiert hatte, dass er seine Fähigkeiten als Kolorist<br />
dann später in seinen Gemälden ausspielen konnte. Beeinflusst<br />
aber auch durch die senesische Malerei Coppo di Marcovaldos,<br />
beeinflusst von der Plastik eines Niccolò Pisano wurde er<br />
schnell ein Anhänger Cimabues. Seine „Madonna Rucellai“ in<br />
S. Maria Novella in Florenz wurde Jahrhunderte lang für ein<br />
Werk Cimabues gehalten, was die Nähe zu diesem und das<br />
Können Duccios beweist. Cimabues „Reform“ der bestehenden<br />
Malerei nahm Duccio auf und verfeinerte die Malerei insgesamt.<br />
1290 hatte Duccio seine Abhängigkeit zu Cimabues Werk<br />
überwunden, schielte nun auf das Werk des florentinischen
Giotto und die Skulptur des Giovanni Pisano. Dennoch: „Vor<br />
allem aus dem Farbenreichtum der byzantinischen Malerei leitete<br />
er eine prunkvolle und märchenhafte Grazie her, die sich<br />
durch den Schwung der gotischen Linie vermenschlichte, das<br />
architektonische Schema Cimabues milderte und zugleich freier<br />
betonte (L. Marcucci). – Duccio starb 1319 in Siena.<br />
*<br />
Giotto di Bondone, Maestà, um 1310.<br />
Giotto<br />
Giotto di Bondone wurde 1266 in der Nähe von Florenz geboren.<br />
Der Name Giotto steht für die Abkehr der italienischen Malerei<br />
vom Byzantinismus und den Wegbereiter der Renaissance-<br />
Malerei schlechthin, wenngleich Giotto selbst Gotiker ist und<br />
nach ihm noch einmal ein Stillstand festzustellen war, der erst<br />
durch die feinfühlige Malerei eines Masaccio aufgebrochen<br />
wurde. Aller Wahrscheinlichkeit nach war Giotto der bedeutendste<br />
Schüler Cimabues. Sehr schnell aber entwickelte er sich<br />
aus dessen Einfluss heraus, indem er sich von Arnolfo di Cambio<br />
und Niccolò Pisano beeindrucken ließ. Er überwand die traditionelle<br />
Bilderwelt und stellte sich in seiner Malerei bewusst<br />
gegen seine Lehrer und Vorläufer. Giotto arbeitete nach Florenz<br />
in Rom (Lateran), in Padua, in Rimini und Assisi, wo die Fresken<br />
in der Oberkirche von ihm sein sollen – sollen deswegen,<br />
weil es immer mehr Forschungsergebnisse gibt, besonders deutsche,<br />
die Giottos Urheberschaft anzweifeln und die Szenen aus<br />
dem Leben des heiligen Franziskus mehreren außergewöhnlichen<br />
Künstlern zuschreibt. Giotto hinterließ an seinen Wirkungsstätten<br />
regelrechte Malschulen, deren Schüler sich aber<br />
meistens von seinem Stil fortentwickelten. Giottos ursprünglich<br />
kraftvolle Dramatik im Ausdruck wich schon bald einem feinen<br />
und schönen Stil, der eine ungezwungene Darstellung von<br />
Mensch und Natur zuließ. Dabei halfen Giotto sein Hang zur<br />
Gotik und seine Empfindsamkeit für das plastische Werk seines<br />
Zeitgenossen Giovanni Pisano. Viele Werke Giottos sind abhanden<br />
gekommen, so vor allem jene, die er in Neapel und Mailand<br />
geschaffen hat. Auch Florenz hat viele seiner Werke einbüßen<br />
müssen. Giotto starb im Jahre 1337 in Florenz. - Die bedeutendsten<br />
Schüler Giottos waren Taddeo Gaddi, Bernardo<br />
Daddi und Maso di Banco.<br />
*<br />
Drei Thronende Madonnen<br />
Diese drei Thronenden Madonnen der drei größten Maler der<br />
Zeit um 1300 reizen zum Vergleich. Die Maria des Cimabue ist<br />
erhöhte Erhabenheit, die Maria des Duccio strahlt in geistiger<br />
Lieblichkeit, die Maria des Giotto strömt wärmende Menschlichkeit<br />
aus. Das Christkind des Cimabue ist schon fast ernster<br />
Weltenrichter und erhebt die drei Finger der Hand nahezu<br />
mahnend. Das Christkind des Duccio ist ein nicht minder klug<br />
dreinschauender Knabe und reckt die drei Finger der Hand<br />
Richtung weisend. Das Christkind des Giotto wirkt vom Gesicht<br />
her ernst und erwachsen; die wie zur Unterstützung des Gesagten<br />
während einer Predigt leicht gekrümmten drei Finger weisen<br />
auf Maria, die Mittlerin. Der Thron bei Cimabue ist ein<br />
Stück eines Kirchenbaues aus Stein. Der Thron bei Duccio mutet<br />
eher wie ein fein gearbeiteter Holzaufbau an, den ein Wandteppich<br />
abschließt. Der Thron bei Giotto ist schmuckvolles Podest,<br />
das sich zu einem Altarretabel öffnet. Die Engel bei Cimabue<br />
präsentieren Mutter und Kind, frontal stehend. Die Engel<br />
bei Duccio neigen sich kniend Mutter und Kind zu. Die Engel<br />
bei Giotto treten trotz vordergründiger Platzierung in eine<br />
Rahmenfunktion zurück und haben den ihnen übergeordneten<br />
heiligen Gestalten den huldigenden Raum überlassen.<br />
3. Sieneser Malerei des 14. Jhs., u. a.: Lorenzetti, S. Martini.<br />
4. Florentiner des 14. Jhs., u. a.: Daddi und Gaddi.<br />
5. Internationale Gotik des 14. / 15. Jhs., u. a.: Monaco da Fabriano.
7. Florentinische Frührenaissance des 15. Jhs., u. a.: Fra Angelico,<br />
Fra F. Lippi, Uccello.<br />
Paolo Uccello<br />
Im Jahre 1457 malte Paolo Uccello die Schlacht von San Romano,<br />
bei der die Florentiner 1432 über Siena und die mailändischen<br />
Truppen siegten. Hier, in den Uffizien hängt nur der<br />
mittlere Teil des dreiteiligen Gemäldes. In diesem Bild hat Uccello,<br />
neben der tatsächlichen Handlung, auch seinen Kampf<br />
mit der Perspektive dargestellt. Der um Plastizität bemühte<br />
Künstler hinterließ dem heutigen Beschauer einen Augenblick<br />
des Schmunzelns. Die mit Rundungen reich versehenen<br />
Pferdchen wirken knetgummigepolstert und unterlassen keine<br />
Verrenkung, um den Zuschauer zu erheitern. Die Lanzen sprengen<br />
alle Proportionen. Anstatt zu kämpfen, jagen bewaffnete<br />
Bürger Vögel und Hasen. Plump verpackte Ritter mit Gasmaskenbrillen<br />
könnte Tolkien in den „Herrn der Ringe“ aufgenommen<br />
haben. Zum Hohn auf die Schlacht prustet ein Pausbäckiger<br />
in sein Instrument.<br />
*<br />
8. Florentin. Frührenaissance des 15. Jhs., u. a.: Filippo Lippi.<br />
9. Florentin. Frührenaissance des 15. Jhs., u. a.: A. Pollaiuolo.<br />
10. Botticelli-Saal mit Werken von Ghirlandaio, Filippino<br />
Lippi, Hugo van der Goes.<br />
Hugo van der Goes<br />
Hugo van der Goes wird vermutlich um 1440 in Ter Goes auf<br />
Zeeland geboren. Seine Jugend bleibt bis heute im Dunkeln.<br />
1465 wird er erstmals erwähnt, und zwar in Brügge. 1474 wählt<br />
ihn die Genter Malergilde zum Dekan. Dürer muss von ihm so<br />
beeindruckt gewesen sein, dass er ihn unter die drei Maler zählt,<br />
die er als würdig empfindet, in seinem Tagebuch aufgenommen<br />
zu werden (die beiden anderen sind Rogier van Weyden und<br />
Jan van Eyck). Nach der Vollendung Portiari-Altares, heute in<br />
den Uffizien zu Florenz, geht Goes als Bruder in das Augustinerkloster<br />
zu Brüssel. Er leidet an Depressionen. Daher erlaubt<br />
man ihm weiterhin eine Weltoffenheit. So empfängt er z. B.<br />
einmal den späteren Kaiser Maximilian. Er unternimmt auch<br />
Reisen. Dennoch, er glaubt ein Sohn der Verdammnis zu sein,<br />
was sein Prior ihm mit Musik auszupauken trachtet. Der<br />
Schwermut verfallen, versucht er sich das Leben zu nehmen.<br />
1482 stirbt Goes geistig umnachtet. – Der Portinari-Altar ist<br />
sein Hauptwerk und wohl mit das Beste, was die Niederländische<br />
Kunst hervorgebracht hat. Die Herstellung des Altares geht<br />
auf eine Stiftung des niederländischen Medici-Vertreters in<br />
Brügge, Tommaso Portinari, zurück. Das Mittelbild stellt die<br />
Anbetung Jesu durch die Hirten dar. Die Flügel zeigen Antonius<br />
und Thomas mit den Herren der Stifterfamilie (links) sowie<br />
Margarethe und Maria Magdalena mit den Damen der Stifterfamilie<br />
(rechts). Das Bild wirkt auf die italienischen Künstler<br />
damals wie eine Sensation. Als ein Vorbild seines Schaffens betrachtet<br />
es kein Geringerer als Domenico Ghirlandaio.<br />
*<br />
Außerdem glänzt dieser Saal mit Werken von Rogier van Weiden<br />
und natürlich Sandro Botticelli.<br />
Sandro Botticelli<br />
Alessandro di Mariano Filipepi wurde 1445 in Florenz geboren.<br />
Sandro wuchs als kränkelnder Junge heran. Sandro muss zu<br />
Kinderzeiten noch so unbedeutend gewesen sein, dass man ihn<br />
mit dem Spitznamen seines älteren Bruders, eines Maklers,<br />
„Botticelli (=Fässchen)“ rief. Sandro erlernte zunächst die<br />
Goldschmiedekunst. Dabei wurde sein ungewöhnliches zeichnerisches<br />
Talent entdeckt. Der Vater steckte ihn zu Fra Filippo<br />
Lippi in die Lehre. Das Frühwerk Sandros ist von diesem, von<br />
Andrea del Verrocchio und von Antonio del Pollaiuolo geprägt.<br />
Schon sehr zeitig sind Sandros Madonnendarstellungen überragend.<br />
– In seinen übrigen Werken tauchen immer wieder Bildnisse<br />
der Familie Medici auf, was seine starke Bindung an diese
dokumentiert. 1478 wurde im florentinischen Dom von Mitgliedern<br />
der Familie Pazzi der Bruder von Lorenzo des Prächtigen,<br />
Giuliano, ermordet. Sandro erhielt den Auftrag, die Porträts<br />
der vier gehängten Rädelsführer an die Wand des Palazzo<br />
della Signoria zu malen. Diese Aufgabe auszuführen, wird dem<br />
sensiblen Maler äußerst schwergefallen sein. – In den Jahren<br />
1481 und 1482 malte Sandro drei komplexe Gemälde in der<br />
Sixtinischen Kapelle in Rom. Nun folgte ein Jahrzehnt, das ihn<br />
mit Aufträgen überschüttete und in dem er Meisterwerke höchster<br />
Klarheit und Heiterkeit schuf. Hierzu zählen die Madonnen,<br />
besonders jene, die in Tonden gemalt wurden, aber auch mythologische<br />
Gemälde. Seine Bilder wurden immer durchgeistigter.<br />
Der Tod Lorenzos de’ Medici 1492 brachte eine Zäsur in seinem<br />
Schaffen. Die Verunsicherung im Stadtstaate, die durch<br />
Savonarola hervorgerufen wurde, trug dazu bei. Sandro wohnte<br />
im Hause seines Bruders Simone, der ein glühender Anhänger<br />
Savonarolas war. Sandro gab sich weit weniger fasziniert von<br />
den Ansichten des Mönchs, machte sich jedoch – wie viele andere<br />
– mehr Gedanken über Buße und Vergebung, was in seinen<br />
nun in Arbeit genommenen Vesperbildern und den Zeichnungen<br />
zu Dantes Göttlicher Komödie sichtbar wird. Savonarolas<br />
Geißelung der Verweltlichung der Kunst findet in Sandros<br />
Bild der „Verleumdung“ in den Uffizien seinen Niederschlag.<br />
Dieses Bild steht gleichzeitig für die Überwindung des feinen<br />
heiteren, über alle Maße zarten lyrischen Stils als auch für den<br />
Höhepunkt und das Ende der mystifizierenden Malerei des<br />
Quattrocento, also des 15. Jhs. Sandro Botticelli starb im Jahre<br />
1510.<br />
*<br />
Neben so herausragenden Werken wie der Anbetung, von Goes,<br />
der mit diesem Flügelaltargemälde eine Reihe florentinischer<br />
Maler beeinflusste, und Rogiers „Grablegung“ sind in diesem<br />
Saal Botticellis großformatige Werke untergebracht. Die immer<br />
noch Rätsel aufgebende „Primavera“, dieses bedeutende, frühe<br />
Werk Botticellis, 1478, lässt mehrere Deutungen zu. Vielleicht<br />
leuchtet folgende Handlung von rechts nach links ein: Zephir<br />
(Februar) hascht nach der Nymphe (März), die Flora (April)<br />
erblühen lässt; Venus (Mai), die Königin des Frühlings erwacht<br />
unter dem über ihr schwebenden Amor; die drei Grazien (Juni,<br />
Juli, August) tanzen einen Sommerreigen, derweil Merkur (September)<br />
die Nebel zerteilt.<br />
Dieses, unter Lorenzo dem Prächtigen entstandene Werk, ist ein<br />
Zeugnis des kulturellen Höhepunktes im Florenz des 15. Jhs.<br />
Sowohl die Kunst als auch die Literatur standen in hohem<br />
Rang. So wurde Botticelli von Polizianos Gedicht „La Giostra<br />
(= Turnier) zu diesem Bild inspiriert. Botticellis „Frühling“ inspirierte<br />
Pietro Agrano zu einem Gedicht auf seine Geliebte aus<br />
dem Geiste des frühen 16. Jhs., das vielleicht die lyrisch ausführlichste<br />
und genaueste Beschreibung der Flora, der dritten<br />
Gestalt von rechts, darstellt:<br />
Flora<br />
von<br />
Pietro Agrano
1 9<br />
Botticellis Primavera Deine Büste hüllt ein Schleier.<br />
lockt aus Sphären, die sie tarnt, Von der Wölbung deiner Brust<br />
die ihr Lächeln mild umgarnt zeugt ein Beben meiner Lust<br />
bis zum Welken ihrer Ära. und die Hymne zu der Leyer.<br />
2 10<br />
Du, der Frauen Schönste, Flora, Deinem Magen sind entsprungen<br />
deren Körper winterschlief, dünne Zweige, blattbestückt.<br />
bis der Götter Wink dich rief, Und ihr Reigen hält verzückt<br />
trägst die Aura der Aurora. deine Taille eng umschlungen.<br />
3 11<br />
Deinem Kopfe steh’n wie Flocken, An des Gürtels Stelle schonen<br />
die ein Duften schneit und flicht, dich selbst Dornen, die erblüh’n,<br />
farbig Blumen ums Gesicht wo die Schosse, matt und grün,<br />
und als Krone in den Locken. deiner Hüften Form betonen.<br />
4 12<br />
Deiner Haare dichte Mähne Nur ein ahnen heißt mich preisen<br />
ist von Blüten reich durchwirkt. deines Schoßes Zaubergruft,<br />
Buntes Blühen schmückt und birgt wohin Knospen, Lenzes Luft,<br />
an den Wangen jede Strähne. deine Arme ladend weisen.<br />
5 13<br />
Deine Augen reißen Wunden, An den Lenden weh’n und kosen<br />
und die Lider senden Schmerz. seid’ne Hüllen um dein Nest,<br />
Aus den Wimpern tropfen März-, streu’n dem Frühjahr ins Geäst<br />
von den Brauen Maienstunden. deine Hände zarte Rosen.<br />
6 14<br />
Deiner Nase verrocchinisch Aus der Leisten langer Wege,<br />
schmale Flügel, scheint mir, sind, die ein Flattern wild umspannt,<br />
wenn dem Rücken zephirlind werfen Falten das Gewand<br />
flieht dein Atem, florentinisch. deinen Beinen ins Gehege.<br />
7 15<br />
Deine Lippen heiß zu küssen, Tief im Frühling schweben, tanzen,<br />
auf dem Munde zu vergeh’n, von den Zehen auf dem Moos<br />
hieße Wunder zu versteh’n bis zur Fessel völlig bloß,<br />
von der Liebe Überflüssen. deine Füße in den Pflanzen.<br />
8 16<br />
Deinem Halse schmeicheln Ranken; Jeden Weibes Drang zur Blendung<br />
wo die Krause ihn umschwebt, ist ein Mittel deiner Gunst.<br />
Seh’, dem Strauße eingewebt, Und ein Bildnis krönt die Kunst<br />
ich im Kranze Kelche schwanken. jenes Leibes in Vollendung.
17<br />
Filipepis Liebeshera,<br />
meine Freundin, gleicht dir sehr.<br />
Mir zur Freude gleicht dir mehr<br />
Botticellis Primavera.<br />
*<br />
16. Umbr. Meister, u. a. Verrocchio, Leonardo, Signorelli.<br />
17. Saal der Hermaphroditen. Skulpturen u. Werke Mantegnas.<br />
18. Die Tribuna. Griechische Skulpturen, sowie Werke von<br />
Pontormo, Vasari, Bronzino, Salviati.<br />
19. Mittelitalienische Renaissance, u. a.: Signorelli, Perugino.<br />
20. Deutsche Spätgotik. Dürer, Cranach, Kulmbach.<br />
21. Venezianer des 15. Jhs., u. a.: Giorgione, Bellini.<br />
Giovanni Bellini.<br />
Giovanni wird um 1430 in Venedig geboren. Vermutlich ist er<br />
als uneheliches Kind zur Welt gekommen, denn seine beiden<br />
Brüder werden vom Vater vorgezogen und als alleinige Erben<br />
eingesetzt. Giovanni wohnt wohl auch nicht im Haus, wiewohl<br />
er bei seinem Vater in der Werkstatt lernt und arbeitet. Er rangiert<br />
auch in der Öffentlichkeit hinter seinem Bruder Gentile.<br />
Die Benachteiligung gegenüber seinem Bruder Gentile betrifft<br />
nicht sein künstlerisches Vermögen, denn er ist der viel bessere<br />
Maler. Da Giovanni ein zum Guten und Friedfertigen veranlagter<br />
Mensch ist, lässt er es zwischen sich und seinen Brüdern zu<br />
keinen Zwistigkeiten kommen. Im Gegenteil, man versteht sich<br />
ausgezeichnet.<br />
1479, als Gentile von der Signoria zur Arbeit nach Konstantinopel<br />
geschickt wird, arbeitet Giovanni an Stelle seines Bruders<br />
am Dogenpalast. Nun wächst Giovannis Ruhm, und 1484 ist er<br />
Mitglied verschiedener Bruderschaften. Da die Arbeiten am<br />
Dogenpalast nur schleppend vorangehen, wird die Arbeit der<br />
Maler dort unter Polizeiaufsicht gestellt. Bellini kann, des zögernden<br />
Fortgangs am Dogenpalast wegen Anfragen aus Mantua,<br />
wo sein Schwager Mantegna arbeitet, nicht nachkommen.<br />
1488 entsteht seine Maria zwischen zwei Heiligenpaaren, ein<br />
Gemälde, dass Dürer ungemein beeindruckt. Dürers Vier Apostel<br />
sind dem nachgeahmt.<br />
1506 kommt Dürer nach Venedig. Bellini besucht ihn im Atelier.<br />
Dürer schreibt daraufhin an seinen Freund Pirckheimer über<br />
Bellini: „Er ist sehr alt und ist noch der Beste im Malen.“<br />
Giovanni Bellini wird auch „Giambellino“ genannt. Er ist der<br />
Schwager Mantegnas. Sein berühmtester Schüler oder von ihm<br />
lernender Mitarbeiter ist Tizian. – Giovanni stirbt 1416 in Venedig.<br />
*<br />
22. Flamen und Deutsche aus Spätgotik und Renaissance, u. a.:<br />
Holbein, Altdorfer, Memling.<br />
23. Lombarden 15. und 16. Jh., u. a.: Correggio, Mantegna.<br />
25. Raffael und Michelangelo.<br />
Raffaello Santi.<br />
Raffaello Santi wird 1483 in Urbino geboren und lernt wohl bei<br />
seinem Vater Giovanni Santi und ab etwa 1494 bei Pietro Perugino.<br />
Seine ersten Werke schafft er in Perugia, der Hauptstadt<br />
Umbriens. Im Jahre 1504 lässt er sich mit 21 Jahren in Florenz<br />
nieder. Er kommt somit aus einer alten in eine neue Welt, in der<br />
man modern malt. Hier nun lernt er Michelangelo, Leonardo,<br />
Andrea del Sarto, Signorelli, Fra Bartolomeo kennen und wird<br />
von den Eindrücken überwältigt. Er ist aufmerksam, wissbegierig<br />
und fleißig sowie ein Verehrer von Dürer, dessen graphisches<br />
Werk er ausführlich studiert. Als er 1508 von Bramante<br />
nach Rom gerufen wird – dort braucht man Leute wie ihn –<br />
malt er die Stanzen aus. Nach Jahren der Arbeit dort stirbt Raffael<br />
am Karfreitag 1520. Raffael zählt zu den 10 bedeutendsten<br />
Malern der Welt.<br />
*<br />
26. Florenz im frühen 16. Jh., u. a.: Sarto, Pontormo, Raffael.<br />
27. Florentinischer Manierismus, u. a.: Pontormo, Bronzino.
28. Venezianer des 16. Jhs., u. a.: Tizian, Jacopo, Palma.<br />
29. + 30. Maler der Emilia, 16. Jh., u. a.: Parmigiano.<br />
31. + 32. Venezianer des 16. Jhs., u. a.: Lotto, Dossi, Piombo.<br />
33. Korridor der Manieristen, 16. Jh., u. a. Allori, Zucchi.<br />
34. Venezianer des 16. Jhs., u. a.: Veronese.<br />
35. Venezianer des 16. Jhs., u. a.: Tintoretto, Baroccio.<br />
41. Niederländer nach 1600, u. a.: Rubens, van Dyck.<br />
42. Saal der Niobe, klassizistisch, mit römischen Kopien griechischer<br />
Originale des 4. und 5. Jhs. v. C.: Niobe und ihre Kinder.<br />
Außerdem: Vase der Medici, 1. Jh. v. C.<br />
43. Italiener des 17. Jhs., u. a.: Caravaggio, Carracci.<br />
44. Niederländer des 17. Jhs., u. a.: Rembrandt.<br />
46. Französische Schule, 18. Jh., u. a.: Boucher, Chardin.<br />
Wir gehen aus den Uffizien hinaus, im Säulengang, an der Abzweigung vor<br />
dem Portal Nr. 2 links auf die „Via Lambertesca“ und hinter dem Haus Nr. 11<br />
links durch den Hausbogen und nun rechtshaltend vorbei an der Kirche<br />
*** S. Stefano al Ponte. Die Kirche stammt aus dem 14. Jh.<br />
Die Fassade schmückt ein pisanisch gerahmtes Portal. Die<br />
Choranlage ist von 1574, die Chortreppe schuf Buontalenti.<br />
Das Innere. Der Altar ist von 1591, die Gürtelspende Mariens<br />
an Thomas, von Santi di Tito, 1585.<br />
Wir wandern auf der Querstraße links und auf die Brücke, den<br />
**** Ponte Vecchio.<br />
Vor dieser Steinbrücke von 1342 gab es schon einen hölzernen<br />
Übergang über den Arno.<br />
Wie heute, war dieser bereits im 13. Jh. mit Geschäften begrenzt.<br />
Zunächst waren es Fleischer, die ihre Wohnungen und<br />
die Uffizien, über den Arno, durch die Kirche S. Felicità zum<br />
Palazzo Pitti wurde im Jahre 1565 von Cosimo I. dem Vasari in<br />
Auftrag gegeben. Auf diese Weise wurde es den Medici möglich,<br />
ungesehen von einem Palast in den anderen zu gelangen.<br />
Heute sind in dem Gang etwa 700 Gemälde ausgestellt, darunter<br />
415 Selbstporträts bekannter Künstler.<br />
Wir gehen von der Brücke zurück, mit *** Ansichten vom Arno und seinen<br />
Brücken,
geradeaus, an versetzter Kreuzung rechts auf die „Via dei Calimarazza“ und<br />
*** S. Carlo di Lombardi (10-12, 16-19 Uhr). Die Saalkirche ist<br />
aus dem Jahre 1404.<br />
Das Innere. Hinter dem Altar befindet sich eine Beweinung Jesu,<br />
von Niccolò di Pietro Gerini, um 1385. – Nischenfresken<br />
von Matteo Rosselli: Szenen aus dem leben des Karl Borromäus.<br />
Linke Wand: Karl Borromäus in der Glorie, Gemälde von Matteo<br />
Rosselli, 1616.
Wir gehen aus der Kirche hinaus, geradeaus über die Querstraße in die Kirche<br />
*** Or San Michele (10-12, 16-19 Uhr). San Michele in orto (=<br />
Garten), das ehemalige Kornhaus von 1291 wurde, nachdem<br />
das Gebäude abgebrannt war, umgebaut und 1380 fertiggestellt.<br />
Das Äußere. San Michele war das Gotteshaus der Zünfte, wovon<br />
die Skulpturen der Frührenaissance in den Nischen der<br />
Außenwände – von Osten nach Süden und Westen nach Norden<br />
und zurück zum Osten – zeugen: Im Tabernakel der Donatello<br />
Banco: Egidius (Hufschmiede) - Ghiberti: Stephanus (Wollweber)<br />
- Ghiberti und Michelozzo: Matthäus (Weber) - Donatello:<br />
Kopie des Georg (Waffenschmiede) - Nanni di Banco: Vier gekrönte<br />
Heilige (Maurer, Zimmerleute, Steinmetze, Schmiede) -<br />
Nanni die Banco: Philippus (Schuster) - Donatello: Petrus (Fleischer)<br />
- Giambologna: Lukas (Richter und Notare).<br />
Das Innere ist zweischiffig. Linker Altar: Marmorne Anna<br />
Selbdritt, von Francesco da Sangallo, um 1526. – Rechter Altar:<br />
Tabernakel des Andrea Orcagna, von 1359, mit<br />
Marientod. Im Tabernakel befindet sich das Tafelgemälde des<br />
Bernardo Daddi: Madonna der Gnaden, 1347.
Die kostbaren Glasfenster stammen aus dem 15. Jh. und zeigen<br />
Zeit um 1400. – Außer Heiligenfiguren sind am westlichen Mittelpfeiler<br />
zu erkennen: Die Aussendung des Heiligen Geistes<br />
am Pfingsttage sowie Magdalenenverklärung, von Andrea del<br />
Sarto.<br />
Andrea del Sarto.<br />
Andrea del Sarto wird 1486 in Florenz geboren. Er leitet seinen<br />
Namen vom Beruf seines Vaters ab, der Schneider war. Er wird<br />
bei Piero di Cosimo ausgebildet. Mit Franciabigio zusammen<br />
gründet er 1506 eine Werkstatt. Er ist befreundet mit Jacopo<br />
Sansovino und malt u. a. Baccio Bandinelli, den berühmten florentiner<br />
Zeichner und Bildhauer. Der französische König Karl I.<br />
ruft ihn zu sich. Allerdings hält Andrea es dort nicht lange aus.<br />
Er kehrt nach Florenz zurück, wo er fortan bleibt. Sarto verliebt<br />
sich in eine verheiratete, ausgesprochen schöne junge Frau. Als<br />
sie Witwe wird, heiratet er sie und, wie Vasari schreibt: „…<br />
halste er sich für den Rest seines Lebens weit mehr Mühen und<br />
Plagen auf, als er bisher gekannt hatte.“ Und, Vasari fährt fort:<br />
„… lud er sich noch eine besondere Bürde auf, indem er jetzt<br />
die Eifersucht mit all ihren Qualen kennenlernte.“<br />
Sarto bildet den Stil von Leonardo und Michelangelo fort. Dürers<br />
Stiche, die nach Florenz gelangt waren, fördern seine Malerei<br />
ebenso wie sie die des Raffael ihn beeinflussen. Von Dürer<br />
übernimmt er, ähnlich Pontormo, zahlreiche Kompositionsmotive.<br />
Andreas Zeichenkunst ist so qualitativ, dass er auch „Andrea<br />
ohne Fehler“ genannt wird. Andrea wird zum Vorbild aller<br />
Manieristen, wozu man ihn selbst aber nicht zählen kann. Als<br />
Vater der Spätrenaissance bleibt er ein Klassiker der Hochrenaissance.<br />
Er stirbt im Jahre 1530 in Florenz.<br />
*<br />
Wir gehen aus der Kirche hinaus, auf der Querstraße rechts, an der Kreuzung<br />
sofort wieder rechts auf die „Via de’ Lamberti“, an der Kreuzung „Via<br />
Calimala“ rechts und vorbei an der Nr. 16,<br />
*** Palazzo dell’Arte della Lana, 14. Jh.,<br />
rechts auf die „Via Orsanmichele“, an der Kreuzung links auf die „Via dei<br />
Calzaiuoli“ und über die Querstraße zum<br />
***** Battisterio di San Giovanni.
Der Achteckbau der Taufkirche (13-18 Uhr) aus der Zeit von<br />
1060 ist in toskanischer Romanik mit weißem und grünem<br />
Marmor verkleidet, besitzt im unteren Teil Bögen unterfangende<br />
Säulen nebst Rechteckfeldern (unten) sowie Scheinarkatur<br />
(oben). Das Pyramidendach und das darunter liegende Geschoss<br />
entstammen dem 13. Jh. Die Laterne ist aus dem Jahre 1174.<br />
Die Apsis wurde im 13. Jh. umgestaltet.<br />
Das Ostportal (gegenüber dem Domhauptportal), eine vergoldete<br />
bronzene Paradiespforte, hat Lorenzo Ghiberti zwischen<br />
1426 und 1452 geschaffen.<br />
Lorenzo Ghiberti<br />
Lorenzo Ghiberti wurde 1378 in Florenz geboren. Er wurde,<br />
nachdem er zum Maler und Goldschmied ausgebildet war, zum<br />
bedeutenden Bronzeplastiker und Bildhauer der Frührenaissance.<br />
Mit Donatello ist er zu den ersten Großmeistern dieser<br />
Periode zu zählen. Ghiberti wandte sich von der Gotik ab und<br />
frönte einem volkstümlichen Naturalismus, den er mit feingeistig<br />
zierender Phantasie, malerischer Kraft und perspektivischem<br />
Können vereinte. Seine Kunst ist innerlich ruhig, undramatisch<br />
und liebenswürdig. Seine Arbeiten drücken Schwung und Bewegung<br />
aus. Er stirbt 1455 in Florenz.
Die Szenen von links nach rechts und oben nach unten:<br />
1. Erschaffung Adams - Sündenfall (darüber) - Erschaffung<br />
4. Sarah vor dem Zelt - Drei Engel erscheinen dem Abraham -<br />
Abraham gedenkt Isaak zu opfern - Wartende Diener.<br />
5. Rebecca spricht mit Gott (ganz oben rechts) - Vier Frauen …<br />
… diese Gruppe beeinflusste eine Reihe der bedeutendsten folgenden<br />
Renaissance-Maler …
wie hier z. B. Sandro Botticelli:
Geburt der Söhne (ganz klein im Hintergrund) - Isaak schickt<br />
Esau zur Jagd - Esau verkauft sein Erstgeburtsrecht (Mittelbogen)<br />
- Rebecca berät Jakob (Hausbogen rechts) - Jakob empfängt<br />
Isaaks Segen - Jakob verlässt des Vaters Haus (über Rebecca).<br />
zu Moses’ Füßen (oben) - Das jüdische Volk in Erwartung (unten).<br />
8. Josoa nimmt mit Bundeslade und Posaunen Jericho ein<br />
(oben) - Das Volk durchschreitet den trockenen Jordan und<br />
sammelt die zwölf Steine der Erinnerung (unten).<br />
9. Die Stadt Jerusalem (oben) - Saul führt die Juden gegen die<br />
Philister (mitte) - David köpft Goliath (unten).<br />
10. Salomon empfängt die Königin von Saba im Tempel.<br />
Über diesem bedeutendsten der drei Baptisteriumsportale befindet<br />
sich die Taufe Jesu durch den Täufer Johannes, von Andrea<br />
Sansovino, 1505, mit Engeln von 1792.<br />
Das Südportal. Auf den Türflügeln stellte Andrea Pisano Szenen<br />
aus dem Leben Johannes des Täufers dar. 1330 in Wachs<br />
Andrea Pisano<br />
Andrea Pisano wurde um 1290 nahe Siena geboren und zum<br />
Architekten, Goldschmied und Bildhauer ausgebildet. Zwei seiner<br />
bedeutendsten Werke befinden sich hier in unmittelbarer<br />
Nähe: Campanile und Türflügel. Er starb 1248 in Orvieto, wo er<br />
gemeinsam mit Giovanni Pisano die Fassade des Domes mitgestaltet<br />
hatte.<br />
*<br />
Linker Flügel von links nach rechts und oben nach unten: Ankündigung<br />
der Geburt eines Sohnes an Zacharias. - Der stumme<br />
Zacharias spricht mit Händen vor Staunenden. - Maria begegnet<br />
das Volk. - Taufe Jesu durch den Täufer Johannes - Hoffnung -<br />
Glaube - Stärke - Mäßigung.<br />
Rechter Flügel von links nach rechts und oben nach unten: Johannes<br />
beschuldigt Herodes. - Johannes wird gefangen<br />
den Kopf an Herodias. - Jünger tragen den toten Johannes. - Johannes<br />
wird begraben. - Barmherzigkeit - Demut - Gerechtigkeit<br />
- Klugheit.
Über diesem Südportal befindet sich eine Enthauptung des Johannes,<br />
von Vincenzo Danti, 1571.<br />
Das Nordportal. Die Türflügel aus Bronze mit Szenen aus dem<br />
Leben Jesu schuf Lorenzo Ghiberti zwischen 1403 und 1424.<br />
Beide Flügel von links nach rechts und oben nach unten: 17. Jesus<br />
trägt das Kreuz zum Kalvarienberg - 18. Kreuzigung Jesu -<br />
19. Auferstehung Jesu von den Toten - 20. Geistsendung - 13.<br />
Jesus schwitzt Blut am Ölberg - 14. Gefangennahme Jesu - 15.<br />
- 7. Jesus reinigt den Tempel - 8. Jesus geht auf dem Wasser - 1.<br />
Verkündigung - 2. Geburt Jesu 3. Anbetung Jesu durch die Heiligen<br />
drei Könige - 4. Der zwölfjährige Jesus predigt im Tempel<br />
- Johannes Evangelist - Matthäus - Lukas - Markus - Ambrosius<br />
- Hieronymus - Gregor - Augustinus.<br />
Über diesem Nordportal befindet sich die Johannespredigt, von<br />
Francesco Rustici, 1511, in Bronze.<br />
Das Innere der Taufkirche. Im eingelegten Fußboden des 12.<br />
und 14. Jhs. sieht man orientalische Motive und Tierkreiszeichen.<br />
Die Mosaiken der Kuppel stammen von venezianischen Künstlern<br />
byzantinischer Schule des frühen 13. Jhs., aber auch florentinischen<br />
Meistern des späten 13. Jhs., vielleicht Cimabue und<br />
Marcovaldo, möglicherweise dem jungen Giotto.<br />
Im Feld der achteckigen Kuppel über der Apsis: Acht Meter<br />
hoher Jesus als Weltenrichter auf dem Regenbogen thronend. -<br />
die Toten entsteigen ihren Gräbern und wandeln links ins Paradies,<br />
wo sie von Engeln und Propheten erwartet werden, bzw.<br />
stolpern rechts in die Hölle, wo sie der verschlingende Luzifer<br />
mit mordenden, brennenden und quälenden Teufeln sowie<br />
Schlangen und Kröten erwartet.<br />
Rechts des rechten Apsisfeldes beginnen vier Bildstreifen mit<br />
vier Zyklen des Alten wie Neuen Testaments über die übrigen<br />
fünf Achtelfelder hinweg.<br />
Oben: Szenen der Genesis. Erschaffung der Welt; Erschaffung<br />
Lamechs Rede vom erschlagenen Mann und gestriemten Knaben;<br />
Gott rät Noah zum Bau der Arche; Noah lässt die Arche<br />
bauen. - Zug in die Arche; die Arche auf dem Berge Ararat.<br />
Darunter: Szenen um Josef und seine Brüder. Josefs zweiter<br />
Traum; Josef erzählt seinem Vater den Traum; Josef erzählt<br />
seinen Brüdern den Traum und erweckt deren Hass. - Die Brüder<br />
ziehen Josef aus dem Brunnen und verkaufen den Bruder;<br />
dem Vater Jakob erzählen die Brüder vom angeblichen Tod Josefs;<br />
Josef wird nach Ägypten weiterverkauft. - Oberaufsehers<br />
Potifars Weib verklagt Josef beim Pharao; Josef muss ins Gefängnis;<br />
Im Gefängnis weissagt Josef dem Hofbäcker und dem<br />
Darunter: Szenen der Heilsgeschichte. Verkündigung; Heimsuchung<br />
Mariä; Jesu Geburt - Die heiligen drei Könige beten das<br />
Jesuskind an; Der Traum der heiligen drei Könige; Die Reise<br />
der heiligen drei Könige - Beschneidung Jesu; Der Traum Josefs<br />
auf der Flucht nach Ägypten - Der Kindermord zu Bethlehem;<br />
Fußwaschung; Der Verrat des Judas - Kreuzigung Jesu;<br />
Beweinung Jesu, nach dessen Tod am Kreuze; Die drei Marien<br />
am Grabe.<br />
Darunter: Szenen aus dem Leben Johannes des Täufers. Ankündigung<br />
der Geburt des Johannes durch den Engel an Zacharias;<br />
Geburt des Johannes; Johannes zieht in die Wüste. - Predigt<br />
des Johannes; Johannes tauft das Volk; Johannes weist auf<br />
Johannes; Salome überreicht Herodias das Haupt des Täufers;<br />
Grablegung des Johannes.<br />
Im Bildstreifen über diesen Zyklen: Jesus im Kranz der himmlischen<br />
Heerscharen.
Im Abschluss zur Laterne hin, ganz oben: Medaillons, Pflanzen-<br />
und Tiermotive.<br />
In der Apsis von 1202 befinden sich Mosaiken von 1255.<br />
v den Kopf des Johannes herum.<br />
Rechts der Apsis: Grabmal für den Gegenpapst Johannes XXIII.,<br />
um 1426 von Donatello und Michelozzo geschaffen. Der Gegenpapst<br />
Johannes XXIII. wird in der offiziellen Papstgeschichte<br />
nicht als Papst geführt. Er war seit 1410 Gegenpapst, galt als<br />
tilgen, nannte sich im 20. Jh. Angel G. Roncalli Johannes<br />
XXIII. Der Entwurf des Grabmals sowie „Glaube, Hoffnung<br />
und Liebe“ (unten) stammen von Michelozzo, das Muttergottesrelief<br />
(oben) und die Bronzegestalt des Antipapstes schuf Donatello.<br />
- Zwischen Ost- und Südportal befindet sich der Taufstein<br />
von 1371.<br />
Wir gehen aus der Taufkirche hinaus, nach rechts, rechtshaltend am Baptisterium<br />
entlang und vorbei an der<br />
*** Colonna di San Zanobi, zum Gedenken an den heiligen<br />
Zenobius, 1384 her aufgestellt, und geradeaus zum Dom.
Santa Maria del Fiore<br />
Florenz 1<br />
<strong>RK</strong> <strong>B01</strong><br />
Ende<br />
*