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Vorsicht: Werte! - GEW

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Privatisierung in England: Einige neuere Entwicklungen deuten<br />

auf eine partielle Abkehr vom Modell der Wettbewerbssteuerung<br />

im Schulbereich hin.<br />

Vertrauensvorschuss<br />

nicht gerechtfertigt<br />

Privatisierung in der Bildung: Blick nach England und Schweden<br />

Mit dem verstärkten Einzug von<br />

Wettbewerbsprinzipien in den Schulbereich<br />

verband sich international die<br />

Hoffnung, dies sporne die Schulen an<br />

und führe zu höheren Leistungen. Die<br />

Erfahrungen in anderen Ländern,<br />

z. B. in Schweden und England, zeigen<br />

jedoch, dass dieser Vertrauensvorschuss<br />

nicht gerechtfertigt ist (s. E&W-<br />

Schwerpunkt Privatisierung 11/2008).<br />

In einer ganzen Reihe von Ländern<br />

haben zunehmend Wettbewerbselemente<br />

Einzug im Schulbereich<br />

gehalten: Schulwahlfreiheit, die<br />

Stärkung der Konkurrenz durch<br />

private Bildungsangebote und<br />

Formen nachfrageorientierter Finanzierung<br />

der Schulen. Politik erwartete da-<br />

von nicht nur innovations- und leistungsfördernde<br />

Impulse, sondern auch<br />

ein vielfältigeres Bildungsangebot, das<br />

stärker den Bedürfnissen und Wünschen<br />

der Bildungsnachfrager entsprechen<br />

sollte. Was sich in vielen Handlungsfeldern<br />

bewährt hat, sei – so die<br />

vor allem unter Ökonomen verbreitete<br />

Überzeugung – auch für Schulen vorteilhaft.<br />

Internationale Erfahrungen mit<br />

Wettbewerbsregulativen im Schulbereich<br />

und Forschungsbefunde können<br />

diesen Vertrauensvorschuss indes nicht<br />

rechtfertigen (ausführlich Weiß 2009).<br />

England und Schweden seien dafür beispielhaft<br />

genannt.<br />

Nachfragemarkt gestärkt<br />

In England kam der Wettbewerb bereits<br />

1988 mit dem Education Reform Act im<br />

Schulbereich im Rahmen einer grundle-<br />

genden Änderung des Steuerungssystems<br />

in Gang. Treibende Kraft war die<br />

Intention der konservativen Regierung<br />

Margaret Thatcher, einen „Quasimarkt“<br />

im öffentlichen Schulwesen zu etablieren,<br />

um den Nachfragemarkt zu stärken.<br />

Kernelement ist ein schülergesteuertes<br />

Finanzierungssystem: Ein Großteil der<br />

den Schulen als Globalbudget zugewiesenen<br />

Mittel fließt ihnen auf der Basis<br />

einer altersgewichteten Schülerpauschale<br />

zu. Schulen, die im Wettbewerb mit<br />

anderen Schulen mehr Schüler rekrutieren,<br />

belohnt der Staat finanziell; Einrichtungen,<br />

die mit ihrem Angebot keine<br />

ausreichende Nachfrage erzeugen,<br />

sind jedoch in ihrem Bestand gefährdet.<br />

Dies sporne, so die politische Überzeugung,<br />

die Schulen zu besonderen Anstrengungen<br />

an, mit hohen Leistungsstandards<br />

im Wettbewerb bestehen zu<br />

BILDUNGSPOLITIK<br />

Foto: imago<br />

Literatur<br />

Bagley, C.: School choice<br />

and competition: a<br />

public-market in education<br />

revisited. In: Oxford<br />

Review of Education,<br />

32(2006)3, S. 347-<br />

362.<br />

Böhlmark, A. & Lindahl,<br />

M.: Does school privatization<br />

improve educational<br />

achievement?<br />

Evidence from Sweden`s<br />

voucher reform.<br />

Bonn: IZA 2008.<br />

Department for Education<br />

and Employment:<br />

Schools: building on<br />

success, Cm 5050. London:<br />

HMSO 2001.<br />

Gibbons, S., Machin, S.<br />

& Silva, O.: Choice,<br />

competition and pupil<br />

achievement. In: Journal<br />

of European Economic<br />

Association,<br />

6(2008)4, S. 912-947.<br />

Ringarp, J. & Rothland,<br />

M.: Sündenfälle im Bildungsparadies?Außenund<br />

Innenansichten des<br />

schwedischen Schulwesens<br />

zwischen Verklärung<br />

und Ernüchterung.<br />

In: Zeitschrift für<br />

Pädagogik, 54(2008)4,<br />

S. 498-515.<br />

Weiß, M.: Schule und<br />

Wettbewerb: Empirische<br />

Befunde über Qualität<br />

fördernden und<br />

hemmenden Wettbewerb<br />

zwischen Schulen.<br />

In: SchulVerwaltung<br />

Hessen und Rheinland-<br />

Pfalz, 20(2009), Heft 2<br />

und 3.<br />

2/2009 Erziehung und Wissenschaft 25

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