Vorsicht: Werte! - GEW
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Paradigmenwechsel<br />
Brandenburg: Tarifvertrag zum Umbau der Landesverwaltung abgechlossen<br />
Ende Januar 2009 haben die Gewerkschaften<br />
des öffentlichen Dienstes in<br />
Brandenburg und der Finanzminister<br />
des Landes, Rainer Speer (SPD), den<br />
Tarifvertrag zum Umbau der Landesverwaltung<br />
(TV-Umbau) unterzeichnet<br />
und somit in Kraft gesetzt. Wesentliche<br />
Inhalte sollen auf Beamte übertragen<br />
werden. Beispielhaft auch für<br />
andere Länder – und ein Erfolg für die<br />
<strong>GEW</strong> Brandenburg, die sich als<br />
durchsetzungsfähige Interessenvertretung<br />
profiliert hat.<br />
Der „Tarifvertrag über Maßnahmen<br />
zur Begleitung<br />
des Umbaus der Landesverwaltung<br />
Brandenburg“<br />
leitet einen Paradigmenwechsel<br />
in der Politik gegenüber<br />
den Beschäftigten der Landesverwaltung<br />
ein. Zukünftig soll in deren<br />
Mobilität und Qualifizierung investiert<br />
und nicht durch den Verzicht auf Arbeitsplätze<br />
eine Arbeitsplatzsicherheit<br />
der Verbleibenden „erkauft“ werden.<br />
In den Verhandlungen konnten die Tarifparteien<br />
folgende Verbesserungen<br />
bzw. Regelungen für die Tarifbeschäftigten<br />
erreichen:<br />
●Der Sozialtarifvertrag für angestellte<br />
Lehrkräfte mit seinem umfassenden<br />
Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen<br />
bis Ende 2013 gilt uneingeschränkt<br />
weiter.<br />
●Im Zusammenhang mit dem Geltungsbereich<br />
des TV-Umbau haben die<br />
Tarifparteien klargestellt, dass angestell-<br />
te Lehrkräfte von dessen Maßnahmen<br />
dann betroffen sind, wenn ihr Einsatz<br />
am bisherigen Dienstort oder in der bisherigen<br />
Schulstufe aufgrund sinkender<br />
Schülerzahlen oder nicht vorhandenen<br />
Fachbedarfs nicht mehr möglich ist. Damit<br />
wird die bisherige Praxis von Umsetzungen<br />
innerhalb eines staatlichen<br />
Schulamtes für angestellte Pädagoginnen<br />
und Pädagogen grundlegend verändert.<br />
Mobilitätsprämie<br />
Ist künftig nach einem Wechsel der<br />
Dienststelle die Entfernung zwischen<br />
Wohnort und Arbeitsstätte größer, wird<br />
dies durch eine Mobilitätsprämie und<br />
Veränderungen im Reisekostenrecht finanziell<br />
ausgeglichen. Diese zusätzlichen<br />
materiellen Leistungen werden<br />
zeit- und inhaltsgleich auch auf den Beamtenbereich<br />
übertragen.<br />
Gleichzeitig erhalten Lehrkräfte, welche<br />
die Schulstufe oder in eine Schulform<br />
wechseln, die zu einem höheren Abschluss<br />
führt, ein Qualifizierungsangebot<br />
für ihre neue Lehrtätigkeit. Für ein<br />
Schuljahr gewährt man ihnen ein oder<br />
zwei Anrechnungsstunden. Außerdem<br />
können Beschäftigte zukünftig einen<br />
Antrag zum Erwerb weiterer Lehrberechtigungen<br />
stellen. Gibt der Arbeitgeber<br />
diesem statt, hat die antragstellende<br />
Lehrkraft Anspruch auf umfassende Unterstützung<br />
und Freistellung.<br />
Auf Beamte übertragen<br />
Die <strong>GEW</strong> Brandenburg hat in den Verhandlungen<br />
immer wieder darauf hingewiesen,<br />
dass die Regelungen zur Mobi-<br />
litätsprämie und zum Qualifizierungsanspruch<br />
auf den Beamtenbereich zeitund<br />
inhaltsgleich zu übertragen sind. In<br />
einem Briefwechsel sicherte Finanzminister<br />
Speer zu, entsprechende Gesetzesinitiativen<br />
einzuleiten. Für die Änderungen<br />
im Reisekostenrecht sowie die<br />
Mobilitätsprämie gibt es bereits Kabinettsbeschlüsse.<br />
Gleichzeitig hat der TV-Umbau weitere<br />
Verhandlungsoptionen eröffnet. Die<br />
<strong>GEW</strong> Brandenburg geht davon aus,<br />
dass es noch 2009 zu gemeinsamen Verhandlungen<br />
über attraktive freiwillige<br />
Teilzeitangebote kommt und es Offerten<br />
zum vorzeitigen Ausscheiden älterer<br />
Lehrerinnen und Lehrer gibt.<br />
Mit dem TV-Umbau beschreiten Arbeitgeber<br />
und Gewerkschaften auf Ebene der<br />
Bundesländer tarifpolitisches Neuland.<br />
Sein Ergebnis ist ein Verdienst der konsequenten<br />
Interessenvertretung der Gewerkschaften<br />
des öffentlichen Dienstes –<br />
vor allem der <strong>GEW</strong> Brandenburg. Jetzt<br />
kommt es darauf an, die vereinbarten Regelungen<br />
zu realisieren. Dabei ist es wichtig,<br />
dass die Schulämter mittel- und langfristige<br />
Konzeptionen zur Personalentwicklung<br />
erarbeiten und die notwendige<br />
Planungssicherheit herstellen.<br />
Nach den Tarifverhandlungen ist vor<br />
den Tarifverhandlungen. Bereits im<br />
März/April 2009 beginnen auch die<br />
Verhandlungen zum Sozial-TV für den<br />
Schulbereich. Verhandlungsgegenstand:<br />
der zeitliche Umfang einer Mindestbeschäftigung<br />
für angestellte Lehrkräfte<br />
für das Schuljahr 2009/2010.<br />
Günther Fuchs, Vorsitzender der<br />
<strong>GEW</strong> Brandenburg<br />
LANDESVERBÄNDE<br />
Foto: imago<br />
Wird durch einen<br />
Dienststellenwechsel<br />
die Entfernung<br />
zwischen<br />
Wohnort und<br />
Arbeitsstätte<br />
größer, soll dies<br />
durch eine Mobilitätsprämie<br />
ausgeglichen<br />
werden.<br />
2/2009 Erziehung und Wissenschaft 31