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Die Relevanz des Kindeswillens in familienrechtlichen - Userpage ...

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<strong>Die</strong> <strong>Relevanz</strong> <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong>willens <strong>in</strong> <strong>familienrechtlichen</strong> Angelegenheiten 10<br />

dung ist meist e<strong>in</strong> Resultat aus unrealistischen, verfehlten oder gar fehlenden E<strong>in</strong>schätzungen.<br />

• Verfehlte Nutzenerwartungen: Häufig liefert e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d kle<strong>in</strong>e Vorteile als Hauptargumente<br />

bei der Entscheidung für e<strong>in</strong>en Elternteil, wie schöneres Spielzeug, Fernseherlaubnis,<br />

usw. Bequemlichkeiten, wie weniger Kontrolle, s<strong>in</strong>d vordergründige<br />

Zielorientierungen, die sich langfristig zum Nachteil <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong> auswirken. Das gilt<br />

ebenso für den Wunsch, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gleichaltrigengruppe zu bleiben, die zu Drogenmissbrauch<br />

und Krim<strong>in</strong>alität neigt, da diese Anerkennung und Spaß mit sich<br />

br<strong>in</strong>gt.<br />

• Verfehlte oder fehlende Schadense<strong>in</strong>schätzung: <strong>Die</strong>s ist beispielsweise der Fall,<br />

wenn e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d zurück von den Pflegeeltern zur alkoholabhängigen Mutter möchte,<br />

weil dort noch zwei Geschwister leben. <strong>Die</strong> Gefährdung durch das Verhalten der<br />

Mutter kann nicht angemessen beurteilt werden. E<strong>in</strong> anderes Beispiel wäre der<br />

Wunsch e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong><strong>des</strong>, bei dem ihn sexuell missbrauchenden Elternteil zu bleiben,<br />

wobei es Reflexion über schädliche Folgen abwehrt.<br />

• Verfehlte Realisierungsabschätzungen: Bisweilen lässt sich das K<strong>in</strong>d bei Entscheidungen<br />

über das alle<strong>in</strong>ige Sorgerecht e<strong>in</strong>es Elternteils von sogenannten Sonntagsbed<strong>in</strong>gungen<br />

leiten. Es schätzt die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass die angenehmen<br />

Kontaktabläufe <strong>des</strong> Wochenen<strong>des</strong> oder e<strong>in</strong>es Urlaubs auch den Alltag bestimmen<br />

würden, unangemessen hoch e<strong>in</strong>.<br />

H<strong>in</strong>ter verfehlten oder fehlenden E<strong>in</strong>schätzungen stehen meist <strong>in</strong>terne oder externe Risikofaktoren,<br />

die e<strong>in</strong> adäquates Abwägen erschweren. Interne Risikofaktoren s<strong>in</strong>d beispielsweise<br />

Verunsicherung und Irritation, erhöhte Vulnerabilität und Überforderung. Des<br />

weiteren können Entwicklungsverzögerungen, M<strong>in</strong>derungen der geistigen Leistungsfähigkeit,<br />

Fehlentwicklungen der Persönlichkeit, psychische Erkrankungen und Traumatisierungserlebnisse<br />

e<strong>in</strong>e Rolle spielen.<br />

Externe Risikofaktoren umfassen die Spanne von e<strong>in</strong>er permanent starken Belastung<br />

durch mangelnde Befriedigung angemessener Bedürfnisse bis h<strong>in</strong> zu irritierenden Angebotswettbewerben<br />

der Trennungseltern. (Dettenborn, 2001)<br />

Das Wesentliche ist jedoch die Verflechtung <strong>in</strong>terner und externer Faktoren und der Prozess<br />

ihrer Wechselwirkungen. Beispielsweise könnte e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d der Überforderung durch<br />

konkurrierende Elternteile ausweichen, <strong>in</strong>dem es auf e<strong>in</strong> Elternteil mit Überdistanzierung,<br />

auf das andere mit Überidentifikation reagiert. <strong>Die</strong>se Flucht aus dem Dilemma kann zu<br />

selbstgefährdendem K<strong>in</strong><strong>des</strong>willen führen, wie beispielsweise die Ablehnung von Kontakt,<br />

obwohl dieser förderlich wäre. Damit das K<strong>in</strong>d solche Verhaltensweisen vor sich selbst<br />

rechtfertigen kann, nimmt es die Verhaltensweisen e<strong>in</strong>es Elternteils positiver wahr, als<br />

sie s<strong>in</strong>d, negative werden übersehen. Selektive Wahrnehmung und die Ziel<strong>in</strong>tention verstärken<br />

sich gegenseitig. (Dettenborn, 2001)<br />

2.3.2 Induzierter K<strong>in</strong><strong>des</strong>wille<br />

"<strong>Die</strong> Bee<strong>in</strong>flussung von K<strong>in</strong>dern bzw. ihres Willens und ihrer E<strong>in</strong>stellungen ist e<strong>in</strong>e Begleitersche<strong>in</strong>ung<br />

familienrechtlicher Konflikte" (Dettenborn, 2001, S.86). Äußert das K<strong>in</strong>d<br />

e<strong>in</strong>en Willen, der e<strong>in</strong>er der Konfliktparteien nicht genehm ist, wird dies häufig als Ergebnis<br />

von Bee<strong>in</strong>flussung abgewertet. Doch selbst wenn der Wille <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong> bee<strong>in</strong>flusst<br />

wurde, stellt sich die Frage, ob dieser geäußerte Wille dann als weniger bedeutsam e<strong>in</strong>geschätzt<br />

werden darf.<br />

E<strong>in</strong>erseits kann argumentiert werden, dass e<strong>in</strong> durch Bee<strong>in</strong>flussung entstandener Wille<br />

ke<strong>in</strong> eigener Wille ist. <strong>Die</strong> Bezugsperson mit mehr Kontakt und Macht gerate dadurch <strong>in</strong><br />

Vorteil, da sie stärker manipulieren könne.<br />

Es gibt aber auch e<strong>in</strong>e Reihe von Argumenten, die gegen die M<strong>in</strong>derung der Bedeutsamkeit<br />

e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>duzierten Willens sprechen. Zum e<strong>in</strong>en ist jeder menschliche Wille, auch der<br />

von Erwachsenen, bee<strong>in</strong>flussbar (Lempp, 1983; Köster, 1997, zitiert nach Dettenborn,<br />

2001). Des weiteren ist Erziehung immer Bee<strong>in</strong>flussung, das K<strong>in</strong>d hat also sogar Anspruch<br />

auf Bee<strong>in</strong>flussung (Lempp, 1983, zitiert nach Dettenborn, 2001). Insbesondere<br />

jede liebevolle Zuwendung kann als Bee<strong>in</strong>flussung gesehen werden (Köster, 1997, zitiert<br />

nach Dettenborn, 2001). Erfährt das K<strong>in</strong>d Zuwendung von mehreren Personen und<br />

nimmt die Bee<strong>in</strong>flussung von e<strong>in</strong>er Person an, von e<strong>in</strong>er anderen nicht, so stellt sich die

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