29.01.2013 Aufrufe

Die Relevanz des Kindeswillens in familienrechtlichen - Userpage ...

Die Relevanz des Kindeswillens in familienrechtlichen - Userpage ...

Die Relevanz des Kindeswillens in familienrechtlichen - Userpage ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Die</strong> <strong>Relevanz</strong> <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong>willens <strong>in</strong> <strong>familienrechtlichen</strong> Angelegenheiten 17<br />

Stabilität: Waren die geäußerten Willens<strong>in</strong>halte <strong>in</strong>stabil und wechselnd oder über e<strong>in</strong>e<br />

angemessene Zeitdauer h<strong>in</strong>weg gleichbleibend? Wurden sie auch gegenüber verschiedenen<br />

Personen und <strong>in</strong> unterschiedlichen Situationen beibehalten?<br />

Autonomie: S<strong>in</strong>d die Zielorientierungen <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong> <strong>in</strong> h<strong>in</strong>reichendem Maße Ausdruck von<br />

Selbstf<strong>in</strong>dung bzw. Selbstwerdung? Stimmen sie h<strong>in</strong>reichend mit vorhandenen E<strong>in</strong>stellungen<br />

und B<strong>in</strong>dungen übere<strong>in</strong>?<br />

(Dettenborn, 2001)<br />

3.2 Komplikationen und Gefahren<br />

Dettenborn (2001) nennt zwei Konstellationen, die bei der Diagnostik <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong>willens<br />

besonders problematisch s<strong>in</strong>d:<br />

1. Das K<strong>in</strong>d äußert ke<strong>in</strong>en Willen.<br />

Als mögliche Gründe führt Dettenborn (2001) an:<br />

• Das K<strong>in</strong>d kann sich nicht entscheiden, es bef<strong>in</strong>det sich noch <strong>in</strong> der prä<strong>in</strong>tentionalen<br />

Phase. Besonders bei kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dern f<strong>in</strong>det sich die beharrliche Wunschvorstellung,<br />

dass die Eltern zusammenbleiben. Sie verweigern die Vorstellung, bei<br />

nur e<strong>in</strong>em Elternteil zu leben.<br />

• Das K<strong>in</strong>d will sich nicht entscheiden, es lehnt die Verantwortung ab, e<strong>in</strong> Problem<br />

zu lösen, dass die Erwachsenen geschaffen haben. Selten steht h<strong>in</strong>ter der Ablehnung<br />

Des<strong>in</strong>teresse, meistens ist es e<strong>in</strong> Selbstschutz vor Stress, Schuldgefühlen<br />

oder Verlust. Auch soll dadurch vermieden werden, Bezugspersonen zu verletzen.<br />

• Das K<strong>in</strong>d hat sich entschieden, äußert aber ke<strong>in</strong>en Willen. Das K<strong>in</strong>d schweigt oder<br />

gibt vor, sich nicht entscheiden zu können oder zu wollen. Meist spielen hier die<br />

gleichen Gründe e<strong>in</strong>e Rolle wie bei K<strong>in</strong>dern, die sich nicht entscheiden wollen.<br />

<strong>Die</strong>se Konstellationen stellen die diagnostizierende Person vor e<strong>in</strong> Dilemma. E<strong>in</strong>erseits<br />

soll die Verweigerung oder Unfähigkeit <strong>des</strong> Treffens e<strong>in</strong>er Entscheidung akzeptiert werden,<br />

da es sich auch hier um e<strong>in</strong>e Variante <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong>willens handelt. Andererseits kann<br />

es falsch und langfristig nachteilig für das K<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>, auf e<strong>in</strong> so wichtiges Kriterium wie<br />

den K<strong>in</strong><strong>des</strong>willen zu verzichten. Dettenborn (2001) schlägt vor, den jeweiligen E<strong>in</strong>zelfall<br />

auf folgende Punkte h<strong>in</strong> zu überprüfen:<br />

• Gibt es Verhaltensweisen, die Rückschlüsse auf den K<strong>in</strong><strong>des</strong>willen zulassen?<br />

• Ist es angebracht, psychologische Kompetenz anzufordern, die statt verbaler Willenserkundung<br />

von projektiver Diagnostik über spielerische Exploration Gebrauch<br />

macht?<br />

• Bedeutet es Hilfe oder Überforderung e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong><strong>des</strong>, wenn man den Prozess <strong>des</strong><br />

Übergangs von prä<strong>in</strong>tetnionaler zur <strong>in</strong>tentionalen Phase der Willensbildung fördert?<br />

2. Der geäußerte K<strong>in</strong><strong>des</strong>wille entspricht ganz offensichtlich nicht den wirklichen Intentionen.<br />

Als mögliche Gründe nennt Dettenborn (2001):<br />

• Verbale E<strong>in</strong>schüchterung durch e<strong>in</strong>e Bezugsperson.<br />

• Induzierte Me<strong>in</strong>ungen und E<strong>in</strong>stellungen. Hier ist die Phase der äußeren Anpassung<br />

relevant.<br />

<strong>Die</strong>se Beispiele sollen aufzeigen, dass der alle<strong>in</strong>ige Bezug auf verbale Äußerungen <strong>des</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>des</strong> nicht ausreicht, um sich e<strong>in</strong> umfassen<strong>des</strong> und möglichst unverzerrtes Bild vom<br />

Willen <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong> zu machen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!