29.01.2013 Aufrufe

Die Relevanz des Kindeswillens in familienrechtlichen - Userpage ...

Die Relevanz des Kindeswillens in familienrechtlichen - Userpage ...

Die Relevanz des Kindeswillens in familienrechtlichen - Userpage ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Die</strong> <strong>Relevanz</strong> <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong>willens <strong>in</strong> <strong>familienrechtlichen</strong> Angelegenheiten 13<br />

• Ausdehnung der Fe<strong>in</strong>dseligkeit auf Angehörige <strong>des</strong> abgelehnten Elternteils.<br />

• Fehlende Schuldgefühle. <strong>Die</strong> eigene Fe<strong>in</strong>dseligkeit wird gerechtfertigt, was nicht<br />

ausschließt, Geld oder Geschenke zu fordern.<br />

• Redewendungen werden übernommen ohne verstanden zu werden. Z.B. "Wir halten<br />

das nicht mehr aus", sagt e<strong>in</strong>e Vierjährige, kann aber nicht sagen, was.<br />

E<strong>in</strong>e Diagnose auf dieser Grundlage ist jedoch nicht möglich, da offen ist, wie viele dieser<br />

Symptome vorliegen müssen, damit von PAS gesprochen werden kann. Gardner unterscheidet<br />

jedoch anhand der Anzahl der vorliegenden Symptome drei Schweregrade und<br />

verknüpft diese mit therapeutischen und rechtlichen Interventionsarten.<br />

<strong>Die</strong> Häufigkeit <strong>des</strong> PAS-Vorkommens bei Sorgerechtsfällen wird zwischen 20 und 95 Prozent<br />

geschätzt (Stadler & Salzgeber, 1999, zitiert nach Dettenborn, 2001). <strong>Die</strong> weite<br />

Spanne der Schätzungen beruht auf der Unschärfe <strong>des</strong> Konzepts.<br />

Gardner (1992, zitiert nach Dettenborn, 2001) betont, dass K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>en eigenen Beitrag<br />

zur Verunglimpfung <strong>des</strong> abgelehnten Elternteils e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen. Der Eigenanteil <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong><br />

betrifft zwei Ebenen:<br />

1. Psychische Anpassungs- oder Bewältigungsprozesse.<br />

<strong>Die</strong> Allianzbildung <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong> mit e<strong>in</strong>em Elternteil und die fe<strong>in</strong>dselige Abwendung vom<br />

anderen können auch e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Strategie der Stressbewältigung darstellen. E<strong>in</strong>erseits<br />

<strong>in</strong> dem enggefassten S<strong>in</strong>n von Gardner (1992, zitiert nach Dettenborn, 2001) der<br />

Vermeidung der Enttäuschung e<strong>in</strong>es Elternteils und <strong>des</strong> Verlustes <strong>des</strong>selben mangels<br />

Loyalität. Darüber h<strong>in</strong>aus gibt es e<strong>in</strong>e Reihe von psychologischen Theorien, die diese Art<br />

der Stressbewältigung erklären können (Dettenborn, 2001). Darauf soll hier jedoch nicht<br />

näher e<strong>in</strong>gegangen werden.<br />

2. <strong>Die</strong> Willensbildung <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong>.<br />

Verfechter e<strong>in</strong>er orthodoxen PAS-Konstruktion sprechen von e<strong>in</strong>em "längst zerstörten<br />

K<strong>in</strong><strong>des</strong>willen" (Dettenborn, 2001, S.114) bei betroffenen K<strong>in</strong>dern. Kodjoe & Koeppel<br />

(1998b, zitiert nach Dettenborn, 2001) werfen Rechtsanwälten, Sozialarbeitern, Gutachtern<br />

und Richtern, die dah<strong>in</strong>ter noch autonome Entscheidungsprozesse sehen, die Mitwirkung<br />

an der Beibehaltung von PAS vor. Der K<strong>in</strong><strong>des</strong>wille wird als nicht vorhanden oder<br />

unterschiedslos als selbstgefährdend angesehen.<br />

Dettenborn (2001) führt e<strong>in</strong>ige Positionen an, die sich der orthodoxen Auffassung entgegensetzen.<br />

Es sei zwar richtig, dass formal die Entscheidungskompetenz nicht beim K<strong>in</strong>d<br />

liege, ferner, dass extreme Instrumentalisierungen die Freiräume für k<strong>in</strong>dliche Willensbildung<br />

stark e<strong>in</strong>schränken können. Es laufen sowohl <strong>in</strong>direkte wie direkte, offene wie verdeckte<br />

Induzierungen ab. Wolle man jedoch nicht Gefahr laufen, das K<strong>in</strong><strong>des</strong>wohl aus den<br />

Augen zu verlieren, so könne weder nur der Input durch den betreuenden Elternteil zum<br />

Maßstab gemacht werden noch das Leid <strong>des</strong> abwesenden Elternteils. Entscheidend sei,<br />

"wie das K<strong>in</strong>d diese Konstellation verarbeitet, welche Effekte sich für die psychische Regulation<br />

beim K<strong>in</strong>d ergeben" (S.115). Zwei Faktoren s<strong>in</strong>d hierbei von Bedeutung, zum<br />

e<strong>in</strong>en die allgeme<strong>in</strong>e Resilienz <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong>, zum anderen die aktuelle Verarbeitung <strong>des</strong><br />

konkreten Stresses <strong>in</strong> der PAS-Situation.<br />

<strong>Die</strong> allgeme<strong>in</strong>e Resilienz ist das Ergebnis <strong>des</strong> Verhältnisses von Schutz- und Risikofaktoren<br />

und kann sehr unterschiedlich ausgeprägt se<strong>in</strong>. In diesem konkreten Fall me<strong>in</strong>t es<br />

das Phänomen "sich selbst unter schwierigen Lebensumständen andauernder familiärer<br />

Konflikte gesund und kompetent zu entwickeln" (Balloff, 2002, S.245). Resilienz und Vulnerabilität<br />

s<strong>in</strong>d ausschlaggebend für die Art, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d Stressressourcen mobilisieren<br />

kann. <strong>Die</strong> Scheidungsforschung zeigt, dass e<strong>in</strong>e Trennung der Eltern nicht generell<br />

als traumatisieren<strong>des</strong> Ereignis e<strong>in</strong>gestuft werden muss (Dettenborn, 2001).<br />

Soll der K<strong>in</strong><strong>des</strong>wille beurteilt werden, ist außerdem die aktuelle Verarbeitung der konkreten<br />

Belastung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er PAS-Situation zu berücksichtigen. <strong>Die</strong>se Verarbeitung ist e<strong>in</strong> Prozess,<br />

der im Wesentlichen aus den bereits genannten Phasen der äußerlichen Anpassung<br />

und der Ver<strong>in</strong>nerlichung <strong>des</strong> <strong>in</strong>duzierten Inhaltes besteht. In der ersten Phase überwiegt<br />

die Reaktion, <strong>in</strong> der zweiten die Aktion. <strong>Die</strong> Qualität und das Gewicht <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong>willens<br />

s<strong>in</strong>d ganz unterschiedlich zu beurteilen, je nachdem <strong>in</strong> welcher Phase <strong>des</strong> Prozesses das<br />

K<strong>in</strong>d sich bef<strong>in</strong>det. Bef<strong>in</strong>det sich das K<strong>in</strong>d noch <strong>in</strong> der prä<strong>in</strong>tentionalen Phase, s<strong>in</strong>d Erfolge<br />

von Interventionen derart, dass das K<strong>in</strong>d von beispielsweise e<strong>in</strong>em Jugendhilfemitarbeiter<br />

dazu "gezwungen" wird, Kontakt zum abgelehnten Elternteil zu haben, wahrsche<strong>in</strong>-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!