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Die Relevanz des Kindeswillens in familienrechtlichen - Userpage ...

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<strong>Die</strong> <strong>Relevanz</strong> <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong>willens <strong>in</strong> <strong>familienrechtlichen</strong> Angelegenheiten 11<br />

Frage, warum dies so ist (Ell, 1990, zitiert nach Dettenborn, 2001). Und nicht zuletzt<br />

muss auch beachtet werden, dass jede Art von Bee<strong>in</strong>flussung zu e<strong>in</strong>er psychischen Prägung<br />

führt, die als Tatsache h<strong>in</strong>genommen werden muss (Peschel-Gutzeit, 1989; Köster,<br />

1997, zitiert nach Dettenborn, 2001).<br />

Um die Effekte von Induzierung unterscheiden zu können, muss zwischen den verschiedenen<br />

Arten der Induzierung unterschieden werden. Dettenborn (2001) schlägt folgende<br />

E<strong>in</strong>teilung vor:<br />

• <strong>in</strong>direkte Induzierung: das Gewähren und Versprechen von Vorteilen (z.B. Geschenke,<br />

Zuwendung, Freiheiten).<br />

• direkte Induzierung: das Verändern von E<strong>in</strong>stellungen und Willens<strong>in</strong>halten <strong>in</strong> Bezug<br />

auf bestimmte Personen (z.B. "sie lügt" oder "er ist nur so lange nett zu dir,<br />

bis du bei ihm wohnst").<br />

Direkte Induzierung kann offen oder verdeckt se<strong>in</strong>.<br />

• offene Induzierung: Verbale Verdächtigungen, anklagende und abwertende Bemerkungen,<br />

tadelnde oder drohende Äußerungen bei erwartungswidrigem Verhalten<br />

<strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong>.<br />

• verdeckte Induzierung: nonverbale Kommunikation wie Mimik und Gestik, Liebesentzug<br />

bei erwartungswidrigem Verhalten <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong>, mehr Zuwendung bei erwartungskonformem<br />

Verhalten.<br />

Vorwiegend soll durch Induzierung Furcht, Ablehnung und Fe<strong>in</strong>dseligkeit erreicht werden.<br />

Es können auch Verlustängste entstehen, <strong>in</strong>dem bewusst oder unbewusst die Furcht erzeugt<br />

wird, dass sich der Induzierende bei erwartungswidrigem Verhalten <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong> von<br />

ihm abwenden würde.<br />

Es können verschiedene Intensitätsstufen <strong>in</strong>duzierenden Verhaltens unterschieden werden:<br />

• Manipulation im Rahmen alltäglicher Kommunikation<br />

• Aufhetzen als affektiv-tendenziöse Attacken<br />

• Zwang oder Drohung<br />

(Dettenborn, 2001).<br />

Im Gegensatz zu Erziehung als Medium der Bee<strong>in</strong>flussung, bei der die Absicht dom<strong>in</strong>iert,<br />

die Persönlichkeitsentwicklung <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong> zu fördern, stehen hier die Durchsetzung eigener<br />

Ziele und die M<strong>in</strong>derung der Erfolgsaussichten <strong>des</strong> Konfliktpartners im Vordergrund.<br />

Man spricht von Täuschungsabsicht, wenn die Induzierung bewusst erfolgt und als Mittel<br />

zur Zielerreichung Fakten entstellt werden. Kompliziert wird es, wenn Selbsttäuschung<br />

vorgeschaltet ist, der Induzierende also selbst an se<strong>in</strong>e Botschaften glaubt, um se<strong>in</strong> Verhalten<br />

vor sich und dem K<strong>in</strong>d verantworten zu können. Oft ist es auch nicht e<strong>in</strong>deutig, wo<br />

die Grenze zur unbedarften Fehle<strong>in</strong>schätzung zu ziehen ist. <strong>Die</strong>s ist beispielsweise der<br />

Fall, wenn der Umgang suchende Elternteil h<strong>in</strong>ter dem Bettnässen <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong> die Schuld<br />

<strong>des</strong> betreuenden Elternteils sieht, statt es als Folge der Gesamtsituation zu sehen, zu der<br />

beide beigetragen haben. (Dettenborn, 2001)<br />

Dettenborn (2001) unterscheidet bei den Effekten von Induzierung zwischen äußerlicher<br />

Anpassung und Ver<strong>in</strong>nerlichung.<br />

<strong>Die</strong> äußerliche Anpassung <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong> an die Absichten e<strong>in</strong>es Erwachsenen wird als Ergebnis<br />

e<strong>in</strong>es Nutzen-Kalküls gesehen. Das K<strong>in</strong>d ist e<strong>in</strong>erseits bestrebt, nachteilige Folgen<br />

<strong>in</strong>duktionswidrigen Verhaltens wie Liebesentzug und Terror zu vermeiden. Andererseits<br />

will es die eigenen Ziel<strong>in</strong>tentionen nicht aufgeben. Äußerliche Anpassung zeigt sich <strong>in</strong><br />

"Pflichtübungen" (S.88) gegenüber <strong>des</strong> Induzierenden. Das K<strong>in</strong>d gibt ihm Recht bei der<br />

Beschimpfung <strong>des</strong> Konfliktpartners. Bei der Übergabe im Rahmen <strong>des</strong> Umgangskontakts<br />

verhält sich das K<strong>in</strong>d ablehnend gegenüber dem negativ etikettierten Elternteil, begegnet<br />

ihm aber anschließend herzlich.<br />

Bei e<strong>in</strong>er Ver<strong>in</strong>nerlichung der Induktion s<strong>in</strong>d Bewertungen, Ängste und Ziel<strong>in</strong>tentionen<br />

der bee<strong>in</strong>flussenden Person zu E<strong>in</strong>stellungen, Gefühlen und Willensbestandteilen <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong><br />

selbst geworden. Der <strong>in</strong>duzierte Wille gehört zur Identität <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong>, ihn durchzusetzen<br />

kann Selbstvertrauen stärken und Kontrollüberzeugungen fördern. (Dettenborn,<br />

2001). Ihn als nicht bedeutsam abzutun, kann negative Folgen haben.

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