„Ehret den Herbst, er ist doch so kurz“ - Blickpunkt Heidelberg

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20 I Freitag, 9. November 2012 Von Claudia Baier Mit zunehmendem Alter fällt Ihnen vielleicht eines Tages auf, dass Sie schlechter sehen. Linien verschwimmen oder wirken wie gebogen. Sie sehen Farben nicht mehr so leuchtend wie früher, Konturen werden unscharf. Dann ist es höchste Zeit, den Augenarzt aufzusuchen. Denn es könnte sich um eine so genannte AltersbedingteMakula-Degeneration handeln, kurz AMD genannt. Diese kann unbehandelt nahezu zur Erblindung führen. Meistens bemerkt man die Seheinbußen erst, wenn bereits beide Augen betroffen sind. Um diese Erkrankung zu verstehen, muss man ein bisschen weiter ausholen. Die Makula (aus dem Lateinischen: macula lutea – gelber Fleck) befindet sich im hinteren Bereich des Auges und besteht aus einer punktförmigen Ansammlung von Sinneszellen, den Zapfen. Nur etwa zwei Millimeter groß ist dieser Punkt. Diese Zapfen sind für das Farbsehen und das scharfe Erkennen von Konturen zuständig. Deshalb wird die Makula auch als Punkt des schärfsten Sehens bezeichnet. Zurück zur AMD. Die krankhafte Veränderung der Makula führt dazu, dass die Zapfen an dieser Stelle ihre Funktion einbüßen. Es kommt zu Vernarbungen und damit zu Sehausfällen. In der Medizin unterscheidet man zwei Formen der Makula-Degeneration: die „trockene“ (und häufigere) und die „feuchte“ Form. Die trockene AMD Im gesunden Auge findet ein ständiger Umbau der Zapfen statt. Sie werden durch das einfallende Licht ständig verbraucht und dann vom Körper erneuert. Bei der trockenen Form kommt es zwar noch zum Abbau der Zapfen, der Nachbau wird mit zunehmendem Alter jedoch immer langsamer. Dazu kommt, dass Stoffwechselabfälle nicht mehr richtig abtransportiert werden können. Bei dieser Form entstehen dann Vernarbungen. Die feuchte AMD Bei der feuchten Form der AMD entstehen aufgrund der mangelhaften Entsorgung der Abfallprodukte neue Gefäße. Die neu gebildeten Not-Gefäße haben jedoch nicht die gleiche Elastizität wie die bestehenden Gefäße. Sie sind häufig undicht, was bedeutet, dass Blut und Gewebeflüssigkeit austre- ten. Diese wesentlich aggressivere Form der AMD führt deutlich schneller zu Sehverlusten. Zum Glück ist diese Form der AMD seltener. Jedoch kann jede trockene Form irgendwann in eine feuchte übergehen. Ursachen der AMD Mediziner vermuten ein Zusammentreffen mehrerer Faktoren. Bei Studien hat man herausgefunden, dass Menschen mit heller Augenfarbe eher zu einer AMD im Alter neigen. Das liegt daran, dass weniger Farbpigmente bei hellen Augenfarben vorhanden sind als bei dunklen, das Licht also ungehinderter einfallen kann, damit die Zapfen schneller abgebaut werden. Weiter vermutet man genetische Defekte, die GESUNDHEIT Wenn im Alter die Sehkraft nachlässt Altersbedingte Makula-Degeneration kann jeden tre�en dazu führen, dass sich Ablagerungen bilden, weil für den Umbau ein bestimmter Stoff fehlt. Diese Ablagerungen bezeichnet man als Drusen. Untersuchung der AMD Ein ganz wichtiger Faktor ist die regelmäßige Untersuchung beim Augenarzt. Spätestens ab 55 Jahren sollte man zweimal jährlich beim Augenarzt den Augenhintergrund untersuchen lassen. Leider zahlen die Krankenkassen diese Leistung nicht. Sie gehört zu den so- Zur Messung des Augeninnendrucks wird die Kraft gemessen, die nötig ist, um die Hornhaut in einem de�nierten Bereich abzu�achen. Foto: Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA) genannten IGeL-Leistungen : IGel steht für „Individuelle Gesundheitsleistungen“.Dahinter verbergen sich Leistungen der Vorsorge- und Service-Medizin, die von der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nicht bezahlt werden, da sie nicht zum Leistungskatalog der GKV gehören. Diese Diagnose- und Behandlungsmethoden werden den Kassenpatienten zusätzlich angeboten und müssen bei Inanspruchnahme aus der eigenen Tasche bezahlt werden. Doch in diesem Fall sollte Ihnen Ihre Sehkraft das wert sein. Eine Untersuchungsmethode ist die Fluoreszenzangiografie. Dabei wird über die Armvene ein spezieller Farbstoff gespritzt, der nach kurzer Zeit mit einer speziellen Farb-Lam- pe im Auge gesehen werden kann. Damit kann der Arzt unter anderem Fehlbildungen von Gefäßen im Auge erkennen. Die OCT (Optische-Kohärenz-Tomografie) ist eine sehr schnelle berührungslose Untersuchung am Auge, die über die Dicke der Netzhaut Auskunft gibt. Bei der AMD ist diese verändert. Wenn der Verdacht auf eine AMD besteht, wird der Augenarzt weitere Untersuchungen anordnen, um den Grad der Erkrankung genau bestimmen zu können. Behandlung der AMD Es gibt einige Therapien zur Behandlung, die zumindest den Verlauf verlangsamen können. Neben operativen Methoden wird auch mit Vitamin- Präparaten gearbeitet. So ist zum Beispiel das Lutein für das Sehen unerlässlich. Es spielt eine wichtige Rolle im Stoffwechsel. Lutein gehört zu den Beta-Carotinen und kommt auch in vielen grünen Gemüsen vor. Raucher sollten jedoch keine Präparate mit Beta-Carotinen einnehmen, da dies bei ihnen Krebs begünstigen kann. Durch viel Bewegung an der frischen Luft und eine ausgewogene Ernährung kann man dazu beitragen, dass die Augen ihren Aufgaben wieder besser gerecht werden. Hilfsmittel bei bereits bestehender AMD sind heute sehr vielfältig. Neben speziellen Brillen, Computerlesehilfen und speziellen Lupen gibt es mittlerweile eine große Palette an Hilfsmitteln. „Keine Kunst ist es, alt zu werden. Kunst ist, das Alter zu ertragen“, sagt ein spanisches Sprichwort. Hinweis: Dieser Beitrag enthält allgemeine Hinweise zu Erkrankungen. Er kann nicht für eine Selbstdiagnose oder Behandlung verwendet werden. Wenden Sie sich an den Arzt Ihres Vertrauens! Nur er kann gemeinsam mit Ihnen die für Sie richtigen Untersuchungs- und Therapiemethoden auswählen.
Von Claudia Baier „Reizdarm-Syndrom“ ist mittlerweile eine häufige Diagnose geworden. Im Zeitalter hektischen Lebens, moderner Ernährung mit Fastfood und einer Zunahme von Nahrungsmittelallergien taucht dieser Begriff immer häufiger auf. Studien haben eine starke Zunahme dieser Erkrankung vor allem in den Industrieländern nachgewiesen. Und schon bei Schulkindern ist diese Diagnose leider auch immer häufiger geworden. Was versteht man unter einem Reizdarm-Syndrom? Mit einem Reizdarm ist eine Störung der natürlichen Darmfunktion gemeint, die sich durch Bauchschmerzen, Völlegefühl, Verstopfung oder Durchfall äußert. Der Begriff „Syndrom“ meint das Aufeinandertreffenverschiedener Symptome zur gleichen Zeit, deren Ursache man nicht kennt. Hält dieser Zustand über Jahre hinweg an, und sind organische Ursachen ausgeschlossen, dann spricht man von einem Reizdarm-Syndrom. Eine Diagnose, die für den Betroffenen nicht hilfreich ist, da man den Reizdarm nur symptomatisch, also die einzelnen Beschwerden, behandeln kann. Die Ursachen kann man mit der Schulmedizin jedoch weniger behandeln. Erschwerend kommt hinzu, dass diese Erkrankung als chronisch gilt. Manche Menschen sind von diesem Syndrom so stark betroffen, dass sie sich nicht mehr aus dem Haus trauen. Die genaue Kenntnis des nächsten „stillen Örtchens“ ist für sie zu einem wichtigen Punkt in ihrem Leben geworden. Ursachen des Reizdarms Neben einer gehetzten Lebensweise, die dazu führt, dass Essen nur noch zur reinen Nahrungsaufnahme dient, ist die Art der Ernährung entscheidend. Unser modernes Essen, das mal eben in der Mikrowelle warm gemacht wird, trägt wenig zu einer gesunden Verdauung bei. Ebenso wie die häufige Überforderung am Arbeitsplatz. Schneller, höher, weiter. Wer heute seinen Arbeitsplatz nicht alle paar Jahre wechselt, ist schnell auf dem Arbeitsmarkt außen vor. In der Schule, vor allen Dingen den höheren Schularten, sind die Schulstunden immer mehr geworden, der Leistungsdruck nimmt zu. Da bleibt wenig Zeit fürs Essen. In sind Pizza, Pommes, Energiedrinks, diverse bunte Tees. Obst, Gemüse und dergleichen sind leider out. Ein weiterer Faktor sind die Nahrungsmittelallergien, deren Zahl ebenso drastisch steigt. Antibiotika in Milch- und Fleischprodukten, Hormone in Fleisch- und Eiprodukten, künstliche Farb- und Geschmacksstoffe in unzähligen Nahrungsmitteln führen dazu, dass dem Darm im GESUNDHEIT Reizdarm – eine Zivilisationskrankheit? Moderne Lebens- und Essgewohnheiten führen immer häu�ger zu Störungen der Darmfunktion Dreidimensionale Abbildung von Dünn- und Dickdarm, hellblau: Die Leber. Gra�k: Pressestelle Uniklinikum Heidelberg wahrsten Sinn des Wortes die Puste ausgeht. Der Darm als Sitz des „zweiten Gehirns“ und für das Immunsystem ebenso wichtig, wird ständig mit neuen Stoffen überlastet. Ebenso sind psychische und psychosomatische Erkrankungen auf dem Vormarsch. Unter einer psychosomatischen Erkrankung versteht man eine seelische Erkrankung mit körperlichen Ausprägungen. Und der Reizdarm gehört zu den psychosomatischen Erkrankungen. Dass sich bei all diesen Einflüssen das Erbgut verändert, wundert ebenfalls nicht mehr. So gehört mittlerweile auch die erbliche Veranlagung zum Reizdarm zu den Ursachen. Untersuchung Neben dem ausführlichen Abfragen der Krankheitszeichen durch den erfahrenen Arzt wird häufig Freitag, 9. November 2012 I 21 ein Laktoseintoleranz- und Gluten unverträglichkeits-Test durchgeführt. Wirklich diagnostizieren kann man den Reizdarm nicht. Es wird eine Ausschlussdiagnostik betrieben, was bedeutet: wenn alle anderen Darmerkrankungen mit verschiedenen Untersuchungsmethodenausgeschlossen sind, dann geht der Arzt von einem Reizdarm-Syndrom aus. Behandlung Die Behandlung muss dem Syndrom gerecht werden, was bedeutet, dass eine den ganzen Menschen betreffende Behandlung stattfinden sollte. Neben der Behandlung der einzelnen Symptome, die Beschwerden lindern und damit die Lebensqualität steigern soll, ist eine Therapie durch einen Psychologen häufig sinnvoll. Für die Symptome haben sich Melisse und Pfefferminze als pflanzliche Mittel bewährt. Anderen Patienten helfen Entzündungshemmer. Die Entscheidung zu der für Sie passenden Therapie sollten Sie mit dem Therapeuten Ihres Vertrauens gemeinsam treffen. Sinnvoll ist oft ein Bewusstmachen und Umstellen der eigenen Ernährungs- und Lebensgewohnheiten mithilfe eines Tagesprotokolls. Vielleicht mag es nur ein kleiner Trost sein, doch Menschen mit Reizdarm-Syndrom sind Menschen, die eine Fähigkeit haben: Sie haben eine besonders ausgeprägte Gefühlswelt. Wenn Sie lernen, diese Fähigkeit für und nicht gegen sich zu nutzen, dann haben Sie viel gewonnen. Hinweis: Dieser Beitrag enthält allgemeine Hinweise zu Erkrankungen. Er kann nicht für eine Selbstdiagnose oder Behandlung verwendet werden. Wenden Sie sich an den Therapeuten Ihres Vertrauens! Nur er kann gemeinsam mit Ihnen über die für Sie richtigen Untersuchungs- und Therapiemethoden entscheiden.
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