„Ehret den Herbst, er ist doch so kurz“ - Blickpunkt Heidelberg

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04 I Freitag, 9. November 2012 Von Michaela Schmittberg „Probier dich aus - Berufe zum Anfassen!“ - das war das Motto der diesjährigen Heidelberger Ausbildungstage in der Halle 02 . Hier erlebten die Jugendlichen ihre Ausbildungsmöglichkeiten nicht in grauer Theorie, sondern in bunter Praxis. „Berufe zum Anfassen“ – das hat sich die Zimmerer-Innung Heidelberg zu Herzen genommen. Am Nachmittag bedecken die Hobel- und Sägespäne den Boden schon zentimeterdick. Jordan und Marc, beide im ersten Lehrjahr, zeigen den Schulklassen ihr Können und erzählen von ihren Erfahrungen. „Im Büro sitzen könnte ich nie! Wir sind immer an der frischen Luft und die Arbeit ist abwechslungsreich“, sagt Jordan, der an der Theodor-Frey-Schule Eberbach lernt. Er lässt keinen Zwei- fel daran, dass er mit seiner Berufswahl zufrieden ist: „Es ist saugeil!“ Auch Marc macht sein Handwerk Spaß: „Es ist einfach so gut, abends zu sehen, was man getan hat. Außerdem ist Zimmerer mit Sicherheit ein Beruf, der nie ausstirbt.“ Von jeder Schülergruppe, die vorbei läuft, bleiben einige stehen und testen ihre Geschicklichkeit. Viele von ihnen sind interessiert und wollen herausfinden, was sie mitbringen müssen: handwerkliches Geschick und gute Noten in den technischen Fächern – dann reicht auch ein Hauptschulabschluss. Die Auszubildenden weisen die Schüler zudem auf Dinge hin, an die sie sonst vielleicht nicht gedacht hätten. „Schwindelfrei sollte man sein“, erklärt Jordan, „wir sind schließlich oft auf Dächern und Gerüsten unterwegs.“ Für die Zimmerer-Innung ist die Messe ein wichtiger Termin, REPORTAGE Bunte Praxis statt grauer Theorie Jugendliche bei den Ausbildungstagen mit Spaß und Interesse dabei Giuseppina Rindone vom interkulturellen Bildungszentrum (rechts) berät die Freundinnen Alicia, Nele und Maike (links, von vorne). Foto: Stefan Klübert um bei Schulabgängern Interesse für das Handwerk zu wecken. An einen Schüler wurde an diesem Tag sogar schon einen Praktikumsplatz vergeben. Seine Geschicklichkeit erproben kann man auch am Stand der Deutschen Bahn. Die Mitarbeiter haben dort eine Lokomotive aus Eisendraht auf- gebaut. Vorsichtig führt die Neuntklässlerin Simin eine Magnetschleife um den Draht. Währenddessen erzählt sie, dass sie eigentlich vor allem an Banken und Anwaltskanzleien interessiert ist. Die Idee, mit der Lokomotive Aufmerksamkeit zu erregen, funktioniert zwar – nur: „Informationen zum Un- Die Zimmerer-Lehrlinge Marc und Jordan zeigten den Schülern, was sie bereits gelernt haben.
ternehmen wollen die meisten, die hier stehen bleiben, nicht“, bedauert ein Mitarbeiter der Bahn. Er vermutet, dass die Besucher vielleicht noch zu jung seien. „Obwohl es auch 13-Jährige mit erstaunlich festen Vorstellungen gibt“, erzählt er. „Die wissen schon, dass sie ein BA- Studium bei uns machen wollen und fragen nur noch nach den Details.“ Giuseppina Rindone vom Ausbildungsverband des InterkulturellenBildungszentrums (ikubiz) aus Mannheim erlebt immer wieder Jugendliche mit genauen Vorstellungen. Manchmal zu genau, findet sie: „Viele denken, dass etwas Bestimmtes von ihnen verlangt wird. Was sie selbst wollen, ist oft etwas ganz anderes.“ Deshalb fragt Rindone genau nach und unterhält sich lange mit jedem, der bei ihr stehen bleibt. „Manche erzählen mir, dass sie im Büro arbeiten wollen. Dann frage ich, ob sie so etwas schon einmal gemacht haben. Und sie sagen, dass sie es total langweilig fanden. Ich versuche, mit ihnen herauszufinden, was ihre echten Stärken sind.“ Der Ausbildungsverband vom Interkulturellen Bildungszentrum akquiriert, besetzt und betreut Ausbildungsplätze, deren Inhaber einen Migrationshintergrund haben. „Man muss seinen Migrationshintergrund als Stärke empfinden“, sagt ikubiz-Mitarbeiterin Vaia Paraschaki. „Viele sprechen zwei Sprachen und sind in zwei Kulturen zu Hause. Das muss man nutzen.“ Besonders wichtig sind Praktika. So finden die Schüler heraus, was zu ihnen passt, bevor sie sich für eine Ausbildung entscheiden. Für die Vermittlung von Praktika ist die Messe ideal geeignet. Aber auch sonst kooperiert ikubiz mit Schulen und leitet offene Stellen weiter. Die Neuntklässlerinnen Alicia, Maike und Nele sind begeistert vom ikubiz-Stand . „Ich habe so viel gelernt! Es gibt ganz andere Möglichkeiten für mich, als ich bisher wusste“, sagt Alicia. Der Ausbildungsverbund führt Bewerber und Betriebe zusammen, hilft bei der Bewerbung und führt durch die Bürokratie. Auch bei Berichten oder Prüfungen kön- nen sich die Auszubildenden an ikubiz wenden. „Es geht darum, Abbrüche zu vermeiden. Das klappt nur, wenn man Probleme sieht und zusammen beseitigt“, erzählt Paraschaki. Große Schülertrauben bilden sich um die Stände der Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen. Während nebenan Blutdruck gemessen wird, erzählt Jessica, Auszubildende im zweiten Lehrjahr, von der Altenpflege. Ihre jungen Zuhörer sind sichtlich interessiert. Jessica lernt im Anna-Scherer-Haus in Bammental und weiß genau, weshalb die Jugendlichen sich dort wohlfühlen würden: „Man kann dort nach der Schule voll aufblühen. Weil man früh Verantwortung übernehmen muss, wird man auch ernst genommen. Das ist ein sehr gutes Gefühl.“ Jessica findet die Messe wichtig, um mit Vorurteilen aufzuräumen. „Ich glaube, dass viele denken, Altenpflege sei ein eindimensionaler Beruf. Aber das Gegenteil ist der Fall: Man hat die unterschiedlichsten Aufgaben und jeder Mensch, mit dem man arbeitet, ist anders. Deshalb sprechen die Ärzte auch so viel mit uns Pflegern. Unsere Meinung, auch die der Auszubildenden, ist wirklich entscheidend.“ Wer sich alle Stände angeschaut und fleißig Broschüren gesammelt hat, kann sich in der Halle 01 erholen und auf der Bühne das Programm der Agentur für Arbeit verfolgen. In einem Quiz werden eher unbekannte Berufe vorgestellt. Hier geht es primär darum, die Jugendlichen über bisher ungekannte Möglichkeiten zu informieren. Die Quiz-Geschichten kommen immer gut an. Danach kommen einige der Schüler und wollen mehr Information. Neben der Bühne steht eine große Pinnwand mit Stellenbeschreibungen. Außerdem gibt es ein so genanntes Speedjobbing. Das ist so ähnlich wie Speeddating – Arbeitgeber mit freien Stellen und Suchende werden eingeladen und es gibt Kurzvorstellungsrunden. Auch hier gehen die Verantwortlichen mit der Zeit, um die richtigen „Partner“ zusammenzuführen. REPORTAGE Freitag, 9. November 2012 I 05 „Zum Glück fehlt mir was!“ Vortrag mit dem Theologen Hans-Joachim Eckstein Zu dem allgegenwärtigen Thema „Glück“ referiert Professor Hans-Joachim Eckstein im Rahmen des Heiliggeist-Citykirchenprogramms der Evangelischen Kirche am Donnerstag, 15. November, um 19.30 Uhr im Schmitthennerhaus(Heiliggeiststraße 17). In seinem Vortrag wird der Theologe, der von 1996 bis 2001 Professor für Neues Testament an der Universität Heidelberg war und nun an der Universität Tübingen lehrt, auf das Thema „Zum Glück fehlt mir was – Unterwegs zu einem gelingenden Leben“ eingehen. „In Wörterbüchern steht, dass Glück ein seelisch gehobener Zustand sei, der sich aus Steuererklärung? Kein Problem. Verschenken Sie kein Geld, denn ohne Einkommensteuererklärung gibt es keine Rückzahlung! Eine kostengünstige Alternative zum Steuerberater kann die Zuhilfenahme eines Lohnsteuerhilfevereins sein. Im Rahmen einer Mitgliedschaft berät Christine Rummer-Gassert Arbeitnehmer, Beamte und Rentner bei ausschließlich nichtselbständigen Einkünften und erstellt dann die Einkommensteuererklärung. Aktuell Lohnsteuerhilfeverein e.V. Beratungsstellenleiterin Christine Rummer-Gassert Schillerstr. 19 • 69115 Heidelberg Tel. 06221 7781757 (0800) 0966669 9753 www.rummer-gassert.aktuell-verein.de der Erfüllung der Wünsche ergibt, die dem Menschen wesentlich sind“, so Eckstein. „Aber ohne offene Wünsche gibt es keine Wunscherfüllung, und ohne die Herausforderung des Kampfes keine Möglichkeit des Siegens.“ Wer keine Ziele mehr habe, so Eckstein, könne auch keine erreichen und wo nichts Bedeutendes mehr aussteht, könne auch nichts Bedeutendes mehr eintreten. Daher komme in der halbzufriedenen Situation nicht nur die Frage auf: „Was fehlt mir zum Glück?“, sondern zugleich die beruhigende Einsicht: „Zum Glück fehlt mir was!“ Der Eintritt kostet sechs Euro (ermäßigt: vier Euro), Studierende haben freien Eintritt. IMPRESSUM Herausgeber und Verlag: MDVertriebs GmbH Kurpfalzring 108 69123 Heidelberg Telefon: 06221-6479190 Fax: 06221-6479198 E-Mail: info@mdvertrieb.de Verantwortlich im Sinne des Presserechts Wolfram Plank Kurpfalzring 108 69123 Heidelberg Redaktion: Seán McGinley Telefon: 06221-6479199 Fax: 06221-6479198 E-Mail: redaktion@mdvertrieb.de Druck: Druckerei Konstanz Max-Stromeyer-Str. 178, 78467 Konstanz Anzeigen: MDVertriebs GmbH Kurpfalzring 108 69123 Heidelberg Telefon: 06221-6479190 Fax: 06221-6479198 E-Mail: info@mdvertrieb.de Vertrieb/Zustellung: MDVertriebs GmbH Kurpfalzring 108 69123 Heidelberg Telefon: 06221-6479190 Fax: 06221-6479198 E-Mail: vetrieb@mdvertrieb.de
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