Potsdam 2010 - Gartenstadt Drewitz
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Bretter, die die Welt bedeuten<br />
Die „Blechbüchse“, wie der Volksmund<br />
das Theaterhaus liebevoll-ironisch<br />
nennt, ist seit über einem Jahrzehnt die<br />
provisorische Spielstätte des Hans-Otto-<br />
Theaters. Doch ein Ende der schaurigen<br />
Optik und Akustik ist abzusehen: Im Jahre<br />
2006 wird an der Schiffbauergasse<br />
für das Ensemble erstmals der Vorhang<br />
in einem beeindruckenden Neubau<br />
des Architekten Gottfried Böhm aufgehen.<br />
Damit wird die über 200jährige Theatergeschichte<br />
der Stadt, die von glanzvollen<br />
Namen geprägt ist und zu Zeiten der<br />
DDR kulturpolitische Maßstäbe setzte,<br />
würdig fortgeschrieben.<br />
Die jüngere Geschichte um das Theater<br />
liest sich bei oberflächlicher Betrachtung<br />
ein wenig wie ein Schildbürgermärchen:<br />
Im Jahr 1990 stand am Ende der einst<br />
berühmten Sichtachse der Breiten Strasse<br />
der Rohbau des Bühnenturms des neuen<br />
Stadttheaters. Noch zu Zeiten der DDR<br />
war anstelle des beengten Nachkriegsprovisoriums<br />
ein Theaterneubau<br />
beschlossen worden. Ausgerechnet auf<br />
dem Gelände des ehemaligen Stadtschlosses.<br />
Eine respektable Geste<br />
gegenüber den Schönen Künsten, aber<br />
eine Entscheidung gegen die historische<br />
Stadtstruktur. Nach der Wende änderte<br />
<strong>Potsdam</strong> seine Pläne radikal, der Rohbau<br />
wurde abgetragen, um der Chance Raum<br />
zu geben, an historischem Ort die<br />
Rekonstruktion des einmaligen Stadtensembles<br />
zu ermöglichen. Das<br />
geduldige Warten auf eine zeitgemäße,<br />
neue Spielstätte wird sich lohnen.<br />
Das Hans-Otto-Theater hat verschiedene<br />
Spielstätten. Neben der Reithalle und der<br />
Blechbüchse gibt es im Neuen Palais<br />
eines der ältesten heute im Originalzustand<br />
erhaltenen Schlosstheater in Europa.<br />
1768 durch Carl von Gontard erbaut, passt<br />
das Schlosstheater nicht in die Klischees<br />
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der höfischen Theaterbauten, die den<br />
Monarchen in die königliche Loge als<br />
Gegenüber zur Szene und ihrer Bühne<br />
positionierten, während die Logenbesucher<br />
zwei Blickrichtungen hatten:<br />
Zum Herrscher und zur Szene. Hier ist<br />
<strong>Potsdam</strong> ganz anders: Nicht in bequemen<br />
Fauteuils, sondern auf Terrassenstufen<br />
sitzt das Publikum allein der Kunst<br />
zugewandt. Auch die umlaufenden Ränge<br />
sind auf die Bühne ausgerichtet, der<br />
aufklärerische Gedanke war Bestandteil<br />
der Theaterarchitektur.<br />
Die Theaterfaszination der <strong>Potsdam</strong>er<br />
beschränkt sich nicht allein auf die<br />
Inszenierungen der professionellen Akteure,<br />
sondern wird durch eine erstaunliche<br />
Anzahl von Amateurtheatergruppen<br />
und Initiativen ergänzt. Erwähnt seien<br />
stellvertretend das Theater- und<br />
Theaterpädagogikzentrum T-Werk,<br />
das jährliche osteuropäisch-deutsche<br />
Festival für Off-Theater „Unidram“ und die<br />
Internationalen Kinderkultur-Tage „Welt<br />
Traum.“ Als Botschafter der Kulturhauptstadtbewerbung<br />
legt – wenn es die Mittel<br />
zulassen – das Theaterschiff im Jahr 2005<br />
am Alten Markt ab. Mit Kurs Richtung Polen.<br />
Die Theaterfaszination der<br />
<strong>Potsdam</strong>er hat viele Bühnen:<br />
Schlosstheater, Schlössernacht<br />
und Hans-Otto-Theater in der<br />
Reithalle (v.l.n.r.)