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Beitrag zum Wettbewerb - Gartenstadt Drewitz

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<strong>Beitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Wettbewerb</strong><br />

Energetische Sanierung von Großwohnsiedlungen<br />

auf der Grundlage von integrierten Stadtteilentwicklungskonzepten<br />

Auslober<br />

Bundesinstitut für Bau- Stadt- und Raumforschung im<br />

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung<br />

Abteilung II<br />

Referat II-11<br />

Geschäftsstelle <strong>Wettbewerb</strong> Großwohnsiedlungen<br />

Deichmanns Aue 31 – 37<br />

53179 Bonn<br />

Einreicher<br />

PRO POTSDAM GmbH<br />

Behlertstraße 28, 14469 Potsdam<br />

Koordination, Ansprechpartner<br />

PROJEKTKOMMUNIKATION Hagenau GmbH<br />

Carsten Hagenau<br />

Breite Straße 22, 14467 Potsdam<br />

Tel. 0331-2019610<br />

Bearbeiter<br />

Stadt Land Fluss Büro für Städtebau und Umweltplanung<br />

Oranienburger Straße 37, 10117 Berlin<br />

Pia von Zadow Landschaftsarchitekten<br />

Charlottenstraße 19, 14469 Potsdam<br />

Behrens & Heinlein Architekten Partnergesellschaft<br />

Friedrich-Ebert-Straße 49, 14469 Potsdam<br />

ENERLYT Technik GmbH<br />

Am Buchhorst 35 A, 14478 Potsdam<br />

Ingenieurbüro Hartmann<br />

Kurzweg 1, 14548 Schwielowsee


Inhaltsverzeichnis<br />

Energetisch stark, energisch grün – Zusammenfassung für den schnellen Leser<br />

1. <strong>Drewitz</strong><br />

1.1. Kurzportrait<br />

1.2. Stärken und Schwächen des Stadtteils<br />

2. Konzeptentwicklung, Leitbild und Ziele<br />

2.1. Bisher vorliegende Konzepte<br />

2.2. Leitbild und Ziele<br />

2.3. Konzept Städtebau<br />

2.4. Konzept Grün- und Freiflächen<br />

2.5. Verkehrskonzept<br />

2.6. Wohnungsbaupotentiale<br />

2.7. Klimatische Auswirkungen<br />

3. Energetisches Konzept<br />

3.1. Vorab mal was Grundsätzliches<br />

3.2. Energetische Sanierung des Bestandes<br />

3.3. Neubauten und Ergänzungsbauten<br />

3.4. Der Mix macht es – die Energieversorgung<br />

3.5. Energiesparende Siedlungsstruktur<br />

3.6. Es gibt immer ein Projekt – Selbsthilfe der Bewohner<br />

3.7. Wohnen neu lernen<br />

4. Wohnungswirtschaftliches Konzept<br />

4.1. Wohnungsmarkt<br />

4.2. Nachfragegruppen<br />

4.3. Neue Standortqualitäten<br />

4.4. Zusammenfassung: Die neuen <strong>Drewitz</strong>er<br />

5. Partizipationskonzept<br />

5.1. Grundlagen der Kommunikation mit den Bewohnern<br />

5.2. Abstimmungsgremien<br />

5.3. Beteiligung am Planungsprozess<br />

5.4. Sozialmanagement<br />

6. Finanzierungskonzept<br />

6.1. Kosten in Bauphasen<br />

6.2. Zuordnung der Kosten<br />

6.3. Finanzierung der Maßnahmen<br />

6.4. Wirtschaftlichkeitsberechnung<br />

6.5. Auswirkungen der Maßnahmen auf die Mieten und die Betriebskosten<br />

7. Durchführungskonzept<br />

7.1. Maßnahmeplanung<br />

7.2. Darstellung der Maßnahmen<br />

7.3. Organisatorische Voraussetzungen<br />

7.4. Vermarktung<br />

7.5. Qualitätssicherung<br />

7.6. Konjunkturelle Wirkungen<br />

7.7. Die nächsten Schritte


Wir sanieren unsere Häuser aus eigener Kraft.<br />

Wir bauen Wohnungen, die es sonst nicht gibt.<br />

Wir holen uns Energien vom Himmel,<br />

aus Gärten und aus der Abluft.<br />

Neue ziehen in den Stadtteil ohne die Heutigen zu verdrängen.<br />

Wir verkehren das Abdriften des Stadtteils ins Gegenteil.<br />

Durch viel Neubau und wenig Abriss entsteht<br />

eine neue Stadtstruktur.<br />

Hier ist man ohne Auto mobil.<br />

Wir zeigen, dass es geht.<br />

Hier kann der Boden atmen und Blüten treiben.<br />

Wir stärken das Gemeinwesen.<br />

Willkommen in der <strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong>!<br />

www.gartenstadt-drewitz.de


<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Energetisch stark, energisch grün<br />

Die größte Überraschung ist die Erkenntnis, dass es geht: Selbst nach den Maßstäben der EnEV<br />

stellt sich die energetische Sanierung der Gebäude als wirtschaftlich machbar dar. Das ist die Chance für<br />

die <strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong>!<br />

Vor 100 Jahren wurde die Idee der <strong>Gartenstadt</strong> entwickelt. Lange Zeit als Leitbild antiurbaner Frei-<br />

flächenvernichtung falsch interpretiert, ist „<strong>Gartenstadt</strong>“ heute einer der Begriffe, die die Immobilienwirt-<br />

schaft inflationär gebraucht und verschlissen hat.<br />

Sommer 2003: Man hört den Begriff <strong>Gartenstadt</strong> in <strong>Drewitz</strong> <strong>zum</strong> ersten Mal und meint damit Commu-<br />

nity Gardening als soziales und gestalterisches Programm, um den Bewohnern eine Tätigkeit am Wohnort<br />

zu geben. Heute ist die <strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong> ein komplexer Ansatz.<br />

Genau hingesehen hat <strong>Drewitz</strong> vieles mit alten Gartenstädten gemein: <strong>Drewitz</strong> ist auf billigem<br />

Acker gebaut, liegt abseits der Kernstadt, hat eine gute Verkehrsanbindung, reichlich Freiflächen, Ein-<br />

kaufsmöglichkeiten, ein grünes Umland, das Wohnen ist Hauptfunktion der Siedlung. Hier knüpfen wir an<br />

und entwickeln das Leitbild einer modernen <strong>Gartenstadt</strong>.<br />

Sechs Jahre haben wir die Idee durchdekliniert: als soziale Aufgabe, als städtebauliche Chance, als<br />

Imageträger, als architektonische Herausforderung, als wohnungswirtschaftliches Programm und als Op-<br />

tion im Klimawandel.<br />

Aus aller Welt holten wir Rat: Über Städtebau, Freiraum und Architektur haben wir mit Amerikanern,<br />

Russen, Franzosen, Chinesen, Polen, Italienern, Holländern und Deutschen nachgedacht. Und alles ha-<br />

ben wir in der Stadt mit allen beredet: in Beiräten, Ausschüssen, Fraktionen und anderen Gremien. Inzwi-<br />

schen fand das Projekt Eingang in verschiedene Planungsverfahren der Stadt: Schritt für Schritt entstand<br />

ein komplexes Projekt.<br />

Die Chance von <strong>Drewitz</strong> liegt in der Transformation zu einem dichten, durchmischten, durchgrünten<br />

und energieeffizienten urbanen Stadtteil. Wohnbereiche werden verdichtet, vorhandene Nutzungsange-<br />

bote, das Grün und die Freiflächen werden qualifiziert und städtbaulich neu geordnet. Und dabei wird<br />

tüchtig Energie gespart.<br />

Der mutige erste Schritt – der entscheidende – zur Gar-<br />

tenstadt ist der Umbau der überdimensionierten und untergenutzten<br />

Hauptstraße in einen Park: Ein zentraler Park als Gemeinschaftsbe-<br />

reich und das Ende der Zerschneidung des Siedlung.<br />

Eine neue Ordnung schafft der Park. Der zentrale Park verbindet<br />

und vernetzt den Stadtteil, hält seine Teile zusammen. Er verknüpft<br />

die Eingänge der Siedlung und wichtige Funktionen. Das Bürgerzen-<br />

trum an dem einen und das Einkaufszentrum an dem anderen Ein-<br />

gang des Stadtteils. Der Park entlastet die Wohnhöfe. Die Anwohner<br />

können sie wieder gemeinsam und individuell nutzen. Es entsteht eine klare Hierarchie der Grünräume<br />

mit einer variantenreichen Grünausstattung. Das macht auch ein gutes Klima.<br />

1


<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Orientierung schafft der Städtebau. Durch Neubau, Aufstockung,<br />

Arrondierung und nur wenige Abrisse (es herrscht ja Wohnungsman-<br />

gel!) gelingt eine Neustrukturierung des Stadtteils: aus indifferenten<br />

Mäandern werden Blöcke mit klaren Innen- und Außenräumen. Bau-<br />

liche Akzente betonen wichtige öffentliche Räume und schaffen neu-<br />

en Wohnraum. Neue Genossenschaften und selbstnutzende Eigentü-<br />

mer mischen beim Umbau mit und sich selbst unter die Mieter.<br />

Stadtluft macht frei, <strong>Gartenstadt</strong> gesund: Klimaschutz, Energieef-<br />

fizienz und die Anpassung an die absehbaren Unbilden des Klima-<br />

wandels bilden den Transformationsriemen für die <strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong>. Tram und Bus machen mobil und<br />

halten öfter und an mehr Stellen, das Fahrrad bekommt freie Fahrt. Weil die Wege kurz sind, können wir<br />

den Fluss der Autos beschränken. Die Entsiegelung von Flächen und das viele neue Grün verbessern<br />

die CO 2 -Bilanz des Stadtteils. Auch das gehört zur energetischen Sanierung, wenn man sie ganzheitlich<br />

denkt.<br />

Energisch reduzieren wir unseren Verbrauch: Bestandssanierung auf ehrgeizig hohem Niveau, beim<br />

Neubau nicht minder. Gemeinsam mit den Stadtwerken suchen wir den Weg von der guten, zentralen<br />

Fernwärme zur besseren Biomasse-Heizanlage. Auch im Stadtraum, auf den Dächern, in den Höfen,<br />

selbst auf den Straßen findet die energetische Erneuerung statt: Solarthermie fürs Warmwasser, Bür-<br />

gersolaranlagen auf den Dächern, ein kleines Rapsöl-Heizkraftwerk für die Schule und <strong>zum</strong> Anschauen.<br />

Regenwasser fließt ins Grüne und in sekundäre Kreisläufe, die Bäume im Hof spenden Kühle.<br />

Aber in jeder Wohnung leben Menschen. Viele davon mit wenig Geld. Mit Rücksicht auf die Mieter wird<br />

Bestandssanierung mit Transparenz, Aufklärung und Partizipation gekoppelt. Energiesparberatungen lau-<br />

fen schon, Mikrokredite für den Geräteaustausch sind in Arbeit. Die Folgen für die Bewohner müssen wir<br />

immer im Auge haben. Und ein Blick für das Neue, das die Techniker entwickeln. Wir werden uns und das,<br />

was wir tun, gut kontrollieren (lassen) müssen.<br />

Ohne sozialen Gehalt ist eine <strong>Gartenstadt</strong> keine <strong>Gartenstadt</strong>. Deshalb wird <strong>Drewitz</strong> ein Stadtteil<br />

für alle sein. Den bisherigen Trend zu einem Wohnort der Unterprivilegierten brechen wir. Aufstockungen,<br />

Neubau und energetische Innovationen locken neue Bewohner. Sie verdrängen nicht die heutigen <strong>Drewitz</strong>er,<br />

sondern sie nehmen neue Wohnangebote wahr oder bauen sich selbst ein Heim. Die sozialen<br />

Angebote und die <strong>zum</strong> Gespräch werden erweitert: Ein „Projektraum“ vernetzt die Aktiven und deren<br />

Kompetenzen. Das Projekt „Stadtteilschule“ macht die Grundschule zu Bürgerhaus, Treffpunkt und Bildungseinrichtung<br />

in einem. Hier findet die <strong>Gartenstadt</strong> ihr Vereins- und Gemeinschaftshaus.<br />

In Potsdam wird man <strong>Drewitz</strong> kennenlernen. Weil man die Idee nicht ernst nehmen will.<br />

Weil man es nicht glauben kann, dass es gelingt. Aber wenn man sich erst selbst ein Bild gemacht hat,<br />

wird man diesen Ort schätzen. Zu jeder <strong>Gartenstadt</strong> gehören Zaungäste. Die <strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong> wird sie<br />

einladen und willkommen heißen.<br />

2<br />

Unter www.gartenstadt-drewitz.de finden Sie<br />

Hintergrundinformationen zu diesem <strong>Wettbewerb</strong>sbeitrag,<br />

z.B. wichtige Planungsdokumente,<br />

statistische Daten, Vorträge, aber auch<br />

Fotos und Medienberichte.


1. <strong>Drewitz</strong><br />

1.1. Kurzportrait<br />

1.1.1. Lage<br />

<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Das Wohngebiet <strong>Drewitz</strong>, im Potsdamer Südosten gelegen, repräsentiert als eine von sieben Großwohn-<br />

siedlungen der Landeshauptstadt den Städtebau der DDR in den späten 80er Jahren des letzten Jahr-<br />

BAB - A 115<br />

hunderts. Es stellt mit seiner peripheren Randlage an der BAB<br />

A 115 den Endpunkt der Siedlungsflächenentwicklung der Stadt<br />

in südöstlicher Richtung vor 1990 dar.<br />

Der Potsdamer Südosten wird städtebaulich, sozialräumlich<br />

und hinsichtlich seiner Außenwirkung als heterogener Stadt-<br />

bereich wahrgenommen. Im Wesentlichen prägen drei jeweils<br />

weitgehend einheitlich strukturierte Wohngebiete mit unter-<br />

schiedlichen Entstehungszeiträumen diesen Stadtraum. Dazu<br />

gehören die Siedlungen: Am Stern (Entstehungszeit 1970-<br />

1979), <strong>Drewitz</strong> (Entstehungszeit 1986-1991) sowie das Kirch-<br />

steigfeld (Entstehungszeit 1994-1998).<br />

Zwischen diesen Wohngebieten, in denen rund 30.000 Ein-<br />

wohner leben, befinden sich dörfliche Restlagen (<strong>Drewitz</strong> Dorf),<br />

öffentliche Grün- und Landschaftsteile (z.B. Parforceheide),<br />

übergeordnete Verkehrstrassen (Nuthestraße) sowie großflächige<br />

Einkaufszentren (Stern-Zentrum, Porta-Möbelmarkt).<br />

Das ca. 37 ha große Plangebiet wird begrenzt durch<br />

– Nuthestraße, Stern-Center, Wohngebiet Am Stern im Norden,<br />

– Wohngebiet Kirchsteigfeld im Süden,<br />

– Naherholungsgebiet Parforceheide, BAB A 115 im Osten und<br />

– die Dorflage <strong>Drewitz</strong>, Nuthewiesen im Westen.<br />

Durch die mittige Lage der Konrad-Wolf-Allee werden die beiden<br />

nördlich und südlich gelegenen Siedlungsteilflächen von <strong>Drewitz</strong><br />

zentral erschlossen (Tram, Bus, IV).<br />

1.1.2. Geschichte<br />

Mit dem Jahr 1228 zählt <strong>Drewitz</strong> zu den ältesten im Teltow erwähnten Orten. Das alte Angerdorf <strong>Drewitz</strong><br />

liegt mit seinem Kern, einer 1725 erbauten Kirche und dem Friedhof, an der Straße Alt <strong>Drewitz</strong> und zieht<br />

sich an den Nuthewiesen entlang. Aus den Wäldern um <strong>Drewitz</strong> ist die heutige Parforceheide entstanden.<br />

1729 ließ der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. in der Parforceheide rund einhundert Quadratkilometer<br />

für die Parforcejagd herrichten. Es entstand ein zentraler Platz, der Stern. Eines der von dort abzweigenden<br />

Gestelle, die Stern-Straße, bildet heute die nordwestliche Abgrenzung des Wohngebietes.<br />

Das ehemalige Dorf <strong>Drewitz</strong> gehört seit 1939 als Ortsteil zur Potsdam. In den Neubauvierteln Stern, <strong>Drewitz</strong><br />

und Kirchsteigfeld hat sich die Bevölkerungszahl dieser Potsdamer Region in der jüngeren Geschichte<br />

mehr als verdoppelt. Von übergeordneter Bedeutung für den Stadtraum ist das zwischen 1994 und 1998<br />

entstandene, nördlich des Wohngebiets gelegene Einkaufszentrum Stern-Center. Die Heterogenität in der<br />

Nutzungs- und Bebauungsstruktur des Stadtteils und seines Umfelds wird durch den angrenzenden, im<br />

letzten Jahr fertiggestellten Möbelmarkt noch verstärkt.<br />

3


1.1.3. Siedlungsstruktur und Wohnen<br />

<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Das ca. 40 ha große Stadtquartier ist durch fünfgeschos-<br />

sige, <strong>zum</strong>eist mäanderförmige Wohnzeilen gekennzeichnet,<br />

deren Innenhöfe in das fußläufige Wegekonzept des ge-<br />

samten Wohngebietes eingebunden sind. Über die zentrale<br />

Erschließungsachse der Konrad-Wolf-Allee mit Fahrbahnen,<br />

Stellplätzen und Straßenbahntrasse erfolgt eine deutliche<br />

Zäsur in zwei Siedlungsteilgebiete. In den Randbereichen<br />

befinden sich die Einrichtungen der sozialen Infrastruktur<br />

(u.a. Grundschule, Gymnasium, Seniorenzentrum/Ärzte-<br />

haus, 3 Kitas) sowie die Versorgungseinrichtungen mit<br />

einem wenig genutzten Marktplatz (Ernst-Busch-Platz).<br />

In <strong>Drewitz</strong> leben heute ca. 5.900 Einwohner in etwa 2.900 Wohneinheiten. Die Wohngebäude (bis auf<br />

wenige Ausnahmen Mietwohnungen) sind komplett im WBS 70 errichtet und bieten aufgrund der Gleichartigkeit<br />

wenig Identifikationsmöglichkeiten. Die Mieten sind im Vergleich zu anderen Stadtteilen relativ<br />

niedrig. Der Wohnungsleerstand bewegt sich derzeit um 1%.<br />

1.1.4. Freiraumstruktur<br />

Wesentliche Elemente der Freiraumstruktur des Stadtteils sind die großen Wohnhöfe, mit <strong>zum</strong>eist geringer<br />

Qualität und eingeschränkter Nutzbarkeit (Ausnahme ist der Modellhof Robert-Baberske-Straße).<br />

<strong>Drewitz</strong> besitzt einen hohen Anteil an Freiräumen, die teilweise im letzten Jahrzehnt umgestaltet und aufgewertet<br />

wurden (z.B. Fußgängerpromenade „Die Rolle“, Ernst-Busch-Platz). Von besonderer Bedeutung<br />

ist die unmittelbare Randlage <strong>zum</strong> waldartigen Landschaftsraum der Parforceheide mit seinen Angeboten<br />

für Freizeit und Naherholung.<br />

1.1.5. Verkehr<br />

Über die Konrad-Wolf-Allee als „Stadtteil-Magistrale“ erfolgt die Anbindung des Wohngebiets an das übergeordnete<br />

Straßennetz (Nuthestraße, BAB A 115). Der überdimensionierte Straßenraum mit mehrfacher<br />

Barrierewirkung (Fahrbahn, Stellplätze, Tramtrasse) zerschneidet das Wohngebiet und führt zu erheblichen<br />

Immissionsbelastungen. Die Konrad-Wolf-Allee besitzt eine Vernetzungsfunktion für den Durchgangsverkehr,<br />

die aufgrund des ansonsten vorhandenen Straßennetzes nicht erforderlich ist.<br />

Über ein orthogonales Raster von Wohnstraßen erfolgt die Erschließung der einzelnen Teilräume des<br />

Stadtteils. Wohnstiche, die z.T. in die Blockbereiche hineinführen, dienen fast ausschließlich der Stellplatzunterbringung.<br />

Als bedeutender historischer Straßenraum verfügt die Sternstraße über eine ortsbildprägende<br />

Baumallee.<br />

Mit mehreren Bus- und Straßenbahnlinien in der Konrad-Wolf-Allee bzw. der Sternstraße ist der Stadtteil<br />

sehr gut an das ÖPNV-Netz angebunden. Defizite bestehen im südöstlichen Teilbereich mit seinen Schulund<br />

Kitastandorten, die derzeit über keine unmittelbaren ÖPNV-Haltepunkte verfügen.<br />

Das aktuelle Zielnetz des Radverkehrskonzepts führt die Hauptroute 1. Stufe (HR 1) entlang der Konrad-<br />

Wolf-Allee. Über Nebenstraßen bestehen Verbindungen zu Nebenrouten in die Parforceheide bzw. dem<br />

Stadtteil Am Stern und zu der übergeordnete Stadtachse „Am Stern – <strong>Drewitz</strong>“.<br />

4


1.1.6. Einzelhandel und Versorgung<br />

<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Aufgrund der (fußläufigen) Nähe zu den Einzelhandels-, Dienstleistungs- und Versorgungsschwerpunkten<br />

Stern-Center und Havel-Nuthe-Center ist das Stadtgebiet sehr gut mit Einkaufs- und Serviceinrichtungen<br />

versorgt. Die Weiterführung des REWE-Marktes mit der angrenzenden Wohngebietsgaststätte im Süden<br />

des Stadtteils an der Slatan-Dudow-Straße ist derzeit nicht gesichert.<br />

1.1.7. Demographie und sozialräumliche Situation<br />

Der Stadtteil <strong>Drewitz</strong> verfügt über eine relativ junge Bewohnerschaft (27% jünger als 29 Jahre). Bei fast<br />

einem Drittel der Haushalte handelt es sich um Familien. Mit abnehmender Tendenz sind die Altersgrup-<br />

pen zwischen 30 und 39 Jahren bzw. über 60 in <strong>Drewitz</strong> zu Hause. Der Anteil der sozial und finanziell<br />

eher schwachen Bewohnerschaft wächst. Ein großer Anteil von Haushalten ist Empfänger von Transferlei-<br />

stungen bei gleichzeitig hoher Beschäftigungsrate (z.B. Alleinerziehende und Haushalte, in denen nur ein<br />

Erwachsener arbeitet).<br />

Tendenziell lässt sich feststellen, dass die Haushalte in <strong>Drewitz</strong> kleiner, jünger und einkommensschwä-<br />

cher werden (siehe wohnungswirtschaftliches Konzept). Die Identifizierung mit dem Stadtteil ist gering.<br />

Mit einem Gymnasium, einer Grundschule und 3 Kitas verfügt <strong>Drewitz</strong> auch über Einrichtungen mit über-<br />

örtlicher Funktion. Unzureichend ist die Ausstattung mit Beratungsangeboten und differenzierten so-<br />

zialen Einrichtungen. Es fehlt an Möglichkeiten, sich zu treffen oder Nachbarschaften zu pflegen.<br />

Unmittelbar nördöstlich des Havel-Nuthe-Centers befinden sich diverse Einrichtungen für Seniorenwoh-<br />

nen und -Pflege.<br />

Arche christliches<br />

Kinder und<br />

Jugendwerk<br />

Kita „Benjamin<br />

Blümchen“<br />

+ Kinderclub<br />

Oskar-Meßter-Straße<br />

Grundschule<br />

Am Priesterweg<br />

Nuthestraße<br />

Einkaufszentrum<br />

STERN-CENTER<br />

Sternstraße<br />

E.-von-Winterstein-Str.<br />

Robert-Baberske-Straße Slatan-Dudow-Straße<br />

Konrad-Wolf-Allee<br />

Seniorenzentrum<br />

Kita „Storchennest“<br />

Montessorikita<br />

Ernst-Busch-<br />

Platz<br />

Wolfgang-Staudte-Straße<br />

5<br />

Hotel<br />

Havel-Nuthe-<br />

Center<br />

Fritz-Lang-Straße<br />

Parforceheide<br />

Kita „Märchenland“<br />

Schiller Gymnasium<br />

BAB - A 115<br />

Bestand<br />

Postdam - <strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong>


1.2. Stärken und Schwächen des Stadtteils<br />

<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Im Spannungsfeld einer integrativen Herangehensweise mit sechs Themenfeldern und der schwerpunkt-<br />

mäßigen Betrachtung energetischer und wohnungswirtschaftlicher Determinanten der Gebietsentwick-<br />

lung, besitzt die Darstellung der Rahmenbedingungen für das Stadtteilentwicklungskonzept eine gewisse<br />

„Klammer-Funktion“. Um jedoch im vorgegebenen Umfang die konzeptbestimmenden Essentials – also<br />

vor allem die Qualitäten sowie die Risiken und Schwächen – für Städtebau und Freiraumgestaltung darzu-<br />

stellen, ist eine gewisse zusammenfassende Kompaktheit erforderlich. Spezifische Rahmenbedingungen<br />

der einzelnen Themenfelder werden überwiegend in den jeweiligen Kapiteln dargestellt.<br />

Stärken<br />

Gemeinsam mit Stern und Kirchsteigfeld ein nahezu selbstständiger<br />

Stadtteil mit ca. 30.000 EW,<br />

gute Ausstattung an sozialen Einrichtungen (Kitas, Schulen,<br />

Seniorenwohnanlage und Pflegeheim),<br />

gute Ausstattung an Versorgungseinrichtungen (Havel-Nuthe-<br />

Center, Stern-Center),<br />

Neubaupotenziale vorhanden,<br />

Konzepte auf der Grundlage von regelmäßigen Sommercamps<br />

(Architektur/Städtebau) und Masterplanverfahren 2006<br />

Stärken<br />

hohe Quantität an Freiräumen im Wohnumfeld und Straßenraum,<br />

gutes Angebot an Spielplätzen für ältere Kinder und Jugendliche,<br />

Schulsportanlagen auch für öffentliche Nutzung zur Verfügung,<br />

Modellhof mit exemplarischer Freiraumgestaltung,<br />

Nachbarschaft zu übergeordneten Grün- und Freiflächen, Naherholungsbereichen:<br />

Waldflächen und Parforceheide<br />

Stadtteil / Wohnsiedlung<br />

Freiraum<br />

Schwächen<br />

periphere Lage im Südosten Potsdams (Entfernung Innenstadt),<br />

gleichförmige Wohngebäude des gleichen Typs (WBS 70) mit<br />

wenig Identifikationsmöglichkeiten,<br />

geöffnete Hofstrukturen (Mäander) erschweren Orientierung<br />

und Zuordnung (innen – außen),<br />

sozialer Abwärtstrend mit Imageverschlechterung,<br />

fehlendes bürgerschaftliches Engagement,<br />

wenig soziale Beratungsangebote<br />

Schwächen<br />

geringe Qualität und Nutzbarkeit der verfügbaren Hofräume,<br />

zahlreiche Abstandsgrünflächen, Stellplatzanlagen usw.,<br />

mangelnde Privatsphäre und Rückzugsmöglichkeiten,<br />

keine klare Definition und Trennung von öffentlichen und<br />

privaten Freiflächen (keine soziale Kontrolle möglich, Folge:<br />

erhöhter Vandalismus),<br />

Fehlen einer wohngebietsbezogenen öffentlichen Grünanlage<br />

sowie generationenübergreifender Angebote im öffentlichen<br />

Raum,<br />

teilweise erhebliche Mängel in der Unterhaltung und Pflege,<br />

klimatisch wirksame Vegetationsbestände kaum vorhanden<br />

Umwelt- und Immissionssituation<br />

Stärken<br />

Schwächen<br />

zentrale Hauptversorgung Fernwärme Stadtwerke (EWP) mit Wärmeverluste der Fernwärme-Leitungen,<br />

KWK (hoher Ausnutzungsgrad),<br />

Keine/geringe Dämmung/Verluste bei Kellerdecken, Dächern,<br />

relativ gute Dämmwerte der Fassaden WBS 70<br />

Fenster,<br />

fehlende wirksame Gehölzbestände und Freiflächen,<br />

Immissionsbelastung in Randbereichen zu Nuthestraße, BAB<br />

und Konrad-Wolf-Straße<br />

Stärken<br />

Demografie / soziale Situation<br />

Schwächen<br />

relativ junge Bewohnerschaft: 27% < 29 Jahre,<br />

abnehmende Gruppen: 30 bis 39 Jahre und ≥ 60 Jahre,<br />

zunehmender Zuzug aus anderen Großsiedlungen,<br />

derzeit Auszug der älteren Mieter,<br />

hoher Anteil von Familien (32% der Haushalte mit > 2 Per- teilweise sozial und finanziell schwache Bewohnerschaft,<br />

sonen)<br />

hoher Anteil von Haushalten als Empfänger von Transferleistungen,<br />

aber gleichzeitig hohe Beschäftigungsrate<br />

6


<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Wohnungswirtschaftliche Situation<br />

Stärken<br />

Schwächen<br />

preisgünstige Wohnungen im unsanierten Wohnungsbestand, Modernisierungsstau bzw. -nachholbedarf,<br />

gutes Preis-Leistungs-Verhältnis aus Mietersicht,<br />

geringe Mieterlöse und Instandhaltungsreserven,<br />

geringer Leerstand,<br />

wenig Motivation zur Sanierung der Wohngebäude da geringer<br />

großes Potenzial zur zielgruppen- und bedarfsorientierten Leerstand,<br />

Bereitstellung neuer Wohnangebote,<br />

zu wenig Leerstandsreserve für Umsetzungen bei Sanierungs-<br />

gutes Angebot für Familien: 59% der WE mit > 3 Zimmer, maßnahmen,<br />

niveaugleiche Hauseingänge der Bebauung entlang der ausschließlich Mietwohnungsbestand,<br />

südöstlichen Konrad-Wolf-Allee mit guter Eignung für barriere- zu wenig differenziertes Wohnungsangebot<br />

freies bzw. -armes Wohnen,<br />

Mehrzahl der Eigentümer Mitglieder im Arbeitskreis Stadt-<br />

Spuren (Zusammenschluss der sozialen Wohnungsunternehmen<br />

der Stadt Potsdam seit 1997, u.a. bei der Stadtteilentwicklung<br />

gemeinschaftlich und abgestimmt aktiv),<br />

mehr als 50% der Wohnungen im kommunalen Eigentum<br />

Stärken<br />

gute ÖPNV-Anbindung<br />

- Straßenbahn: Konrad-Wolf-Allee<br />

- Bus: Sternstraße, Gerlachstraße,<br />

gute Anbindung an das übergeordneten Straßennetz (Nuthestraße,<br />

BAB A 115),<br />

Hauptroute 1. Stufe (HR 1) des Radverkehrskonzepts der<br />

Stadt Potsdam entlang der Konrad-Wolf-Allee,<br />

Anbindung an die Stadtachse Am Stern - <strong>Drewitz</strong><br />

Verkehr<br />

Schwächen<br />

Zerschneidung des Wohngebietes durch den überdimensionierten<br />

Straßenraum und mehrfache Barrierewirkung der<br />

Konrad-Wolf-Allee (Stellplätze, Straße, Straßenbahntrasse),<br />

gesicherte Kreuzungsmöglichkeit an lediglich zwei Stellen,<br />

große Entfernung zu Haltestellen im südöstliche Teilbereich,<br />

kaum Barrierefreiheit im Straßenraum,<br />

Stellplätze teilweise im Bereich der Wohnhöfe,<br />

Durchgangsverkehr Konrad-Wolf-Allee mit entsprechenden<br />

Lärm- und Abgasemissionen<br />

7


<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

2. Konzeptentwicklung, Leitbild und Ziele<br />

2.1. Bisher vorliegende Konzepte<br />

2.1.1. Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept – Masterplan Stern_<strong>Drewitz</strong>_Kirchsteigfeld<br />

Im Zuge eines intensiven Moderations- und Abstimmungsprozesses wurde in den Jahren 2005/2006<br />

eine integrierte Stadtentwicklungsplanung im Rahmen einer von der Stadtverwaltung beauftragten Ma-<br />

sterplanung für den Potsdamer Südosten (Stern-<strong>Drewitz</strong>-Kirchsteigfeld) erstellt. Auf der Grundlage des<br />

von der Wohnungswirtschaft übernommenen Leitsatzes der „<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong>“ werden wesentliche<br />

Kernaussagen getätigt:<br />

Wohnen: kurz- und mittelfristige, nachfrage- und zielgruppenorientierte strukturelle Anpassung sowie<br />

Schaffung neuer Wohnangebote (Mischung von Altersgruppen, Haushaltsformen und Wohnformen)<br />

Soziale Infrastruktur: Alternative Kultur- und Dienstleistungsangebote schaffen<br />

Wirtschaft und Gewerbe: Profilierung Stadtteilzentrum <strong>Drewitz</strong> (Havel-Nuthe-Center)<br />

Freiraum und Erholung: nachhaltige Steigerung der Qualität und der Nutzbarkeit der Freiräume durch Um-<br />

gestaltung; Rückbau überdimensionierter Verkehrsflächen; Verknüpfung mit dem Landschaftsraum und<br />

Qualifizierung der Wohnhöfe<br />

Verkehrliche Vernetzung: Umbau der Konrad-Wolf-Allee, Stärkung der Angebote von Bus und Bahn sowie<br />

Erhöhung des Komforts für Fußgänger und Radfahrer; fahrradfreundliche Gestaltung der Wegeverbin-<br />

dungen „Stadtachse Stern-<strong>Drewitz</strong>“ und „Grünes Freizeitband“<br />

Im Integrierten Stadtentwicklungskonzept der Stadt Potsdam (INSEK) sind die Entwicklung von <strong>Drewitz</strong><br />

und einzelne Projekte als eine vorrangige Aufgabe beschrieben.<br />

2.1.2. Sommercamps<br />

Im vorab dargestellten Masterplan Stern_<strong>Drewitz</strong>_Kirchsteigfeld wird die umfassende Weiterentwicklung<br />

der Großsiedlung zur „<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong>“ vorgeschlagen. Teilaspekte dieser Entwicklung wurden in<br />

zwei Internationalen Sommercamps (2007 und 2008) vertieft.<br />

Insbesondere in 2008 wurden Ansätze und Forderungen nach einer baulichen Verdichtung des Wohnge-<br />

bietes weiter entwickelt. Ein Zuzug wirtschaftlich stärkerer Bewohnergruppen soll so ohne Verdrängung<br />

der heutigen Bewohner erreicht werden, bei gleichzeitiger städtebaulicher Aufwertung. Die Verdichtung<br />

soll vor allem durch die Schließung und Ergänzung der Wohnhöfe erfolgen. Insgesamt sechs interdiszipli-<br />

när besetzte Teams entwickelten sehr differenzierte Vorschläge.<br />

2.1.3. Teilplanungen<br />

Anknüpfend an den Masterplan Stern_<strong>Drewitz</strong>_Kirchsteigfeld werden Detailkonzepte erarbeitet. Die Pla-<br />

nung „Grünes Freizeitband“ befasst sich mit der Entwicklung der Parforceheide als Naherholungsgebiet,<br />

die Planung „Stadtachse Stern-<strong>Drewitz</strong>“ mit der Stärkung der Wegeverbindungen zwischen den Stadttei-<br />

len <strong>Drewitz</strong> und Stern.<br />

8


2.2. Leitbild und Ziele<br />

<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Die <strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong> ist zukunftsfähig. In Zeiten von Wohnungsknappheit und Nachfrage in Potsdam<br />

bietet sich hier die Chance zur Entwicklung eines dichten, durchmischten, durchgrünten und energieeffizi-<br />

enten urbanen Stadtteils. Vorhandene Grün- und Freiflächen werden qualifiziert, Wohnbereiche verdichtet<br />

und städtbaulich arrondiert, Partizipation und Prozesse moderiert und die energetischen Rahmenbedin-<br />

gungen der Gebäude und Netze im Sinne einer umfassenden CO 2 -Reduktion modernisiert.<br />

Stadt, Stadtwerke und Wohnungswirtschaft arbeiten trotz vorhandener Zielkonflikte zusammen. Die sozi-<br />

ale Wohnungswirtschaft der Stadt Potsdam verfügt mit dem Arbeitskreis Stadtspuren über ein Gremium,<br />

das sich bereits in Prozessen der Stadtteilentwicklung (u.a. Schlaatz, Zentrum Ost) bewährt hat. Alle<br />

Beteiligten sind sich der Handlungserfordernisse bewusst: Der soziale Negativtrend des Stadtteils und<br />

seine Stigmatisierung, einhergehend mit dem Imageverlust, sind aufzuhalten. Neue Wohnungsangebote<br />

tragen dazu bei, sozial stabilisierende Bevölkerungsgruppen, insbesondere Familien mit Kindern, ein-<br />

kommensgesicherte Senioren und Starterhaushalte anzuziehen. Strategie und Leitbild sind langjährig<br />

intensiv abgestimmt worden. Die globalen Erfordernisse von Klimaschutz und Klimaanpassung werden in<br />

Einklang gebracht mit den sozialen Erfordernissen von Mieterschutz und städtebaulicher Anpassung.<br />

Als wesentliche Leitsätze und Zielvorgaben einer Entwicklung zur <strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong> sind festzuhalten:<br />

4 Entwicklung neuer Qualitäten im Städtebau durch eine zielgruppen- und bedarfsorientierte Bereitstel-<br />

lung neuer Wohnhaustypologien im ganzen Stadtteil,<br />

4 Sicherung einer neuen Durchmischung der Wohnbevölkerung durch Diversifizierung des bestehenden<br />

und neu entstehenden Wohnungsangebots,<br />

4 Umsetzung ambitionierter energetischer Standards der CO 2 -Reduktion in der Sanierung und im Neu-<br />

bau unter Einsatz regenerativer Energien und im Zuge modellhafter Implementierung dezentraler Netze,<br />

4 Schaffung neuer Qualitäten in der Freiraumgestaltung und -bereitstellung durch den Umbau über-<br />

dimensionierter verkehrlicher Transiträume zu multifunktionalen Parkflächen,<br />

4 Entwicklung einer differenzierten Hierarchie von „Gärten“ zwischen ganz öffentlich bis ganz privat,<br />

4 Erstellung kurzer, barrierefreier und attraktiver Fuß- und Radwegverbindungen zu allen Versorgungs-<br />

schwerpunkten und allen ÖPNV-Haltestellen des Stadtteils,<br />

4 Einbeziehung aller Bewohnern und aller relevanten Akteure in den zukünftigen Umgestaltungsprozess,<br />

4 Sammlung von Erfahrungen für die energetische Sanierung anderer Stadtteile (Vorbildwirkung).<br />

2.3. Konzept Städtebau<br />

Das städtebauliche Konzept (siehe nachfolgende Abbildung bzw. Plan 2), mit einer schwerpunktmäßigen<br />

Darstellung von Neubau- und Umbaumaßnahmen, zeigt die Abstimmungsergebnisse <strong>zum</strong> Transformati-<br />

onsprozess der <strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong>. Als eine verräumlichte „Klammer“ dokumentiert das Konzept eine<br />

mittel- bis langfristige Entwicklungsstrategie für den Stadtteil bis ca. 2025, die flexibel und robust genug<br />

ist, notwendige Spielräume zu sichern. Gleichzeitig bildet es den Rahmen für kurz- bis mittelfristig zu<br />

realisierende investive Maßnahmen der beteiligten Wohnungseigentümer und weiterer Akteure. Diese<br />

sind <strong>zum</strong> Teil detailliert in den nachfolgenden Konzepten zur Freiraumgestaltung und insbesondere beim<br />

Wohnungswirtschaftlichem Konzept und beim Umsetzungskonzept dargestellt.<br />

9


<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Der städtebauliche Transformationsprozess wird insbesondere durch drei Konzeptbausteine angestoßen<br />

und von ihnen getragen:<br />

4 Herausnahme des überdimensionierten und trennenden Verkehrsraumes der Konrad-Wolf-Allee in<br />

zentraler Lage<br />

4 Entwicklung eines Stadtteilparks auf der ehem. Verkehrstrasse und Ergänzung zu einem „Grünen<br />

Kreuz“ zur Intensivierung von internen und externen Verflechtungsbeziehungen sowie zur Gliederung<br />

des Stadtteils<br />

4 Neustrukturierung der indifferenten Wohn-Mäander zu Blöcken mit klaren Innen- und Außenräumen.<br />

NEUBAU - TOWN HOUSES<br />

+ WOHNEIGENTUM<br />

Einkaufszentrum<br />

STERN- CENTER<br />

Aus städtebaulicher und baulicher Sicht bilden die Handlungsbereiche „Abriss“, „Neubau“ und „Aufsto-<br />

ckung“ die Maßnahmenschwerpunkte des vorliegenden Konzepts. Eine arrondierende Bebauung auf grö-<br />

ßeren Potenzialflächen für eigentumsbezogenen Wohnungsneubau ist auf der südöstlichen Straßenseite<br />

der Sternstraße, auf den Flächen nordöstlich der Slatan-Dudow-Straße sowie im Bereich des heutigen<br />

Ernst-Busch-Platzes vorgesehen. Dort kann ein wichtiger <strong>Beitrag</strong> zu einem energieeffizienten Wohnungs-<br />

bau für neue Zielgruppen im Stadtteil geschaffen werden. Auf der Grundlage des wohnungswirtschaft-<br />

lichen Konzeptes und des Energieeffizienzkonzeptes ist insgesamt beabsichtigt, von den 946 Wohnungen<br />

insgesamt 40% gemäß EnEV-Standard 2009, 40% gemäß Niedrigenergiestandard sowie 20% gemäß<br />

Passivhausstandard errichten zu lassen.<br />

IV<br />

Kita<br />

„STADTTEILSCHULE“<br />

IV<br />

V<br />

V<br />

IV<br />

V<br />

VI VI<br />

VI<br />

NEUBAU - BLOCKRANDBEBAUUNG<br />

+ WOHNEIGENTUM<br />

10<br />

V<br />

IV<br />

VI<br />

VI<br />

V<br />

V<br />

Seniorenzentrum<br />

Betreutes Wohnen<br />

Hotel<br />

VI<br />

V<br />

V<br />

VI VI VI<br />

Kita<br />

VI<br />

V<br />

V<br />

V<br />

Havel-<br />

Nuthe-<br />

Center<br />

V<br />

Städtebauliches Konzept<br />

Schaukraftwerk<br />

V<br />

VI<br />

VI<br />

VI<br />

Kita und Schule<br />

BLOCKRANDSCHLIESSUNGEN<br />

+ AUFSTOCKUNGEN<br />

Postdam - <strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong>


2.3.1. Konzept Abriss<br />

<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Zur Sicherung von stadtteilbezogenen wie auch gebietsübergreifenden Vernetzungen zwischen dem<br />

Stern-Center und dem südöstlichen Teilbereich des Wohngebiets sind für die Schaffung von ausreichend<br />

2.3.2. Konzept Neubau<br />

dimensionierten öffentlichen Wegeverbindungen kleintei-<br />

lige Abrissmaßnahmen vorgesehen. Diese beschränken<br />

sich weitgehend auf die Häuserzeile zwischen der „Rolle“<br />

und der Konrad-Wolf-Allee.<br />

Der südliche Versorgungsstandort mit dem REWE-Markt,<br />

einer gastronomischen Einrichtung und großen, zusam-<br />

menhängenden Stellplatzanlagen wird perspektivisch<br />

aufgegeben und zurückgebaut. Hier entsteht eine groß-<br />

flächige Potenzialfläche für Maßnahmen des Wohnungs-<br />

neubaus. Von den geplanten Abrissen sind insgesamt 50<br />

Wohneinheiten betroffen.<br />

Die nachfolgende Abbildung verdeutlicht die geplanten Neubaumaßnahmen im Wohnungsbau mit einem<br />

Umfang von 946 WE. Wie bereits vorab kurz dargestellt, gibt es für den Wohnungsneubau insgesamt drei<br />

Schwerpunktbereiche:<br />

Eigentumsbezogener Wohnungsneubau entlang der südöstlichen Straßenseite der Sternstraße. Hier ist<br />

beabsichtigt, durch die Errichtung von bis zu 4-geschossigen Townhouses einen städtebaulichen Über-<br />

gang zwischen den beiden Wohnhaustypologien (Geschoßwohnungsbau und Einfamilienhäuser) entlang<br />

der Sternstraße zu entwickeln. Aufgrund der Randlage <strong>zum</strong> Stern-Center und der Lage an der historischen<br />

Sternstraße besitzen diese Flächen eine hohe Lagegunst. Die Baumaßnahme ist im Zeitraum 2012-<br />

2013 vorgesehen.<br />

Eigentumsbezogener Wohnungsneubau auf den Flächen nordöstlich der Slatan-Dudow-Straße. Durch die<br />

Errichtung von bis zu 5-geschossigen Wohnungsbauten erfolgt eine städtebaulichen Komplettierung der<br />

Siedlung. Aus der Randlage zu großen, zusammenhängenden Grün- und Freiflächen sowie zu Gemeinbe-<br />

darfseinrichtungen resultiert eine hohe Lagegunst für familiengerechte Wohnformen. Die Baumaßnahme<br />

ist im Zeitraum 2014 – 2015 vorgesehen. Die derzeit gewerblich genutzten Teilflächen befinden sich in<br />

Privatbesitz.<br />

Arrondierender, eigentumsbezogener Wohnungsneubau<br />

auf den Flächen des Ernst-Busch-Platzes. Die aktuelle<br />

Gestaltung und Lage des Platzes führt dazu, dass dieser<br />

Bereich nicht von den <strong>Drewitz</strong>ern angenommen wird. Mit<br />

der Entwicklung des zentralen Ernst-Busch-Parkes wird der<br />

Standort durch die unmittelbare Zuordnung zu der Grün-<br />

fläche noch problematischer. Vor diesem Hintergrund ist<br />

eine perspektivische Überbauung ab dem Jahr 2016 vor-<br />

gesehen.<br />

Zu einer Komplettierung der bislang offenen Hofbereiche<br />

werden Blöcke geschlossen. Mit der Entwicklung dieser<br />

11


<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Wohnblöcke sollen deutliche Identifikationsmerkmale geschaffen und die Aneignung durch die Bewohner<br />

erleichtert werden. Im Zusammenhang mit diesen Neubaumaßnahmen ist die Errichtung von ca. 20.450<br />

m 2 BGF Wohnfläche vorgesehen. Die Umsetzung der Maßnahmen ist überwiegend erst ab 2016 beab-<br />

sichtigt.<br />

2.3.3. Konzept Aufstockung<br />

Durch die Aufstockung einer Reihe von Wohngebäuden<br />

entlang des „Grünen Kreuzes“ erfolgt eine städtebauliche<br />

Akzentuierung dieses zentralen öffenlichen Freiraums des<br />

Wohngebietes. Derzeit ist ein eingeschossiger Aufbau auf<br />

den nachfolgend dargestellten Dächern beabsichtigt. Die<br />

Maßnahmen, die zeitlich gestuft schon ab dem nächsten<br />

Jahr beginnen sollen, werden mindestens nach dem EnEV<br />

2009-Standard durchgeführt, wenn möglich höherwertig.<br />

2.3.4. Wohngebietseingänge<br />

Mit dem geplanten Rückbau der Konrad-Wolf-Allee und der resultierenden frühzeitigen Verteilung des<br />

Ziel- und Quellverkehrs in das Wohngebiet erfahren die beiden Eingangsbereiche in den Stadtteil eine be-<br />

sondere Bedeutung. Der Übergang zwischen dem Verkehrsraum und dem neuen Park wird entsprechend<br />

attraktiv gestaltet werden.<br />

Zur städtebaulichen Betonung und zur Setzung von Imageträgern für die neue <strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong> ist die<br />

Errichtung eines sog. Schaukraftwerks als gläserne Energiezentrale nördlich des Havel-Nuthe-Centers<br />

vorgesehen. Hier werden Aspekte der Energieerzeugung auf der Basis erneuerbarer Rohstoffe (Rapsöl)<br />

und der Distribution den interessierten Bewohnern und vor allem den Schülerinnen und Schülern de-<br />

monstriert. Die Anlage setzt ein Zeichen für die Energiewende im Stadtteil und positioniert sich an einem<br />

gut einsehbaren Ort.<br />

Mit der Entwicklung der Grundschule Am Priesterweg <strong>zum</strong> Bürgerzentrum soll eine gestalterische Auf-<br />

wertung des südlichen Zuganges in das Wohngebiet erfolgen. Mit den beiden dargestellten Maßnahmen<br />

können zwei bedeutende Zukunftsfelder (Klimaschutz und Bildung) die Positionierung der <strong>Gartenstadt</strong><br />

mit Ausstrahleffekten auch im Stadtraum ablesbar machen.<br />

2.3.5. Versorgungsstandort Havel Nuthe-Center<br />

Zur Sicherung der Versorgungsfunktion mit Einzelhandels- und Dienstleistungsangeboten innerhalb des<br />

Stadtteils ist der Standort des Havel-Nuthe-Centers weiter zu qualifizieren. Hier sollten kurzfristige Auf-<br />

wertungsmaßnahmen umgesetzt werden, die die Aufenthalts- und Gestaltqualität verbessern. Zur An-<br />

gebotskonsolidierung sind Abstimmungen mit dem Eigentümer und den Gewerbetreibenen zu führen.<br />

Aufgrund der stadtteilbezogenen Bedeutung und der Ausstrahlungseffekte (Orientierung) ist der Bereich<br />

mit Priorität zu behandeln. Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz sollten umgesetzt werden.<br />

2.3.6. Grundschule „Am Priesterweg“ – Stadtteilschule und Bürgerzentrum<br />

Gerade in den letzten drei Jahren ist – parallel zur Verstärkung von Segregationstendenzen im Stadtteil<br />

– sichtbar geworden, dass es in <strong>Drewitz</strong> an sozialen Beratungsangeboten, an Treffmöglichkeiten und Bil-<br />

dungsangeboten für Erwachsene fehlt. Mit der Umprofilierung der Grundschule Am Priesterweg zu einer<br />

Stadtteilschule als Bürger- und Stadtteilzentrum soll dem begegnet werden.<br />

12


2.4. Konzept Grün- und Freiflächen<br />

2.4.1. Leitbild<br />

<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Wie bereits eingangs beschrieben, ist die energetische Sanierung des Außenraums für uns integraler Be-<br />

standteil der energetischen Sanierung einer Großwohnsiedlung. Stichworte sind „Stadt der kurzen Wege“<br />

und der ressourcenschonende, umweltfreundliche Umgang mit dem umgebenden Raum und dem Grund<br />

und Boden.<br />

‚<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong>’ ist nicht nur ein Name, die ‚<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong>’ erlebt man. Ihr Erscheinungsbild<br />

transportiert die Idee und prägt das Gebiet. Es geht nicht nur um Grün, sondern auch um seine sozialen<br />

Aufgaben und Funktionen. Die geplante intensive Durchgrünung wird von erheblicher stadtklimatischer<br />

Wirkung sein. So entstehen Synergieeffekte, die die Effektivität der energetischen Gebäudesanierung<br />

noch steigern.<br />

2.4.2. Grundlagen<br />

Der soziale und demographische Wandel in <strong>Drewitz</strong> führt zu einem wachsenden Nutzungsdruck, dem die<br />

‚Unnutzbarkeit’ eines Großteils der vorhandenen Freiräume im Gebiet gegenüber steht. Eine längere täg-<br />

liche Verweildauer im Wohngebiet lässt eine intensivere Inanspruchnahme der Freiräume erwarten. Dabei<br />

ist zu berücksichtigen, dass die Ansprüche und Möglichkeiten der verschiedenen Gruppen wie Senioren,<br />

Familien und Kinder, sozial Schwache usw. differieren und auch konkurrieren. Dies erfordert eine differen-<br />

zierte Qualifizierung des Freiraums in nutzbare Freiräume.<br />

Als entscheidende Voraussetzung für die Realisierung des Konzeptes sehen wir die städtebauliche Neu-<br />

ordnung des Gebietes.<br />

13


<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Mit der Konversion der Konrad-Wolf-Allee in den Konrad-Wolf-Park entsteht ein zentraler Stadtteilpark als<br />

Naherholungsgebiet. Bisher in den öffentlich zugänglichen Höfen verortete öffentliche Freiraumfunkti-<br />

onen werden in den öffentlichen Raum verlagert, wo sie richtig sind.<br />

Die Entlastung der Wohnhöfe und die Neuordnung der Wegebeziehungen gestatten zukünftig die individu-<br />

elle, geschützte, private Nutzung der Höfe durch die Anwohner.<br />

Die großzügige Gestaltung des grünen Wegekreuzes erlaubt die Aufwertung des Straßenraums durch<br />

nutzbare halböffentliche Bereiche im Übergang zwischen Bebauung und Straßenland.<br />

Bei der Entwicklung des Außenraums stehen folgende Ziele gleichberechtigt nebeneinander:<br />

4 Imageverbesserung und Identitätsbildung im Quartier,<br />

4 Erlebbarkeit, Nutzbarkeit und Vielfalt an Verwendungsmöglichkeiten,<br />

4 Verbesserung der klimatischen und ökologischen Situation.<br />

2.4.3. Konrad-Wolf-Park – Generationenpark und Grüne Achse Ost-West<br />

Heute Straße – morgen Park. Rund 2,5 ha Fahrbahn aus Asphalt sollen entsiegelt werden. Wo heute<br />

noch Autos rollen, soll ein qualitativ hochwertiger, für alle Altersgruppen nutzbarer Stadtteilpark (Achse<br />

Nord-Süd) entstehen. Nicht nur das Image des Quartiers soll entscheidend verbessert werden, auch die<br />

ökologische und klimatische Situation soll entscheidend profitieren. Bäume schützen die Bebauung im<br />

Sommer vor Überhitzung und lassen sie im Winter windschützend und dadurch wärmend wirken. Regen<br />

sickert in den Untergrund, Lärm- und Schadstoffemission werden gemindert. Die Wohnbebauung an der<br />

heutigen Konrad-Wolf-Allee wird zu einer bevorzugten Wohnlage direkt am Park. Die bisher unbeliebteste<br />

Wohnlage wird eine der ‚besten Adressen’ im Gebiet.<br />

14


<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Der Konrad-Wolf-Park ist das grüne Herz des Stadtteils. Er ist Grünverbindung und wohngebietsbezogene<br />

Naherholungsfläche mit entsprechenden Angeboten in Einem. Auf Fuß- und Radwegen im Grünen lassen<br />

sich alle für die Bewohner wichtigen Einrichtungen (Schule, Kita, Einzelhandel, Ärzte, Spielplätze, Freizeit-<br />

angebote) bequem, sicher und weitestgehend barrierefrei erreichen.<br />

Zusammen mit der ‚Grünen Achse Ost-West’, die den Konrad-Wolf-Park im Zentrum quert, wird das zwei-<br />

achsige System ‚Grünes Kreuz’ gebildet. So wird sämtlichen Anwohnern ermöglicht, sich weitestgehend<br />

zu Fuß oder per Rad, ohne Konkurrenz zu PKWs bewegen.<br />

Arbeitsschritte:<br />

4 Entsiegelung der überdimensionierten Konrad-Wolf-Allee und weitgehender Rückbau der Fahrtrassen.<br />

Integration der Straßenbahntrasse in die Grünanlage mittels grünem Gleisbett.<br />

4 Andienungsstraßen für Feuerwehr, Anlieferung, Parken u.a.m. für die an den Parkrand angrenzende<br />

Bebauung werden als Bestandteil der Parkkonzeption qualitätvoll und übersichtlich gestaltet.<br />

4 Einordnung erlebbarer ‚Orte’ als Identifikations- und Treffpunkte für alle sozialen Gruppen und alle<br />

Generationen (generationenübergreifende Spiel- und Sportangebote, Promenade, Bolzplatz, Boule,<br />

Kaffeepavillon, Festplatz usw.). Deren Verortung erfolgt so, dass Konfliktsituationen zwischen<br />

‚ruhigen’ und ‚lauten’ Nutzungen vermieden werden.<br />

4 Am Kreuzungspunkt entsteht in städtebaulich exponierter Lage ein Stadtplatz mit dem ‚Café am See’.<br />

4 Hochwertige Fuß- und Radwegeverbindungen in ausreichender Breite sind gut einsehbar und werden<br />

nachts ausreichend beleuchtet. Objektiv werden die Wege kürzer, aber auch subjektiv, weil es Spaß<br />

macht, sie zu gehen/fahren und weil sie sicher sind.<br />

4 Der Konrad-Wolf-Park schafft die Verbindung zwischen der heutigen Grundschule/dem künftigen Bür-<br />

gerzentrum ‚Stadtteilschule’ und dem Havel-Nuthe-Center.<br />

15


<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

4 Der oberflächige Regenwasserabfluss wird durch die Entsiegelung und Versickerung vor Ort reduziert.<br />

Das Niederschlagswasser wird in Speichern zur Bewässerung der öffentlichen Grünflächen gesam-<br />

melt. Ein anderer Teil des Wassers fließt in eine Pflanzenkläranlage, die gestalterisch mit einem flachen<br />

Wasserbecken mit Trinkwasserqualität <strong>zum</strong> Spielen und Betreten für Kinder und Erwachsene (am<br />

Café am See) kombiniert ist. Überschüssiges Wasser wird versickert.<br />

4 Im Park werden auf Schaubeeten Energiepflanzen angebaut, die wie die Pflanzenkläranlage als An-<br />

schauungsmaterial im Unterricht Verwendung finden und Bestandteil des im Energiekonzept beschrie-<br />

benen Energielehrpfades sind.<br />

2.4.4. Wohn- und Hofkonzepte<br />

Mit der Verkleinerung der Blockeinheiten reduzieren sich die Anzahl der zuzuordnenden Wohnungen und<br />

die Anforderungen an die Ausstattung der Höfe. Im privaten und halbprivaten Bereich werden individuelle<br />

Nutzung und Aneignung möglich, unter anderem das Community Gardening, dass Identität, Kommunikati-<br />

on und Integration fördern kann.<br />

Die Verkleinerung und Schließung der Höfe durch bauliche Maßnahmen und ihre „Privatisierung“ – im<br />

Sinne der individuellen oder gemeinschaftlichen Nutzung durch die Anwohner – hat folgende positive<br />

Effekte:<br />

4 Reduzierung von Lärmemissionen in den Höfen,<br />

weil z.B. Spielbereiche für ältere Kinder im öffent-<br />

lichen Raum angesiedelt sind.<br />

4 Verbesserung der sozialen Überschaubarkeit, um<br />

das Wohlbefinden im Privatbereich zu sichern.<br />

4 Soziale Kontrolle und Aneignung fördern einen<br />

sorgsamen Umgang mit den Flächen, reduzieren<br />

Vandalismus, wirken sich mindernd auf die Pflege-,<br />

Unterhaltungs- und die Betriebskosten aus.<br />

4 Verbesserung des Klimas in den Innenhöfen, be-<br />

sonders im Sommer.<br />

Entsprechend der wohnungswirtschaftlichen und<br />

städtebaulichen Konzepte wurden verschiedenen Hof-<br />

typologien entwickelt, die auf die Bedürfnisse der Be-<br />

wohner und ihre sozialen, kulturellen und altersspezi-<br />

fischen Eigenheiten eingehen. Sie sind als Vorschlag<br />

oder auch Grundraster zu verstehen, das ausgestaltet<br />

werden muss. Die konkrete Umsetzung der Hoftypolo-<br />

gien erfolgt in Abhängigkeit von den Ergebnissen der<br />

Bewohnerbeteiligung. Dabei können Höfe entstehen,<br />

die jeweils eines der Merkmale aufweisen oder eine<br />

Kombination von mehreren sind.<br />

16


Variante 4<br />

Der ruhige Hof<br />

<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Variante 1<br />

Der Hof für generationenübergreifendes Woh-<br />

nen<br />

Jeder hat hier seinen Platz, den er – wenn<br />

er es möchte – mit anderen teilen kann. In<br />

der Mitte treffen sich die Generationen, kann<br />

man Nähe und Austausch suchen. Die Sport-<br />

geräte sind für jede Altersgruppe geeignet,<br />

die Bänke und Wiesen sowieso.<br />

Variante 2<br />

Der familien- und kindgerechte Hof<br />

Die Familie ist der Hauptakteur. Die Kinder<br />

können buddeln und ballspielen, während die<br />

Eltern mit anderen zusammensitzen, quat-<br />

schen und gemeinsam grillen. Kleine Mieter-<br />

gärten ermöglichen körperliche Betätigung<br />

und Tauschgeschäfte über den Gartenzaun.<br />

Variante 3<br />

Der multikulturelle Selbstversorgerhof<br />

Hier blüht <strong>Drewitz</strong> auf: Jeder zeigt, was er<br />

mit seiner Hände Arbeit kann, auch Ruhe-<br />

ständler, Migranten und Leistungsempfän-<br />

ger. Reiche Ernten stiften Selbstvertrauen,<br />

Kommunikation und arbeitsteilige Tauschbe-<br />

ziehungen. Der Hof ist das gemeinsame Pro-<br />

dukt der Nachbarn.<br />

Hier hat man Zeit, weil sie stehen bleibt. Ruhe für die Sinne, Entspannung für Muskeln und Nerven. Bän-<br />

ke laden nicht nur ein, sie sind auch leicht erreichbar. Bäume spenden Schatten, ein Brunnen kühlendes<br />

Nass. Und wenn es mal regnen sollte, setzt man sich einfach unter das Gartendach.<br />

Die Neugestaltung der Höfe erfolgt mit Blick auf den Klimawandel. Dies betrifft Fragen der Beschattung<br />

und damit der Kühlung der Baumassen aber auch des Sonnenschutzes, insbesondere der Kinderspiel-<br />

plätze. Dazu gehören eine entsprechende Pflanzenverwendung, Regenwassernutzung, Verwendung von<br />

Materialien und die räumliche Anordnung von Funktionen.<br />

Der oberflächige Regenwasserabfluss soll reduziert werden zugunsten der Versickerung vor Ort und der<br />

Sammlung der Niederschlagswässer in gestalterisch eingebundenen Mulden-/ Rinnensystemen und un-<br />

terirdischen Zisternen. Mit dem Wasser werden Pflanzen, Bäume und Mietergärten bewässert.<br />

17


2.4.5. Straßenraum – Begegnungsraum<br />

<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Der Straßenraum wird als erweiterter ‚Vorgartenbereich’ der Bebauung aufgefasst. Er nimmt halböffent-<br />

liche Funktionen auf, die bislang in den ungeschlossenen Höfen liegen: Hier begegnet man einander,<br />

hält einen Schwatz, ruht vom Einkauf aus. Hierzu sollen die Breite der Vorgärten reduziert, die Gehwege<br />

verbreitert und die Positionierung der PKW-Stellplätze optimiert werden.<br />

Heute sieht in <strong>Drewitz</strong> eine Straße aus wie die andere, zukünftig soll jede Straße eine eigene Adresse<br />

sein. Verschiedene Straßenraumtypen mit divergierenden Proportionen und unterschiedlichen Straßen-<br />

raumprofilen geben jeder Straße ein eigenes Gesicht. Um dies zu unterstützen, werden Richtlinien für die<br />

Gestaltung der Vorgartenbereiche erarbeitet, z.B. zur Stellung von Bäumen (solitär, einreihig oder alleear-<br />

tig), der Verwendung verschiedener Baumarten (groß-, mittel- oder kleinkronige Bäume). Die konkurrieren-<br />

de Gestaltung der Straßen soll Gegenstand offener Beteiligungsverfahren sein.<br />

2.4.6. Bepflanzung und Klima<br />

Grundsätzliche Überlegungen werden zur Bepflanzung des Gebietes im Angesicht des Klimawandels an-<br />

gestellt: Bäume, die wir heute pflanzen, sollen 60, 70 oder mehr Jahre wachsen und natürlich durch<br />

Beschattung der Bebauung im Sommer und Lichtdurchlässigkeit der Krone im Winter auch klimatisch<br />

positiv wirksam sein. Zukünftig sind wärmere Sommer mit langen Trockenperioden zu erwarten, wäh-<br />

rend die Winter eher kontinentalen Verhältnissen gleichkommen werden. Hinzu kommt: Nicht voraus-<br />

zusagen ist die Entwicklung der hiesigen Pflanzen, die sich in natürlicher Weise den Veränderungen<br />

über lange Zeiträume anpassen müssen. Es reicht daher nicht, einfach mal zu schauen, was am Mit-<br />

telmeer wächst und das dann auf Brandenburg zu übertragen. Die gewählten Pflanzenarten müssen<br />

dem speziellen Mikroklima, dem Relief, dem Boden, der Exposition usw. entsprechen. Es soll daher auf<br />

erprobte Arten mit entsprechender Amplitude zurückgegriffen werden, wie z. B. Sophora japonica (Schn-<br />

urbaum), verschiedenen Lindenarten wie Tilia cordata (Winterlinde) oder Betula pendula (Weißbirke).<br />

Die PRO POTSDAM widmet diesen Themen große Aufmerksamkeit. Sie pflegt ihre mehr als 14.000 Bäu-<br />

me systematisch, gestützt auf ein elektronisches Kataster, das alle Bäume samt notwendiger Pflege-<br />

matrix erfasst. Gleichzeitig unterstützt die PRO POTSDAM die Uni Potsdam bei Forschungen <strong>zum</strong> Thema<br />

Vegetation im Klimawandel, der nachhaltigen Bestandspflege und dessen Ergänzung. Die aktuellen Er-<br />

kenntnisse sollen jeweils Eingang in die geplanten Maßnahmen finden.<br />

2.5. Verkehrskonzept<br />

Die Umwandlung der Konrad-Wolf-Allee in einen Park und die zusätzliche ‚Grüne Achse Ost-West’ aus<br />

der der PKW-Verkehr weitestgehend herausgenommen wird, setzt die grundlegende Neuordnung des ru-<br />

henden und fließenden Verkehrs voraus. Das Konzept hat folgende Elemente:<br />

4 Der Durchgangsverkehr für Kfz wird weitgehend unterbunden: Es ist nicht unmöglich, die Siedlung zu<br />

durchqueren, aber es ist unbequem und setzt die Kenntnis des Gebietes voraus.<br />

4 Die Konrad-Wolf-Allee wird bis auf die erforderliche Andienung weitgehend vom Kfz-Verkehr befreit, die<br />

Straßenbahntrasse bleibt erhalten. Sie wird im Bereich des Parks in eine Langsamfahrtstrecke um-<br />

gewandelt und begrünt.<br />

4 Die Führung des Busses wird verändert. Statt über die Konrad-Wolf-Allee werden die Linien durch den<br />

südöstlichen Teil der Siedlung geführt.<br />

18


<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

4 Stellplätze können in ausreichender Anzahl zur Verfügung gestellt werden. Es werden Wohnbereiche<br />

ausgewiesen, in denen man bequem ohne Auto wohnen kann.<br />

4 Der sichere Fluss von Fußgänger- und Fahrradverkehr hat Vorrang vor dem fließenden Kfz-Verkehr.<br />

4 Es entstehen großräumige Bereiche, die weitgehend frei von Barrieren sind.<br />

4 Individuell nutzbare Mobilitätsalternativen komplettieren die moderne, d.h. energetisch effiziente und<br />

umweltfreundliche Verkehrsorganisation des Stadtteils.<br />

2.5.1. Neuordnung der verkehrlichen Erschließung<br />

Der Kfz-Verkehr wird über die Knoten an den beiden Haupteingängen verteilt und von dort auf kurzen<br />

Wegen zu den jeweiligen Zielen geführt. Die dafür vorgesehenen Straßen werden so profiliert, dass die<br />

Flüssigkeit und Leichtigkeit des Individualverkehrs gesichert wird. Die Straßen, in denen Parallelparken<br />

eingerichtet wird, können für den Einrichtungsverkehr vorgesehen werden. Unter dem Gesichtspunkt der<br />

Verkehrsvermeidung wird der Einrichtungsverkehr nur in Ausnahmefällen organisiert werden.<br />

Zur Beruhigung des Verkehrs wird das Autofahren stark reglementiert: Schrittgeschwindigkeitszonen,<br />

kombinierte PKW-/Radwegetrassen, Vorrangbereiche für Fußgänger, kinder-, alten- und familiengerechte<br />

Querungsmöglichkeiten mit Vorstreckungen, nicht nur in Kreuzungsbereichen, sondern auch im Verlauf<br />

der Straßentrassen.<br />

2.5.2. Neuordnung des ruhenden Verkehrs<br />

Das erforderliche Stellplatzangebot wurde wie folgt ermittelt: Derzeitige PKW-Quote plus perspektivisch<br />

15%, zuzüglich 10% für Gäste- bzw. Fremdparken. Das Dargebot an Flächen (ca. 40.000 m 2 ) reicht aus,<br />

es werden sowohl einseitige als auch zweiseitige Parallel- und Senkrechtparkplätze möglich und erforder-<br />

lich sein.<br />

In günstigen Lagen werden PKW-freie Zonen ausgewiesen, in denen auf Stellplätze ganz verzichtet wird.<br />

Für die Auswahl dieser Lagen sind die Nähe zu ÖPNV-Haltestellen und die Nähe zu Einkaufs- und anderen<br />

infrastrukturellen Einrichtungen ausschlaggebend. Die Grundsicherung für Möbeltransporte, Kranken-<br />

und Notarztwagen usw. wird natürlich auch in diesen Bereichen gesichert.<br />

Zwar werden prinzipiell wohnungsnahe Stellplätze präferiert, um keine unnötigen Kurzfahrten und Verstö-<br />

ße gegen die Parkordnung zu provozieren. Für Bewohner, die ihr Fahrzeug jedoch selten (1-2 x pro Woche)<br />

nutzen, sollen Stellplätze im Parkhaus am Sterncenter zur Verfügung gestellt werden.<br />

2.5.3. Öffentlicher Personennahverkehr<br />

Die ViP Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH hat das Konzept zur <strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong> positiv aufgenommen<br />

und betrachtet das Vorhaben als „erfreuliche Entwicklung“.<br />

Ein Umbau der Straßenbahntrasse ist nicht erforderlich. Einer Begrünung und dem Einrichten einer<br />

„Langsamfahrtstrecke“ wird die VIP zustimmen. Dadurch wird der Grünzug mit der Straßenbahntrasse zu<br />

einem qualitativ hochwertigen Aufenthaltsbereich werden.<br />

Die Führung des Busses wird verändert. Statt über die Konrad-Wolf-Allee führt der geänderte Linienverlauf<br />

durch den bisher unterversorgten südöstlichen Teil der Siedlung. Die Anzahl der Haltestellen wird erhöht.<br />

Im Ergebnis haben alle Gartenstädter – gleich wo sie wohnen – einen kurzen Weg zu einer Haltestelle des<br />

19


<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

ÖPNV (Bus oder Tram). Die neue Linienführung bindet zwei Einrichtungen mit überörtlicher Funktion, das<br />

private Schiller-Gymnasium und die Montessori-Kita, direkt an das ÖPNV-Netz an.<br />

In Abhängigkeit von der Realisierung PKW-freier Wohnbereiche und der Entwicklung der Wohnbevölkerung<br />

wird es eventuell erforderlich sein, die Haltestellen, Taktzeiten und Nachtfahrten des ÖPNV den Bedürf-<br />

nissen der Autoverweigerer oder auch junger Menschen weiter anzupassen.<br />

Die ViP Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH steht den dargestellten Maßnahmen offen gegenüber.<br />

2.5.4. Fuß- und Radwege<br />

Fußgänger und Radfahrer haben in der <strong>Gartenstadt</strong> „Vorfahrt“. Der Fuß- und Radverkehr führt durch<br />

Grünzüge und Kleinstraßen. Über kurze Wege erreicht man Versorgungseinrichtungen, Schulen und Kitas.<br />

Über Straßen und über die Trasse der Straßenbahn führen kinder-, alten- und familiengerechte Querungs-<br />

möglichkeiten. (Siehe auch Abschnitt 2.3.5.)<br />

2.5.5. Barrierefreiheit<br />

Die Lage vieler Gebäude am „Grünen Kreuz“, das Fußgängern und Radfahrern vorbehalten ist, bietet<br />

bequeme und sichere Wegeverbindungen zwischen Wohnort und Infrastruktureinrichtungen. Von vielen<br />

Wohnstandorten aus kann man auf kurzen Wegen Einrichtungen erreichen, ohne eine stärker befahrene<br />

Straße zu queren. Wo es erforderlich ist, sind kinder-, alten- und familiengerechte Querungsmöglichkeiten<br />

vorgesehen. Die an Barrieren arme und freie Gestaltung der Wege schafft einen vergleichsweise großen<br />

Siedlungsraum, der von Menschen mit Behinderungen gut genutzt werden kann. Angebunden an dieses<br />

Netz von barrierefreien bzw. -armen Wegen und Grünräumen ist ein großes Wohnungspotential, das nach<br />

entsprechendem Umbau für Menschen mit Behinderungen geeignet ist. Weitere Wohnungen dieser Eig-<br />

nung entstehen durch Neubau.<br />

2.5.6. Mobile Angebote<br />

Die ViP Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH prüft zur Zeit verschiedene Modelle zur Optimierung individueller<br />

Mobilität. Dazu gehören Fahrradsharing, Carsharing und ein Ruftaxisystem. Die Entwicklung und Erpro-<br />

bung dieser Modelle werden durch Mittel des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

gefördert. Die Umsetzung solcher Modelle in <strong>Drewitz</strong> – dem steht seitens der ViP nichts entgegen – wür-<br />

de das Angebot „Wohnen ohne Auto“ stärken und zu einer weiteren Verringerung des Stellplatzbedarfes<br />

führen. Auch für andere Zielgruppen würde das Gebiet an Attraktivität gewinnen, darunter für junge Leute<br />

und Alleinerziehende.<br />

Die Stadtwerke bereiten die Errichtung einer Elektrotankstelle vor. Ihre Einrichtung hat das Ziel, den<br />

Schadstoffausstoß zu senken.<br />

Die Ansiedlung alternativer Mobilitätsangebote und einer Elektrotankstelle in <strong>Drewitz</strong> kann Mobilitätsko-<br />

sten senken und auch einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen erschwingliche Angebote machen.<br />

Dadurch wird außerdem das Image der <strong>Gartenstadt</strong> als ökologisch, energetisch effizient, modern und<br />

dynamisch gestärkt.<br />

20


2.6. Wohnungsbaupotentiale<br />

<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Die stadträumlichen Korrekturen gründen sich auf Maßnahmen im Hochbau: Durch Abriss werden We-<br />

gebeziehungen hergestellt, durch ergänzenden Neubau im Bestandsblock werden die Räume neu ge-<br />

gliedert. Die Bebauung der Dächer verändert die Höhen der Gebäude und ihre raumbildende Wirkung.<br />

Neuerrichtete Blöcke und Zeilen gestalten Randbereiche um und definieren Übergänge neu. Durch eine<br />

Vielzahl von Maßnahmen im Hochbau ergibt sich ein neues räumliches Gefüge mit den beschriebenen<br />

räumlichen, gestalterischen und funktionalen Qualitäten.<br />

Insgesamt sind folgende Potentiale an<br />

Wohnflächen (qm) zu betrachten<br />

Dies ergibt für das gesamte Wohngebiet<br />

folgende Wohnungsbilanz:<br />

Die Architektur der neu zu errichtenden Häuser soll die heutige Monotonie des Gebietes aufbrechen und<br />

durch Höhensprünge, Fassadengliederung und Materialvielfalt das Erscheinungsbild der Siedlung berei-<br />

chern.<br />

Die Architektur soll Identität stiften. Das in den Block eingefügte Gebäude steht nicht für sich allein, es<br />

verändert den ganzen Block, gibt ihm eine unverwechselbare Note. Aus der Identifikation mit diesem<br />

Haus und dem Block folgt die Identifikation mit <strong>Drewitz</strong>: „So etwas haben nur wir. Wir hier!“ Eine solche<br />

Identifizierung verbindet die Menschen, denen die Architektur „gehört“: Zugehörigkeit schafft auch Zu-<br />

sammenhalt und Selbstwertgefühl, es stärkt soziale Strukturen.<br />

Die Architektur soll die <strong>Gartenstadt</strong> erlebbar machen: Man soll sie nicht nur im Stadtraum sehen, hören<br />

und riechen können, auch in der Wohnung soll sie erlebbar sein: Große Balkone und Loggien verbinden<br />

Außen und Innen, im Erdgeschoss ist der direkte Zugang <strong>zum</strong> Park, <strong>zum</strong> privaten Innenhof oder <strong>zum</strong><br />

Privatgarten möglich, bewachsene Fassaden und gartentypische Materialien (z.B. Holzelemente an den<br />

Balkonen) usw. Die Dachflächen sollen energetisch genutzt werden oder für die Bewohner nutzbar sein<br />

(Dachterrassen, Dachgärten, Gründächer).<br />

Der Neubau von Wohnungen gestattet die Schaffung von Wohnungstypen, über die <strong>Drewitz</strong> nicht verfügt.<br />

Vor allem Angebote für mittlere Einkommen, für neue Wohnformen, für behinderte Menschen und für<br />

mittelalte Paare und Alleinlebende werden geschaffen. Siehe dazu ausführlich „4. Wohnungswirtschaft-<br />

liches Konzept“ ab Seite 34.<br />

Abriss<br />

Neubau im Bestandsblock<br />

Neue Blockbebebauung<br />

Neubau als Dachaufbau<br />

Neubau als Zeile<br />

Anzahl der Wohnungen vor Siedlungsumbau<br />

Anzahl der abgerissenen Wohnungen<br />

Anzahl der neu errichteten Wohnungen<br />

Anzahl der Wohnungen nach Siedlungsumbau<br />

Der Neubau erfolgt mit der klaren Maßgabe energieeffizienten Bauens. Der Verkauf der Grundstücke<br />

soll daher mit entsprechenden Auflagen bzw. Selbstverpflichtungen der Käufer verbunden sein. Diese<br />

sollten auch Aussagen zur Beteiligung der Öffentlichkeit und der Nachbarschaft enthalten. Möglichst alle<br />

Neubauten, mindestens aber die stadtbildprägenden Gebäude (Asta-Nielsen-Straße, Ernst-Busch-Platz,<br />

REWE-Block u.a.), sollen Gegenstand von Architekturwettbewerben oder Workshops sein.<br />

21<br />

2.895<br />

20.450<br />

28.819<br />

8.802<br />

12.941<br />

2.906<br />

50<br />

946<br />

3.802


2.6.1. Neubau von Blöcken<br />

<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Das bestehende Angebot an Wohnungstypologien wird ergänzt durch neue Mietangebote. Zusätzlich kön-<br />

nen Funktionen wie Gästewohnung im Haus oder Serviceeinrichtungen (die gute alte Waschküche auf<br />

höchstem energetischen und ökologischen Niveau für die Mieter) integriert werden.<br />

Entsprechend dem Wohnungswirtschaftlichen Konzept (siehe Kapitel 4 ab Seite 34) soll die Blockbebau-<br />

ung folgenden Nutzergruppen und Wohnformen gerecht werden:<br />

Nutzergruppen<br />

Familie mit Kindern<br />

Senioren<br />

Menschen mit Behinderungen<br />

Paare ohne Kinder<br />

Die Blöcke werden nicht nur der städtebaulichen Korrektur und der Erweiterung des Wohnungsangebotes<br />

dienen, sie werden auch wesentliche Imageträger der <strong>Gartenstadt</strong> sein. Deshalb ist eine ausgeprägte<br />

Gestaltung erforderlich.<br />

4<br />

4<br />

4<br />

4<br />

2.6.2. Aufbauten auf den Dächern<br />

Wohnformen<br />

Neue Wohnformen<br />

Betreutes Wohnen<br />

Experimentelles Wohnen<br />

Arbeiten und Wohnen<br />

22<br />

4<br />

4<br />

4<br />

4<br />

Bauherrenschaft<br />

Wohnungsunternehmen<br />

Investoren<br />

Die Aufbauten werden an wichtigen Straßenachsen und Knotenpunkten platziert, um eine stärkere Iden-<br />

tität für die einzelnen Blocks zu schaffen und eine Hierarchie der unterschiedlichen Räume zu schaffen,<br />

z.B. an den Eingangszonen <strong>zum</strong> Stadtgebiet <strong>Drewitz</strong>, am Konrad-Wolf-Park, an der Grünen Verbindungs-<br />

achse <strong>zum</strong> Sterncenter und am Knotenpunkt der beiden. Hier werden Wohnungstypen angeboten, die im<br />

Bestand nicht vorhanden sind.<br />

Entsprechend dem Wohnungswirtschaftlichen Konzept (siehe Kapitel 4 ab Seite 34) sollen die Dachau-<br />

bauten je nach Lage folgenden Nutzergruppen und Wohnformen gerecht werden:<br />

Nutzergruppen<br />

Senioren<br />

Menschen mit Behinderungen<br />

Paare ohne Kinder<br />

2.6.3. Neubau in Lücken<br />

4<br />

4<br />

4<br />

Wohnformen<br />

Experimentelles Wohnen<br />

Arbeiten und Wohnen<br />

4<br />

4<br />

4<br />

4<br />

Bauherrenschaft<br />

Wohnungsunternehmen 4<br />

Entsprechend dem Wohnungswirtschaftlichen Konzept (siehe Kapitel 4 ab Seite 34) sollen die Lücken-<br />

bauten je nach Lage folgenden Nutzergruppen und Wohnformen gerecht werden:<br />

Nutzergruppen<br />

Familie mit Kindern<br />

Senioren<br />

Menschen mit Behinderungen<br />

Paare ohne Kinder<br />

Auch hier bedarf es einer ausdrucksstarken Architektur, soll doch der Neubau das Image des Blocks<br />

prägen. Um eine entsprechende Qualität zu sichern, sollen die ersten Lückenbauten von den Wohnungs-<br />

unternehmen selbst errichtet werden. Der Errichtung sollen Architekturwettbewerbe und/oder Entwurfs-<br />

seminare an der Fachhochschule Potsdam unter Beteiligung der Gartenstädter vorgeschaltet werden.<br />

Auf diese Weise sollen gestalterisch wie funktional vorbildliche Gebäude entstehen, die für die nach-<br />

folgenden Gebäude und Bauherren maßgebend sind. Die Mehrzahl der Gebäude soll von Baugruppen<br />

oder kleinen, zu diesem Zweck gegründeten Genossenschaften errichtet werden. Das Interesse von Inve-<br />

storen ist nicht auszuschließen.<br />

4<br />

4<br />

4<br />

4<br />

Wohnformen<br />

Neue Wohnformen<br />

Betreutes Wohnen<br />

Experimentelles Wohnen<br />

Arbeiten und Wohnen<br />

4<br />

4<br />

4<br />

4<br />

Bauherrenschaft<br />

Wohnungsunternehmen<br />

Baugruppen/Genossenschaften<br />

Investoren<br />

4<br />

4<br />

4


Nutzergruppen<br />

Familie mit Kindern<br />

Paare ohne Kinder<br />

2.6.4. Neubau entlang der Sternstraße<br />

<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Die Lückenbauten werden über Aufzüge erschlossen. Diese werden im Gebäude so angeordnet, dass<br />

auch die Dachaufbauten auf einem Nachbarhaus angeschlossen werden können. Auf diese Weise spart<br />

man sich die Errichtung eines weiteren Aufzuges und die damit eventuell verbundenen Grundrissände-<br />

rungen im benachbarten Bestandsgebäude. Durch die gemeinsame Finanzierung des Aufzuges werden<br />

beide Bauherren entlastet, auch die laufenden Kosten stellen sich für beide günstiger dar.<br />

Studien zu Dach-, Lücken- und Blockbauten. Von links und oben: Team Ortner, Team Perilli, Team Altwicker,<br />

Team Löffler, Team Swiridow (2 mal) im Rahmen des Internationalen Sommercamps 2008.<br />

Entsprechend dem Wohnungswirtschaftlichen Konzept (siehe Kapitel 4 ab Seite 34) soll die Bebauung<br />

der Sternstraße folgenden Nutzergruppen und Wohnformen gerecht werden:<br />

4<br />

4<br />

Wohnformen<br />

Arbeiten und Wohnen 4<br />

Es sollen unterschiedliche Grundrisslösungen für die Gebäude entwicklelt werden, die die Übergänge zwi-<br />

schen Wohnviertel und Umgebung markieren, z.B. Reihenhäuser mit splitt level Lösungen. Exemplarisch<br />

wurde dafür ein Typengrundriss entwickelt, der auf einem Achsmaß von 6 bzw. 9 m als kostengünstiger<br />

23<br />

Wohnungsbau für Paare und Familien funk-<br />

tioniert. Die Typologie nutzt bewusst den<br />

beim Bau des Wohngebietes <strong>Drewitz</strong> aufge-<br />

schütteten Höhenversatz für die Zonierung<br />

der Wohnungen in öffentliche, halböffent-<br />

liche und private Bereiche. Im Übergangsbe-<br />

reich der <strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong> an der Stern-<br />

straße vermittelt diese Typologie zwischen<br />

dem Geschoßwohnungsbau in Großplatten-<br />

bauweise und der Bebauung aus freistehen-<br />

den Einfamilienhäusern auf der gegenüber-<br />

liegenden Straßenseite.<br />

Bauherrenschaft<br />

Wohneigentum 4


2.7. Klimatische Auswirkungen<br />

<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Neben den funktionalen, gestalterischen und städtebaulichen Effekten haben die städtebauliche Korrek-<br />

tur, die Umsetzung des Freiraumkonzeptes und die Neuordnung des Verkehrs positive Auswirkungen auf<br />

das Klima.<br />

Luftqualität: Der Konrad-Wolf-Park und die ‚Grüne Achse Ost-West’ dienen als Frischluftschneisen für das<br />

Gebiet. Die Luft ist frischer, weniger staub- und schadstoffhaltig. Die Frischluftzufuhr ins Gebiet wird wei-<br />

ter verbessert und so die positive klimatische Bilanz der Grünzüge zusätzlich erhöht, durch die Anbindung<br />

der neuen gebietsinternen Grünzüge an die überörtlichen Grünzüge.<br />

Wasserhaushalt: Es wird damit gerechnet, dass sich die Sickerwassermenge im Land Brandenburg flä-<br />

chendeckend bis zur Mitte dieses Jahrhunderts um 50% reduziert. Dem wird durch die Sammlung und<br />

Bevorratung von Regenwasser im Gebiet begegnet.<br />

Temperaturausgleich: In Gebieten mit Blockbebauung, auch in Stadtrandbereichen, können Überwär-<br />

mungen von bis zu 4° C auftreten. Besonders im Sommer kann an Strahlungstagen die Luftfeuchtigkeit<br />

um bis zu 30% reduziert sein. Durch die Schaffung ‚grüner Innenräume’ und ‚grüner Infrastruktur’ kann<br />

die Überwärmung in den Sommermonaten um bis zu 1,5 - 2,0° C gesenkt werden.<br />

Stürme und Winde: Die Art der vorhandenen Bebauungsstruktur führt durch Kanalisierungs- und Düsen-<br />

effekte zu relativ hohen Windgeschwindigkeiten. Höhere und dichtere Vegetationsstrukturen vermindern<br />

Windgeschwindigkeiten und turbulente Windverhältnisse. Damit verbunden ist die Reduzierung von Ge-<br />

fahren und Risiken für die Bewohner.<br />

Verkehrsaufkommen: Der Park ist Naherholungsbereich im Wohngebiet. Dadurch wird der überregionale<br />

Verkehr gemindert, weil die Anwohner häufiger vor Ort bleiben und keine weiter entfernten Gebiete auf-<br />

suchen müssen. Die gesamte Neuordnung des Verkehrs zielt auf eine Reduktion des Aufkommens an<br />

PKW-Verkehr, was die Belastung des Gebietes durch Lärm, Abgase und Staub mindert und die CO 2 -Bilanz<br />

verbessert.<br />

Neubau: Der Neubau von Wohnungen sorgt für eine stärkere Auslastung der vorhandenen Versorgungs-<br />

Infrastruktur (KWK, Netz) und trägt damit zur Ressourceneffizienz bei.<br />

24


3. Energetisches Konzept<br />

<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

3.2. Energetische Sanierung des Bestandes<br />

3.1. Vorab mal was Grundsätzliches<br />

Der Verbrauch an Energie ist wesentlich abhängig vom<br />

Verhalten der Mieter. Die Tabelle zeigt die Spreizung der<br />

Verbräuche in einem sanierten, auch wärmegedämmten<br />

Hochhaus der PRO POTSDAM. Bei identischen Woh-<br />

nungen und gleichen Haushaltsgrößen ergeben sich<br />

extrem unterschiedliche Verbrauchswerte. Dies macht<br />

deutlich, dass es nicht ausreicht, den Mietern die Mög-<br />

lichkeit <strong>zum</strong> Sparen zu geben, offenbar müssen sie dazu<br />

auch angehalten und befähigt werden.<br />

Es sind umfassende Investitionen notwendig, um den Kli-<br />

ma- und Energiekrisen zu begegnen. Dabei geht es nicht<br />

um ein zeitweiliges Krisenmanagement, sondern um<br />

eine grundlegende Umwälzung von Produktions- und Le-<br />

bensweisen. Die weit verbreitete Erwartung, dass für die<br />

energetische Erneuerung des Wohnens der Staat und die<br />

Wohnungswirtschaft aufkommen müssten, ist schlicht-<br />

weg falsch. Selbst wenn Staat und Wohnungswirtschaft<br />

dies leisten wollten – sie könnten es gar nicht allein.<br />

Die Wohngebäude in <strong>Drewitz</strong> sind 5 Typen einer Baureihe, die sich hinsichtlich ihrer Beschaffenheit sehr<br />

ähneln. Alle 5 Bautypen wurden untersucht. Vorherrschender Bautyp ist der Plattenbautyp WBS 70/5 der<br />

letzten Baureihe vor der Wende. Dieser wird im Folgenden exemplarisch dargestellt.<br />

Erfasst wurde der durchschnittlichen Energieverbrauch, der sich, gemessen an den aktuellen Anforde-<br />

rungen der Energieeinsparverordnung 2009, wie folgt darstellt:<br />

Gesamtbewertung<br />

Primärenergiebedarf<br />

Ist-Zustand: 141 kWh/m 2 a<br />

Anteile der einzelnen Bauteile an den Wärmeverlusten des Plattenbautyps WBS 70/5 in <strong>Drewitz</strong>:<br />

25


<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Aus der detaillierten Auswertung des Bestandes (alle Bautypen) unter energetischen Gesichtspunkten<br />

ergeben sich folgende Sanierungsoptionen:<br />

4 Fenster: Erneuerung der Fenster mit Wärmeschutzverglasung (U-Wert 1,4W/m²K)<br />

4 Fassade: Instandsetzung der Außenfassade zur Herstellung der Winddichtigkeit an den systembe-<br />

dingten Plattenstößen und der Fensteranschlüsse im Randbereich durch Aufbringen eines Wärme-<br />

dämmverbundsystems mit einer Dämmstärke von 14 cm. Die Wände des Kellerabganges zu den<br />

unbeheizten Kellerräumen sind in diesem Zusammenhang mit zu berücksichtigen. Alle Zugangstüren<br />

sind zu erneuern.<br />

4 Geschossdecke: Dämmung der obersten Geschossdecke auf 20 cm, wobei die Wärmebrücken im<br />

Drempelbereich ebenfalls auf ganzer Höhe zu dämmen sind.<br />

4 Kellerdecke: Einbau einer Kellerdeckendämmung in 8 cm Dicke.<br />

4 Heizungsanlage: Bei der technischen Anlage ist der Austausch der veralteten Regelung an den Heiz-<br />

körpern und die Dämmung der Rohrsysteme auf EnEV-Standard vorzunehmen.<br />

4 Solaranlage: Einbau von Solaranlagen (aufgangsweise) zur Brauchwassererwärmung.<br />

4 Lüftung: Installation einer mechanischen Entlüftung der innenliegenden Sanitärräume und Küchen,<br />

verbunden mit Wärmerückgewinnung.<br />

Daraus ergeben sich verschiedene Interventionsmöglichkeiten, die sich hinsichtlich der Kosten und der<br />

Auswirkungen auf die energetische Qualität des Gebäudes unterscheiden:<br />

Erneuerung der HK-Regelung<br />

und Ertüchtigung der<br />

Leitungsdämmung<br />

Einbau neuer Fenster<br />

Außendämmung<br />

Kellerdeckendämmung<br />

Dachdämmung<br />

Solaranlage<br />

Lüftung mit Wärmerückgewinnung<br />

Effekte für die Energieffizienz<br />

ca. Einsparung Primärenergie<br />

ca. Reduzierung CO 2<br />

ca. Kosten pro Quadratmeter<br />

Wohnfläche<br />

Davon förderfähige ca. Kosten<br />

pro Quadratmeter Wohnfläche<br />

Energiesparmodul<br />

1<br />

4<br />

4<br />

12 %<br />

15 %<br />

80,00 €<br />

17,00 €<br />

Energiesparmodul<br />

2<br />

4<br />

4<br />

4<br />

15 %<br />

20 %<br />

150,00 €<br />

50,00 €<br />

Geplant ist die flexible Anwendung der Module. Der Mix der Maßnahmen führt zwar zu einer unterschied-<br />

lichen Effizienz, aber auch zu verschieden hohen Mietbelastungen. Nur so kann auf die differenzierte<br />

Kaufkraft der Bewohner Rücksicht genommen werden. So wird zwar nicht das Machbare realisiert, aber<br />

das Realisierbare gemacht. Aus sozialer Sicht kann sich die punktuelle Anwendung des Moduls 7 als<br />

zeitweilige oder Übergangslösung empfehlen. Bei einem Aufwand von 30 Euro/qm Wohnfläche wird der<br />

Primärenergiebedarf bereits um 15% gesenkt. Als temporäre Lösung bietet sich Modul 7 für Bestände<br />

an, deren Sanierung erst zu einen späteren Zeitpunkt vorgesehen sind. Eine flächendeckende Anwen-<br />

dung dieser Maßnahmen als Auftakt der energetischen Sanierung von <strong>Drewitz</strong> würde einen deutlichen<br />

und vergleichsweise preiswerten Einsparungseffekt haben – und würde zugleich ein Zeichen setzen.<br />

26<br />

Energiesparmodul<br />

3<br />

4<br />

4<br />

4<br />

4<br />

28 %<br />

30 %<br />

167,00 €<br />

59,00 €<br />

Energiesparmodul<br />

4<br />

4<br />

4<br />

4<br />

4<br />

4<br />

30 %<br />

35 %<br />

174,00 €<br />

69,00 €<br />

Energiesparmodul<br />

5<br />

4<br />

4<br />

4<br />

4<br />

4<br />

4<br />

65 %<br />

60 %<br />

236,00 €<br />

98,00 €<br />

Energiesparmodul<br />

6<br />

4<br />

4<br />

4<br />

4<br />

4<br />

4<br />

4<br />

67 %<br />

70 %<br />

255,00 €<br />

109,00 €<br />

Energiesparmodul<br />

7<br />

4<br />

4<br />

15 %<br />

10 %<br />

30,00 €<br />

28,00 €


3.3. Neubauten und Ergänzungsbauten<br />

<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Unter energetischen Gesichtspunkten wäre es wünschenswert, den Neubau vollständig in Passivhaus-<br />

qualität zu realisieren. Es ist aus heutiger Sicht allerdings fraglich, ob dies wegen der hohen Kosten an<br />

diesem Standort zu realisieren ist. Dies gilt insbesondere für Selbstnutzer: Haushalte oder Baugruppen,<br />

die sich den Bau eines eigenen Hauses zu diesen Kosten leisten können, werden <strong>zum</strong> jetzigen Zeitpunkt<br />

nicht den Standort <strong>Drewitz</strong> bevorzugen, sondern andere Lagen. Je weiter der Umbau von <strong>Drewitz</strong> zur<br />

<strong>Gartenstadt</strong> voranschreitet und die Attraktivität des Standortes wächst, desto eher wird es möglich sein,<br />

höhere Standards zu realisieren. Deshalb ist die Bebauung der Lücken durch Baugruppen und die Errich-<br />

tung der Reihenhäuser in der Sternstraße zu einem Zeitpunkt vorzusehen, da wesentliche Elemente der<br />

<strong>Gartenstadt</strong> bereits sichtbar sind.<br />

In der weiteren Betrachtung gehen wir davon aus, das jeweils 40% der Neubauten im Standard EnEV<br />

2009 und Niedrighausernergiestandard errichtet werden, 20% als Passivhaus.<br />

3.4. Der Mix macht es – die Energieversorgung<br />

Bei der Energieversorgung steht die intelligente Auswahl der Energieträger und der Umwandlungstech-<br />

niken sowie die effiziente Regelung des Gesamtsystems im Vordergrund. Dabei sollen flankierend zur<br />

Hauptenergieversorgung möglichst viele innovative Energietechniken exemplarisch aufgebaut und öffent-<br />

lichkeitswirksam (z.B. in einem Energielehrpfad durch das Gebiet) veranschaulicht werden.<br />

3.4.1. Ausgangsüberlegung<br />

Das Wohngebiet wird mit Fernwärme durch die Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) versorgt. Das<br />

Heizkraftwerk Potsdam Süd wurde 1995 in Betrieb genommen und produziert aus dem Energieträger Erd-<br />

gas zeitgleich Strom und Fernwärme über das Verfahren der Kraft-Wärme-Kopplung. Damit wird ein hoher<br />

Ausnutzungsgrad der Primärenergie erzielt, zugleich ist die Produktion mit einer vergleichsweise geringen<br />

Belastung der Umwelt verbunden. Aktuell wird die Versorgung des Gebietes mit Fernwärme nicht in Frage<br />

gestellt. Gleichwohl sollen mit Blick auf die mittel- und längerfristige Energieversorgung des Gebietes<br />

alternative Versorgungsmöglichkeiten in Erwägung gezogen werden. Dabei gibt es verschiedene Hand-<br />

lungsfelder, in denen die PRO POTSDAM mit der EWP kooperieren wird.<br />

Bei der Wahl alternativer Energieträger und Versorgungsysteme stehen folgende Faktoren im Vorder-<br />

grund: Versorgungssicherheit, technische Realisierbarkeit, Kosten, Höhe des Energiebedarfs nach der<br />

Sanierung der Gebäudehülle, Umwelteffekte (CO 2 -Emissionen, Primärenergiebedarf, Immissionsschutz),<br />

Platzbedarf und Integrationsmöglichkeit in das Gesamtkonzept.<br />

Folgende Techniken für die Versorgung mit Heizenergie und Energie zur Warmwasserbereitung stehen<br />

hinsichtlich der obigen Entscheidungskriterien auf dem Prüfstand:<br />

Technik<br />

Fernwärme in KWK<br />

Fernwärme & Solarthermie<br />

Biomasse – KWK<br />

Fernwärme & PV-Anlagen<br />

Windkraft<br />

Wärmepumpen<br />

Biomasseheizwerk<br />

Kosten<br />

mittel<br />

mittel/hoch<br />

hoch<br />

hoch<br />

sehr hoch<br />

sehr hoch<br />

mittel<br />

Umweltbonus<br />

4444<br />

4444<br />

444444<br />

44444<br />

44444<br />

444<br />

4444<br />

27<br />

Realisierbarkeit<br />

vorhanden<br />

gut<br />

mittel<br />

gut<br />

unmöglich<br />

schlecht<br />

gut


<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Für die angestrebte Versorgung fallen folgende Techniken in die nähere Auswahl, welche bei ähnlichen<br />

geschätzten Gesamtkosten wie die bisherige Variante einen besseren Umwelteffekt aufweisen können.<br />

3.4.2. Wärmeversorgung<br />

Das Rückgrat der Heizenergieversorgung wird die umweltfreundliche und zuverlässige Fernwärme auf<br />

Erdgasbasis und Kraftwärmekopplung bleiben.<br />

Mit der Energie und Wasser Potsdam GmbH wurde die Errichtung eines Biomasseheizwerkes zur Wär-<br />

meversorgung diskutiert. Hierzu hat die EWP bereits weitgehende Studien erarbeitet. Als Energieträger<br />

werden Holzhackschnitzel aus der Stadtwirtschaft und den angrenzenden Forsten eingesetzt. Dies führt<br />

bei verlässlicher Technik und minimalen Brennstoffkosten zu längerfristig signifikanten Einsparungen.<br />

Im Hinblick auf die nachhaltige Bewirtschaftung der Grünanlagen und der Forsten wird sichergestellt,<br />

dass die Asche aus der Anlage wieder in den Wald und in die Grünanlagen gelangt. Dies kann z.B. durch<br />

Herstellung und Ausbringung von Aschepellets realisiert werden. In einer Studie der EWP wird die Versor-<br />

gungskapazität durch das vorhandene Biomassepotential auf ca. 2.500 Wohneinheiten beziffert. Dies<br />

kommt der Größenordnung des Stadtteils <strong>Drewitz</strong> sehr nahe.<br />

Durch die gute Speicherfähigkeit des Brennstoffes lassen sich besonders im Winter Spitzenlastzeiten mit der<br />

Biomasse-Heizanlage abfangen und somit Erdgas substituieren. Der Einsatz des Energieträgers Holz-<br />

hackschnitzel bringt folgende Vorteile mit sich:<br />

4 verlustfreie Energie − Zwischenspeicherung mit vergleichsweise hoher Energiedichte<br />

4 Nutzung der Abfälle aus eigenen Grünanlagenabfällen und regionalen Forsten<br />

4 Möglichkeit der Heizwert-Erhöhung (Zwischenspeicherung von Energie) durch Trocknung, z.B. mit im<br />

Sommer überschüssiger Kraftwerksabwärme aus dem Fernwärmenetz<br />

4 Unabhängigkeit von Preisschwankungen der fossilen Energieträger<br />

Die EWP und die PRO POTSDAM haben vereinbart, dieses Projekt gemeinsam zu verfolgen. Die PRO<br />

POTSDAM würde sich an diesem Projekt beteiligen, indem sie die Holzhackschnitzel aus der Pflege ihrer<br />

ca. 14.000 Bäume zur Verwertung beisteuert.<br />

Bei der Detailplanung und Platzierung der Anlage in <strong>Drewitz</strong> sind folgende Aspekte zu beachten:<br />

4 Schallschutz/Logistik: Im Winter muss bis zu vier mal täglich Brennstoff geliefert werden.<br />

4 Platzbedarf/Immissionsschutz: Es ist geraten, die Anlage an den Rand des Wohngebietes zu bauen.<br />

4 Partizipation der Bevölkerung, <strong>zum</strong> Beispiel bei der ästhetischen Gestaltung, durch Tage der offenen<br />

Tür und Informationsangebote für Schulen.<br />

4 Option eines Biomasse-Heizkraftwerk mit Stromproduktion (erhöhtes CO 2 -Einsparpotential).<br />

Über eine weitere Möglichkeit der effizienteren Energienutzung durch Aquiferwärmespeicher im Stadtge-<br />

biet Potsdam hat die EWP die Wohnungswirtschaft informiert. Untersuchungen der Stadtwerke zur saiso-<br />

nalen Zwischenspeicherung von sommerlicher Kraftwerks-Abwärme in einem Aquifer-Tiefenspeicher erga-<br />

ben ein Leistungspotential von ca. 5 MW Wärme. Mit Hilfe dieser Technik könnte der Mixstrom aus dem<br />

öffentlichen Netz im Sommer verdrängt werden. Dieser Mixstrom ist im Sommerhalbjahr in Deutschland<br />

mit höheren CO 2 -Emissionen verbunden als der Mixstrom im Winter. Aus diesem Grund ist der Einsatz<br />

eines Auqifer-Tiefenspeichers mit einem höheren Umweltbonus verbunden als der konventionelle Jahres-<br />

28


<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

fahrplan der Erdgas-Kraft-Wärme-Kopplung. Nach genaueren Studien über Machbarkeit und Wirtschaft-<br />

lichkeit wollen Wohnungswirtschaft und EWP erneut über eine mögliche Kooperation sprechen.<br />

3.4.3. Warmwasserversorgung<br />

Für die Warmwasserversorgung wurde ein Konzept auf Basis der Solarthermie entwickelt. Es beinhaltet<br />

als ersten Schritt die dezentrale Erzeugung von Solarwärme zur Warmwasserbereitung in jedem Gebäude.<br />

Dabei sollen effiziente Vakuumröhren-Kollektoren eingesetzt werden, um ein möglichst hohes Tempera-<br />

turniveau, besonders auch in den Übergangszeiten Frühjahr und Herbst, für eine hygienisch einwandfreie<br />

Warmwasserbereitung zu garantieren. Dabei soll die Warmwasserbereitung von der Gebäudeheizung ge-<br />

trennt und als separates Energiesystem mit eigener Verbindungstrasse aufgebaut werden. Dies hat fol-<br />

gende Vorteile:<br />

Während der Heizperiode können die Netzverluste bei der Fernwärmeverteilung durch geringere Vorlauf-<br />

temperaturen signifikant gesenkt werden. Die Vorlauftemperatur wird in Abhängigkeit der Außentempera-<br />

tur geregelt und muss nicht mehr auf einer Sockeltemperatur zur legionellenfreien Warmwasserbereitung<br />

gehalten werden.<br />

Die damit verbundene niedrigere Rücklauftemperatur der Fernwärme führt zu einem höheren Wirkungs-<br />

grad des Heizkraftwerkes. Sobald nicht mehr geheizt wird, kann die Fernwärmeversorgung komplett ein-<br />

gestellt werden.<br />

Durch die gebäudeinterne Pufferung der Solarenergie und die Verbindungsleitungen zwischen den Gebäu-<br />

den können innerhalb der Siedlung Nutzungsdifferenzen abgefangen werden. Dies führt zu einer optima-<br />

len Ausnutzung der Solarkollektoren.<br />

Um die Warmwasserbereitung auch bei geringer Solarstrahlung sicherzustellen, muss die Verbindungs-<br />

trasse der Warmwasserpufferspeicher mit Fernwärme direkt an der Fernwärme-Hauptleitung oder mit<br />

anderen Wärmeerzeugern nachgeheizt werden. Die Senkung der Netztemperaturen führt zu geringeren<br />

Transmissionsverlusten des Netzes und kompensiert so das Verhältnis Netzverlust – Energieverbrauch,<br />

welches durch die geringere Leistungsabnahme der Gebäude nach der Sanierung stark verschoben wird.<br />

In einem Gespräch mit der EWP über diese Versorgungsvariante wurde darauf aufmerksam gemacht,<br />

dass die Solarthermie die umweltfreundliche Fernwärme im Sommer verdrängen würde. Die bestehende<br />

Fernwärme führt insgesamt zu niedrigeren CO 2 -Emissionen als die Solarthermie, da bei Betrieb des Kraft-<br />

werkes durch den effizient erzeugten CO 2 -armen Strom der mit wesentlich höheren Emissionen belastete<br />

Strommix aus dem deutschen Netz verdrängt werden kann.<br />

Grundsätzlich geraten wir hier in einen Interessenkonflikt: Solarthermie würde den Mieter finanziell erheb-<br />

lich entlasten, global gedacht erweist sich die Konkurrenz zur gegebenen Energieversorgung als schäd-<br />

lich. Dieser Konflikt muss abgewogen werden, ehe über die Umsetzung des Solarthermie-Konzeptes ent-<br />

schieden werden kann.<br />

3.4.4. Photovoltaik-Anlagen<br />

Die große verfügbare Dachfläche des gesamten Stadtteils (ca. 52.200 m²) eröffnet die Chance für den<br />

flächendeckenden Einsatz von Photovoltaik-Anlagen zur Stromerzeugung. Durch die gesetzlich geregelte<br />

Einspeisevergütung ist die Wirtschaftlichkeit derartiger Anlagen gut abgesichert. In <strong>Drewitz</strong> ist bereits<br />

eine Photovoltaik-Anlage installiert. Sie ist auf dem Gebäude Fritz-Lang-Straße 10 seit Dezember 2006 in<br />

Betrieb. Es handelt sich dabei um die 1. Potsdamer Bürgersolaranlage des Potsdamer Solarvereins.<br />

29


Quelle: www.sunnyportal.com<br />

<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Die Anlage besteht aus 32 Biosol PV Plate-Modulen der Firma Biohaus. Die Module bestehen aus Uni-<br />

solar Silizium Dünnschichtzellem mit Triple-Junktion Technologie. Insgesamt hat die Anlage eine Leistung<br />

von 8,7 kWp. Die Vorteile des Systems sind die effiziente Nutzung der diffusen Strahlung bei flachen<br />

Dachneigungen und ungünstiger Ausrichtung. Die Erfahrungen mit der dort eingesetzten Folienmodul-<br />

Technik sind durchweg positiv und erlauben u.a. durch das geringe Gewicht einen substituierenden Ein-<br />

satz als Dachhaut im geplanten Neubaubereich.<br />

Die verfügbaren Dachflächen werden dem Potsdamer Solarverein bzw. der von ihr gegründeten Neue En-<br />

ergie Genossenschaft angeboten. Die Erträge aus der Vermietung der Dächer werden für die Information<br />

der Bewohner des Stadtteils eingesetzt. Es stehen dafür etwa 16.100 m 2 Dachfläche zur Verfügung.<br />

Zur öffentlichkeitswirksamen Integration der Anlagen soll für jede Anlage ein Display im Erdgeschoß – Ein-<br />

gangsbereich am Gebäude außen – angebracht werden. Dort sollen die Anwohner über die aktuellen<br />

Anlagenparameter (Leistung, Solarstrahlung, Temperatur …) sowie über die Umwelteffekte der Anlage<br />

(akkumulierte CO 2 -Einsparungen, eingespeister Strom …) informiert werden. Diese Informationspunkte<br />

sollen in den geplanten Energiewanderweg integriert werden.<br />

Darüber hinaus sollen an selektiven Südfassaden Photovoltaik-Module in die architektonische Gesamt-<br />

gestaltung eingebunden werden. Die senkrechte Anordnung der Module verringert zwar den Wirkungsgrad<br />

der Anlage, das optische Erscheinungsbild wird dadurch aber entscheidend aufgewertet und die Technik<br />

ins öffentliche Bewusstsein gerückt.<br />

3.4.5. Ein Zeichen setzen – mit 50 kW<br />

Als eine Energietechnik mit Multiplikator- und Bildungswirkung soll ein kleines Rapsöl-Heizkraftwerk (ca.<br />

50 kW elektrisch) installiert werden. Dies bietet mehrere Vorteile:<br />

4 Öffentlichkeitswirksame Einbindung in das Wohngebiet gut möglich (Display über Anlagenparameter,<br />

Informationsveranstaltungen)<br />

4 Wesentlich höhere CO 2 -Einsparungen als bei fossiler Kraft-Wärme-Koppelung<br />

4 Zuverlässige, ausgereifte Technik und Unabhängigkeit von Preisschwankungen des Erdgases<br />

Bei der detaillierten Anlagenplanung ist besonders die längerfristige Preisentwicklung des Brennstoffes<br />

zu beachten. Insgesamt lassen sich leicht geringere Wärmepreise ab Biomasse-Kraftwerk im Vergleich<br />

zur Fernwärme darstellen. Hier sind Kooperationsmodelle zwischen Wohnungsunternehmen und Stadt-<br />

werken denkbar (Contracting, Investition durch WU bei Betrieb durch Stadtwerke).<br />

30


3.5. Energiesparende Siedlungsstruktur<br />

<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Stadtstruktur und die Ausstattung an Infrastruktur haben wesentlichen Einfluss auf die Energiemengen,<br />

die notwendig sind, um den Lebensalltag zu organisieren. Kurze Wege, gute Anbindung an öffentliche Ver-<br />

kehrsmittel und die Qualität des Umfeldes bestimmen, wie und mit welchem Aufwand der Bewohner sich<br />

durch das Gebiet bewegt, ob und wie häufig er das Gebiet verlassen muss, wie und mit welchem Aufwand<br />

er andere Orte erreichen und von dort wieder zurückkehren kann. Organisation und Anlage der Garten-<br />

stadt <strong>Drewitz</strong> haben viele positive Auswirkungen auf ihre Energiebilanz. Um die Siedlung „gebrauchen“ zu<br />

können, bedarf es keiner zusätzlichen Energien:<br />

4 Kurze Fußwege zu allen Infrastruktureinrichtungen erlauben, bei der Erledigung der täglichen Gänge<br />

auf das Auto zu verzichten. Das spart Energie und schont die Umwelt.<br />

4 Das dichte Netz der Haltestellen von Bus und Tram machen den Weg zur Arbeit, in die Stadt oder zu<br />

Freunden leicht und bequem. Auch dafür braucht es kein Auto.<br />

4 Das Grün der Siedlung und der Umgebung sind ein Naherholungsangebot, das wirklich nahe liegt.<br />

Wer sich vor der eigenen Haustür erholen kann, muss nirgendwo anders hinfahren. Auch das spart<br />

Energie.<br />

4 Das „Wohnen ohne Auto“ in <strong>Drewitz</strong> wird aktiv angeboten. Bus und Tram, kurze Wege und die Nah-<br />

erholung vor der Tür laden dazu ein. Und wer trotzdem ein Auto braucht, kann es sich mit anderen<br />

teilen. Carsharing am Havel-Nuthe-Center macht es möglich.<br />

4 Wer es sportlicher mag, schwingt sich auf das Fahrrad. Die Verbindungen zur Stadt sind kurz und gut,<br />

ins Umland romantisch. Und wer kein Fahrrad hat, kann sich am Ernst-Busch-Platz eines von der ViP<br />

borgen.<br />

Die Lage der Baukörper, ihre Stellung zueinander, die Ausstattung mit Grün, das Vorhandensein von Kalt-<br />

und Frischluftschneisen und der Grad der Versiegelung bestimmen die Möglichkeiten zur Ausnutzung<br />

natürlicher Prozesse, um im Winter zu wärmen und im Sommer zu kühlen. Auch dies ist bei der Umgestal-<br />

tung von <strong>Drewitz</strong> zur <strong>Gartenstadt</strong> bedacht:<br />

4 Der Park speichert frische Luft, wo einst Beton und Asphalt die Hitze aufgenommen haben. Das<br />

kühlt und nimmt in Hitzeperioden den Baumassen ihre Wärme. Natürliche Kühlung ist kostenneutral<br />

und braucht keine zusätzliche Energie.<br />

4 Die kleineren Höfe mit Bäumen und Wasser helfen beim Kühlen. Im Schatten ist die Hitze erträglich,<br />

auch für ältere Menschen. Das dichte Blattwerk schützt den Boden vor Aufwärmung und Austrock-<br />

nung und lässt das Grün sprießen. Auf Spielplätzen schützt es die Kinder vor Sonne.<br />

4 Im Winter spenden die Bäume Wärme. Ihre entblätterten Kronen lassen die Sonne in die Fenster, ihr<br />

Verschnitt hat seinen Weg in das <strong>Drewitz</strong>er Biomasse-Heizkraftwerk genommen.<br />

31


Inhalt<br />

Finanzierung<br />

Kooperationspartner<br />

Status<br />

Pilotprojekt Wall am Kiez 5<br />

Verbrauchsstarke Haushalte des<br />

Wohngebäudes Wall am Kiez 5<br />

werden aufgesucht, beraten und<br />

gemeinsam wird nach Kostensenkungspotentialen<br />

gesucht. Berücksichtigt<br />

werden auch Stromverbräuche.<br />

Durch die Beratung und den<br />

Einsatz von Kontroll- und Regeltechnik<br />

verbessert sich das Verbrauchsverhalten<br />

nachhaltig.<br />

PRO POTSDAM<br />

PRO POTSDAM Babelsberger Mieterverein,<br />

Verbraucherzentrale Brandenburg,<br />

TelematicsPro e.V. zusammen.<br />

Seit Februar 2009<br />

<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

3.6. Es gibt immer ein Projekt – Selbsthilfe der Bewohner<br />

In der Saarmunder Straße 39 unterhält die PRO POTSDAM seit September 2008 eine Musterwohnung<br />

„Energiesparende Wohntechnologien“. Mit der Präsentation geeigneter Produkte und Technologien, die<br />

die Mieter selbst erwerben und installieren können, verfolgt die PRO POTSDAM das Ziel, die Mieter bei<br />

der energetischen Sanierung des Bestandes mit einzubeziehen. Werden die Mieter selbst aktiv, so hat<br />

dies einen weiteren positiven Effekt: Wenn Mieter in die eigene Wohnung investieren, erhöht sich ihre Bin-<br />

dung an die Wohnung. Mit ihren Angeboten an die Mieter will PRO POTSDAM auch aktiv der öffentlichen<br />

Meinung entgegen treten, dass allein der Vermieter für energetische Maßnahmen verantwortlich ist.<br />

Für die Musterwohnung wurde eine 1984 errichtete Vier-Zimmer-Wohnung umgebaut. Der Zugang für Roll-<br />

stuhlfahrer ist über einen Hublift möglich. Die im Grundriss veränderte Wohnung ist schwellenlos und auf<br />

dem neuesten Stand der Technik ausgestattet.<br />

Mit Telematik werden wichtige Funktionen im Wohnbereich überwacht und gesteuert. So können <strong>zum</strong><br />

Beispiel die Heizung und Lüftung automatisch geregelt werden oder beim Verlassen der Wohnung wird<br />

angezeigt, ob ein Fenster offen gelassen wurde. Auch Lampen, Steckdosen und Jalousien können mit<br />

Telematik ferngesteuert oder ungenutzte Geräte vom Stromnetz abgeschaltet werden. Die Zentral-AUS-<br />

Funktion verbindet Energiesparen und Sicherheit. Ähnlich wie in vielen Hotels werden beim Verlassen der<br />

Wohnung alle Lampen ausgeschaltet und auch die heimlichen Stromfresser vom Netz genommen. Mit<br />

Ausnahme von Kühl- und Gefrierschrank stellt die Wohnung dann ihren Stromverbrauch ein.<br />

In Zusammenarbeit mit dem Verein TelematicsPRO e.V. berät die PRO POTSDAM die Mieter in der Mu-<br />

sterwohnung. Beim Erwerb und gegebenenfalls auch bei der Inbetriebnahme von Geräten werden sie<br />

unterstützt.<br />

Um die Selbsthilfepotentiale der Mieter aktivieren zu können, verfolgt die PRO POTSDAM weitere Pro-<br />

jekte, die im Folgenden nur tabellarisch dargestellt werden können:<br />

Projekt Energiebegleitung<br />

PRO POTSDAM hat der Stadt<br />

Potsdam vorgeschlagen, niedrigschwellige<br />

Energiesparberatungen<br />

für Transferleistungsempfänger<br />

anzubieten. Grundlegende Fragen<br />

wie Trägerschaft, Ausbildungsprofil<br />

und Finanzierung des Einsatzes der<br />

Energiesparbegleiter müssen beantwortet<br />

werden.<br />

Arbeitsfördermittel, Regionalbudget,<br />

Drittmittel, PRO POTSDAM<br />

Stadt Potsdam, PRO POTSDAM,<br />

Potsdamer Arbeitsgemeinschaft zur<br />

Grundsicherung für Arbeitsuchende,<br />

div. Bildungsträger<br />

Seit September 2008<br />

32<br />

Projekt Mikrokredite<br />

Mikrokredite sollen helfen, auch wirtschaftlich<br />

schwachen Haushalten<br />

den Austausch alter, energieintensiver<br />

Haushaltsgeräte zu ermöglichen.<br />

Dabei soll die von den Kreditnehmern<br />

monatlich zu zahlende<br />

Rate kleiner sein als die monatlich<br />

eingesparten Stromkosten.<br />

Kredite durch Kreditnehmer,<br />

Projektentwicklung durch die Beteiligten<br />

PRO POTSDAM, ENERGIE FORUM<br />

POTSDAM, Zusammenarbeit mit<br />

einer genossenschaftlichen Spareinrichtung<br />

und Geräteanbietern<br />

befindet sich noch in der Phase der<br />

Projektentwicklung.


Aktivität<br />

Mieterzeitung<br />

Publikationen<br />

Energiesparberatung<br />

GEWOBA-<br />

Homepage<br />

Informationspaket<br />

Energiesparthermometer<br />

Zusammenarbeit<br />

mit<br />

Schulen<br />

3.7. Wohnen neu lernen<br />

Wohn- und Nutzverhalten<br />

<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Wer in energetisch sanierten Wohnungen lebt, muss das Wohnen neu erlernen. Selbst gute Gewohn-<br />

heiten können in optimierten Wohnungen zu schlechten werden. Die Umwandlung der Wohnung in eine<br />

sparsame Bleibe bringt die Notwendigkeit der Information und Aufklärung mit sich.<br />

Die PRO POTSDAM unternimmt schon seit längerem Anstrengungen, um ihre Mieter für ein richtiges<br />

Wohn- und Verbrauchsverhalten zu sensibilisieren. So sorgte die PRO POTSDAM am 07.07.2007 ge-<br />

meinsam mit den Wirtschaftsjunioren Deutschlands für die öffentliche Live-Übertraung des Konzertes<br />

live earth gegen den Klimawandel. Am Rande der Veranstaltung, konnten herkömmliche Glühlampen<br />

kostenlos gegen Energiesparlampen ausgetauscht werden. Die „Standards“ der Kommunikation der PRO<br />

POTSDAM zu den Themen Energie und Energiesparen sind in der nachfolgenden Tabelle dargestellt:<br />

Beschreibung der Aktivität<br />

Die Mieterzeitung gibt regelmäßig Tipps, wie durch Aufmerksamkeit und mit wenig Aufwand überall<br />

im Haushalt Energie gespart und die Höhe der Betriebskostenabrechung beeinflusst werden<br />

kann. Darüber hinaus berichtet die Zeitung über energiepolitische Aktivitäten, <strong>zum</strong> Beispiel des<br />

ENERGIE FORUM POTSDAM, des Solarvereins oder über die Mitarbeit der PRO POTSDAM im<br />

Klimaschutzbeirat Potsdams.<br />

Anfang 2008 versandte die PRO POTSDAM die Broschüre „Richtig heizen und lüften“ an alle<br />

Mieterhaushalte. Sie enthält zusammengefasst viele nützliche Hinweise für ein gesundes Wohlfühlklima<br />

und die Senkung der Heizkosten durch richtiges Verhalten. Die Broschüre liegt in den<br />

Geschäftstellen aus.<br />

Neben günstigen Dienstleistungen rund um das Wohnen hält der Wohnservice GEWOBA plus<br />

auch Beratungsangebote <strong>zum</strong> Thema Energie bereit. Mit kostenlosen Informationsveranstaltungen<br />

machte der Wohnservice den Monat Januar 2009 <strong>zum</strong> Energiesparmonat.<br />

Ein Ratgeber auf der Homepage der GEWOBA WVP enthält neben anderen interessanten Tipps<br />

auch Hinweise <strong>zum</strong> richtigen Umgang mit Energie. Auf der Homepage kann man auch nachverfolgen<br />

(z.B. an Hand der Pressemitteilungen) wie und wo sich die PRO POTSDAM für den<br />

Klimaschutz engagiert.<br />

Mit ihrem Einzug erhalten Neumieter beim Einzug ein Informationspaket, u.a. mit Publikationen<br />

und einem Energiesparthermometer. Es enthält auch individuelle Informationen der ViP Verkehrsberieb<br />

Potsdam GmbH über Haltestellen im unmittelbaren Wohnumfeld und die Erreichbarkeit<br />

zentraler Orte mit dem ÖPNV und zwei Tagestickets <strong>zum</strong> Ausprobieren.<br />

Was bei anderen Unternehmen der Kugelschreiber oder das Schlüsselband als Giveaway sind,<br />

ist bei der PRO POTSDAM das Energiesparthermometer. Es zeigt nicht nur die aktuelle Zimmertemperatur<br />

an, sondern bewertet sie auch als optimal, sparsam oder zu hoch. Das Thermometer<br />

liegt in den Geschäftsstellen aus. Rund 23.000 Thermometer hat die PRO POTSDAM bislang an<br />

Mieter, Schulen und Potsdamer verteilt.<br />

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr: Deshalb unterstützt die PRO POTSDAM den<br />

alljährlichen AGENDA-<strong>Wettbewerb</strong> Potsdamer Schulen, der sich mit Themen wie Klimaschutz, Energieeffizienz<br />

und Nachhaltigkeit befasst. Gemeinsame Projekte für den Umwelt- und Klimaschutz<br />

verfolgt die PRO POTSDAM mit der Käthe-Kollwitz-Oberschule in Potsdam West.<br />

33<br />

Zielgruppe<br />

Mieter<br />

Mieter<br />

Mieter<br />

Allgemeine<br />

Öffentlichkeit<br />

laufend<br />

Mieter<br />

Potsdamer<br />

Schüler


<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

4. Wohnungswirtschaftliches Konzept<br />

4.1. Wohnungsmarkt<br />

Die Landeshauptstadt Potsdam erarbeitet derzeit ein Stadtentwicklungskonzept Wohnen. Hintergrund<br />

sind der anhaltende Wohnungsmangel in der Stadt und die progressiven Bevölkerungsprognosen. Die<br />

Situation auf dem Potsdamer Wohnungsmarkt wird in den jährlichen Wohnungsmarktberichten der Lan-<br />

deshauptstadt beschrieben.<br />

Bevölkerungswachstum: Die Stadt Potsdam prognostiziert, dass bis <strong>zum</strong> Jahre 2015 die Bevölkerung pro<br />

Jahr um durchschnittlich 1.200 Personen wächst und auch danach der Zuzug, wenn auch abgeschwächt,<br />

anhalten wird. Insgesamt rechnet man mit einem Anstieg der Bevölkerung um mehr als 13.000 Personen<br />

bis <strong>zum</strong> Jahr 2020.<br />

Leerstand: Der Wohnungsmarkt ist seit einigen Jahren angespannt. Der letzte Wohnungsmarktbericht<br />

der Stadt Potsdam (Juli 2008) weist stadtweit einen Leerstand von 3,3% aus (31.12.2007), wobei der<br />

Leerstand vermietbarer Wohnungen lediglich 1,4% beträgt. Die aktuelle Quote (Mai 2008) wird von der<br />

Stadtverwaltung mit 2,4% angegeben. Nach Übersicht der Wohnungsunternehmen liegt der Leerstand in<br />

den sieben Plattenbaugebieten der Stadt weit darunter. Die PRO POTSDAM selbst registriert einen ver-<br />

mietbaren Leerstand von 0,9% über den Gesamtbestand.<br />

Zusätzlicher Wohnungsbedarf: Der Wohnungsmarktbericht vom Juli 2008 geht von einem zusätzlichen<br />

Bedarf bis <strong>zum</strong> Jahr 2020 von 7.400 bis 12.300 Wohnungen aus. Angesichts der Lage auf dem Woh-<br />

nungsmarkt ist der Bedarf nur durch Neubau zu decken. Notwendig wäre der Neubau von 600 bis 950<br />

Wohnungen pro Jahr. Dem steht ein Rückgang der Baufertigstellungen gegenüber (2004 bis 2007 gegen-<br />

über 2000 bis 2003 = -23%).<br />

Angesichts der hohen Nachfrage nach Wohnraum erscheint eine Verdichtung des Standortes <strong>Drewitz</strong><br />

durch Neubau realistisch. Durch den Neubau von Wohnungen würde man mehrere Entwicklungsziele<br />

bedienen können:<br />

1. Wohnraumversorgung: Es wird neuer, bedarfsgerechter Wohnraum zur Verfügung gestellt.<br />

2. Städtebau: Der Neubau macht städtebauliche Reparaturen und Korrekturen möglich.<br />

3. Sozialgefüge: Kaufkraftstärkere Gruppen ziehen in das Gebiet ohne die jetzigen Bewohner zu ver-<br />

drängen.<br />

4. Image: Die Umgestaltung des Stadtteils und die Stabilisierung des sozialen Gefüges bieten<br />

Ansätze für die Veränderung des Images des Stadtteils.<br />

4.2. Nachfragegruppen<br />

4.2.1 Nachfrage auf angespannten Märkten<br />

Die Studie Wohntrends 2020 des GdW analysiert die Tendenzen auf dem bundesdeutschen Wohnungs-<br />

markt und erarbeitet Schlussfolgerungen für regionale Märkte. Für wachsende Märkte, so auch für Pots-<br />

dam, prognostiziert sie eine hohe Nachfrage in allen Preissegmenten.<br />

Das untere Preisniveau stellt ein Wachstumssegment dar. Es ist davon auszugehen, dass die von der<br />

Bundesregierung ausgewiesene Armutsquote weiter steigt. Die bereits heute zu beobachtenden Versor-<br />

gungsengpässe an Wohnraum im unteren Preissegment werden sich dadurch weiter verstärken.<br />

34


Alter<br />

18 - 25<br />

25 - 35<br />

35 - 50<br />

50 - 65<br />

> 65<br />

Personen<br />

im Haushalt<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

> 4<br />

Anteil<br />

an allen<br />

Zuzügen<br />

49%<br />

32%<br />

10%<br />

6%<br />

3%<br />

<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Auch das mittlere Preissegment wird von Nachfrageüberhängen gekennzeichnet sein. Um bei Verände-<br />

rungen der Lebenslage die Bewohner in diesem Preissegment zu halten, ist es notwendig, über die Wohn-<br />

qualität hinaus zusätzliche Leistungen und Qualitäten anzubieten. Dabei geht es um ökologische As-<br />

pekte, ein hohes Sicherheitsniveau, technische Zusatzeinrichtungen, wohnbegleitende Dienstleistungen<br />

und eine hohe Wohnumfeldqualität.<br />

Wohnungen im gehobenen Preisniveau sind in wachsenden Märkten zu realisieren. Dieses Marktseg-<br />

ment bietet Raum für Neubau und Experimente, in denen auch individuelle Wunschvorstellungen reali-<br />

siert und aufgrund der Kaufkraft der Mieter bezahlt werden können.<br />

4.2.2. Nachfrage von außen<br />

In ihren Untersuchungen geht die Stadt Potsdam davon aus, dass der Bevölkerungszuwachs vor allem<br />

durch Wanderungsgewinne erfolgt. In den vergangenen Jahren war der Zuzug vor allem geprägt von Jün-<br />

geren aus den neuen Ländern, wobei es sich vor allem um einkommensschwache Zuwanderer handelte.<br />

Die Veränderung der Bevölkerung war zudem gekennzeichnet von anhaltenden Wanderungsverlusten an<br />

die umliegenden Nachbargemeinden, vor allen Dingen durch die Abwanderung von einkommensstarken<br />

Haushalten. Wurde das Bevölkerungswachstum seit 2000 vor allem von jungen Erwachsenen geprägt,<br />

werden künftig vor allem die mittleren Altersgruppen (30 bis 65 Jahre) und Hochbetagte das Wachstum<br />

tragen. Die Gruppe der zuziehenden jungen Erwachsenen wird quantitativ weiter hoch sein, jedoch wird<br />

sich ihr Anteil an den Zuziehenden verringern.<br />

4.2.3. Nachfrage innerhalb Potsdams<br />

Betrachtet man die derzeitige innerstädtische Nachfrage, dann zeichnen sich Angebotsdefizite ab, die<br />

durch Neubau abzubauen wären: Mangel herrscht vor allem an kleinen Wohnungen (1- und 2-Personen-<br />

Haushalte) im unteren und mittleren Preissegment. Es fehlt ebenfalls an großen und preiswerten Woh-<br />

nungen für Familien. Unterversorgte Zielgruppen sind vor allem junge Alleinstehende, Haushalte mit nied-<br />

rigen Einkommen, kinderlose Paare (jeden Alters) und Familien mit 2 und mehr Kindern. (Vergleiche IfS<br />

Institut für Stadtforschung und Strukturpolitik)<br />

4.2.4. Nachfrage innerhalb von <strong>Drewitz</strong><br />

Anhand der Fragebögen, die jeder Zu- und jeder Wegziehende ausfüllt, lässt sich ablesen, welches Kli-<br />

entel <strong>Drewitz</strong> den Rücken kehrt, und welche Gruppen nach <strong>Drewitz</strong> ziehen. Die Daten werden seit 2004<br />

erhoben und quartalsweise ausgewertet.<br />

Anteil<br />

an allen<br />

Zuzügen<br />

37%<br />

28%<br />

17%<br />

12%<br />

5%<br />

Anteil<br />

an allen<br />

Wegzügen<br />

22%<br />

31%<br />

25%<br />

10%<br />

12%<br />

Differenz<br />

+ 15<br />

- 3<br />

- 8<br />

+ 2<br />

- 7<br />

Anteil<br />

an allen<br />

Wegzügen<br />

21%<br />

41%<br />

21%<br />

12%<br />

5%<br />

Differenz<br />

+ 28<br />

- 9<br />

- 11<br />

- 6<br />

- 2<br />

Haushaltseinkommen<br />

in Euro<br />

500 – 1000<br />

1000 – 1500<br />

1500 – 2000<br />

>2000<br />

Anteil<br />

an allen<br />

Zuzügen<br />

37%<br />

40%<br />

11%<br />

12%<br />

Anteil an<br />

Bewohner<br />

in 2006<br />

40%<br />

28%<br />

17%<br />

14%<br />

Differenz<br />

- 3<br />

+ 12<br />

- 6<br />

- 2<br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden: Die <strong>Drewitz</strong>er Haushalte werden tendenziell kleiner, jün-<br />

ger und einkommensschwächer. Mehr-Personen-Haushalte mit normalen und mittleren Einkommen,<br />

vor allem solche aus der mittleren Altersgruppe (35 bis 50 Jahre) und der Gruppe der über 65-Jährigen,<br />

verlassen <strong>Drewitz</strong> eher. Es ziehen vor allem kleinere, jüngere und finanzschwächere Haushalte nach<br />

<strong>Drewitz</strong>.<br />

35


Wohntrends 2020<br />

(GdW)<br />

Nachfragezuwachs<br />

in allen<br />

Preissegmenten<br />

4.2.5. Schlußfolgerungen<br />

<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Legt man die Aussagen über die aktuelle Situation des Wohnungsmarktes über- oder auch nebeneinan-<br />

der, ergeben sich eine Reihe von Übereinstimmungen.<br />

Wohnungen für kleine Haushalte: Eine hohe Nachfrage nach Wohnungen für kleine Haushalte (1 bis 2<br />

Personen) ist innerhalb der Stadt Potsdam wie auch bei den nach Potsdam Ziehenden zu verzeichnen.<br />

Daraus kann die Notwendigkeit für den Neubau von Wohnungen für kleine Haushalte abgeleitet werden.<br />

Bei den Nachfragern nach solchen Wohnungen handelt es sich um junge, ältere und hochbetagte. Da in<br />

den letzten Jahren mehr Jüngere nach <strong>Drewitz</strong> als von dort weggezogen sind, kann man annehmen, dass<br />

<strong>Drewitz</strong> bei dieser Altersgruppe Akzeptanz, vielleicht sogar Gefallen findet. Anders verhält es sich bei den<br />

älteren und hochbetagten Personen: Solche Personen sind in den letzten Jahren öfter fort- als hinzugezo-<br />

gen. Hier ist zu prüfen, inwieweit der Standort für ältere Menschen qualifiziert werden kann.<br />

Wohnungen für die mittlere Altersgruppe: In dieser Altersgruppe dominieren die 2- und Mehr-Personen-<br />

Haushalte, unter ihnen befinden sich auch viele Haushalte mit mittlerer und höherer Kaufkraft. Die Nach-<br />

frage in Potsdam ist höher als das Angebot, hinzu kommt eine steigende Nachfrage von außen. Generell<br />

ist es attraktiv, bei Neubauplanungen auf dieses Klientel zu schauen, allerdings ist die Eignung des<br />

Standortes <strong>Drewitz</strong> zu hinterfragen: Der Anteil dieser Gruppe an der Bevölkerung in <strong>Drewitz</strong> sinkt seit Jah-<br />

ren. Offenbar ist der Wohnstandort für diese Gruppe wenig attraktiv. Will man in <strong>Drewitz</strong> Angebote für die<br />

mittlere Altersgruppe schaffen, werden sich diese nicht auf attraktive Wohnungen beschränken können.<br />

Wohnungen für Familien mit Kindern: An Wohnungen für größere Familien fehlt es in Potsdam generell.<br />

Trotzdem ziehen mehr Familien aus <strong>Drewitz</strong> fort als hinziehen. Auch für diese Gruppe gilt: Will man Fa-<br />

milien mit Kindern Wohnangebote machen, so müssen sich diese auf eine entsprechende Qualität des<br />

Standortes stützen können.<br />

Angebotsdefizite<br />

innerhalb Potsdams<br />

Wohnungen für 1- bis<br />

2- Personen-Haushalte<br />

Wohnungen für Familien<br />

mit 2 und mehr Kindern<br />

4.3. Neue Standortqualitäten<br />

Nachfrage von außen<br />

Junge Singles<br />

Hochbetagte<br />

30- bis 65-Jährige<br />

Um die Neubaupotentiale in <strong>Drewitz</strong> bewerten und Strategien für die Sanierung des Bestandes erarbeiten<br />

zu können, ist es notwendig, die zukünftige Eignung des Standortes <strong>Drewitz</strong> für bestimmte Zielgruppen zu<br />

prüfen: Für welche Gruppen wird die <strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong> von Interesse sein?<br />

Angebotsdefizite in <strong>Drewitz</strong><br />

Wohnungen für Ältere als 65 Jahren<br />

Wohnungen für 35- bis 50-Jährige<br />

Wohnungen für nomale mittlere Einkommen<br />

Wohnungen für Mehr-Personen-Haushalte<br />

Bei der Analyse sind die Ergebnisse der städtebaulichen Eingriffe, die neue Qualität des Freiraums und<br />

die Veränderungen der Verkehrserschliessung zu berücksichtigen. Sie machen Lagen, die bislang völlig<br />

unattraktiv waren, zu guten Lagen. Wohnen am Park, Wohnen mit eigenem Hof und Blick ins Grüne, ein<br />

dichtes Netz von Haltestellen, barrierefreie Wege, verringerte Lärmbelästigung durch die Autobahn und<br />

die Nuthestraße, geringerer PKW-Verkehr durchs Gebiet – alles das verleiht dem Gebiet neue Qualitäten.<br />

In einem ersten Schritt der Analyse wurden die Lagequalitäten des Standortes kleinräumig, d.h. in 20 Mi-<br />

krostandorten, untersucht. Zugrunde gelegt wurde dabei nicht der Ist-Zustand der Siedlung, sondern die<br />

Gegebenheiten, wie sie sich nach dem oben aufgezeigten städtebaulichen Konzept darstellen würden.<br />

36


Allgemein / Mikrostandorte<br />

Nähe zu Haltestelle ÖPNV<br />

Kurzer Weg <strong>zum</strong> Stern-Center<br />

Kurzer Weg <strong>zum</strong> HNC/zu Lidl<br />

Grünes Umfeld: Park oder Umland<br />

„Eigener“ grüner Hof<br />

Blick ins Grüne<br />

Nähe zur Schule<br />

Nähe zur Kita<br />

Ausstattung mit Stellplätzen<br />

Lärmbelastung<br />

Belastung durch Autoverkehr<br />

Erreichbarkeit Schule/Kita ohne Straße<br />

Erreichbarkeit Shopping ohne Straße<br />

Extrem kurzer Weg <strong>zum</strong> Shopping<br />

Summe der Bewertungen<br />

Allgemeine Bewertung<br />

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<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

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4,1<br />

2<br />

In einem zweiten Analyseschritt wurden die Lagequalitäten aus der Sicht verschiedener Zielgruppen be-<br />

wertet. Im Ergebnis dessen ergab sich für jede der Zielgruppen ein Ranking der Mikrostandorte. Für jeden<br />

Mikrostandort kann nun ausgewiesen werden, für welche Zielgruppe er hinsichtlich seiner Lagequalität<br />

besonders bzw. für welche Zielgruppen er weniger geeignet ist. Als besondere Zielgruppen wurden Men-<br />

schen mit Behinderungen und deren Bedürfnisse sowie Haushalte ohne Auto betrachtet.<br />

Zielgruppen /Mikrostandorte<br />

Allgemeine Bewertung<br />

Senioren<br />

Behinderte<br />

Familie mit kleinen Kindern<br />

Familien mit großen Kindern<br />

Alleinerziehende<br />

Jugendliche Mieter<br />

Haushalte ohne Auto<br />

Paare ohne Kinder im mittleren Alter<br />

Im Ergebnis dieses Verfahrens liegt eine eindeutige Orientierung für die Bewertung der Neubaupotentiale<br />

und die erforderlichen Bestandssanierungen vor:<br />

Der Südwesten der Siedlung ist vor allem geeignet für Familien mit kleinen und großen Kindern sowie für<br />

Alleinerziehende. Schule und Kita liegen sehr nah, das Umfeld ist grün und der Bereich gut an den ÖPNV<br />

angebunden.<br />

Der Nordosten und das Zentrum der Siedlung ist vor allem geeignet für ältere Menschen. Hier sind es<br />

vor allem die kurzen Wege zu Ärzten und Einkaufsmöglichkeiten, das grüne Wohnumfeld und die geringe<br />

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4,4<br />

1<br />

Lärmbelästigung, die die besondere Qualität des Standortes ausmachen.<br />

Im Südosten der Siedlung zeichnet sich ein Bereich ab, der eher für junge Leute und dynamische Haus-<br />

halte von Interesse ist. Der Bereich ist gut vom ÖPNV versorgt, die Wege <strong>zum</strong> Einkaufen noch immer<br />

kurz. Dafür bietet der Bereich weniger Privatheit (keine oder nur offene Höfe) und er ist durch die nahe<br />

Autobahn lärmbelastet.<br />

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3<br />

4<br />

4


<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Im Zentrum der Siedlung befindet sich ein großer Raum, der geeignet ist für Haushalte ohne Auto. Das<br />

Gebiet ist mit privatem wie öffentlichem Grün reichlich ausgestattet und kaum von Lärm und PKW-Verkehr<br />

belastet. Die Wege zu Haltesstellen und Einkaufsmöglichkeiten sind kurz.<br />

Aufgrund der Wohnumfeldmaßnahmen und der barrierefreien Gestaltung der zentralen Grünzüge ergibt<br />

sich ein großer Bereich innerhalb der <strong>Gartenstadt</strong>, in dem die Wege zwischen Wohnung und Infrastruktur-<br />

einrichtungen einschließlich Haltestellen des öffentlich Personennahverkehrs barrierefrei sind.<br />

4.4. Zusammenfassung: Die neuen <strong>Drewitz</strong>er<br />

Der Umbau der Siedlung ermöglicht es, neue Zielgruppen für den Standort zu erschließen. War <strong>Drewitz</strong><br />

in den letzten Jahren vor allem für junge, kleine und finanzschwache Haushalte interessant, ist die Gar-<br />

tenstadt <strong>Drewitz</strong> für unterschiedliche Gruppen von Interesse. Alle dargestellten Zielgruppen – bis auf<br />

die alleinstehenden Paare im mittleren Alter – finden in <strong>Drewitz</strong> einen Ort, der ihren Interessen optimal<br />

entspricht.<br />

Bei der Bestandssanierung sollen vor allem die Interessen der Familien mit Kindern, der Alleinerziehen,<br />

der Senioren und der jugendlichen Mieter berücksichtigt werden. Durch die Anwendung unterschied-<br />

licher Sanierungsstandards werden Angebote für wirtschaftlich schwache Haushalte erhalten bleiben<br />

und neue für normale und mittlere Einkommen geschaffen.<br />

Die Angebote für Familien mit großen Kindern, die im Zuge der Bestandssanierung geschaffen werden,<br />

sollen die Biografien der Bewohner berücksichtigen: Wenn die Kinder ausziehen, dann müssen die Zim-<br />

mer für andere Zwecke, beispielsweise für das Arbeiten zu Hause, geeignet sein. Auf diese Weise kann<br />

es gelingen, mittelalte Paare im Gebiet zu halten.<br />

38


<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Bei der Bestandssanierung ist in den entsprechenden barrierefreien Lagen und unter Berücksichtigung<br />

der Wirtschaftlichkeit auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen einzugehen. Insbesondere<br />

das Erdgeschoss der „Rolle“, entlang der südöstlich gelegenen Seite des Konrad-Wolf-Parks, stellt ein<br />

großes Potential für Wohnungen für Menschen mit Behinderungen dar: Die leer stehenden und seit Jah-<br />

ren nicht mehr fremdvermieteten Räume im Erdgeschoss sind schon heute von der anderen Seite der<br />

Gebäudezeile ebenerdig erschlossen.<br />

Einige der durch den Umbau von <strong>Drewitz</strong> zur <strong>Gartenstadt</strong> neu gewonnenen Qualitäte sind einzigartig – für<br />

sich genommen und erst recht in der Summe: Die Barrierefreiheit, die großen Räume und wichtige Infra-<br />

struktur einschließt, die intensive Begrünung, das bequeme Wohnen ohne eigenes Auto und nicht zuletzt<br />

das ökologische Profil der Siedlung lassen erwarten, dass es auch wieder gelingen wird, Normal- bis mitt-<br />

lere Verdiener ins Gebiet zu holen.<br />

Der Neubau von Wohnungen durch den Ausbau der Dachgeschosse gestattet großzügigere und flexiblere<br />

Grundrisse. Hier können mutige Angebote entwickelt werden, die auch experimentellen Wohnbedürfnis-<br />

sen ansprechen. Die Dachaufbauten (jeweils erschlossen über die Aufzüge in den benachbarten Ergän-<br />

zungsbauten) eignen sich aber auch für Senioren und Menschen mit Behinderungen.<br />

Der Neubau in Ergänzung bestehender Gebäude (Lückenbebauung) kann sich an den Qualitäten der Mi-<br />

krostandorte orientieren. Da sie im Wesentlichen durch selbst bestimmte Baugruppen realisiert werden,<br />

sind hier gut verdienende Familien mit und ohne Kinder die wahrscheinliche Zielgruppe.<br />

Der Neubau in Ergänzung bestehender Gebäude (Lückenbebauung) ist aber auch ein Feld für neue Wohn-<br />

formen: Mehrgenerationen-Wohnen, Gemeinschaften von Senioren und andere Modelle finden hier ihren<br />

Platz.<br />

Ein besonderes Angebot kann in den ergänzenden Neubauten (Lückenbauten) realisiert werden: Das<br />

betreute Wohnen. Die Nachbarschaft zu rüstigen Menschen, Familien, Kindern und Jugendlichen und die<br />

gemeinsame Nutzung des Hofes kann die Lebensqualität der betreuten Menschen deutlich aufwerten.<br />

Die Bebauung der Sternstraße erlaubt Angebote an Gruppen, die auf Wohneigentum orientiert sind. Hier<br />

sind vor allem Familien mit Kindern und Paare in den besten Jahren gefragt.<br />

Familien mit Kindern<br />

Senioren<br />

Alleinerziehende<br />

Jugendliche Mieter<br />

Menschen mit Behinderungen<br />

Paare ohne Kinder<br />

Baugruppen<br />

Wohneigentum<br />

Neu Wohnformen<br />

Betreutes Wohnen<br />

Experimentelles Wohnen<br />

Unteres Preissegment<br />

Bestandssanierung<br />

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Bestandssanierung<br />

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Neubau<br />

Dachgeschoss<br />

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Mittleres Preissegment<br />

Neubau in<br />

Lücken<br />

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Neubau von<br />

Blöcken<br />

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Neubau<br />

Sternstraße<br />

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<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

5. Partizipationskonzept<br />

Das Konzept für die <strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong> wurde in den letzten Jahren öffentlich erarbeitet. Die wichtigsten<br />

Stationen der Erarbeitung, etwa die Tagung des Bundes der Landschaftsarchitekten 2004 und die in<br />

den Folgejahren durchgeführten Internationalen Sommercamps, waren öffentliche Veranstaltungen. Un-<br />

ter Beteiligung der Betroffenen, der Akteure, der Wirtschaft und der sozialen Träger wurde der Masterplan<br />

Stern/<strong>Drewitz</strong>/Kirchsteigfeld erarbeitet. Die Einbeziehung der Bewohner, die öffentliche Diskussion von<br />

Vorschlägen, strategischen Ansätzen und Einzelmaßnahmen, wird auch weiterhin konstituierendes Prin-<br />

zip des Projektes <strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong> sein. Und es entspricht der Idee von einer <strong>Gartenstadt</strong>: Nur viele<br />

Hände können sie <strong>zum</strong> Blühen bringen und pflegen. Will man helfende Hände, muss man zuvor die Köpfe<br />

und Herzen gewinnen.<br />

Die Umwandlung der Siedlung hat so außerordentlich viele Aspekte, erhebliche Auswirkungen auf die<br />

Mieten und zugleich in vielen Fragen Vorbildfunktion, dass vor Ort eine Informations- und Kontaktstelle<br />

eingerichtet werden soll. Sie hat folgende Funktion:<br />

4 Information der Bewohner, darunter auch Organisation von Mieterversammlungen und Beteiligungs-<br />

verfahren, individuelle Beratungen für Mieter (auch bei sozialen Härten),<br />

4 Kontaktstelle für alle Betroffenen und Interessierte, die sich über die Entwicklung der Siedlung und<br />

einzelne Maßnahmen informieren lassen wollen,<br />

4 Koordinierung der Zusammenarbeit der Wohnungswirtschaft mit den anderen Akteuren,<br />

4 Koordination von Hilfsangeboten (z.B. Unterstützung bei Wohnungssuche, Wohnungstausch, Umzug),<br />

4 Zusammenarbeit mit den Schulen vor Ort und stadtweit,<br />

4 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.<br />

5.1. Grundlagen der Kommunikation mit den Bewohnern<br />

Die Wohnungswirtschaft verfügt über verschiedene Instrumente, um die Bedürfnisse der <strong>Drewitz</strong>er sowie<br />

deren Veränderungen erfassen und bewerten zu können. Dazu gehören:<br />

Instrument<br />

Amt für Stadtforschung,<br />

Statistik<br />

und Wohnen<br />

Mieterbefragung<br />

Befragung der<br />

Mietinteressenten<br />

Befragung der<br />

Einziehenden<br />

Befragung der<br />

Ausziehenden<br />

Sinus-Millieu-Analyse<br />

Bewohnerbefragung<br />

Telefonische Mieterbefragung<br />

Termin<br />

regelmäßige<br />

Sonderauswertungen<br />

Alle 2 bis 3 Jahre<br />

Laufend,<br />

vierteljährliche<br />

Auswertung<br />

Seit Februar 2009<br />

Herbst 2009<br />

Bei Bedarf<br />

Träger<br />

Stadt Potsdam<br />

PRO POTSDAM<br />

PRO POTSDAM<br />

PRO POTSDAM<br />

PRO POTSDAM<br />

PRO POTSDAM<br />

Stadt Potsdam<br />

PRO POTSDAM<br />

40<br />

Inhalte<br />

„harte“ sozio-ökonomische Daten über Potsdams Plattenbaugebiete,<br />

kleinräumige Untersuchungen z.B. zu Migration, Arbeitslosigkeit<br />

oder PKW-Nutzung<br />

„weiche“ Daten: Lebenslage, Zufriedenheit, Bedarfe, subjektive<br />

Einschätzungen und Wahrnehmungen, Wünsche nach Veränderung<br />

u.a.m., vergleichbare Daten aus 1999 bis 2009<br />

Erfassung der Wohnungswünsche, des jetzigen Wohnungsortes,<br />

der Mietzahlungsbereitschaft u.a.m.<br />

Gründe für Umzug, Einschätzung der bisherigen Wohnung und<br />

des bisherigen Wohnortes<br />

Gründe für Einzug, Einschätzung von Wohnung, Wohnort und der<br />

Leistungen der PRO POTSDAM<br />

Beschreibung von Werten und Lebensstilen (in Zusammenarbeit<br />

mit dem Potsdamer Institut für Klimafolgeforschung)<br />

Bewertung der Wohnqualitäten im Stadtteil, Beurteilung bis-<br />

heriger Planungen und Projekte<br />

Kann zur Evaluierung und zur Wirkungskontrolle von Maßnahmen,<br />

auch zur Erfassung von Meinungsbildern eingesetzt werden


5.2. Abstimmungsgremien<br />

<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Im Jahr 2004 wurde auf Initiative der Wohnungsunternehmen eine Steuerungsgruppe für die weitere Ent-<br />

wicklung der Stadtteile Stern/<strong>Drewitz</strong>/Kirchsteigfeld eingerichtet. Dieses informelle Gremium, das Ver-<br />

waltung, Politik, Bürgerinitiativen und Wohnungswirtschaft an einen Tisch brachte, wurde 2006 durch den<br />

Beirat Stern/<strong>Drewitz</strong>/Kirchsteigfeld abgelöst, der auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung<br />

gegründet und dem Bauausschuss des Stadtparlamentes zugeordnet wurde. Die im Herbst 2008 neu<br />

konstituierte Stadtverordnetenversammlung hat im Mai 2009 den Beschluss gefasst, auch in dieser Le-<br />

gislaturperiode einen Beirat Stern/<strong>Drewitz</strong>/Kirchsteigfeld zu berufen. Darüber hinaus gibt es folgende<br />

Gremien, Instutionen und Netzwerke, in denen die Wohnungswirtschaft mitarbeitet:<br />

Gremien Stadtteilschule <strong>Drewitz</strong>: Die Landeshauptstadt Potsdam untersucht derzeit die Notwendigkeit<br />

der Einrichtung einer Stadtteilschule im Quartier und lässt dazu die Bedarfe an Kommunikation und so-<br />

zialer Infrastruktur untersuchen. Im Zuge dieses Arbeitsprozesses wurde bei der Stadtverwaltung eine<br />

Kerngruppe und vor Ort eine Arbeitsgruppe gegründet. In beiden Gremien arbeitet die PRO POTSDAM<br />

aktiv mit.<br />

Netzwerk sozialer Träger: Der Verein Soziale Stadt Potsdam e.V., ein überwiegend von der PRO POTSDAM<br />

finanzierter und von Mitarbeitern der PRO POTSDAM gegründeter Verein, ist derzeit dabei, ein Netzwerk<br />

zwischen den sozialen und andern Trägern vor Ort zu bilden. Ziel ist es, die Interessen des Stadtteils<br />

kompetent nach außen zu vertreten.<br />

Bündnis für Familien Stern/<strong>Drewitz</strong>/Kirchsteigfeld: Das Bündnis vereint alle Akteure des Stadtgebietes.<br />

Die PRO POTSDAM arbeitet seit der Gründung in 2007 aktiv mit.<br />

Einen besonderen Platz unter den Abstimmungsgremien nimmt der Arbeitskreis StadtSpuren ein. Er ist<br />

ein seit 1997 bestehendes Gremium der Potsdamer sozialen Wohnungswirtschaft. Hier arbeiten fünf<br />

Genossenschaften und die PRO POTSDAM eng zusammen, um gemeinsame Interessen zu vertreten,<br />

Erfahrungen auszutauschen und sich in strategischen Fragen abzustimmen.<br />

Der Arbeitskreis Stadtspuren hat unter anderem die Aufgabe, das Vorgehen der Unternehmen bei der<br />

Quartiersentwicklung abzustimmen. So wurde zwischen 1999 und 2001 der Stadtteil Zentrum Ost nach<br />

gemeinsamer Abstimmung und Planung grundlegend saniert, wobei auch die Frei- und öffentlichen Räu-<br />

me in die von der Wohnungswirtschaft erarbeitete Gesamtstrategie integriert wurden. Auch in <strong>Drewitz</strong> ar-<br />

beiten die Unternehmen des Arbeitskreises zusammen: Seit 2005 kooperieren sie bei der Durchführung<br />

der Internationalen Sommercamps in <strong>Drewitz</strong>, in 2006 wurde die gemeinsame Umgestaltung eines Hofes<br />

(Robert-Baberske-Straße), der vier Eigentümern gehört, abgeschlossen.<br />

5.3. Beteiligung am Planungsprozess<br />

Bereits bei dem gemeinsam gestalteten Wohnhof wurde eine Perspektivenwerkstatt mit Workshops ge-<br />

meinsam mit den Bewohnern durchgeführt. Die Vorstellungen der Bewohner haben seinerzeit in die Ge-<br />

staltung des Hofes Eingang gefunden. Dieses Vorgehen hat sich bewährt und wird auch bei der künftigen<br />

Entwicklung des Stadtteils gepflegt werden:<br />

Öffentliche Planung: Insbesondere zur Gestaltung der Höfe, des Parks und des zentralen Grünzuges wer-<br />

den Methoden wie „Community planing“, „open space“ und andere Anwendung finden.<br />

Gremienarbeit: Die oben beschriebenen Gremien werden in die grundlegenden Entscheidungsprozesse<br />

einbezogen und von der Wohnungswirtschaft zur Entscheidungsfindung genutzt.<br />

41


<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Projektraum: Mit Unterstützung der PRO POTSDAM und des bereits erwähnten Vereins Soziale Stadt<br />

Potsdam e.V. wird im Sommer 2009 ein Projektraum eingerichtet, der durch zwei Mitarbeiterinnen des<br />

Vereins besetzt werden wird. Seine Aufgabe ist es, das Netzwerk der sozialen Träger zu pflegen, die Kom-<br />

munikation mit den Bewohnern und zwischen den Trägern zu organisieren.<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Die PRO POTSDAM verfügt über ein umfangreiches Instrumentarium<br />

für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Diese Ressourcen werden auch für die Entwicklung des Stadt-<br />

teils und für die Sicherung der Öffentlichkeit bei Planungsprozessen zur Verfügung gestellt.<br />

Die PRO POTSDAM wird auch weiterhin das Quartiersmanagement der Landeshauptstadt im Stadtteil<br />

<strong>Drewitz</strong> unterstützen und gemeinsam mit dem Quartiersmanagement ihre Entscheidungen vorbereiten.<br />

Die Internationalen Sommercamps, wie jährlich seit 2005, werden fortgesetzt und wie schon in der Ver-<br />

gangenheit mit öffentlichen Veranstaltungen und einer entsprechenden Pressearbeit verbunden.<br />

Für einzelne stadtbildprägende Gebäude sowie für die zentralen Grünanlagen sind Gestaltungs- und Ar-<br />

chitekturwettbewerbe mit öffentlicher Beteiligung geplant.<br />

5.4. Sozialmanagement<br />

Das soziale Management der Schaffung der <strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong> bezieht sich auf mehrere Handlungs-<br />

felder:<br />

Strategiebildung und Entscheidungsfindung: Die Einbeziehung der sozialen Träger garantiert das früh-<br />

zeitige Erkennen von sozialen Risiken. Wo es möglich ist, können sie ausgeschlossen werden bzw. kann<br />

ihnen rechtzeitig begegnet werden.<br />

Wirkungskontrolle und Evaluation: Durchgeführte Maßnahmen und ihre Folgen werden gemeinsam mit<br />

den sozialen Trägern ausgewertet. Daraus lassen sich Handlungsnotwendigkeiten ableiten bzw. Schluss-<br />

folgerungen für nachfolgende Maßnahmen ziehen.<br />

Einzelfalllösungen: Das enge und erprobte Zu-<br />

sammenspiel zwischen der PRO POTSDAM und<br />

dem Netz an Kooperationspartnern gestattet es,<br />

in sozialen Not- und Härtefällen individuell und be-<br />

darfsgerecht zu helfen.<br />

Die PRO POTSDAM verfügt wie auch die Genos-<br />

senschaften im Gebiet über ein eigenes Sozial-<br />

management. Das der PRO POTSDAM umfasst<br />

folgende Elemente:<br />

Ein Sozialmanager koordiniert sämtliche Aktivi-<br />

täten der PRO POTSDAM zur Lösung von Einzelfäl-<br />

len bis hin zur Koordination der Zusammenarbeit<br />

mit verschiedenen sozialen Trägern und Einrichtungen.<br />

Bestandteil des Sozialmanagements ist seine qualifizierte Schuldnerberatung, die durch die AWO Pots-<br />

dam getragen wird. Die Zusammenarbeit zwischen Sozialmanagement und AWO garantiert ein schnelles<br />

Erkennen von problematischen Situationen und ein schnelles Reagieren darauf.<br />

42<br />

Befragung<br />

der Bewohner<br />

Planung<br />

Weitere Planungen<br />

ggf. Korrekturen<br />

Individuelle<br />

Hilfsangebote<br />

Bewohner<br />

Kooperation Netzwerk<br />

sozialer Träger<br />

Entscheidung<br />

Umsetzung<br />

ggf. soziale<br />

Härtefälle


<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Die PRO POTSDAM realisiert in Zusammenarbeit mit verschiedenen gemeinnützigen Anbietern ein Ma-<br />

nagement zur Konfliktschlichtung innerhalb von Nachbarschaften. Diese Kooperationen werden genutzt,<br />

um Konflikten vorzubeugen. Auf die Kompetenzen der beteiligten Einrichtungen wird zurückgegriffen, um<br />

die konkrete Beteiligung der Mieter und Anwohner an Planungsprozessen realisieren zu können.<br />

Die PRO POTSDAM arbeitet mit sehr vielen sozialen Trägern und Einrichtungen in der Stadt Potsdam<br />

zusammen. Dazu gehören in <strong>Drewitz</strong> die Priesterweg Grundschule und die Kita Stochennest, aber auch<br />

stadtweit tätige Einrichtungen wie das Frauenzentrum. Es ist geplant, diese Einrichtungen noch vor der<br />

Sommerpause 2009 über das Konzept zur <strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong> zu informieren. Auf deren Kompetenzen<br />

soll bei der strategischen Arbeit wie auch bei der Lösung von Einzelfällen zurückgegriffen werden.<br />

Der Verein Soziale Stadt Potsdam e.V. hat seine Tätigkeit in 2008 auf <strong>Drewitz</strong> ausgeweitet und wird ab<br />

Sommer 2009 den beschriebenen Projektraum <strong>Drewitz</strong> in der Konrad-Wolf-Allee unterhalten.<br />

Im Mittelpunkt der bisherigen Bemühungen steht die Energieeinsparung durch richtiges Verhalten. Im<br />

Zuge der Sanierung des Stadtteils soll das Wohnen in einer energetisch sanierten Wohnung (Nutzung der<br />

Möglichkeiten, richtiges Wohnen) thematisiert werden. Die Bewohner sollen in ihrer Wohnung leben wol-<br />

len, weil sie ihre Vorteile kennen, sie verstehen und nutzen können. In diesen Kontext sind Maßnahmen<br />

einzuordnen, die die Mieter in ihre neue Wohnung begleiten.<br />

Die PRO POTSDAM hat in den letzten Jahren in vielfacher Weise mit den Mietern über Energiesparen, Be-<br />

triebskostenentwicklung und das richtige Wohn- und Verbrauchsverhalten kommuniziert. Die Aktivitäten<br />

sind unter 3.6. und 3.7. ausführlich beschrieben.<br />

Zusätzlich zu den beschriebenen Maßnahmen werden bei der Umgestaltung von <strong>Drewitz</strong> zur <strong>Gartenstadt</strong><br />

folgende Schritte zur Information der Mieter unternommen.<br />

Die Mieter erhalten schon vor der offiziellen Sanierungsankündigung Informationen über die geplanten<br />

Maßnahmen. Dargestellt werden die Ausgangssituation, die geplanten Veränderungen und die zu erwar-<br />

tenden Effekte. Die Information ist mit dem Angebot einer individuellen Beratung und einer Einladung zu<br />

einer Bewohnerversammlung verbunden.<br />

Nur was der Mieter versteht, wird er auch richtig nutzen: Mit Abschluss der Sanierung erhält der Mieter<br />

ein Wohnhandbuch mit Informationen, die die Wirkungsweise der zur energetischen Ertüchtigung einge-<br />

setzten Materialien und Technologien, ihre Vorteile und den richtigen Gebrauch erklärt. Gleichzeitig erhält<br />

er das Angebot einer Beratung in seiner Wohnung.<br />

Die Kooperation mit den Schulen wird verstärkt. Alle <strong>Drewitz</strong>er Schüler besuchen Baustellen, besichtigen<br />

Anlagen der PRO POTSDAM, lernen deren Wirkungsweise kennen. So erleben Kinder aus nächster Nähe<br />

die Wandlung ihres Heimatortes und lernen zeitig den richtigen Umgang mit den „neuen“ Wohnungen.<br />

Ein Lehrpfad durch die Siedlung verbindet die Themen Energie, Wasser, Klimaschutz und Vegetation. Er<br />

führt auf Dächer und Keller, an die Teiche und in das Schaukraftwerk. Ergänzt um Experimente, die die Er-<br />

scheinungsformen von Energie und ihre Umwandlung <strong>zum</strong> Thema haben, ist der Besuch des Lehrpfades<br />

ein Angebot an alle Schulen der Stadt.<br />

43


6. Finanzierungskonzept<br />

6.1. Kosten in Bauphasen<br />

<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Die nachstehende Tabelle gibt einen Überblick über die geplanten Maßnahmen, die Termine der Durch-<br />

führung und ordnet sie den Akteuren zu.<br />

Investitionsplan �<br />

Zuständig Zeitraum Bestand Aufbau Ergänzung Neubau<br />

Haustechnik�/�<br />

Infrastruktur<br />

Freianlagen<br />

Verkehr�<br />

Infrastruktur<br />

Quartiers��<br />

management<br />

Summe<br />

Investition 2009 0�€ 0�€ 0�€ 0�€ 150.000�€ 24.053�€ 0�€ 240.000�€ 414.053�€<br />

Wohnungswirtschaft 150.000�€ 24.053�€ �������108.000,00�€ 282.053�€<br />

Wohnungswirtschaft Sanierung�/�Modernisierung 150.000�€<br />

Wohnungswirtschaft Vorgärten 24.053�€<br />

Kommune 132.000�€ 132.000�€<br />

Quartiersmanagement�/�<br />

Kommune<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

132.000�€<br />

Investition 2010/2011 20.728.534�€ 3.521.920�€ 1.638.527�€ 0�€ 300.000�€ 211.128�€ 1.815.275�€ 240.000�€ 28.455.384�€<br />

Wohnungswirtschaft 20.728.534�€ 3.521.920�€ 300.000�€ 211.128�€ �������108.000,00�€ 24.869.582�€<br />

Wohnungswirtschaft Sanierung�/�Modernisierung 20.728.534�€ 3.521.920�€ 0�€ 0�€ 300.000�€<br />

Wohnungswirtschaft Vorgärten 211.128�€<br />

Baugruppen�/�Genossenschaft 0�€ 0�€ 1.638.527�€ 0�€ 0�€ 0�€ 0�€ 0�€ 1.638.527�€<br />

Baugruppen�/�GenossenscErgänzungsbauten 1.638.527�€<br />

Kommune 0�€ 0�€ 0�€ 0�€ 0�€ 0�€ 1.815.275�€ 132.000�€ 1.947.275�€<br />

Kommune Straßen�/�Parkplätze<br />

Quartiersmanagement�/�<br />

1.815.275�€<br />

Kommune<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

132.000�€<br />

Investition 2012/2013 12.778.500�€ 1.892.800�€ 0�€ 19.134.000�€ 500.000�€ 1.372.954�€ 1.614.150�€ 240.000�€ 37.532.404�€<br />

Wohnungswirtschaft 12.778.500�€ 1.892.800�€ 0�€ 0�€ 500.000�€ 140.177�€ 0�€ �������108.000,00�€ 15.419.477�€<br />

Wohnungswirtschaft Sanierung�/�Modernisierung 12.778.500�€ 1.892.800�€ 0�€ 0�€ 500.000�€<br />

Wohnungswirtschaft Vorgärten 140.177�€<br />

Kommune 0�€ 0�€ 0�€ 0�€ 0�€ 1.232.777�€ 1.614.150�€ 132.000�€ 2.978.927�€<br />

Kommune KW�Park 1.232.777�€<br />

Kommune Straßen�/�Parkplätze 1.614.150�€<br />

Kommune<br />

Quartiersmanagement�/�<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

132.000�€<br />

Verkauf 0�€ 0�€ 0�€ 19.134.000�€<br />

19.134.000�€<br />

0�€ 0�€ 0�€ 0�€ 19.134.000�€<br />

Investition 2014/2015 19.045.182�€ 2.833.600�€ 2.586.781�€ 49.726.000�€ 500.000�€ 1.968.655�€ 1.809.378�€ 240.000�€ 83.299.215�€<br />

Wohnungswirtschaft 19.045.182�€ 1.854.400�€ 2.586.781�€ 0�€ 500.000�€ 782.982�€ 0�€ �������108.000,00�€ 24.877.345�€<br />

Wohnungswirtschaft Sanierung�/�Modernisierung 14.638.182�€ 1.854.400�€ 2.586.781�€ 0�€ 500.000�€<br />

Wohnungswirtschaft Vorgärten 333.374�€<br />

Wohnungswirtschaft Höfe 449.608�€<br />

Wohnungswirtschaft Kapitalisierung 4.407.000�€<br />

Verkauf 0�€ 979.200�€ 0�€ 49.726.000�€ 0�€ 0�€ 0�€ 0�€ 50.705.200�€<br />

Aufbau�Verkauf<br />

Neubau�Verkauf<br />

Kapitalisierung 979.200�€ 49.726.000�€<br />

Kommune 0�€ 0�€ 0�€ 0�€ 0�€ 1.185.673�€ 1.809.378�€ 132.000�€ 3.127.051�€<br />

Kommune KW�Park 839.149�€<br />

Kommune Grünzug 346.524�€<br />

Kommune Straßen�/�Parkplätze 1.809.378�€<br />

Kommune<br />

Quartiersmanagement�/�<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

132.000�€<br />

Baugruppen�/�GenossenscErgänzungsbauten 4.589.619�€ 4.589.619�€<br />

Investition 2016/2020 30.258.032�€ 1.216.000�€ 13.685.188�€ 14.660.000�€ 900.000�€ 3.388.946�€ 2.050.724�€ 240.000�€ 66.398.890�€<br />

Wohnungswirtschaft 30.258.032�€ 1.216.000�€ 10.232.079�€ 14.660.000�€ 900.000�€ 1.876.898�€ 0�€ �������108.000,00�€ 59.251.009�€<br />

Wohnungswirtschaft Sanierung�/�Modernisierung 30.258.032�€ 1.216.000�€ 10.232.079�€ 14.660.000�€ 900.000�€<br />

Wohnungswirtschaft Vorgärten 331.564�€<br />

Wohnungswirtschaft Höfe 1.545.334�€<br />

Kommune 0�€ 0�€ 0�€ 0�€ 0�€ 1.512.049�€ 2.050.724�€ 132.000�€ 3.694.773�€<br />

Kommune KW�Park 1.045.195�€<br />

Kommune Grünzug 466.854�€<br />

Kommune Straßen�/�Parkplätze 2.050.724�€<br />

Kommune<br />

Quartiersmanagement�/�<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

132.000�€<br />

Baugruppen�/�GenossenscErgänzungsbauten 3.453.109�€ 3.453.109�€<br />

Investition 2021/2025 55.065.261�€ 4.619.200�€ 13.146.566�€ 0�€ 300.000�€ 2.243.682�€ 1.556.143�€ 240.000�€ 77.170.851�€<br />

Wohnungswirtschaft 55.065.261�€ 4.619.200�€ 0�€ 0�€ 300.000�€ 2.243.682�€ 0�€ �������108.000,00�€ 62.336.143�€<br />

Wohnungswirtschaft Sanierung�/�Modernisierung 55.065.261�€ 4.619.200�€ 0�€ 0�€ 300.000�€<br />

Wohnungswirtschaft Vorgärten 505.622�€<br />

Wohnungswirtschaft Höfe 1.738.060�€<br />

Wohnungswirtschaft Kapitalisierung<br />

Kommune 0�€ 0�€ 0�€ 0�€ 0�€ 0�€ 1.556.143�€ 132.000�€ 1.688.143�€<br />

Kommune Straßen�/�Parkplätze 1.556.143�€<br />

Kommune<br />

Quartiersmanagement�/�<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

132.000�€<br />

Baugruppen�/�GenossenscErgänzungsbauten 13.146.566�€ 13.146.566�€<br />

Gesamtinvestition 2009/2025 137.875.509�€ 14.083.520�€ 31.057.063�€ 83.520.000�€ 2.650.000�€ 9.209.418�€ 8.845.669�€ 1.440.000�€ 293.270.798�€<br />

44


6.2. Zuordnung der Kosten<br />

<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Die Kosten für Öffentlichkeitsarbeit werden mit 120.000 Euro/Jahr veranschlagt, die sich die Wohnungs-<br />

unternehmen und die öffentliche Hand zur Hälfte teilen. Die Kosten für das Quartiersmanagement werde<br />

mit 120.000 Euro/Jahr angenommen. Die Belastungen teilen sich wie folgt: 40% Wohnungsunterneh-<br />

men, 48% Förderung durch das Land/den Bund, 12% Kommune. Die Kosten für Straßenbau und Errich-<br />

tung von Stellplätzen sind anteilig den Akteuren zugeordnet.<br />

Hochbau<br />

Freiraum<br />

Verkehr<br />

Haustechnik/Infrastruktur<br />

PR/Quartiersmanagement<br />

Gesamt<br />

6.3. Finanzierung der Maßnahmen<br />

6.3.1. Einnahmen<br />

Gesamt<br />

270.145.510<br />

9.209.419<br />

8.845.670<br />

2.650.000<br />

1.440.000<br />

292.290.599<br />

Wohnungsunternehmen<br />

178.458.689<br />

4.460.687<br />

2.862.459<br />

2.650.000<br />

648.000<br />

189.079.835<br />

Es wird davon ausgegangen, dass im Prozess der Umgestaltung der <strong>Gartenstadt</strong> auch Einnahmen gene-<br />

riert werden können. Die Kommune kann Einnahmen erzielen durch den Verkauf von Grundstücken an<br />

Investoren, Baugruppen u.a. Bauherren, die Umlage von Kosten entsprechend Kommunalabgabengesetz<br />

(KAG) auf die Anlieger und die Akquise von Fördermitteln.<br />

Es scheint geraten, beim Verkauf von Grundstücken wie auch bei der Anwendung des KAG die Interessen<br />

abzuwägen: Ist die Höhe des Ertrages vorrangiges Ziel oder die nachhaltige Entwicklung des Gebietes?<br />

Zum Beispiel kann die kostenfreie oder kostengünstige Überlassung von Grundstücken helfen, Investiti-<br />

onen auf den Weg zu bringen, die Initialwirkung haben. Eine solche Überlassung kann auch Grundvoraus-<br />

setzung für die Errichtung von preiswertem Wohnraum sein.<br />

Im Jahre 2005 hatten Wohnungsunternehmen und die Stadt Potsdam zugunsten der Entwicklung des<br />

Wohngebietes Schlaatz vereinbart, dass die von den Unternehmen an die Kommune gezahlten KAG-Bei-<br />

träge für Straßenbau im Gebiet eingesetzt werden. Die Landeshauptstadt hat sich mit diesen Mitteln an<br />

der Umgestaltung eines Wohnhofes beteiligt. Ein solches Herangehen ist auch in <strong>Drewitz</strong> denkbar.<br />

Die Wohnungsunternehmen können Einnahmen erzielen durch den Verkauf von Grundstücken an Inve-<br />

storen, Baugruppen u.a. Bauherren und Fördermittel. Auch für sie gilt es, beim Verkauf von Grundstücken<br />

die Interessen abzuwägen: Ist die Höhe des Ertrages vorrangiges Ziel oder die nachhaltige Entwicklung<br />

des Gebietes? Die kostengünstige Überlassung von Grundstücken kann <strong>zum</strong> Beispiel Voraussetzung<br />

für das Engagement von Baugruppen sein. Da Potsdam nicht im Rahmen der Stadtumbau-Programme<br />

gefördert wird, wird der Abriss von Gebäuden nicht gefördert. Es ist zu erwägen, inwieweit Wohnungsun-<br />

ternehmen, die Abrisse vornehmen (insgesamt 50 Wohnungen) dabei unterstützt bzw. dafür entschädigt<br />

werden, <strong>zum</strong> Beispiel durch die Überlassung von stadteigenen Grundstücken.<br />

45<br />

Investoren<br />

68.860.000<br />

559.565<br />

357.365<br />

0<br />

0<br />

69.776.930<br />

Baugruppen,<br />

neue Genossenschaften,Privathaushalte<br />

22.827.821<br />

258.667<br />

318.444<br />

0<br />

0<br />

23.404.932<br />

Öffentliche Hand<br />

0<br />

3.930.499<br />

5.307.402<br />

0<br />

792.000<br />

10.029.901


6.3.2. Finanzierung<br />

<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Im Folgenden werden die den Wohnungsunternehmen zur Verfügung stehenden Finanzierungsbausteine<br />

diskutiert und bewertet.<br />

Eigenkapital<br />

Für die Bereitstellung ist die innere Finanzierungskraft des Unternehmens entscheidend. Bei noch hohen<br />

Sanierungsrückstau ist dieses in der Regel ein rares Gut.<br />

Vorteile<br />

• Keine vorgeschriebene Verzinsung<br />

• Flexibel einsetzbar<br />

• Keine Auflagen<br />

Nachteile<br />

• Oftmals nur im geringen Umfang vorhanden<br />

• Sollte aus wirtschaftlicher Sicht dort eingesetzt werden,<br />

wo die höchste Rendite zu erzielen ist;<br />

dieses ist nicht immer die angestrebte Sanierung<br />

Schlussfolgerung:<br />

Der Einsatz wird sich in der Regel nicht vermeiden lassen, da z.B. einige Förderprogramme einen Mindesteinsatz fordern.<br />

Auch die Banken werden bei der Gewährung der Fremdmittel in Abhängigkeit vom Beleihungsauslauf einen Mindestanteil<br />

fordern. Dieser wird bei einem Neubau höher als bei einer Sanierung anfallen. Das Eigenkapital stellt das begrenzende<br />

Element der Investitionssumme dar.<br />

KfW-Darlehen<br />

Für die Sanierung und für den Neubau bietet die KfW eine vielfältige Förderlandschaft. Zudem wurden auch für<br />

Selbstnutzer spezielle Programme aufgelegt. Es sollten die Tilgungszuschüsse in direkte Baukostenzuschüsse<br />

umgewandelt und erhöht werden. Die notwendigen Investitionsmaßnahmen können in der Regel nur an Standorten<br />

wirtschaftlich durchgeführt werden, die noch ein hohes Mietsteigerungspotential bieten. Das Standardprogramm weist<br />

nur sehr geringe Vorteile gegenüber den freien Kapitalmarktbedingungen auf. Da diese Mittel in der Regel über die<br />

Hausbanken ausgereicht werden, besteht eine Abhängigkeit von deren Bereitschaft, die sich maßgeblich an der Bonität<br />

des Unternehmens orientiert.<br />

Vorteile<br />

• Bessere Zinskonditionen als auf dem Kapitalmarkt<br />

• Tilgungszuschüsse reduzieren die Annuitäten<br />

• Ohne Mietpreis- und Belegungsbindungen<br />

Nachteile<br />

• Zu kurze Laufzeiten (max. 10 Jahre)<br />

• Bei geringen Mieterhöhungspotential reicht die<br />

Zinssubventionierung und der Tilgungszuschuss nicht für<br />

eine wirtschaftliche Sanierung aus.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Für eine energetische Sanierung bzw. einen Neubau eine hilfreiche Basisfinanzierung. Die Fördersumme pro<br />

Wohneinheit sollte für den Neubau deutlich erhöht werden (aktuell 50.000 €/WE).<br />

Eine längere Phase der Zinssubventionierung (20 Jahre) und eine Senkung der Zinssätze für die ersten Jahre würde zu<br />

besseren Investitionsanreizen führen. Optimiert könnte dieses dann durch die Gewährung von direkten<br />

Baukostenzuschüsse werden.<br />

KfW-Darlehen<br />

Einsatz in der Regel nur für den Neubau notwendig. Für die energetische Sanierung ist das Fördervolumen der KfW-<br />

Programme ausreichend.<br />

In der aktuellen Finanzkrise haben sich die Refinanzierungskosten der Banken deutlich verschlechtert, die sich dann<br />

auch auf die Kundenkonditionen auswirken. Zudem werden aktuell bei der Ermittlung der Beleihungswerte deutlich<br />

höhere Abschläge als in der Vergangenheit vorgenommen, was zu einem höheren Eigenkapitaleinsatz führt.<br />

Vorteile<br />

• Flexibel einsetzbar<br />

• Keine Auflagen für die Umsetzung von speziellen<br />

Maßnahmen<br />

• Keine Mietpreis- und Belegungsbindungen<br />

Nachteile<br />

• In der Regel höhere Zinssätze als bei den anderen<br />

Finanzierungsbausteinen<br />

• Aktuell hohe Margenaufschläge<br />

• Steht in Abhängigkeit vom Beleihungswert oftmals nur im<br />

begrenzten Umfang zur Verfügung<br />

Schlussfolgerung:<br />

Die Gewährung hängt neben den oben genannten Einflussfaktoren auch maßgeblich von der Bonitätseinstufung<br />

des Unternehmens durch die Banken ab. Nur bei den Neubauvorhaben haben die Konditionen und die Höhe der<br />

ausgereichten Kredite einen Einfluss auf Wirtschaftlichkeit.<br />

46


<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Förderung von Einzelmaßnahmen (z.B. Landesfördermittel)<br />

Spezielle Förderprogramme bieten einen interessanten Finanzierungsbaustein, da sich diese auch mit den KfW-<br />

Programmen kombinieren lassen. Die Förderung zielt hauptsächlich auf die generationsgerechte Sanierung ab und hat<br />

nur als Zusatzbaustein eine energetische Komponente. Die Laufzeit der Förderung wurde nunmehr von 10 auf 15 Jahre<br />

erhöht. Mit der Gewährung der Fördermittel ist eine Mietpreis- und Belegungsbindung verbunden. Diese beträgt als<br />

Minimum 25% der geförderten Wohnungen, wobei die Kommune eine höhere Quote einfordern kann. Die Förderhöhe ist<br />

aktuell auf 40% der Investitionskosten begrenzt.<br />

Spezielle Zuschussprogramme für einen nachträglichen Aufzugsanbau können mit einbezogen werden.<br />

Vorteile<br />

• Sehr geringe Zinsaufwendungen (0,50%)<br />

• Relativ lange Laufzeit (15 Jahre)<br />

• Direkte Baukostenzuschüsse<br />

Nachteile<br />

• Mietpreis- und Belegungsbindungen von mindestens 25%<br />

• Hoher Verwaltungsaufwand<br />

• Hoher Tilgungsaufwand (4,0%)<br />

Schlussfolgerung:<br />

Das Landesprogramm bietet einen interessanten Finanzierungsbaustein, der vor allem in den Bereichen mit einem<br />

geringen Mieterhöhungspotential seine Stärken ausspielt. Für einen verstärkten Einsatz, der mit einer Wirtschaftlichkeit<br />

einhergeht, ist die Abstimmung mit der Kommune über die Quote der Bindungen von entscheidender Bedeutung. Zudem<br />

sind die Anteile der bereits bestehenden Bindungen im Gesamtbestand des Unternehmens mit zu berücksichtigen.<br />

EnEV 2009<br />

6.4. Wirtschaftlichkeitsberechnung<br />

Zur Berechnung der Wirtschaftlichkeit (DCF-Berechnung über 15 Jahre, dient der Ermittlung der zu erzie-<br />

lenden Mindestmiete) werden drei Standards der Grundsanierung sowie drei Standards der energetischen<br />

Sanierung zugrunde gelegt. Es wird von 100%iger Fremdfinanzierung zu aktuellen KfW-Konditionen aus-<br />

gegangen. Die Werte für die warmen Betriebskosten (wBK) sind geschätzt. Die unterstellten Baukosten<br />

stammen aus abgeschlossenen Bauvorhaben. Nicht berücksichtigt sind die Kosten für die Umgestaltung<br />

von Freiraum und Straßen. Die jährliche Mietsteigerung nach Modernisierungsumlagen wird mit 1% ange-<br />

nommen, die der warmen Betriebskosten mit 6%, der kalten Betriebskosten mit 3%, Verwaltungskosten<br />

2% und Instandhaltungskosten (beginnend mit 3,00 Euro/qm) mit 5%. Die Barwertermittlung erfolgt mit<br />

einem Zinssatz von 5%, der für die Anschlussfinanzierung unterstellte Zinssatz liegt bei 6%.<br />

EEH 80<br />

(Solaranlagen)<br />

EEH 60<br />

(Solaranlagen + Lüftung WRG)<br />

unterer Standard<br />

615,60 €/m 2<br />

6.5. Auswirkungen der Maßnahmen auf die Mieten und die Betriebskosten<br />

Der Anstieg der Mieten ist höher als die erschlossenen Möglichkeiten zur Einsparung von Betriebskosten.<br />

In jedem Falle haben die Mieter nach der Sanierung mehr für das Wohnen zu zahlen als davor.<br />

Argumentationen, die darauf abzielen, für die Maßnahmen der energetischen Sanierung die Akzeptanz der<br />

Mieter zu gewinnen, können also nicht allein mit dem Kostenargument geführt werden. Vielmehr muss das<br />

allgemeine Problembewusstsein um die Folgen der Klima- und Energiekrise geschärft und darüber die Be-<br />

reitschaft geweckt werden, die Kosten der energetischen Sanierung zu tragen und selbst aktiv zu werden.<br />

Die energetische Sanierung ist unausweichlich mit einem Anstieg der Wohnkosten verbunden. Dies stellt<br />

die Frage nach der Höhe der Kosten der Unterkunft für Transferhaushalte, die die Stadt zu tragen bereit ist.<br />

Anders gefragt: Welche Energieeffizienz gesteht die Stadt den wirtschaftlich schwachen Haushalten zu?<br />

Aus gesamtgesellschaftlicher Perspektive ist die höchste Energieeffizienz anzustreben. Aus der Perspekti-<br />

47<br />

mittlerer Standard<br />

658,80 €/m 2<br />

190,08 €/m2 468,72 €/m2 190,08 €/m2 533,52 €/m2 190,08 €/m2 425,52 €/m2 731,16 €/m 2<br />

774,36 €/m 2<br />

322,92 €/m2 451,44 €/m2 322,92 €/m2 516,24 €/m2 322,92 €/m2 408,24 €/m2 790,56 €/m 2<br />

833,76 €/m 2<br />

gehobener Standard<br />

723,60 €/m 2<br />

839,16 €/m 2<br />

898,56 €/m 2<br />

390,96 €/m2 442,80 €/m2 390,96 €/m2 507,60 €/m2 390,96 €/m2 399,60 €/m2


Jahre<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Jahre<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Jahre<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

EnEV 2009<br />

wBK<br />

0,70 €<br />

0,74 €<br />

0,79 €<br />

0,83 €<br />

0,88 €<br />

EEH 80<br />

wBK<br />

0,60 €<br />

0,64 €<br />

0,67 €<br />

0,71 €<br />

0,76 €<br />

EEH 60<br />

wBK<br />

0,50 €<br />

0,53 €<br />

0,56 €<br />

0,60 €<br />

0,63 €<br />

<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

unterer Standard<br />

5,32 €<br />

5,37 €<br />

5,43 €<br />

5,48 €<br />

5,54 €<br />

unterer Standard<br />

5,72 €<br />

5,78 €<br />

5,83 €<br />

5,89 €<br />

5,95 €<br />

unterer Standard<br />

5,80 €<br />

5,86 €<br />

5,92 €<br />

5,98 €<br />

6,04 €<br />

ve der städtischen Haushalte stellt sich dies sicher anders dar. In diesem Interessenkonflikt muss sich die<br />

Stadt positionieren. Die Akzeptanz hoher Nettokaltmieten für energetisch sanierten Wohnraum im Rahmen<br />

der Übernahme der Kosten der Unterkunft würde eine Ermunterung zur Sanierung, ja sogar eine Förderung<br />

der energetischen Sanierung des Wohnungsbestandes sein.<br />

Die Bereitschaft der Mieter, höhere Kosten zu tragen, wird sich eher einstellen, wenn die energetische Sa-<br />

nierung der Gebäude eingebunden wird in die energetische Sanierung des gesamten Stadtteils. Die ener-<br />

gieeffiziente Organisation der Siedlung (Infrastruktur, ÖPNV usw.), die Nutzung der Möglichkeiten der Natur<br />

(Bepflanzung, Beschattung usw.) und die Optimierung des Städtebaus (Frischluftschneisen, Kleinhöfe, Grün-<br />

züge usw.) verbessert entscheidend die Lebensqualität der Bewohner. Vor diesem Hintergrund – so darf man<br />

annehmen – würden sie eher bereit sein, mehr für das Wohnen zu zahlen.<br />

Während die Wohnungsunternehmen – zu unserer eigenen Überraschung – die Gebäudesanierung nach<br />

energetischen Gesichtspunkten in unterschiedlichen Standards (EnEV 2009) wirtschaftlich darstellen kön-<br />

nen, sind die Kosten für die darüber hinausgehende energetische Sanierung der Siedlung nicht durch die<br />

Wohnungsunternehmen zu schultern. Hier zeichnet sich die Notwendigkeit einer Arbeitsteilung ab. Die Woh-<br />

nungsunternehmen tragen die Verantwortung für die energetische Sanierung der Wohnanlagen, punktuell<br />

unterstützt von der öffentlichen Hand. Die Kommune trägt die Verantwortung für die energetische Umgestal-<br />

tung der Stadt, punktuell unterstützt von den Wohnungsunternehmen (KAG) und von Bund und Ländern.<br />

Die entscheidende Unbekannte in dieser Betrachtung ist die Entwicklung der Energiekosten. So lange diese<br />

von globalen und multinationalen Entwicklungen abhängig ist, so lange bleibt sie eine Zitterpartie – ob mit<br />

oder ohne energetische Sanierung der Gebäude und Siedlungen. Hier bedarf es wesentlicher Investitionen<br />

um autarke Versorgungslösungen zu platzieren. Diese Investitionen werden die Kommunen und kommu-<br />

nalen Energiedienstleister – selbst mit der Unterstützung der Wohnungsunternehmen – nicht ohne Hilfe der<br />

öffentlichen Hand (erst Recht nicht ohne die Motivation durch sie) leisten können.<br />

48<br />

Nettokaltmiete (Ausgangsmiete 3,98 Euro)<br />

mittlerer Standard<br />

5,71 €<br />

5,77 €<br />

5,82 €<br />

5,88 €<br />

5,94 €<br />

Nettokaltmiete (Ausgangsmiete 3,98 Euro)<br />

mittlerer Standard<br />

5,94 €<br />

6,00 €<br />

6,06 €<br />

6,12 €<br />

6,18 €<br />

Nettokaltmiete (Ausgangsmiete 3,98 Euro)<br />

mittlerer Standard<br />

6,03 €<br />

6,09 €<br />

6,15 €<br />

6,21 €<br />

6,27 €<br />

gehobener Standard<br />

5,96 €<br />

6,02 €<br />

6,08 €<br />

6,14 €<br />

6,20 €<br />

gehobener Standard<br />

6,28 €<br />

6,34 €<br />

6,41 €<br />

6,47 €<br />

6,53 €<br />

gehobener Standard<br />

6,42 €<br />

6,48 €<br />

6,55 €<br />

6,61 €<br />

6,68 €


7. Durchführungskonzept<br />

7.1. Maßnahmeplanung<br />

<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Das Konzept <strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong> kann nur langfristig und schrittweise umgesetzt werden. Die Umset-<br />

zung berücksichtigt die Lebenssituation der heute dort lebenden Menschen, ebenso die wirtschaftlichen<br />

Möglichkeiten der Wohnungsunternehmen, der Kommune und der öffentlichen Hand. Anderseits muss<br />

sie Schritt halten mit der technischen Entwicklung, die Lösungen offerieren wird, die preiswerter und effi-<br />

zienter sein werden als jene, die wir heute kennen. Die dargestellte Abfolge der Maßnahmen wurde unter<br />

folgenden Gesichtspunkten erarbeitet:<br />

Die Realisierung des Parks beginnt an einer zentralen Stelle, die von allen <strong>Drewitz</strong>ern wahrgenommen<br />

wird. Davor sollen jene Gebäude saniert werden, die unmittelbar am Park anliegen.<br />

Jene Gebäude, die an Bereiche angrenzen, für deren Entwicklung Investoren gewonnen werden sollen,<br />

werden in den ersten Jahren saniert. Damit soll ein „verkaufsförderndes“ Umfeld geschaffen werden.<br />

Abrisse von Teilen von Wohngebäuden erfolgen erst dann, wenn für die betroffenen Bewohner im Gebiet<br />

Ersatzwohnraum geschaffen wurde.<br />

Die Siedlung wird von innen nach außen saniert, die südöstlichen Blöcke erst in den letzten Jahren. So<br />

wird über lange Zeit ausreichend Wohnraum für finanziell schwächere Haushalte vorgehalten.<br />

Die Umgestaltung des Wohnumfeldes konzentriert sich in den ersten Jahren vorrangig auf die Zielgrup-<br />

pen Familien mit Kindern und Senioren. Dies entspricht der Nachfrage.<br />

7.2. Darstellung der Maßnahmen<br />

In der nachfolgenden Grafik ist der Ablauf der Maßnahmen zwischen 2009 und 2024 dargestellt. Die<br />

investiven Umfänge und die Zuordnung der Trägerschaften sind unter 6.1. und 6.3. dargestellt.<br />

49


7.3. Organisatorische Voraussetzungen<br />

<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Die organisatorischen Voraussetzungen der Partizipation sowie die der Abstimmung zwischen Kommune<br />

und Wohnungswirtschaft sind im Partizipationskonzept beschrieben worden.<br />

Dargestellt wurden auch Partnerschaften und Kooperationen, die beispielsweise zwischen den Wohnungs-<br />

unternehmen und den Stadtwerken oder zwischen der PRO POTSDAM und sozialen Trägern bestehen.<br />

Eine der grundsätzlichen Voraussetzungen für die Umsetzung des Konzeptes <strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong> ist<br />

die Herstellung planungsrechtlicher Sicherheit: Diese kann die Kommune durch Herbeiführung eines<br />

Selbstbindungsbeschlusses erreichen. Ein solcher Beschluss könnte in städtebaulichen Vereinbarungen<br />

zwischen der Kommune und den Bauherren fortgeschrieben und konkretisiert werden. Sie sollen gestal-<br />

terische, soziale und energetische Standards sichern.<br />

7.4. Vermarktung<br />

In den Mittelpunkt der Vermarktung werden jene Qualitäten gestellt, über die sonst kein Potsdamer Wohn-<br />

standort verfügt. Dazu gehören die großflächige Behindertenfreundlichkeit, der energetische Standard,<br />

die moderne und klimafreundliche Organisation der Siedlung und das Wohnen ohne Auto.<br />

Der durch die Siedlung führende „Lehrpfad Energie“ lockt Fremde in die Siedlung. Das Erleben der Sied-<br />

lung und ihrer Veränderung, die Präsentation ihrer Pionierrolle verschafft <strong>Drewitz</strong> einen neuen Ruf.<br />

Die Umgestaltung von <strong>Drewitz</strong> zur <strong>Gartenstadt</strong> wird ein 15 Jahre anhaltendes Festival sein: Architektur-<br />

wettbewerbe und -workshops, Grundsteinlegungen, Richtfeste, Baufertigstellungen, „Übergabe“ sanierter<br />

Gebäude an die Mieter, die Eröffnung von Teilen des Parkes, die Übergabe von Wohnhöfen, die erste Ern-<br />

tesaison in den Mieter- und Gemeinschaftsgärten – all das summiert sich zu einer Abfolge von großen<br />

und kleinen Events, die die Marke „<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong>“ prägen und stadtweit bekannt machen werden.<br />

Das Konzept der <strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong> zählt viele Baustellen. Gleich ob sie im Bestand sanieren, Dächer<br />

und Lücken bebauen oder neue Blöcke schaffen, die mit der Aufgabe befassten Architekten werden be-<br />

müht sein, ihr Bestes zu geben. Dies summiert sich zu einem bunten Bild von Fähigkeiten und Ansichten,<br />

zu einer spannenden Leistungsschau. Eine solche kann man auch zelebrieren: Als „Brandenburgische<br />

Bauausstellung“ oder als „Brandenburgische Mustersiedlung für energieeffizientes Wohnen“.<br />

7.5. Qualitätssicherung<br />

Arbeitskreis StadtSpuren: Der Zusammenschluss der sozialen Wohnungsunternehmen der Stadt Pots-<br />

dam, darunter diejenigen, die in <strong>Drewitz</strong> Bestände haben, dient u.a. der Abstimmung zwischen den Unter-<br />

nehmen. Bei der Entwicklung der <strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong> können die Unternehmen auf die Erfahrungen aus<br />

Stadtentwicklungsprozessen in anderen Stadtteilen zurückgreifen.<br />

Betriebskostenbenchmarking: Die Unternehmen der sozialen Wohnungswirtschaft verfügen jeweils über<br />

ein eigenes wie auch über ein gemeinsames Betriebskosten- und CO 2 -Benchmarking. Dieses Instrument<br />

ist geeignet, um Preis- und Kostenentwicklungen zu verfolgen und zu bewerten. Die unterjährige Ablesung<br />

von Verbrauchswerten gestatten es, die Effizienz der vorgenommenen Maßnahmen zeitnah zu prüfen.<br />

ENERGIE FORUM POTSDAM: Mit dem Vorstand des gemeinnützigen Vereins ist vereinbart, dass der<br />

Verein eine Plattform schafft, in dem Experten aus unterschiedlichen Bereichen (Städtebau, Architektur,<br />

Ingenieurtechnik, Soziologie, Verkehr usw.) die Stadtentwicklungskonzeption und deren Umsetzung in<br />

den nächsten 15 Jahren evaluieren. Dazu werden mindestens einmal im Jahr Workshops durchgeführt.<br />

50


<strong>Gartenstadt</strong> <strong>Drewitz</strong><br />

Mietermonitoring: Das System der regelmäßigen Befragung der Mieter (Einzug, Auszug, Mietinteressent)<br />

wird genutzt, um die sozialen Entwicklungen im Stadtteil verfolgen zu können. Die quartalsweise Auswer-<br />

tung der Fragebögen gestattet es, auch kurzfristig auf Veränderungen zu reagieren.<br />

7.6. Konjunkturelle Wirkungen<br />

Die Gesamtinvestition zur Umgestaltung von <strong>Drewitz</strong> in eine <strong>Gartenstadt</strong> beläuft sich auf 300 Millio-<br />

nen Euro in den Jahren 2009 bis 2025. Dies würde etwa 6.000 Jahresarbeitsplätze (Mann-Jahre) si-<br />

chern, mithin etwa 400 Arbeitsplätze über den gesamten Zeitraum. Grundlage der Schätzung ist der<br />

bei der IG BAU gebräuchliche Schlüssel zur Berechnung arbeitsmarktpolitischer Effekte (50.000 Euro =<br />

1 Arbeitsplatz).<br />

Neben die arbeitsmarktrelevante Wirkung tritt die Pionierrolle der <strong>Gartenstadt</strong> und der PRO POTSDAM:<br />

Der Nachweis, dass energetische Sanierungen im Siedlungsmaßstab als Komplex vieler kleiner Maßnah-<br />

men möglich ist, wird andere Kommunen aktiveren. Der Nachweis, dass die energetische Sanierung nach<br />

dem Standard EnEV 2009 wirtschaftlich darstellbar ist, wird andere Wohnungsunternehmen anregen, es<br />

der PRO POTSDAM gleich zu tun. Beides wird Investitionen anstoßen, deren Umfänge nicht abzusehen<br />

sind.<br />

7.7. Die nächsten Schritte<br />

16. Juni Vorstellung des <strong>Wettbewerb</strong>sbeitrages vor Kommunalpolitik und Stadtverwaltung<br />

Juni Pressetermin, Vorstellung des <strong>Wettbewerb</strong>sbeitrages<br />

3. Juli Perspektivwerkstatt <strong>Drewitz</strong> 2020 in Szenariotechnik Teil 1, Teilnehmer: Wohnungs-<br />

unternehmen, Verwaltungsspitze, Politiker, Bewohner (18 bis 20 Personen)<br />

Juli Vorstellung der Ergebnisse der Sinus-Milieu Untersuchung zur <strong>Drewitz</strong>er Bevölkerung<br />

16. / 17. Juli Perspektivwerkstatt Teil 2 (siehe oben)<br />

Juli Eröffnung des „Projektraums“ in <strong>Drewitz</strong> durch den Verein Soziale Stadt Potsdam e.V.<br />

Juli Vorlage des Konzeptes für die Stadtteilschule <strong>Drewitz</strong> durch den Verein Soziale Stadt<br />

Potsdam e.V.<br />

August Beginn der Befragung der <strong>Drewitz</strong>er im Auftrag der Stadt Potsdam<br />

September 5. Internationales Sommercamp zur Gestaltung und Verbindung der <strong>Drewitz</strong>er Stadtein-<br />

gänge durch städtebauliche Maßnahmen entlang des künftigen Konrad-Wolf-Parks<br />

Oktober Vorlage und erste Diskussion der Ergebnisse der stadtweiten Mieterbefragung der<br />

PRO POTSDAM<br />

November Workshop: Der <strong>Drewitz</strong>er. Evaluierung der Ergebnisse der drei Befragungen (Sinus-Milieu<br />

Analyse, Bewohnerbefragung der Stadt, Mieterbefragung der PRO POTSDAM), Teilneh-<br />

mer: Stadtverwaltung, Wohnungsunternehmen, soziale Träger

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