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Alltag im Rheinland - Institut für Landeskunde und ...

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heImat<br />

muster, die sowohl Erinnerung möglich<br />

machen als auch als Traditionsvermittler<br />

eine Rolle spielen, sind beispielsweise Bräuche.<br />

Daher spielen Bräuche <strong>im</strong> Kontext der<br />

Herstellung von He<strong>im</strong>at eine enorm wichtige<br />

Rolle: seien es die Volkstanzgruppen in<br />

Vertriebenenverbänden, der Hessentag oder<br />

lokale Festbräuche. Über solche Handlungsmuster<br />

werden Identitäten gefestigt, wird<br />

Sicherheit vermittelt <strong>und</strong> über die regelmäßige<br />

Wiederkehr Tradition geschaffen. 42<br />

He<strong>im</strong>at ist also eine zentrale kulturelle Kategorie<br />

der Identitätsbildung, die <strong>im</strong> <strong>Alltag</strong><br />

auf den unterschiedlichsten Ebenen ausgedrückt<br />

werden kann. Und so, wie <strong>Alltag</strong><br />

dem historischen <strong>und</strong> kulturellen Wandel<br />

unterliegt, muss sich auch der He<strong>im</strong>atbegriff<br />

verändern. Die Auseinandersetzung,<br />

der gesellschaftliche Diskurs um He<strong>im</strong>at<br />

zeigt <strong>im</strong>mer kulturelle Problemlagen <strong>im</strong><br />

Kontext von Identitätsbildungen. Damit<br />

ist klar: auch heute, in einer Zeit, die von<br />

einer Krise in die andere fällt, muss He<strong>im</strong>at<br />

ein zentraler Wert sein, der Sicherheit <strong>und</strong><br />

Identität zu vermitteln vermag.<br />

He<strong>im</strong>atmuseum –<br />

<strong>Institut</strong>ion der He<strong>im</strong>atvermittlung?<br />

Die <strong>Institut</strong>ion He<strong>im</strong>atmuseum begleitet<br />

den He<strong>im</strong>atdiskurs spätestens seit Beginn<br />

des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts. Sie haben eine<br />

Doppelfunktion: Auf der einen Seite sind<br />

sie Repräsentation eines romantisierendkonservativen<br />

He<strong>im</strong>atkonzepts. Gleichzeitig<br />

sind sie institutionalisierte Akteure<br />

in genau diesem Diskurs um den He<strong>im</strong>atbegriff.<br />

Sie gehören zu den Instanzen,<br />

42 Vgl. Elisabeth Fendl: Einführung. In: Dies: Ikonographie<br />

des He<strong>im</strong>wehs, S. 7-10.<br />

14<br />

die „He<strong>im</strong>at“ dokumentieren, aufbewahren,<br />

oft „einfrieren“ <strong>und</strong> dieses spezifische<br />

He<strong>im</strong>atbild vermitteln <strong>und</strong> tradieren.<br />

Es gibt eine stereotype Vorstellung von He<strong>im</strong>atmuseum:<br />

Oft etwas angestaubt, zeigen<br />

diese – ich nenne sie: klassischen He<strong>im</strong>atmuseen,<br />

die Geschichte <strong>und</strong> <strong>Alltag</strong>skultur<br />

eines Ortes. Sie sind überwiegend auf Initiative<br />

von Privatpersonen oder Vereinen<br />

zurückzuführen. Oft beginnen sie in der<br />

Prähistorie, mit Sammlungen von archäologischen<br />

F<strong>und</strong>en, seien es römische Überreste<br />

oder Relikte aus der Eisenzeit. Der<br />

Hauptteil der Sammlung liegt meist auf Artefakten<br />

ländlicher Arbeits- <strong>und</strong> Wohnkulturen:<br />

Handwerke wie das Schmieden oder<br />

die Schuhmacherei, bäuerliche Arbeitsgeräte<br />

von Butterfass bis Pflug, Textilherstellung<br />

„vom Flachs zum Leinen“, die bäuerliche<br />

Küche <strong>und</strong> die „gute Stube“.<br />

Der Zeitschnitt liegt meist <strong>im</strong> 19. <strong>und</strong> frühen<br />

20. Jahrh<strong>und</strong>ert – die Dinge aus dieser<br />

Zeit waren bei Gründung der He<strong>im</strong>atmuseen<br />

bereits „außer Betrieb“, sie waren Relikte<br />

einer vergangenen Zeit, an die zu erinnern<br />

wertvoll erschien. Also dienen sie als dingliche<br />

Zeichen einer oft romantisch verklärten<br />

Zeitphase, die auf diese Weise musealisiert<br />

wurde <strong>und</strong> wird. Ein interessantes Phänomen<br />

ist, dass die Gründer <strong>und</strong> Ausstatter<br />

dieser Museen diese Lebensrealitäten meist<br />

noch, wenn nicht aus eigener Anschauung,<br />

so aus ihrer eigenen Kindheit kennen. Die<br />

<strong>im</strong> klassischen He<strong>im</strong>atmuseum abgebildete<br />

Kultur bildet den zeitlichen Bezug der He<strong>im</strong>aterinnerung<br />

einer spezifischen Generation.<br />

Die Frage ist, kann dieser Zeitschnitt<br />

sozusagen eingefroren werden <strong>und</strong> als „He<strong>im</strong>at“<br />

auch den folgenden Generationen<br />

weitervermittelt werden?<br />

Wichtig ist, dass den Akteuren <strong>im</strong> He<strong>im</strong>atmuseum<br />

bewusst ist, dass der He<strong>im</strong>atbegriff

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