Alltag im Rheinland - Institut für Landeskunde und ...
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Frauen - <strong>und</strong> männer<br />
entstand eine Möhnentanzgruppe, 1989<br />
eine Jugendtanzgruppe „Schalkemecher<br />
Möhnche“. 21 Der Verein hat sich <strong>im</strong> Laufe<br />
der Jahrzehnte „von einem reinen Frauenkaffeeklatsch<br />
zu einem bis ins Detail geplanten<br />
<strong>und</strong> vorbereiteten Dorfereignis gemausert“.<br />
Höhepunkt ist der Möhnenball. „Der<br />
Möhnenverein ist ein Gegenstück zu den<br />
anderen Dorfvereinen, die von Männern<br />
dominiert werden, <strong>und</strong> steht <strong>für</strong> selbstbest<strong>im</strong>mten<br />
Einsatz von <strong>und</strong> mit Frauen.“ Die<br />
Beliebtheit des Möhnenvereins liegt auch<br />
darin begründet, dass er sich bei Dorffesten<br />
engagiert. Im übrigen gefällt es den Frauen,<br />
nicht nur ihren Möhnenball allein auf<br />
die Füße zu stellen, sondern ganz besonders<br />
ihre sonstigen Unternehmungen <strong>im</strong> Jahr<br />
einmal ohne die Männer zu gestalten.“<br />
Organisierter Karneval <strong>und</strong> die Frauen<br />
(seit 1823)<br />
„Kampf der Geschlechter“<br />
Weiberfastnacht war der Tag, an dem<br />
die Frauen selbstbewusst Karneval feiern<br />
konnten. Bei den Sitzungen durften sie<br />
nur ausnahmsweise dabei sein. In solchen<br />
Fällen gingen Überlegungen voraus, wie<br />
hier bei der Großen Karnevalsgesellschaft:<br />
„Die Damen sind nur so lange Gegnerinnen<br />
der carnevalistischen Bestrebungen, als<br />
sie nicht selbst deren Annehmlichkeiten<br />
empf<strong>und</strong>en haben. Es ist also in psychologischer<br />
Hinsicht eine eben so feine Einrichtung,<br />
einmal während der närrischen<br />
21 Folgende Zitate aus Stephanie Steppat: Fünf- Fünfzig<br />
Jahre Möhnen in Schalkenbach. In: Hildegard<br />
Frieß-Re<strong>im</strong>ann, Christina Niem, Thomas Schneider<br />
(Hrsg.), Skizzen aus der Mainzer Volksk<strong>und</strong>e. Festgabe<br />
<strong>für</strong> Herbert Schwedt. (Studien zur Volkskultur<br />
in <strong>Rheinland</strong>-Pfalz, 25) Mainz 1999, S. 307-317,<br />
hier S. 316<br />
34<br />
Saison <strong>für</strong> die Damen eine eigene Comité-<br />
Sitzung zu veranstalten, als es auch <strong>für</strong> die<br />
Abwechslung <strong>und</strong> glänzendere Entfaltung<br />
dieser letzteren gewiß nur ersprießlich sein<br />
kann, dem einförmigen Anblicke einer großen<br />
Versammlung bekappter Brüder das in<br />
so reizender Mannigfaltigkeit auftretende<br />
weibliche Element zugesellt zu sehen.“ 22<br />
Die von manchen Karnevalsgesellschaften<br />
einmal pro Session veranstalteten Damencomités<br />
waren sehr gut besucht. Bei den<br />
jährlich stattfindenden Damencomités<br />
der »Kölner Narrenzunft«,welche Frauen<br />
als Zunftschwestern allerdings ohne<br />
St<strong>im</strong>mrecht aufnahm, wurde das Angenehme<br />
mit dem Nützlichen verb<strong>und</strong>en.<br />
Der Erlös aus dieser Sitzung kam nämlich<br />
einem wohltätigen Zweck zugute, über<br />
den sich manche Frau freuen konnte. Er<br />
ging an den „Wöchnerinnen-Asyl-Verein“. 23<br />
Im Jahr 1829 entbrannte der „Kampf der<br />
Geschlechter“. Man dachte darüber nach,<br />
ob der Frauenausschluss seine Richtigkeit<br />
habe. „Ob man die Frauen in den allgemeinen<br />
Weltnarrenb<strong>und</strong> aufnehmen dürfe, da<br />
sie keine Narren seien, sondern Närrinnen.<br />
Ob ohne sie das Narrenreich gemindert<br />
oder vermehrt werde, was sehr kitzlich zu<br />
entscheiden sein wird.“ Die Frauen ergriffen<br />
die Initiative <strong>und</strong> kündigten die Gründung<br />
eines „Damencomitee“ an. Doch diese<br />
Absicht lief ins Leere, der Spott des starken<br />
Geschlechts folgte: „Was soll nun werden /<br />
aus der Erden / Wenn die Frauen sich eng<br />
verbünden, / Und ein Comite begründen?<br />
/ Bringen sie‘s zustand? - doch nein, / Jede<br />
will Präsidentin sein, / Und ehe sie sich darüber<br />
verstanden, / Sind wir schon längst<br />
in h<strong>im</strong>mlischen Landen. „24 Ausgeschlossen<br />
22 Brog, S. 156.<br />
23 Ebd., S. 157.<br />
24 Ebd., S. 144.