Tennenbacher Urkundenbuch, Bd. I - Cistopedia.org
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war, sicher nicht zum Studieren nach St. Blasien geschickt. „Die ältesten Sagen, schreibt SCHNETZLER in seinem: „Badischen<br />
Sagenbuche“ p. 377 , 'sprechen für Freiburg', und zu diesen Sagen gehört auch das Studieren des Pulvererfinders in dem „Monte<br />
Cassino des Schwarzwaldes“. Hier war in jenem und den folgenden Jahrhunderten die einzige Universität für die Lande weit hin.<br />
Man glaubte darum, daß der Mönch Berthold mit seinem Gelehrtentitel eines Meisters seine Kenntnisse in St. Blasien geholt haben<br />
müße. „Auch daß seine Mitbrüder im Kloster ihn wegen seiner unheimlichen Studien eingesperrt hätten, wie das Volk des<br />
Mittelalters sich erzählte, ist wohl mehr als eine Sage. Wir wissen mit geschichtlicher Sicherheit, daß sein gleichzeitiger Ordensgenosse<br />
Bacon wegen ähnlicher Dinge wiederholt und jahrelang in Haft sich befand. „Die Sage berichtet ferner, der schwarze Berthold habe<br />
sich zu Freiburg selbst in die Luft gesprengt Geschichte der Stadt Freiburg <strong>Bd</strong>. II, p. 208 , um die Wirkung seiner Erfindung zu zeigen. Es liegt in<br />
dieser Legende auch eine Befriedigung des Volksgeistes, der den Erfinder einer so 'schädlichen Sache' der gerechten Strafe überweist.<br />
Sie ist ein Pendant zu dem Tode, den Kaiser Wenzel dem schwarzen Berthold angethan haben soll“.<br />
Wir werden die beiden Sagen begreifen, wenn wir unten hören, wie die Welt die große, weltbewegende Erfindung aufgenommen hat.<br />
Die Sagen, die sich an Freiburg anknüpfen und, wie wir nachgewiesen, einen historischen Hintergrund haben, sind zugleich auch<br />
wieder ein Beweis für unsere geschichtlichen Annahmen. Die allermeisten Sagen haben ja irgend eine geschichtliche Tatsache zum<br />
Ausgangspunkt. Es läßt sich aber auch der Geschlechtername des Pulvererfinders in Freiburg nachweisen. Wir haben oben gezeigt,<br />
wie der Name 'Schwarz' entstanden sei, und daß derselbe mit dem Familiennamen des Mannes gar nichts zu thun habe. Nun tritt<br />
neben dem Berthold Schwarz noch der Name Konstantin Anklitzen oder Anglitzen auf. Wir haben schon dargethan, daß beide<br />
Namen für den einen Pulvererfinder passen können und man nicht vonnöten hat, um den Zwiespalt zu erklären anzunehmen,<br />
Berthold Schwarz habe in Köln und Konstantin Anklitzen zu Freiburg das Pulver erfunden.<br />
HOYER: Geschichte der Kriegskunst <strong>Bd</strong>. I, p.41.<br />
Heinrich SCHREIBER Schriften der Gesellschaft für Beförderung der Geschichtskunde <strong>Bd</strong> I, p. 59 hat in den Freiburger Bürgerbüchern der vergangenen<br />
Jahrhunderte gefunden, daß eine Menge mit „Isen“ (Eisen) zusammengesetzter Geschlechternamen ehedem in Freiburg vorkamen:<br />
Mollisen, Funtzisen, Russisen, Tanzisen, Feilisen, Vogelisen, Schriebisen, Grünisen, Bocksisen, Isenring u. a.; aber auch der<br />
Name Angelisen. So noch 1624 ein Spielmann Angelisen (Angeleysen), den die österreichische Regierung dem Stadtrat zur<br />
Anzeige bringt, weil, Ge<strong>org</strong> Angelisen und ein Schreiner Jäcklin, Spielleute von Freiburg, bei ihrem Durchzug zu einer Hochzeit<br />
nach Kienzheim (Elsaß) zu Reichenweier (Riquewihr) an einem Freitage Speck gegessen und dadurch großes Ärgerniß gegeben<br />
hätten SCHREIBER : Geschichte der Stadt Freiburg <strong>Bd</strong> II, p. 212 . „Von Angelisen ist aber namentlich im Munde fremder Schriftsteller, nur ein Schritt<br />
zu Anglitzen und Anklitzen. Wir sehen also, daß für Freiburg alles stimmt, was zum Geburtsort des Pulvererfinders notwendig ist,<br />
und daß die übrigen Städte absolut nicht mit dieser Stadt konkurrieren können. Und wenn WALRAF<br />
Beiträge zur Geschichte der Stadt Köln – Vor<br />
allem dürfte es sich hier um eine Verwechslung mit Albertus Magnus handeln. glaubt, Köln verdanke es seinem „Weltruhme und seiner Wichtigkeit“, daß man auf<br />
den Gedanken kam, die Pulvererfindung dorthin zu verlegen, so kann dem im Mittelalter sonst unberührten, kleinen und<br />
unwichtigen Freiburg nur die historische Existenz des Pulvererfinders in ihm die Ehre gebracht haben“.<br />
Pfarrer Heinrich HANSJAKOB weist dann an vielen Beispielen nach, daß die Stadt Freiburg auch nach 1300 lange Zeit<br />
hindurch einen ganz besonderen artilleristischen Ruf genoß, und schließt: „Aber noch etwas ganz Gewichtiges spricht für Freiburg,<br />
und das ist das Schweigen der Akten des Franziskanerordens selbst. Mit Recht wundert der oben öfters zitierte Professor Temler<br />
Abhandlung „Von dem Zeitpunkt der Erfindung des Pulvers“, v<strong>org</strong>elesen in den Sitzungen der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Kopenhagen am 27. Nov. u. 4. Dez. 1778; veröffentl. in den historischen Abhand-<br />
lungen der genannten Gesellschaft; übersetzt von A. Heinze, Kiel 1782 p. 165 ff. , daß die Chronisten des Franziskanerordens am wenigsten wissen von dem<br />
Pulvererfinder, und der berühmteste unter ihnen, Lukas WADDING, einfach nachschrieb, was er bei AVENTIN und anderen<br />
gelesen hatte, und von Quellen aus dem Orden absolut schweigt. Auch dieser Umstand, sagen wir, spricht für Freiburg. Denn hier<br />
finden wir das einzige Franziskanerkloster in Deutschland, von dem wir wissen, daß die Urkunden durch Vertreibung der Mönche<br />
schon vor der Reformation HANSJAKOB: Geschichte von St. Martin p. 20 ff. , zerstreut wurden und meist verloren gingen. Ja noch mehr, wir wissen,<br />
daß die ersten Nachfolger der zu Freiburg vertriebenen Konventualen oder diese selbst Pergamente abschabten, um anderes darauf<br />
zu schreiben. So erzählt Prof. Heinr. SCHREIBER Schriften der Gesellschaft für Beförderung der Geschichtskunde <strong>Bd</strong> I, p. 59 , daß er ein Anniversarbuch<br />
des Klosters in Händen gehabt, daß ursprünglich sehr alte und interessante Notizen enthalten habe, die abgeschabt worden seien.<br />
Quelle: S. J. von Romocki: Geschichte der Explosivstoffe <strong>Bd</strong> I, p. 109 ff. Berlin 1895.<br />
Schießpulver, ein Explosivstoff, der hauptsächlich zum Forttreiben von Geschossen aus Handfeuerwaffen und Geschützrohren benutzt wird.<br />
Seine Wirkungsart wird in erster Linie durch seine Vergasungsgeschwindigkeit bedingt. Diese ist maßgebend für die Geschwindigkeit, mit<br />
welcher der Gasdruck ansteigt. Bei Verwendung von S. in geschlossenen Bomben, die dem Maximalgasdruck ohne Formänderung<br />
widerstehen, ist die Vergasungsdauer gleich der Entwickelungsdauer des Maximaldruckes. In Rohren, in denen das Geschoß nach<br />
Erreichen eines gewissen Gasdruckes in Bewegung gesetzt und infolgedessen das zur Verfügung stehende Volumen stetig vergrößert wird,<br />
steigt der Gasdruck zunächst schnell bis zu seinem Maximum und fällt dann, während das Pulver noch weiter vergast; in diesem Fall ist<br />
die Vergasungsdauer des Pulvers also größer als die Entwickelungsdauer des Maximaldruckes. Je größer die Vergasungsgeschwindigkeit ist,<br />
um so kleiner ist der Weg, den das Geschoß nach gleichen Zeiten zurückgelegt hat, um so kleiner nach gleichen Zeiten das Volumen des<br />
Vergasungsraumes und um so größer der Maximalgasdruck. Je geringer die Vergasungsgeschwindigkeit des Schießpulvers ist, um so weiter<br />
wird der Ort des Maximalgasdruckes nach der Rohrmündung zu verschoben und um so langsamer fällt der Gasdruck nach Erreichen des<br />
Maximums. Während also schnell vergasendes (offensives) Pulver auf das Geschoß nur sehr kurze Zeit, also stoßartig wirkt, ist die<br />
Wirkung langsam vergasenden (progressiven) Pulvers von längerer Dauer, also treibend. Mit Erhöhung der Vergasungsdauer wächst<br />
demnach unter sonst gleichen Verhältnissen die erzielte Geschoßgeschwindigkeit, das Pulver verwertet sich günstiger, d.h. der Prozentsatz<br />
der im S. enthaltenen Energie, der sich in nützliche Arbeit, das ist Energie des Geschosses an der Rohrmündung, umsetzt, wird größer.<br />
Bei glatten Rohren genügte der einmalige Stoß, den das Geschoß durch das schnell vergasende Pulver erhielt, zur Erzielung befriedigender<br />
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