amts- und nachrichtenblatt - VG Riechheimer Berg
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Nachrichtenblatt der <strong>VG</strong> „<strong>Riechheimer</strong> <strong>Berg</strong>“ - 28 - Nr. 9/2009<br />
In der Chronik geblättert<br />
Ausgewandert nach Amerika<br />
Die Besiedlung Amerikas in den vergangenen Jahrh<strong>und</strong>erten<br />
durch viele Menschen aus den europäischen Raum ist uns allen<br />
eine bekannte Sache. Weniger denkt man aber darüber nach,<br />
dass auch aus unseren hiesigen Orten unzählige Bürger <strong>und</strong><br />
damit entfernte Verwandte von uns ihr Glück in der neuen Welt<br />
jenseits des Ozeans gesucht haben. Die Auswanderungswilligen<br />
konnten damals nicht auf <strong>und</strong> davon, sondern eine behördliche<br />
Erlaubnis musste eingeholt werden, ja sogar wurde in der<br />
Öffentlichkeit angefragt, ob es an den Betreffenden noch Forderungen<br />
gäbe. In alten Akten der fürstlichen Oberherrschaft des<br />
ehemaligen Fürstentums Schwarzburg-Sondershausen von<br />
Arnstadt bzw. in noch erhaltenen Schreiben der Dorfschulzen<br />
damaliger Zeit ist betreffendes Schriftgut gelegentlich zu finden.<br />
Davon seien als Beispiel aus dem Frühjahr 1852 einige Auszüge<br />
hier genannt <strong>und</strong> zitiert:<br />
„Geschehen, Arnstadt, den 21. Feb. 1852; Erscheint Christoph<br />
Heinrich Munsche aus Alkersleben <strong>und</strong> bringt an, er sei gesonnen<br />
für seine Person nach Amerika auszuwandern <strong>und</strong> bittet<br />
das hierzu Nötige zu verständigen. Der mit anwesende Bürgermeister<br />
Herr Heubach klärte, dass diesen Gebühr von Seiten<br />
der Gemeinde Alkersleben ein Bedenken nich entgegen stehe.“<br />
Am 24. März 1852 erhält der Schuhmachergesell Munsche<br />
(Hausnummer 69) die Erlaubnis die gleichlautend wie bei seinen<br />
Fre<strong>und</strong> Luis Wagner, der ebenfalls mit auswandern will, ist:<br />
„Auswanderungsschein: Da der Tischlergeselle Luis Wagner<br />
aus Ettischleben nach Amerika auszuwandern beabsichtigt <strong>und</strong><br />
diesen Vorhaben ein Hindernis nicht entgegen steht, wird der<br />
selbe aus den diesseitigen Staatsverband entlassen. (Unterschrift)“<br />
Als der Schustermeister in Stadtilm von dem Vorhaben seines<br />
Gesellen aus Alkersleben die Nachricht erfährt, ist sein eiliger<br />
Protest bei der Behörde in Arnstadt zu spät. Diese weigert sich,<br />
die Erlaubnis rückgängig zu machen, sein bestens ausgebildeter<br />
Geselle, wie im Schreiben zu entnehmen, darf doch nach<br />
Amerika gehen.<br />
Im gleichen Frühjahr berät der Alkerslebener Gemeinderat über<br />
einen weiteren Fall. Im Protokoll der Sitzung vom 19. März 1852<br />
ist nachzulesen:<br />
„Johann Wilhelm Andreas Völker beabsichtigt mit seiner Frau<br />
<strong>und</strong> vier Kindern nach Amerika auszuwandern <strong>und</strong> sucht um eine<br />
Unterstützung nach.<br />
Es wurden Völkern aus der Gemeinde 10 Thaler bewilligt. Hierauf<br />
wurde Völkern dieser Beschluß bekannt gemacht; worauf<br />
derselbe äußerte: dass ihm 10 Thaler wenig nützten,<br />
indem er wenigstens 50 Thaler benötigt sey.<br />
Der Bürgermeister will nähere Erk<strong>und</strong>igung einziehen, wie viel<br />
die Überfahrtskosten betragen.“<br />
Wir gratulieren herzlich zum Geburtstag<br />
Bösleben<br />
am 10.09. zum 72. Geburtstag Frau Schmidt, Ursula<br />
am 19.09. zum 69. Geburtstag Frau Kühnel, Gudrun<br />
am 28.09. zum 83. Geburtstag Frau Röser, Anneliese<br />
am 29.09. zum 89. Geburtstag Frau Bräutigam, Charlotte<br />
am 01.09. zum 80. Geburtstag Herrn Hüttner, Rudolf<br />
Wüllersleben<br />
am 05.09. zum 82. Geburtstag Herrn Schrickel, Willi<br />
am 11.09. zum 68. Geburtstag Herrn<br />
Bauchspieß, Hans-Jochen<br />
GEMEINDE ALKERSLEBEN<br />
Nach drei Gemeinderatsitzungen hatte man sich auf 25 Taler<br />
geeinigt. Das Geld wurde an ein Hamburger Handelshaus überbracht,<br />
bei dem Völker es vor der Einschiffung abholen sollte.<br />
Er selber versicherte dem Gemeinderat, wenn er die großen<br />
Geschäfte in Amerika mache, wolle er das Geld zurückzahlen.<br />
Das wurde jedenfalls im Protokoll damals so festgehalten. Die<br />
Reise kostete Geld: mit der Postkutsche bis Hamburg oder Bremen<br />
<strong>und</strong> anschließend mit dem Segelschiff nach Amerika.<br />
Auch in die östliche Richtung trieb es Wandersleute. Der<br />
Schneidergeselle Carl Emil Hüther (ehemals Hausnummer 35)<br />
geht mit 19 Jahren auf die Wanderschaft <strong>und</strong> landet nachweislich<br />
in St. Petersburg in Russland. Handwerker aus dem mitteldeutschen<br />
Raum waren überall anerkannt <strong>und</strong> begehrt. Wessen<br />
Kleider hat Hüther in Petersburg geschneidert? Die hier genannten<br />
Namen vorrangig junger Handwerker, es waren nicht<br />
die einzigen, die ihre Heimat verließen. Es waren noch viele andere,<br />
hier sei nur ein Beispiel des Frühjahres 1852 aufgezeigt.<br />
Die Not trieb die Menschen aus dem Lande. Eltern <strong>und</strong> Angehörige<br />
wurden nie wieder gesehen, eine Rückreise kaum denkbar.<br />
Schon die lange Überfahrt auf den Schiffen soll Opfer gefordert<br />
haben. Ob denn die Familie Völker mit ihren vier Kindern die<br />
Strapazen gemeistert hat? Ihr jüngstes Kind war erst ein Jahr<br />
alt, so ist es in den Personalpapieren der Familie vermerkt.<br />
Nach der Ankunft in der neuen Heimat lauerten für Neulinge<br />
wieder Gefahren, denen besonders junge Mädchen ausgesetzt<br />
waren. In Informationsschreiben des damaligen fürstlichen Amtes<br />
Arnstadt an die Pfarrer <strong>und</strong> Schulzen der Orte werden diese<br />
gebeten, die Ausreisenden auf ihr Vorhaben in dieser Hinsicht<br />
gut vorzubereiten. Unsere Pfarrer in den Orten gaben bei der<br />
Verabschiedung der Ausreisenden kleine Erkennungskarten<br />
mit, die bei der Ankunft in New York am Hute oder an der Brust<br />
zu tragen waren. Organisiert war die Aktion vom Lutherischen<br />
„Deutschen Emigrantenhaus“ in New York. Dort konnten <strong>und</strong><br />
sollten sie sich gleich nach der Ankunft melden. So erhielten die<br />
Ankömmlinge die richtige Unterstützung <strong>und</strong> wurden, wie es auf<br />
dem kleinen Ausweis übrigens genannt wurde: „ ....nicht irre geleitet<br />
oder mit irgendjemand sich einzulassen“.<br />
Klaus Wagner<br />
ALTERSJUBILÄEN<br />
Wir gratulieren herzlich zum Geburtstag<br />
am 11.09. zum 73. Geburtstag Herrn Urban, Franz<br />
am 21.09. zum 78. Geburtstag Herrn Ortloff, Gerhard<br />
am 22.09. zum 70. Geburtstag Frau Schmidt, Gudrun<br />
am 24.09. zum 76. Geburtstag Frau Heusinger, Margot<br />
am 26.09. zum 68. Geburtstag Herrn Wenzel, Dieter<br />
GEMEINDE BÖSLEBEN-<br />
WÜLLERSLEBEN<br />
ALTERSJUBILÄEN