Handlungsbereich B: Qualität und Quantität - Claudia Hirsemann

4.5.4. Baubegleitende Qualitätsüberwachung (BQÜ)
Claudia Hirsemann und Antje Schattel
Da sich bei einem Bauprojekt die Faktoren Preis-Termin-Qualität zwangsläufig gegenseitig beeinflussen, indem
neben der Einhaltung des Baukostenrahmens und der termingerechten Fertigstellung des Bauvorhabens auch die
geforderte Bauqualität als „Randbedingung“ eingehalten werden muss, soll eine baubegleitende Qualitätsüberwachung
(BQÜ) es ermöglichen Schadenspotenzial rechtzeitig zu erkennen. Damit ist es möglich Mängel und Schäden
sowie Kosten für deren Beseitigung zu vermeiden. Mängel und Schäden am und im Bauwerk verringern sich
erfahrungsgemäß, wenn die Planung und die Bauausführung einer unabhängigen Kontrolle durch die BQÜ unterzogen
werden.
Die BQÜ ist nicht eindeutig geregelt und es sind keine speziellen Vorgehensweisen zur Vorbereitung und Durchführung
der BQÜ festgelegt. „Nach einer Definition der Rechtssprechung schuldet der baubegleitende Qualitätsüberwacher
eine Leistung, die geeignet ist, rein technisch ein möglichst einwandfreies Bauwerk entstehen zu lassen.
(OLG Dresden, Urteil vom 26.10.2000, 7 U 1525/00)“. Selbst bereits zur Verfügung stehende Checklisten
müssen aufgrund der unterschiedlichen Randbedingungen der einzelnen Bauvorhaben jeweils gesondert aufbereitet
werden. Zielsetzungen der BQÜ sind folgende:
• Steigerung der Objektqualität
• Verringerung von Mängeln und Schäden am Bauwerk
• Verbesserung der Bauqualität
• Vermeidung von Mehrkosten bei vorzunehmender Mängelbeseitigung
Daraus ergeben sich:
• Herabsetzung von Nachbesserungskosten
• Minimierung von Zeitverzögerungen
• Vermeidung von Garantieansprüchen und gerichtlichen Auseinandersetzungen
� Zufriedenheit bei der Bauherrschaft
Der Aufgabenbereich der BQÜ überschneidet sich mit vielen anderen der am Bau Beteiligten, u. a. mit der Bauleitung
und der Projektsteuerung. Abhängig vom Bauvorhaben und der vertraglichen Vereinbarungen kann das Tätigkeitsfeld
der BQÜ sehr umfassend sein. Der baubegleitende Qualitätsüberwacher ist der Einzige am Bau Mitwirkende
der unabhängig tätig ist. Er ist frei von Arbeiten, die unmittelbar die Herstellung des Bauvorhabens betreffen.
Somit ist er grundlegend geeignet, den gesamten Entstehungsprozess des Projektes unabhängig zu bewerten und
die ausgeführte Qualität stichprobenartig zu überwachen. Arbeiten die nach HOAI §15 Absatz 2 unter die Leistungsphase
acht fallen, könnten aus Kostengründen allein dem baubegleitenden Qualitätsüberwacher übertragen
werden. Als Aufgaben der BQÜ lassen sich folgende aufführen:
• Überwachung von Planung, Ausführung und der Bauleitung zur Minimierung von Mängeln und Schäden
am Bauwerk und dementsprechend zur Verbesserung der Bauqualität
• Mängelbeanstandung gegenüber den bauausführenden Firmen
• Veranlassung der Mängelbeseitigung
• Vermeidung von gerichtlichen Auseinandersetzungen aufgrund der möglichen nachträglichen Mangelbeseitigungs
-Maßnahmen
• Förderung der konstruktive n Zusammenarbeit aller Beteiligten
• Beratung des Auftraggebers in formaljuristischen Schritten, z.B. Bedeutung Mängelrüge oder Fristsetzung
� Häufige Baustellenbegehungen und Dokumentation der Baustelle erforderlich (trotzdem keine ständige
Anwesenheitspflicht)
Vertragliche Regelungen mit baubegleitenden Qualitätsüberwachern sind nicht gesetzlich geregelt, sondern müssen
möglichst ausführlich und detailliert fixiert werden. Angefangen von der Kontrolle einzelner Gewerke bis hin zur
Überwachung des gesamten Bauvorhabens kann das Tätigkeitsfeld der BQÜ alles umfassen. Hauptsächliches
Merkmal der BQÜ ist die „Überwachung“, d.h. die Überprüfung der Planungen (Baugenehmigungsplanung und
Leistungsbeschreibungen) und deren Umsetzung anhand der abgeschlossenen Bauverträge. Demnach kann die
Überwachung während der Planungs- und Bauphase als „baubegleitend“ definiert werden.
4.5.5. Mögliche Schwachstellen der Qualitätskontrolle auf Baustellen
Die Überwachung der qualitativ richtigen Ausführung von Bauprozessen und Bauabschnitten erfolgt in der Regel
nur per Augenschein des Bauleiters/Verantwortlichen und findet mehr oder weniger regelmäßig statt. Eine konzeptionell
ausgestaltete Qualitätssicherung findet noch zu wenig Anwendung. Mögliche Folgen:
• Garantieansprüche nach Vollendung des Bauwerkes
• Preisnachlässe
• Verschlechterung des Image
• Zahlungsverzögerungen
Projektsteuerung WS 2003/2004