Download - Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
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PSYCHOTHERAPIE 21<br />
TRADITIONELLE ARBEITSWEISE<br />
ODER QUALITÄTSZIRKEL?<br />
Ein Gespräch mit Psychiater Dr. Uwe Bannert über die Anerkennung von Intervision,<br />
Supervision und Balintgruppen als Qualitätszirkel.<br />
Herr Dr. Bannert, wir werden oft von Psychotherapeuten<br />
gefragt, wie müssen wir Intervision,<br />
Supervision oder Balintgruppenarbeit ergänzen,<br />
um die Anforderungen an einen QZ zu erfüllen?<br />
Was antworten Sie auf diese Frage?<br />
Bannert: Die traditionellen Arbeitsweisen einer<br />
Supervisionsgruppe, Intervisionsgruppe oder<br />
Balintgruppe (im Folgenden vereinfacht Balintgruppen)<br />
haben in methodisch unterschiedlicher<br />
Weise und mit unterschiedlich zusammengesetzten<br />
Teilnehmern hauptsächlich ein Ziel: Sie<br />
dienen der Verbesserung einer irgendwie blokkierten<br />
Therapeut-Patienten-Beziehung im Verlauf<br />
einer längeren Behandlung. Sie verbessern<br />
also die Qualität einer speziellen Behandlung zu<br />
einem ganz speziellen Zeitpunkt. Theoretische<br />
Verallgemeinerungen sind nicht das eigentliche<br />
Lernziel. Eher so etwas wie eine allmähliche Verbesserung<br />
des Therapeuten als Werkzeug der Behandlung,<br />
insbesondere durch immer bessere<br />
Kenntnis der eigenen unbewussten Schwächen<br />
und Fehler.<br />
Qualitätszirkel streben theoretische, verallgemeinernde<br />
Ergebnisse an, die allen Therapeuten<br />
in allen ähnlichen Behandlungssituationen<br />
Orientierung bieten können. Wenn also jemand<br />
Husten hat, wird diskutiert, wie jeder dies bisher<br />
behandelt hat und was nach Mehrheitsmeinung<br />
allgemein verbessert werden könnte. Es geht also<br />
um Fakten, praktische Ergebnisse, allgemein anerkanntes<br />
oder gesichertes Wissen und hieraus<br />
ableitbare Qualitätsverbesserung für alle ähnlichen<br />
Störungen.<br />
Qualitätszirkel<br />
streben theoretische,verallgemeinernde<br />
Ergebnisse an,<br />
die allen<br />
Therapeuten in<br />
allen ähnlichen<br />
Behandlungssituationen<br />
Orientierung<br />
bieten können.<br />
In Balintgruppen u. ä. geht es um Einfühlung<br />
und Veränderung von inneren Einstellungen beim<br />
Therapeuten, um einen ins Stocken geratenen Behandlungsweg<br />
zu verbessern. Dies geschieht über<br />
Bilder, Phantasien und Gefühle der Gruppenteilnehmer,<br />
über die möglichst spontan und durch<br />
Theorie möglichst ungestört gesprochen wird. Ergebnisse<br />
solcher Arbeit sind nur selten zu verallgemeinern<br />
und erst eine häufige Teilnahme an solchen<br />
Gruppensitzungen bewirkt eine allmähliche<br />
Verbesserung in der Anwendung psychotherapeutischer<br />
Standards bei allen Teilnehmern.<br />
Was bedeutet das konkret für den einzelnen QZ,<br />
der sich in dieser Thematik gegründet hat? Wie<br />
kann der jetzt auf diese Arbeitsweisen aufsatteln,<br />
um die Anforderungen an einen QZ zu erfüllen?<br />
Bannert: Notwendig ist eine Erweiterung der<br />
behandelten Themen, des methodischen Vorgehens<br />
und eine Protokollierung von Ergebnissen,<br />
die über eine spezielle Therapiesituation hinausgehen.<br />
Dies ist zunächst ein formaler Schritt, er ist<br />
aber leicht machbar. Also z. B.: Am Beispiel dieser<br />
heute durchgearbeiteten Krise lernen wir<br />
auch, wie wichtig es ganz allgemein ist, klare Absprachen<br />
zu treffen, telefonisch erreichbar zu<br />
sein oder für Vertretung bei Abwesenheit zu sorgen,<br />
wenn etwa ein Patient zunächst unausgesprochen<br />
verärgert über eine Abwesenheit des<br />
Arztes war und die Behandlung dadurch zeitweise<br />
blockiert ist. Wir könnten z. B. miteinander<br />
folgende organisatorische Absprachen treffen,<br />
um unsere Erreichbarkeit kollektiv zu verbessern.<br />
Wenn ein Arbeitskreis solche Verallgemeinerungen<br />
thematisch separiert und dann extrahiert<br />
oder als einen separaten Sitzungsteil auch<br />
getrennt bearbeitet, dann kann er die formalen<br />
Voraussetzungen zur Anerkennung als QZ leicht<br />
erfüllen.<br />
Ist es immer sinnvoll, dass diese traditionellen Arbeitsweisen<br />
aufgebrochen werden und dann in<br />
Qualitätszirkelarbeit münden oder sagen Sie auch,<br />
Nordlicht SONDERHEFT qualitätszirkel | 2005