Download - Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
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34 LERNEN<br />
GEWINNEN UND MOTIVIEREN<br />
Moderatorentraining - Ein Erfahrungsbericht.<br />
FLORIAN KUCHLER, PROVADIS,<br />
FRANKFURT<br />
Erwartungen<br />
Immer wieder werden wir Trainer mit<br />
den Befürchtungen der Teilnehmer bei<br />
deren Ankunft konfrontiert. Ein Wochenende<br />
in einem geschlossenen, womöglich<br />
sogar abgedunkelten Seminarraum,<br />
hunderte von Folien, zwei Tage ermüdender Monolog,<br />
Langeweile. Und das Grauen nimmt kein Ende. - Na ja,<br />
wenigstens gibt es ja Punkte. - Oder ist der Nutzen vielleicht<br />
doch größer?<br />
Konzept<br />
Die Firma Provadis betreut seit vielen Jahren die Ausbildung<br />
ärztlicher Qualitätszirkelmoderatoren in <strong>Schleswig</strong>-<br />
<strong>Holstein</strong>. Etwa drei Seminare werden von der <strong>Kassenärztliche</strong>n<br />
<strong>Vereinigung</strong> pro Jahr angeboten. Die Anmeldelisten<br />
sind mittlerweile zu Wartelisten geworden. Oberstes didaktisches<br />
Ziel dieser Seminare ist es, den Teilnehmenden die<br />
praktische Anwendung des gelernten Stoffes zu vermitteln.<br />
Das Konzept der Provadis sieht dabei eine Reihe spezieller<br />
Maßnahmen vor:<br />
Wir lassen die Teilnehmer interaktiv in Gruppen die wesentlichen<br />
Inhalte erarbeiten. Der Lerneffekt, diese auch anzuwenden,<br />
wird dadurch besonders gesteigert. Die Inhalte<br />
selbst gleich auszuprobieren und Herausforderungen und<br />
Chancen der neuen Methoden am eigenen Leib kennen zu<br />
lernen, senkt die Hemmschwelle, einmal erworbene Fähigkeiten<br />
auch im Alltag anzuwenden.<br />
1) Auswahl eines Themas<br />
Was wollen wir untersuchen?<br />
Wie wollen wir die Qualität beurteilen?<br />
5) Beobachtung, ob<br />
Veränderungen<br />
eingetreten sind<br />
(Evaluation) Welche<br />
Barrieren stehen einer<br />
Veränderung entgegen?<br />
2) Analyse der Praxisrealität<br />
Wie sieht das Routinehandeln aus?<br />
3) Zielvorstellungen formulieren<br />
Was soll erreicht werden?<br />
Was können wir besser machen?<br />
4) Planung und Umsetzung von Veränderungen<br />
Wie wollen wir in Zukunft vorgehen?<br />
Visualisiert<br />
In keinem unserer Seminare werden mehr Folien gezeigt,<br />
als Teilnehmer anwesend sind, so dass in einem Qualitätszirkelseminar<br />
mit nicht mehr als 16 Folien gerechnet werden<br />
muss. Statt dessen leitet der Trainer eine visualisierte<br />
Gruppendiskussion. Visualisiert wird der Verlauf des Seminars<br />
mit den Methoden der Moderation an Flipchart und<br />
Pinnwand. Die Teilnehmer lernen dabei, gleichzeitig die jeweils<br />
geeignete Technik richtig einzusetzen, wie auch die<br />
Prinzipien und die Steuerung der Motivation einer Gruppe zu<br />
nutzen.<br />
Insgesamt gilt für uns Trainer: Spaß, Humor und Konzentration<br />
sind die Grundfaktoren der Lernatmosphäre im Qualitätszirkelseminar.<br />
Wichtig ist dabei für uns Trainer, die<br />
schwierige Gratwanderung zwischen Humor und Konzentration<br />
zu finden. Die Teilnehmer werden nicht nur in allen<br />
wesentlichen Methoden kompetent gemacht, sondern Sie<br />
werden auch ermutigt, diese Methoden sofort selbst anzuwenden<br />
und den größtmöglichen Nutzen für die eigene tägliche<br />
Arbeit daraus zu ziehen.<br />
Technik<br />
Wir arbeiten auf den Seminaren mit den Medien Pinnwand<br />
und Flipchart. Mittels farbiger Karten werden Ideen<br />
gesammelt, strukturiert und Problemlösungen zu spezifischen<br />
Fragestellungen aus dem Themenfeld Qualität erarbeitet.<br />
Neben diesen visualisierenden Techniken werden im Seminar<br />
die spezifischen Schwierigkeiten und Herausforderungen<br />
der Rolle eines Moderators behandelt und in Übungen<br />
direkt ausprobiert. Der Moderator ist der Strukturgeber<br />
eines Qualitätszirkels. Er steuert die Gruppe durch gezielte<br />
Fragen, ohne inhaltlich aktiv zu werden. Gerade hier liegt die<br />
Crux, wenn der Moderator selbst, wie so häufig, ein engagierter<br />
Teilnehmer ist. Wie ich damit als Moderator umgehe<br />
ist ein wesentlicher Bestandteil der Qualitätszirkelseminare.<br />
Ein Beispiel der praktischen Anwendung: Das Winterer-<br />
Schema zur moderierten Fallvorstellung.<br />
Neben den eher klassischen Moderationstechniken werden<br />
auch Techniken vermittelt, um die Fallvorstellungen, die häufig<br />
ein Thema in Qualitätszirkeln sind, effizienter und effektiver<br />
zu gestalten. Es geht darum, in kurzer Zeit möglichst<br />
gute Ergebnisse zu erzielen. Denn nichts ist frustrierender,<br />
als eine vierstündige "Schön, dass wir einmal darüber geredet<br />
haben"-Sitzung. Hierzu verwendet Provadis das Winterer-<br />
Schema zur moderierten Fallvorstellung (s. Abb.).<br />
Auf zwei Pinnwänden werden die Überschriften "Patient<br />
und Anamnese", "Diagnose", "Rat der Kollegen" und "Was<br />
Nordlicht SONDERHEFT qualitätszirkel | 2005