halensee - Evangelische Hochmeister-Kirchengemeinde
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Seite 10<br />
G E I S T L I C H E S L E B E N<br />
Ursprung und Ziel des Menschenlebens<br />
Von Gott kommen wir, auf Gott hin leben wir<br />
In welchem Verhältnis zueinander<br />
stehen eigentlich Materie und<br />
Geist, Leib und Seele? Wird der<br />
Mensch mehr von seinen Genen oder<br />
von seiner Erziehung oder von seinem<br />
eigenen Willen gesteuert? Immer wieder<br />
neu werden diese Fragen gestellt.<br />
Der Materialismus behauptet, das<br />
Stoffliche sei der Ursprung, die Quelle<br />
alles Seienden. In einem Buch las ich<br />
kürzlich „Der Geist ist selbst Produkt<br />
der Materie. [...] Die Gedanken des<br />
Einzelmenschen sind nur eine Ausscheidung<br />
des Gehirns, wie die Leber<br />
die Galle und die Niere den Urin ausscheidet.<br />
So wenig es ein selbständiges<br />
Geistesleben gibt, so wenig existiert<br />
über der Welt ein selbständiges weltschöpferisches<br />
und weltbeherrschendes<br />
Machtwesen.” Das eine folgt<br />
logisch aus dem anderen: Wenn man<br />
den Geist als Ausscheidung des Körpers<br />
sieht, muss man notwendig auch<br />
Gott leugnen.<br />
Ganz anders die Darstellung in<br />
Psalm 8. Da ist der Mensch nicht Ausfluss<br />
der Materie, sondern ein Geschöpf<br />
Gottes - wie die Meere, die<br />
Fische darin, der Himmel und seine<br />
Gestirne, aber gleichzeitig auch viel<br />
mehr als diese: eingesetzt als Herr über<br />
Gottes Schöpfung, nicht nur Herrscher,<br />
sondern auch Bewahrer. Gott<br />
hat den Menschen mit einem Ziel<br />
ausgestattet: zu Gott hin soll er leben.<br />
Der Mensch tritt hin vor Gott, ist sich<br />
dessen Gegenwart bewusst, steht in<br />
Kontakt mit ihm und sieht sich am<br />
Ende seines Lebens Gottes Richterspruch<br />
gegenüber.<br />
Der Materialismus in der oben<br />
zitierten, platten Form ist mit Lenin<br />
und Stalin, spätestens mit dem Ende<br />
der Sowjetunion und ihrer Satelliten<br />
verschwunden. Glauben wir aber<br />
nicht, damit sei der Materialismus insgesamt<br />
an sein Ende gelangt. Er lebt<br />
fröhlich als „pragmatischer Materialismus”<br />
weiter, als „wissenschaftliche<br />
Sichtweise”.<br />
Christ sein heißt aber nicht nur,<br />
christliche Ethik hochzuhalten, die<br />
Zehn Gebote zu befolgen und die<br />
Armen und Verfolgten zu unterstüt-<br />
zen. Christ sein heißt auch, zu spüren,<br />
dass alles, was wir sind und was wir<br />
haben, von Gott kommt, sich seiner<br />
Gegenwart bewusst zu sein und das<br />
irdische Leben als Wanderung zu Gott<br />
zu begreifen, so wie es Aurelius<br />
Augustinus, einer der großen Kirchenväter<br />
des christlichen Altertums,<br />
formulierte „Unser Herz ist unruhig<br />
in uns, bis es in Dir, Gott, ruht.”S<br />
nach einem Gespräch mit<br />
Brigitte Oertel<br />
Bibelseminar<br />
Die nächsten Treffen finden am<br />
Dienstag, den 14. April und am 11. Mai<br />
um 19.30 Uhr in der Kirche statt.<br />
“Was ist der Mensch, dass Du seiner gedenkst”<br />
HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen, der du<br />
zeigst deine Hoheit am Himmel! Aus dem Munde der jungen Kinder und<br />
Säuglinge hast du eine Macht zugerichtet um deiner Feinde willen, dass du<br />
vertilgest den Feind und den Rachgierigen.<br />
Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne,<br />
die du bereitet hast: was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des<br />
Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn wenig niedriger<br />
gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.<br />
Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du<br />
unter seine Füße getan: Schafe und Rinder allzumal, dazu auch die wilden<br />
Tiere, die Vögel unter dem Himmel und die Fische im Meer und alles, was<br />
die Meere durchzieht.<br />
HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen!<br />
Psalm 8