PDF 2,3 MB - neues - HVV
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Dr. Marcel Hunecke,<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Eröffnungsvortrag: Faszination Auto – und wo bleibt der ÖPNV?<br />
Psychologische Aspekte der Verkehrsmittelwahl von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Worauf ist bei<br />
Angeboten für Jugendliche zu achten und wie müssen diese kommuniziert werden?<br />
Herr Dr. Marcel Hunecke (Ruhr-Universität Bochum) stellte in<br />
seinem Einführungsvortrag Thesen zum Thema „Faszination<br />
Auto“ vor, wobei er u.a. auch auf die Konsequenzen einging,<br />
die sich daraus für ein Jugendmarketing ergeben, das den<br />
ÖPNV nach vorne bringen will.<br />
Anstelle des Vortrags, der als Powerpoint-Präsentation vorliegt,<br />
bringen wir in der vorliegenden Dokumentation einen<br />
Aufsatz von Herrn Dr. Hunecke, in dem er die zentralen<br />
Aussagen seines Tagungsbeitrages formuliert.<br />
Dr. Marcel Hunecke,<br />
Dipl.-Psych, Ruhr-Universität Bochum<br />
Lebensstile, Mobilitätsstile und Mobilitätstypen<br />
In der empirischen Verkehrsforschung sind<br />
innerpsychische Bewertungsprozesse bisher<br />
auf vielfältige Weise operationalisiert<br />
worden. In U.Move wird dieser Beliebigkeit<br />
durch eine handlungstheoretische Fundierung<br />
begegnet, die es ermöglicht, die<br />
Einflussfaktoren der Verkehrsmittelwahl auf<br />
dem Hintergrund eines allgemeinen<br />
Handlungsmodells zu beschreiben (vgl. S.<br />
59). Dieses gewählte Vorgehen hat aber den<br />
entscheidenden Nachteil, dass durch die<br />
Betrachtung der Gesamtstichprobe jene<br />
Einflussfaktoren ausgemittelt werden, die<br />
nur in spezifischen Subgruppen eine<br />
Bedeutung erlangen. Die Einsichten in subgruppenspezifische<br />
Zusammenhänge zwischen<br />
Einstellungen und Mobilitätsverhalten können dann<br />
dazu genutzt werden, begründete Ansatzpunkte für verkehrsplanerische<br />
Maßnahmen abzuleiten. Insgesamt bietet sich<br />
daher eine methodische Vorgehensweise an, die neben der<br />
Überprüfung von allgemeinen Handlungsmodellen gleichzeitig<br />
Subgruppen in der Gesamtpopulation identifiziert.<br />
In der Verkehrsursachenforschung ist erstmals eine subgruppenspezifische<br />
Perspektive über das Konzept der<br />
verhaltenshomogenen Gruppen eingeführt worden. Die hier<br />
vorgenommene Typenbildung basiert auf individuellen Verhaltensmustern,<br />
die als Resultat einer Überlagerung von individuellen<br />
Merkmalen, rollenspezifischen Anforderungen und<br />
räumlich-zeitlichen Sachsystemen angesehen werden (Kutter<br />
1972). Als personenbezogene Merkmale gehen nur direkt<br />
beobachtbare Größen (Alter, Geschlecht, Position im Lebenszyklus)<br />
in die Modellbildung ein. Einstellungen und<br />
Orientierungen als Bestandteile von innerpsychischen Bewertungsprozessen<br />
sind bei dieser Form der Typenbildung<br />
nicht mitberücksichtigt worden.<br />
Wir bedanken uns bei dem Verlag Leske & Budrich für die<br />
freundliche Genehmigung zum Abdruck dieses Beitrages, der<br />
erstmals erschienen ist in:<br />
Marcel Hunecke, Claus J. Tully, Doris Bäumer (Hg.), Mobilität<br />
von Jugendlichen. Psychologische, soziologische und umweltbezogene<br />
Ergebnisse und Gestaltungsempfehlungen.<br />
Opladen 2002<br />
Eine Integration einstellungsbasierter<br />
Merkmale in die verkehrwissenschaftliche<br />
Typenbildung fand zum ersten Male in dem<br />
Konzept der „Mobilitätsstile“ statt, wie es im<br />
Rahmen des Forschungsverbundes<br />
CITY:mobil entwickelt worden ist. Hier<br />
wurde auf Grundlage von Mobilitätsorientierungen<br />
eine einstellungsbasierte<br />
Typenbildung vorgenommen. Die resultierenden<br />
Typen werden als Mobilitätsstile<br />
bezeichnet und verweisen damit nicht nur<br />
auf Unterschiede in den Mobilitätsorientierungen,<br />
sondern ebenso auf<br />
Unterschiede im Mobilitätsverhalten.<br />
Mobilitätsstile grenzen sich von Lebensstilen<br />
durch ihren Fokus auf das<br />
Mobilitätsverhalten ab. Durch ihre spezifisch auf den<br />
Verhaltensauschnitt Mobilität ausgerichtete Operationalisierung<br />
ermöglichen Mobilitätsstile eine bessere Prognose des<br />
Mobilitätsverhaltens als ein ganzheitlich orientierter<br />
Lebensstil-Ansatz, der unterschiedliche Aspekte der<br />
Alltagsgestaltung mit einbezieht. Mittlerweile ist das Mobilitätsstil-Konzept<br />
um weitere Aspekte ergänzt und zu unterschiedlichen<br />
theoretischen Kontexten in Beziehung gesetzt<br />
worden. So wurden Mobilitätsstile aus der Perspektive des<br />
Rational-choice-Ansatzes betrachtet (Lanzendorf 2000).<br />
Weiterhin sind die vier symbolischen Dimensionen der Mobilität<br />
Autonomie, Erlebnis, Status und Privatheit als grundlegende<br />
Elemente von Mobilitätsstilen herausgearbeitet und deren<br />
Verhaltenswirksamkeit im Kontext psychologischer Handlungsmodelle<br />
empirisch nachgewiesen worden (Hunecke<br />
2000).<br />
Fasst man den gegenwärtigen Stand zu Forschungsstrategien<br />
im Bereich der verhaltens- und sozialwissenschaftlichen<br />
Mobilitätsforschung zusammen, so lassen sich die folgen-<br />
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