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Neue Biere – seit November 2011<br />
Hier stellen wir jene Sorten vor, die seit der BrauBeviale 2011 neu herausgekommen sind.<br />
Einige haben ziemlich eingeschlagen, weil sie nicht nur als Brau-Kreationen köstlich sind.<br />
Sie wurden auch äußerst geschickt verpackt und vermarktet.<br />
Stefan Dettl LoveBeer<br />
Das gilt speziell für den jüngsten<br />
Wurf der Camba Bavaria, das<br />
Stefan Dettl LoveBeer. Sicher<br />
hat der „Zufall“ geholfen – Dettl<br />
kommt aus Truchtlaching – aber<br />
das allein macht die Kooperation<br />
nicht aus. Da haben sich Zwei<br />
gefunden, die zusammenpassen.<br />
Zwei Stars, frei von Star-<br />
Allüren. Auf Dettls web heißt es:<br />
„Rockstar, schön und gut - aber<br />
zu dem Begriff […] hat Stefan<br />
Dettl freilich ein eher ironischkokettes<br />
Verhältnis. Kein Star-<br />
Getue bitteschön, Dettl will im<br />
Gegenteil noch viel näher ran<br />
an die Leute: „Wir möchten die<br />
Leute umarmen, mit ihnen feiern,<br />
ihnen Sachen näher bringen, die<br />
uns wichtig sind, auch ein bissl<br />
provozieren und zum Nachdenken<br />
anregen“. Alle diese Überzeugungen<br />
stimmen eins zu eins<br />
mit den Intentionen der Camba<br />
Bavaria überein. Im Brauhaus an<br />
der Alz werden die Leute freudig<br />
empfangen; anstelle einer Umarmung<br />
(Obwohl: auch solche wurden<br />
schon öfter gesehen) gibt<br />
es einen Begrüßungsschluck<br />
vom Haus. Es geht weiter: Auch<br />
aus der Sicht der Camba kann<br />
man sagen: „Wir bringen den<br />
Leuten die Sachen näher, die<br />
uns wichtig sind.“ Denn an der<br />
Alz wird den Gästen das Bier<br />
näher gebracht. Mittels Antworten<br />
auf alle möglichen Fragen<br />
die bei einer solchen Biervielfalt<br />
durchaus aufkommen. Oder, in<br />
konzentrierter Form, während<br />
der regelmäßig stattfindenden,<br />
von Biersommeliers begleiteten,<br />
Verkostungen. Und das<br />
mit dem Provozieren und zum<br />
Nachdenken bringen ist hinlänglich<br />
bekannt. Die Camba Leute,<br />
allen voran Markus Lohner sind<br />
begehrte Interviewpartner und<br />
Teilnehmer an Podiumsdiskussionen.<br />
Am besten tratscht es<br />
sich mit ihnen aber direkt auf der<br />
Terrasse an der Alz – wenn sie<br />
nicht gerade in internationalen<br />
Gewässern segeln.<br />
Bier erleben in der alten Mühle 1. Trucht`linger Privatbrauerei<br />
Stefan Dettl LoveBeer - Summer<br />
of Love - Kostnotiz<br />
Das Stefan Dettl LoveBeer<br />
begrüßt uns mit seiner leuchtenden,<br />
strohgelben Farbe. Attraktive<br />
opalisierende Optik, das Bier<br />
schimmert hefedurchzogen. In<br />
der Nase intensive, exotische<br />
Fruchtaromen á la Mango und<br />
Blutorange. Der Antrunk begeistert<br />
mit erfrischender Rezenz.<br />
Am Gaumen eine kräftige,<br />
zugleich spritzige Grapefruitnote.<br />
Insgesamt ausgewogen.<br />
Der Ausklang ist relativ trocken,<br />
doch lange und vor allem von<br />
einer frisch-fruchtigen und vor<br />
allem blumigen Hopfen-Note<br />
getragen. Eine „richtig guade,<br />
bsondere Sommer Weiße. Wie<br />
sagt Stefan Dettl? „Summer of<br />
Love“.<br />
• Helles Weizenvollbier<br />
• 5,2% vol. alk., Stammwürze<br />
12,8%<br />
• Rein obergärige Bierhefe<br />
• Amerikanischer Aroma Hopfen<br />
der Sorte Simcoe<br />
Camba Burschenbier<br />
Wie sich herausgestellt hat, war<br />
auch die Idee, ein eigenes Burschenbier<br />
einzubrauen, goldrichtig.<br />
Keine leichte Entscheidung,<br />
denn hier handelt es sich um<br />
eine alte und wichtige Tradition,<br />
nicht nur für den Chiemgau.<br />
Aber das ist ja das besondere<br />
an der Camba: Sie hat was von<br />
einem Chamäleon. Denn diese<br />
faszinierenden Tiere können sich<br />
auch anpassen, ohne die eigene<br />
Persönlichkeit aufzugeben.<br />
Camba Burschenbier - Kostnotiz<br />
Glänzendes Kupfer, naturtrüb.<br />
Schöner, stabiler Schaum. Im<br />
Duft überwiegen die Aromen des<br />
Malzes eine zarte Karamellnote<br />
eingeschlossen. Gute Rezenz,<br />
die bekömmliche Gärkohlensäure<br />
wird durch eine feine Hopfenbittere<br />
unterstützt. Am Gaumen<br />
angenehm vollmundig, weich<br />
und rund. Auch dort überwiegen<br />
die Eindrücke der hellen und<br />
dunklen Malze. Sanfter balancierter<br />
Nachtrunk zu dessen<br />
Ende sich noch einmal der<br />
Hopfen dezent meldet.<br />
Auf geht’s!<br />
• Unfiltriertes, kupferfarbenes<br />
Lagerbier<br />
• Rein untergärige Hefe<br />
• 5,4% vol. alk., Stammwürze<br />
12,9%<br />
Unter beerfreaks hat sich in den<br />
vergangenen Monaten rasch<br />
die Kunde von der neuseeländischen<br />
Hopfensorte Nelson<br />
Sauvin herumgesprochen. Nur<br />
wenige Brauer haben sich über<br />
das Biergewürz, das dem fertigen<br />
Gebräu eine leicht weinige<br />
Note verleiht, drüber getraut.<br />
Außerdem war Nelson Sauvin<br />
Hopfen gar nicht leicht zu bekommen.<br />
Eine Brauerei mit den<br />
Kontakten einer Camba Bavaria<br />
hat jedoch keine Probleme an<br />
so eine Rarität zu kommen. Zum<br />
Wohle der Biergenießer, die es<br />
nach Truchtlaching verschlägt.<br />
Denn die dürfen sich jetzt über<br />
die Nelson Weiße freuen.<br />
Camba Nelson Weiße<br />
Dunkles Gelb bis Orange,<br />
schöne Hefetrübung, stabiler<br />
Schaum. Sehr fruchtig in der<br />
Nase, das Bräu duftet nach<br />
Blutorangen, Pfirsichen und<br />
Stachelbeere; durchzogen mit<br />
einer würzigen Prise Gewürznelken.<br />
Spritzig im Antrunk, am<br />
Gaumen guter Trinkfluss gepaart<br />
mit schöner Fülle. Changierender<br />
Ausklang in dem die fruchtigen<br />
mit den würzigen Noten und<br />
einer ganz zarten aromatischen<br />
Bittere spielen.<br />
• Helles Weizenbier<br />
• Rein obergärige Bierhefe<br />
• Neuseeländischer Aroma Hopfen<br />
Nelson Sauvin<br />
• 5,2% vol. alk., Stammwürze<br />
12,8%<br />
Verbleiben noch zwei obergärige<br />
Biere, zuerst ein weiteres Mitglied<br />
der beliebten Ale-Familie<br />
aus dem Hause Camba Bavaria<br />
und zwei Mal untergäriges Gebräu<br />
– ein schwarzes Lager und<br />
ein Bockbier neuerer Art. Die<br />
beiden letzteren reiften heran,<br />
als diese Zeilen verfasst worden<br />
sind. Aber Sie Glückliche, Sie<br />
Glücklicher, die Sie das jetzt<br />
lesen, haben wahrscheinlich die<br />
Möglichkeit das eine oder andere<br />
zu verkosten. Lassen Sie sich<br />
die Vier nicht entgehen.<br />
Camba Amber Ale<br />
• Unfiltriertes, bernsteinfarbenes<br />
Ale<br />
• Rein obergärige Bierhefe<br />
• Fruchtig weich mit abgerundeten<br />
Kirsch- und Waldbeeren-<br />
Noten<br />
• 7,2% vol. alc., Stammwürze<br />
16,8%<br />
• Intensives, komplexes Ale<br />
• Vollmundig und doch frisch<br />
• Im Ausklang kräftig, weich abgerundeter<br />
rezenter Eindruck<br />
umrahmt von feinen Apfel-<br />
Zimt Noten<br />
Camba Brown Ale<br />
• 5,9% vol. alk., Stammwürze<br />
15,1%<br />
• Obergärige Hefe<br />
• Fruchtig weich, mit abgerundetem<br />
Waldbeeren- und<br />
Kirscharoma und leichtem<br />
Grapefruit Anflug<br />
Die Biervielfalt wird an der Alz<br />
weiter ausgebaut. Denn dort<br />
geht es insbesondere um zweierlei:<br />
Um den Camba Ansatz zur<br />
bierigen Demokratie: Jedem das<br />
Seine. Und um die große Mission,<br />
dem Bier jenen Stellenwert<br />
zu verleihen, den es verdient.<br />
Verzückte Biernasen in der<br />
Biersommelier-Ausbildung<br />
Schauplatz Sankt Salvator, Kärnten,<br />
Österreich. Anlass:<br />
Der erste Basiskurs an der<br />
soeben eröffneten BeerCademy,<br />
zugleich Grund-Modul für die neue<br />
Biersommelier-Ausbildung. Einer<br />
der Superstars der Verkostungen<br />
kommt aus den Kesseln der Camba<br />
Bavaria. Für den Kursleiter war<br />
es schön zu beobachten, wie sich<br />
die Mimik der Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer verändert, unmittelbar<br />
nachdem sie das erste Mal ihre<br />
Nasen in das fruchtige, obergärige<br />
Bräu hineingesteckt hatten. Ein<br />
heiterer Mix aus Erstaunen, Verzückung<br />
und sinnlichem Jubel war<br />
aus siebzehn Gesichtern zu lesen.<br />
Das Camba Pale Ale hat alle<br />
begeistert, ohne Ausnahme. Was<br />
man nicht von jedem Bier behaupten<br />
kann, das an diesen Tagen<br />
zur Probe gereicht worden war.<br />
Das gut ausgereifte Bräu war in<br />
Hochform. Die KursteilnehmerInnen<br />
riefen voller Überschwang<br />
ihre Assoziationen durcheinander:<br />
Mango! Pfirsich! Grapefruit!<br />
Würzkräuter! Auch Kopfschütteln<br />
war zu sehen. „Das gibt es doch<br />
nicht, dass ein Bier so fruchtig<br />
schmecken kann“. Noch dazu ein<br />
nach dem Reinheitsgebot gebrautes:<br />
Das Pale Ale ist super-fruchtig<br />
aber kein Fruchtbier.<br />
Craft Beer in Deutschland und den USA<br />
Die Entwicklung einer Bierszene zwischen Tradition, Massenmarkt und modernen Medien.<br />
Im Jahre 1620 musste ein<br />
kleines Schiffchen an fremden<br />
Gestaden vorzeitig vor Anker<br />
gehen. Der Grund dafür war<br />
nicht etwa große Not oder die<br />
Gewissheit, das Gelobte Land<br />
erreicht zu haben, nein. Es war<br />
einfach das Bier alle. Der Name<br />
des Schiffes? Mayflower.<br />
Von da an wurde die Geschichte<br />
Amerikas auch mit Bier geschrieben.<br />
Die „Boston Tea Party“<br />
hätte genauso gut eine „Boston<br />
Beer Party“ sein können. Allerdings<br />
hatten sich die Rebellen<br />
offenbar gut überlegt, was sie<br />
ins Wasser schütten wollten.<br />
Auch unter den Gründervätern<br />
fanden sich Bierliebhaber.<br />
George Washington liebte Porter<br />
und Benjamin Franklin wird<br />
von der Anchor Steam Brewery<br />
(CA) noch heute mit folgenden<br />
Worten zitiert: „Beer is proof that<br />
God loves us and wants us to be<br />
happy.”<br />
Einflüsse sämtlicher europäischer<br />
Brautraditionen sorgten<br />
bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
in den USA für eine<br />
Bierlandschaft, die an Vielfalt<br />
ihresgleichen suchte: Über 1.700<br />
Brauereien lieferten Gebräue für<br />
durstige, amerikanische Kehlen.<br />
Dann begann der Niedergang:<br />
Kriege, Rohstoffknappheit und<br />
die Prohibition führten zum<br />
Seriensterben mittelständischer<br />
Brauereien, sodass 1983<br />
sechs Konzerne fast die gesamte<br />
Biermenge produzierten.<br />
Aber die in Prohibitionszeiten<br />
aufgeblühte Heimbrauerszene<br />
lebte unterhalb des Radars der<br />
Großen weiter. Brewpubs und<br />
Microbreweries entstanden. All<br />
das führte schließlich zu einer<br />
Bewegung, die sich bis zum Jahr<br />
2011 beachtliche 9,1 Prozent<br />
Marktanteil erkämpfen konnte.<br />
Tendenz steigend.<br />
Meist schwappen Trends aus<br />
den USA zu uns herüber, so<br />
auch die Bewegung in Richtung<br />
Craft Beer. Das steht für<br />
handwerklich hergestellte Biere.<br />
Brauer versuchen einzigartige<br />
Aromen zu kreieren, viele höchst<br />
unterschiedliche Biere herzustellen,<br />
anstatt den kleinsten,<br />
gemeinsamen Geschmacksnenner<br />
aller möglichen Kunden zu<br />
treffen. Die europäische Entwicklung<br />
wird anders verlaufen,<br />
als jene, in den USA. Wirtschaftliche,<br />
mediale und sozio-kulturelle<br />
Faktoren unterscheiden<br />
Deutschland deutlich von den<br />
USA.<br />
Die Durchschnittsqualität der<br />
in Masse produzierten Biere in<br />
deutschsprachigen Ländern ist<br />
relativ hoch. Massenbiere waren<br />
und sind in den USA oft wirklich<br />
schlecht. Einige von ihnen<br />
werden mit künstlichen Aromen<br />
versetzt, praktisch alle haben<br />
„nahe am Wasser gebraut“.<br />
Jedes halbwegs aromatische<br />
Craft Beer ist daher zwangsläufig<br />
besser, als die geschmacksbefreiten<br />
Produkte der Großkonzerne.<br />
In Deutschland ist<br />
die Brauereilandschaft breiter<br />
aufgestellt. Es gibt eine Fülle von<br />
privaten Brauereien - seit Jahrhunderten.<br />
So entstehen Vielfalt<br />
und Wettbewerb - und somit<br />
bessere Biere. Das deutsche<br />
Reinheitsgebot und der österreichische<br />
Lebensmittel-Codex<br />
verhinderten einige Auswüchse<br />
der Massenproduktion. Einen<br />
Hang zur Unterstützung lokaler<br />
Brauereien kann man hüben wie<br />
drüben erkennen. Der Grund für<br />
das Verschwinden der Mittelständler<br />
in den USA zur Mitte<br />
des vorigen Jahrhunderts liegt<br />
in der Mediengeschichte. Schon<br />
ab 1950 wurde das Fernsehen<br />
in den USA für massive Werbekampagnen<br />
genutzt, ein Kampf,<br />
den mittelgroße Brauereien nicht<br />
gewinnen konnten. (In Deutschland<br />
verwendet man bis heute<br />
4 5<br />
den Ausdruck „Fernsehbiere“,<br />
um bestimmte Produkte negativ<br />
zu konnotieren). Exklusivverträge<br />
mit Handelsketten, Preisdumping<br />
und Aktionitis schmälern<br />
den Wert des Biers an sich. Das<br />
Internet wird hingegen als Kommunikations-<br />
und Werbeplattform<br />
immer wichtiger. Zurzeit<br />
haben die großen Brauereien<br />
im Web noch nicht so deutlich<br />
Oberhand, wie im TV.<br />
Ein weiterer Grund, warum Craft<br />
Beer in Österreich und Deutschland<br />
erst jetzt als „Bewegung“<br />
sichtbar wird, ist die oft starke<br />
Verwurzelung der Leute mit ihrer<br />
Region, zumal in ländlichen<br />
Bereichen. In den USA haben<br />
der Massenkonsum und eine<br />
Ess-„Kultur“, die Gäste auf Wartenummern<br />
in Fast-Food-Buden<br />
reduziert, zu Vereinsamung und<br />
Monotonie beigetragen. Dieses<br />
Phänomen wurde von Soziologen<br />
wie Robert Putnam (Bowling<br />
Alone) eingehend untersucht.<br />
Ihre Gegenbewegung wird Neolokalismus<br />
genannt. Sie findet<br />
ihren Ausdruck unter anderem in<br />
Microbreweries. Was uns nicht<br />
sehr überrascht, weil wir aus<br />
dem deutschsprachigen Raum<br />
wissen, wie sehr Bier Heimat<br />
schaffen und zur Identifikation<br />
beitragen kann.<br />
Bei uns wird sich die Craft-<br />
Beer-Bewegung auf der gesamten<br />
Breite der Bierlandschaft<br />
entwickeln. Schneider Weisse<br />
ist ein gutes Beispiel für eine<br />
Brauerei größeren Volumens,<br />
die international mit der Szene<br />
in Verbindung steht und (wenn<br />
sie auch das Zufällige an dieser<br />
Entwicklung konzediert) 2011<br />
mit TAPX eine Craft- Beer-Linie<br />
geschaffen hat. Braufactum ist<br />
Ausdruck des Bemühens eines<br />
großen Konzerns (Radeberger<br />
Gruppe), auch in diesem Segment<br />
mit einem interessanten<br />
Konzept Fuß zu fassen. Stiegl,<br />
Österreichs größte Privatbrauerei,<br />
gibt eine Linie von Bieren<br />
heraus (alle zwei Monate eine<br />
neue Sorte, die auch nur etwa<br />
acht Wochen lang verkauft wird)<br />
im Rahmen derer oft ausgefallene<br />
Biertypen eingebraut werden:<br />
Kräuter- und Gewürzbiere, alte<br />
Stile, Mixes alter Getreidesorten<br />
etc. Mittelständische Brauereien<br />
investieren in eine „Zweitanlage“<br />
mit Ausschlagmengen von wenigen<br />
hundert Litern um „experimentieren“<br />
zu können, vor allem<br />
aber, um diese Versuche auch<br />
dem Markt zugänglich zu machen.<br />
Brauereien, die Craft Beer<br />
schon seit längerem auf großen<br />
Anlagen herstellen (z.B.: Samichlaus<br />
in Schloss Eggenberg)<br />
erleben Nachfragesteigerungen<br />
bei wertvollen Bierspezialitäten.<br />
Das Web ist, als Werbemedium,<br />
dem kleinsten Heimbrauer<br />
zugänglich. Neutrale, bierbezogene<br />
Plattformen verstärken die<br />
Kommunikation zwischen Brauern,<br />
Journalisten, Organisatoren<br />
und Konsumenten. Aber vielen<br />
Mitgliedern der Szene ist es<br />
vordergründig nicht so wichtig,<br />
ob ein Bier in riesigen oder mikroskopischen<br />
Mengen produziert<br />
wird – sie wenden sich gegen<br />
langweiliges Bier. Und natürlich<br />
gegen „Fakes“. Niemand möchte<br />
künstlich flavorisiertes Bier. Es<br />
ist bestens akzeptiert, dass in<br />
Deutschland und Österreich gute<br />
Biersorten auch von „Großen“<br />
gebraut werden. Außerdem<br />
wissen große Brauereien, wo<br />
man Cascade Hopfen kaufen<br />
kann und wie man ein IPA oder<br />
ein Imperial Stout herstellt.<br />
Wenn sichtbar wird, dass der<br />
Markt dafür groß genug ist,<br />
werden solche Stile den Kleinen<br />
nicht vorbehalten bleiben. Sie<br />
sind dazu „verurteilt“ kreativ zu<br />
bleiben und traditionelle Sorten<br />
weiter zu entwickeln: Trockengehopfte<br />
Pilsbiere, deutsche<br />
India Pale Ales, Imperial Stouts<br />
Austrian Style, Trappistenbiere,<br />
Craft-Kölsch, Craft-Alt, Kräuterbiere,<br />
intensiv gehopfte Hefeweizenbiere<br />
und vieles mehr. Solch<br />
Gebräu entspringt nicht den<br />
versponnenen Träumen eines<br />
Braumeisters, der zu tief ins Glas<br />
geschaut hat. Es ist Realität.<br />
Es wird getrunken und geliebt.