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Evaluation - mehr als Erbsen zählen - b:sl-Beruf Schulleitung

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Mal nicht zuviel vornehmen<br />

Wie <strong>Evaluation</strong> zum Motivationsinstrument werden kann. Dr. Ingrid Ahlring, Schulleiterin der<br />

Helene-Lange-Schule in Hessen, will wissen, ob sie sich ihren Zielen gemäß verhält.<br />

Im 56-seitigen Bericht des Hessischen Kulturministeriums zur Inspektion der Helene-Lange-Schule in Wiesbaden<br />

fällt ein Satz sofort ins Auge: „Mit der neuen Schulleiterin hat es einen Bewusstseinswechsel gegeben. Sie<br />

hat eine neue <strong>Evaluation</strong>skultur im Blick und eine gewisse Akzeptanz über die Notwendigkeit der Dokumentation<br />

dieser Prozesse im Kollegium erreicht.“<br />

Während der <strong>Evaluation</strong> entwickelt sich eine positive Dynamik. Das Bild<br />

zeigt die Verleihung des Deutschen Schulpreises 2007.<br />

Auf diesen Satz angesprochen, muss Dr. Ingrid Ahlring lachen. Sie weiß<br />

um ihre <strong>Evaluation</strong>s-Freudigkeit, empfindet sich da aber nicht <strong>als</strong> besonders<br />

einzigartig. Auf der umfangreichen Homepage der Schule ist<br />

extra ein Bereich „<strong>Evaluation</strong>“ eingerichtet, den braucht es auch, so umfassend<br />

wie er ist. Unter interne <strong>Evaluation</strong> sind alleine zehn Punkte<br />

angegeben – von den jährlichen Teambilanzen aller Jahrgangsteams<br />

bis zu den Selbstreflexionen der Schüler und Schülerinnen nach Projekten,<br />

Praktika und Unterrichtseinheiten. Der Bereich der externen<br />

<strong>Evaluation</strong> ist noch ausgedehnter und umfasst zwölf Punkte, darunter<br />

die Teilnahme an TiMSS, einer Untersuchung über Schülerleistung und<br />

Schulqualität, durchgeführt vom Max-Planck-Institut, eine Absolventenstudie<br />

der Uni Jena, eine <strong>Evaluation</strong> <strong>als</strong> Hessische Versuchsschule<br />

durch die Uni Kassel, eine SEIS-Befragung durch den Club of Rome,<br />

die Schulinspektion und die Peer-<strong>Evaluation</strong> „Blick über den Zaun“, um<br />

nur einige zu nennen.<br />

„Man muss doch wissen, ob man sich seinen Zielen gemäß verhält und<br />

auf dem richtigen Weg ist“, sagt die 62-Jährige. „Wenn man nicht mal<br />

draufguckt, wie man was gemacht hat, kann man keinen Schritt nach<br />

:Titel<br />

vorne machen.“ <strong>Evaluation</strong> sei dabei eine ganz wichtige und gute Methode.<br />

Sicher, bei ihren Kollegen gab es am Anfang auch eine große<br />

Skepsis, gerade gegenüber den Leuten, die von außen kommen und<br />

einem sagen wollen, wo es langgeht. „Da geht schon schnell mal die Panik<br />

los, wenn mit so neuen Worten herumgeworfen wird, dabei machen<br />

wir schon eine Menge, ohne dass daran das Etikett ‚<strong>Evaluation</strong>’ klebt.“<br />

Darüber hinaus sei es die Schule gewöhnt, dass Besuchergruppen zu<br />

Gast seien und zum Teil auch dem Unterricht beiwohnten. „Wir haben<br />

eine große Offenheit für den Blick von außen und sind kritische Begleitung<br />

gewohnt.“ Die Schule wurde 1986 vom Gymnasium in eine integrierte<br />

Gesamtschule umgewandelt und gehörte damit zu den Pionieren<br />

in Hessen. Mit den pädagogischen Freiheiten kamen auch die jährlichen<br />

Revisionsgespräche. Zudem ist die Schule seit 1995 Versuchsschule des<br />

Landes Hessen. Als ein Instrument zur Weiterentwicklung des Schulwesens<br />

muss sie darstellen und veröffentlichen, was sie entwickelt hat,<br />

selbst evaluieren und extern evaluieren lassen. Sie muss sich Besuchern<br />

öffnen und ihnen die Möglichkeit geben, Ideen, Materialien, Konzeptbausteine<br />

auf ihre eigene Situation zu transferieren. „Von da war es nur<br />

ein kleiner Schritt zur offiziellen <strong>Evaluation</strong>“, sagt die Schulleiterin.<br />

Nach anfänglicher Unruhe hätten die Kollegen auch schnell gemerkt,<br />

dass eine externe <strong>Evaluation</strong> ja gar nicht so schlimm und so aufwendig<br />

ist. Letztendlich entwickele sich eine positive Dynamik während und<br />

nach einer <strong>Evaluation</strong> und es sei doch ein wunderbares Gefühl, sich in<br />

seiner Arbeit bestätigt zu fühlen. Auch das hessische Institut für Qualitätsentwicklung<br />

hat nur bestätigen können, dass an der Gesamtschule<br />

eine gute Arbeit gemacht wird. Was andere freuen mag, hat Dr. Ingrid<br />

Ahlring jedoch auch ein bisschen geärgert: „Wir haben gespiegelt bekommen,<br />

dass unsere Kollegen keinen Entwicklungsbedarf haben. Das<br />

ist doch nicht gut, das verführt doch nur dazu, dass die Kollegen sich<br />

zurücklehnen.“<br />

Dabei ist für die lebhafte Schulleiterin eine stetige Entwicklung unabdingbar.<br />

Ihren Kollegen ist sie da eine hartnäckige Motiviererin. „Bei<br />

der Befragung durch „Blick über den Zaun“ ist sogar herausgekommen,<br />

dass wir uns mal nicht zuviel vornehmen sollen“, gesteht sie.<br />

Dr. Ingrid Ahlring (62) leitet die Helene-Lange-Schule in Wiesbaden. Sie unterrichtet<br />

Englisch und Gesellschaft<strong>sl</strong>ehre.<br />

Kontakt: i.ahlring@helene-lange-schule.de<br />

Autor: Heidi Müller Fotos: privat<br />

15<br />

b:<strong>sl</strong> 03:2009

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