Evaluation - mehr als Erbsen zählen - b:sl-Beruf Schulleitung

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:Internationales Autor: Ekkehard Klahre Fotos: Walter Rossow; Fotolia Schülertransport in den USA – Ein Traum deutscher Eltern! Schulbusse – oft genug ein Reizthema in Deutschland! Unsicher sollen sie sein, technisch veraltet, oft überfüllt, dreckig (was nicht selten an den Schülerinnen und Schülern selbst liegt!), unpünktlich oder schlicht und einfach: Dem Anlass nicht angemessen! Ich möchte heute vom „Schulbusparadies“ USA berichten und exemplarisch natürlich vom Schulbusbetrieb an meiner Schule, allerdings soll hierbei erwähnt werden, dass wir im Gegensatz zu den amerikanischen Schulen sogar eigene Busse und fest angestellte Busfahrerinnen haben, die ausschließlich für uns fahren. Das ist an den amerikanischen Schulen zwar nicht so, allerdings werden auch dort feste Busse und feste Fahrer durch die ortsansässigen Busunternehmen wenn möglich so eingesetzt wie bei uns. Zugegeben, der Transport ist nicht umsonst, Eltern zahlen für ein Kind rund 15 Euro pro Monat. Dafür wird ihnen aber auch eine Menge geboten: Eine Woche vor Schuljahresbeginn setzen sich die Busfahrerinnen mit den Stundenplänen und Schülerlisten vor den Stadtplan und beginnen mit der Einteilung der Routen. Da wir acht Stunden Unterricht pro Tag auf dem Plan haben, fahren die Busse nach fast jeder Stunde, also in der Regel acht Fahrten pro Tag. Wenn feststeht, welcher Schüler wann fährt, werden die Busrouten erstellt, die Schüler eingeteilt und die Bushaltestellen festgelegt. Dies geschieht in jedem Jahr neu, es gibt also keine festen Haltestellen über Jahre hinweg, denn es ist Gesetz, dass Schüler aus Sicherheitsgründen nicht mehr als 100 Meter (125 Yard) nach Hause laufen dürfen. Nun beginnt die Feinarbeit: Jede Schülerin und jeder Schüler bekommt einen festen Platz, der mit seinem Namensschild beschriftet ist, liebevoll von den Fahrerinnen mit bunten Bildchen, Blumen oder Käfern gestaltet. Stehplätze sind verboten! Für jede Busroute wird nun am Computer ein minutengenauer Fahrplan erstellt. Die Zeiten werden vorher auf einer Testfahrt per Stoppuhr bestimmt, wobei die Haltezeiten an jeder Haltestelle vorgeschrieben sind. Diese Fahrpläne sind verbindlich und werden den Eltern ausgehändigt. Jede Stundenplanänderung und jeder vorhergesehene oder unvorhergesehene Unterrichtsausfall und damit jede veränderte Ankunftszeit der Schüler wird vom Sekretariat telefonisch den Eltern mitgeteilt. Sind die Eltern trotz mehrerer Telefon- und Cellphonenummern (Handys) nicht zu erreichen, bleibt das Kind unter Aufsicht bis zu seiner regulären Fahrzeit in der Schule. Möchte man da nicht fast selbst wieder Fahrschüler werden? Natürlich sind auch die Schülerinnen und Schüler hier ganz normale Kinder und so kommt es im Schulbus manchmal zu Konflikten. Genau in diesem Moment merkt man auf einmal, dass man sich in den Vereinigten Staaten von Amerika und nicht in Deutschland befindet! Weigert sich z. B. ein Kind, sich während der Fahrt hinzusetzen, muss der Busfahrer halten und darf seine Fahrt erst dann fortsetzen, wenn alle 26 b:sl 03:2009 Kinder wieder sitzen. Kommt das Kind der Aufforderung des Busfahrers nicht nach, wird per Funk das Sekretariat verständigt und die Eltern sind verpflichtet, ihr Kind an der nächsten Bushaltestelle abzuholen. Sind sie nicht rechtzeitig da oder können sie nicht erreicht werden, wird das Kind an der Station ausgesetzt und seinem weiteren Schicksal überlassen. Begründung: Es ist den Eltern der anderen Kinder nicht zuzumuten, dass sie sich Sorgen über die verspätete Ankunft des Busses machen müssen. Zusätzlich wird in einem solchen Fall das Kind anschließend für mindestens eine Woche vom Schulbusverkehr ausgeschlossen und muss erfolgreich an einer nachmittäglichen Schulung zum Thema „Richtiges Verhalten in einem Schulbus“ teilnehmen, sonst ist Schluss mit Schulbus! Ja, ja, das Land der Cowboys! Zum Abschluss vielleicht noch ein paar Verkehrsregeln, dieses Thema betreffend? Schulbusse haben sechs zusätzliche Warnblinker und auf der Fahrerseite ein ausklappbares Stoppzeichen. Wenn diese Zeichen aktiviert sind, darf niemand, aber auch absolut niemand auf einer der beiden Straßenseiten an dem Bus vorbei – das gilt für kleine Wohnstraßen ebenso wie für achtspurige Alleen und bedeutet, dass Autofahrer ein erhöhtes Maß an Aufmerksamkeit zeigen müssen, denn manchmal sind die Busse auf der Gegenspur sieben Fahrstreifen entfernt und über die große Distanz hinweg nur schwer zu erkennen. Schulbusse müssen an allen Bahnübergängen unbedingt für fünf Sekunden stoppen, ehe sie die Schienen überqueren dürfen und sind vom allgemein üblichen „Bei-Rot-Rechts-Abbiegen-Dürfen“ (in Deutschland auch unter „grüner Pfeil“ bekannt) ausgenommen. Für die zusätzliche Sicherheit hat die Schule an der Straße auf beiden Seiten spezielle Blinkampeln, die computergesteuert während jeder Pause blinken. Wer dann als Autofahrer den Schulbussen die Vorfahrt nimmt oder mit mehr als 25 km/h (15 mls/h) erwischt wird, muss bluten – unter 300 $ wird er kaum davonkommen und das ist, neben den krassen Folgen, die ein selbstverschuldeter Unfall nach sich zieht, ein Hauptgrund dafür, dass sich fast alle Verkehrsteilnehmer an die Regeln halten! Ekkehard Klahre ist seit 2005 Schulleiter der deutschen Schule in Alamorgordo, New Mexiko, und erfreut unsere Leser immer wieder mit Beiträgen aus seinem Schulalltag.
Und? Lohnt sich der Aufwand? Diese Frage kann man eindeutig mit „ja“ beantworten! Verkehrsunfälle mit Schülerbeteiligung gibt es eigentlich nur bei Autounfällen mit den sogenannten „Student Drivers“, also den 15-jährigen Schülerinnen und Schülern, die sich in ihrem Übungsjahr befinden, bevor sie mit 16 Jahren ihren echten Führerschein erhalten und reduzieren sich auch in diesen Fällen fast ausschließlich auf kleine Blechschäden. Jüngere Schüler können fast sicher sein, dass sie während ihrer Schulzeit niemals einen Unfall erleben werden – ist das etwa nichts? P.S.: Diesen Bericht habe ich bereits vor ein paar Wochen geschrieben, inzwischen bin ich gerade aus dem Heimaturlaub in Deutschland zurück gekommen. Als ich dort so beim Arzt im Wartezimmer saß, um meinen jährlichen Checkup über mich ergehen zu lassen, fiel mir eine Zeitschrift in die Hände, in der über die unhaltbaren Zustände in deutschen Schulbussen berichtet wurde und wissen Sie, was mich bei diesem Artikel am meisten schockiert hat? Der Platz in deutschem Schulbus ist angemessen, so lange nicht mehr als acht – ja, Sie haben richtig gelesen: acht!! – Schüler auf einen Quadratmeter kommen! Kein weiterer Kommentar nötig, oder? ACHTUNG! Comenius Netzwerktagung in Tallinn zu Leadership in Education vom 1.-3. Oktober 2009 Sie möchten mehr über aktuelle Programme zu Schulführung und –management und die Praxis in anderen europäischen Ländern erfahren und Fachgespräche mit Kolleginnen und Kollegen aus mehr als 25 Ländern führen? Das neue Comenius Netzwerk The Making of: Leadership in Education macht es möglich. Kontakt: leadership@nils.nibis.de - Web: leadership-in-education.eu 27 b:sl 03:2009
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