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Ergebnisbericht MiD 2008 (PDF) - Infas

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eauftragt vom<br />

<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong><br />

Mobilität in Deutschland <strong>2008</strong><br />

<strong>Ergebnisbericht</strong><br />

Struktur – Aufkommen – Emissionen – Trends


BietergeMeinschaft<br />

infas institut für angewandte sozialwissenschaft gmbh<br />

Friedrich-Wilhelm-Straße 18, 53113 Bonn<br />

Robert Follmer<br />

Dana Gruschwitz<br />

Birgit Jesske<br />

Sylvia Quandt<br />

Telefon +49 (0228) 3822-0<br />

Telefax +49 (0228) 310071<br />

Internet: www.infas.de<br />

Deutsches Zentrum für Luft- und raumfahrt e.V.<br />

institut für Verkehrsforschung<br />

Rutherfordstraße 2, 12489 Berlin<br />

Barbara Lenz<br />

Claudia Nobis<br />

Katja Köhler<br />

Markus Mehlin<br />

Telefon +49 (0)30/ 67055-204<br />

Telefax +49 (0)30/ 67055-283<br />

Internet: www.dlr.de/vf<br />

Projektseite: www.mobilitaet-in-deutschland.de<br />

Die diesem Bericht zugrunde liegenden Arbeiten wurden im Auftrag des<br />

Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

unter FE-Nr. 70.801/2006 durchgeführt.<br />

Die Verantwortung für den Inhalt liegt allein beim Autor.<br />

Bonn und Berlin, Februar 2010<br />

PN 3849


“Wenn der in der Bundesrepublik noch nicht zum Abschluß<br />

gekommene Prozeß der Motorisierung auch nur annähernd<br />

im bisherigen Tempo weitergeht, kann es zu einem Verkehrsfiasko kommen,<br />

gegen das die bisherigen Verhältnisse auf diesem Sektor<br />

rührend unkompliziert sind“.<br />

zitiert aus „man auf der Straße“<br />

infas-Studie zur Verkehrssituation in Deutschland 1960


VorBeMerkung<br />

Die vorliegende Studie „Mobilität in Deutschland <strong>2008</strong>“ (<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong>) setzt eine Reihe von Verkehrserhebungen fort, die bereits<br />

seit Mitte der 1970er Jahre für das Bundesgebiet mit jeweils ähnlichem Erhebungsdesign erhoben wurde. Ziel der Befragungen<br />

privater Haushalte war es, repräsentative Daten zum Alltagsverkehr der Bevölkerung einschließlich wesentlicher Basisvariablen<br />

des Haushalts und der Personen zu erfassen.<br />

Auftraggeber dieser Studien war das jeweilige Bundesverkehrsministerium. In den Jahren 1976, 1982 und 1989 wurden die Kontinuierlichen<br />

Erhebungen zum Verkehrsverhalten (KONTIV) in Westdeutschland durchgeführt. In der Fortsetzung dieser Tradition<br />

wurde nach einer umfangreichen Vorstudie im Jahr 2001 eine neue KONTIV-Erhebung unter dem Namen „Mobilität in Deutschland<br />

2002“ (<strong>MiD</strong> 2002) beauftragt. Mit der Durchführung wurden das infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH und<br />

das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) betraut.<br />

Die <strong>MiD</strong> 2002 knüpfte als erstes gesamtdeutsches Projekt in den Kernelementen an die KONTIV-Erhebungen in Westdeutschland<br />

an: Über ein Jahr wurden zufällig ausgewählte Haushalte zu ihrem Verkehrsverhalten an einem vorgegebenen Stichtag<br />

befragt und zusätzlich um die Angabe verkehrsrelevanter Informationen zum gesamten Haushalt und zu den einzelnen Mitgliedern<br />

des Haushalts gebeten.<br />

Im Jahr <strong>2008</strong> wurde diese Studie durch die vorliegende Erhebung aktualisiert. Um die bisher gewonnene Zeitreihe zu verlängern,<br />

stand eine weitgehende Replikation des Studiendesigns der <strong>MiD</strong> 2002 im Vordergrund. Im Ergebnis können aktuelle Informationen<br />

zur Alltagsmobilität gewonnen und aus dem Vergleich der beiden Erhebungen 2002 und <strong>2008</strong> wichtige Erkenntnisse zu Veränderungen<br />

der Alltagsmobilität abgeleitet werden. Mit der gemeinsamen Durchführung wurden das infas Institut für angewandte<br />

Sozialwissenschaft GmbH in Bonn sowie das Institut für Verkehrsforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V.<br />

(DLR) in Berlin beauftragt.<br />

Der vorliegende Endbericht bietet neben der Darstellung der Ergebnisse zur Mobilität <strong>2008</strong> erste vertiefende Auswertungen. Sie<br />

geben einen detaillierten Einblick in das räumliche Mobilitätsverhalten von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen in unterschiedlichen<br />

Regionen. Zusätzlich gestatten sie, die Mobilitätsentwicklung über die Zeit an verschiedenen Stellen genauer zu<br />

betrachten. Dabei zeigen sich zahlreiche höchst bemerkenswerte Entwicklungen – bemerkenswert nicht zuletzt deshalb, weil sich<br />

mit der differenzierten Betrachtung der Blick auf die sehr unterschiedliche Dynamik dieser Entwicklungen öffnet.<br />

Eine ausführliche Darstellung des Studiendesigns und des Vorgehens liefert der getrennt vorliegende Methodenbericht. Er enthält<br />

auch eine Dokumentation aller im Verlauf der Studie eingesetzten Materialien. Zusammen mit dem inhaltlichen <strong>Ergebnisbericht</strong>,<br />

einem ausführlichem Nutzerhandbuch und weiteren Materialien steht der Methodenbericht auf den Internetseiten des Projekts<br />

unter www.mobilitaet-in-deutschland. de zum Download zur Verfügung.<br />

infas – Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH<br />

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. – Institut für Verkehrsforschung


inhaLtsVerZeichnis<br />

<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> – Ergebnistelegramm .............................................................................................. 1<br />

1. einleitung ..................................................................................................................... 7<br />

2. aufbau der studie ....................................................................................................... 8<br />

2.1 Konzeption der Erhebung.............................................................................................. 8<br />

2.2 Auswertungspotenzial der Erhebung ......................................................................... 13<br />

2.3 Definition grundlegender Begriffe ................................................................................ 16<br />

2.4 Vergleich der Studie <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> mit anderen Mobilitätserhebungen ............................ 18<br />

3. ergebnisse <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> – grundauswertung ............................................................. 22<br />

3.1 Zentrale Mobilitätskenngrößen für Deutschland.......................................................... 23<br />

3.2 Differenzierung der Mobilitätskenngrößen .................................................................. 33<br />

3.2.1 Raum- und Siedlungsstruktur ......................................................................................................33<br />

3.2.2 Haushaltsmerkmale ....................................................................................................................52<br />

3.2.3 Personenmerkmale .....................................................................................................................69<br />

3.3 Analyse spezifischer Teilbereiche ............................................................................... 87<br />

3.3.1 Motorisierter Individualverkehr ...................................................................................................87<br />

3.3.2 Öffentlicher Verkehr und Nicht-motorisierter Individualverkehr ...................................................97<br />

3.3.3 Nutzersegmente ........................................................................................................................ 110<br />

3.3.4 Wegezwecke ............................................................................................................................. 116<br />

3.3.5 Erreichbarkeit ............................................................................................................................127<br />

3.3.6 Tages-, Wochen- und Jahresgang ............................................................................................133<br />

3.3.7 Reisen .......................................................................................................................................149<br />

4. ergebnisse <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> – ausgewählte themen ..................................................... 154<br />

4.1 Umwelt und Verkehr .................................................................................................. 154<br />

4.2 Demografischer Wandel ............................................................................................ 168<br />

5. fazit und ausblick ................................................................................................... 189<br />

6. Verfügbare Materialien zur <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> ..................................................................... 191<br />

Literaturverzeichnis ............................................................................................................. 193<br />

Abkürzungsverzeichnis........................................................................................................ 195<br />

Abbildunsgverzeichnis ......................................................................................................... 196<br />

Tabellenverzeichnis ............................................................................................................. 202<br />

Stichwortverzeichnis ............................................................................................................ 204


<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> – ergeBnisteLegraMM<br />

ÜBer <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong><br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Die Studie „Mobilität in Deutschland <strong>2008</strong>“ (<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong>)<br />

hat das Mobilitätsverhalten der in Deutschland lebenden<br />

Menschen zum Gegenstand: Wie oft sind die Menschen<br />

unterwegs? Welche Verkehrsmittel nutzen sie? Zu<br />

welchem Zweck sind sie unterwegs? Wie weit sind die<br />

Wege und wie lange sind die Menschen unterwegs?<br />

Die <strong>MiD</strong> stellt zusätzlich umfassende Informationen zu<br />

den Mobilitätsvoraussetzungen bereit, zum Beispiel: Mit<br />

welchen Fahrzeugen sind die Haushalte ausgestattet?<br />

Wer besitzt einen Führerschein? Wo leben die Menschen?<br />

Ziel der Studie ist die Bereitstellung einer umfassenden<br />

und breiten Datengrundlage für Politik, Planung und<br />

Wissenschaft.<br />

<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> ist die Nachfolgestudie zu „Mobilität in<br />

Deutschland 2002“ (<strong>MiD</strong> 2002). Die Studien sind weitestgehend<br />

vergleichbar. Einzelne Fragen, wie zum Beispiel<br />

Gründe für den Pkw-Verzicht, Nutzung eines Fahrradhelms<br />

oder räumliche Zuordnung von Wegezweck-<br />

Zielen, sind neu.<br />

In der bundesweiten Basiserhebung wurden die Angaben<br />

von 25.922 Haushalten und 60.713 Personen zu<br />

193.290 Wegen, 34.601 Fahrzeugen und 36.182 Reisen<br />

erfasst. Damit ist eine Differenzierung der Aussagen<br />

nach Bundesländern und Regionstypen möglich. Zusätzlich<br />

zur Basisstichprobe wurden in zehn regionalen<br />

Aufstockungsstichproben 24.021 weitere Haushaltsinterviews<br />

realisiert.<br />

Auftraggeber der Studie ist das Bundesministerium für<br />

Verkehr, Bau und Stadtentwicklung.<br />

Die Erhebung wurde von infas, Institut für angewandte<br />

Sozialwissenschaft, in Bonn durchgeführt. Partner bei<br />

der Vorbereitung und Auswertung der Ergebnisse war<br />

das DLR, Institut für Verkehrsforschung, Berlin.<br />

kernBotschaften<br />

•<br />

Im Vergleich zu den Ergebnissen des Jahres 2002 hat<br />

sich <strong>2008</strong> auf den ersten Blick wenig verändert: Die Zahl<br />

der täglichen Wege wächst nur leicht von 272 auf 281<br />

Mio.<br />

• Der Modal Split verändert sich ebenfalls nur geringfügig<br />

zugunsten des Öffentlichen Verkehrs und des Fahrrads.<br />

Das tägliche Verkehrsaufkommen steigt nur moderat –<br />

wobei die Zahlen des Motorisierten Individualverkehrs<br />

stabil bleiben und Fahrrad und Öffentlicher Verkehr<br />

zulegen.<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Unter dieser relativ stillen Oberfläche deuten sich jedoch<br />

unterschiedliche Veränderungen an: Das bei etwa<br />

gleichbleibender Bevölkerung etwas wachsende Verkehrsaufkommen<br />

ist wesentlich auf eine ausgeprägtere<br />

Mobilität der heutigen Senioren zurückzuführen. Sie sind<br />

aktiver als frühere Generationen in diesem Alter und<br />

nutzen, nicht zuletzt aufgrund ihrer bisherigen Verkehrssozialisation,<br />

häufiger das Auto.<br />

Anders die junge Bevölkerung insbesondere im urbanen<br />

Raum: Ihre Vertreter verlassen sich noch mehr als früher<br />

auf den Öffentlichen Verkehr oder das eigene Fahrrad.<br />

Dies geht mit erstmalig sinkenden Führerscheinquoten<br />

in dieser Gruppe einher.<br />

Die Ergebnisse lassen also auch eine Trendwende<br />

vermuten, deren Fortgang sich aber in den kommenden<br />

Jahren erweisen muss.<br />

MoBiLitÄtskenngrÖssen<br />

•<br />

•<br />

•<br />

90 Prozent aller Personen gehen an einem durchschnittlichen<br />

Tag aus dem Haus; im Durchschnitt werden 3,4<br />

Wege pro Tag zurückgelegt. Gegenüber 2002 sind das<br />

plus vier Prozentpunkte bei der Mobilitätsquote und plus<br />

0,1 Wege – das heißt: die Mobilität in Deutschland ist<br />

weiter leicht gewachsen.<br />

Ingesamt werden pro Tag in Deutschland im Personenverkehr<br />

281 Mio. Wege (Verkehrsaufkommen) und 3,2<br />

Mrd. Personenkilometer (Verkehrsleistung) zurückgelegt.<br />

Damit bleiben die Wachstumsraten gegenüber 2002<br />

moderat. 2002 betrug das Verkehrsaufkommen 272 Mio.<br />

Wege pro Tag, die Verkehrsleistung lag bei täglich 3.044<br />

Mio. Personenkilometern.<br />

Der Pkw bleibt das wichtigste Verkehrsmittel, das<br />

Wachstum im MIV ist aber deutlich abgeschwächt. Im<br />

Gegenzug nehmen Öffentlicher Verkehr und Nichtmotorisierter<br />

Individualverkehr leicht an Bedeutung zu.<br />

Möglicherweise deutet sich hier eine Trendwende an.<br />

MID <strong>2008</strong> – ERGEBNISTELEGRAMM 1


•<br />

•<br />

Freizeit und Einkaufen sind die häufigsten Gründe, um<br />

aus dem Haus zu gehen; zusammen bilden sie über 50<br />

Prozent der Wegezwecke. Gleichzeitig geht die Bedeutung<br />

von Arbeitswegen und dienstlichen Wegen weiter<br />

zurück. Ein wichtiger Hintergrund hierfür sind die weitere<br />

Zunahme der Einpersonenhaushalte und der demografische<br />

Wandel.<br />

Der Spitzentag in punkto Mobilität ist der Freitag. Die<br />

Verkehrsleistung beträgt dann 3,8 Mrd. Personenkilometer<br />

gegenüber rund 3,0 Mrd. Personenkilometern an den<br />

anderen Werk tagen.<br />

MoBiLitÄt unD sieDLungsstruktur<br />

•<br />

Das Grundbedürfnis nach Mobilität, gemessen anhand<br />

der Mobilitätsquote, ist über alle Raumstrukturen hinweg<br />

gleich stark ausgeprägt.<br />

• In den verdichteten Räumen nehmen Verkehrsaufkommen<br />

und Verkehrsleistung zu, in den ländlichen Kreisen<br />

dagegen ab. In den Kernstädten hat sich gegenüber<br />

2002 in dieser Beziehung nichts verändert. Die jeweils<br />

unterschiedliche Dynamik ist vor allem vor dem Hintergrund<br />

der Bevölkerungsentwicklung und des demografischen<br />

Wandels zu betrachten.<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Bewohner der ländlichen Räume sind gleich häufig<br />

unterwegs wie die Bewohner der verdichteten Kreise<br />

und der Kernstädte. Dabei legen sie längere Strecken<br />

zurück, sind aber weniger lange unterwegs.<br />

Die Bewohner der Kernstädte sind wesentlich häufiger<br />

mit Öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuß unterwegs<br />

als die Bewohner der verdichteten und der ländlichen<br />

Kreise.<br />

Die Hälfte aller Pkw-Personenkilometer geht auf die<br />

Bewohner der verdichteten Kreise zurück; dort leben 48<br />

Prozent der Bevölkerung in Deutschland.<br />

• Hohe Dichte lässt hohe ÖV-Anteile am Modal Split zu.<br />

Dies zeigt nicht nur der Vergleich zwischen den Kreistypen,<br />

sondern auch die weitere Differenzierung innerhalb<br />

der einzelnen Kreistypen. So tragen die Bewohner der<br />

Kernstädte – bezogen auf ihren Anteil an der Bevölkerung<br />

– auch nur unterdurchschnittlich zu den Pkw-Personenkilometern<br />

bei.<br />

2 MID <strong>2008</strong> – ERGEBNISTELEGRAMM<br />

MoBiLitÄt iM haushaLtskonteXt<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Die Anzahl der Einpersonenhaushalte in Deutschland<br />

hat sich weiter erhöht und damit auch ihr Anteil an den<br />

Haushalten insgesamt. Dies hat Auswirkungen auf das<br />

Mobilitätsgeschehen. Denn während Zwei- und Mehrpersonenhaushalte<br />

ähnliche Mobilitätsquoten besitzen, gibt<br />

es große Unterschiede bei den Einpersonenhaushalten:<br />

Junge Einpersonenhaushalte stellen den mobilsten<br />

Haushaltstyp dar; Einpersonenhaushalte, in denen die<br />

Person 60 Jahre oder älter ist, sind dagegen am wenigsten<br />

mobil.<br />

Fast die Hälfte der Einpersonenhaushalte ist ohne Auto.<br />

Vollmotorisierung ist demgegenüber das charakteristische<br />

Merkmal von Mehrpersonenhaushalten. Insgesamt<br />

verfügen 82 Prozent aller Haushalte über einen Pkw.<br />

Dies bedeutet eine leichte Zunahme gegenüber 2002.<br />

Die Ausstattung der Haushalte mit Pkw ist ganz offensichtlich<br />

abhängig vom Haushaltseinkommen: Das heißt,<br />

es besteht eine deutliche positive Abhängigkeit zwischen<br />

Haushaltseinkommen und Pkw-Besitz, die allerdings von<br />

Faktoren wie „Raumstruktur“, „Haushaltsgröße“, „Kinder<br />

im Haushalt“ und Einstellungen wie „freiwilliger Pkw-<br />

Verzicht“ überlagert wird.<br />

Keinen Pkw zu besitzen, kann auch bedeuten, dass<br />

man keinen Pkw haben will: Ein Fünftel der Haushalte<br />

ohne Pkw verzichtet aus Einstellungsgründen oder weil<br />

sie finden, dass sie einen Pkw einfach nicht brauchen.<br />

Tendenziell sind solche Haushalte eher in den Kernstädten<br />

zu finden.<br />

Sobald ein Haushalt über einen Pkw verfügt, geht der<br />

Anteil der Wege mit Öffentlichen Verkehrsmitteln drastisch<br />

zurück.<br />

Zugenommen hat auch die Ausstattung der Haushalte<br />

mit Fahrrädern. Nur noch 18 Prozent aller Haushalte<br />

sind im Jahr <strong>2008</strong> ohne Fahrrad.


MoBiLitÄt Von Personen<br />

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•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Pro Tag legt eine „durchschnittliche Person“ in Deutsch-<br />

land 3,4 Wege und eine Gesamtstrecke von 39 Kilometer<br />

zurück. Der einzelne Weg ist damit im Durchschnitt<br />

knapp zwölf Kilometer lang. Im Vergleich zu 2002 hat<br />

sich die Zahl der täglichen Wege um 0,1 erhöht, die<br />

durchschnittliche Tagesstrecke um zwei Kilometer. Auf<br />

den einzelnen Weg umgerechnet entspricht das einem<br />

Plus von 0,3 Kilometern.<br />

Die Zunahme der Mobilität unterscheidet sich vor allem<br />

nach dem Alter. Während bei den Jüngeren eher ein<br />

leichter Rückgang festzustellen ist, nimmt die Mobilität<br />

der Älteren deutlich zu.<br />

Vor allem in den höheren Altersgruppen wächst der<br />

Anteil an Personen mit Führerscheinbesitz, bei den<br />

jüngeren Altersgruppen bis 39 Jahre geht dieser Anteil<br />

dagegen leicht zurück. Dabei gilt: Frauen holen beim<br />

Führerscheinbesitz auf – und zwar in allen Altersklassen.<br />

Und: Wer einen Führerschein besitzt, der fährt auch mit<br />

dem Auto. Die dennoch feststellbare leichte Zunahme<br />

der ÖV-Nutzung ist vor allem auf die Zunahme bei den<br />

Gelegenheitsnutzungen zurückzuführen.<br />

Betrachtet man den „Verlauf“ der Mobilität über die<br />

Altersgruppen hinweg, dann sieht man: Ab dem Eintritt<br />

ins Teenie-Alter nehmen die Zahl der Wege, die<br />

durchschnittliche Tagesstrecke und die Unterwegszeit<br />

kontinuierlich zu. Ein erster Rückgang findet ab der<br />

Altersgruppe der 50 bis 59jährigen statt.<br />

Trotz sich verändernder Rollenbilder hat das Geschlecht<br />

nach wie vor Einfluss auf das Mobilitätsverhalten –<br />

insgesamt sind Frauen weniger mobil, legen weniger<br />

Wege und kürzere Tagesstrecken zurück als die Männer,<br />

ihre tägliche Unterwegszeit ist aber nur unwesentlich<br />

kürzer. Ob Unterschiede in dieser Form zutage treten, ist<br />

jedoch abhängig von der jeweiligen Lebenssituation und<br />

Lebensphase.<br />

Die weiterhin vorhandene geschlechtsspezifische<br />

Rollenteilung hat auch zum Ergebnis, dass Frauen zu<br />

einem höheren Anteil als Männer Begleit- und Einkaufswege<br />

durchführen.<br />

In den Altersgruppen 65+ ist der Anteil an Personen<br />

mit gefühlter Mobilitätseinschränkung gegenüber 2002<br />

geringer geworden. Haben Personen allerdings gesundheitliche<br />

Einschränkungen, dann bedeutet das: Sie<br />

sind weniger oft außer Haus als nicht-eingeschränkte<br />

Personen, sie legen im Durchschnitt weniger Wege zurück,<br />

und sie verbringen weniger Zeit damit, unterwegs<br />

zu sein.<br />

MiV – Motorisierter inDiViDuaLVerkehr<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Täglich werden in Deutschland 162 Mio. Wege und 2,5<br />

Mrd. Personenkilometer mit dem Motorisierten Individualverkehr,<br />

das heißt hauptsächlich mit dem Pkw,<br />

zurückgelegt. 26 Prozent der MIV-Wege sind Wege von<br />

MIV-Mitfahrern, bei der Verkehrsleistung gehen 30 Prozent<br />

der Personenkilometer auf die Mitfahrer zurück.<br />

Die Bedeutung des Pkw ist im Vergleich zu 2002<br />

unverändert hoch, aber es kommt nur noch zu einer<br />

leichten Zunahme der Personenkilometer, womit sich ein<br />

Trendwandel sowohl beim Verkehrsaufkommen als auch<br />

bei der Verkehrsleistung andeutet.<br />

Der Besetzungsgrad der Fahrzeuge erreicht wie in 2002<br />

einen durchschnittlichen Wert von knapp 1,5 und verringert<br />

sich kaum.<br />

Männer sind weiterhin die überwiegenden Pkw-Nutzer.<br />

Die Muster werden beibehalten: Die Pkw-Nutzung ist<br />

überdurchschnittlich hoch in der mittleren Altersphase<br />

(30 bis 59 Jahre) mit hohen Anteilen an Erwerbstätigkeit<br />

und dann, wenn Kinder im Haushalt leben.<br />

Arbeits- und Dienstwege nehmen die wichtigste Position<br />

in der Pkw-Nutzung der Selbstfahrer ein, Freizeit ist der<br />

wichtigste Wegezweck bei den Mitfahrern.<br />

ÖffentLicher Verkehr unD<br />

nicht-Motorisierter inDiViDuaLVerkehr<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Der Anteil von Öffentlichem Verkehr und Nicht-motorisiertem<br />

Individualverkehr („Umweltverbund“) am Verkehrsaufkommen<br />

ist gegenüber 2002 leicht gestiegen.<br />

Die Kernstädte entwickeln sich weiterhin in Richtung<br />

„Umweltverbund“. Dort fährt fast die Hälfte der ÖV-<br />

Nutzer mindestens wöchentlich mit dem Öffentlichen<br />

Verkehr.<br />

Fuß und Fahrrad werden immer mehr das neue „Nahverkehrsmittel“<br />

für Strecken bis zu fünf Kilometern;<br />

bezüglich des Fahrrads gilt dies insbesondere in den<br />

verdichteten und ländlichen Kreisen.<br />

Fußwege haben die größte Bedeutung für die Gruppe<br />

der Altersgruppe 75+.<br />

Die Kombination von Pkw und Fahrrad mit den Öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln wächst ganz allmählich, ist aber<br />

noch auf niedrigem Niveau.<br />

MID <strong>2008</strong> – ERGEBNISTELEGRAMM<br />

3


nutZersegMente<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

36 Prozent aller Personen sind sogenannte<br />

„MIV-Stammnutzer“, das heißt Personen, von denen ein<br />

– zumindest gelegentlicher – Wechsel auf den Öffentlichen<br />

Verkehr kaum zu erwarten ist.<br />

19 Prozent aller Personen können als potenzielle<br />

ÖV-Kunden eingestuft werden. Das Potenzial leitet sich<br />

ab aus der positiven Einschätzung dieser Personengruppe,<br />

was die Erreichbarkeit von Zielen mit dem<br />

Öffentlichen Verkehr betrifft.<br />

Die Segmente unterscheiden sich gegenüber 2002<br />

kaum. Lediglich die Zahl der ÖV-Gelegenheitsnutzer<br />

nimmt zu Lasten der ÖV-Stammnutzer leicht zu.<br />

Die ÖV-Captives können über die erstmals erhobene<br />

Frage nach dem Grund des Pkw-Verzichtes weiter<br />

differenziert werden. Ein nicht unerheblicher Teil dieser<br />

Gruppe verzichtet freiwillig auf einen Pkw.<br />

WegeZWecke<br />

•<br />

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•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

„Einkauf“, „Erledigung“ und „Freizeit“ machen insgesamt<br />

zwei Drittel aller Wege aus. Bei „Einkauf“ und „Freizeit“:<br />

Tendenz steigend.<br />

Arbeitswege und dienstliche Wege verlieren weiter an<br />

Bedeutung.<br />

„Einkaufen“ wird breiter über den Tag verteilt, dabei<br />

bleibt der Samstag der Haupteinkaufstag, an dem<br />

vermehrt auch über den alltäglichen Bedarf hinaus<br />

eingekauft wird.<br />

Längere Öffnungszeiten schlagen sich in der breiteren<br />

Verteilung des Startzeitpunktes zum Einkaufen nieder.<br />

Freizeitwege werden länger, insbesondere am Wochenende.<br />

Regional gibt es kaum Unterschiede zwischen den<br />

Wegezwecken.<br />

Ausgeprägte geschlechtsspezifische Wegezweckverteilungen<br />

gibt es nur in der mittleren Altersphase mit unterschiedlicher<br />

Erwerbstätigkeit von Männern und Frauen.<br />

Ein ausgesprochen wegezweckspezifisches Verkehrsmittel<br />

ist der Pkw für die Wegezwecke „Arbeit“ und<br />

„dienstlich“. Fuß- und Radwege haben einen hohen<br />

Anteil bei den Wegezwecken „Freizeit“, „Einkauf“, „Ausbildung“<br />

und „private Erledigungen“.<br />

Der Wirtschaftsverkehr als spezifischer „Wegezweck“<br />

beinhaltet die in <strong>MiD</strong> so bezeichneten „regelmäßigen<br />

beruflichen Wege“, die von Erwerbstätigen zurückgelegt<br />

werden (zum Beispiel Handwerker, Busfahrer, Postbo-<br />

4 MID <strong>2008</strong> – ERGEBNISTELEGRAMM<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

ten, Vertreter und Lieferanten), sowie die darüber hinaus<br />

erfassten sporadischen dienstlichen Wege. Der Anteil<br />

der regelmäßigen Aktivitäten am Wirtschaftsverkehr beträgt<br />

rund 80 Prozent. (Der Weg zur Arbeit gehört nicht<br />

zur Kategorie der regelmäßigen beruflichen Wege.)<br />

Insgesamt – also regelmäßige und sporadische Wege<br />

zusammengenommen – werden im Wirtschaftsverkehr<br />

in Deutschland täglich rund 20 Mio. Wege zurückgelegt.<br />

Fast sechs Prozent aller Erwerbstätigen führen regelmäßige<br />

berufliche Wege durch, davon in drei Viertel der<br />

Fälle zwischen einem und sechs Wegen am Tag.<br />

Der wichtigste Wegezweck bei den regelmäßigen beruflichen<br />

Wegen ist der Kundendienst, noch vor Transport,<br />

Abholung und Zustellung.<br />

Hauptverkehrsmittel für diese Wege ist der Pkw mit 70<br />

Prozent, gefolgt von leichten Nutzfahrzeugen und Lkw<br />

mit insgesamt 19 Prozent.<br />

erreichBarkeit<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Der Pkw ist das Verkehrsmittel, das grundsätzlich am<br />

besten bewertet wird, wenn es um die Einschätzung von<br />

Erreichbarkeit geht.<br />

Der Öffentliche Verkehr wird vor allem für die Erreichbarkeit<br />

von Zielen für den Einkauf eher schlecht bewertet.<br />

Gleiches gilt für die Bewertung der Erreichbarkeit von<br />

Arbeits- oder Ausbildungsplatz.<br />

Je näher eine Haltestelle des Öffentlichen Verkehrs, insbesondere<br />

des Schienenpersonenverkehrs, in der Nähe<br />

der Wohnung ist, desto eher wird die Erreichbarkeit von<br />

Zielen mit dem Öffentlichen Verkehr positiv bewertet.<br />

tages-, Wochen- unD Jahresgang<br />

Der MoBiLitÄt<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Die Werktags-Peaks im Verkehr – in der <strong>MiD</strong> darstellbar<br />

mittels Wegestartzeiten – bestehen auch im Jahr <strong>2008</strong>.<br />

Sie liegen in den Morgenstunden bei 7 Uhr sowie am<br />

späteren Nachmittag zwischen 15 und 18 Uhr. Allerdings<br />

haben sich die Wegestartzeiten im Tagesverlauf gegenüber<br />

2002 etwas nach hinten verschoben.<br />

Insgesamt sind die Spitzen flacher geworden; dies wird<br />

besonders deutlich beim Wegezweck „Einkaufen“.<br />

Im Wochengang zeigen sich längere Wege und Unterwegszeiten<br />

für die Wochentage Freitag bis Sonntag als<br />

für Montag bis Donnerstag.<br />

Das geringere Verkehrsaufkommen am Wochenende<br />

geht nicht mit einer niedrigeren Verkehrsleistung einher.


•<br />

Über das Jahr hinweg ergibt sich ein relativ gleichmä-<br />

ßiges Verkehrsaufkommen. Nur im Frühjahr entsteht<br />

ein leichter Anstieg, der sich so tendenziell auch bei der<br />

Verkehrsleistung findet. Der Monat mit der höchsten<br />

Verkehrsleistung ist der Urlaubsmonat August.<br />

• Beim Modal Split zeigt sich im Sommer der typische<br />

„Fahrradbauch“, der vor allem durch einen leichten<br />

Rückgang im MIV zustande kommt.<br />

• Bei trockenem Wetter steigt die Mobilitätsquote; dann<br />

werden auch Fahrrad und Füße häufiger genutzt.<br />

reisen<br />

•<br />

Die Zahl von Personen, die reisen, nimmt zu: Haben<br />

2002 noch 49 Prozent der Befragten angegeben, in den<br />

drei Monaten vor der Befragung keine Reise mit mindestens<br />

einer Übernachtung unternommen zu haben, waren<br />

dies <strong>2008</strong> nur noch 46 Prozent.<br />

• Die Dauer der Reisen steigt ebenfalls etwas an.<br />

• Das Hauptverkehrsmittel bei den Reisen bis 1.000<br />

Kilometer einfache Entfernung ist der Pkw, bis 750 Kilometer<br />

ist die Bahn zweitwichtigstes Verkehrsmittel mit<br />

einem Anteil von rund einem Viertel, bei Strecken über<br />

1.000 Kilometer hat das Flugzeug die größte Bedeutung.<br />

Damit haben Bahn und Flugzeug gegenüber 2002 an<br />

Anteilen gewonnen zu Lasten des Pkw.<br />

•<br />

Bei allen Reisezwecken ist der Pkw das wichtigste<br />

Verkehrsmittel. Berufs- und Wochenendpendler nutzen<br />

in hohem Maße auch die Bahn.<br />

uMWeLt unD Verkehr<br />

• Die gesamten direkten CO2-Emissionen<br />

des Verkehrssektors<br />

beliefen sich im Jahr 2006 auf etwas über 160<br />

Mio. Tonnen. Davon entfielen knapp 93 Prozent auf den<br />

Straßenverkehr, wovon wiederum rund 30 Prozent durch<br />

den Güterverkehr erzeugt wurden.<br />

•<br />

•<br />

Seit dem Jahr 2000 sind die Emissionen des Verkehrs<br />

rückläufig. Ihr Anteil an den CO2-Gesamtemissionen in<br />

Deutschland betrug im Jahr 2006 rund 18 Prozent.<br />

Die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> ermöglicht eine Differenzierung dieser<br />

Zahlen nach einzelnen Verbrauchersegmenten. Die<br />

täglichen CO2-Emissionen pro Person (= „CO2-Fußab druck“) aus dem Verkehr sind demnach bei Personen<br />

aus Haushalten mit niedrigem ökonomischem Status<br />

aufgrund kürzerer Tagesstrecken und geringerer Auto-<br />

Anteile nur halb so groß wie bei Personen aus Haushalten<br />

mit sehr hohem Status.<br />

• Für Personen in den ländlichen Kreisen liegt der „CO2-<br />

Fußabdruck“ um fast ein Viertel höher als für Personen<br />

•<br />

in den Kernstädten – hier weniger durch die nur minimal<br />

längeren Tagesstrecken, sondern vor allem durch den<br />

hohen MIV-Anteil.<br />

Die Zusammensetzung der Pkw-Flotte wirkt sich ebenfalls<br />

differenzierend auf den „CO2-Fußabdruck“ aus. Seit<br />

vielen Jahren ist ein deutlicher Rückgang der schwächer<br />

motorisierten Pkw bei gleichzeitiger Zunahme der<br />

stärkeren Leistungsklassen feststellbar. Dieser Trend hat<br />

sich auch <strong>2008</strong> noch nicht abgeschwächt.<br />

• Fast die Hälfte der CO2-Emissionen<br />

im Pkw-Verkehr<br />

wird von kleinen und kompakten Fahrzeugen emittiert<br />

und knapp ein weiteres Viertel von Mittelklassefahrzeugen.<br />

Bei den jährlichen Fahrleistungen sind je nach<br />

Fahrzeugsegment in den ersten fünf Jahren nach der<br />

Herstellung große Unterschiede feststellbar, aber auch<br />

im Alter von über 15 Jahren werden viele Pkw noch<br />

mehr als 10.000 Kilometer jährlich gefahren.<br />

DeMografischer WanDeL<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Die meisten Altersgruppen sind von 2002 nach <strong>2008</strong><br />

mobiler geworden, ganz besonders die Altersgruppen<br />

60+. Ausnahme sind die jungen Altersgruppen bis 17<br />

Jahre – ihre Wegeanzahl geht eher zurück. Der Anteil<br />

der Senioren, das heißt der Personen im Alter von 65<br />

Jahren oder mehr, ist zwischen 2002 und <strong>2008</strong> um 16<br />

Prozent gewachsen; der Anteil der Wege, die diese<br />

Gruppe zurücklegt, ist demgegenüber um 31 Prozent<br />

gewachsen.<br />

Der Mobilitätszuwachs ist bei den Frauen relativ größer<br />

als bei den Männern.<br />

Ältere Menschen legen gegenüber 2002 mehr Wege<br />

zurück. Die durchschnittliche Tagesstrecke ändert sich<br />

dagegen nur geringfügig.<br />

Ältere Menschen nutzen verstärkt das Verkehrsmittel<br />

Pkw, während bei den Jüngeren die Pkw-Nutzung leicht<br />

zurückgeht. Gleichzeitig nimmt die Nutzung des Öffentlichen<br />

Verkehrs bei den älteren Menschen ab und die des<br />

Autos zu. Zweitwichtigstes Verkehrsmittel für die „alten<br />

Alten“ (75 Jahre und mehr) sind die eigenen Füße auf<br />

38 Prozent aller Wege.<br />

Und: Ältere Menschen, die alleine leben, sind weniger<br />

mobil als Gleichaltrige, die in einem Zwei- oder Mehrpersonenhaushalt<br />

wohnen.<br />

Kohortenanalysen zeigen, dass die beschriebenen<br />

Veränderungen vor allem auf biografische Effekte<br />

zurückzuführen sind. Die aktuelle „ältere“ Generation ist<br />

bedingt durch ihre bisherigen Lebensumstände mobiler<br />

als ältere Menschen früherer Geburtsjahrgänge in der<br />

entsprechenden Lebensphase.<br />

MID <strong>2008</strong> – ERGEBNISTELEGRAMM<br />

5


1.<br />

einLeitung<br />

Mit der Studie „Mobilität in Deutschland <strong>2008</strong>“ – kurz<br />

„<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong>“ – wird es erstmals möglich, die Mobilitätsentwicklung<br />

im wiedervereinigten Deutschland anhand einer<br />

umfangreichen und thematisch breiten Datengrundlage<br />

im Längsschnitt zu betrachten. Für alle 16 Bundesländer<br />

und Regionstypen liegt nunmehr eine Datenreihe vor, die<br />

über das Bilden von Kennzahlen hinaus eine differenzierte<br />

Betrachtung der Mobilität der Bevölkerung erlaubt, sowohl<br />

hinsichtlich ihrer gegenwärtigen Struktur als auch hinsichtlich<br />

ihrer Entwicklungsdynamik.<br />

Die direkte Vergleichbarkeit wird dadurch gewährleistet,<br />

dass die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> in weiten Teilen eine Aktualisierung der<br />

damals neu gestalteten <strong>MiD</strong> 2002 darstellt. Im Vordergrund<br />

der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> stand vor allem eine möglichst weitgehende<br />

Replikation des Studiendesigns der im Jahr 2002 erfolgten<br />

Erhebung, um den Einstieg in eine zuverlässige Zeitreihe<br />

zu gewährleisten. Im Ergebnis können so aktuelle Informationen<br />

zur Alltagsmobilität gewonnen und aus dem Vergleich<br />

der beiden Erhebungen 2002 und <strong>2008</strong> wichtige Erkenntnisse<br />

zu Veränderungen abgeleitet werden.<br />

Der vorliegende Endbericht bietet neben der Darstellung<br />

der Ergebnisse zur Mobilität <strong>2008</strong> erste vertiefende Auswertungen.<br />

Sie geben einen detaillierten Einblick in das<br />

räumliche Mobilitätsverhalten von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen<br />

in unterschiedlichen Regionen. Zusätzlich<br />

gestatten sie, die Mobilitätsentwicklung über die Zeit an<br />

verschiedenen Stellen genauer zu betrachten. Dabei zeigen<br />

sich zahlreiche höchst bemerkenswerte Entwicklungen<br />

– bemerkenswert nicht zuletzt deshalb, weil sich mit der<br />

differenzierten Betrachtung der Blick auf die sehr unterschiedliche<br />

Dynamik dieser Entwicklungen öffnet.<br />

Der „Rote Faden“ durch diesen Endbericht folgt dem<br />

Gedanken, den Leser und die Leserin von den allgemeinen<br />

aggregierten Mobilitätskenngrößen auf ein immer feiner<br />

und detaillierter werdendes Niveau von Ergebnissen und<br />

Erkenntnissen zu führen. Die allgemeinen Kenngrößen werden<br />

nach den zentralen Einflussfaktoren „Siedlungs- und<br />

Raumstruktur“, „Haushaltsstruktur“, „Personenmerkmale<br />

und Zugangsmöglichkeiten zur täglichen Mobilität“ weiter<br />

differenziert und im Anschluss nach weiteren thematischen<br />

Aspekten genauer betrachtet. Angesichts der aktuellen<br />

Diskussion werden dazu zwei Themenfelder besonders herausgegriffen:<br />

„Mobilität und Umwelt“ und „Demografischer<br />

Wandel“. Beide Themen sind sowohl hinsichtlich der gegenwärtig<br />

feststellbaren und sichtbaren Strukturen als auch im<br />

Hinblick auf ihre Dynamik – nicht nur im Rückblick, sondern<br />

auch durch den Ausblick auf mögliche künftige Entwicklungen<br />

– von größtem Interesse. Dieses Interesse besteht auf<br />

Seiten der Politik ebenso wie auf Seiten der Planung. Beide<br />

Bereiche sind auf unterschiedlicher räumlicher Ebene wie<br />

auch mit unterschiedlicher fachlicher Aufgabenstellung von<br />

diesen Themen und ihren Problemfeldern betroffen. Daneben<br />

stellt die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> zahlreiche Erkenntnisse zur Verfügung,<br />

die aus einem „Alltagsinteresse“ heraus Bedeutung<br />

haben: Wie mobil sind wir eigentlich in Deutschland? Wie<br />

hat sich diese Mobilität verändert? Woher kommen diese<br />

Veränderungen? Und woraus resultieren die Belastungen<br />

der Umwelt? Kann ich selber etwas tun?<br />

In diesem Sinne soll der vorliegende Bericht ein Kompendium<br />

sein, das Sachverhalte und Einblicke vermittelt, die<br />

interessante Neuigkeiten darstellen und in einen Gesamtzusammenhang<br />

gestellt werden. Dem Nutzer aus der<br />

Wissenschaft, aber auch aus der Planung und anderen<br />

Bereichen soll der Endbericht eine erste Orientierung zu<br />

dem Ergebnisgehalt der aktualisierten Studie ermöglichen –<br />

sowohl bezogen auf die Situation im Jahr <strong>2008</strong> als auch im<br />

Zeitvergleich. Gleichzeitig kann er natürlich erste inspirierende<br />

Hinweise auf wichtige und spannende Fragestellungen<br />

liefern, für deren Bearbeitung nicht nur die Datensätze<br />

selbst, sondern auch umfangreiche Begleitmaterialien wie<br />

Methodenbericht, Nutzerhandbuch, Tabellenband und das<br />

Auswertungstool MIT – „Mobilität in Tabellen“ – zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Auf jeden Fall wird die Lektüre zeigen, wie wichtig es ist,<br />

möglichst viele Kenntnisse über Mobilität und Verkehr –<br />

das heißt einen der zentralen Bereiche unseres Alltags<br />

– zu erfassen und vorzuhalten. Nur durch die Kenntnis<br />

der zeitlichen und räumlichen Dynamik von Mobilität und<br />

Verkehr wird die zielgerichtete Gestaltung von Zukunft<br />

möglich. Dass man sich auf eigene Alltagserfahrungen nur<br />

bedingt verlassen kann, zeigt sich immer wieder – gerade in<br />

einem Bereich wie dem Verkehr, in dem sich fast jeder von<br />

uns aufgrund seiner täglichen Praxis auf der Straße, in der<br />

Bahn, im Bus, unterwegs zu Fuß oder mit dem Fahrrad als<br />

Experte wähnt.<br />

EINLEITUNG<br />

7


2.<br />

aufBau Der stuDie<br />

Die Studie „Mobilität in Deutschland <strong>2008</strong>“ ist grundsätzlich<br />

angelegt als Replikation der Vorgängerstudie „Mobilität in<br />

Deutschland 2002“. Ziel bei der Konzeptionierung der Studie<br />

war es, eine weitestgehende Vergleichbarkeit zwischen<br />

den Ergebnissen der beiden Erhebungsjahre herzustellen<br />

und deswegen nur an einzelnen Stellen der Erhebung Modifikationen<br />

vorzunehmen. In diesem Kapitel wird es darum<br />

gehen, die Grundzüge der <strong>MiD</strong> darzustellen sowie die Unterschiede<br />

zwischen den Erhebungen 2002 und <strong>2008</strong> aufzuzeigen.<br />

Darüber hinaus wird das Auswertungspotenzial<br />

der Studie aufgezeigt und eine Definition grundlegender, im<br />

Rahmen der <strong>MiD</strong> verwendeter Begriffe vorgenommen. Eine<br />

ausführlichere Beschreibung zu Konzept und Design von<br />

<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> sind dem Methodenbericht und dem Nutzerhandbuch<br />

zu entnehmen. Am Ende des Kapitels wird der Bogen<br />

weiter gespannt und auf andere Mobilitätserhebungen in<br />

Deutschland und dabei insbesondere auf deren Kompatibilität<br />

mit der <strong>MiD</strong> eingegangen. Das Kapitel endet mit einem<br />

Ergebnisvergleich wichtiger Mobilitätskenngrößen anhand<br />

der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> und anderer Erhebungen sowie mit einer<br />

Betrachtung der zeitlichen Entwicklung von Mobilität, wie<br />

sie sich in Deutschland darstellt.<br />

2.1<br />

konZePtion Der erheBung<br />

Bei der Durchführung der Erhebung <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> wurde<br />

weitgehend auf die Konzeption der Vorgängerstudie <strong>MiD</strong><br />

2002 zurückgegriffen. Der <strong>MiD</strong> 2002 war seinerzeit eine<br />

umfangreiche Methodenstudie vorgeschaltet, in deren<br />

Rahmen unterschiedliche Instrumente und Erhebungsvarianten<br />

getestet werden konnten (infas, DIW 2001). Das so<br />

entwickelte Konzept wurde <strong>2008</strong> mit nur wenigen Abweichungen<br />

übernommen.<br />

8 AUFBAU DER STUDIE<br />

MethoDe unD aBLauf Der erheBung<br />

Die Erhebung für die Studie Mobilität in Deutschland <strong>2008</strong><br />

bestand aus zwei aufeinanderfolgenden Phasen:<br />

•<br />

•<br />

In der ersten Phase wurde eine Haushaltsbefragung<br />

durchgeführt, bei der die Haushaltsgröße, Angaben zu<br />

den einzelnen Haushaltsmitgliedern und den im Haushalt<br />

vorhandenen Verkehrsmitteln sowie einige weitere<br />

Merkmale erhoben wurden. Diese Angaben wurden<br />

stellvertretend von einem Haushaltsmitglied für alle<br />

Haushaltsmitglieder gemacht.<br />

In einer zweiten Phase wurden alle Haushaltsmitglieder<br />

einzeln nach persönlichen Merkmalen und nach ihren<br />

Wegen an einem fest vorgegebenen Stichtag befragt.<br />

Wenn möglich, wurde jede Person selbst befragt.<br />

Die Feldzeit der Studie erstreckte sich kontinuierlich über<br />

etwas mehr als ein Jahr von Ende Januar <strong>2008</strong> bis Mitte<br />

April 2009. Grund für den etwas verspäteten Feldstart in<br />

<strong>2008</strong> sowie die sich überlappende Feldzeit in den Monaten<br />

Februar bis April waren Verzögerungen in der Stichprobenbereitstellung<br />

durch einige Gemeinden beziehungsweise<br />

deren Rechenzentren. Damit die Stichprobe dennoch<br />

gleichmäßig nach Monaten und regionalen Kenngrößen<br />

verteilt war, ging ein letzter Stichprobenteil Mitte Februar<br />

2009 ins Feld.<br />

Bei der Durchführung der Haushaltsbefragung kamen drei<br />

Instrumente zum Einsatz: PAPI (paper and pencil interview),<br />

CATI (computer assisted telephone interview) und CAWI<br />

(computer assisted web interview). In der durch die Haushaltsinterviews<br />

gebildeten ersten Erhebungsstufe bestand<br />

damit erstmals die Möglichkeit, den Haushaltsfragebogen<br />

im Internet zu bearbeiten.<br />

Das anschließende Personen- und Wegeinterview erfolgte<br />

ausschließlich telefonisch. Damit wurde den guten Erfahrungen<br />

aus der <strong>MiD</strong> 2002 im Hinblick auf höhere Rücklaufquoten<br />

und bessere Datenqualität im telefonischen Teil<br />

der Erhebung Rechnung getragen. Für die Haushaltsbefragung<br />

war die schriftliche Variante der Befragung dagegen<br />

immer noch dann erforderlich, wenn für den Haushalt<br />

zunächst keine Telefonnummer vorlag.


Der Ablauf der Erhebung ist in Abbildung 2.1 grafisch dar-<br />

gestellt und lässt sich wie folgt beschreiben:<br />

haushaltsrekrutierung<br />

Zunächst erhielten alle Haushalte ein Anschreiben, in<br />

dem die Ziele und das Vorgehen der Studie erläutert<br />

wurden. Bei allen Haushalten, für die keine Telefonnummer<br />

vorlag, beinhaltete das Kontaktschreiben zusätzlich<br />

einen schriftlichen Haushaltsfragebogen. Für alle anderen<br />

Haushalte erfolgte die Haushaltsbefragung telefonisch.<br />

Beide Gruppen erhielten zusätzlich einen Zugangscode zu<br />

dem Online-Haushaltsfragebogen. Der Haushaltsfragebogen<br />

war im Wesentlichen identisch mit dem telefonischen<br />

Fragebogenprogramm und dem schriftlichen Fragebogen.<br />

Das Haushaltsinterview erfüllte neben der Erhebung von<br />

soziodemografischen Angaben und der Verkehrsmittelausstattung<br />

die Aufgabe der Haushaltsrekrutierung für das<br />

spätere Personen- und Wegeinterview.<br />

Vorbereitung des Personen-Wegeinterviews<br />

Für die anschließende Phase standen alle Haushalte zur<br />

Verfügung, für die eine Telefonnummer vorhanden war und<br />

abbildung 2.1<br />

die ihre Einwilligung zur weiteren Teilnahme an der Studie<br />

gegeben hatten. Für diese Haushalte wurde für jedes<br />

Haushaltsmitglied ein individuelles Wegeprotokoll für den<br />

vorgegebenen Stichtag erstellt und per Post zugeschickt.<br />

Jeder Haushalt wurde darüber hinaus einen Tag vor dem<br />

Stichtag nochmals telefonisch kontaktiert und an das<br />

Ausfüllen dieses Protokolls erinnert. Sofern im Haushalt<br />

niemand erreicht werden konnte, wurde gegebenenfalls<br />

eine Erinnerung auf dem Anrufbeantworter hinterlassen.<br />

Personen-Wegeinterview<br />

Das eigentliche Personen- und Wegeinterview fand für alle<br />

Personen im Haushalt unmittelbar nach dem Stichtag und<br />

in einem maximalen Abstand von zwei Wochen telefonisch<br />

statt. Soweit möglich, sollte bis auf die Kinder unter zehn<br />

Jahren jede Person selbst befragt werden. Andere Haushaltsmitglieder<br />

konnten unter bestimmten Bedingungen<br />

stellvertretend Interviews geben. Die Voraussetzung dafür<br />

war, dass die zu interviewende Zielperson innerhalb der<br />

nächsten Wochen nicht erreichbar oder unter 14 Jahre alt<br />

war. Das Hauptziel war jedoch zunächst, mit jeder Person<br />

im Haushalt ein telefonisches Interview zu führen.<br />

AUFBAU DER STUDIE<br />

9


Analog zum Vorgehen in 2002 wurde ein Haushalt als<br />

vollständig auswertbar eingestuft, wenn auf der Personen-<br />

Wege-Ebene Angaben zu mindestens 50 Prozent der<br />

Haushaltsmitglieder vorlagen. Ziel war es, innerhalb<br />

des 14tägigen Zeitfensters nach dem Stichtag so viele<br />

Haushaltsmitglieder wie möglich persönlich zu befragen.<br />

Um einer möglichen Untererfassung von großen Haushalten<br />

vorzubeugen und gleichzeitig Alltagsmobilität auch im<br />

Haushaltskontext abbilden zu können, wurde erneut das<br />

„50-Prozent-Kriterium“ angewendet. Das heißt: Mindestens<br />

50 Prozent der Haushaltsmitglieder mussten befragt<br />

worden sein, damit der Haushalt in den Datensatz Eingang<br />

fand.<br />

stichProBe<br />

Die Stichprobe der <strong>MiD</strong> basiert auf einer zufälligen Ziehung<br />

von Adressen aus dem Einwohnermelderegister. Die Ziehung<br />

erfolgte in zwei Stufen. In der ersten Stufe wurden zunächst<br />

die Gemeinden bestimmt, für die Adressen gezogen<br />

werden sollten. Um eine räumliche und siedlungsstrukturelle<br />

Repräsentativität der Stichprobe zu gewährleisten, sind<br />

die Gemeinden nach Bundesland und Raumtyp kontrolliert.<br />

Insgesamt wurden 270 Gemeinden ausgewählt. In der<br />

zweiten Stufe erfolgte eine zufallsgesteuerte Adressziehung<br />

von Personen ab 14 Jahren aus den Einwohnermelderegistern<br />

dieser Gemeinden.<br />

Die Entscheidung für eine Einwohnermeldeamtsstichprobe<br />

basiert vor allem darauf, dass nur dieses Stichprobenverfahren<br />

für alle Personen der Grundgesamtheit eine<br />

grundsätzlich gleiche Auswahlwahrscheinlichkeit garantiert.<br />

Zudem ermöglicht eine Stichprobe aus den Einwohnermelderegistern<br />

eine deutlich verbesserte Qualitätskontrolle<br />

der Einsatzstichprobe, da die Verteilung der bekannten<br />

Personenmerkmale (Alter, Geschlecht und Nationalität) in<br />

der Einsatzstichprobe mit den Verteilungen in der Grundgesamtheit<br />

verglichen werden kann.<br />

Die Verteilung der Stichprobe nach Bundesländern basiert<br />

auf einem weitgehend proportionalen Ansatz zur jeweiligen<br />

Bevölkerung. Lediglich für einzelne kleine Bundesländer<br />

wurde unabhängig vom Bevölkerungsanteil eine Mindestzahl<br />

von 750 Haushalten angestrebt, um eine ausreichende<br />

Analysebasis zu erhalten (Tabelle 2.1).<br />

10 AUFBAU DER STUDIE<br />

tabelle 2.1<br />

Stichprobe nach Bundesländern<br />

Grundgesamtheit<br />

Basis-Stichprobe<br />

% geplant realisiert<br />

Schleswig-Holstein 3,5 1.000 1.082<br />

Hamburg 2,4 750 794<br />

Niedersachsen 9,6 2.500 2.520<br />

Bremen 0,9 750 770<br />

Nordrhein-Westfalen 21,5 4.000 4.258<br />

Hessen 7,3 2.200 2.276<br />

Rheinland-Pfalz 4,8 1.400 1.421<br />

Baden-Württemberg 12,5 2.500 2.628<br />

Bayern 14,8 2.500 2.545<br />

Saarland 1,3 750 766<br />

Berlin 4,8 1.300 1.300<br />

Brandenburg 3,1 1.000 984<br />

Mecklenburg-Vorpommern 2,1 750 736<br />

Sachsen 5,6 1.600 1.723<br />

Sachsen-Anhalt 3,0 1.000 1.086<br />

Thüringen 2,9 1.000 1.033<br />

gesamt 100 25.000 25.922<br />

Die bundesweite Basiserhebung umfasst die Angaben von<br />

25.922 Haushalten, 60.713 Personen, 193.290 Wegen,<br />

34.601 Fahrzeugen und 36.182 Reisen. Die Größe der<br />

Basisstichprobe sowie die Stichprobenanlage ermöglichen<br />

eine Differenzierung der Ergebnisse nach Bundesländern<br />

und innerhalb der Bundesländer nach Regionstypen.<br />

Zusätzlich zur Basisstichprobe waren – wie schon im Jahr<br />

2002 – regionale Aufstockungen möglich. Insgesamt wurden<br />

zehn zusätzliche Aufstockungsstichproben beauftragt.<br />

Im Rahmen der Aufstockungen wurden weitere 24.021<br />

Haushaltsinterviews realisiert. Aufgrund des unterschiedlichen<br />

regionalen Zuschnitts der Stichproben der einzelnen<br />

Aufstockungen ist eine Gesamtanalyse aller im Rahmen<br />

der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> erhobenen rund 50.000 Haushalte nicht<br />

möglich. Die ab Kapitel 3 dargestellten Ergebnisse basieren<br />

deswegen ausschließlich auf den Daten der bundesweiten<br />

Basiserhebung.


grunDgesaMtheit<br />

Die Grundgesamtheit der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> umfasst erneut die<br />

Wohnbevölkerung der Bundesrepublik Deutschland im Alter<br />

ab Null Jahren. Damit sind in den Einwohnermeldeämtern<br />

registrierte nicht-deutsche Staatsbürger in die Erhebung<br />

einbezogen. Im Gegensatz zu anderen Studien, die Kinder<br />

erst ab einem bestimmten Mindestalter berücksichtigen<br />

(vgl. Kapitel 2.4), sind bei der <strong>MiD</strong> Kinder jeden Alters<br />

berücksichtigt.<br />

aBgrenZung Des untersuchungsgegenstanDes<br />

Untersuchungsgegenstand ist die Verkehrsbeteiligung an<br />

einem fest vorgegebenen Stichtag. Die Untersuchungseinheit<br />

ist der von einer Person durchgeführte Weg, für den die<br />

Merkmale Ausgangspunkt, Ziel, Zweck/Anlass, benutztes<br />

Verkehrsmittel, zurückgelegte Entfernung und benötigte Zeit<br />

erhoben werden. Dieser Befragungskern wird ergänzt durch<br />

umfangreiche Informationen zur Person und zum Haushalt,<br />

in dem die Person lebt. Da von der Mobilität an einem einzelnen<br />

Tag nicht auf das generelle Mobilitätsverhalten einer<br />

Person geschlossen werden kann, wurde neben den Wegen<br />

an einem fest vorgegebenen Stichtag auch erhoben,<br />

wie häufig das Auto, das Fahrrad, Bus oder Bahn in der<br />

Region, die Bahn auf längeren Strecken (ab 100 Kilometer<br />

einfache Entfernung) sowie das Flugzeug genutzt werden.<br />

erheBungsinhaLte<br />

Abbildung 2.2 gibt eine Übersicht zu den auf den verschiedenen<br />

Ebenen der Befragung erhobenen Inhalten.<br />

Grundsätzlich können allgemeine Angaben zu Haushalten,<br />

Personen, Autos sowie zu den Reisen (mit mindestens<br />

einer Übernachtung – so die hier wie schon 2002 gewählte<br />

Abgrenzung) der letzten drei Monate und Angaben zur Mobilität<br />

am festgelegten Stichtag unterschieden werden.<br />

Das Kernstück des Personen-Wegeinterviews bildet die<br />

Erfassung der Wege am Stichtag. Dabei wurden detaillierte<br />

Angaben von bis zu zwölf Wegen erfasst. Dazu gehören<br />

der Wegezweck, der Ausgangspunkt des Weges, die Lage<br />

des Ziels innerhalb oder außerhalb der Stadt oder Gemeinde,<br />

die genutzten Verkehrsmittel, Angaben zum Fahrer beziehungsweise<br />

zur Fahrerin und zum Fahrzeug (wenn das<br />

Auto genutzt wurde), die Anzahl der begleitenden Personen<br />

und die Entfernung des zurückgelegten Weges. Wege, die<br />

über diese zwölf detailliert zu erfassenden hinausgehen,<br />

wurden als Summe notiert.<br />

Um auch längere Reisen in einem ausreichenden Umfang<br />

zu erfassen, wurden diese nicht nur in der Stichtagsabfrage,<br />

sondern auch rückblickend für die letzten drei Monate<br />

vor dem Stichtag erhoben. Zunächst wurde nach der Anzahl<br />

der Reisen mit mindestens einer auswärtigen Übernachtung<br />

gefragt. Für die letzten drei dieser Reisen wurden dann der<br />

hauptsächliche Zweck, die Lage des Ziels, die genutzten<br />

Verkehrsmittel, die Anzahl der Übernachtungen, die Anzahl<br />

der begleitenden Haushaltsmitglieder und die ungefähre<br />

Entfernung des Reiseziels erhoben.<br />

Bei Stichtagserhebungen kommt es in der Regel zu einer<br />

Untererfassung von Wegen im Wirtschaftsverkehr, da Personen,<br />

bei denen während der Arbeitszeit sehr viele Wege<br />

anfallen, in der Stichtagsabfrage oft nicht darüber berichten.<br />

Aus diesem Grund wurde bereits 2002 ein Wirtschaftsverkehrsmodul<br />

entwickelt, das sich speziell an berufliche<br />

Vielfahrer wendet (zum Beispiel Vertreter, Lieferanten,<br />

Busfahrer, Postboten). Das Wirtschaftsverkehrsmodul liefert<br />

Ergebnisse zum berufsbedingten Verkehr eines Tages<br />

(Branche, Hauptzweck, Entfernung, Anzahl der zurückgelegten<br />

Wege und überwiegend genutztes Verkehrsmittel).<br />

Der insgesamt über die <strong>MiD</strong> abgebildete Wirtschaftsverkehr<br />

setzt sich aus den über das gesonderte Modul erfassten<br />

regelmäßigen beruflichen Wegen (rbW) und den über die<br />

normale Wegeabfrage erfassten sporadischen dienstlichen<br />

Wegen zusammen.<br />

AUFBAU DER STUDIE<br />

11


abbildung 2.2<br />

12 AUFBAU DER STUDIE


unterschieDe gegenÜBer Der <strong>MiD</strong> 2002<br />

Bei der Studie Mobilität in Deutschland <strong>2008</strong> stand vor<br />

allem eine möglichst weitgehende Replikation der Vorgängerstudie<br />

aus dem Jahr 2002 im Vordergrund. Da die <strong>MiD</strong><br />

2002 in ihren Kernelementen ihrerseits an die KONTIV-<br />

Erhebungen aus den Jahren 1976, 1982 und 1989 im<br />

früheren Bundesgebiet anknüpft, wird mit der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong><br />

die bereits bestehende Zeitreihe fortgesetzt. Im Ergebnis<br />

können so aktuelle Informationen zur Alltagsmobilität<br />

gewonnen und aus dem Vergleich mit den Ergebnissen der<br />

Vorgängerstudien wichtige Erkenntnisse zu Veränderungen<br />

in der Alltagsmobilität abgeleitet werden.<br />

Trotz des Ziels der weitgehenden Replikation sind einige<br />

Veränderungen vorgenommen worden. Bei der Überarbeitung<br />

des Aufbaus der Erhebung wurden die bisherigen<br />

Datennutzer der <strong>MiD</strong> 2002 über eine Online-Befragung und<br />

einen Nutzerworkshop intensiv eingebunden. Auf diese<br />

Weise konnten die Erfahrungen mit den Daten der <strong>MiD</strong><br />

2002 berücksichtigt werden (vgl. Methodenbericht).<br />

Die vorgenommenen Änderungen betreffen sowohl das<br />

Design und die Befragungsinhalte der Studie als auch die<br />

Datenaufbereitung. Bei der Haushaltsbefragung bestand<br />

erstmals die Möglichkeit, den Haushaltsfragebogen auch<br />

über das Internet auszufüllen. Änderungen an den Fragebogeninhalten<br />

haben sich durch die Aufnahme neuer Fragen<br />

ergeben (zum Beispiel Frage zu den Gründen für den Nicht-<br />

Besitz eines Autos) sowie durch die Modifikation bestehender<br />

Fragen (zum Beispiel detaillierte Abfrage von bis zu drei<br />

Reisen der letzten drei Monate anstelle einer pauschalen<br />

Abfrage). Darüber hinaus ist aufgrund von Datenschutzproblemen,<br />

aber auch aus forschungsökonomischen Gründen<br />

auf die Geocodierung verzichtet worden.<br />

Unterschiede ergeben sich auch für die regelmäßigen<br />

beruflichen Wege (rbW), die einen wichtigen Teil des Wirtschaftsverkehrs<br />

ausmachen (vgl. Kasten S. 125-126). Diese<br />

wurden in beiden Jahren jeweils identisch als pauschale<br />

Summe erhoben. Während die Informationen zu den rbW<br />

in 2002 nur im Personendatensatz zur Verfügung stehen,<br />

wurden in <strong>2008</strong> aus den Angaben zusätzlich Einzelfälle generiert<br />

und in den Wegedatensatz integriert, so dass sowohl<br />

auf Personen- als auch auf Wegeebene Auswertungen zu<br />

rbW vorgenommen werden können (vgl. Nutzerhandbuch,<br />

Kapitel 2.3).<br />

Welche Änderungen bei der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> im Detail vorgenommen<br />

wurden, und welche Konsequenzen sich daraus insbesondere<br />

für den Vergleich der beiden Studien ergeben, ist<br />

dem Nutzerhandbuch zu entnehmen.<br />

2.2<br />

ausWertungsPotenZiaL Der<br />

erheBung<br />

Mit den Daten der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> steht ein umfangreicher<br />

Datensatz zur Beschreibung der alltäglichen Mobilität in<br />

Deutschland zur Verfügung. Die Daten bieten eine Fülle an<br />

Analysemöglichkeiten zu unterschiedlichen Themenfeldern:<br />

individuelles Mobilitätsverhalten<br />

Die detaillierte Erfassung von Personenmerkmalen erlaubt<br />

tiefgehende Analysen darüber, wie sich verschiedene<br />

Personengruppen verhalten und für welchen Anteil des<br />

Gesamtverkehrs sie verantwortlich sind.<br />

Die Erfassung verschiedener Wegemerkmale und deren<br />

Verknüpfung mit Personen-, Haushalts-, Pkw- und<br />

Raummerkmalen bietet die Möglichkeit, Verkehr in seinen<br />

verschiedenen Facetten zu betrachten. Dabei ist zu beachten:<br />

Die Differenzierung nach raumspezifischen Merkmalen<br />

bezieht sich immer auf den Wohnort der betrachteten<br />

Personen. Eine Aussage dazu, wo diese Personen Verkehr<br />

erzeugen, kann allerdings bei einigen Fragestellungen mittels<br />

eigens erhobener Variablen näher bestimmt werden.<br />

Durch den Verzicht auf eine Altersgrenze wird auch die<br />

Mobilität der Kleinsten erfasst. Im Gegensatz zu anderen<br />

Erhebungen (vgl. Kapitel 2.4), die Kinder erst ab einem<br />

Mindestalter von zum Beispiel zehn Jahren einbeziehen,<br />

kann das Mobilitätsverhalten in der gesamten Kindheitsphase<br />

analysiert werden.<br />

Mobilität im haushaltskontext<br />

Die Befragung aller Haushaltsmitglieder gestattet die Analyse<br />

von Mobilitätsverhalten im Haushaltskontext. So kann<br />

die Mobilität von Personen im Zusammenhang mit der Mobilität<br />

anderer Haushaltsmitglieder sowie der spezifischen<br />

Ausstattung des Haushaltes betrachtet werden.<br />

AUFBAU DER STUDIE<br />

13


äumlich differenziertes Mobilitätsverhalten<br />

Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)<br />

hat verschiedene Raumtypisierungen entwickelt. Durch die<br />

Bereitstellung von Raumtypen in den Datensätzen besteht<br />

die Möglichkeit, Mobilität in Abhängigkeit von Raum- und<br />

Siedlungsstruktur zu analysieren. Die Stichprobenanlage<br />

ermöglicht generell eine Differenzierung der Ergebnisse<br />

nach Bundesländern und innerhalb der Bundesländer<br />

nach ausgewählten Regions- und Kreistypen. Eine „spitze“<br />

Auswertung nach einzelnen Gemeinden ist dagegen nicht<br />

möglich (vgl. Ausführungen zur Stichprobenanlage im Methodenbericht<br />

und im Nutzerhandbuch).<br />

reiseverhalten und Wirtschaftsverkehr<br />

(Fern-)Reisen sowie Wege im Wirtschaftsverkehr werden<br />

bei Stichtagserhebungen üblicherweise untererfasst. Die<br />

gesonderten Erhebungsmodule zu diesen beiden Themen<br />

ermöglichen es, auch diesen Bereich alltäglicher Mobilität<br />

zu analysieren.<br />

nutzersegmentierung und Zielgruppen<br />

Die Frage zur allgemeinen Nutzungshäufigkeit von Verkehrsmitteln<br />

gibt über das spezifische Mobilitätsverhalten<br />

am Stichtag hinaus Auskunft zum generellen Mobilitätsprofil<br />

von Personen. Damit ist eine gute Ausgangsbasis zum<br />

Beispiel für die Entwicklung von Zielgruppenkonzepten<br />

gegeben.<br />

Mobilität und umwelt<br />

Basierend auf den Angaben zur Verkehrsmittelnutzung,<br />

zur Tagesstrecke sowie zu Pkw-Hersteller und Modellbezeichnung<br />

des oder der Pkw, die zum Haushalt gehören,<br />

wurden bei der Datenaufbereitung mehrere Variablen zur<br />

Berechnung der CO2-Emissionen im Verkehr erstellt. Damit<br />

besteht bei der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> erstmals die Möglichkeit, den<br />

Energieverbrauch im Verkehr näher zu betrachten. Dies<br />

schließt auch den Öffentlichen Verkehr mit ein, für den<br />

ebenfalls Emissionswerte berechnet wurden (vgl. Kapitel<br />

4.1).<br />

14 AUFBAU DER STUDIE<br />

Wegeketten<br />

Über die chronologische Abfolge der Wegezwecke am<br />

Stichtag besteht die Möglichkeit, sogenannte Wegeketten<br />

zu bilden. Einfache Ketten bestehen lediglich aus einem<br />

Hin- und einem Rückweg. Bei komplexeren Wegeketten<br />

werden verschiedene Aktivitätenziele angesteuert, bevor<br />

die Person an den Ursprungsort, in der Regel das eigene<br />

Zuhause, zurückkehrt. Über die Analyse der am Stichtag<br />

durchgeführten Wegeketten lässt sich die Komplexität von<br />

Tagesabläufen untersuchen (siehe Kasten).<br />

Verkehrsmodellierung<br />

Modelle zur Abbildung der Nachfrage im Personenverkehr<br />

benötigen verschiedene Inputgrößen. Diese müssen je<br />

nach Art des Modells unterschiedlich hoch aufgelöst sein.<br />

Dabei sind sowohl makroskopische Modelle nach dem sogenannten<br />

4-Stufen-Algorithmus als auch mikroskopische,<br />

agentenbasierte Ansätze auf Angaben zum Mobilitätsverhalten<br />

der Personen angewiesen. Aus der <strong>MiD</strong> können für<br />

die Modellierung notwendige Parameter wie zum Beispiel<br />

personenspezifisches Mobilitätsverhalten, Wegeentfernungen,<br />

Verkehrsmittelwahlverhalten, Aktivitätenorte, Besetzungsgrade<br />

sowie der Tages-, Wochen- und Jahresgang<br />

im Verkehr abgeleitet werden. Die <strong>MiD</strong> bietet damit eine<br />

ausgezeichnete Datenbasis für Verkehrsmodelle.<br />

Zeitliche Dynamik und Vergleichbarkeit<br />

Mit den Daten der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> wird die bereits bestehende<br />

Zeitreihe der KONTIV-Erhebungen von 1976, 1982, 1989<br />

und der <strong>MiD</strong> 2002 fortgesetzt. Damit besteht die Möglichkeit,<br />

Mobilität in ihrer zeitlichen Entwicklung zu betrachten<br />

(vgl. Kapitel 2.4).<br />

Darüber hinaus bietet sich eine kombinierte Auswertung<br />

der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> mit den jährlichen Ergebnissen des Mobilitätspanels<br />

(MOP) an. Auf diese Weise können die Vorteile<br />

der jeweiligen Studie gewinnbringend miteinander verknüpft<br />

werden, welche vereinfacht mit „große Querschnittsbefragung<br />

für einen Stichtag“ (<strong>MiD</strong>) versus „kleine Panelerhebung<br />

für den Zeitraum einer ganzen Woche“ (MOP)<br />

umschrieben werden können.


AUSWERTUNGSKONZEPT WEGEKETTEN<br />

Mobilität ist nicht nur eingebettet in den Kontext von Raum- und Siedlungsstruktur, Haushalt und Individuum,<br />

sie besitzt auch zahlreiche interne Abhängigkeiten. Diese sind umso höher, je mehr Aktivitäten<br />

miteinander verbunden werden. Welchen Aktivitäten Personen nachgehen, lässt sich aus den im<br />

Rahmen der Stichtagsabfrage erhobenen Wegezwecken ableiten. Aus der chronologischen Abfolge der<br />

Wegezwecke lassen sich Wegeketten bilden (Abbildung 2.3). Einfache Wegeketten wie „Wohnung – Arbeit<br />

– Wohnung“ bestehen lediglich aus einem Hin- und einem Rückweg. Bei komplexeren Wegeketten<br />

wie „Wohnung – Arbeit – Einkaufen – Holen – Freizeit – Wohnung“ werden verschiedene Aktivitätenziele<br />

angesteuert, bevor die Person an den Ursprungsort, in der Regel das eigene Zuhause, zurückkehrt.<br />

abbildung 2.3<br />

Sofern mehrere Aktivitäten miteinander verbunden werden, gibt es in der Regel eine Hauptaktivität<br />

(zum Beispiel Arbeit), der andere Aktivitäten vor- oder nachgelagert sind (zum Beispiel Kind zur Schule<br />

bringen, Einkaufen). Die Verkehrsmittelwahl ist in diesem Fall meist durch die Aktivität bestimmt, die<br />

den geringsten Spielraum für das Erreichen des entsprechenden Ortes hat. Welche Arten von Wegeketten<br />

gebildet werden, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Frauen legen im Durchschnitt<br />

komplexere Wegeketten zurück als Männer, da sie oft mehreren Verpflichtungen gleichzeitig nachkommen<br />

müssen, wie Erwerbstätigkeit, Kinderbetreuung, Versorgung des Haushalts. Eine wichtige Rolle<br />

spielt oft auch die Frage, wie hoch der „Umweg“ ist, um eine Hauptaktivität mit anderen Aktivitäten zu<br />

verbinden (Kirchhoff 2002, Kramer 2005).<br />

Die Analyse von Wege- beziehungsweise Aktivitätenketten spielt eine besonders wichtige Rolle im<br />

Rahmen der Modellierung des Personenverkehrs. Die Wegeketten setzen sich in diesem Fall aus der<br />

auf Personen bezogenen chronologischen Anordnung der Wegezwecke im betrachteten Zeitraum, in<br />

der Regel einem 24-Stunden-Tag, zusammen. Geht man davon aus, dass einem Wegezweck auch die<br />

entsprechende Aktivität zuzuordnen ist, lassen sich aus Wegemustern Aktivitätenketten ableiten und in<br />

diesen Ketten die Dauer von Aktivitäten bestimmen. Unterschiedliche Ansätze versuchen dabei, Verkehrsverhalten<br />

und die damit verbundenen Entscheidungen für einzelne Aktivitäten, Verkehrsmittel und<br />

räumliche Ziele in Modellen abzubilden. Die Modellierung kohärenter Aktivitätenketten, wie sie <strong>MiD</strong> zur<br />

Verfügung stellt, folgt dabei dem Grundsatz, Verkehrsverhalten im Modell als das Ergebnis voneinander<br />

abhängiger Entscheidungen für Aktivitäten und Wege zu interpretieren und umzusetzen.<br />

AUFBAU DER STUDIE<br />

15


2.3<br />

Definition grunDLegenDer Begriffe<br />

Der Studie Mobilität in Deutschland liegen eine Reihe von<br />

Begriffen zugrunde, deren Definition beziehungsweise<br />

genaue Abgrenzung bei der Interpretation der Ergebnisse<br />

zu berücksichtigen ist. Grundsätzlich sind zwei Arten von<br />

Begriffen zu unterscheiden:<br />

•<br />

•<br />

Begriffe, die Grundlage für die Abgrenzung des Erhebungsgegenstandes<br />

waren, wie zum Beispiel „Weg“ und<br />

„Reise“.<br />

Begriffe, die im Rahmen der Datenaufbereitung eine<br />

Rolle spielen, wenn beispielsweise aus Variablen mit<br />

Originärantworten der Befragten neue Variablen abgeleitet<br />

werden. Hierzu gehören Begriffe wie: Hauptwegezweck,<br />

Hauptverkehrsmittel.<br />

An dieser Stelle wird nur auf die für das Verständnis der<br />

Ergebnisdarstellung ab Kapitel 3 notwendigen Begriffe<br />

eingegangen. Eine umfangreichere Beschreibung <strong>MiD</strong>-spezifischer<br />

Begriffe ist dem Nutzerhandbuch zu entnehmen.<br />

Weg: Wie bei den früheren KONTIV-Erhebungen wird von<br />

einem Weg gesprochen, wenn sich eine Person außer<br />

Haus zu Fuß oder mit anderen Verkehrsmitteln von einem<br />

Ort zu einem anderen Ort bewegt. Hin- und Rückweg werden<br />

als zwei Wege gezählt. Erfolgt auf dem Weg zu einem<br />

Ziel der Umstieg zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln,<br />

so bleibt es weiterhin ein Weg. Pro Weg werden alle genutzten<br />

Verkehrsmittel erhoben, nicht jedoch der Zeitanteil<br />

und der Entfernungsanteil, der pro Weg auf die verschiedenen<br />

Verkehrsmittel entfällt.<br />

reise: Eine Reise definiert sich bei der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> nicht über<br />

eine Mindestentfernung, sondern über das Merkmal der<br />

Übernachtung. Im Sinne der <strong>MiD</strong> handelt es sich um eine<br />

Reise, wenn mindestens eine auswärtige Übernachtung<br />

angefallen ist.<br />

Regelmäßiger beruflicher Weg: Hierzu gehören alle<br />

regelmäßig von Personen durchgeführten Wege, die<br />

während der Arbeitszeit aufgrund ihres Berufs anfallen.<br />

Typische Berufsgruppen mit regelmäßigen beruflichen<br />

Wegen sind Handwerker, Busfahrer, Postboten, Vertreter<br />

und Lieferanten. Der Weg zur Arbeit gehört nicht zu den<br />

regelmäßigen beruflichen Wegen.<br />

16 AUFBAU DER STUDIE<br />

Wirtschaftsverkehr: Unter Wirtschaftsverkehr werden alle<br />

Wege in Ausübung des Berufs verstanden. Die meisten<br />

Wege des in der <strong>MiD</strong> ermittelten Wirtschaftsverkehrs<br />

werden über das separate Befragungsmodul zu den regelmäßigen<br />

beruflichen Wegen erfasst, das sich an spezielle<br />

Berufsgruppen (Busfahrer, Vertreter etc.) richtet. Doch<br />

auch bei Berufen, die nicht per se durch eine Vielzahl an<br />

beruflichen Wegen gekennzeichnet sind, fallen dienstliche<br />

Wege an. Wurde am Stichtag zum Beispiel eine Dienstreise<br />

unternommen, taucht dieser Weg im Wegeprotokoll unter<br />

der Wegezweckkategorie dienstlich auf. Der über die <strong>MiD</strong><br />

abgebildete Wirtschaftsverkehr setzt sich daher aus den<br />

rbW und den im Wegeprotokoll berichteten dienstlichen<br />

Wegen zusammen.<br />

hauptverkehrsmittel: Pro Weg wurden alle genutzten Ver-<br />

kehrsmittel erfasst. Wurde nur ein Verkehrsmittel genutzt,<br />

so war dieses das Hauptverkehrsmittel. Besteht ein Weg<br />

dagegen aus mehreren Etappen, für die unterschiedliche<br />

Verkehrsmittel genutzt wurden, wird das Verkehrsmittel zum<br />

Hauptverkehrsmittel erklärt, mit dem aller Wahrscheinlichkeit<br />

nach die längste Teilstrecke des Weges zurückgelegt<br />

wurde. Dazu wird auf die bereits bei den KONTIV-Erhebungen<br />

und der <strong>MiD</strong> 2002 verwendete und in Tabelle 2.2<br />

dargestellte Hierarchie der Verkehrsmittel zurückgegriffen.<br />

Die Kennziffern in der linken Spalte geben den Rang der<br />

Verkehrsmittel an. Das ranghöchste der genutzten Verkehrsmittel<br />

erhält den Status des Hauptverkehrsmittels des<br />

Weges. Der rechten Spalte der Tabelle ist zu entnehmen,<br />

wie die Verkehrsmittel für die Bestimmung des ranghöchsten<br />

Verkehrsmittels in der Variablen Hauptverkehrsmittel in<br />

Kategorien zusammengefasst sind.


tabelle 2.2<br />

Hierarchie der Verkehrsmittel zur Bestimmung des Hauptverkehrsmittels<br />

Rang Verkehrsmittel<br />

Hauptverkehrsmittel<br />

1 Flugzeug ÖPV<br />

2 Reisebus ÖPV<br />

3 Fernzug ÖPV<br />

4 Schiff, Fähre ÖPV<br />

Kategorie<br />

der Variable<br />

Hauptverkehrsmittel<br />

5 Lkw als Fahrer MIV-Fahrer<br />

6 Lkw als Mitfahrer MIV-Mitfahrer<br />

7 S-Bahn, Nahverkehrszug ÖPV<br />

8 U-Bahn, Straßenbahn ÖPV<br />

9 Linienbus, Stadtbus ÖPV<br />

10 Taxi ÖPV<br />

11 Pkw als Fahrer MIV-Fahrer<br />

12 Pkw als Mitfahrer MIV-Mitfahrer<br />

13 Motorrad als Fahrer MIV-Fahrer<br />

14 Motorrad als Mitfahrer MIV-Mitfahrer<br />

15 Moped, Mofa MIV-Fahrer<br />

16 Fahrrad Fahrrad<br />

17 zu Fuß zu Fuß<br />

18 anderes Verkehrsmittel ÖPV<br />

hauptwegezweck: Im Rahmen der <strong>MiD</strong> erfolgte eine differenzierte<br />

Erfassung des Wegezwecks, für die mehr als<br />

40 Detailzwecke vorgesehen waren. Bei der Variable<br />

Hauptwegezweck wurde die Anzahl der Zwecke auf die<br />

sieben wesentlichen reduziert. Zudem wurde den Rückwegen<br />

vom vorherigen Weg und den Wegen nach Hause<br />

der Zweck des zuvor genannten Weges zugeordnet. Damit<br />

hat der Hauptwegezweck folgende Ausprägungen: Arbeit,<br />

dienstlich, Ausbildung, Einkauf, Erledigung, Freizeit,<br />

Begleitung.<br />

Beim Wegezweck Arbeit handelt es sich um den Weg zur<br />

Arbeitsstätte, der Wegezweck dienstlich steht für Wege<br />

während der Arbeitszeit. Erledigungen können zum Beispiel<br />

ein Arztbesuch oder ein Behördengang sein. Bei Begleitwegen<br />

hat die berichtende Person eine andere Person<br />

begleitet, zum Beispiel hat eine Mutter ihr Kind zur Schule<br />

gebracht. Während in diesem Fall beim Kind der Wegezweck<br />

Ausbildung angegeben ist, wird der Weg bei der<br />

Mutter dem Wegezweck Begleitung zugeordnet.<br />

Ökonomischer status: Der ökonomische Status eines<br />

Haushalts wird nach dem Prinzip des Äquivalenzeinkommens<br />

bestimmt, das sich in der Sozial- und Armutsforschung<br />

für Analysen der Einkommensverteilung etabliert<br />

hat. Das Äquivalenzeinkommen ist ein Pro-Kopf-Einkommen,<br />

bei dessen Berechnung das Haushaltseinkommen<br />

nicht wie häufig üblich durch die Anzahl, sondern durch<br />

eine nach Alter und Haushaltsgröße gewichtete Summe der<br />

Haushaltsmitglieder geteilt wird. Hintergrund dafür ist, dass<br />

die Pro-Kopf-Einkommen von unterschiedlich großen Haushalten<br />

nach klassischer Berechnung nur eingeschränkt<br />

vergleichbar sind, da sie Einspareffekte bei größeren<br />

Haushalten (zum Beispiel durch gemeinsame Nutzung<br />

von Wohnraum oder Haushaltsgeräten) nicht angemessen<br />

berücksichtigen. Ohne die Gewichtung würden Familien<br />

überproportional oft in niedrigere Einkommensgruppen<br />

eingruppiert. In Anlehnung an die neue Berechnungsskala<br />

der OECD gehen Kinder bis zu 14 Jahren mit dem Faktor<br />

0,3 ein. Von den Personen ab 15 Jahren im Haushalt erhält<br />

eine Person den Gewichtungsfaktor 1; alle weiteren Personen<br />

ab 15 Jahren werden mit 0,5 gewichtet.<br />

Für eine vierköpfige Familie mit zwei Kindern unter<br />

14 Jahren ergibt sich so eine gewichtete Haushaltsgröße<br />

von 1 + 0,5 + 0,3 + 0,3 = 2,1 statt einer ungewichteten<br />

Haushaltsgröße von 4.<br />

Anhand einer Matrix aus Haushaltsnettoeinkommen und<br />

gewichteter Haushaltsgröße wird jeder Haushalt einer von<br />

fünf Kategorien des ökonomischen Status zugeordnet, die<br />

von sehr niedrig bis sehr hoch reichen. Bei Haushalten,<br />

für die keine Angabe zum Haushaltseinkommen vorliegt<br />

(13 Prozent), erfolgt die Zuordnung über den Pkw-Status.<br />

Sofern kein Pkw vorhanden ist oder keine Angabe zum<br />

Haushaltsauto vorliegt, wird der ökonomische Status über<br />

den Local-Wohnquartierstyp (ein von infas GEOdaten<br />

entwickelter Indikator für die Wohnlage von Haushalten)<br />

bestimmt.<br />

AUFBAU DER STUDIE<br />

17


2.4<br />

VergLeich Der stuDie <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> Mit<br />

anDeren MoBiLitÄtserheBungen<br />

In den letzten Jahren und Jahrzehnten wurde eine Reihe<br />

von Mobilitätserhebungen durchgeführt. Die bestehenden<br />

Mobilitätserhebungen lassen sich einerseits nach ihrem<br />

Inhalt in Erhebungen zur alltäglichen Mobilität, zum Fernverkehr<br />

und zum Wirtschaftsverkehr unterscheiden. Da die<br />

<strong>MiD</strong> alle drei Aspekte abdeckt, sind alle Studien zu diesen<br />

Themen relevant. Andererseits können Studien nach ihrer<br />

Erhebungseinheit in Personenerhebungen und Fahrzeugerhebungen<br />

unterteilt werden. Nachfolgend werden die<br />

wichtigsten Erhebungen, auch hinsichtlich ihrer Kompatibilität<br />

mit der <strong>MiD</strong> vorgestellt (vgl. Nobis, Luley 2005). Daran<br />

anschließend wird die langfristige Entwicklung im Verkehr<br />

über die Betrachtung grundlegender Mobilitätskenngrößen<br />

auf der Basis von <strong>MiD</strong>, MOP und KONTIV 1982 abgebildet.<br />

erhebungen zur alltagsmobilität<br />

• KONTIV – Kontinuierliche Erhebung zum Verkehrsverhalten<br />

1976, 1982 und 1989: Die KONTIV-Erhebung<br />

1976 ist die erste auf Westdeutschland bezogene<br />

bundesweite Erhebung zum Mobilitätsverhalten. In den<br />

Jahren 1982 und 1989 wurde sie mit jeweils ähnlichem<br />

Design wiederholt. Den KONTIV-Erhebungen kommt für<br />

die Darstellung der Langfristentwicklung von Mobilität<br />

eine besondere Bedeutung zu.<br />

Da es explizit Ziel der <strong>MiD</strong> war, an die Tradition der<br />

KONTIV-Erhebungen anzuknüpfen, entsprechen sich<br />

beide Erhebungen in ihren Kernelementen. Dennoch<br />

gibt es eine Reihe von Unterschieden, die einen<br />

Vergleich der Erhebungen erschweren. Dies betrifft zunächst<br />

die betrachtete Grundgesamtheit. So fehlen bei<br />

den KONTIV-Erhebungen die Wege von Kindern unter<br />

zehn Jahren (1976, 1982) beziehungsweise unter sechs<br />

Jahren (1989). Darüber hinaus gibt es eine Reihe methodischer<br />

Effekte, so dass Unterschiede der Ergebnisse<br />

nicht automatisch ein geändertes Verkehrsverhalten<br />

bedeuten (vgl. infas, DIW 2001).<br />

• SrV – System repräsentativer Verkehrsbefragungen:<br />

Das System repräsentativer Verkehrsbefragungen ist ein<br />

Instrument, das an der TU Dresden zur Gewinnung von<br />

Daten zum städtischen Personenverkehr in der DDR<br />

entwickelt wurde. Es ist gewissermaßen das Pendant<br />

zur KONTIV, mit einem allerdings anderen räumlichen<br />

Kontext. Inzwischen liegen Daten für die Jahre 1972,<br />

1977, 1982, 1987, 1991, 1994, 1998, 2003 und <strong>2008</strong><br />

vor. Die Erhebung wird jeweils zeitgleich in mehreren<br />

18 AUFBAU DER STUDIE<br />

Städten und Gemeinden durchgeführt. 1998 hat sich mit<br />

Frankfurt am Main erstmals eine westdeutsche Stadt<br />

an der Erhebung beteiligt. Im Rahmen der SrV wurden<br />

bis 2003 mit wenigen Ausnahmen Daten für sogenannte<br />

mittlere Werktage (Dienstag bis Donnerstag)<br />

erhoben. Der Erhebungszeitraum war jeweils April bis<br />

Juni. <strong>2008</strong> wurde die Erhebung erstmals über ein Jahr<br />

gestreckt, und alle Wochentage wurden einbezogen.<br />

Die SrV-Ergebnisse werden sowohl für jede beteiligte<br />

Stadt als auch aggregiert für verschiedene Stadtgrößen<br />

ausgewertet. Auftraggeber sind Kommunen, Länder<br />

sowie Verkehrsunternehmen (http://www.tu-dresden.de/<br />

srv/SrV_Web/; Badrow et al. 2002).<br />

Mit dem erklärten Ziel, kompatibel zur bundesweiten<br />

Erhebung <strong>MiD</strong> zu sein, wurde das Design der SrV<br />

zunehmend der <strong>MiD</strong> angepasst. Ein Vergleich der Daten<br />

ist daher insbesondere für die letzten Erhebungen möglich.<br />

Die Ergebnisse der SrV ergänzen die Reichweite<br />

der <strong>MiD</strong>-Ergebnisse um eine empirische Vertiefung<br />

der Mobilitätsentwicklung in einzelnen Städten beziehungsweise<br />

im Stadtverkehr insgesamt. Aufgrund der<br />

unterschiedlichen räumlichen Abgrenzung – Städteerhebung<br />

SrV versus bundesweite Erhebung <strong>MiD</strong> – muss<br />

allerdings darauf geachtet werden, dass die Ergebnisse<br />

jeweils für die gleiche Raumkategorie gegenübergestellt<br />

werden.<br />

• MOP – Mobilitätspanel: Das Deutsche Mobilitätspanel ist<br />

eine als Panel angelegte Studie zum Mobilitätsverhalten.<br />

Sie wird vom Institut für Verkehrswesen der Universität<br />

Karlsruhe im Auftrag des Bundesministeriums für<br />

Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) durchgeführt.<br />

Die Personen derselben Haushalte werden über<br />

insgesamt drei Jahre hinweg einmal pro Jahr zu ihrem<br />

Mobilitätsverhalten befragt. Jeweils im Herbst werden<br />

die Teilnehmer gebeten, eine Woche lang ein Wegetagebuch<br />

zu führen. Befragt werden alle Haushaltsmitglieder<br />

ab einem Alter von zehn Jahren. Die Stichprobe besteht<br />

jährlich aus rund 1.000 Haushalten mit rund 1.500 Berichtspersonen,<br />

von denen zwei Drittel Wiederholer der<br />

Befragung sind. Das verbleibende Drittel wird neu für<br />

das Panel angeworben. Die Hälfte der Pkw-besitzenden<br />

Haushalte wird zusätzlich zu den Fahrleistungen und<br />

dem Benzinverbrauch der im Haushalt vorhandenen<br />

Pkw befragt. Die Panelerhebung begann 1994 mit<br />

einer zunächst kleinen, rein westdeutschen Stichprobe,<br />

die nach und nach aufgestockt wurde und seit 1999<br />

repräsentativ für alle deutschsprachigen Haushalte der<br />

gesamten Bundesrepublik Deutschland ist


(http://mobilitaetspanel.ifv.uni-karlsruhe.de/).<br />

Die Ansätze von MOP und <strong>MiD</strong> sind grundsätzlich kompatibel,<br />

da sich die erhobenen Merkmale insbesondere<br />

der Wege weitgehend entsprechen. Beim Ergebnisvergleich<br />

muss allerdings beachtet werden, dass beim MOP<br />

im Gegensatz zur <strong>MiD</strong> nur Personen ab zehn Jahren<br />

befragt werden.<br />

erhebungen zum fernverkehr<br />

• INVERMO – Intermodale Vernetzung, Fernverkehrspanel:<br />

Da Fernreisen für den überwiegenden Teil der<br />

Bevölkerung ein seltenes Ereignis sind, können sie über<br />

Stichtagsabfragen nur unzureichend abgebildet werden.<br />

Im Rahmen des Projektes wurde daher ein spezielles<br />

Erhebungsdesign aus Querschnitts-, Panel- und Längsschnittuntersuchung<br />

angewendet, um diesen Ausschnitt<br />

des Mobilitätsverhaltens näher zu analysieren. Die Erhebung<br />

der Daten erfolgte in den Jahren 2000 bis 2003<br />

(Last et al. 2004; http://verkehrspanel.ifv.uni-karlsruhe.<br />

de/).<br />

Da Fernreisen bei INVERMO nicht über die Übernachtung<br />

wie bei der <strong>MiD</strong> definiert sind, sondern über die<br />

Mindestentfernung von 100 Kilometern, ist der Vergleich<br />

der Ergebnisse von INVERMO und <strong>MiD</strong> nur sehr eingeschränkt<br />

möglich.<br />

• DATELINE – Design and Application of a Travel Survey<br />

for European Long-distance Trips based on an International<br />

Network of Expertise: Das Projekt DATELINE<br />

wurde über das 5. Rahmenprogramm der EU gefördert<br />

mit dem Ziel, ein europaweit einheitliches Erhebungsdesign<br />

und eine einheitliche Methode für die Erhebung von<br />

Fernreisen zu entwickeln. In 2001 und 2002 wurden parallel<br />

in 15 EU-Staaten jeweils über einen Zeitraum von<br />

12 Monaten Daten zu Fernreisen gesammelt (Socialdata<br />

2003, University of Maribor 2003).<br />

Auch bei DATELINE sind Reisen über die Entfernung<br />

von mindestens 100 Kilometern definiert und nicht über<br />

die Übernachtung. Dementsprechend ist auch DATE-<br />

LINE nur sehr bedingt mit der <strong>MiD</strong> vergleichbar.<br />

erhebung zum Wirtschaftsverkehr<br />

• KiD – Kraftfahrzeugverkehr in Deutschland: Mit der<br />

Studie „Kraftfahrzeugverkehr in Deutschland“ wurde im<br />

Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und<br />

Wohnungswesen in 2001/2002 erstmals eine flächendeckende<br />

Verkehrsbefragung der Kfz-Halter zum Privatund<br />

Wirtschaftsverkehr durchgeführt. Ab November<br />

2009 findet die Erhebung im Auftrag des<br />

Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

(BMVBS) erneut über eine Dauer von zwölf Monaten<br />

unter dem Titel “Kraftfahrzeugverkehr in Deutschland<br />

(KiD) 2010” statt (www.kid2010.de). Basis der Erhebung<br />

ist eine Stichprobe von Kfz-Haltern aus dem Zentralen<br />

Fahrzeugregister des Kraftfahrtbundesamtes (KBA). Der<br />

Kfz-Halter oder die Person, die an einem vorgegebenen<br />

Stichtag das Fahrzeug nutzt, dokumentiert alle mit dem<br />

Kfz am Stichtag durchgeführten Fahrten. Darüber hinaus<br />

werden allgemeine Fragen zur Nutzung des Fahrzeugs<br />

und zum Fahrzeughalter gestellt. Die Kompatibilität<br />

von KiD und <strong>MiD</strong> ist in Bezug auf die Abgrenzung des<br />

Untersuchungsgegenstandes grundsätzlich gegeben.<br />

Im Vorfeld der Erhebung der <strong>MiD</strong> 2002 und der KiD<br />

2002 wurden im Rahmen von Abstimmungsgesprächen<br />

„Scharnierfragen“ definiert, die eine Verzahnung<br />

der KiD mit dem Modul zum Wirtschaftsverkehr der<br />

<strong>MiD</strong> über die Personenmerkmale des Fahrers und die<br />

Merkmale des benutzten Fahrzeugs ermöglichen (vgl.<br />

infas, DIW 2001). Studien zum Wirtschaftsverkehr,<br />

die auf beiden Erhebungen basieren, zeigen die sich<br />

zum Teil ergänzenden Auswertungsmöglichkeiten der<br />

beiden Erhebungen auf. Aufgrund des unterschiedlichen<br />

Stichprobenansatzes – Personen- versus Kfz-Stichprobe<br />

– werden aber auch die Probleme einer vergleichenden<br />

Datenauswertung und die zum Teil deutlich voneinander<br />

abweichenden Ergebnisse der Studien sichtbar (vgl.<br />

Nobis, Luley 2007).<br />

entwicklung der Mobilität über die Zeit<br />

Die zeitliche Entwicklung des alltäglichen Mobilitätsverhaltens<br />

wird im Folgenden anhand der Ergebnisse von <strong>MiD</strong>,<br />

MOP und KONTIV dargestellt. Die SrV – obwohl sie das<br />

Pendant zur westdeutschen KONTIV ist –, wird dabei nicht<br />

berücksichtigt. Grund hierfür ist der auf räumlicher Ebene<br />

eingegrenzte Ansatz der Städtestichprobe.<br />

Ein Vergleich unterschiedlicher Datenquellen ist stets mit<br />

Vorsicht durchzuführen. Die Gegenüberstellung aktueller<br />

Studien mit der KONTIV macht es jedoch möglich, die<br />

Mobilitätsentwicklung in einen längeren zeitlichen Kontext<br />

zu stellen. Über den Vergleich der parallel laufenden Erhebungen<br />

<strong>MiD</strong> und MOP können gegenwärtige Trends besser<br />

eingeordnet werden.<br />

Auch wenn die Kompatibilität der Studien – wie dar gestellt<br />

– grundsätzlich gegeben ist, müssen beim Vergleich von<br />

<strong>MiD</strong>, MOP und KONTIV einige Unterschiede berücksichtigt<br />

AUFBAU DER STUDIE<br />

19


werden. Hierzu gehören die Unterschiede in den betrachteten<br />

Grundgesamtheiten. Da bei der KONTIV 1982 sowie<br />

beim MOP nur Personen ab zehn Jahren einbezogen sind,<br />

wurde bei der hier dargestellten Berechnung der Ergebnisse<br />

auf Basis der <strong>MiD</strong> ein entsprechender Altersfilter gesetzt.<br />

Überdies sind selbst auf den ersten Blick gleiche Merkmale<br />

im Detail oft anders definiert und abgegrenzt. Des Weiteren<br />

wirken sich Unterschiede bei den Erhebungsinstrumenten<br />

und beim Erhebungszeitraum auf die ermittelten Werte<br />

aus. Sofern diese Unterschiede berücksichtigt werden,<br />

ist eine Vergleichbarkeit der Studien jedoch gegeben. Die<br />

<strong>MiD</strong> hat die Tradition der KONTIV fortgesetzt. Trotz der<br />

Weiterentwicklung des Erhebungsinstruments wurde großer<br />

Wert auf die Vergleichbarkeit mit den KONTIV-Erhebungen<br />

gelegt, so dass grundlegende Definitionen wie zum Beispiel<br />

Stichtag, Weg und Verkehrsmittel gleich geblieben sind.<br />

Viele Veränderungen zwischen 1982 und 2002 spielen sich<br />

zudem in einer Größenordnung ab, bei der ausgeschlossen<br />

werden kann, dass diese ausschließlich auf Unterschiede in<br />

der Art der Erhebung zurückzuführen wären.<br />

Tabelle 2.3 stellt die Ergebnisse der verschiedenen Studien<br />

für zentrale Mobilitätsgrößen im Überblick vor. Die Ergebnisse<br />

lassen eine deutliche Veränderung der Verkehrsnachfrage<br />

seit 1982 erkennen. Im Zeitraum eines Vierteljahrhunderts<br />

sind die Deutschen mobiler geworden. Dies drückt<br />

sich vor allem in einem höheren Anteil an Personen aus, die<br />

an einem durchschnittlichen Tag das Haus verlassen, und<br />

der damit verknüpften leicht höheren Wegezahl.<br />

Seit 1982 haben auch die Wegeentfernungen – sowohl<br />

des einzelnen Weges als auch der Tagesstrecke – deutlich<br />

zugenommen. Dieses Ergebnis hat weniger mit einer<br />

höheren als vielmehr mit einer veränderten Mobilität zu tun,<br />

da nahräumliche Ziele oft zugunsten von weiter entfernten<br />

Zielen aufgegeben worden sind. Die weiteren Entfernungen<br />

werden erst durch den höheren Anteil des Autos an allen<br />

Wegen möglich. Die Zunahme der Wege mit dem Auto ging<br />

dabei zu Lasten von Fußwegen. Auch die ÖV-Wege haben<br />

vor allem in Bezug auf die Personenkilometer verloren. Dieser<br />

zwischen 1982 und 2002 sehr deutlich zu erkennende<br />

Trend der zunehmenden Dominanz des Pkw setzt sich von<br />

2002 nach <strong>2008</strong> nicht fort. Innerhalb von sechs Jahren sind<br />

zwar nur geringfügige Veränderungen zu erkennen. Die<br />

Entwicklung ist dennoch bedeutend, da sie genau gegenläufig<br />

zu dem von 1982 bis 2002 festzustellenden Trend<br />

ist und sich sowohl in den Daten der <strong>MiD</strong> als auch des<br />

MOP andeutet: So ist für <strong>2008</strong> gegenüber 2002 ein leichter<br />

20 AUFBAU DER STUDIE<br />

Rückgang des MIV und gleichzeitig eine leichte Zunahme<br />

von ÖV und Fahrradverkehr zu verzeichnen.<br />

Deutliche Verschiebungen zeigen sich auch bei den Wegezwecken.<br />

Während der Anteil der Wege zur Arbeit von 1982<br />

bis <strong>2008</strong> sehr stark an Bedeutung verloren hat, ist der Anteil<br />

der Einkaufswege im selben Maß angestiegen.<br />

Die Ergebnisse von <strong>MiD</strong> und MOP decken sich in vielen<br />

Punkten und unterstreichen damit die langfristige Trendentwicklung.<br />

Vor allem ein Wert wird von allen drei Wellen<br />

des MOP sowie den beiden Erhebungen der <strong>MiD</strong> identisch<br />

ermittelt: die durchschnittliche Unterwegszeit bezogen auf<br />

alle Personen. Mit einer Abweichung von plus/minus einer<br />

Minute erweist sich dieser Wert als sehr stabil.<br />

Deutlich voneinander abweichende Ergebnisse zwischen<br />

<strong>MiD</strong> und MOP gibt es nur in einem Punkt: der Mobilitätsquote.<br />

Bei der <strong>MiD</strong> fällt der Anteil mobiler Personen niedriger<br />

aus als bei den drei Wellen des MOP. Dies ist mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit auf ein Methodenartefakt zurückzuführen.<br />

Die Nonresponse-Analyse bei der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> macht<br />

deutlich, dass bei Befragungen zur alltäglichen Mobilität<br />

Personen mit wenig bis keinen Wegen tendenziell unterrepräsentiert<br />

sind. Da bei der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> in deutlich höherem<br />

Umfang die Möglichkeit bestand, anfängliche Verweigerer<br />

schließlich doch für die Teilnahme an der Studie zu gewinnen,<br />

konnten von der eher zur Verweigerung neigenden<br />

Gruppe der Wenig- und Nichtmobilen offensichtlich mehr<br />

Personen für die Studie rekrutiert werden als dies beim<br />

MOP der Fall war (vgl. Methodenbericht, Kapitel 5.2). Dementsprechend<br />

fällt der Anteil mobiler Personen beim MOP<br />

höher aus. Beim MOP kommt erschwerend hinzu, dass die<br />

Aufforderung, an drei Erhebungswellen teilzunehmen, eine<br />

zusätzliche Hürde darstellt, wenn es darum geht, potenzielle<br />

Verweigerer für die Studie zu gewinnen.<br />

Ab Kapitel 3 bezieht sich die Darstellung ausschließlich auf<br />

die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong>, wobei den Werten an verschiedenen Stellen<br />

Vergleichswerte für 2002 gegenübergestellt werden.


tabelle 2.3<br />

Zentrale Mobilitätskenngrößen – <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> und 2002, MOP und KONTIV 1982, nur Personen ab zehn Jahren<br />

kontiV<br />

1982<br />

Anteil mobiler Personen % 82 91 91 92 85 89<br />

Wege pro Person und Tag Anzahl 3,0 3,6 3,5 3,4 3,3 3,5<br />

Wege pro mobiler Person und Tag Anzahl 3,7 3,9 3,8 3,7 3,9 3,9<br />

Tagesstrecke pro Person und Tag km 31 40 39 40 39 41<br />

Tagesstrecke pro mobiler Person und Tag km 37 43 42 44 45 46<br />

Unterwegszeit pro Person (ohne rbW) h:min 1:12 1:21 1:19 1:20 1:20 1:20<br />

Unterwegszeit pro mobiler Pers. (ohne rbW) h:min 1:27 1:28 1:26 1:27 1:27 1:30<br />

durchschnittliche Wegelänge km 10,0 11,1 11,0 11,8 11,7 11,8<br />

Modal Split – Basis Wege<br />

Zu Fuß 29 22 24 22 22 23<br />

Fahrrad 11 8 10 11 9 10<br />

%<br />

MIV-Fahrer 37 45 43 42 48 47<br />

MIV-Mitfahrer 13 14 14 13 13 12<br />

ÖV 10 10 9 11 9 9<br />

Modal Split – Basis Pkm<br />

Zu Fuß 3 3 3 3 3 3<br />

Fahrrad 3 2 3 3 3 3<br />

%<br />

MIV-Fahrer 50 54 54 48 60 58<br />

MIV-Mitfahrer 24 22 22 21 19 20<br />

ÖV 20 19 18 24 15 16<br />

Wegezweck*<br />

Arbeit 21 15 15 15 16 15<br />

Ausbildung 8 4 5 5 5 4<br />

%<br />

dienstlich/geschäftlich 6 5 5 6 8 7<br />

Einkauf/ Erledigung 30 37 38 38 37 38<br />

Freizeit 35 38 37 36 34 35<br />

Personen ab zehn Jahren<br />

* Bei der KONTIV 1982 wurde der Wegezweck Begleitung nicht erhoben. Bei den Werten in der Tabelle wurden die in der <strong>MiD</strong> 2002<br />

und <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> erhobenen Begleitwege je zur Hälfte den Einkaufs- und Freizeitwegen zugeschlagen.<br />

Pkm = Personenkilometer<br />

Quelle: <strong>MiD</strong> 2002, <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong>; MOP, KONTIV 82: Laufende Panelstatistik, Institut für Verkehrswesen, Universität Karlsruhe<br />

MoP<br />

1998<br />

MoP<br />

2002<br />

MoP<br />

<strong>2008</strong><br />

<strong>MiD</strong><br />

2002<br />

AUFBAU DER STUDIE<br />

<strong>MiD</strong><br />

<strong>2008</strong><br />

21


3.<br />

ergeBnisse <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> –<br />

grunDausWertung<br />

Mobilität gehört zur alltäglichen Erfahrung von Menschen.<br />

Ohne Fortbewegung im Raum sind die Ausübung von<br />

Aktivitäten und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben<br />

nicht möglich. Wie sich individuelle Mobilität gestaltet,<br />

hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Die konkreten<br />

Lebensumstände einer Person sind entscheidend, genauso<br />

wie die Wohnortlage, die Entfernung zu Infrastruktureinrichtungen<br />

oder das Mobilitätsangebot, um nur einige Faktoren<br />

zu nennen. All dies mündet in eine individuelle Ausprägung<br />

von Mobilität, die sich in unterschiedlichen verkehrlichen<br />

Nachfragemustern und Verkehrsströmen widerspiegelt.<br />

In Kapitel 3 werden die Ergebnisse der Grundauswertung<br />

der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> dargestellt. In drei Hauptabschnitten<br />

– 3.1 Zentrale Mobilitätskenngrößen für Deutschland, 3.2<br />

Differenzierung der Mobilitätskenngrößen und 3.3 Analyse<br />

spezifischer Teilbereiche – wird die breite Palette an<br />

Themen, die mit dieser Studie aufgegriffen werden können,<br />

abgebildet:<br />

Kapitel 3.1 stellt die zentralen Mobilitätskenngrößen –<br />

Mobilitätsquote und mittlere Wegezahl, Personenverkehrsaufkommen<br />

und -leistung, Modal Split, durchschnittliche<br />

Entfernungen und Unterwegszeiten – zunächst für ganz<br />

Deutschland vor. Damit wird ein erster Überblick über die<br />

gegenwärtige Ausprägung der Mobilität in Deutschland<br />

gegeben. Die Dynamik des Geschehens der letzten Jahre<br />

wird sichtbar gemacht durch Vergleiche mit den entsprechenden<br />

Werten für 2002.<br />

In den nachfolgenden Kapiteln 3.2.1 bis 3.2.3 wird tiefer<br />

differenziert anhand der Faktoren Raum- und Siedlungsstruktur<br />

sowie Haushalts- und Personenmerkmale. Es<br />

geht zum einen darum, den Einfluss abzubilden, den diese<br />

Faktoren auf alltägliche Mobilität haben. Der Einfluss selbst<br />

ergibt sich aus der Ausstattung von Räumen und Haushalten,<br />

zum Beispiel mit Infrastruktur und Fahrzeugen, aber<br />

auch aus Voraussetzungen, die Individuen für die Realisie-<br />

22 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

rung von Mobilität mitbringen. Also beispielsweise: Welche<br />

Haushaltseinkommen stehen zur Verfügung? Wer besitzt<br />

einen Führerschein? Wer verfügt über eine Zeitkarte für den<br />

Öffentlichen Verkehr? Zum anderen werden Nutzungsunterschiede<br />

dargestellt, die als Ergebnis dieser Einflüsse zu<br />

verstehen sind.<br />

Im letzten Teil von Kapitel 3, den Kapiteln 3.3.1 bis 3.3.7,<br />

werden wesentliche Teilbereiche des alltäglichen Mobilitätsverhaltens<br />

aufgegriffen. So werden die verschiedenen<br />

Verkehrsarten, das wegezweckspezifische Mobilitätsverhalten,<br />

der Tages-, Wochen- und Jahresgang im Verkehr sowie<br />

die Themen subjektive Einschätzung der Erreichbarkeit und<br />

Reisen näher beleuchtet. Ziel ist es, sich den unterschiedlichen<br />

Facetten der Verkehrsentwicklung zu nähern, die aus<br />

dem Mobilitätsbedürfnis und dem Mobilitätsverhalten der<br />

Bevölkerung insgesamt, aber auch spezifischer Bevölkerungsgruppen,<br />

resultieren. Dabei geht es auch hier nicht<br />

nur darum, die aktuelle Situation darzustellen, sondern<br />

darüber hinaus den Wandel gegenüber 2002 festzuhalten.<br />

Die im vorliegenden Bericht dargestellten Werte für 2002<br />

unterscheiden sich zum Teil leicht von den im Endbericht<br />

2002 aufgeführten Ergebnissen. Grund hierfür sind die<br />

leicht variierenden Werte für 2002 je nachdem auf welche<br />

Datenquelle zurückgegriffen wird (Tabellenband, Datensätze,<br />

Tabellierungswerkzeug MiT). Da sich für einen Vergleich<br />

beider Jahre zumeist eine der Datenquelle besonders<br />

eignet (vgl. Nutzerhandbuch, Kapitel 2.3), war es nicht<br />

immer möglich, den Wert aus dem Endbericht 2002 zu<br />

übernehmen.<br />

Ein weiterer Unterschied ergibt sich im Falle der regelmäßigen<br />

beruflichen Wege (rbW), aufgrund ihrer unterschiedlichen<br />

Einarbeitung in den Datensatz (siehe<br />

Nutzerhandbuch, Kapitel 2.3). Für <strong>2008</strong> können wichtige<br />

Mobilitätskennwerte auf Wegeebene nunmehr automatisch<br />

mit rbW ausgegeben werden. Sofern nicht explizit anders<br />

vermerkt, beziehen sich alle nachfolgenden Abbildungen<br />

jeweils auf alle Wege inklusive der rbW.


3.1 ZentraLe MoBiLitÄtskenngrÖssen<br />

!<br />

fÜr DeutschLanD<br />

90 Prozent aller Personen gehen an einem<br />

durchschnittlichen Tag aus dem Haus; im<br />

Durchschnitt werden 3,4 Wege pro Tag zurückgelegt.<br />

Gegenüber 2002 sind das plus vier<br />

Prozentpunkte bei der Mobilitätsquote und plus<br />

0,1 Wege – das heißt: die Mobilität in Deutschland<br />

ist weiter leicht gewachsen.<br />

Ingesamt werden pro Tag in Deutschland im<br />

Personenverkehr 281 Mio. Wege (Verkehrsaufkommen)<br />

und 3,2 Mrd. Personenkilometer<br />

(Verkehrsleistung) zurückgelegt. Damit bleiben<br />

die Wachstumsraten gegenüber 2002 moderat.<br />

2002 betrug das Verkehrsaufkommen 272 Mio.<br />

Wege pro Tag, die Verkehrsleistung lag bei<br />

täglich 3.044 Mio. Personenkilometern.<br />

Der Pkw bleibt das wichtigste Verkehrsmittel,<br />

das Wachstum im MIV ist aber deutlich abgeschwächt.<br />

Im Gegenzug nehmen Öffentlicher<br />

Verkehr und Nicht-motorisierter Individualverkehr<br />

leicht an Bedeutung zu. Möglicherweise<br />

deutet sich hier eine Trendwende an.<br />

Freizeit und Einkaufen sind die häufigsten Gründe,<br />

um aus dem Haus zu gehen; zusammen<br />

bilden sie über 50 Prozent der Wegezwecke.<br />

Gleichzeitig geht die Bedeutung von Arbeitswegen<br />

und dienstlichen Wegen weiter zurück. Ein<br />

wichtiger Hintergrund hierfür sind die weitere<br />

Zunahme der Einpersonenhaushalte und der<br />

demografische Wandel.<br />

Der Spitzentag in punkto Mobilität ist der Freitag.<br />

Die Verkehrsleistung beträgt dann 3,8 Mrd.<br />

Personenkilometer gegenüber rund 3,0 Mrd.<br />

Personenkilometern an den anderen Werktagen.<br />

Mobilität ist ein komplexes Beziehungsgefüge, dessen<br />

wesentliche Charakteristika sich aber durchaus anhand von<br />

Kennwerten darstellen lassen. Dazu werden zwei Ebenen<br />

der Beschreibung herangezogen: Zum einen Kenngrößen<br />

auf der Ebene des Gesamtsystems (zum Beispiel die Summe<br />

aller an einem Tag zurückgelegten Wege und Personenkilometer)<br />

und zum anderen Kenngrößen auf der Ebene<br />

von Individuen (zum Beispiel die durchschnittliche Anzahl<br />

von Wegen einer Person an einem Tag). Im Folgenden werden<br />

die Ergebnisse der wichtigsten Kenngrößen für ganz<br />

Deutschland dargestellt.<br />

?<br />

Wie viele Menschen gehen täglich aus dem<br />

Haus und wie viele Wege legen sie zurück?<br />

Haben sich diese Zahlen seit 2002 verändert?<br />

anteiL MoBiLer Personen unD MittLere<br />

WegeZahL<br />

Eine zentrale Kenngröße zur Beschreibung von Mobilität ist<br />

der Anteil an Personen, die an einem Tag mindestens einmal<br />

das Haus verlassen und damit Verkehr „verursachen“.<br />

Bei der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> nähert sich dieser Wert der 90-Prozent-<br />

Marke. Damit gehen an einem durchschnittlichen Tag neun<br />

von zehn Personen außer Haus. Seit 2002 ist ein leichter<br />

Anstieg des Anteils mobiler Personen um vier Prozentpunkte<br />

zu verzeichnen. Der in Kapitel 2.4 bereits beschriebene<br />

langfristige Trend der zunehmenden Mobilitätsquote setzt<br />

sich damit weiter fort.<br />

Wird der Anteil mobiler Personen nach Wochentagen differenziert,<br />

zeigt sich wie 2002 ein mehr oder weniger gleich<br />

bleibender Anteil an den Werktagen. Am Sonntag hingegen<br />

steigt der Anteil der mobilen Personen im Vergleich zur <strong>MiD</strong><br />

2002 besonders stark an. Dennoch sind am Wochenende –<br />

vor allem am Sonntag – weit weniger Menschen mobil als in<br />

der Woche. Knapp 20 Prozent der Bevölkerung gehen am<br />

Sonntag nicht aus dem Haus (Abbildung 3.1).<br />

Im Jahr <strong>2008</strong> wurden durchschnittlich 3,4 Wege pro Person<br />

und Tag zurückgelegt (Abbildung 3.1). Werden nur mobile<br />

Personen betrachtet, steigt die Wegezahl auf knapp vier<br />

Wege an. Damit zeigt sich parallel zum Wachstum der<br />

Mobilitätsquote, wenngleich weniger deutlich ausgeprägt,<br />

gegenüber 2002 ein geringfügiger Anstieg der durchschnittlichen<br />

täglichen Wegezahl. Daraus lässt sich schließen,<br />

dass zwar die Zahl der Menschen, die aus dem Haus<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

23


gehen, zugenommen hat, gleichzeitig aber die einzelne<br />

mobile Person kaum mehr Wege zurücklegt als im Jahr<br />

2002. Betrachtet man die Zunahme an Wegen über die<br />

Woche verteilt, dann ergibt sich keine einheitliche Tendenz,<br />

allenfalls ein Trend zu mehr Wegen am Wochenende. Dies<br />

korrespondiert mit der gestiegenen Mobilitätsquote an<br />

Samstagen und Sonntagen. Zu berücksichtigen ist allerdings,<br />

dass – absolut gesehen – das Wochenende auch im<br />

Jahr <strong>2008</strong> die geringste Zahl an Wegen im Wochentagsvergleich<br />

aufweist.<br />

Anders verhält es sich mit den Personenkilometern. Von<br />

Montag bis Donnerstag liegt die Summe der Personenkilometer<br />

mit rund drei Mrd. Personenkilometer pro Tag<br />

deutlich unter der von Freitag bis Sonntag. Trotz geringerer<br />

Wegezahl werden pro Wochenendtag etwa zehn Prozent<br />

mehr Personenkilometer zurückgelegt. Die höchste Personenverkehrsleistung<br />

wird mit 3,8 Mrd. Personenkilometer<br />

freitags erzielt.<br />

abbildung 3.1<br />

24 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

Eine durchaus interessante Beobachtung ist der Trend zu<br />

nachlassenden durchschnittlichen Wegehäufigkeiten in den<br />

jüngeren Altersgruppen, der in Kapitel 4.2 aufgegriffen und<br />

in der Verknüpfung mit weiteren Hinweisen zu möglichen<br />

Verhaltensänderungen in der Gruppe der jüngeren Personen<br />

weiter diskutiert wird.<br />

VerkehrsaufkoMMen unD VerkehrsLeistung<br />

Die Anzahl der insgesamt an einem Tag zurückgelegten<br />

Wege (Verkehrsaufkommen) sowie die Summe der dabei<br />

zurückgelegten Kilometer (Verkehrsleistung) sind wichtige<br />

Kenngrößen zur Beschreibung des Gesamtvolumens im<br />

Personenverkehr. Im Jahr <strong>2008</strong> wurden an einem durchschnittlichen<br />

Tag 281 Mio. Wege zurückgelegt. Gegenüber<br />

2002 entspricht dies einer Zunahme des Gesamtaufkommens<br />

im Personenverkehr um etwa drei Prozent. Die Personenverkehrsleistung<br />

ist in derselben Zeit um rund sechs<br />

Prozent auf 3.214 Mio. Kilometer angestiegen (Abbildungen<br />

3.4 und 3.5).


Der allergrößte Teil der täglich zurückgelegten Wege bleibt<br />

deutlich unter 100 Kilometern. Weniger als zwei Prozent der<br />

Wege überschreiten diesen Wert. In diesen Fällen ist das<br />

Auto mit 85 Prozent das wichtigste Verkehrsmittel, die übrigen<br />

15 Prozent werden mit Verkehrsmitteln des Öffentlichen<br />

Verkehrs durchgeführt. Der wichtigste Wegezweck auf den<br />

langen Wegen ist mit 54 Prozent die Freizeit. Mit diesen<br />

Wegen lässt sich allerdings das Reiseverhalten der Bevölkerung<br />

in Deutschland nicht abbilden. Aus diesem Grund ist<br />

die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> um ein zusätzliches Modul zur Erfassung der<br />

Reisen ergänzt worden (vgl. Kapitel 3.3.7).<br />

?<br />

MoDaL sPLit, aBsoLute WegeZahLen unD<br />

PersonenkiLoMeter nach Verkehrs MitteLn<br />

Wie verteilen sich die Wege und Kilometer nun<br />

auf die einzelnen Verkehrsmittel?<br />

Beim Modal Split dominiert nach wie vor das Auto mit einem<br />

Anteil von 58 Prozent an allen Wegen (Abbildung 3.2). Der<br />

weitaus größte Anteil wird dabei als MIV-Fahrer zurückgelegt.<br />

Das zweitwichtigste Verkehrsmittel sind die eigenen<br />

Füße: Rund ein Viertel aller Alltagswege werden zu Fuß<br />

bewältigt. Erst danach folgen mit zehn beziehungsweise<br />

neun Prozent das Fahrrad und der Öffentliche Verkehr.<br />

abbildung 3.2<br />

Von 2002 nach <strong>2008</strong> ist es zu einer geringfügigen Veränderung<br />

der Verkehrsmittelanteile gekommen. Die Veränderung<br />

an sich erscheint zunächst marginal. Da sie in ihrer<br />

Tendenz aber gegenläufig zur Entwicklung zwischen 1982<br />

und 2002 ist, ist sie gleichwohl bemerkenswert. Während<br />

zwischen 1982 und 2002 eine deutliche Zunahme des MIVund<br />

eine ebenso deutliche Abnahme des ÖV-, Fahrrad- und<br />

zu Fuß-Anteils zu verzeichnen war, geht der MIV-Anteil von<br />

2002 nach <strong>2008</strong> leicht zurück, und gleichzeitig nehmen die<br />

Anteile von Öffentlichem Verkehr und Fahrrad etwas zu<br />

(Abbildung 3.2).<br />

Bei einem Vergleich der Ergebnisse 2002 und <strong>2008</strong> ist zu<br />

beachten, dass im vorliegenden Bericht für 2002 eine auf<br />

der hohen Aggregatstufe der Hauptverkehrsmittel andere<br />

Zuordnung von Wegen und gefahrenen Kilometern mit<br />

„Taxi“ und „Sonstige“ vorgenommen wurde. Im MIT-Tool<br />

2002 sind Taxi und Sonstige als MIV-Mitfahrer beziehungsweise<br />

als MIV-Fahrer eingeordnet worden. Diese Verkehrsmittel<br />

werden nunmehr dem Öffentlichen Verkehr zugerechnet,<br />

da auch in der Kategorie „Sonstige“ überwiegend Wege<br />

mit Öffentlichen Verkehrsmittel enthalten sind (zum Beispiel<br />

Bezeichnungen von Privatbahnen, regionalen Stadtbahnlinien<br />

usw.).<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

25


Noch klarer wird das Bild, wenn man die Absolutzahlen<br />

betrachtet (Abbildung 3.4). Von den rund neun Mio. Wegen,<br />

die im Jahr <strong>2008</strong> mehr zurückgelegt werden als 2002, profitieren<br />

mit vier Mio. Wegen der Fahrradverkehr und mit einer<br />

Mio. Wegen der Öffentliche Verkehr. Bei der Bewertung der<br />

Zunahme an Fußwegen ist zu berücksichtigen, dass für die<br />

<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> das Wegeinterview ausschließlich in telefonischer<br />

Form erfolgt ist, während 2002 ein kleiner Teil der Wegeinterviews<br />

auch schriftlich durchgeführt wurde, das heißt<br />

ohne Unterstützung durch einen Interviewer. Tendenziell<br />

werden aber beim Telefoninterview durch die Möglichkeit<br />

der detaillierten Rückfrage mehr Fußwege erfasst, die<br />

ansonsten eher vergessen werden.<br />

In indizierter Form werden die „Gewinner“ der Wegezunahme<br />

sichtbar (Abbildung 3.4): Bei den Fahrradwegen<br />

ist <strong>2008</strong> eine Zunahme von 17 Prozent, beim Öffentlichen<br />

Verkehr von vier Prozent gegenüber 2002 zu verzeichnen.<br />

Bei den zurückgelegten Personenkilometern zeigen sich<br />

ähnliche Entwicklungen wie beim Modal Split. Analog zur<br />

Entwicklung des Verkehrsaufkommens findet von 2002<br />

nach <strong>2008</strong> eine nur geringfügige Veränderung statt, die<br />

sich von der Entwicklung im Zeitraum von 1982 bis 2002<br />

jedoch klar unterscheidet (Abbildung 3.3). Während von<br />

1982 nach 2002 der Öffentliche Verkehr stark ab- und der<br />

MIV stark zugenommen hat, bleiben die Anteile von 2002<br />

nach <strong>2008</strong> sowohl beim Öffentlichen Verkehr als auch<br />

beim MIV gleich. Der Anteil des Fahrradverkehrs an den<br />

Personenkilometern erweist sich bereits seit 1982 als eine<br />

stabile Größe.<br />

abbildung 3.3<br />

26 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

Die für die Verkehrsleistung beobachtbaren Entwicklungen<br />

bilden sich gleichermaßen ab, wenn anstelle der Anteilswerte<br />

die Absolutwerte betrachtet werden (Abbildung 3.5).<br />

Die Zunahme der Verkehrsleistung führt beim Öffentlichen<br />

Verkehr zu einem Plus von zehn Prozent. Von den gegenüber<br />

2002 rund 170 Mio. zusätzlichen Personenkilometern<br />

pro Tag im Jahr <strong>2008</strong> entfallen 47 Mio. Personenkilometer<br />

auf den Öffentlichen Verkehr, fünf Mio. Personenkilometer<br />

auf das Fahrrad und 29 Mio. Personenkilometer auf die<br />

MIV-Fahrer.<br />

Bezogen auf den Ausgangswert führt dies zu einer Steigerung<br />

der Personenkilometer im Öffentlichen Verkehr um<br />

zehn Prozent, beim Fahrrad um sechs Prozent, während<br />

bei den MIV-Fahrern aufgrund des hohen Ausgangswertes<br />

kaum eine Veränderung feststellbar ist. Eine spürbare<br />

Veränderung zeigt sich hingegen bei den MIV-Mitfahrern.<br />

Das Plus von 93 Mio. Personenkilometern entspricht einer<br />

Zunahme von 14 Prozent. Da der Anteil der MIV-Mitfahrer<br />

an allen Wegen im gleichen Zeitraum gesunken ist, bedeutet<br />

dies eine deutliche Zunahme bei der durchschnittlichen<br />

Wegeentfernung der MIV-Mitfahrer.


abbildung 3.4 abbildung 3.5<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

27


WegeZWecke<br />

Der Wegezweck gibt Aufschluss darüber, wozu jemand<br />

das Haus verlässt. Wenn Personen außer Haus gehen,<br />

tun sie dies am häufigsten für eine Freizeitaktivität oder um<br />

einkaufen zu gehen (Abbildung 3.6). Diese beiden Wegezwecke<br />

haben von 2002 nach <strong>2008</strong> leicht zugenommen.<br />

Der Wegezweck Arbeit hat dagegen etwas verloren. Diese<br />

Änderungen sind gering, setzen aber den in Kapitel 2.4<br />

beschriebenen Trend zur Abnahme des Wegezwecks Arbeit<br />

und zur Zunahme des Wegezwecks Einkaufen fort.<br />

abbildung 3.6<br />

In Bezug auf die Höhe der absoluten Wegezahl und die<br />

zurückgelegten Personenkilometer kommt dem Wegezweck<br />

Freizeit die höchste Bedeutung zu. Im Durchschnitt wurden<br />

<strong>2008</strong> jeden Tag 91 Mio. Wege mit zusammen 1,3 Mrd. Personenkilometern<br />

für Freizeitwege zurückgelegt. Der zweithäufigste<br />

Grund, aus dem Haus zu gehen, sind Einkäufe.<br />

Die Darstellung in indizierter Form zeigt, dass die Zunahme<br />

der Gesamtwegezahl von 2002 nach <strong>2008</strong> vor allem auf<br />

28 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

den Einkaufs- und Freizeitverkehr zurückzuführen ist. Die<br />

Anzahl der Wege für die Wegezwecke „Beruf“, „Ausbildung“<br />

und „dienstlich“ hat dagegen abgenommen.<br />

Absolut gesehen, verteilt sich die Zunahme der Personenkilometer<br />

relativ gleichmäßig auf alle Wegezwecke<br />

(Abbildung 3.8). Betrachtet man allerdings die relativen<br />

Veränderungen, hat der Wegezweck „Ausbildung“ mit 22<br />

Prozent eine deutliche Zunahme erfahren, Zunahmen im<br />

Zehn-Prozent-Bereich gibt es auch bei den Wegezwecken<br />

„Arbeit“ und „Freizeit“. Die vergleichsweise geringere Zunahme<br />

beim Einkauf von knapp vier Prozent deutet darauf<br />

hin, dass zusätzliche Einkaufswege eher in die nähere Umgebung<br />

führen. Die räumliche Verteilung der Einkaufswege<br />

wird in Kapitel 3.3.4 weiter thematisiert.<br />

Wegeentfernung unD unterWegsZeit<br />

Je Person unD tag<br />

Die Unterwegszeit je Person und Tag erweist sich seit<br />

Jahren als eine relativ stabile Größe (vgl. Kapitel 2.4). Für<br />

die 3,4 Wege, die eine Person im Durchschnitt pro Tag<br />

zurücklegt, entsteht ein Zeitaufwand von einer Stunde und<br />

19 Minuten. Betrachtet man nur die mobilen Personen,<br />

wird eine Gesamtwegezeit von knapp 1,5 Stunden pro Tag<br />

benötigt (Tabelle 3.1).<br />

Die durchschnittliche Entfernung pro Weg und auch die insgesamt<br />

von einer Person pro Tag zurückgelegten Kilometer<br />

sind von 2002 nach <strong>2008</strong> angestiegen. Damit setzt sich der<br />

in Kapitel 2.4 beschriebene, seit 1982 beobachtbare Trend<br />

auch zwischen 2002 und <strong>2008</strong> fort.<br />

tabelle 3.1<br />

Zentrale Mobilitätskenngrößen – <strong>MiD</strong> 2002 und <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong>,<br />

alle Personen<br />

<strong>MiD</strong><br />

2002<br />

<strong>MiD</strong><br />

<strong>2008</strong><br />

Wege pro Pers. und Tag Anzahl 3,3 3,4<br />

Wege pro mobiler Pers. und Tag Anzahl 3,9 3,8<br />

Unterwegszeit pro Pers. und Tag<br />

(ohne rbW)<br />

Unterwegszeit pro mobiler Pers.<br />

und Tag (ohne rbW)<br />

h:min 1:20 1:19<br />

h:min 1:25 1:28<br />

durchschnittliche Wegelänge km 11,2 11,5<br />

Tagesstrecke pro Pers. und Tag km 37 39<br />

Tagesstrecke pro mobiler Pers.<br />

und Tag<br />

km 43 44


abbildung 3.7 abbildung 3.8<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

29


?<br />

Wie sehen die Mobilitätsquoten in anderen<br />

Ländern aus?<br />

Die berichteten Kennwerte liegen im Ergebnisspielraum von<br />

anderen Mobilitätserhebungen in westlichen Industrieländern.<br />

Die mittlere Wegezahl pro Person und Tag schwankt<br />

hier etwa zwischen 3,0 und 3,5. Stärkere Abweichungen<br />

von diesem Wertebereich sind in der Regel methodisch bedingt<br />

– beispielsweise durch die Abgrenzung und Erfassung<br />

der Fußwege. Auch die übrigen Werte liegen eng beieinander.<br />

Die tägliche Wegezeit beträgt üblicherweise mit Werten<br />

zwischen 60 und knapp 90 Minuten etwas mehr als eine<br />

Stunde. Auch die Erhebung der täglichen Wegstrecke führt<br />

zumeist zu Werten zwischen 40 und 50 Kilometern am Tag<br />

– mit geringen Unterschieden abhängig von den regionalen<br />

Ausgangsbedingungen. Diese leichte Differenzierung ist<br />

auch innerhalb von Deutschland feststellbar (vgl. Kapitel<br />

2.4).<br />

Die „globalen“ Mobilitätskennwerte sind damit beschrieben.<br />

Gegenüber 2002 zeigen sich auf den ersten Blick nur<br />

geringe Veränderungen. Diese werden jedoch bei einem<br />

genaueren Blick auf soziale oder demografische Gruppen<br />

schärfer – insbesondere mit Veränderungen in bestimmten<br />

Alterskohorten. Dieser und weiteren Differenzierungen<br />

gehen die folgenden Kapitel nach.<br />

30 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG


80 Minuten pro Tag und 105.000 Milliarden Kilometer<br />

Bereits der Vergleich der täglichen Unterwegszeiten zwischen den Bürgerinnen und Bürgern aus<br />

verschiedenen westlichen Industrienationen zeigt einen überraschenden Befund. Mit geringen Abweichungen<br />

beträgt die Zeit, die jeder von uns täglich im Schnitt in seine Mobilität investiert, etwa 80<br />

Minuten. Doch die Überraschung lässt sich fortsetzen. Auch der Blick auf andere Kulturkreise offenbart<br />

Werte genau entlang dieser Linie. Ob Bewohner in afrikanischen Dörfern, chinesischen oder südamerikanischen<br />

Städten, egal unter welchen politischen Verhältnissen oder räumlichen Bedingungen: Die in<br />

der Abbildung gesammelten entsprechenden Kennwerte weichen nur gering voneinander ab. Über die<br />

Gründe darf spekuliert werden: Ist der Tag durch weitere Aktivitäten so eingeteilt, dass kein sinnvolles<br />

größeres Zeitbudget übrig bleibt, oder sind wir einfach nicht bereit, der Mobilität mehr Zeit am Tag zu<br />

opfern?<br />

Verhältnismäßig konstant ist mit Werten von etwa 3,5 auch die tägliche Wegezahl. Deutliche Varianz<br />

zeigt sich allerdings bei den innerhalb dieses Wege- und Zeitbudgets zurückgelegten Strecken. Sie<br />

wachsen mit zunehmenden Einkommen und höheren Pkw-Besitzraten. Der Einkommensanteil, der zur<br />

Finanzierung der Mobilität eingesetzt wird, ist wiederum relativ konstant. Die unterschiedlichen Tagesstrecken<br />

und die zunehmende Motorisierung führen zu deutlichen Veränderungen bei den Anteilen<br />

einzelner Regionen an den weltweit insgesamt zurückgelegten Personenkilometern.<br />

abbildung 3.9<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

31


Betrug der Anteil Nordamerikas 1960 noch 44 Prozent, sank er bis 1990 auf 27 Prozent und beträgt<br />

2050 voraussichtlich 20 Prozent. Westeuropa entwickelt sich weniger dynamisch von 20 Prozent im<br />

Jahr 1960 auf prognostizierte 16 Prozent 2050. Der asiatische Anteil dagegen wird sich in dieser Zeit<br />

voraussichtlich von acht auf über 30 Prozent vervierfachen. Noch eindrucksvoller sind die absoluten<br />

Zuwächse. Der nordamerikanische Wert verfünffacht sich, der westeuropäische holt auf und wächst<br />

elffach. Die Kilometersumme in Asien übertrifft dies bei weitem und wächst nach der Prognose nahezu<br />

um den Faktor 20. Das Ergebnis des doppelten Wachstums von Bevölkerung und Mobilität: Für die<br />

gesamte Weltbevölkerung wird eine Steigerung von etwa 5.500 Mrd. Personenkilometern im Jahr 1960<br />

auf über 105.000 Mrd. im Jahr 2050 erwartet (alle Angaben nach Schafer / Victor 2000).<br />

abbildung 3.10<br />

32 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG


3.2 DifferenZierung Der MoBiLitÄts-<br />

kenngrÖssen<br />

Im vorangegangenen Kapitel wurden die Mobilitätskenngrößen<br />

auf aggregierter Ebene für ganz Deutschland beschrieben.<br />

In diesem Kapitel findet eine differenzierte Betrachtung<br />

der einzelnen Kenngrößen anhand der Einflussfaktoren<br />

Raum- und Siedlungsstruktur sowie Haushalts- und Personenmerkmale<br />

statt. Auf diese Weise werden Unterschiede<br />

sichtbar, die wesentlich zum Verständnis des Ursachen-Wirkungsgefüges<br />

von Mobilitätsnachfrage und Mobilitätsverhalten<br />

beitragen. In Erweiterung dazu wird ein Schwerpunkt<br />

auf der Abbildung der Mobilitätsvoraussetzungen liegen, die<br />

je nach Raumtyp, Haushaltstyp oder personenspezifischen<br />

Merkmalen unterschiedlich ausgeprägt sind.<br />

!<br />

3.2.1<br />

rauM- unD sieDLungsstruktur<br />

Das Grundbedürfnis nach Mobilität, gemessen<br />

anhand der Mobilitätsquote, ist über alle Raumstrukturen<br />

hinweg gleich stark ausgeprägt.<br />

In den verdichteten Räumen nehmen Verkehrsaufkommen<br />

und Verkehrsleistung zu,<br />

in den ländlichen Kreisen dagegen ab. In<br />

den Kernstädten hat sich gegenüber 2002 in<br />

dieser Beziehung nichts verändert. Die jeweils<br />

unterschiedliche Dynamik ist vor allem vor dem<br />

Hintergrund der Bevölkerungsentwicklung und<br />

des demografischen Wandels zu betrachten.<br />

Bewohner der ländlichen Räume sind gleich<br />

häufig unterwegs wie die Bewohner der verdichteten<br />

Kreise und der Kernstädte. Dabei legen<br />

sie längere Strecken zurück, sind aber weniger<br />

lange unterwegs.<br />

Die Bewohner der Kernstädte sind wesentlich<br />

häufiger mit Öffentlichen Verkehrsmitteln und zu<br />

Fuß unterwegs als die Bewohner der verdichteten<br />

und der ländlichen Kreise.<br />

Die Hälfte aller Pkw-Personenkilometer geht auf<br />

die Bewohner der verdichteten Kreise zurück;<br />

dort leben 48 Prozent der Bevölkerung in<br />

Deutschland.<br />

Hohe Dichte lässt hohe ÖV-Anteile am Modal<br />

Split zu. Dies zeigt nicht nur der Vergleich<br />

zwischen den Kreistypen, sondern auch die<br />

weitere Differenzierung innerhalb der einzelnen<br />

Kreistypen. So tragen die Bewohner der<br />

Kernstädte – bezogen auf ihren Anteil an der<br />

Bevölkerung – auch nur unterdurchschnittlich zu<br />

den Pkw-Personenkilometern bei.<br />

Die alltägliche Mobilität von Menschen wird in hohem<br />

Maß durch die im Raum vorhandenen Möglichkeiten zur<br />

Ausübung von Aktivitäten geprägt. Die räumliche Verteilung<br />

von Bevölkerung, Arbeitsplätzen und Infrastrukturen sind<br />

damit ein Kernelement für die Erklärung von Mobilität. Orte<br />

mit einer hohen Bevölkerungsdichte verfügen über ein<br />

hohes Kontaktpotenzial, das die Ansiedlung von Betrieben<br />

und Infrastruktureinrichtungen begünstigt. Infolgedessen<br />

ist es zumindest potenziell möglich, Wege des alltäglichen<br />

Lebens in geringer räumlicher Entfernung durchzuführen. In<br />

dünn besiedelten Räumen müssen demgegenüber oft weite<br />

Strecken zurückgelegt werden, um Orte höherer Zentralität<br />

mit einem entsprechenden Angebot zu erreichen.<br />

?<br />

Mobilität und Raum hängen doch zusammen.<br />

Nach welchen Kategorien kann dies beschrieben<br />

werden?<br />

Der Zusammenhang zwischen der Raum- und Siedlungsstruktur<br />

und dem Verkehrsgeschehen ist vielschichtig und<br />

komplex. Die Siedlungsform hat entscheidenden Einfluss<br />

auf die Struktur der Verkehrsnachfrage und die Tragfähigkeit<br />

der verschiedenen Verkehrsarten. Mit zunehmender<br />

Siedlungsdichte steigt nicht nur die Auslastung und wirtschaftliche<br />

Tragfähigkeit von Versorgungs- und Freizeiteinrichtungen,<br />

sondern auch von Öffentlichen Verkehrsmitteln.<br />

Während dicht bebaute Gebiete günstige Bedingungen<br />

für den Einsatz von Öffentlichen Verkehrsmitteln bieten,<br />

können dispers verteilte Einfamilienhaussiedlungen und<br />

am Stadtrand liegende Einzelhandels- und Betriebsstandorte<br />

oft nur mit dem MIV effizient erschlossen werden.<br />

Umgekehrt hat das Verkehrssystem hohen Einfluss auf<br />

die Ausprägung der Raum- und Siedlungsstruktur. „Die<br />

Leistungsfähigkeit des Verkehrssystems und der Verkehrsaufwand<br />

für den Nutzer (Zeit und Kosten) bestimmen<br />

die verkehrliche Lagegunst und die Erreichbarkeit der<br />

Aktivitätsstandorte im Raum. Über die Ausbauqualität des<br />

Verkehrssystems werden damit Voraussetzungen für mehr<br />

oder minder intensive funktionale Austauschbeziehungen<br />

zwischen den einzelnen Standorten geschaffen. Siedlungsstruktur<br />

und Verkehr stehen also in einem wechselseitigen<br />

Abhängigkeitsverhältnis“ (BBR 2005, S. 71). Zur Abbildung<br />

des Zusammenhangs von Raum- und Siedlungsstrukturen<br />

einerseits und Mobilitätsverhalten andererseits bietet die<br />

<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> verschiedene Möglichkeiten. Um dies zu erläutern<br />

und gleichzeitig die für diesen Endbericht verwendete<br />

Kategorie der „zusammengefassten Kreistypen“ deutlich zu<br />

machen, fällt der Einstieg in Kapitel 3.2.1 etwas umfangreicher<br />

aus.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

33


auM- unD sieDLungsstruktur aLs MoBiLitÄts-<br />

VoraussetZung<br />

Deutschland gehört mit 230 Einwohnern je Quadratkilometer<br />

zu den am dichtest besiedelten Ländern Europas<br />

(BBR 2005, S. 15), jedoch variiert dieser Wert innerhalb<br />

des Bundesgebietes stark. In dicht bebauten Wohngebieten<br />

wie zum Beispiel Berlin-Kreuzberg können Werte von über<br />

14.000 Einwohnern je Quadratkilometer erreicht werden<br />

(Amt für Statistik Berlin-Brandenburg <strong>2008</strong>, S. 28). In extrem<br />

dünn besiedelten Gebieten kann die Einwohnerdichte<br />

auf wenige Einwohner je Quadratkilometer sinken. So gibt<br />

es in ländlichen Räumen Landkreise, in denen die Werte<br />

deutlich unter 100 Einwohnern pro Quadratkilometer sinken<br />

– zum Beispiel mit 39 Einwohnern pro Quadratkilomenter in<br />

der Müritz (Mecklenburger Seenplatte), 59 Einwohnern pro<br />

Quadratkilometer im Landkreis Bitburg-Prüm (Eifel) (http://<br />

www.raumbeobachtung.de).<br />

Die Unterschiedlichkeit der Einwohnerdichte als Ausgangsvoraussetzung<br />

für Mobilität erschließt sich über die<br />

räumliche Bevölkerungsverteilung in Deutschland, wie sie in<br />

Abbildung 3.11 dargestellt ist. Die Karte lässt eine Vielzahl<br />

hoch verdichteter Gebiete erkennen, die mehr oder weniger<br />

über das ganze Bundesgebiet verteilt sind. Dabei werden<br />

die großen zusammenhängenden Siedlungskerne wie die<br />

Gebiete Rhein-Ruhr und Rhein-Main sichtbar, aber auch die<br />

ländlichen Räume mit geringer oder sehr geringer Dichte,<br />

die sich ebenfalls in allen Teilen des Bundesgebietes finden.<br />

Ausgedehnte, „sehr dünn“ besiedelte Räume mit weniger<br />

als 50 Einwohnern pro Quadratkilometer kennzeichnen<br />

dabei vor allem den Nordosten des Landes.<br />

34 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

abbildung 3.11<br />

Bevölkerungsdichte in Deutschland<br />

Quelle: BBR (2005): Raumordnungsbericht 2005, Berichte<br />

Bd. 21, Bonn, S. 16<br />

Die Bevölkerungsdichte ist hinterlegt mit Bevölkerungsstrukturen,<br />

die auch bei gleichartigem Raumtyp durchaus<br />

verschiedenartig sein können. Großräumig fallen die<br />

immer noch bestehenden Unterschiede zwischen Ost- und<br />

West-Deutschland auf, die hinsichtlich der Alters- und<br />

Haushaltsstrukturen besonders deutlich ausgeprägt sind.<br />

Abbildung 3.12 aus der Raumbeobachtung des Bundesamts<br />

für Bauwesen und Raumordnung (BBR) zeigt, dass<br />

in den Neuen Bundesländern der Anteil an Kindern und<br />

Jugendlichen im Alter zwischen sechs und 17 Jahren weit<br />

unterdurchschnittlich ausfällt und in zahlreichen Landkreisen<br />

Werte unter zehn Prozent erreicht, während ihr Anteil<br />

in den westlichen Bundesländern nur in einigen wenigen<br />

Großstädten wie Frankfurt oder München oder in einzelnen<br />

„Studentenstädten“ auf ähnlich geringe Werte kommt. In direktem<br />

Zusammenhang dazu stehen die Haushaltsgrößen.<br />

Der Anteil an Landkreisen und Städten mit vergleichsweise<br />

geringen durchschnittlichen Haushaltsgrößen ist in den<br />

Alten Bundesländern deutlich geringer als in den Neuen<br />

Bundesländern (Abbildung 3.13).


abbildung 3.12<br />

Anteil der Personen 6 Jahre bis unter 18 Jahre an der<br />

Gesamtbevölkerung nach Kreisen<br />

Quelle: http://78.46.82.146/raumbeobachtung/,<br />

verfügbar unter http://www.raumbeobachtung.de<br />

Einen zusätzlichen Dichtewert bildet die sogenannten<br />

„Siedlungsdichte“, die den Anteil der bebauten Fläche an<br />

der Gesamtfläche einer territorialen Einheit wie Gemeinde,<br />

Kreis oder Bundesland angibt. Über die Siedlungsdichte<br />

wird angezeigt, welchen Anteil die bebaute Fläche an der<br />

Gesamtfläche einnimmt. Hohe Dichte, wie man sie vor allem<br />

in den großen Städten vorfindet, impliziert (nicht determiniert!)<br />

unter anderem, dass gute Voraussetzungen für die<br />

Nutzung von Infrastrukturen wie den Öffentlichen Verkehr<br />

vorhanden sind. In den Großstädten in Deutschland liegt<br />

die Siedlungsdichte in einer Bandbreite zwischen rund 60<br />

bis 70 Prozent, das heißt 60 bis 70 Prozent der Gemeindefläche<br />

sind Siedlungs- und Verkehrsfläche. Demgegenüber<br />

wird in den ländlichen Gebieten nur ein kleiner Teil<br />

der Flächen für Siedlung und Verkehr genutzt. Der Anteil<br />

beträgt dort etwa zehn Prozent und bleibt damit unter dem<br />

bundesdeutschen Durchschnitt von 12,8 Prozent.<br />

abbildung 3.13<br />

Durchschnittliche Haushaltsgröße nach Kreisen<br />

Quelle: http://78.46.82.146/raumbeobachtung/,<br />

verfügbar unter http://www.raumbeobachtung.de<br />

tabelle 3.2<br />

Siedlungs- und Verkehrsflächenanteile in ausgewählten<br />

Großstädten und ländlichen Räumen<br />

großstädte<br />

(kernstadt)<br />

Ländliche räume<br />

(Landkreis)<br />

Bodenfläche<br />

gesamt<br />

Anteil<br />

Siedlungs-<br />

und Verkehrsfläche<br />

ha %<br />

Berlin 89.182 69,4<br />

Hamburg 75.524 58,6<br />

Köln 40.515 60,4<br />

München 31.040 72,4<br />

Frankfurt 24.831 56,5<br />

Torgau-Oschatz 116.754 6,9<br />

Dithmarschen 142.814 10,2<br />

Bad Kreuznach 86.372 13,6<br />

Schwandorf 147.282 9,8<br />

Schwäbisch Hall 148.406 10,9<br />

Deutschland gesamt 35,7 Mio. 12,8<br />

Quelle: eigene Zusammenstellung aus Destatis Regionaldatenbank;<br />

Stand der Angaben 31.12.2004, verfügbar<br />

unter https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/logon<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

35


Die grundsätzliche Lagegunst, die sich bei höherer Bevölkerungs-<br />

und Siedlungsdichte ergibt, wird überlagert von<br />

den Voraussetzungen, die sich aus der wirtschaftlichen<br />

Situation eines Raumes ergeben. Daraus entsteht eine weitere<br />

räumliche Differenzierung, die mit Hilfe von Indikatoren<br />

wie „Arbeitsplatzbesatz“ oder „Arbeitsplatzdichte“ beschrieben<br />

werden kann. So zeigt beispielsweise ein Vergleich<br />

von Großstädten in Deutschland eine Arbeitsplatzdichte,<br />

die im Jahr 2006 in Berlin rund 460 Erwerbstätige pro 1.000<br />

Einwohner beträgt, in Frankfurt dagegen 900 Erwerbstätige<br />

pro 1.000 Einwohner (vgl. Schuldt 2007, S. 10).<br />

Der Einfluss der Arbeitsplatzdichte auf die Mobilität der<br />

Bevölkerung kann sich in unterschiedlichen, teilweise<br />

gegenläufigen Effekten äußern, die nicht allein von der<br />

Arbeitsplatzdichte als solcher, sondern auch von der Art der<br />

angebotenen Arbeitsplätze abhängig sind. So ist damit zu<br />

rechnen, dass angesichts steigender Wahlmöglichkeiten<br />

die Mobilität der Beschäftigten steigt, je umfangreicher und<br />

differenzierter sich das Arbeitsplatzangebot gestaltet.<br />

tabelle 3.3<br />

Einwohnerdichte und Arbeitsplatzbesatz im Vergleich ausgewählter Großstädte und ländlicher Räume<br />

großstädte<br />

(kernstadt)<br />

Ländliche räume<br />

(Landkreis)<br />

Einwohnerdichte Einwohnerdichte Arbeitsplatzbesatz<br />

(Kommune)<br />

(Bezirke der Agentur<br />

für Arbeit)<br />

36 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

Das heißt, höhere Dichte bedeutet nicht zwangsläufig<br />

geringere Mobilität im Sinne kürzerer Distanzen oder Wegezeiten.<br />

Gleichzeitig hat die Arbeitsplatzdichte Auswirkungen<br />

auf die Erwerbssituation und damit auf die Einkommensmöglichkeiten<br />

und den Ausstattungsgrad der Haushalte.<br />

Dies lässt sich als eine „indirekte“ Wirkung auf die Mobilität<br />

der Bevölkerung verstehen.<br />

Dichte erhöht ganz generell die Erreichbarkeit von Orten<br />

und Einrichtungen des täglichen Bedarfs. Dies schlägt sich<br />

vor allem im Zeitaufwand nieder, der für das Erreichen<br />

von Orten aufgewendet werden muss. Dabei spielen die<br />

Faktoren Vorhandensein von Einrichtungen und Verfügbarkeit<br />

von Verkehrsinfrastruktur – sowohl öffentlicher als auch<br />

privater Art – unmittelbar zusammen. Dies wird in Abbildung<br />

3.14 sichtbar, die die Erreichbarkeit von Mittel- und Oberzentren<br />

mit dem Pkw, gemessen in durchschnittlicher Fahrzeit,<br />

sowie die Bundesautobahnen darstellt. Die relevanten<br />

Infrastrukturen sind dabei die Mittel- und Oberzentren selbst<br />

sowie die Straßeninfrastruktur. Es zeigt sich: Je höher die<br />

Ausstattung ist, umso besser ist die Erreichbarkeit. Grundlegende<br />

Voraussetzung bei dieser Art der Darstellung ist die<br />

Verfügbarkeit von Pkw in den Haushalten.<br />

(Arbeitsplätze pro<br />

1.000 Einwohner)<br />

Index<br />

Arbeitsplatzbesatz<br />

(Berlin=100)<br />

Berlin 3834 3820 42,7 100<br />

Hamburg 2344 2323 62,6 147<br />

Köln 2457 2443 63,9 150<br />

München 4225 725 64,5 151<br />

Frankfurt 2654 1103 77,7 182<br />

Oschatz 285 119 38,5 90<br />

Heide 651 88 39,1 92<br />

Bad Kreuznach 949 135 42,9 100<br />

Schwandorf 227 99 46,0 108<br />

Schwäbisch Hall 352 132 53,5 125<br />

Quelle: eigene Zusammenstellung aus Dauth, Hirschenauer, Rüb (<strong>2008</strong>), Vergleichstypen <strong>2008</strong>, IAB-Forschungsbericht<br />

08/<strong>2008</strong>, S. 15-20


abbildung 3.14<br />

Erreichbarkeit von Mittel- und Oberzentren mit dem Pkw<br />

2007<br />

Quelle: http://78.46.82.146/raumbeobachtung/,<br />

verfügbar unter http://www.raumbeobachtung.de<br />

„Erreichbarkeit“ lässt sich darüber hinaus inhaltlich und<br />

räumlich spezifischer fassen, zum Beispiel durch Betrachtung<br />

der wohnraumnahen Erreichbarkeiten von Einrichtungen<br />

des täglichen Bedarfs. Öffentlicher Verkehr, vor<br />

allem aber der Nicht-motorisierte Individualverkehr, das<br />

heißt Fahrrad und Fuß, spielen bei der wohnraumnahen<br />

Erreichbarkeit eine besondere Rolle. Unterschiede zeigen<br />

sich hier stärker entlang des Einrichtungstyps als entlang<br />

des Raumtyps. So ergibt die im Jahr 2007 durchgeführte<br />

Bevölkerungsumfrage des BBR zwar, dass in den Großstädten<br />

die Erreichbarkeit von Einrichtungen des täglichen<br />

Bedarfs im Wohnumfeld als durchweg höher eingeschätzt<br />

wird. Gleichzeitig zeigt sich aber auch, dass es generelle<br />

Erreichbarkeitsunterschiede in Abhängigkeit von der Art<br />

der Einrichtung gibt, die zwischen den in der Befragung<br />

betrachteten Ortstypen „Großstädte“, „Mittelstädte“ und<br />

„Kleinstädte, Landgemeinden“ nur in einigen wenigen Fällen<br />

starke Unterschiede aufweisen (Abbildung 3.15).<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

37


Unterschiede in der Raumstruktur müssen deswegen bei<br />

der Betrachtung von Alltagsmobilität berücksichtigt werden.<br />

Um Mobilitätskenngrößen in Abhängigkeit von der Raumstruktur<br />

sinnvoll beschreiben zu können, ist die Verwendung<br />

einer geeigneten Typisierung von Räumen wichtig. Das<br />

BBR hat verschiedene Typisierungen entwickelt, von denen<br />

mehrere für die Auswertung in den <strong>MiD</strong>-Datensätzen zur<br />

Verfügung stehen. Im Rahmen des vorliegenden Berichtes<br />

wird der Einfluss der Raum- und Siedlungsstruktur auf das<br />

Mobilitätsverhalten anhand der zusammengefassten Kreistypen<br />

dargestellt (siehe Kasten).<br />

38 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

abbildung 3.15<br />

Quelle: http://www.raumbeobachtung.de


Hintergrund: Raumkategorien<br />

Alle Auswertungen und Darstellungen im Rahmen der <strong>MiD</strong> haben einen räumlichen Bezug, in den überwiegenden<br />

Fällen ist dies die Bundes- oder die Länderebene. Für eine tiefere räumliche Differenzierung<br />

der Mobilität eignen sich je nach Fragestellung feingliedrigere siedlungsstrukturelle Kategorien. Hierzu<br />

greift die <strong>MiD</strong> in erster Linie auf verschiedene Angebote aus der Raumbeobachtung des Bundesinstituts<br />

für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)<br />

zurück. Das BBSR bietet verschiedene administrative und nicht administrative Raumabgrenzungen an,<br />

die durch problemorientierte Raumtypisierungen ergänzt werden (vgl. www.raumbeobachtung.de).<br />

Aus diesem Angebot des BBSR hat sich in der Vergangenheit in der Verkehrsforschung insbesondere<br />

das hierarchische System aus siedlungsstrukturellen Regions- und Kreistypen etabliert (vgl. Abb.<br />

3.16). Dieses gliedert Deutschland bewusst nach einer sehr einfach gehaltenen Gruppenbildung in drei<br />

Regions- und neun Kreistypen nach den Merkmalen Bevölkerungsdichte sowie der Größe und zentralörtlichen<br />

Funktion der Kernstädte von Regionen. Dieses auf der administrativen Ebene „Kreis“ aufbauende<br />

System ist hinreichend kleinteilig, um wesentliche regionale Unterschiede abzubilden. Gleichzeitig hält<br />

die amtliche Statistik eine Vielzahl an Indikatoren auf der Kreisebene bereit, die eine weitere Qualifizierung<br />

der Typen zulässt.<br />

abbildung 3.16<br />

Als Standardraster für diesen Bericht werden die neun siedlungsstrukturellen Kreistypen des BBSR in<br />

Anlehnung an den Raumordnungsbericht 2005 in drei Gruppen zusammengefasst (Kernstädte, verdichtete<br />

Kreise, ländliche Kreise). Als Kernstädte werden in dieser Kategorisierung alle kreisfreien Städte mit<br />

mehr als 100.000 Einwohnern bezeichnet. Kreisfreie Städte unterhalb dieser Größe werden mit ihrem<br />

Umland zu Kreisregionen zusammengefasst. Außerhalb der Kernstädte erfolgt die Typisierung der Kreise<br />

und Kreisregionen nach der Bevölkerungsdichte (Tabelle 3.4). Dies ermöglicht eine kompakte Darstellung<br />

wesentlicher siedlungsstruktureller Unterschiede der Mobilität. Angesichts einer Stichprobe von<br />

25.000 Haushalten bietet dies auch die Möglichkeit weiterer belastbarer Verschneidungen (zum Beispiel<br />

auf der Ebene der Länder).<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

39


tabelle 3.4<br />

Abgrenzungskriterien des zusammengefassten Kreistyps<br />

Abgrenzungskriterium<br />

Kernstädte<br />

Kreisfreie Städte<br />

über 100.000 Einwohner<br />

verdichtetes Umland<br />

Kreise mit einer Dichte<br />

über 150 Einwohner/km²<br />

ländliche Kreise<br />

Kreise/Kreisregionen mit einer Dichte<br />

unter 150 Einwohner/km²<br />

Quelle: http://www.raumbeobachtung.de<br />

Bei der Interpretation sind jedoch die Gebietszuschnitte der Kreise und auch Gebietsreformen der<br />

vergangenen Jahre zu beachten. Beispielsweise verwischt der Zuschnitt der Berliner Umlandkreise<br />

eine Abbildung der typischen Stadt-Umland-Gradienten der Stadtregion. Ein weiteres Beispiel ist die<br />

Verschmelzung der Landeshauptstadt Hannover mit dem Umlandkreis. Hierdurch werden die Werte für<br />

die Stadt Hannover in der Kategorie der verdichteten Kreise abgebildet. In den Standardmaterialien zur<br />

<strong>MiD</strong> (Datensätze, Tabellenband, Tabellierungswerkzeug MiT) werden wie 2002 neben den Kreistypen<br />

weitere zentrale Raumindikatoren bereit gestellt (zum Beispiel die Gemeindegröße). In einem separaten<br />

Regional-Datensatz steht darüber hinaus eine Vielzahl an Raumvariablen für tiefer gehende Analysen<br />

zur Verfügung.<br />

Tabelle 3.5 stellt dar, wie sich die Gemeinden, die Fläche und die Bevölkerung der Bundesrepublik<br />

Deutschland auf die verschiedenen Kategorien der zusammengefassten Kreistypen verteilen.<br />

tabelle 3.5<br />

Verteilung von Gemeinden, Fläche und Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland nach den zusammen-<br />

gefassten Kreistypen<br />

40 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

Gemeinden <strong>2008</strong>* Fläche 2007 Bevölkerung 2007<br />

Typ Anzahl % ha % absolut %<br />

Kernstädte 71 1,6 1.308.620 3,7 23.991.438 29,2<br />

verdichtetes Umland 2.167 47,8 13.018.092 36,5 36.312.157 44,2<br />

ländliche Kreise 2.299 50,6 21.383.075 59,9 21.914.242 26,6<br />

Bund insgesamt 4.537 100,0 35.709.787 100,0 82.217.837 100,0<br />

* Gemeinderegionen<br />

Quelle: laufende Raumbeobachtung des BBSR (direkte Datenabfrage)


abbildung 3.17<br />

Zusammengefasster Kreistyp<br />

nach Stadt-Umland Beziehungen<br />

abbildung 3.18<br />

Siedlungsstrukturelle Kreistypen<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

41


?<br />

MoBiLitÄtskenngrÖssen in aBhÄngigkeit Von<br />

Der rauM- unD sieDLungsstruktur<br />

Welche Unterschiede gibt es bei den beschriebenen<br />

Mobilitätskenngrößen zwischen größeren<br />

und kleineren Städten, der Peripherie der<br />

Großräume und den ländlichen Gemeinden weit<br />

außerhalb?<br />

Mobilitätsquote, tagesstrecke und unterwegszeit<br />

Die Ergebnisse in Abbildung 3.19 zeigen mit großer Deutlichkeit,<br />

dass das Grundbedürfnis nach Mobilität in allen<br />

Räumen gleichermaßen vorhanden ist. Ob Kernstädte,<br />

verdichtete Kreise oder ländliche Kreise, der Anteil mobiler<br />

Personen fällt davon unabhängig mit jeweils etwa 90 Prozent<br />

identisch aus. Das Gleiche gilt für die durchschnittliche<br />

tägliche Wegezahl mit einem Wert von 3,4 Wegen pro Person<br />

und Tag in allen drei Raumtypen. Auch der Anteil der<br />

Wegezwecke und damit die Gründe, warum Personen das<br />

Haus verlassen, sind zu großen Teilen identisch (Abbildung<br />

3.20). Geringfügige Unterschiede zeigen sich nur hinsichtlich<br />

der Wegezwecke Arbeit und Einkauf. In Kernstädten<br />

werden im Vergleich zu den anderen Räumen etwas mehr<br />

Wege für den Wegezweck Einkaufen und etwas weniger<br />

Wege für den Wegezweck Arbeit zurückgelegt.<br />

Das gleiche Bedürfnis nach Mobilität erfordert jedoch – je<br />

nach Raumtyp – einen unterschiedlichen Aufwand in Bezug<br />

auf Entfernungen und Zeit. In Kernstädten ist der Wert der<br />

insgesamt pro Tag zurückgelegten Kilometer am niedrigsten,<br />

die dafür benötigte Wegezeit dagegen am höchsten;<br />

der „Kernstädter“ legt an einem durchschnittlichen Tag<br />

36 Kilometer zurück und benötigt dafür 84 Minuten. Das<br />

Umgekehrte gilt für ländliche Kreise. Im Durchschnitt benötigen<br />

Personen im ländlichen Raum pro Tag neun Minuten<br />

weniger für das Zurücklegen ihrer täglichen Wege, dies<br />

entspricht einer durchschnittlichen „Zeitersparnis“ von etwa<br />

zehn Prozent. Die pro Tag zurückgelegte Entfernung fällt<br />

dagegen um gut sechs Kilometer höher aus. Dies entspricht<br />

einer rund 15 Prozent längeren Tagesstrecke. Verdichtete<br />

Räume nehmen bei den betrachteten Mobilitätskenngrößen<br />

jeweils die mittlere Position ein, das bedeutet, die dort wohnenden<br />

Personen legen im Mittel pro Tag etwa 40 Kilometer<br />

zurück und sind dafür knapp 80 Minuten unterwegs.<br />

42 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

abbildung 3.19


abbildung 3.20 MoDaL sPLit<br />

Ein ganz wesentliches Indiz für die Begünstigung des<br />

Öffentlichen Verkehrs und der Nicht-motorisierten Verkehrsmittel<br />

durch eine relativ hohe Siedlungs- und Bevölkerungsdichte<br />

und – damit verbunden – eine gute infrastrukturelle<br />

Ausstattung, ist die Ausprägung des Modal Split nach<br />

Kreistypen (Abbildung 3.22).<br />

Dies äußert sich zunächst in der Tatsache, dass in Kernstädten<br />

signifikant mehr Wege mit Öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

zurückgelegt werden (vgl. dazu auch Kapitel 3.3.2).<br />

Kernstädte sind die einzige Raumkategorie, bei der die<br />

Öffentlichen Verkehrsmittel mit 15 Prozent einen Anteil im<br />

zweistelligen Bereich erzielen (Abbildung 3.22). Betrachtet<br />

man Stadtstaaten wie Hamburg oder Berlin, steigen diese<br />

Anteile sogar auf 16 beziehungsweise 21 Prozent an. Einen<br />

hohen Anteil an ÖV-Wegen verzeichnen auch die Kernstädte<br />

in Bayern, Hessen, Baden-Württemberg und Sachsen. In<br />

den verdichteten und ländlichen Kreisen fällt der ÖV-Anteil<br />

demgegenüber nicht einmal halb so hoch aus; er beläuft<br />

sich hier auf lediglich fünf beziehungsweise sechs Prozent.<br />

Auch den Fußwegen kommt die höchste Bedeutung in<br />

den Kernstädten zu. Dem 27 Prozent-Anteil, den sie dort<br />

erreichen, stehen nur 22 Prozent beziehungsweise 23<br />

Prozent in den verdichteten und ländlichen Kreisen gegenüber.<br />

Damit bestätigt sich die Erwartung, dass die relativ<br />

höhere Dichte an Einrichtungen in den Kernstädten sich<br />

auch in der Nutzung der Nicht-motorisierten Verkehrsmittel<br />

niederschlägt. Die hohen Fußwegeanteile zeigen sich bei<br />

der Betrachtung nach Ländern auch in Berlin mit 28 Prozent<br />

sowie in Bremen und Hamburg mit 27 Prozent (Abbildung<br />

3.21). Allerdings gibt es auch Flächenländer mit hohen<br />

Fußwegeanteilen; Thüringen weist einen Anteil von 30<br />

Prozent, Sachsen-Anhalt von 27 Prozent auf. Man könnte<br />

vermuten, dass die hohen Fußwegeanteile in den genannten<br />

Flächenländern zumindest teilweise aus den hohen<br />

Anteilen an älterer Bevölkerung resultieren, die vor allem<br />

in den östlichen Bundesländern anzutreffen sind. Gleichzeitig<br />

aber beobachtet man dort, wo überdurchschnittliche<br />

Fußwegeanteile in den „alten Bundesländern“ – so zum<br />

Beispiel Rheinland-Pfalz oder Hessen – vorhanden sind,<br />

dass dieser Zusammenhang nur bedingt zutrifft. Während<br />

nämlich Rheinland-Pfalz einen leicht überdurchschnittlichen<br />

Anteil an älterer Bevölkerung hat, bewegen sich die Zahlen<br />

für Hessen genau im bundesdeutschen Durchschnitt.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

43


Das Auto wird signifikant häufiger in verdichteten und länd-<br />

lichen Räumen genutzt, wenngleich der Pkw auch in den<br />

Kernstädten in Bezug auf alle Verkehrsmittel den höchsten<br />

Wegeanteil erreicht. In Kernstädten werden knapp fünf von<br />

zehn Wegen und sieben von zehn Kilometern mit dem Auto<br />

zurückgelegt. Im ländlichen Raum entfallen sechs von zehn<br />

Wegen und acht von zehn Kilometern auf das Auto. Das<br />

Fahrrad hat mit rund zehn Prozent des Wegeaufkommens<br />

und drei Prozent der Personenverkehrsleistung in allen drei<br />

Räumen eine ungefähr gleiche Bedeutung, allerdings liegt<br />

der Anteil an Personen, die das Fahrrad regelmäßig nutzen<br />

in den ländlichen Kreisen am höchsten (vgl. auch Kapitel<br />

3.3.2).<br />

abbildung 3.21<br />

44 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG


abbildung 3.22 abbildung 3.23<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

45


VerkehrsaufkoMMen unD<br />

VerkehrsLeistung<br />

In Absolutwerten dargestellt, entfallen von den 281 Mio.<br />

täglich in Deutschland zurückgelegten Wegen 78 Mio.<br />

Wege auf die Bewohner der Kernstädte, 134 Mio. Wege<br />

auf die Bewohner verdichteter Kreise und 69 Mio. Wege<br />

auf die Bevölkerung in ländlichen Kreisen. Während von<br />

diesen Wegen durchaus nennenswerte Anteile mit anderen<br />

Verkehrsmitteln als dem Auto zurückgelegt werden (Abbildung<br />

3.24), nimmt der MIV den Hauptanteil bei den pro Tag<br />

zurückgelegten Personenkilometer ein (Abbildung 3.25).<br />

Von den 820 Mio. Personenkilometern, die im Durchschnitt<br />

pro Tag in Kernstädten zurückgelegt werden, entfallen<br />

582 Mio. Personenkilometer auf das Auto. In verdichteten<br />

Kreisen macht das Auto 1.265 Mio. Personenkilometer<br />

von insgesamt 1.553 Mio., in ländlichen Räumen 686 Mio.<br />

Personenkilometer von insgesamt 841 Mio. aus. Bei der<br />

Verkehrsleistung erzielen außer dem Auto lediglich noch<br />

Öffentliche Verkehrsmittel dreistellige Werte.<br />

Damit verursachen die Bewohner der Kernstädte, die 28<br />

Prozent der Bevölkerung ausmachen, 23 Prozent des Autoverkehrs.<br />

Im Falle der verdichteten Kreise steht einem Bevölkerungsanteil<br />

von 48 Prozent ein Pkw-Personenkilometer-Anteil<br />

von 50 Prozent gegenüber. Die ländlichen Kreise<br />

tragen zu 33 Prozent zu den Pkw-Personenkilometern bei,<br />

dort wohnen jedoch nur 25 Prozent der Bevölkerung (alle<br />

Angaben wohnortbezogen, unabhängig vom Wegeziel).<br />

46 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

abbildung 3.24


abbildung 3.25 VerkehrsMitteLnutZung in aBhÄngigkeit Von<br />

Der sieDLungsDichte<br />

Die bisherigen Ausführungen haben gezeigt, dass über die<br />

zusammengefassten Kreistypen räumliche Unterschiede<br />

sehr gut sichtbar gemacht werden können. Allerdings ist<br />

innerhalb der einzelnen Kategorien jeweils ein breites Spektrum<br />

unterschiedlicher Siedlungsdichten zusammengefasst<br />

(siehe Abgrenzungskriterien in Tabelle 3.4). Im Folgenden<br />

werden die beiden Kategorien „Kernstädte“ und „Verdichtete<br />

Kreise“ über die Variable „Gemeindegrößenklasse“ weiter<br />

differenziert. Die Kernfragestellung ist, ob innerhalb der<br />

Kategorien Unterschiede im Mobilitätsverhalten in Abhängigkeit<br />

von der Siedlungsdichte zu erkennen sind.<br />

Anhand der Modal Split-Werte wird exemplarisch aufgezeigt,<br />

dass ein Teil der zwischen den Kategorien gefundenen<br />

Unterschiede der Mobilitätskenngrößen auch innerhalb<br />

der Kategorien existiert. Der MIV-Anteil ist nicht nur in Kernstädten<br />

niedriger als in verdichteten Kreisen, er nimmt mit<br />

ansteigender Gemeindegröße auch innerhalb der beiden<br />

Raumkategorien kontinuierlich ab.<br />

Dies trifft allerdings nur auf den Anteil der Wege als MIV-<br />

Fahrer zu. Der Anteil der Wege als MIV-Mitfahrer bleibt<br />

innerhalb der Kategorien konstant, fällt aber in Kernstädten<br />

niedriger aus als in Städten in verdichteten Kreisen.<br />

Beim Öffentlichen Verkehr ist das Bild wie folgt: In den<br />

verdichteten Kreisen variiert der Anteil leicht in Abhängigkeit<br />

von der politischen Ortsgrößenklasse, ohne allerdings eine<br />

klar zu- oder abnehmende Tendenz aufzuzeigen (Abbildung<br />

3.26). In Kernstädten fällt der ÖV-Anteil demgegenüber<br />

deutlich höher aus. In diesem Fall zeigen sich auch deutliche<br />

Unterschiede in Abhängigkeit von den beiden Ortsgrößenklassen.<br />

In Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern<br />

rangiert der ÖV-Anteil wiederum um die Hälfte höher als in<br />

Städten mit 100.000 bis 500.000 Einwohnern. Das Ergebnis<br />

unterstreicht, dass der ÖV plausiblerweise vor allem in<br />

Städten mit sehr hoher Dichte und stark ausgeprägtem<br />

urbanen Umfeld hohe Anteile erzielen kann.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

47


abbildung 3.26<br />

48 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG


unterschieDe nach BunDesLÄnDern<br />

Die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> liefert repräsentative Ergebnisse auf der<br />

Ebene von Bundesländern. In den Abbildungen 3.27 und<br />

3.21 sind die Pkw-Ausstattung je Bundesland sortiert nach<br />

dem Anteil autofreier Haushalte und der Modal Split der<br />

Bundesländer sortiert nach dem MIV-Anteil dargestellt.<br />

Wie zu erwarten, nehmen die drei Stadtstaaten Berlin,<br />

Hamburg und Bremen eine Sonderrolle ein. Sie sind durch<br />

einen hohen Anteil autofreier Haushalte und einen sehr<br />

geringen Anteil an Haushalten mit zwei und mehr Pkw<br />

gekennzeichnet. Dementsprechend unterscheidet sich auch<br />

der Modal Split. Alle drei Stadtstaaten haben einen sehr<br />

geringen MIV-Anteil. Während Bremen durch einen hohen<br />

Fahrradanteil gekennzeichnet ist, spielt in Berlin und Hamburg<br />

jeweils der Öffentliche Verkehr eine große Rolle.<br />

Die Ergebnisse für die restlichen Bundesländer lassen<br />

einen klaren Ost-West-Unterschied erkennen.<br />

abbildung 3.27<br />

In Ostdeutschland fällt der Anteil autofreier Haushalte höher<br />

aus. Damit einher geht eine geringere Pkw-Nutzung. Dieser<br />

geringere MIV-Anteil wird teilweise durch ein größeres Gewicht<br />

der Fußwege und teilweise durch einen höheren Wegeanteil<br />

des Fahrrades kompensiert. Spitzenreiter sowohl<br />

in der Pkw-Ausstattung als auch in der Pkw-Nutzung ist mit<br />

dem Saarland der äußerste Westen der Republik.<br />

Auffällig ist darüber hinaus, dass Bundesländer mit sehr<br />

großen Verkehrsverbünden wie Nordrhein-Westfalen oder<br />

Hessen keinen höheren ÖV-Anteil aufweisen, obwohl dies<br />

aufgrund der Ballungsräume Rhein-Ruhr und Rhein-Main<br />

zu erwarten wäre. Die weitere Differenzierung des ÖV-Anteils<br />

nach Raumtypen auf Bundesländerebene ermöglicht<br />

einen Vergleich unabhängig vom spezifischen „Zuschnitt“<br />

des einzelnen Landes. Im Fall von Hessen zeigen sich nun<br />

beispielsweise deutlich höhere Wegeanteile im Öffentlichen<br />

Verkehr, und zwar sowohl in den Kernstädten als auch in<br />

den verdichteten Kreisen. Bei den Kernstädten bleiben allerdings<br />

Berlin und Hamburg – auch in dieser Betrachtung –<br />

die bei der ÖV-Nutzung führenden Städte (Abbildung 3.28).<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

49


abbildung 3.28<br />

50 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG


VerÄnDerungen Von 2002 nach <strong>2008</strong><br />

Welche räumlichen Tendenzen der Mobilitätsentwicklung<br />

können beobachtet werden, wenn die Ergebnisse der <strong>MiD</strong><br />

2002 und der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> gegenüberstellt werden?<br />

Während das Gesamtverkehrsaufkommen und die Gesamtverkehrsleistung<br />

von 2002 nach <strong>2008</strong> von 272 Mio. auf 281<br />

Mio. Wege und von 3,0 Mrd. auf 3,2 Mrd. Personenkilometer<br />

angestiegen ist, stellt sich die Verkehrsentwicklung<br />

in den einzelnen Räumen recht unterschiedlich dar. In<br />

verdichteten Räumen ist eine deutliche Verkehrszunahme,<br />

abbildung 3.29<br />

in den ländlichen Räumen eine Verkehrsabnahme zu beobachten.<br />

In Kernstädten ist der Verkehr im Jahr <strong>2008</strong> mehr<br />

oder weniger auf demselben Niveau wie 2002. Die Anteile<br />

der Bevölkerung haben sich in diesem Zeitraum – bezogen<br />

auf die hier relevanten absoluten Zahlen für das gesamte<br />

Bundesgebiet – dagegen nur geringfügig verändert. Um wie<br />

viele Wege und Personenkilometer sich der Verkehr der<br />

Einwohner in den einzelnen Raumkategorien verändert hat,<br />

ist den Abbildungen 3.29 und 3.30 zu entnehmen.<br />

abbildung 3.30<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

51


!<br />

3.2.2<br />

haushaLtsMerkMaLe<br />

Die Anzahl der Einpersonenhaushalte in<br />

Deutschland hat sich weiter erhöht und damit<br />

auch ihr Anteil an den Haushalten insgesamt.<br />

Dies hat Auswirkungen auf das Mobilitätsgeschehen.<br />

Denn während Zwei- und Mehrpersonenhaushalte<br />

ähnliche Mobilitätsquoten<br />

besitzen, gibt es große Unterschiede bei den<br />

Einpersonenhaushalten: Junge Einpersonenhaushalte<br />

stellen den mobilsten Haushaltstyp<br />

dar; Einpersonenhaushalte, in denen die Person<br />

60 Jahre oder älter ist, sind dagegen am wenigsten<br />

mobil.<br />

Fast die Hälfte der Einpersonenhaushalte ist<br />

ohne Auto. Vollmotorisierung ist demgegenüber<br />

das charakteristische Merkmal von Mehrpersonenhaushalten.<br />

Insgesamt verfügen 82 Prozent<br />

aller Haushalte über einen Pkw. Dies bedeutet<br />

eine leichte Zunahme gegenüber 2002.<br />

Die Ausstattung der Haushalte mit Pkw ist ganz<br />

offensichtlich abhängig vom Haushaltseinkommen:<br />

Das heißt, es besteht eine deutliche positive<br />

Abhängigkeit zwischen Haushaltseinkommen<br />

und Pkw-Besitz, die allerdings von Faktoren<br />

wie „Raumstruktur“, „Haushaltsgröße“, „Kinder<br />

im Haushalt“ und Einstellungen wie „freiwilliger<br />

Pkw-Verzicht“ überlagert wird.<br />

Keinen Pkw zu besitzen, kann auch bedeuten,<br />

dass man keinen Pkw haben will: Ein Fünftel<br />

der Haushalte ohne Pkw verzichtet aus Einstellungsgründen<br />

oder weil sie finden, dass sie<br />

einen Pkw einfach nicht brauchen. Tendenziell<br />

sind solche Haushalte eher in den Kernstädten<br />

zu finden.<br />

Sobald ein Haushalt über einen Pkw verfügt,<br />

geht der Anteil der Wege mit Öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

drastisch zurück.<br />

Zugenommen hat auch die Ausstattung der<br />

Haushalte mit Fahrrädern. Nur noch 18 Prozent<br />

aller Haushalte sind im Jahr <strong>2008</strong> ohne Fahrrad.<br />

52 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

Das Mobilitätsverhalten einer Person steht in engem<br />

Zusammenhang mit dem Haushaltskontext. Je nachdem,<br />

ob eine Person in einem Ein- oder Mehrpersonenhaushalt<br />

wohnt, ob Kinder im Haushalt leben oder nicht, ob ein<br />

Haushalt über ein hohes oder niedriges Haushaltseinkommen<br />

verfügt, unterscheiden sich die haushaltsbedingten<br />

Ausgangsvoraussetzungen für die Gestaltung der alltäglichen<br />

Mobilität. Der Einbezug von Haushaltsmerkmalen<br />

bei der Betrachtung von Mobilitätsverhalten bringt daher<br />

deutliche Unterschiede zutage.<br />

Ein Grund für den hohen Einfluss von Haushaltsmerkmalen<br />

sind die mit verschiedenen Haushaltstypen verbundenen<br />

Bedürfnisstrukturen und Möglichkeiten, diesen Bedürfnissen<br />

nachzugehen. Bei Einpersonenhaushalten besteht nur<br />

bedingt die Möglichkeit, Wege, die mit der Versorgung des<br />

Haushalts zu tun haben, auf andere Personen zu verlagern.<br />

In Mehrpersonenhaushalten können Aktivitäten, die mit<br />

der Haushaltsführung oder Kinderbetreuung zu tun haben,<br />

grundsätzlich zwischen verschiedenen Personen aufgeteilt<br />

werden. Gleichzeitig besteht in solchen Haushalten ein<br />

höherer Versorgungsbedarf.<br />

Wird der Haushaltskontext betrachtet, kommt auch den<br />

Ressourcen, über die ein Haushalt verfügt, eine bedeutende<br />

Rolle zu. Mobilitätsrelevante Ressourcen sind insbesondere<br />

das Haushaltseinkommen sowie die Ausstattung des<br />

Haushalts mit Fahrzeugen (Pkw und Fahrrad).


?<br />

haushaLtsstrukturen in DeutschLanD<br />

Welchen Einfluss hat die Haushaltsstruktur auf<br />

die Mobilitätsoptionen der Haushaltsmitglieder<br />

und wie wirkt sich das – sichtbar werdend in<br />

den <strong>MiD</strong>-Daten – aus?<br />

Die Haushaltsstrukturen in Deutschland weisen seit Jahren<br />

eine hohe Dynamik auf, indem sich sowohl Anzahl als auch<br />

Zusammensetzung der privaten Haushalte dadurch massiv<br />

verändert haben, dass eine gleich große beziehungsweise<br />

in der Vergangenheit leicht wachsende Bevölkerung sich<br />

auf immer mehr private Haushalte verteilt hat. Allein im<br />

Zeitraum von 2001 bis 2007, den beiden Jahren, deren<br />

Bevölkerungsstand Grundlage für die Stichprobenziehung<br />

der <strong>MiD</strong>-Erhebungen waren, ist die Anzahl der Haushalte<br />

um eine gute Million von 38,5 Mio. auf 39,7 Mio. gestiegen.<br />

1991 lag die Anzahl privater Haushalte noch bei 35,3 Mio.;<br />

von 1991 bis heute ist die Anzahl privater Haushalte damit<br />

um rund 13 Prozent gestiegen (https://www-genesis.destatis.de/genesis/online/logon).<br />

Diese Entwicklungen werden durch Zahlen des BBR komplettiert.<br />

Danach ist allein im Zeitraum 2001 bis 2004 der<br />

bundesweite Anteil bei den Single-Haushalten von 37 auf<br />

38 Prozent gestiegen (BBR 2009). Nahezu alle Bundesländer<br />

sind von dieser Entwicklung betroffen. Lediglich Bremen<br />

und Nordrhein-Westfalen weisen geringfügige Rückgänge<br />

auf, die sich im Nachkommastellenbereich bewegen.<br />

tabelle 3.6<br />

Entwicklung der Ein- und Mehrpersonenhaushalte von 1972<br />

bis 2006<br />

Einpersonenhaushalte<br />

Mehrpersonenhaushalte<br />

ohne<br />

Kinder<br />

Mehrpersonenhaushalte<br />

mit<br />

Kindern<br />

Tsd. % Tsd. % Tsd. %<br />

1972* 6.014 26,2 5.624 25,0 10.233 45,5<br />

1995 10.825 35,9 8.626 29,5 10.138 34,7<br />

2006 15.448 38,8 11.914 30,0 12.405 31,2<br />

* Westdeutschland<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt: Statistisches Jahrbuch 2007,<br />

Bevölkerung und Erwerbstätigkeit<br />

Tabelle 3.6 verdeutlicht das Ausmaß von Bedeutungsgewinn<br />

und -verlust der verschiedenen Haushaltstypen infolge<br />

der geänderten Anzahl privater Haushalte. 1972 handelte<br />

es sich bei fast der Hälfte aller Haushalte um Mehrper-<br />

sonenhaushalte mit Kindern. Jeweils rund ein Viertel der<br />

restlichen Haushalte waren Einpersonenhaushalte und<br />

Mehrpersonenhaushalte ohne Kinder (Werte nur für Westdeutschland).<br />

Demgegenüber machen Einpersonenhaushalte<br />

heute den größten Anteil an den privaten Haushalten<br />

aus. Ihr Anteil ist seit 1972 um mehr als 20 Prozentpunkte<br />

gestiegen. Parallel dazu ist es zu einem starken Bedeutungsverlust<br />

von Mehrpersonenhaushalten mit Kindern<br />

gekommen. Der Anteil dieses Haushaltstyps ist seit 1972<br />

um rund 14 Prozentpunkte gesunken.<br />

Hintergrund dieser Entwicklung sind Veränderungen im<br />

Familienzyklus und dem damit verbundenen Haushaltsbildungsverhalten<br />

sowie der demografischen Struktur. Viele<br />

demografische Ereignisse wie Heirat, Geburt von Kindern<br />

und auch der Tod treten im Lebensverlauf immer später<br />

ein. Dies hat zur Folge, dass Lebensphasen, in denen noch<br />

keine Kinder oder bereits keine Kinder mehr im Haushalt<br />

leben, länger werden (BBR 2005). Dementsprechend nimmt<br />

die Bedeutung der für diese Lebensphasen charakteristischen<br />

Ein- und Zweipersonenhaushalte zu. Mehrpersonenhaushalte<br />

mit Kindern machen dagegen einen immer<br />

geringeren Anteil an allen Haushalten aus. Der in den<br />

letzten Jahren zu verzeichnende zahlenmäßige Anstieg der<br />

Einpersonenhaushalte ist dabei fast ausschließlich auf den<br />

Wandel der Altersstruktur zurückzuführen. Dieser führt zu<br />

einem deutlichen Plus bei der Zahl älterer Einpersonenhaushalte<br />

– also in der Regel älterer und in dieser Lebensphase<br />

alleinstehender Frauen.<br />

aBBiLDung Der haushaLtsstruktur in Der <strong>MiD</strong><br />

Die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> bildet verschiedene Haushaltsmerkmale wie<br />

zum Beispiel Haushaltsgröße, Anzahl der Kinder im Haushalt,<br />

Haushaltsnettoeinkommen und Anzahl der Pkw im<br />

Haushalt ab. Nicht abgefragt wird der Familienzusammenhang<br />

der Haushaltsmitglieder, der bei amtlichen Statistiken<br />

häufig für die Typisierung von Haushalten herangezogen<br />

wird. Die Daten der <strong>MiD</strong> bieten dennoch die Möglichkeit,<br />

eine am Familien- und Lebenszyklus orientierte Einteilung<br />

der erfassten Haushalte vorzunehmen. Die Orientierung am<br />

Familien- und Lebenszyklus bei der Einteilung der Haushalte<br />

in Typen bietet sich an, da beide Zyklen in engem<br />

Zusammenhang mit dem Mobilitätsverhalten stehen.<br />

Die im Weiteren verwendete Einteilung nach Haushaltsty-<br />

pen wurde gebildet über die Anzahl erwachsener Personen<br />

und Kinder im Haushalt sowie dem Alter der Haushaltsmitglieder.<br />

Die Einteilung umfasst elf Haushaltstypen (fünf<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

53


Grundtypen, davon drei differenziert nach jeweils drei<br />

Altersklassen), die nachfolgend dargestellt werden. Welchen<br />

Anteil der jeweilige Haushaltstyp an allen Haushalten<br />

ausmacht und wie hoch der jeweilige Bevölkerungsanteil an<br />

den einzelnen Haushaltstypen ist, zeigt Abbildung 3.31.<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Einpersonenhaushalte: Da in Abhängigkeit vom Alter<br />

deutliche Unterschiede im Mobilitätsverhalten bestehen<br />

(vgl. Kapitel 3.2.3 und Kapitel 4.2), wurde die Gruppe<br />

der Einpersonenhaushalte nach dem Alter der Person in<br />

drei Gruppen unterteilt: Haushalte mit jungen Personen<br />

unter 30 Jahren, Haushalte mit Personen zwischen 30<br />

und 59 Jahren sowie Haushalte mit Personen ab 60<br />

Jahren. Diese drei Haushaltstypen machen zusammen<br />

39 Prozent aller bundesdeutschen Haushalte, aber nur<br />

18 Prozent der Wohnbevölkerung aus. In absoluten<br />

Zahlen ausgedrückt leben in Deutschland über 15 Mio.<br />

Menschen in einem Einpersonenhaushalt.<br />

Haushalte mit zwei erwachsenen Personen: Im<br />

Gegensatz zu amtlichen Statistiken kann bei diesen<br />

Haushalten in der <strong>MiD</strong> nicht unterschieden werden, ob<br />

es sich um Ehepaare, nicht eheliche Lebensgemeinschaften,<br />

Wohngemeinschaften oder eine alleinerziehende<br />

Person mit ihrem erwachsenen Kind handelt. Im<br />

überwiegenden Fall wird es sich jedoch um Paarhaushalte<br />

handeln. Auch dieser Haushaltstyp wird nach dem<br />

Alter der Haushaltsmitglieder in drei Gruppen unterteilt.<br />

Für die Zuordnung werden die gleichen Altersgruppen<br />

wie bei den Einpersonenhaushalten verwendet, wobei<br />

die Zuordnung über das Alter der jüngeren Person im<br />

Haushalt erfolgt. In 33 Prozent aller Haushalte leben<br />

zwei erwachsene Personen, der Anteil an der Wohnbevölkerung<br />

erreicht mit 31 Prozent fast den gleichen Wert.<br />

In absoluten Zahlen entfallen auf diesen Haushaltstyp<br />

13 Mio. Haushalte und 25 Mio. Menschen.<br />

Haushalte mit drei und mehr erwachsenen Personen:<br />

Auch bei diesen Haushalten lässt sich nicht genau<br />

bestimmen, in welchem Familienzusammenhang die<br />

Personen stehen. Sowohl Wohngemeinschaften als<br />

auch Familien mit erwachsenen Kindern fallen in diese<br />

Kategorie. 13 Prozent (elf Mio.) aller Personen in<br />

Deutschland leben in Haushalten dieses Typs, der zehn<br />

Prozent aller bundesdeutschen Haushalte ausmacht.<br />

54 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

•<br />

•<br />

Mehrpersonenhaushalte mit zwei Erwachsenen und mindestens<br />

einem Kind: Dieser Haushaltstyp wird in Abhängigkeit<br />

vom Alter des Kindes oder der Kinder unterteilt<br />

in Haushalte mit Kindern unter sechs Jahren, Haushalte<br />

mit Kindern unter 14 Jahren und Haushalte mit Kindern<br />

unter 18 Jahren. Die Unterscheidung nach dem Alter<br />

der Kinder ist bei der Betrachtung des Mobilitätsverhaltens<br />

von Bedeutung, da in Abhängigkeit des Alters von<br />

Kindern unterschiedliche Mobilitätsbedürfnisse auftreten.<br />

Mehrpersonenhaushalte mit Kindern machen nur 17<br />

Prozent aller bundesdeutschen Haushalte, aber 35 Prozent<br />

der Wohnbevölkerung aus. Dies entspricht sieben<br />

Mio. Haushalten und 28 Mio. Bürgerinnen und Bürgern.<br />

Alleinerziehende: In zwei Prozent aller bundesdeutschen<br />

Haushalte, dies entspricht knapp einer Mio. Haushalte,<br />

lebt eine erwachsene Person mit einem oder mehreren<br />

Kindern. Auch ohne die Möglichkeit, den Familienzusammenhang<br />

zu bestimmen, wird es sich dabei zum weit<br />

überwiegenden Anteil um eine alleinerziehende Person<br />

mit ihrem Kind handeln. In Haushalten von Alleinerziehenden<br />

leben in Summe zwei Mio. Personen.<br />

Veränderungen zwischen 2002 und <strong>2008</strong> ergeben sich vor<br />

allem bei den älteren Haushalten (Einpersonenhaushalt<br />

60+, Haushalt mit zwei erwachsenen Personen die jüngste<br />

60+, Haushalte mit drei und mehr erwachsenen Personen),<br />

die alle zunehmen, sowie bei den Haushalten mit mindestens<br />

einem Kind unter sechs Jahren, deren Anteil abnimmt.<br />

Zu- und Abnahmen stellen sich innerhalb der Haushaltstypen<br />

jedoch ganz unterschiedlich dar, wenn man weiter nach<br />

Raumtypen differenziert. Besonders hervorzuheben ist die<br />

Zunahme der jungen Einpersonenhaushalte (unter 30 Jahre)<br />

in den Kernstädten bei gleichzeitiger Abnahme dieses<br />

Haushaltstyps in den verdichteten und ländlichen Kreisen,<br />

die Zunahme der Ein- und Mehrpersonenhaushalte im<br />

mittleren Alter (30 bis 60 Jahre) in den verdichteten Kreisen,<br />

die starke Zunahme der Haushalte mit Kindern – vor allem<br />

älteren Kindern ab 14 Jahre – in den verdichteten Kreisen<br />

bei gleichzeitiger Abnahme dieses Haushaltstyps in den<br />

Kernstädten, vor allem aber in den ländlichen Kreisen.


abbildung 3.31<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

55


ÄuMLiche VerteiLung Der<br />

haushaLtstYPen<br />

Die Haushaltstypen weisen deutliche Unterschiede in ihrer<br />

Verteilung nach den zusammengefassten Kreistypen auf.<br />

Mehrpersonenhaushalte mit Kindern sowie Haushalte mit<br />

drei und mehr erwachsenen Personen sind überdurchschnittlich<br />

häufig im ländlichen Raum und in verdichteten<br />

Kreisen zu finden. Einpersonenhaushalte sowie Zweipersonenhaushalte<br />

mit mindestens einer Person unter 30 Jahren<br />

sind dagegen überproportional in Kernstädten angesiedelt<br />

(Abbildung 3.32).<br />

abbildung 3.32<br />

56 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG


DifferenZierung Der haushaLte nach haus-<br />

haLtseinkoMMen unD ausstattung Mit fahr-<br />

Zeugen<br />

einkommen<br />

Die Verteilung der monatlichen Haushaltsnettoeinkommen,<br />

so wie sie in der <strong>MiD</strong> erhoben wurden, zeigt ein breites<br />

Mittelfeld, einen ebenfalls relativ ausgedehnten unteren<br />

Bereich sowie eine flach auslaufende Spitze im oberen<br />

Bereich: Knapp 30 Prozent der Haushalte bewegen sich im<br />

Einkommensbereich bis 1.500 Euro, in fast 40 Prozent der<br />

Haushalte liegt das Einkommen zwischen 1.500 und 3.000<br />

Euro; den oberen Einkommensbereich deckt ein knappes<br />

Fünftel der Haushalte mit einem Einkommen von 3.000 bis<br />

5.000 Euro ab, dazu kommen noch weitere fünf Prozent mit<br />

mehr als 5.000 Euro Monatseinkommen (Abbildung 3.33).<br />

Jeder zehnte Haushalt hat hierzu in der Befragung keine<br />

Auskunft gegeben.<br />

abbildung 3.33<br />

Generell ist das Haushaltseinkommen eine nur bedingt aussagekräftige<br />

Größe, da es entscheidend darauf ankommt,<br />

wie viele Personen von diesem Einkommen versorgt<br />

werden müssen. Die Betrachtung der Haushalte nach dem<br />

ökonomischen Status ist daher oft besser geeignet. Die<br />

Zuordnung der Haushalte zu einer der fünf Statusgruppen<br />

erfolgt über das Haushaltsnettoeinkommen und die<br />

gewichtete Haushaltsgröße, wie sie auch zur Berechnung<br />

des Äquivalenzeinkommens verwendet wird. Bei der<br />

Gewichtung der Haushaltsgröße fließt sowohl die Anzahl<br />

als auch das Alter der Haushaltsmitglieder ein (vgl. Kapitel<br />

2.3). Dabei zeigt sich, dass der größte Anteil der Haushalte<br />

(41 Prozent) einen mittleren ökonomischen Status aufweist.<br />

Diese breite Mitte wird von einem fast ebenso großen Anteil<br />

wirtschaftlich gut gestellter Haushalte (39 Prozent) flankiert.<br />

Ein Fünftel der Haushalte hat einen niedrigen oder sehr<br />

niedrigen ökonomischen Status.<br />

Pkw-Verfügbarkeit<br />

Am 1.1.<strong>2008</strong> waren beim Kraftfahrt-Bundesamt 41,3 Mio.<br />

Pkw registriert. 32 Prozent der Pkw-Halter waren zu diesem<br />

Zeitpunkt Frauen, 25 Prozent waren älter als 60 Jahre<br />

(Quelle: KBA-Statistik). Bezieht man die Zahl der Pkw auf<br />

die Einwohner, dann ergibt sich für das Jahr 2007 eine<br />

Fahrzeugdichte von 501 Pkw je 1.000 Einwohner (VdA Jahresbericht<br />

<strong>2008</strong>, S. 271) Damit gilt auch im Jahr <strong>2008</strong>, dass<br />

zumindest rein rechnerisch „alle Einwohner Deutschlands<br />

auf den Vordersitzen aller Pkw Platz [haben]“ (Statistisches<br />

Bundesamt: Datenreport 2006, S. 355).<br />

Die Zahlen der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> zeigen beim Vergleich mit den Ergebnissen<br />

der Vorgängerstudie, dass die Pkw-Verfügbarkeit<br />

in den Haushalten weiter leicht angestiegen ist. Gab es im<br />

Jahr 2002 noch 19 Prozent der Haushalte, die keinen Pkw<br />

besaßen, so sind dies heute nur noch 18 Prozent. Dabei<br />

hat sich auch die Zahl der Pkw pro Kopf von 0,5 auf 0,6<br />

erhöht. Während der Anteil der Haushalte mit einem Pkw<br />

weiterhin 53 Prozent beträgt, sind die Anteile der Haushalte<br />

mit zwei oder mehr Pkw um zwei Prozent gewachsen.<br />

Dies entspricht von der Tendenz her auch den Aussagen<br />

der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) für das<br />

Jahr <strong>2008</strong>, die ebenfalls einen leicht steigenden Anteil von<br />

Haushalten mit Pkw gegenüber dem Jahr 2003 feststellt.<br />

Allerdings liegt nach den dortigen Angaben der Anteil der<br />

„Auto-Haushalte“ um vier Prozentpunkte niedriger (Statistisches<br />

Bundesamt 2009, S. 16). Dass bei der <strong>MiD</strong> etwas<br />

mehr Pkw-besitzende Haushalte ermittelt werden als bei<br />

der EVS, ist vor allem darauf zurückzuführen, dass mobile<br />

Personen und mobile Haushalte (also mit Pkw) ganz leicht<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

57


überrepräsentiert sind. Dieser Effekt ist auch aus anderen<br />

Untersuchungen zur Mobilität, wie dem Mobilitätspanel,<br />

bekannt.<br />

Unmittelbare Auswirkungen auf die Pkw-Verfügbarkeit im<br />

Haushalt hat das Einkommen. In Abbildung 3.34 ist dargestellt,<br />

über wie viele Pkw ein Haushalt in Abhängigkeit vom<br />

Haushaltseinkommen verfügt. Dabei zeigt sich, dass weit<br />

über die Hälfte der Haushalte mit geringem Haushaltseinkommen<br />

keinen Pkw besitzt. Mit zunehmendem Haushaltseinkommen<br />

nimmt nicht nur der Anteil der Haushalte mit<br />

Pkw, sondern auch die Anzahl der Pkw im Haushalt deutlich<br />

zu. In den höchsten Einkommensklassen verfügt fast ein<br />

Drittel der Haushalte über drei und mehr Pkw.<br />

abbildung 3.34<br />

58 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

Dass ein Haushalt ohne Pkw ist, bedeutet allerdings nicht<br />

zwangsläufig, dass er sich einen Pkw nicht leisten kann.<br />

Erstmalig wurde in der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> dieser Aspekt einer<br />

genaueren Prüfung unterzogen. Dabei zeigt sich, dass<br />

zwar die Hälfte der Haushalte ohne Pkw, die 18 Prozent der<br />

Haushalte insgesamt ausmachen, aus Kostengründen auf<br />

das eigene Fahrzeug verzichtet, dass aber daneben in fünf<br />

Prozent dieser Haushalte ein freiwilliger und bewusster Verzicht<br />

auf den eigenen Pkw stattfindet. Weitere 16 Prozent<br />

geben an, dass sie kein Auto benötigen.<br />

Erwartungsgemäß handelt es sich bei diesen Haushalten<br />

um Haushalte ohne Kinder. Gleichzeitig sind sie eher in den<br />

Kernstädten zu finden; dort fällt auch der freiwillige Autoverzicht<br />

etwas höher aus (Abbildungen 3.35). Die genannten<br />

Prozentwerte beziehen sich auf eine „priorisierte“ Auswertung<br />

der Angaben, das heißt, die angegebenen Gründe<br />

wurden nach Priorität klassifiziert und nur der ranghöchste<br />

Grund ging in die Auswertung ein. Insgesamt verteilen<br />

sich die autolosen Haushalte etwa hälftig auf Rentner- und<br />

übrige Erwachsenenhaushalte.


Die Überlagerung von Haushaltsstrukturen, Haushaltseinkommen<br />

und Einstellungen zeigt sich – zumindest von der<br />

Tendenz her – auch in der Analyse der Daten nach Bundesländern<br />

(Abbildung 3.36). Die drei Stadtstaaten Berlin,<br />

Hamburg und Bremen sind durch einen hohen Anteil autofreier<br />

Haushalte einerseits und einen sehr geringen Anteil<br />

an Haushalten mit zwei und mehr Fahrzeugen andererseits<br />

gekennzeichnet. Für die restlichen Bundesländer zeichnet<br />

sich ein klarer Ost-West-Unterschied ab. In Ostdeutschland<br />

fällt der Anteil an Haushalten ohne Pkw höher aus. Damit<br />

einher geht ein geringerer MIV-Anteil. Spitzenreiter sowohl<br />

in der Pkw-Ausstattung als auch in der Pkw-Nutzung ist wie<br />

schon dargestellt das Saarland.<br />

abbildung 3.35<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

59


abbildung 3.36<br />

fahrradbesitz<br />

82 Prozent der Haushalte in Deutschland besitzen mindestens<br />

ein Fahrrad; in 30 Prozent der Haushalte sind sogar<br />

drei oder mehr Fahrräder vorhanden. Insgesamt gibt es in<br />

den Haushalten in Deutschland rund 70 Mio. Fahrräder. Damit<br />

ist die Pro-Kopf-Verfügbarkeit von Fahrrädern im Jahr<br />

<strong>2008</strong> auf 0,9 Fahrräder gestiegen – 2002 lag sie noch bei<br />

0,8 Rädern. Gleichzeitig gibt es – wie schon 2002 – einen<br />

vergleichsweise großen Anteil an Haushalten, in dem die<br />

Anzahl der Fahrräder die Anzahl der Köpfe übersteigt (vgl.<br />

infas, DIW 2004, S. 29). Das Ergebnis der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> ist an<br />

dieser Stelle nahezu identisch mit dem der Einkommensund<br />

Verbrauchsstichprobe (EVS) <strong>2008</strong>, die auf die gleiche<br />

Anzahl an Fahrrädern kommt und damit eine Fahrradverfügbarkeit<br />

in 80 Prozent der Haushalte verbindet (Statistisches<br />

Bundesamt 2009, S. 18).<br />

60 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

Interessant ist in diesem Zusammenhang die Beobachtung,<br />

dass mit dem Ansteigen der Personenzahl in den Haushalten<br />

auch die Anzahl der dort verfügbaren Fahrräder wächst<br />

(Abbildung 3.37). Dies mag auf den ersten Blick trivial<br />

erscheinen, allerdings kann man es auch als Indiz dafür<br />

nehmen, dass zum einen Haushalte eine Art „individuelle<br />

Radfahrkultur“ manchmal sogar mit mehreren funktional<br />

unterschiedlichen Rädern pro Person entwickeln, und zum<br />

anderen, dass das Radfahren eine Mobilitätsform ist, die<br />

man (auch) gemeinsam ausübt: In der Tat finden 26 Prozent<br />

der Fahrradwege in Begleitung statt.


abbildung 3.37<br />

MoBiLitÄtskenngrÖssen in aBhÄngigkeit VoM<br />

haushaLtstYP<br />

Für die im Rahmen der Auswertung der <strong>MiD</strong> verwendete<br />

Haushaltstypisierung ergeben sich bei fast allen betrachteten<br />

Mobilitätskenngrößen große Unterschiede. Es sind<br />

meist die gleichen Haushaltstypen, die bei den unterschiedlichen<br />

Kennwerten Auffälligkeiten zeigen. Pro Haushaltstyp<br />

ergibt sich dabei jeweils ein in sich stimmiges Bild.<br />

Ob ein Haushalt über einen Pkw verfügt oder nicht, hat<br />

großen Einfluss auf das Mobilitätsverhalten von Personen.<br />

Mehrpersonenhaushalte mit Kindern weisen den höchsten<br />

Pkw-Ausstattungsgrad auf – weitgehend unabhängig von<br />

der Wohnlage, also auch im urbanen Raum. 98 Prozent<br />

beziehungsweise 97 Prozent der Mehrpersonenhaushalte<br />

mit Kindern verfügt über einen Pkw, weit mehr als die Hälfte<br />

davon hat zwei oder mehr Pkw. Der Anteil der Haushalte<br />

mit mehreren Pkw fällt dabei umso höher aus, je älter<br />

die Kinder sind. Eine Ausnahme bilden überwiegend aus<br />

ökonomischen Gründen die Alleinerziehenden (Abbildung<br />

3.38).<br />

Während die Beinahe-Vollmotorisierung das charakteristische<br />

Merkmal von Mehrpersonenhaushalten ist und sie<br />

sich damit am einen Ende der Skala befinden, wird das<br />

andere Ende der Skala von Einpersonenhaushalten und<br />

Haushalten von Alleinerziehenden gebildet. Insbesondere<br />

alleinlebende Personen, die 60 Jahre und älter sind, haben<br />

oft keinen Pkw. Der Anteil autofreier Haushalte liegt hier bei<br />

46 Prozent. Im Jahr 2002 betrug er noch 59 Prozent. Von<br />

den Alleinerziehenden lebt ein Viertel ohne Auto. Die Haushaltstypisierung<br />

macht deutlich, dass das Alter einen hohen<br />

Einfluss auf den Besitz beziehungsweise Nicht-Besitz eines<br />

Pkw hat. Sowohl bei den Einpersonenhaushalten als auch<br />

bei den Zweipersonenhaushalten fällt der Anteil autofreier<br />

Haushalte jeweils hoch aus, wenn die beziehungsweise<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

61


eine im Haushalt lebende Person jünger als 30 Jahre ist.<br />

Den höchsten Anteil an Haushalten mit drei und mehr Pkw<br />

erreichen Haushalte, in denen drei und mehr erwachsene<br />

Personen und keine Kinder wohnen (Abbildung 3.38) – hier<br />

dominiert die individuelle Verfügbarkeit des Autos.<br />

Der Anteil mobiler Personen sowie die durchschnittliche<br />

Wegezahl haben sich im vorangegangenen Kapitel als<br />

stabile Größen erwiesen, die in Abhängigkeit vom Raumtyp<br />

keine Unterschiede aufweisen. Differenziert nach Haushaltstyp<br />

wird jedoch eine deutliche Schwankungsbreite der<br />

Werte sichtbar (Abbildung 3.39).<br />

Der Anteil mobiler Personen sinkt jeweils deutlich ab, wenn<br />

ältere Personen im Haushalt wohnen. Dies ist insbesondere<br />

dann der Fall, wenn die Person alleine lebt.<br />

abbildung 3.38<br />

62 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

In Zweipersonenhaushalten, in denen beide Personen<br />

60 Jahre und älter sind – die Zuordnung der Zweipersonenhaushalte<br />

nach Alter erfolgt jeweils über das Alter<br />

der jüngeren Person –, fällt der Anteil mobiler Personen<br />

ebenfalls gering, aber um drei Prozentpunkte höher aus, als<br />

bei den alleinlebenden älteren Menschen (vgl. dazu auch<br />

Kapitel 4.2). Im Alter zu zweit und nicht alleine zu wohnen,<br />

wirkt sich damit positiv auf die Verkehrsteilnahme aus. Im<br />

Gegensatz zur geringen Mobilitätsquote der Haushalte<br />

alleinstehender älterer Menschen, fällt die Mobilitätsquote<br />

bei den Alleinerziehenden und jungen Alleinlebenden am<br />

höchsten aus.<br />

Die durchschnittliche Wegezahl der Haushalte beträgt 3,4.<br />

Die geringste Wegezahl liegt analog zur geringen Mobilitätsquote<br />

vor, wenn eine Person mit 60 Jahren und älter im<br />

Haushalt lebt.


abbildung 3.39<br />

Eine Differenzierung der durchschnittlich pro Tag im<br />

Verkehr verbrachten Zeit und der dabei zurückgelegten<br />

Tagesstrecke zeigt wiederum Auffälligkeiten bei den Einund<br />

Zweipersonenhaushalten, in denen eine Person ab 60<br />

Jahren wohnt, sowie für Haushalte von Alleinerziehenden.<br />

Personen aus diesen Haushaltstypen legen die kürzesten<br />

Tagesstrecken zurück. Da bei diesen drei Gruppen zudem<br />

die zurückgelegte Tagesstrecke und die dafür benötigte Zeit<br />

am weitesten auseinanderklaffen, sind sie deutlich langsamer<br />

unterwegs als Personen aus anderen Haushalten.<br />

Dies geht wiederum auf hohe Fußweg- und Fahrradanteile<br />

in dieser Gruppe zurück. Die höchsten Tagesstrecken<br />

fallen dagegen bei Ein- und Zweipersonenhaushalten an, in<br />

denen eine Person unter 30 Jahre lebt, sowie in Einpersonenhaushalten<br />

mit Personen im Alter zwischen 30 und 59<br />

Jahren (Abbildung 3.40). Die geringste Zeit im Verkehr verbringen<br />

Personen aus Mehrpersonenhaushalten mit kleinen<br />

Kindern. Je älter die Kinder sind, umso höher fällt die durchschnittliche<br />

Wegezeit aus. Parallel steigt auch die zurückgelegte<br />

Tagesstrecke an, allerdings nicht in dem Maß, in dem<br />

sich die durchschnittliche Unterwegszeit erhöht.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

63


abbildung 3.40<br />

Betrachtet man, wofür die Personen in Abhängigkeit des<br />

Haushaltstyps außer Haus gehen, sind auch hier große<br />

Unterschiede zu erkennen: In Mehrpersonenhaushalten<br />

mit Kindern sowie in Haushalten von Alleinerziehenden<br />

fällt der Anteil der Begleitwege deutlich höher aus. Bei<br />

den Mehrpersonenhaushalten mit Kindern ist der Anteil<br />

Begleitwege umso höher, je jünger die Kinder im Haushalt<br />

sind. Dabei zeigt sich, dass die Mehrzahl der Begleitwege<br />

von Frauen übernommen wird. Weniger ausgeprägt werden<br />

die geschlechtsspezifischen Unterschiede erst, wenn die<br />

Kinder älter sind beziehungsweise wenn es sich um Alleinerziehende<br />

handelt.<br />

64 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

Ein deutlich von den anderen Gruppen abweichendes Bild<br />

ergibt sich für die Ein- und Zweipersonenhaushalte, wenn<br />

eine Person ab 60 Jahren im Haushalt lebt. Diese Haushaltstypen<br />

sind lebensphasenbedingt durch einen marginalen<br />

Anteil an Arbeitswegen und einen überdurchschnittlich<br />

hohen Anteil an Einkaufs-, Erledigungs- und Freizeitwegen<br />

gekennzeichnet.


abbildung 3.41<br />

Unterschiede zeigen sich schließlich auch in Bezug auf<br />

den Modal Split der Wege (Abbildung 3.42). Einpersonenhaushalte,<br />

in denen eine Person lebt, die 60 Jahre und älter<br />

ist, weisen den geringsten Wegeanteil mit Pkw auf. Der<br />

Gesamtanteil des Autos liegt in dieser Gruppe bei nur 39<br />

Prozent. Wenn eine Person dieses Haushaltstyps das Auto<br />

nutzt, dann allerdings weit überwiegend als Fahrer. Auch<br />

die Gruppe der Alleinerziehenden legt einen im Vergleich zu<br />

anderen Gruppen niedrigen Anteil an Wegen mit dem Auto<br />

zurück, wobei der Gesamtanteil bereits bei knapp der Hälfte<br />

aller Wege liegt. Auffällig in dieser Gruppe ist vor allem der<br />

hohe Anteil an Wegen als MIV-Mitfahrer. Einen hohen Anteil<br />

an MIV-Mitfahrer-Wegen gibt es bei den Mehrpersonenhaushalten<br />

mit Kindern. Der Anteil dieser Wege fällt umso<br />

höher aus, je jünger die Kinder im Haushalt sind.<br />

Die Modal Split-Anteile bei den Mehrpersonenhaushalten<br />

mit Kindern machen den Wandel des Mobilitätsverhaltens<br />

im Lebenszyklus sehr gut sichtbar. Bei Mehrpersonenhaushalten<br />

mit kleinen Kindern unter sechs Jahren fallen der<br />

Fußwegeanteil sowie der Anteil mit dem Auto am höchsten<br />

aus. Ist das jüngste Kind im Haushalt zwischen sechs und<br />

13 Jahre alt, nimmt der Anteil der Auto- und Fußwege leicht<br />

ab, zugunsten eines leichten Anstiegs des Fahrrad- und<br />

ÖV-Anteils. Ist das jüngste Kind im Haushalt dagegen<br />

14 Jahre und älter, aber noch nicht volljährig, nimmt die<br />

Bedeutung des Öffentlichen Verkehrs noch einmal um drei<br />

Prozentpunkte zu (Abbildung 3.42).<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

65


abbildung 3.42<br />

einfLuss Von haushaLtseinkoMMen unD<br />

MotorisierungsgraD auf Die MoBiLitÄt<br />

Es ist nicht überraschend, dass die Unterschiede im Haushaltseinkommen<br />

und die damit verbundenen Auswirkungen<br />

auf den Motorisierungsgrad auch zu Unterschieden im<br />

Mobilitätsverhalten der Personen führen. Während in den<br />

beiden unteren Einkommensklassen vor allem Fußwege<br />

eine große Rolle spielen, steigt mit zunehmendem Haushaltseinkommen<br />

der Anteil des Pkw rasch an und weist<br />

dann über alle weiteren Einkommensklassen hinweg einen<br />

recht stabilen Anteil von rund 50 Prozent an allen Wegen<br />

auf. In der untersten aller Einkommensklassen erreicht der<br />

Öffentliche Verkehr einen fast gleich großen Anteil wie die<br />

Wege als MIV-Fahrer. Bereits in den drei nächsthöheren<br />

Einkommensklassen sinkt der ÖV-Anteil jedoch stark ab<br />

und pendelt sich danach auf sieben bis neun Prozent ein.<br />

Im Gegensatz zu den anderen Verkehrsmitteln weist das<br />

66 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

Fahrrad über fast alle Einkommensklassen hinweg einen<br />

relativ stabilen Anteil auf (Abbildung 3.43).<br />

Besonders deutlich treten die Unterschiede zutage, wenn<br />

der Modal Split des Wegeaufkommens nach der Anzahl<br />

der Pkw im Haushalt betrachtet wird (Abbildung 3.44).<br />

Personen aus Haushalten ohne Pkw bestreiten 86 Prozent<br />

aller Wege mit Nicht-motorisierten oder Öffentlichen Verkehrsmitteln.<br />

Bereits ein Pkw im Haushalt führt zu einem<br />

vollkommen anderen Bild des Modal Split. Mit nur einem<br />

Pkw im Haushalt werden aber immer noch gut 40 Prozent<br />

der Wege ohne Pkw zurückgelegt.


abbildung 3.43<br />

Jeder weitere Pkw im Haushalt verschiebt den Modal Split<br />

weiter zugunsten des Anteils von Wegen mit dem Pkw vor<br />

allem als Fahrer und zu Lasten von Wegen zu Fuß und mit<br />

dem Fahrrad. Der Öffentliche Verkehr hat bereits bei einem<br />

Pkw im Haushalt um mehr als zwei Drittel des Wegeanteils<br />

gegenüber Haushalten ohne Pkw „eingebüßt“, so dass<br />

jeder weitere Pkw im Haushalt keinen allzu großen Einfluss<br />

mehr auf diesen ohnehin bereits geringen Anteil hat.<br />

?<br />

Wie wirkt sich der unterschiedliche Modal Split<br />

in Abhängigkeit vom Haushaltseinkommen und<br />

der Anzahl der Pkw im Haushalt auf die Verkehrsleistung<br />

aus?<br />

Abbildung 3.45 zeigt, wie weit die durchschnittliche Tagesstrecke<br />

pro Einkommensklasse vom Gesamtdurchschnitt<br />

abweicht. Die mittlere Tagesstrecke wird in zwei Schritten<br />

berechnet. Schritt 1: Pro Haushalt werden die Tagesstrecken<br />

aller Haushaltsmitglieder aufsummiert und durch die<br />

Anzahl der Personen geteilt. Schritt 2: Die so errechneten<br />

Werte werden nun pro Einkommensklasse gemittelt. Es<br />

ergibt sich folgendes Bild: In den niedrigen Einkommensklassen<br />

liegt die durchschnittliche Tagesstrecke unter, in<br />

den höheren Einkommensklassen über dem Gesamtdurchschnitt.<br />

Vor allem auf das obere Zehntel der Haushalte<br />

in Bezug auf das Haushaltseinkommen entfällt ein weit<br />

überproportional hoher Anteil der Verkehrsleistung.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

67


Dieses Bild wiederholt sich, wenn man die durchschnittlichen<br />

Tagesstrecken der Anzahl an Pkw im Haushalt<br />

gegenüberstellt. Dies entspricht von der Tendenz her auch<br />

den Aussagen der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe<br />

(EVS) für das Jahr <strong>2008</strong>, die ebenfalls einen leicht steigenden<br />

Anteil von Haushalten mit Pkw gegenüber dem Jahr<br />

2003 feststellt. Allerdings liegt den dortigen Angaben der<br />

Anteil der „Auto-Haushalte“ um vier Prozentpunkte niedriger<br />

(Statistisches Bundesamt 2009, S. 16). Dass bei der <strong>MiD</strong><br />

etwas mehr Pkw-besitzende Haushalte ermittelt werden<br />

als bei der EVS, ist vor allem darauf zurückzuführen, dass<br />

mobile Personen und mobile Haushalte (also mit Pkw) ganz<br />

leicht überrepräsentiert sind.<br />

abbildung 3.44<br />

68 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

Dieser Effekt ist auch aus anderen Untersuchungen zur<br />

Mobilität, wie dem Mobilitätspanel, bekannt. In Haushalten<br />

ohne Pkw (20 Kilometer) und Haushalten mit einem Pkw<br />

(38 Kilometer) wird im Durchschnitt eine deutlich geringere<br />

Tagesstrecke zurückgelegt als in Haushalten mit zwei Pkw<br />

(45 Kilometer) und Haushalten mit drei und mehr Pkw (52<br />

Kilometer). Auf einen vergleichsweise geringen Anteil der<br />

Haushalte – fünf Prozent der Haushalte haben drei und<br />

mehr Pkw – entfällt somit ein weit über dem Durchschnitt<br />

liegender Anteil der Verkehrsleistung.<br />

abbildung 3.45


!<br />

3.2.3<br />

PersonenMerkMaLe<br />

Pro Tag legt eine „durchschnittliche Person“ in<br />

Deutschland 3,4 Wege und eine Gesamtstrecke<br />

von 39 Kilometer zurück. Der einzelne Weg ist<br />

damit im Durchschnitt knapp zwölf Kilometer<br />

lang. Im Vergleich zu 2002 hat sich die Zahl der<br />

täglichen Wege um 0,1 erhöht, die durchschnittliche<br />

Tagesstrecke um zwei Kilometer. Auf den<br />

einzelnen Weg umgerechnet entspricht das<br />

einem Plus von 0,3 Kilometern.<br />

Die Zunahme der Mobilität unterscheidet sich<br />

vor allem nach dem Alter. Während bei den Jüngeren<br />

eher ein leichter Rückgang festzustellen<br />

ist, nimmt die Mobilität der Älteren deutlich zu.<br />

Vor allem in den höheren Altersgruppen wächst<br />

der Anteil an Personen mit Führerscheinbesitz,<br />

bei den jüngeren Altersgruppen bis 39 Jahre<br />

geht dieser Anteil dagegen leicht zurück. Dabei<br />

gilt: Frauen holen beim Führerscheinbesitz<br />

auf – und zwar in allen Altersklassen. Und: Wer<br />

einen Führerschein besitzt, der fährt auch mit<br />

dem Auto. Die dennoch feststellbare leichte<br />

Zunahme der ÖV-Nutzung ist vor allem auf<br />

die Zunahme bei den Gelegenheitsnutzungen<br />

zurückzuführen.<br />

Betrachtet man den „Verlauf“ der Mobilität über<br />

die Altersgruppen hinweg, dann sieht man: Ab<br />

dem Eintritt ins Teenie-Alter nehmen die Zahl<br />

der Wege, die durchschnittliche Tagesstrecke<br />

und die Unterwegszeit kontinuierlich zu. Ein<br />

erster Rückgang findet ab der Altersgruppe der<br />

50 bis 59jährigen statt.<br />

Trotz sich verändernder Rollenbilder hat das<br />

Geschlecht nach wie vor Einfluss auf das Mobilitätsverhalten<br />

– insgesamt sind Frauen weniger<br />

mobil, legen weniger Wege und kürzere Tagesstrecken<br />

zurück als die Männer, ihre tägliche<br />

Unterwegszeit ist aber nur unwesentlich kürzer.<br />

Ob Unterschiede in dieser Form zutage treten,<br />

ist jedoch abhängig von der jeweiligen Lebenssituation<br />

und Lebensphase.<br />

Die weiterhin vorhandene geschlechtsspezifische<br />

Rollenteilung hat auch zum Ergebnis, dass<br />

Frauen zu einem höheren Anteil als Männer<br />

Begleit- und Einkaufswege durchführen.<br />

In den Altersgruppen 65+ ist der Anteil an<br />

Personen mit gefühlter Mobilitätseinschränkung<br />

gegenüber 2002 geringer geworden. Haben<br />

Personen allerdings gesundheitliche Einschränkungen,<br />

dann bedeutet das: Sie sind weniger oft<br />

außer Haus als nicht-eingeschränkte Personen,<br />

sie legen im Durchschnitt weniger Wege zurück,<br />

und sie verbringen weniger Zeit damit, unterwegs<br />

zu sein.<br />

Die individuelle Ausprägung von Mobilität ist das Ergebnis<br />

des komplexen Zusammenspiels aus externen Rahmenbedingungen,<br />

den durch den Haushaltskontext gegebenen<br />

Voraussetzungen und individuellen Personenmerkmalen.<br />

Die vorangegangenen Kapitel haben bereits die Einflüsse<br />

der Raum- und Siedlungsstruktur sowie des Haushaltskontextes<br />

aufgezeigt. In diesem Kapitel stehen die einzelnen<br />

Personen im Fokus. Wichtige individuelle Personenmerkmale<br />

sind Alter und Geschlecht, Tätigkeit, Einstellungen<br />

und Präferenzen sowie die individuelle Wahrnehmung<br />

von Handlungsspielräumen. Individuell unterschiedlich ist<br />

auch die Verkehrssozialisation, das heißt die im Laufe des<br />

Lebens erworbenen Denk- und Gefühlsmuster sowie Handlungsorientierungen<br />

im Bereich Mobilität.<br />

Die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> bietet eine Reihe von Informationen auf<br />

der Personenebene, die einen sehr charakteristischen<br />

Zusammenhang mit dem Mobilitätsverhalten aufweist. In<br />

diesem Kapitel werden zum einen die individuellen Mobilitätsvoraussetzungen<br />

im Hinblick auf die Pkw-Verfügbarkeit<br />

und den Besitz von Führerscheinen und Zeitkarten für den<br />

Öffentlichen Verkehr analysiert. Zum anderen geht es um<br />

wichtige Merkmale der Personen selbst: Alter und Geschlecht,<br />

Tätigkeit und Gesundheit.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

69


?<br />

Im Folgenden gilt es deshalb die Frage zu<br />

beantworten: Wie lassen sich Mobilitätsvoraussetzungen<br />

und daraus resultierende Mobilitätsmuster<br />

entlang der Unterschiede zwischen<br />

Personen differenzieren?<br />

fÜhrerschein, fahrraD unD ÖV-fahrkarte aLs<br />

WesentLiche MoBiLitÄtsVoraussetZung<br />

führerscheinbesitz<br />

Auch die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> bestätigt: Der Erwerb des Führerscheins<br />

ist für viele Menschen das entscheidende Ereignis<br />

in ihrer Mobilitätsbiografie. Einen Führerschein zu besitzen<br />

wird offensichtlich weiterhin als wünschenswert und<br />

notwendig angesehen. Dementsprechend ist die Zahl der<br />

Personen mit Führerschein in den letzten Jahren weiter<br />

gewachsen, so dass im Jahr <strong>2008</strong> 88 Prozent der Personen<br />

im Alter von 18 Jahren und mehr eine Pkw-Fahrerlaubnis<br />

besitzen. Dieser Anteil lag im Jahr 2002 erst bei 84 Prozent.<br />

Dabei findet weiterhin eine „nachholende Entwicklung“ auf<br />

Seiten der Frauen statt, bei denen ein Zuwachs um sieben<br />

Prozentpunkte auf 83 Prozent erfolgt ist. Bei den Männern<br />

beträgt dieser Zuwachs ein Prozentpunkt, so dass heute<br />

93 Prozent aller männlichen Personen über 17 Jahre über<br />

einen Führerschein verfügen.<br />

Betrachtet man den steigenden Führerscheinbesitz altersgruppenspezifisch,<br />

dann ist bei der jüngeren Altersgruppe<br />

von 18 bis 29 Jahren ein leicht rückläufiger Trend festzustellen.<br />

Dieser Trend ist ausschließlich auf den Rückgang<br />

der Führerscheinquote bei den Männern dieser Altersgruppe<br />

zurückzuführen (Abbildung 3.47). Die wachsende Führerscheinquote<br />

der Frauen in diesen Altersgruppen kann<br />

diese Rückgänge nicht vollständig kompensieren. Gleichzeitig<br />

kommt nun zum Tragen, was nach den Ergebnissen<br />

der <strong>MiD</strong> 2002 bereits absehbar war, nämlich die wachsende<br />

Führerscheinverfügbarkeit in den höheren Altersgruppen<br />

(vgl. infas / DIW 2004, S. 23-24). Die ergänzende Analyse<br />

nach Alterskohorten ergibt, dass gegenüber 2002 in allen<br />

Jahrgangsgruppen ab 40 der Anteil der Führerscheinbesitzer<br />

zugenommen hat. Dies gilt auch für die Altersgruppe<br />

der Personen im Alter von 65 Jahren und mehr. Weitere<br />

Auswirkungen des vermehrten Führerscheinbesitzes gerade<br />

in der Gruppe der älteren Menschen werden in Kapitel<br />

4.2 aufgegriffen.<br />

70 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

abbildung 3.46


abbildung 3.47<br />

Gruppenspezifische Unterschiede im Führerscheinbesitz<br />

zeigen sich auch in Abhängigkeit von der ökonomischen<br />

Situation, in der die Menschen leben. Diese ökonomische<br />

Situation wird in der <strong>MiD</strong> entlang des ökonomischen<br />

Haushaltsstatus gemessen. So besitzen von denjenigen<br />

Personen, die in einem Haushalt mit niedrigem oder sehr<br />

niedrigem Status leben, nur 80 Prozent beziehungsweise<br />

73 Prozent einen Führerschein. Personen in Haushalten mit<br />

sehr hohem Status haben zu 97 Prozent einen Führerschein<br />

(Abbildung 3.48).<br />

Die nach Raumtypen in Kapitel 3.2.1 dargestellten,<br />

kennzeichnenden Unterschiede in der Verkehrsmittelwahl<br />

spiegeln sich bereits auf der „vorgelagerten“ Ebene des<br />

Führerscheinerwerbs wider: So ergibt sich ein signifikanter<br />

Unterschied beim Führerscheinbesitz in den verschiedenen<br />

Raumkategorien. Während Personen (18 Jahre und<br />

älter) in Kernstädten nur zu 83 Prozent einen Führerschein<br />

besitzen, haben 90 Prozent im verdichteten Raum und 89<br />

Prozent im ländlichen Raum einen Führerschein – ohne<br />

geht es hier (fast) nicht.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

71


abbildung 3.48<br />

Dieser Unterschied ist besonders ausgeprägt bei jungen<br />

Menschen. Nur 80 Prozent der 18 bis 29jährigen Bewohner<br />

von Kernstädten besitzen einen Führerschein; bei<br />

Gleichaltrigen, die in verdichteten oder ländlichen Kreisen<br />

wohnen, sind dies dagegen 90 Prozent. Darüber hinaus ist<br />

zu beobachten, dass der Rückgang im Führerscheinbesitz<br />

ausschließlich auf jüngere Personengruppen, das heißt<br />

Personen zwischen 18 und 39 Jahren, in den Kernstädten<br />

zurückzuführen ist – was angesichts wachsender<br />

Durchschnittseinkommen in diesen Altersgruppen in allen<br />

Raumtypen nicht hauptsächlich ökonomisch bedingt zu<br />

sein scheint. Der geringere Führerscheinbesitz in den<br />

jüngeren Altersgruppen korrespondiert mit einem später<br />

noch darzustellenden Plus bei der ÖV- und Fahrradnutzung<br />

– sofern diese jungen Menschen in einem urbanen Umfeld<br />

leben (vgl. Kapitel 3.3.2). In den verdichteten und ländlichen<br />

Kreisen bleibt dagegen die ohnehin höhere Quote der<br />

Führerscheinbesitzer in diesen Altersgruppen stabil oder<br />

nimmt sogar leicht zu. Gleichzeitig tendieren die im Jahr<br />

2002 noch stärker ausgeprägten Unterschiede zwischen<br />

Kernstadtbewohnern und Bewohnern der verdichteten und<br />

ländlichen Kreise in den mittleren und höheren Altersgruppen<br />

ab 40 Jahren zu einer Nivellierung.<br />

72 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

fahrscheine des Öffentlichen Verkehrs<br />

Nur rund ein Fünftel der Nutzer von Öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

verfügt mittels einer Wochen- oder Monatskarte<br />

über einen einfachen Zugang zum ÖPNV (Abbildung 3.49).<br />

Mit diesen Fahrkarten werden knapp über zwei Drittel aller<br />

Wege im ÖPNV zurückgelegt (Abbildung 3.49). Dabei<br />

handelt es sich naheliegenderweise vor allem um regelmäßige<br />

Wege, wie Wege zur Schule oder zum Arbeitsplatz<br />

(Tabelle 3.7). Dementsprechend sind die Besitzer dieser<br />

Fahrkarten vor allem Schüler, Studenten, Auszubildende<br />

und Erwerbstätige. Die mit Abstand am besten mit einem<br />

Dauerticket ausgestattete Gruppe sind die Studenten, für<br />

die in Deutschland in zahlreichen Städten spezielle Tarife<br />

angeboten werden; teilweise ist das „Semesterticket“ auch<br />

in der Gebühr der Universität enthalten. Aber auch Rentner<br />

verfügen zu immerhin zehn Prozent über eine Dauerfahrkarte.<br />

Deutlich wird auch: Über die Hälfte der Wege im<br />

Öffentlichen Verkehr – und hier speziell im Öffentlichen<br />

Personennahverkehr – ist Fahrkarten zuzuordnen, mit<br />

denen sich ihre Besitzer auf eine längerfristige Bindung an<br />

den Öffentlichen Verkehr eingelassen haben. Dies ist jedoch<br />

nur der Blickwinkel der Fahrgaststatistik. Für das Bild<br />

des ÖPNV in der Öffentlichkeit und damit sein Marketing ist<br />

die personenbezogene Betrachtungsebene entscheidend.<br />

Die dargestellten Zahlen belegen beispielsweise, dass für<br />

drei von vier Bundesbürgern bei mehr oder weniger jeder<br />

Fahrt mit Bus oder Bahn ein Stopp am Fahrkartenautomat<br />

dazugehört.<br />

Die Nutzung von Einzelfahrscheinen hat nur eine untergeordnete<br />

Bedeutung für Wege zur Arbeit oder zur Ausbildung.<br />

Einzelfahrscheine werden vielmehr vor allem für Freizeitwege<br />

(40 Prozent aller Wege mit Einzelfahrscheinen)<br />

und für Einkäufe und Erledigungen (32 Prozent) genutzt.<br />

Aber auch die Inhaber von Dauerkarten wie Monatskarte<br />

oder Jobticket legen nicht nur Arbeits- oder Ausbildungswege<br />

mit ihrer Dauerkarte zurück: 24 Prozent der Wege, auf<br />

denen eine Dauerkarte genutzt wird, sind Freizeitwege, 26<br />

Prozent sind Wege für Einkauf oder Erledigung<br />

(Tabelle 3.7).


tabelle 3.7<br />

Wegezwecke nach unterschiedlichen Fahrscheinarten<br />

Einzelfahrschein, Tageskarte,<br />

Kurzstrecke<br />

Arbeit dienstlich<br />

Ausbildung<br />

Einkauf Erledigung Freizeit Begleitung gesamt<br />

%<br />

12 9 3 13 19 40 3 100<br />

Mehrfachkarte, Streifenkarte 15 3 3 17 22 37 3 100<br />

Wochenkarte,<br />

Monatskarte ohne Abonnement<br />

Monatskarte im Abonnement,<br />

Jahreskarte<br />

31 7 15 14 8 24 1 100<br />

30 2 15 15 12 24 2 100<br />

Jobticket, Semesterticket 24 3 27 11 10 24 0 100<br />

anderes 11 9 10 20 18 30 1 100<br />

Personen ab 14 Jahren; ohne Stellvertreterinterviews; nur ÖPNV-Wege<br />

abbildung 3.49 Daneben besteht ein Zusammenhang der Pkw-Verfügbarkeit<br />

im Haushalt und der spezifischen Fahrscheinnutzung<br />

im Öffentlichen Verkehr (Tabelle 3.8). Während Haushalte<br />

ohne Pkw in überdurchschnittlichem Umfang auf Dauerkarten<br />

wie Monatskarte oder Jobticket zugreifen, kommt<br />

das Gros der Gelegenheitsnutzer, das heißt der Personengruppe,<br />

die überwiegend Einzel- oder Kurzstreckenfahrscheine<br />

sowie Tageskarten nutzt, aus Haushalten mit Pkw.<br />

Gleichzeitig finden sich in den ländlichen Kreisen deutlich<br />

höhere Anteile an Gelegenheitsnutzern als in den Kernstädten;<br />

in den ländlichen Kreisen werden 72 Prozent der Wege<br />

mit Einzelfahrscheinen zurückgelegt, in den Kernstädten<br />

sind dies nur 42 Prozent, in den verdichteten Kreisen 67<br />

Prozent. Außerdem erreicht der Öffentliche Verkehr in Kernstädten<br />

offenbar auch die Autofahrer wesentlich besser:<br />

In Kernstadt-Haushalten, die über mindestens einen Pkw<br />

verfügen, besitzen 14 Prozent der Personen ab 18 Jahren<br />

eine Monatskarte im Abonnement beziehungsweise eine<br />

Jahreskarte. Der vergleichbare Wert in ländlichen Kreisen<br />

liegt bei vier Prozent.<br />

Wie unterschiedliche Bevölkerungsgruppen den Öffentlichen<br />

Verkehr nutzen und wie sich Nutzungsmuster nach<br />

Raumtypen unterscheiden, wird Gegenstand vor allem von<br />

Kapitel 3.3.2 sein.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

73


tabelle 3.8<br />

Nutzung unterschiedlicher Fahrscheinarten<br />

nach Anzahl der Pkw im Haushalt<br />

Einzelfahrschein, Tageskarte,<br />

Kurzstrecke<br />

Anzahl der Pkw im Haushalt<br />

kein<br />

Pkw<br />

einer zwei<br />

drei<br />

oder<br />

mehr<br />

74 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

%<br />

38 61 68 67<br />

Mehrfachkarte, Streifenkarte 15 16 12 11<br />

Wochenkarte, Monatskarte<br />

ohne Abonnement<br />

Monatskarte im Abonnement,<br />

Jahreskarte<br />

7 3 3 3<br />

22 10 8 6<br />

Jobticket, Semesterticket 11 5 4 8<br />

anderes 7 5 5 5<br />

gesamt 100 100 100 100<br />

Personen ab 14 Jahren; ohne Stellvertreterinterviews<br />

MoBiLitÄtskenngrÖssen in aBhÄngigkeit Von<br />

PersonenMerkMaLen<br />

alter und Mobiltät<br />

Der Zusammenhang zwischen Alter und Mobilität spiegelt<br />

vor allem die Bedürfnisse und Fähigkeiten zur Teilnahme<br />

am Verkehr während der verschiedenen Lebensabschnitte<br />

wider. Nahezu alle Mobilitätskenngrößen – Wegeaufkommen,<br />

Wegezwecke, Verkehrsmittelwahl, Tagesstrecken<br />

oder auch Start- und Endzeiten von Wegen – weisen einen<br />

charakteristischen Zusammenhang mit dem Alter einer<br />

Person auf.<br />

Bei der Analyse des Zusammenhangs von Alter und Mobilität<br />

können vereinfachend drei charakteristische Phasen bei<br />

der Darstellung der Ergebnisse unterschieden werden:<br />

•<br />

•<br />

•<br />

die frühe Altersphase der Kindheit und Jugend bis zum<br />

Alter der Volljährigkeit,<br />

die mittlere Altersphase von 18 Jahren bis zu einem<br />

Alter von unter 60 Jahren,<br />

die späte Altersphase ab einem Alter von 60 Jahren, die<br />

zu weiten Teilen der Phase des Rentenalters entspricht.<br />

Mobilitätsquote, Wegeanzahl, tagesstrecken und<br />

unterwegszeiten<br />

Kinder und Jugendliche sind zwar ein besonders lebhafter<br />

und munterer Teil der Bevölkerung, ihre Mobilität im Sinne<br />

eines „Zurücklegens von Wegen“ ist dagegen eher gering.<br />

So zeigt die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong>, dass in der Phase von Kindheit<br />

und Jugend vergleichsweise wenige Wege zurückgelegt<br />

werden (Abbildung 3.50). Vom Kleinkindalter bis zum Alter<br />

der Volljährigkeit liegt die tägliche Wegezahl bei ziemlich<br />

konstant drei Wegen und ist damit geringer als in der Altersgruppe<br />

der 18 bis 59jährigen. Die Unterwegszeit sowie die<br />

Tagesstrecke fallen im Vergleich zu den mittleren Altersklassen<br />

ebenfalls geringer aus, allerdings steigen sowohl<br />

Unterwegszeit als auch Tagesstrecke bereits im Verlauf der<br />

Kindheits- und Jugendphase an. Während ein Kind im Alter<br />

bis zu zehn Jahren „nur“ etwas mehr als eine Stunde pro<br />

Tag unterwegs ist, sind das bei den Jugendlichen im Alter<br />

zwischen 14 und 17 Jahren bereits 80 Minuten. In den 60<br />

Minuten täglicher Unterwegszeit legen die jüngeren Kinder<br />

24 Kilometer, die Jugendlichen während der 80 Minuten 30<br />

Kilometer zurück.<br />

Mit dem Erreichen der Volljährigkeit und dem Erwerb eines<br />

Pkw-Führerscheins, das heißt mit dem Eintritt in die mittlere<br />

Altersphase, verändert sich das Mobilitätsverhalten drastisch.<br />

Die zurückgelegte Strecke wird mit 49 Kilometer pro<br />

Tag deutlich länger, die Anzahl der Wege nimmt zu, und vor<br />

allem die Unterwegszeit erreicht bei den jungen Erwachsenen<br />

mit 86 Minuten einen Spitzenwert. Lange Unterwegszeiten<br />

bleiben auch in den nachfolgenden Altersgruppen<br />

bestehen. Erst die Gruppe der über 74jährigen reduziert<br />

ihre tägliche Unterwegszeit wieder deutlich. Das höchste<br />

Mobilitätsniveau in Bezug auf die Wegezahl und die<br />

zurückgelegte Tagesstrecke wird von den 30 bis 49jährigen<br />

erreicht; ein erster Rückgang im Mobilitätsniveau ergibt sich<br />

ab der Altersgruppe 50 bis 59 Jahre. Mit etwa 60 Jahren<br />

und dem allmählichen Eintritt ins Rentenalter flachen die<br />

Kurven kontinuierlich ab. Ein stärkerer Rückgang der<br />

Mobilität ist allerdings erst für die Gruppe der ab 75jährigen<br />

zu verzeichnen. In dieser Altersgruppe sinkt die zurückgelegte<br />

Tagesstrecke auf 16 Kilometer und beläuft sich damit<br />

auf weniger als ein Drittel der von den 30 bis 49jährigen<br />

zurückgelegten Strecke.


abbildung 3.50<br />

Wegezwecke<br />

Bei Kindern und Jugendlichen dominieren im Wesentlichen<br />

zwei Wegezwecke: Ausbildung und Freizeit (Abbildung<br />

3.51). Der Ausbildungsanteil erreicht bei den 11 bis<br />

17jährigen 33 Prozent, ihre Freizeitwege haben einen Anteil<br />

zwischen 43 und 46 Prozent. Bei den Kindern bis zu zehn<br />

Jahren sind darüber hinaus Begleitwege von größerer Bedeutung,<br />

indem gut ein Viertel aller Wege dieser Kategorie<br />

zuzurechnen ist. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um<br />

Wege, bei denen Kinder ihre Eltern begleiten, zum Beispiel<br />

beim Einkaufen, da die Eltern die Kinder nicht alleine zu<br />

Hause lassen können oder wollen.<br />

Die mittlere Altersphase ab 18 Jahren ist durch einen hohen<br />

Anteil an Wegen zur Arbeit und an dienstlichen Wegen<br />

geprägt. Der Anteil der Freizeitwege nimmt merklich ab. In<br />

der Gruppe der 30 bis 49jährigen gewinnt der Wegezweck<br />

Begleitung noch einmal an Bedeutung. Bei den meisten<br />

Fällen handelt es sich um Eltern, die ihre Kinder zum<br />

Beispiel auf dem Weg zur Schule oder Kita begleiten.<br />

Mütter in Haushalten mit kleinen Kindern unter sechs Jahre<br />

legen 29 Prozent ihrer Wege zu Begleitzwecken zurück, ist<br />

das jüngste Kind zwischen sechs und 13 Jahren sind es<br />

immer noch 18 Prozent („Taxi Mama“). Bei den Vätern sind<br />

dies zehn beziehungsweise acht Prozent.<br />

Bei den über 60jährigen, der „Silver Generation“, ist wieder<br />

ein Anstieg der Freizeitwege zu beobachten. Dies nimmt<br />

im Kohortenvergleich sogar erheblich zu (vgl. Kapitel 4.2).<br />

Der zweite wichtige Wegezweck ist das Einkaufen, das mit<br />

zunehmendem Alter immer mehr an Bedeutung gewinnt.<br />

Vor allem hinsichtlich der durchschnittlichen Wegezahl stellt<br />

aber ein höheres Alter einen bedeutenden Einschnitt dar,<br />

und die Konzentration auf die alltägliche Versorgung nimmt<br />

zu. Die vergleichsweise wenigen Wege – im Durchschnitt<br />

sind es nur 2,3 Wege pro Tag –, die von den über 74jährigen<br />

noch durchgeführt werden, haben zu mehr als zwei<br />

Dritteln den Zweck Einkaufen oder private Erledigung.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

75


Modal split<br />

Der nach Altersgruppen aufgeschlüsselte Modal Split zeigt,<br />

dass Kinder und Jugendliche mit zunehmendem Alter immer<br />

weniger zu Fuß unterwegs sind. Stattdessen nehmen<br />

die Verkehrsmittel Fahrrad und Öffentlicher Verkehr einen<br />

hohen Anteil an den Wegen ein. In keiner anderen Altersklasse<br />

werden so hohe ÖV-Anteilswerte erreicht wie bei<br />

den 11 bis 17jährigen. Die Konkurrenz, die dem Öffentlichen<br />

Verkehr durch die individuelle Motorisierung entsteht,<br />

wird aber bereits in dieser Altersgruppe sichtbar. Schon im<br />

Alter von 14 bis 17 Jahren werden fünf Prozent aller Wege<br />

mit dem MIV als Fahrer, das heißt mit Kleinkrafträdern, zurückgelegt.<br />

Sobald die Volljährigkeit erreicht wird, „springt“<br />

der Anteil des MIV als Fahrer in die Höhe und macht knapp<br />

die Hälfte aller Wege aus (vgl. dazu auch Kapitel 3.3.2).<br />

abbildung 3.51<br />

76 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

Die gesamte mittlere Altersphase der 18 bis 59jährigen ist<br />

durch einen sehr hohen Anteil des MIV geprägt (vgl. dazu<br />

auch Kapitel 3.3.1). Spitzenreiter sind die 40 bis 49jährigen,<br />

die mehr als zwei Drittel ihrer Wege mit dem Auto und zwar<br />

weit überwiegend als Selbstfahrer zurücklegen. Der Anteil<br />

der Wege zu Fuß liegt dagegen in allen Altersgruppen<br />

der mittleren Phase bei rund einem Fünftel, der Fahrradwegeanteil<br />

bei knapp einem Zehntel. Ab dem Alter von<br />

60 Jahren beginnt die Bedeutung des Pkw kontinuierlich<br />

abzunehmen, auch wenn in der Altersgruppe der 65 bis<br />

74jährigen noch gut 50 Prozent der Wege als MIV-Fahrer<br />

oder -Mitfahrer gemacht werden. Der Modal Split verschiebt<br />

sich im Alter zunehmend zugunsten des Zufußgehens, der<br />

Öffentliche Verkehr hat allerdings erst in der Altersgruppe<br />

der ab 75jährigen wieder einen höheren Anteil. Festzuhalten<br />

bleibt: In Summe ist das Auto bis ins hohe Alter hinein<br />

das am häufigsten genutzte Verkehrsmittel. Kapitel 4.2<br />

vertieft später noch die Frage, wie sich das hier zutage<br />

tretende Verhalten nach Teilgruppen in der älteren Bevölkerung<br />

weiter differenzieren lässt.<br />

Das Fahrrad wird vor allem von jungen Personen für einen<br />

großen Teil der Wege genutzt. Den höchsten Anteilswert<br />

erreicht dieses Verkehrsmittel in der Gruppe der 11 bis<br />

13jährigen. Bereits in der nachfolgenden Gruppe der


14 bis 17jährigen geht der Anteil des Fahrrades leicht zurück,<br />

um dann bei den jungen Erwachsenen angesichts der<br />

„Konkurrenz“ durch das Auto auf acht Prozent abzusinken.<br />

Auf diesem niedrigen Niveau verharrt die Fahrradnutzung<br />

durch nahezu alle Altersgruppen der Erwachsenen. Bei den<br />

60 bis 64jährigen und den „jungen Alten“, das heißt den<br />

65 bis 74jährigen, erlebt das Fahrrad zwar keine wirkliche<br />

Neubelebung, dennoch steigt der Anteil im Vergleich zur<br />

mittleren Altersphase wieder leicht an.<br />

Verkehrsleistung<br />

Die 3,2 Milliarden Personenkilometer, die im Durchschnitt<br />

pro Tag in Deutschland zurückgelegt werden, verteilen sich<br />

nicht gleichmäßig auf die Altersgruppen. Vielmehr zeigt sich<br />

auch bei dieser Kenngröße eine deutliche Korrelation zwischen<br />

Mobilität und Alter. Tabelle 3.9 weist für jede Altersgruppe<br />

die absolute Anzahl der zurückgelegten Personenkilometer,<br />

den Prozentanteil an der Gesamtverkehrsleistung<br />

sowie den Prozentanteil an der Gesamtbevölkerung aus.<br />

abbildung 3.52<br />

In Abbildung 3.53 wird der Anteil der Personenkilometer in<br />

Relation zum Bevölkerungsanteil gesetzt. Dabei wird offensichtlich,<br />

dass Kinder, Jugendliche und ältere Menschen<br />

weit unterdurchschnittlich zur Gesamtverkehrsleistung<br />

beitragen – verglichen mit ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung.<br />

Besonders niedrig fällt die Verkehrsleistung bei den<br />

über 74jährigen aus. Diese Altersgruppe legt nur 40 Prozent<br />

der Personenkilometer zurück, die auf sie entfallen würden,<br />

wenn alle Altersgruppen in gleicher Weise mobil wären. Die<br />

höchste Personenkilometerleistung mit 688 Mio. Kilometern<br />

entsteht durch Personen in der Altersgruppe 40 bis 49 Jahre.<br />

Ganz generell gilt, dass die Altersgruppen der mittleren<br />

Altersphase die höchsten Werte in der Verkehrsleistung<br />

aufweisen. Der Sprung von moderaten zu hohen Verkehrsleistungen<br />

erfolgt mit dem Erreichen der Volljährigkeit – dies<br />

erfolgt übrigens in allen Raumtypen. Zweifellos liegt hier<br />

eine Gemengelage an Gründen vor: Ab dem Alter von 18<br />

Jahren wird der Erwerb des Pkw-Führerscheins möglich,<br />

für viele wechselt die Ausbildungs- oder Erwerbssituation,<br />

aber auch der Haushaltskontext wird oft mit dem Eintritt<br />

ins Erwachsenenalter verändert. Bei den 18 bis 39jährigen<br />

liegen die Personenkilometer ein Drittel über dem Wert, der<br />

bei einer Gleichverteilung der Personenkilometer auf alle<br />

Altersgruppen gegeben wäre.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

77


tabelle 3.9<br />

Personenkilometer pro Tag nach Alter und<br />

Bevölkerungsanteil der Altersgruppen<br />

Personen-<br />

kilometer<br />

Anteil<br />

Altersgruppen<br />

an Gesamt-<br />

bevölkerung<br />

Jahre Mio. % %<br />

0 – 10 Jahre 210 7 10<br />

11 – 13 65 2 3<br />

14 – 17 110 3 4<br />

18 – 29 564 18 14<br />

30 – 39 588 18 14<br />

40 – 49 688 21 17<br />

50 – 59 468 15 13<br />

60 – 64 153 5 5<br />

65 – 74 261 8 11<br />

75 und älter 107 3 8<br />

gesamt 3.214 100 100<br />

78 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

abbildung 3.53


?<br />

Der einfLuss Des geschLechts auf Die<br />

MoBiLitÄt<br />

Sind Frauen grundsätzlich weniger mobil als<br />

Männer oder ist der Unterschied auf Lebensphase<br />

und Haushaltskontext zurückzuführen?<br />

Trotz sich verändernder Rollenbilder hat das Geschlecht<br />

nach wie vor einen hohen Einfluss auf das Mobilitätsverhalten<br />

– Frauen sind insgesamt weniger mobil, die Anzahl der<br />

Wege, die sie zurücklegen ist geringer als die der Männer,<br />

sie legen kürzere Tagesstrecken zurück, sind aber dennoch,<br />

wie schon berichtet, vergleichsweise weniger lange<br />

unterwegs (Abbildung 3.54). Besonders ausgeprägt sind die<br />

Unterschiede, wenn man Unterwegszeiten und Tagesstrecke<br />

gemeinsam betrachtet. Männer sind im Durchschnitt<br />

fünf Minuten pro Tag länger unterwegs, legen mit 46<br />

Kilometern aber eine deutlich weitere Tagesstrecke zurück.<br />

Mit 33 Kilometern fällt die Tagesstrecke bei Frauen um 28<br />

Prozent geringer aus. Dies ist ein Anhaltspunkt dafür, dass<br />

auch der Modal Split nach wie vor geschlechtsspezifisch<br />

geprägt ist, indem Männer wesentlich mehr als Frauen auf<br />

den Pkw zugreifen und dabei deutlich häufiger Selbstfahrer<br />

und seltener Mitfahrer in einem Pkw sind. Frauen dagegen<br />

gehen in allen Altersgruppen mehr zu Fuß und nutzen auch<br />

den Öffentlichen Verkehr häufiger als Männer (siehe dazu<br />

auch die Kapitel 3.3.2 und 4.2).<br />

Wichtig ist aber auch: Die Stärke des Einflusses der<br />

Geschlechtszugehörigkeit auf die Mobilität variiert deutlich<br />

in Abhängigkeit von der Lebenssituation und der Lebensphase.<br />

In Haushalten ohne Kinder fällt bespielsweise die<br />

Mobilität von berufstätigen Männern und Frauen hinsichtlich<br />

des Tagespensums und der Verkehrsmittelwahl sehr ähnlich<br />

aus. Besonders auffällig sind die Veränderungen erst<br />

in der klassischen Familienbildungsphase. Hier bestätigt<br />

sich einmal mehr die Beobachtung, die bereits anhand der<br />

Daten der <strong>MiD</strong> 2002 gemacht werden konnte: Während<br />

das Mobilitätsverhalten von Männern und Frauen in der Lebensphase<br />

vor der Geburt von Kindern kaum Unterschiede<br />

aufweist, ändert sich dies, sobald Kinder im Haushalt leben.<br />

Frauen sind zu einem weit höheren Anteil mit der Kinderbetreuung<br />

und der Versorgung des Haushalts beschäftigt als<br />

Männer (Nobis <strong>2008</strong>; Nobis, Lenz 2005).<br />

abbildung 3.54<br />

Eine wesentliche Ursache liegt darin, dass mit dem „Einzug“<br />

von Kindern in den Haushalt deutliche Unterschiede<br />

hinsichtlich der Beschäftigungsverhältnisse entstehen. Männer<br />

sind in fast allen Altersgruppen und unabhängig davon,<br />

ob Kinder im Haushalt leben, zu einem hohen Anteil berufstätig<br />

und zwar als Vollzeitbeschäftigte. Bei Frauen hingegen<br />

sinkt die Erwerbstätigkeitsquote rapide ab, wenn Kinder im<br />

Haushalt leben. Das vorherrschende Beschäftigungsverhältnis<br />

ist dann eine Teilzeitbeschäftigung. Teilzeitbeschäftigung<br />

kann in der Tat als weitgehend weibliches Phänomen<br />

beschrieben werden (Statistisches Bundesamt 2006).<br />

Die weiterhin vorhandene geschlechtsspezifische Rol-<br />

lenteilung hat auch zum Ergebnis, dass Frauen zu einem<br />

höheren Anteil Begleit- und Einkaufswege durchführen,<br />

Männer legen dagegen erheblich mehr Wege mit dienstlichem<br />

Hintergrund zurück und haben einen höheren Anteil<br />

an Arbeitswegen. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich<br />

allerdings, dass die Unterschiede vor allem die mittlere<br />

Altersphase zwischen 30 und 59 Jahren betreffen. In den<br />

älteren Altersgruppen ist die Verteilung der Wegezwecke<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

79


nahezu identisch; auch in den Altersgruppen unter 30<br />

Jahren gibt es nur wenige Unterschiede zwischen den<br />

Wegezweck-Anteilen von Männern beziehungsweise von<br />

Frauen (Abbildung 3.55).<br />

In unmittelbarem Zusammenhang dazu steht die Verkehrsleistung,<br />

die täglich auf die Gruppe der Männer beziehungsweise<br />

der Frauen entfällt. Die Männer legen an einem<br />

durchschnittlichen Tag 1,8 Mrd. Personenkilometer zurück.<br />

Dies entspricht einem Anteil von 58 Prozent an der täglichen<br />

Gesamtverkehrsleistung in Deutschland. Da der Anteil<br />

der Männer an der Gesamtbevölkerung nur 49 Prozent<br />

beträgt, sind sie für einen überproportional hohen Anteil an<br />

der Verkehrsleistung verantwortlich (Tabelle 3.11).<br />

Vergleicht man das Mobilitätsverhalten von Männern und<br />

Frauen noch etwas differenzierter nach Altersgruppen, stellt<br />

man fest, dass vor allem jüngere Frauen mindestens ebenso<br />

viele Wege zurücklegen wie ihre männlichen Altersgenossen<br />

(Tabelle 3.10). In der Altersgruppe 18 bis 29 Jahre<br />

ist ihre Unterwegszeit sogar höher als die der Männer, und<br />

die Tagesstrecke erreicht fast den für Männer gemessenen<br />

Durchschnittswert. Mit zunehmendem Alter reduzieren sich<br />

jedoch vor allem Unterwegszeit und Tagesstrecke der Frauen<br />

im Vergleich zu den Männern. Damit liegt ein weiteres<br />

Indiz dafür vor, dass Frauen mit dem Eintritt in die Familienphase<br />

wieder stärker traditionelle Rollen mit den damit<br />

verbundenen Mobilitätsmustern übernehmen.<br />

tabelle 3.10<br />

Zentrale Mobilitätskenngrößen von Männern und Frauen nach Altersgruppen<br />

Wege<br />

Unterwegszeit<br />

(ohne rbW)<br />

80 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

Tagesstrecke<br />

männlich weiblich männlich weiblich männlich weiblich<br />

Alter Anzahl Minuten Kilometer<br />

0 - 10 Jahre 3,0 3,0 65 62 24 24<br />

11 - 13 3,0 3,0 73 69 28 23<br />

14 - 17 2,9 3,2 76 85 27 33<br />

18 - 29 3,7 3,5 86 87 51 47<br />

30 - 39 3,8 3,9 85 81 65 39<br />

40 - 49 3,9 3,9 88 82 62 40<br />

50 - 59 3,7 3,4 85 78 57 32<br />

60 - 64 3,7 3,3 85 80 37 33<br />

65 - 74 3,5 3,0 87 75 33 23<br />

75 und älter 2,7 2,0 69 50 20 12<br />

Noch deutlicher wird dieser Befund, wenn man als zusätzliches<br />

Unterscheidungskriterium die Erwerbstätigkeit<br />

hinzunimmt. Erwerbstätige Frauen im Alter zwischen 30 und<br />

49 Jahren legen mehr Wege zurück und sind auch fast so<br />

lange unterwegs wie männliche Erwerbstätige der gleichen<br />

Altersgruppe. Niedrigere Werte bei den Frauen bleiben<br />

aber auch in dieser Differenzierung für die durchschnittliche<br />

Tagesstrecke bestehen. Dies könnte darauf hindeuten,<br />

dass Frauen insbesondere in der Familienphase geringere<br />

Distanzen zwischen Wohn- und Arbeitsort bevorzugen,<br />

und auch, dass ihre beruflichen Tätigkeiten in geringerem<br />

Umfang mit dienstlichen Wegen verbunden sind. Dass die<br />

Höhe der Mobilität keine „genetische Eigenschaft“ ist, zeigt<br />

insbesondere der Vergleich zwischen den Nichterwerbstätigen,<br />

wo in kaum einer Altersgruppe größere geschlechtsspezifische<br />

Unterschiede festzustellen sind – weder bei der<br />

durchschnittlichen Wegezahl noch bei der Unterwegszeit<br />

oder der Tagesstrecke.<br />

tabelle 3.11<br />

Personenkilometer nach Geschlecht<br />

Personenkilometer<br />

Anteil an<br />

Bevölkerung<br />

Mio. % %<br />

männlich 1850 58 49<br />

weiblich 1364 42 51<br />

gesamt 3.214 100 100


MoBiLitÄt in aBhÄngigkeit Von Der<br />

LeBensPhase<br />

Das Mobilitätsverhalten einer Person hängt stark davon ab,<br />

in welchem Lebensabschnitt sie sich befindet. Dies konnte<br />

bereits bei der Betrachtung von Mobilität nach Alter und<br />

Geschlecht gezeigt werden. In diesem Abschnitt wird daher<br />

zusätzlich zu den bisherigen Betrachtungen die Mobilität<br />

nach Lebensphasen unterschieden. Die Lebensphase<br />

definiert sich dabei stark vereinfacht über die Tätigkeit einer<br />

Person. Während die Kategorien Kind, Schüler, Student<br />

und Rentner klar an bestimmte Lebensabschnitte geknüpft<br />

sind, verteilt sich die Phase der Berufstätigkeit und auch<br />

die der Hausfrauen über verschiedene Lebensabschnitte.<br />

Diese Kategorien werden daher zusätzlich nach Alter<br />

differenziert.<br />

abbildung 3.55<br />

Die Lebensphasen spiegeln die bereits bei der Differenzierung<br />

nach Geschlecht deutlich gewordenen Unterschiede<br />

zugespitzt wider. Teilzeitbeschäftigte sowie insbesondere<br />

die Gruppe der „Hausfrauen/ Hausmänner“ sind zum weit<br />

überwiegenden Anteil weiblichen Geschlechts. Der Frauenanteil<br />

fällt vor allem in der Gruppe der 30 bis 49jährigen<br />

Teilzeitbeschäftigten hoch aus. In der Gruppe der Vollzeit<br />

Beschäftigten sind Frauen vor allem in den Altersgruppen<br />

über 30 Jahre dagegen unterproportional vertreten.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

81


tabelle 3.12<br />

Bevölkerung und Mobilitätskenngrößen nach Lebensphase<br />

Berufs-<br />

tätige<br />

Vollzeit<br />

Berufs-<br />

tätige<br />

Teilzeit<br />

Anteil an<br />

Bevölkerung<br />

Anteil Frauen<br />

82 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

Anteil mobiler<br />

Personen<br />

Wege<br />

Tages-<br />

strecke<br />

Unter-<br />

wegszeit<br />

(ohne rbW)<br />

% % % Anzahl Kilometer Minuten<br />

gesamt 36 33 93 3,8 58 86<br />

unter 30 Jahre 8 40 92 3,7 52 85<br />

30 bis 49 Jahre 19 31 94 3,9 61 87<br />

50 Jahre und älter 9 31 92 3,7 55 85<br />

gesamt 11 87 93 4,0 39 81<br />

unter 30 Jahre 1 71 93 3,8 65 91<br />

30 bis 49 Jahre 7 90 93 4,2 38 80<br />

50 Jahre und älter 3 84 93 3,8 34 81<br />

Schüler 13 49 92 3,1 27 73<br />

Student 3 47 92 3,5 47 95<br />

Kind 5 48 92 2,8 25 62<br />

Hausfrau,<br />

Hausmann*<br />

gesamt 7 96 85 3,3 27 72<br />

unter 30 Jahre 0 96 86 3,3 32 66<br />

30 bis 49 Jahre 3 96 90 3,9 33 78<br />

50 Jahre und älter 4 95 81 3,0 23 69<br />

Rentner 21 50 83 2,9 24 74<br />

Sonstige ** 4 45 84 3,0 28 72<br />

Gesamt 100 51 90 3,4 39 79<br />

* inklusive Mutterschutz, Elternzeit<br />

**Arbeitssuchende, andere Tätigkeit<br />

Die Einteilung nach Lebensphasen lässt deutliche Unterschiede<br />

im Mobilitätsverhalten zutage treten. Berufstätige<br />

und Studenten sind hoch mobile Gruppen. Sie legen viele<br />

Wege und weite Strecken zurück und verbringen dementsprechend<br />

viel Zeit im Verkehr. Während Berufstätige mehr<br />

Wege und Kilometer als Studenten zurücklegen, fällt bei<br />

Studenten der Zeitaufwand höher aus. Dies ist auf den Umstand<br />

zurückzuführen, dass Studenten zu einem höheren<br />

Anteil vergleichsweise langsamere Modi wie Öffentliche<br />

Verkehrsmittel und das Fahrrad nutzen und im Vergleich zu<br />

Berufstätigen auch deutlich mehr Wege zu Fuß gehen.<br />

Das mit Abstand am häufigsten genutzte Verkehrsmittel der<br />

Berufstätigen ist dagegen das Auto.<br />

Die Mobilität der Berufstätigen variiert dabei in einem<br />

hohen Maß je nachdem, ob die Person Vollzeit oder Teilzeit<br />

arbeitet. Vollzeitbeschäftigte legen etwas weniger Wege,<br />

mit durchschnittlich 58 Kilometern am Tag aber bei Weitem<br />

höhere Distanzen zurück als Teilzeitbeschäftigte mit 39<br />

Kilometern – teilweise natürlich bedingt durch den hier<br />

betrachteten Mittelwert, bei dem die Tage ohne beruflich<br />

verursachte Wege mit einfließen. Auch Studenten bleiben


mit ihrer Tagesstrecke zehn Kilometer hinter den Vollzeitbeschäftigten<br />

zurück.<br />

Alle anderen Gruppen – Kinder, Schüler, Hausfrauen und<br />

Rentner – sind weit weniger mobil und entsprechen sich<br />

dabei in einem höheren Maß in ihrem Mobilitätsverhalten,<br />

als dies bei den hoch mobilen Gruppen der Fall ist. Bei<br />

diesen Gruppen schwankt die Wegeanzahl um den Wert<br />

von täglich drei Wegen und eine Tagesstrecke von rund 25<br />

Kilometern. Kinder, Schüler, Hausfrauen und Rentner legen<br />

damit weniger als die Hälfte der Tagesstrecke von Vollzeitbeschäftigten<br />

zurück. Der tägliche Zeitaufwand liegt bei diesen<br />

Gruppen um die 73 Minuten. Lediglich bei Kindern ist<br />

der Zeitaufwand pro Tag mit einer Stunde deutlich niedriger.<br />

abbildung 3.56<br />

Da die Lebensphase weitgehend über die Tätigkeit der<br />

Personen gebildet wurde, zeigen sich naheliegenderweise<br />

Unterschiede bei den Wegezwecken (Abbildung 3.56). Bei<br />

den Berufstätigen entfallen 40 Prozent (Vollzeitbeschäftigte)<br />

beziehungsweise 27 Prozent (Teilzeitbeschäftigte)<br />

auf Wege zur Arbeit und dienstliche Wege. Diese beiden<br />

Gruppen kennzeichnet darüber hinaus der niedrigste Anteil<br />

an Freizeitwegen. Sie erreichen hier identische Werte. Der<br />

geringere Anteil an arbeitsbedingten Wegen der Teilzeitbeschäftigten<br />

gegenüber den Vollzeitbeschäftigten gleicht sich<br />

aus über einen höheren Anteil an Begleit- und Einkaufswegen.<br />

Bei Kindern dominieren die Begleitwege, bei Hausfrauen<br />

und Rentnern haben über die Hälfte aller Wege den<br />

Zweck Einkaufen oder Erledigung. Schüler und Studenten<br />

kennzeichnet neben den Ausbildungswegen der von allen<br />

Gruppen höchste Freizeitwegeanteil.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

83


fÜhrerscheinBesitZ unD MoBiLitÄt<br />

Wie zu erwarten, bestätigen die Daten der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> den<br />

ausgeprägten Einfluss des Führerscheinbesitzes auf die<br />

Mobilität. Personen ohne Führerschein sind nicht nur weniger<br />

mobil, vor allem legen sie weniger als die Hälfte der<br />

durchschnittlichen Tagesstrecke der Führerscheinbesitzer<br />

zurück. Dies ist verbunden mit einer geringeren Anzahl an<br />

Wegen und merklich kürzeren Unterwegszeiten (Abbildung<br />

3.57). Zu bedenken ist hier, dass der Anteil an Älteren, insbesondere<br />

an älteren Frauen, in dieser Gruppe sehr hoch<br />

ausfällt. Personen ohne Führerschein haben einen Anteil<br />

von zwölf Prozent an der Bevölkerung über 18 Jahre, ihr<br />

Anteil an der täglichen Verkehrsleistung von insgesamt 2,8<br />

Mrd. Personenkilometer (Verkehrsleistung aller Personen<br />

ab 18 Jahren) beträgt aber nur fünf Prozent.<br />

84 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

Die fehlende Möglichkeit, selbst ein Auto zu lenken, wird bei<br />

den Führerscheinlosen durch einen höheren Anteil an allen<br />

anderen Modi, vor allem aber durch die Nutzung des Öffentlichen<br />

Verkehrs kompensiert. Der Anteil der ÖV-Wege fällt<br />

bei den Führerscheinlosen fast vier Mal so hoch aus wie bei<br />

den Führerscheinbesitzern; die Anteile von Fußwegen und<br />

Wegen als MIV-Mitfahrer sind jeweils rund doppelt so hoch;<br />

der Fahrradanteil liegt um den Faktor 1,5 höher.<br />

abbildung 3.57


ausWirkungen Von<br />

MoBiLitÄtseinschrÄnkungen<br />

?<br />

Wie sieht es mit gesundheitlichen Einschränkungen<br />

und ihrem Effekt hinsichtlich der Alltagsmobilität<br />

aus?<br />

Gesundheitliche Beeinträchtigungen führen häufig zu eingeschränkten<br />

Möglichkeiten der Verkehrsteilnahme. Diesem<br />

Thema kommt insbesondere vor dem Hintergrund des<br />

demografischen Wandels eine bedeutende Rolle zu.<br />

In der Erhebung Mobilität in Deutschland wurden alle<br />

Personen gefragt, ob sie von einer Gehbehinderung, einer<br />

Sehbehinderung oder einer anderen gesundheitlichen<br />

Einschränkung betroffen sind. 13 Prozent der Befragten<br />

haben angegeben, eine oder mehrere dieser gesundheitlichen<br />

Einschränkungen zu haben (vgl. Abbildung 3.58). 58<br />

Prozent dieser Personen fühlen sich davon in ihrer Mobilität<br />

eingeschränkt.<br />

abbildung 3.58<br />

Gesundheitliche Beeinträchtigungen nehmen mit dem Alter<br />

zu. Während von den 40 bis 49jährigen im Jahr <strong>2008</strong> neun<br />

Prozent angegeben haben, eine gesundheitliche Beeinträchtigung<br />

zu haben, liegt dieser Wert bei der Gruppe der<br />

ab 75jährigen bei 45 Prozent. Im Vergleich zu 2002 fällt<br />

auf, dass insbesondere in der Gruppe der 65 bis 74jährigen<br />

deutlich seltener Mobilitätseinschränkungen genannt werden,<br />

aber auch bei den ab 75jährigen besteht die Tendenz,<br />

dass gesundheitliche Einschränkungen zurückgehen (Abbildung<br />

3.59). Offensichtlich macht sich an dieser Stelle die<br />

im Vergleich zu früheren Generationen bessere Gesundheit<br />

und körperliche Fitness bis ins höhere Lebensalter bemerkbar.<br />

Welche Auswirkungen dies auf das Mobilitätsverhalten<br />

älterer Menschen hat, wird im Kapitel 4.2 „Demografischer<br />

Wandel“ weiter thematisiert.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

85


abbildung 3.59 Die eingeschränkte Möglichkeit der Verkehrsteilnahme<br />

wird beim Vergleich der Mobilitätskennwerte von Personen<br />

mit und ohne gesundheitliche Einschränkungen sehr gut<br />

sichtbar. Die in Tabelle 3.13 dargestellten Werte beziehen<br />

sich auf Personen ab 60 Jahren, da gesundheitliche<br />

Einschränkungen in den darunter liegenden Altersgruppen<br />

eine wesentlich geringere Rolle spielen. Tatsächlich ändern<br />

sich die Aussagen nicht grundsätzlich, wenn alle Personen<br />

bei der Berechnung einbezogen werden. Lediglich die Höhe<br />

der Werte ändert sich, da junge Personen mit und ohne<br />

gesundheitliche Einschränkungen jeweils mobiler sind.<br />

86 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

Das Ergebnis zeigt: Personen mit gesundheitlichen<br />

Einschränkungen sind am Stichtag häufiger nicht mobil<br />

gewesen als nicht eingeschränkte Personen, sie legen im<br />

Durchschnitt weniger Wege zurück und verbringen weniger<br />

Zeit im Verkehr. Vor allem hinsichtlich der durchschnittlichen<br />

pro Tag zurückgelegten Entfernung zeigen sich Unterschiede.<br />

Die Tagesstrecke von Personen mit gesundheitlichen<br />

Einschränkungen liegt mit 18 Kilometern um 38 Prozent unter<br />

der Tagesstrecke von gesunden Menschen. Aber es gibt<br />

keine deutlichen Unterschiede in der Verkehrsmittelwahl.<br />

tabelle 3.13<br />

Mobilitätskenngrößen von Personen ab 60 Jahren mit und<br />

ohne gesundheitlichen Einschränkungen<br />

Gesundheitliche<br />

Einschränkungen<br />

mit ohne<br />

Anteil mobiler Personen % 78 87<br />

Wege pro Person und Tag Anzahl 2,7 3,4<br />

Tagesstrecke km 18 29<br />

Unterwegszeit (ohne rbW) min 65 82<br />

Modal Split<br />

zu Fuß 33 33<br />

Fahrrad 8 11<br />

%<br />

MIV-Mitfahrer 12 10<br />

MIV-Fahrer 39 40<br />

Öffentlicher Verkehr 9 7<br />

Personen ab 60 Jahren;<br />

ohne Stellvertreterinterviews


3.3<br />

anaLYse sPeZifischer teiLBereiche<br />

Nach der Analyse der zentralen Mobilitätskenngrößen<br />

und ihrer Differenzierung nach der Raum- und Siedlungsstruktur<br />

sowie nach Haushalts- und Personenmerkmalen<br />

in den vorangegangen Kapiteln, werden in Kapitel 3.3<br />

unterschiedliche Teilbereiche alltäglichen Mobilitätsverhaltens<br />

aufgegriffen. Zu Beginn werden die verschiedenen<br />

Verkehrsarten näher analysiert. Im Weiteren wird auf<br />

die Themen Wegezwecke, subjektive Einschätzung der<br />

Erreichbarkeit von Aktivitätsorten, Tages-, Wochen- und<br />

Jahresgang im Verkehr sowie Reisen eingegangen. Damit<br />

wird ein wesentlicher Teil der breiten Themenpalette, die mit<br />

der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> abgebildet werden kann, aufgegriffen. Wie<br />

auch in den Kapiteln 3.1 und 3.2 werden die Ergebnisse<br />

für <strong>2008</strong> sowie die Veränderungen, die sich seit der letzten<br />

<strong>MiD</strong> im Jahr 2002 ergeben haben, dargestellt. Die Leitfrage<br />

durch das erste Unterkapitel ist: Welche Bedeutung hat der<br />

Motorisierte Individualverkehr, insbesondere das Auto, für<br />

unsere Alltagsmobilität?<br />

?<br />

3.3.1<br />

Welchen Stellenwert hat das Auto – im Aufkommen<br />

und in der Verkehrsleistung – und nimmt<br />

die Bedeutung weiter so deutlich zu wie in der<br />

Vergangenheit? Wird Mobilität im Alltag zu häufig<br />

fast automatisch mit dem Auto assoziiert?<br />

Motorisierter inDiViDuaLVerkehr<br />

VerkehrsaufkoMMen unD<br />

VerkehrsLeistung iM MiV<br />

Die Bedeutung des Motorisierten Individualverkehrs (MIV)<br />

– und hier hauptsächlich des Pkw – für die Alltagsmobilität<br />

hat sich zwischen der <strong>MiD</strong> 2002 und der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> zwar<br />

nicht wesentlich verändert, allerdings scheint sich eine<br />

Sättigung einzustellen, die längerfristig sogar in einen<br />

„Paradigmenwechsel“ münden könnte (Zumkeller 2004).<br />

Vergleicht man nämlich die Entwicklung von Verkehrsaufkommen<br />

und Verkehrleistung im MIV zwischen den<br />

beiden Erhebungsjahren der <strong>MiD</strong>, dann zeigen sich sowohl<br />

hinsichtlich des Verkehrsaufkommens als auch hinsichtlich<br />

der Verkehrsleistung annähernd identische Werte, die in der<br />

Tat einer Stagnation gleichkommen. In absoluten Zahlen<br />

bedeutet dies, dass den 164 Mio. Wegen, die 2002 pro Tag<br />

von MIV-Fahrern und -Mitfahrern zurückgelegt werden,<br />

162 Mio. Wege im Jahr <strong>2008</strong> gegenüberstehen. Im gleichen<br />

Zeitraum ist die Zahl der MIV-Personenkilometer von<br />

2,410 Mrd. auf 2,532 Mrd. angestiegen, das heißt um etwa<br />

fünf Prozent. Damit wird die noch bis vor kurzem zu beobachtende<br />

Aufwärtsentwicklung von Verkehrsaufkommen<br />

und Verkehrsleistung im MIV trotz der allgemeinen leichten<br />

Mobilitätszunahme deutlich gebremst. Abbildung 3.60 zeigt<br />

die dazugehörige prozentuierte Verteilung.<br />

!<br />

Täglich werden in Deutschland 162 Mio. Wege<br />

und 2,5 Mrd. Personenkilometer mit dem Motorisierten<br />

Individualverkehr, das heißt hauptsächlich<br />

mit dem Pkw, zurückgelegt. 26 Prozent<br />

der MIV-Wege sind Wege von MIV-Mitfahrern,<br />

bei der Verkehrsleistung gehen 30 Prozent der<br />

Personenkilometer auf die Mitfahrer zurück.<br />

Die Bedeutung des Pkw ist im Vergleich zu<br />

2002 unverändert hoch, aber es kommt nur<br />

noch zu einer leichten Zunahme der Personenkilometer,<br />

womit sich ein Trendwandel sowohl<br />

beim Verkehrsaufkommen als auch bei der<br />

Verkehrsleistung andeutet.<br />

Der Besetzungsgrad der Fahrzeuge erreicht<br />

wie in 2002 einen durchschnittlichen Wert von<br />

knapp 1,5 und verringert sich kaum.<br />

Männer sind weiterhin die überwiegenden Pkw-<br />

Nutzer.<br />

Die Muster werden beibehalten: Die Pkw-<br />

Nutzung ist überdurchschnittlich hoch in der<br />

mittleren Altersphase (30 bis 59 Jahre) mit<br />

hohen Anteilen an Erwerbstätigkeit und dann,<br />

wenn Kinder im Haushalt leben.<br />

Arbeits- und Dienstwege nehmen die wichtigste<br />

Position in der Pkw-Nutzung der Selbstfahrer<br />

ein, Freizeit ist der wichtigste Wegezweck bei<br />

den Mitfahrern.<br />

Ein Vergleich zwischen 2002 und <strong>2008</strong> auf der Basis von<br />

Indexwerten macht die stagnierende beziehungsweise nur<br />

leicht zunehmende Entwicklung besonders offensichtlich.<br />

So zeigt sich beim Verkehrsaufkommen, also bei der Anzahl<br />

der täglich zurückgelegten Wege, die gleichbleibende<br />

Bedeutung des MIV für die Kategorie „Selbstfahrer“ (Indexwert<br />

100) sowie der Bedeutungsrückgang bei den „Mitfahrern“<br />

(Indexwert 95), der auch vor dem Hintergrund einer<br />

ansteigenden Ausstattung der Haushalte mit Zweit- oder<br />

Drittwagen gesehen werden muss. Bei der Verkehrsleistung<br />

steigt der Indexwert für die MIV-Mitfahrer (Indexwert 114)<br />

demgegenüber deutlich, während er sich bei den Fahrern<br />

kaum verändert (Indexwert 102) (Abbildungen 3.4, 3.5 und<br />

3.61).<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

87


abbildung 3.60 abbildung 3.61<br />

88 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG


WegeLÄngen unD WegeDauer<br />

Die zu beobachtende Stagnation der Gesamtverkehrsleistung<br />

im MIV leitet sich in Teilen ab aus der nur minimalen<br />

Veränderung der Wegelängen von MIV-Fahrern bei einer in<br />

etwa gleich gebliebenen Wegeanzahl (Abbildungen 3.62).<br />

Zwar steht dem eine deutliche Erhöhung der durchschnittlichen<br />

Wegelänge bei den MIV-Mitfahrern gegenüber. Da die<br />

Anzahl der Wege als MIV-Mitfahrer im gleichen Zeitraum<br />

von 44 Mio. auf 42 Mio. Wege pro Tag abgesunken ist, führt<br />

dies jedoch nicht zu einer Erhöhung der Verkehrsleistung.<br />

Die Veränderung der kilometrischen Wegelänge bei den<br />

MIV-Mitfahrern geht einher mit einer entsprechenden Veränderung<br />

der Wegedauern. Dabei bleibt die Ausdehnung<br />

der Wegezeiten im Vergleich zur Verlängerung in Kilometern<br />

unterproportional: Dem 20-prozentigen Zuwachs der<br />

Wegelänge bei den MIV-Mitfahrer steht ein nur 9-prozentiger<br />

Zuwachs der Wegedauer gegenüber.<br />

abbildung 3.62<br />

Dies spricht dafür, dass die Verlängerung der Wege hauptsächlich<br />

außerhalb der Kernstädte stattgefunden hat, da<br />

dort die Geschwindigkeiten im Verkehr höher sind als in den<br />

Ballungsräumen. Wenig Veränderung zeigt sich demgegenüber<br />

bei den MIV-Fahrern. Die von der Distanz her kaum<br />

veränderten Wege der MIV-Fahrer werden im Jahr <strong>2008</strong> in<br />

unwesentlich kürzerer Zeit zurückgelegt als noch 2002.<br />

Untersucht man die Verlängerung der mittleren Wegelänge<br />

bei den MIV-Mitfahrern anhand der „Lebensphase“, die<br />

über die Kriterien Tätigkeit und Alter der Person gebildet<br />

wurde (vgl. Kapitel 3.2.3), zeigen sich im Vergleich zu 2002<br />

längere Mitfahrwege in allen Lebensphasengruppen, insbesondere<br />

bei Studenten. Möglicherweise macht sich hier<br />

bemerkbar, dass vor allem junge Menschen zunehmend<br />

Mitfahrgelegenheiten, die per Internet vermittelt werden, auf<br />

langen Strecken nutzen.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

89


Die Unterschiede in den durchschnittlichen Wegelängen bei<br />

den MIV-Mitfahrern zeigen den höchsten Wert für die Kernstädte;<br />

bei den MIV-Fahrern weisen die ländlichen Kreise<br />

die höchsten Werte auf (vgl. Kapitel 3.2.1). Gleichzeitig<br />

nimmt die durchschnittliche Wegelänge bei den Mitfahrern<br />

in den verdichteten Kreisen deutlich stärker zu als in den<br />

Kernstädten und den ländlichen Kreisen (Abbildung 3.63).<br />

Die durchschnittliche Wegelänge bei den MIV-Fahrern<br />

verändert sich zwischen 2002 und <strong>2008</strong> nur im Nachkommastellenbereich.<br />

abbildung 3.63<br />

90 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

BesetZungsgraD<br />

Bei fast zwei Dritteln aller Wege mit dem Pkw sitzt nur der<br />

Fahrer im Fahrzeug. Berücksichtigt man zusätzlich die<br />

Fahrten, die gemeinsam mit MIV-Mitfahrern durchgeführt<br />

werden, ergibt sich ein durchschnittlicher Besetzungsgrad<br />

bei der Nutzung des Pkw von knapp 1,5. Dieser Wert variiert<br />

in Abhängigkeit des Wegezwecks. Besonders geringe<br />

Besetzungsgrade ergeben sich für Wege zur Arbeit sowie<br />

für dienstliche und geschäftliche Wege. Hoch sind die Besetzungsraten<br />

dagegen bei den Wegezwecken Ausbildung,<br />

Freizeit und Begleitung (Abbildung 3.64). Diese Werte sind<br />

von 2002 nach <strong>2008</strong> nahezu stabil geblieben.


abbildung 3.64<br />

PkW-nutZung in aBhÄngigkeit Von aLter unD<br />

erWerBstÄtigkeit<br />

Auch wenn der MIV nicht mehr die gewohnten Steigerungsraten<br />

aufweist, muss doch festgehalten werden, dass der<br />

Pkw dennoch das wichtigste Verkehrsmittel im Rahmen<br />

der Alltagsmobilität bleibt: Auf 58 Prozent der Wege eines<br />

durchschnittlichen Tages in Deutschland stellt ein motorisiertes<br />

Verkehrsmittel das Hauptverkehrsmittel dar; 43<br />

Prozent aller Wege werden als „MIV-Fahrer“ zurückgelegt,<br />

15 Prozent als „MIV-Mitfahrer“. Dabei ist das motorisierte<br />

Fahren in allen Altersgruppen zwischen 18 und 74 Jahren<br />

die hauptsächliche Art der Fortbewegung und zwar weit<br />

überwiegend als MIV-Fahrer (Abbildung 3.65). Auch die<br />

Mobilität von Kindern ist stark durch die Mitnahme im Pkw<br />

bestimmt. Bei Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahren entfallen<br />

42 Prozent der Wege auf den MIV. Wird die Gruppe<br />

der bis zu 17jährigen weiter unterteilt, zeigt sich, je jünger<br />

ein Kind ist, desto höher ist der Pkw-Anteil. Kleinkinder und<br />

Kinder bis zu vier Jahren legen 56 Prozent ihrer Wege im<br />

Pkw zurück. Dieser Wert unterstreicht, welche Bedeutung<br />

das Auto in der Verkehrssozialisation der Kinder hat.<br />

abbildung 3.65<br />

Verstärkt durch die häufig emotionale Bindung an das Auto,<br />

dominiert dieses Verkehrsmittel die „Erfahrungs-Welt“ also<br />

in besonders hohem Maß.<br />

Bei der Erfassung der Pkw im Haushalt wurde auch<br />

bestimmt, wer der Hauptnutzer des jeweiligen Pkw im<br />

Haushalt ist. Auch dieses Ergebnis zeigt einen deutlichen<br />

Zusammenhang mit dem Alter auf. Personen, die einen<br />

im Haushalt vorhandenen Pkw hauptsächlich nutzen, sind<br />

meist fortgeschritteneren Alters. Gut die Hälfte aller Pkw-<br />

Hauptnutzer gehört den beiden Altersgruppen 40 bis 49<br />

Jahre und 50 bis 59 Jahre an. Männer sind dabei häufiger<br />

Hauptnutzer eines Pkw als Frauen. Allerdings ist der Anteil<br />

der Frauen als Hauptnutzer von 2002 nach <strong>2008</strong> geringfügig<br />

von 43 Prozent auf 44 Prozent gestiegen.<br />

Eine weitere Möglichkeit, die Nutzungsintensität des<br />

Pkw abzubilden, bietet die Frage nach der allgemeinen<br />

Nutzungshäufigkeit der Verkehrsmittel. Neben der für den<br />

Stichtag berichteten Mobilität lässt sich so das allgemeine<br />

Nutzungsverhalten einer Person bestimmen. Auch dabei<br />

zeigt sich in Bezug auf das Alter ein deutlicher „Autofahrerbauch“,<br />

das heißt die Anteile an Pkw-Nutzern in den<br />

mittleren Altersgruppen von 30 bis 59 Jahren sind überdurchschnittlich<br />

hoch, während die jüngere Altersgruppe<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

91


von 18 bis 29 Jahren und die Älteren ab 60 Jahren, vor<br />

allem die Gruppe 65+, den Pkw weniger häufig nutzen (Abbildung<br />

3.66) (vgl. dazu auch Kapitel 4.2). Besonders hohe<br />

Nutzungshäufigkeiten zeigen sich bei den Erwerbstätigen,<br />

die zu 71 Prozent ihren Pkw täglich oder fast täglich nutzen,<br />

sowie in Haushalten, in denen mindestens ein Kind unter<br />

14 Jahren lebt – hier erreicht die tägliche oder fast tägliche<br />

Nutzung des Pkw durch eine im Haushalt lebende Person<br />

69 Prozent (Tabelle 3.14).<br />

abbildung 3.66<br />

92 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

Diese Beobachtungen passen – zumindest tendenziell – zu<br />

dem Bild, dass die Pkw-Fahrer ihr Auto zu einem großen<br />

Anteil, nämlich zu 35 Prozent, für die Wege zu Arbeit und<br />

Ausbildung sowie für dienstliche und geschäftliche Wege<br />

nutzen. Für die Pkw-Mitfahrer spielen diese Wegezwecke<br />

dagegen eine deutlich geringere Rolle; der entsprechende<br />

Anteil an den Fahrtzwecken insgesamt beträgt hier nur 14<br />

Prozent (Abbildung 3.67) (für die anderen Verkehrsmittel<br />

vgl. Kapitel 3.3.2).


tabelle 3.14<br />

Übliche Nutzung des Pkw nach Erwerbstätigkeit und Vorhandensein von Kindern im Haushalt<br />

gesamt erwerbstätig<br />

nicht erwerbstätig<br />

Nutzungshäufigkeit des Pkw Spalten-%<br />

kein Kind unter<br />

14 Jahren im<br />

Haushalt<br />

Kind unter<br />

14 Jahren im<br />

Haushalt<br />

täglich bzw. fast täglich 54 71 35 51 69<br />

an 1-3 Tagen pro Woche 31 20 43 31 26<br />

an 1-3 Tagen pro Monat 7 5 10 8 3<br />

seltener als monatlich 3 2 4 3 1<br />

nie bzw. fast nie 3 3 8 6 1<br />

Personen ab 14 Jahren; ohne Stellvertreterinterviews<br />

abbildung 3.67<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

93


geschLechtssPeZifische nutZungsunterschieDe<br />

Nach wie vor nehmen Frauen relativ gesehen häufiger<br />

die Rolle des Mitfahrenden ein, seltener dagegen die des<br />

Fahrers. Dies trifft nicht nur für die Gruppe der Älteren zu,<br />

sondern lässt sich auch für die jüngeren Altersgruppen<br />

feststellen (Abbildung 3.68). Das heißt, die Hauptnutzer<br />

motorisierter Fahrzeuge bleiben weiterhin die Männer. Während<br />

annähernd die Hälfte aller Männer (49 Prozent) den<br />

Pkw als Hauptverkehrsmittel nutzt, ist dies bei den Frauen<br />

nur ein gutes Drittel (36 Prozent). Im Gegenzug sind Frauen<br />

die häufigeren Mitfahrerinnen im Pkw: Zu 19 Prozent ist für<br />

Frauen das Mitfahren das Hauptverkehrsmittel, während<br />

dies bei den Männern nur für elf Prozent zutrifft.<br />

abbildung 3.68<br />

94 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

PkW-nutZung nach rauMtYPen<br />

Ein weiteres gewohntes Bild: Nach wie vor wird der Pkw in<br />

den Kernstädten deutlich seltener genutzt als im angrenzenden<br />

Umland oder den ländlichen Regionen. Damit<br />

bestätigt sich eindrücklich der Zusammenhang zwischen<br />

Siedlungsstruktur und Mobilität (vgl. Kapitel 3.2.1). Nur 41<br />

Prozent der Kernstadtbewohner fahren täglich mit dem<br />

Pkw, während fast zwei Drittel der Bewohner von verdichteten<br />

und ländlichen Kreisen ihr Fahrzeug täglich nutzen<br />

(Abbildung 3.69). Die Werte sind im Vergleich zu 2002<br />

vor allem für die verdichteten und ländlichen Kreise sehr<br />

stabil; die Schwankungen liegen hier in einem Bereich<br />

von plus/minus einem Prozentpunkt. In den Kernstädten<br />

hat dagegen die tägliche Nutzung eines Pkw geringfügig<br />

abgenommen.


Der meiste Pkw-Verkehr geht damit von den Bewohnern<br />

der verdichteten Kreise aus, die täglich 80 Mio. Pkw-Wege<br />

zurücklegen. Die Bewohner der ländlichen Kreise legen nur<br />

etwa die Hälfte, nämlich 41 Mio. Pkw-Wege, am Tag zurück,<br />

die Bewohner der Kernstädte sogar nur 36 Mio. Pkw-Wege.<br />

Diese Zahlen sind im Vergleich zu 2002 zwar insgesamt<br />

stabil, allerdings sind die Schwankungen zwischen den<br />

Kreistypen nicht unerheblich: In den Kernstädten nehmen<br />

die Pkw-Wege (Fahrer und Mitfahrer) um drei Prozent ab, in<br />

den ländlichen Kreisen sogar um acht Prozent.<br />

abbildung 3.69<br />

Dagegen nehmen die Pkw-Wege in den verdichteten<br />

Kreisen um sechs Prozent gegenüber 2002 zu. Zu berücksichtigen<br />

bei der Interpretation der Daten sind jedoch auch<br />

Bevölkerungsverschiebungen zwischen den Kreistypen<br />

(vgl. Kapitel 3.2.1). Es sei hierbei ausdrücklich darauf verwiesen,<br />

dass sich diese Angaben auf Wege beziehen, die<br />

von Personen zurückgelegt werden, die in den jeweiligen<br />

Raumkategorien wohnen. Dies erlaubt aber keine Aussage<br />

darüber, wo, das heißt in welcher Raumkategorie, diese<br />

Wege zurückgelegt werden. Der angesprochene „Paradigmenwechsel“<br />

im Sinne eines Umdenkens im Mobilitätsverhalten<br />

lässt sich in den absoluten Zahlen also nur bedingt<br />

wiederfinden. Er zeigt sich vor allem in der Veränderung<br />

der Modal Split-Anteile, die in der Differenzierung nach Alter<br />

und Kreistypen beträchtliche Unterschiede aufweisen und<br />

vor allem bei den jüngeren Menschen deutlich zu sehen<br />

sind (vgl. Kapitel 3.3.2).<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

95


man auf der Straße – Mobilität in Deutschland 1960?<br />

Der Blick in die Forschungsvergangenheit eröffnet mitunter inspirierende Einblicke. Die Lektüre der<br />

ersten umfassenden Mobilitätsstudie von infas aus dem Jahr 1960 ist ein Beispiel dafür. Anhand einer<br />

bundesweiten Befragung und einer Vertiefung im Stadtgebiet Hamburg hat infas unter dem Titel „man<br />

auf der Straße“ vielfältige Befunde erarbeitet und manche treffsichere Prognose formuliert.<br />

Doch auch die übermittelten empirischen Fakten erlauben einen spannenden Vergleich. Für 1960 wurde<br />

dort für den Modal Split im Berufsverkehr ein Anteil von 26 Prozent für die Fußwege und 74 Prozent<br />

für verschiedene „Beförderungshilfen“ ermittelt. Unter diesen dominieren im bundesweiten Ergebnis mit<br />

29 Prozent die Öffentlichen Verkehrsmittel, an zweiter Stelle folgt mit 16 Prozent das Fahrrad, an dritter<br />

knapp vor den motorisierten Zweirädern das Auto mit nur 14 Prozent – das <strong>2008</strong> in diesem Teilmarkt<br />

einen Anteil von 70 Prozent vorweist, während sich Busse und Bahnen mit zwölf Prozent zufrieden geben<br />

müssen. Nur mit Blick auf Hamburg betrug der Marktanteil der „Massenverkehrsmittel“ 1960 sogar<br />

beachtliche 48 Prozent.<br />

Dies verwundert nicht, besaßen doch zu diesem Zeitpunkt nur 30 Prozent der Hamburger Haushalte<br />

ein Auto und trugen sich nur 15 Prozent der Nicht-Besitzer mit dem Gedanken, den Weg in den „Autosalon“<br />

anzutreten. Heute haben zwei Drittel aller Hamburger Haushalte mindestens ein Auto in der<br />

Garage und mancher innenstadtnah wohnende Besitzer denkt inzwischen darüber nach, ob dies bei<br />

einer guten ÖPNV-Versorgung noch zeitgemäß ist.<br />

Die Studie aus dem Jahr 1960 prognostiziert eindrucksvoll die Wanderung des Autos aus dem Berufsverkehr<br />

in die Freizeit: „Das Auto der Stadt okkupiert Land, (...) man wird in die Freizeit fahren“, heißt es<br />

dort. Auch eine stärkere Integration zwischen Verkehrs- und Stadtplanung wird gefordert: “Eine Koordinierung<br />

des Städtebaus mit der Verkehrsplanung in dem Sinne, daß leistungs- und erweiterungs- und<br />

verbesserungsfähige Nahverkehrsmittel zum Ausgangspunkt neuer Wohnanlagen mit entsprechend<br />

hoher Siedlungsdichte gemacht werden, ist als Voraussetzung für jede zukünftige, volkswirtschaftlich<br />

fundierte Planung notwendig“.<br />

Empirischer Ausdruck dieser Forderung ist die Betrachtung der Wege für größere Anschaffungen. Während<br />

der tägliche Einkauf fast vollständig zu Fuß im eigenen Wohnquartier erledigt wird, zeigt sich ein<br />

Wandel bei Wegen zu größeren Anschaffungen. Sie führten in Hamburg zu 56 Prozent in die City und<br />

nur noch zu 35 Prozent in das eigene Quartier.<br />

<strong>2008</strong> zeigt sich ein ähnlicher Wandel, aber diesmal<br />

von der Innenstadt an den Stadtrand.<br />

City und die „grüne Wiese“ weisen jeweils einen<br />

Anteil von 30 Prozent auf (alle Angaben zu 1960<br />

nach Hartenstein / Liepelt 1961).<br />

96 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG


!<br />

3.3.2<br />

ÖffentLicher Verkehr unD nicht-<br />

Motorisierter inDiViDuaLVerkehr<br />

Der Anteil von Öffentlichem Verkehr und Nichtmotorisiertem<br />

Individualverkehr („Umweltverbund“)<br />

am Verkehrsaufkommen ist gegenüber<br />

2002 leicht gestiegen.<br />

Die Kernstädte entwickeln sich weiterhin in<br />

Richtung „Umweltverbund“. Dort fährt fast die<br />

Hälfte der ÖV-Nutzer mindestens wöchentlich<br />

mit dem Öffentlichen Verkehr.<br />

Fuß und Fahrrad werden immer mehr das neue<br />

„Nahverkehrsmittel“ für Strecken bis zu fünf<br />

Kilometern; bezüglich des Fahrrads gilt dies insbesondere<br />

in den verdichteten und ländlichen<br />

Kreisen.<br />

Fußwege haben die größte Bedeutung für die<br />

Gruppe der Altersgruppe 75+.<br />

Die Kombination von Pkw und Fahrrad mit den<br />

Öffentlichen Verkehrsmitteln wächst ganz allmählich,<br />

ist aber noch auf niedrigem Niveau.<br />

Die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> ermöglicht es, auf zwei Ebenen Aussagen<br />

zur Nutzung von Öffentlichem Verkehr (ÖV) und Nichtmotorisiertem<br />

Individualverkehr (NMIV), oft auch unter dem<br />

Begriff „Umweltverbund“ zusammengefasst, zu treffen: zum<br />

einen auf Basis der Stichtagserhebung, zum anderen auf<br />

Basis der allgemeinen Nutzungshäufigkeit der Verkehrsmittel.<br />

Am Stichtag selbst muss das Verhalten einer Person<br />

nicht unbedingt typisch sein. So kann eine Person, die<br />

normalerweise Öffentliche Verkehrsmittel nutzt, am Stichtag<br />

in anderen Verkehrsmitteln gesessen haben. Im Aggregat<br />

gleichen sich diese Unterschiede aus. Das Beispiel macht<br />

jedoch deutlich, dass aus dem Verhalten am Stichtag nicht<br />

auf das normale Alltagsverhalten einer Person geschlossen<br />

werden kann. Schlussfolgerungen hierzu ermöglichen<br />

jedoch die Frage nach der allgemeinen Nutzungshäufigkeit<br />

der Verkehrsmittel. Da diese Fragen in 2002 und <strong>2008</strong> identisch<br />

erhoben wurden, besteht eine direkte Vergleichbarkeit<br />

der Daten.<br />

?<br />

Gibt es einen Trend zugunsten des ÖV und<br />

des Fahrrads – worauf geht er möglicherweise<br />

zurück und wo ist er zu beobachten?<br />

VerkehrsaufkoMMen Von ÖffentLicheM<br />

Verkehr unD nicht-MotorisierteM inDiViDuaL-<br />

Verkehr<br />

Der Anteil von Öffentlichem Verkehr und Nicht-motorisiertem<br />

Individualverkehr am Verkehrsaufkommen in Deutschland<br />

ist durchaus beachtlich. 43 Prozent des Gesamtverkehrsaufkommens<br />

entfallen auf den „Umweltverbund“,<br />

davon neun Prozent im Öffentlichen Verkehr, zehn Prozent<br />

im Radverkehr und 24 Prozent im Fußgängerverkehr (vgl.<br />

Kapitel 3.1). Mit nunmehr 118 Mio. Wegen (von 281 Mio.<br />

Wegen insgesamt) hat sich sein Wegeanteil gegenüber<br />

2002 leicht gesteigert. <strong>2008</strong> zeigen sich – wie schon im<br />

Jahr 2002 – die größten Aufkommensanteile von Öffentlichem<br />

Verkehr und Nicht-motorisiertem Individualverkehr in<br />

den Kernstädten, was insbesondere auf die hohen Anteile<br />

beim Öffentlichen Verkehr sowie bei den Wegen zu Fuß<br />

zurückzuführen ist (Abbildung 3.70).<br />

abbildung 3.70<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

97


VerkehrsLeistung, WegeLÄngen unD<br />

WegeDauern<br />

Mit 682 Mio. von insgesamt 3.214 Mio. Personenkilometern<br />

liegt der Anteil von Öffentlichem Verkehr und Nicht-motorisiertem<br />

Individualverkehr an der Verkehrsleistung deutlich<br />

niedriger als am Verkehrsaufkommen; das heißt bei der<br />

Verkehrsleistung werden nur 21 Prozent erreicht. Angesichts<br />

der wesentlich kürzeren Wegelängen bei Fuß- und<br />

Radwegen ist dies kaum verwunderlich. Während im Jahr<br />

<strong>2008</strong> der durchschnittliche Weg mit dem Pkw 15 Kilometer<br />

lang war, sind dies für die Fußwege nur zwei Kilometer und<br />

für die Radwege vier Kilometer.<br />

abbildung 3.71<br />

98 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

Wird nur der ÖV betrachtet, kehrt sich das Verhältnis um:<br />

sein Anteil an der Verkehrsleistung ist durch überdurchschnittliche<br />

Wegelängen größer als der entsprechende Anteilswert<br />

am Verkehrsaufkommen. Im Gegenzug haben Fuß<br />

und Rad aber höhere Anteile an den kürzeren Wegen, das<br />

heißt, die Modal Split-Anteile von Fahrrad und Fuß variieren<br />

in Abhängigkeit von der Wegelänge. Während 76 Prozent<br />

der kurzen Wege bis zu einem Kilometer mit dem Fahrrad<br />

oder zu Fuß zurückgelegt werden, geht der Zu-Fuß-Anteil<br />

ab einem Kilometer Wegelänge sprunghaft von 62 Prozent<br />

für die Wege bis zu einem Kilometer auf 25 Prozent zurück,<br />

während der Fahrradanteil noch leicht zunimmt. Ab einer<br />

Wegelänge von fünf Kilometern wird jedoch auch das Fahrrad<br />

deutlich weniger genutzt (Abbildung 3.71).


Die Zeit, die für den einzelnen Weg benötigt wird, ist dagegen<br />

über die Mehrzahl der Verkehrsmittel hinweg sehr ähnlich.<br />

Mit einer durchschnittlichen Dauer von 24 Minuten ist<br />

der Fußweg ungefähr genauso lang wie der Weg mit dem<br />

Pkw, für den ein Fahrer im Durchschnitt 21 Minuten aufwendet<br />

(Abbildung 3.72). ÖPNV-Wege benötigen dagegen rund<br />

doppelt soviel Zeit wie Fuß-, Fahrrad- und Autowege. Dies<br />

liegt nur zum Teil an den erforderlichen Zugangs- und Umsteigezeiten,<br />

sondern auch an im Mittel längeren zurückgelegten<br />

Entfernungen. Dabei ist der Unterschied in den<br />

Kernstädten weniger stark ausgeprägt als in den ländlichen<br />

Räumen. In den Kernstädten dauert der durchschnittliche<br />

Weg im Nahverkehr (ÖPNV) 38 Minuten, in den verdichteten<br />

Kreisen 43 Minuten, in den ländlichen Kreisen dagegen<br />

45 Minuten. Die entsprechenden Wegedauern unter Einbeziehung<br />

des gesamten Öffentlichen Verkehrs, also nicht nur<br />

des Öffentlichen Nahverkehrs, betragen in den Kernstädten<br />

43 Minuten, in den verdichteten Kreisen 50 Minuten, in den<br />

ländlichen Kreisen 53 Minuten.<br />

Dabei verbringen die Altersgruppen zwischen 18 und 60<br />

Jahren, das heißt Altersgruppen mit bedeutsamen Anteilen<br />

an Auszubildenden und/oder Erwerbstätigen, mit rund 44<br />

Minuten Wegedauer die längste Zeit in den Öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln. Kürzere Fahrtzeiten von weniger als 40<br />

Minuten haben dagegen Kinder und Jugendliche sowie<br />

Personen über 74 Jahren.<br />

abbildung 3.72<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

99


nutZung Des ÖffentLichen Verkehrs<br />

Die ÖV-Nutzung ist in den Kernstädten nicht nur generell<br />

höher, in den Kernstädten wird der Öffentliche Verkehr von<br />

den Menschen auch intensiver in Anspruch genommen. 46<br />

Prozent der Bewohner von Kernstädten fahren täglich oder<br />

zumindest wöchentlich mit dem Öffentlichen Verkehr. In<br />

den verdichteten Kreisen sind dies nur 17 Prozent, in den<br />

ländlichen Kreisen nur 13 Prozent. Für 56 Prozent der in<br />

ländlichen Kreisen wohnenden Bevölkerung gilt, dass sie<br />

den Öffentlichen Verkehr nie nutzen. In den verdichteten<br />

Kreisen verringert sich der Wert auf 49 Prozent, in den<br />

Kernstädten beträgt er nur noch 20 Prozent. Dementsprechend<br />

zeigt sich, dass die Länder Berlin, Hamburg und Bremen<br />

die höchste ÖV-Nutzungsintensität aufweisen, indem<br />

zwei bis drei Fünftel der dortigen ÖV-Nutzer täglich oder<br />

wöchentlich in Bus oder Bahn unterwegs sind. Im Vergleich<br />

dazu liegt die Nutzungsintensität in den Flächenländern mit<br />

nur rund einem Fünftel an täglicher oder wöchentlicher ÖV-<br />

Nutzung deutlich niedriger. Dabei gibt es kaum Unterschiede<br />

zwischen den nicht ausschließlich städtisch geprägten<br />

Bundesländern (Abbildung 3.73).<br />

Bemerkenswert ist der Trend zu einer etwas häufigeren ÖP-<br />

NV-Nutzung. Vergleicht man die Gesamtwerte für 2002 und<br />

<strong>2008</strong> fällt die Verringerung des Anteils der „ÖPNV-Muffel“<br />

auf, die aktuell „nur“ noch 42 Prozent ausmachen – gegenüber<br />

46 Prozent 2002. Diese Entwicklung verläuft aber nicht<br />

zu Gunsten der täglichen oder wöchentlichen ÖPNV-Nutzer.<br />

Ihr Anteil bleibt nahezu unverändert. Zugenommen hat dagegen<br />

die Gruppe der gelegentlichen Fahrgäste. Stellt man<br />

die Lupe schärfer, zeichnen sich allerdings in den Kernstädten<br />

aufschlussreiche Entwicklungen ab. Hier nimmt inbesondere<br />

in der Gruppe der 18 bis 24jährigen die tägliche<br />

ÖPNV-Nutzung deutlich zu, während die Inanspruchnahme<br />

des MIV zurückgeht: Der Anteil täglicher ÖPNV-Kunden in<br />

diesem Alterssegment der Kernstadtbevölkerung steigt von<br />

45 auf 52 Prozent, der der täglichen Autofahrer fällt von 45<br />

auf 29 Prozent. Gleichzeitig sinken – wie bereits dargestellt<br />

– vor allem in dieser Gruppe die Führerscheinquote und die<br />

Pkw-Ausstattung. Möglicherweise spitzt sich der im Aggregat<br />

über alle Regionen und Altersgruppen nur schwache<br />

ÖPNV-Zuwachs in den urbanen Räumen deutlich zu und<br />

deutet auf ein Trendsetting hin. Wie häufig heben sich hier<br />

im Mittel zwei Effekte einander auf, so dass nur ein genauerer<br />

Blick Klarheit bringt: ein Plus in der ÖPNV-Nutzung<br />

der weniger werdenden Jüngeren und ein Minus bei den<br />

zahlen- und anteilsmäßig zunehmenden und automobiler<br />

als früher orientierten Älteren (vgl. hierzu auch Kapitel 4.2).<br />

100 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

Noch weitgehend unabhängig von diesen Effekten teilt<br />

sich die Nutzung des Öffentlichen Verkehrs etwa hälftig<br />

auf Arbeits-, Berufs- und Ausbildungszwecke einerseits<br />

sowie auf Freizeit und Einkauf andererseits auf: 19 Prozent<br />

der ÖV-Wege entfallen auf Arbeitswege, 25 Prozent auf<br />

Ausbildungswege, vier Prozent auf dienstlich-geschäftliche<br />

Wege; dem stehen 22 Prozent der Wege für Erledigungen<br />

und Einkauf sowie 28 Prozent für Freizeitwege gegenüber.<br />

Damit haben die Wege zu Arbeit und Ausbildung für den<br />

Öffentlichen Verkehr die höchste relative Bedeutung im<br />

Vergleich zu den anderen Verkehrsmitteln, wo der Anteil<br />

von Arbeits- und Ausbildungswegen bei etwa einem Fünftel<br />

liegt. In der Differenzierung nach Kreistypen zeigt sich, dass<br />

dies ganz besonders in den verdichteten und ländlichen<br />

Kreisen gilt. In beiden Fällen dienen über die Hälfte der<br />

Wege, die mit dem Öffentlichen Verkehr zurückgelegt<br />

werden, den Zwecken Arbeit oder Ausbildung (53 Prozent<br />

beziehungsweise 54 Prozent). In den Kernstädten beträgt<br />

dieser Anteil nur 34 Prozent; im Gegenzug wird hier der Öffentliche<br />

Verkehr deutlich häufiger für Fahrten zum Einkaufen<br />

und für Erledigungen genutzt (28 Prozent im Vergleich<br />

zu 17 Prozent in den verdichteten Kreisen und 14 Prozent<br />

in den ländlichen Kreisen). Dies spricht für die Qualität des<br />

Öffentlichen Verkehrs in den Kernstädten; möglicherweise<br />

spiegelt sich darin aber auch – zumindestens teilweise – die<br />

vielerorts schwierige Parkplatzsituation wider.


abbildung 3.73<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

101


abbildung 3.74<br />

Die für die ÖV-Nutzung interessanten Kombinationsmöglichkeiten<br />

Pkw-ÖV oder Fahrrad-ÖV spielen im Jahr <strong>2008</strong><br />

– zumindest in pauschaler Betrachtung des gesamten Bundesgebietes<br />

– eine (noch) untergeordnete Rolle. Dennoch<br />

findet für fast zehn Prozent der ÖV-Wege eine Kombination<br />

mit dem Pkw als Fahrer oder Mitfahrer statt, für fünf Prozent<br />

der Wege kommt es zur Kombination Öffentlicher Verkehr<br />

und Fahrrad (Abbildung 3.74). Die Daten zeigen, dass in<br />

verdichteten und ländlichen Kreisen die Nutzung der Kombinationsmöglichkeiten<br />

höher ausfällt.<br />

102 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

Sowohl die Kombination des Öffentlichen Verkehrs mit dem<br />

Pkw als Fahrer oder Mitfahrer („Park and Ride“ und „Kiss<br />

and Ride“) wie auch die Kombination mit dem Fahrrad<br />

fallen für diese beiden Kreistypen höher aus als in den<br />

Kernstädten (Abbildung 3.75). Festgestellt werden kann<br />

auch, dass alle Kombinationsmöglichkeiten gegenüber<br />

2002 deutliche Zuwächse erfahren haben – die Kombination<br />

„Öffentlicher Verkehr und Pkw-Fahrer“ hat sich in den<br />

verdichteten und ländlichen Kreisen verdreifacht, in den<br />

Kernstädten hat sich der Anteil der Nutzungskombination<br />

„Öffentlicher Verkehr und Pkw“ (Fahrer) dagegen halbiert.<br />

Leicht angestiegen ist in allen Kreistypen die Kombination<br />

„Öffentlicher Verkehr und Pkw-Mitfahrer“. Ein sichtbares<br />

Wachstum gibt es überall auch für die Kombination „Öffentlicher<br />

Verkehr und Fahrrad“.


abbildung 3.75 gruPPensPeZifische nutZung Von Öffent-<br />

LicheM Verkehr unD nicht-MotorisierteM<br />

inDiViDuaLVerkehr<br />

Neben den raumspezifischen Unterschieden sind bei der<br />

Nutzung des Umweltverbundes ausgeprägte Abhängigkeiten<br />

von Merkmalen wie Alter, Geschlecht, Haushaltsgröße<br />

oder ökonomischer Status des Haushaltes kennzeichnend<br />

(vgl. dazu die Kapitel 3.2.2 und 3.2.3).<br />

Personengruppen, die eine überdurchschnittliche Nutzung<br />

des Umweltverbundes aufweisen, sind zum einen Kinder<br />

und Jugendliche, zum anderen ältere Personen. Während<br />

kleine Kinder bis zu vier Jahren eher selten im Öffentlichen<br />

Verkehr oder – verständlicherweise – mit dem Fahrrad<br />

unterwegs sind, nimmt mit zunehmendem Jugendalter<br />

die Bedeutung von Öffentlichem Verkehr und Fahrrad zu,<br />

gleichzeitig wird der Anteil der Fußwege geringer. Mit dem<br />

Eintritt ins Führerscheinalter gehen alle Anteile der Umweltverbundnutzung<br />

zurück, und erst in der Altersgruppe 60 bis<br />

64 Jahre erreichen Fuß-, Rad- und ÖV-Wege wieder einen<br />

höheren Anteil am altersgruppenspezifischen Wegeaufkommen.<br />

Fußwege haben die größte Bedeutung für die Personengruppe<br />

über 74 Jahren, die 38 Prozent aller Wege außer<br />

Haus zu Fuß erledigt. Dieser Wert liegt in den Kernstädten<br />

mit 41 Prozent sogar noch höher. Deutlich weniger Zu-Fuß-<br />

Mobilität – zumindest bezogen auf die Anzahl der Wege<br />

– haben die älteren Menschen in den verdichteten Kreisen<br />

und in den ländlichen Kreisen mit 37 Prozent. Eine eindeutige<br />

Abhängigkeit vom ökonomischen Status ist dabei nicht<br />

festzustellen. Den höchsten Anteil an Fußwegen haben<br />

Personen der Gruppe 75+ bei niedrigem ökonomischem<br />

Status mit 49 Prozent, bei sehr niedrigem und mittlerem<br />

Status sind es 37 Prozent, bei hohem Status 39 Prozent<br />

und bei sehr hohem Status 33 Prozent.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

103


abbildung 3.76<br />

Auch im Jahr <strong>2008</strong> ist der „Umweltverbund“ eher eine<br />

Sache der Frauen. In vielen Altersgruppen, vor allem aber<br />

in den höheren Altersgruppen nutzen Frauen sowohl den<br />

Öffentlichen Verkehr als auch den Nicht-motorisierten<br />

Individualverkehr stärker als Männer (Abbildung 3.76). Dies<br />

ist oft lebensphasenbedingt (vgl. Kapitel 3.2.3). Die stärkere<br />

Nutzung des Umweltverbundes durch Frauen beruht weiterhin<br />

hauptsächlich darauf, dass Frauen in allen Altersklassen<br />

höhere Anteile bei den Fußwegen aufweisen. Bei der<br />

Fahrradnutzung weisen männliche Kinder und Jugendliche<br />

höhere Werte als die gleichaltrigen Mädchen auf. In den<br />

nachfolgenden Altersgruppen nutzen Männer und Frauen<br />

das Fahrrad mit einem Unterschied der Anteile von plus/<br />

minus einem Prozentpunkt ungefähr gleich häufig. Bei der<br />

ÖV-Nutzung liegen bis zu einem Alter von 40 Jahren mal<br />

die Männer, mal die Frauen mit ein bis zwei Prozentpunkten<br />

vor dem anderen Geschlecht.<br />

104 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

In den höheren Altersgruppen steigt der ÖV-Anteil der<br />

Frauen im Vergleich zu den Männern dagegen deutlich an.<br />

Bei den über 65jährigen fällt der Anteil rund doppelt so hoch<br />

aus wie bei den gleichaltrigen Männern.<br />

Neben Geschlecht und Alter wirkt sich auch der Erwerbsstatus<br />

von Personen deutlich auf die Nutzung des Umweltverbundes<br />

aus. Abbildung 3.77 zeigt nicht nur, dass<br />

Nicht-Erwerbstätige insgesamt mit über 50 Prozent einen<br />

wesentlich höheren Anteil beim Umweltverbund gegenüber<br />

den Erwerbstätigen aufweisen, sondern auch, dass dieser<br />

höhere Anteil mit allen drei Elementen des Umweltverbundes<br />

– Öffentlicher Verkehr, zu Fuß und Fahrrad – erzielt<br />

wird.


abbildung 3.77<br />

Sichtbare Unterschiede ergeben sich auch in Abhängigkeit<br />

vom ökonomischen Status der Haushalte, in denen die<br />

Personen leben. Als generelle Tendenz kann man hierbei<br />

festhalten: Je höher der ökonomische Status eines Haushaltes,<br />

desto weniger wird zu Fuß gegangen, desto weniger<br />

wird das Fahrrad benutzt und desto weniger werden Fahrten<br />

mit dem Öffentlichen Verkehr zurückgelegt. Der Anteil<br />

von Umweltverbund-Nutzern erreicht bei den Personen<br />

aus Haushalten mit sehr niedrigem ökonomischem Status<br />

53 Prozent (31 Prozent zu Fuß, zehn Prozent Fahrrad,<br />

zwölf Prozent Öffentlicher Verkehr). Bei den Personen aus<br />

Haushalten mit sehr hohem ökonomischem Status werden<br />

nur 36 Prozent der Wege mit Verkehrsmitteln des Umweltverbundes<br />

durchgeführt (20 Prozent zu Fuß, acht Prozent<br />

Fahrrad, acht Prozent Öffentlicher Verkehr). Gleichzeitig<br />

steigen die von Personen in den statushohen Haushaushalten<br />

zurückgelegten Wegstrecken deutlich an. Es ergibt<br />

sich also ein dreifacher Effekt: eine bessere wirtschaftliche<br />

Situation führt zu einer volleren Garage, die dort stehenden<br />

Autos werden anstatt des ÖPNV genutzt und führen<br />

schließlich zu längeren Wegstrecken.<br />

Dagegen lassen sich nahezu keine Unterschiede in der<br />

Nutzung des Umweltverbundes feststellen, wenn danach<br />

differenziert wird, ob im Haushalt Kinder leben oder nicht. In<br />

beiden Fällen beträgt der Fußwege-Anteil 24 Prozent, der<br />

Fahrradwege-Anteil zehn Prozent. Der Unterschied bei der<br />

ÖV-Nutzung ist minimal. Während Haushalte ohne Kinder<br />

den Öffentlichen Verkehr für neun Prozent ihrer Wege<br />

nutzen, tun dies Haushalte mit mindestens einem Kind<br />

unter 14 Jahren etwas weniger, nämlich zu acht Prozent.<br />

(Vgl. dazu allerdings auch Kapitel 3.2.2, wo ausgeführt<br />

wird, dass sich in der Kombination von Haushaltstyp und<br />

„Altersklasse des Haushalts“ durchaus unterschiedliches<br />

Mobilitätsverhalten ergibt.)<br />

fahrraDnutZung<br />

82 Prozent der Haushalte in Deutschland besitzen mindestens<br />

ein Fahrrad; in 30 Prozent der Haushalte sind sogar<br />

drei oder mehr Fahrräder vorhanden (vgl. dazu Kapitel<br />

3.2.2). Mit der besseren Verfügbarkeit von Fahrrädern hat<br />

sich auch der Umfang der Fahrradnutzung im Vergleich<br />

zu 2002 ganz leicht erhöht. Im Jahr <strong>2008</strong> sind Kinder und<br />

Jugendliche bis zum Alter von 18 Jahren ausgesprochene<br />

Fahrrad-Vielnutzer; 59 Prozent dieser Gruppe fahren<br />

mindestens ein- bis dreimal pro Woche mit dem Fahrrad;<br />

nur 19 Prozent benutzen das Fahrrad nie. Ausgesprochene<br />

Wenig-Nutzer sind demgegenüber die Älteren über 74 Jahre,<br />

bei denen 74 Prozent das Fahrrad nie nutzen und nur<br />

20 Prozent mindestens einmal pro Woche mit dem Fahrrad<br />

fahren. Wenn man ausschließlich die höchsten Intensitätsgrade,<br />

also Fahrradnutzung (fast) täglich oder ein bis<br />

dreimal pro Woche, betrachtet, dann lässt sich über die verschiedenen<br />

Altersgruppen von 18 bis 74 Jahren eine sehr<br />

ähnliche Nutzungsintensität des Fahrrads feststellen (vgl.<br />

dazu auch Kapitel 4.2). In allen Gruppen liegt dieser Anteil<br />

bei rund 40 Prozent, das heißt 40 Prozent der Fahrrad-Nutzer<br />

tun dies (fast) täglich oder ein- bis dreimal pro Woche.<br />

Starke Unterschiede ergeben sich dagegen für die Gelegenheitsnutzung:<br />

Je älter die Personen sind, desto weniger<br />

kommt es vor, dass sie zumindest gelegentlich das Fahrrad<br />

nutzen. Steigen in den Altersgruppen von 18 bis 49 Jahren<br />

noch rund 30 Prozent zumindest gelegentlich aufs Fahrrad<br />

(„ein- bis dreimal pro Monat“ und „seltener als einmal pro<br />

Monat“), so tun dies bei den 50 bis 59jährigen nur noch 27<br />

Prozent, bei den 65 bis 74jährigen nur noch 15 Prozent. Die<br />

häufige Fahrradnutzung durch Frauen liegt dabei niedriger,<br />

als dies bei den Männern zu beobachten ist. Dies gilt insbesondere<br />

für die jungen Altersgruppen – männliche Jugendliche<br />

von 14 bis 17 Jahren nutzen das Fahrrad zu 68 Prozent<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

105


mindestens einmal pro Woche, weibliche Jugendliche nur<br />

zu 52 Prozent. Ebenso fahren Frauen im Alter von 18 bis 29<br />

Jahren nur zu 36 Prozent mindestens einmal pro Woche mit<br />

dem Fahrrad, während Männer im gleichen Alter dies zu 42<br />

Prozent tun. Vergleichbare Unterschiede gibt es auch bei<br />

den Älteren ab 60 Jahren.<br />

abbildung 3.78<br />

106 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

Die Analyse der Fahrrad-Nutzungshäufigkeit nach Altersko-<br />

horten im Vergleich <strong>2008</strong> und 2002 legt offen, dass mit zunehmendem<br />

Alter die Nutzungshäufigkeit zurückgeht, was<br />

sich besonders deutlich im Anteil derjenigen niederschlägt,<br />

die angeben, das Fahrrad „nie“ zu nutzen. Während die Alterskohorte<br />

1929 und älter bei der <strong>MiD</strong>-Befragung 2002 erst<br />

72 Prozent Nicht-Nutzer aufwies, waren es im Jahr <strong>2008</strong> 80<br />

Prozent. Ähnliche Zunahmen an Nicht-Nutzung zeigen auch<br />

die Jahrgänge 1930 bis 1939. Nur die „mittlere“ Kohorte<br />

1950 bis 1959 zeigt im Jahr <strong>2008</strong> das gleiche Verhalten wie<br />

2002. Für die jüngeren Jahrgänge 1960 bis 1979 ist eine<br />

zum Teil sogar sehr deutliche Zunahme der Fahrradnutzung<br />

festzustellen: Der Anteil der Nicht-Nutzer nimmt ab und der<br />

der Vielnutzer steigt (Abbildung 3.78) (vgl. im Gegensatz<br />

dazu die Pkw-Nutzung nach Alterskohorten, Kapitel 4.2).


Erschreckend niedrig ist die Nutzung von Fahrradhelmen<br />

durch die Radfahrer. Nur zwölf Prozent derjenigen, die das<br />

Fahrrad häufig, das heißt an mindestens einem Tag pro<br />

Woche verwenden, nutzen dabei auch (fast immer) einen<br />

Helm. Ganz ähnliche Werte ergeben sich auch für die<br />

Gelegenheitsnutzer. Dies lässt den Schluss zu, dass die<br />

Nutzungshäufigkeit offenbar keinen Einfluss auf das Tragen<br />

eines Fahrradhelms hat (Tabelle 3.15).<br />

tabelle 3.15<br />

Tragen eines Fahrradhelms nach Nutzungshäufigkeit des Fahrrads<br />

Wie häufig tragen Sie beim Fahrradfahren einen Helm?<br />

(fast) immer manchmal nie<br />

Nutzungshäufigkeit Fahrrad Zeilen-%<br />

täglich bzw. fast täglich 11 9 80<br />

an 1-3 Tagen pro Woche 14 11 75<br />

an 1-3 Tagen pro Monat 14 11 75<br />

seltener als monatlich 11 7 82<br />

nie bzw. fast nie 11 7 82<br />

Personen ab 14 Jahren; ohne Stellvertreterinterviews<br />

abbildung 3.79<br />

Ergänzend muss festgestellt werden, dass zwar Kinder bis<br />

zum Alter von zehn Jahren noch sehr häufig einen Helm<br />

tragen, diese Werte aber bereits bei den 11 bis 13jährigen<br />

deutlich nach unten gehen. In der Altersgruppe 14 bis 17<br />

Jahre trägt bestenfalls noch ein Drittel einen Helm; von<br />

allen, die 18 Jahre oder älter sind, setzt kaum noch ein<br />

Fünftel den Helm auf. Ganz besonders niedrig ist die Quote<br />

bei den über 74jährigen (Abbildung 3.79).<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

107


Die generell zu beobachtende höhere Nutzung von Öffentlichem<br />

Verkehr und Nicht-motorisiertem Individualverkehr in<br />

den Kernstädten spiegelt sich bei der Fahrradnutzung nicht<br />

wider. Vielmehr findet eine häufige Fahrradnutzung vor<br />

allem in den ländlichen Kreisen statt, wo 43 Prozent aller<br />

Personen (fast) täglich oder ein- bis dreimal pro Woche mit<br />

dem Fahrrad unterwegs sind. In den verstädterten Kreisen<br />

sind dies 39 Prozent, in den Kernstädten nur 36 Prozent.<br />

Auch der Anteil an Gelegenheitsnutzern ist in den Kernstädten<br />

am geringsten, verglichen mit den verdichteten und den<br />

ländlichen Kreisen (Abbildung 3.80).<br />

Gleichzeitig bestehen große Unterschiede in der Fahrradnutzung<br />

zwischen den Bundesländern. Während die<br />

Stadtstaaten Bremen, Hamburg und Berlin, aber auch<br />

Flächenländer wie Niedersachsen oder Mecklenburg-<br />

Vorpommern hohe Anteile bei der Fahrradnutzung aufweisen,<br />

bleiben die Werte für Nordrhein-Westfalen, Sachsen,<br />

Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Thüringen<br />

und Saarland unterdurchschnittlich (Abbildung 3.81). Ein<br />

offensichtlicher Zusammenhang mit der Topographie der<br />

verschiedenen Bundesländer ist auf dieser Ebene nicht<br />

erkennbar (vgl. dazu auch Krause 2006).<br />

108 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

abbildung 3.80


abbildung 3.81<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

109


!<br />

3.3.3<br />

nutZersegMente<br />

36 Prozent aller Personen sind sogenannte<br />

„MIV-Stammnutzer“, das heißt Personen, von<br />

denen ein – zumindest gelegentlicher – Wechsel<br />

auf den Öffentlichen Verkehr kaum zu<br />

erwarten ist.<br />

19 Prozent aller Personen können als potenzielle<br />

ÖV-Kunden eingestuft werden. Das<br />

Potenzial leitet sich ab aus der positiven<br />

Einschätzung dieser Personengruppe, was die<br />

Erreichbarkeit von Zielen mit dem Öffentlichen<br />

Verkehr betrifft.<br />

Die Segmente unterscheiden sich gegenüber<br />

2002 kaum. Lediglich die Zahl der ÖV-Gelegenheitsnutzer<br />

nimmt zu Lasten der ÖV-Stammnutzer<br />

leicht zu.<br />

Die ÖV-Captives können über die erstmals<br />

erhobene Frage nach dem Grund des Pkw-<br />

Verzichtes weiter differenziert werden. Ein nicht<br />

unerheblicher Teil dieser Gruppe verzichtet<br />

freiwillig auf einen Pkw.<br />

Mithilfe der in <strong>MiD</strong> erhobenen Variablen kann die spezifische<br />

Verkehrsmittelnutzung auf der Ebene von Personen<br />

oder Tagen betrachtet werden. Darüber hinaus eröffnet sich<br />

die Möglichkeit, durch Kombination von Merkmalen auf der<br />

Personenebene den Personenverkehrsmarkt in bestimmte<br />

Gruppen zu segmentieren. Dazu werden – wie schon in der<br />

<strong>MiD</strong> 2002 – vier Merkmale herangezogen, die schrittweise<br />

miteinander verknüpft werden (Abbildung 3.82). Der erste<br />

Segmentierungsschritt unterscheidet, ob einer Person ein<br />

Auto zur Verfügung steht oder nicht. Personen, auf die dies<br />

nicht zutrifft, werden in einem weiteren Schritt anhand der<br />

Frage zur generellen Nutzungshäufigkeit der Verkehrsmittel<br />

in „Wenig Mobile“, „Fahrradfahrer“ und „ÖV-Captives“<br />

unterteilt. Personen mit Pkw werden nach der Häufigkeit<br />

ihrer ÖV-Nutzung weiter segmentiert. Sofern sie Öffentliche<br />

Verkehrsmittel täglich beziehungsweise mindestens<br />

wöchentlich nutzen, werden sie den Gruppen der „ÖV-<br />

Stammkunden“ beziehungsweise „ÖV-Gelegenheitskunden“<br />

zugeordnet. Wird der Öffentliche Verkehr seltener genutzt,<br />

findet eine nochmalige Differenzierung der Gruppe anhand<br />

der subjektiven Einschätzung der Erreichbarkeit der Ziele<br />

mit Bus oder Bahn statt, so dass sich mit dem „ÖV-Potenzial“<br />

und den „IV-Stammnutzern“ zwei weitere Gruppen<br />

ergeben.<br />

110 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

?<br />

Wie können die einzelnen Merkmale zur Verkehrsmittelnutzung<br />

zusammengefasst werden<br />

und welche „Verbrauchertypen“ zeigen sich<br />

dann?<br />

Dabei zeigt sich für die Gruppe der Personen mit verfügbarem<br />

Pkw, dass die weitere Segmentierung in vier Gruppen<br />

bei anderen Merkmalen zu deutlichen Unterschieden führt.<br />

Besonders auffällig sind die Unterschiede hinsichtlich des<br />

Pkw-Besitzes im Haushalt, der bei den ÖV-Stammkunden<br />

nur zu 85 Prozent gegeben ist, bei den ÖV-Gelegenheitskunden<br />

zu 93 Prozent und für die Gruppen ÖV-Potenzial<br />

und die IV-Stammnutzer zu 98 beziehungsweise 99 Prozent.<br />

Die Pkw-Verfügbarkeit vor allem in den letzten beiden<br />

Gruppen ist also nicht durch Mitfahrmöglichkeiten, sondern<br />

durch das eigene Auto gegeben, das hier gleichzeitig das<br />

übliche Verkehrsmittel darstellt.


abbildung 3.82<br />

Werden die ÖV-Segmente für 2002 analog zu der Berechnung<br />

für <strong>2008</strong> bestimmt, finden sich im Vergleich kaum<br />

Verschiebungen zwischen den Segmenten (vgl. Abbildung<br />

3.83). Lediglich die Gruppe der ÖV-Gelegenheitskunden<br />

ist zu Lasten der ÖV-Stammkunden geringfügig größer<br />

geworden. Diese geringe Verschiebung deckt sich mit den<br />

leicht steigenden Anteilen derjenigen, die Angebote des<br />

Öffentlichen Verkehrs hin und wieder nutzen, während der<br />

Anteil der prinzipiellen Nicht-Nutzer etwas abnimmt und von<br />

46 auf 42 Prozent sinkt, was in Kapitel 3.3.2 ausführlich<br />

vorgestellt wurde.<br />

In der Verteilung auf unterschiedliche Raumtypen zeigt<br />

sich auch im Rahmen der Segmentierung – analog zur Verkehrsmittelnutzung<br />

– die überdurchschnittliche Bedeutung<br />

der ÖV-Nutzersegmente in den Kernstädten. Besonderes<br />

Gewicht in den Kernstädten haben die ÖV-Gelegenheitskunden,<br />

die sich angesichts der besseren Angebotsqualität<br />

in diesen hoch verdichteten Räumen offenbar einfacher<br />

erreichen lassen.<br />

Diese Nutzergruppe entscheidet in vielen Fällen situativ, ob<br />

das Auto die erste Wahl ist oder man auf den Öffentlichen<br />

Verkehr zurückgreift. Überdurchschnittlich hoch fällt in den<br />

Kernstädten auch der Anteil der ÖV-Captives aus, also der<br />

Anteil derjenigen, die laut Definition des Begriffs „Captives“<br />

mangels Pkw auf den Öffentlichen Verkehr angewiesen<br />

sind. Die aktuelle Befragung erlaubt hier eine weitere Ergebnisschärfung.<br />

Mit der in <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> erstmals erhobenen<br />

Frage nach dem Grund des Pkw-Verzichtes kann gezeigt<br />

werden, dass ein nicht unerheblicher Teil der ÖV-Captives<br />

freiwillig „gefangen“ ist, da der Verzicht nicht nur ökonomische<br />

Hintergründe hat, sondern auf die bewusste Entscheidung<br />

gegen den Pkw aus Gründen wie Gesundheit und<br />

Alter, aber auch Umweltüberlegungen oder das gute ÖPNV-<br />

Angebot vor Ort zurückzuführen ist (vgl. Kapitel 3.3.1). Zählt<br />

man diejenigen, die einen freiwilligen Verzicht auf den Pkw<br />

leisten, nicht länger zu den ÖV-Captives, sondern zu den<br />

ÖV-Stammkunden, verändern sich die Nutzersegmente an<br />

dieser Stelle merkbar (Abbildung 3.83).<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

111


Die Differenzierung nach Raumtypen zeigt außerhalb der<br />

Kernstädte die große Bedeutung der Personengruppen,<br />

die üblicherweise das Auto in Anspruch nehmen, um ihre<br />

tägliche Mobilität zu bewältigen. Dies geschieht aber nicht<br />

immer aus Überzeugung, sondern häufig mangels Alternative.<br />

Regionale Studien mit entsprechenden Vertiefungsfragen<br />

zeigen, dass weniger als die Hälfte der Personen aus<br />

dem Segment der IV-Stammnutzer einer Nutzung von Bus<br />

und Bahn grundsätzlich ablehnend gegenüber stehen. Hier<br />

liegt es also auch an fehlenden leistungsfähigen Verbindungen<br />

des Öffentlichen Verkehrs, wenn hauptsächlich das<br />

Auto genutzt wird. Anders verhält es sich in der Gruppe<br />

des ÖV-Potenzials. Hier sind Personen zusammengefasst,<br />

die dem ÖPNV aus unterschiedlichen Gründen skeptisch<br />

gegenüberstehen. Ausschlaggebend dafür können Qualitätsaspekte<br />

oder aber subjektive Vorlieben für das Auto<br />

sein. Welche Ansatzpunkte bestehen, diese Gruppe für eine<br />

vermehrte Nutzung Öffentlicher Verkehrsmittel zu gewinnen,<br />

kann an einem Projektbeispiel aus dem Großraum<br />

München dargestellt werden (siehe Kasten S. 114-115).<br />

112 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

abbildung 3.83


Die soziodemografische Zusammensetzung der Segmente<br />

unterscheidet sich ebenfalls:<br />

•<br />

•<br />

•<br />

In der Gruppe der Wenig-Mobilen dominieren ältere<br />

Menschen. Sie sind seltener unterwegs als der Bevölkerungsdurchschnitt<br />

– im Schnitt sind 28 Prozent am<br />

Stichtag nicht unterwegs gewesen – und legen viele<br />

ihrer Wege in der näheren Umgebung zu Fuß zurück.<br />

Die individuelle Nicht-Verfügbarkeit des Autos muss aber<br />

auch in dieser Gruppe nicht den vollständigen Verzicht<br />

auf diese Form der Mobilität bedeuten. Immerhin fast die<br />

Hälfte dieses Segments gibt an, mindestens wöchentlich<br />

mit dem Auto unterwegs zu sein. Es bestehen bei Bedarf<br />

also vielfach Mitfahrmöglichkeiten innerhalb der Familie<br />

oder der Nachbarschaft.<br />

Die Fahrradfahrer rekrutieren sich aus allen Altersgruppen<br />

mit einem Schwerpunkt bei den unter 30jährigen.<br />

Sie sind relativ selten mit anderen Verkehrsmitteln unterwegs<br />

und nutzen auch in den Wintermonaten häufig<br />

das Rad.<br />

Die ÖV-Captives teilen sich einerseits hauptsächlich in<br />

jüngere Personen, die häufig noch in der Ausbildung<br />

sind und in dieser Lebensphase kein Auto besitzen.<br />

Andererseits sind hier viele ältere Menschen vertreten,<br />

die weiterhin sehr mobil sind und sich dabei in der Regel<br />

auf Bus oder Bahn verlassen.<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Die ÖV-Stammkunden sowie die ÖV-Gelegenheitskunden<br />

rekrutieren sich ebenfalls aus allen Bevölkerungsgruppen.<br />

Sie verfügen fast alle über einen Führerschein.<br />

Über das Ausmaß der ÖPNV-Nutzung entscheidet<br />

in diesen Gruppen das vor Ort vorhandene Angebot<br />

abhängig von der Struktur und den Zielen der zurückgelegten<br />

Wege. Die Gelegenheitskunden sind formal höher<br />

gebildet als die übrigen Segmente und wohnen häufiger<br />

in urbanen Bereichen.<br />

Das ÖV-Potenzial verteilt sich bundesweit ebenfalls über<br />

alle Altersgruppen – mit einem leichten Schwerpunkt<br />

bei den mittleren Altersjahrgängen zwischen 30 und 50<br />

Jahren. Hier ist, wie dargestellt, häufig eine als nicht<br />

ausreichend empfundene Qualität des ÖPNV bei Merkmalen<br />

wie der Zuverlässigkeit oder dem Erscheinungsbild<br />

ausschlaggebend für die Eingruppierung.<br />

Die Gruppe der IV-Stammkunden verteilt sich ebenfalls<br />

über die gesamte Bevölkerung und alle Lebensphasen.<br />

Sie ist in den Kernstädten kaum vertreten und konzentriert<br />

sich vor allem auf die peripheren Räume, in denen<br />

das Auto häufig die einzige Alternative für die täglichen<br />

Wege darstellt.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

113


Ein regionales Beispiel – wie erreicht der ÖPNV seine potenziellen Fahrgäste besser als bisher?<br />

Im Auftrag des Münchener Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV) hat infas 2007 in einem zweistufigen<br />

Projekt die Gruppen des ÖV-Potenzials sowie der ÖV-Gelegenheitskunden differenziert untersucht.<br />

Dabei wurden sowohl quantitative Befragungen als auch qualitative Instrumente wie Fokusgruppen<br />

eingesetzt. Zentrale Aufgabe war die Identifikation von Ansatzpunkten, wie Vertreter dieser Gruppen<br />

zu einer häufigeren Nutzung des MVV-Angebots zu überzeugen sind. Die Ergebnisse zeigen zunächst,<br />

dass die subjektiv gute Bewertung des ÖV-Angebots vor Ort, das zumindest für die Eingruppierung in<br />

das Segment des ÖV-Potenzials mit ausschlaggebend ist, in der Regel auch mit einer objektiv guten<br />

Anbindung einhergeht. Die abgebildete Karte illustriert dies anhand der Verteilung der Wohnquartiere<br />

der 800 Befragten, die sich an den S- und U-Bahnlinien konzentrieren. Der genauere Blick auf die<br />

beiden Gruppen zeigt jedoch unterschiedliche Detailergebnisse. Das Segment der Gelegenheitskunden<br />

ist wie im bundesweiten Ergebnis formal höher gebildet, verfügt über ein überdurchschnittliches<br />

Einkommen und wohnt vor allem im Münchener Stadtgebiet. Im ÖV-Potenzial dominieren hier, anders<br />

als im Gesamtergebnis der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong>, gut situierte und aktive Seniorinnen, die gegenüber den<br />

MVV-Angeboten aber deutliche Vorbehalte haben. Verantwortlich dafür sind Probleme hinsichtlich der<br />

subjektiven Sicherheit, der Zuverlässigkeit und der Information im Verspätungsfall. Zur Ausschöpfung<br />

der Potenziale sind also Verbesserungen bei diesen Merkmalen gefordert. Hinzu kommt jedoch auch<br />

ein Plus bei Informationen, die aktivitätsbezogen verdeutlichen, welche Ziele man wie und wann mit<br />

dem MVV gut erreichen kann – und dies vor allem in bisher zu wenig genutzten Vertriebskanälen über<br />

ein Kundenzentrum oder einfache Broschüren hinaus. Darüber hinaus spielt in der Ansprache beider<br />

Gruppen auch das Umweltargument eine nicht geringe Rolle. Schließlich zeigen beide Gruppen eine<br />

hohe Sensibilität für klassische Vorteile des ÖPNV wie die entfallende Parkplatzsuche oder preisgünstige<br />

Angebote in Form verschiedener Pauschaltickets. Beides muss aber innovativer und intensiver als<br />

bisher kommuniziert werden.<br />

abbildung 3.84<br />

Wohnorte der Befragten<br />

114 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG


abbildung 3.85<br />

Abdruck der Studienauszüge mit freundlicher Genehmigung des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV)<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

115


!<br />

3.3.4<br />

WegeZWecke<br />

„Einkauf“, „Erledigung“ und „Freizeit“ machen<br />

insgesamt zwei Drittel aller Wege aus. Bei „Einkauf“<br />

und „Freizeit“: Tendenz steigend.<br />

Arbeitswege und dienstliche Wege verlieren<br />

weiter an Bedeutung.<br />

„Einkaufen“ wird breiter über den Tag verteilt,<br />

dabei bleibt der Samstag der Haupteinkaufstag,<br />

an dem vermehrt auch über den alltäglichen<br />

Bedarf hinaus eingekauft wird.<br />

Längere Öffnungszeiten schlagen sich in der<br />

breiteren Verteilung des Startzeitpunktes zum<br />

Einkaufen nieder.<br />

Freizeitwege werden länger, insbesondere am<br />

Wochenende.<br />

Regional gibt es kaum Unterschiede zwischen<br />

den Wegezwecken.<br />

Ausgeprägte geschlechtsspezifische Wegezweckverteilungen<br />

gibt es nur in der mittleren<br />

Altersphase mit unterschiedlicher Erwerbstätigkeit<br />

von Männern und Frauen.<br />

Ein ausgesprochen wegezweckspezifisches<br />

Verkehrsmittel ist der Pkw für die Wegezwecke<br />

„Arbeit“ und „dienstlich“. Fuß- und Radwege haben<br />

einen hohen Anteil bei den Wegezwecken<br />

„Freizeit“, „Einkauf“, „Ausbildung“ und „private<br />

Erledigungen“.<br />

Grund für die Fortbewegung im Raum ist die Ausübung von<br />

Aktivitäten. Für das Verständnis von Mobilitätsverhalten ist<br />

es nicht nur wichtig zu wissen, wann ein Mensch das Haus<br />

verlässt und mit welchem Verkehrsmittel er unterwegs ist,<br />

sondern auch warum er dies tut. Ein wesentliches Element<br />

der Stichtagserhebung ist daher die Abfrage von Wegezwecken.<br />

Da sich hinter den Wegezwecken Orte verbergen,<br />

die für die Ausübung der Aktivitäten genutzt werden – wie<br />

zum Beispiel Schulen, Arbeitsstätten oder Einkaufsstätten<br />

und Freizeiteinrichtungen – ist das wegezweckspezifische<br />

Verhalten beziehungsweise das damit verbundene<br />

Mobilitätsverhalten eng an die Ausstattung des Raumes mit<br />

Infrastruktur gekoppelt. Des Weiteren haben die verschiedenen<br />

Wegezwecke ihren Schwerpunkt zu unterschiedlichen<br />

Tageszeiten und an unterschiedlichen Wochentagen.<br />

Das Verkehrsaufkommen nach Wegezweck differenziert,<br />

stellt daher eine wichtige Planungsgröße dar.<br />

116 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

?<br />

Wer verlässt warum das Haus und wohin führen<br />

die Wege?<br />

Die Abfrage der Wegezwecke erfolgte in der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> über<br />

ein zweistufiges System. Zunächst erfolgte eine grobe Zusortierung<br />

der Wege anhand von 13 Wegezwecken. Sofern<br />

es sich um einen Weg mit dem Zweck Einkauf, Freizeit<br />

oder private Erledigung handelte, wurde anschließend eine<br />

Detaillierung auf der Basis von 34 Unterzwecken vorgenommen.<br />

abbildung 3.86<br />

Werden alle Wege – einschließlich der regelmäßigen<br />

beruflichen Wege – betrachtet, entfällt der größte Anteil mit<br />

32 Prozent auf die Freizeitwege (Abbildung 3.86). Werden<br />

Wege mit dem Zweck Einkauf und dem Zweck Erledigung<br />

summiert, kommen diese auf 33 Prozent und machen damit<br />

ebenfalls ein Drittel an allen Wegen aus. Das letzte Drittel<br />

schließlich setzt sich zum größten Teil aus den Wegezwecken<br />

Arbeit, Ausbildung sowie dienstliche Wege zusammen.<br />

Auf den bei der <strong>MiD</strong> 2002 erstmals getrennt ausgewiesenen<br />

Wegezweck „Begleitung“ entfallen im Jahr <strong>2008</strong> acht<br />

Prozent.


abbildung 3.87<br />

Der Zeitvergleich zeigt, dass die Bedeutung der Wege zur<br />

Arbeits- und Ausbildungsstätte abnimmt; dies gilt auch für<br />

dienstliche Wege. Demgegenüber nimmt die Bedeutung der<br />

Freizeit- und Einkaufswege zu. Dieser Trend war bereits<br />

sehr deutlich zwischen 1982 (KONTIV) und 2002 (<strong>MiD</strong>) zu<br />

erkennen, zwischen 2002 und <strong>2008</strong> hat er sich weiter fortgesetzt.<br />

Der 29-Prozent-Anteil für die Wegezwecke Arbeit,<br />

Ausbildung und dienstlich im Jahr 2002 ist bis <strong>2008</strong> auf 27<br />

Prozent geschrumpft (Abbildung 3.88).<br />

Der Wochengang der Aktivitäten offenbart – wie zu erwarten<br />

– einen klaren Unterschied zwischen Werktagen und<br />

Wochenenden (Abbildung 3.87). Während die Werktage zu<br />

rund einem Drittel die Wegezwecke „Arbeit“, „dienstliche<br />

Wege“ und „Ausbildung“ enthalten, entfallen diese Wegezwecke<br />

an den Wochenenden weitgehend – dennoch ist<br />

„Arbeit“ noch zu fünf Prozent Wegezweck am Samstag und<br />

zu drei Prozent am Sonntag.<br />

Natürlich ist die Freizeit der wichtigste Wegezweck vor allem<br />

am Sonntag; 70 Prozent aller sonntäglichen Wege sind<br />

Freizeitwege. Durchaus bemerkenswert ist die Tatsache,<br />

dass es offenbar Wegezwecke gibt, deren Anteil an allen<br />

Tagen der Woche in etwa gleich umfangreich ausfällt. Dies<br />

trifft auf die Begleitung sowie auf den Wegezweck „Erledigung“<br />

zu, für den allenfalls zu Wochenbeginn ein leicht<br />

höherer Anteil entsteht. Sehr ähnliche Anteilswerte ergeben<br />

sich auch für den Wegezweck „Einkauf“ von Montag bis<br />

Donnerstag, am Freitag steigt dieser Wert leicht an, um<br />

dann am Samstag mit 33 Prozent seinen höchsten Wert zu<br />

erreichen. Interessant ist hierbei, dass auch am Sonntag<br />

noch sechs Prozent aller Wege dem Einkaufen dienen.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

117


abbildung 3.88<br />

Als auf den ersten Anschein unverändert gegenüber 2002<br />

erweist sich die Bedeutung der Freizeitwege mit einem<br />

Anteil von 36 Prozent an allen Wegezwecken. Angesichts<br />

des leichten Ansteigens von Verkehrsaufkommen und Verkehrsleistung<br />

insgesamt ergeben sich daraus zunehmende<br />

Indexwerte für den Wegezweck „Freizeit“. Dabei ist die Steigerung<br />

bei der Verkehrsleistung höher als beim Verkehrsaufkommen,<br />

was bedeutet, dass es nicht nur absolut mehr<br />

Freizeitwege gibt, sondern dass diese Wege gleichzeitig<br />

etwas länger geworden sind (Abbildung 3.89).<br />

118 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

abbildung 3.89


abbildung 3.90<br />

Differenziert man die Freizeitwege nach spezifischen Frei-<br />

zeitaktivitäten (Abbildung 3.90), lassen sich verschiedene<br />

typische Kennzeichen für den Werktag (Montag bis Freitag)<br />

einerseits sowie Samstag und Sonntag andererseits festhalten,<br />

auch wenn Besuche oder Treffen sowie Ausflüge<br />

und Spaziergänge an allen Tagen der Woche die beiden<br />

wichtigsten Aktivitäten darstellen. Samstags allerdings erreicht<br />

der Wegezweck „Besuche oder Treffen“ die höchsten<br />

Werte, am Sonntag sind „Ausflüge und Spaziergänge“ der<br />

wichtigste Wegezweck mit 31 Prozent. Eine Freizeitaktivität,<br />

die am Wochenende deutlich seltener ausgeübt wird als unter<br />

der Woche, ist das „Hobby“. Auch sportlichen Aktivitäten<br />

geht man eher während der Woche als am Wochenende<br />

nach.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

119


abbildung 3.91<br />

Während an anderer Stelle in diesem Bericht gezeigt<br />

werden kann, dass die Aktivität Einkaufen zunehmenden<br />

Veränderungen unterliegt, so zum Beispiel hinsichtlich der<br />

Tageszeiten, zu denen eingekauft wird (vgl. Kapitel 3.3.6),<br />

bleibt dennoch die klassische Aufteilung erhalten, wonach<br />

der mittel- und längerfristige Konsumbedarf eher am Samstag<br />

gedeckt wird, während der alltägliche Bedarf unter der<br />

ganzen Woche und auch am Samstag den größten Teil der<br />

Wege verursacht (Abbildung 3.91). Die Unterschiede bleiben<br />

dabei aber recht gering. Gleichzeitig ist der Samstag<br />

stärker als die anderen Werktage der Tag des Einkaufsbummels,<br />

allerdings auch hier bei nur schwachen Unterschieden<br />

im Vergleich zu den anderen Wochentagen.<br />

120 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

WegeZWeck unD VerkehrsMitteLnutZung<br />

Jedem Wegezweck lässt sich ein charakteristisches<br />

Verkehrsmittelnutzungsprofil zuordnen (Abbildung 3.92).<br />

Arbeitswege und dienstliche Wege weisen besonders hohe<br />

Anteile an Pkw-Wegen auf, wogegen Ausbildung, Einkauf,<br />

Erledigung und Freizeit relativ hohe Fußwegeanteile mit<br />

bis zu einem Drittel verzeichnen. Höhere ÖV-Anteile finden<br />

sich nur bei „Pflichtwegen“, wie den Wegen zur Arbeit oder<br />

zur Ausbildung sowie bei dienstlichen Wegen (vgl. auch<br />

Abbildung 3.67).


abbildung 3.92<br />

Die Nutzung der Verkehrsmittel für den Wegezweck Einkauf<br />

variiert zwar zwischen den einzelnen Wochentagen, aber<br />

nicht erheblich. Auffällig ist der hohe Anteil an Fußwegen<br />

beim Sonntagseinkauf – dies stützt die „Brötchen-These“,<br />

das heißt, Sonntagseinkauf ist vor allem der morgendliche<br />

Gang zum Bäcker. Sichtbar wird auch ein etwas höherer<br />

Anteil an Fahrradnutzung während der Woche im Gegensatz<br />

zu Samstag und Sonntag. Der Öffentliche Verkehr wird<br />

ebenfalls vor allem unter der Woche auf Einkaufswegen<br />

genutzt, freitags und samstags geht er ganz leicht zurück.<br />

An allen Tagen dominiert der Motorisierte Individualverkehr,<br />

an Samstagen steigt der Anteil der MIV-Mitfahrer deutlich<br />

an. Während er unter der Woche bei zwölf Prozent liegt,<br />

erreicht er am Samstag 17 Prozent.<br />

Bei der Verteilung der Wegezwecke nach Alter und Geschlecht<br />

stellt man Folgendes fest:<br />

•<br />

•<br />

•<br />

männliche und weibliche Kinder und Jugendliche sind<br />

mit sehr ähnlichen Wegezweckverteilungen unterwegs,<br />

bei Mädchen ist nur der Anteil der Begleitwege etwas<br />

höher,<br />

während der „aktiven“ Phase ist bei den Männern der<br />

Wegezweck Arbeit etwas stärker ausgeprägt als bei den<br />

Frauen, dies gilt auch in den jungen Altersgruppen ab<br />

18 Jahre,<br />

ab dem Alter von 65 Jahren sind die Wegezweckmuster<br />

von Männern und Frauen nahezu identisch.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

121


WeLcher ort fÜr WeLchen WegeZWeck?<br />

Die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> bietet die Möglichkeit, bei allen Wegezwe-<br />

cken eine grobe räumliche Zuordnung vorzunehmen,<br />

das heißt die Befragten haben angegeben, ob sie dieser<br />

Aktivität an ihrem Wohnort oder in einem anderen Ort<br />

nachgehen oder ob sie sie im Rahmen eines Rundwegs<br />

durchgeführt haben. Feiner differenziert liegen die Angaben<br />

beim Wegezweck „Einkauf“ – übrigens auch für Erledigungen<br />

– vor, indem dort die Einkaufsziele „in die nähere Umgebung“,<br />

„ins Zentrum“, „Einkaufszentrum am Stadtrand“<br />

und „andere Ziele“ unterschieden werden. Mit dem Einkauf<br />

wird ein Bereich des Alltagslebens in das Blickfeld gerückt,<br />

der als einer der wesentlichen Indikatoren für die Veränderung<br />

von gesellschaftlichen Werte- und Handlungsmustern<br />

bezeichnet werden kann. Dabei haben sich nicht nur das<br />

Konsumieren und Einkaufen als solche verändert – Ersatz<br />

des Kaufmanns um die Ecke durch den SB-Supermarkt,<br />

Vervielfachung und immer weitere Ausdifferenzierung des<br />

Warenangebotes – , sondern auch die räumlichen Bezüge<br />

und Zeitmuster des Einkaufens (vgl. dazu auch Andersen<br />

1999). Die einfache Zuordnung von Einkaufsorten zu<br />

Warengruppen – täglicher Bedarf im Wohnungsumfeld,<br />

höherwertiger Bedarf in den Stadtzentren – ist längst nicht<br />

mehr gültig.<br />

Dies wird auch in den Zahlen der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> deutlich (Tabelle<br />

3.16 und Abbildung 3.93). Zwar ist die nähere Umgebung<br />

der Wohnung immer noch hauptsächlicher Zielort bei<br />

Einkäufen des täglichen Bedarfs.<br />

tabelle 3.16<br />

Zielorte nach Art des Einkaufs*<br />

täglicher<br />

Bedarf<br />

(Lebensmittel,<br />

Tanken etc.)<br />

sonstige Waren<br />

(Kleidung,<br />

Möbel,<br />

Hausrat etc.)<br />

122 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

allgemeiner<br />

Einkaufsbummel<br />

Spalten-%<br />

Dienst-<br />

leistungen<br />

(Friseur,<br />

Schuster etc.)<br />

gesamt<br />

innerhalb der näheren Umgebung 45 22 17 34 39<br />

Zentrum innerhalb dieser Stadt<br />

oder diesem Ort<br />

EKZ am Stadt- oder Ortsrand,<br />

auf der „Grünen Wiese“<br />

Die Bedeutung der „Grünen Wiese“ für Einkäufe des täglichen<br />

Bedarfs (bezogen auf die Anzahl an Einkaufswegen)<br />

ist aber annährend so hoch wie die Bedeutung der Stadtund<br />

Ortszentren. Ergänzend kann man feststellen: Wenn<br />

jemand einen Einkaufsort auf der „Grünen Wiese“ aufsucht,<br />

dann tut er oder sie das in drei Viertel der Fälle, um Alltagseinkäufe<br />

zu machen. Besonders bemerkenswert ist aber<br />

die Tatsache, dass der Einkaufsort am Stadtrand den Stadtoder<br />

Ortszentren nicht mehr weit hinterher steht, wenn es<br />

um den Kauf von höherwertigen Waren wie Kleidung, Möbel<br />

oder Hausrat geht; 35 Prozent der entsprechenden Einkaufswege<br />

führen ins Stadt- oder Ortszentrum, 30 Prozent<br />

auf die „Grüne Wiese“. Lediglich für den Einkaufsbummel<br />

bleiben die Zentren das „Lieblingsziel“.<br />

Wahl des Einkaufszieles und Verkehrsmittelwahl sind eng<br />

aneinander gekoppelt (Abbildung 3.93): In die nähere<br />

Umgebung, die mit 39 Prozent das häufigste Ziel von Einkaufswegen<br />

bildet, ist der „Umweltverbund“ für weit über die<br />

Hälfte der Wege das wichtigste Verkehrsmittel; besonders<br />

wichtig sind die Fußwege. Für Einkaufswege ins Stadt- oder<br />

Ortszentrum wird dagegen in mehr als der Hälfte der Fälle<br />

der Pkw als Fahrer oder Mitfahrer genutzt. Das Einkaufszentrum<br />

am Stadtrand wird hauptsächlich mit dem Pkw<br />

angefahren – 83 Prozent der Fahrten dorthin erfolgen mit<br />

dem Pkw als Fahrer oder Mitfahrer. Es ist anzunehmen,<br />

dass die Gründe für den hohen MIV-Anteil in der Entfernung<br />

der Einkaufsorte am Stadtrand liegen, in ihrer für andere<br />

Verkehrsmittel oft schwer zugänglichen Lage, aber auch im<br />

Transportbedarf, der sich vielfach mit den für Einkaufszentren<br />

typischen Großeinkäufen verbindet.<br />

28 35 58 39 32<br />

22 30 16 14 22<br />

anderes Ziel 6 12 9 13 7<br />

* Lesebeispiel: Wenn Einkaufswege gemacht werden, um Produkte des täglichen Bedarfs zu kaufen, dann führen diese Wege<br />

in 45 von 100 Fällen in die nähere Umgebung.


Für die anderen Wegezwecke gibt es keine einheitliche<br />

räumliche Verteilung der Zielorte (Tabelle 3.17); einzeln<br />

betrachtet zeigen sich durchaus plausible Zusammenhänge.<br />

So liegt beispielsweise bei den Freizeitwegen der Anteil<br />

an Rundwegen besonders hoch. Dahinter verbirgt sich vor<br />

allem die Freizeitaktivität „Spaziergang“.<br />

abbildung 3.93<br />

Dienstliche Wege sind die einzige Wegekategorie, in der<br />

die Zielorte überwiegend in einer anderen Stadt oder einem<br />

anderen Ort zu finden sind.<br />

Bei den „Erledigungen“ fällt auf, dass sie vor allem im eigenen<br />

Ort oder der eigenen Stadt durchgeführt werden, also<br />

ein möglichst wohnungsnahes Ziel gewählt wird. In einem<br />

Teil der Fälle, wie Amtsgängen, ist dieses Ziel gar nicht frei<br />

wählbar.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

123


tabelle 3.17 Räumliche Ziele nach Wegezwecken<br />

Freizeit Erledigung Einkaufen<br />

124 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

Spalten-%<br />

Schule/Ausbildung<br />

(ohne<br />

Vorschule/Kita)<br />

dienstlich<br />

innerhalb der Stadt / des Ortes 47 64 72 52 40<br />

außerhalb der Stadt / des Ortes 33 31 27 46 57<br />

Rundweg 20 4 1 0 3<br />

sonstige 0 0 0 1 0<br />

tabelle 3.18<br />

Ziele innerhalb der Stadt/des Ortes nach Wegezwecken und Gemeindegrößenklasse<br />

Freizeit Erledigung Einkaufen<br />

Gemeindegrößenklasse Innerorts-Anteil in %<br />

Schule/ Ausbildung<br />

(ohne<br />

Vorschule/Kita)<br />

dienstlich<br />

unter 5.000 Einwohner 35 44 46 18 27<br />

5.000 bis unter 20.000 41 56 62 29 32<br />

20.000 bis unter 50.000 47 63 75 55 41<br />

50.000 bis unter 100.000 49 69 79 62 41<br />

100.000 bis unter 500.000 55 79 84 78 47<br />

500.000 und mehr 63 86 90 83 58<br />

gesamt 47 64 72 52 40<br />

Bemerkenswert, wenngleich nicht völlig überraschend<br />

ist die Tatsache, dass der Anteil der Ziele innerhalb der<br />

eigenen Gemeinde oder des eigenen Ortes mit zunehmender<br />

Gemeindegröße steigt. Dies trifft ganz besonders<br />

beim Einkaufen zu, aber auch bei Erledigungen und dem<br />

Schulbesuch. Wenngleich beim Wegezweck „Freizeit“<br />

der Innerorts-Anteil deutlich niedriger liegt, so ist nicht zu<br />

übersehen, dass er in den größeren Städten ab 50.000 Einwohnern,<br />

ganz besonders aber in den großen Städten gut<br />

die Hälfte und mehr der Freizeitziele insgesamt ausmacht.<br />

Die Gemeindegrößenklasse, die dem Durchschnitt am<br />

nächsten kommt, ist übrigens die Klasse 20.000 bis unter<br />

50.000 Einwohner.


ERFASSUNG DES WIRTSCHAFTSVERKEHRS<br />

Einen spezifischen Wegezweck stellt der Wirtschaftsverkehr dar. Er wird in der <strong>MiD</strong> über zwei unterschiedliche,<br />

jedoch komplementäre Vorgehensweisen erhoben: Zur Erfassung der „regelmäßigen beruflichen<br />

Wege“ werden diejenigen Personen identifiziert, die solche Wege durchführen. Art, Kennzeichen und<br />

Umfang dieser Wege werden dann im Rahmen der Stichtagserhebung pauschal erfasst, um den Aufwand<br />

für die Befragten zu begrenzen (siehe Kapitel 2.1). Die Abfrage erfolgt für alle Wege zusammen hinsichtlich<br />

des vornehmlich genutzten Verkehrsmittels sowie des Wirtschaftszweiges, in dem die Person arbeitet.<br />

Ergänzt wird die Erhebung des Wirtschaftsverkehrs durch die Erfassung der Wege mit dienstlichem oder<br />

geschäftlichem Zweck, die am Stichtag anfallen, aber nicht zu den regelmäßigen Wegen zählen. 79 Prozent<br />

der in der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> festgehaltenen beruflichen Wege sind „regelmäßige berufliche Wege“, 21 Prozent sind<br />

adhoc angefallene dienstliche Wege, die im Rahmen der differenzierten Wegeerfassung erhoben worden<br />

sind.<br />

„Regelmäßige berufliche Wege“ werden von sechs Prozent aller Erwerbstätigen erbracht. Das durchschnittliche<br />

tägliche Wegeaufkommen dieser Personengruppe beträgt 6,3 Wege (bezogen auf Personen, die am<br />

Stichtag mindestens einen solchen Weg gemacht haben, ohne Wege mit privatem Wegezweck). In Kilometern<br />

ausgedrückt heißt dies, dass Personen, die regelmäßige berufliche Wege durchführen, dafür im Durchschnitt<br />

knapp 120 Kilometer pro Tag zurücklegen – bei einer durchschnittlichen Länge des einzelnen Weges<br />

von etwa 17 Kilometern. Annähernd die Hälfte der regelmäßigen Wege wird von Personen durchgeführt, die<br />

täglich zwischen einem und drei solcher Wege zurücklegen. Ein weiteres Viertel dieser Wegeart entsteht in<br />

der Kategorie vier bis sechs Wege.<br />

abbildung 3.94<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

125


Kundendienst und Erledigungen bilden den wichtigsten Wegezweck innerhalb des mittels dieses Kon-<br />

zepts gemessenen Wirtschaftsverkehrs; rund ein Drittel aller Wege gehören hierzu (Abbildung 3.94).<br />

Wegezwecke, die ebenfalls einen beträchtlichen Umfang darstellen, sind Transport, Abholung und<br />

Zustellung von Waren sowie Besuch, Besichtigung, Besprechung. In diesen beiden Kategorien werden<br />

3,3 Mio beziehungsweise 2,3 Mio Wege pro Tag zurückgelegt. Demgegenüber bleibt die Zahl der Wege<br />

für Sozialdienst und Betreuung sowie zur Personenbeförderung recht niedrig.<br />

Wird der gesamte Wirtschaftsverkehr betrachtet, haben Motorisierte Verkehrsmittel die mit Abstand<br />

wichtigste Bedeutung; 86 Prozent werden als MIV-Fahrer erbracht, weitere zwei Prozent als MIV-<br />

Mitfahrer, der Anteil für den Öffentlichen Verkehr liegt bei fünf Prozent der Wege. Bei der isolierten<br />

Betrachtung der regelmäßigen Wirtschaftsverkehrswege zeigt sich, dass größere Anteile an Wegen<br />

mit Nicht-motorisierten Verkehrsmitteln, das heißt zwischen sieben und neun Prozent, für die Zwecke<br />

Besuch, Besichtigung, Besprechung, Transport, Abholung, Zustellung von Waren sowie Kundendienst,<br />

Erledigung vorhanden sind.<br />

Insgesamt fallen etwa 19 Mio. der 281 Mio. täglich durchgeführten Alltagswege in die Kategorie<br />

Wirtschaftsverkehr. Bezogen auf die Verkehrsleistung eines durchschnittlichen Tages gehen damit<br />

zwölf Prozent auf das Konto des Wirtschaftsverkehrs, das sind fast 380 Mio. von insgesamt 3.214 Mio.<br />

Kilometern.<br />

126 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG


!<br />

3.3.5<br />

erreichBarkeit<br />

Der Pkw ist das Verkehrsmittel, das grundsätzlich<br />

am besten bewertet wird, wenn es um die<br />

Einschätzung von Erreichbarkeit geht.<br />

Der Öffentliche Verkehr wird vor allem für die<br />

Erreichbarkeit von Zielen für den Einkauf eher<br />

schlecht bewertet. Gleiches gilt für die Bewertung<br />

der Erreichbarkeit von Arbeits- oder<br />

Ausbildungsplatz.<br />

Je näher eine Haltestelle des Öffentlichen<br />

Verkehrs, insbesondere des Schienenpersonenverkehrs,<br />

in der Nähe der Wohnung ist, desto<br />

eher wird die Erreichbarkeit von Zielen mit dem<br />

Öffentlichen Verkehr positiv bewertet.<br />

Der Begriff Erreichbarkeit bezeichnet im verkehrswissenschaftlichen<br />

und -planerischen Kontext die Möglichkeit,<br />

Zielorte zu erreichen. Der Grad der Erreichbarkeit ergibt<br />

sich aus dem Aufwand, mit dem Zielorte erreicht werden<br />

können. Hohe Erreichbarkeit bedeutet einfaches und<br />

schnelles Erreichen von Zielen; bei niedriger Erreichbarkeit<br />

sind Ziele nur schwierig und mit größerem Zeitaufwand<br />

zu erreichen. Aufgrund fehlender flächendeckender Daten<br />

wird Erreichbarkeit für Deutschland in der Regel als „Pkw-<br />

Erreichbarkeit“ abgebildet (vgl. BBR 2005).<br />

?<br />

Wie verhält es sich mit der subjektiv beurteilten<br />

Erreichbarkeit verschiedener Wegeziele – mit<br />

dem Auto und dem Öffentlichen Verkehr, dem<br />

Fahrrad oder zu Fuß?<br />

Die <strong>MiD</strong> fokussiert auf die subjektive Einschätzung der<br />

Erreichbarkeit von bestimmten Zielen mit unterschiedlichen<br />

Verkehrsmitteln. Diese subjektive Einschätzung hat eine<br />

erhebliche Bedeutung für die Akzeptanz und schließlich<br />

auch für die Nutzung der verschiedenen Verkehrsmittel.<br />

Ermittelt wurde deshalb die Erreichbarkeit der Ziele Schule,<br />

Läden sowie Ausbildungs- und Arbeitsplatz aus subjektiver<br />

Sicht der Befragten. Die Erreichbarkeit der verschiedenen<br />

Ziele konnte mit einer fünfstufigen Skala von „sehr gut“ bis<br />

„gar nicht“ bewertet werden. Freizeitziele werden aufgrund<br />

ihrer extrem verschiedenartigen Ausprägung nicht betrachtet.<br />

Außerdem ist die Substituierbarkeit von Freizeitzielen<br />

sehr hoch.<br />

Dabei zeigt sich – durchaus erwartungsgemäß – eine<br />

überwiegend positive Einschätzung der Erreichbarkeit von<br />

Zielen mit dem Pkw; demgegenüber fallen der Öffentliche<br />

Verkehr, das Fahrrad und das Verkehrsmittel „zu Fuß“<br />

in der Bewertung zurück. Zu beobachten sind deutliche<br />

zielspezifische Unterschiede – so liegt beispielsweise die<br />

Einschätzung der Erreichbarkeit der Schule mit dem Öffentlichen<br />

Verkehr zu insgesamt 77 Prozent bei „gut“ oder „sehr<br />

gut“, während die ÖV-Erreichbarkeit von Läden nur zu 43<br />

Prozent eine vergleichbar positive Wertung erfährt.<br />

erreichBarkeit Der schuLe<br />

Die Erreichbarkeit der Schule wird von den entsprechenden<br />

Befragten je nach Verkehrsmittel sehr unterschiedlich<br />

beurteilt. So geben über 51 Prozent der Schülerinnen<br />

und Schüler an, die Schule zu Fuß nur „schlecht“, „sehr<br />

schlecht“ oder „gar nicht“ erreichen zu können, lediglich<br />

20 Prozent bewerten die Erreichbarkeit der Schule zu Fuß<br />

mit „sehr gut“. Über drei Viertel der Befragten äußern, die<br />

Schule mindestens „einigermaßen“ mit dem Fahrrad erreichen<br />

zu können, bezogen auf den Öffentlichen Verkehr sind<br />

dies sogar 88 Prozent. Am besten ist die Schule aus Sicht<br />

der Befragten aber mit dem Auto erreichbar, denn 98 Prozent<br />

sagen, die Schule sei mindestens „einigermaßen“ mit<br />

diesem Verkehrsmittel erreichbar, zwei Drittel bewerten die<br />

Erreichbarkeit mit dem Auto als „sehr gut“ (Abbildung 3.95).<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

127


abbildung 3.95 erreichBarkeit Von einkaufsgeLegenheiten<br />

Des tÄgLichen BeDarfs<br />

128 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

Auch in der Einschätzung der Erreichbarkeit von Einkaufsgelegenheiten<br />

für den täglichen Bedarf bestehen große verkehrsmittelspezifische<br />

Unterschiede. Die höchsten Werte<br />

erreicht der Pkw, indem 89 Prozent der Befragten angeben,<br />

die Läden für den täglichen Bedarf seien „sehr gut“ oder<br />

„gut“ mit dem Auto zu erreichen. Gleichzeitig ist für einen<br />

größeren Teil der Bevölkerung die Erreichbarkeit von Läden<br />

offenbar auch ohne motorisiertes Verkehrsmittel gewährleistet:<br />

Insgesamt 75 Prozent bewerten die Erreichbarkeit<br />

von Einzelhandelsgeschäften für den täglichen Bedarf „zu<br />

Fuß“ oder mit dem „Fahrrad“ zumindest mit „einigermaßen“,<br />

wobei die Erreichbarkeit der Läden mit dem Fahrrad zu<br />

42 Prozent sogar als „sehr gut“ beurteilt wird. Die Erreichbarkeit<br />

von Läden mit dem Rad wird damit deutlich besser<br />

bewertet als die zu Fuß.<br />

Ein deutlich anderes Bild ergibt sich bei der Bewertung des<br />

Öffentlichen Verkehrs für die Erreichbarkeit von Einkaufsgelegenheiten<br />

des täglichen Bedarfes, denn 22 Prozent der<br />

Befragten geben an, die Läden seien „gar nicht“ mit dem<br />

Öffentlichen Verkehr erreichbar, und lediglich 17 Prozent<br />

bewerten die entsprechende Erreichbarkeit mit „sehr gut“<br />

(Abbildung 3.96). Berücksichtigt man allerdings, dass viele<br />

Einkäufe des täglichen Bedarfs im direkten Umfeld der<br />

Wohnung gemacht werden (vgl. Kapitel 3.3.4), dann darf<br />

diese Nicht-Erreichbarkeit mit dem Öffentlichen Verkehr<br />

auch nicht unbedingt in einem negativen Sinn interpretiert<br />

werden – zum Bäcker „um die Ecke“ fährt eben kein Bus.<br />

In der Bewertung der Erreichbarkeit der Läden mit dem<br />

Öffentlichen Verkehr ergeben sich große altersspezifische<br />

Unterschiede. Ganz generell lässt sich feststellen, dass<br />

die Erreichbarkeit von Läden mit dem Öffentlichen Verkehr<br />

umso schlechter eingeschätzt wird, je älter die Personen<br />

sind. So bewerten 32 Prozent der Altersgruppe „75 Jahre<br />

und älter“ diese Erreichbarkeit mit „gar nicht“, nur 14<br />

Prozent bewerten sie mit „sehr gut“. Ganz anders dagegen<br />

bei den jüngeren Befragten: In der Altersklasse „18 bis 29<br />

Jahre“ beurteilen 23 Prozent diese Erreichbarkeit mit „sehr<br />

gut“ und nur elf Prozent mit „gar nicht“.


abbildung 3.96 erreichBarkeit Von ausBiLDungs- unD<br />

arBeitsPLatZ<br />

87 Prozent derjenigen, die Wege zu einem Ausbildungsort<br />

zurücklegen, schätzen dessen Erreichbarkeit mit dem Pkw<br />

als „sehr gut“ oder „gut“ ein. Mit 54 Prozent „sehr gut“ oder<br />

„gut“ fällt auch die Bewertung des Öffentlichen Verkehrs für<br />

die Ausbildungsplatzerreichbarkeit vergleichsweise positiv<br />

aus. Die Bewertung der Erreichbarkeit mit dem Fahrrad<br />

bleibt hier deutlich hinter derjenigen des Öffentlichen<br />

Verkehrs zurück, denn über die Hälfte der Befragten findet<br />

die Erreichbarkeit des Ausbildungsplatzes mit dem Fahrrad<br />

mindestens „schlecht“.<br />

Ein etwas anderes Bild ergibt sich, wenn man die Erreichbarkeit<br />

des Arbeitsplatzes betrachtet (Abbildung<br />

3.97). Die positiven Bewertungen der Erreichbarkeit des<br />

Arbeitsplatzes mit dem Fahrrad liegen hier mit 34 Prozent<br />

„sehr gut“ oder „gut“ zwar ähnlich hoch wie im Fall der<br />

Ausbildungsplatzerreichbarkeit, die „gar nicht“-Bewertungen<br />

fallen mit 16 Prozent jedoch deutlich höher aus als bei der<br />

Ausbildung. Nur zu 29 Prozent wird die Erreichbarkeit des<br />

Arbeitsplatzes mit dem Öffentlichen Verkehr als „sehr gut“<br />

oder „gut“ empfunden, immerhin 36 Prozent der Erwerbstätigen<br />

halten sie dagegen für „schlecht“ oder „sehr schlecht“.<br />

Die höchsten Erreichbarkeitswerte für den Weg zum<br />

Arbeitsplatz erzielt der Pkw; 89 Prozent bewerten die Erreichbarkeit<br />

des Arbeitsplatzes mit dem Pkw mindestens mit<br />

„gut“. Bemerkenswert sind allerdings auch die fünf Prozent,<br />

die angeben, dass der Arbeitsplatz mit dem Auto überhaupt<br />

nicht zu erreichen sei. Möglicherweise geht hier die<br />

Abstellmöglichkeit für den Pkw am Zielort in die Bewertung<br />

der Erreichbarkeit ein.<br />

Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass die Bewertung<br />

verkehrsmittelspezifischer Erreichbarkeiten und Nutzung<br />

von Verkehrsmitteln Hand in Hand gehen – überwiegend<br />

plausiblerweise, da der Zusammenhang der Bewertung in<br />

beide Richtungen laufen kann. So zeigt sich beispielsweise<br />

bei der Bewertung der Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes mit<br />

dem Öffentlichen Verkehr, dass diejenigen, die den Pkw<br />

täglich nutzen, diese Erreichbarkeit nur zu 20 Prozent mit<br />

„sehr gut“ oder „gut“ bewerten. Diejenigen dagegen, die das<br />

Auto seltener als monatlich nutzen, schätzen die Erreichbarkeit<br />

des Arbeitsplatzes mit dem Öffentlichen Verkehr zu<br />

70 Prozent als mindestens „gut“ ein (Tabelle 3.19).<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

129


tabelle 3.19<br />

Bewertung der Erreichbarkeit unterschiedlicher Aktivitätenorte mit dem Öffentlichen Verkehr nach Häufigkeit der Pkw-Nutzung<br />

positive Einschätzung der<br />

ÖV-Erreichbarkeit von...<br />

130 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

Häufigkeit der Pkw-Nutzung<br />

täglich bzw. fast täglich an 1-3 Tagen pro Woche<br />

%<br />

an 1-3 Tagen pro Monat oder<br />

seltener als monatlich<br />

Schule 91 86 86<br />

Ausbildungsplatz 59 84 81<br />

Arbeitsplatz 38 57 74<br />

Läden des täglichen Bedarfs 53 58 68<br />

Personen ab 14 Jahren; ohne Stellvertreterinterviews<br />

* positive Einschätzung der ÖV-Erreichbarkeit = „sehr gut“ bis „einigermaßen“; die Differenz zu 100 Prozent setzt sich zusammen<br />

aus „schlecht“ bis „gar nicht“<br />

abbildung 3.97 Zusammenhänge zwischen der Bewertung von verkehrsmittelspezifischer<br />

Erreichbarkeit und räumlichem Kontext<br />

werden auf verschiedenen Ebenen sichtbar. So zeigt sich,<br />

dass die Erreichbarkeitsbewertung mit dem Verkehrsmittel<br />

Pkw über alle Raumtypen hinweg sehr ähnlich ist, unabhängig<br />

von der Art des Aktivitätenortes. Dabei ist allerdings<br />

auch eine generell bessere Bewertung der Pkw-Erreichbarkeit<br />

für alle Aktivitätenorte durch die Bewohner der verdichteten<br />

und ländlichen Kreise festzustellen sowie im Gegenzug<br />

die bessere Bewertung der Erreichbarkeit von Orten mit<br />

dem Nicht-motorisierten Individualverkehr oder Öffentlichen<br />

Verkehr durch die Bewohner der Kernstädte (Tabelle 3.20).<br />

Daneben gibt es Aktivitätenorte, deren Erreichbarkeit in den<br />

unterschiedlichen Raumtypen sehr ähnlich bewertet wird.<br />

Beispiele hierfür sind die Arbeitsplatzerreichbarkeit mit dem<br />

Auto oder die ÖV-Erreichbarkeit der Schule; gleichzeitig<br />

existieren markante Unterschiede, insbesondere bei der<br />

Erreichbarkeit von Läden des täglichen Bedarfs zu Fuß<br />

oder mit dem Öffentlichen Verkehr.


tabelle 3.20<br />

Bewertung verkehrsmittelspezifischer Erreichbarkeit von Aktivitätenorten nach Kreistypen<br />

Kreistypen<br />

positive Einschätzung der Erreichbarkeit %<br />

zu Fuß<br />

mit dem Fahrrad<br />

Kernstädte Verdichtete Kreise Ländliche Kreise<br />

Schule 59 48 40<br />

Läden des täglichen Bedarfs 89 75 70<br />

Schule 88 75 66<br />

Ausbildungsplatz 51 45 44<br />

Arbeitsplatz 54 43 45<br />

Läden des täglichen Bedarfs 89 83 77<br />

Schule 90 87 88<br />

mit dem<br />

Ausbildungsplatz 81 70 56<br />

Öffentlichen Verkehr Arbeitsplatz 67 40 31<br />

Läden des täglichen Bedarfs 71 52 48<br />

Schule 96 98 99<br />

mit dem Pkw<br />

Ausbildungsplatz<br />

Arbeitsplatz<br />

94<br />

90<br />

96<br />

94<br />

98<br />

93<br />

Läden des täglichen Bedarfs 89 96 96<br />

Personen ab 14 Jahren; ohne Stellvertreterinterviews<br />

* positive Einschätzung der Erreichbarkeit = „sehr gut“ bis „einigermaßen“; die Differenz zu 100 Prozent setzt sich zusammen<br />

aus „schlecht“ bis „gar nicht“; „Ausbildungsplatz“ und „Arbeitsplatz“ wurden bei „zu Fuß“ nicht abgefragt<br />

Parallel zum räumlichen Kontext sind auch die objektiven<br />

Gegebenheiten zu sehen, wie zum Beispiel die ÖV-Infrastruktur,<br />

die bei der Bewertung der ÖV-Erreichbarkeit eine<br />

erhebliche Rolle spielt. Nimmt man die Variable „Entfernung<br />

zur nächsten Bushaltestelle“, die allerdings ebenfalls einer<br />

subjektiven Einschätzung durch die befragten Personen<br />

unterliegt, als Indikator für die Qualität der örtlichen ÖV-<br />

Infrastruktur, dann stellt man fest, dass diese Entfernung<br />

korreliert mit der Einschätzung der Erreichbarkeit von<br />

Aktivitätenorten mit dem Öffentlichen Verkehr.<br />

Ganz allgemein gilt: Je weiter die Bushaltestelle entfernt ist,<br />

desto schlechter wird die ÖV-Erreichbarkeit eingeschätzt.<br />

Dies hieße beispielsweise für den Fall der Arbeitsplatzerreichbarkeit:<br />

Bei einer Entfernung der Haltestelle von „unter<br />

100 Meter“ wird die Erreichbarkeit von 16 Prozent der Befragten<br />

mit „sehr gut“ bewertet. Beträgt die Entfernung aber<br />

über 400 Meter sinkt der „sehr gut“-Anteil auf neun Prozent<br />

(Tabelle 3.21).<br />

Positivere Werte erfährt die Einschätzung der Erreichbarkeit<br />

mit dem Öffentlichen Verkehr, wenn – trotz gleicher Entfernungen<br />

wie im Fall der Bushaltestelle – ein Nahverkehrsbahnhof<br />

erreichbar ist. Insbesondere in verdichteten und<br />

ländlichen Kreisen ist davon auszugehen, dass mit dem<br />

Bus vielfach Umsteigevorgänge verbunden sind, während<br />

Bahnverbindungen einen direkten und einfacheren Zugang<br />

zu den Zielorten bieten (Tabellen 3.21 und 3.22).<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

131


tabelle 3.21<br />

Bewertung der Erreichbarkeit unterschiedlicher Aktivitätenorte mit dem Öffentlichen Verkehr<br />

nach Entfernung zur nächsten Bushaltestelle<br />

positive Einschätzung der ÖV-<br />

Erreichbarkeit von...<br />

unter 100 Meter<br />

132 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

Entfernung zur nächsten Bushaltestelle<br />

100 Meter bis unter<br />

200 Meter<br />

%<br />

200 Meter bis unter<br />

400 Meter<br />

400 Meter und mehr<br />

Schule 90 91 88 86<br />

Ausbildungsplatz 73 81 72 61<br />

Arbeitsplatz 52 52 48 39<br />

Läden des täglichen Bedarfs 70 63 60 48<br />

Personen ab 14 Jahren; ohne Stellvertreterinterviews<br />

* positive Einschätzung der ÖV-Erreichbarkeit = „sehr gut“ bis „einigermaßen“; die Differenz zu 100 Prozent setzt sich<br />

zusammen aus „schlecht“ bis „gar nicht“<br />

tabelle 3.22<br />

Bewertung der Erreichbarkeit unterschiedlicher Aktivitätenorte mit dem Öffentlichen Verkehr<br />

nach Entfernung zum nächsten Nahverkehrsbahnhof<br />

positive Einschätzung der ÖV-<br />

Erreichbarkeit von...<br />

unter 400<br />

Meter<br />

Entfernung der Wohnung zum nächsten Nahverkehrsbahnhof<br />

400 Meter<br />

bis unter 1 km<br />

1 bis unter 2 km<br />

%<br />

2 bis unter<br />

5 km<br />

5 km<br />

und weiter<br />

Schule 89 82 86 87 93<br />

Ausbildungsplatz 89 73 74 70 50<br />

Arbeitsplatz 68 57 47 41 30<br />

Läden des täglichen Bedarfs 71 61 54 57 49<br />

Personen ab 14 Jahren; ohne Stellvertreterinterviews<br />

* positive Einschätzung der ÖV-Erreichbarkeit = „sehr gut“ bis „einigermaßen“; die Differenz zu 100 Prozent setzt sich<br />

zusammen aus „schlecht“ bis „gar nicht“


3.3.6<br />

tages-, Wochen- unD Jahresgang<br />

! ?<br />

Die Werktags-Peaks im Verkehr – in der <strong>MiD</strong><br />

darstellbar mittels Wegestartzeiten – bestehen<br />

auch im Jahr <strong>2008</strong>. Sie liegen in den<br />

Morgenstunden bei 7 Uhr sowie am späteren<br />

Nachmittag zwischen 15 und 18 Uhr. Allerdings<br />

haben sich die Wegestartzeiten im Tagesverlauf<br />

gegenüber 2002 etwas nach hinten verschoben.<br />

Insgesamt sind die Spitzen flacher geworden;<br />

dies wird besonders deutlich beim Wegezweck<br />

„Einkaufen“.<br />

Im Wochengang zeigen sich längere Wege und<br />

Unterwegszeiten für die Wochentage Freitag bis<br />

Sonntag als für Montag bis Donnerstag.<br />

Das geringere Verkehrsaufkommen am<br />

Wochenende geht nicht mit einer niedrigeren<br />

Verkehrsleistung einher.<br />

Über das Jahr hinweg ergibt sich ein relativ<br />

gleichmäßiges Verkehrsaufkommen. Nur im<br />

Frühjahr entsteht ein leichter Anstieg, der sich<br />

so tendenziell auch bei der Verkehrsleistung<br />

findet. Der Monat mit der höchsten Verkehrsleistung<br />

ist der Urlaubsmonat August.<br />

Beim Modal Split zeigt sich im Sommer der typische<br />

„Fahrradbauch“, der vor allem durch einen<br />

leichten Rückgang im MIV zustande kommt.<br />

Bei trockenem Wetter steigt die Mobilitätsquote;<br />

dann werden auch Fahrrad und Füße häufiger<br />

genutzt.<br />

Für die Verkehrsplanung ist nicht nur das Verkehrsvolumen<br />

insgesamt eine entscheidende Größe, sondern auch<br />

seine tageszeitliche Verteilung. In diesem Kapitel wird der<br />

Tagesgang, also die Frage, zu welchen Tageszeiten der<br />

Verkehr auftritt, analysiert. Grundlage dafür sind die Angaben<br />

zu den Startzeiten der Wege. Da für die regelmäßigen<br />

beruflichen Wege erhebungsbedingt keine Angaben zum<br />

Zeitpunkt der Wege vorliegen, sind diese bei der Betrachtung<br />

ausgeschlossen. Des Weiteren wird die Verteilung der<br />

Verkehrsnachfrage im Wochenverlauf sowie der Einfluss<br />

von Jahreszeit und Wetter auf das Mobilitätsverhalten von<br />

Personen untersucht. Bei diesen Analysen ist der Wirtschaftsverkehr<br />

mit eingeschlossen.<br />

tagesgang iM Verkehr<br />

Wie verteilt sich der Verkehr über den Tag und<br />

was hat sich gegenüber 2002 geändert?<br />

Tag ist nicht gleich Tag – der Tagesgang des Verkehrs<br />

unterscheidet sich im Wochenverlauf durchaus deutlich.<br />

An den Werktagen (Montag bis Freitag) lassen sich – hier<br />

gemessen an den angegebenen Startzeiten – drei Spitzenzeiten<br />

(„Peaks“) erkennen: ein deutlich ausgeprägtes<br />

Morgenpeak mit Wegen, die zwischen 7 und 8 Uhr starten,<br />

ein kleineres Peak um die Mittagszeit sowie eine anhaltende<br />

Spitze im Zeitfenster zwischen 15 und 18 Uhr. Während<br />

an Werktagen die höchste Wegezahl am späten Nachmittag<br />

in der Zeit zwischen 16 und 17 Uhr anfällt, konzentriert<br />

sich das höchste Verkehrsaufkommen an Samstagen auf<br />

den frühen Vormittag. Auch sonntags beginnen viele Wege<br />

zwischen 10 und 11 Uhr, die meisten Wege starten jedoch<br />

am frühen Nachmittag gegen 14 Uhr (Abbildung 3.98).<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

133


abbildung 3.98<br />

Im Vergleich zu 2002 hat sich der Tagesgang im Verkehr<br />

kaum verändert. Eine Ausnahme verdient allerdings Beachtung:<br />

An Samstagen hat sich die Kurve der Verkehrsnachfrage<br />

am Vormittag deutlich abgeflacht, zugunsten einer<br />

Zunahme der Wege am späten Nachmittag beziehungsweise<br />

frühen Abend. Dieser Effekt ist im Wesentlichen auf ein<br />

geändertes Verhalten bei der Aktivität Einkaufen zurückzuführen<br />

(Abbildung 3.99). An dieser Stelle machen sich ganz<br />

offensichtlich verlängerte Ladenöffnungszeiten bemerkbar,<br />

die zu einer Verlagerung des Einkaufens auf andere<br />

Tageszeiten führen. Auch an Werktagen ist dieser „Verlagerungseffekt“<br />

leicht zu spüren: Etwas weniger Einkaufswege<br />

beginnen am frühen Vormittag, dafür etwas mehr zwischen<br />

11 und 13 Uhr, am späten Nachmittag nimmt die Zahl der<br />

Wege zu, die nach 17 Uhr starten.<br />

134 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

Die späteren Einkaufszeiten werden von Männern etwas<br />

häufiger genutzt als von Frauen: Einkäufe des täglichen<br />

Bedarfs erledigen Männer zu 17 Prozent nach 17 Uhr,<br />

bei den Frauen sind dies nur 13 Prozent. Ähnlich ist der<br />

Unterschied auch, wenn es um den Einkauf von Waren wie<br />

Kleidung, Möbel oder Hausrat geht. Etwas größer wird die<br />

Abweichung bei der Inanspruchnahme von Dienstleistungen.<br />

Männer unternehmen Wege zu Dienstleistungseinrichtungen,<br />

wie dem Friseur oder dem Schuster, zu 16 Prozent<br />

nach 17 Uhr, Frauen nur zu zehn Prozent. Den höchsten<br />

Anteil an Wegen zu Dienstleistungseinrichtungen weisen<br />

Männer in der Zeit von 11 bis 14 Uhr auf – offenbar handelt<br />

es sich hier um eine Art „Mittagspauseneffekt“. Frauen<br />

gehen vor allem in der Zeit zwischen 14 und 17 Uhr zu<br />

Dienstleistungseinrichtungen.


abbildung 3.99<br />

Die morgendliche Spitze an Werktagen ist fast ausschließlich<br />

auf den Berufs- und Ausbildungsverkehr zurückzuführen<br />

(Abbildung 3.100 bis Abbildung 3.102). Für den Rest<br />

des Tages kommt dem Berufs- und Ausbildungsverkehr<br />

dagegen eine untergeordnete Rolle zu.<br />

Das Einkaufen wird in zwei „Schüben“ durchgeführt. Der<br />

Peak der Wegestartzeiten am Vormittag ist gegen 10 Uhr;<br />

im Zeitraum zwischen 9 und 11 Uhr starten übrigens auch<br />

die meisten älteren Menschen ihre Wege. Die Spitze am<br />

Nachmittag liegt vergleichsweise spät gegen 17 Uhr. In der<br />

Regel sind es Einkäufe, die nach der Arbeit durchgeführt<br />

werden. Dies könnte anhand einer Wegeketten-Analyse<br />

vertieft überprüft werden (vgl. dazu Kapitel 2).<br />

Zu den Einkaufswegen am Nachmittag addieren sich<br />

vor allem Freizeitwege sowie Wege des Berufsverkehrs.<br />

Demgegenüber weisen die Wochenendtage ein deutlich<br />

anderes Profil auf. An Samstagen dominiert vormittags der<br />

Einkaufsverkehr, nachmittags der Freizeitverkehr. Sonntage<br />

sind fast ausschließlich durch Freizeitverkehr gekennzeichnet.<br />

Lediglich am Morgen wird eine flache „Brötchen-Holen-<br />

Spitze“ sichtbar (vgl. dazu auch Kapitel 3.3.3).<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

135


abbildung 3.100<br />

136 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG


abbildung 3.101<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

137


abbildung 3.102<br />

138 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG


abbildung 3.103<br />

Betrachtet man die Tagesganglinie nach Verkehrsmitteln,<br />

stellt man fest, dass die Spitzenzeiten im Öffentlichen<br />

Verkehr – vor allem am Morgen und am frühen Nachmittag<br />

– durch den Berufs- und Ausbildungsverkehr bedingt sind.<br />

Das mit Abstand meist genutzte Verkehrsmittel in der morgendlichen<br />

Spitze des Berufs- und Ausbildungsverkehrs ist<br />

jedoch – wie auch in den anderen Stunden des Tages – das<br />

Auto (Abbildungen 3.103 bis 3.105).<br />

Auch an Samstagen dominiert die Nutzung des Autos als<br />

Fahrer. Bei Wegen, die am Vormittag beginnen, nehmen<br />

aber auch Fußwege einen nennenswerten Anteil ein. An<br />

Sonntagen nimmt nicht nur das Gesamtvolumen der Wege<br />

stark ab, sondern auch die Bedeutung des Autos. Wege<br />

zu Fuß, als MIV-Fahrer und MIV-Mitfahrer erreichen hier<br />

ungefähr denselben Umfang. Wird das Wegeaufkommen<br />

von MIV-Fahrern und -Mitfahrern summiert, kommt das<br />

Auto aber auch an Sonntagen auf eine deutlich höhere<br />

Wegezahl als die anderen Verkehrsmittel.<br />

Die im Vergleich zu Werktagen und Samstagen eng beieinander<br />

liegenden Tagesganglinien der MIV-Wege als Fahrer<br />

und Mitfahrer weisen auf den deutlich höheren Besetzungsgrad<br />

des Pkw an diesen Tagen hin.<br />

Wege mit dem Fahrrad zeichnen sich schließlich durch eine<br />

fast gleichmäßige Verteilung über den Tag hinweg aus.<br />

Dieser gleichförmige Verlauf der Tagesganglinie ist im Wesentlichen<br />

auf die vergleichsweise geringe wegezweckspezifische<br />

Bindung des Fahrrades zurückzuführen. Dennoch<br />

wird der Zusammenhang zum Berufs- und Ausbildungsverkehr<br />

durch leichte Zunahmen in den frühen Morgenstunden<br />

und am Nachmittag durchaus sichtbar.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

139


abbildung 3.104<br />

140 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG


abbildung 3.105<br />

Wochengang iM Verkehr<br />

Die vorangegangenen Abschnitte haben anhand der<br />

Wegestartzeiten die Mobilität im Wochenverlauf aufgezeigt.<br />

Deutlich wurde: Die Art der Aktivitäten, die Verkehrsmittelnutzung<br />

und das Verkehrsaufkommen schwanken je nach<br />

Wochentag.<br />

?<br />

Welche Auswirkungen hat das auf die Ausprägung<br />

der Mobilitätskenngrößen an den unterschiedlichen<br />

Wochentagen?<br />

Werktage sind durch einen höheren Anteil mobiler Personen<br />

gekennzeichnet. Von Montag bis Freitag gehen<br />

etwa neun von zehn Personen außer Haus und legen<br />

mindestens einen Weg zurück. An den Wochenendtagen<br />

fällt der Anteil mobiler Personen deutlich ab und erreicht<br />

den niedrigsten Wert mit 82 Prozent am Sonntag. Wer<br />

allerdings an einem Sonntag das Haus verlässt, legt dabei<br />

überdurchschnittlich weite Wege zurück und ist länger<br />

unterwegs. Während die durchschnittliche Wegelänge und<br />

die durchschnittlich benötigte Zeit pro Weg von Montag bis<br />

Donnerstag zehn Kilometer und rund 22 Minuten betragen,<br />

steigen beide Werte an den restlichen Wochentagen an. Sie<br />

erreichen an Sonntagen mit knapp 17 Kilometern und 34<br />

Minuten jeweils ihren Höchstwert (Abbildung 3.106).<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

141


abbildung 3.106<br />

Das geringere Verkehrsaufkommen am Samstag und<br />

insbesondere am Sonntag wird auch in Abbildung 3.107<br />

sichtbar, in der zusätzlich nach Wegezwecken differenziert<br />

wird. Vergleicht man dies mit den Verkehrsleistungen der<br />

einzelnen Wochentage (Abbildung 3.108), sind vor allem<br />

zwei Ergebnisse auffällig:<br />

• Das geringere Verkehrsaufkommen am Wochenende<br />

geht nicht mit einer niedrigeren Verkehrsleistung einher.<br />

Obwohl an Sonntagen 109 Mio. Wege weniger zurückgelegt<br />

werden als an einem durchschnittlichen Werktag,<br />

fällt die Verkehrsleistung gegenüber Werktagen um 24<br />

Mio. Personenkilometer höher aus. Durch die durchschnittlich<br />

längeren Wege wird die geringere Anzahl an<br />

Wegen überkompensiert.<br />

142 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

•<br />

Werktag ist nicht gleich Werktag: Freitage weisen<br />

gegenüber den anderen Werktagen ein deutlich anderes<br />

Profil auf. Dies betrifft insbesondere die Verkehrsleistung.<br />

An Freitagen werden im Durchschnitt 763 Mio.<br />

Personenkilometer mehr zurückgelegt als von Montag<br />

bis Donnerstag, obwohl das Verkehrsaufkommen mit<br />

einem Plus von sechs Mio. Wegen nur geringfügig höher<br />

ausfällt. Auch hier macht sich bei der Verkehrsleistung<br />

– wie an den Sonntagen – die höhere durchschnittliche<br />

Wegelänge bemerkbar. Die Differenzierung nach Wegezwecken<br />

zeigt, dass die im Vergleich zu anderen Werktagen<br />

höhere Verkehrsleistung im Rahmen von Freizeit-,<br />

aber auch von Einkaufs- und Erledigungswegen anfällt.<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden: Werktage (Montag<br />

bis Freitag) zeichnen sich gegenüber den beiden Wochenendtagen<br />

durch einen höheren Anteil mobiler Personen und<br />

ein höheres Verkehrsaufkommen aus. Wochenendtage sind<br />

demgegenüber durch höhere Entfernungen, eine höhere<br />

Verkehrsleistung und höhere Wegezeiten charakterisiert.


abbildung 3.107<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

143


abbildung 3.108<br />

Jahresgang iM Verkehr<br />

Da sich die Feldzeit der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> über etwas mehr als ein<br />

Jahr erstreckte, können mit den Daten saisonale Effekte<br />

abgebildet werden. Viele der Mobilitätskennwerte zeigen<br />

Schwankungen im Jahresverlauf. Bei der Interpretation<br />

der Ergebnisse muss jeweils berücksichtigt werden, dass<br />

Ferienzeiten und Feiertage einen nicht unerheblichen<br />

Einfluss auf die Ergebnisse haben. Ferien- und Feiertage<br />

haben gegenüber normalen Tagen eine geringere Verkehrsbeteiligung<br />

und ein geringeres Verkehrsaufkommen. Auf der<br />

anderen Seite steigen aber Wegelängen, Tagesdistanzen<br />

sowie Wegedauer und Anteil des MIV (Rümenapp, Steinmeyer<br />

2005). Diese Effekte spiegeln sich auch in den Daten<br />

der <strong>MiD</strong> für <strong>2008</strong> wider.<br />

Ein gewohntes Bild bietet auch <strong>2008</strong> der Jahresverlauf<br />

des Modal Split: Zu erkennen ist ein ausgeprägter „Fahrradbauch“<br />

in den Frühjahrs- und Sommermonaten. Das<br />

Fahrrad ist mithin das Verkehrsmittel, dessen Anteil aufgrund<br />

seiner Wetterabhängigkeit am meisten über das Jahr<br />

gesehen schwankt.<br />

144 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

Während die Anteile der anderen Verkehrsmittel in den<br />

einzelnen Monaten nicht mehr als zehn Prozent (beim Öffentlichen<br />

Verkehr in wenigen Fällen auch 20 Prozent) vom<br />

Jahresmittel abweichen, liegt der Anteil des Fahrrades in<br />

den Wintermonaten 40 Prozent unter und in den Sommermonaten<br />

60 Prozent über dem Jahresmittel. Die Zunahme<br />

der Wege mit dem Fahrrad im Frühjahr und Sommer geht<br />

einher mit einem etwas geringeren Anteil an Fußwegen und<br />

Wegen mit dem Auto.<br />

Naheliegend für das Jahr <strong>2008</strong> ist natürlich die Frage nach<br />

den möglichen Auswirkungen des – allerdings sehr kurzfristigen<br />

– Hochs bei den Kraftstoffpreisen im Sommer <strong>2008</strong>.<br />

Diese Frage ist mit den vorliegenden Daten wirklich zuverlässig<br />

nicht zu beantworten: Zum einen fiel der Anstieg in<br />

eine Jahreszeit, die ohnehin durch zurückgehende Öffentliche<br />

Verkehrs- und steigende Fahrradanteile geprägt ist<br />

sowie durch Urlaubsaktivitäten überlagert wird. Andererseits<br />

war sie von so kurzer Dauer, dass den Verbrauchern für<br />

substantielle Reaktionen kaum Zeit blieb. In der Abwägung<br />

dieser Interaktionseffekte zeigt sich allerhöchstens eine<br />

geringe Verschiebung zu Gunsten des Fahrrads und mög-


licherweise zum Verzicht auf die eine oder andere Fahrt<br />

mit dem Auto. Genaueres ließe sich aber nur mit Blick auf<br />

die entsprechenden Ergebnisse der unmittelbaren Vorjahre<br />

sagen, die jedoch nicht zur Verfügung stehen.<br />

Bei Betrachtung des Jahresverlaufs wird einmal mehr sichtbar,<br />

dass ein niedriges Verkehrsaufkommen nicht mit einer<br />

niedrigen Verkehrsleistung gleichzusetzen ist. Die Monate<br />

mit der höchsten Verkehrsleistung sind die Monate August,<br />

Oktober und Mai. Alle drei Monate weisen aber ein niedriges<br />

Verkehrsaufkommen auf. Der Anstieg der Verkehrsleistung<br />

im Vergleich zu den anderen Monaten ist dabei jeweils<br />

durch einen Anstieg der zurückgelegten Kilometer bei den<br />

Freizeitwegen zu erklären.<br />

Noch deutlicher treten die Unterschiede im Jahresverlauf<br />

zutage, wenn nach den Jahreszeiten unterschieden wird<br />

(Abbildung 3.109). Im Winter sind sowohl das Wegeaufkommen<br />

als auch die Verkehrsleistung am niedrigsten. Das<br />

Frühjahr ist durch das höchste Verkehrsaufkommen und<br />

eine hohe, wenn auch nicht die höchste, Verkehrsleistung<br />

gekennzeichnet. Im Sommer klaffen Wegeaufkommen und<br />

Verkehrsleistung am weitesten auseinander. Die Verkehrsleistung<br />

erreicht im Sommer den höchsten Wert. Sie fällt<br />

gut zehn Prozent höher aus als im Frühjahr. Gleichzeitig ist<br />

das Verkehrsaufkommen im Sommer fast so niedrig wie im<br />

Winter. Der Herbst ist schließlich durch jeweils mittlere Werte<br />

bei den beiden betrachteten Mobilitätskenngrößen gekennzeichnet.<br />

Das Wegeaufkommen entspricht exakt dem<br />

Jahresdurchschnitt. Aus diesem Grund wird als Feldphase<br />

bei Verkehrserhebungen, die nicht über ein Jahr hinweg<br />

stattfinden können, vorzugsweise der Herbst und zwar der<br />

Monat Oktober gewählt, da dieser Monat am besten dem<br />

Jahresdurchschnitt entspricht.<br />

Auch in den vorliegenden Monatszahlen zeigt sich ein solcher<br />

Effekt: So ist das relativ niedrige Januarergebnis vermutlich<br />

auf die am Ende der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> liegenden Stichtage<br />

im Januar 2009 zurückzuführen, die von einer extremen<br />

Kälteperiode mit einer entsprechend geringeren Wegezahl<br />

geprägt waren.<br />

einfLuss Der WetterVerhÄLtnisse auf Das<br />

Verkehrsgeschehen<br />

Neben der Jahreszeit lässt die Studie Mobilität in Deutschland<br />

<strong>2008</strong> auch die Analyse zu, welchen Einfluss das<br />

Wetter auf die Mobilität hat. Die Teilnehmer der Befragung<br />

wurden nach ihrer subjektiven Einschätzung der Wetterverhältnisse<br />

am Stichtag befragt. Es zeichnet sich ein deutlicher<br />

Zusammenhang zwischen Mobilität und Einschätzung<br />

der Wetterlage ab.<br />

An regnerischen Tagen, vor allem aber an Tagen mit<br />

Schnee, steigt der Anteil Immobiler an (Abbildung 3.109).<br />

Damit bleiben an solchen Tagen deutlich mehr Menschen<br />

zu Hause. Auch diejenigen, die trotz Schneewetter unterwegs<br />

sind, verhalten sich anders.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

145


abbildung 3.109<br />

146 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG


abbildung 3.110<br />

Bei schlechtem Wetter fällt die Anzahl der Wege deutlich<br />

geringer aus, ebenso die zurückgelegten Personenkilometer<br />

(Abbildung 3.110). Im Gegenzug sind sonnige und<br />

bewölkte Tage durch eine überdurchschnittlich hohe Anzahl<br />

an Personenkilometern gekennzeichnet; das Verkehrsaufkommen<br />

erreicht allerdings nur an bewölkten Tagen<br />

ausgesprochen hohe Werte. An sonnigen Tagen liegt das<br />

Verkehrsaufkommen nur knapp über dem Durchschnitt und<br />

fällt damit deutlich geringer aus als an bewölkten Tagen. Da<br />

sonnige Tage natürlich überdurchschnittlich oft für die Sommermonate<br />

berichtet werden, ist dies auf den jahreszeitlich<br />

bedingten Ferien-Effekt zurückzuführen (siehe oben).<br />

Auch der Modal Split weist einen deutlichen Zusammenhang<br />

mit dem Wetter auf: Nicht ganz unerwartet stellt man<br />

fest, dass bei sonnigem Wetter die Pkw-Nutzung, insbesondere<br />

bei den Selbstfahrern, zugunsten der Fahrradnutzung<br />

um fast fünf Prozentpunkte abnimmt im Vergleich zu<br />

regnerischem Wetter. Allerdings fällt diese Abnahme schon<br />

bei leicht oder stark bewölkten Wettersituationen deutlich<br />

geringer aus. Die Unterschiede betragen dann nur noch<br />

drei beziehungsweise zwei Prozentpunkte. Analog zu den<br />

genannten Werten steigt insbesondere die Fahrradnutzung.<br />

Umgekehrt gilt: Je schlechter das Wetter, desto höher der<br />

MIV-Anteil und desto niedriger der Fahrrad-Anteil. Über<br />

alle Wettersituationen hinweg sehr stabil bleibt der Anteil<br />

der Fußwege. Offenbar spielt in dieser Wegekategorie die<br />

Entfernung die entscheidende Rolle, das Wettergeschehen<br />

hat nur einen sehr untergeordneten Einfluss.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

147


PKW-NUTZUNG UND SCHNEEWETTER<br />

Generell kann man sagen: Die Witterungsabhängigkeit des Verkehrsverhaltens ist in den Altersgruppen<br />

zwischen 30 und 64 Jahren vergleichsweise ähnlich. Die Zunahme der Pkw-Nutzung beträgt bei regnerischem<br />

Wetter vier bis sieben Prozentpunkte gegenüber sonnigem Wetter. Die Pkw-Nutzung junger<br />

Menschen bis 29 Jahre wird dagegen nur wenig vom Wetter beeinflusst, dies gilt in gleicher Weise für<br />

die ältere Bevölkerung ab 65 Jahren (Tabelle 3.23).<br />

Bemerkenswert ist die Veränderung der Pkw-Nutzung bei Schneefall. Während in den Altersgruppen 30<br />

bis 49 Jahre die Pkw-Nutzung eingeschränkt wird, wenn es geschneit hat, liegt bei allen anderen Altersgruppen<br />

der Anteil der Pkw-Nutzung bei Schneewetter sogar noch höher als bei regnerischem Wetter.<br />

Dass bei einer solchen Wettersituation der Pkw gerade auch von den älteren Personen vorgezogen<br />

wird, ist wohl weniger auf die Straßenverhältnisse als vielmehr auf den Zugang zum Verkehrsmittel<br />

zurückzuführen. Wenn Gehwege und Treppen auf dem Weg zur ÖV-Haltestelle rutschig werden, ist der<br />

Zugriff auf den in Wohnungsnähe parkenden Pkw deutlich einfacher – oder aber man verzichtet ganz:<br />

bei Schneewetter findet nicht einfach ein Wechsel vom Öffentlichen Verkehr zum Auto statt, vielmehr<br />

gehen an solchen Tagen die Wegezahlen im Vergleich zu anderen Wettersituationen absolut gesehen<br />

zurück. Nicht unbedingt nötige Wege werden verschoben. Anders im durch das Auto geprägten<br />

Berufsverkehr. Diese Wege werden überwiegend weiterhin zurückgelegt und eher selten mit einem<br />

dann anderen Verkehrsmittel. Bei den Wetterlagen „sonnig“, „leicht bewölkt, heiter“, „stark bewölkt“ und<br />

„regnerisch“ liegt die mittlere Wegezahl zwischen 3,5 und 3,6. Diese Zahl geht auf 3,2 Wege zurück,<br />

wenn es geschneit hat.<br />

tabelle 3.23<br />

Nutzung des Pkw nach Altersgruppen und Witterungsbedingungen<br />

sonnig<br />

leicht bewölkt,<br />

heiter<br />

Alter %<br />

148 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

stark bewölkt regnerisch<br />

es hat<br />

geschneit<br />

10 - 17 Jahre 27 28 29 29 39<br />

18 - 29 55 56 56 57 66<br />

30 - 39 59 60 64 65 56<br />

40 - 49 63 66 64 67 64<br />

50 - 59 61 62 60 65 69<br />

60 - 64 53 57 59 60 62<br />

65 - 74 51 52 49 53 54<br />

75 und älter 42 42 47 44 45<br />

ohne Kinder-Stellvertreterinterviews


!<br />

3.3.7 reisen<br />

Die Zahl von Personen, die reisen, nimmt zu:<br />

Haben 2002 noch 49 Prozent der Befragten<br />

angegeben, in den drei Monaten vor der Befragung<br />

keine Reise mit mindestens einer Übernachtung<br />

unternommen zu haben, waren dies<br />

<strong>2008</strong> nur noch 46 Prozent.<br />

Die Dauer der Reisen steigt ebenfalls etwas an.<br />

Das Hauptverkehrsmittel bei den Reisen bis<br />

1.000 Kilometer einfache Entfernung ist der<br />

Pkw, bis 750 Kilometer ist die Bahn zweitwichtigstes<br />

Verkehrsmittel mit einem Anteil von rund<br />

einem Viertel, bei Strecken über 1.000 Kilometer<br />

hat das Flugzeug die größte Bedeutung. Damit<br />

haben Bahn und Flugzeug gegenüber 2002<br />

an Anteilen gewonnen zu Lasten des Pkw.<br />

Bei allen Reisezwecken ist der Pkw das wichtigste<br />

Verkehrsmittel. Berufs- und Wochenendpendler<br />

nutzen in hohem Maße auch die Bahn.<br />

Der eigentliche Fokus der <strong>MiD</strong> liegt auf der Erfassung des<br />

Alltagsverkehrs. Aus der Beobachtung heraus, dass Mobilität<br />

im Alltag und Mobilität, die jenseits des täglichen, meist<br />

nahräumlichen Sich-Fortbewegens stattfindet, zueinander<br />

in Beziehung stehen, hat die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> – wie schon die Vorgängererhebung<br />

<strong>MiD</strong> 2002 – dem Reisen mehrere Fragen<br />

gewidmet. 2002 wurden dabei nur wenige Angaben erhoben.<br />

Da diese zudem pauschal für alle Reisen der letzten<br />

drei Monate erfragt wurden, konnten keine differenzierten<br />

Auswertungen vorgenommen werden. <strong>2008</strong> erfolgte daher<br />

eine Änderung des Befragungsdesigns. Für die letzten drei<br />

Reisen mit mindestens einer Übernachtung innerhalb der<br />

letzten drei Monate (definitorische Abgrenzung in der <strong>MiD</strong><br />

2002 und <strong>2008</strong>) liegen nunmehr detaillierte Angaben zum<br />

Zweck, zur Verkehrsmittelnutzung, zur Entfernung, zum<br />

Reiseziel, zur Anzahl der Begleiter aus dem Haushalt und<br />

zur Anzahl der Übernachtungen vor.<br />

?<br />

Wie oft ergeben sich Reisen mit Übernachtung,<br />

welche Verkehrsmittel werden genutzt und warum<br />

ist man überhaupt unterwegs?<br />

In Summe haben 38.530 Personen ab einem Alter von 14<br />

Jahren Angaben zu ihrer Reisetätigkeit gemacht. Davon<br />

hat knapp die Hälfte (46 Prozent) angegeben, keine<br />

Reise in den letzten drei Monaten unternommen zu haben.<br />

Durchschnittlich wurden 1,4 Reisen pro Person im Jahr<br />

<strong>2008</strong> durchgeführt (einschließlich der Personen, die keine<br />

Reisen unternommen haben), was gegenüber 2002, als<br />

dieser Wert 1,3 betrug, eine leichte Steigerung bedeutet. Im<br />

Jahr 2002 hatten noch 49 Prozent der Befragten angegeben,<br />

innerhalb des abgegrenzten Zeitraums der letzten drei<br />

Monate keine Reise durchgeführt zu haben. Darüber hinaus<br />

war der Anteil an Personen mit nur einer Reise im Jahr<br />

2002 noch etwas größer, während die Anteile der größeren<br />

Reisehäufigkeiten geringer als <strong>2008</strong> waren (Tabelle 3.24).<br />

tabelle 3.24<br />

Anzahl der Reisen in den letzten drei Monaten<br />

2002 und <strong>2008</strong><br />

2002 <strong>2008</strong><br />

keine Reise 49 46<br />

1 26 26<br />

2 11 12<br />

3 6 6<br />

4 - 5 4 5<br />

6 - 10 2 3<br />

mehr als 10 Reisen 1 2<br />

gesamt 100 100<br />

Personen ab 14 Jahren; ohne Stellvertreterinterviews<br />

Bezogen auf die Zielregion, die Verkehrsmittelwahl und die<br />

Entfernung der Reisen ergibt sich folgendes Bild: Mit 96<br />

Prozent führt der allergrößte Teil der Reisen nach Europa<br />

(Deutschland 71 Prozent, restliches Europa 25 Prozent);<br />

nur vier Prozent der Reisen führen ins nicht-europäische<br />

Ausland. Dementsprechend wird für 93 Prozent der Reisen<br />

eine einfache Entfernung zurückgelegt, die weniger als<br />

2.000 Kilometer beträgt, bei 86 Prozent der Reisen liegt<br />

die Entfernung bei weniger als 1.000 Kilometer. Interessant<br />

ist dabei die entfernungsabhängige Verkehrsmittelwahl.<br />

Selbst bei langen Strecken bis zu 1.000 Kilometer ist das<br />

Auto das wichtigste Verkehrsmittel (Tabelle 3.25). Die Bahn<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

%<br />

149


hat immerhin einen Anteil von rund einem Viertel bis zu<br />

einer Streckenlänge von 750 Kilometer und hält auch bei<br />

den Strecken bis 1.000 Kilometer noch einen Anteil von 16<br />

Prozent. Erst ab dieser Entfernungskategorie wird dann<br />

auch das Flugzeug häufiger gewählt, während es für Strecken<br />

unter 500 Kilometer einfacher Entfernung fast völlig<br />

ausscheidet.<br />

Die meisten Reisen, nämlich 43 Prozent, werden als Ausflug,<br />

Urlaub oder Kurzreise aus privaten Gründen angetreten.<br />

An zweiter Stelle stehen die Besuche bei Freunden<br />

und Bekannten mit 26 Prozent, erst dann folgen Reisen aus<br />

dienstlichen oder geschäftlichen Gründen mit 18 Prozent.<br />

Zu dem großen Block der Privatreisen kommen noch<br />

weitere 13 Prozent Reisen aus anderen privaten Gründen,<br />

so dass die Privatreisen insgesamt 82 Prozent aller Reisen<br />

(ohne Einbeziehung der Berufspendler und Reisen mit<br />

„anderem Zweck“) ausmachen.<br />

tabelle 3.25<br />

Verkehrsmittelwahl für Reisen unterschiedlicher Entfernung<br />

150 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

Hauptverkehrsmittel der Reise<br />

Entfernung Auto Bahn Reisebus Flugzeug Schiff Sonstiges gesamt<br />

km %<br />

bis unter 250 73 22 2 0 1 2 100<br />

250 bis unter 500 71 22 4 1 1 1 100<br />

500 bis unter 750 57 26 6 10 1 1 100<br />

750 bis unter 1.000 53 16 9 20 2 1 100<br />

1.000 bis unter 2.000 31 7 8 49 5 1 100<br />

2.000 und mehr 3 1 1 92 2 1 100<br />

Personen ab 14 Jahren; ohne Stellvertreterinterviews<br />

In gut einem Fünftel der Fälle wird auf den Reisen nur ein<br />

Mal übernachtet, in 36 Prozent der Fälle zwei oder drei Mal.<br />

Mit einem Anteil von 44 Prozent fallen am häufigsten vier<br />

oder mehr Übernachtungen an. Darunter machen lange<br />

Reisen mit 15 Übernachtungen oder mehr allerdings nur<br />

vier Prozent aus.


abbildung 3.111 Den Einfluss des Reisezwecks auf die Anzahl der Über-<br />

nachtungen verdeutlicht Abbildung 3.111. Insbesondere<br />

Dienst- und Geschäftsreisen, aber auch Besuche bei<br />

Freunden und Bekannten sowie „andere Privatreisen“ sind<br />

Reisen, bei denen über die Hälfte mit maximal zwei Übernachtungen<br />

verbunden ist. Der Anteil von Reisen mit vier<br />

oder mehr Übernachtungen beläuft sich in diesen Kategorien<br />

nur auf rund ein Viertel. Anders dagegen die Ausflüge,<br />

Urlaubsreisen und Kurzreisen, bei denen in zwei Drittel der<br />

Fälle vier Mal oder mehr außer Haus übernachtet wird.<br />

Im Reiseverhalten zwischen Männern und Frauen besteht<br />

durchaus eine Reihe von Unterschieden. Zunächst ist<br />

festzuhalten, dass Frauen insgesamt seltener als Männer<br />

reisen. 48 Prozent der Frauen haben in den letzten drei<br />

Monaten keine Reise unternommen, bei den Männern<br />

waren es nur 44 Prozent. Von den Personen, die in den<br />

letzten drei Monaten mindestens eine Reise unternommen<br />

haben, hat nur ein Viertel der Frauen drei oder mehr Reisen<br />

unternommen, bei Männern liegt der Anteil dagegen bei<br />

35 Prozent. Im Jahr 2002 war dies ganz ähnlich. Darüber<br />

hinaus gibt es den Reisezweck Dienst- und Geschäftsreise<br />

bei Frauen wesentlich seltener; 26 Prozent der Reisen, die<br />

im befragten Zeitraum von Männern durchgeführt wurden,<br />

waren Geschäftsreisen, bei Frauen trifft dies nur auf<br />

neun Prozent der Reisen zu. (Dabei sei nochmals darauf<br />

verwiesen, dass nur für die letzten drei der insgesamt von<br />

der einzelnen Person genannten Reisen Angaben zum<br />

Reisezweck vorliegen.) Im Gegenzug sind Frauen häufiger<br />

auf privaten Reisen unterwegs – 89 Prozent ihrer Reisen<br />

erfolgen aus privaten Gründen. Die einzige Verhaltensähnlichkeit<br />

zwischen Frauen und Männern auf Reisen besteht<br />

hinsichtlich der Übernachtungsdauern für die jeweiligen<br />

Reisezwecke. Insgesamt hat sich damit keine eindeutig<br />

sichtbare Veränderung zu 2002 ergeben.<br />

Eine ähnliche Aussage lässt sich treffen, wenn man das<br />

Reiseverhalten nach Altersgruppen betrachtet. Für das Jahr<br />

2002 konnte anhand der <strong>MiD</strong>-Daten gezeigt werden, dass<br />

der Anteil der Geschäftsreisen in der Altersgruppe 30 bis<br />

39 Jahre einen nicht unerheblichen Teil ausmacht, um in<br />

der Altersgruppe 40 bis 49 Jahre zunächst allmählich, ab<br />

der Altersgruppe 60 bis 64 Jahre wieder stark zurückzugehen.<br />

Auch im Jahr <strong>2008</strong> zeigt sich ein solcher Verlauf,<br />

verbunden mit der Tendenz, dass mit zunehmendem Alter<br />

der Anteil von längeren Reisen größer wird.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

151


tabelle 3.26<br />

Hauptverkehrsmittel der Reisen 2002 und <strong>2008</strong><br />

2002 <strong>2008</strong><br />

Hauptverkehrsmittel der Reise %<br />

Auto 66 58<br />

Bahn 16 20<br />

Reisebus 5 4<br />

Flugzeug 11 15<br />

Sonstiges 2 3<br />

gesamt 100 100<br />

Personen ab 14 Jahren; ohne Stellvertreterinterviews<br />

Das Auto ist auch auf Reisen im Jahr <strong>2008</strong> das Hauptverkehrsmittel<br />

– 58 Prozent aller detailliert berichteten Reisen<br />

werden mit dem Pkw durchgeführt (Tabelle 3.26). Mit der<br />

Bahn erfolgen 20 Prozent der Reisen, mit dem Flugzeug 15<br />

Prozent. Bemerkenswert ist, dass damit der Anteil des Pkw<br />

gegenüber 2002 zurückgegangen ist und vor allem Bahn<br />

und Flugzeug die Gewinner zusätzlicher Anteile sind.<br />

Zu fast zwei Dritteln wird das Auto für Besuche von<br />

Freunden und Bekannten sowie für andere private Reisen<br />

genutzt; für Urlaubsreisen und Ausflüge liegt der Anteil des<br />

Autos mit 57 Prozent ebenfalls recht hoch, und auch bei<br />

Dienstreisen wird zu über 50 Prozent das Auto genutzt.<br />

Demgegenüber ist die Bahn eher kein Verkehrsmittel für<br />

Ausflüge und den Urlaub, während für Besuche und andere<br />

Privatreisen sowie für Dienst- und Geschäftsreisen die<br />

Bahn überdurchschnittlich häufig genutzt wird. Besonders<br />

hoch fällt der Bahnanteil bei den Wochenendpendlern aus.<br />

Schwerpunkte bei der Wahl des Flugzeugs als Verkehrsmittel<br />

sind die privaten Urlaubsreisen sowie die Dienst- und<br />

Geschäftsreisen (Abbildung 3.112).<br />

152 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

abbildung 3.112


Geschäftsreisende in Deutschland<br />

Ähnlich, wie in der normalen Wegeabfrage der <strong>MiD</strong> längere Reisen nur einen kleinen Teil ausmachen,<br />

kann der Geschäftsreiseverkehr in der <strong>MiD</strong>-Reiseabfrage nicht differenziert untersucht werden. Grenzt<br />

man eine solche Reise bei einer einfachen Entferung von 50 Kilometern ab und rechnet Reisen von<br />

Berufstätigen hinzu, die mindestens eine solche Reise pro Jahr unternehmen, ergibt sich hochgerechnet<br />

eine Zahl von etwa 120 Mio Geschäftsreisen jährlich. Der überwiegende Teil der Geschäftsreisenden<br />

ist bei dieser Abgrenzung nur ein- bis dreimal im Jahr unterwegs – und dann zu großen Teilen aus<br />

Schulungs- oder Seminaranlässen. Der „typische“ Geschäftsreisende mit einer großen Zahl von Reisen<br />

und einem breiten Mix bei den Verkehrsmitteln ist dagegen eine begrenzte Gruppe. Zu ihr zählt weniger<br />

als ein Fünftel der Geschäftsreisenden. Die Mehrheit ist dagegen selten und dann ganz überwiegend<br />

mit dem Auto geschäftlich unterwegs. So werden zwei Drittel aller Geschäftsreisen mit dem Wagen<br />

erledigt. Gleichzeitig führen sie mehrheitlich zu Zielen innerhalb Deutschlands. Dies sind 89 Prozent<br />

aller Geschäftsreisen, weitere zehn Prozent enden im europäischen Ausland und nur ein Prozent führt<br />

darüber hinaus.<br />

Dies sind knapp zusammengefasst die Ergebnisse der Studie „Geschäftsreisende <strong>2008</strong> - Strukturen,<br />

Einstellungen, Verhalten“, die infas in Kooperation mit der Internationalen Fachhochschule Bad Honnef<br />

durchgeführt hat. Telefonisch befragt wurden in einer Repräsentativstichprobe 1.000 Geschäftsreisende.<br />

Die Studie wird jährlich wiederholt und steht kostenlos zur Verfügung.<br />

Bezugsquellen:<br />

http://www.infas.de/geschaeftsreisen.html oder<br />

http://www.fh-bad-honnef.de/cms/index.php/de/News/Presse/Pressemitteilungen<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />

153


4.<br />

ergeBnisse <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> –<br />

ausgeWÄhLte theMen<br />

Die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> erlaubt – wie schon die <strong>MiD</strong> 2002 – eine Fülle<br />

von spannenden und gleichzeitig wichtigen Einsichten in<br />

Fragen von Mobilität und Verkehr. Mit der Wiederholung der<br />

2002er-Studie im Jahr <strong>2008</strong> ist diese Fülle weiter deutlich<br />

gewachsen. Nun sind auch zuverlässige Vergleiche zwischen<br />

den beiden Erhebungsjahren möglich, so dass nicht<br />

nur die Struktur, sondern auch die Dynamik der Mobilität<br />

in Deutschland sichtbar gemacht werden kann. Die beiden<br />

Kapitel von Teil 4 dieses <strong>Ergebnisbericht</strong>es greifen Themen<br />

heraus, die hochaktuell und deswegen auch Gegenstand<br />

anhaltender politischer und gesellschaftlicher Diskussionen<br />

sind. Das erste Kapitel, „Umwelt und Verkehr“, fokussiert<br />

auf die Frage „Wer und welche Fahrzeuge sind Ursache für<br />

CO2-Emissionen?“ – im anschließenden Kapitel „Demografischer<br />

Wandel“ steht die Frage nach dem „neuen“ Mobilitätsverhalten<br />

der älteren Bevölkerung im Vordergrund, die<br />

aus dem Vergleich 2002 und <strong>2008</strong> erschlossen wird.<br />

154 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />

!<br />

4.1<br />

uMWeLt unD Verkehr<br />

Die gesamten direkten CO 2-Emissionen des<br />

Verkehrssektors beliefen sich im Jahr 2006 auf<br />

etwas über 160 Mio. Tonnen. Davon entfielen<br />

knapp 93 Prozent auf den Straßenverkehr,<br />

wovon wiederum rund 30 Prozent durch den<br />

Güterverkehr erzeugt wurden.<br />

Seit dem Jahr 2000 sind die Emissionen des<br />

Verkehrs rückläufig. Ihr Anteil an den CO 2-Gesamtemissionen<br />

in Deutschland betrug im Jahr<br />

2006 rund 18 Prozent.<br />

Die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> ermöglicht eine Differenzierung<br />

dieser Zahlen nach einzelnen Verbrauchersegmenten.<br />

Die täglichen CO 2-Emissionen pro<br />

Person (= „CO 2-Fußabdruck“) aus dem Verkehr<br />

sind demnach bei Personen aus Haushalten<br />

mit niedrigem ökonomischem Status aufgrund<br />

kürzerer Tagesstrecken und geringerer Auto-<br />

Anteile nur halb so groß wie bei Personen aus<br />

Haushalten mit sehr hohem Status.<br />

Für Personen in den ländlichen Kreisen liegt der<br />

„CO 2-Fußabdruck“ um fast ein Viertel höher als<br />

für Personen in den Kernstädten – hier weniger<br />

durch die nur minimal längeren Tagesstrecken,<br />

sondern vor allem durch den hohen MIV-Anteil.<br />

Die Zusammensetzung der Pkw-Flotte wirkt sich<br />

ebenfalls differenzierend auf den „CO 2-Fußabdruck“<br />

aus. Seit vielen Jahren ist ein deutlicher<br />

Rückgang der schwächer motorisierten Pkw bei<br />

gleichzeitiger Zunahme der stärkeren Leistungsklassen<br />

feststellbar. Dieser Trend hat sich auch<br />

<strong>2008</strong> noch nicht abgeschwächt.<br />

Fast die Hälfte der CO 2-Emissionen im Pkw-<br />

Verkehr wird von kleinen und kompakten Fahrzeugen<br />

emittiert und knapp ein weiteres Viertel<br />

von Mittelklassefahrzeugen. Bei den jährlichen<br />

Fahrleistungen sind je nach Fahrzeugsegment<br />

in den ersten fünf Jahren nach der Herstellung<br />

große Unterschiede feststellbar, aber auch im<br />

Alter von über 15 Jahren werden viele Pkw noch<br />

mehr als 10.000 Kilometer jährlich gefahren.<br />

Obwohl in den zurückliegenden Jahren viel für einen umweltverträglicheren<br />

Verkehr investiert wurde – zum Beispiel<br />

in die Abgasreinigung von Pkw, den Ausbau des Öffentlichen<br />

Verkehrs oder die umweltverträgliche Gestaltung von<br />

Infrastrukturbauwerken – bleiben die vom Verkehr ausgehenden<br />

Umweltbelastungen ein zentrales Thema. Nicht zu<br />

Unrecht, trägt doch der Verkehr mit rund 18 Prozent und<br />

über 160 Mio. Tonnen jährlich wesentlich zu den nationalen<br />

CO2-Emissionen bei (UBA: Umweltdaten Deutschland<br />

2007, Abbildung 4.1).


abbildung 4.1<br />

Daher werden in diesem Abschnitt verschiedene umweltrelevante<br />

Aspekte aufgegriffen, die auf Basis von Daten in<br />

der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> abgebildet werden können. Zunächst werden<br />

die Ergebnisse der erstmals möglichen Berechnung eines<br />

täglichen „CO2-Fußabdrucks“ im Verkehr dargestellt. Dies<br />

erfolgt übergreifend für alle im Alltagsverkehr genutzten<br />

Verkehrsmittel. Im zweiten Teil des Kapitels werden die<br />

Charakteristika der in der <strong>MiD</strong> enthaltenen Pkw beschrieben<br />

und damit die im Autoverkehr entstehenden direkten<br />

CO2-Emissionen berechnet. Im abschließenden Abschnitt<br />

erfolgt eine Analyse der Pkw-Nutzung nach Fahrzeugsegmenten.<br />

?<br />

Welche Rolle spielt der Verkehr bei den Umweltbelastungen<br />

– gemessen am Beispiel der<br />

CO 2-Emissionen? Wie können diese auf Basis<br />

der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> berechnet werden? Geht das nur<br />

für den Pkw-Verkehr oder ist auch die Ermittlung<br />

eines CO 2-Fußabdrucks für alle Verkehrsteilnehmer<br />

möglich?<br />

Wichtig: Die dargestellten Ergebnisse zu den Emissionen<br />

sind lediglich als orientierende Berechnung zu verstehen<br />

und ersetzen nicht die genauere Ermittlung mit einem<br />

differenzierten Modellierungsprogramm. In einem solchen<br />

Programm werden insbesondere abgeänderte Emissionsfaktoren<br />

für unterschiedliche Betriebs- und Fahrzustände<br />

(zum Beispiel innerorts, außerorts, Autobahn sowie nach<br />

unterschiedlichen Verkehrsflussqualitäten) berücksichtigt,<br />

die hier nur pauschal und nicht nach den Streckentypen<br />

differenziert in die Berechnung eingehen. Ferner halten die<br />

Modelle für den Öffentlichen Verkehr differenziertere Werte<br />

nach Verkehrsträgern vor, während die hier vorgestellten<br />

Ergebnisse mit pauschalen Werten für Nah- und Fernverkehr<br />

rechnen.<br />

Dessen ungeachtet bietet die <strong>MiD</strong> weitreichende Möglichkeiten<br />

der Auswertung für den Pkw-Bereich durch die<br />

Zuordnung der erfassten Fahrzeuge zu den Segmenten des<br />

Kraftfahrtbundesamts. Zum Einen kann das Mobilitätsverhalten<br />

nun in Bezug zur Fahrzeuggröße gesetzt werden,<br />

was allein auf Basis der Marke und der Motorleistung bisher<br />

nicht eindeutig möglich war – Segmente wie zum Beispiel<br />

leistungsstarke Kleinwagen oder alte und große Dieselfahrzeuge<br />

blieben bislang „verborgen“. Zum Anderen können –<br />

je nach Forschungsfrage – mit den technischen Daten und<br />

den Angaben zum Segment eigene Fahrzeugklassen gebildet<br />

werden, die zurückgelegten Wege mit entsprechenden<br />

Emissionsfaktoren belegt werden und zum Beispiel unter<br />

Hinzuziehung von prognostizierten Emissionsfaktoren<br />

Abschätzungen zur zukünftigen Entwicklung der Emissionen<br />

vorgenommen werden. Da darüber hinaus – wie oben<br />

dargestellt – auch Berechnungen für den Öffentlichen Verkehr<br />

(Nah- und Fernverkehr) vorgenommen werden, ergibt<br />

sich eine Gesamtbilanz für alle erfassten Wege, die anhand<br />

der Tages- oder Jahresbilanz auf Personenebene und bei<br />

Bedarf für weitere Aggregate hochgerechnet werden kann.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />

155


Wie erfolgt die Berechnung des CO 2-Fußabdrucks?<br />

Der „CO 2-Fußabdruck“ im Bereich Verkehr wird ermittelt, indem für jeden Weg ein Emissionswert<br />

berechnet und die Summe über die am Stichtag berichteten Wege der jeweiligen Person zugewiesen<br />

wird. Der Emissionswert verhält sich linear zu den zurückgelegten Kilometern und hängt von dem gewählten<br />

Hauptverkehrsmittel ab.<br />

Fußwege und mit dem Fahrrad zurückgelegte Strecken gehen mit einem Nullwert in die Berechnung<br />

ein. Für den MIV werden differenzierte Emissionsfaktoren aus dem Emissionsberechnungsmodell<br />

TREMOD „Transport Emission Model“, Version 5.03 des Umweltbundesamtes verwendet. Unterschieden<br />

werden Benzin- und Dieselfahrzeuge, jeweils drei Größenklassen (klein, mittel, groß) sowie das<br />

Baujahr der Pkw. Ferner ist der Besetzungsgrad der Fahrzeuge in den Berechnungen berücksichtigt.<br />

Für den Öffentlichen Verkehr wurde eine Unterteilung in Nah- und Fernverkehr vorgenommen. Die<br />

Emissionsfaktoren sind dabei aus den Ergebnissen der „Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen<br />

2025“ (BVU 2007) sowie der „Energie- und Emissionsbilanz des Verkehrs“ (Mehlin et al.<br />

2006) abgeleitet. Diese Studien greifen ebenfalls auf Berechnungen mit TREMOD zurück.<br />

In den nachfolgenden Auswertungen zum „CO2-Fußabdruck“ werden auf dieser Grundlage jeweils die<br />

Gesamtemissionen dargestellt, die sich aus den direkten Emissionen der Fahrzeuge und den Emissionen<br />

aus der sogenannten „Kraftstoff-Vorkette“ zusammensetzen. Die Vorkette berücksichtigt diejenigen<br />

Emissionen, die bei der Produktion des Kraftstoffs oder bei der Erzeugung der elektrischen Energie<br />

entstanden sind. Somit ist eine Vergleichbarkeit von Wegen im MIV mit Wegen im elektrisch betriebenen<br />

Öffentlichen Verkehr gegeben. In den Abschnitten, die mit den Charakteristika der Pkw arbeiten,<br />

werden nur die direkten Emissionen betrachtet, da die Vorkette hier immer dieselbe ist.<br />

Exaktere Analysen sind unter Berücksichtigung weiter differenzierter Emissionsfaktoren möglich, zum<br />

Beispiel hinsichtlich des Anteils der Pkw-Fahrten innerorts, außerorts oder auf der Autobahn. Ferner<br />

kann eine zusätzliche Untergliederung des Öffentlichen Verkehrs nach den einzelnen benutzten Verkehrsmitteln<br />

sowie nach Schwachlastzeiten und Verkehrsspitzen vorgenommen werden. Bei zusätzlichen<br />

Vertiefungen sind auch Berechnungen zu alltagsverkehrsbedingten Emissionswerten für Luftschadstoffe<br />

wie beispielsweise den Stickoxyden und Partikelnmöglich. Sie werden im Rahmen dieses<br />

Berichtes jedoch ausgeklammert.<br />

156 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN


tÄgLiche co 2 -eMissionen<br />

Wie in den vorangegangenen Kapiteln dargestellt, wird das<br />

Mobilitätsverhalten der Menschen durch eine Vielzahl von<br />

Faktoren beeinflusst. Das unterschiedliche Verhalten drückt<br />

sich unter anderem in der Wahl des Verkehrsmittels, der<br />

Zahl der Wege sowie den zurückgelegten Distanzen aus.<br />

Die Umweltbelastungen, die vom Verkehr ausgehen, stehen<br />

in engem Zusammenhang mit diesen Größen. Im Falle von<br />

Kohlendioxid (CO2 ) kann auf Basis der in <strong>MiD</strong> erfassten<br />

Wege sowie von zusätzlich hinzugezogenen Emissionsfaktoren<br />

der tägliche Emissionswert pro Person und Stichtag<br />

ermittelt werden.<br />

Der durchschnittliche Wert liegt bei 4,5 Kilogramm CO 2 pro<br />

Tag und Person. Allerdings weisen die täglichen CO 2 -Emis-<br />

sionen eine klare Abhängigkeit vom ökonomischen Status<br />

des Haushalts auf. Die Spanne reicht von 2,7 Kilogramm<br />

CO2 pro Tag (Haushaltsstatus „sehr niedrig“) bis zu 6,8 Kilogramm<br />

für den Haushaltsstatus „sehr hoch“. Die anderen<br />

Statustypen liegen dazwischen. Eine wesentlicher Grund<br />

für die Unterschiede ist im Modal Split zu suchen (siehe<br />

auch Kapitel 3.3.2): Je höher der ökonomische Status des<br />

Haushalts liegt, umso geringer fällt der Anteil der Wege aus,<br />

die zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden.<br />

Gleichzeitig steigt der Anteil der MIV-Wege. Ein signifikanter<br />

Einfluss auf die mobilitätsbedingte CO2-Produktion eines<br />

Haushalts haben darüber hinaus die Länge der täglichen<br />

Wege sowie der Typ des zur Verfügung stehenden Pkws:<br />

•<br />

•<br />

Die zurückgelegten Tagesstrecken steigen mit dem ökonomischen<br />

Status eines Haushalts (Abbildung 4.2).<br />

Mit höherem ökonomischem Status nimmt die Wahrscheinlichkeit<br />

zu, dass eher größere Fahrzeuge in der<br />

Garage stehen, die gleichzeitig eine überdurchschnittliche<br />

Jahreskilometerleistung aufweisen. Allerdings sind<br />

in diesen Haushalten auch eher die neueren und damit<br />

effizienteren Fahrzeuge vorhanden.<br />

abbildung 4.2<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />

157


Auf Grundlage der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong>-Daten kann die Betrachtung<br />

vom mobilitätsbezogenen CO2-Fußabdruck unter ganz<br />

unterschiedlichen Perspektiven durchgeführt werden. Im<br />

Folgenden wird anhand verschiedener Beispiele aufgezeigt,<br />

welche detaillierten Betrachtungen die Kombination von<br />

<strong>MiD</strong>-Daten und Emissionsfaktoren, die aus externen Quellen<br />

bezogen werden, erlauben (vgl. Kasten).<br />

PersonenBeZogene tagesWerte nach Den<br />

nutZersegMenten<br />

Basis für die Ermittlung personenbezogener Tageswerte<br />

in der Differenzierung nach den Nutzersegmenten ist die<br />

übliche Verkehrsmittelnutzung einer Person (Abbildung 4.3)<br />

(vgl. auch Kapitel 3.3.3). Aus diesem Blickwinkel variieren<br />

die täglichen Emissionen noch deutlich stärker als bei der<br />

Betrachtung in Abhängigkeit vom ökonomischen Haushaltsstatus.<br />

Dies ist naheliegend, da mit den gebildeten Segmenten<br />

der direkte Bezug zu spezifisch mehr oder weniger<br />

emittierenden Verkehrsmitteln einhergeht. So nutzen die<br />

„Fahrradfahrer“ definitionsgemäß am häufigsten das eigene<br />

Fahrrad, legen aber gelegentlich auch Wege mit anderen<br />

Verkehrsmitteln zurück – hinterlassen also auch einen CO2- Fußabdruck. Für die drei Nutzersegmente, die keinen Pkw<br />

zur Verfügung haben, erreichen die täglichen CO2-Emissio nen maximal zwei Kilogramm pro Tag und Person.<br />

Sobald ein Auto verfügbar ist, fällt das Niveau der Emissionen<br />

deutlich höher aus. Die täglichen CO2-Emissionen liegen dann für Personen, die täglich (ÖV-Stammkunden)<br />

oder wöchentlich (ÖV-Gelegenheitskunden) den ÖPNV nutzen,<br />

bei 5,6 beziehungsweise 5,1 kg/Tag. Wird der ÖPNV<br />

seltener genutzt, steigen die Emissionen auf über 6 kg/Tag<br />

an. Diese personenbezogenen Auswertungen ermöglichen<br />

die Erstellung differenzierter Profile, die wiederum zum Ausgangspunkt<br />

verschiedener Simulationen zur Abschätzung<br />

von Maßnahmenwirkungen verwendet werden können.<br />

Damit ließe sich beispielsweise die Frage beantworten, wie<br />

sich der CO2-Emissionswert einer Region verändern würde,<br />

wenn die ÖV-Gelegenheitskunden einen höheren Teil ihrer<br />

Wege mit Bus oder Bahn anstatt mit dem Auto zurücklegen.<br />

158 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />

abbildung 4.3


Werden die Werte aus Abbildung 4.3 in einer dreidimensionalen<br />

Darstellung mit dem Anteil täglicher Autofahrer in dem<br />

jeweiligen Segment verknüpft, ergeben sich eine weitere<br />

aufschlussreiche Ergebnisse (vgl. Abb. 4.4). Es zeigt sich<br />

nämlich, dass die zurückgelegten Tageskilometer und der<br />

sich daraus über alle genutzten Verkehrsmittel ergebende<br />

CO2-Wert in hohem Maß von den Nutzungsgewohnheiten<br />

abhängen. Die Abbildung ist folgendermaßen aufgebaut:<br />

Auf der waagerecht verlaufenden Achse wird die tägliche<br />

Kilometersumme abgetragen. Die vertikale Achse zeigt den<br />

Anteil der täglichen Autofahrer in dem jeweiligen Segment.<br />

Der Schnittpunkt beider Achsen liegt genau in dem<br />

jeweiligen Durchschnittswert, während die Blasengröße den<br />

CO2-Emissonswert pro Gruppe darstellt. Die Wenig-Mobilen<br />

legen demnach nicht nur vergleichsweise wenige Kilometer<br />

zurück, sondern nutzen dafür auch kaum das Auto – in dieser<br />

Gruppe ausschließlich als Mitfahrer – mit entsprechend<br />

abbildung 4.4<br />

geringen Emissionswerten. Am anderen Ende der Skala<br />

stehen die IV-Stammkunden, die lange Strecken zurücklegen<br />

und dafür in der Regel das eigene Auto nutzen.<br />

Die Platzierung der ÖV-Stammkunden im unteren rechten<br />

Quadranten zeigt, dass diese Gruppe, zu der viele<br />

Berufspendler gehören, relativ lange tägliche Wegstrecken<br />

bewältigt, dafür aber in der Hauptsache auf Bus oder Bahn<br />

zurückgreift. Dies führt zu CO2-Werten, die im Verhältnis<br />

zur Wegstrecke eher gering ausfallen.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />

159


anaLYse Der eMissionsWerte Pro Person unD<br />

tag nach haushaLtstYP<br />

Bei der haushaltstypspezifischen Analyse der Emissionswerte<br />

treten deutliche Unterschiede zwischen den<br />

verschiedenen Haushaltstypen zutage (vgl. Tab. 4.1). Bei<br />

den Einpersonenhaushalten, in denen eine Person im Alter<br />

von bis zu 59 Jahren lebt, erreichen die täglichen Emissionen<br />

mit über sieben Kilogramm pro Person und Tag einen<br />

Maximalwert, insbesondere deshalb, weil dort der Pkw<br />

überwiegend alleine genutzt wird, das heißt keine Mitfahrer<br />

vorhanden sind. Anders in den Einpersonenhaushalten mit<br />

einer Person über 60 Jahren: Dort wird – im Vergleich der<br />

unterschiedlichen Haushaltstypen – die kürzeste Tagesstrecke<br />

zurückgelegt; damit fallen auch die täglichen CO2- Emissionen mit 2,2 kg am niedrigsten aus. Hohe Werte<br />

von rund sechs Kilogramm pro Tag beim CO2-Fußabdruck erreichen auch die Mehrpersonen-Erwachsenenhaushalte,<br />

wobei die alten Haushalte – wie schon bei den Einpersonenhaushalten<br />

– deutlich weniger CO2 produzieren. Der<br />

CO2-Fußabdruck von Haushalten mit Kindern zeigt eine<br />

deutliche Abhängigkeit vom Alter der Kinder. So liegen die<br />

Emissionen pro Person in Haushalten mit einem Kind unter<br />

sechs Jahren bei 3,6 kg pro Tag, mit mindestens einem<br />

Kind unter 14 Jahren bei 4,0 kg pro Tag und erreichen bei<br />

einem Haushalt mit mindestens einem Kind unter 18 Jahren<br />

4,6 kg pro Tag.<br />

tabelle 4.1<br />

CO 2 -Emissionswerte pro Person und Tag nach Haushaltstypen<br />

CO 2 -Emission der Wege der<br />

Person am Stichtag<br />

160 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />

Tagesstrecke<br />

Haushalte mit... kg km<br />

einem Erwachsenen<br />

zwei Erwachsenen<br />

unter 30 Jahre 7,4 56<br />

30 bis unter 60 Jahre 7,3 52<br />

60 Jahre und älter 2,2 19<br />

unter 30 Jahre 6,0 52<br />

30 bis unter 60 Jahre 6,0 46<br />

60 Jahre und älter 2,7 28<br />

mind. drei Erwachsenen 5,2 43<br />

mind. einem Kind<br />

Dabei schwankt die tägliche Wegstrecke lediglich zwischen<br />

38 und 40 km. Die Höhe des CO2-Emissionswerts hängt<br />

also bei dieser Betrachtung am deutlichsten von den Hauptverkehrsmitteln<br />

in den einzelnen Haushaltstypen ab. So ist<br />

in den großen reinen Erwachsenenhaushalten die Anzahl<br />

und Verfügbarkeit der Pkw am größten, womit eine häufige<br />

Nutzung des Autos korrespondiert.<br />

co 2 -fussaBDruck nach aLterskLassen<br />

Betrachtet man die täglichen Emissionswerte ausschließlich<br />

nach Altersklassen, ergibt sich eine ähnliche Spreizung.<br />

Junge und alte Menschen, die weniger eigenständig mit<br />

dem Auto unterwegs, sondern häufiger MIV-Mitfahrer sind<br />

oder Öffentliche Verkehrsmittel benutzen, haben mit unter<br />

drei Kilogramm CO2 pro Tag einen entsprechend kleinen<br />

CO2-Fußabdruck. Die Altersgruppen von 18 bis 59 Jahren,<br />

die oftmals über einen Pkw verfügen, weisen mit 5,6 bis 6,6<br />

kg CO2 /Tag erwartungsgemäß die höchsten täglichen Emissionen<br />

auf; in diesen Altersgruppen werden Tagesstrecken<br />

zwischen 44 und 53 km zurückgelegt. In der Altersgruppe<br />

der 60 bis 64jährigen macht sich bemerkbar, dass sich bereits<br />

ein Teil der Gruppe im Ruhestand befindet. Für diese<br />

Altersgruppe werden deutlich geringere Emissions- und<br />

Kilometerwerte als für die jüngeren Altersgruppen ermittelt.<br />

Gleichzeitig ist festzustellen, dass mit zunehmendem Alter<br />

die täglichen Kilometer und die CO2-Pro-Kopf-Emissionen abnehmen.<br />

unter 6 Jahre 3,6 38<br />

unter 14 Jahre 4,0 38<br />

unter 18 Jahre 4,6 40<br />

Alleinerziehendem 2,9 33


tabelle 4.2<br />

CO 2 -Emissionswerte pro Person und Tag nach<br />

Altersgruppen<br />

CO 2 -Emission der<br />

Wege der Person<br />

am Stichtag<br />

Tagesstrecke<br />

Alter kg km<br />

0 - 10 Jahre 1,5 24<br />

11 - 13 1,6 25<br />

14 - 17 2,1 30<br />

18 - 29 5,6 49<br />

30 - 39 6,6 53<br />

40 - 49 6,5 51<br />

50 - 59 5,9 44<br />

60 - 64 4,3 35<br />

65 - 74 2,8 28<br />

75 und älter 1,5 16<br />

co 2 -eMissionen Pro koPf in unterschieDLichen<br />

rauMtYPen<br />

Wird der Raumtyp als Unterscheidungsmerkmal für die<br />

täglichen CO2-Emissionen herangezogen, ergibt sich der<br />

Maximalwert für die Bevölkerung der ländlichen Kreise;<br />

er beträgt dort 4,9 Kilogramm pro Kopf und Tag. In den<br />

verdichteten Kreisen liegt der Wert mit 4,6 Kilogramm pro<br />

Tag etwas niedriger, in den Kernstädten mit 4,0 Kilogramm<br />

pro Tag deutlich niedriger. Der Grund für diese Spreizung<br />

der Werte ist vor allem in der unterschiedlichen Verkehrsmittelnutzung<br />

zu finden. So fällt der Modal-Split- Anteil des<br />

Öffentlichen Verkehrs in den Kernstädten mit 15 Prozent<br />

über doppelt so hoch aus wie in den übrigen Raumtypen<br />

(siehe Kapitel 3.3.2). Die unterschiedliche Fahrzeugstruktur<br />

in den drei Raumtypen spielt dagegen nur eine untergeordnete<br />

Rolle; ebenso die Wegelängen im MIV, die sich kaum<br />

nach Raumtyp unterscheiden.<br />

charakteristika Der erfassten<br />

PersonenkraftWagen<br />

Ergänzend zu den bisherigen Auswertungen zum MIV<br />

(siehe Kapitel 3.3.1) erlaubt die <strong>MiD</strong> auch Aussagen über<br />

den genutzten Pkw selbst. Hieraus lassen sich Unterschiede<br />

in der Nutzung je nach Fahrzeuggröße ableiten und<br />

Rückschlüsse zu den Gesamtemissionen beziehungsweise<br />

zum Gesamtkraftstoffverbrauch ziehen.<br />

?<br />

Welche Auswertungsmöglichkeiten bestehen<br />

in der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> auf Fahrzeugebene und wie<br />

lässt sich dies zur Berechnung der Emissionen<br />

nutzen? Wie viele Autos welcher Kategorien<br />

gibt es überhaupt, und wie zuverlässig sind die<br />

erhobenen Daten?<br />

Um die Zuverlässigkeit dieser Auswertungsebene zu überprüfen,<br />

wurden die Strukturmerkmale sowie die bundesweit<br />

hochgerechnete Absolutzahl zunächst mit anderen Quellen<br />

verglichen, die den bundesweiten Pkw-Bestand abbilden.<br />

Diese Überprüfung kommt zu den folgenden Ergebnissen<br />

(Tabelle 4.3):<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Im Rahmen der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> wurden in 25.922 Haushalten<br />

34.601 Pkw ermittelt. Ihre hochgerechnete Anzahl<br />

beträgt gut 46 Mio. und liegt damit höher als die etwa<br />

41 Mio. durch das Kraftfahrtbundesamt (KBA) ausgewiesenen<br />

Fahrzeuge. Dies ist unter anderem auf Unschärfen<br />

durch die in der Befragung ebenfalls erfassten<br />

vorübergehend stillgelegten und nur saisonal zugelassenen<br />

Fahrzeuge zurückzuführen. Berücksichtigt man<br />

diesen Umstand, dann bildet die <strong>MiD</strong> die Gesamtzahl<br />

der Pkw gut ab.<br />

Die Struktur des Pkw-Bestands wird ebenfalls gut<br />

getroffen.<br />

Die Zulassung der Fahrzeuge wird nach gewerblich und<br />

privat unterschieden. Hier ergibt sich in der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> ein<br />

Anteil von 91 Prozent privat zugelassenen Fahrzeugen.<br />

Dies entspricht dem Anteil laut Kraftfahrtbundesamt zum<br />

01.01.<strong>2008</strong> von 90 Prozent fast exakt.<br />

Der Anteil der erfassten Dieselfahrzeuge in der <strong>MiD</strong><br />

liegt mit 24 Prozent ebenfalls sehr nahe am vom KBA<br />

berichteten Anteil von 25 Prozent. Ferner ist in der <strong>MiD</strong><br />

der Anteil der Gasfahrzeuge mit knapp einem Prozent<br />

genauso hoch wie durch das KBA ausgewiesen. Darüber<br />

hinaus ist in der <strong>MiD</strong> eine geringe Zahl von Pkw mit<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />

161


•<br />

•<br />

Hybridantrieb erfasst.<br />

Das durchschnittliche Alter der Pkw in der <strong>MiD</strong> beträgt<br />

7,8 Jahre und liegt damit nur leicht unterhalb des durchschnittlichen<br />

Alters des Bestands in Deutschland von 8,2<br />

Jahren laut KBA.<br />

Der Vergleich der jährlichen Fahrleistung mit anderen<br />

Statistiken führt ebenfalls zu einer sehr guten Übereinstimmung.<br />

„Verkehr in Zahlen“ nennt in der Ausgabe<br />

<strong>2008</strong>/2009 für das Jahr 2007 eine jährliche Kilometerleistung<br />

von 11.800 Kilometern für Benzin- beziehungsweise<br />

21.600 Kilometern für Dieselfahrzeuge.<br />

Demgegenüber weichen die in der <strong>MiD</strong> ermittelten<br />

Durchschnittswerte von 11.810 Kilometern beziehungsweise<br />

22.298 Kilometern nur wenig ab.<br />

tabelle 4.3<br />

Vergleich von Pkw-Kennwerten der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> mit offiziellen Statistiken<br />

162 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />

<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> Vergleichswert<br />

Quelle und Bezugsdatum des<br />

Vergleichswertes<br />

Anteil gewerbliche Halter % 91,4 90,0 KBA, 01.01.<strong>2008</strong><br />

Anteil Dieselfahrzeuge % 23,5 24,9 KBA, 01.01.2009<br />

Anteil Gasfahrzeuge % 0,8 0,9 KBA, 01.01.2009<br />

durchschnittliches Fahrzeugalter Jahre 7,8 8,2 KBA, 01.01.2009<br />

jährliche Fahrleistung Benzinfahrzeuge km 11.810 11.800 Verkehr in Zahlen 08/09, 2007<br />

jährliche Fahrleistung Dieselfahrzeuge km 22.298 21.600 Verkehr in Zahlen 08/09, 2007<br />

Die <strong>MiD</strong>-Daten stellen damit eine belastbare Ausgangsbasis<br />

für die Betrachtung fahrzeugspezifischer und umweltrelevanter<br />

Fragestellungen dar.<br />

Als wesentliches Merkmal zur Klassifizierung der Pkw ist<br />

bisher oftmals der Hubraum des Motors verwendet worden.<br />

Aufgrund der technischen Entwicklung ist der Hubraum<br />

dafür aber immer weniger geeignet. Inzwischen werden sowohl<br />

stärkere als auch schwächere Motorisierungsvarianten<br />

mit dem gleichen Hubraum realisiert. Die unterschiedliche<br />

Leistung wird mittels der Motorsteuerung oder Aufladung<br />

erreicht. Ferner wird der gleiche Motor meist in mehreren<br />

Modellen verwendet, insbesondere Dieselmotoren<br />

zwischen 1,6 und 2,0 Liter Hubraum werden in fast allen<br />

Segmenten wie zum Beispiel Kompaktklasse, Mittelklasse,<br />

Vans und Geländewagen eingesetzt. Daher teilt das Kraftfahrtbundesamt<br />

Pkw gegenwärtig in Segmente ein, die im<br />

Wesentlichen auf den Fahrzeugabmessungen, aber auch<br />

auf der preislichen Positionierung am Markt und anderen<br />

Kriterien basieren (Tabelle 4.4).<br />

Von den in der <strong>MiD</strong> enthaltenen Fahrzeugen konnten knapp<br />

sieben Prozent keinem der Segmente des KBA zugeordnet<br />

werden, da die Befragten zu den technischen Details ihres<br />

Fahrzeugs keine Angaben machen konnten. Die verbleibenden<br />

Autos zeigen eine gute Übereinstimmung mit der Bestandsstruktur<br />

laut KBA. Über ein Viertel der Pkw sind Minis<br />

oder Kleinwagen, die Kompaktklasse hat einen Anteil von<br />

rund 30 Prozent und die Mittelklasse einen Anteil von gut<br />

einem Fünftel. Der Rest verteilt sich auf die verbleibenden<br />

Segmente, unter denen Vans und die Obere Mittelklasse<br />

die höchsten Anteile aufweisen. Oberklasse, Geländewagen<br />

und Sportwagen bleiben relativ unbedeutend.<br />

Als weiteres Unterscheidungskriterium kann die Motorleistung<br />

verwendet werden (Abbildung 4.5). Deutlich verändert<br />

haben sich hier gegenüber der <strong>MiD</strong> 2002 die Anteile der<br />

besonders leistungsschwachen Fahrzeuge einerseits sowie<br />

der besonders leistungsstarken andererseits: Der Anteil<br />

der Klasse unterhalb von 39 kW ging von zehn auf sechs<br />

Prozent zurück, während die Fahrzeuge mit mehr als 100<br />

kW einen Anstieg von 12 auf 19 Prozent aufweisen. Insgesamt<br />

sinkt der Anteil aller Klassen unterhalb von 70 kW<br />

Motorleistung. In den Klassen oberhalb 70 kW nahm der<br />

Anteil zwischen 2002 und <strong>2008</strong> zu. Dies trifft nach den aktuellen<br />

<strong>MiD</strong>-Ergebnissen auch noch auf die <strong>2008</strong> gebauten<br />

Fahrzeuge zu. Sie weisen im Mittel höhere Motorleistungen<br />

auf als die davor liegenden Produktionsjahre. Dies ändert<br />

sich aufgrund der Umweltprämie (voraussichtlich aber nur<br />

vorübergehend) erst im Baujahr 2009, das in der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong><br />

allerdings nicht mehr abgebildet wird.


tabelle 4.4<br />

Vergleich der KBA-Segmentanteile der Pkw in <strong>MiD</strong> mit Angaben des Kraftfahrtbundesamtes<br />

<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> KBA, 01.01.2009<br />

KBA-Segmente Beispielfahrzeuge Spalten-%<br />

Minis Fiat Panda, Ford Ka 5,5 5,4<br />

Kleinwagen Opel Corsa, BMW Mini 21,3 19,9<br />

Kompaktklasse VW Golf, Toyota Auris 30,2 27,9<br />

Mittelklasse Mercedes C-Klasse, Renault Laguna 20,6 20,1<br />

Obere Mittelklasse Audi A6, Volvo 70 6,1 5,9<br />

Oberklasse BMW 7er, Lexus LS 0,5 0,5<br />

Geländewagen Suzuki Vitara, BMW X5 2,6 3,2<br />

Sportwagen Mercedes SLK, Porsche 911 1,2 1,5<br />

Mini-Vans Opel Meriva, Renault Scenic 3,5 3,6<br />

Großraum-Vans Ford Galaxy, VW Touran 4,7 4,4<br />

Utilities Mercedes Sprinter, Renault Kangoo 3,4 3,0<br />

Wohnmobile 0,5 0,8<br />

abbildung 4.5<br />

Neben den KBA-Kategorien und der Motorleistung stellt die<br />

Fahrzeugmarke ein interessantes Untersuchungsmerkmal<br />

dar (Tabelle 4.5). Die Auswertung der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> ergibt, dass<br />

rund jeder fünfte Haushalt über einen Pkw der sogenannten<br />

Premiummarken wie Audi, BMW, Mercedes-Benz oder<br />

Volvo verfügt. Ein Drittel der erfassten Fahrzeuge sind<br />

ausländische Fabrikate. Abweichungen gegenüber den vom<br />

KBA gemeldeten Markenanteilen sind vorhanden, halten<br />

sich jedoch in Grenzen. Kaum zu vermeidende Ungenauigkeiten<br />

entstehen zum Beispiel dadurch, dass von den<br />

Befragten für einzelne Fahrzeuge teilweise der Markename<br />

und teilweise der Konzernname angegeben wurde.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />

163


tabelle 4.5<br />

Vergleich von Fahrzeugmarken in <strong>MiD</strong> mit Angaben des<br />

Kraftfahrtbundesamtes<br />

<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> KBA (1.1.09)<br />

Spalten-%<br />

Audi 5,9 6,1<br />

BMW 5,7 6,7<br />

Citroen 1,7 1,7<br />

Fiat 2,8 2,8<br />

Ford 8,4 8,6<br />

Mazda 2,3 2,4<br />

Mercedes-Benz 8,8 9,2<br />

Nissan 2,2 2,1<br />

Opel 14,3 13,4<br />

Peugeot 3,3 2,9<br />

Renault 5,4 5,2<br />

Seat 1,6 1,7<br />

Skoda 2,4 2,2<br />

Toyota 3,5 3,1<br />

VW 21,7 21,2<br />

Volvo 1,2 1,0<br />

fahrLeistung unD co 2-eMissionen Der<br />

erfassten fahrZeuge<br />

Die Angaben zur jährlichen Fahrleistung in der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong><br />

ergeben im Durchschnitt rund 14.300 Kilometer (Benzinfahrzeuge<br />

11.800 Kilometer und Dieselfahrzeuge 22.300<br />

Kilometer). Bei der Betrachtung der Fahrleistung sind<br />

deutliche Unterschiede je nach Fahrzeugsegment festzustellen<br />

(Tabelle 4.6). Während Minis und Kleinwagen mit<br />

Werten unter 12.000 Kilometern dicht beieinander liegen,<br />

sind Fahrzeuge der Kompaktklasse rund 2.000 Kilometer<br />

pro Jahr mehr in Betrieb und die Mittelklasse nochmals<br />

zusätzliche 2.000 Kilometer. Geländewagen (einschließlich<br />

Oberklasse und Sportwagen) und Mini-Vans liegen<br />

zwischen Kompaktklasse und Mittelklasse. Die Obere<br />

Mittelklasse und die Utilities rangieren mit gut 17.000<br />

Kilometern deutlich darüber und die Großraum-Vans weisen<br />

mit über 19.000 Kilometern die höchste jährliche Fahrleistung<br />

auf. Wird die jährliche Fahrleistung nach Benzin und<br />

Diesel unterschieden, zeigen sich größere Differenzen. Die<br />

Spanne reicht hier von rund 50 Prozent mehr Jahreskilometer<br />

beim Utility-Diesel gegenüber dem Utility-Benziner<br />

bis hin zu mehr als doppelt so vielen Jahreskilometern beim<br />

Diesel der Oberen Mittelklasse gegenüber dem Benziner<br />

derselben Kategorie.<br />

164 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />

tabelle 4.6<br />

Jahresfahrleistung nach KBA-Segmenten<br />

Jahresfahrleistung<br />

KBA-Segmente km<br />

Minis 10.949<br />

Kleinwagen 11.656<br />

Kompaktklasse 14.023<br />

Mittelklasse 16.002<br />

Obere Mittelklasse 17.272<br />

Geländewagen* 14.562<br />

Mini-Vans 14.741<br />

Großraum-Vans 19.403<br />

Utilities** 17.509<br />

*einschließlich Oberklasse und Sportwagen<br />

**einschließlich Wohnmobile<br />

Unter Berücksichtigung der in der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> angegebenen<br />

Jahresfahrleistung lässt sich eine Gesamtjahresfahrleistung<br />

von 593 Mrd. Kilometer errechnen. In der Ausgabe<br />

<strong>2008</strong>/2009 von „Verkehr in Zahlen“ werden 587 Mrd.<br />

Kilometer für das Jahr 2007 angegeben. Die direkten CO2- Emissionen des MIV (ohne Kraftstofferzeugung) führen<br />

somit zu einem jährlichen Gesamtwert von 106 Mio. Tonnen<br />

und einem Kraftstoffverbrauch von etwa 44 Mrd. Litern.<br />

Ein Vergleich der Ergebnisse von <strong>2008</strong> mit Emissions- und<br />

Fahrleistungswerten von 2002 ergibt eine Entwicklung, die<br />

angesichts zurückgehender Emissionswerte vor allem vor<br />

dem Hintergrund der anhaltenden Diskussion zum Klimawandel<br />

und den Anstrengungen der deutschen Automobilhersteller<br />

zur Verbrauchsreduzierung interessant erscheint.<br />

Das Umweltbundesamt ermittelte bei einer Jahresfahrleistung<br />

von 580 Mrd. km einen direkten CO2-Ausstoß von<br />

111 Mio. Tonnen im Jahr 2002 (UBA 2009). Ausgehend von<br />

den Ergebnissen der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> wären die direkten Emissionen<br />

damit trotz gestiegener Fahrleistung um knapp fünf<br />

Prozent zurückgegangen, die spezifischen Pkw-Emissionen<br />

je Kilometer um knapp sieben Prozent.<br />

Die Berücksichtigung der Fahrzeuganzahl je Kategorie, der<br />

spezifischen jährlichen Fahrleistung sowie des Emissionsfaktors<br />

lässt auch eine Aufteilung der Gesamtemissionen<br />

nach den vorhandenen Fahrzeugsegmenten zu. Hierbei<br />

ergibt sich der wichtige Befund, dass fast die Hälfte der<br />

Emissionen von kleinen und kompakten Fahrzeugen<br />

verursacht wird und ein knappes weiteres Viertel von Mittelklassefahrzeugen.<br />

Auf die Vans gehen rund elf Prozent


der Emissionen zurück, der Anteil der Geländewagen<br />

einschließlich Oberklasse und Sportwagen bleibt mit einem<br />

Wert von sechs Prozent vergleichsweise niedrig<br />

(Abbildung 4.6).<br />

abbildung 4.6<br />

Für die Berechnung des Kraftstoffverbrauchs und der<br />

CO2-Emissionen spielt neben der Fahrzeuggröße und der<br />

Antriebsart auch das Alter der Fahrzeuge sowie die jeweilige<br />

Fahrleistung eine wichtige Rolle. Daher werden in einem<br />

letzten Schritt die Fahrleistungen bezüglich der gebildeten<br />

Segmente und dem Baujahr der Fahrzeuge ausgewertet<br />

(Abbildung 4.7). Dabei zeigt sich, dass die jährliche<br />

Fahrleistung bei den jüngeren Pkw sehr unterschiedlich ist,<br />

sich mit zunehmendem Alter allerdings annähert. Vor allem<br />

Großraum-Vans und die Obere Mittelklasse der Baujahre<br />

2007 und <strong>2008</strong> weisen sehr hohe Fahrleistungen von<br />

über 30.000 Kilometern auf. Die Fahrleistungen gehen mit<br />

zunehmendem Alter dieser Pkw zurück und liegen beim<br />

Baujahr 2000 und davor nur noch bei der Hälfte des Wertes<br />

für die neueren Fahrzeuge. Die Mittelklasse erreicht etwas<br />

niedrigere Werte als die Obere Mittelklasse. Mini, Kleinwagen<br />

und Kompaktklasse-Pkw aus den Jahren <strong>2008</strong> und<br />

2007 werden zwischen 11.000 und 18.000 Kilometern pro<br />

Jahr gefahren, zehn Jahre alte Fahrzeuge dieser Segmente<br />

dann noch zwischen rund 10.500 und 12.500 Kilometern.<br />

Für die Fahrzeuge, die älter als zehn Jahre sind, werden in<br />

der <strong>MiD</strong> zum Teil nur noch wenig sinkende Jahresfahrleistungen<br />

angegeben. Kompaktklasse, Mittelklasse, Obere<br />

Mittelklasse und Großraum-Vans werden also auch im Alter<br />

von über 15 Jahren noch mehr als 10.000 Kilometer pro<br />

Jahr gefahren.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />

165


abbildung 4.7<br />

Da ältere Fahrtzeuge eine schlechtere Effizienz haben,<br />

stellt sich die Frage, ob diese auch besonders viel Kraftstoff<br />

verbrauchen bzw. CO2 emittieren, oder ob dieser Effekt<br />

aufgrund der geringeren Jahresfahrleistung gar nicht auftritt.<br />

Hierzu wurden die Emissionsmengen nach Baujahren<br />

der Pkw berechnet. Abbildung 4.8 ist zu entnehmen, dass<br />

die Emissionen recht gleichmäßig auf neuere und ältere<br />

Pkw verteilt sind. Die Emissionen der jüngeren Baujahre<br />

sind entsprechend ihres größeren Anteils im Bestand etwas<br />

höher als bei älteren Pkw. Gut die Hälfte des Pkw-Bestands<br />

entstammt dem Baujahr 2001 und jünger. Diese Pkw<br />

produzieren gleichzeitig auch gut die Hälfte der jährlichen<br />

CO2-Emissionen. Somit ergibt diese erste Analyse nicht,<br />

dass die älteren Pkw aufgrund ihrer schlechteren Effizienz<br />

überproportional viel zu den CO2-Gesamtemissionen beitragen.<br />

Vielmehr ist immer die Kombination aus spezifischen<br />

Emissionswerten und der Jahresfahrleistung zu beachten.<br />

166 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN


abbildung 4.8<br />

Die dargestellten Ergebnisse zur Berechnung von CO 2 -<br />

Emissionswerten auf Basis der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> veranschaulichen<br />

das Potenzial, über das die Erhebung auch an dieser Stelle<br />

verfügt. Analysen können durchgeführt werden sowohl auf<br />

der Ebene einzelner Regionen, Personengruppen oder<br />

– wie im Beispiel gezeigt – auf der Ebene von Fahrzeugkategorien<br />

durchgeführt werden. Damit ermöglicht die <strong>MiD</strong><br />

<strong>2008</strong> die Betrachtung relevanter Hebel zur Reduzierung der<br />

durch den Alltagsverkehr verursachten Emissionen, auch<br />

über die Größe CO2 hinaus.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />

167


!<br />

4.2<br />

DeMografischer WanDeL<br />

Die meisten Altersgruppen sind von 2002 nach<br />

<strong>2008</strong> mobiler geworden, ganz besonders die<br />

Altersgruppen 60+. Ausnahme sind die jungen<br />

Altersgruppen bis 17 Jahre – ihre Wegeanzahl<br />

geht eher zurück. Der Anteil der Senioren, das<br />

heißt der Personen im Alter von 65 Jahren<br />

oder mehr, ist zwischen 2002 und <strong>2008</strong> um 16<br />

Prozent gewachsen; der Anteil der Wege, die<br />

diese Gruppe zurücklegt, ist demgegenüber um<br />

31 Prozent gewachsen.<br />

Der Mobilitätszuwachs ist bei den Frauen relativ<br />

größer als bei den Männern.<br />

Ältere Menschen legen gegenüber 2002 mehr<br />

Wege zurück. Die durchschnittliche Tagesstrecke<br />

ändert sich dagegen nur geringfügig.<br />

Ältere Menschen nutzen verstärkt das Verkehrsmittel<br />

Pkw, während bei den Jüngeren die<br />

Pkw-Nutzung leicht zurückgeht. Gleichzeitig<br />

nimmt die Nutzung des Öffentlichen Verkehrs<br />

bei den älteren Menschen ab und die des Autos<br />

zu. Zweitwichtigstes Verkehrsmittel für die „alten<br />

Alten“ (75 Jahre und mehr) sind die eigenen<br />

Füße auf 38 Prozent aller Wege.<br />

Und: Ältere Menschen, die alleine leben, sind<br />

weniger mobil als Gleichaltrige, die in einem<br />

Zwei- oder Mehrpersonenhaushalt wohnen.<br />

Kohortenanalysen zeigen, dass die beschriebenen<br />

Veränderungen vor allem auf biografische<br />

Effekte zurückzuführen sind. Die aktuelle „ältere“<br />

Generation ist bedingt durch ihre bisherigen<br />

Lebensumstände mobiler als ältere Menschen<br />

früherer Geburtsjahrgänge in der entsprechenden<br />

Lebensphase.<br />

168 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />

Vor dem Hintergrund sich immer stärker verändernder<br />

Bevölkerungsstrukturen zielt das vorliegende Kapitel darauf<br />

ab, die Entwicklung der Mobilität in unterschiedlichen Altersgruppen<br />

darzustellen. Fast zwangsläufig liegt dabei der<br />

Fokus auf den älteren Menschen, die nicht nur hinsichtlich<br />

ihres Anteils an der Bevölkerung wachsen, sondern die<br />

gleichzeitig eine „Verjüngung“ durchgemacht haben, die<br />

sie – im Vergleich zu früheren Generationen – zu wesentlich<br />

aktiveren Menschen macht. Mehr Aktivität bedeutet<br />

im Allgemeinen auch mehr Mobilität. Es wird zu zeigen<br />

sein, welche konkreten Veränderungen beobachtet werden<br />

können und inwieweit es auch innerhalb der Gruppe der<br />

älteren Menschen durchaus zu differenzieren gilt. Das<br />

bedeutet: Nachdem Kapitel 3.2.2 bereits die Unterschiede<br />

im Mobilitätsverhalten zwischen den Altersgruppen für das<br />

Jahr <strong>2008</strong> dargestellt hat, werden Gegenstand dieses Kapitels<br />

die Veränderungen des Mobilitätsverhaltens innerhalb<br />

der Altersgruppen im Vergleich 2002 und <strong>2008</strong> sowie die<br />

Auswirkungen von verändertem Mobilitätsverhalten auf die<br />

Gesamtnachfrage sein.<br />

?<br />

Die Frage lautet also: Was ist demografischer<br />

Wandel überhaupt, und was hat das mit Mobilität<br />

zu tun? Wirken sich die Veränderungen in<br />

der Bevölkerungsstruktur schon <strong>2008</strong> aus?<br />

Der sogenannte „Demografische Wandel“ beschreibt eine<br />

Entwicklung der Bevölkerung, die unterschiedliche Aspekte<br />

erfasst. Bezogen auf Deutschland beinhaltet „demografischer<br />

Wandel“:<br />

• den erwarteten langfristigen Rückgang der absoluten<br />

Bevölkerungszahl,<br />

•<br />

•<br />

den altersstrukturellen Wandel der Bevölkerung mit einer<br />

sowohl relativen als auch absoluten Zunahme an alten<br />

Menschen,<br />

die räumliche Veränderung der Bevölkerungsstruktur mit<br />

der Tendenz einer Überalterung der ländlichen Räume;<br />

diese Tendenz besteht allerdings nicht bundesweit, sondern<br />

ist vor allem in den ostdeutschen Bundesländern<br />

anzutreffen.<br />

Den Aspekt der sich verändernden Altersstruktur zeigt Abbildung<br />

4.9. Die dort aufgeführten Werte bilden im Rahmen<br />

von <strong>MiD</strong> 2002 und <strong>2008</strong> die Grundlage für die jeweiligen<br />

Hochrechnungen. In der Gegenüberstellung der Altersstrukturen<br />

2002 und <strong>2008</strong> werden erste Verschiebungen<br />

sichtbar; bemerkenswert sind einerseits der leichte Bevölkerungsrückgang<br />

in den Altersgruppen bis 19 Jahre sowie<br />

andererseits das Anwachsen des Bevölkerungsanteils der<br />

über 60jährigen.


abbildung 4.9<br />

Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass mit der Veränderung<br />

des Altersaufbaus und der räumlichen Umverteilung<br />

der Bevölkerung spürbare Auswirkungen auf Verkehrsaufkommen<br />

und Verkehrsleistung, aber auch auf spezifische<br />

Aspekte der Alltagsmobilität, wie zum Beispiel die Verteilung<br />

der Wegezwecke, einhergehen. Damit stellt sich die<br />

Frage, ob beziehungsweise inwieweit sich im betrachteten<br />

Zeitraum 2002 bis <strong>2008</strong> Veränderungen im Mobilitätsverhalten<br />

unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen ergeben<br />

haben und wie diese Veränderungen die Verkehrsnachfrage<br />

insgesamt beeinflussen.<br />

Zu berücksichtigen ist gleichzeitig, dass „Demografi-<br />

scher Wandel“ nicht nur eine relative Anteilsverschiebung<br />

zwischen den Altersgruppen, sondern auch eine Verschiebung<br />

der Bedeutung von Altersgruppen hinsichtlich ihres<br />

absoluten Umfangs beinhaltet. Konkret bedeutet dies, dass<br />

zwischen 2002 und <strong>2008</strong> der Anteil der unter 20jährigen<br />

um 1,2 Prozentpunkte abgenommen hat und damit im Jahr<br />

<strong>2008</strong> 16,2 Mio. gegenüber 17,2 Mio. Personen im Jahr<br />

2002 umfasst, während der Anteil der ab 60jährigen um<br />

knapp einen Prozentpunkt zugenommen hat, was absolut<br />

20,6 Mio. Personen entspricht gegenüber 19,9 Mio. Personen<br />

im Jahr 2002.<br />

Sichtbar werdende Veränderungen in der Verkehrsnachfrage<br />

können damit unterschiedliche Ursachen haben<br />

– einerseits können Verhaltensänderungen der Auslöser<br />

für quantitative Effekte sein, andererseits können solche<br />

Effekte dadurch entstehen, dass Bevölkerungsgruppen<br />

hinsichtlich ihres Umfangs zu- oder abnehmen.<br />

Angesichts des großen Stichprobenumfangs der <strong>MiD</strong> geben<br />

die hier vorgestellten Ergebnisse einen zuverlässigen und<br />

validen Einblick in die Entwicklung des Mobilitätsverhaltens<br />

aller Altersklassen. Bei der Überprüfung des Rücklaufs wurde<br />

besonderer Wert darauf gelegt, dass auch für die hohen<br />

Altersgruppen, die bei anderen Erhebungen oft nur sehr<br />

schwach besetzt sind, umfangreiche Daten vorliegen. So<br />

wurden im Rahmen der <strong>MiD</strong> insgesamt 1.461 Personen ab<br />

einem Alter von 80 Jahren befragt. Die Daten bieten damit<br />

eine gute Ausgangsbasis für die differenzierte Analyse der<br />

Mobilität alter Menschen.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />

169


VerÄnDerungen iM MoBiLitÄtsVerhaLten nach<br />

aLtersgruPPen<br />

Änderungen des Mobilitätsverhaltens – ob aus eigenem<br />

Antrieb oder bedingt durch externe Zwänge – können dann<br />

eintreten, wenn ausreichend große Handlungsspielräume<br />

vorhanden sind. Wesentliche Faktoren sind dabei die<br />

Verfügbarkeit von zeitlichen und ökonomischen Ressourcen<br />

sowie individuelle Fähigkeiten – auf Wissen, Lernen<br />

und Erfahrung basiertes Können ebenso wie körperliche<br />

Leistungsfähigkeit. Vor diesem Hintergrund sind in der Vergangenheit<br />

Verhaltensänderungen vor allem für die Gruppe<br />

der älteren Menschen erwartet worden: Die körperliche<br />

Fitness älterer Menschen hat sich in den vergangenen Jahren<br />

dank medizinischer Fortschritte laufend verbessert, eine<br />

wachsende Zahl an älteren Menschen verfügt über einen<br />

Pkw, der Anteil älterer Frauen mit Führerschein wächst.<br />

Können mit der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> die Erwartungen hinsichtlich einer<br />

wachsenden Mobilität im Alter bestätigt werden?<br />

170 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />

Mobilitätsquote und Verkehrsaufkommen<br />

Ein erster Anhaltspunkt für das veränderte Mobilitätsverhalten<br />

vor allem älterer Personen ergibt sich angesichts<br />

der Entwicklung der Mobilitätsquote nach Altersgruppen.<br />

So ist die von 2002 auf <strong>2008</strong> eingetretene leichte Erhöhung<br />

der durchschnittlichen Mobilitätsquote keineswegs<br />

das Ergebnis einer gleichmäßigen Veränderung über alle<br />

Altersgruppen hinweg. Vielmehr resultiert sie hauptsächlich<br />

aus dem wachsenden Anteil an mobilen älteren Personen<br />

im Alter von 60 Jahren und älter und aus der gleichzeitigen<br />

Zunahme an Wegen pro Person speziell in dieser<br />

Altersgruppe. Das heißt: <strong>2008</strong> gehen nicht nur mehr ältere<br />

Menschen aus dem Haus als 2002, sondern jeder Einzelne<br />

von ihnen geht auch häufiger aus dem Haus, als dies<br />

noch sechs Jahre zuvor der Fall war. Dieser Befund gilt für<br />

ältere Menschen ganz generell, wenn auch mit sichtbaren<br />

Unterschieden zwischen den „jungen“ und den „alten Alten“.<br />

Während im Jahr 2002 die sogenannten „jungen Alten“ im<br />

Alter von 65 bis 74 Jahren noch durchschnittlich 2,8 Wege<br />

pro Tag ausgeführt haben, ist dieser Wert im Jahr <strong>2008</strong> auf<br />

3,2 gestiegen. Etwas schwächere, wenngleich ebenfalls<br />

deutliche Steigerungen lassen sich dabei auch für die<br />

Gruppe der „alten Alten“ über 74 Jahre feststellen, indem<br />

ein Anstieg auf 2,3 Wege pro Tag in <strong>2008</strong> erfolgt gegenüber<br />

2,0 täglichen Wegen im Jahr 2002 (Abbildung 4.10).


abbildung 4.10<br />

Eindrucksvoll wird die Veränderung der altersgruppenspezifischen<br />

Mobilität auch durch den Vergleich belegt, der in<br />

Abbildung 4.11 vorgenommen wird. Dort wird gegenübergestellt,<br />

– erstens – wie sich die Bevölkerungsanteile der<br />

Altersgruppen von 2002 nach <strong>2008</strong> verändert haben und,<br />

– zweitens – wie sich die Wegeanteile der jeweiligen Altersgruppe<br />

entwickelt haben. Dabei zeigt sich, dass die jüngste<br />

Altersgruppe der 0 bis 24jährigen einen Rückgang um vier<br />

Prozent erfährt, gleichzeitig aber die in dieser Altersgruppe<br />

zurückgelegten Wegeanteile sogar um neun Prozent, also<br />

überproportional, zurückgehen.<br />

In der Altersgruppe der über 64jährigen ist ein besonders<br />

starkes überproportionales Wachstum der Wegeanteile<br />

zu verzeichnen. Während der Bevölkerungsanteil um 16<br />

Prozent wächst, nimmt parallel der Anteil der Wege um 31<br />

Prozent zu. Dabei verzeichnet die Gruppe der „alten Alten“<br />

besonders hohe Werte: Der Anteil der „jungen Alten“ von<br />

65 bis 74 Jahre wächst im Zeitraum 2002 bis <strong>2008</strong> um 20<br />

Prozent und weist eine Zunahme des Wegeanteils um 32<br />

Prozent auf; der Anteil der „alten Alten“, das heißt der über<br />

74jährigen, nimmt in dieser Zeit um zwölf Prozent zu und<br />

steigert den Wegeanteil um 30 Prozent. Die Veränderung<br />

des Mobilitätsverhaltens in der Gruppe der Älteren geht<br />

somit merklich über immer wieder geäußerte Erwartungen<br />

hinaus.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />

171


abbildung 4.11 In absoluten Zahlen bedeutet dies, dass 46 Mio. der<br />

insgesamt 281 Mio. Wege, die <strong>2008</strong> täglich in Deutschland<br />

zurückgelegt wurden, von Menschen im Alter von 65 oder<br />

mehr Jahren zurückgelegt wurden. Dies entspricht einem<br />

Anteil an der Gesamtheit der Wege von etwa 16 Prozent.<br />

172 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />

Bei der geschlechtsspezifischen Betrachtung der Verände-<br />

rungen zeigt sich, dass eine überproportionale Zunahme<br />

der Wegeanteile in den höheren Altersgruppen sowohl für<br />

Männer als auch für Frauen zutrifft. Demgegenüber besteht<br />

in den jüngeren Altersgruppen – von der Gruppe der „Kinder<br />

und Jugendlichen“ bis hin zu den 40 bis 59jährigen die<br />

Tendenz, dass die Wegeanteile stärker zurückgehen bzw.<br />

weniger wachsen als die jeweiligen Bevölkerungsanteile.<br />

Eine Ausnahme macht allerdings die Gruppe der 40 bis<br />

59jährigen Frauen, die eine überproportionale Zunahme der<br />

Wege aufweist (Abbildung 4.12).<br />

.


Erläuterung zum Lesen der Grafiken 4.11 ff.<br />

In den Abbildungen 4.11 ff werden auf der Basis von Prozentwerten Entwicklungen verglichen, die sich<br />

im gleichen Zeitraum abspielen. Im Falle der Abbildung 4.11 ist die Veränderung des Anteils der Personen<br />

in den Altersgruppen Null bis 24 Jahre, 25 bis 44 Jahre, 45 bis 64 Jahre und 65 Jahre und älter an<br />

der Gesamtbevölkerung dargestellt. Im Vergleich dazu ist die Veränderung des Anteils der Wege pro<br />

Altersgruppe am Gesamtwegeaufkommen abgebildet. Nimmt, wie zum Beispiel in der Altersgruppe 25<br />

bis 44 Jahre der Anteil am Gesamtwegeaufkommen weniger stark ab als der Anteil an der Bevölkerung,<br />

bedeutet diese unterproportionale Abnahme, dass absolut gesehen das Wegeaufkommen in dieser<br />

Altersgruppe zugenommen hat. Ein zweites Beispiel: Im Fall der Personen im Alter von 65 Jahren und<br />

mehr ist der Anteil am Gesamtwegeaufkommen deutlich stärker gestiegen als der Anteil an der Bevölkerung.<br />

Das heißt: In diesen Altersgruppen liegt ein stark überproportionales Wachstum an Wegen vor.<br />

abbildung 4.12<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />

173


Vergleicht man die Veränderungen nach Altersgruppen und<br />

Erwerbstätigkeit, dann erweist sich der Anteil der zurückgelegten<br />

Wege bei den Erwerbstätigen aller Altersgruppen<br />

– außer der Gruppe der 65 bis 74jährigen – als weitgehend<br />

unverändert. In der Größenordnung, in der sich die Anteile<br />

der Erwerbstätigen in den verschiedenen Altersgruppen<br />

verändert haben, bewegen sich auch die Zu- beziehungsweise<br />

Abnahmen bei den Wegeanteilen. Dies gilt nicht für<br />

die Gruppe der Personen zwischen 65 und 74 Jahren, in<br />

der sowohl bei den Erwerbstätigen als auch bei den Nicht-<br />

Erwerbstätigen eine deutliche überproportionale Zunahme<br />

des Anteils der Wege festzustellen ist. Das Verhältnis der<br />

Steigerungsraten „Bevölkerungsanteil der Altersgruppe“ zu<br />

„Anteil der Wege in der Altersgruppe“ beträgt 1 zu 1,7 bei<br />

den Erwerbstätigen und 1 zu 1,3 bei den Nicht-Erwerbstätigen<br />

der Altersgruppe 65 bis 74 Jahre.<br />

abbildung 4.13<br />

174 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />

Der Anteil erwerbstätiger Personen in der Altersgruppe<br />

der 65 bis 74jährigen beträgt übrigens rund drei Prozent<br />

in 2002 und vier Prozent in <strong>2008</strong> und fällt damit in beiden<br />

Jahren vergleichsweise gering aus (Abbildung 4.13 und<br />

Tabelle 4.7).<br />

Insgesamt lässt sich aus diesem Zahlenvergleich ableiten,<br />

dass Erwerbstätigkeit offenbar keinen maßgeblichen<br />

Treiber für die Veränderung der altersgruppenspezifischen<br />

Mobilität dargestellt hat. Nicht zu übersehen ist allerdings<br />

die Tendenz zu einem überproportionalen Rückgang der<br />

Wegeanteile in den jüngeren Altersgruppen der Nichterwerbstätigen<br />

bis 39 Jahre.


tabelle 4.7<br />

Erwerbstätigenanteile nach Erwerbstätigkeitsstatus und Altersgruppen 2002 und <strong>2008</strong><br />

Vollzeit<br />

Erwerbstätigkeitsstatus Erwerbstätige gesamt<br />

Teilzeit (inkl.<br />

geringfügig beschäftigt)<br />

Auszubildende<br />

2002 <strong>2008</strong> 2002 <strong>2008</strong> 2002 <strong>2008</strong> 2002 <strong>2008</strong><br />

Alter %<br />

18 - 29 Jahre 41 39 6 6 13 14 59 60<br />

30 - 39 60 62 18 21 0 1 78 83<br />

40 - 59 58 59 19 23 0 0 77 82<br />

60 - 64 14 21 6 9 0 0 20 30<br />

65 - 74 2 2 2 2 0 0 3 4<br />

Ein Vergleich der altersgruppenspezifischen Mobilität in<br />

den drei Kreistypen „Kernstadt“, „verdichtete Kreise“ und<br />

„ländliche Kreise“ anhand von Mobilitätskennziffern zeigt<br />

Folgendes:<br />

• Die Mobilitätsquote, das heißt der Anteil an mobilen Personen,<br />

ist über die Kreistypen hinweg in nahezu allen<br />

Altersgruppen identisch. Lediglich für die Älteren und<br />

dabei ganz besonders für die über 74jährigen gilt, dass<br />

die Kernstadt-Bewohner eine etwas höhere Mobilität<br />

aufweisen.<br />

• Auffällige Unterschiede in der durchschnittlichen Wegezahl<br />

pro Tag gibt es nicht, auch nicht bei den Älteren.<br />

•<br />

•<br />

Die durchschnittliche Tagesstrecke ist in allen Gruppen<br />

– zum Teil sehr deutlich sogar – länger, wenn die<br />

Menschen in einem verdichteten oder einem ländlichen<br />

Kreis wohnen. Lediglich bei den über 74jährigen gibt es<br />

kaum Unterschiede.<br />

Dagegen ergibt sich bei den Unterwegszeiten die gewohnte<br />

„Umkehrung“ – die kürzesten Unterwegszeiten<br />

haben die Bewohner des ländlichen Raumes. Einzige<br />

Ausnahme ist die Altersgruppe 30 bis 39 Jahre, wo der<br />

Wert in den verdichteten Kreisen etwas unter dem der<br />

ländlichen Kreise liegt. Die längsten Unterwegszeiten<br />

haben die Kernstädter, auch in den höheren Altersgruppen.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />

175


abbildung 4.14<br />

Welche Rolle der Pkw für die Zunahme von Wegen hat,<br />

lässt sich anhand von Auswertungen mittels deskriptiver<br />

Methoden nicht feststellen. Eine Analyse der Veränderungen<br />

im altersgruppenspezifischen Verkehrsaufkommen,<br />

differenziert danach, ob im Haushalt ein Pkw vorhanden ist<br />

oder nicht, zeigt in den höheren Altersgruppen der Autolosen,<br />

dass der Anteil am Verkehrsaufkommen geringfügig<br />

weniger stark abnimmt als der Anteil an der Bevölkerung<br />

ohne Pkw. Bei den über 74jährigen ist sogar eine leichte<br />

Zunahme der Wegeanteile zu erkennen.<br />

176 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />

Allerdings ist bei den Personen ab 60 Jahren, die in einem<br />

Haushalt ohne Pkw leben, ein überdurchschnittlicher<br />

Rückgang des Anteils an der Verkehrsleistung festzustellen.<br />

Auffällig ist die Altersgruppe der 30 bis 39jährigen<br />

Autolosen, bei denen der Anteil der Personenkilometer<br />

überproportional ansteigt. Bei den 18 bis 29jährigen ist eine<br />

überproportionale Zunahme der Wegeanteile zu erkennen,<br />

bei den Jüngeren dagegen eine überdurchschnittliche<br />

Abnahme (Abbildung 4.14).


abbildung 4.15<br />

Betrachtet man die Personen in Haushalten mit Pkw, so<br />

verlaufen in den mittleren Altersgruppen die Entwicklungen<br />

annähernd parallel. Im Fall der Personen im Alter von 65<br />

Jahren und mehr, die in einem Haushalt mit Pkw leben, ist<br />

der Anteil am Verkehrsaufkommen deutlich stärker gestiegen<br />

als der Bevölkerungsanteil.<br />

Der Anteil an der Verkehrsleistung nimmt ebenfalls zu,<br />

allerdings kommt es bei den über 74jährigen nur zu einem<br />

unterproportionalen Wachstum. Bei Personen unter 18<br />

Jahren mit Pkw im Haushalt ist eine überdurchschnittliche<br />

Zunahme der Anteile der Personenkilometer zu erkennen<br />

(Abbildung 4.15).<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />

177


Verkehrsleistung<br />

Der Zunahme der Wegeanzahl insgesamt entspricht ein<br />

Wachstum der Verkehrsleistung von 2002 nach <strong>2008</strong> um<br />

knapp sechs Prozent auf 3,214 Mrd. Personenkilometer pro<br />

Tag (vgl. Kapitel 3.1). Erste Unterschiede in der Verkehrsleistung<br />

zwischen den Altersgruppen sind bereits angesprochen<br />

worden. Im Vergleich 2002 zu <strong>2008</strong> fällt die Gruppe<br />

der älteren Personen ab 60 Jahre dadurch besonders auf,<br />

dass hier mit einer Zunahme von 13 Prozent ein deutlich<br />

überdurchschnittliches Wachstum in der Verkehrsleistung<br />

festzustellen ist. Damit ist der Anteil der älteren Bevölkerung<br />

an der Gesamtverkehrsleistung um gut einen Prozentpunkt<br />

gewachsen. Das heißt, knapp 522 Mio. Kilometer<br />

der insgesamt 3,214 Mrd. Personenkilometer werden von<br />

Personen im Alter von 60 Jahren und mehr zurückgelegt.<br />

Für die Bevölkerung ab 65 Jahren ist der Anteil von neun<br />

Prozent auf elf Prozent gewachsen.<br />

abbildung 4.16<br />

178 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />

Dieses Wachstum ergibt sich als Kombination aus einer<br />

leichten Zunahme der mittleren pro Tag zurückgelegten<br />

Wegestrecke, dem gewachsenen Anteil älterer Personen<br />

an der Bevölkerung sowie der Zunahme der Außer-Haus-<br />

Mobilität. Merkliche Zunahmen der Tagesstrecke gibt es<br />

übrigens auch bei den Kindern. Unter 5jährige legen im<br />

Jahr <strong>2008</strong> durchschnittlich 26 Kilometer am Tag zurück<br />

gegenüber 20 Kilometern im Jahr 2002; bei den 5 bis 10jährigen<br />

beläuft sich der Anstieg auf zwei Kilometer, so dass<br />

das „durchschnittliche Kind“ in dieser Altersgruppe nunmehr<br />

täglich etwa 23 Kilometer zurücklegt (Abbildung 4.16).


Besonders auffällig ist die Zunahme der Mobilität bei<br />

den Frauen über 74 Jahre, bei denen der Anteil an der<br />

Verkehrsleistung überproportional stark zugenommen hat.<br />

Dagegen hat sich bei den Männern dieser Altersgruppe der<br />

Anteil an den Wegen unterproportional entwickelt<br />

(Abbildung 4.17).<br />

abbildung 4.17<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />

179


Insgesamt wächst die Verkehrsleistung von Männern zwischen<br />

2002 und <strong>2008</strong> um 17 Mio. auf 1.850 Mio. Personenkilometer,<br />

die der Frauen um 152 Mio. Personenkilometer<br />

auf 1.364 Mio. Personenkilometer (Tabelle 3.11). Mit dieser<br />

starken Zunahme geht bei den Frauen in allen Altersgruppen<br />

eine Zunahme der durchschnittlichen Wegelänge<br />

einher, wogegen für die Männer – vor allem in den älteren<br />

Jahrgängen – deutliche Rückgänge zu beobachten sind<br />

(Abbildung 4.18).<br />

Merkbar niedriger liegt dabei die durchschnittliche Wegelänge<br />

von Frauen, die alleine leben im Vergleich zu Frauen,<br />

die in einem Zwei- oder Mehrpersonenhaushalt leben. Im<br />

Jahr 2002 betrug die durchschnittliche Wegelänge der<br />

allein lebenden Frauen zwischen 65 und 74 Jahren sieben<br />

Kilometer, während die der nicht allein Lebenden neun<br />

Kilometer betrug.<br />

abbildung 4.18<br />

180 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />

Dieser Unterschied hat sich bis zum Jahr <strong>2008</strong> weiter<br />

verstärkt. Bei allein lebenden Frauen zwischen 65 und<br />

74 Jahren beträgt die durchschnittliche Wegelänge sechs<br />

Kilometer, dagegen bei nicht allein lebenden Frauen dieser<br />

Altersgruppe knapp neun Kilometer.


Verkehrsmittelwahl<br />

Nach wie vor ist der Pkw das am häufigsten genutzte<br />

Verkehrsmittel (vgl. Kapitel 3.1). Über alle Altersgruppen<br />

hinweg wird er von 85 Prozent der Bevölkerung täglich bis<br />

mindestens dreimal pro Woche genutzt. Die Nutzungsintensität<br />

variiert in Abhängigkeit vom Alter, wobei mit<br />

zunehmendem Alter der Anteil derjenigen, die das Auto nie<br />

nutzen, größer wird.<br />

Im altersgruppenspezifischen Vergleich 2002 und <strong>2008</strong><br />

zeichnen sich zwei Tendenzen ab: Zum einen wächst die<br />

(fast) tägliche Nutzung beziehungsweise die Nutzung an<br />

einem bis drei Tagen pro Woche vor allem bei der älteren<br />

Bevölkerung ab 65 Jahren. Gleichzeitig verzeichnet die<br />

intensive Pkw-Nutzung in den jüngeren Altersgruppen<br />

zwischen 18 und 39 Jahren einen Rückgang, das heißt, der<br />

Pkw wird seltener genutzt (Abbildung 4.19, vgl. dazu auch<br />

Kapitel 3.3.1).<br />

abbildung 4.19<br />

Der Öffentliche Verkehr bleibt auch im Jahr <strong>2008</strong> vor allem<br />

für Altersgruppen wichtig, die noch keinen Führerschein<br />

besitzen, das heißt insbesondere für die 11 bis 17jährigen,<br />

aber auch für ältere Personen im Alter von 75 Jahren und<br />

mehr. Grundsätzlich unverändert gegenüber 2002, ist auch<br />

das Verkehrsmittel „zu Fuß“ in den jungen Altersgruppen bis<br />

zehn Jahre sowie in den älteren Gruppen ab 60 Jahre von<br />

überdurchschnittlicher Bedeutung. Während in Deutschland<br />

im Durchschnitt 24 Prozent der Alltagswege zu Fuß zurückgelegt<br />

werden, sind dies bei den Kindern bis zehn Jahre 32<br />

Prozent, bei den „alten Alten“ über 74 Jahre erreicht dieser<br />

Wert sogar 38 Prozent (vgl. dazu auch Kapitel 3.3.1).<br />

Ergänzend dazu ist auch das Fahrrad in allen Altersgruppen<br />

zu rund zehn Prozent Hauptverkehrsmittel auf<br />

Alltagswegen. Deutlich höhere Werte zeigen nur Kinder und<br />

Jugendliche unter 18 Jahren; merklich nachlassende Werte<br />

finden sich für die Personengruppe der über 74jährigen.<br />

Dies entspricht der Tatsache, dass rund 40 Prozent der<br />

Personen in allen Altersgruppen das Fahrrad an einem bis<br />

drei Tagen pro Woche oder (fast) täglich nutzen (vgl. dazu<br />

auch Kapitel 3.3.2).<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />

181


Mobilität und ökonomischer status<br />

Über alle Altersgruppen hinweg erweist sich der ökonomische<br />

Status als wesentlicher Einflussfaktor auf das<br />

Mobilitätsverhalten (siehe Kapitel 3.2.2). Besonders ausgeprägte<br />

Unterschiede ergeben sich für die Altersgruppen<br />

der unter 18jährigen und der über 65jährigen (Tabelle 4.8).<br />

Während die Mobilitätsquote bei den unter 18jährigen aus<br />

Haushalten mit niedrigem oder sehr niedrigem ökonomischem<br />

Status nur bei durchschnittlich 90 Prozent liegt, sind<br />

Kinder und Jugendliche aus Haushalten mit sehr hohem<br />

ökonomischem Status zu rund 94 Prozent täglich außer<br />

Haus unterwegs. Deutlich größere Spannweiten zeigen sich<br />

für die Haushalte der über 74jährigen, wo Personen aus<br />

Haushalten mit niedrigem oder sehr niedrigem ökonomischen<br />

Status nur zu 69 Prozent aus dem Haus gehen,<br />

Personen aus Haushalten mit hohem oder sehr hohem<br />

ökonomischem Status jedoch zu 80 Prozent. Nicht ins Bild<br />

einer linearen Abhängigkeit von ökonomischem Status und<br />

Mobilität passt an dieser Stelle allerdings die 77 Prozent-<br />

Mobilitätsquote der über 74jährigen mit sehr niedrigem<br />

ökonomischem Status (Abbildung 4.20). Festzustellen ist<br />

aber auch, dass die Schwankungsbreite der Mobilitätsquoten<br />

nach ökonomischem Status in den Altersgruppen 18 bis<br />

64 Jahre eher gering bleibt (Tabelle 4.8).<br />

tabelle 4.8<br />

Mobilitätsquote nach Altersgruppen und ökonomischem<br />

Status des Haushalts<br />

Anteil mobiler Personen am Stichtag<br />

sehr<br />

niedrig<br />

ökonomischer Status des Haushalts<br />

niedrig mittel<br />

Alter %<br />

hoch/sehr<br />

hoch<br />

0 - 4 Jahre 88 90 91 95<br />

5 - 10 93 92 94 95<br />

11 - 13 90 89 92 93<br />

14 - 17 89 90 92 92<br />

18 - 29 91 92 91 92<br />

30 - 39 86 90 92 94<br />

40 - 49 87 92 93 93<br />

50 - 59 89 88 90 92<br />

60 - 64 88 88 89 89<br />

65 - 74 81 81 87 89<br />

75 und älter 77 62 73 80<br />

gesamt 87 88 89 92<br />

182 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />

abbildung 4.20


MoBiLitÄtsVerhaLten in unterschieDLichen<br />

aLtersgruPPen – PersistenZ unD WanDeL<br />

Als Fazit aus den bisherigen Beobachtungen kann festgehalten<br />

werden, dass in den älteren Altersgruppen die<br />

Mobilität deutlich gewachsen ist und damit leicht rückläufige<br />

Trends in den jüngeren Gruppen weit überkompensiert werden.<br />

Damit verbindet sich die Frage, ob erste Erklärungsansätze<br />

für diese hohe Mobilität erkennbar sind. Dazu wurden<br />

in einem weiteren Schritt Auswertungen auf der Basis von<br />

Alterskohorten vorgenommen; die Alterskohorten und deren<br />

jeweiliges Alter zum Befragungszeitpunkt <strong>MiD</strong> 2002 und<br />

<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> zeigt Tabelle 4.9.<br />

Die Tabellen 4.10 und 4.11 machen deutlich, dass die<br />

Veränderungen auf der Ebene der Altersgruppen vor allem<br />

dadurch zustande kommen, dass erworbene Verhaltensmuster<br />

ins Alter „mitgenommen“ werden. Die Auswertung<br />

der Alterskohorten anhand des Erwerbsstatus fördert hierbei<br />

das überraschende Ergebnis zutage, dass der „klassische“<br />

Knick in den Wegezahlen, der durch den Wegfall des<br />

Arbeitsweges beim Eintritt ins Rentenalter entsteht, stark<br />

abgeschwächt ist.<br />

Besonders aussagekräftig ist dazu die Kohorte der Jahrgänge<br />

1940 bis 1944, die zum Zeitpunkt der <strong>MiD</strong> 2002 58<br />

bis 62 Jahre alt war, zum Zeitpunkt der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> 64 bis 68<br />

Jahre. Zu erwarten war ein hoher Anteil an Personen aus<br />

dieser Kohorte, die zwischen 2002 und <strong>2008</strong> in den Ruhestand<br />

gegangen sind. In der Tat zeigt sich, dass im Jahr<br />

2002 bei den Männern 46 Prozent erwerbstätig waren, während<br />

dies <strong>2008</strong> nur noch zehn Prozent sind. Bei den Frauen<br />

sind in der Kohorte 1940 bis 1944 im Jahr 2002 26 Prozent<br />

erwerbstätig, <strong>2008</strong> sind dies noch sechs Prozent. Stellt<br />

man der Abnahme bei der Erwerbstätigkeit die Entwicklung<br />

der mittleren Wegeanzahl gegenüber, stellt man fest, dass<br />

diese sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen<br />

nahezu unverändert bleibt. Vergleichbares gilt für die ältere<br />

Kohorte der Jahrgänge 1935 bis 1939 wie auch für die jüngere<br />

Kohorte der Jahrgänge 1945 bis 1949 (Tabellen 4.10<br />

und 4.11): Dem Rückgang – im Falle der Jahrgänge 1935<br />

bis 1939 dem weiteren Rückgang – der Erwerbsquote steht<br />

ein Ansteigen der durchschnittlichen Wegezahl gegenüber.<br />

tabelle 4.9<br />

Alter der Personen in den Alterskohorten in <strong>MiD</strong> 2002 und<br />

<strong>2008</strong><br />

2002 <strong>2008</strong><br />

1990 und jünger 0 - 12 0 - 18<br />

1980 - 1989 13 - 22 19 - 28<br />

1970 - 1979 23 - 32 29 - 38<br />

1960 - 1969 33 - 42 39 - 48<br />

1950 - 1959 43 - 52 49 - 58<br />

1945 - 1949 53 - 57 59 - 63<br />

1940 - 1944 58 - 62 64 - 68<br />

1935 - 1939 63 - 67 69 - 73<br />

1930 - 1934 68 - 72 74 - 78<br />

1929 und älter 73 + 79 +<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />

183


tabelle 4.10<br />

Anteil der Erwerbstätigen nach Geschlecht in den Alterskohorten in <strong>MiD</strong> 2002 und <strong>2008</strong><br />

184 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />

Anteil Erwerbstätige<br />

männlich weiblich gesamt<br />

2002 <strong>2008</strong> 2002 <strong>2008</strong> 2002 <strong>2008</strong><br />

1990 und jünger 0 5 0 4 0 5<br />

1980 - 1989 31 63 30 58 31 61<br />

1970 - 1979 76 91 61 73 68 82<br />

1960 - 1969 93 94 69 81 81 87<br />

1950 - 1959 89 86 75 73 82 79<br />

1945 - 1949 81 50 58 32 69 40<br />

1940 - 1944 46 10 26 6 36 8<br />

1935 - 1939 10 3 6 2 8 2<br />

1930 - 1934 3 1 2 1 2 1<br />

1929 und älter 0 2 0 1 0 1<br />

tabelle 4.11<br />

Mittlere Wegezahl nach Geschlecht in den Alterskohorten in <strong>MiD</strong> 2002 und <strong>2008</strong><br />

%<br />

mittlere Wegeanzahl pro Tag<br />

männlich weiblich gesamt<br />

2002 <strong>2008</strong> 2002 <strong>2008</strong> 2002 <strong>2008</strong><br />

1990 und jünger 3,1 3,0 3,1 3,0 3,1 3,0<br />

1980 - 1989 3,2 3,6 3,4 3,5 3,3 3,6<br />

1970 - 1979 3,5 3,9 3,6 3,9 3,6 3,9<br />

1960 - 1969 3,7 3,9 3,9 4,0 3,8 3,9<br />

1950 - 1959 3,8 3,7 3,5 3,5 3,7 3,6<br />

1945 - 1949 3,6 3,7 3,0 3,3 3,3 3,5<br />

1940 - 1944 3,6 3,5 3,1 3,1 3,3 3,3<br />

1935 - 1939 3,2 3,4 2,9 3,0 3,1 3,2<br />

1930 - 1934 3,0 3,0 2,5 2,3 2,8 2,6<br />

1929 und älter 2,5 2,6 1,8 1,9 2,1 2,2


Angesichts des gleichbleibend hohen Mobilitätsniveaus der<br />

älteren Bevölkerung – auch nach dem Austritt aus dem Berufsleben<br />

– , stellt sich die Frage nach den Wegezwecken,<br />

die die „Lücke“ der wegfallenden Arbeitswege auffüllen.<br />

Der Blick auf die kohortenspezifischen Wegezwecke in<br />

<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> zeigt zunächst, dass ab dem Alter von 59 Jahren<br />

(Alterskohorte der Jahrgänge 1945-1949, das heißt bei der<br />

<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> 59 bis 63 Jahre alt) der Anteil der Arbeitswege<br />

deutlich und kontinuierlich zurückgeht (Abbildung 4.21).<br />

Dies lässt sich übrigens nicht auf eine absolute Schrumpfung<br />

der Kohorte zurückführen. Die Abnahme von 2002<br />

nach <strong>2008</strong> beträgt nur zwei Prozent.<br />

abbildung 4.21<br />

Die Kompensation der wegfallenden Arbeitswege kommt<br />

vor allem durch eine Zunahme an Wegen für Einkauf und<br />

Erledigungen sowie für die Freizeit zustande. Die Veränderungen<br />

für den Fall der Kohorte 1940 bis 1944 zeigt Abbildung<br />

4.22. Offensichtlich kommen hierbei Faktoren wie<br />

gestiegene körperliche Fitness, gestiegene Verfügbarkeit<br />

von Führerschein und Pkw sowie ein durchgehend hohes<br />

Mobilitätsbedürfnis zusammen.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />

185


abbildung 4.22 In Summe lässt sich damit für die beobachtbaren Entwicklungen<br />

in der Mobilität älterer Menschen festhalten, dass<br />

offensichtlich eine Überlagerung von Einstellungseffekten<br />

(höheres Mobilitätsbedürfnis), Effekten durch die Verbesserung<br />

der physischen Möglichkeiten, mobil zu sein<br />

(gestiegene Fitness und Gesundheit) sowie von Kohorteneffekten<br />

(Mobilitätsbiografien) stattfindet. Mit diesen ersten<br />

Einblicken, die der <strong>MiD</strong>-<strong>Ergebnisbericht</strong> auf einer statistisch<br />

zuverlässigen Datenbasis in die Mobilität und den Wandel<br />

der Mobilität älterer Menschen erlaubt, eröffnen sich gleichzeitig<br />

spannende weiterführende Fragestellungen, die eine<br />

weiter vertiefende Analyse der reichhaltigen Daten herausfordern.<br />

Dies gilt gleichermaßen hinsichtlich der Mobilität<br />

der jüngeren Menschen: Beinahe im „Schatten“ des deutlich<br />

gestiegenen und in seiner Realisierung sich allmählich wandelnden<br />

Mobilitätsverhaltens der älteren Menschen vollzieht<br />

sich möglicherweise eine Trendwende bei den jungen Menschen.<br />

Dass dies kaum merklich geschieht, liegt zunächst<br />

daran, dass junge Menschen der Altersgruppen 18 bis 39<br />

Jahre ein Mobilitätsverhalten zeigen, das vom Motorisierten<br />

Individualverkehr, das heißt vom Auto, geprägt ist. Während<br />

der Modal Split im Durchschnitt über die Gesamtbevölkerung<br />

für das Jahr <strong>2008</strong> 58 Prozent MIV (43 Prozent Fahrer<br />

und 15 Prozent Mitfahrer) ausmacht, erreicht dieser Wert<br />

bei den 18 bis 29jährigen 59 Prozent und bei den 30 bis<br />

39jährigen sogar 64 Prozent (Abbildung 3.52). Dahinter<br />

verbergen sich allerdings massive Unterschiede in Abhängigkeit<br />

vom Wohnort: Überdurchschnittliche MIV-Anteile<br />

weisen in den genannten Altersgruppen ausschließlich<br />

Bewohner der verdichteten und ländlichen Kreise auf,<br />

während sowohl bei den 18 bis 29jährigen als auch bei<br />

den 30 bis 39jährigen Kernstadt-Bewohnern der MIV-Anteil<br />

unter dem Durchschnitt bleibt. Eine vergleichbare Situation<br />

bezüglich der Verhaltensausprägungen lag auch bereits im<br />

Jahr 2002 vor, allerdings mit noch deutlicheren Abweichungen<br />

der jüngeren Altersgruppen vom Bevölkerungsdurchschnitt.<br />

Besonders bemerkenswert im Vergleich 2002 und<br />

<strong>2008</strong> ist die Tatsache, dass ein Rückgang bei der Pkw-<br />

Nutzung bei gleichzeitiger Zunahme der Nutzung von Verkehrsmitteln<br />

aus dem Umweltverbund über alle Kreistypen<br />

hinweg in den Altersgruppen 18 bis 29 und 30 bis 39 Jahre<br />

feststellbar ist. Auf der Suche nach möglichen Ursachen<br />

des zu beobachtenden Wandels ist zum einen festzuhalten,<br />

dass – zumindest im Vergleich von Durchschnittswerten<br />

– ökonomische Gründe nicht direkt erkennbar sind. In<br />

allen Kreistypen, besonders aber in den verdichteten und<br />

ländlichen Kreisen sind die durchschnittlichen nominalen<br />

Pro-Kopf-Einkommen in den betrachteten Altersgruppen<br />

186 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN


zum Teil beträchtlich gestiegen. Dies gilt für die Gruppe der<br />

30 bis 39jährigen in noch wesentlich stärkerem Umfang als<br />

für die 18 bis 29jährigen. Massiv gewachsen ist gleichzeitig<br />

in allen Kreistypen und in beiden Altersgruppen der Anteil<br />

von Personen mit Fachhochschul- oder Hochschulreife.<br />

Möglicherweise geht ein höheres Bildungsniveau Hand in<br />

Hand mit einem (umwelt-)bewussteren Mobilitätsverhalten.<br />

In einem weiteren Schritt wurden die Ergebnisse nach<br />

Alterskohorten betrachtet, um zu hinterfragen, inwieweit der<br />

Wandel innerhalb von Gruppen über den Zeitverlauf hinweg<br />

sichtbar wird. Dabei zeigte sich, dass in den meisten Alterskohorten<br />

über alle Kreistypen hinweg eine Abnahme der<br />

MIV-Nutzung stattfindet, besonders kräftig in der Kohorte<br />

der Jahrgänge 1970 bis 1979, das heißt den zum Zeitpunkt<br />

der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> 29 bis 38jährigen. Demgegenüber zeigt die<br />

Alterskohorte 1980 bis 1989 den bekannten Sprung in<br />

den automobilen Lebensabschnitt, der gekennzeichnet ist<br />

durch Führerscheinbesitz und massive Zunahme der Pkw-<br />

Nutzung, was bedeutet, dass veränderte Optionen für einen<br />

Großteil dieser Jahrgangsgruppe den möglichen Bewusstseins-<br />

und Verhaltenswandel zumindest überlagert.<br />

Für die Kohorten 1970 bis 1979 und 1980 bis 1989 scheinen<br />

angesichts eines deutlichen Ansteigens des nominalen<br />

Durchschnittseinkommens in allen Kreistypen ökonomische<br />

Gründe zur Erklärung des veränderten Verhaltens eher<br />

auszuscheiden. Gleichzeitig gilt für alle Kreistypen, dass<br />

der Anteil an Personen mit hoch qualifiziertem Bildungsabschluss<br />

gegenüber 2002 noch leicht zugenommen hat.<br />

An dieser Stelle wird es notwendig sein, in naher Zukunft<br />

weitere vertiefende Arbeiten mit den Ergebnissen der <strong>MiD</strong><br />

<strong>2008</strong>, auch im Vergleich zur <strong>MiD</strong> 2002 durchzuführen.<br />

ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />

187


„Die Unbekümmertheit, mit der heute Siedlungen – insbesondere in Form des beliebten Eigenheims –<br />

allüberall gebaut werden, ohne daß ihr Anschluß an Massenverkehrsmittel bedacht wird,<br />

muß zwangsläufig ihre Bewohner zum individuellen Verkehrsmittel greifen lassen<br />

und führt damit ebenso zu einem nicht zu bewältigenden Verkehrsvolumen auf den Straßen<br />

wie zu einer verhängnisvollen Reduzierung des Verkehrsanfalls für den öffentlichen Nahverkehr.<br />

Eine Koordinierung des Städtebaus mit der Verkehrsplanung in dem Sinne,<br />

daß leistungs- und erweiterungs- und verbesserungsfähige Nahverkehrsmittel zum Ausgangspunkt<br />

neuer Wohnanlagen mit entsprechend hoher Siedlungsdichte gemacht werden,<br />

ist als Voraussetzung für jede zukünftige, volkswirtschaftlich fundierte Planung notwendig.“<br />

Prof. Dr.-Ing. E.h. Stadtbaurat Rudolf Hillebrecht<br />

im Nachwort zu „man auf der Straße“ 1960


5.<br />

faZit unD ausBLick<br />

Die Unbekümmerheit, die Professor Hillebrecht in dem<br />

vorangestellten Zitat beklagt, ist auch fast 50 Jahre später<br />

noch vielfach zu beobachten. Die Ergebnisse der <strong>MiD</strong><br />

<strong>2008</strong> spiegeln das Resultat wider – im Negativen wie im<br />

Positiven. Vor allem in den Randzonen vieler Stadtregionen<br />

dominiert das Auto den täglichen Verkehr in größerem<br />

Ausmaß als erforderlich. Gleichzeitig zeigen regionale<br />

Beispiele, dass eine integrierte Planung gepaart mit einem<br />

hochwertigen öffentlichen Verkehrsangebot durchaus in<br />

der Lage ist, die auseinanderklaffende Schere zwischen<br />

Volumen der Autokilometer und Anzahl der Fahrgäste in<br />

Bus und Bahn zu schließen.<br />

Die aktuellen <strong>MiD</strong>-Ergebnisse belegen zwar noch keine<br />

Trendumkehr, führen jedoch zu einer ganzen Reihe von<br />

Signalen, die aufhorchen lassen. Obwohl – oder vielleicht<br />

gerade: weil – wichtige Parameter fast konstant geblieben<br />

sind, werden Entwicklungen erkennbar, die sich in Zukunft<br />

verstärken könnten: Die Leistung des Öffentlichen Verkehrs<br />

und die Zahl der auf dem Fahrradsattel zurückgelegten<br />

Kilometer steigt. Das in den zurückliegenden Jahren stetig<br />

wachsende Aufkommen in dem so schön bezeichneten<br />

„Motorisierten Individualverkehr“ ist deutlich gebremst.<br />

Unter dieser auf den ersten Blick recht stillen Oberfläche<br />

verbergen sich einschneidende Entwicklungen – eine massive,<br />

eher automobil geprägte Mobilitätszunahme bei den<br />

älteren Menschen und – eher bei den jungen Erwachsenen<br />

in verschiedenen urbanen Räumen – eine Renaissance des<br />

Fahrrads und möglicherweise erste Rückbesinnung auf den<br />

Öffentlichen Verkehr. Vor allem der Trend zu mehr „Umweltverbund“<br />

ist in den Ergebnissen erst bei scharf eingestellter<br />

Lupe erkennbar. Er muss seine Dauerhaftigkeit erst noch<br />

bestätigen, aber er ist spür- und nachweisbar.<br />

Mobilität verändert sich also, nicht abrupt und plötzlich,<br />

sondern in der langen Reihe. Nur geringfügig gehen die<br />

durchschnittlichen Wegezahlen nach oben, ein ganz<br />

leichtes Plus ergibt sich in den täglichen Aktivitätsquoten.<br />

Einhergehend mit der Veränderung der Bevölkerungs-<br />

struktur, den durch die Verkehrsinfrastruktur gesetzten<br />

Rahmenbedingungen und auch sich wandelnden individuellen<br />

Prioritäten verändern sich Modal-Split-Werte sowie<br />

Aufkommens- und Leistungsdaten. Für das <strong>2008</strong> ausgewiesene<br />

Plus ist vor allem die gegenüber früher wachsende<br />

Mobilität heutiger Seniorinnen und Senioren verantwortlich.<br />

Die – momentan nicht zu lösende – Frage ist, wie sich<br />

dieser Trend fortschreiben wird und welchen Einflüssen er<br />

künftig ausgesetzt ist – weiter wachsender Bedarf nicht nur<br />

nach mehr, sondern auch nach längeren Wegen? Möglicherweise<br />

aber auch nachlassender Wohlstand? Oder ein<br />

ökologisch motiviertes Umdenken? Oder ein wachsendes<br />

Gesundheitsbewusstsein? Dazu können auf Basis der <strong>MiD</strong><br />

<strong>2008</strong> nur Vermutungen angestellt werden.<br />

Auch andere Trends sind nicht zwangsläufig dauerhaft. Die<br />

Fahrgastzahlen im Öffentlichen Verkehr, die nicht zuletzt<br />

vor dem Hintergrund einer steigenden Sensibilität im Umweltbereich<br />

wachsen, werden nur dann weiter nach oben<br />

wandern, wenn das Angebot mit den Kundenerwartungen<br />

Schritt hält und der Konkurrent “Auto“ den Umweltvorteil<br />

durch neue technologische Entwicklungen nicht stärker<br />

für sich verbuchen kann. Ähnliches kann für die anderen<br />

Verkehrsträger formuliert werden. Bei der Fahrradnutzung<br />

oder bei Carsharing-Angeboten kommt es auf innovative<br />

und konsequent kundenorientierte Lösungen an. Sie bilden<br />

die Voraussetzung, um vorhandene Wachstumspotenziale<br />

ausschöpfen zu können. Mit anderen Vorzeichen gilt dies<br />

ebenfalls für eine stärker fußgängerorientierte Gestaltung<br />

des Verkehrsraums vor allem in den städtischen Quartieren.<br />

Die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> lässt einen souveräneren Nutzer dieser<br />

Möglichkeiten erkennen. Zwar dominiert nach wie vor die<br />

Festlegung auf nur ein Verkehrsmittel, das dann auch fast<br />

ausschließlich genutzt wird, aber der Anteil der Menschen<br />

wächst, die zwischen den Angeboten wechseln. Sie sitzen<br />

am Montag in der U-Bahn, fahren am Mittwoch mit dem<br />

Fahrrad zu Arbeit und steuern am Sonntag hinter dem<br />

Lenkrad – das, nebenbei gesagt, nicht unbedingt das<br />

eigene sein muss – in die Naherholung. Dies verlangt nach<br />

Angeboten, die untereinander vernetzt sind, damit die<br />

Kombination der Verkehrsmittel immer einfacher wird und<br />

Gestaltungsspielräume vertrauter werden.<br />

Ein Bereich, der den gewohnten Entwicklungslinien folgt,<br />

ist der Freizeitbereich, in dem das Verkehrsaufkommen<br />

weiterhin wächst. Hierin drückt sich einerseits ein Bedürfnis<br />

aus, das sich bei weiter steigender Motorisierung nach wie<br />

FAZIT UND AUSBLICK<br />

189


vor immer leichter befriedigen lässt, andererseits ist auch<br />

diese Entwicklung – zumindest in Teilen – der veränderten<br />

Bevölkerungsstruktur geschuldet. Für die Verkehrsnachfrage<br />

bedeutet das, dass die räumliche Bündelung immer<br />

schwieriger wird – eine besondere Herausforderung für den<br />

Öffentlichen Verkehr.<br />

Dem kann nicht zuletzt durch eine weiter verbesserte Vernetzung<br />

der verschiedenen Planungs- und Gestaltungsinstanzen<br />

begegnet werden. Dabei sollte die Nutzerperspektive<br />

häufiger entscheiden als vermeintliche Sachzwänge.<br />

Hier hat das diesem Resümee vorangestellte Zitat in seiner<br />

Gültigkeit nichts verloren – im Gegenteil. Die nächste <strong>MiD</strong><br />

hat die spannende Aufgabe, dem Gelingen dieser Forderung<br />

und der Entwicklung der verschiedenen Trends weiter<br />

nachzuspüren.<br />

190 FAZIT UND AUSBLICK


6.<br />

VerfÜgBare MateriaLien<br />

Zur <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong><br />

Neben dem vorliegenden inhaltlichen <strong>Ergebnisbericht</strong><br />

werden sowohl die Daten selbst als auch umfangreiche<br />

Materialien in Form eines Methodenberichts und eines<br />

Nutzerhandbuchs zur Verfügung gestellt.<br />

Der Methodenbericht enthält eine ausführliche Beschreibung<br />

der Konzeption, Vorbereitung und Durchführung der<br />

Studie sowie eine Darstellung des Erhebungsdesigns, der<br />

Stichprobenziehung und der Fragebogenentwicklung.<br />

Daran anschließend wird der Erhebungsverlauf, die Durchführung<br />

der Non-Response-Studie, die Ergebnisse der<br />

Selektivitätsanalyse sowie das Vorgehen bei der Gewichtung<br />

und Hochrechnung beschrieben.<br />

Für die Nutzer der Daten steht ein Nutzerhandbuch<br />

bereit, das mit den Daten übergeben wird. Darin sind die<br />

grundsätzliche Struktur der vorliegenden Datensätze und<br />

Auswertungsebenen ausführlich beschrieben sowie die wesentlichen<br />

Schritte und Regeln der Datenaufbereitung, Gewichtung<br />

und Hochrechnung dokumentiert. Darüber hinaus<br />

enthält es allgemeine Hinweise und Tipps zum Umgang mit<br />

den Daten sowie zu den Änderungen gegenüber den Daten<br />

der <strong>MiD</strong> 2002. Um die Orientierung und das Nachvollziehen<br />

der Fragebogensteuerung zu ermöglichen, werden im<br />

Anhang des Nutzerhandbuchs auch die Erhebungsmaterialien,<br />

die verschiedenen CATI-Master und die Codepläne<br />

übergeben.<br />

Die erhobenen Daten selbst werden in einzelnen Datensätzen<br />

auf den jeweiligen Betrachtungsebenen (Haushalte,<br />

Autos, Personen, Reisen und Wege) als Public-Use-File zur<br />

Verfügung gestellt, der die aufbereiteten Daten und zentrale<br />

ergänzende Variablen enthält. Dies gilt auch für die Aufstockungsregionen,<br />

für die getrennte Datensätze vorliegen.<br />

Darüber hinaus steht für die bundesweite Erhebung ein weiterer<br />

Datensatz zur Verfügung, der die nicht aufbereiteten<br />

Originalvariablen sowie weitere Variablen, wie zum Beispiel<br />

Faktoren zur Hochrechnung, enthält. Die Daten der <strong>MiD</strong><br />

<strong>2008</strong> sowie die zur Verfügung stehenden Begleitmaterialien<br />

sind über die Clearingstelle Verkehr des DLR Institut für<br />

Verkehrsforschung zu beziehen (http://www.dlr.de/cs).<br />

Für einen einfacheren Überblick über die zentralen Ergebnisse<br />

werden weiterhin tabellarische Auswertungen auf<br />

den fünf Auswertungsebenen Haushalte, Autos, Personen,<br />

Reisen und Wege zur Verfügung gestellt. In diesen Tabellen<br />

ist jede inhaltliche Variable mit Blick auf verschiedene Analysegruppen<br />

dokumentiert.<br />

Da es trotz des außerordentlichen Umfangs des Tabellenbandes<br />

immer wieder vorkommen kann, dass die „richtige“<br />

Tabelle für spezielle Fragen fehlt, wird ergänzend wie<br />

bereits 2002 ein dynamisches Auswertungstool übergeben,<br />

das dem Nutzer eigene Auswertungen der Daten ermöglicht.<br />

Während es 2002 nur in einer Einzelplatzversion<br />

vorlag, wird dieses Instrument für die Erhebung <strong>2008</strong> online<br />

verfügbar sein, dazu allerdings eine vorherige Registrierung<br />

des Nutzers verlangen.<br />

VERFÜGBARE MATERIALIEN ZUR MID <strong>2008</strong><br />

191


LiteraturVerZeichnis<br />

Amt für Statistik Berlin – Brandenburg (<strong>2008</strong>): Statistisches<br />

Jahrbuch <strong>2008</strong>. Potsdam.<br />

Andersen, Arne (1999): Der Traum vom guten Leben. All-<br />

tags- und Konsumgeschichte vom Wirtschaftswunder<br />

bis heute. Frankfurt/New York (Campus).<br />

Badrow, Alexander ; Follmer, Robert; Kunert, Uwe; Ließke,<br />

Frank (2002): Die Krux der Vergleichbarkeit: Probleme<br />

und Lösungsansätze zur Kompatibilität von<br />

Verkehrserhebungen am Beispiel von ‚Mobiliät in<br />

Deutschland’ und SrV. In: Der Nahverkehr 09/2002.<br />

BBR, Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (2009):<br />

INKAR 2007. (CD-ROM)<br />

BBR, Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (2005):<br />

Raumordnungsbericht 2005. Berichte Band 21, Bonn.<br />

BVBS, Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

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Jg., Hamburg.<br />

BVU Beratergruppe Verkehr + Umwelt GmbH und Intraplan<br />

Consult GmbH (2007): Prognose der deutschlandweiten<br />

Verkehrsverflechtungen 2025; FE-Nr.<br />

96.0857/2005 im Auftrag des Bundesministeriums<br />

für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, München/<br />

Freiburg.<br />

Dauth, Wolfgang; Hirschenauer, Franziska; Rüb, Felix<br />

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SGB-III-Typisierung. IAB-Forschungsbericht 08/<strong>2008</strong>,<br />

Nürnberg.<br />

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Germany 2002. In: Transport Reviews 25 (2005), 4,<br />

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Follmer, Robert (2009): Mobilität in Deutschland, In: Der<br />

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Hartenstein, Wolfgang; Liepelt, Klaus (1961): man auf der<br />

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infas, DIW Berlin (2001): KONTIV 2001: Kontinuierliche<br />

Erhebung zum Verkehrsverhalten. Methodenstudie,<br />

Endbericht, Gutachten im Auftrag des Bundesministeriums<br />

für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen.<br />

Bonn, Berlin.<br />

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Bonn, Berlin.<br />

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Disparitäten der individuellen Zeitverwendung für<br />

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Deutschland – Leben in Deutschland. Nationalatlas<br />

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(2004): Eckwerte des Personenfernverkehrs in<br />

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Mehlin, Markus; Gühnemann, Astrid; Lischke, Andreas;<br />

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im Mobilitätsverhalten unter besonderer Berücksichtigung<br />

der Aktivität Einkaufen. In: Achen, Matthias;<br />

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(Hrsg.): Handel und Verkehr, Mobilität und Konsum.<br />

Studien zur Mobilitäts- und Verkehrsforschung Nr. 19,<br />

Verlag MetaGIS Infosysteme, Mannheim, S. 105-130.<br />

Nobis, Claudia; Luley, Torsten (2007): Personenwirtschaftsverkehr:<br />

Empirische Befunde auf Grundlage der<br />

KiD 2002 und <strong>MiD</strong> 2002. In: Nobis, C.; Lenz, B.:<br />

Wirtschaftsverkehr: Alles in Bewegung? Studien zur<br />

Mobilitäts- und Verkehrsforschung, Bd. 14, Mannheim.<br />

LITERATURVERZEICHNIS<br />

193


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Household Structure. In: Research on Women‘s<br />

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Technical papers, S. 114-123, Research on Women‘s<br />

Issues in Transportation 2004, Chicago (USA).<br />

Nobis, Claudia; Luley, Torsten (2005): Bedeutung und<br />

gegenwärtiger Stand von Verkehrsdaten in Deutschland.<br />

In: Luley, Torsten, Nobis, Claudia (Hrsg.):<br />

Mobilitätsforschung: Fragestellungen und empirische<br />

Analysen von Mobilitätsdaten: Ergebnisse eines<br />

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Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bauund<br />

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Research Part A (2000), S. 171-205.<br />

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Strukturen - Einstellungen - Verhalten; Internationale<br />

Fachhochschule Bad Honnef<br />

SOCIALDATA (2003): DATELINE – Design and Application<br />

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Based on an International Network of Expertise: Deliverable<br />

5, Final Report on Data Collection. http://cgi.<br />

fg.uni-mb.si/elmis/docs/DATELINE_del5.pdf<br />

Statistische Ämter des Bundes und der Länder (o.J.): Regionaldatenbank,<br />

online verfügbar unter https://www.<br />

regionalstatistik.de/genesis/online/logon<br />

Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2006): Datenreport:<br />

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Bonn.<br />

Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2006): Frauen in Deutschland<br />

2006. Wiesbaden.<br />

Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2007): Statistisches Jahrbuch<br />

2007. Wiesbaden.<br />

Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2009): Zuhause in<br />

Deutschland: Ausstattung und Wohnsituation privater<br />

Haushalte. Wiesbaden.<br />

Umweltbundesamt (2009): Nationale Trendtabellen für die<br />

deutsche Berichterstattung atmosphärischer Emissionen<br />

seit 1990. Emissionsentwicklung 1990-2007<br />

(Endstand 12.11.<strong>2008</strong>). Im Internet verfügbar unter<br />

http://www.umweltbundesamt-umwelt-deutschland.<br />

de/umweltdaten/public/theme.do?nodeIdent=2842<br />

194 LITERATURVERZEICHNIS<br />

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of a Travel Survey for European Longdistance<br />

Trips Based on an International Network of<br />

Expertise: Deliverable 10a, Database in Digital Form.<br />

http://cgi.fg.uni-mb.si/elmis/<br />

Verband der Automobilindustrie (VdA) (<strong>2008</strong>): Auto. Jahresbericht<br />

<strong>2008</strong>. Im Internet verfügbar unter: http://www.<br />

vda.de/de/publikationen/jahresberichte/index.html.<br />

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demografischen Wandels – Erkenntnisse aus zehn<br />

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Verkehrskongress der FGSV, 13.-15. Oktober 2004.<br />

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im text angegebene internetlinks:<br />

http://www.tu-dresden.de/srv/SrV_Web/<br />

http://verkehrspanel.ifv.uni-karlsruhe.de/<br />

http://mobilitaetspanel.ifv.uni-karlsruhe.de/<br />

http://www.umweltbundesamt-umwelt-deutschland.de/<br />

umweltdaten/public/theme.do?nodeIdent=2842<br />

http://www.raumbeobachtung.de<br />

https://www-genesis.destatis.de/genesis/online/logon<br />

https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/logon


aBkÜrZungsVerZeichnis<br />

BBR Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung<br />

BBSR Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung<br />

BMVBS Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

BVU Beratergruppe Verkehr + Umwelt GmbH<br />

CATI computer assisted telephone interview<br />

CAWI computer assisted web interview<br />

CO 2 Kohlendioxid<br />

DATELINE Design and Application of a Travel Survey for European Long-distance Trips based on an<br />

International Network of Expertise<br />

DDR Deutsche Demokratische Republik<br />

DIW Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung<br />

DLR Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt<br />

ha Hektar<br />

IAB Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />

infas Institut für Angewandte Sozialwissenschaft<br />

INVERMO Intermodale Vernetzung, Fernverkehrspanel<br />

KBA Kraftfahrtbundesamt<br />

Kfz Kraftfahrzeug<br />

KiD Kraftfahrzeugverkehr in Deutschland<br />

km² Quadratkilometer<br />

KONTIV Kontinuierliche Erhebung zum Verkehrsverhalten<br />

kW Kilowatt<br />

<strong>MiD</strong> Mobilität in Deutschland<br />

Mio. Million<br />

MIV Motorisierter Individualverkehr<br />

MMV Münchener Verkehrs- und Tarifverbund<br />

MOP Mobilitätspanel<br />

Mrd. Milliarde<br />

ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr<br />

ÖPV Öffentlicher Personenverkehr<br />

ÖV Öffentlicher Verkehr<br />

PAPI paper and pencil interview<br />

Pkm Personenkilometer<br />

Pkw Personenkraftwagen<br />

rbW regelmäßige berufliche Wege<br />

SrV System repräsentativer Verkehrsbefragungen<br />

Tsd. Tausend<br />

TREMOD Transport Emission Model<br />

UBA Umweltbundesamt<br />

VdA Verband der Automobilindustrie<br />

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS<br />

195


aBBiLDunsgVerZeichnis<br />

Abbildung 2.1 Ablauf der Erhebungsschritte in der <strong>MiD</strong> .................................................................................9<br />

Abbildung 2.2 Befragungsinhalte der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> ...........................................................................................12<br />

Abbildung 2.3 Ableitung von Aktivitäten aus Wegezwecken: Beispielstruktur der Wegekette<br />

196 ABBILDUNSGVERZEICHNIS<br />

Wohnung – Arbeit – Wohnung ...............................................................................................15<br />

Abbildung 3.1 Mobilitätsquote und mittlere Wegezahl nach Wochentagen 2002 und <strong>2008</strong> .........................24<br />

Abbildung 3.2 Modal Split (Verkehrsaufkommen) – KONTIV 1982 Westdeutschland, <strong>MiD</strong> 2002<br />

und <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> ........................................................................................................................25<br />

Abbildung 3.3 Modal Split (Verkehrsleistung) – KONTIV 1982 Westdeutschland, <strong>MiD</strong> 2002 und<br />

<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> ...............................................................................................................................26<br />

Abbildung 3.4 Verkehrsaufkommen nach Hauptverkehrsmittel 2002 und <strong>2008</strong> ...........................................27<br />

Abbildung 3.5 Verkehrsleistung nach Hauptverkehrsmittel 2002 und <strong>2008</strong> .................................................27<br />

Abbildung 3.6 Anteil der Wegezwecke am Verkehrsaufkommen 2002 und <strong>2008</strong> ........................................28<br />

Abbildung 3.7 Verkehrsaufkommen nach Wegezwecken 2002 und <strong>2008</strong> ...................................................29<br />

Abbildung 3.8 Verkehrsleistung nach Wegezwecken 2002 und <strong>2008</strong> ..........................................................29<br />

Abbildung 3.9 Durchschnittliche Unterwegszeit nach Bruttoinlandsprodukt.................................................31<br />

Abbildung 3.10 Personenverkehrsleistung Nordamerika, Europa und Asien 1960 bis 2050 .........................32<br />

Abbildung 3.11 Bevölkerungsdichte in Deutschland ......................................................................................34<br />

Abbildung 3.12 Anteil der Personen 6 Jahre bis unter 18 Jahre an der Gesamtbevölkerung<br />

nach Kreisen..........................................................................................................................35<br />

Abbildung 3.13 Durchschnittliche Haushaltsgröße nach Kreisen ...................................................................35<br />

Abbildung 3.14 Erreichbarkeit von Mittel- und Oberzentren mit dem Pkw 2007 ...........................................37<br />

Abbildung 3.15 Erreichbarkeit von Infrastruktureinrichtungen des täglichen Bedarfs innerhalb<br />

von zehn Minuten zu Fuß ......................................................................................................38<br />

Abbildung 3.16 Siedlungsstrukturelle Gebietstypen des BBSR .....................................................................39<br />

Abbildung 3.17 Zusammengefasster Kreistyp nach Stadt-Umland Beziehungen ..........................................41<br />

Abbildung 3.18 Siedlungsstrukturelle Kreistypen ...........................................................................................41<br />

Abbildung 3.19 Zentrale Mobilitätskenngrößen nach Kreistypen ...................................................................42<br />

Abbildung 3.20 Wegezwecke nach Kreistypen ..............................................................................................43<br />

Abbildung 3.21 Modal Split (Verkehrsaufkommen): gesamt 2002 und <strong>2008</strong> sowie nach<br />

Bundesländern <strong>2008</strong> .............................................................................................................44<br />

Abbildung 3.22 Modal Split (Verkehrsaufkommen) nach Kreistypen..............................................................45


Abbildung 3.23 Modal Split (Verkehrsleistung) nach Kreistypen ....................................................................45<br />

Abbildung 3.24 Verkehrsaufkommen nach Hauptverkehrsmittel und Kreistypen ...........................................46<br />

Abbildung 3.25 Verkehrsleistung nach Hauptverkehrsmittel und Kreistypen .................................................47<br />

Abbildung 3.26 Modal Split (Verkehrsaufkommen) nach Ortsgrößenklassen der verdichteten Kreise<br />

und Kernstädte ......................................................................................................................48<br />

Abbildung 3.27 Anzahl der Pkw in den Haushalten:gesamt 2002 und <strong>2008</strong> sowie nach<br />

Bundesländern <strong>2008</strong> .............................................................................................................49<br />

Abbildung 3.28 ÖV-Anteile in Kernstädten und verdichteten Kreisen nach Bundesländern ..........................50<br />

Abbildung 3.29 Verkehrsaufkommen nach Kreistypen 2002 und <strong>2008</strong> ..........................................................51<br />

Abbildung 3.30 Verkehrsleistung nach Kreistypen 2002 und <strong>2008</strong> ................................................................51<br />

Abbildung 3.31 Verteilung der Haushalte und Personen auf Haushaltstypen ................................................55<br />

Abbildung 3.32 Kreistypen der Wohnorte nach Haushaltstypen ....................................................................56<br />

Abbildung 3.33 Monatliches Haushaltsnettoeinkommen in Euro ...................................................................57<br />

Abbildung 3.34 Anzahl der Pkw in den Haushalten:gesamt 2002 und <strong>2008</strong> sowie nach<br />

monatlichem Haushaltsnettoeinkommen <strong>2008</strong> in Euro .........................................................58<br />

Abbildung 3.35 Gründe für Pkw-Verzicht nach Haushalts- und Kreistypen....................................................59<br />

Abbildung 3.36 Anzahl der Pkw in den Haushalten:gesamt 2002 und <strong>2008</strong> sowie nach<br />

Bundesländern <strong>2008</strong> .............................................................................................................60<br />

Abbildung 3.37 Anzahl der Fahrräder in den Haushalten:gesamt 2002 und <strong>2008</strong> sowie nach<br />

Haushaltsgröße <strong>2008</strong> ............................................................................................................61<br />

Abbildung 3.38 Anzahl der Pkw in den Haushalten:gesamt 2002 und <strong>2008</strong> sowie nach<br />

Haushaltstypen <strong>2008</strong> .............................................................................................................62<br />

Abbildung 3.39 Mobilitätsquote und mittlere Wegezahl nach Haushaltstypen ...............................................63<br />

Abbildung 3.40 Mittlere Unterwegszeit und Tagesstrecke nach Haushaltstypen ...........................................64<br />

Abbildung 3.41 Wegezwecke nach Haushaltstypen .......................................................................................65<br />

Abbildung 3.42 Modal Split (Verkehrsaufkommen) nach Haushaltstypen ......................................................66<br />

Abbildung 3.43 Modal Split (Verkehrsaufkommen) nach monatlichem Haushaltsnettoeinkommen<br />

in Euro ...................................................................................................................................67<br />

Abbildung 3.44 Modal Split (Verkehrsaufkommen) nach Anzahl der Pkw im Haushalt ..................................68<br />

Abbildung 3.45 Abweichung von der durchschnittlichen Tagesstrecke nach monatlichem<br />

Haushaltsnettoeinkommen in Euro........................................................................................68<br />

Abbildung 3.46 Pkw-Führerscheinbesitz nach Geschlecht und nach Altersgruppen 2002 und <strong>2008</strong> ............70<br />

Abbildung 3.47 Pkw-Führerscheinbesitz von Männern und Frauen nach Altersgruppen 2002 und <strong>2008</strong> ......71<br />

ABBILDUNSGVERZEICHNIS<br />

197


Abbildung 3.48 Pkw-Führerscheinbesitz nach ökonomischem Status des Haushalts ...................................72<br />

Abbildung 3.49 ÖPNV-Nutzer und Wege im ÖPNV nach Fahrkartenart ........................................................73<br />

Abbildung 3.50 Zentrale Mobilitätskenngrößen nach Altersgruppen ..............................................................75<br />

Abbildung 3.51 Wegezwecke nach Altersgruppen der Personen ...................................................................76<br />

Abbildung 3.52 Modal Split (Verkehrsaufkommen) nach Altersgruppen ........................................................77<br />

Abbildung 3.53 Anteil Personenkilometer in Relation zum Anteil an der jeweiligen Altersgruppe ..................78<br />

Abbildung 3.54 Zentrale Mobilitätskenngrößen nach Geschlecht ..................................................................79<br />

Abbildung 3.55 Wegezwecke von Männern und Frauen nach Altersgruppen ................................................81<br />

Abbildung 3.56 Wegezwecke nach Lebensphase der Personen ...................................................................83<br />

Abbildung 3.57 Zentrale Mobilitätskenngrößen nach Pkw-Führerscheinbesitz ..............................................84<br />

Abbildung 3.58 Personen mit einer gesundheitlichen Einschränkung und Art der Einschränkung ................85<br />

Abbildung 3.59 Personen mit einer gesundheitlichen Einschränkung 2002 und <strong>2008</strong> ..................................86<br />

Abbildung 3.60 Modal Split (Verkehrsaufkommen und -leistung) 2002 und <strong>2008</strong> ..........................................88<br />

Abbildung 3.61 Index (Verkehrsaufkommen und -leistung) nach Hauptverkehrsmittel 2002 und <strong>2008</strong> .........88<br />

Abbildung 3.62 Mittlere Wegelängen und Wegedauern nach Hauptverkehrsmitteln 2002 und <strong>2008</strong> ............89<br />

Abbildung 3.63 Mittlere Wegelängen bei MIV-Mitfahrern und MIV-Fahrern nach Kreistypen<br />

198 ABBILDUNSGVERZEICHNIS<br />

2002 und <strong>2008</strong> ......................................................................................................................90<br />

Abbildung 3.64 Pkw-Besetzungsgrad nach Wegezwecken ...........................................................................91<br />

Abbildung 3.65 MIV-Anteile nach Altersgruppen ............................................................................................91<br />

Abbildung 3.66 Übliche Nutzung des Pkw nach Altersgruppen: gesamt 2002 und <strong>2008</strong> sowie<br />

nach Altersgruppen <strong>2008</strong>.......................................................................................................92<br />

Abbildung 3.67 Wegezwecke nach Hauptverkehrsmittel ...............................................................................93<br />

Abbildung 3.68 MIV-Anteile für Männer und Frauen nach Altersgruppen ......................................................94<br />

Abbildung 3.69 Übliche Nutzung des Pkw nach Kreistypen 2002 und <strong>2008</strong> ..................................................95<br />

Abbildung 3.70 Verkehrsaufkommen nach Hauptverkehrsmittel und Kreistypen ...........................................97<br />

Abbildung 3.71 Modal Split-Anteile von Fahrrad und „zu Fuß“ nach Wegelängen .........................................98<br />

Abbildung 3.72 Mittlere Wegedauern nach Hauptverkehrsmitteln und Wegezwecken ..................................99<br />

Abbildung 3.73 Übliche Nutzung von Bus und Bahn in der Region nach Bundesländern ...........................101<br />

Abbildung 3.74 Verkehrsmittelkombinationen innerhalb des Hauptverkehrsmittel ÖPV ..............................102<br />

Abbildung 3.75 Verkehrsmittelkombinationen innerhalb des Hauptverkehrsmittel ÖPV nach Kreistypen ...103<br />

Abbildung 3.76 Modal Split-Anteile von ÖPV und NMIV für Männer und Frauen nach Altersgruppen ........104


Abbildung 3.77 Modal Split-Anteile von ÖPV und NMIV nach Erwerbsstatus..............................................105<br />

Abbildung 3.78 Übliche Nutzung des Fahrrads nach Alterskohorten 2002 und <strong>2008</strong> ..................................106<br />

Abbildung 3.79 Häufigkeit des Tragens eines Fahrradhelmes nach Altersgruppen .....................................107<br />

Abbildung 3.80 Übliche Nutzung des Fahrrads nach Kreistypen .................................................................108<br />

Abbildung 3.81 Übliche Nutzung des Fahrrads nach Bundesländern ..........................................................109<br />

Abbildung 3.82 Segmentierung der mobilen Personen anhand Verkehrsmittelnutzung und<br />

Erreichbarkeit ...................................................................................................................... 111<br />

Abbildung 3.83 Veränderung von Segmentgrößen durch Neudefinition der ÖV-Captives ........................... 112<br />

Abbildung 3.84 Wohnorte der Befragten ...................................................................................................... 114<br />

Abbildung 3.85 Merkmale der Potenzialgruppen.......................................................................................... 115<br />

Abbildung 3.86 Anteile der Wegezwecke am Verkehrsaufkommen ............................................................. 116<br />

Abbildung 3.87 Wegezwecke nach Wochentagen ....................................................................................... 117<br />

Abbildung 3.88 Anteile der Wegezwecke im Vergleich KONTIV 1982, <strong>MiD</strong> 2002 und <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> ................ 118<br />

Abbildung 3.89 Index (Verkehrsaufkommen und –leistung) nach Wegezwecken 2002 und <strong>2008</strong> ............... 118<br />

Abbildung 3.90 Differenzierung der Freizeitwege nach speziellen Zwecken und Wochentagen ................. 119<br />

Abbildung 3.91 Differenzierung der Einkaufswege nach Warentyp und Wochentagen ...............................120<br />

Abbildung 3.92 Modal Split (Verkehrsaufkommen) nach Wegezwecken .....................................................121<br />

Abbildung 3.93 Wegeziele zum Einkaufen und bei Erledigungen ................................................................123<br />

Abbildung 3.94 Wegezwecke von regelmäßigen beruflichen Wegen im Wirtschaftsverkehr .......................125<br />

Abbildung 3.95 Bewertung der Erreichbarkeit der Schule mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln ...............128<br />

Abbildung 3.96 Bewertung der Erreichbarkeit von Einkaufsmöglichkeiten des täglichen Bedarfs<br />

mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln .................................................................................129<br />

Abbildung 3.97 Bewertung der Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln ...130<br />

Abbildung 3.98 Startzeiten der Wege nach Wochentagen: Werktage, Samstag und Sonntag ....................134<br />

Abbildung 3.99 Startzeiten der Einkaufswege werktags und samstags 2002 und <strong>2008</strong> ..............................135<br />

Abbildung 3.100 Startzeiten der Wege nach Wegezwecken Montag bis Freitag ...........................................136<br />

Abbildung 3.101 Startzeiten der Wege nach Wegezwecken am Samstag ....................................................137<br />

Abbildung 3.102 Startzeiten der Wege nach Wegezwecken am Sonntag .....................................................138<br />

Abbildung 3.103 Startzeiten der Wege nach Hauptverkehrsmitteln Montag bis Freitag ................................139<br />

Abbildung 3.104 Startzeiten der Wege nach Hauptverkehrsmitteln am Samstag ..........................................140<br />

Abbildung 3.105 Startzeiten der Wege nach Hauptverkehrsmitteln am Sonntag ...........................................141<br />

ABBILDUNSGVERZEICHNIS<br />

199


Abbildung 3.106 Mobilitätsquote, mittlere Wegelänge und Wegedauer nach Wochentagen .........................142<br />

Abbildung 3.107 Verkehrsaufkommen nach Wegezwecken und Wochentagen ............................................143<br />

Abbildung 3.108 Verkehrsleistung nach Wegezwecken und Wochentagen ...................................................144<br />

Abbildung 3.109 Verkehrsleistung und Verkehrsaufkommen nach Jahreszeit und Wetter ............................146<br />

Abbildung 3.110 Mobilitätsquoten und mittlere Tagesstrecke pro mobiler Person nach Wettersituation<br />

200 ABBILDUNSGVERZEICHNIS<br />

am Stichtag..........................................................................................................................147<br />

Abbildung 3.111 Anzahl der Übernachtungen nach Reisezwecken ...............................................................151<br />

Abbildung 3.112 Hauptverkehrsmittel bei Reisen mit Übernachtung nach Reisezwecken ............................152<br />

Abbildung 4.1 CO 2-Emissionen in Deutschland nach Verursachern: 0,9 Mrd. Tonnen jährlich ..................155<br />

Abbildung 4.2 Tagesstrecken und CO 2-Emissionen nach ökonomischem Haushaltsstatus ......................157<br />

Abbildung 4.3 Tagesstrecken und CO 2-Emissionen nach Nutzersegmenten .............................................158<br />

Abbildung 4.4 CO 2-Fußabdrücke im Alltagsverkehr nach Nutzersegmenten .............................................159<br />

Abbildung 4.5 Pkw-Anteile nach Leistungsklassen 2002 und <strong>2008</strong> ...........................................................163<br />

Abbildung 4.6 Anteile der Pkw-Segmente an den direkten CO 2-Emissionen .............................................165<br />

Abbildung 4.7 Jährliche Fahrleistung nach Fahrzeugsegmenten und Baujahren ......................................166<br />

Abbildung 4.8 Pkw-CO 2-Emissionen nach Baujahren ................................................................................167<br />

Abbildung 4.9 Bevölkerung in Deutschland 2002 und <strong>2008</strong>: Grundlagen für die Hochrechnung ..............169<br />

Abbildung 4.10 Mobilitätsquote und mittlere Wegezahl nach Altersgruppen 2002 und <strong>2008</strong> .......................171<br />

Abbildung 4.11 Veränderung von Altersgruppen und Verkehrsaufkommen <strong>2008</strong> gegenüber 2002 .............172<br />

Abbildung 4.12 Veränderung von Altersgruppen und Verkehrsaufkommen nach Geschlecht <strong>2008</strong><br />

gegenüber 2002 ..................................................................................................................173<br />

Abbildung 4.13 Veränderung von Altersgruppen und Verkehrsaufkommen nach Erwerbstätigkeit <strong>2008</strong><br />

gegenüber 2002 ..................................................................................................................174<br />

Abbildung 4.14 Veränderung von Altersgruppen, Verkehrsaufkommen und Verkehrsleistung in<br />

Haushalten ohne Pkw <strong>2008</strong> gegenüber 2002 .....................................................................176<br />

Abbildung 4.15 Veränderung von Altersgruppen, Verkehrsaufkommen und Verkehrsleistung in<br />

Haushalten mit Pkw <strong>2008</strong> gegenüber 2002 ........................................................................177<br />

Abbildung 4.16 Mittlere Tagesstrecke nach Altersgruppen 2002 und <strong>2008</strong> ..................................................178<br />

Abbildung 4.17 Veränderung von Altersgruppen und Verkehrsleistung nach Geschlecht <strong>2008</strong><br />

gegenüber 2002 ..................................................................................................................179<br />

Abbildung 4.18 Mittlere Wegelänge bei Frauen und Männern nach Altersgruppen 2002 und <strong>2008</strong> ............180<br />

Abbildung 4.19 Übliche Nutzung des Pkw nach Altersgruppen 2002 und <strong>2008</strong> ..........................................181


Abbildung 4.20 Mobilitätsquote für „junge Alte“ (65 bis 74 Jahre) und „alte Alte“ (über 74 Jahre)<br />

nach ökonomischem Status des Haushalts.........................................................................182<br />

Abbildung 4.21 Wegezwecke nach Alterskohorten ......................................................................................185<br />

Abbildung 4.22 Wegezwecke der Alterskohorte 1940-1944, 2002 und <strong>2008</strong> ...............................................186<br />

ABBILDUNSGVERZEICHNIS<br />

201


taBeLLenVerZeichnis<br />

Tabelle 2.1 Stichprobe nach Bundesländern .................................................................................................10<br />

Tabelle 2.2 Hierarchie der Verkehrsmittel zur Bestimmung des Hauptverkehrsmittels .................................17<br />

Tabelle 2.3 Zentrale Mobilitätskenngrößen – <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> und 2002, MOP und KONTIV 1982,<br />

202 TABELLENVERZEICHNIS<br />

nur Personen ab 10 Jahren .........................................................................................................21<br />

Tabelle 3.1 Zentrale Mobilitätskenngrößen – <strong>MiD</strong> 2002 und <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong>, alle Personen .................................29<br />

Tabelle 3.2 Siedlungs- und Verkehrsflächenanteile in ausgewählten Großstädten und<br />

ländlichen Räumen .....................................................................................................................35<br />

Tabelle 3.3 Einwohnerdichte und Arbeitsplatzbesatz im Vergleich ausgewählter Großstädte und<br />

ländlicher Räume ........................................................................................................................36<br />

Tabelle 3.4 Abgrenzungskriterien des zusammengefassten Kreistyps .........................................................40<br />

Tabelle 3.5 Verteilung von Gemeinden, Fläche und Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland<br />

nach den zusammengefassten Kreistypen .................................................................................40<br />

Tabelle 3.6 Entwicklung der Ein- und Mehrpersonenhaushalte von 1972 bis 2006 .....................................53<br />

Tabelle 3.7 Wegezwecke nach unterschiedlichen Fahrscheinarten ..............................................................73<br />

Tabelle 3.8 Nutzung unterschiedlicher Fahrscheinarten nach Anzahl der Pkw im Haushalt .........................74<br />

Tabelle 3.9 Personenkilometer pro Tag nach Alter und Bevölkerungsanteil der Altersgruppen ....................78<br />

Tabelle 3.10 Zentrale Mobilitätskenngrößen von Männern und Frauen nach Altersgruppen ..........................80<br />

Tabelle 3.11 Personenkilometer nach Geschlecht .........................................................................................80<br />

Tabelle 3.12 Bevölkerung und Mobilitätskenngrößen nach Lebensphase ......................................................82<br />

Tabelle 3.13 Mobilitätskenngrößen von Personen ab 60 Jahren mit und ohne gesundheitlichen<br />

Einschränkungen ........................................................................................................................86<br />

Tabelle 3.14 Übliche Nutzung des Pkw nach Erwerbstätigkeit und Vorhandensein von Kindern<br />

im Haushalt .................................................................................................................................93<br />

Tabelle 3.15 Tragen eines Fahrradhelms nach Nutzungshäufigkeit des Fahrrads ......................................107<br />

Tabelle 3.16 Zielorte nach Art des Einkaufs ..................................................................................................122<br />

Tabelle 3.17 Räumliche Ziele nach Wegezwecken .......................................................................................124<br />

Tabelle 3.18 Ziele innerhalb der Stadt/des Ortes nach Wegezwecken und Gemeindegrößenklasse ...........124<br />

Tabelle 3.19 Bewertung der Erreichbarkeit unterschiedlicher Aktivitätenorte mit dem Öffentlichen<br />

Verkehr nach Häufigkeit der Pkw-Nutzung ...............................................................................130<br />

Tabelle 3.20 Bewertung verkehrsmittelspezifischer Erreichbarkeit von Aktivitätenorten nach Kreistypen ...131<br />

Tabelle 3.21 Bewertung der Erreichbarkeit unterschiedlicher Aktivitätenorte mit dem Öffentlichen<br />

Verkehr nach Entfernung zur nächsten Bushaltestelle .............................................................132


Tabelle 3.22 Bewertung der Erreichbarkeit unterschiedlicher Aktivitätenorte mit dem<br />

Öffentlichen Verkehr nach Entfernung zum nächsten Nahverkehrsbahnhof ............................132<br />

Tabelle 3.23 Nutzung des Pkw nach Altersgruppen und Witterungsbedingungen .......................................148<br />

Tabelle 3.24 Anzahl der Reisen in den letzten drei Monaten 2002 und <strong>2008</strong> ...............................................149<br />

Tabelle 3.25 Verkehrsmittelwahl für Reisen unterschiedlicher Entfernung ....................................................150<br />

Tabelle 3.26 Hauptverkehrsmittel der Reisen 2002 und <strong>2008</strong> .......................................................................152<br />

Tabelle 4.1 CO 2-Emissionswerte pro Person und Tag nach Haushaltstypen ..............................................160<br />

Tabelle 4.2 CO 2-Emissionswerte pro Person und Tag nach Altersgruppen .................................................161<br />

Tabelle 4.3 Vergleich von Pkw-Kennwerten der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> mit offiziellen Statistiken ..................................162<br />

Tabelle 4.4 Vergleich der KBA-Segmentanteile der Pkw in <strong>MiD</strong> mit Angaben des<br />

Kraftfahrtbundesamtes ..............................................................................................................163<br />

Tabelle 4.5 Vergleich von Fahrzeugmarken in <strong>MiD</strong> mit Angaben des Kraftfahrtbundesamtes ....................164<br />

Tabelle 4.6 Jahresfahrleistung nach KBA-Segmenten ................................................................................164<br />

Tabelle 4.7 Erwerbstätigenanteile nach Erwerbstätigkeitsstatus und Altersgruppen 2002 und <strong>2008</strong>..........175<br />

Tabelle 4.8 Mobilitätsquote nach Altersgruppen und ökonomischem Status des Haushalts .......................182<br />

Tabelle 4.9 Alter der Personen in den Alterskohorten in <strong>MiD</strong> 2002 und <strong>2008</strong> .............................................183<br />

Tabelle 4.10 Anteil der Erwerbstätigen nach Geschlecht in den Alterskohorten in <strong>MiD</strong> 2002 und <strong>2008</strong> .......184<br />

Tabelle 4.11 Mittlere Wegezahl nach Geschlecht in den Alterskohorten in <strong>MiD</strong> 2002 und <strong>2008</strong> ...................184<br />

TABELLENVERZEICHNIS<br />

203


stichWortVerZeichnis<br />

a<br />

B<br />

c<br />

D<br />

e<br />

Agglomerationsraum ............................. 39<br />

Aktivitäten .............................................. 4, 15, 31, 52, 116-119, 130-132, 141<br />

ältere Menschen, Renter ....................... 72, 77, 82, 83, 113, 168, 170<br />

Alterskohorte ......................................... 30, 70, 106, 183-185, 187<br />

Arbeit ..................................................... 3, 15, 17, 28, 36, 72-75, 100, 116, 129-132, 183<br />

Arbeitsplatzbesatz ................................. 36<br />

Arbeitswege .......................................... 2, 23, 64, 79, 100, 116, 120, 183, 185<br />

Ausbildung ............................................ 4, 21, 72, 100, 116, 117, 127-132, 135, 139<br />

Ausbildungsverkehr ............................... 135, 139<br />

Bahn ...................................................... 5, 7, 96, 100, 110-114, 131, 132, 149, 152-159<br />

Begleitwege ........................................... 21, 64, 75, 83, 121<br />

Besetzungsgrad .................................... 3, 14, 87, 90, 139, 156<br />

Bevölkerung .......................................... 1, 10, 32-40, 43, 53, 54, 73-84, 168-181<br />

Carsharing ............................................. 189<br />

CATI ...................................................... 8, 191<br />

CAWI ..................................................... 8<br />

CO2-Emissionen .................................... 5, 14, 154-161, 164-167<br />

CO2-Fußabdruck ................................... 5, 154-160<br />

DATELINE ............................................. 19<br />

Demografischer Wandel ........................ 7, 168, 169<br />

Dienstleistungen .................................... 122, 134<br />

dienstliche Wege ................................... 4, 23, 116, 117, 123, 125<br />

Einkauf .................................................. 4, 28, 29, 42, 72, 75, 100, 116, 117, 120-124, 127, 128, 133-135<br />

Einkaufswege ........................................ 79, 83, 117, 121, 122, 134, 135<br />

Einpersonenhaushalte .......................... 2, 52-56, 61-65, 160<br />

Einwohnerdichte .................................... 34, 36<br />

Emissionen ............................................ 5, 14, 154-161, 164-167<br />

Erhebungsdesign .................................. 19, 191<br />

Erreichbarkeit ........................................ 4, 22, 33, 36, 37, 127-132<br />

Erwerbsquote ........................................ 183<br />

204 STICHWORTVERZEICHNIS


f<br />

g<br />

h<br />

i<br />

J<br />

Fahrkartenart ......................................... 72<br />

Fahrleistung .......................................... 5, 18, 154, 162, 164-166<br />

Fahrrad .................................................. 1-4, 25, 26, 60, 65-67, 76, 77, 97-99, 102-113, 127-133, 144, 156-158, 189<br />

Fahrradfahrer ........................................ 110, 113, 158<br />

Fahrradhelm .......................................... 1, 107<br />

Fahrradnutzung ..................................... 72, 77, 104-108, 147, 189<br />

Fahrscheinarten .................................... 73, 74<br />

Feldzeit .................................................. 8, 144<br />

Fernreisen ............................................. 19<br />

Flugzeug ............................................... 5, 11, 17, 149-152<br />

Freizeit .................................................. 4, 28, 29, 72, 73, 75, 116-120, 123, 124, 135, 142, 145<br />

Freizeitverkehr ...................................... 28, 135, 145<br />

Freizeitwege .......................................... 64, 72, 75, 83, 116-119, 135, 145<br />

Führerschein ......................................... 69-74, 77, 84, 100, 103, 113, 181, 185<br />

Fußwege ............................................... 26, 43, 65, 66, 96-98, 103-105, 120-122, 139, 144, 147, 156<br />

Gesamtkraftstoffverbrauch .................... 161<br />

Geschäftsreisen .................................... 151-153<br />

Großstädte ............................................ 34-37<br />

Grundgesamtheit ................................... 10, 11, 18, 20<br />

Hauptverkehrsmittel .............................. 4, 16, 17, 25, 91, 94, 149, 150, 152, 156, 160<br />

Hauptwegezweck .................................. 16, 17, 30, 91, 93<br />

Hausfrauen ............................................ 81, 83<br />

Haushaltsbefragung .............................. 8, 9, 13, 83<br />

Haushaltseinkommen ............................ 22, 52, 57-59, 66, 67<br />

Haushaltsgröße ..................................... 17, 34, 35, 52, 53, 57, 103<br />

Haushaltsstatus ..................................... 71, 157, 158<br />

Haushaltsstruktur .................................. 7, 53, 59<br />

Haushaltstypen ..................................... 52-56, 59, 61, 63, 64, 160<br />

Infrastruktureinrichtungen ..................... 22, 33, 38<br />

INVERMO ............................................. 19<br />

IV-Stammnutzer .................................... 4, 110, 112<br />

Jugendliche ........................................... 34, 74-77, 91, 99, 103-106, 121, 172, 181, 182<br />

STICHWORTVERZEICHNIS<br />

205


k<br />

L<br />

M<br />

n<br />

o<br />

Kinder .................................................... 17, 52-56, 58, 61-65, 74-77, 79, 83, 87, 91, 103-105, 121<br />

Kleinstädte, Landgemeinden ................. 37<br />

Kohorte .................................................. 5, 30, 70, 75, 106, 168, 183-187<br />

KONTIV ................................................. 13, 14, 16-21, 25, 26, 117, 118<br />

Kraftstoffverbrauch ................................ 161, 164, 165<br />

Kreistypen ............................................. 2, 33, 38-43, 51, 95, 97, 102, 108, 131, 186, 187<br />

Ländlicher Raum ................................... 36, 39-41<br />

Lebensphasen ....................................... 53, 64, 81-83, 89, 104, 113<br />

Lebenszyklus ........................................ 53, 65<br />

Mehrpersonenhaushalte ....................... 2, 52-56, 61, 63-65<br />

Methodenbericht ................................... 7, 8, 13, 14, 20, 191<br />

Mittelstädte ............................................ 37<br />

MIV-Fahrer ............................................ 17, 21, 25, 26, 66, 89-91, 126, 139<br />

MIV-Mitfahrer ......................................... 17, 21, 25-27, 65, 89-91, 121, 139, 160<br />

MIV-Stammnutzer ................................. 4, 110<br />

Mobilitätseinschränkung ........................ 3, 69, 85<br />

Mobilitätskenngrößen ............................ 7, 8, 21, 22, 42, 82, 86, 141, 145<br />

Mobilitätsmuster .................................... 70, 80<br />

Mobilitätsquote ...................................... 1, 2, 5, 20, 23, 24, 42, 52, 62, 74, 75, 79, 84, 133, 170, 182<br />

Mobilitätsverhalten ................................ 13, 14, 18, 19, 22, 33, 52-54, 65, 66, 79-85, 87, 116, 154, 155, 157,<br />

206 STICHWORTVERZEICHNIS<br />

168-172, 182, 186, 187<br />

Modal Split ............................................ 1, 2, 5, 25-27, 43, 49, 65-68, 76, 79, 95, 98, 147, 157<br />

MOP ...................................................... 17-21<br />

Motorisierten Individualverkehr ............. 1, 23, 87<br />

Motorisierung ........................................ 2, 31, 66, 76, 162, 189<br />

Nicht-motorisierter Individualverkehr ..... 1, 23, 37, 43, 97, 98, 103, 104, 108, 130<br />

Nutzerhandbuch .................................... 7, 8, 13, 14, 16, 22, 191<br />

Öffentlicher Verkehr............................... 1-5, 23, 25-27, 37, 43, 49, 76, 97, 99, 102-105, 110, 111, 114, 130, 132<br />

Öffnungszeiten ...................................... 4, 116, 134<br />

ökonomischer Status ............................. 17, 103, 182<br />

Öffentlicher Nahverkehr, ÖPNV ............ 72, 73, 96-100, 111-114, 158<br />

Ortstypen ............................................... 37<br />

Ost-West-Unterschied ........................... 49, 59<br />

ÖV-Captives .......................................... 110-113<br />

ÖV-Gelegenheitskunden ....................... 110-114, 158<br />

ÖV-Stammkunden ................................. 110-113, 159


P<br />

r<br />

s<br />

t<br />

u<br />

Panelerhebung ...................................... 14, 18<br />

PAPI ...................................................... 8<br />

Pendler .................................................. 5, 149-152, 159<br />

Personenmerkmale ............................... 19, 22, 33, 69, 74, 87<br />

Personenverkehr ................................... 14, 15, 23, 24, 44, 110, 127<br />

Personenverkehrsaufkommen .............. 22, 29<br />

Personen-Wegeinterviews .................... 9, 11<br />

Pkw-Verfügbarkeit ................................. 57, 58, 69, 73, 74, 110<br />

politische Ortsgrößenklasse .................. 47, 48<br />

private Erledigungen ............................. 75, 116<br />

Public-Use-File ...................................... 191<br />

Raumstruktur ......................................... 2, 7, 33, 38, 52<br />

Raumtyp ................................................ 10, 14, 33, 34, 37, 42, 54, 62, 71-73, 112, 130, 161<br />

regelmäßige berufliche Wege ............... 4, 16, 125, 133<br />

Regionstypen ........................................ 1, 7, 10<br />

Reisen ................................................... 5, 10, 14, 87, 149-153, 191<br />

Reiseverhalten ...................................... 25, 151<br />

Reisezwecke ......................................... 5, 149, 151<br />

Schienenpersonenverkehr .................... 4, 127<br />

Schüler .................................................. 72, 81-83, 127<br />

Siedlungsdichte ..................................... 33, 35, 36, 47, 96, 188<br />

Siedlungsstruktur .................................. 2, 10, 14, 15, 22, 33, 34, 38, 39, 41, 42, 69, 87, 94<br />

SrV ........................................................ 18, 19<br />

Stichprobe ............................................. 8, 10, 18, 19, 53, 57, 169, 191<br />

Stichtagsabfrage ................................... 11, 15, 19<br />

Tagesgang ............................................. 133, 134, 139<br />

Tagesstrecken ....................................... 3, 5, 63, 67-69, 74, 79, 154, 157, 160<br />

Umweltverbund ..................................... 3, 97, 103-105, 122, 186, 189<br />

Unterwegszeiten ................................... 22, 31, 74, 79, 84, 133, 175<br />

STICHWORTVERZEICHNIS<br />

207


V<br />

W<br />

Z<br />

Verkehrsaufkommen ............................. 1-5, 23, 26, 33, 46, 51, 87, 97, 98, 116, 118, 133, 141, 142, 144, 145,<br />

Verkehrsbeteiligung ............................... 11, 144<br />

Verkehrsinfrastruktur ............................. 36, 189<br />

208 STICHWORTVERZEICHNIS<br />

147, 169, 170, 176, 177<br />

Verkehrsleistung .................................... 1-5, 23, 24, 26, 27, 29, 33, 45, 46, 47, 67, 68, 77, 80, 87, 89, 98, 118,<br />

133, 142, 145, 176-180<br />

Verkehrsmittel ....................................... 1-5, 11, 16, 17, 25, 33, 43-46, 52, 66, 76, 82, 91, 92, 96, 97, 105, 110,<br />

Verkehrsmittelwahl ................................ 15, 122, 149, 150, 181<br />

Verkehrsnachfrage ................................ 20, 33, 133, 134, 169 ,190<br />

Verkehrsvolumen .................................. 133, 188<br />

113, 116, 122, 125-130, 139, 144, 148-150, 158-161, 168, 181, 188, 189<br />

Weg ....................................................... 1-5, 11, 15-20, 23-28, 42-48, 65-69, 72-76, 82-84, 87, 89, 97-102, 116,<br />

125, 133, 161<br />

Wegeanzahl .......................................... 5, 74, 75, 83, 84, 89, 168, 171, 178, 183, 184<br />

Wegeaufkommen .................................. 26, 44, 66, 74, 103, 125, 139, 145, 173<br />

Wegedauer ............................................ 89, 98, 99, 142, 144<br />

Wegeinterview ....................................... 8, 9, 11, 26<br />

Wegeketten ........................................... 14, 15, 135<br />

Wegelänge, Wegeentfernungen ............ 14, 20, 21, 26, 28, 89, 90, 98, 141-144, 161, 180<br />

Wegemerkmale ..................................... 13<br />

Wegezahl .............................................. 22-24, 28, 30, 31, 42, 62, 74, 75, 133 ,139, 148, 175, 183<br />

Wegezeit ............................................... 42, 63, 89, 142<br />

Wegezwecke ......................................... 4, 15, 28, 29, 43, 73, 75, 83, 116-118, 121-124, 185, 186<br />

Wetter .................................................... 133, 144-148<br />

Wirtschaftsverkehr ................................ 4, 11, 13, 14, 16, 18, 19, 125, 126<br />

Zeitbudget ............................................. 31<br />

Zentralität .............................................. 33

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