Ergebnisbericht MiD 2008 (PDF) - Infas
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eauftragt vom<br />
<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong><br />
Mobilität in Deutschland <strong>2008</strong><br />
<strong>Ergebnisbericht</strong><br />
Struktur – Aufkommen – Emissionen – Trends
BietergeMeinschaft<br />
infas institut für angewandte sozialwissenschaft gmbh<br />
Friedrich-Wilhelm-Straße 18, 53113 Bonn<br />
Robert Follmer<br />
Dana Gruschwitz<br />
Birgit Jesske<br />
Sylvia Quandt<br />
Telefon +49 (0228) 3822-0<br />
Telefax +49 (0228) 310071<br />
Internet: www.infas.de<br />
Deutsches Zentrum für Luft- und raumfahrt e.V.<br />
institut für Verkehrsforschung<br />
Rutherfordstraße 2, 12489 Berlin<br />
Barbara Lenz<br />
Claudia Nobis<br />
Katja Köhler<br />
Markus Mehlin<br />
Telefon +49 (0)30/ 67055-204<br />
Telefax +49 (0)30/ 67055-283<br />
Internet: www.dlr.de/vf<br />
Projektseite: www.mobilitaet-in-deutschland.de<br />
Die diesem Bericht zugrunde liegenden Arbeiten wurden im Auftrag des<br />
Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />
unter FE-Nr. 70.801/2006 durchgeführt.<br />
Die Verantwortung für den Inhalt liegt allein beim Autor.<br />
Bonn und Berlin, Februar 2010<br />
PN 3849
“Wenn der in der Bundesrepublik noch nicht zum Abschluß<br />
gekommene Prozeß der Motorisierung auch nur annähernd<br />
im bisherigen Tempo weitergeht, kann es zu einem Verkehrsfiasko kommen,<br />
gegen das die bisherigen Verhältnisse auf diesem Sektor<br />
rührend unkompliziert sind“.<br />
zitiert aus „man auf der Straße“<br />
infas-Studie zur Verkehrssituation in Deutschland 1960
VorBeMerkung<br />
Die vorliegende Studie „Mobilität in Deutschland <strong>2008</strong>“ (<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong>) setzt eine Reihe von Verkehrserhebungen fort, die bereits<br />
seit Mitte der 1970er Jahre für das Bundesgebiet mit jeweils ähnlichem Erhebungsdesign erhoben wurde. Ziel der Befragungen<br />
privater Haushalte war es, repräsentative Daten zum Alltagsverkehr der Bevölkerung einschließlich wesentlicher Basisvariablen<br />
des Haushalts und der Personen zu erfassen.<br />
Auftraggeber dieser Studien war das jeweilige Bundesverkehrsministerium. In den Jahren 1976, 1982 und 1989 wurden die Kontinuierlichen<br />
Erhebungen zum Verkehrsverhalten (KONTIV) in Westdeutschland durchgeführt. In der Fortsetzung dieser Tradition<br />
wurde nach einer umfangreichen Vorstudie im Jahr 2001 eine neue KONTIV-Erhebung unter dem Namen „Mobilität in Deutschland<br />
2002“ (<strong>MiD</strong> 2002) beauftragt. Mit der Durchführung wurden das infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH und<br />
das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) betraut.<br />
Die <strong>MiD</strong> 2002 knüpfte als erstes gesamtdeutsches Projekt in den Kernelementen an die KONTIV-Erhebungen in Westdeutschland<br />
an: Über ein Jahr wurden zufällig ausgewählte Haushalte zu ihrem Verkehrsverhalten an einem vorgegebenen Stichtag<br />
befragt und zusätzlich um die Angabe verkehrsrelevanter Informationen zum gesamten Haushalt und zu den einzelnen Mitgliedern<br />
des Haushalts gebeten.<br />
Im Jahr <strong>2008</strong> wurde diese Studie durch die vorliegende Erhebung aktualisiert. Um die bisher gewonnene Zeitreihe zu verlängern,<br />
stand eine weitgehende Replikation des Studiendesigns der <strong>MiD</strong> 2002 im Vordergrund. Im Ergebnis können aktuelle Informationen<br />
zur Alltagsmobilität gewonnen und aus dem Vergleich der beiden Erhebungen 2002 und <strong>2008</strong> wichtige Erkenntnisse zu Veränderungen<br />
der Alltagsmobilität abgeleitet werden. Mit der gemeinsamen Durchführung wurden das infas Institut für angewandte<br />
Sozialwissenschaft GmbH in Bonn sowie das Institut für Verkehrsforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V.<br />
(DLR) in Berlin beauftragt.<br />
Der vorliegende Endbericht bietet neben der Darstellung der Ergebnisse zur Mobilität <strong>2008</strong> erste vertiefende Auswertungen. Sie<br />
geben einen detaillierten Einblick in das räumliche Mobilitätsverhalten von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen in unterschiedlichen<br />
Regionen. Zusätzlich gestatten sie, die Mobilitätsentwicklung über die Zeit an verschiedenen Stellen genauer zu<br />
betrachten. Dabei zeigen sich zahlreiche höchst bemerkenswerte Entwicklungen – bemerkenswert nicht zuletzt deshalb, weil sich<br />
mit der differenzierten Betrachtung der Blick auf die sehr unterschiedliche Dynamik dieser Entwicklungen öffnet.<br />
Eine ausführliche Darstellung des Studiendesigns und des Vorgehens liefert der getrennt vorliegende Methodenbericht. Er enthält<br />
auch eine Dokumentation aller im Verlauf der Studie eingesetzten Materialien. Zusammen mit dem inhaltlichen <strong>Ergebnisbericht</strong>,<br />
einem ausführlichem Nutzerhandbuch und weiteren Materialien steht der Methodenbericht auf den Internetseiten des Projekts<br />
unter www.mobilitaet-in-deutschland. de zum Download zur Verfügung.<br />
infas – Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH<br />
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. – Institut für Verkehrsforschung
inhaLtsVerZeichnis<br />
<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> – Ergebnistelegramm .............................................................................................. 1<br />
1. einleitung ..................................................................................................................... 7<br />
2. aufbau der studie ....................................................................................................... 8<br />
2.1 Konzeption der Erhebung.............................................................................................. 8<br />
2.2 Auswertungspotenzial der Erhebung ......................................................................... 13<br />
2.3 Definition grundlegender Begriffe ................................................................................ 16<br />
2.4 Vergleich der Studie <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> mit anderen Mobilitätserhebungen ............................ 18<br />
3. ergebnisse <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> – grundauswertung ............................................................. 22<br />
3.1 Zentrale Mobilitätskenngrößen für Deutschland.......................................................... 23<br />
3.2 Differenzierung der Mobilitätskenngrößen .................................................................. 33<br />
3.2.1 Raum- und Siedlungsstruktur ......................................................................................................33<br />
3.2.2 Haushaltsmerkmale ....................................................................................................................52<br />
3.2.3 Personenmerkmale .....................................................................................................................69<br />
3.3 Analyse spezifischer Teilbereiche ............................................................................... 87<br />
3.3.1 Motorisierter Individualverkehr ...................................................................................................87<br />
3.3.2 Öffentlicher Verkehr und Nicht-motorisierter Individualverkehr ...................................................97<br />
3.3.3 Nutzersegmente ........................................................................................................................ 110<br />
3.3.4 Wegezwecke ............................................................................................................................. 116<br />
3.3.5 Erreichbarkeit ............................................................................................................................127<br />
3.3.6 Tages-, Wochen- und Jahresgang ............................................................................................133<br />
3.3.7 Reisen .......................................................................................................................................149<br />
4. ergebnisse <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> – ausgewählte themen ..................................................... 154<br />
4.1 Umwelt und Verkehr .................................................................................................. 154<br />
4.2 Demografischer Wandel ............................................................................................ 168<br />
5. fazit und ausblick ................................................................................................... 189<br />
6. Verfügbare Materialien zur <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> ..................................................................... 191<br />
Literaturverzeichnis ............................................................................................................. 193<br />
Abkürzungsverzeichnis........................................................................................................ 195<br />
Abbildunsgverzeichnis ......................................................................................................... 196<br />
Tabellenverzeichnis ............................................................................................................. 202<br />
Stichwortverzeichnis ............................................................................................................ 204
<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> – ergeBnisteLegraMM<br />
ÜBer <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong><br />
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Die Studie „Mobilität in Deutschland <strong>2008</strong>“ (<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong>)<br />
hat das Mobilitätsverhalten der in Deutschland lebenden<br />
Menschen zum Gegenstand: Wie oft sind die Menschen<br />
unterwegs? Welche Verkehrsmittel nutzen sie? Zu<br />
welchem Zweck sind sie unterwegs? Wie weit sind die<br />
Wege und wie lange sind die Menschen unterwegs?<br />
Die <strong>MiD</strong> stellt zusätzlich umfassende Informationen zu<br />
den Mobilitätsvoraussetzungen bereit, zum Beispiel: Mit<br />
welchen Fahrzeugen sind die Haushalte ausgestattet?<br />
Wer besitzt einen Führerschein? Wo leben die Menschen?<br />
Ziel der Studie ist die Bereitstellung einer umfassenden<br />
und breiten Datengrundlage für Politik, Planung und<br />
Wissenschaft.<br />
<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> ist die Nachfolgestudie zu „Mobilität in<br />
Deutschland 2002“ (<strong>MiD</strong> 2002). Die Studien sind weitestgehend<br />
vergleichbar. Einzelne Fragen, wie zum Beispiel<br />
Gründe für den Pkw-Verzicht, Nutzung eines Fahrradhelms<br />
oder räumliche Zuordnung von Wegezweck-<br />
Zielen, sind neu.<br />
In der bundesweiten Basiserhebung wurden die Angaben<br />
von 25.922 Haushalten und 60.713 Personen zu<br />
193.290 Wegen, 34.601 Fahrzeugen und 36.182 Reisen<br />
erfasst. Damit ist eine Differenzierung der Aussagen<br />
nach Bundesländern und Regionstypen möglich. Zusätzlich<br />
zur Basisstichprobe wurden in zehn regionalen<br />
Aufstockungsstichproben 24.021 weitere Haushaltsinterviews<br />
realisiert.<br />
Auftraggeber der Studie ist das Bundesministerium für<br />
Verkehr, Bau und Stadtentwicklung.<br />
Die Erhebung wurde von infas, Institut für angewandte<br />
Sozialwissenschaft, in Bonn durchgeführt. Partner bei<br />
der Vorbereitung und Auswertung der Ergebnisse war<br />
das DLR, Institut für Verkehrsforschung, Berlin.<br />
kernBotschaften<br />
•<br />
Im Vergleich zu den Ergebnissen des Jahres 2002 hat<br />
sich <strong>2008</strong> auf den ersten Blick wenig verändert: Die Zahl<br />
der täglichen Wege wächst nur leicht von 272 auf 281<br />
Mio.<br />
• Der Modal Split verändert sich ebenfalls nur geringfügig<br />
zugunsten des Öffentlichen Verkehrs und des Fahrrads.<br />
Das tägliche Verkehrsaufkommen steigt nur moderat –<br />
wobei die Zahlen des Motorisierten Individualverkehrs<br />
stabil bleiben und Fahrrad und Öffentlicher Verkehr<br />
zulegen.<br />
•<br />
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•<br />
Unter dieser relativ stillen Oberfläche deuten sich jedoch<br />
unterschiedliche Veränderungen an: Das bei etwa<br />
gleichbleibender Bevölkerung etwas wachsende Verkehrsaufkommen<br />
ist wesentlich auf eine ausgeprägtere<br />
Mobilität der heutigen Senioren zurückzuführen. Sie sind<br />
aktiver als frühere Generationen in diesem Alter und<br />
nutzen, nicht zuletzt aufgrund ihrer bisherigen Verkehrssozialisation,<br />
häufiger das Auto.<br />
Anders die junge Bevölkerung insbesondere im urbanen<br />
Raum: Ihre Vertreter verlassen sich noch mehr als früher<br />
auf den Öffentlichen Verkehr oder das eigene Fahrrad.<br />
Dies geht mit erstmalig sinkenden Führerscheinquoten<br />
in dieser Gruppe einher.<br />
Die Ergebnisse lassen also auch eine Trendwende<br />
vermuten, deren Fortgang sich aber in den kommenden<br />
Jahren erweisen muss.<br />
MoBiLitÄtskenngrÖssen<br />
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90 Prozent aller Personen gehen an einem durchschnittlichen<br />
Tag aus dem Haus; im Durchschnitt werden 3,4<br />
Wege pro Tag zurückgelegt. Gegenüber 2002 sind das<br />
plus vier Prozentpunkte bei der Mobilitätsquote und plus<br />
0,1 Wege – das heißt: die Mobilität in Deutschland ist<br />
weiter leicht gewachsen.<br />
Ingesamt werden pro Tag in Deutschland im Personenverkehr<br />
281 Mio. Wege (Verkehrsaufkommen) und 3,2<br />
Mrd. Personenkilometer (Verkehrsleistung) zurückgelegt.<br />
Damit bleiben die Wachstumsraten gegenüber 2002<br />
moderat. 2002 betrug das Verkehrsaufkommen 272 Mio.<br />
Wege pro Tag, die Verkehrsleistung lag bei täglich 3.044<br />
Mio. Personenkilometern.<br />
Der Pkw bleibt das wichtigste Verkehrsmittel, das<br />
Wachstum im MIV ist aber deutlich abgeschwächt. Im<br />
Gegenzug nehmen Öffentlicher Verkehr und Nichtmotorisierter<br />
Individualverkehr leicht an Bedeutung zu.<br />
Möglicherweise deutet sich hier eine Trendwende an.<br />
MID <strong>2008</strong> – ERGEBNISTELEGRAMM 1
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Freizeit und Einkaufen sind die häufigsten Gründe, um<br />
aus dem Haus zu gehen; zusammen bilden sie über 50<br />
Prozent der Wegezwecke. Gleichzeitig geht die Bedeutung<br />
von Arbeitswegen und dienstlichen Wegen weiter<br />
zurück. Ein wichtiger Hintergrund hierfür sind die weitere<br />
Zunahme der Einpersonenhaushalte und der demografische<br />
Wandel.<br />
Der Spitzentag in punkto Mobilität ist der Freitag. Die<br />
Verkehrsleistung beträgt dann 3,8 Mrd. Personenkilometer<br />
gegenüber rund 3,0 Mrd. Personenkilometern an den<br />
anderen Werk tagen.<br />
MoBiLitÄt unD sieDLungsstruktur<br />
•<br />
Das Grundbedürfnis nach Mobilität, gemessen anhand<br />
der Mobilitätsquote, ist über alle Raumstrukturen hinweg<br />
gleich stark ausgeprägt.<br />
• In den verdichteten Räumen nehmen Verkehrsaufkommen<br />
und Verkehrsleistung zu, in den ländlichen Kreisen<br />
dagegen ab. In den Kernstädten hat sich gegenüber<br />
2002 in dieser Beziehung nichts verändert. Die jeweils<br />
unterschiedliche Dynamik ist vor allem vor dem Hintergrund<br />
der Bevölkerungsentwicklung und des demografischen<br />
Wandels zu betrachten.<br />
•<br />
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Bewohner der ländlichen Räume sind gleich häufig<br />
unterwegs wie die Bewohner der verdichteten Kreise<br />
und der Kernstädte. Dabei legen sie längere Strecken<br />
zurück, sind aber weniger lange unterwegs.<br />
Die Bewohner der Kernstädte sind wesentlich häufiger<br />
mit Öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuß unterwegs<br />
als die Bewohner der verdichteten und der ländlichen<br />
Kreise.<br />
Die Hälfte aller Pkw-Personenkilometer geht auf die<br />
Bewohner der verdichteten Kreise zurück; dort leben 48<br />
Prozent der Bevölkerung in Deutschland.<br />
• Hohe Dichte lässt hohe ÖV-Anteile am Modal Split zu.<br />
Dies zeigt nicht nur der Vergleich zwischen den Kreistypen,<br />
sondern auch die weitere Differenzierung innerhalb<br />
der einzelnen Kreistypen. So tragen die Bewohner der<br />
Kernstädte – bezogen auf ihren Anteil an der Bevölkerung<br />
– auch nur unterdurchschnittlich zu den Pkw-Personenkilometern<br />
bei.<br />
2 MID <strong>2008</strong> – ERGEBNISTELEGRAMM<br />
MoBiLitÄt iM haushaLtskonteXt<br />
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Die Anzahl der Einpersonenhaushalte in Deutschland<br />
hat sich weiter erhöht und damit auch ihr Anteil an den<br />
Haushalten insgesamt. Dies hat Auswirkungen auf das<br />
Mobilitätsgeschehen. Denn während Zwei- und Mehrpersonenhaushalte<br />
ähnliche Mobilitätsquoten besitzen, gibt<br />
es große Unterschiede bei den Einpersonenhaushalten:<br />
Junge Einpersonenhaushalte stellen den mobilsten<br />
Haushaltstyp dar; Einpersonenhaushalte, in denen die<br />
Person 60 Jahre oder älter ist, sind dagegen am wenigsten<br />
mobil.<br />
Fast die Hälfte der Einpersonenhaushalte ist ohne Auto.<br />
Vollmotorisierung ist demgegenüber das charakteristische<br />
Merkmal von Mehrpersonenhaushalten. Insgesamt<br />
verfügen 82 Prozent aller Haushalte über einen Pkw.<br />
Dies bedeutet eine leichte Zunahme gegenüber 2002.<br />
Die Ausstattung der Haushalte mit Pkw ist ganz offensichtlich<br />
abhängig vom Haushaltseinkommen: Das heißt,<br />
es besteht eine deutliche positive Abhängigkeit zwischen<br />
Haushaltseinkommen und Pkw-Besitz, die allerdings von<br />
Faktoren wie „Raumstruktur“, „Haushaltsgröße“, „Kinder<br />
im Haushalt“ und Einstellungen wie „freiwilliger Pkw-<br />
Verzicht“ überlagert wird.<br />
Keinen Pkw zu besitzen, kann auch bedeuten, dass<br />
man keinen Pkw haben will: Ein Fünftel der Haushalte<br />
ohne Pkw verzichtet aus Einstellungsgründen oder weil<br />
sie finden, dass sie einen Pkw einfach nicht brauchen.<br />
Tendenziell sind solche Haushalte eher in den Kernstädten<br />
zu finden.<br />
Sobald ein Haushalt über einen Pkw verfügt, geht der<br />
Anteil der Wege mit Öffentlichen Verkehrsmitteln drastisch<br />
zurück.<br />
Zugenommen hat auch die Ausstattung der Haushalte<br />
mit Fahrrädern. Nur noch 18 Prozent aller Haushalte<br />
sind im Jahr <strong>2008</strong> ohne Fahrrad.
MoBiLitÄt Von Personen<br />
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Pro Tag legt eine „durchschnittliche Person“ in Deutsch-<br />
land 3,4 Wege und eine Gesamtstrecke von 39 Kilometer<br />
zurück. Der einzelne Weg ist damit im Durchschnitt<br />
knapp zwölf Kilometer lang. Im Vergleich zu 2002 hat<br />
sich die Zahl der täglichen Wege um 0,1 erhöht, die<br />
durchschnittliche Tagesstrecke um zwei Kilometer. Auf<br />
den einzelnen Weg umgerechnet entspricht das einem<br />
Plus von 0,3 Kilometern.<br />
Die Zunahme der Mobilität unterscheidet sich vor allem<br />
nach dem Alter. Während bei den Jüngeren eher ein<br />
leichter Rückgang festzustellen ist, nimmt die Mobilität<br />
der Älteren deutlich zu.<br />
Vor allem in den höheren Altersgruppen wächst der<br />
Anteil an Personen mit Führerscheinbesitz, bei den<br />
jüngeren Altersgruppen bis 39 Jahre geht dieser Anteil<br />
dagegen leicht zurück. Dabei gilt: Frauen holen beim<br />
Führerscheinbesitz auf – und zwar in allen Altersklassen.<br />
Und: Wer einen Führerschein besitzt, der fährt auch mit<br />
dem Auto. Die dennoch feststellbare leichte Zunahme<br />
der ÖV-Nutzung ist vor allem auf die Zunahme bei den<br />
Gelegenheitsnutzungen zurückzuführen.<br />
Betrachtet man den „Verlauf“ der Mobilität über die<br />
Altersgruppen hinweg, dann sieht man: Ab dem Eintritt<br />
ins Teenie-Alter nehmen die Zahl der Wege, die<br />
durchschnittliche Tagesstrecke und die Unterwegszeit<br />
kontinuierlich zu. Ein erster Rückgang findet ab der<br />
Altersgruppe der 50 bis 59jährigen statt.<br />
Trotz sich verändernder Rollenbilder hat das Geschlecht<br />
nach wie vor Einfluss auf das Mobilitätsverhalten –<br />
insgesamt sind Frauen weniger mobil, legen weniger<br />
Wege und kürzere Tagesstrecken zurück als die Männer,<br />
ihre tägliche Unterwegszeit ist aber nur unwesentlich<br />
kürzer. Ob Unterschiede in dieser Form zutage treten, ist<br />
jedoch abhängig von der jeweiligen Lebenssituation und<br />
Lebensphase.<br />
Die weiterhin vorhandene geschlechtsspezifische<br />
Rollenteilung hat auch zum Ergebnis, dass Frauen zu<br />
einem höheren Anteil als Männer Begleit- und Einkaufswege<br />
durchführen.<br />
In den Altersgruppen 65+ ist der Anteil an Personen<br />
mit gefühlter Mobilitätseinschränkung gegenüber 2002<br />
geringer geworden. Haben Personen allerdings gesundheitliche<br />
Einschränkungen, dann bedeutet das: Sie<br />
sind weniger oft außer Haus als nicht-eingeschränkte<br />
Personen, sie legen im Durchschnitt weniger Wege zurück,<br />
und sie verbringen weniger Zeit damit, unterwegs<br />
zu sein.<br />
MiV – Motorisierter inDiViDuaLVerkehr<br />
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Täglich werden in Deutschland 162 Mio. Wege und 2,5<br />
Mrd. Personenkilometer mit dem Motorisierten Individualverkehr,<br />
das heißt hauptsächlich mit dem Pkw,<br />
zurückgelegt. 26 Prozent der MIV-Wege sind Wege von<br />
MIV-Mitfahrern, bei der Verkehrsleistung gehen 30 Prozent<br />
der Personenkilometer auf die Mitfahrer zurück.<br />
Die Bedeutung des Pkw ist im Vergleich zu 2002<br />
unverändert hoch, aber es kommt nur noch zu einer<br />
leichten Zunahme der Personenkilometer, womit sich ein<br />
Trendwandel sowohl beim Verkehrsaufkommen als auch<br />
bei der Verkehrsleistung andeutet.<br />
Der Besetzungsgrad der Fahrzeuge erreicht wie in 2002<br />
einen durchschnittlichen Wert von knapp 1,5 und verringert<br />
sich kaum.<br />
Männer sind weiterhin die überwiegenden Pkw-Nutzer.<br />
Die Muster werden beibehalten: Die Pkw-Nutzung ist<br />
überdurchschnittlich hoch in der mittleren Altersphase<br />
(30 bis 59 Jahre) mit hohen Anteilen an Erwerbstätigkeit<br />
und dann, wenn Kinder im Haushalt leben.<br />
Arbeits- und Dienstwege nehmen die wichtigste Position<br />
in der Pkw-Nutzung der Selbstfahrer ein, Freizeit ist der<br />
wichtigste Wegezweck bei den Mitfahrern.<br />
ÖffentLicher Verkehr unD<br />
nicht-Motorisierter inDiViDuaLVerkehr<br />
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Der Anteil von Öffentlichem Verkehr und Nicht-motorisiertem<br />
Individualverkehr („Umweltverbund“) am Verkehrsaufkommen<br />
ist gegenüber 2002 leicht gestiegen.<br />
Die Kernstädte entwickeln sich weiterhin in Richtung<br />
„Umweltverbund“. Dort fährt fast die Hälfte der ÖV-<br />
Nutzer mindestens wöchentlich mit dem Öffentlichen<br />
Verkehr.<br />
Fuß und Fahrrad werden immer mehr das neue „Nahverkehrsmittel“<br />
für Strecken bis zu fünf Kilometern;<br />
bezüglich des Fahrrads gilt dies insbesondere in den<br />
verdichteten und ländlichen Kreisen.<br />
Fußwege haben die größte Bedeutung für die Gruppe<br />
der Altersgruppe 75+.<br />
Die Kombination von Pkw und Fahrrad mit den Öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln wächst ganz allmählich, ist aber<br />
noch auf niedrigem Niveau.<br />
MID <strong>2008</strong> – ERGEBNISTELEGRAMM<br />
3
nutZersegMente<br />
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36 Prozent aller Personen sind sogenannte<br />
„MIV-Stammnutzer“, das heißt Personen, von denen ein<br />
– zumindest gelegentlicher – Wechsel auf den Öffentlichen<br />
Verkehr kaum zu erwarten ist.<br />
19 Prozent aller Personen können als potenzielle<br />
ÖV-Kunden eingestuft werden. Das Potenzial leitet sich<br />
ab aus der positiven Einschätzung dieser Personengruppe,<br />
was die Erreichbarkeit von Zielen mit dem<br />
Öffentlichen Verkehr betrifft.<br />
Die Segmente unterscheiden sich gegenüber 2002<br />
kaum. Lediglich die Zahl der ÖV-Gelegenheitsnutzer<br />
nimmt zu Lasten der ÖV-Stammnutzer leicht zu.<br />
Die ÖV-Captives können über die erstmals erhobene<br />
Frage nach dem Grund des Pkw-Verzichtes weiter<br />
differenziert werden. Ein nicht unerheblicher Teil dieser<br />
Gruppe verzichtet freiwillig auf einen Pkw.<br />
WegeZWecke<br />
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„Einkauf“, „Erledigung“ und „Freizeit“ machen insgesamt<br />
zwei Drittel aller Wege aus. Bei „Einkauf“ und „Freizeit“:<br />
Tendenz steigend.<br />
Arbeitswege und dienstliche Wege verlieren weiter an<br />
Bedeutung.<br />
„Einkaufen“ wird breiter über den Tag verteilt, dabei<br />
bleibt der Samstag der Haupteinkaufstag, an dem<br />
vermehrt auch über den alltäglichen Bedarf hinaus<br />
eingekauft wird.<br />
Längere Öffnungszeiten schlagen sich in der breiteren<br />
Verteilung des Startzeitpunktes zum Einkaufen nieder.<br />
Freizeitwege werden länger, insbesondere am Wochenende.<br />
Regional gibt es kaum Unterschiede zwischen den<br />
Wegezwecken.<br />
Ausgeprägte geschlechtsspezifische Wegezweckverteilungen<br />
gibt es nur in der mittleren Altersphase mit unterschiedlicher<br />
Erwerbstätigkeit von Männern und Frauen.<br />
Ein ausgesprochen wegezweckspezifisches Verkehrsmittel<br />
ist der Pkw für die Wegezwecke „Arbeit“ und<br />
„dienstlich“. Fuß- und Radwege haben einen hohen<br />
Anteil bei den Wegezwecken „Freizeit“, „Einkauf“, „Ausbildung“<br />
und „private Erledigungen“.<br />
Der Wirtschaftsverkehr als spezifischer „Wegezweck“<br />
beinhaltet die in <strong>MiD</strong> so bezeichneten „regelmäßigen<br />
beruflichen Wege“, die von Erwerbstätigen zurückgelegt<br />
werden (zum Beispiel Handwerker, Busfahrer, Postbo-<br />
4 MID <strong>2008</strong> – ERGEBNISTELEGRAMM<br />
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ten, Vertreter und Lieferanten), sowie die darüber hinaus<br />
erfassten sporadischen dienstlichen Wege. Der Anteil<br />
der regelmäßigen Aktivitäten am Wirtschaftsverkehr beträgt<br />
rund 80 Prozent. (Der Weg zur Arbeit gehört nicht<br />
zur Kategorie der regelmäßigen beruflichen Wege.)<br />
Insgesamt – also regelmäßige und sporadische Wege<br />
zusammengenommen – werden im Wirtschaftsverkehr<br />
in Deutschland täglich rund 20 Mio. Wege zurückgelegt.<br />
Fast sechs Prozent aller Erwerbstätigen führen regelmäßige<br />
berufliche Wege durch, davon in drei Viertel der<br />
Fälle zwischen einem und sechs Wegen am Tag.<br />
Der wichtigste Wegezweck bei den regelmäßigen beruflichen<br />
Wegen ist der Kundendienst, noch vor Transport,<br />
Abholung und Zustellung.<br />
Hauptverkehrsmittel für diese Wege ist der Pkw mit 70<br />
Prozent, gefolgt von leichten Nutzfahrzeugen und Lkw<br />
mit insgesamt 19 Prozent.<br />
erreichBarkeit<br />
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Der Pkw ist das Verkehrsmittel, das grundsätzlich am<br />
besten bewertet wird, wenn es um die Einschätzung von<br />
Erreichbarkeit geht.<br />
Der Öffentliche Verkehr wird vor allem für die Erreichbarkeit<br />
von Zielen für den Einkauf eher schlecht bewertet.<br />
Gleiches gilt für die Bewertung der Erreichbarkeit von<br />
Arbeits- oder Ausbildungsplatz.<br />
Je näher eine Haltestelle des Öffentlichen Verkehrs, insbesondere<br />
des Schienenpersonenverkehrs, in der Nähe<br />
der Wohnung ist, desto eher wird die Erreichbarkeit von<br />
Zielen mit dem Öffentlichen Verkehr positiv bewertet.<br />
tages-, Wochen- unD Jahresgang<br />
Der MoBiLitÄt<br />
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Die Werktags-Peaks im Verkehr – in der <strong>MiD</strong> darstellbar<br />
mittels Wegestartzeiten – bestehen auch im Jahr <strong>2008</strong>.<br />
Sie liegen in den Morgenstunden bei 7 Uhr sowie am<br />
späteren Nachmittag zwischen 15 und 18 Uhr. Allerdings<br />
haben sich die Wegestartzeiten im Tagesverlauf gegenüber<br />
2002 etwas nach hinten verschoben.<br />
Insgesamt sind die Spitzen flacher geworden; dies wird<br />
besonders deutlich beim Wegezweck „Einkaufen“.<br />
Im Wochengang zeigen sich längere Wege und Unterwegszeiten<br />
für die Wochentage Freitag bis Sonntag als<br />
für Montag bis Donnerstag.<br />
Das geringere Verkehrsaufkommen am Wochenende<br />
geht nicht mit einer niedrigeren Verkehrsleistung einher.
•<br />
Über das Jahr hinweg ergibt sich ein relativ gleichmä-<br />
ßiges Verkehrsaufkommen. Nur im Frühjahr entsteht<br />
ein leichter Anstieg, der sich so tendenziell auch bei der<br />
Verkehrsleistung findet. Der Monat mit der höchsten<br />
Verkehrsleistung ist der Urlaubsmonat August.<br />
• Beim Modal Split zeigt sich im Sommer der typische<br />
„Fahrradbauch“, der vor allem durch einen leichten<br />
Rückgang im MIV zustande kommt.<br />
• Bei trockenem Wetter steigt die Mobilitätsquote; dann<br />
werden auch Fahrrad und Füße häufiger genutzt.<br />
reisen<br />
•<br />
Die Zahl von Personen, die reisen, nimmt zu: Haben<br />
2002 noch 49 Prozent der Befragten angegeben, in den<br />
drei Monaten vor der Befragung keine Reise mit mindestens<br />
einer Übernachtung unternommen zu haben, waren<br />
dies <strong>2008</strong> nur noch 46 Prozent.<br />
• Die Dauer der Reisen steigt ebenfalls etwas an.<br />
• Das Hauptverkehrsmittel bei den Reisen bis 1.000<br />
Kilometer einfache Entfernung ist der Pkw, bis 750 Kilometer<br />
ist die Bahn zweitwichtigstes Verkehrsmittel mit<br />
einem Anteil von rund einem Viertel, bei Strecken über<br />
1.000 Kilometer hat das Flugzeug die größte Bedeutung.<br />
Damit haben Bahn und Flugzeug gegenüber 2002 an<br />
Anteilen gewonnen zu Lasten des Pkw.<br />
•<br />
Bei allen Reisezwecken ist der Pkw das wichtigste<br />
Verkehrsmittel. Berufs- und Wochenendpendler nutzen<br />
in hohem Maße auch die Bahn.<br />
uMWeLt unD Verkehr<br />
• Die gesamten direkten CO2-Emissionen<br />
des Verkehrssektors<br />
beliefen sich im Jahr 2006 auf etwas über 160<br />
Mio. Tonnen. Davon entfielen knapp 93 Prozent auf den<br />
Straßenverkehr, wovon wiederum rund 30 Prozent durch<br />
den Güterverkehr erzeugt wurden.<br />
•<br />
•<br />
Seit dem Jahr 2000 sind die Emissionen des Verkehrs<br />
rückläufig. Ihr Anteil an den CO2-Gesamtemissionen in<br />
Deutschland betrug im Jahr 2006 rund 18 Prozent.<br />
Die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> ermöglicht eine Differenzierung dieser<br />
Zahlen nach einzelnen Verbrauchersegmenten. Die<br />
täglichen CO2-Emissionen pro Person (= „CO2-Fußab druck“) aus dem Verkehr sind demnach bei Personen<br />
aus Haushalten mit niedrigem ökonomischem Status<br />
aufgrund kürzerer Tagesstrecken und geringerer Auto-<br />
Anteile nur halb so groß wie bei Personen aus Haushalten<br />
mit sehr hohem Status.<br />
• Für Personen in den ländlichen Kreisen liegt der „CO2-<br />
Fußabdruck“ um fast ein Viertel höher als für Personen<br />
•<br />
in den Kernstädten – hier weniger durch die nur minimal<br />
längeren Tagesstrecken, sondern vor allem durch den<br />
hohen MIV-Anteil.<br />
Die Zusammensetzung der Pkw-Flotte wirkt sich ebenfalls<br />
differenzierend auf den „CO2-Fußabdruck“ aus. Seit<br />
vielen Jahren ist ein deutlicher Rückgang der schwächer<br />
motorisierten Pkw bei gleichzeitiger Zunahme der<br />
stärkeren Leistungsklassen feststellbar. Dieser Trend hat<br />
sich auch <strong>2008</strong> noch nicht abgeschwächt.<br />
• Fast die Hälfte der CO2-Emissionen<br />
im Pkw-Verkehr<br />
wird von kleinen und kompakten Fahrzeugen emittiert<br />
und knapp ein weiteres Viertel von Mittelklassefahrzeugen.<br />
Bei den jährlichen Fahrleistungen sind je nach<br />
Fahrzeugsegment in den ersten fünf Jahren nach der<br />
Herstellung große Unterschiede feststellbar, aber auch<br />
im Alter von über 15 Jahren werden viele Pkw noch<br />
mehr als 10.000 Kilometer jährlich gefahren.<br />
DeMografischer WanDeL<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Die meisten Altersgruppen sind von 2002 nach <strong>2008</strong><br />
mobiler geworden, ganz besonders die Altersgruppen<br />
60+. Ausnahme sind die jungen Altersgruppen bis 17<br />
Jahre – ihre Wegeanzahl geht eher zurück. Der Anteil<br />
der Senioren, das heißt der Personen im Alter von 65<br />
Jahren oder mehr, ist zwischen 2002 und <strong>2008</strong> um 16<br />
Prozent gewachsen; der Anteil der Wege, die diese<br />
Gruppe zurücklegt, ist demgegenüber um 31 Prozent<br />
gewachsen.<br />
Der Mobilitätszuwachs ist bei den Frauen relativ größer<br />
als bei den Männern.<br />
Ältere Menschen legen gegenüber 2002 mehr Wege<br />
zurück. Die durchschnittliche Tagesstrecke ändert sich<br />
dagegen nur geringfügig.<br />
Ältere Menschen nutzen verstärkt das Verkehrsmittel<br />
Pkw, während bei den Jüngeren die Pkw-Nutzung leicht<br />
zurückgeht. Gleichzeitig nimmt die Nutzung des Öffentlichen<br />
Verkehrs bei den älteren Menschen ab und die des<br />
Autos zu. Zweitwichtigstes Verkehrsmittel für die „alten<br />
Alten“ (75 Jahre und mehr) sind die eigenen Füße auf<br />
38 Prozent aller Wege.<br />
Und: Ältere Menschen, die alleine leben, sind weniger<br />
mobil als Gleichaltrige, die in einem Zwei- oder Mehrpersonenhaushalt<br />
wohnen.<br />
Kohortenanalysen zeigen, dass die beschriebenen<br />
Veränderungen vor allem auf biografische Effekte<br />
zurückzuführen sind. Die aktuelle „ältere“ Generation ist<br />
bedingt durch ihre bisherigen Lebensumstände mobiler<br />
als ältere Menschen früherer Geburtsjahrgänge in der<br />
entsprechenden Lebensphase.<br />
MID <strong>2008</strong> – ERGEBNISTELEGRAMM<br />
5
1.<br />
einLeitung<br />
Mit der Studie „Mobilität in Deutschland <strong>2008</strong>“ – kurz<br />
„<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong>“ – wird es erstmals möglich, die Mobilitätsentwicklung<br />
im wiedervereinigten Deutschland anhand einer<br />
umfangreichen und thematisch breiten Datengrundlage<br />
im Längsschnitt zu betrachten. Für alle 16 Bundesländer<br />
und Regionstypen liegt nunmehr eine Datenreihe vor, die<br />
über das Bilden von Kennzahlen hinaus eine differenzierte<br />
Betrachtung der Mobilität der Bevölkerung erlaubt, sowohl<br />
hinsichtlich ihrer gegenwärtigen Struktur als auch hinsichtlich<br />
ihrer Entwicklungsdynamik.<br />
Die direkte Vergleichbarkeit wird dadurch gewährleistet,<br />
dass die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> in weiten Teilen eine Aktualisierung der<br />
damals neu gestalteten <strong>MiD</strong> 2002 darstellt. Im Vordergrund<br />
der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> stand vor allem eine möglichst weitgehende<br />
Replikation des Studiendesigns der im Jahr 2002 erfolgten<br />
Erhebung, um den Einstieg in eine zuverlässige Zeitreihe<br />
zu gewährleisten. Im Ergebnis können so aktuelle Informationen<br />
zur Alltagsmobilität gewonnen und aus dem Vergleich<br />
der beiden Erhebungen 2002 und <strong>2008</strong> wichtige Erkenntnisse<br />
zu Veränderungen abgeleitet werden.<br />
Der vorliegende Endbericht bietet neben der Darstellung<br />
der Ergebnisse zur Mobilität <strong>2008</strong> erste vertiefende Auswertungen.<br />
Sie geben einen detaillierten Einblick in das<br />
räumliche Mobilitätsverhalten von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen<br />
in unterschiedlichen Regionen. Zusätzlich<br />
gestatten sie, die Mobilitätsentwicklung über die Zeit an<br />
verschiedenen Stellen genauer zu betrachten. Dabei zeigen<br />
sich zahlreiche höchst bemerkenswerte Entwicklungen<br />
– bemerkenswert nicht zuletzt deshalb, weil sich mit der<br />
differenzierten Betrachtung der Blick auf die sehr unterschiedliche<br />
Dynamik dieser Entwicklungen öffnet.<br />
Der „Rote Faden“ durch diesen Endbericht folgt dem<br />
Gedanken, den Leser und die Leserin von den allgemeinen<br />
aggregierten Mobilitätskenngrößen auf ein immer feiner<br />
und detaillierter werdendes Niveau von Ergebnissen und<br />
Erkenntnissen zu führen. Die allgemeinen Kenngrößen werden<br />
nach den zentralen Einflussfaktoren „Siedlungs- und<br />
Raumstruktur“, „Haushaltsstruktur“, „Personenmerkmale<br />
und Zugangsmöglichkeiten zur täglichen Mobilität“ weiter<br />
differenziert und im Anschluss nach weiteren thematischen<br />
Aspekten genauer betrachtet. Angesichts der aktuellen<br />
Diskussion werden dazu zwei Themenfelder besonders herausgegriffen:<br />
„Mobilität und Umwelt“ und „Demografischer<br />
Wandel“. Beide Themen sind sowohl hinsichtlich der gegenwärtig<br />
feststellbaren und sichtbaren Strukturen als auch im<br />
Hinblick auf ihre Dynamik – nicht nur im Rückblick, sondern<br />
auch durch den Ausblick auf mögliche künftige Entwicklungen<br />
– von größtem Interesse. Dieses Interesse besteht auf<br />
Seiten der Politik ebenso wie auf Seiten der Planung. Beide<br />
Bereiche sind auf unterschiedlicher räumlicher Ebene wie<br />
auch mit unterschiedlicher fachlicher Aufgabenstellung von<br />
diesen Themen und ihren Problemfeldern betroffen. Daneben<br />
stellt die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> zahlreiche Erkenntnisse zur Verfügung,<br />
die aus einem „Alltagsinteresse“ heraus Bedeutung<br />
haben: Wie mobil sind wir eigentlich in Deutschland? Wie<br />
hat sich diese Mobilität verändert? Woher kommen diese<br />
Veränderungen? Und woraus resultieren die Belastungen<br />
der Umwelt? Kann ich selber etwas tun?<br />
In diesem Sinne soll der vorliegende Bericht ein Kompendium<br />
sein, das Sachverhalte und Einblicke vermittelt, die<br />
interessante Neuigkeiten darstellen und in einen Gesamtzusammenhang<br />
gestellt werden. Dem Nutzer aus der<br />
Wissenschaft, aber auch aus der Planung und anderen<br />
Bereichen soll der Endbericht eine erste Orientierung zu<br />
dem Ergebnisgehalt der aktualisierten Studie ermöglichen –<br />
sowohl bezogen auf die Situation im Jahr <strong>2008</strong> als auch im<br />
Zeitvergleich. Gleichzeitig kann er natürlich erste inspirierende<br />
Hinweise auf wichtige und spannende Fragestellungen<br />
liefern, für deren Bearbeitung nicht nur die Datensätze<br />
selbst, sondern auch umfangreiche Begleitmaterialien wie<br />
Methodenbericht, Nutzerhandbuch, Tabellenband und das<br />
Auswertungstool MIT – „Mobilität in Tabellen“ – zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Auf jeden Fall wird die Lektüre zeigen, wie wichtig es ist,<br />
möglichst viele Kenntnisse über Mobilität und Verkehr –<br />
das heißt einen der zentralen Bereiche unseres Alltags<br />
– zu erfassen und vorzuhalten. Nur durch die Kenntnis<br />
der zeitlichen und räumlichen Dynamik von Mobilität und<br />
Verkehr wird die zielgerichtete Gestaltung von Zukunft<br />
möglich. Dass man sich auf eigene Alltagserfahrungen nur<br />
bedingt verlassen kann, zeigt sich immer wieder – gerade in<br />
einem Bereich wie dem Verkehr, in dem sich fast jeder von<br />
uns aufgrund seiner täglichen Praxis auf der Straße, in der<br />
Bahn, im Bus, unterwegs zu Fuß oder mit dem Fahrrad als<br />
Experte wähnt.<br />
EINLEITUNG<br />
7
2.<br />
aufBau Der stuDie<br />
Die Studie „Mobilität in Deutschland <strong>2008</strong>“ ist grundsätzlich<br />
angelegt als Replikation der Vorgängerstudie „Mobilität in<br />
Deutschland 2002“. Ziel bei der Konzeptionierung der Studie<br />
war es, eine weitestgehende Vergleichbarkeit zwischen<br />
den Ergebnissen der beiden Erhebungsjahre herzustellen<br />
und deswegen nur an einzelnen Stellen der Erhebung Modifikationen<br />
vorzunehmen. In diesem Kapitel wird es darum<br />
gehen, die Grundzüge der <strong>MiD</strong> darzustellen sowie die Unterschiede<br />
zwischen den Erhebungen 2002 und <strong>2008</strong> aufzuzeigen.<br />
Darüber hinaus wird das Auswertungspotenzial<br />
der Studie aufgezeigt und eine Definition grundlegender, im<br />
Rahmen der <strong>MiD</strong> verwendeter Begriffe vorgenommen. Eine<br />
ausführlichere Beschreibung zu Konzept und Design von<br />
<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> sind dem Methodenbericht und dem Nutzerhandbuch<br />
zu entnehmen. Am Ende des Kapitels wird der Bogen<br />
weiter gespannt und auf andere Mobilitätserhebungen in<br />
Deutschland und dabei insbesondere auf deren Kompatibilität<br />
mit der <strong>MiD</strong> eingegangen. Das Kapitel endet mit einem<br />
Ergebnisvergleich wichtiger Mobilitätskenngrößen anhand<br />
der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> und anderer Erhebungen sowie mit einer<br />
Betrachtung der zeitlichen Entwicklung von Mobilität, wie<br />
sie sich in Deutschland darstellt.<br />
2.1<br />
konZePtion Der erheBung<br />
Bei der Durchführung der Erhebung <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> wurde<br />
weitgehend auf die Konzeption der Vorgängerstudie <strong>MiD</strong><br />
2002 zurückgegriffen. Der <strong>MiD</strong> 2002 war seinerzeit eine<br />
umfangreiche Methodenstudie vorgeschaltet, in deren<br />
Rahmen unterschiedliche Instrumente und Erhebungsvarianten<br />
getestet werden konnten (infas, DIW 2001). Das so<br />
entwickelte Konzept wurde <strong>2008</strong> mit nur wenigen Abweichungen<br />
übernommen.<br />
8 AUFBAU DER STUDIE<br />
MethoDe unD aBLauf Der erheBung<br />
Die Erhebung für die Studie Mobilität in Deutschland <strong>2008</strong><br />
bestand aus zwei aufeinanderfolgenden Phasen:<br />
•<br />
•<br />
In der ersten Phase wurde eine Haushaltsbefragung<br />
durchgeführt, bei der die Haushaltsgröße, Angaben zu<br />
den einzelnen Haushaltsmitgliedern und den im Haushalt<br />
vorhandenen Verkehrsmitteln sowie einige weitere<br />
Merkmale erhoben wurden. Diese Angaben wurden<br />
stellvertretend von einem Haushaltsmitglied für alle<br />
Haushaltsmitglieder gemacht.<br />
In einer zweiten Phase wurden alle Haushaltsmitglieder<br />
einzeln nach persönlichen Merkmalen und nach ihren<br />
Wegen an einem fest vorgegebenen Stichtag befragt.<br />
Wenn möglich, wurde jede Person selbst befragt.<br />
Die Feldzeit der Studie erstreckte sich kontinuierlich über<br />
etwas mehr als ein Jahr von Ende Januar <strong>2008</strong> bis Mitte<br />
April 2009. Grund für den etwas verspäteten Feldstart in<br />
<strong>2008</strong> sowie die sich überlappende Feldzeit in den Monaten<br />
Februar bis April waren Verzögerungen in der Stichprobenbereitstellung<br />
durch einige Gemeinden beziehungsweise<br />
deren Rechenzentren. Damit die Stichprobe dennoch<br />
gleichmäßig nach Monaten und regionalen Kenngrößen<br />
verteilt war, ging ein letzter Stichprobenteil Mitte Februar<br />
2009 ins Feld.<br />
Bei der Durchführung der Haushaltsbefragung kamen drei<br />
Instrumente zum Einsatz: PAPI (paper and pencil interview),<br />
CATI (computer assisted telephone interview) und CAWI<br />
(computer assisted web interview). In der durch die Haushaltsinterviews<br />
gebildeten ersten Erhebungsstufe bestand<br />
damit erstmals die Möglichkeit, den Haushaltsfragebogen<br />
im Internet zu bearbeiten.<br />
Das anschließende Personen- und Wegeinterview erfolgte<br />
ausschließlich telefonisch. Damit wurde den guten Erfahrungen<br />
aus der <strong>MiD</strong> 2002 im Hinblick auf höhere Rücklaufquoten<br />
und bessere Datenqualität im telefonischen Teil<br />
der Erhebung Rechnung getragen. Für die Haushaltsbefragung<br />
war die schriftliche Variante der Befragung dagegen<br />
immer noch dann erforderlich, wenn für den Haushalt<br />
zunächst keine Telefonnummer vorlag.
Der Ablauf der Erhebung ist in Abbildung 2.1 grafisch dar-<br />
gestellt und lässt sich wie folgt beschreiben:<br />
haushaltsrekrutierung<br />
Zunächst erhielten alle Haushalte ein Anschreiben, in<br />
dem die Ziele und das Vorgehen der Studie erläutert<br />
wurden. Bei allen Haushalten, für die keine Telefonnummer<br />
vorlag, beinhaltete das Kontaktschreiben zusätzlich<br />
einen schriftlichen Haushaltsfragebogen. Für alle anderen<br />
Haushalte erfolgte die Haushaltsbefragung telefonisch.<br />
Beide Gruppen erhielten zusätzlich einen Zugangscode zu<br />
dem Online-Haushaltsfragebogen. Der Haushaltsfragebogen<br />
war im Wesentlichen identisch mit dem telefonischen<br />
Fragebogenprogramm und dem schriftlichen Fragebogen.<br />
Das Haushaltsinterview erfüllte neben der Erhebung von<br />
soziodemografischen Angaben und der Verkehrsmittelausstattung<br />
die Aufgabe der Haushaltsrekrutierung für das<br />
spätere Personen- und Wegeinterview.<br />
Vorbereitung des Personen-Wegeinterviews<br />
Für die anschließende Phase standen alle Haushalte zur<br />
Verfügung, für die eine Telefonnummer vorhanden war und<br />
abbildung 2.1<br />
die ihre Einwilligung zur weiteren Teilnahme an der Studie<br />
gegeben hatten. Für diese Haushalte wurde für jedes<br />
Haushaltsmitglied ein individuelles Wegeprotokoll für den<br />
vorgegebenen Stichtag erstellt und per Post zugeschickt.<br />
Jeder Haushalt wurde darüber hinaus einen Tag vor dem<br />
Stichtag nochmals telefonisch kontaktiert und an das<br />
Ausfüllen dieses Protokolls erinnert. Sofern im Haushalt<br />
niemand erreicht werden konnte, wurde gegebenenfalls<br />
eine Erinnerung auf dem Anrufbeantworter hinterlassen.<br />
Personen-Wegeinterview<br />
Das eigentliche Personen- und Wegeinterview fand für alle<br />
Personen im Haushalt unmittelbar nach dem Stichtag und<br />
in einem maximalen Abstand von zwei Wochen telefonisch<br />
statt. Soweit möglich, sollte bis auf die Kinder unter zehn<br />
Jahren jede Person selbst befragt werden. Andere Haushaltsmitglieder<br />
konnten unter bestimmten Bedingungen<br />
stellvertretend Interviews geben. Die Voraussetzung dafür<br />
war, dass die zu interviewende Zielperson innerhalb der<br />
nächsten Wochen nicht erreichbar oder unter 14 Jahre alt<br />
war. Das Hauptziel war jedoch zunächst, mit jeder Person<br />
im Haushalt ein telefonisches Interview zu führen.<br />
AUFBAU DER STUDIE<br />
9
Analog zum Vorgehen in 2002 wurde ein Haushalt als<br />
vollständig auswertbar eingestuft, wenn auf der Personen-<br />
Wege-Ebene Angaben zu mindestens 50 Prozent der<br />
Haushaltsmitglieder vorlagen. Ziel war es, innerhalb<br />
des 14tägigen Zeitfensters nach dem Stichtag so viele<br />
Haushaltsmitglieder wie möglich persönlich zu befragen.<br />
Um einer möglichen Untererfassung von großen Haushalten<br />
vorzubeugen und gleichzeitig Alltagsmobilität auch im<br />
Haushaltskontext abbilden zu können, wurde erneut das<br />
„50-Prozent-Kriterium“ angewendet. Das heißt: Mindestens<br />
50 Prozent der Haushaltsmitglieder mussten befragt<br />
worden sein, damit der Haushalt in den Datensatz Eingang<br />
fand.<br />
stichProBe<br />
Die Stichprobe der <strong>MiD</strong> basiert auf einer zufälligen Ziehung<br />
von Adressen aus dem Einwohnermelderegister. Die Ziehung<br />
erfolgte in zwei Stufen. In der ersten Stufe wurden zunächst<br />
die Gemeinden bestimmt, für die Adressen gezogen<br />
werden sollten. Um eine räumliche und siedlungsstrukturelle<br />
Repräsentativität der Stichprobe zu gewährleisten, sind<br />
die Gemeinden nach Bundesland und Raumtyp kontrolliert.<br />
Insgesamt wurden 270 Gemeinden ausgewählt. In der<br />
zweiten Stufe erfolgte eine zufallsgesteuerte Adressziehung<br />
von Personen ab 14 Jahren aus den Einwohnermelderegistern<br />
dieser Gemeinden.<br />
Die Entscheidung für eine Einwohnermeldeamtsstichprobe<br />
basiert vor allem darauf, dass nur dieses Stichprobenverfahren<br />
für alle Personen der Grundgesamtheit eine<br />
grundsätzlich gleiche Auswahlwahrscheinlichkeit garantiert.<br />
Zudem ermöglicht eine Stichprobe aus den Einwohnermelderegistern<br />
eine deutlich verbesserte Qualitätskontrolle<br />
der Einsatzstichprobe, da die Verteilung der bekannten<br />
Personenmerkmale (Alter, Geschlecht und Nationalität) in<br />
der Einsatzstichprobe mit den Verteilungen in der Grundgesamtheit<br />
verglichen werden kann.<br />
Die Verteilung der Stichprobe nach Bundesländern basiert<br />
auf einem weitgehend proportionalen Ansatz zur jeweiligen<br />
Bevölkerung. Lediglich für einzelne kleine Bundesländer<br />
wurde unabhängig vom Bevölkerungsanteil eine Mindestzahl<br />
von 750 Haushalten angestrebt, um eine ausreichende<br />
Analysebasis zu erhalten (Tabelle 2.1).<br />
10 AUFBAU DER STUDIE<br />
tabelle 2.1<br />
Stichprobe nach Bundesländern<br />
Grundgesamtheit<br />
Basis-Stichprobe<br />
% geplant realisiert<br />
Schleswig-Holstein 3,5 1.000 1.082<br />
Hamburg 2,4 750 794<br />
Niedersachsen 9,6 2.500 2.520<br />
Bremen 0,9 750 770<br />
Nordrhein-Westfalen 21,5 4.000 4.258<br />
Hessen 7,3 2.200 2.276<br />
Rheinland-Pfalz 4,8 1.400 1.421<br />
Baden-Württemberg 12,5 2.500 2.628<br />
Bayern 14,8 2.500 2.545<br />
Saarland 1,3 750 766<br />
Berlin 4,8 1.300 1.300<br />
Brandenburg 3,1 1.000 984<br />
Mecklenburg-Vorpommern 2,1 750 736<br />
Sachsen 5,6 1.600 1.723<br />
Sachsen-Anhalt 3,0 1.000 1.086<br />
Thüringen 2,9 1.000 1.033<br />
gesamt 100 25.000 25.922<br />
Die bundesweite Basiserhebung umfasst die Angaben von<br />
25.922 Haushalten, 60.713 Personen, 193.290 Wegen,<br />
34.601 Fahrzeugen und 36.182 Reisen. Die Größe der<br />
Basisstichprobe sowie die Stichprobenanlage ermöglichen<br />
eine Differenzierung der Ergebnisse nach Bundesländern<br />
und innerhalb der Bundesländer nach Regionstypen.<br />
Zusätzlich zur Basisstichprobe waren – wie schon im Jahr<br />
2002 – regionale Aufstockungen möglich. Insgesamt wurden<br />
zehn zusätzliche Aufstockungsstichproben beauftragt.<br />
Im Rahmen der Aufstockungen wurden weitere 24.021<br />
Haushaltsinterviews realisiert. Aufgrund des unterschiedlichen<br />
regionalen Zuschnitts der Stichproben der einzelnen<br />
Aufstockungen ist eine Gesamtanalyse aller im Rahmen<br />
der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> erhobenen rund 50.000 Haushalte nicht<br />
möglich. Die ab Kapitel 3 dargestellten Ergebnisse basieren<br />
deswegen ausschließlich auf den Daten der bundesweiten<br />
Basiserhebung.
grunDgesaMtheit<br />
Die Grundgesamtheit der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> umfasst erneut die<br />
Wohnbevölkerung der Bundesrepublik Deutschland im Alter<br />
ab Null Jahren. Damit sind in den Einwohnermeldeämtern<br />
registrierte nicht-deutsche Staatsbürger in die Erhebung<br />
einbezogen. Im Gegensatz zu anderen Studien, die Kinder<br />
erst ab einem bestimmten Mindestalter berücksichtigen<br />
(vgl. Kapitel 2.4), sind bei der <strong>MiD</strong> Kinder jeden Alters<br />
berücksichtigt.<br />
aBgrenZung Des untersuchungsgegenstanDes<br />
Untersuchungsgegenstand ist die Verkehrsbeteiligung an<br />
einem fest vorgegebenen Stichtag. Die Untersuchungseinheit<br />
ist der von einer Person durchgeführte Weg, für den die<br />
Merkmale Ausgangspunkt, Ziel, Zweck/Anlass, benutztes<br />
Verkehrsmittel, zurückgelegte Entfernung und benötigte Zeit<br />
erhoben werden. Dieser Befragungskern wird ergänzt durch<br />
umfangreiche Informationen zur Person und zum Haushalt,<br />
in dem die Person lebt. Da von der Mobilität an einem einzelnen<br />
Tag nicht auf das generelle Mobilitätsverhalten einer<br />
Person geschlossen werden kann, wurde neben den Wegen<br />
an einem fest vorgegebenen Stichtag auch erhoben,<br />
wie häufig das Auto, das Fahrrad, Bus oder Bahn in der<br />
Region, die Bahn auf längeren Strecken (ab 100 Kilometer<br />
einfache Entfernung) sowie das Flugzeug genutzt werden.<br />
erheBungsinhaLte<br />
Abbildung 2.2 gibt eine Übersicht zu den auf den verschiedenen<br />
Ebenen der Befragung erhobenen Inhalten.<br />
Grundsätzlich können allgemeine Angaben zu Haushalten,<br />
Personen, Autos sowie zu den Reisen (mit mindestens<br />
einer Übernachtung – so die hier wie schon 2002 gewählte<br />
Abgrenzung) der letzten drei Monate und Angaben zur Mobilität<br />
am festgelegten Stichtag unterschieden werden.<br />
Das Kernstück des Personen-Wegeinterviews bildet die<br />
Erfassung der Wege am Stichtag. Dabei wurden detaillierte<br />
Angaben von bis zu zwölf Wegen erfasst. Dazu gehören<br />
der Wegezweck, der Ausgangspunkt des Weges, die Lage<br />
des Ziels innerhalb oder außerhalb der Stadt oder Gemeinde,<br />
die genutzten Verkehrsmittel, Angaben zum Fahrer beziehungsweise<br />
zur Fahrerin und zum Fahrzeug (wenn das<br />
Auto genutzt wurde), die Anzahl der begleitenden Personen<br />
und die Entfernung des zurückgelegten Weges. Wege, die<br />
über diese zwölf detailliert zu erfassenden hinausgehen,<br />
wurden als Summe notiert.<br />
Um auch längere Reisen in einem ausreichenden Umfang<br />
zu erfassen, wurden diese nicht nur in der Stichtagsabfrage,<br />
sondern auch rückblickend für die letzten drei Monate<br />
vor dem Stichtag erhoben. Zunächst wurde nach der Anzahl<br />
der Reisen mit mindestens einer auswärtigen Übernachtung<br />
gefragt. Für die letzten drei dieser Reisen wurden dann der<br />
hauptsächliche Zweck, die Lage des Ziels, die genutzten<br />
Verkehrsmittel, die Anzahl der Übernachtungen, die Anzahl<br />
der begleitenden Haushaltsmitglieder und die ungefähre<br />
Entfernung des Reiseziels erhoben.<br />
Bei Stichtagserhebungen kommt es in der Regel zu einer<br />
Untererfassung von Wegen im Wirtschaftsverkehr, da Personen,<br />
bei denen während der Arbeitszeit sehr viele Wege<br />
anfallen, in der Stichtagsabfrage oft nicht darüber berichten.<br />
Aus diesem Grund wurde bereits 2002 ein Wirtschaftsverkehrsmodul<br />
entwickelt, das sich speziell an berufliche<br />
Vielfahrer wendet (zum Beispiel Vertreter, Lieferanten,<br />
Busfahrer, Postboten). Das Wirtschaftsverkehrsmodul liefert<br />
Ergebnisse zum berufsbedingten Verkehr eines Tages<br />
(Branche, Hauptzweck, Entfernung, Anzahl der zurückgelegten<br />
Wege und überwiegend genutztes Verkehrsmittel).<br />
Der insgesamt über die <strong>MiD</strong> abgebildete Wirtschaftsverkehr<br />
setzt sich aus den über das gesonderte Modul erfassten<br />
regelmäßigen beruflichen Wegen (rbW) und den über die<br />
normale Wegeabfrage erfassten sporadischen dienstlichen<br />
Wegen zusammen.<br />
AUFBAU DER STUDIE<br />
11
abbildung 2.2<br />
12 AUFBAU DER STUDIE
unterschieDe gegenÜBer Der <strong>MiD</strong> 2002<br />
Bei der Studie Mobilität in Deutschland <strong>2008</strong> stand vor<br />
allem eine möglichst weitgehende Replikation der Vorgängerstudie<br />
aus dem Jahr 2002 im Vordergrund. Da die <strong>MiD</strong><br />
2002 in ihren Kernelementen ihrerseits an die KONTIV-<br />
Erhebungen aus den Jahren 1976, 1982 und 1989 im<br />
früheren Bundesgebiet anknüpft, wird mit der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong><br />
die bereits bestehende Zeitreihe fortgesetzt. Im Ergebnis<br />
können so aktuelle Informationen zur Alltagsmobilität<br />
gewonnen und aus dem Vergleich mit den Ergebnissen der<br />
Vorgängerstudien wichtige Erkenntnisse zu Veränderungen<br />
in der Alltagsmobilität abgeleitet werden.<br />
Trotz des Ziels der weitgehenden Replikation sind einige<br />
Veränderungen vorgenommen worden. Bei der Überarbeitung<br />
des Aufbaus der Erhebung wurden die bisherigen<br />
Datennutzer der <strong>MiD</strong> 2002 über eine Online-Befragung und<br />
einen Nutzerworkshop intensiv eingebunden. Auf diese<br />
Weise konnten die Erfahrungen mit den Daten der <strong>MiD</strong><br />
2002 berücksichtigt werden (vgl. Methodenbericht).<br />
Die vorgenommenen Änderungen betreffen sowohl das<br />
Design und die Befragungsinhalte der Studie als auch die<br />
Datenaufbereitung. Bei der Haushaltsbefragung bestand<br />
erstmals die Möglichkeit, den Haushaltsfragebogen auch<br />
über das Internet auszufüllen. Änderungen an den Fragebogeninhalten<br />
haben sich durch die Aufnahme neuer Fragen<br />
ergeben (zum Beispiel Frage zu den Gründen für den Nicht-<br />
Besitz eines Autos) sowie durch die Modifikation bestehender<br />
Fragen (zum Beispiel detaillierte Abfrage von bis zu drei<br />
Reisen der letzten drei Monate anstelle einer pauschalen<br />
Abfrage). Darüber hinaus ist aufgrund von Datenschutzproblemen,<br />
aber auch aus forschungsökonomischen Gründen<br />
auf die Geocodierung verzichtet worden.<br />
Unterschiede ergeben sich auch für die regelmäßigen<br />
beruflichen Wege (rbW), die einen wichtigen Teil des Wirtschaftsverkehrs<br />
ausmachen (vgl. Kasten S. 125-126). Diese<br />
wurden in beiden Jahren jeweils identisch als pauschale<br />
Summe erhoben. Während die Informationen zu den rbW<br />
in 2002 nur im Personendatensatz zur Verfügung stehen,<br />
wurden in <strong>2008</strong> aus den Angaben zusätzlich Einzelfälle generiert<br />
und in den Wegedatensatz integriert, so dass sowohl<br />
auf Personen- als auch auf Wegeebene Auswertungen zu<br />
rbW vorgenommen werden können (vgl. Nutzerhandbuch,<br />
Kapitel 2.3).<br />
Welche Änderungen bei der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> im Detail vorgenommen<br />
wurden, und welche Konsequenzen sich daraus insbesondere<br />
für den Vergleich der beiden Studien ergeben, ist<br />
dem Nutzerhandbuch zu entnehmen.<br />
2.2<br />
ausWertungsPotenZiaL Der<br />
erheBung<br />
Mit den Daten der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> steht ein umfangreicher<br />
Datensatz zur Beschreibung der alltäglichen Mobilität in<br />
Deutschland zur Verfügung. Die Daten bieten eine Fülle an<br />
Analysemöglichkeiten zu unterschiedlichen Themenfeldern:<br />
individuelles Mobilitätsverhalten<br />
Die detaillierte Erfassung von Personenmerkmalen erlaubt<br />
tiefgehende Analysen darüber, wie sich verschiedene<br />
Personengruppen verhalten und für welchen Anteil des<br />
Gesamtverkehrs sie verantwortlich sind.<br />
Die Erfassung verschiedener Wegemerkmale und deren<br />
Verknüpfung mit Personen-, Haushalts-, Pkw- und<br />
Raummerkmalen bietet die Möglichkeit, Verkehr in seinen<br />
verschiedenen Facetten zu betrachten. Dabei ist zu beachten:<br />
Die Differenzierung nach raumspezifischen Merkmalen<br />
bezieht sich immer auf den Wohnort der betrachteten<br />
Personen. Eine Aussage dazu, wo diese Personen Verkehr<br />
erzeugen, kann allerdings bei einigen Fragestellungen mittels<br />
eigens erhobener Variablen näher bestimmt werden.<br />
Durch den Verzicht auf eine Altersgrenze wird auch die<br />
Mobilität der Kleinsten erfasst. Im Gegensatz zu anderen<br />
Erhebungen (vgl. Kapitel 2.4), die Kinder erst ab einem<br />
Mindestalter von zum Beispiel zehn Jahren einbeziehen,<br />
kann das Mobilitätsverhalten in der gesamten Kindheitsphase<br />
analysiert werden.<br />
Mobilität im haushaltskontext<br />
Die Befragung aller Haushaltsmitglieder gestattet die Analyse<br />
von Mobilitätsverhalten im Haushaltskontext. So kann<br />
die Mobilität von Personen im Zusammenhang mit der Mobilität<br />
anderer Haushaltsmitglieder sowie der spezifischen<br />
Ausstattung des Haushaltes betrachtet werden.<br />
AUFBAU DER STUDIE<br />
13
äumlich differenziertes Mobilitätsverhalten<br />
Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)<br />
hat verschiedene Raumtypisierungen entwickelt. Durch die<br />
Bereitstellung von Raumtypen in den Datensätzen besteht<br />
die Möglichkeit, Mobilität in Abhängigkeit von Raum- und<br />
Siedlungsstruktur zu analysieren. Die Stichprobenanlage<br />
ermöglicht generell eine Differenzierung der Ergebnisse<br />
nach Bundesländern und innerhalb der Bundesländer<br />
nach ausgewählten Regions- und Kreistypen. Eine „spitze“<br />
Auswertung nach einzelnen Gemeinden ist dagegen nicht<br />
möglich (vgl. Ausführungen zur Stichprobenanlage im Methodenbericht<br />
und im Nutzerhandbuch).<br />
reiseverhalten und Wirtschaftsverkehr<br />
(Fern-)Reisen sowie Wege im Wirtschaftsverkehr werden<br />
bei Stichtagserhebungen üblicherweise untererfasst. Die<br />
gesonderten Erhebungsmodule zu diesen beiden Themen<br />
ermöglichen es, auch diesen Bereich alltäglicher Mobilität<br />
zu analysieren.<br />
nutzersegmentierung und Zielgruppen<br />
Die Frage zur allgemeinen Nutzungshäufigkeit von Verkehrsmitteln<br />
gibt über das spezifische Mobilitätsverhalten<br />
am Stichtag hinaus Auskunft zum generellen Mobilitätsprofil<br />
von Personen. Damit ist eine gute Ausgangsbasis zum<br />
Beispiel für die Entwicklung von Zielgruppenkonzepten<br />
gegeben.<br />
Mobilität und umwelt<br />
Basierend auf den Angaben zur Verkehrsmittelnutzung,<br />
zur Tagesstrecke sowie zu Pkw-Hersteller und Modellbezeichnung<br />
des oder der Pkw, die zum Haushalt gehören,<br />
wurden bei der Datenaufbereitung mehrere Variablen zur<br />
Berechnung der CO2-Emissionen im Verkehr erstellt. Damit<br />
besteht bei der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> erstmals die Möglichkeit, den<br />
Energieverbrauch im Verkehr näher zu betrachten. Dies<br />
schließt auch den Öffentlichen Verkehr mit ein, für den<br />
ebenfalls Emissionswerte berechnet wurden (vgl. Kapitel<br />
4.1).<br />
14 AUFBAU DER STUDIE<br />
Wegeketten<br />
Über die chronologische Abfolge der Wegezwecke am<br />
Stichtag besteht die Möglichkeit, sogenannte Wegeketten<br />
zu bilden. Einfache Ketten bestehen lediglich aus einem<br />
Hin- und einem Rückweg. Bei komplexeren Wegeketten<br />
werden verschiedene Aktivitätenziele angesteuert, bevor<br />
die Person an den Ursprungsort, in der Regel das eigene<br />
Zuhause, zurückkehrt. Über die Analyse der am Stichtag<br />
durchgeführten Wegeketten lässt sich die Komplexität von<br />
Tagesabläufen untersuchen (siehe Kasten).<br />
Verkehrsmodellierung<br />
Modelle zur Abbildung der Nachfrage im Personenverkehr<br />
benötigen verschiedene Inputgrößen. Diese müssen je<br />
nach Art des Modells unterschiedlich hoch aufgelöst sein.<br />
Dabei sind sowohl makroskopische Modelle nach dem sogenannten<br />
4-Stufen-Algorithmus als auch mikroskopische,<br />
agentenbasierte Ansätze auf Angaben zum Mobilitätsverhalten<br />
der Personen angewiesen. Aus der <strong>MiD</strong> können für<br />
die Modellierung notwendige Parameter wie zum Beispiel<br />
personenspezifisches Mobilitätsverhalten, Wegeentfernungen,<br />
Verkehrsmittelwahlverhalten, Aktivitätenorte, Besetzungsgrade<br />
sowie der Tages-, Wochen- und Jahresgang<br />
im Verkehr abgeleitet werden. Die <strong>MiD</strong> bietet damit eine<br />
ausgezeichnete Datenbasis für Verkehrsmodelle.<br />
Zeitliche Dynamik und Vergleichbarkeit<br />
Mit den Daten der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> wird die bereits bestehende<br />
Zeitreihe der KONTIV-Erhebungen von 1976, 1982, 1989<br />
und der <strong>MiD</strong> 2002 fortgesetzt. Damit besteht die Möglichkeit,<br />
Mobilität in ihrer zeitlichen Entwicklung zu betrachten<br />
(vgl. Kapitel 2.4).<br />
Darüber hinaus bietet sich eine kombinierte Auswertung<br />
der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> mit den jährlichen Ergebnissen des Mobilitätspanels<br />
(MOP) an. Auf diese Weise können die Vorteile<br />
der jeweiligen Studie gewinnbringend miteinander verknüpft<br />
werden, welche vereinfacht mit „große Querschnittsbefragung<br />
für einen Stichtag“ (<strong>MiD</strong>) versus „kleine Panelerhebung<br />
für den Zeitraum einer ganzen Woche“ (MOP)<br />
umschrieben werden können.
AUSWERTUNGSKONZEPT WEGEKETTEN<br />
Mobilität ist nicht nur eingebettet in den Kontext von Raum- und Siedlungsstruktur, Haushalt und Individuum,<br />
sie besitzt auch zahlreiche interne Abhängigkeiten. Diese sind umso höher, je mehr Aktivitäten<br />
miteinander verbunden werden. Welchen Aktivitäten Personen nachgehen, lässt sich aus den im<br />
Rahmen der Stichtagsabfrage erhobenen Wegezwecken ableiten. Aus der chronologischen Abfolge der<br />
Wegezwecke lassen sich Wegeketten bilden (Abbildung 2.3). Einfache Wegeketten wie „Wohnung – Arbeit<br />
– Wohnung“ bestehen lediglich aus einem Hin- und einem Rückweg. Bei komplexeren Wegeketten<br />
wie „Wohnung – Arbeit – Einkaufen – Holen – Freizeit – Wohnung“ werden verschiedene Aktivitätenziele<br />
angesteuert, bevor die Person an den Ursprungsort, in der Regel das eigene Zuhause, zurückkehrt.<br />
abbildung 2.3<br />
Sofern mehrere Aktivitäten miteinander verbunden werden, gibt es in der Regel eine Hauptaktivität<br />
(zum Beispiel Arbeit), der andere Aktivitäten vor- oder nachgelagert sind (zum Beispiel Kind zur Schule<br />
bringen, Einkaufen). Die Verkehrsmittelwahl ist in diesem Fall meist durch die Aktivität bestimmt, die<br />
den geringsten Spielraum für das Erreichen des entsprechenden Ortes hat. Welche Arten von Wegeketten<br />
gebildet werden, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Frauen legen im Durchschnitt<br />
komplexere Wegeketten zurück als Männer, da sie oft mehreren Verpflichtungen gleichzeitig nachkommen<br />
müssen, wie Erwerbstätigkeit, Kinderbetreuung, Versorgung des Haushalts. Eine wichtige Rolle<br />
spielt oft auch die Frage, wie hoch der „Umweg“ ist, um eine Hauptaktivität mit anderen Aktivitäten zu<br />
verbinden (Kirchhoff 2002, Kramer 2005).<br />
Die Analyse von Wege- beziehungsweise Aktivitätenketten spielt eine besonders wichtige Rolle im<br />
Rahmen der Modellierung des Personenverkehrs. Die Wegeketten setzen sich in diesem Fall aus der<br />
auf Personen bezogenen chronologischen Anordnung der Wegezwecke im betrachteten Zeitraum, in<br />
der Regel einem 24-Stunden-Tag, zusammen. Geht man davon aus, dass einem Wegezweck auch die<br />
entsprechende Aktivität zuzuordnen ist, lassen sich aus Wegemustern Aktivitätenketten ableiten und in<br />
diesen Ketten die Dauer von Aktivitäten bestimmen. Unterschiedliche Ansätze versuchen dabei, Verkehrsverhalten<br />
und die damit verbundenen Entscheidungen für einzelne Aktivitäten, Verkehrsmittel und<br />
räumliche Ziele in Modellen abzubilden. Die Modellierung kohärenter Aktivitätenketten, wie sie <strong>MiD</strong> zur<br />
Verfügung stellt, folgt dabei dem Grundsatz, Verkehrsverhalten im Modell als das Ergebnis voneinander<br />
abhängiger Entscheidungen für Aktivitäten und Wege zu interpretieren und umzusetzen.<br />
AUFBAU DER STUDIE<br />
15
2.3<br />
Definition grunDLegenDer Begriffe<br />
Der Studie Mobilität in Deutschland liegen eine Reihe von<br />
Begriffen zugrunde, deren Definition beziehungsweise<br />
genaue Abgrenzung bei der Interpretation der Ergebnisse<br />
zu berücksichtigen ist. Grundsätzlich sind zwei Arten von<br />
Begriffen zu unterscheiden:<br />
•<br />
•<br />
Begriffe, die Grundlage für die Abgrenzung des Erhebungsgegenstandes<br />
waren, wie zum Beispiel „Weg“ und<br />
„Reise“.<br />
Begriffe, die im Rahmen der Datenaufbereitung eine<br />
Rolle spielen, wenn beispielsweise aus Variablen mit<br />
Originärantworten der Befragten neue Variablen abgeleitet<br />
werden. Hierzu gehören Begriffe wie: Hauptwegezweck,<br />
Hauptverkehrsmittel.<br />
An dieser Stelle wird nur auf die für das Verständnis der<br />
Ergebnisdarstellung ab Kapitel 3 notwendigen Begriffe<br />
eingegangen. Eine umfangreichere Beschreibung <strong>MiD</strong>-spezifischer<br />
Begriffe ist dem Nutzerhandbuch zu entnehmen.<br />
Weg: Wie bei den früheren KONTIV-Erhebungen wird von<br />
einem Weg gesprochen, wenn sich eine Person außer<br />
Haus zu Fuß oder mit anderen Verkehrsmitteln von einem<br />
Ort zu einem anderen Ort bewegt. Hin- und Rückweg werden<br />
als zwei Wege gezählt. Erfolgt auf dem Weg zu einem<br />
Ziel der Umstieg zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln,<br />
so bleibt es weiterhin ein Weg. Pro Weg werden alle genutzten<br />
Verkehrsmittel erhoben, nicht jedoch der Zeitanteil<br />
und der Entfernungsanteil, der pro Weg auf die verschiedenen<br />
Verkehrsmittel entfällt.<br />
reise: Eine Reise definiert sich bei der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> nicht über<br />
eine Mindestentfernung, sondern über das Merkmal der<br />
Übernachtung. Im Sinne der <strong>MiD</strong> handelt es sich um eine<br />
Reise, wenn mindestens eine auswärtige Übernachtung<br />
angefallen ist.<br />
Regelmäßiger beruflicher Weg: Hierzu gehören alle<br />
regelmäßig von Personen durchgeführten Wege, die<br />
während der Arbeitszeit aufgrund ihres Berufs anfallen.<br />
Typische Berufsgruppen mit regelmäßigen beruflichen<br />
Wegen sind Handwerker, Busfahrer, Postboten, Vertreter<br />
und Lieferanten. Der Weg zur Arbeit gehört nicht zu den<br />
regelmäßigen beruflichen Wegen.<br />
16 AUFBAU DER STUDIE<br />
Wirtschaftsverkehr: Unter Wirtschaftsverkehr werden alle<br />
Wege in Ausübung des Berufs verstanden. Die meisten<br />
Wege des in der <strong>MiD</strong> ermittelten Wirtschaftsverkehrs<br />
werden über das separate Befragungsmodul zu den regelmäßigen<br />
beruflichen Wegen erfasst, das sich an spezielle<br />
Berufsgruppen (Busfahrer, Vertreter etc.) richtet. Doch<br />
auch bei Berufen, die nicht per se durch eine Vielzahl an<br />
beruflichen Wegen gekennzeichnet sind, fallen dienstliche<br />
Wege an. Wurde am Stichtag zum Beispiel eine Dienstreise<br />
unternommen, taucht dieser Weg im Wegeprotokoll unter<br />
der Wegezweckkategorie dienstlich auf. Der über die <strong>MiD</strong><br />
abgebildete Wirtschaftsverkehr setzt sich daher aus den<br />
rbW und den im Wegeprotokoll berichteten dienstlichen<br />
Wegen zusammen.<br />
hauptverkehrsmittel: Pro Weg wurden alle genutzten Ver-<br />
kehrsmittel erfasst. Wurde nur ein Verkehrsmittel genutzt,<br />
so war dieses das Hauptverkehrsmittel. Besteht ein Weg<br />
dagegen aus mehreren Etappen, für die unterschiedliche<br />
Verkehrsmittel genutzt wurden, wird das Verkehrsmittel zum<br />
Hauptverkehrsmittel erklärt, mit dem aller Wahrscheinlichkeit<br />
nach die längste Teilstrecke des Weges zurückgelegt<br />
wurde. Dazu wird auf die bereits bei den KONTIV-Erhebungen<br />
und der <strong>MiD</strong> 2002 verwendete und in Tabelle 2.2<br />
dargestellte Hierarchie der Verkehrsmittel zurückgegriffen.<br />
Die Kennziffern in der linken Spalte geben den Rang der<br />
Verkehrsmittel an. Das ranghöchste der genutzten Verkehrsmittel<br />
erhält den Status des Hauptverkehrsmittels des<br />
Weges. Der rechten Spalte der Tabelle ist zu entnehmen,<br />
wie die Verkehrsmittel für die Bestimmung des ranghöchsten<br />
Verkehrsmittels in der Variablen Hauptverkehrsmittel in<br />
Kategorien zusammengefasst sind.
tabelle 2.2<br />
Hierarchie der Verkehrsmittel zur Bestimmung des Hauptverkehrsmittels<br />
Rang Verkehrsmittel<br />
Hauptverkehrsmittel<br />
1 Flugzeug ÖPV<br />
2 Reisebus ÖPV<br />
3 Fernzug ÖPV<br />
4 Schiff, Fähre ÖPV<br />
Kategorie<br />
der Variable<br />
Hauptverkehrsmittel<br />
5 Lkw als Fahrer MIV-Fahrer<br />
6 Lkw als Mitfahrer MIV-Mitfahrer<br />
7 S-Bahn, Nahverkehrszug ÖPV<br />
8 U-Bahn, Straßenbahn ÖPV<br />
9 Linienbus, Stadtbus ÖPV<br />
10 Taxi ÖPV<br />
11 Pkw als Fahrer MIV-Fahrer<br />
12 Pkw als Mitfahrer MIV-Mitfahrer<br />
13 Motorrad als Fahrer MIV-Fahrer<br />
14 Motorrad als Mitfahrer MIV-Mitfahrer<br />
15 Moped, Mofa MIV-Fahrer<br />
16 Fahrrad Fahrrad<br />
17 zu Fuß zu Fuß<br />
18 anderes Verkehrsmittel ÖPV<br />
hauptwegezweck: Im Rahmen der <strong>MiD</strong> erfolgte eine differenzierte<br />
Erfassung des Wegezwecks, für die mehr als<br />
40 Detailzwecke vorgesehen waren. Bei der Variable<br />
Hauptwegezweck wurde die Anzahl der Zwecke auf die<br />
sieben wesentlichen reduziert. Zudem wurde den Rückwegen<br />
vom vorherigen Weg und den Wegen nach Hause<br />
der Zweck des zuvor genannten Weges zugeordnet. Damit<br />
hat der Hauptwegezweck folgende Ausprägungen: Arbeit,<br />
dienstlich, Ausbildung, Einkauf, Erledigung, Freizeit,<br />
Begleitung.<br />
Beim Wegezweck Arbeit handelt es sich um den Weg zur<br />
Arbeitsstätte, der Wegezweck dienstlich steht für Wege<br />
während der Arbeitszeit. Erledigungen können zum Beispiel<br />
ein Arztbesuch oder ein Behördengang sein. Bei Begleitwegen<br />
hat die berichtende Person eine andere Person<br />
begleitet, zum Beispiel hat eine Mutter ihr Kind zur Schule<br />
gebracht. Während in diesem Fall beim Kind der Wegezweck<br />
Ausbildung angegeben ist, wird der Weg bei der<br />
Mutter dem Wegezweck Begleitung zugeordnet.<br />
Ökonomischer status: Der ökonomische Status eines<br />
Haushalts wird nach dem Prinzip des Äquivalenzeinkommens<br />
bestimmt, das sich in der Sozial- und Armutsforschung<br />
für Analysen der Einkommensverteilung etabliert<br />
hat. Das Äquivalenzeinkommen ist ein Pro-Kopf-Einkommen,<br />
bei dessen Berechnung das Haushaltseinkommen<br />
nicht wie häufig üblich durch die Anzahl, sondern durch<br />
eine nach Alter und Haushaltsgröße gewichtete Summe der<br />
Haushaltsmitglieder geteilt wird. Hintergrund dafür ist, dass<br />
die Pro-Kopf-Einkommen von unterschiedlich großen Haushalten<br />
nach klassischer Berechnung nur eingeschränkt<br />
vergleichbar sind, da sie Einspareffekte bei größeren<br />
Haushalten (zum Beispiel durch gemeinsame Nutzung<br />
von Wohnraum oder Haushaltsgeräten) nicht angemessen<br />
berücksichtigen. Ohne die Gewichtung würden Familien<br />
überproportional oft in niedrigere Einkommensgruppen<br />
eingruppiert. In Anlehnung an die neue Berechnungsskala<br />
der OECD gehen Kinder bis zu 14 Jahren mit dem Faktor<br />
0,3 ein. Von den Personen ab 15 Jahren im Haushalt erhält<br />
eine Person den Gewichtungsfaktor 1; alle weiteren Personen<br />
ab 15 Jahren werden mit 0,5 gewichtet.<br />
Für eine vierköpfige Familie mit zwei Kindern unter<br />
14 Jahren ergibt sich so eine gewichtete Haushaltsgröße<br />
von 1 + 0,5 + 0,3 + 0,3 = 2,1 statt einer ungewichteten<br />
Haushaltsgröße von 4.<br />
Anhand einer Matrix aus Haushaltsnettoeinkommen und<br />
gewichteter Haushaltsgröße wird jeder Haushalt einer von<br />
fünf Kategorien des ökonomischen Status zugeordnet, die<br />
von sehr niedrig bis sehr hoch reichen. Bei Haushalten,<br />
für die keine Angabe zum Haushaltseinkommen vorliegt<br />
(13 Prozent), erfolgt die Zuordnung über den Pkw-Status.<br />
Sofern kein Pkw vorhanden ist oder keine Angabe zum<br />
Haushaltsauto vorliegt, wird der ökonomische Status über<br />
den Local-Wohnquartierstyp (ein von infas GEOdaten<br />
entwickelter Indikator für die Wohnlage von Haushalten)<br />
bestimmt.<br />
AUFBAU DER STUDIE<br />
17
2.4<br />
VergLeich Der stuDie <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> Mit<br />
anDeren MoBiLitÄtserheBungen<br />
In den letzten Jahren und Jahrzehnten wurde eine Reihe<br />
von Mobilitätserhebungen durchgeführt. Die bestehenden<br />
Mobilitätserhebungen lassen sich einerseits nach ihrem<br />
Inhalt in Erhebungen zur alltäglichen Mobilität, zum Fernverkehr<br />
und zum Wirtschaftsverkehr unterscheiden. Da die<br />
<strong>MiD</strong> alle drei Aspekte abdeckt, sind alle Studien zu diesen<br />
Themen relevant. Andererseits können Studien nach ihrer<br />
Erhebungseinheit in Personenerhebungen und Fahrzeugerhebungen<br />
unterteilt werden. Nachfolgend werden die<br />
wichtigsten Erhebungen, auch hinsichtlich ihrer Kompatibilität<br />
mit der <strong>MiD</strong> vorgestellt (vgl. Nobis, Luley 2005). Daran<br />
anschließend wird die langfristige Entwicklung im Verkehr<br />
über die Betrachtung grundlegender Mobilitätskenngrößen<br />
auf der Basis von <strong>MiD</strong>, MOP und KONTIV 1982 abgebildet.<br />
erhebungen zur alltagsmobilität<br />
• KONTIV – Kontinuierliche Erhebung zum Verkehrsverhalten<br />
1976, 1982 und 1989: Die KONTIV-Erhebung<br />
1976 ist die erste auf Westdeutschland bezogene<br />
bundesweite Erhebung zum Mobilitätsverhalten. In den<br />
Jahren 1982 und 1989 wurde sie mit jeweils ähnlichem<br />
Design wiederholt. Den KONTIV-Erhebungen kommt für<br />
die Darstellung der Langfristentwicklung von Mobilität<br />
eine besondere Bedeutung zu.<br />
Da es explizit Ziel der <strong>MiD</strong> war, an die Tradition der<br />
KONTIV-Erhebungen anzuknüpfen, entsprechen sich<br />
beide Erhebungen in ihren Kernelementen. Dennoch<br />
gibt es eine Reihe von Unterschieden, die einen<br />
Vergleich der Erhebungen erschweren. Dies betrifft zunächst<br />
die betrachtete Grundgesamtheit. So fehlen bei<br />
den KONTIV-Erhebungen die Wege von Kindern unter<br />
zehn Jahren (1976, 1982) beziehungsweise unter sechs<br />
Jahren (1989). Darüber hinaus gibt es eine Reihe methodischer<br />
Effekte, so dass Unterschiede der Ergebnisse<br />
nicht automatisch ein geändertes Verkehrsverhalten<br />
bedeuten (vgl. infas, DIW 2001).<br />
• SrV – System repräsentativer Verkehrsbefragungen:<br />
Das System repräsentativer Verkehrsbefragungen ist ein<br />
Instrument, das an der TU Dresden zur Gewinnung von<br />
Daten zum städtischen Personenverkehr in der DDR<br />
entwickelt wurde. Es ist gewissermaßen das Pendant<br />
zur KONTIV, mit einem allerdings anderen räumlichen<br />
Kontext. Inzwischen liegen Daten für die Jahre 1972,<br />
1977, 1982, 1987, 1991, 1994, 1998, 2003 und <strong>2008</strong><br />
vor. Die Erhebung wird jeweils zeitgleich in mehreren<br />
18 AUFBAU DER STUDIE<br />
Städten und Gemeinden durchgeführt. 1998 hat sich mit<br />
Frankfurt am Main erstmals eine westdeutsche Stadt<br />
an der Erhebung beteiligt. Im Rahmen der SrV wurden<br />
bis 2003 mit wenigen Ausnahmen Daten für sogenannte<br />
mittlere Werktage (Dienstag bis Donnerstag)<br />
erhoben. Der Erhebungszeitraum war jeweils April bis<br />
Juni. <strong>2008</strong> wurde die Erhebung erstmals über ein Jahr<br />
gestreckt, und alle Wochentage wurden einbezogen.<br />
Die SrV-Ergebnisse werden sowohl für jede beteiligte<br />
Stadt als auch aggregiert für verschiedene Stadtgrößen<br />
ausgewertet. Auftraggeber sind Kommunen, Länder<br />
sowie Verkehrsunternehmen (http://www.tu-dresden.de/<br />
srv/SrV_Web/; Badrow et al. 2002).<br />
Mit dem erklärten Ziel, kompatibel zur bundesweiten<br />
Erhebung <strong>MiD</strong> zu sein, wurde das Design der SrV<br />
zunehmend der <strong>MiD</strong> angepasst. Ein Vergleich der Daten<br />
ist daher insbesondere für die letzten Erhebungen möglich.<br />
Die Ergebnisse der SrV ergänzen die Reichweite<br />
der <strong>MiD</strong>-Ergebnisse um eine empirische Vertiefung<br />
der Mobilitätsentwicklung in einzelnen Städten beziehungsweise<br />
im Stadtverkehr insgesamt. Aufgrund der<br />
unterschiedlichen räumlichen Abgrenzung – Städteerhebung<br />
SrV versus bundesweite Erhebung <strong>MiD</strong> – muss<br />
allerdings darauf geachtet werden, dass die Ergebnisse<br />
jeweils für die gleiche Raumkategorie gegenübergestellt<br />
werden.<br />
• MOP – Mobilitätspanel: Das Deutsche Mobilitätspanel ist<br />
eine als Panel angelegte Studie zum Mobilitätsverhalten.<br />
Sie wird vom Institut für Verkehrswesen der Universität<br />
Karlsruhe im Auftrag des Bundesministeriums für<br />
Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) durchgeführt.<br />
Die Personen derselben Haushalte werden über<br />
insgesamt drei Jahre hinweg einmal pro Jahr zu ihrem<br />
Mobilitätsverhalten befragt. Jeweils im Herbst werden<br />
die Teilnehmer gebeten, eine Woche lang ein Wegetagebuch<br />
zu führen. Befragt werden alle Haushaltsmitglieder<br />
ab einem Alter von zehn Jahren. Die Stichprobe besteht<br />
jährlich aus rund 1.000 Haushalten mit rund 1.500 Berichtspersonen,<br />
von denen zwei Drittel Wiederholer der<br />
Befragung sind. Das verbleibende Drittel wird neu für<br />
das Panel angeworben. Die Hälfte der Pkw-besitzenden<br />
Haushalte wird zusätzlich zu den Fahrleistungen und<br />
dem Benzinverbrauch der im Haushalt vorhandenen<br />
Pkw befragt. Die Panelerhebung begann 1994 mit<br />
einer zunächst kleinen, rein westdeutschen Stichprobe,<br />
die nach und nach aufgestockt wurde und seit 1999<br />
repräsentativ für alle deutschsprachigen Haushalte der<br />
gesamten Bundesrepublik Deutschland ist
(http://mobilitaetspanel.ifv.uni-karlsruhe.de/).<br />
Die Ansätze von MOP und <strong>MiD</strong> sind grundsätzlich kompatibel,<br />
da sich die erhobenen Merkmale insbesondere<br />
der Wege weitgehend entsprechen. Beim Ergebnisvergleich<br />
muss allerdings beachtet werden, dass beim MOP<br />
im Gegensatz zur <strong>MiD</strong> nur Personen ab zehn Jahren<br />
befragt werden.<br />
erhebungen zum fernverkehr<br />
• INVERMO – Intermodale Vernetzung, Fernverkehrspanel:<br />
Da Fernreisen für den überwiegenden Teil der<br />
Bevölkerung ein seltenes Ereignis sind, können sie über<br />
Stichtagsabfragen nur unzureichend abgebildet werden.<br />
Im Rahmen des Projektes wurde daher ein spezielles<br />
Erhebungsdesign aus Querschnitts-, Panel- und Längsschnittuntersuchung<br />
angewendet, um diesen Ausschnitt<br />
des Mobilitätsverhaltens näher zu analysieren. Die Erhebung<br />
der Daten erfolgte in den Jahren 2000 bis 2003<br />
(Last et al. 2004; http://verkehrspanel.ifv.uni-karlsruhe.<br />
de/).<br />
Da Fernreisen bei INVERMO nicht über die Übernachtung<br />
wie bei der <strong>MiD</strong> definiert sind, sondern über die<br />
Mindestentfernung von 100 Kilometern, ist der Vergleich<br />
der Ergebnisse von INVERMO und <strong>MiD</strong> nur sehr eingeschränkt<br />
möglich.<br />
• DATELINE – Design and Application of a Travel Survey<br />
for European Long-distance Trips based on an International<br />
Network of Expertise: Das Projekt DATELINE<br />
wurde über das 5. Rahmenprogramm der EU gefördert<br />
mit dem Ziel, ein europaweit einheitliches Erhebungsdesign<br />
und eine einheitliche Methode für die Erhebung von<br />
Fernreisen zu entwickeln. In 2001 und 2002 wurden parallel<br />
in 15 EU-Staaten jeweils über einen Zeitraum von<br />
12 Monaten Daten zu Fernreisen gesammelt (Socialdata<br />
2003, University of Maribor 2003).<br />
Auch bei DATELINE sind Reisen über die Entfernung<br />
von mindestens 100 Kilometern definiert und nicht über<br />
die Übernachtung. Dementsprechend ist auch DATE-<br />
LINE nur sehr bedingt mit der <strong>MiD</strong> vergleichbar.<br />
erhebung zum Wirtschaftsverkehr<br />
• KiD – Kraftfahrzeugverkehr in Deutschland: Mit der<br />
Studie „Kraftfahrzeugverkehr in Deutschland“ wurde im<br />
Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und<br />
Wohnungswesen in 2001/2002 erstmals eine flächendeckende<br />
Verkehrsbefragung der Kfz-Halter zum Privatund<br />
Wirtschaftsverkehr durchgeführt. Ab November<br />
2009 findet die Erhebung im Auftrag des<br />
Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />
(BMVBS) erneut über eine Dauer von zwölf Monaten<br />
unter dem Titel “Kraftfahrzeugverkehr in Deutschland<br />
(KiD) 2010” statt (www.kid2010.de). Basis der Erhebung<br />
ist eine Stichprobe von Kfz-Haltern aus dem Zentralen<br />
Fahrzeugregister des Kraftfahrtbundesamtes (KBA). Der<br />
Kfz-Halter oder die Person, die an einem vorgegebenen<br />
Stichtag das Fahrzeug nutzt, dokumentiert alle mit dem<br />
Kfz am Stichtag durchgeführten Fahrten. Darüber hinaus<br />
werden allgemeine Fragen zur Nutzung des Fahrzeugs<br />
und zum Fahrzeughalter gestellt. Die Kompatibilität<br />
von KiD und <strong>MiD</strong> ist in Bezug auf die Abgrenzung des<br />
Untersuchungsgegenstandes grundsätzlich gegeben.<br />
Im Vorfeld der Erhebung der <strong>MiD</strong> 2002 und der KiD<br />
2002 wurden im Rahmen von Abstimmungsgesprächen<br />
„Scharnierfragen“ definiert, die eine Verzahnung<br />
der KiD mit dem Modul zum Wirtschaftsverkehr der<br />
<strong>MiD</strong> über die Personenmerkmale des Fahrers und die<br />
Merkmale des benutzten Fahrzeugs ermöglichen (vgl.<br />
infas, DIW 2001). Studien zum Wirtschaftsverkehr,<br />
die auf beiden Erhebungen basieren, zeigen die sich<br />
zum Teil ergänzenden Auswertungsmöglichkeiten der<br />
beiden Erhebungen auf. Aufgrund des unterschiedlichen<br />
Stichprobenansatzes – Personen- versus Kfz-Stichprobe<br />
– werden aber auch die Probleme einer vergleichenden<br />
Datenauswertung und die zum Teil deutlich voneinander<br />
abweichenden Ergebnisse der Studien sichtbar (vgl.<br />
Nobis, Luley 2007).<br />
entwicklung der Mobilität über die Zeit<br />
Die zeitliche Entwicklung des alltäglichen Mobilitätsverhaltens<br />
wird im Folgenden anhand der Ergebnisse von <strong>MiD</strong>,<br />
MOP und KONTIV dargestellt. Die SrV – obwohl sie das<br />
Pendant zur westdeutschen KONTIV ist –, wird dabei nicht<br />
berücksichtigt. Grund hierfür ist der auf räumlicher Ebene<br />
eingegrenzte Ansatz der Städtestichprobe.<br />
Ein Vergleich unterschiedlicher Datenquellen ist stets mit<br />
Vorsicht durchzuführen. Die Gegenüberstellung aktueller<br />
Studien mit der KONTIV macht es jedoch möglich, die<br />
Mobilitätsentwicklung in einen längeren zeitlichen Kontext<br />
zu stellen. Über den Vergleich der parallel laufenden Erhebungen<br />
<strong>MiD</strong> und MOP können gegenwärtige Trends besser<br />
eingeordnet werden.<br />
Auch wenn die Kompatibilität der Studien – wie dar gestellt<br />
– grundsätzlich gegeben ist, müssen beim Vergleich von<br />
<strong>MiD</strong>, MOP und KONTIV einige Unterschiede berücksichtigt<br />
AUFBAU DER STUDIE<br />
19
werden. Hierzu gehören die Unterschiede in den betrachteten<br />
Grundgesamtheiten. Da bei der KONTIV 1982 sowie<br />
beim MOP nur Personen ab zehn Jahren einbezogen sind,<br />
wurde bei der hier dargestellten Berechnung der Ergebnisse<br />
auf Basis der <strong>MiD</strong> ein entsprechender Altersfilter gesetzt.<br />
Überdies sind selbst auf den ersten Blick gleiche Merkmale<br />
im Detail oft anders definiert und abgegrenzt. Des Weiteren<br />
wirken sich Unterschiede bei den Erhebungsinstrumenten<br />
und beim Erhebungszeitraum auf die ermittelten Werte<br />
aus. Sofern diese Unterschiede berücksichtigt werden,<br />
ist eine Vergleichbarkeit der Studien jedoch gegeben. Die<br />
<strong>MiD</strong> hat die Tradition der KONTIV fortgesetzt. Trotz der<br />
Weiterentwicklung des Erhebungsinstruments wurde großer<br />
Wert auf die Vergleichbarkeit mit den KONTIV-Erhebungen<br />
gelegt, so dass grundlegende Definitionen wie zum Beispiel<br />
Stichtag, Weg und Verkehrsmittel gleich geblieben sind.<br />
Viele Veränderungen zwischen 1982 und 2002 spielen sich<br />
zudem in einer Größenordnung ab, bei der ausgeschlossen<br />
werden kann, dass diese ausschließlich auf Unterschiede in<br />
der Art der Erhebung zurückzuführen wären.<br />
Tabelle 2.3 stellt die Ergebnisse der verschiedenen Studien<br />
für zentrale Mobilitätsgrößen im Überblick vor. Die Ergebnisse<br />
lassen eine deutliche Veränderung der Verkehrsnachfrage<br />
seit 1982 erkennen. Im Zeitraum eines Vierteljahrhunderts<br />
sind die Deutschen mobiler geworden. Dies drückt<br />
sich vor allem in einem höheren Anteil an Personen aus, die<br />
an einem durchschnittlichen Tag das Haus verlassen, und<br />
der damit verknüpften leicht höheren Wegezahl.<br />
Seit 1982 haben auch die Wegeentfernungen – sowohl<br />
des einzelnen Weges als auch der Tagesstrecke – deutlich<br />
zugenommen. Dieses Ergebnis hat weniger mit einer<br />
höheren als vielmehr mit einer veränderten Mobilität zu tun,<br />
da nahräumliche Ziele oft zugunsten von weiter entfernten<br />
Zielen aufgegeben worden sind. Die weiteren Entfernungen<br />
werden erst durch den höheren Anteil des Autos an allen<br />
Wegen möglich. Die Zunahme der Wege mit dem Auto ging<br />
dabei zu Lasten von Fußwegen. Auch die ÖV-Wege haben<br />
vor allem in Bezug auf die Personenkilometer verloren. Dieser<br />
zwischen 1982 und 2002 sehr deutlich zu erkennende<br />
Trend der zunehmenden Dominanz des Pkw setzt sich von<br />
2002 nach <strong>2008</strong> nicht fort. Innerhalb von sechs Jahren sind<br />
zwar nur geringfügige Veränderungen zu erkennen. Die<br />
Entwicklung ist dennoch bedeutend, da sie genau gegenläufig<br />
zu dem von 1982 bis 2002 festzustellenden Trend<br />
ist und sich sowohl in den Daten der <strong>MiD</strong> als auch des<br />
MOP andeutet: So ist für <strong>2008</strong> gegenüber 2002 ein leichter<br />
20 AUFBAU DER STUDIE<br />
Rückgang des MIV und gleichzeitig eine leichte Zunahme<br />
von ÖV und Fahrradverkehr zu verzeichnen.<br />
Deutliche Verschiebungen zeigen sich auch bei den Wegezwecken.<br />
Während der Anteil der Wege zur Arbeit von 1982<br />
bis <strong>2008</strong> sehr stark an Bedeutung verloren hat, ist der Anteil<br />
der Einkaufswege im selben Maß angestiegen.<br />
Die Ergebnisse von <strong>MiD</strong> und MOP decken sich in vielen<br />
Punkten und unterstreichen damit die langfristige Trendentwicklung.<br />
Vor allem ein Wert wird von allen drei Wellen<br />
des MOP sowie den beiden Erhebungen der <strong>MiD</strong> identisch<br />
ermittelt: die durchschnittliche Unterwegszeit bezogen auf<br />
alle Personen. Mit einer Abweichung von plus/minus einer<br />
Minute erweist sich dieser Wert als sehr stabil.<br />
Deutlich voneinander abweichende Ergebnisse zwischen<br />
<strong>MiD</strong> und MOP gibt es nur in einem Punkt: der Mobilitätsquote.<br />
Bei der <strong>MiD</strong> fällt der Anteil mobiler Personen niedriger<br />
aus als bei den drei Wellen des MOP. Dies ist mit hoher<br />
Wahrscheinlichkeit auf ein Methodenartefakt zurückzuführen.<br />
Die Nonresponse-Analyse bei der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> macht<br />
deutlich, dass bei Befragungen zur alltäglichen Mobilität<br />
Personen mit wenig bis keinen Wegen tendenziell unterrepräsentiert<br />
sind. Da bei der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> in deutlich höherem<br />
Umfang die Möglichkeit bestand, anfängliche Verweigerer<br />
schließlich doch für die Teilnahme an der Studie zu gewinnen,<br />
konnten von der eher zur Verweigerung neigenden<br />
Gruppe der Wenig- und Nichtmobilen offensichtlich mehr<br />
Personen für die Studie rekrutiert werden als dies beim<br />
MOP der Fall war (vgl. Methodenbericht, Kapitel 5.2). Dementsprechend<br />
fällt der Anteil mobiler Personen beim MOP<br />
höher aus. Beim MOP kommt erschwerend hinzu, dass die<br />
Aufforderung, an drei Erhebungswellen teilzunehmen, eine<br />
zusätzliche Hürde darstellt, wenn es darum geht, potenzielle<br />
Verweigerer für die Studie zu gewinnen.<br />
Ab Kapitel 3 bezieht sich die Darstellung ausschließlich auf<br />
die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong>, wobei den Werten an verschiedenen Stellen<br />
Vergleichswerte für 2002 gegenübergestellt werden.
tabelle 2.3<br />
Zentrale Mobilitätskenngrößen – <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> und 2002, MOP und KONTIV 1982, nur Personen ab zehn Jahren<br />
kontiV<br />
1982<br />
Anteil mobiler Personen % 82 91 91 92 85 89<br />
Wege pro Person und Tag Anzahl 3,0 3,6 3,5 3,4 3,3 3,5<br />
Wege pro mobiler Person und Tag Anzahl 3,7 3,9 3,8 3,7 3,9 3,9<br />
Tagesstrecke pro Person und Tag km 31 40 39 40 39 41<br />
Tagesstrecke pro mobiler Person und Tag km 37 43 42 44 45 46<br />
Unterwegszeit pro Person (ohne rbW) h:min 1:12 1:21 1:19 1:20 1:20 1:20<br />
Unterwegszeit pro mobiler Pers. (ohne rbW) h:min 1:27 1:28 1:26 1:27 1:27 1:30<br />
durchschnittliche Wegelänge km 10,0 11,1 11,0 11,8 11,7 11,8<br />
Modal Split – Basis Wege<br />
Zu Fuß 29 22 24 22 22 23<br />
Fahrrad 11 8 10 11 9 10<br />
%<br />
MIV-Fahrer 37 45 43 42 48 47<br />
MIV-Mitfahrer 13 14 14 13 13 12<br />
ÖV 10 10 9 11 9 9<br />
Modal Split – Basis Pkm<br />
Zu Fuß 3 3 3 3 3 3<br />
Fahrrad 3 2 3 3 3 3<br />
%<br />
MIV-Fahrer 50 54 54 48 60 58<br />
MIV-Mitfahrer 24 22 22 21 19 20<br />
ÖV 20 19 18 24 15 16<br />
Wegezweck*<br />
Arbeit 21 15 15 15 16 15<br />
Ausbildung 8 4 5 5 5 4<br />
%<br />
dienstlich/geschäftlich 6 5 5 6 8 7<br />
Einkauf/ Erledigung 30 37 38 38 37 38<br />
Freizeit 35 38 37 36 34 35<br />
Personen ab zehn Jahren<br />
* Bei der KONTIV 1982 wurde der Wegezweck Begleitung nicht erhoben. Bei den Werten in der Tabelle wurden die in der <strong>MiD</strong> 2002<br />
und <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> erhobenen Begleitwege je zur Hälfte den Einkaufs- und Freizeitwegen zugeschlagen.<br />
Pkm = Personenkilometer<br />
Quelle: <strong>MiD</strong> 2002, <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong>; MOP, KONTIV 82: Laufende Panelstatistik, Institut für Verkehrswesen, Universität Karlsruhe<br />
MoP<br />
1998<br />
MoP<br />
2002<br />
MoP<br />
<strong>2008</strong><br />
<strong>MiD</strong><br />
2002<br />
AUFBAU DER STUDIE<br />
<strong>MiD</strong><br />
<strong>2008</strong><br />
21
3.<br />
ergeBnisse <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> –<br />
grunDausWertung<br />
Mobilität gehört zur alltäglichen Erfahrung von Menschen.<br />
Ohne Fortbewegung im Raum sind die Ausübung von<br />
Aktivitäten und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben<br />
nicht möglich. Wie sich individuelle Mobilität gestaltet,<br />
hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Die konkreten<br />
Lebensumstände einer Person sind entscheidend, genauso<br />
wie die Wohnortlage, die Entfernung zu Infrastruktureinrichtungen<br />
oder das Mobilitätsangebot, um nur einige Faktoren<br />
zu nennen. All dies mündet in eine individuelle Ausprägung<br />
von Mobilität, die sich in unterschiedlichen verkehrlichen<br />
Nachfragemustern und Verkehrsströmen widerspiegelt.<br />
In Kapitel 3 werden die Ergebnisse der Grundauswertung<br />
der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> dargestellt. In drei Hauptabschnitten<br />
– 3.1 Zentrale Mobilitätskenngrößen für Deutschland, 3.2<br />
Differenzierung der Mobilitätskenngrößen und 3.3 Analyse<br />
spezifischer Teilbereiche – wird die breite Palette an<br />
Themen, die mit dieser Studie aufgegriffen werden können,<br />
abgebildet:<br />
Kapitel 3.1 stellt die zentralen Mobilitätskenngrößen –<br />
Mobilitätsquote und mittlere Wegezahl, Personenverkehrsaufkommen<br />
und -leistung, Modal Split, durchschnittliche<br />
Entfernungen und Unterwegszeiten – zunächst für ganz<br />
Deutschland vor. Damit wird ein erster Überblick über die<br />
gegenwärtige Ausprägung der Mobilität in Deutschland<br />
gegeben. Die Dynamik des Geschehens der letzten Jahre<br />
wird sichtbar gemacht durch Vergleiche mit den entsprechenden<br />
Werten für 2002.<br />
In den nachfolgenden Kapiteln 3.2.1 bis 3.2.3 wird tiefer<br />
differenziert anhand der Faktoren Raum- und Siedlungsstruktur<br />
sowie Haushalts- und Personenmerkmale. Es<br />
geht zum einen darum, den Einfluss abzubilden, den diese<br />
Faktoren auf alltägliche Mobilität haben. Der Einfluss selbst<br />
ergibt sich aus der Ausstattung von Räumen und Haushalten,<br />
zum Beispiel mit Infrastruktur und Fahrzeugen, aber<br />
auch aus Voraussetzungen, die Individuen für die Realisie-<br />
22 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
rung von Mobilität mitbringen. Also beispielsweise: Welche<br />
Haushaltseinkommen stehen zur Verfügung? Wer besitzt<br />
einen Führerschein? Wer verfügt über eine Zeitkarte für den<br />
Öffentlichen Verkehr? Zum anderen werden Nutzungsunterschiede<br />
dargestellt, die als Ergebnis dieser Einflüsse zu<br />
verstehen sind.<br />
Im letzten Teil von Kapitel 3, den Kapiteln 3.3.1 bis 3.3.7,<br />
werden wesentliche Teilbereiche des alltäglichen Mobilitätsverhaltens<br />
aufgegriffen. So werden die verschiedenen<br />
Verkehrsarten, das wegezweckspezifische Mobilitätsverhalten,<br />
der Tages-, Wochen- und Jahresgang im Verkehr sowie<br />
die Themen subjektive Einschätzung der Erreichbarkeit und<br />
Reisen näher beleuchtet. Ziel ist es, sich den unterschiedlichen<br />
Facetten der Verkehrsentwicklung zu nähern, die aus<br />
dem Mobilitätsbedürfnis und dem Mobilitätsverhalten der<br />
Bevölkerung insgesamt, aber auch spezifischer Bevölkerungsgruppen,<br />
resultieren. Dabei geht es auch hier nicht<br />
nur darum, die aktuelle Situation darzustellen, sondern<br />
darüber hinaus den Wandel gegenüber 2002 festzuhalten.<br />
Die im vorliegenden Bericht dargestellten Werte für 2002<br />
unterscheiden sich zum Teil leicht von den im Endbericht<br />
2002 aufgeführten Ergebnissen. Grund hierfür sind die<br />
leicht variierenden Werte für 2002 je nachdem auf welche<br />
Datenquelle zurückgegriffen wird (Tabellenband, Datensätze,<br />
Tabellierungswerkzeug MiT). Da sich für einen Vergleich<br />
beider Jahre zumeist eine der Datenquelle besonders<br />
eignet (vgl. Nutzerhandbuch, Kapitel 2.3), war es nicht<br />
immer möglich, den Wert aus dem Endbericht 2002 zu<br />
übernehmen.<br />
Ein weiterer Unterschied ergibt sich im Falle der regelmäßigen<br />
beruflichen Wege (rbW), aufgrund ihrer unterschiedlichen<br />
Einarbeitung in den Datensatz (siehe<br />
Nutzerhandbuch, Kapitel 2.3). Für <strong>2008</strong> können wichtige<br />
Mobilitätskennwerte auf Wegeebene nunmehr automatisch<br />
mit rbW ausgegeben werden. Sofern nicht explizit anders<br />
vermerkt, beziehen sich alle nachfolgenden Abbildungen<br />
jeweils auf alle Wege inklusive der rbW.
3.1 ZentraLe MoBiLitÄtskenngrÖssen<br />
!<br />
fÜr DeutschLanD<br />
90 Prozent aller Personen gehen an einem<br />
durchschnittlichen Tag aus dem Haus; im<br />
Durchschnitt werden 3,4 Wege pro Tag zurückgelegt.<br />
Gegenüber 2002 sind das plus vier<br />
Prozentpunkte bei der Mobilitätsquote und plus<br />
0,1 Wege – das heißt: die Mobilität in Deutschland<br />
ist weiter leicht gewachsen.<br />
Ingesamt werden pro Tag in Deutschland im<br />
Personenverkehr 281 Mio. Wege (Verkehrsaufkommen)<br />
und 3,2 Mrd. Personenkilometer<br />
(Verkehrsleistung) zurückgelegt. Damit bleiben<br />
die Wachstumsraten gegenüber 2002 moderat.<br />
2002 betrug das Verkehrsaufkommen 272 Mio.<br />
Wege pro Tag, die Verkehrsleistung lag bei<br />
täglich 3.044 Mio. Personenkilometern.<br />
Der Pkw bleibt das wichtigste Verkehrsmittel,<br />
das Wachstum im MIV ist aber deutlich abgeschwächt.<br />
Im Gegenzug nehmen Öffentlicher<br />
Verkehr und Nicht-motorisierter Individualverkehr<br />
leicht an Bedeutung zu. Möglicherweise<br />
deutet sich hier eine Trendwende an.<br />
Freizeit und Einkaufen sind die häufigsten Gründe,<br />
um aus dem Haus zu gehen; zusammen<br />
bilden sie über 50 Prozent der Wegezwecke.<br />
Gleichzeitig geht die Bedeutung von Arbeitswegen<br />
und dienstlichen Wegen weiter zurück. Ein<br />
wichtiger Hintergrund hierfür sind die weitere<br />
Zunahme der Einpersonenhaushalte und der<br />
demografische Wandel.<br />
Der Spitzentag in punkto Mobilität ist der Freitag.<br />
Die Verkehrsleistung beträgt dann 3,8 Mrd.<br />
Personenkilometer gegenüber rund 3,0 Mrd.<br />
Personenkilometern an den anderen Werktagen.<br />
Mobilität ist ein komplexes Beziehungsgefüge, dessen<br />
wesentliche Charakteristika sich aber durchaus anhand von<br />
Kennwerten darstellen lassen. Dazu werden zwei Ebenen<br />
der Beschreibung herangezogen: Zum einen Kenngrößen<br />
auf der Ebene des Gesamtsystems (zum Beispiel die Summe<br />
aller an einem Tag zurückgelegten Wege und Personenkilometer)<br />
und zum anderen Kenngrößen auf der Ebene<br />
von Individuen (zum Beispiel die durchschnittliche Anzahl<br />
von Wegen einer Person an einem Tag). Im Folgenden werden<br />
die Ergebnisse der wichtigsten Kenngrößen für ganz<br />
Deutschland dargestellt.<br />
?<br />
Wie viele Menschen gehen täglich aus dem<br />
Haus und wie viele Wege legen sie zurück?<br />
Haben sich diese Zahlen seit 2002 verändert?<br />
anteiL MoBiLer Personen unD MittLere<br />
WegeZahL<br />
Eine zentrale Kenngröße zur Beschreibung von Mobilität ist<br />
der Anteil an Personen, die an einem Tag mindestens einmal<br />
das Haus verlassen und damit Verkehr „verursachen“.<br />
Bei der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> nähert sich dieser Wert der 90-Prozent-<br />
Marke. Damit gehen an einem durchschnittlichen Tag neun<br />
von zehn Personen außer Haus. Seit 2002 ist ein leichter<br />
Anstieg des Anteils mobiler Personen um vier Prozentpunkte<br />
zu verzeichnen. Der in Kapitel 2.4 bereits beschriebene<br />
langfristige Trend der zunehmenden Mobilitätsquote setzt<br />
sich damit weiter fort.<br />
Wird der Anteil mobiler Personen nach Wochentagen differenziert,<br />
zeigt sich wie 2002 ein mehr oder weniger gleich<br />
bleibender Anteil an den Werktagen. Am Sonntag hingegen<br />
steigt der Anteil der mobilen Personen im Vergleich zur <strong>MiD</strong><br />
2002 besonders stark an. Dennoch sind am Wochenende –<br />
vor allem am Sonntag – weit weniger Menschen mobil als in<br />
der Woche. Knapp 20 Prozent der Bevölkerung gehen am<br />
Sonntag nicht aus dem Haus (Abbildung 3.1).<br />
Im Jahr <strong>2008</strong> wurden durchschnittlich 3,4 Wege pro Person<br />
und Tag zurückgelegt (Abbildung 3.1). Werden nur mobile<br />
Personen betrachtet, steigt die Wegezahl auf knapp vier<br />
Wege an. Damit zeigt sich parallel zum Wachstum der<br />
Mobilitätsquote, wenngleich weniger deutlich ausgeprägt,<br />
gegenüber 2002 ein geringfügiger Anstieg der durchschnittlichen<br />
täglichen Wegezahl. Daraus lässt sich schließen,<br />
dass zwar die Zahl der Menschen, die aus dem Haus<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
23
gehen, zugenommen hat, gleichzeitig aber die einzelne<br />
mobile Person kaum mehr Wege zurücklegt als im Jahr<br />
2002. Betrachtet man die Zunahme an Wegen über die<br />
Woche verteilt, dann ergibt sich keine einheitliche Tendenz,<br />
allenfalls ein Trend zu mehr Wegen am Wochenende. Dies<br />
korrespondiert mit der gestiegenen Mobilitätsquote an<br />
Samstagen und Sonntagen. Zu berücksichtigen ist allerdings,<br />
dass – absolut gesehen – das Wochenende auch im<br />
Jahr <strong>2008</strong> die geringste Zahl an Wegen im Wochentagsvergleich<br />
aufweist.<br />
Anders verhält es sich mit den Personenkilometern. Von<br />
Montag bis Donnerstag liegt die Summe der Personenkilometer<br />
mit rund drei Mrd. Personenkilometer pro Tag<br />
deutlich unter der von Freitag bis Sonntag. Trotz geringerer<br />
Wegezahl werden pro Wochenendtag etwa zehn Prozent<br />
mehr Personenkilometer zurückgelegt. Die höchste Personenverkehrsleistung<br />
wird mit 3,8 Mrd. Personenkilometer<br />
freitags erzielt.<br />
abbildung 3.1<br />
24 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
Eine durchaus interessante Beobachtung ist der Trend zu<br />
nachlassenden durchschnittlichen Wegehäufigkeiten in den<br />
jüngeren Altersgruppen, der in Kapitel 4.2 aufgegriffen und<br />
in der Verknüpfung mit weiteren Hinweisen zu möglichen<br />
Verhaltensänderungen in der Gruppe der jüngeren Personen<br />
weiter diskutiert wird.<br />
VerkehrsaufkoMMen unD VerkehrsLeistung<br />
Die Anzahl der insgesamt an einem Tag zurückgelegten<br />
Wege (Verkehrsaufkommen) sowie die Summe der dabei<br />
zurückgelegten Kilometer (Verkehrsleistung) sind wichtige<br />
Kenngrößen zur Beschreibung des Gesamtvolumens im<br />
Personenverkehr. Im Jahr <strong>2008</strong> wurden an einem durchschnittlichen<br />
Tag 281 Mio. Wege zurückgelegt. Gegenüber<br />
2002 entspricht dies einer Zunahme des Gesamtaufkommens<br />
im Personenverkehr um etwa drei Prozent. Die Personenverkehrsleistung<br />
ist in derselben Zeit um rund sechs<br />
Prozent auf 3.214 Mio. Kilometer angestiegen (Abbildungen<br />
3.4 und 3.5).
Der allergrößte Teil der täglich zurückgelegten Wege bleibt<br />
deutlich unter 100 Kilometern. Weniger als zwei Prozent der<br />
Wege überschreiten diesen Wert. In diesen Fällen ist das<br />
Auto mit 85 Prozent das wichtigste Verkehrsmittel, die übrigen<br />
15 Prozent werden mit Verkehrsmitteln des Öffentlichen<br />
Verkehrs durchgeführt. Der wichtigste Wegezweck auf den<br />
langen Wegen ist mit 54 Prozent die Freizeit. Mit diesen<br />
Wegen lässt sich allerdings das Reiseverhalten der Bevölkerung<br />
in Deutschland nicht abbilden. Aus diesem Grund ist<br />
die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> um ein zusätzliches Modul zur Erfassung der<br />
Reisen ergänzt worden (vgl. Kapitel 3.3.7).<br />
?<br />
MoDaL sPLit, aBsoLute WegeZahLen unD<br />
PersonenkiLoMeter nach Verkehrs MitteLn<br />
Wie verteilen sich die Wege und Kilometer nun<br />
auf die einzelnen Verkehrsmittel?<br />
Beim Modal Split dominiert nach wie vor das Auto mit einem<br />
Anteil von 58 Prozent an allen Wegen (Abbildung 3.2). Der<br />
weitaus größte Anteil wird dabei als MIV-Fahrer zurückgelegt.<br />
Das zweitwichtigste Verkehrsmittel sind die eigenen<br />
Füße: Rund ein Viertel aller Alltagswege werden zu Fuß<br />
bewältigt. Erst danach folgen mit zehn beziehungsweise<br />
neun Prozent das Fahrrad und der Öffentliche Verkehr.<br />
abbildung 3.2<br />
Von 2002 nach <strong>2008</strong> ist es zu einer geringfügigen Veränderung<br />
der Verkehrsmittelanteile gekommen. Die Veränderung<br />
an sich erscheint zunächst marginal. Da sie in ihrer<br />
Tendenz aber gegenläufig zur Entwicklung zwischen 1982<br />
und 2002 ist, ist sie gleichwohl bemerkenswert. Während<br />
zwischen 1982 und 2002 eine deutliche Zunahme des MIVund<br />
eine ebenso deutliche Abnahme des ÖV-, Fahrrad- und<br />
zu Fuß-Anteils zu verzeichnen war, geht der MIV-Anteil von<br />
2002 nach <strong>2008</strong> leicht zurück, und gleichzeitig nehmen die<br />
Anteile von Öffentlichem Verkehr und Fahrrad etwas zu<br />
(Abbildung 3.2).<br />
Bei einem Vergleich der Ergebnisse 2002 und <strong>2008</strong> ist zu<br />
beachten, dass im vorliegenden Bericht für 2002 eine auf<br />
der hohen Aggregatstufe der Hauptverkehrsmittel andere<br />
Zuordnung von Wegen und gefahrenen Kilometern mit<br />
„Taxi“ und „Sonstige“ vorgenommen wurde. Im MIT-Tool<br />
2002 sind Taxi und Sonstige als MIV-Mitfahrer beziehungsweise<br />
als MIV-Fahrer eingeordnet worden. Diese Verkehrsmittel<br />
werden nunmehr dem Öffentlichen Verkehr zugerechnet,<br />
da auch in der Kategorie „Sonstige“ überwiegend Wege<br />
mit Öffentlichen Verkehrsmittel enthalten sind (zum Beispiel<br />
Bezeichnungen von Privatbahnen, regionalen Stadtbahnlinien<br />
usw.).<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
25
Noch klarer wird das Bild, wenn man die Absolutzahlen<br />
betrachtet (Abbildung 3.4). Von den rund neun Mio. Wegen,<br />
die im Jahr <strong>2008</strong> mehr zurückgelegt werden als 2002, profitieren<br />
mit vier Mio. Wegen der Fahrradverkehr und mit einer<br />
Mio. Wegen der Öffentliche Verkehr. Bei der Bewertung der<br />
Zunahme an Fußwegen ist zu berücksichtigen, dass für die<br />
<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> das Wegeinterview ausschließlich in telefonischer<br />
Form erfolgt ist, während 2002 ein kleiner Teil der Wegeinterviews<br />
auch schriftlich durchgeführt wurde, das heißt<br />
ohne Unterstützung durch einen Interviewer. Tendenziell<br />
werden aber beim Telefoninterview durch die Möglichkeit<br />
der detaillierten Rückfrage mehr Fußwege erfasst, die<br />
ansonsten eher vergessen werden.<br />
In indizierter Form werden die „Gewinner“ der Wegezunahme<br />
sichtbar (Abbildung 3.4): Bei den Fahrradwegen<br />
ist <strong>2008</strong> eine Zunahme von 17 Prozent, beim Öffentlichen<br />
Verkehr von vier Prozent gegenüber 2002 zu verzeichnen.<br />
Bei den zurückgelegten Personenkilometern zeigen sich<br />
ähnliche Entwicklungen wie beim Modal Split. Analog zur<br />
Entwicklung des Verkehrsaufkommens findet von 2002<br />
nach <strong>2008</strong> eine nur geringfügige Veränderung statt, die<br />
sich von der Entwicklung im Zeitraum von 1982 bis 2002<br />
jedoch klar unterscheidet (Abbildung 3.3). Während von<br />
1982 nach 2002 der Öffentliche Verkehr stark ab- und der<br />
MIV stark zugenommen hat, bleiben die Anteile von 2002<br />
nach <strong>2008</strong> sowohl beim Öffentlichen Verkehr als auch<br />
beim MIV gleich. Der Anteil des Fahrradverkehrs an den<br />
Personenkilometern erweist sich bereits seit 1982 als eine<br />
stabile Größe.<br />
abbildung 3.3<br />
26 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
Die für die Verkehrsleistung beobachtbaren Entwicklungen<br />
bilden sich gleichermaßen ab, wenn anstelle der Anteilswerte<br />
die Absolutwerte betrachtet werden (Abbildung 3.5).<br />
Die Zunahme der Verkehrsleistung führt beim Öffentlichen<br />
Verkehr zu einem Plus von zehn Prozent. Von den gegenüber<br />
2002 rund 170 Mio. zusätzlichen Personenkilometern<br />
pro Tag im Jahr <strong>2008</strong> entfallen 47 Mio. Personenkilometer<br />
auf den Öffentlichen Verkehr, fünf Mio. Personenkilometer<br />
auf das Fahrrad und 29 Mio. Personenkilometer auf die<br />
MIV-Fahrer.<br />
Bezogen auf den Ausgangswert führt dies zu einer Steigerung<br />
der Personenkilometer im Öffentlichen Verkehr um<br />
zehn Prozent, beim Fahrrad um sechs Prozent, während<br />
bei den MIV-Fahrern aufgrund des hohen Ausgangswertes<br />
kaum eine Veränderung feststellbar ist. Eine spürbare<br />
Veränderung zeigt sich hingegen bei den MIV-Mitfahrern.<br />
Das Plus von 93 Mio. Personenkilometern entspricht einer<br />
Zunahme von 14 Prozent. Da der Anteil der MIV-Mitfahrer<br />
an allen Wegen im gleichen Zeitraum gesunken ist, bedeutet<br />
dies eine deutliche Zunahme bei der durchschnittlichen<br />
Wegeentfernung der MIV-Mitfahrer.
abbildung 3.4 abbildung 3.5<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
27
WegeZWecke<br />
Der Wegezweck gibt Aufschluss darüber, wozu jemand<br />
das Haus verlässt. Wenn Personen außer Haus gehen,<br />
tun sie dies am häufigsten für eine Freizeitaktivität oder um<br />
einkaufen zu gehen (Abbildung 3.6). Diese beiden Wegezwecke<br />
haben von 2002 nach <strong>2008</strong> leicht zugenommen.<br />
Der Wegezweck Arbeit hat dagegen etwas verloren. Diese<br />
Änderungen sind gering, setzen aber den in Kapitel 2.4<br />
beschriebenen Trend zur Abnahme des Wegezwecks Arbeit<br />
und zur Zunahme des Wegezwecks Einkaufen fort.<br />
abbildung 3.6<br />
In Bezug auf die Höhe der absoluten Wegezahl und die<br />
zurückgelegten Personenkilometer kommt dem Wegezweck<br />
Freizeit die höchste Bedeutung zu. Im Durchschnitt wurden<br />
<strong>2008</strong> jeden Tag 91 Mio. Wege mit zusammen 1,3 Mrd. Personenkilometern<br />
für Freizeitwege zurückgelegt. Der zweithäufigste<br />
Grund, aus dem Haus zu gehen, sind Einkäufe.<br />
Die Darstellung in indizierter Form zeigt, dass die Zunahme<br />
der Gesamtwegezahl von 2002 nach <strong>2008</strong> vor allem auf<br />
28 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
den Einkaufs- und Freizeitverkehr zurückzuführen ist. Die<br />
Anzahl der Wege für die Wegezwecke „Beruf“, „Ausbildung“<br />
und „dienstlich“ hat dagegen abgenommen.<br />
Absolut gesehen, verteilt sich die Zunahme der Personenkilometer<br />
relativ gleichmäßig auf alle Wegezwecke<br />
(Abbildung 3.8). Betrachtet man allerdings die relativen<br />
Veränderungen, hat der Wegezweck „Ausbildung“ mit 22<br />
Prozent eine deutliche Zunahme erfahren, Zunahmen im<br />
Zehn-Prozent-Bereich gibt es auch bei den Wegezwecken<br />
„Arbeit“ und „Freizeit“. Die vergleichsweise geringere Zunahme<br />
beim Einkauf von knapp vier Prozent deutet darauf<br />
hin, dass zusätzliche Einkaufswege eher in die nähere Umgebung<br />
führen. Die räumliche Verteilung der Einkaufswege<br />
wird in Kapitel 3.3.4 weiter thematisiert.<br />
Wegeentfernung unD unterWegsZeit<br />
Je Person unD tag<br />
Die Unterwegszeit je Person und Tag erweist sich seit<br />
Jahren als eine relativ stabile Größe (vgl. Kapitel 2.4). Für<br />
die 3,4 Wege, die eine Person im Durchschnitt pro Tag<br />
zurücklegt, entsteht ein Zeitaufwand von einer Stunde und<br />
19 Minuten. Betrachtet man nur die mobilen Personen,<br />
wird eine Gesamtwegezeit von knapp 1,5 Stunden pro Tag<br />
benötigt (Tabelle 3.1).<br />
Die durchschnittliche Entfernung pro Weg und auch die insgesamt<br />
von einer Person pro Tag zurückgelegten Kilometer<br />
sind von 2002 nach <strong>2008</strong> angestiegen. Damit setzt sich der<br />
in Kapitel 2.4 beschriebene, seit 1982 beobachtbare Trend<br />
auch zwischen 2002 und <strong>2008</strong> fort.<br />
tabelle 3.1<br />
Zentrale Mobilitätskenngrößen – <strong>MiD</strong> 2002 und <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong>,<br />
alle Personen<br />
<strong>MiD</strong><br />
2002<br />
<strong>MiD</strong><br />
<strong>2008</strong><br />
Wege pro Pers. und Tag Anzahl 3,3 3,4<br />
Wege pro mobiler Pers. und Tag Anzahl 3,9 3,8<br />
Unterwegszeit pro Pers. und Tag<br />
(ohne rbW)<br />
Unterwegszeit pro mobiler Pers.<br />
und Tag (ohne rbW)<br />
h:min 1:20 1:19<br />
h:min 1:25 1:28<br />
durchschnittliche Wegelänge km 11,2 11,5<br />
Tagesstrecke pro Pers. und Tag km 37 39<br />
Tagesstrecke pro mobiler Pers.<br />
und Tag<br />
km 43 44
abbildung 3.7 abbildung 3.8<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
29
?<br />
Wie sehen die Mobilitätsquoten in anderen<br />
Ländern aus?<br />
Die berichteten Kennwerte liegen im Ergebnisspielraum von<br />
anderen Mobilitätserhebungen in westlichen Industrieländern.<br />
Die mittlere Wegezahl pro Person und Tag schwankt<br />
hier etwa zwischen 3,0 und 3,5. Stärkere Abweichungen<br />
von diesem Wertebereich sind in der Regel methodisch bedingt<br />
– beispielsweise durch die Abgrenzung und Erfassung<br />
der Fußwege. Auch die übrigen Werte liegen eng beieinander.<br />
Die tägliche Wegezeit beträgt üblicherweise mit Werten<br />
zwischen 60 und knapp 90 Minuten etwas mehr als eine<br />
Stunde. Auch die Erhebung der täglichen Wegstrecke führt<br />
zumeist zu Werten zwischen 40 und 50 Kilometern am Tag<br />
– mit geringen Unterschieden abhängig von den regionalen<br />
Ausgangsbedingungen. Diese leichte Differenzierung ist<br />
auch innerhalb von Deutschland feststellbar (vgl. Kapitel<br />
2.4).<br />
Die „globalen“ Mobilitätskennwerte sind damit beschrieben.<br />
Gegenüber 2002 zeigen sich auf den ersten Blick nur<br />
geringe Veränderungen. Diese werden jedoch bei einem<br />
genaueren Blick auf soziale oder demografische Gruppen<br />
schärfer – insbesondere mit Veränderungen in bestimmten<br />
Alterskohorten. Dieser und weiteren Differenzierungen<br />
gehen die folgenden Kapitel nach.<br />
30 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG
80 Minuten pro Tag und 105.000 Milliarden Kilometer<br />
Bereits der Vergleich der täglichen Unterwegszeiten zwischen den Bürgerinnen und Bürgern aus<br />
verschiedenen westlichen Industrienationen zeigt einen überraschenden Befund. Mit geringen Abweichungen<br />
beträgt die Zeit, die jeder von uns täglich im Schnitt in seine Mobilität investiert, etwa 80<br />
Minuten. Doch die Überraschung lässt sich fortsetzen. Auch der Blick auf andere Kulturkreise offenbart<br />
Werte genau entlang dieser Linie. Ob Bewohner in afrikanischen Dörfern, chinesischen oder südamerikanischen<br />
Städten, egal unter welchen politischen Verhältnissen oder räumlichen Bedingungen: Die in<br />
der Abbildung gesammelten entsprechenden Kennwerte weichen nur gering voneinander ab. Über die<br />
Gründe darf spekuliert werden: Ist der Tag durch weitere Aktivitäten so eingeteilt, dass kein sinnvolles<br />
größeres Zeitbudget übrig bleibt, oder sind wir einfach nicht bereit, der Mobilität mehr Zeit am Tag zu<br />
opfern?<br />
Verhältnismäßig konstant ist mit Werten von etwa 3,5 auch die tägliche Wegezahl. Deutliche Varianz<br />
zeigt sich allerdings bei den innerhalb dieses Wege- und Zeitbudgets zurückgelegten Strecken. Sie<br />
wachsen mit zunehmenden Einkommen und höheren Pkw-Besitzraten. Der Einkommensanteil, der zur<br />
Finanzierung der Mobilität eingesetzt wird, ist wiederum relativ konstant. Die unterschiedlichen Tagesstrecken<br />
und die zunehmende Motorisierung führen zu deutlichen Veränderungen bei den Anteilen<br />
einzelner Regionen an den weltweit insgesamt zurückgelegten Personenkilometern.<br />
abbildung 3.9<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
31
Betrug der Anteil Nordamerikas 1960 noch 44 Prozent, sank er bis 1990 auf 27 Prozent und beträgt<br />
2050 voraussichtlich 20 Prozent. Westeuropa entwickelt sich weniger dynamisch von 20 Prozent im<br />
Jahr 1960 auf prognostizierte 16 Prozent 2050. Der asiatische Anteil dagegen wird sich in dieser Zeit<br />
voraussichtlich von acht auf über 30 Prozent vervierfachen. Noch eindrucksvoller sind die absoluten<br />
Zuwächse. Der nordamerikanische Wert verfünffacht sich, der westeuropäische holt auf und wächst<br />
elffach. Die Kilometersumme in Asien übertrifft dies bei weitem und wächst nach der Prognose nahezu<br />
um den Faktor 20. Das Ergebnis des doppelten Wachstums von Bevölkerung und Mobilität: Für die<br />
gesamte Weltbevölkerung wird eine Steigerung von etwa 5.500 Mrd. Personenkilometern im Jahr 1960<br />
auf über 105.000 Mrd. im Jahr 2050 erwartet (alle Angaben nach Schafer / Victor 2000).<br />
abbildung 3.10<br />
32 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG
3.2 DifferenZierung Der MoBiLitÄts-<br />
kenngrÖssen<br />
Im vorangegangenen Kapitel wurden die Mobilitätskenngrößen<br />
auf aggregierter Ebene für ganz Deutschland beschrieben.<br />
In diesem Kapitel findet eine differenzierte Betrachtung<br />
der einzelnen Kenngrößen anhand der Einflussfaktoren<br />
Raum- und Siedlungsstruktur sowie Haushalts- und Personenmerkmale<br />
statt. Auf diese Weise werden Unterschiede<br />
sichtbar, die wesentlich zum Verständnis des Ursachen-Wirkungsgefüges<br />
von Mobilitätsnachfrage und Mobilitätsverhalten<br />
beitragen. In Erweiterung dazu wird ein Schwerpunkt<br />
auf der Abbildung der Mobilitätsvoraussetzungen liegen, die<br />
je nach Raumtyp, Haushaltstyp oder personenspezifischen<br />
Merkmalen unterschiedlich ausgeprägt sind.<br />
!<br />
3.2.1<br />
rauM- unD sieDLungsstruktur<br />
Das Grundbedürfnis nach Mobilität, gemessen<br />
anhand der Mobilitätsquote, ist über alle Raumstrukturen<br />
hinweg gleich stark ausgeprägt.<br />
In den verdichteten Räumen nehmen Verkehrsaufkommen<br />
und Verkehrsleistung zu,<br />
in den ländlichen Kreisen dagegen ab. In<br />
den Kernstädten hat sich gegenüber 2002 in<br />
dieser Beziehung nichts verändert. Die jeweils<br />
unterschiedliche Dynamik ist vor allem vor dem<br />
Hintergrund der Bevölkerungsentwicklung und<br />
des demografischen Wandels zu betrachten.<br />
Bewohner der ländlichen Räume sind gleich<br />
häufig unterwegs wie die Bewohner der verdichteten<br />
Kreise und der Kernstädte. Dabei legen<br />
sie längere Strecken zurück, sind aber weniger<br />
lange unterwegs.<br />
Die Bewohner der Kernstädte sind wesentlich<br />
häufiger mit Öffentlichen Verkehrsmitteln und zu<br />
Fuß unterwegs als die Bewohner der verdichteten<br />
und der ländlichen Kreise.<br />
Die Hälfte aller Pkw-Personenkilometer geht auf<br />
die Bewohner der verdichteten Kreise zurück;<br />
dort leben 48 Prozent der Bevölkerung in<br />
Deutschland.<br />
Hohe Dichte lässt hohe ÖV-Anteile am Modal<br />
Split zu. Dies zeigt nicht nur der Vergleich<br />
zwischen den Kreistypen, sondern auch die<br />
weitere Differenzierung innerhalb der einzelnen<br />
Kreistypen. So tragen die Bewohner der<br />
Kernstädte – bezogen auf ihren Anteil an der<br />
Bevölkerung – auch nur unterdurchschnittlich zu<br />
den Pkw-Personenkilometern bei.<br />
Die alltägliche Mobilität von Menschen wird in hohem<br />
Maß durch die im Raum vorhandenen Möglichkeiten zur<br />
Ausübung von Aktivitäten geprägt. Die räumliche Verteilung<br />
von Bevölkerung, Arbeitsplätzen und Infrastrukturen sind<br />
damit ein Kernelement für die Erklärung von Mobilität. Orte<br />
mit einer hohen Bevölkerungsdichte verfügen über ein<br />
hohes Kontaktpotenzial, das die Ansiedlung von Betrieben<br />
und Infrastruktureinrichtungen begünstigt. Infolgedessen<br />
ist es zumindest potenziell möglich, Wege des alltäglichen<br />
Lebens in geringer räumlicher Entfernung durchzuführen. In<br />
dünn besiedelten Räumen müssen demgegenüber oft weite<br />
Strecken zurückgelegt werden, um Orte höherer Zentralität<br />
mit einem entsprechenden Angebot zu erreichen.<br />
?<br />
Mobilität und Raum hängen doch zusammen.<br />
Nach welchen Kategorien kann dies beschrieben<br />
werden?<br />
Der Zusammenhang zwischen der Raum- und Siedlungsstruktur<br />
und dem Verkehrsgeschehen ist vielschichtig und<br />
komplex. Die Siedlungsform hat entscheidenden Einfluss<br />
auf die Struktur der Verkehrsnachfrage und die Tragfähigkeit<br />
der verschiedenen Verkehrsarten. Mit zunehmender<br />
Siedlungsdichte steigt nicht nur die Auslastung und wirtschaftliche<br />
Tragfähigkeit von Versorgungs- und Freizeiteinrichtungen,<br />
sondern auch von Öffentlichen Verkehrsmitteln.<br />
Während dicht bebaute Gebiete günstige Bedingungen<br />
für den Einsatz von Öffentlichen Verkehrsmitteln bieten,<br />
können dispers verteilte Einfamilienhaussiedlungen und<br />
am Stadtrand liegende Einzelhandels- und Betriebsstandorte<br />
oft nur mit dem MIV effizient erschlossen werden.<br />
Umgekehrt hat das Verkehrssystem hohen Einfluss auf<br />
die Ausprägung der Raum- und Siedlungsstruktur. „Die<br />
Leistungsfähigkeit des Verkehrssystems und der Verkehrsaufwand<br />
für den Nutzer (Zeit und Kosten) bestimmen<br />
die verkehrliche Lagegunst und die Erreichbarkeit der<br />
Aktivitätsstandorte im Raum. Über die Ausbauqualität des<br />
Verkehrssystems werden damit Voraussetzungen für mehr<br />
oder minder intensive funktionale Austauschbeziehungen<br />
zwischen den einzelnen Standorten geschaffen. Siedlungsstruktur<br />
und Verkehr stehen also in einem wechselseitigen<br />
Abhängigkeitsverhältnis“ (BBR 2005, S. 71). Zur Abbildung<br />
des Zusammenhangs von Raum- und Siedlungsstrukturen<br />
einerseits und Mobilitätsverhalten andererseits bietet die<br />
<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> verschiedene Möglichkeiten. Um dies zu erläutern<br />
und gleichzeitig die für diesen Endbericht verwendete<br />
Kategorie der „zusammengefassten Kreistypen“ deutlich zu<br />
machen, fällt der Einstieg in Kapitel 3.2.1 etwas umfangreicher<br />
aus.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
33
auM- unD sieDLungsstruktur aLs MoBiLitÄts-<br />
VoraussetZung<br />
Deutschland gehört mit 230 Einwohnern je Quadratkilometer<br />
zu den am dichtest besiedelten Ländern Europas<br />
(BBR 2005, S. 15), jedoch variiert dieser Wert innerhalb<br />
des Bundesgebietes stark. In dicht bebauten Wohngebieten<br />
wie zum Beispiel Berlin-Kreuzberg können Werte von über<br />
14.000 Einwohnern je Quadratkilometer erreicht werden<br />
(Amt für Statistik Berlin-Brandenburg <strong>2008</strong>, S. 28). In extrem<br />
dünn besiedelten Gebieten kann die Einwohnerdichte<br />
auf wenige Einwohner je Quadratkilometer sinken. So gibt<br />
es in ländlichen Räumen Landkreise, in denen die Werte<br />
deutlich unter 100 Einwohnern pro Quadratkilometer sinken<br />
– zum Beispiel mit 39 Einwohnern pro Quadratkilomenter in<br />
der Müritz (Mecklenburger Seenplatte), 59 Einwohnern pro<br />
Quadratkilometer im Landkreis Bitburg-Prüm (Eifel) (http://<br />
www.raumbeobachtung.de).<br />
Die Unterschiedlichkeit der Einwohnerdichte als Ausgangsvoraussetzung<br />
für Mobilität erschließt sich über die<br />
räumliche Bevölkerungsverteilung in Deutschland, wie sie in<br />
Abbildung 3.11 dargestellt ist. Die Karte lässt eine Vielzahl<br />
hoch verdichteter Gebiete erkennen, die mehr oder weniger<br />
über das ganze Bundesgebiet verteilt sind. Dabei werden<br />
die großen zusammenhängenden Siedlungskerne wie die<br />
Gebiete Rhein-Ruhr und Rhein-Main sichtbar, aber auch die<br />
ländlichen Räume mit geringer oder sehr geringer Dichte,<br />
die sich ebenfalls in allen Teilen des Bundesgebietes finden.<br />
Ausgedehnte, „sehr dünn“ besiedelte Räume mit weniger<br />
als 50 Einwohnern pro Quadratkilometer kennzeichnen<br />
dabei vor allem den Nordosten des Landes.<br />
34 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
abbildung 3.11<br />
Bevölkerungsdichte in Deutschland<br />
Quelle: BBR (2005): Raumordnungsbericht 2005, Berichte<br />
Bd. 21, Bonn, S. 16<br />
Die Bevölkerungsdichte ist hinterlegt mit Bevölkerungsstrukturen,<br />
die auch bei gleichartigem Raumtyp durchaus<br />
verschiedenartig sein können. Großräumig fallen die<br />
immer noch bestehenden Unterschiede zwischen Ost- und<br />
West-Deutschland auf, die hinsichtlich der Alters- und<br />
Haushaltsstrukturen besonders deutlich ausgeprägt sind.<br />
Abbildung 3.12 aus der Raumbeobachtung des Bundesamts<br />
für Bauwesen und Raumordnung (BBR) zeigt, dass<br />
in den Neuen Bundesländern der Anteil an Kindern und<br />
Jugendlichen im Alter zwischen sechs und 17 Jahren weit<br />
unterdurchschnittlich ausfällt und in zahlreichen Landkreisen<br />
Werte unter zehn Prozent erreicht, während ihr Anteil<br />
in den westlichen Bundesländern nur in einigen wenigen<br />
Großstädten wie Frankfurt oder München oder in einzelnen<br />
„Studentenstädten“ auf ähnlich geringe Werte kommt. In direktem<br />
Zusammenhang dazu stehen die Haushaltsgrößen.<br />
Der Anteil an Landkreisen und Städten mit vergleichsweise<br />
geringen durchschnittlichen Haushaltsgrößen ist in den<br />
Alten Bundesländern deutlich geringer als in den Neuen<br />
Bundesländern (Abbildung 3.13).
abbildung 3.12<br />
Anteil der Personen 6 Jahre bis unter 18 Jahre an der<br />
Gesamtbevölkerung nach Kreisen<br />
Quelle: http://78.46.82.146/raumbeobachtung/,<br />
verfügbar unter http://www.raumbeobachtung.de<br />
Einen zusätzlichen Dichtewert bildet die sogenannten<br />
„Siedlungsdichte“, die den Anteil der bebauten Fläche an<br />
der Gesamtfläche einer territorialen Einheit wie Gemeinde,<br />
Kreis oder Bundesland angibt. Über die Siedlungsdichte<br />
wird angezeigt, welchen Anteil die bebaute Fläche an der<br />
Gesamtfläche einnimmt. Hohe Dichte, wie man sie vor allem<br />
in den großen Städten vorfindet, impliziert (nicht determiniert!)<br />
unter anderem, dass gute Voraussetzungen für die<br />
Nutzung von Infrastrukturen wie den Öffentlichen Verkehr<br />
vorhanden sind. In den Großstädten in Deutschland liegt<br />
die Siedlungsdichte in einer Bandbreite zwischen rund 60<br />
bis 70 Prozent, das heißt 60 bis 70 Prozent der Gemeindefläche<br />
sind Siedlungs- und Verkehrsfläche. Demgegenüber<br />
wird in den ländlichen Gebieten nur ein kleiner Teil<br />
der Flächen für Siedlung und Verkehr genutzt. Der Anteil<br />
beträgt dort etwa zehn Prozent und bleibt damit unter dem<br />
bundesdeutschen Durchschnitt von 12,8 Prozent.<br />
abbildung 3.13<br />
Durchschnittliche Haushaltsgröße nach Kreisen<br />
Quelle: http://78.46.82.146/raumbeobachtung/,<br />
verfügbar unter http://www.raumbeobachtung.de<br />
tabelle 3.2<br />
Siedlungs- und Verkehrsflächenanteile in ausgewählten<br />
Großstädten und ländlichen Räumen<br />
großstädte<br />
(kernstadt)<br />
Ländliche räume<br />
(Landkreis)<br />
Bodenfläche<br />
gesamt<br />
Anteil<br />
Siedlungs-<br />
und Verkehrsfläche<br />
ha %<br />
Berlin 89.182 69,4<br />
Hamburg 75.524 58,6<br />
Köln 40.515 60,4<br />
München 31.040 72,4<br />
Frankfurt 24.831 56,5<br />
Torgau-Oschatz 116.754 6,9<br />
Dithmarschen 142.814 10,2<br />
Bad Kreuznach 86.372 13,6<br />
Schwandorf 147.282 9,8<br />
Schwäbisch Hall 148.406 10,9<br />
Deutschland gesamt 35,7 Mio. 12,8<br />
Quelle: eigene Zusammenstellung aus Destatis Regionaldatenbank;<br />
Stand der Angaben 31.12.2004, verfügbar<br />
unter https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/logon<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
35
Die grundsätzliche Lagegunst, die sich bei höherer Bevölkerungs-<br />
und Siedlungsdichte ergibt, wird überlagert von<br />
den Voraussetzungen, die sich aus der wirtschaftlichen<br />
Situation eines Raumes ergeben. Daraus entsteht eine weitere<br />
räumliche Differenzierung, die mit Hilfe von Indikatoren<br />
wie „Arbeitsplatzbesatz“ oder „Arbeitsplatzdichte“ beschrieben<br />
werden kann. So zeigt beispielsweise ein Vergleich<br />
von Großstädten in Deutschland eine Arbeitsplatzdichte,<br />
die im Jahr 2006 in Berlin rund 460 Erwerbstätige pro 1.000<br />
Einwohner beträgt, in Frankfurt dagegen 900 Erwerbstätige<br />
pro 1.000 Einwohner (vgl. Schuldt 2007, S. 10).<br />
Der Einfluss der Arbeitsplatzdichte auf die Mobilität der<br />
Bevölkerung kann sich in unterschiedlichen, teilweise<br />
gegenläufigen Effekten äußern, die nicht allein von der<br />
Arbeitsplatzdichte als solcher, sondern auch von der Art der<br />
angebotenen Arbeitsplätze abhängig sind. So ist damit zu<br />
rechnen, dass angesichts steigender Wahlmöglichkeiten<br />
die Mobilität der Beschäftigten steigt, je umfangreicher und<br />
differenzierter sich das Arbeitsplatzangebot gestaltet.<br />
tabelle 3.3<br />
Einwohnerdichte und Arbeitsplatzbesatz im Vergleich ausgewählter Großstädte und ländlicher Räume<br />
großstädte<br />
(kernstadt)<br />
Ländliche räume<br />
(Landkreis)<br />
Einwohnerdichte Einwohnerdichte Arbeitsplatzbesatz<br />
(Kommune)<br />
(Bezirke der Agentur<br />
für Arbeit)<br />
36 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
Das heißt, höhere Dichte bedeutet nicht zwangsläufig<br />
geringere Mobilität im Sinne kürzerer Distanzen oder Wegezeiten.<br />
Gleichzeitig hat die Arbeitsplatzdichte Auswirkungen<br />
auf die Erwerbssituation und damit auf die Einkommensmöglichkeiten<br />
und den Ausstattungsgrad der Haushalte.<br />
Dies lässt sich als eine „indirekte“ Wirkung auf die Mobilität<br />
der Bevölkerung verstehen.<br />
Dichte erhöht ganz generell die Erreichbarkeit von Orten<br />
und Einrichtungen des täglichen Bedarfs. Dies schlägt sich<br />
vor allem im Zeitaufwand nieder, der für das Erreichen<br />
von Orten aufgewendet werden muss. Dabei spielen die<br />
Faktoren Vorhandensein von Einrichtungen und Verfügbarkeit<br />
von Verkehrsinfrastruktur – sowohl öffentlicher als auch<br />
privater Art – unmittelbar zusammen. Dies wird in Abbildung<br />
3.14 sichtbar, die die Erreichbarkeit von Mittel- und Oberzentren<br />
mit dem Pkw, gemessen in durchschnittlicher Fahrzeit,<br />
sowie die Bundesautobahnen darstellt. Die relevanten<br />
Infrastrukturen sind dabei die Mittel- und Oberzentren selbst<br />
sowie die Straßeninfrastruktur. Es zeigt sich: Je höher die<br />
Ausstattung ist, umso besser ist die Erreichbarkeit. Grundlegende<br />
Voraussetzung bei dieser Art der Darstellung ist die<br />
Verfügbarkeit von Pkw in den Haushalten.<br />
(Arbeitsplätze pro<br />
1.000 Einwohner)<br />
Index<br />
Arbeitsplatzbesatz<br />
(Berlin=100)<br />
Berlin 3834 3820 42,7 100<br />
Hamburg 2344 2323 62,6 147<br />
Köln 2457 2443 63,9 150<br />
München 4225 725 64,5 151<br />
Frankfurt 2654 1103 77,7 182<br />
Oschatz 285 119 38,5 90<br />
Heide 651 88 39,1 92<br />
Bad Kreuznach 949 135 42,9 100<br />
Schwandorf 227 99 46,0 108<br />
Schwäbisch Hall 352 132 53,5 125<br />
Quelle: eigene Zusammenstellung aus Dauth, Hirschenauer, Rüb (<strong>2008</strong>), Vergleichstypen <strong>2008</strong>, IAB-Forschungsbericht<br />
08/<strong>2008</strong>, S. 15-20
abbildung 3.14<br />
Erreichbarkeit von Mittel- und Oberzentren mit dem Pkw<br />
2007<br />
Quelle: http://78.46.82.146/raumbeobachtung/,<br />
verfügbar unter http://www.raumbeobachtung.de<br />
„Erreichbarkeit“ lässt sich darüber hinaus inhaltlich und<br />
räumlich spezifischer fassen, zum Beispiel durch Betrachtung<br />
der wohnraumnahen Erreichbarkeiten von Einrichtungen<br />
des täglichen Bedarfs. Öffentlicher Verkehr, vor<br />
allem aber der Nicht-motorisierte Individualverkehr, das<br />
heißt Fahrrad und Fuß, spielen bei der wohnraumnahen<br />
Erreichbarkeit eine besondere Rolle. Unterschiede zeigen<br />
sich hier stärker entlang des Einrichtungstyps als entlang<br />
des Raumtyps. So ergibt die im Jahr 2007 durchgeführte<br />
Bevölkerungsumfrage des BBR zwar, dass in den Großstädten<br />
die Erreichbarkeit von Einrichtungen des täglichen<br />
Bedarfs im Wohnumfeld als durchweg höher eingeschätzt<br />
wird. Gleichzeitig zeigt sich aber auch, dass es generelle<br />
Erreichbarkeitsunterschiede in Abhängigkeit von der Art<br />
der Einrichtung gibt, die zwischen den in der Befragung<br />
betrachteten Ortstypen „Großstädte“, „Mittelstädte“ und<br />
„Kleinstädte, Landgemeinden“ nur in einigen wenigen Fällen<br />
starke Unterschiede aufweisen (Abbildung 3.15).<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
37
Unterschiede in der Raumstruktur müssen deswegen bei<br />
der Betrachtung von Alltagsmobilität berücksichtigt werden.<br />
Um Mobilitätskenngrößen in Abhängigkeit von der Raumstruktur<br />
sinnvoll beschreiben zu können, ist die Verwendung<br />
einer geeigneten Typisierung von Räumen wichtig. Das<br />
BBR hat verschiedene Typisierungen entwickelt, von denen<br />
mehrere für die Auswertung in den <strong>MiD</strong>-Datensätzen zur<br />
Verfügung stehen. Im Rahmen des vorliegenden Berichtes<br />
wird der Einfluss der Raum- und Siedlungsstruktur auf das<br />
Mobilitätsverhalten anhand der zusammengefassten Kreistypen<br />
dargestellt (siehe Kasten).<br />
38 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
abbildung 3.15<br />
Quelle: http://www.raumbeobachtung.de
Hintergrund: Raumkategorien<br />
Alle Auswertungen und Darstellungen im Rahmen der <strong>MiD</strong> haben einen räumlichen Bezug, in den überwiegenden<br />
Fällen ist dies die Bundes- oder die Länderebene. Für eine tiefere räumliche Differenzierung<br />
der Mobilität eignen sich je nach Fragestellung feingliedrigere siedlungsstrukturelle Kategorien. Hierzu<br />
greift die <strong>MiD</strong> in erster Linie auf verschiedene Angebote aus der Raumbeobachtung des Bundesinstituts<br />
für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)<br />
zurück. Das BBSR bietet verschiedene administrative und nicht administrative Raumabgrenzungen an,<br />
die durch problemorientierte Raumtypisierungen ergänzt werden (vgl. www.raumbeobachtung.de).<br />
Aus diesem Angebot des BBSR hat sich in der Vergangenheit in der Verkehrsforschung insbesondere<br />
das hierarchische System aus siedlungsstrukturellen Regions- und Kreistypen etabliert (vgl. Abb.<br />
3.16). Dieses gliedert Deutschland bewusst nach einer sehr einfach gehaltenen Gruppenbildung in drei<br />
Regions- und neun Kreistypen nach den Merkmalen Bevölkerungsdichte sowie der Größe und zentralörtlichen<br />
Funktion der Kernstädte von Regionen. Dieses auf der administrativen Ebene „Kreis“ aufbauende<br />
System ist hinreichend kleinteilig, um wesentliche regionale Unterschiede abzubilden. Gleichzeitig hält<br />
die amtliche Statistik eine Vielzahl an Indikatoren auf der Kreisebene bereit, die eine weitere Qualifizierung<br />
der Typen zulässt.<br />
abbildung 3.16<br />
Als Standardraster für diesen Bericht werden die neun siedlungsstrukturellen Kreistypen des BBSR in<br />
Anlehnung an den Raumordnungsbericht 2005 in drei Gruppen zusammengefasst (Kernstädte, verdichtete<br />
Kreise, ländliche Kreise). Als Kernstädte werden in dieser Kategorisierung alle kreisfreien Städte mit<br />
mehr als 100.000 Einwohnern bezeichnet. Kreisfreie Städte unterhalb dieser Größe werden mit ihrem<br />
Umland zu Kreisregionen zusammengefasst. Außerhalb der Kernstädte erfolgt die Typisierung der Kreise<br />
und Kreisregionen nach der Bevölkerungsdichte (Tabelle 3.4). Dies ermöglicht eine kompakte Darstellung<br />
wesentlicher siedlungsstruktureller Unterschiede der Mobilität. Angesichts einer Stichprobe von<br />
25.000 Haushalten bietet dies auch die Möglichkeit weiterer belastbarer Verschneidungen (zum Beispiel<br />
auf der Ebene der Länder).<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
39
tabelle 3.4<br />
Abgrenzungskriterien des zusammengefassten Kreistyps<br />
Abgrenzungskriterium<br />
Kernstädte<br />
Kreisfreie Städte<br />
über 100.000 Einwohner<br />
verdichtetes Umland<br />
Kreise mit einer Dichte<br />
über 150 Einwohner/km²<br />
ländliche Kreise<br />
Kreise/Kreisregionen mit einer Dichte<br />
unter 150 Einwohner/km²<br />
Quelle: http://www.raumbeobachtung.de<br />
Bei der Interpretation sind jedoch die Gebietszuschnitte der Kreise und auch Gebietsreformen der<br />
vergangenen Jahre zu beachten. Beispielsweise verwischt der Zuschnitt der Berliner Umlandkreise<br />
eine Abbildung der typischen Stadt-Umland-Gradienten der Stadtregion. Ein weiteres Beispiel ist die<br />
Verschmelzung der Landeshauptstadt Hannover mit dem Umlandkreis. Hierdurch werden die Werte für<br />
die Stadt Hannover in der Kategorie der verdichteten Kreise abgebildet. In den Standardmaterialien zur<br />
<strong>MiD</strong> (Datensätze, Tabellenband, Tabellierungswerkzeug MiT) werden wie 2002 neben den Kreistypen<br />
weitere zentrale Raumindikatoren bereit gestellt (zum Beispiel die Gemeindegröße). In einem separaten<br />
Regional-Datensatz steht darüber hinaus eine Vielzahl an Raumvariablen für tiefer gehende Analysen<br />
zur Verfügung.<br />
Tabelle 3.5 stellt dar, wie sich die Gemeinden, die Fläche und die Bevölkerung der Bundesrepublik<br />
Deutschland auf die verschiedenen Kategorien der zusammengefassten Kreistypen verteilen.<br />
tabelle 3.5<br />
Verteilung von Gemeinden, Fläche und Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland nach den zusammen-<br />
gefassten Kreistypen<br />
40 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
Gemeinden <strong>2008</strong>* Fläche 2007 Bevölkerung 2007<br />
Typ Anzahl % ha % absolut %<br />
Kernstädte 71 1,6 1.308.620 3,7 23.991.438 29,2<br />
verdichtetes Umland 2.167 47,8 13.018.092 36,5 36.312.157 44,2<br />
ländliche Kreise 2.299 50,6 21.383.075 59,9 21.914.242 26,6<br />
Bund insgesamt 4.537 100,0 35.709.787 100,0 82.217.837 100,0<br />
* Gemeinderegionen<br />
Quelle: laufende Raumbeobachtung des BBSR (direkte Datenabfrage)
abbildung 3.17<br />
Zusammengefasster Kreistyp<br />
nach Stadt-Umland Beziehungen<br />
abbildung 3.18<br />
Siedlungsstrukturelle Kreistypen<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
41
?<br />
MoBiLitÄtskenngrÖssen in aBhÄngigkeit Von<br />
Der rauM- unD sieDLungsstruktur<br />
Welche Unterschiede gibt es bei den beschriebenen<br />
Mobilitätskenngrößen zwischen größeren<br />
und kleineren Städten, der Peripherie der<br />
Großräume und den ländlichen Gemeinden weit<br />
außerhalb?<br />
Mobilitätsquote, tagesstrecke und unterwegszeit<br />
Die Ergebnisse in Abbildung 3.19 zeigen mit großer Deutlichkeit,<br />
dass das Grundbedürfnis nach Mobilität in allen<br />
Räumen gleichermaßen vorhanden ist. Ob Kernstädte,<br />
verdichtete Kreise oder ländliche Kreise, der Anteil mobiler<br />
Personen fällt davon unabhängig mit jeweils etwa 90 Prozent<br />
identisch aus. Das Gleiche gilt für die durchschnittliche<br />
tägliche Wegezahl mit einem Wert von 3,4 Wegen pro Person<br />
und Tag in allen drei Raumtypen. Auch der Anteil der<br />
Wegezwecke und damit die Gründe, warum Personen das<br />
Haus verlassen, sind zu großen Teilen identisch (Abbildung<br />
3.20). Geringfügige Unterschiede zeigen sich nur hinsichtlich<br />
der Wegezwecke Arbeit und Einkauf. In Kernstädten<br />
werden im Vergleich zu den anderen Räumen etwas mehr<br />
Wege für den Wegezweck Einkaufen und etwas weniger<br />
Wege für den Wegezweck Arbeit zurückgelegt.<br />
Das gleiche Bedürfnis nach Mobilität erfordert jedoch – je<br />
nach Raumtyp – einen unterschiedlichen Aufwand in Bezug<br />
auf Entfernungen und Zeit. In Kernstädten ist der Wert der<br />
insgesamt pro Tag zurückgelegten Kilometer am niedrigsten,<br />
die dafür benötigte Wegezeit dagegen am höchsten;<br />
der „Kernstädter“ legt an einem durchschnittlichen Tag<br />
36 Kilometer zurück und benötigt dafür 84 Minuten. Das<br />
Umgekehrte gilt für ländliche Kreise. Im Durchschnitt benötigen<br />
Personen im ländlichen Raum pro Tag neun Minuten<br />
weniger für das Zurücklegen ihrer täglichen Wege, dies<br />
entspricht einer durchschnittlichen „Zeitersparnis“ von etwa<br />
zehn Prozent. Die pro Tag zurückgelegte Entfernung fällt<br />
dagegen um gut sechs Kilometer höher aus. Dies entspricht<br />
einer rund 15 Prozent längeren Tagesstrecke. Verdichtete<br />
Räume nehmen bei den betrachteten Mobilitätskenngrößen<br />
jeweils die mittlere Position ein, das bedeutet, die dort wohnenden<br />
Personen legen im Mittel pro Tag etwa 40 Kilometer<br />
zurück und sind dafür knapp 80 Minuten unterwegs.<br />
42 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
abbildung 3.19
abbildung 3.20 MoDaL sPLit<br />
Ein ganz wesentliches Indiz für die Begünstigung des<br />
Öffentlichen Verkehrs und der Nicht-motorisierten Verkehrsmittel<br />
durch eine relativ hohe Siedlungs- und Bevölkerungsdichte<br />
und – damit verbunden – eine gute infrastrukturelle<br />
Ausstattung, ist die Ausprägung des Modal Split nach<br />
Kreistypen (Abbildung 3.22).<br />
Dies äußert sich zunächst in der Tatsache, dass in Kernstädten<br />
signifikant mehr Wege mit Öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
zurückgelegt werden (vgl. dazu auch Kapitel 3.3.2).<br />
Kernstädte sind die einzige Raumkategorie, bei der die<br />
Öffentlichen Verkehrsmittel mit 15 Prozent einen Anteil im<br />
zweistelligen Bereich erzielen (Abbildung 3.22). Betrachtet<br />
man Stadtstaaten wie Hamburg oder Berlin, steigen diese<br />
Anteile sogar auf 16 beziehungsweise 21 Prozent an. Einen<br />
hohen Anteil an ÖV-Wegen verzeichnen auch die Kernstädte<br />
in Bayern, Hessen, Baden-Württemberg und Sachsen. In<br />
den verdichteten und ländlichen Kreisen fällt der ÖV-Anteil<br />
demgegenüber nicht einmal halb so hoch aus; er beläuft<br />
sich hier auf lediglich fünf beziehungsweise sechs Prozent.<br />
Auch den Fußwegen kommt die höchste Bedeutung in<br />
den Kernstädten zu. Dem 27 Prozent-Anteil, den sie dort<br />
erreichen, stehen nur 22 Prozent beziehungsweise 23<br />
Prozent in den verdichteten und ländlichen Kreisen gegenüber.<br />
Damit bestätigt sich die Erwartung, dass die relativ<br />
höhere Dichte an Einrichtungen in den Kernstädten sich<br />
auch in der Nutzung der Nicht-motorisierten Verkehrsmittel<br />
niederschlägt. Die hohen Fußwegeanteile zeigen sich bei<br />
der Betrachtung nach Ländern auch in Berlin mit 28 Prozent<br />
sowie in Bremen und Hamburg mit 27 Prozent (Abbildung<br />
3.21). Allerdings gibt es auch Flächenländer mit hohen<br />
Fußwegeanteilen; Thüringen weist einen Anteil von 30<br />
Prozent, Sachsen-Anhalt von 27 Prozent auf. Man könnte<br />
vermuten, dass die hohen Fußwegeanteile in den genannten<br />
Flächenländern zumindest teilweise aus den hohen<br />
Anteilen an älterer Bevölkerung resultieren, die vor allem<br />
in den östlichen Bundesländern anzutreffen sind. Gleichzeitig<br />
aber beobachtet man dort, wo überdurchschnittliche<br />
Fußwegeanteile in den „alten Bundesländern“ – so zum<br />
Beispiel Rheinland-Pfalz oder Hessen – vorhanden sind,<br />
dass dieser Zusammenhang nur bedingt zutrifft. Während<br />
nämlich Rheinland-Pfalz einen leicht überdurchschnittlichen<br />
Anteil an älterer Bevölkerung hat, bewegen sich die Zahlen<br />
für Hessen genau im bundesdeutschen Durchschnitt.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
43
Das Auto wird signifikant häufiger in verdichteten und länd-<br />
lichen Räumen genutzt, wenngleich der Pkw auch in den<br />
Kernstädten in Bezug auf alle Verkehrsmittel den höchsten<br />
Wegeanteil erreicht. In Kernstädten werden knapp fünf von<br />
zehn Wegen und sieben von zehn Kilometern mit dem Auto<br />
zurückgelegt. Im ländlichen Raum entfallen sechs von zehn<br />
Wegen und acht von zehn Kilometern auf das Auto. Das<br />
Fahrrad hat mit rund zehn Prozent des Wegeaufkommens<br />
und drei Prozent der Personenverkehrsleistung in allen drei<br />
Räumen eine ungefähr gleiche Bedeutung, allerdings liegt<br />
der Anteil an Personen, die das Fahrrad regelmäßig nutzen<br />
in den ländlichen Kreisen am höchsten (vgl. auch Kapitel<br />
3.3.2).<br />
abbildung 3.21<br />
44 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG
abbildung 3.22 abbildung 3.23<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
45
VerkehrsaufkoMMen unD<br />
VerkehrsLeistung<br />
In Absolutwerten dargestellt, entfallen von den 281 Mio.<br />
täglich in Deutschland zurückgelegten Wegen 78 Mio.<br />
Wege auf die Bewohner der Kernstädte, 134 Mio. Wege<br />
auf die Bewohner verdichteter Kreise und 69 Mio. Wege<br />
auf die Bevölkerung in ländlichen Kreisen. Während von<br />
diesen Wegen durchaus nennenswerte Anteile mit anderen<br />
Verkehrsmitteln als dem Auto zurückgelegt werden (Abbildung<br />
3.24), nimmt der MIV den Hauptanteil bei den pro Tag<br />
zurückgelegten Personenkilometer ein (Abbildung 3.25).<br />
Von den 820 Mio. Personenkilometern, die im Durchschnitt<br />
pro Tag in Kernstädten zurückgelegt werden, entfallen<br />
582 Mio. Personenkilometer auf das Auto. In verdichteten<br />
Kreisen macht das Auto 1.265 Mio. Personenkilometer<br />
von insgesamt 1.553 Mio., in ländlichen Räumen 686 Mio.<br />
Personenkilometer von insgesamt 841 Mio. aus. Bei der<br />
Verkehrsleistung erzielen außer dem Auto lediglich noch<br />
Öffentliche Verkehrsmittel dreistellige Werte.<br />
Damit verursachen die Bewohner der Kernstädte, die 28<br />
Prozent der Bevölkerung ausmachen, 23 Prozent des Autoverkehrs.<br />
Im Falle der verdichteten Kreise steht einem Bevölkerungsanteil<br />
von 48 Prozent ein Pkw-Personenkilometer-Anteil<br />
von 50 Prozent gegenüber. Die ländlichen Kreise<br />
tragen zu 33 Prozent zu den Pkw-Personenkilometern bei,<br />
dort wohnen jedoch nur 25 Prozent der Bevölkerung (alle<br />
Angaben wohnortbezogen, unabhängig vom Wegeziel).<br />
46 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
abbildung 3.24
abbildung 3.25 VerkehrsMitteLnutZung in aBhÄngigkeit Von<br />
Der sieDLungsDichte<br />
Die bisherigen Ausführungen haben gezeigt, dass über die<br />
zusammengefassten Kreistypen räumliche Unterschiede<br />
sehr gut sichtbar gemacht werden können. Allerdings ist<br />
innerhalb der einzelnen Kategorien jeweils ein breites Spektrum<br />
unterschiedlicher Siedlungsdichten zusammengefasst<br />
(siehe Abgrenzungskriterien in Tabelle 3.4). Im Folgenden<br />
werden die beiden Kategorien „Kernstädte“ und „Verdichtete<br />
Kreise“ über die Variable „Gemeindegrößenklasse“ weiter<br />
differenziert. Die Kernfragestellung ist, ob innerhalb der<br />
Kategorien Unterschiede im Mobilitätsverhalten in Abhängigkeit<br />
von der Siedlungsdichte zu erkennen sind.<br />
Anhand der Modal Split-Werte wird exemplarisch aufgezeigt,<br />
dass ein Teil der zwischen den Kategorien gefundenen<br />
Unterschiede der Mobilitätskenngrößen auch innerhalb<br />
der Kategorien existiert. Der MIV-Anteil ist nicht nur in Kernstädten<br />
niedriger als in verdichteten Kreisen, er nimmt mit<br />
ansteigender Gemeindegröße auch innerhalb der beiden<br />
Raumkategorien kontinuierlich ab.<br />
Dies trifft allerdings nur auf den Anteil der Wege als MIV-<br />
Fahrer zu. Der Anteil der Wege als MIV-Mitfahrer bleibt<br />
innerhalb der Kategorien konstant, fällt aber in Kernstädten<br />
niedriger aus als in Städten in verdichteten Kreisen.<br />
Beim Öffentlichen Verkehr ist das Bild wie folgt: In den<br />
verdichteten Kreisen variiert der Anteil leicht in Abhängigkeit<br />
von der politischen Ortsgrößenklasse, ohne allerdings eine<br />
klar zu- oder abnehmende Tendenz aufzuzeigen (Abbildung<br />
3.26). In Kernstädten fällt der ÖV-Anteil demgegenüber<br />
deutlich höher aus. In diesem Fall zeigen sich auch deutliche<br />
Unterschiede in Abhängigkeit von den beiden Ortsgrößenklassen.<br />
In Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern<br />
rangiert der ÖV-Anteil wiederum um die Hälfte höher als in<br />
Städten mit 100.000 bis 500.000 Einwohnern. Das Ergebnis<br />
unterstreicht, dass der ÖV plausiblerweise vor allem in<br />
Städten mit sehr hoher Dichte und stark ausgeprägtem<br />
urbanen Umfeld hohe Anteile erzielen kann.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
47
abbildung 3.26<br />
48 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG
unterschieDe nach BunDesLÄnDern<br />
Die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> liefert repräsentative Ergebnisse auf der<br />
Ebene von Bundesländern. In den Abbildungen 3.27 und<br />
3.21 sind die Pkw-Ausstattung je Bundesland sortiert nach<br />
dem Anteil autofreier Haushalte und der Modal Split der<br />
Bundesländer sortiert nach dem MIV-Anteil dargestellt.<br />
Wie zu erwarten, nehmen die drei Stadtstaaten Berlin,<br />
Hamburg und Bremen eine Sonderrolle ein. Sie sind durch<br />
einen hohen Anteil autofreier Haushalte und einen sehr<br />
geringen Anteil an Haushalten mit zwei und mehr Pkw<br />
gekennzeichnet. Dementsprechend unterscheidet sich auch<br />
der Modal Split. Alle drei Stadtstaaten haben einen sehr<br />
geringen MIV-Anteil. Während Bremen durch einen hohen<br />
Fahrradanteil gekennzeichnet ist, spielt in Berlin und Hamburg<br />
jeweils der Öffentliche Verkehr eine große Rolle.<br />
Die Ergebnisse für die restlichen Bundesländer lassen<br />
einen klaren Ost-West-Unterschied erkennen.<br />
abbildung 3.27<br />
In Ostdeutschland fällt der Anteil autofreier Haushalte höher<br />
aus. Damit einher geht eine geringere Pkw-Nutzung. Dieser<br />
geringere MIV-Anteil wird teilweise durch ein größeres Gewicht<br />
der Fußwege und teilweise durch einen höheren Wegeanteil<br />
des Fahrrades kompensiert. Spitzenreiter sowohl<br />
in der Pkw-Ausstattung als auch in der Pkw-Nutzung ist mit<br />
dem Saarland der äußerste Westen der Republik.<br />
Auffällig ist darüber hinaus, dass Bundesländer mit sehr<br />
großen Verkehrsverbünden wie Nordrhein-Westfalen oder<br />
Hessen keinen höheren ÖV-Anteil aufweisen, obwohl dies<br />
aufgrund der Ballungsräume Rhein-Ruhr und Rhein-Main<br />
zu erwarten wäre. Die weitere Differenzierung des ÖV-Anteils<br />
nach Raumtypen auf Bundesländerebene ermöglicht<br />
einen Vergleich unabhängig vom spezifischen „Zuschnitt“<br />
des einzelnen Landes. Im Fall von Hessen zeigen sich nun<br />
beispielsweise deutlich höhere Wegeanteile im Öffentlichen<br />
Verkehr, und zwar sowohl in den Kernstädten als auch in<br />
den verdichteten Kreisen. Bei den Kernstädten bleiben allerdings<br />
Berlin und Hamburg – auch in dieser Betrachtung –<br />
die bei der ÖV-Nutzung führenden Städte (Abbildung 3.28).<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
49
abbildung 3.28<br />
50 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG
VerÄnDerungen Von 2002 nach <strong>2008</strong><br />
Welche räumlichen Tendenzen der Mobilitätsentwicklung<br />
können beobachtet werden, wenn die Ergebnisse der <strong>MiD</strong><br />
2002 und der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> gegenüberstellt werden?<br />
Während das Gesamtverkehrsaufkommen und die Gesamtverkehrsleistung<br />
von 2002 nach <strong>2008</strong> von 272 Mio. auf 281<br />
Mio. Wege und von 3,0 Mrd. auf 3,2 Mrd. Personenkilometer<br />
angestiegen ist, stellt sich die Verkehrsentwicklung<br />
in den einzelnen Räumen recht unterschiedlich dar. In<br />
verdichteten Räumen ist eine deutliche Verkehrszunahme,<br />
abbildung 3.29<br />
in den ländlichen Räumen eine Verkehrsabnahme zu beobachten.<br />
In Kernstädten ist der Verkehr im Jahr <strong>2008</strong> mehr<br />
oder weniger auf demselben Niveau wie 2002. Die Anteile<br />
der Bevölkerung haben sich in diesem Zeitraum – bezogen<br />
auf die hier relevanten absoluten Zahlen für das gesamte<br />
Bundesgebiet – dagegen nur geringfügig verändert. Um wie<br />
viele Wege und Personenkilometer sich der Verkehr der<br />
Einwohner in den einzelnen Raumkategorien verändert hat,<br />
ist den Abbildungen 3.29 und 3.30 zu entnehmen.<br />
abbildung 3.30<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
51
!<br />
3.2.2<br />
haushaLtsMerkMaLe<br />
Die Anzahl der Einpersonenhaushalte in<br />
Deutschland hat sich weiter erhöht und damit<br />
auch ihr Anteil an den Haushalten insgesamt.<br />
Dies hat Auswirkungen auf das Mobilitätsgeschehen.<br />
Denn während Zwei- und Mehrpersonenhaushalte<br />
ähnliche Mobilitätsquoten<br />
besitzen, gibt es große Unterschiede bei den<br />
Einpersonenhaushalten: Junge Einpersonenhaushalte<br />
stellen den mobilsten Haushaltstyp<br />
dar; Einpersonenhaushalte, in denen die Person<br />
60 Jahre oder älter ist, sind dagegen am wenigsten<br />
mobil.<br />
Fast die Hälfte der Einpersonenhaushalte ist<br />
ohne Auto. Vollmotorisierung ist demgegenüber<br />
das charakteristische Merkmal von Mehrpersonenhaushalten.<br />
Insgesamt verfügen 82 Prozent<br />
aller Haushalte über einen Pkw. Dies bedeutet<br />
eine leichte Zunahme gegenüber 2002.<br />
Die Ausstattung der Haushalte mit Pkw ist ganz<br />
offensichtlich abhängig vom Haushaltseinkommen:<br />
Das heißt, es besteht eine deutliche positive<br />
Abhängigkeit zwischen Haushaltseinkommen<br />
und Pkw-Besitz, die allerdings von Faktoren<br />
wie „Raumstruktur“, „Haushaltsgröße“, „Kinder<br />
im Haushalt“ und Einstellungen wie „freiwilliger<br />
Pkw-Verzicht“ überlagert wird.<br />
Keinen Pkw zu besitzen, kann auch bedeuten,<br />
dass man keinen Pkw haben will: Ein Fünftel<br />
der Haushalte ohne Pkw verzichtet aus Einstellungsgründen<br />
oder weil sie finden, dass sie<br />
einen Pkw einfach nicht brauchen. Tendenziell<br />
sind solche Haushalte eher in den Kernstädten<br />
zu finden.<br />
Sobald ein Haushalt über einen Pkw verfügt,<br />
geht der Anteil der Wege mit Öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
drastisch zurück.<br />
Zugenommen hat auch die Ausstattung der<br />
Haushalte mit Fahrrädern. Nur noch 18 Prozent<br />
aller Haushalte sind im Jahr <strong>2008</strong> ohne Fahrrad.<br />
52 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
Das Mobilitätsverhalten einer Person steht in engem<br />
Zusammenhang mit dem Haushaltskontext. Je nachdem,<br />
ob eine Person in einem Ein- oder Mehrpersonenhaushalt<br />
wohnt, ob Kinder im Haushalt leben oder nicht, ob ein<br />
Haushalt über ein hohes oder niedriges Haushaltseinkommen<br />
verfügt, unterscheiden sich die haushaltsbedingten<br />
Ausgangsvoraussetzungen für die Gestaltung der alltäglichen<br />
Mobilität. Der Einbezug von Haushaltsmerkmalen<br />
bei der Betrachtung von Mobilitätsverhalten bringt daher<br />
deutliche Unterschiede zutage.<br />
Ein Grund für den hohen Einfluss von Haushaltsmerkmalen<br />
sind die mit verschiedenen Haushaltstypen verbundenen<br />
Bedürfnisstrukturen und Möglichkeiten, diesen Bedürfnissen<br />
nachzugehen. Bei Einpersonenhaushalten besteht nur<br />
bedingt die Möglichkeit, Wege, die mit der Versorgung des<br />
Haushalts zu tun haben, auf andere Personen zu verlagern.<br />
In Mehrpersonenhaushalten können Aktivitäten, die mit<br />
der Haushaltsführung oder Kinderbetreuung zu tun haben,<br />
grundsätzlich zwischen verschiedenen Personen aufgeteilt<br />
werden. Gleichzeitig besteht in solchen Haushalten ein<br />
höherer Versorgungsbedarf.<br />
Wird der Haushaltskontext betrachtet, kommt auch den<br />
Ressourcen, über die ein Haushalt verfügt, eine bedeutende<br />
Rolle zu. Mobilitätsrelevante Ressourcen sind insbesondere<br />
das Haushaltseinkommen sowie die Ausstattung des<br />
Haushalts mit Fahrzeugen (Pkw und Fahrrad).
?<br />
haushaLtsstrukturen in DeutschLanD<br />
Welchen Einfluss hat die Haushaltsstruktur auf<br />
die Mobilitätsoptionen der Haushaltsmitglieder<br />
und wie wirkt sich das – sichtbar werdend in<br />
den <strong>MiD</strong>-Daten – aus?<br />
Die Haushaltsstrukturen in Deutschland weisen seit Jahren<br />
eine hohe Dynamik auf, indem sich sowohl Anzahl als auch<br />
Zusammensetzung der privaten Haushalte dadurch massiv<br />
verändert haben, dass eine gleich große beziehungsweise<br />
in der Vergangenheit leicht wachsende Bevölkerung sich<br />
auf immer mehr private Haushalte verteilt hat. Allein im<br />
Zeitraum von 2001 bis 2007, den beiden Jahren, deren<br />
Bevölkerungsstand Grundlage für die Stichprobenziehung<br />
der <strong>MiD</strong>-Erhebungen waren, ist die Anzahl der Haushalte<br />
um eine gute Million von 38,5 Mio. auf 39,7 Mio. gestiegen.<br />
1991 lag die Anzahl privater Haushalte noch bei 35,3 Mio.;<br />
von 1991 bis heute ist die Anzahl privater Haushalte damit<br />
um rund 13 Prozent gestiegen (https://www-genesis.destatis.de/genesis/online/logon).<br />
Diese Entwicklungen werden durch Zahlen des BBR komplettiert.<br />
Danach ist allein im Zeitraum 2001 bis 2004 der<br />
bundesweite Anteil bei den Single-Haushalten von 37 auf<br />
38 Prozent gestiegen (BBR 2009). Nahezu alle Bundesländer<br />
sind von dieser Entwicklung betroffen. Lediglich Bremen<br />
und Nordrhein-Westfalen weisen geringfügige Rückgänge<br />
auf, die sich im Nachkommastellenbereich bewegen.<br />
tabelle 3.6<br />
Entwicklung der Ein- und Mehrpersonenhaushalte von 1972<br />
bis 2006<br />
Einpersonenhaushalte<br />
Mehrpersonenhaushalte<br />
ohne<br />
Kinder<br />
Mehrpersonenhaushalte<br />
mit<br />
Kindern<br />
Tsd. % Tsd. % Tsd. %<br />
1972* 6.014 26,2 5.624 25,0 10.233 45,5<br />
1995 10.825 35,9 8.626 29,5 10.138 34,7<br />
2006 15.448 38,8 11.914 30,0 12.405 31,2<br />
* Westdeutschland<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt: Statistisches Jahrbuch 2007,<br />
Bevölkerung und Erwerbstätigkeit<br />
Tabelle 3.6 verdeutlicht das Ausmaß von Bedeutungsgewinn<br />
und -verlust der verschiedenen Haushaltstypen infolge<br />
der geänderten Anzahl privater Haushalte. 1972 handelte<br />
es sich bei fast der Hälfte aller Haushalte um Mehrper-<br />
sonenhaushalte mit Kindern. Jeweils rund ein Viertel der<br />
restlichen Haushalte waren Einpersonenhaushalte und<br />
Mehrpersonenhaushalte ohne Kinder (Werte nur für Westdeutschland).<br />
Demgegenüber machen Einpersonenhaushalte<br />
heute den größten Anteil an den privaten Haushalten<br />
aus. Ihr Anteil ist seit 1972 um mehr als 20 Prozentpunkte<br />
gestiegen. Parallel dazu ist es zu einem starken Bedeutungsverlust<br />
von Mehrpersonenhaushalten mit Kindern<br />
gekommen. Der Anteil dieses Haushaltstyps ist seit 1972<br />
um rund 14 Prozentpunkte gesunken.<br />
Hintergrund dieser Entwicklung sind Veränderungen im<br />
Familienzyklus und dem damit verbundenen Haushaltsbildungsverhalten<br />
sowie der demografischen Struktur. Viele<br />
demografische Ereignisse wie Heirat, Geburt von Kindern<br />
und auch der Tod treten im Lebensverlauf immer später<br />
ein. Dies hat zur Folge, dass Lebensphasen, in denen noch<br />
keine Kinder oder bereits keine Kinder mehr im Haushalt<br />
leben, länger werden (BBR 2005). Dementsprechend nimmt<br />
die Bedeutung der für diese Lebensphasen charakteristischen<br />
Ein- und Zweipersonenhaushalte zu. Mehrpersonenhaushalte<br />
mit Kindern machen dagegen einen immer<br />
geringeren Anteil an allen Haushalten aus. Der in den<br />
letzten Jahren zu verzeichnende zahlenmäßige Anstieg der<br />
Einpersonenhaushalte ist dabei fast ausschließlich auf den<br />
Wandel der Altersstruktur zurückzuführen. Dieser führt zu<br />
einem deutlichen Plus bei der Zahl älterer Einpersonenhaushalte<br />
– also in der Regel älterer und in dieser Lebensphase<br />
alleinstehender Frauen.<br />
aBBiLDung Der haushaLtsstruktur in Der <strong>MiD</strong><br />
Die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> bildet verschiedene Haushaltsmerkmale wie<br />
zum Beispiel Haushaltsgröße, Anzahl der Kinder im Haushalt,<br />
Haushaltsnettoeinkommen und Anzahl der Pkw im<br />
Haushalt ab. Nicht abgefragt wird der Familienzusammenhang<br />
der Haushaltsmitglieder, der bei amtlichen Statistiken<br />
häufig für die Typisierung von Haushalten herangezogen<br />
wird. Die Daten der <strong>MiD</strong> bieten dennoch die Möglichkeit,<br />
eine am Familien- und Lebenszyklus orientierte Einteilung<br />
der erfassten Haushalte vorzunehmen. Die Orientierung am<br />
Familien- und Lebenszyklus bei der Einteilung der Haushalte<br />
in Typen bietet sich an, da beide Zyklen in engem<br />
Zusammenhang mit dem Mobilitätsverhalten stehen.<br />
Die im Weiteren verwendete Einteilung nach Haushaltsty-<br />
pen wurde gebildet über die Anzahl erwachsener Personen<br />
und Kinder im Haushalt sowie dem Alter der Haushaltsmitglieder.<br />
Die Einteilung umfasst elf Haushaltstypen (fünf<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
53
Grundtypen, davon drei differenziert nach jeweils drei<br />
Altersklassen), die nachfolgend dargestellt werden. Welchen<br />
Anteil der jeweilige Haushaltstyp an allen Haushalten<br />
ausmacht und wie hoch der jeweilige Bevölkerungsanteil an<br />
den einzelnen Haushaltstypen ist, zeigt Abbildung 3.31.<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Einpersonenhaushalte: Da in Abhängigkeit vom Alter<br />
deutliche Unterschiede im Mobilitätsverhalten bestehen<br />
(vgl. Kapitel 3.2.3 und Kapitel 4.2), wurde die Gruppe<br />
der Einpersonenhaushalte nach dem Alter der Person in<br />
drei Gruppen unterteilt: Haushalte mit jungen Personen<br />
unter 30 Jahren, Haushalte mit Personen zwischen 30<br />
und 59 Jahren sowie Haushalte mit Personen ab 60<br />
Jahren. Diese drei Haushaltstypen machen zusammen<br />
39 Prozent aller bundesdeutschen Haushalte, aber nur<br />
18 Prozent der Wohnbevölkerung aus. In absoluten<br />
Zahlen ausgedrückt leben in Deutschland über 15 Mio.<br />
Menschen in einem Einpersonenhaushalt.<br />
Haushalte mit zwei erwachsenen Personen: Im<br />
Gegensatz zu amtlichen Statistiken kann bei diesen<br />
Haushalten in der <strong>MiD</strong> nicht unterschieden werden, ob<br />
es sich um Ehepaare, nicht eheliche Lebensgemeinschaften,<br />
Wohngemeinschaften oder eine alleinerziehende<br />
Person mit ihrem erwachsenen Kind handelt. Im<br />
überwiegenden Fall wird es sich jedoch um Paarhaushalte<br />
handeln. Auch dieser Haushaltstyp wird nach dem<br />
Alter der Haushaltsmitglieder in drei Gruppen unterteilt.<br />
Für die Zuordnung werden die gleichen Altersgruppen<br />
wie bei den Einpersonenhaushalten verwendet, wobei<br />
die Zuordnung über das Alter der jüngeren Person im<br />
Haushalt erfolgt. In 33 Prozent aller Haushalte leben<br />
zwei erwachsene Personen, der Anteil an der Wohnbevölkerung<br />
erreicht mit 31 Prozent fast den gleichen Wert.<br />
In absoluten Zahlen entfallen auf diesen Haushaltstyp<br />
13 Mio. Haushalte und 25 Mio. Menschen.<br />
Haushalte mit drei und mehr erwachsenen Personen:<br />
Auch bei diesen Haushalten lässt sich nicht genau<br />
bestimmen, in welchem Familienzusammenhang die<br />
Personen stehen. Sowohl Wohngemeinschaften als<br />
auch Familien mit erwachsenen Kindern fallen in diese<br />
Kategorie. 13 Prozent (elf Mio.) aller Personen in<br />
Deutschland leben in Haushalten dieses Typs, der zehn<br />
Prozent aller bundesdeutschen Haushalte ausmacht.<br />
54 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
•<br />
•<br />
Mehrpersonenhaushalte mit zwei Erwachsenen und mindestens<br />
einem Kind: Dieser Haushaltstyp wird in Abhängigkeit<br />
vom Alter des Kindes oder der Kinder unterteilt<br />
in Haushalte mit Kindern unter sechs Jahren, Haushalte<br />
mit Kindern unter 14 Jahren und Haushalte mit Kindern<br />
unter 18 Jahren. Die Unterscheidung nach dem Alter<br />
der Kinder ist bei der Betrachtung des Mobilitätsverhaltens<br />
von Bedeutung, da in Abhängigkeit des Alters von<br />
Kindern unterschiedliche Mobilitätsbedürfnisse auftreten.<br />
Mehrpersonenhaushalte mit Kindern machen nur 17<br />
Prozent aller bundesdeutschen Haushalte, aber 35 Prozent<br />
der Wohnbevölkerung aus. Dies entspricht sieben<br />
Mio. Haushalten und 28 Mio. Bürgerinnen und Bürgern.<br />
Alleinerziehende: In zwei Prozent aller bundesdeutschen<br />
Haushalte, dies entspricht knapp einer Mio. Haushalte,<br />
lebt eine erwachsene Person mit einem oder mehreren<br />
Kindern. Auch ohne die Möglichkeit, den Familienzusammenhang<br />
zu bestimmen, wird es sich dabei zum weit<br />
überwiegenden Anteil um eine alleinerziehende Person<br />
mit ihrem Kind handeln. In Haushalten von Alleinerziehenden<br />
leben in Summe zwei Mio. Personen.<br />
Veränderungen zwischen 2002 und <strong>2008</strong> ergeben sich vor<br />
allem bei den älteren Haushalten (Einpersonenhaushalt<br />
60+, Haushalt mit zwei erwachsenen Personen die jüngste<br />
60+, Haushalte mit drei und mehr erwachsenen Personen),<br />
die alle zunehmen, sowie bei den Haushalten mit mindestens<br />
einem Kind unter sechs Jahren, deren Anteil abnimmt.<br />
Zu- und Abnahmen stellen sich innerhalb der Haushaltstypen<br />
jedoch ganz unterschiedlich dar, wenn man weiter nach<br />
Raumtypen differenziert. Besonders hervorzuheben ist die<br />
Zunahme der jungen Einpersonenhaushalte (unter 30 Jahre)<br />
in den Kernstädten bei gleichzeitiger Abnahme dieses<br />
Haushaltstyps in den verdichteten und ländlichen Kreisen,<br />
die Zunahme der Ein- und Mehrpersonenhaushalte im<br />
mittleren Alter (30 bis 60 Jahre) in den verdichteten Kreisen,<br />
die starke Zunahme der Haushalte mit Kindern – vor allem<br />
älteren Kindern ab 14 Jahre – in den verdichteten Kreisen<br />
bei gleichzeitiger Abnahme dieses Haushaltstyps in den<br />
Kernstädten, vor allem aber in den ländlichen Kreisen.
abbildung 3.31<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
55
ÄuMLiche VerteiLung Der<br />
haushaLtstYPen<br />
Die Haushaltstypen weisen deutliche Unterschiede in ihrer<br />
Verteilung nach den zusammengefassten Kreistypen auf.<br />
Mehrpersonenhaushalte mit Kindern sowie Haushalte mit<br />
drei und mehr erwachsenen Personen sind überdurchschnittlich<br />
häufig im ländlichen Raum und in verdichteten<br />
Kreisen zu finden. Einpersonenhaushalte sowie Zweipersonenhaushalte<br />
mit mindestens einer Person unter 30 Jahren<br />
sind dagegen überproportional in Kernstädten angesiedelt<br />
(Abbildung 3.32).<br />
abbildung 3.32<br />
56 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG
DifferenZierung Der haushaLte nach haus-<br />
haLtseinkoMMen unD ausstattung Mit fahr-<br />
Zeugen<br />
einkommen<br />
Die Verteilung der monatlichen Haushaltsnettoeinkommen,<br />
so wie sie in der <strong>MiD</strong> erhoben wurden, zeigt ein breites<br />
Mittelfeld, einen ebenfalls relativ ausgedehnten unteren<br />
Bereich sowie eine flach auslaufende Spitze im oberen<br />
Bereich: Knapp 30 Prozent der Haushalte bewegen sich im<br />
Einkommensbereich bis 1.500 Euro, in fast 40 Prozent der<br />
Haushalte liegt das Einkommen zwischen 1.500 und 3.000<br />
Euro; den oberen Einkommensbereich deckt ein knappes<br />
Fünftel der Haushalte mit einem Einkommen von 3.000 bis<br />
5.000 Euro ab, dazu kommen noch weitere fünf Prozent mit<br />
mehr als 5.000 Euro Monatseinkommen (Abbildung 3.33).<br />
Jeder zehnte Haushalt hat hierzu in der Befragung keine<br />
Auskunft gegeben.<br />
abbildung 3.33<br />
Generell ist das Haushaltseinkommen eine nur bedingt aussagekräftige<br />
Größe, da es entscheidend darauf ankommt,<br />
wie viele Personen von diesem Einkommen versorgt<br />
werden müssen. Die Betrachtung der Haushalte nach dem<br />
ökonomischen Status ist daher oft besser geeignet. Die<br />
Zuordnung der Haushalte zu einer der fünf Statusgruppen<br />
erfolgt über das Haushaltsnettoeinkommen und die<br />
gewichtete Haushaltsgröße, wie sie auch zur Berechnung<br />
des Äquivalenzeinkommens verwendet wird. Bei der<br />
Gewichtung der Haushaltsgröße fließt sowohl die Anzahl<br />
als auch das Alter der Haushaltsmitglieder ein (vgl. Kapitel<br />
2.3). Dabei zeigt sich, dass der größte Anteil der Haushalte<br />
(41 Prozent) einen mittleren ökonomischen Status aufweist.<br />
Diese breite Mitte wird von einem fast ebenso großen Anteil<br />
wirtschaftlich gut gestellter Haushalte (39 Prozent) flankiert.<br />
Ein Fünftel der Haushalte hat einen niedrigen oder sehr<br />
niedrigen ökonomischen Status.<br />
Pkw-Verfügbarkeit<br />
Am 1.1.<strong>2008</strong> waren beim Kraftfahrt-Bundesamt 41,3 Mio.<br />
Pkw registriert. 32 Prozent der Pkw-Halter waren zu diesem<br />
Zeitpunkt Frauen, 25 Prozent waren älter als 60 Jahre<br />
(Quelle: KBA-Statistik). Bezieht man die Zahl der Pkw auf<br />
die Einwohner, dann ergibt sich für das Jahr 2007 eine<br />
Fahrzeugdichte von 501 Pkw je 1.000 Einwohner (VdA Jahresbericht<br />
<strong>2008</strong>, S. 271) Damit gilt auch im Jahr <strong>2008</strong>, dass<br />
zumindest rein rechnerisch „alle Einwohner Deutschlands<br />
auf den Vordersitzen aller Pkw Platz [haben]“ (Statistisches<br />
Bundesamt: Datenreport 2006, S. 355).<br />
Die Zahlen der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> zeigen beim Vergleich mit den Ergebnissen<br />
der Vorgängerstudie, dass die Pkw-Verfügbarkeit<br />
in den Haushalten weiter leicht angestiegen ist. Gab es im<br />
Jahr 2002 noch 19 Prozent der Haushalte, die keinen Pkw<br />
besaßen, so sind dies heute nur noch 18 Prozent. Dabei<br />
hat sich auch die Zahl der Pkw pro Kopf von 0,5 auf 0,6<br />
erhöht. Während der Anteil der Haushalte mit einem Pkw<br />
weiterhin 53 Prozent beträgt, sind die Anteile der Haushalte<br />
mit zwei oder mehr Pkw um zwei Prozent gewachsen.<br />
Dies entspricht von der Tendenz her auch den Aussagen<br />
der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) für das<br />
Jahr <strong>2008</strong>, die ebenfalls einen leicht steigenden Anteil von<br />
Haushalten mit Pkw gegenüber dem Jahr 2003 feststellt.<br />
Allerdings liegt nach den dortigen Angaben der Anteil der<br />
„Auto-Haushalte“ um vier Prozentpunkte niedriger (Statistisches<br />
Bundesamt 2009, S. 16). Dass bei der <strong>MiD</strong> etwas<br />
mehr Pkw-besitzende Haushalte ermittelt werden als bei<br />
der EVS, ist vor allem darauf zurückzuführen, dass mobile<br />
Personen und mobile Haushalte (also mit Pkw) ganz leicht<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
57
überrepräsentiert sind. Dieser Effekt ist auch aus anderen<br />
Untersuchungen zur Mobilität, wie dem Mobilitätspanel,<br />
bekannt.<br />
Unmittelbare Auswirkungen auf die Pkw-Verfügbarkeit im<br />
Haushalt hat das Einkommen. In Abbildung 3.34 ist dargestellt,<br />
über wie viele Pkw ein Haushalt in Abhängigkeit vom<br />
Haushaltseinkommen verfügt. Dabei zeigt sich, dass weit<br />
über die Hälfte der Haushalte mit geringem Haushaltseinkommen<br />
keinen Pkw besitzt. Mit zunehmendem Haushaltseinkommen<br />
nimmt nicht nur der Anteil der Haushalte mit<br />
Pkw, sondern auch die Anzahl der Pkw im Haushalt deutlich<br />
zu. In den höchsten Einkommensklassen verfügt fast ein<br />
Drittel der Haushalte über drei und mehr Pkw.<br />
abbildung 3.34<br />
58 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
Dass ein Haushalt ohne Pkw ist, bedeutet allerdings nicht<br />
zwangsläufig, dass er sich einen Pkw nicht leisten kann.<br />
Erstmalig wurde in der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> dieser Aspekt einer<br />
genaueren Prüfung unterzogen. Dabei zeigt sich, dass<br />
zwar die Hälfte der Haushalte ohne Pkw, die 18 Prozent der<br />
Haushalte insgesamt ausmachen, aus Kostengründen auf<br />
das eigene Fahrzeug verzichtet, dass aber daneben in fünf<br />
Prozent dieser Haushalte ein freiwilliger und bewusster Verzicht<br />
auf den eigenen Pkw stattfindet. Weitere 16 Prozent<br />
geben an, dass sie kein Auto benötigen.<br />
Erwartungsgemäß handelt es sich bei diesen Haushalten<br />
um Haushalte ohne Kinder. Gleichzeitig sind sie eher in den<br />
Kernstädten zu finden; dort fällt auch der freiwillige Autoverzicht<br />
etwas höher aus (Abbildungen 3.35). Die genannten<br />
Prozentwerte beziehen sich auf eine „priorisierte“ Auswertung<br />
der Angaben, das heißt, die angegebenen Gründe<br />
wurden nach Priorität klassifiziert und nur der ranghöchste<br />
Grund ging in die Auswertung ein. Insgesamt verteilen<br />
sich die autolosen Haushalte etwa hälftig auf Rentner- und<br />
übrige Erwachsenenhaushalte.
Die Überlagerung von Haushaltsstrukturen, Haushaltseinkommen<br />
und Einstellungen zeigt sich – zumindest von der<br />
Tendenz her – auch in der Analyse der Daten nach Bundesländern<br />
(Abbildung 3.36). Die drei Stadtstaaten Berlin,<br />
Hamburg und Bremen sind durch einen hohen Anteil autofreier<br />
Haushalte einerseits und einen sehr geringen Anteil<br />
an Haushalten mit zwei und mehr Fahrzeugen andererseits<br />
gekennzeichnet. Für die restlichen Bundesländer zeichnet<br />
sich ein klarer Ost-West-Unterschied ab. In Ostdeutschland<br />
fällt der Anteil an Haushalten ohne Pkw höher aus. Damit<br />
einher geht ein geringerer MIV-Anteil. Spitzenreiter sowohl<br />
in der Pkw-Ausstattung als auch in der Pkw-Nutzung ist wie<br />
schon dargestellt das Saarland.<br />
abbildung 3.35<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
59
abbildung 3.36<br />
fahrradbesitz<br />
82 Prozent der Haushalte in Deutschland besitzen mindestens<br />
ein Fahrrad; in 30 Prozent der Haushalte sind sogar<br />
drei oder mehr Fahrräder vorhanden. Insgesamt gibt es in<br />
den Haushalten in Deutschland rund 70 Mio. Fahrräder. Damit<br />
ist die Pro-Kopf-Verfügbarkeit von Fahrrädern im Jahr<br />
<strong>2008</strong> auf 0,9 Fahrräder gestiegen – 2002 lag sie noch bei<br />
0,8 Rädern. Gleichzeitig gibt es – wie schon 2002 – einen<br />
vergleichsweise großen Anteil an Haushalten, in dem die<br />
Anzahl der Fahrräder die Anzahl der Köpfe übersteigt (vgl.<br />
infas, DIW 2004, S. 29). Das Ergebnis der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> ist an<br />
dieser Stelle nahezu identisch mit dem der Einkommensund<br />
Verbrauchsstichprobe (EVS) <strong>2008</strong>, die auf die gleiche<br />
Anzahl an Fahrrädern kommt und damit eine Fahrradverfügbarkeit<br />
in 80 Prozent der Haushalte verbindet (Statistisches<br />
Bundesamt 2009, S. 18).<br />
60 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
Interessant ist in diesem Zusammenhang die Beobachtung,<br />
dass mit dem Ansteigen der Personenzahl in den Haushalten<br />
auch die Anzahl der dort verfügbaren Fahrräder wächst<br />
(Abbildung 3.37). Dies mag auf den ersten Blick trivial<br />
erscheinen, allerdings kann man es auch als Indiz dafür<br />
nehmen, dass zum einen Haushalte eine Art „individuelle<br />
Radfahrkultur“ manchmal sogar mit mehreren funktional<br />
unterschiedlichen Rädern pro Person entwickeln, und zum<br />
anderen, dass das Radfahren eine Mobilitätsform ist, die<br />
man (auch) gemeinsam ausübt: In der Tat finden 26 Prozent<br />
der Fahrradwege in Begleitung statt.
abbildung 3.37<br />
MoBiLitÄtskenngrÖssen in aBhÄngigkeit VoM<br />
haushaLtstYP<br />
Für die im Rahmen der Auswertung der <strong>MiD</strong> verwendete<br />
Haushaltstypisierung ergeben sich bei fast allen betrachteten<br />
Mobilitätskenngrößen große Unterschiede. Es sind<br />
meist die gleichen Haushaltstypen, die bei den unterschiedlichen<br />
Kennwerten Auffälligkeiten zeigen. Pro Haushaltstyp<br />
ergibt sich dabei jeweils ein in sich stimmiges Bild.<br />
Ob ein Haushalt über einen Pkw verfügt oder nicht, hat<br />
großen Einfluss auf das Mobilitätsverhalten von Personen.<br />
Mehrpersonenhaushalte mit Kindern weisen den höchsten<br />
Pkw-Ausstattungsgrad auf – weitgehend unabhängig von<br />
der Wohnlage, also auch im urbanen Raum. 98 Prozent<br />
beziehungsweise 97 Prozent der Mehrpersonenhaushalte<br />
mit Kindern verfügt über einen Pkw, weit mehr als die Hälfte<br />
davon hat zwei oder mehr Pkw. Der Anteil der Haushalte<br />
mit mehreren Pkw fällt dabei umso höher aus, je älter<br />
die Kinder sind. Eine Ausnahme bilden überwiegend aus<br />
ökonomischen Gründen die Alleinerziehenden (Abbildung<br />
3.38).<br />
Während die Beinahe-Vollmotorisierung das charakteristische<br />
Merkmal von Mehrpersonenhaushalten ist und sie<br />
sich damit am einen Ende der Skala befinden, wird das<br />
andere Ende der Skala von Einpersonenhaushalten und<br />
Haushalten von Alleinerziehenden gebildet. Insbesondere<br />
alleinlebende Personen, die 60 Jahre und älter sind, haben<br />
oft keinen Pkw. Der Anteil autofreier Haushalte liegt hier bei<br />
46 Prozent. Im Jahr 2002 betrug er noch 59 Prozent. Von<br />
den Alleinerziehenden lebt ein Viertel ohne Auto. Die Haushaltstypisierung<br />
macht deutlich, dass das Alter einen hohen<br />
Einfluss auf den Besitz beziehungsweise Nicht-Besitz eines<br />
Pkw hat. Sowohl bei den Einpersonenhaushalten als auch<br />
bei den Zweipersonenhaushalten fällt der Anteil autofreier<br />
Haushalte jeweils hoch aus, wenn die beziehungsweise<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
61
eine im Haushalt lebende Person jünger als 30 Jahre ist.<br />
Den höchsten Anteil an Haushalten mit drei und mehr Pkw<br />
erreichen Haushalte, in denen drei und mehr erwachsene<br />
Personen und keine Kinder wohnen (Abbildung 3.38) – hier<br />
dominiert die individuelle Verfügbarkeit des Autos.<br />
Der Anteil mobiler Personen sowie die durchschnittliche<br />
Wegezahl haben sich im vorangegangenen Kapitel als<br />
stabile Größen erwiesen, die in Abhängigkeit vom Raumtyp<br />
keine Unterschiede aufweisen. Differenziert nach Haushaltstyp<br />
wird jedoch eine deutliche Schwankungsbreite der<br />
Werte sichtbar (Abbildung 3.39).<br />
Der Anteil mobiler Personen sinkt jeweils deutlich ab, wenn<br />
ältere Personen im Haushalt wohnen. Dies ist insbesondere<br />
dann der Fall, wenn die Person alleine lebt.<br />
abbildung 3.38<br />
62 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
In Zweipersonenhaushalten, in denen beide Personen<br />
60 Jahre und älter sind – die Zuordnung der Zweipersonenhaushalte<br />
nach Alter erfolgt jeweils über das Alter<br />
der jüngeren Person –, fällt der Anteil mobiler Personen<br />
ebenfalls gering, aber um drei Prozentpunkte höher aus, als<br />
bei den alleinlebenden älteren Menschen (vgl. dazu auch<br />
Kapitel 4.2). Im Alter zu zweit und nicht alleine zu wohnen,<br />
wirkt sich damit positiv auf die Verkehrsteilnahme aus. Im<br />
Gegensatz zur geringen Mobilitätsquote der Haushalte<br />
alleinstehender älterer Menschen, fällt die Mobilitätsquote<br />
bei den Alleinerziehenden und jungen Alleinlebenden am<br />
höchsten aus.<br />
Die durchschnittliche Wegezahl der Haushalte beträgt 3,4.<br />
Die geringste Wegezahl liegt analog zur geringen Mobilitätsquote<br />
vor, wenn eine Person mit 60 Jahren und älter im<br />
Haushalt lebt.
abbildung 3.39<br />
Eine Differenzierung der durchschnittlich pro Tag im<br />
Verkehr verbrachten Zeit und der dabei zurückgelegten<br />
Tagesstrecke zeigt wiederum Auffälligkeiten bei den Einund<br />
Zweipersonenhaushalten, in denen eine Person ab 60<br />
Jahren wohnt, sowie für Haushalte von Alleinerziehenden.<br />
Personen aus diesen Haushaltstypen legen die kürzesten<br />
Tagesstrecken zurück. Da bei diesen drei Gruppen zudem<br />
die zurückgelegte Tagesstrecke und die dafür benötigte Zeit<br />
am weitesten auseinanderklaffen, sind sie deutlich langsamer<br />
unterwegs als Personen aus anderen Haushalten.<br />
Dies geht wiederum auf hohe Fußweg- und Fahrradanteile<br />
in dieser Gruppe zurück. Die höchsten Tagesstrecken<br />
fallen dagegen bei Ein- und Zweipersonenhaushalten an, in<br />
denen eine Person unter 30 Jahre lebt, sowie in Einpersonenhaushalten<br />
mit Personen im Alter zwischen 30 und 59<br />
Jahren (Abbildung 3.40). Die geringste Zeit im Verkehr verbringen<br />
Personen aus Mehrpersonenhaushalten mit kleinen<br />
Kindern. Je älter die Kinder sind, umso höher fällt die durchschnittliche<br />
Wegezeit aus. Parallel steigt auch die zurückgelegte<br />
Tagesstrecke an, allerdings nicht in dem Maß, in dem<br />
sich die durchschnittliche Unterwegszeit erhöht.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
63
abbildung 3.40<br />
Betrachtet man, wofür die Personen in Abhängigkeit des<br />
Haushaltstyps außer Haus gehen, sind auch hier große<br />
Unterschiede zu erkennen: In Mehrpersonenhaushalten<br />
mit Kindern sowie in Haushalten von Alleinerziehenden<br />
fällt der Anteil der Begleitwege deutlich höher aus. Bei<br />
den Mehrpersonenhaushalten mit Kindern ist der Anteil<br />
Begleitwege umso höher, je jünger die Kinder im Haushalt<br />
sind. Dabei zeigt sich, dass die Mehrzahl der Begleitwege<br />
von Frauen übernommen wird. Weniger ausgeprägt werden<br />
die geschlechtsspezifischen Unterschiede erst, wenn die<br />
Kinder älter sind beziehungsweise wenn es sich um Alleinerziehende<br />
handelt.<br />
64 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
Ein deutlich von den anderen Gruppen abweichendes Bild<br />
ergibt sich für die Ein- und Zweipersonenhaushalte, wenn<br />
eine Person ab 60 Jahren im Haushalt lebt. Diese Haushaltstypen<br />
sind lebensphasenbedingt durch einen marginalen<br />
Anteil an Arbeitswegen und einen überdurchschnittlich<br />
hohen Anteil an Einkaufs-, Erledigungs- und Freizeitwegen<br />
gekennzeichnet.
abbildung 3.41<br />
Unterschiede zeigen sich schließlich auch in Bezug auf<br />
den Modal Split der Wege (Abbildung 3.42). Einpersonenhaushalte,<br />
in denen eine Person lebt, die 60 Jahre und älter<br />
ist, weisen den geringsten Wegeanteil mit Pkw auf. Der<br />
Gesamtanteil des Autos liegt in dieser Gruppe bei nur 39<br />
Prozent. Wenn eine Person dieses Haushaltstyps das Auto<br />
nutzt, dann allerdings weit überwiegend als Fahrer. Auch<br />
die Gruppe der Alleinerziehenden legt einen im Vergleich zu<br />
anderen Gruppen niedrigen Anteil an Wegen mit dem Auto<br />
zurück, wobei der Gesamtanteil bereits bei knapp der Hälfte<br />
aller Wege liegt. Auffällig in dieser Gruppe ist vor allem der<br />
hohe Anteil an Wegen als MIV-Mitfahrer. Einen hohen Anteil<br />
an MIV-Mitfahrer-Wegen gibt es bei den Mehrpersonenhaushalten<br />
mit Kindern. Der Anteil dieser Wege fällt umso<br />
höher aus, je jünger die Kinder im Haushalt sind.<br />
Die Modal Split-Anteile bei den Mehrpersonenhaushalten<br />
mit Kindern machen den Wandel des Mobilitätsverhaltens<br />
im Lebenszyklus sehr gut sichtbar. Bei Mehrpersonenhaushalten<br />
mit kleinen Kindern unter sechs Jahren fallen der<br />
Fußwegeanteil sowie der Anteil mit dem Auto am höchsten<br />
aus. Ist das jüngste Kind im Haushalt zwischen sechs und<br />
13 Jahre alt, nimmt der Anteil der Auto- und Fußwege leicht<br />
ab, zugunsten eines leichten Anstiegs des Fahrrad- und<br />
ÖV-Anteils. Ist das jüngste Kind im Haushalt dagegen<br />
14 Jahre und älter, aber noch nicht volljährig, nimmt die<br />
Bedeutung des Öffentlichen Verkehrs noch einmal um drei<br />
Prozentpunkte zu (Abbildung 3.42).<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
65
abbildung 3.42<br />
einfLuss Von haushaLtseinkoMMen unD<br />
MotorisierungsgraD auf Die MoBiLitÄt<br />
Es ist nicht überraschend, dass die Unterschiede im Haushaltseinkommen<br />
und die damit verbundenen Auswirkungen<br />
auf den Motorisierungsgrad auch zu Unterschieden im<br />
Mobilitätsverhalten der Personen führen. Während in den<br />
beiden unteren Einkommensklassen vor allem Fußwege<br />
eine große Rolle spielen, steigt mit zunehmendem Haushaltseinkommen<br />
der Anteil des Pkw rasch an und weist<br />
dann über alle weiteren Einkommensklassen hinweg einen<br />
recht stabilen Anteil von rund 50 Prozent an allen Wegen<br />
auf. In der untersten aller Einkommensklassen erreicht der<br />
Öffentliche Verkehr einen fast gleich großen Anteil wie die<br />
Wege als MIV-Fahrer. Bereits in den drei nächsthöheren<br />
Einkommensklassen sinkt der ÖV-Anteil jedoch stark ab<br />
und pendelt sich danach auf sieben bis neun Prozent ein.<br />
Im Gegensatz zu den anderen Verkehrsmitteln weist das<br />
66 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
Fahrrad über fast alle Einkommensklassen hinweg einen<br />
relativ stabilen Anteil auf (Abbildung 3.43).<br />
Besonders deutlich treten die Unterschiede zutage, wenn<br />
der Modal Split des Wegeaufkommens nach der Anzahl<br />
der Pkw im Haushalt betrachtet wird (Abbildung 3.44).<br />
Personen aus Haushalten ohne Pkw bestreiten 86 Prozent<br />
aller Wege mit Nicht-motorisierten oder Öffentlichen Verkehrsmitteln.<br />
Bereits ein Pkw im Haushalt führt zu einem<br />
vollkommen anderen Bild des Modal Split. Mit nur einem<br />
Pkw im Haushalt werden aber immer noch gut 40 Prozent<br />
der Wege ohne Pkw zurückgelegt.
abbildung 3.43<br />
Jeder weitere Pkw im Haushalt verschiebt den Modal Split<br />
weiter zugunsten des Anteils von Wegen mit dem Pkw vor<br />
allem als Fahrer und zu Lasten von Wegen zu Fuß und mit<br />
dem Fahrrad. Der Öffentliche Verkehr hat bereits bei einem<br />
Pkw im Haushalt um mehr als zwei Drittel des Wegeanteils<br />
gegenüber Haushalten ohne Pkw „eingebüßt“, so dass<br />
jeder weitere Pkw im Haushalt keinen allzu großen Einfluss<br />
mehr auf diesen ohnehin bereits geringen Anteil hat.<br />
?<br />
Wie wirkt sich der unterschiedliche Modal Split<br />
in Abhängigkeit vom Haushaltseinkommen und<br />
der Anzahl der Pkw im Haushalt auf die Verkehrsleistung<br />
aus?<br />
Abbildung 3.45 zeigt, wie weit die durchschnittliche Tagesstrecke<br />
pro Einkommensklasse vom Gesamtdurchschnitt<br />
abweicht. Die mittlere Tagesstrecke wird in zwei Schritten<br />
berechnet. Schritt 1: Pro Haushalt werden die Tagesstrecken<br />
aller Haushaltsmitglieder aufsummiert und durch die<br />
Anzahl der Personen geteilt. Schritt 2: Die so errechneten<br />
Werte werden nun pro Einkommensklasse gemittelt. Es<br />
ergibt sich folgendes Bild: In den niedrigen Einkommensklassen<br />
liegt die durchschnittliche Tagesstrecke unter, in<br />
den höheren Einkommensklassen über dem Gesamtdurchschnitt.<br />
Vor allem auf das obere Zehntel der Haushalte<br />
in Bezug auf das Haushaltseinkommen entfällt ein weit<br />
überproportional hoher Anteil der Verkehrsleistung.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
67
Dieses Bild wiederholt sich, wenn man die durchschnittlichen<br />
Tagesstrecken der Anzahl an Pkw im Haushalt<br />
gegenüberstellt. Dies entspricht von der Tendenz her auch<br />
den Aussagen der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe<br />
(EVS) für das Jahr <strong>2008</strong>, die ebenfalls einen leicht steigenden<br />
Anteil von Haushalten mit Pkw gegenüber dem Jahr<br />
2003 feststellt. Allerdings liegt den dortigen Angaben der<br />
Anteil der „Auto-Haushalte“ um vier Prozentpunkte niedriger<br />
(Statistisches Bundesamt 2009, S. 16). Dass bei der <strong>MiD</strong><br />
etwas mehr Pkw-besitzende Haushalte ermittelt werden<br />
als bei der EVS, ist vor allem darauf zurückzuführen, dass<br />
mobile Personen und mobile Haushalte (also mit Pkw) ganz<br />
leicht überrepräsentiert sind.<br />
abbildung 3.44<br />
68 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
Dieser Effekt ist auch aus anderen Untersuchungen zur<br />
Mobilität, wie dem Mobilitätspanel, bekannt. In Haushalten<br />
ohne Pkw (20 Kilometer) und Haushalten mit einem Pkw<br />
(38 Kilometer) wird im Durchschnitt eine deutlich geringere<br />
Tagesstrecke zurückgelegt als in Haushalten mit zwei Pkw<br />
(45 Kilometer) und Haushalten mit drei und mehr Pkw (52<br />
Kilometer). Auf einen vergleichsweise geringen Anteil der<br />
Haushalte – fünf Prozent der Haushalte haben drei und<br />
mehr Pkw – entfällt somit ein weit über dem Durchschnitt<br />
liegender Anteil der Verkehrsleistung.<br />
abbildung 3.45
!<br />
3.2.3<br />
PersonenMerkMaLe<br />
Pro Tag legt eine „durchschnittliche Person“ in<br />
Deutschland 3,4 Wege und eine Gesamtstrecke<br />
von 39 Kilometer zurück. Der einzelne Weg ist<br />
damit im Durchschnitt knapp zwölf Kilometer<br />
lang. Im Vergleich zu 2002 hat sich die Zahl der<br />
täglichen Wege um 0,1 erhöht, die durchschnittliche<br />
Tagesstrecke um zwei Kilometer. Auf den<br />
einzelnen Weg umgerechnet entspricht das<br />
einem Plus von 0,3 Kilometern.<br />
Die Zunahme der Mobilität unterscheidet sich<br />
vor allem nach dem Alter. Während bei den Jüngeren<br />
eher ein leichter Rückgang festzustellen<br />
ist, nimmt die Mobilität der Älteren deutlich zu.<br />
Vor allem in den höheren Altersgruppen wächst<br />
der Anteil an Personen mit Führerscheinbesitz,<br />
bei den jüngeren Altersgruppen bis 39 Jahre<br />
geht dieser Anteil dagegen leicht zurück. Dabei<br />
gilt: Frauen holen beim Führerscheinbesitz<br />
auf – und zwar in allen Altersklassen. Und: Wer<br />
einen Führerschein besitzt, der fährt auch mit<br />
dem Auto. Die dennoch feststellbare leichte<br />
Zunahme der ÖV-Nutzung ist vor allem auf<br />
die Zunahme bei den Gelegenheitsnutzungen<br />
zurückzuführen.<br />
Betrachtet man den „Verlauf“ der Mobilität über<br />
die Altersgruppen hinweg, dann sieht man: Ab<br />
dem Eintritt ins Teenie-Alter nehmen die Zahl<br />
der Wege, die durchschnittliche Tagesstrecke<br />
und die Unterwegszeit kontinuierlich zu. Ein<br />
erster Rückgang findet ab der Altersgruppe der<br />
50 bis 59jährigen statt.<br />
Trotz sich verändernder Rollenbilder hat das<br />
Geschlecht nach wie vor Einfluss auf das Mobilitätsverhalten<br />
– insgesamt sind Frauen weniger<br />
mobil, legen weniger Wege und kürzere Tagesstrecken<br />
zurück als die Männer, ihre tägliche<br />
Unterwegszeit ist aber nur unwesentlich kürzer.<br />
Ob Unterschiede in dieser Form zutage treten,<br />
ist jedoch abhängig von der jeweiligen Lebenssituation<br />
und Lebensphase.<br />
Die weiterhin vorhandene geschlechtsspezifische<br />
Rollenteilung hat auch zum Ergebnis, dass<br />
Frauen zu einem höheren Anteil als Männer<br />
Begleit- und Einkaufswege durchführen.<br />
In den Altersgruppen 65+ ist der Anteil an<br />
Personen mit gefühlter Mobilitätseinschränkung<br />
gegenüber 2002 geringer geworden. Haben<br />
Personen allerdings gesundheitliche Einschränkungen,<br />
dann bedeutet das: Sie sind weniger oft<br />
außer Haus als nicht-eingeschränkte Personen,<br />
sie legen im Durchschnitt weniger Wege zurück,<br />
und sie verbringen weniger Zeit damit, unterwegs<br />
zu sein.<br />
Die individuelle Ausprägung von Mobilität ist das Ergebnis<br />
des komplexen Zusammenspiels aus externen Rahmenbedingungen,<br />
den durch den Haushaltskontext gegebenen<br />
Voraussetzungen und individuellen Personenmerkmalen.<br />
Die vorangegangenen Kapitel haben bereits die Einflüsse<br />
der Raum- und Siedlungsstruktur sowie des Haushaltskontextes<br />
aufgezeigt. In diesem Kapitel stehen die einzelnen<br />
Personen im Fokus. Wichtige individuelle Personenmerkmale<br />
sind Alter und Geschlecht, Tätigkeit, Einstellungen<br />
und Präferenzen sowie die individuelle Wahrnehmung<br />
von Handlungsspielräumen. Individuell unterschiedlich ist<br />
auch die Verkehrssozialisation, das heißt die im Laufe des<br />
Lebens erworbenen Denk- und Gefühlsmuster sowie Handlungsorientierungen<br />
im Bereich Mobilität.<br />
Die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> bietet eine Reihe von Informationen auf<br />
der Personenebene, die einen sehr charakteristischen<br />
Zusammenhang mit dem Mobilitätsverhalten aufweist. In<br />
diesem Kapitel werden zum einen die individuellen Mobilitätsvoraussetzungen<br />
im Hinblick auf die Pkw-Verfügbarkeit<br />
und den Besitz von Führerscheinen und Zeitkarten für den<br />
Öffentlichen Verkehr analysiert. Zum anderen geht es um<br />
wichtige Merkmale der Personen selbst: Alter und Geschlecht,<br />
Tätigkeit und Gesundheit.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
69
?<br />
Im Folgenden gilt es deshalb die Frage zu<br />
beantworten: Wie lassen sich Mobilitätsvoraussetzungen<br />
und daraus resultierende Mobilitätsmuster<br />
entlang der Unterschiede zwischen<br />
Personen differenzieren?<br />
fÜhrerschein, fahrraD unD ÖV-fahrkarte aLs<br />
WesentLiche MoBiLitÄtsVoraussetZung<br />
führerscheinbesitz<br />
Auch die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> bestätigt: Der Erwerb des Führerscheins<br />
ist für viele Menschen das entscheidende Ereignis<br />
in ihrer Mobilitätsbiografie. Einen Führerschein zu besitzen<br />
wird offensichtlich weiterhin als wünschenswert und<br />
notwendig angesehen. Dementsprechend ist die Zahl der<br />
Personen mit Führerschein in den letzten Jahren weiter<br />
gewachsen, so dass im Jahr <strong>2008</strong> 88 Prozent der Personen<br />
im Alter von 18 Jahren und mehr eine Pkw-Fahrerlaubnis<br />
besitzen. Dieser Anteil lag im Jahr 2002 erst bei 84 Prozent.<br />
Dabei findet weiterhin eine „nachholende Entwicklung“ auf<br />
Seiten der Frauen statt, bei denen ein Zuwachs um sieben<br />
Prozentpunkte auf 83 Prozent erfolgt ist. Bei den Männern<br />
beträgt dieser Zuwachs ein Prozentpunkt, so dass heute<br />
93 Prozent aller männlichen Personen über 17 Jahre über<br />
einen Führerschein verfügen.<br />
Betrachtet man den steigenden Führerscheinbesitz altersgruppenspezifisch,<br />
dann ist bei der jüngeren Altersgruppe<br />
von 18 bis 29 Jahren ein leicht rückläufiger Trend festzustellen.<br />
Dieser Trend ist ausschließlich auf den Rückgang<br />
der Führerscheinquote bei den Männern dieser Altersgruppe<br />
zurückzuführen (Abbildung 3.47). Die wachsende Führerscheinquote<br />
der Frauen in diesen Altersgruppen kann<br />
diese Rückgänge nicht vollständig kompensieren. Gleichzeitig<br />
kommt nun zum Tragen, was nach den Ergebnissen<br />
der <strong>MiD</strong> 2002 bereits absehbar war, nämlich die wachsende<br />
Führerscheinverfügbarkeit in den höheren Altersgruppen<br />
(vgl. infas / DIW 2004, S. 23-24). Die ergänzende Analyse<br />
nach Alterskohorten ergibt, dass gegenüber 2002 in allen<br />
Jahrgangsgruppen ab 40 der Anteil der Führerscheinbesitzer<br />
zugenommen hat. Dies gilt auch für die Altersgruppe<br />
der Personen im Alter von 65 Jahren und mehr. Weitere<br />
Auswirkungen des vermehrten Führerscheinbesitzes gerade<br />
in der Gruppe der älteren Menschen werden in Kapitel<br />
4.2 aufgegriffen.<br />
70 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
abbildung 3.46
abbildung 3.47<br />
Gruppenspezifische Unterschiede im Führerscheinbesitz<br />
zeigen sich auch in Abhängigkeit von der ökonomischen<br />
Situation, in der die Menschen leben. Diese ökonomische<br />
Situation wird in der <strong>MiD</strong> entlang des ökonomischen<br />
Haushaltsstatus gemessen. So besitzen von denjenigen<br />
Personen, die in einem Haushalt mit niedrigem oder sehr<br />
niedrigem Status leben, nur 80 Prozent beziehungsweise<br />
73 Prozent einen Führerschein. Personen in Haushalten mit<br />
sehr hohem Status haben zu 97 Prozent einen Führerschein<br />
(Abbildung 3.48).<br />
Die nach Raumtypen in Kapitel 3.2.1 dargestellten,<br />
kennzeichnenden Unterschiede in der Verkehrsmittelwahl<br />
spiegeln sich bereits auf der „vorgelagerten“ Ebene des<br />
Führerscheinerwerbs wider: So ergibt sich ein signifikanter<br />
Unterschied beim Führerscheinbesitz in den verschiedenen<br />
Raumkategorien. Während Personen (18 Jahre und<br />
älter) in Kernstädten nur zu 83 Prozent einen Führerschein<br />
besitzen, haben 90 Prozent im verdichteten Raum und 89<br />
Prozent im ländlichen Raum einen Führerschein – ohne<br />
geht es hier (fast) nicht.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
71
abbildung 3.48<br />
Dieser Unterschied ist besonders ausgeprägt bei jungen<br />
Menschen. Nur 80 Prozent der 18 bis 29jährigen Bewohner<br />
von Kernstädten besitzen einen Führerschein; bei<br />
Gleichaltrigen, die in verdichteten oder ländlichen Kreisen<br />
wohnen, sind dies dagegen 90 Prozent. Darüber hinaus ist<br />
zu beobachten, dass der Rückgang im Führerscheinbesitz<br />
ausschließlich auf jüngere Personengruppen, das heißt<br />
Personen zwischen 18 und 39 Jahren, in den Kernstädten<br />
zurückzuführen ist – was angesichts wachsender<br />
Durchschnittseinkommen in diesen Altersgruppen in allen<br />
Raumtypen nicht hauptsächlich ökonomisch bedingt zu<br />
sein scheint. Der geringere Führerscheinbesitz in den<br />
jüngeren Altersgruppen korrespondiert mit einem später<br />
noch darzustellenden Plus bei der ÖV- und Fahrradnutzung<br />
– sofern diese jungen Menschen in einem urbanen Umfeld<br />
leben (vgl. Kapitel 3.3.2). In den verdichteten und ländlichen<br />
Kreisen bleibt dagegen die ohnehin höhere Quote der<br />
Führerscheinbesitzer in diesen Altersgruppen stabil oder<br />
nimmt sogar leicht zu. Gleichzeitig tendieren die im Jahr<br />
2002 noch stärker ausgeprägten Unterschiede zwischen<br />
Kernstadtbewohnern und Bewohnern der verdichteten und<br />
ländlichen Kreise in den mittleren und höheren Altersgruppen<br />
ab 40 Jahren zu einer Nivellierung.<br />
72 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
fahrscheine des Öffentlichen Verkehrs<br />
Nur rund ein Fünftel der Nutzer von Öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
verfügt mittels einer Wochen- oder Monatskarte<br />
über einen einfachen Zugang zum ÖPNV (Abbildung 3.49).<br />
Mit diesen Fahrkarten werden knapp über zwei Drittel aller<br />
Wege im ÖPNV zurückgelegt (Abbildung 3.49). Dabei<br />
handelt es sich naheliegenderweise vor allem um regelmäßige<br />
Wege, wie Wege zur Schule oder zum Arbeitsplatz<br />
(Tabelle 3.7). Dementsprechend sind die Besitzer dieser<br />
Fahrkarten vor allem Schüler, Studenten, Auszubildende<br />
und Erwerbstätige. Die mit Abstand am besten mit einem<br />
Dauerticket ausgestattete Gruppe sind die Studenten, für<br />
die in Deutschland in zahlreichen Städten spezielle Tarife<br />
angeboten werden; teilweise ist das „Semesterticket“ auch<br />
in der Gebühr der Universität enthalten. Aber auch Rentner<br />
verfügen zu immerhin zehn Prozent über eine Dauerfahrkarte.<br />
Deutlich wird auch: Über die Hälfte der Wege im<br />
Öffentlichen Verkehr – und hier speziell im Öffentlichen<br />
Personennahverkehr – ist Fahrkarten zuzuordnen, mit<br />
denen sich ihre Besitzer auf eine längerfristige Bindung an<br />
den Öffentlichen Verkehr eingelassen haben. Dies ist jedoch<br />
nur der Blickwinkel der Fahrgaststatistik. Für das Bild<br />
des ÖPNV in der Öffentlichkeit und damit sein Marketing ist<br />
die personenbezogene Betrachtungsebene entscheidend.<br />
Die dargestellten Zahlen belegen beispielsweise, dass für<br />
drei von vier Bundesbürgern bei mehr oder weniger jeder<br />
Fahrt mit Bus oder Bahn ein Stopp am Fahrkartenautomat<br />
dazugehört.<br />
Die Nutzung von Einzelfahrscheinen hat nur eine untergeordnete<br />
Bedeutung für Wege zur Arbeit oder zur Ausbildung.<br />
Einzelfahrscheine werden vielmehr vor allem für Freizeitwege<br />
(40 Prozent aller Wege mit Einzelfahrscheinen)<br />
und für Einkäufe und Erledigungen (32 Prozent) genutzt.<br />
Aber auch die Inhaber von Dauerkarten wie Monatskarte<br />
oder Jobticket legen nicht nur Arbeits- oder Ausbildungswege<br />
mit ihrer Dauerkarte zurück: 24 Prozent der Wege, auf<br />
denen eine Dauerkarte genutzt wird, sind Freizeitwege, 26<br />
Prozent sind Wege für Einkauf oder Erledigung<br />
(Tabelle 3.7).
tabelle 3.7<br />
Wegezwecke nach unterschiedlichen Fahrscheinarten<br />
Einzelfahrschein, Tageskarte,<br />
Kurzstrecke<br />
Arbeit dienstlich<br />
Ausbildung<br />
Einkauf Erledigung Freizeit Begleitung gesamt<br />
%<br />
12 9 3 13 19 40 3 100<br />
Mehrfachkarte, Streifenkarte 15 3 3 17 22 37 3 100<br />
Wochenkarte,<br />
Monatskarte ohne Abonnement<br />
Monatskarte im Abonnement,<br />
Jahreskarte<br />
31 7 15 14 8 24 1 100<br />
30 2 15 15 12 24 2 100<br />
Jobticket, Semesterticket 24 3 27 11 10 24 0 100<br />
anderes 11 9 10 20 18 30 1 100<br />
Personen ab 14 Jahren; ohne Stellvertreterinterviews; nur ÖPNV-Wege<br />
abbildung 3.49 Daneben besteht ein Zusammenhang der Pkw-Verfügbarkeit<br />
im Haushalt und der spezifischen Fahrscheinnutzung<br />
im Öffentlichen Verkehr (Tabelle 3.8). Während Haushalte<br />
ohne Pkw in überdurchschnittlichem Umfang auf Dauerkarten<br />
wie Monatskarte oder Jobticket zugreifen, kommt<br />
das Gros der Gelegenheitsnutzer, das heißt der Personengruppe,<br />
die überwiegend Einzel- oder Kurzstreckenfahrscheine<br />
sowie Tageskarten nutzt, aus Haushalten mit Pkw.<br />
Gleichzeitig finden sich in den ländlichen Kreisen deutlich<br />
höhere Anteile an Gelegenheitsnutzern als in den Kernstädten;<br />
in den ländlichen Kreisen werden 72 Prozent der Wege<br />
mit Einzelfahrscheinen zurückgelegt, in den Kernstädten<br />
sind dies nur 42 Prozent, in den verdichteten Kreisen 67<br />
Prozent. Außerdem erreicht der Öffentliche Verkehr in Kernstädten<br />
offenbar auch die Autofahrer wesentlich besser:<br />
In Kernstadt-Haushalten, die über mindestens einen Pkw<br />
verfügen, besitzen 14 Prozent der Personen ab 18 Jahren<br />
eine Monatskarte im Abonnement beziehungsweise eine<br />
Jahreskarte. Der vergleichbare Wert in ländlichen Kreisen<br />
liegt bei vier Prozent.<br />
Wie unterschiedliche Bevölkerungsgruppen den Öffentlichen<br />
Verkehr nutzen und wie sich Nutzungsmuster nach<br />
Raumtypen unterscheiden, wird Gegenstand vor allem von<br />
Kapitel 3.3.2 sein.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
73
tabelle 3.8<br />
Nutzung unterschiedlicher Fahrscheinarten<br />
nach Anzahl der Pkw im Haushalt<br />
Einzelfahrschein, Tageskarte,<br />
Kurzstrecke<br />
Anzahl der Pkw im Haushalt<br />
kein<br />
Pkw<br />
einer zwei<br />
drei<br />
oder<br />
mehr<br />
74 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
%<br />
38 61 68 67<br />
Mehrfachkarte, Streifenkarte 15 16 12 11<br />
Wochenkarte, Monatskarte<br />
ohne Abonnement<br />
Monatskarte im Abonnement,<br />
Jahreskarte<br />
7 3 3 3<br />
22 10 8 6<br />
Jobticket, Semesterticket 11 5 4 8<br />
anderes 7 5 5 5<br />
gesamt 100 100 100 100<br />
Personen ab 14 Jahren; ohne Stellvertreterinterviews<br />
MoBiLitÄtskenngrÖssen in aBhÄngigkeit Von<br />
PersonenMerkMaLen<br />
alter und Mobiltät<br />
Der Zusammenhang zwischen Alter und Mobilität spiegelt<br />
vor allem die Bedürfnisse und Fähigkeiten zur Teilnahme<br />
am Verkehr während der verschiedenen Lebensabschnitte<br />
wider. Nahezu alle Mobilitätskenngrößen – Wegeaufkommen,<br />
Wegezwecke, Verkehrsmittelwahl, Tagesstrecken<br />
oder auch Start- und Endzeiten von Wegen – weisen einen<br />
charakteristischen Zusammenhang mit dem Alter einer<br />
Person auf.<br />
Bei der Analyse des Zusammenhangs von Alter und Mobilität<br />
können vereinfachend drei charakteristische Phasen bei<br />
der Darstellung der Ergebnisse unterschieden werden:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
die frühe Altersphase der Kindheit und Jugend bis zum<br />
Alter der Volljährigkeit,<br />
die mittlere Altersphase von 18 Jahren bis zu einem<br />
Alter von unter 60 Jahren,<br />
die späte Altersphase ab einem Alter von 60 Jahren, die<br />
zu weiten Teilen der Phase des Rentenalters entspricht.<br />
Mobilitätsquote, Wegeanzahl, tagesstrecken und<br />
unterwegszeiten<br />
Kinder und Jugendliche sind zwar ein besonders lebhafter<br />
und munterer Teil der Bevölkerung, ihre Mobilität im Sinne<br />
eines „Zurücklegens von Wegen“ ist dagegen eher gering.<br />
So zeigt die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong>, dass in der Phase von Kindheit<br />
und Jugend vergleichsweise wenige Wege zurückgelegt<br />
werden (Abbildung 3.50). Vom Kleinkindalter bis zum Alter<br />
der Volljährigkeit liegt die tägliche Wegezahl bei ziemlich<br />
konstant drei Wegen und ist damit geringer als in der Altersgruppe<br />
der 18 bis 59jährigen. Die Unterwegszeit sowie die<br />
Tagesstrecke fallen im Vergleich zu den mittleren Altersklassen<br />
ebenfalls geringer aus, allerdings steigen sowohl<br />
Unterwegszeit als auch Tagesstrecke bereits im Verlauf der<br />
Kindheits- und Jugendphase an. Während ein Kind im Alter<br />
bis zu zehn Jahren „nur“ etwas mehr als eine Stunde pro<br />
Tag unterwegs ist, sind das bei den Jugendlichen im Alter<br />
zwischen 14 und 17 Jahren bereits 80 Minuten. In den 60<br />
Minuten täglicher Unterwegszeit legen die jüngeren Kinder<br />
24 Kilometer, die Jugendlichen während der 80 Minuten 30<br />
Kilometer zurück.<br />
Mit dem Erreichen der Volljährigkeit und dem Erwerb eines<br />
Pkw-Führerscheins, das heißt mit dem Eintritt in die mittlere<br />
Altersphase, verändert sich das Mobilitätsverhalten drastisch.<br />
Die zurückgelegte Strecke wird mit 49 Kilometer pro<br />
Tag deutlich länger, die Anzahl der Wege nimmt zu, und vor<br />
allem die Unterwegszeit erreicht bei den jungen Erwachsenen<br />
mit 86 Minuten einen Spitzenwert. Lange Unterwegszeiten<br />
bleiben auch in den nachfolgenden Altersgruppen<br />
bestehen. Erst die Gruppe der über 74jährigen reduziert<br />
ihre tägliche Unterwegszeit wieder deutlich. Das höchste<br />
Mobilitätsniveau in Bezug auf die Wegezahl und die<br />
zurückgelegte Tagesstrecke wird von den 30 bis 49jährigen<br />
erreicht; ein erster Rückgang im Mobilitätsniveau ergibt sich<br />
ab der Altersgruppe 50 bis 59 Jahre. Mit etwa 60 Jahren<br />
und dem allmählichen Eintritt ins Rentenalter flachen die<br />
Kurven kontinuierlich ab. Ein stärkerer Rückgang der<br />
Mobilität ist allerdings erst für die Gruppe der ab 75jährigen<br />
zu verzeichnen. In dieser Altersgruppe sinkt die zurückgelegte<br />
Tagesstrecke auf 16 Kilometer und beläuft sich damit<br />
auf weniger als ein Drittel der von den 30 bis 49jährigen<br />
zurückgelegten Strecke.
abbildung 3.50<br />
Wegezwecke<br />
Bei Kindern und Jugendlichen dominieren im Wesentlichen<br />
zwei Wegezwecke: Ausbildung und Freizeit (Abbildung<br />
3.51). Der Ausbildungsanteil erreicht bei den 11 bis<br />
17jährigen 33 Prozent, ihre Freizeitwege haben einen Anteil<br />
zwischen 43 und 46 Prozent. Bei den Kindern bis zu zehn<br />
Jahren sind darüber hinaus Begleitwege von größerer Bedeutung,<br />
indem gut ein Viertel aller Wege dieser Kategorie<br />
zuzurechnen ist. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um<br />
Wege, bei denen Kinder ihre Eltern begleiten, zum Beispiel<br />
beim Einkaufen, da die Eltern die Kinder nicht alleine zu<br />
Hause lassen können oder wollen.<br />
Die mittlere Altersphase ab 18 Jahren ist durch einen hohen<br />
Anteil an Wegen zur Arbeit und an dienstlichen Wegen<br />
geprägt. Der Anteil der Freizeitwege nimmt merklich ab. In<br />
der Gruppe der 30 bis 49jährigen gewinnt der Wegezweck<br />
Begleitung noch einmal an Bedeutung. Bei den meisten<br />
Fällen handelt es sich um Eltern, die ihre Kinder zum<br />
Beispiel auf dem Weg zur Schule oder Kita begleiten.<br />
Mütter in Haushalten mit kleinen Kindern unter sechs Jahre<br />
legen 29 Prozent ihrer Wege zu Begleitzwecken zurück, ist<br />
das jüngste Kind zwischen sechs und 13 Jahren sind es<br />
immer noch 18 Prozent („Taxi Mama“). Bei den Vätern sind<br />
dies zehn beziehungsweise acht Prozent.<br />
Bei den über 60jährigen, der „Silver Generation“, ist wieder<br />
ein Anstieg der Freizeitwege zu beobachten. Dies nimmt<br />
im Kohortenvergleich sogar erheblich zu (vgl. Kapitel 4.2).<br />
Der zweite wichtige Wegezweck ist das Einkaufen, das mit<br />
zunehmendem Alter immer mehr an Bedeutung gewinnt.<br />
Vor allem hinsichtlich der durchschnittlichen Wegezahl stellt<br />
aber ein höheres Alter einen bedeutenden Einschnitt dar,<br />
und die Konzentration auf die alltägliche Versorgung nimmt<br />
zu. Die vergleichsweise wenigen Wege – im Durchschnitt<br />
sind es nur 2,3 Wege pro Tag –, die von den über 74jährigen<br />
noch durchgeführt werden, haben zu mehr als zwei<br />
Dritteln den Zweck Einkaufen oder private Erledigung.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
75
Modal split<br />
Der nach Altersgruppen aufgeschlüsselte Modal Split zeigt,<br />
dass Kinder und Jugendliche mit zunehmendem Alter immer<br />
weniger zu Fuß unterwegs sind. Stattdessen nehmen<br />
die Verkehrsmittel Fahrrad und Öffentlicher Verkehr einen<br />
hohen Anteil an den Wegen ein. In keiner anderen Altersklasse<br />
werden so hohe ÖV-Anteilswerte erreicht wie bei<br />
den 11 bis 17jährigen. Die Konkurrenz, die dem Öffentlichen<br />
Verkehr durch die individuelle Motorisierung entsteht,<br />
wird aber bereits in dieser Altersgruppe sichtbar. Schon im<br />
Alter von 14 bis 17 Jahren werden fünf Prozent aller Wege<br />
mit dem MIV als Fahrer, das heißt mit Kleinkrafträdern, zurückgelegt.<br />
Sobald die Volljährigkeit erreicht wird, „springt“<br />
der Anteil des MIV als Fahrer in die Höhe und macht knapp<br />
die Hälfte aller Wege aus (vgl. dazu auch Kapitel 3.3.2).<br />
abbildung 3.51<br />
76 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
Die gesamte mittlere Altersphase der 18 bis 59jährigen ist<br />
durch einen sehr hohen Anteil des MIV geprägt (vgl. dazu<br />
auch Kapitel 3.3.1). Spitzenreiter sind die 40 bis 49jährigen,<br />
die mehr als zwei Drittel ihrer Wege mit dem Auto und zwar<br />
weit überwiegend als Selbstfahrer zurücklegen. Der Anteil<br />
der Wege zu Fuß liegt dagegen in allen Altersgruppen<br />
der mittleren Phase bei rund einem Fünftel, der Fahrradwegeanteil<br />
bei knapp einem Zehntel. Ab dem Alter von<br />
60 Jahren beginnt die Bedeutung des Pkw kontinuierlich<br />
abzunehmen, auch wenn in der Altersgruppe der 65 bis<br />
74jährigen noch gut 50 Prozent der Wege als MIV-Fahrer<br />
oder -Mitfahrer gemacht werden. Der Modal Split verschiebt<br />
sich im Alter zunehmend zugunsten des Zufußgehens, der<br />
Öffentliche Verkehr hat allerdings erst in der Altersgruppe<br />
der ab 75jährigen wieder einen höheren Anteil. Festzuhalten<br />
bleibt: In Summe ist das Auto bis ins hohe Alter hinein<br />
das am häufigsten genutzte Verkehrsmittel. Kapitel 4.2<br />
vertieft später noch die Frage, wie sich das hier zutage<br />
tretende Verhalten nach Teilgruppen in der älteren Bevölkerung<br />
weiter differenzieren lässt.<br />
Das Fahrrad wird vor allem von jungen Personen für einen<br />
großen Teil der Wege genutzt. Den höchsten Anteilswert<br />
erreicht dieses Verkehrsmittel in der Gruppe der 11 bis<br />
13jährigen. Bereits in der nachfolgenden Gruppe der
14 bis 17jährigen geht der Anteil des Fahrrades leicht zurück,<br />
um dann bei den jungen Erwachsenen angesichts der<br />
„Konkurrenz“ durch das Auto auf acht Prozent abzusinken.<br />
Auf diesem niedrigen Niveau verharrt die Fahrradnutzung<br />
durch nahezu alle Altersgruppen der Erwachsenen. Bei den<br />
60 bis 64jährigen und den „jungen Alten“, das heißt den<br />
65 bis 74jährigen, erlebt das Fahrrad zwar keine wirkliche<br />
Neubelebung, dennoch steigt der Anteil im Vergleich zur<br />
mittleren Altersphase wieder leicht an.<br />
Verkehrsleistung<br />
Die 3,2 Milliarden Personenkilometer, die im Durchschnitt<br />
pro Tag in Deutschland zurückgelegt werden, verteilen sich<br />
nicht gleichmäßig auf die Altersgruppen. Vielmehr zeigt sich<br />
auch bei dieser Kenngröße eine deutliche Korrelation zwischen<br />
Mobilität und Alter. Tabelle 3.9 weist für jede Altersgruppe<br />
die absolute Anzahl der zurückgelegten Personenkilometer,<br />
den Prozentanteil an der Gesamtverkehrsleistung<br />
sowie den Prozentanteil an der Gesamtbevölkerung aus.<br />
abbildung 3.52<br />
In Abbildung 3.53 wird der Anteil der Personenkilometer in<br />
Relation zum Bevölkerungsanteil gesetzt. Dabei wird offensichtlich,<br />
dass Kinder, Jugendliche und ältere Menschen<br />
weit unterdurchschnittlich zur Gesamtverkehrsleistung<br />
beitragen – verglichen mit ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung.<br />
Besonders niedrig fällt die Verkehrsleistung bei den<br />
über 74jährigen aus. Diese Altersgruppe legt nur 40 Prozent<br />
der Personenkilometer zurück, die auf sie entfallen würden,<br />
wenn alle Altersgruppen in gleicher Weise mobil wären. Die<br />
höchste Personenkilometerleistung mit 688 Mio. Kilometern<br />
entsteht durch Personen in der Altersgruppe 40 bis 49 Jahre.<br />
Ganz generell gilt, dass die Altersgruppen der mittleren<br />
Altersphase die höchsten Werte in der Verkehrsleistung<br />
aufweisen. Der Sprung von moderaten zu hohen Verkehrsleistungen<br />
erfolgt mit dem Erreichen der Volljährigkeit – dies<br />
erfolgt übrigens in allen Raumtypen. Zweifellos liegt hier<br />
eine Gemengelage an Gründen vor: Ab dem Alter von 18<br />
Jahren wird der Erwerb des Pkw-Führerscheins möglich,<br />
für viele wechselt die Ausbildungs- oder Erwerbssituation,<br />
aber auch der Haushaltskontext wird oft mit dem Eintritt<br />
ins Erwachsenenalter verändert. Bei den 18 bis 39jährigen<br />
liegen die Personenkilometer ein Drittel über dem Wert, der<br />
bei einer Gleichverteilung der Personenkilometer auf alle<br />
Altersgruppen gegeben wäre.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
77
tabelle 3.9<br />
Personenkilometer pro Tag nach Alter und<br />
Bevölkerungsanteil der Altersgruppen<br />
Personen-<br />
kilometer<br />
Anteil<br />
Altersgruppen<br />
an Gesamt-<br />
bevölkerung<br />
Jahre Mio. % %<br />
0 – 10 Jahre 210 7 10<br />
11 – 13 65 2 3<br />
14 – 17 110 3 4<br />
18 – 29 564 18 14<br />
30 – 39 588 18 14<br />
40 – 49 688 21 17<br />
50 – 59 468 15 13<br />
60 – 64 153 5 5<br />
65 – 74 261 8 11<br />
75 und älter 107 3 8<br />
gesamt 3.214 100 100<br />
78 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
abbildung 3.53
?<br />
Der einfLuss Des geschLechts auf Die<br />
MoBiLitÄt<br />
Sind Frauen grundsätzlich weniger mobil als<br />
Männer oder ist der Unterschied auf Lebensphase<br />
und Haushaltskontext zurückzuführen?<br />
Trotz sich verändernder Rollenbilder hat das Geschlecht<br />
nach wie vor einen hohen Einfluss auf das Mobilitätsverhalten<br />
– Frauen sind insgesamt weniger mobil, die Anzahl der<br />
Wege, die sie zurücklegen ist geringer als die der Männer,<br />
sie legen kürzere Tagesstrecken zurück, sind aber dennoch,<br />
wie schon berichtet, vergleichsweise weniger lange<br />
unterwegs (Abbildung 3.54). Besonders ausgeprägt sind die<br />
Unterschiede, wenn man Unterwegszeiten und Tagesstrecke<br />
gemeinsam betrachtet. Männer sind im Durchschnitt<br />
fünf Minuten pro Tag länger unterwegs, legen mit 46<br />
Kilometern aber eine deutlich weitere Tagesstrecke zurück.<br />
Mit 33 Kilometern fällt die Tagesstrecke bei Frauen um 28<br />
Prozent geringer aus. Dies ist ein Anhaltspunkt dafür, dass<br />
auch der Modal Split nach wie vor geschlechtsspezifisch<br />
geprägt ist, indem Männer wesentlich mehr als Frauen auf<br />
den Pkw zugreifen und dabei deutlich häufiger Selbstfahrer<br />
und seltener Mitfahrer in einem Pkw sind. Frauen dagegen<br />
gehen in allen Altersgruppen mehr zu Fuß und nutzen auch<br />
den Öffentlichen Verkehr häufiger als Männer (siehe dazu<br />
auch die Kapitel 3.3.2 und 4.2).<br />
Wichtig ist aber auch: Die Stärke des Einflusses der<br />
Geschlechtszugehörigkeit auf die Mobilität variiert deutlich<br />
in Abhängigkeit von der Lebenssituation und der Lebensphase.<br />
In Haushalten ohne Kinder fällt bespielsweise die<br />
Mobilität von berufstätigen Männern und Frauen hinsichtlich<br />
des Tagespensums und der Verkehrsmittelwahl sehr ähnlich<br />
aus. Besonders auffällig sind die Veränderungen erst<br />
in der klassischen Familienbildungsphase. Hier bestätigt<br />
sich einmal mehr die Beobachtung, die bereits anhand der<br />
Daten der <strong>MiD</strong> 2002 gemacht werden konnte: Während<br />
das Mobilitätsverhalten von Männern und Frauen in der Lebensphase<br />
vor der Geburt von Kindern kaum Unterschiede<br />
aufweist, ändert sich dies, sobald Kinder im Haushalt leben.<br />
Frauen sind zu einem weit höheren Anteil mit der Kinderbetreuung<br />
und der Versorgung des Haushalts beschäftigt als<br />
Männer (Nobis <strong>2008</strong>; Nobis, Lenz 2005).<br />
abbildung 3.54<br />
Eine wesentliche Ursache liegt darin, dass mit dem „Einzug“<br />
von Kindern in den Haushalt deutliche Unterschiede<br />
hinsichtlich der Beschäftigungsverhältnisse entstehen. Männer<br />
sind in fast allen Altersgruppen und unabhängig davon,<br />
ob Kinder im Haushalt leben, zu einem hohen Anteil berufstätig<br />
und zwar als Vollzeitbeschäftigte. Bei Frauen hingegen<br />
sinkt die Erwerbstätigkeitsquote rapide ab, wenn Kinder im<br />
Haushalt leben. Das vorherrschende Beschäftigungsverhältnis<br />
ist dann eine Teilzeitbeschäftigung. Teilzeitbeschäftigung<br />
kann in der Tat als weitgehend weibliches Phänomen<br />
beschrieben werden (Statistisches Bundesamt 2006).<br />
Die weiterhin vorhandene geschlechtsspezifische Rol-<br />
lenteilung hat auch zum Ergebnis, dass Frauen zu einem<br />
höheren Anteil Begleit- und Einkaufswege durchführen,<br />
Männer legen dagegen erheblich mehr Wege mit dienstlichem<br />
Hintergrund zurück und haben einen höheren Anteil<br />
an Arbeitswegen. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich<br />
allerdings, dass die Unterschiede vor allem die mittlere<br />
Altersphase zwischen 30 und 59 Jahren betreffen. In den<br />
älteren Altersgruppen ist die Verteilung der Wegezwecke<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
79
nahezu identisch; auch in den Altersgruppen unter 30<br />
Jahren gibt es nur wenige Unterschiede zwischen den<br />
Wegezweck-Anteilen von Männern beziehungsweise von<br />
Frauen (Abbildung 3.55).<br />
In unmittelbarem Zusammenhang dazu steht die Verkehrsleistung,<br />
die täglich auf die Gruppe der Männer beziehungsweise<br />
der Frauen entfällt. Die Männer legen an einem<br />
durchschnittlichen Tag 1,8 Mrd. Personenkilometer zurück.<br />
Dies entspricht einem Anteil von 58 Prozent an der täglichen<br />
Gesamtverkehrsleistung in Deutschland. Da der Anteil<br />
der Männer an der Gesamtbevölkerung nur 49 Prozent<br />
beträgt, sind sie für einen überproportional hohen Anteil an<br />
der Verkehrsleistung verantwortlich (Tabelle 3.11).<br />
Vergleicht man das Mobilitätsverhalten von Männern und<br />
Frauen noch etwas differenzierter nach Altersgruppen, stellt<br />
man fest, dass vor allem jüngere Frauen mindestens ebenso<br />
viele Wege zurücklegen wie ihre männlichen Altersgenossen<br />
(Tabelle 3.10). In der Altersgruppe 18 bis 29 Jahre<br />
ist ihre Unterwegszeit sogar höher als die der Männer, und<br />
die Tagesstrecke erreicht fast den für Männer gemessenen<br />
Durchschnittswert. Mit zunehmendem Alter reduzieren sich<br />
jedoch vor allem Unterwegszeit und Tagesstrecke der Frauen<br />
im Vergleich zu den Männern. Damit liegt ein weiteres<br />
Indiz dafür vor, dass Frauen mit dem Eintritt in die Familienphase<br />
wieder stärker traditionelle Rollen mit den damit<br />
verbundenen Mobilitätsmustern übernehmen.<br />
tabelle 3.10<br />
Zentrale Mobilitätskenngrößen von Männern und Frauen nach Altersgruppen<br />
Wege<br />
Unterwegszeit<br />
(ohne rbW)<br />
80 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
Tagesstrecke<br />
männlich weiblich männlich weiblich männlich weiblich<br />
Alter Anzahl Minuten Kilometer<br />
0 - 10 Jahre 3,0 3,0 65 62 24 24<br />
11 - 13 3,0 3,0 73 69 28 23<br />
14 - 17 2,9 3,2 76 85 27 33<br />
18 - 29 3,7 3,5 86 87 51 47<br />
30 - 39 3,8 3,9 85 81 65 39<br />
40 - 49 3,9 3,9 88 82 62 40<br />
50 - 59 3,7 3,4 85 78 57 32<br />
60 - 64 3,7 3,3 85 80 37 33<br />
65 - 74 3,5 3,0 87 75 33 23<br />
75 und älter 2,7 2,0 69 50 20 12<br />
Noch deutlicher wird dieser Befund, wenn man als zusätzliches<br />
Unterscheidungskriterium die Erwerbstätigkeit<br />
hinzunimmt. Erwerbstätige Frauen im Alter zwischen 30 und<br />
49 Jahren legen mehr Wege zurück und sind auch fast so<br />
lange unterwegs wie männliche Erwerbstätige der gleichen<br />
Altersgruppe. Niedrigere Werte bei den Frauen bleiben<br />
aber auch in dieser Differenzierung für die durchschnittliche<br />
Tagesstrecke bestehen. Dies könnte darauf hindeuten,<br />
dass Frauen insbesondere in der Familienphase geringere<br />
Distanzen zwischen Wohn- und Arbeitsort bevorzugen,<br />
und auch, dass ihre beruflichen Tätigkeiten in geringerem<br />
Umfang mit dienstlichen Wegen verbunden sind. Dass die<br />
Höhe der Mobilität keine „genetische Eigenschaft“ ist, zeigt<br />
insbesondere der Vergleich zwischen den Nichterwerbstätigen,<br />
wo in kaum einer Altersgruppe größere geschlechtsspezifische<br />
Unterschiede festzustellen sind – weder bei der<br />
durchschnittlichen Wegezahl noch bei der Unterwegszeit<br />
oder der Tagesstrecke.<br />
tabelle 3.11<br />
Personenkilometer nach Geschlecht<br />
Personenkilometer<br />
Anteil an<br />
Bevölkerung<br />
Mio. % %<br />
männlich 1850 58 49<br />
weiblich 1364 42 51<br />
gesamt 3.214 100 100
MoBiLitÄt in aBhÄngigkeit Von Der<br />
LeBensPhase<br />
Das Mobilitätsverhalten einer Person hängt stark davon ab,<br />
in welchem Lebensabschnitt sie sich befindet. Dies konnte<br />
bereits bei der Betrachtung von Mobilität nach Alter und<br />
Geschlecht gezeigt werden. In diesem Abschnitt wird daher<br />
zusätzlich zu den bisherigen Betrachtungen die Mobilität<br />
nach Lebensphasen unterschieden. Die Lebensphase<br />
definiert sich dabei stark vereinfacht über die Tätigkeit einer<br />
Person. Während die Kategorien Kind, Schüler, Student<br />
und Rentner klar an bestimmte Lebensabschnitte geknüpft<br />
sind, verteilt sich die Phase der Berufstätigkeit und auch<br />
die der Hausfrauen über verschiedene Lebensabschnitte.<br />
Diese Kategorien werden daher zusätzlich nach Alter<br />
differenziert.<br />
abbildung 3.55<br />
Die Lebensphasen spiegeln die bereits bei der Differenzierung<br />
nach Geschlecht deutlich gewordenen Unterschiede<br />
zugespitzt wider. Teilzeitbeschäftigte sowie insbesondere<br />
die Gruppe der „Hausfrauen/ Hausmänner“ sind zum weit<br />
überwiegenden Anteil weiblichen Geschlechts. Der Frauenanteil<br />
fällt vor allem in der Gruppe der 30 bis 49jährigen<br />
Teilzeitbeschäftigten hoch aus. In der Gruppe der Vollzeit<br />
Beschäftigten sind Frauen vor allem in den Altersgruppen<br />
über 30 Jahre dagegen unterproportional vertreten.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
81
tabelle 3.12<br />
Bevölkerung und Mobilitätskenngrößen nach Lebensphase<br />
Berufs-<br />
tätige<br />
Vollzeit<br />
Berufs-<br />
tätige<br />
Teilzeit<br />
Anteil an<br />
Bevölkerung<br />
Anteil Frauen<br />
82 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
Anteil mobiler<br />
Personen<br />
Wege<br />
Tages-<br />
strecke<br />
Unter-<br />
wegszeit<br />
(ohne rbW)<br />
% % % Anzahl Kilometer Minuten<br />
gesamt 36 33 93 3,8 58 86<br />
unter 30 Jahre 8 40 92 3,7 52 85<br />
30 bis 49 Jahre 19 31 94 3,9 61 87<br />
50 Jahre und älter 9 31 92 3,7 55 85<br />
gesamt 11 87 93 4,0 39 81<br />
unter 30 Jahre 1 71 93 3,8 65 91<br />
30 bis 49 Jahre 7 90 93 4,2 38 80<br />
50 Jahre und älter 3 84 93 3,8 34 81<br />
Schüler 13 49 92 3,1 27 73<br />
Student 3 47 92 3,5 47 95<br />
Kind 5 48 92 2,8 25 62<br />
Hausfrau,<br />
Hausmann*<br />
gesamt 7 96 85 3,3 27 72<br />
unter 30 Jahre 0 96 86 3,3 32 66<br />
30 bis 49 Jahre 3 96 90 3,9 33 78<br />
50 Jahre und älter 4 95 81 3,0 23 69<br />
Rentner 21 50 83 2,9 24 74<br />
Sonstige ** 4 45 84 3,0 28 72<br />
Gesamt 100 51 90 3,4 39 79<br />
* inklusive Mutterschutz, Elternzeit<br />
**Arbeitssuchende, andere Tätigkeit<br />
Die Einteilung nach Lebensphasen lässt deutliche Unterschiede<br />
im Mobilitätsverhalten zutage treten. Berufstätige<br />
und Studenten sind hoch mobile Gruppen. Sie legen viele<br />
Wege und weite Strecken zurück und verbringen dementsprechend<br />
viel Zeit im Verkehr. Während Berufstätige mehr<br />
Wege und Kilometer als Studenten zurücklegen, fällt bei<br />
Studenten der Zeitaufwand höher aus. Dies ist auf den Umstand<br />
zurückzuführen, dass Studenten zu einem höheren<br />
Anteil vergleichsweise langsamere Modi wie Öffentliche<br />
Verkehrsmittel und das Fahrrad nutzen und im Vergleich zu<br />
Berufstätigen auch deutlich mehr Wege zu Fuß gehen.<br />
Das mit Abstand am häufigsten genutzte Verkehrsmittel der<br />
Berufstätigen ist dagegen das Auto.<br />
Die Mobilität der Berufstätigen variiert dabei in einem<br />
hohen Maß je nachdem, ob die Person Vollzeit oder Teilzeit<br />
arbeitet. Vollzeitbeschäftigte legen etwas weniger Wege,<br />
mit durchschnittlich 58 Kilometern am Tag aber bei Weitem<br />
höhere Distanzen zurück als Teilzeitbeschäftigte mit 39<br />
Kilometern – teilweise natürlich bedingt durch den hier<br />
betrachteten Mittelwert, bei dem die Tage ohne beruflich<br />
verursachte Wege mit einfließen. Auch Studenten bleiben
mit ihrer Tagesstrecke zehn Kilometer hinter den Vollzeitbeschäftigten<br />
zurück.<br />
Alle anderen Gruppen – Kinder, Schüler, Hausfrauen und<br />
Rentner – sind weit weniger mobil und entsprechen sich<br />
dabei in einem höheren Maß in ihrem Mobilitätsverhalten,<br />
als dies bei den hoch mobilen Gruppen der Fall ist. Bei<br />
diesen Gruppen schwankt die Wegeanzahl um den Wert<br />
von täglich drei Wegen und eine Tagesstrecke von rund 25<br />
Kilometern. Kinder, Schüler, Hausfrauen und Rentner legen<br />
damit weniger als die Hälfte der Tagesstrecke von Vollzeitbeschäftigten<br />
zurück. Der tägliche Zeitaufwand liegt bei diesen<br />
Gruppen um die 73 Minuten. Lediglich bei Kindern ist<br />
der Zeitaufwand pro Tag mit einer Stunde deutlich niedriger.<br />
abbildung 3.56<br />
Da die Lebensphase weitgehend über die Tätigkeit der<br />
Personen gebildet wurde, zeigen sich naheliegenderweise<br />
Unterschiede bei den Wegezwecken (Abbildung 3.56). Bei<br />
den Berufstätigen entfallen 40 Prozent (Vollzeitbeschäftigte)<br />
beziehungsweise 27 Prozent (Teilzeitbeschäftigte)<br />
auf Wege zur Arbeit und dienstliche Wege. Diese beiden<br />
Gruppen kennzeichnet darüber hinaus der niedrigste Anteil<br />
an Freizeitwegen. Sie erreichen hier identische Werte. Der<br />
geringere Anteil an arbeitsbedingten Wegen der Teilzeitbeschäftigten<br />
gegenüber den Vollzeitbeschäftigten gleicht sich<br />
aus über einen höheren Anteil an Begleit- und Einkaufswegen.<br />
Bei Kindern dominieren die Begleitwege, bei Hausfrauen<br />
und Rentnern haben über die Hälfte aller Wege den<br />
Zweck Einkaufen oder Erledigung. Schüler und Studenten<br />
kennzeichnet neben den Ausbildungswegen der von allen<br />
Gruppen höchste Freizeitwegeanteil.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
83
fÜhrerscheinBesitZ unD MoBiLitÄt<br />
Wie zu erwarten, bestätigen die Daten der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> den<br />
ausgeprägten Einfluss des Führerscheinbesitzes auf die<br />
Mobilität. Personen ohne Führerschein sind nicht nur weniger<br />
mobil, vor allem legen sie weniger als die Hälfte der<br />
durchschnittlichen Tagesstrecke der Führerscheinbesitzer<br />
zurück. Dies ist verbunden mit einer geringeren Anzahl an<br />
Wegen und merklich kürzeren Unterwegszeiten (Abbildung<br />
3.57). Zu bedenken ist hier, dass der Anteil an Älteren, insbesondere<br />
an älteren Frauen, in dieser Gruppe sehr hoch<br />
ausfällt. Personen ohne Führerschein haben einen Anteil<br />
von zwölf Prozent an der Bevölkerung über 18 Jahre, ihr<br />
Anteil an der täglichen Verkehrsleistung von insgesamt 2,8<br />
Mrd. Personenkilometer (Verkehrsleistung aller Personen<br />
ab 18 Jahren) beträgt aber nur fünf Prozent.<br />
84 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
Die fehlende Möglichkeit, selbst ein Auto zu lenken, wird bei<br />
den Führerscheinlosen durch einen höheren Anteil an allen<br />
anderen Modi, vor allem aber durch die Nutzung des Öffentlichen<br />
Verkehrs kompensiert. Der Anteil der ÖV-Wege fällt<br />
bei den Führerscheinlosen fast vier Mal so hoch aus wie bei<br />
den Führerscheinbesitzern; die Anteile von Fußwegen und<br />
Wegen als MIV-Mitfahrer sind jeweils rund doppelt so hoch;<br />
der Fahrradanteil liegt um den Faktor 1,5 höher.<br />
abbildung 3.57
ausWirkungen Von<br />
MoBiLitÄtseinschrÄnkungen<br />
?<br />
Wie sieht es mit gesundheitlichen Einschränkungen<br />
und ihrem Effekt hinsichtlich der Alltagsmobilität<br />
aus?<br />
Gesundheitliche Beeinträchtigungen führen häufig zu eingeschränkten<br />
Möglichkeiten der Verkehrsteilnahme. Diesem<br />
Thema kommt insbesondere vor dem Hintergrund des<br />
demografischen Wandels eine bedeutende Rolle zu.<br />
In der Erhebung Mobilität in Deutschland wurden alle<br />
Personen gefragt, ob sie von einer Gehbehinderung, einer<br />
Sehbehinderung oder einer anderen gesundheitlichen<br />
Einschränkung betroffen sind. 13 Prozent der Befragten<br />
haben angegeben, eine oder mehrere dieser gesundheitlichen<br />
Einschränkungen zu haben (vgl. Abbildung 3.58). 58<br />
Prozent dieser Personen fühlen sich davon in ihrer Mobilität<br />
eingeschränkt.<br />
abbildung 3.58<br />
Gesundheitliche Beeinträchtigungen nehmen mit dem Alter<br />
zu. Während von den 40 bis 49jährigen im Jahr <strong>2008</strong> neun<br />
Prozent angegeben haben, eine gesundheitliche Beeinträchtigung<br />
zu haben, liegt dieser Wert bei der Gruppe der<br />
ab 75jährigen bei 45 Prozent. Im Vergleich zu 2002 fällt<br />
auf, dass insbesondere in der Gruppe der 65 bis 74jährigen<br />
deutlich seltener Mobilitätseinschränkungen genannt werden,<br />
aber auch bei den ab 75jährigen besteht die Tendenz,<br />
dass gesundheitliche Einschränkungen zurückgehen (Abbildung<br />
3.59). Offensichtlich macht sich an dieser Stelle die<br />
im Vergleich zu früheren Generationen bessere Gesundheit<br />
und körperliche Fitness bis ins höhere Lebensalter bemerkbar.<br />
Welche Auswirkungen dies auf das Mobilitätsverhalten<br />
älterer Menschen hat, wird im Kapitel 4.2 „Demografischer<br />
Wandel“ weiter thematisiert.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
85
abbildung 3.59 Die eingeschränkte Möglichkeit der Verkehrsteilnahme<br />
wird beim Vergleich der Mobilitätskennwerte von Personen<br />
mit und ohne gesundheitliche Einschränkungen sehr gut<br />
sichtbar. Die in Tabelle 3.13 dargestellten Werte beziehen<br />
sich auf Personen ab 60 Jahren, da gesundheitliche<br />
Einschränkungen in den darunter liegenden Altersgruppen<br />
eine wesentlich geringere Rolle spielen. Tatsächlich ändern<br />
sich die Aussagen nicht grundsätzlich, wenn alle Personen<br />
bei der Berechnung einbezogen werden. Lediglich die Höhe<br />
der Werte ändert sich, da junge Personen mit und ohne<br />
gesundheitliche Einschränkungen jeweils mobiler sind.<br />
86 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
Das Ergebnis zeigt: Personen mit gesundheitlichen<br />
Einschränkungen sind am Stichtag häufiger nicht mobil<br />
gewesen als nicht eingeschränkte Personen, sie legen im<br />
Durchschnitt weniger Wege zurück und verbringen weniger<br />
Zeit im Verkehr. Vor allem hinsichtlich der durchschnittlichen<br />
pro Tag zurückgelegten Entfernung zeigen sich Unterschiede.<br />
Die Tagesstrecke von Personen mit gesundheitlichen<br />
Einschränkungen liegt mit 18 Kilometern um 38 Prozent unter<br />
der Tagesstrecke von gesunden Menschen. Aber es gibt<br />
keine deutlichen Unterschiede in der Verkehrsmittelwahl.<br />
tabelle 3.13<br />
Mobilitätskenngrößen von Personen ab 60 Jahren mit und<br />
ohne gesundheitlichen Einschränkungen<br />
Gesundheitliche<br />
Einschränkungen<br />
mit ohne<br />
Anteil mobiler Personen % 78 87<br />
Wege pro Person und Tag Anzahl 2,7 3,4<br />
Tagesstrecke km 18 29<br />
Unterwegszeit (ohne rbW) min 65 82<br />
Modal Split<br />
zu Fuß 33 33<br />
Fahrrad 8 11<br />
%<br />
MIV-Mitfahrer 12 10<br />
MIV-Fahrer 39 40<br />
Öffentlicher Verkehr 9 7<br />
Personen ab 60 Jahren;<br />
ohne Stellvertreterinterviews
3.3<br />
anaLYse sPeZifischer teiLBereiche<br />
Nach der Analyse der zentralen Mobilitätskenngrößen<br />
und ihrer Differenzierung nach der Raum- und Siedlungsstruktur<br />
sowie nach Haushalts- und Personenmerkmalen<br />
in den vorangegangen Kapiteln, werden in Kapitel 3.3<br />
unterschiedliche Teilbereiche alltäglichen Mobilitätsverhaltens<br />
aufgegriffen. Zu Beginn werden die verschiedenen<br />
Verkehrsarten näher analysiert. Im Weiteren wird auf<br />
die Themen Wegezwecke, subjektive Einschätzung der<br />
Erreichbarkeit von Aktivitätsorten, Tages-, Wochen- und<br />
Jahresgang im Verkehr sowie Reisen eingegangen. Damit<br />
wird ein wesentlicher Teil der breiten Themenpalette, die mit<br />
der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> abgebildet werden kann, aufgegriffen. Wie<br />
auch in den Kapiteln 3.1 und 3.2 werden die Ergebnisse<br />
für <strong>2008</strong> sowie die Veränderungen, die sich seit der letzten<br />
<strong>MiD</strong> im Jahr 2002 ergeben haben, dargestellt. Die Leitfrage<br />
durch das erste Unterkapitel ist: Welche Bedeutung hat der<br />
Motorisierte Individualverkehr, insbesondere das Auto, für<br />
unsere Alltagsmobilität?<br />
?<br />
3.3.1<br />
Welchen Stellenwert hat das Auto – im Aufkommen<br />
und in der Verkehrsleistung – und nimmt<br />
die Bedeutung weiter so deutlich zu wie in der<br />
Vergangenheit? Wird Mobilität im Alltag zu häufig<br />
fast automatisch mit dem Auto assoziiert?<br />
Motorisierter inDiViDuaLVerkehr<br />
VerkehrsaufkoMMen unD<br />
VerkehrsLeistung iM MiV<br />
Die Bedeutung des Motorisierten Individualverkehrs (MIV)<br />
– und hier hauptsächlich des Pkw – für die Alltagsmobilität<br />
hat sich zwischen der <strong>MiD</strong> 2002 und der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> zwar<br />
nicht wesentlich verändert, allerdings scheint sich eine<br />
Sättigung einzustellen, die längerfristig sogar in einen<br />
„Paradigmenwechsel“ münden könnte (Zumkeller 2004).<br />
Vergleicht man nämlich die Entwicklung von Verkehrsaufkommen<br />
und Verkehrleistung im MIV zwischen den<br />
beiden Erhebungsjahren der <strong>MiD</strong>, dann zeigen sich sowohl<br />
hinsichtlich des Verkehrsaufkommens als auch hinsichtlich<br />
der Verkehrsleistung annähernd identische Werte, die in der<br />
Tat einer Stagnation gleichkommen. In absoluten Zahlen<br />
bedeutet dies, dass den 164 Mio. Wegen, die 2002 pro Tag<br />
von MIV-Fahrern und -Mitfahrern zurückgelegt werden,<br />
162 Mio. Wege im Jahr <strong>2008</strong> gegenüberstehen. Im gleichen<br />
Zeitraum ist die Zahl der MIV-Personenkilometer von<br />
2,410 Mrd. auf 2,532 Mrd. angestiegen, das heißt um etwa<br />
fünf Prozent. Damit wird die noch bis vor kurzem zu beobachtende<br />
Aufwärtsentwicklung von Verkehrsaufkommen<br />
und Verkehrsleistung im MIV trotz der allgemeinen leichten<br />
Mobilitätszunahme deutlich gebremst. Abbildung 3.60 zeigt<br />
die dazugehörige prozentuierte Verteilung.<br />
!<br />
Täglich werden in Deutschland 162 Mio. Wege<br />
und 2,5 Mrd. Personenkilometer mit dem Motorisierten<br />
Individualverkehr, das heißt hauptsächlich<br />
mit dem Pkw, zurückgelegt. 26 Prozent<br />
der MIV-Wege sind Wege von MIV-Mitfahrern,<br />
bei der Verkehrsleistung gehen 30 Prozent der<br />
Personenkilometer auf die Mitfahrer zurück.<br />
Die Bedeutung des Pkw ist im Vergleich zu<br />
2002 unverändert hoch, aber es kommt nur<br />
noch zu einer leichten Zunahme der Personenkilometer,<br />
womit sich ein Trendwandel sowohl<br />
beim Verkehrsaufkommen als auch bei der<br />
Verkehrsleistung andeutet.<br />
Der Besetzungsgrad der Fahrzeuge erreicht<br />
wie in 2002 einen durchschnittlichen Wert von<br />
knapp 1,5 und verringert sich kaum.<br />
Männer sind weiterhin die überwiegenden Pkw-<br />
Nutzer.<br />
Die Muster werden beibehalten: Die Pkw-<br />
Nutzung ist überdurchschnittlich hoch in der<br />
mittleren Altersphase (30 bis 59 Jahre) mit<br />
hohen Anteilen an Erwerbstätigkeit und dann,<br />
wenn Kinder im Haushalt leben.<br />
Arbeits- und Dienstwege nehmen die wichtigste<br />
Position in der Pkw-Nutzung der Selbstfahrer<br />
ein, Freizeit ist der wichtigste Wegezweck bei<br />
den Mitfahrern.<br />
Ein Vergleich zwischen 2002 und <strong>2008</strong> auf der Basis von<br />
Indexwerten macht die stagnierende beziehungsweise nur<br />
leicht zunehmende Entwicklung besonders offensichtlich.<br />
So zeigt sich beim Verkehrsaufkommen, also bei der Anzahl<br />
der täglich zurückgelegten Wege, die gleichbleibende<br />
Bedeutung des MIV für die Kategorie „Selbstfahrer“ (Indexwert<br />
100) sowie der Bedeutungsrückgang bei den „Mitfahrern“<br />
(Indexwert 95), der auch vor dem Hintergrund einer<br />
ansteigenden Ausstattung der Haushalte mit Zweit- oder<br />
Drittwagen gesehen werden muss. Bei der Verkehrsleistung<br />
steigt der Indexwert für die MIV-Mitfahrer (Indexwert 114)<br />
demgegenüber deutlich, während er sich bei den Fahrern<br />
kaum verändert (Indexwert 102) (Abbildungen 3.4, 3.5 und<br />
3.61).<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
87
abbildung 3.60 abbildung 3.61<br />
88 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG
WegeLÄngen unD WegeDauer<br />
Die zu beobachtende Stagnation der Gesamtverkehrsleistung<br />
im MIV leitet sich in Teilen ab aus der nur minimalen<br />
Veränderung der Wegelängen von MIV-Fahrern bei einer in<br />
etwa gleich gebliebenen Wegeanzahl (Abbildungen 3.62).<br />
Zwar steht dem eine deutliche Erhöhung der durchschnittlichen<br />
Wegelänge bei den MIV-Mitfahrern gegenüber. Da die<br />
Anzahl der Wege als MIV-Mitfahrer im gleichen Zeitraum<br />
von 44 Mio. auf 42 Mio. Wege pro Tag abgesunken ist, führt<br />
dies jedoch nicht zu einer Erhöhung der Verkehrsleistung.<br />
Die Veränderung der kilometrischen Wegelänge bei den<br />
MIV-Mitfahrern geht einher mit einer entsprechenden Veränderung<br />
der Wegedauern. Dabei bleibt die Ausdehnung<br />
der Wegezeiten im Vergleich zur Verlängerung in Kilometern<br />
unterproportional: Dem 20-prozentigen Zuwachs der<br />
Wegelänge bei den MIV-Mitfahrer steht ein nur 9-prozentiger<br />
Zuwachs der Wegedauer gegenüber.<br />
abbildung 3.62<br />
Dies spricht dafür, dass die Verlängerung der Wege hauptsächlich<br />
außerhalb der Kernstädte stattgefunden hat, da<br />
dort die Geschwindigkeiten im Verkehr höher sind als in den<br />
Ballungsräumen. Wenig Veränderung zeigt sich demgegenüber<br />
bei den MIV-Fahrern. Die von der Distanz her kaum<br />
veränderten Wege der MIV-Fahrer werden im Jahr <strong>2008</strong> in<br />
unwesentlich kürzerer Zeit zurückgelegt als noch 2002.<br />
Untersucht man die Verlängerung der mittleren Wegelänge<br />
bei den MIV-Mitfahrern anhand der „Lebensphase“, die<br />
über die Kriterien Tätigkeit und Alter der Person gebildet<br />
wurde (vgl. Kapitel 3.2.3), zeigen sich im Vergleich zu 2002<br />
längere Mitfahrwege in allen Lebensphasengruppen, insbesondere<br />
bei Studenten. Möglicherweise macht sich hier<br />
bemerkbar, dass vor allem junge Menschen zunehmend<br />
Mitfahrgelegenheiten, die per Internet vermittelt werden, auf<br />
langen Strecken nutzen.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
89
Die Unterschiede in den durchschnittlichen Wegelängen bei<br />
den MIV-Mitfahrern zeigen den höchsten Wert für die Kernstädte;<br />
bei den MIV-Fahrern weisen die ländlichen Kreise<br />
die höchsten Werte auf (vgl. Kapitel 3.2.1). Gleichzeitig<br />
nimmt die durchschnittliche Wegelänge bei den Mitfahrern<br />
in den verdichteten Kreisen deutlich stärker zu als in den<br />
Kernstädten und den ländlichen Kreisen (Abbildung 3.63).<br />
Die durchschnittliche Wegelänge bei den MIV-Fahrern<br />
verändert sich zwischen 2002 und <strong>2008</strong> nur im Nachkommastellenbereich.<br />
abbildung 3.63<br />
90 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
BesetZungsgraD<br />
Bei fast zwei Dritteln aller Wege mit dem Pkw sitzt nur der<br />
Fahrer im Fahrzeug. Berücksichtigt man zusätzlich die<br />
Fahrten, die gemeinsam mit MIV-Mitfahrern durchgeführt<br />
werden, ergibt sich ein durchschnittlicher Besetzungsgrad<br />
bei der Nutzung des Pkw von knapp 1,5. Dieser Wert variiert<br />
in Abhängigkeit des Wegezwecks. Besonders geringe<br />
Besetzungsgrade ergeben sich für Wege zur Arbeit sowie<br />
für dienstliche und geschäftliche Wege. Hoch sind die Besetzungsraten<br />
dagegen bei den Wegezwecken Ausbildung,<br />
Freizeit und Begleitung (Abbildung 3.64). Diese Werte sind<br />
von 2002 nach <strong>2008</strong> nahezu stabil geblieben.
abbildung 3.64<br />
PkW-nutZung in aBhÄngigkeit Von aLter unD<br />
erWerBstÄtigkeit<br />
Auch wenn der MIV nicht mehr die gewohnten Steigerungsraten<br />
aufweist, muss doch festgehalten werden, dass der<br />
Pkw dennoch das wichtigste Verkehrsmittel im Rahmen<br />
der Alltagsmobilität bleibt: Auf 58 Prozent der Wege eines<br />
durchschnittlichen Tages in Deutschland stellt ein motorisiertes<br />
Verkehrsmittel das Hauptverkehrsmittel dar; 43<br />
Prozent aller Wege werden als „MIV-Fahrer“ zurückgelegt,<br />
15 Prozent als „MIV-Mitfahrer“. Dabei ist das motorisierte<br />
Fahren in allen Altersgruppen zwischen 18 und 74 Jahren<br />
die hauptsächliche Art der Fortbewegung und zwar weit<br />
überwiegend als MIV-Fahrer (Abbildung 3.65). Auch die<br />
Mobilität von Kindern ist stark durch die Mitnahme im Pkw<br />
bestimmt. Bei Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahren entfallen<br />
42 Prozent der Wege auf den MIV. Wird die Gruppe<br />
der bis zu 17jährigen weiter unterteilt, zeigt sich, je jünger<br />
ein Kind ist, desto höher ist der Pkw-Anteil. Kleinkinder und<br />
Kinder bis zu vier Jahren legen 56 Prozent ihrer Wege im<br />
Pkw zurück. Dieser Wert unterstreicht, welche Bedeutung<br />
das Auto in der Verkehrssozialisation der Kinder hat.<br />
abbildung 3.65<br />
Verstärkt durch die häufig emotionale Bindung an das Auto,<br />
dominiert dieses Verkehrsmittel die „Erfahrungs-Welt“ also<br />
in besonders hohem Maß.<br />
Bei der Erfassung der Pkw im Haushalt wurde auch<br />
bestimmt, wer der Hauptnutzer des jeweiligen Pkw im<br />
Haushalt ist. Auch dieses Ergebnis zeigt einen deutlichen<br />
Zusammenhang mit dem Alter auf. Personen, die einen<br />
im Haushalt vorhandenen Pkw hauptsächlich nutzen, sind<br />
meist fortgeschritteneren Alters. Gut die Hälfte aller Pkw-<br />
Hauptnutzer gehört den beiden Altersgruppen 40 bis 49<br />
Jahre und 50 bis 59 Jahre an. Männer sind dabei häufiger<br />
Hauptnutzer eines Pkw als Frauen. Allerdings ist der Anteil<br />
der Frauen als Hauptnutzer von 2002 nach <strong>2008</strong> geringfügig<br />
von 43 Prozent auf 44 Prozent gestiegen.<br />
Eine weitere Möglichkeit, die Nutzungsintensität des<br />
Pkw abzubilden, bietet die Frage nach der allgemeinen<br />
Nutzungshäufigkeit der Verkehrsmittel. Neben der für den<br />
Stichtag berichteten Mobilität lässt sich so das allgemeine<br />
Nutzungsverhalten einer Person bestimmen. Auch dabei<br />
zeigt sich in Bezug auf das Alter ein deutlicher „Autofahrerbauch“,<br />
das heißt die Anteile an Pkw-Nutzern in den<br />
mittleren Altersgruppen von 30 bis 59 Jahren sind überdurchschnittlich<br />
hoch, während die jüngere Altersgruppe<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
91
von 18 bis 29 Jahren und die Älteren ab 60 Jahren, vor<br />
allem die Gruppe 65+, den Pkw weniger häufig nutzen (Abbildung<br />
3.66) (vgl. dazu auch Kapitel 4.2). Besonders hohe<br />
Nutzungshäufigkeiten zeigen sich bei den Erwerbstätigen,<br />
die zu 71 Prozent ihren Pkw täglich oder fast täglich nutzen,<br />
sowie in Haushalten, in denen mindestens ein Kind unter<br />
14 Jahren lebt – hier erreicht die tägliche oder fast tägliche<br />
Nutzung des Pkw durch eine im Haushalt lebende Person<br />
69 Prozent (Tabelle 3.14).<br />
abbildung 3.66<br />
92 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
Diese Beobachtungen passen – zumindest tendenziell – zu<br />
dem Bild, dass die Pkw-Fahrer ihr Auto zu einem großen<br />
Anteil, nämlich zu 35 Prozent, für die Wege zu Arbeit und<br />
Ausbildung sowie für dienstliche und geschäftliche Wege<br />
nutzen. Für die Pkw-Mitfahrer spielen diese Wegezwecke<br />
dagegen eine deutlich geringere Rolle; der entsprechende<br />
Anteil an den Fahrtzwecken insgesamt beträgt hier nur 14<br />
Prozent (Abbildung 3.67) (für die anderen Verkehrsmittel<br />
vgl. Kapitel 3.3.2).
tabelle 3.14<br />
Übliche Nutzung des Pkw nach Erwerbstätigkeit und Vorhandensein von Kindern im Haushalt<br />
gesamt erwerbstätig<br />
nicht erwerbstätig<br />
Nutzungshäufigkeit des Pkw Spalten-%<br />
kein Kind unter<br />
14 Jahren im<br />
Haushalt<br />
Kind unter<br />
14 Jahren im<br />
Haushalt<br />
täglich bzw. fast täglich 54 71 35 51 69<br />
an 1-3 Tagen pro Woche 31 20 43 31 26<br />
an 1-3 Tagen pro Monat 7 5 10 8 3<br />
seltener als monatlich 3 2 4 3 1<br />
nie bzw. fast nie 3 3 8 6 1<br />
Personen ab 14 Jahren; ohne Stellvertreterinterviews<br />
abbildung 3.67<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
93
geschLechtssPeZifische nutZungsunterschieDe<br />
Nach wie vor nehmen Frauen relativ gesehen häufiger<br />
die Rolle des Mitfahrenden ein, seltener dagegen die des<br />
Fahrers. Dies trifft nicht nur für die Gruppe der Älteren zu,<br />
sondern lässt sich auch für die jüngeren Altersgruppen<br />
feststellen (Abbildung 3.68). Das heißt, die Hauptnutzer<br />
motorisierter Fahrzeuge bleiben weiterhin die Männer. Während<br />
annähernd die Hälfte aller Männer (49 Prozent) den<br />
Pkw als Hauptverkehrsmittel nutzt, ist dies bei den Frauen<br />
nur ein gutes Drittel (36 Prozent). Im Gegenzug sind Frauen<br />
die häufigeren Mitfahrerinnen im Pkw: Zu 19 Prozent ist für<br />
Frauen das Mitfahren das Hauptverkehrsmittel, während<br />
dies bei den Männern nur für elf Prozent zutrifft.<br />
abbildung 3.68<br />
94 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
PkW-nutZung nach rauMtYPen<br />
Ein weiteres gewohntes Bild: Nach wie vor wird der Pkw in<br />
den Kernstädten deutlich seltener genutzt als im angrenzenden<br />
Umland oder den ländlichen Regionen. Damit<br />
bestätigt sich eindrücklich der Zusammenhang zwischen<br />
Siedlungsstruktur und Mobilität (vgl. Kapitel 3.2.1). Nur 41<br />
Prozent der Kernstadtbewohner fahren täglich mit dem<br />
Pkw, während fast zwei Drittel der Bewohner von verdichteten<br />
und ländlichen Kreisen ihr Fahrzeug täglich nutzen<br />
(Abbildung 3.69). Die Werte sind im Vergleich zu 2002<br />
vor allem für die verdichteten und ländlichen Kreise sehr<br />
stabil; die Schwankungen liegen hier in einem Bereich<br />
von plus/minus einem Prozentpunkt. In den Kernstädten<br />
hat dagegen die tägliche Nutzung eines Pkw geringfügig<br />
abgenommen.
Der meiste Pkw-Verkehr geht damit von den Bewohnern<br />
der verdichteten Kreise aus, die täglich 80 Mio. Pkw-Wege<br />
zurücklegen. Die Bewohner der ländlichen Kreise legen nur<br />
etwa die Hälfte, nämlich 41 Mio. Pkw-Wege, am Tag zurück,<br />
die Bewohner der Kernstädte sogar nur 36 Mio. Pkw-Wege.<br />
Diese Zahlen sind im Vergleich zu 2002 zwar insgesamt<br />
stabil, allerdings sind die Schwankungen zwischen den<br />
Kreistypen nicht unerheblich: In den Kernstädten nehmen<br />
die Pkw-Wege (Fahrer und Mitfahrer) um drei Prozent ab, in<br />
den ländlichen Kreisen sogar um acht Prozent.<br />
abbildung 3.69<br />
Dagegen nehmen die Pkw-Wege in den verdichteten<br />
Kreisen um sechs Prozent gegenüber 2002 zu. Zu berücksichtigen<br />
bei der Interpretation der Daten sind jedoch auch<br />
Bevölkerungsverschiebungen zwischen den Kreistypen<br />
(vgl. Kapitel 3.2.1). Es sei hierbei ausdrücklich darauf verwiesen,<br />
dass sich diese Angaben auf Wege beziehen, die<br />
von Personen zurückgelegt werden, die in den jeweiligen<br />
Raumkategorien wohnen. Dies erlaubt aber keine Aussage<br />
darüber, wo, das heißt in welcher Raumkategorie, diese<br />
Wege zurückgelegt werden. Der angesprochene „Paradigmenwechsel“<br />
im Sinne eines Umdenkens im Mobilitätsverhalten<br />
lässt sich in den absoluten Zahlen also nur bedingt<br />
wiederfinden. Er zeigt sich vor allem in der Veränderung<br />
der Modal Split-Anteile, die in der Differenzierung nach Alter<br />
und Kreistypen beträchtliche Unterschiede aufweisen und<br />
vor allem bei den jüngeren Menschen deutlich zu sehen<br />
sind (vgl. Kapitel 3.3.2).<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
95
man auf der Straße – Mobilität in Deutschland 1960?<br />
Der Blick in die Forschungsvergangenheit eröffnet mitunter inspirierende Einblicke. Die Lektüre der<br />
ersten umfassenden Mobilitätsstudie von infas aus dem Jahr 1960 ist ein Beispiel dafür. Anhand einer<br />
bundesweiten Befragung und einer Vertiefung im Stadtgebiet Hamburg hat infas unter dem Titel „man<br />
auf der Straße“ vielfältige Befunde erarbeitet und manche treffsichere Prognose formuliert.<br />
Doch auch die übermittelten empirischen Fakten erlauben einen spannenden Vergleich. Für 1960 wurde<br />
dort für den Modal Split im Berufsverkehr ein Anteil von 26 Prozent für die Fußwege und 74 Prozent<br />
für verschiedene „Beförderungshilfen“ ermittelt. Unter diesen dominieren im bundesweiten Ergebnis mit<br />
29 Prozent die Öffentlichen Verkehrsmittel, an zweiter Stelle folgt mit 16 Prozent das Fahrrad, an dritter<br />
knapp vor den motorisierten Zweirädern das Auto mit nur 14 Prozent – das <strong>2008</strong> in diesem Teilmarkt<br />
einen Anteil von 70 Prozent vorweist, während sich Busse und Bahnen mit zwölf Prozent zufrieden geben<br />
müssen. Nur mit Blick auf Hamburg betrug der Marktanteil der „Massenverkehrsmittel“ 1960 sogar<br />
beachtliche 48 Prozent.<br />
Dies verwundert nicht, besaßen doch zu diesem Zeitpunkt nur 30 Prozent der Hamburger Haushalte<br />
ein Auto und trugen sich nur 15 Prozent der Nicht-Besitzer mit dem Gedanken, den Weg in den „Autosalon“<br />
anzutreten. Heute haben zwei Drittel aller Hamburger Haushalte mindestens ein Auto in der<br />
Garage und mancher innenstadtnah wohnende Besitzer denkt inzwischen darüber nach, ob dies bei<br />
einer guten ÖPNV-Versorgung noch zeitgemäß ist.<br />
Die Studie aus dem Jahr 1960 prognostiziert eindrucksvoll die Wanderung des Autos aus dem Berufsverkehr<br />
in die Freizeit: „Das Auto der Stadt okkupiert Land, (...) man wird in die Freizeit fahren“, heißt es<br />
dort. Auch eine stärkere Integration zwischen Verkehrs- und Stadtplanung wird gefordert: “Eine Koordinierung<br />
des Städtebaus mit der Verkehrsplanung in dem Sinne, daß leistungs- und erweiterungs- und<br />
verbesserungsfähige Nahverkehrsmittel zum Ausgangspunkt neuer Wohnanlagen mit entsprechend<br />
hoher Siedlungsdichte gemacht werden, ist als Voraussetzung für jede zukünftige, volkswirtschaftlich<br />
fundierte Planung notwendig“.<br />
Empirischer Ausdruck dieser Forderung ist die Betrachtung der Wege für größere Anschaffungen. Während<br />
der tägliche Einkauf fast vollständig zu Fuß im eigenen Wohnquartier erledigt wird, zeigt sich ein<br />
Wandel bei Wegen zu größeren Anschaffungen. Sie führten in Hamburg zu 56 Prozent in die City und<br />
nur noch zu 35 Prozent in das eigene Quartier.<br />
<strong>2008</strong> zeigt sich ein ähnlicher Wandel, aber diesmal<br />
von der Innenstadt an den Stadtrand.<br />
City und die „grüne Wiese“ weisen jeweils einen<br />
Anteil von 30 Prozent auf (alle Angaben zu 1960<br />
nach Hartenstein / Liepelt 1961).<br />
96 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG
!<br />
3.3.2<br />
ÖffentLicher Verkehr unD nicht-<br />
Motorisierter inDiViDuaLVerkehr<br />
Der Anteil von Öffentlichem Verkehr und Nichtmotorisiertem<br />
Individualverkehr („Umweltverbund“)<br />
am Verkehrsaufkommen ist gegenüber<br />
2002 leicht gestiegen.<br />
Die Kernstädte entwickeln sich weiterhin in<br />
Richtung „Umweltverbund“. Dort fährt fast die<br />
Hälfte der ÖV-Nutzer mindestens wöchentlich<br />
mit dem Öffentlichen Verkehr.<br />
Fuß und Fahrrad werden immer mehr das neue<br />
„Nahverkehrsmittel“ für Strecken bis zu fünf<br />
Kilometern; bezüglich des Fahrrads gilt dies insbesondere<br />
in den verdichteten und ländlichen<br />
Kreisen.<br />
Fußwege haben die größte Bedeutung für die<br />
Gruppe der Altersgruppe 75+.<br />
Die Kombination von Pkw und Fahrrad mit den<br />
Öffentlichen Verkehrsmitteln wächst ganz allmählich,<br />
ist aber noch auf niedrigem Niveau.<br />
Die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> ermöglicht es, auf zwei Ebenen Aussagen<br />
zur Nutzung von Öffentlichem Verkehr (ÖV) und Nichtmotorisiertem<br />
Individualverkehr (NMIV), oft auch unter dem<br />
Begriff „Umweltverbund“ zusammengefasst, zu treffen: zum<br />
einen auf Basis der Stichtagserhebung, zum anderen auf<br />
Basis der allgemeinen Nutzungshäufigkeit der Verkehrsmittel.<br />
Am Stichtag selbst muss das Verhalten einer Person<br />
nicht unbedingt typisch sein. So kann eine Person, die<br />
normalerweise Öffentliche Verkehrsmittel nutzt, am Stichtag<br />
in anderen Verkehrsmitteln gesessen haben. Im Aggregat<br />
gleichen sich diese Unterschiede aus. Das Beispiel macht<br />
jedoch deutlich, dass aus dem Verhalten am Stichtag nicht<br />
auf das normale Alltagsverhalten einer Person geschlossen<br />
werden kann. Schlussfolgerungen hierzu ermöglichen<br />
jedoch die Frage nach der allgemeinen Nutzungshäufigkeit<br />
der Verkehrsmittel. Da diese Fragen in 2002 und <strong>2008</strong> identisch<br />
erhoben wurden, besteht eine direkte Vergleichbarkeit<br />
der Daten.<br />
?<br />
Gibt es einen Trend zugunsten des ÖV und<br />
des Fahrrads – worauf geht er möglicherweise<br />
zurück und wo ist er zu beobachten?<br />
VerkehrsaufkoMMen Von ÖffentLicheM<br />
Verkehr unD nicht-MotorisierteM inDiViDuaL-<br />
Verkehr<br />
Der Anteil von Öffentlichem Verkehr und Nicht-motorisiertem<br />
Individualverkehr am Verkehrsaufkommen in Deutschland<br />
ist durchaus beachtlich. 43 Prozent des Gesamtverkehrsaufkommens<br />
entfallen auf den „Umweltverbund“,<br />
davon neun Prozent im Öffentlichen Verkehr, zehn Prozent<br />
im Radverkehr und 24 Prozent im Fußgängerverkehr (vgl.<br />
Kapitel 3.1). Mit nunmehr 118 Mio. Wegen (von 281 Mio.<br />
Wegen insgesamt) hat sich sein Wegeanteil gegenüber<br />
2002 leicht gesteigert. <strong>2008</strong> zeigen sich – wie schon im<br />
Jahr 2002 – die größten Aufkommensanteile von Öffentlichem<br />
Verkehr und Nicht-motorisiertem Individualverkehr in<br />
den Kernstädten, was insbesondere auf die hohen Anteile<br />
beim Öffentlichen Verkehr sowie bei den Wegen zu Fuß<br />
zurückzuführen ist (Abbildung 3.70).<br />
abbildung 3.70<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
97
VerkehrsLeistung, WegeLÄngen unD<br />
WegeDauern<br />
Mit 682 Mio. von insgesamt 3.214 Mio. Personenkilometern<br />
liegt der Anteil von Öffentlichem Verkehr und Nicht-motorisiertem<br />
Individualverkehr an der Verkehrsleistung deutlich<br />
niedriger als am Verkehrsaufkommen; das heißt bei der<br />
Verkehrsleistung werden nur 21 Prozent erreicht. Angesichts<br />
der wesentlich kürzeren Wegelängen bei Fuß- und<br />
Radwegen ist dies kaum verwunderlich. Während im Jahr<br />
<strong>2008</strong> der durchschnittliche Weg mit dem Pkw 15 Kilometer<br />
lang war, sind dies für die Fußwege nur zwei Kilometer und<br />
für die Radwege vier Kilometer.<br />
abbildung 3.71<br />
98 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
Wird nur der ÖV betrachtet, kehrt sich das Verhältnis um:<br />
sein Anteil an der Verkehrsleistung ist durch überdurchschnittliche<br />
Wegelängen größer als der entsprechende Anteilswert<br />
am Verkehrsaufkommen. Im Gegenzug haben Fuß<br />
und Rad aber höhere Anteile an den kürzeren Wegen, das<br />
heißt, die Modal Split-Anteile von Fahrrad und Fuß variieren<br />
in Abhängigkeit von der Wegelänge. Während 76 Prozent<br />
der kurzen Wege bis zu einem Kilometer mit dem Fahrrad<br />
oder zu Fuß zurückgelegt werden, geht der Zu-Fuß-Anteil<br />
ab einem Kilometer Wegelänge sprunghaft von 62 Prozent<br />
für die Wege bis zu einem Kilometer auf 25 Prozent zurück,<br />
während der Fahrradanteil noch leicht zunimmt. Ab einer<br />
Wegelänge von fünf Kilometern wird jedoch auch das Fahrrad<br />
deutlich weniger genutzt (Abbildung 3.71).
Die Zeit, die für den einzelnen Weg benötigt wird, ist dagegen<br />
über die Mehrzahl der Verkehrsmittel hinweg sehr ähnlich.<br />
Mit einer durchschnittlichen Dauer von 24 Minuten ist<br />
der Fußweg ungefähr genauso lang wie der Weg mit dem<br />
Pkw, für den ein Fahrer im Durchschnitt 21 Minuten aufwendet<br />
(Abbildung 3.72). ÖPNV-Wege benötigen dagegen rund<br />
doppelt soviel Zeit wie Fuß-, Fahrrad- und Autowege. Dies<br />
liegt nur zum Teil an den erforderlichen Zugangs- und Umsteigezeiten,<br />
sondern auch an im Mittel längeren zurückgelegten<br />
Entfernungen. Dabei ist der Unterschied in den<br />
Kernstädten weniger stark ausgeprägt als in den ländlichen<br />
Räumen. In den Kernstädten dauert der durchschnittliche<br />
Weg im Nahverkehr (ÖPNV) 38 Minuten, in den verdichteten<br />
Kreisen 43 Minuten, in den ländlichen Kreisen dagegen<br />
45 Minuten. Die entsprechenden Wegedauern unter Einbeziehung<br />
des gesamten Öffentlichen Verkehrs, also nicht nur<br />
des Öffentlichen Nahverkehrs, betragen in den Kernstädten<br />
43 Minuten, in den verdichteten Kreisen 50 Minuten, in den<br />
ländlichen Kreisen 53 Minuten.<br />
Dabei verbringen die Altersgruppen zwischen 18 und 60<br />
Jahren, das heißt Altersgruppen mit bedeutsamen Anteilen<br />
an Auszubildenden und/oder Erwerbstätigen, mit rund 44<br />
Minuten Wegedauer die längste Zeit in den Öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln. Kürzere Fahrtzeiten von weniger als 40<br />
Minuten haben dagegen Kinder und Jugendliche sowie<br />
Personen über 74 Jahren.<br />
abbildung 3.72<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
99
nutZung Des ÖffentLichen Verkehrs<br />
Die ÖV-Nutzung ist in den Kernstädten nicht nur generell<br />
höher, in den Kernstädten wird der Öffentliche Verkehr von<br />
den Menschen auch intensiver in Anspruch genommen. 46<br />
Prozent der Bewohner von Kernstädten fahren täglich oder<br />
zumindest wöchentlich mit dem Öffentlichen Verkehr. In<br />
den verdichteten Kreisen sind dies nur 17 Prozent, in den<br />
ländlichen Kreisen nur 13 Prozent. Für 56 Prozent der in<br />
ländlichen Kreisen wohnenden Bevölkerung gilt, dass sie<br />
den Öffentlichen Verkehr nie nutzen. In den verdichteten<br />
Kreisen verringert sich der Wert auf 49 Prozent, in den<br />
Kernstädten beträgt er nur noch 20 Prozent. Dementsprechend<br />
zeigt sich, dass die Länder Berlin, Hamburg und Bremen<br />
die höchste ÖV-Nutzungsintensität aufweisen, indem<br />
zwei bis drei Fünftel der dortigen ÖV-Nutzer täglich oder<br />
wöchentlich in Bus oder Bahn unterwegs sind. Im Vergleich<br />
dazu liegt die Nutzungsintensität in den Flächenländern mit<br />
nur rund einem Fünftel an täglicher oder wöchentlicher ÖV-<br />
Nutzung deutlich niedriger. Dabei gibt es kaum Unterschiede<br />
zwischen den nicht ausschließlich städtisch geprägten<br />
Bundesländern (Abbildung 3.73).<br />
Bemerkenswert ist der Trend zu einer etwas häufigeren ÖP-<br />
NV-Nutzung. Vergleicht man die Gesamtwerte für 2002 und<br />
<strong>2008</strong> fällt die Verringerung des Anteils der „ÖPNV-Muffel“<br />
auf, die aktuell „nur“ noch 42 Prozent ausmachen – gegenüber<br />
46 Prozent 2002. Diese Entwicklung verläuft aber nicht<br />
zu Gunsten der täglichen oder wöchentlichen ÖPNV-Nutzer.<br />
Ihr Anteil bleibt nahezu unverändert. Zugenommen hat dagegen<br />
die Gruppe der gelegentlichen Fahrgäste. Stellt man<br />
die Lupe schärfer, zeichnen sich allerdings in den Kernstädten<br />
aufschlussreiche Entwicklungen ab. Hier nimmt inbesondere<br />
in der Gruppe der 18 bis 24jährigen die tägliche<br />
ÖPNV-Nutzung deutlich zu, während die Inanspruchnahme<br />
des MIV zurückgeht: Der Anteil täglicher ÖPNV-Kunden in<br />
diesem Alterssegment der Kernstadtbevölkerung steigt von<br />
45 auf 52 Prozent, der der täglichen Autofahrer fällt von 45<br />
auf 29 Prozent. Gleichzeitig sinken – wie bereits dargestellt<br />
– vor allem in dieser Gruppe die Führerscheinquote und die<br />
Pkw-Ausstattung. Möglicherweise spitzt sich der im Aggregat<br />
über alle Regionen und Altersgruppen nur schwache<br />
ÖPNV-Zuwachs in den urbanen Räumen deutlich zu und<br />
deutet auf ein Trendsetting hin. Wie häufig heben sich hier<br />
im Mittel zwei Effekte einander auf, so dass nur ein genauerer<br />
Blick Klarheit bringt: ein Plus in der ÖPNV-Nutzung<br />
der weniger werdenden Jüngeren und ein Minus bei den<br />
zahlen- und anteilsmäßig zunehmenden und automobiler<br />
als früher orientierten Älteren (vgl. hierzu auch Kapitel 4.2).<br />
100 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
Noch weitgehend unabhängig von diesen Effekten teilt<br />
sich die Nutzung des Öffentlichen Verkehrs etwa hälftig<br />
auf Arbeits-, Berufs- und Ausbildungszwecke einerseits<br />
sowie auf Freizeit und Einkauf andererseits auf: 19 Prozent<br />
der ÖV-Wege entfallen auf Arbeitswege, 25 Prozent auf<br />
Ausbildungswege, vier Prozent auf dienstlich-geschäftliche<br />
Wege; dem stehen 22 Prozent der Wege für Erledigungen<br />
und Einkauf sowie 28 Prozent für Freizeitwege gegenüber.<br />
Damit haben die Wege zu Arbeit und Ausbildung für den<br />
Öffentlichen Verkehr die höchste relative Bedeutung im<br />
Vergleich zu den anderen Verkehrsmitteln, wo der Anteil<br />
von Arbeits- und Ausbildungswegen bei etwa einem Fünftel<br />
liegt. In der Differenzierung nach Kreistypen zeigt sich, dass<br />
dies ganz besonders in den verdichteten und ländlichen<br />
Kreisen gilt. In beiden Fällen dienen über die Hälfte der<br />
Wege, die mit dem Öffentlichen Verkehr zurückgelegt<br />
werden, den Zwecken Arbeit oder Ausbildung (53 Prozent<br />
beziehungsweise 54 Prozent). In den Kernstädten beträgt<br />
dieser Anteil nur 34 Prozent; im Gegenzug wird hier der Öffentliche<br />
Verkehr deutlich häufiger für Fahrten zum Einkaufen<br />
und für Erledigungen genutzt (28 Prozent im Vergleich<br />
zu 17 Prozent in den verdichteten Kreisen und 14 Prozent<br />
in den ländlichen Kreisen). Dies spricht für die Qualität des<br />
Öffentlichen Verkehrs in den Kernstädten; möglicherweise<br />
spiegelt sich darin aber auch – zumindestens teilweise – die<br />
vielerorts schwierige Parkplatzsituation wider.
abbildung 3.73<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
101
abbildung 3.74<br />
Die für die ÖV-Nutzung interessanten Kombinationsmöglichkeiten<br />
Pkw-ÖV oder Fahrrad-ÖV spielen im Jahr <strong>2008</strong><br />
– zumindest in pauschaler Betrachtung des gesamten Bundesgebietes<br />
– eine (noch) untergeordnete Rolle. Dennoch<br />
findet für fast zehn Prozent der ÖV-Wege eine Kombination<br />
mit dem Pkw als Fahrer oder Mitfahrer statt, für fünf Prozent<br />
der Wege kommt es zur Kombination Öffentlicher Verkehr<br />
und Fahrrad (Abbildung 3.74). Die Daten zeigen, dass in<br />
verdichteten und ländlichen Kreisen die Nutzung der Kombinationsmöglichkeiten<br />
höher ausfällt.<br />
102 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
Sowohl die Kombination des Öffentlichen Verkehrs mit dem<br />
Pkw als Fahrer oder Mitfahrer („Park and Ride“ und „Kiss<br />
and Ride“) wie auch die Kombination mit dem Fahrrad<br />
fallen für diese beiden Kreistypen höher aus als in den<br />
Kernstädten (Abbildung 3.75). Festgestellt werden kann<br />
auch, dass alle Kombinationsmöglichkeiten gegenüber<br />
2002 deutliche Zuwächse erfahren haben – die Kombination<br />
„Öffentlicher Verkehr und Pkw-Fahrer“ hat sich in den<br />
verdichteten und ländlichen Kreisen verdreifacht, in den<br />
Kernstädten hat sich der Anteil der Nutzungskombination<br />
„Öffentlicher Verkehr und Pkw“ (Fahrer) dagegen halbiert.<br />
Leicht angestiegen ist in allen Kreistypen die Kombination<br />
„Öffentlicher Verkehr und Pkw-Mitfahrer“. Ein sichtbares<br />
Wachstum gibt es überall auch für die Kombination „Öffentlicher<br />
Verkehr und Fahrrad“.
abbildung 3.75 gruPPensPeZifische nutZung Von Öffent-<br />
LicheM Verkehr unD nicht-MotorisierteM<br />
inDiViDuaLVerkehr<br />
Neben den raumspezifischen Unterschieden sind bei der<br />
Nutzung des Umweltverbundes ausgeprägte Abhängigkeiten<br />
von Merkmalen wie Alter, Geschlecht, Haushaltsgröße<br />
oder ökonomischer Status des Haushaltes kennzeichnend<br />
(vgl. dazu die Kapitel 3.2.2 und 3.2.3).<br />
Personengruppen, die eine überdurchschnittliche Nutzung<br />
des Umweltverbundes aufweisen, sind zum einen Kinder<br />
und Jugendliche, zum anderen ältere Personen. Während<br />
kleine Kinder bis zu vier Jahren eher selten im Öffentlichen<br />
Verkehr oder – verständlicherweise – mit dem Fahrrad<br />
unterwegs sind, nimmt mit zunehmendem Jugendalter<br />
die Bedeutung von Öffentlichem Verkehr und Fahrrad zu,<br />
gleichzeitig wird der Anteil der Fußwege geringer. Mit dem<br />
Eintritt ins Führerscheinalter gehen alle Anteile der Umweltverbundnutzung<br />
zurück, und erst in der Altersgruppe 60 bis<br />
64 Jahre erreichen Fuß-, Rad- und ÖV-Wege wieder einen<br />
höheren Anteil am altersgruppenspezifischen Wegeaufkommen.<br />
Fußwege haben die größte Bedeutung für die Personengruppe<br />
über 74 Jahren, die 38 Prozent aller Wege außer<br />
Haus zu Fuß erledigt. Dieser Wert liegt in den Kernstädten<br />
mit 41 Prozent sogar noch höher. Deutlich weniger Zu-Fuß-<br />
Mobilität – zumindest bezogen auf die Anzahl der Wege<br />
– haben die älteren Menschen in den verdichteten Kreisen<br />
und in den ländlichen Kreisen mit 37 Prozent. Eine eindeutige<br />
Abhängigkeit vom ökonomischen Status ist dabei nicht<br />
festzustellen. Den höchsten Anteil an Fußwegen haben<br />
Personen der Gruppe 75+ bei niedrigem ökonomischem<br />
Status mit 49 Prozent, bei sehr niedrigem und mittlerem<br />
Status sind es 37 Prozent, bei hohem Status 39 Prozent<br />
und bei sehr hohem Status 33 Prozent.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
103
abbildung 3.76<br />
Auch im Jahr <strong>2008</strong> ist der „Umweltverbund“ eher eine<br />
Sache der Frauen. In vielen Altersgruppen, vor allem aber<br />
in den höheren Altersgruppen nutzen Frauen sowohl den<br />
Öffentlichen Verkehr als auch den Nicht-motorisierten<br />
Individualverkehr stärker als Männer (Abbildung 3.76). Dies<br />
ist oft lebensphasenbedingt (vgl. Kapitel 3.2.3). Die stärkere<br />
Nutzung des Umweltverbundes durch Frauen beruht weiterhin<br />
hauptsächlich darauf, dass Frauen in allen Altersklassen<br />
höhere Anteile bei den Fußwegen aufweisen. Bei der<br />
Fahrradnutzung weisen männliche Kinder und Jugendliche<br />
höhere Werte als die gleichaltrigen Mädchen auf. In den<br />
nachfolgenden Altersgruppen nutzen Männer und Frauen<br />
das Fahrrad mit einem Unterschied der Anteile von plus/<br />
minus einem Prozentpunkt ungefähr gleich häufig. Bei der<br />
ÖV-Nutzung liegen bis zu einem Alter von 40 Jahren mal<br />
die Männer, mal die Frauen mit ein bis zwei Prozentpunkten<br />
vor dem anderen Geschlecht.<br />
104 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
In den höheren Altersgruppen steigt der ÖV-Anteil der<br />
Frauen im Vergleich zu den Männern dagegen deutlich an.<br />
Bei den über 65jährigen fällt der Anteil rund doppelt so hoch<br />
aus wie bei den gleichaltrigen Männern.<br />
Neben Geschlecht und Alter wirkt sich auch der Erwerbsstatus<br />
von Personen deutlich auf die Nutzung des Umweltverbundes<br />
aus. Abbildung 3.77 zeigt nicht nur, dass<br />
Nicht-Erwerbstätige insgesamt mit über 50 Prozent einen<br />
wesentlich höheren Anteil beim Umweltverbund gegenüber<br />
den Erwerbstätigen aufweisen, sondern auch, dass dieser<br />
höhere Anteil mit allen drei Elementen des Umweltverbundes<br />
– Öffentlicher Verkehr, zu Fuß und Fahrrad – erzielt<br />
wird.
abbildung 3.77<br />
Sichtbare Unterschiede ergeben sich auch in Abhängigkeit<br />
vom ökonomischen Status der Haushalte, in denen die<br />
Personen leben. Als generelle Tendenz kann man hierbei<br />
festhalten: Je höher der ökonomische Status eines Haushaltes,<br />
desto weniger wird zu Fuß gegangen, desto weniger<br />
wird das Fahrrad benutzt und desto weniger werden Fahrten<br />
mit dem Öffentlichen Verkehr zurückgelegt. Der Anteil<br />
von Umweltverbund-Nutzern erreicht bei den Personen<br />
aus Haushalten mit sehr niedrigem ökonomischem Status<br />
53 Prozent (31 Prozent zu Fuß, zehn Prozent Fahrrad,<br />
zwölf Prozent Öffentlicher Verkehr). Bei den Personen aus<br />
Haushalten mit sehr hohem ökonomischem Status werden<br />
nur 36 Prozent der Wege mit Verkehrsmitteln des Umweltverbundes<br />
durchgeführt (20 Prozent zu Fuß, acht Prozent<br />
Fahrrad, acht Prozent Öffentlicher Verkehr). Gleichzeitig<br />
steigen die von Personen in den statushohen Haushaushalten<br />
zurückgelegten Wegstrecken deutlich an. Es ergibt<br />
sich also ein dreifacher Effekt: eine bessere wirtschaftliche<br />
Situation führt zu einer volleren Garage, die dort stehenden<br />
Autos werden anstatt des ÖPNV genutzt und führen<br />
schließlich zu längeren Wegstrecken.<br />
Dagegen lassen sich nahezu keine Unterschiede in der<br />
Nutzung des Umweltverbundes feststellen, wenn danach<br />
differenziert wird, ob im Haushalt Kinder leben oder nicht. In<br />
beiden Fällen beträgt der Fußwege-Anteil 24 Prozent, der<br />
Fahrradwege-Anteil zehn Prozent. Der Unterschied bei der<br />
ÖV-Nutzung ist minimal. Während Haushalte ohne Kinder<br />
den Öffentlichen Verkehr für neun Prozent ihrer Wege<br />
nutzen, tun dies Haushalte mit mindestens einem Kind<br />
unter 14 Jahren etwas weniger, nämlich zu acht Prozent.<br />
(Vgl. dazu allerdings auch Kapitel 3.2.2, wo ausgeführt<br />
wird, dass sich in der Kombination von Haushaltstyp und<br />
„Altersklasse des Haushalts“ durchaus unterschiedliches<br />
Mobilitätsverhalten ergibt.)<br />
fahrraDnutZung<br />
82 Prozent der Haushalte in Deutschland besitzen mindestens<br />
ein Fahrrad; in 30 Prozent der Haushalte sind sogar<br />
drei oder mehr Fahrräder vorhanden (vgl. dazu Kapitel<br />
3.2.2). Mit der besseren Verfügbarkeit von Fahrrädern hat<br />
sich auch der Umfang der Fahrradnutzung im Vergleich<br />
zu 2002 ganz leicht erhöht. Im Jahr <strong>2008</strong> sind Kinder und<br />
Jugendliche bis zum Alter von 18 Jahren ausgesprochene<br />
Fahrrad-Vielnutzer; 59 Prozent dieser Gruppe fahren<br />
mindestens ein- bis dreimal pro Woche mit dem Fahrrad;<br />
nur 19 Prozent benutzen das Fahrrad nie. Ausgesprochene<br />
Wenig-Nutzer sind demgegenüber die Älteren über 74 Jahre,<br />
bei denen 74 Prozent das Fahrrad nie nutzen und nur<br />
20 Prozent mindestens einmal pro Woche mit dem Fahrrad<br />
fahren. Wenn man ausschließlich die höchsten Intensitätsgrade,<br />
also Fahrradnutzung (fast) täglich oder ein bis<br />
dreimal pro Woche, betrachtet, dann lässt sich über die verschiedenen<br />
Altersgruppen von 18 bis 74 Jahren eine sehr<br />
ähnliche Nutzungsintensität des Fahrrads feststellen (vgl.<br />
dazu auch Kapitel 4.2). In allen Gruppen liegt dieser Anteil<br />
bei rund 40 Prozent, das heißt 40 Prozent der Fahrrad-Nutzer<br />
tun dies (fast) täglich oder ein- bis dreimal pro Woche.<br />
Starke Unterschiede ergeben sich dagegen für die Gelegenheitsnutzung:<br />
Je älter die Personen sind, desto weniger<br />
kommt es vor, dass sie zumindest gelegentlich das Fahrrad<br />
nutzen. Steigen in den Altersgruppen von 18 bis 49 Jahren<br />
noch rund 30 Prozent zumindest gelegentlich aufs Fahrrad<br />
(„ein- bis dreimal pro Monat“ und „seltener als einmal pro<br />
Monat“), so tun dies bei den 50 bis 59jährigen nur noch 27<br />
Prozent, bei den 65 bis 74jährigen nur noch 15 Prozent. Die<br />
häufige Fahrradnutzung durch Frauen liegt dabei niedriger,<br />
als dies bei den Männern zu beobachten ist. Dies gilt insbesondere<br />
für die jungen Altersgruppen – männliche Jugendliche<br />
von 14 bis 17 Jahren nutzen das Fahrrad zu 68 Prozent<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
105
mindestens einmal pro Woche, weibliche Jugendliche nur<br />
zu 52 Prozent. Ebenso fahren Frauen im Alter von 18 bis 29<br />
Jahren nur zu 36 Prozent mindestens einmal pro Woche mit<br />
dem Fahrrad, während Männer im gleichen Alter dies zu 42<br />
Prozent tun. Vergleichbare Unterschiede gibt es auch bei<br />
den Älteren ab 60 Jahren.<br />
abbildung 3.78<br />
106 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
Die Analyse der Fahrrad-Nutzungshäufigkeit nach Altersko-<br />
horten im Vergleich <strong>2008</strong> und 2002 legt offen, dass mit zunehmendem<br />
Alter die Nutzungshäufigkeit zurückgeht, was<br />
sich besonders deutlich im Anteil derjenigen niederschlägt,<br />
die angeben, das Fahrrad „nie“ zu nutzen. Während die Alterskohorte<br />
1929 und älter bei der <strong>MiD</strong>-Befragung 2002 erst<br />
72 Prozent Nicht-Nutzer aufwies, waren es im Jahr <strong>2008</strong> 80<br />
Prozent. Ähnliche Zunahmen an Nicht-Nutzung zeigen auch<br />
die Jahrgänge 1930 bis 1939. Nur die „mittlere“ Kohorte<br />
1950 bis 1959 zeigt im Jahr <strong>2008</strong> das gleiche Verhalten wie<br />
2002. Für die jüngeren Jahrgänge 1960 bis 1979 ist eine<br />
zum Teil sogar sehr deutliche Zunahme der Fahrradnutzung<br />
festzustellen: Der Anteil der Nicht-Nutzer nimmt ab und der<br />
der Vielnutzer steigt (Abbildung 3.78) (vgl. im Gegensatz<br />
dazu die Pkw-Nutzung nach Alterskohorten, Kapitel 4.2).
Erschreckend niedrig ist die Nutzung von Fahrradhelmen<br />
durch die Radfahrer. Nur zwölf Prozent derjenigen, die das<br />
Fahrrad häufig, das heißt an mindestens einem Tag pro<br />
Woche verwenden, nutzen dabei auch (fast immer) einen<br />
Helm. Ganz ähnliche Werte ergeben sich auch für die<br />
Gelegenheitsnutzer. Dies lässt den Schluss zu, dass die<br />
Nutzungshäufigkeit offenbar keinen Einfluss auf das Tragen<br />
eines Fahrradhelms hat (Tabelle 3.15).<br />
tabelle 3.15<br />
Tragen eines Fahrradhelms nach Nutzungshäufigkeit des Fahrrads<br />
Wie häufig tragen Sie beim Fahrradfahren einen Helm?<br />
(fast) immer manchmal nie<br />
Nutzungshäufigkeit Fahrrad Zeilen-%<br />
täglich bzw. fast täglich 11 9 80<br />
an 1-3 Tagen pro Woche 14 11 75<br />
an 1-3 Tagen pro Monat 14 11 75<br />
seltener als monatlich 11 7 82<br />
nie bzw. fast nie 11 7 82<br />
Personen ab 14 Jahren; ohne Stellvertreterinterviews<br />
abbildung 3.79<br />
Ergänzend muss festgestellt werden, dass zwar Kinder bis<br />
zum Alter von zehn Jahren noch sehr häufig einen Helm<br />
tragen, diese Werte aber bereits bei den 11 bis 13jährigen<br />
deutlich nach unten gehen. In der Altersgruppe 14 bis 17<br />
Jahre trägt bestenfalls noch ein Drittel einen Helm; von<br />
allen, die 18 Jahre oder älter sind, setzt kaum noch ein<br />
Fünftel den Helm auf. Ganz besonders niedrig ist die Quote<br />
bei den über 74jährigen (Abbildung 3.79).<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
107
Die generell zu beobachtende höhere Nutzung von Öffentlichem<br />
Verkehr und Nicht-motorisiertem Individualverkehr in<br />
den Kernstädten spiegelt sich bei der Fahrradnutzung nicht<br />
wider. Vielmehr findet eine häufige Fahrradnutzung vor<br />
allem in den ländlichen Kreisen statt, wo 43 Prozent aller<br />
Personen (fast) täglich oder ein- bis dreimal pro Woche mit<br />
dem Fahrrad unterwegs sind. In den verstädterten Kreisen<br />
sind dies 39 Prozent, in den Kernstädten nur 36 Prozent.<br />
Auch der Anteil an Gelegenheitsnutzern ist in den Kernstädten<br />
am geringsten, verglichen mit den verdichteten und den<br />
ländlichen Kreisen (Abbildung 3.80).<br />
Gleichzeitig bestehen große Unterschiede in der Fahrradnutzung<br />
zwischen den Bundesländern. Während die<br />
Stadtstaaten Bremen, Hamburg und Berlin, aber auch<br />
Flächenländer wie Niedersachsen oder Mecklenburg-<br />
Vorpommern hohe Anteile bei der Fahrradnutzung aufweisen,<br />
bleiben die Werte für Nordrhein-Westfalen, Sachsen,<br />
Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Thüringen<br />
und Saarland unterdurchschnittlich (Abbildung 3.81). Ein<br />
offensichtlicher Zusammenhang mit der Topographie der<br />
verschiedenen Bundesländer ist auf dieser Ebene nicht<br />
erkennbar (vgl. dazu auch Krause 2006).<br />
108 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
abbildung 3.80
abbildung 3.81<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
109
!<br />
3.3.3<br />
nutZersegMente<br />
36 Prozent aller Personen sind sogenannte<br />
„MIV-Stammnutzer“, das heißt Personen, von<br />
denen ein – zumindest gelegentlicher – Wechsel<br />
auf den Öffentlichen Verkehr kaum zu<br />
erwarten ist.<br />
19 Prozent aller Personen können als potenzielle<br />
ÖV-Kunden eingestuft werden. Das<br />
Potenzial leitet sich ab aus der positiven<br />
Einschätzung dieser Personengruppe, was die<br />
Erreichbarkeit von Zielen mit dem Öffentlichen<br />
Verkehr betrifft.<br />
Die Segmente unterscheiden sich gegenüber<br />
2002 kaum. Lediglich die Zahl der ÖV-Gelegenheitsnutzer<br />
nimmt zu Lasten der ÖV-Stammnutzer<br />
leicht zu.<br />
Die ÖV-Captives können über die erstmals<br />
erhobene Frage nach dem Grund des Pkw-<br />
Verzichtes weiter differenziert werden. Ein nicht<br />
unerheblicher Teil dieser Gruppe verzichtet<br />
freiwillig auf einen Pkw.<br />
Mithilfe der in <strong>MiD</strong> erhobenen Variablen kann die spezifische<br />
Verkehrsmittelnutzung auf der Ebene von Personen<br />
oder Tagen betrachtet werden. Darüber hinaus eröffnet sich<br />
die Möglichkeit, durch Kombination von Merkmalen auf der<br />
Personenebene den Personenverkehrsmarkt in bestimmte<br />
Gruppen zu segmentieren. Dazu werden – wie schon in der<br />
<strong>MiD</strong> 2002 – vier Merkmale herangezogen, die schrittweise<br />
miteinander verknüpft werden (Abbildung 3.82). Der erste<br />
Segmentierungsschritt unterscheidet, ob einer Person ein<br />
Auto zur Verfügung steht oder nicht. Personen, auf die dies<br />
nicht zutrifft, werden in einem weiteren Schritt anhand der<br />
Frage zur generellen Nutzungshäufigkeit der Verkehrsmittel<br />
in „Wenig Mobile“, „Fahrradfahrer“ und „ÖV-Captives“<br />
unterteilt. Personen mit Pkw werden nach der Häufigkeit<br />
ihrer ÖV-Nutzung weiter segmentiert. Sofern sie Öffentliche<br />
Verkehrsmittel täglich beziehungsweise mindestens<br />
wöchentlich nutzen, werden sie den Gruppen der „ÖV-<br />
Stammkunden“ beziehungsweise „ÖV-Gelegenheitskunden“<br />
zugeordnet. Wird der Öffentliche Verkehr seltener genutzt,<br />
findet eine nochmalige Differenzierung der Gruppe anhand<br />
der subjektiven Einschätzung der Erreichbarkeit der Ziele<br />
mit Bus oder Bahn statt, so dass sich mit dem „ÖV-Potenzial“<br />
und den „IV-Stammnutzern“ zwei weitere Gruppen<br />
ergeben.<br />
110 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
?<br />
Wie können die einzelnen Merkmale zur Verkehrsmittelnutzung<br />
zusammengefasst werden<br />
und welche „Verbrauchertypen“ zeigen sich<br />
dann?<br />
Dabei zeigt sich für die Gruppe der Personen mit verfügbarem<br />
Pkw, dass die weitere Segmentierung in vier Gruppen<br />
bei anderen Merkmalen zu deutlichen Unterschieden führt.<br />
Besonders auffällig sind die Unterschiede hinsichtlich des<br />
Pkw-Besitzes im Haushalt, der bei den ÖV-Stammkunden<br />
nur zu 85 Prozent gegeben ist, bei den ÖV-Gelegenheitskunden<br />
zu 93 Prozent und für die Gruppen ÖV-Potenzial<br />
und die IV-Stammnutzer zu 98 beziehungsweise 99 Prozent.<br />
Die Pkw-Verfügbarkeit vor allem in den letzten beiden<br />
Gruppen ist also nicht durch Mitfahrmöglichkeiten, sondern<br />
durch das eigene Auto gegeben, das hier gleichzeitig das<br />
übliche Verkehrsmittel darstellt.
abbildung 3.82<br />
Werden die ÖV-Segmente für 2002 analog zu der Berechnung<br />
für <strong>2008</strong> bestimmt, finden sich im Vergleich kaum<br />
Verschiebungen zwischen den Segmenten (vgl. Abbildung<br />
3.83). Lediglich die Gruppe der ÖV-Gelegenheitskunden<br />
ist zu Lasten der ÖV-Stammkunden geringfügig größer<br />
geworden. Diese geringe Verschiebung deckt sich mit den<br />
leicht steigenden Anteilen derjenigen, die Angebote des<br />
Öffentlichen Verkehrs hin und wieder nutzen, während der<br />
Anteil der prinzipiellen Nicht-Nutzer etwas abnimmt und von<br />
46 auf 42 Prozent sinkt, was in Kapitel 3.3.2 ausführlich<br />
vorgestellt wurde.<br />
In der Verteilung auf unterschiedliche Raumtypen zeigt<br />
sich auch im Rahmen der Segmentierung – analog zur Verkehrsmittelnutzung<br />
– die überdurchschnittliche Bedeutung<br />
der ÖV-Nutzersegmente in den Kernstädten. Besonderes<br />
Gewicht in den Kernstädten haben die ÖV-Gelegenheitskunden,<br />
die sich angesichts der besseren Angebotsqualität<br />
in diesen hoch verdichteten Räumen offenbar einfacher<br />
erreichen lassen.<br />
Diese Nutzergruppe entscheidet in vielen Fällen situativ, ob<br />
das Auto die erste Wahl ist oder man auf den Öffentlichen<br />
Verkehr zurückgreift. Überdurchschnittlich hoch fällt in den<br />
Kernstädten auch der Anteil der ÖV-Captives aus, also der<br />
Anteil derjenigen, die laut Definition des Begriffs „Captives“<br />
mangels Pkw auf den Öffentlichen Verkehr angewiesen<br />
sind. Die aktuelle Befragung erlaubt hier eine weitere Ergebnisschärfung.<br />
Mit der in <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> erstmals erhobenen<br />
Frage nach dem Grund des Pkw-Verzichtes kann gezeigt<br />
werden, dass ein nicht unerheblicher Teil der ÖV-Captives<br />
freiwillig „gefangen“ ist, da der Verzicht nicht nur ökonomische<br />
Hintergründe hat, sondern auf die bewusste Entscheidung<br />
gegen den Pkw aus Gründen wie Gesundheit und<br />
Alter, aber auch Umweltüberlegungen oder das gute ÖPNV-<br />
Angebot vor Ort zurückzuführen ist (vgl. Kapitel 3.3.1). Zählt<br />
man diejenigen, die einen freiwilligen Verzicht auf den Pkw<br />
leisten, nicht länger zu den ÖV-Captives, sondern zu den<br />
ÖV-Stammkunden, verändern sich die Nutzersegmente an<br />
dieser Stelle merkbar (Abbildung 3.83).<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
111
Die Differenzierung nach Raumtypen zeigt außerhalb der<br />
Kernstädte die große Bedeutung der Personengruppen,<br />
die üblicherweise das Auto in Anspruch nehmen, um ihre<br />
tägliche Mobilität zu bewältigen. Dies geschieht aber nicht<br />
immer aus Überzeugung, sondern häufig mangels Alternative.<br />
Regionale Studien mit entsprechenden Vertiefungsfragen<br />
zeigen, dass weniger als die Hälfte der Personen aus<br />
dem Segment der IV-Stammnutzer einer Nutzung von Bus<br />
und Bahn grundsätzlich ablehnend gegenüber stehen. Hier<br />
liegt es also auch an fehlenden leistungsfähigen Verbindungen<br />
des Öffentlichen Verkehrs, wenn hauptsächlich das<br />
Auto genutzt wird. Anders verhält es sich in der Gruppe<br />
des ÖV-Potenzials. Hier sind Personen zusammengefasst,<br />
die dem ÖPNV aus unterschiedlichen Gründen skeptisch<br />
gegenüberstehen. Ausschlaggebend dafür können Qualitätsaspekte<br />
oder aber subjektive Vorlieben für das Auto<br />
sein. Welche Ansatzpunkte bestehen, diese Gruppe für eine<br />
vermehrte Nutzung Öffentlicher Verkehrsmittel zu gewinnen,<br />
kann an einem Projektbeispiel aus dem Großraum<br />
München dargestellt werden (siehe Kasten S. 114-115).<br />
112 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
abbildung 3.83
Die soziodemografische Zusammensetzung der Segmente<br />
unterscheidet sich ebenfalls:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
In der Gruppe der Wenig-Mobilen dominieren ältere<br />
Menschen. Sie sind seltener unterwegs als der Bevölkerungsdurchschnitt<br />
– im Schnitt sind 28 Prozent am<br />
Stichtag nicht unterwegs gewesen – und legen viele<br />
ihrer Wege in der näheren Umgebung zu Fuß zurück.<br />
Die individuelle Nicht-Verfügbarkeit des Autos muss aber<br />
auch in dieser Gruppe nicht den vollständigen Verzicht<br />
auf diese Form der Mobilität bedeuten. Immerhin fast die<br />
Hälfte dieses Segments gibt an, mindestens wöchentlich<br />
mit dem Auto unterwegs zu sein. Es bestehen bei Bedarf<br />
also vielfach Mitfahrmöglichkeiten innerhalb der Familie<br />
oder der Nachbarschaft.<br />
Die Fahrradfahrer rekrutieren sich aus allen Altersgruppen<br />
mit einem Schwerpunkt bei den unter 30jährigen.<br />
Sie sind relativ selten mit anderen Verkehrsmitteln unterwegs<br />
und nutzen auch in den Wintermonaten häufig<br />
das Rad.<br />
Die ÖV-Captives teilen sich einerseits hauptsächlich in<br />
jüngere Personen, die häufig noch in der Ausbildung<br />
sind und in dieser Lebensphase kein Auto besitzen.<br />
Andererseits sind hier viele ältere Menschen vertreten,<br />
die weiterhin sehr mobil sind und sich dabei in der Regel<br />
auf Bus oder Bahn verlassen.<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Die ÖV-Stammkunden sowie die ÖV-Gelegenheitskunden<br />
rekrutieren sich ebenfalls aus allen Bevölkerungsgruppen.<br />
Sie verfügen fast alle über einen Führerschein.<br />
Über das Ausmaß der ÖPNV-Nutzung entscheidet<br />
in diesen Gruppen das vor Ort vorhandene Angebot<br />
abhängig von der Struktur und den Zielen der zurückgelegten<br />
Wege. Die Gelegenheitskunden sind formal höher<br />
gebildet als die übrigen Segmente und wohnen häufiger<br />
in urbanen Bereichen.<br />
Das ÖV-Potenzial verteilt sich bundesweit ebenfalls über<br />
alle Altersgruppen – mit einem leichten Schwerpunkt<br />
bei den mittleren Altersjahrgängen zwischen 30 und 50<br />
Jahren. Hier ist, wie dargestellt, häufig eine als nicht<br />
ausreichend empfundene Qualität des ÖPNV bei Merkmalen<br />
wie der Zuverlässigkeit oder dem Erscheinungsbild<br />
ausschlaggebend für die Eingruppierung.<br />
Die Gruppe der IV-Stammkunden verteilt sich ebenfalls<br />
über die gesamte Bevölkerung und alle Lebensphasen.<br />
Sie ist in den Kernstädten kaum vertreten und konzentriert<br />
sich vor allem auf die peripheren Räume, in denen<br />
das Auto häufig die einzige Alternative für die täglichen<br />
Wege darstellt.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
113
Ein regionales Beispiel – wie erreicht der ÖPNV seine potenziellen Fahrgäste besser als bisher?<br />
Im Auftrag des Münchener Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV) hat infas 2007 in einem zweistufigen<br />
Projekt die Gruppen des ÖV-Potenzials sowie der ÖV-Gelegenheitskunden differenziert untersucht.<br />
Dabei wurden sowohl quantitative Befragungen als auch qualitative Instrumente wie Fokusgruppen<br />
eingesetzt. Zentrale Aufgabe war die Identifikation von Ansatzpunkten, wie Vertreter dieser Gruppen<br />
zu einer häufigeren Nutzung des MVV-Angebots zu überzeugen sind. Die Ergebnisse zeigen zunächst,<br />
dass die subjektiv gute Bewertung des ÖV-Angebots vor Ort, das zumindest für die Eingruppierung in<br />
das Segment des ÖV-Potenzials mit ausschlaggebend ist, in der Regel auch mit einer objektiv guten<br />
Anbindung einhergeht. Die abgebildete Karte illustriert dies anhand der Verteilung der Wohnquartiere<br />
der 800 Befragten, die sich an den S- und U-Bahnlinien konzentrieren. Der genauere Blick auf die<br />
beiden Gruppen zeigt jedoch unterschiedliche Detailergebnisse. Das Segment der Gelegenheitskunden<br />
ist wie im bundesweiten Ergebnis formal höher gebildet, verfügt über ein überdurchschnittliches<br />
Einkommen und wohnt vor allem im Münchener Stadtgebiet. Im ÖV-Potenzial dominieren hier, anders<br />
als im Gesamtergebnis der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong>, gut situierte und aktive Seniorinnen, die gegenüber den<br />
MVV-Angeboten aber deutliche Vorbehalte haben. Verantwortlich dafür sind Probleme hinsichtlich der<br />
subjektiven Sicherheit, der Zuverlässigkeit und der Information im Verspätungsfall. Zur Ausschöpfung<br />
der Potenziale sind also Verbesserungen bei diesen Merkmalen gefordert. Hinzu kommt jedoch auch<br />
ein Plus bei Informationen, die aktivitätsbezogen verdeutlichen, welche Ziele man wie und wann mit<br />
dem MVV gut erreichen kann – und dies vor allem in bisher zu wenig genutzten Vertriebskanälen über<br />
ein Kundenzentrum oder einfache Broschüren hinaus. Darüber hinaus spielt in der Ansprache beider<br />
Gruppen auch das Umweltargument eine nicht geringe Rolle. Schließlich zeigen beide Gruppen eine<br />
hohe Sensibilität für klassische Vorteile des ÖPNV wie die entfallende Parkplatzsuche oder preisgünstige<br />
Angebote in Form verschiedener Pauschaltickets. Beides muss aber innovativer und intensiver als<br />
bisher kommuniziert werden.<br />
abbildung 3.84<br />
Wohnorte der Befragten<br />
114 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG
abbildung 3.85<br />
Abdruck der Studienauszüge mit freundlicher Genehmigung des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV)<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
115
!<br />
3.3.4<br />
WegeZWecke<br />
„Einkauf“, „Erledigung“ und „Freizeit“ machen<br />
insgesamt zwei Drittel aller Wege aus. Bei „Einkauf“<br />
und „Freizeit“: Tendenz steigend.<br />
Arbeitswege und dienstliche Wege verlieren<br />
weiter an Bedeutung.<br />
„Einkaufen“ wird breiter über den Tag verteilt,<br />
dabei bleibt der Samstag der Haupteinkaufstag,<br />
an dem vermehrt auch über den alltäglichen<br />
Bedarf hinaus eingekauft wird.<br />
Längere Öffnungszeiten schlagen sich in der<br />
breiteren Verteilung des Startzeitpunktes zum<br />
Einkaufen nieder.<br />
Freizeitwege werden länger, insbesondere am<br />
Wochenende.<br />
Regional gibt es kaum Unterschiede zwischen<br />
den Wegezwecken.<br />
Ausgeprägte geschlechtsspezifische Wegezweckverteilungen<br />
gibt es nur in der mittleren<br />
Altersphase mit unterschiedlicher Erwerbstätigkeit<br />
von Männern und Frauen.<br />
Ein ausgesprochen wegezweckspezifisches<br />
Verkehrsmittel ist der Pkw für die Wegezwecke<br />
„Arbeit“ und „dienstlich“. Fuß- und Radwege haben<br />
einen hohen Anteil bei den Wegezwecken<br />
„Freizeit“, „Einkauf“, „Ausbildung“ und „private<br />
Erledigungen“.<br />
Grund für die Fortbewegung im Raum ist die Ausübung von<br />
Aktivitäten. Für das Verständnis von Mobilitätsverhalten ist<br />
es nicht nur wichtig zu wissen, wann ein Mensch das Haus<br />
verlässt und mit welchem Verkehrsmittel er unterwegs ist,<br />
sondern auch warum er dies tut. Ein wesentliches Element<br />
der Stichtagserhebung ist daher die Abfrage von Wegezwecken.<br />
Da sich hinter den Wegezwecken Orte verbergen,<br />
die für die Ausübung der Aktivitäten genutzt werden – wie<br />
zum Beispiel Schulen, Arbeitsstätten oder Einkaufsstätten<br />
und Freizeiteinrichtungen – ist das wegezweckspezifische<br />
Verhalten beziehungsweise das damit verbundene<br />
Mobilitätsverhalten eng an die Ausstattung des Raumes mit<br />
Infrastruktur gekoppelt. Des Weiteren haben die verschiedenen<br />
Wegezwecke ihren Schwerpunkt zu unterschiedlichen<br />
Tageszeiten und an unterschiedlichen Wochentagen.<br />
Das Verkehrsaufkommen nach Wegezweck differenziert,<br />
stellt daher eine wichtige Planungsgröße dar.<br />
116 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
?<br />
Wer verlässt warum das Haus und wohin führen<br />
die Wege?<br />
Die Abfrage der Wegezwecke erfolgte in der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> über<br />
ein zweistufiges System. Zunächst erfolgte eine grobe Zusortierung<br />
der Wege anhand von 13 Wegezwecken. Sofern<br />
es sich um einen Weg mit dem Zweck Einkauf, Freizeit<br />
oder private Erledigung handelte, wurde anschließend eine<br />
Detaillierung auf der Basis von 34 Unterzwecken vorgenommen.<br />
abbildung 3.86<br />
Werden alle Wege – einschließlich der regelmäßigen<br />
beruflichen Wege – betrachtet, entfällt der größte Anteil mit<br />
32 Prozent auf die Freizeitwege (Abbildung 3.86). Werden<br />
Wege mit dem Zweck Einkauf und dem Zweck Erledigung<br />
summiert, kommen diese auf 33 Prozent und machen damit<br />
ebenfalls ein Drittel an allen Wegen aus. Das letzte Drittel<br />
schließlich setzt sich zum größten Teil aus den Wegezwecken<br />
Arbeit, Ausbildung sowie dienstliche Wege zusammen.<br />
Auf den bei der <strong>MiD</strong> 2002 erstmals getrennt ausgewiesenen<br />
Wegezweck „Begleitung“ entfallen im Jahr <strong>2008</strong> acht<br />
Prozent.
abbildung 3.87<br />
Der Zeitvergleich zeigt, dass die Bedeutung der Wege zur<br />
Arbeits- und Ausbildungsstätte abnimmt; dies gilt auch für<br />
dienstliche Wege. Demgegenüber nimmt die Bedeutung der<br />
Freizeit- und Einkaufswege zu. Dieser Trend war bereits<br />
sehr deutlich zwischen 1982 (KONTIV) und 2002 (<strong>MiD</strong>) zu<br />
erkennen, zwischen 2002 und <strong>2008</strong> hat er sich weiter fortgesetzt.<br />
Der 29-Prozent-Anteil für die Wegezwecke Arbeit,<br />
Ausbildung und dienstlich im Jahr 2002 ist bis <strong>2008</strong> auf 27<br />
Prozent geschrumpft (Abbildung 3.88).<br />
Der Wochengang der Aktivitäten offenbart – wie zu erwarten<br />
– einen klaren Unterschied zwischen Werktagen und<br />
Wochenenden (Abbildung 3.87). Während die Werktage zu<br />
rund einem Drittel die Wegezwecke „Arbeit“, „dienstliche<br />
Wege“ und „Ausbildung“ enthalten, entfallen diese Wegezwecke<br />
an den Wochenenden weitgehend – dennoch ist<br />
„Arbeit“ noch zu fünf Prozent Wegezweck am Samstag und<br />
zu drei Prozent am Sonntag.<br />
Natürlich ist die Freizeit der wichtigste Wegezweck vor allem<br />
am Sonntag; 70 Prozent aller sonntäglichen Wege sind<br />
Freizeitwege. Durchaus bemerkenswert ist die Tatsache,<br />
dass es offenbar Wegezwecke gibt, deren Anteil an allen<br />
Tagen der Woche in etwa gleich umfangreich ausfällt. Dies<br />
trifft auf die Begleitung sowie auf den Wegezweck „Erledigung“<br />
zu, für den allenfalls zu Wochenbeginn ein leicht<br />
höherer Anteil entsteht. Sehr ähnliche Anteilswerte ergeben<br />
sich auch für den Wegezweck „Einkauf“ von Montag bis<br />
Donnerstag, am Freitag steigt dieser Wert leicht an, um<br />
dann am Samstag mit 33 Prozent seinen höchsten Wert zu<br />
erreichen. Interessant ist hierbei, dass auch am Sonntag<br />
noch sechs Prozent aller Wege dem Einkaufen dienen.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
117
abbildung 3.88<br />
Als auf den ersten Anschein unverändert gegenüber 2002<br />
erweist sich die Bedeutung der Freizeitwege mit einem<br />
Anteil von 36 Prozent an allen Wegezwecken. Angesichts<br />
des leichten Ansteigens von Verkehrsaufkommen und Verkehrsleistung<br />
insgesamt ergeben sich daraus zunehmende<br />
Indexwerte für den Wegezweck „Freizeit“. Dabei ist die Steigerung<br />
bei der Verkehrsleistung höher als beim Verkehrsaufkommen,<br />
was bedeutet, dass es nicht nur absolut mehr<br />
Freizeitwege gibt, sondern dass diese Wege gleichzeitig<br />
etwas länger geworden sind (Abbildung 3.89).<br />
118 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
abbildung 3.89
abbildung 3.90<br />
Differenziert man die Freizeitwege nach spezifischen Frei-<br />
zeitaktivitäten (Abbildung 3.90), lassen sich verschiedene<br />
typische Kennzeichen für den Werktag (Montag bis Freitag)<br />
einerseits sowie Samstag und Sonntag andererseits festhalten,<br />
auch wenn Besuche oder Treffen sowie Ausflüge<br />
und Spaziergänge an allen Tagen der Woche die beiden<br />
wichtigsten Aktivitäten darstellen. Samstags allerdings erreicht<br />
der Wegezweck „Besuche oder Treffen“ die höchsten<br />
Werte, am Sonntag sind „Ausflüge und Spaziergänge“ der<br />
wichtigste Wegezweck mit 31 Prozent. Eine Freizeitaktivität,<br />
die am Wochenende deutlich seltener ausgeübt wird als unter<br />
der Woche, ist das „Hobby“. Auch sportlichen Aktivitäten<br />
geht man eher während der Woche als am Wochenende<br />
nach.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
119
abbildung 3.91<br />
Während an anderer Stelle in diesem Bericht gezeigt<br />
werden kann, dass die Aktivität Einkaufen zunehmenden<br />
Veränderungen unterliegt, so zum Beispiel hinsichtlich der<br />
Tageszeiten, zu denen eingekauft wird (vgl. Kapitel 3.3.6),<br />
bleibt dennoch die klassische Aufteilung erhalten, wonach<br />
der mittel- und längerfristige Konsumbedarf eher am Samstag<br />
gedeckt wird, während der alltägliche Bedarf unter der<br />
ganzen Woche und auch am Samstag den größten Teil der<br />
Wege verursacht (Abbildung 3.91). Die Unterschiede bleiben<br />
dabei aber recht gering. Gleichzeitig ist der Samstag<br />
stärker als die anderen Werktage der Tag des Einkaufsbummels,<br />
allerdings auch hier bei nur schwachen Unterschieden<br />
im Vergleich zu den anderen Wochentagen.<br />
120 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
WegeZWeck unD VerkehrsMitteLnutZung<br />
Jedem Wegezweck lässt sich ein charakteristisches<br />
Verkehrsmittelnutzungsprofil zuordnen (Abbildung 3.92).<br />
Arbeitswege und dienstliche Wege weisen besonders hohe<br />
Anteile an Pkw-Wegen auf, wogegen Ausbildung, Einkauf,<br />
Erledigung und Freizeit relativ hohe Fußwegeanteile mit<br />
bis zu einem Drittel verzeichnen. Höhere ÖV-Anteile finden<br />
sich nur bei „Pflichtwegen“, wie den Wegen zur Arbeit oder<br />
zur Ausbildung sowie bei dienstlichen Wegen (vgl. auch<br />
Abbildung 3.67).
abbildung 3.92<br />
Die Nutzung der Verkehrsmittel für den Wegezweck Einkauf<br />
variiert zwar zwischen den einzelnen Wochentagen, aber<br />
nicht erheblich. Auffällig ist der hohe Anteil an Fußwegen<br />
beim Sonntagseinkauf – dies stützt die „Brötchen-These“,<br />
das heißt, Sonntagseinkauf ist vor allem der morgendliche<br />
Gang zum Bäcker. Sichtbar wird auch ein etwas höherer<br />
Anteil an Fahrradnutzung während der Woche im Gegensatz<br />
zu Samstag und Sonntag. Der Öffentliche Verkehr wird<br />
ebenfalls vor allem unter der Woche auf Einkaufswegen<br />
genutzt, freitags und samstags geht er ganz leicht zurück.<br />
An allen Tagen dominiert der Motorisierte Individualverkehr,<br />
an Samstagen steigt der Anteil der MIV-Mitfahrer deutlich<br />
an. Während er unter der Woche bei zwölf Prozent liegt,<br />
erreicht er am Samstag 17 Prozent.<br />
Bei der Verteilung der Wegezwecke nach Alter und Geschlecht<br />
stellt man Folgendes fest:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
männliche und weibliche Kinder und Jugendliche sind<br />
mit sehr ähnlichen Wegezweckverteilungen unterwegs,<br />
bei Mädchen ist nur der Anteil der Begleitwege etwas<br />
höher,<br />
während der „aktiven“ Phase ist bei den Männern der<br />
Wegezweck Arbeit etwas stärker ausgeprägt als bei den<br />
Frauen, dies gilt auch in den jungen Altersgruppen ab<br />
18 Jahre,<br />
ab dem Alter von 65 Jahren sind die Wegezweckmuster<br />
von Männern und Frauen nahezu identisch.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
121
WeLcher ort fÜr WeLchen WegeZWeck?<br />
Die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> bietet die Möglichkeit, bei allen Wegezwe-<br />
cken eine grobe räumliche Zuordnung vorzunehmen,<br />
das heißt die Befragten haben angegeben, ob sie dieser<br />
Aktivität an ihrem Wohnort oder in einem anderen Ort<br />
nachgehen oder ob sie sie im Rahmen eines Rundwegs<br />
durchgeführt haben. Feiner differenziert liegen die Angaben<br />
beim Wegezweck „Einkauf“ – übrigens auch für Erledigungen<br />
– vor, indem dort die Einkaufsziele „in die nähere Umgebung“,<br />
„ins Zentrum“, „Einkaufszentrum am Stadtrand“<br />
und „andere Ziele“ unterschieden werden. Mit dem Einkauf<br />
wird ein Bereich des Alltagslebens in das Blickfeld gerückt,<br />
der als einer der wesentlichen Indikatoren für die Veränderung<br />
von gesellschaftlichen Werte- und Handlungsmustern<br />
bezeichnet werden kann. Dabei haben sich nicht nur das<br />
Konsumieren und Einkaufen als solche verändert – Ersatz<br />
des Kaufmanns um die Ecke durch den SB-Supermarkt,<br />
Vervielfachung und immer weitere Ausdifferenzierung des<br />
Warenangebotes – , sondern auch die räumlichen Bezüge<br />
und Zeitmuster des Einkaufens (vgl. dazu auch Andersen<br />
1999). Die einfache Zuordnung von Einkaufsorten zu<br />
Warengruppen – täglicher Bedarf im Wohnungsumfeld,<br />
höherwertiger Bedarf in den Stadtzentren – ist längst nicht<br />
mehr gültig.<br />
Dies wird auch in den Zahlen der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> deutlich (Tabelle<br />
3.16 und Abbildung 3.93). Zwar ist die nähere Umgebung<br />
der Wohnung immer noch hauptsächlicher Zielort bei<br />
Einkäufen des täglichen Bedarfs.<br />
tabelle 3.16<br />
Zielorte nach Art des Einkaufs*<br />
täglicher<br />
Bedarf<br />
(Lebensmittel,<br />
Tanken etc.)<br />
sonstige Waren<br />
(Kleidung,<br />
Möbel,<br />
Hausrat etc.)<br />
122 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
allgemeiner<br />
Einkaufsbummel<br />
Spalten-%<br />
Dienst-<br />
leistungen<br />
(Friseur,<br />
Schuster etc.)<br />
gesamt<br />
innerhalb der näheren Umgebung 45 22 17 34 39<br />
Zentrum innerhalb dieser Stadt<br />
oder diesem Ort<br />
EKZ am Stadt- oder Ortsrand,<br />
auf der „Grünen Wiese“<br />
Die Bedeutung der „Grünen Wiese“ für Einkäufe des täglichen<br />
Bedarfs (bezogen auf die Anzahl an Einkaufswegen)<br />
ist aber annährend so hoch wie die Bedeutung der Stadtund<br />
Ortszentren. Ergänzend kann man feststellen: Wenn<br />
jemand einen Einkaufsort auf der „Grünen Wiese“ aufsucht,<br />
dann tut er oder sie das in drei Viertel der Fälle, um Alltagseinkäufe<br />
zu machen. Besonders bemerkenswert ist aber<br />
die Tatsache, dass der Einkaufsort am Stadtrand den Stadtoder<br />
Ortszentren nicht mehr weit hinterher steht, wenn es<br />
um den Kauf von höherwertigen Waren wie Kleidung, Möbel<br />
oder Hausrat geht; 35 Prozent der entsprechenden Einkaufswege<br />
führen ins Stadt- oder Ortszentrum, 30 Prozent<br />
auf die „Grüne Wiese“. Lediglich für den Einkaufsbummel<br />
bleiben die Zentren das „Lieblingsziel“.<br />
Wahl des Einkaufszieles und Verkehrsmittelwahl sind eng<br />
aneinander gekoppelt (Abbildung 3.93): In die nähere<br />
Umgebung, die mit 39 Prozent das häufigste Ziel von Einkaufswegen<br />
bildet, ist der „Umweltverbund“ für weit über die<br />
Hälfte der Wege das wichtigste Verkehrsmittel; besonders<br />
wichtig sind die Fußwege. Für Einkaufswege ins Stadt- oder<br />
Ortszentrum wird dagegen in mehr als der Hälfte der Fälle<br />
der Pkw als Fahrer oder Mitfahrer genutzt. Das Einkaufszentrum<br />
am Stadtrand wird hauptsächlich mit dem Pkw<br />
angefahren – 83 Prozent der Fahrten dorthin erfolgen mit<br />
dem Pkw als Fahrer oder Mitfahrer. Es ist anzunehmen,<br />
dass die Gründe für den hohen MIV-Anteil in der Entfernung<br />
der Einkaufsorte am Stadtrand liegen, in ihrer für andere<br />
Verkehrsmittel oft schwer zugänglichen Lage, aber auch im<br />
Transportbedarf, der sich vielfach mit den für Einkaufszentren<br />
typischen Großeinkäufen verbindet.<br />
28 35 58 39 32<br />
22 30 16 14 22<br />
anderes Ziel 6 12 9 13 7<br />
* Lesebeispiel: Wenn Einkaufswege gemacht werden, um Produkte des täglichen Bedarfs zu kaufen, dann führen diese Wege<br />
in 45 von 100 Fällen in die nähere Umgebung.
Für die anderen Wegezwecke gibt es keine einheitliche<br />
räumliche Verteilung der Zielorte (Tabelle 3.17); einzeln<br />
betrachtet zeigen sich durchaus plausible Zusammenhänge.<br />
So liegt beispielsweise bei den Freizeitwegen der Anteil<br />
an Rundwegen besonders hoch. Dahinter verbirgt sich vor<br />
allem die Freizeitaktivität „Spaziergang“.<br />
abbildung 3.93<br />
Dienstliche Wege sind die einzige Wegekategorie, in der<br />
die Zielorte überwiegend in einer anderen Stadt oder einem<br />
anderen Ort zu finden sind.<br />
Bei den „Erledigungen“ fällt auf, dass sie vor allem im eigenen<br />
Ort oder der eigenen Stadt durchgeführt werden, also<br />
ein möglichst wohnungsnahes Ziel gewählt wird. In einem<br />
Teil der Fälle, wie Amtsgängen, ist dieses Ziel gar nicht frei<br />
wählbar.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
123
tabelle 3.17 Räumliche Ziele nach Wegezwecken<br />
Freizeit Erledigung Einkaufen<br />
124 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
Spalten-%<br />
Schule/Ausbildung<br />
(ohne<br />
Vorschule/Kita)<br />
dienstlich<br />
innerhalb der Stadt / des Ortes 47 64 72 52 40<br />
außerhalb der Stadt / des Ortes 33 31 27 46 57<br />
Rundweg 20 4 1 0 3<br />
sonstige 0 0 0 1 0<br />
tabelle 3.18<br />
Ziele innerhalb der Stadt/des Ortes nach Wegezwecken und Gemeindegrößenklasse<br />
Freizeit Erledigung Einkaufen<br />
Gemeindegrößenklasse Innerorts-Anteil in %<br />
Schule/ Ausbildung<br />
(ohne<br />
Vorschule/Kita)<br />
dienstlich<br />
unter 5.000 Einwohner 35 44 46 18 27<br />
5.000 bis unter 20.000 41 56 62 29 32<br />
20.000 bis unter 50.000 47 63 75 55 41<br />
50.000 bis unter 100.000 49 69 79 62 41<br />
100.000 bis unter 500.000 55 79 84 78 47<br />
500.000 und mehr 63 86 90 83 58<br />
gesamt 47 64 72 52 40<br />
Bemerkenswert, wenngleich nicht völlig überraschend<br />
ist die Tatsache, dass der Anteil der Ziele innerhalb der<br />
eigenen Gemeinde oder des eigenen Ortes mit zunehmender<br />
Gemeindegröße steigt. Dies trifft ganz besonders<br />
beim Einkaufen zu, aber auch bei Erledigungen und dem<br />
Schulbesuch. Wenngleich beim Wegezweck „Freizeit“<br />
der Innerorts-Anteil deutlich niedriger liegt, so ist nicht zu<br />
übersehen, dass er in den größeren Städten ab 50.000 Einwohnern,<br />
ganz besonders aber in den großen Städten gut<br />
die Hälfte und mehr der Freizeitziele insgesamt ausmacht.<br />
Die Gemeindegrößenklasse, die dem Durchschnitt am<br />
nächsten kommt, ist übrigens die Klasse 20.000 bis unter<br />
50.000 Einwohner.
ERFASSUNG DES WIRTSCHAFTSVERKEHRS<br />
Einen spezifischen Wegezweck stellt der Wirtschaftsverkehr dar. Er wird in der <strong>MiD</strong> über zwei unterschiedliche,<br />
jedoch komplementäre Vorgehensweisen erhoben: Zur Erfassung der „regelmäßigen beruflichen<br />
Wege“ werden diejenigen Personen identifiziert, die solche Wege durchführen. Art, Kennzeichen und<br />
Umfang dieser Wege werden dann im Rahmen der Stichtagserhebung pauschal erfasst, um den Aufwand<br />
für die Befragten zu begrenzen (siehe Kapitel 2.1). Die Abfrage erfolgt für alle Wege zusammen hinsichtlich<br />
des vornehmlich genutzten Verkehrsmittels sowie des Wirtschaftszweiges, in dem die Person arbeitet.<br />
Ergänzt wird die Erhebung des Wirtschaftsverkehrs durch die Erfassung der Wege mit dienstlichem oder<br />
geschäftlichem Zweck, die am Stichtag anfallen, aber nicht zu den regelmäßigen Wegen zählen. 79 Prozent<br />
der in der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> festgehaltenen beruflichen Wege sind „regelmäßige berufliche Wege“, 21 Prozent sind<br />
adhoc angefallene dienstliche Wege, die im Rahmen der differenzierten Wegeerfassung erhoben worden<br />
sind.<br />
„Regelmäßige berufliche Wege“ werden von sechs Prozent aller Erwerbstätigen erbracht. Das durchschnittliche<br />
tägliche Wegeaufkommen dieser Personengruppe beträgt 6,3 Wege (bezogen auf Personen, die am<br />
Stichtag mindestens einen solchen Weg gemacht haben, ohne Wege mit privatem Wegezweck). In Kilometern<br />
ausgedrückt heißt dies, dass Personen, die regelmäßige berufliche Wege durchführen, dafür im Durchschnitt<br />
knapp 120 Kilometer pro Tag zurücklegen – bei einer durchschnittlichen Länge des einzelnen Weges<br />
von etwa 17 Kilometern. Annähernd die Hälfte der regelmäßigen Wege wird von Personen durchgeführt, die<br />
täglich zwischen einem und drei solcher Wege zurücklegen. Ein weiteres Viertel dieser Wegeart entsteht in<br />
der Kategorie vier bis sechs Wege.<br />
abbildung 3.94<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
125
Kundendienst und Erledigungen bilden den wichtigsten Wegezweck innerhalb des mittels dieses Kon-<br />
zepts gemessenen Wirtschaftsverkehrs; rund ein Drittel aller Wege gehören hierzu (Abbildung 3.94).<br />
Wegezwecke, die ebenfalls einen beträchtlichen Umfang darstellen, sind Transport, Abholung und<br />
Zustellung von Waren sowie Besuch, Besichtigung, Besprechung. In diesen beiden Kategorien werden<br />
3,3 Mio beziehungsweise 2,3 Mio Wege pro Tag zurückgelegt. Demgegenüber bleibt die Zahl der Wege<br />
für Sozialdienst und Betreuung sowie zur Personenbeförderung recht niedrig.<br />
Wird der gesamte Wirtschaftsverkehr betrachtet, haben Motorisierte Verkehrsmittel die mit Abstand<br />
wichtigste Bedeutung; 86 Prozent werden als MIV-Fahrer erbracht, weitere zwei Prozent als MIV-<br />
Mitfahrer, der Anteil für den Öffentlichen Verkehr liegt bei fünf Prozent der Wege. Bei der isolierten<br />
Betrachtung der regelmäßigen Wirtschaftsverkehrswege zeigt sich, dass größere Anteile an Wegen<br />
mit Nicht-motorisierten Verkehrsmitteln, das heißt zwischen sieben und neun Prozent, für die Zwecke<br />
Besuch, Besichtigung, Besprechung, Transport, Abholung, Zustellung von Waren sowie Kundendienst,<br />
Erledigung vorhanden sind.<br />
Insgesamt fallen etwa 19 Mio. der 281 Mio. täglich durchgeführten Alltagswege in die Kategorie<br />
Wirtschaftsverkehr. Bezogen auf die Verkehrsleistung eines durchschnittlichen Tages gehen damit<br />
zwölf Prozent auf das Konto des Wirtschaftsverkehrs, das sind fast 380 Mio. von insgesamt 3.214 Mio.<br />
Kilometern.<br />
126 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG
!<br />
3.3.5<br />
erreichBarkeit<br />
Der Pkw ist das Verkehrsmittel, das grundsätzlich<br />
am besten bewertet wird, wenn es um die<br />
Einschätzung von Erreichbarkeit geht.<br />
Der Öffentliche Verkehr wird vor allem für die<br />
Erreichbarkeit von Zielen für den Einkauf eher<br />
schlecht bewertet. Gleiches gilt für die Bewertung<br />
der Erreichbarkeit von Arbeits- oder<br />
Ausbildungsplatz.<br />
Je näher eine Haltestelle des Öffentlichen<br />
Verkehrs, insbesondere des Schienenpersonenverkehrs,<br />
in der Nähe der Wohnung ist, desto<br />
eher wird die Erreichbarkeit von Zielen mit dem<br />
Öffentlichen Verkehr positiv bewertet.<br />
Der Begriff Erreichbarkeit bezeichnet im verkehrswissenschaftlichen<br />
und -planerischen Kontext die Möglichkeit,<br />
Zielorte zu erreichen. Der Grad der Erreichbarkeit ergibt<br />
sich aus dem Aufwand, mit dem Zielorte erreicht werden<br />
können. Hohe Erreichbarkeit bedeutet einfaches und<br />
schnelles Erreichen von Zielen; bei niedriger Erreichbarkeit<br />
sind Ziele nur schwierig und mit größerem Zeitaufwand<br />
zu erreichen. Aufgrund fehlender flächendeckender Daten<br />
wird Erreichbarkeit für Deutschland in der Regel als „Pkw-<br />
Erreichbarkeit“ abgebildet (vgl. BBR 2005).<br />
?<br />
Wie verhält es sich mit der subjektiv beurteilten<br />
Erreichbarkeit verschiedener Wegeziele – mit<br />
dem Auto und dem Öffentlichen Verkehr, dem<br />
Fahrrad oder zu Fuß?<br />
Die <strong>MiD</strong> fokussiert auf die subjektive Einschätzung der<br />
Erreichbarkeit von bestimmten Zielen mit unterschiedlichen<br />
Verkehrsmitteln. Diese subjektive Einschätzung hat eine<br />
erhebliche Bedeutung für die Akzeptanz und schließlich<br />
auch für die Nutzung der verschiedenen Verkehrsmittel.<br />
Ermittelt wurde deshalb die Erreichbarkeit der Ziele Schule,<br />
Läden sowie Ausbildungs- und Arbeitsplatz aus subjektiver<br />
Sicht der Befragten. Die Erreichbarkeit der verschiedenen<br />
Ziele konnte mit einer fünfstufigen Skala von „sehr gut“ bis<br />
„gar nicht“ bewertet werden. Freizeitziele werden aufgrund<br />
ihrer extrem verschiedenartigen Ausprägung nicht betrachtet.<br />
Außerdem ist die Substituierbarkeit von Freizeitzielen<br />
sehr hoch.<br />
Dabei zeigt sich – durchaus erwartungsgemäß – eine<br />
überwiegend positive Einschätzung der Erreichbarkeit von<br />
Zielen mit dem Pkw; demgegenüber fallen der Öffentliche<br />
Verkehr, das Fahrrad und das Verkehrsmittel „zu Fuß“<br />
in der Bewertung zurück. Zu beobachten sind deutliche<br />
zielspezifische Unterschiede – so liegt beispielsweise die<br />
Einschätzung der Erreichbarkeit der Schule mit dem Öffentlichen<br />
Verkehr zu insgesamt 77 Prozent bei „gut“ oder „sehr<br />
gut“, während die ÖV-Erreichbarkeit von Läden nur zu 43<br />
Prozent eine vergleichbar positive Wertung erfährt.<br />
erreichBarkeit Der schuLe<br />
Die Erreichbarkeit der Schule wird von den entsprechenden<br />
Befragten je nach Verkehrsmittel sehr unterschiedlich<br />
beurteilt. So geben über 51 Prozent der Schülerinnen<br />
und Schüler an, die Schule zu Fuß nur „schlecht“, „sehr<br />
schlecht“ oder „gar nicht“ erreichen zu können, lediglich<br />
20 Prozent bewerten die Erreichbarkeit der Schule zu Fuß<br />
mit „sehr gut“. Über drei Viertel der Befragten äußern, die<br />
Schule mindestens „einigermaßen“ mit dem Fahrrad erreichen<br />
zu können, bezogen auf den Öffentlichen Verkehr sind<br />
dies sogar 88 Prozent. Am besten ist die Schule aus Sicht<br />
der Befragten aber mit dem Auto erreichbar, denn 98 Prozent<br />
sagen, die Schule sei mindestens „einigermaßen“ mit<br />
diesem Verkehrsmittel erreichbar, zwei Drittel bewerten die<br />
Erreichbarkeit mit dem Auto als „sehr gut“ (Abbildung 3.95).<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
127
abbildung 3.95 erreichBarkeit Von einkaufsgeLegenheiten<br />
Des tÄgLichen BeDarfs<br />
128 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
Auch in der Einschätzung der Erreichbarkeit von Einkaufsgelegenheiten<br />
für den täglichen Bedarf bestehen große verkehrsmittelspezifische<br />
Unterschiede. Die höchsten Werte<br />
erreicht der Pkw, indem 89 Prozent der Befragten angeben,<br />
die Läden für den täglichen Bedarf seien „sehr gut“ oder<br />
„gut“ mit dem Auto zu erreichen. Gleichzeitig ist für einen<br />
größeren Teil der Bevölkerung die Erreichbarkeit von Läden<br />
offenbar auch ohne motorisiertes Verkehrsmittel gewährleistet:<br />
Insgesamt 75 Prozent bewerten die Erreichbarkeit<br />
von Einzelhandelsgeschäften für den täglichen Bedarf „zu<br />
Fuß“ oder mit dem „Fahrrad“ zumindest mit „einigermaßen“,<br />
wobei die Erreichbarkeit der Läden mit dem Fahrrad zu<br />
42 Prozent sogar als „sehr gut“ beurteilt wird. Die Erreichbarkeit<br />
von Läden mit dem Rad wird damit deutlich besser<br />
bewertet als die zu Fuß.<br />
Ein deutlich anderes Bild ergibt sich bei der Bewertung des<br />
Öffentlichen Verkehrs für die Erreichbarkeit von Einkaufsgelegenheiten<br />
des täglichen Bedarfes, denn 22 Prozent der<br />
Befragten geben an, die Läden seien „gar nicht“ mit dem<br />
Öffentlichen Verkehr erreichbar, und lediglich 17 Prozent<br />
bewerten die entsprechende Erreichbarkeit mit „sehr gut“<br />
(Abbildung 3.96). Berücksichtigt man allerdings, dass viele<br />
Einkäufe des täglichen Bedarfs im direkten Umfeld der<br />
Wohnung gemacht werden (vgl. Kapitel 3.3.4), dann darf<br />
diese Nicht-Erreichbarkeit mit dem Öffentlichen Verkehr<br />
auch nicht unbedingt in einem negativen Sinn interpretiert<br />
werden – zum Bäcker „um die Ecke“ fährt eben kein Bus.<br />
In der Bewertung der Erreichbarkeit der Läden mit dem<br />
Öffentlichen Verkehr ergeben sich große altersspezifische<br />
Unterschiede. Ganz generell lässt sich feststellen, dass<br />
die Erreichbarkeit von Läden mit dem Öffentlichen Verkehr<br />
umso schlechter eingeschätzt wird, je älter die Personen<br />
sind. So bewerten 32 Prozent der Altersgruppe „75 Jahre<br />
und älter“ diese Erreichbarkeit mit „gar nicht“, nur 14<br />
Prozent bewerten sie mit „sehr gut“. Ganz anders dagegen<br />
bei den jüngeren Befragten: In der Altersklasse „18 bis 29<br />
Jahre“ beurteilen 23 Prozent diese Erreichbarkeit mit „sehr<br />
gut“ und nur elf Prozent mit „gar nicht“.
abbildung 3.96 erreichBarkeit Von ausBiLDungs- unD<br />
arBeitsPLatZ<br />
87 Prozent derjenigen, die Wege zu einem Ausbildungsort<br />
zurücklegen, schätzen dessen Erreichbarkeit mit dem Pkw<br />
als „sehr gut“ oder „gut“ ein. Mit 54 Prozent „sehr gut“ oder<br />
„gut“ fällt auch die Bewertung des Öffentlichen Verkehrs für<br />
die Ausbildungsplatzerreichbarkeit vergleichsweise positiv<br />
aus. Die Bewertung der Erreichbarkeit mit dem Fahrrad<br />
bleibt hier deutlich hinter derjenigen des Öffentlichen<br />
Verkehrs zurück, denn über die Hälfte der Befragten findet<br />
die Erreichbarkeit des Ausbildungsplatzes mit dem Fahrrad<br />
mindestens „schlecht“.<br />
Ein etwas anderes Bild ergibt sich, wenn man die Erreichbarkeit<br />
des Arbeitsplatzes betrachtet (Abbildung<br />
3.97). Die positiven Bewertungen der Erreichbarkeit des<br />
Arbeitsplatzes mit dem Fahrrad liegen hier mit 34 Prozent<br />
„sehr gut“ oder „gut“ zwar ähnlich hoch wie im Fall der<br />
Ausbildungsplatzerreichbarkeit, die „gar nicht“-Bewertungen<br />
fallen mit 16 Prozent jedoch deutlich höher aus als bei der<br />
Ausbildung. Nur zu 29 Prozent wird die Erreichbarkeit des<br />
Arbeitsplatzes mit dem Öffentlichen Verkehr als „sehr gut“<br />
oder „gut“ empfunden, immerhin 36 Prozent der Erwerbstätigen<br />
halten sie dagegen für „schlecht“ oder „sehr schlecht“.<br />
Die höchsten Erreichbarkeitswerte für den Weg zum<br />
Arbeitsplatz erzielt der Pkw; 89 Prozent bewerten die Erreichbarkeit<br />
des Arbeitsplatzes mit dem Pkw mindestens mit<br />
„gut“. Bemerkenswert sind allerdings auch die fünf Prozent,<br />
die angeben, dass der Arbeitsplatz mit dem Auto überhaupt<br />
nicht zu erreichen sei. Möglicherweise geht hier die<br />
Abstellmöglichkeit für den Pkw am Zielort in die Bewertung<br />
der Erreichbarkeit ein.<br />
Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass die Bewertung<br />
verkehrsmittelspezifischer Erreichbarkeiten und Nutzung<br />
von Verkehrsmitteln Hand in Hand gehen – überwiegend<br />
plausiblerweise, da der Zusammenhang der Bewertung in<br />
beide Richtungen laufen kann. So zeigt sich beispielsweise<br />
bei der Bewertung der Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes mit<br />
dem Öffentlichen Verkehr, dass diejenigen, die den Pkw<br />
täglich nutzen, diese Erreichbarkeit nur zu 20 Prozent mit<br />
„sehr gut“ oder „gut“ bewerten. Diejenigen dagegen, die das<br />
Auto seltener als monatlich nutzen, schätzen die Erreichbarkeit<br />
des Arbeitsplatzes mit dem Öffentlichen Verkehr zu<br />
70 Prozent als mindestens „gut“ ein (Tabelle 3.19).<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
129
tabelle 3.19<br />
Bewertung der Erreichbarkeit unterschiedlicher Aktivitätenorte mit dem Öffentlichen Verkehr nach Häufigkeit der Pkw-Nutzung<br />
positive Einschätzung der<br />
ÖV-Erreichbarkeit von...<br />
130 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
Häufigkeit der Pkw-Nutzung<br />
täglich bzw. fast täglich an 1-3 Tagen pro Woche<br />
%<br />
an 1-3 Tagen pro Monat oder<br />
seltener als monatlich<br />
Schule 91 86 86<br />
Ausbildungsplatz 59 84 81<br />
Arbeitsplatz 38 57 74<br />
Läden des täglichen Bedarfs 53 58 68<br />
Personen ab 14 Jahren; ohne Stellvertreterinterviews<br />
* positive Einschätzung der ÖV-Erreichbarkeit = „sehr gut“ bis „einigermaßen“; die Differenz zu 100 Prozent setzt sich zusammen<br />
aus „schlecht“ bis „gar nicht“<br />
abbildung 3.97 Zusammenhänge zwischen der Bewertung von verkehrsmittelspezifischer<br />
Erreichbarkeit und räumlichem Kontext<br />
werden auf verschiedenen Ebenen sichtbar. So zeigt sich,<br />
dass die Erreichbarkeitsbewertung mit dem Verkehrsmittel<br />
Pkw über alle Raumtypen hinweg sehr ähnlich ist, unabhängig<br />
von der Art des Aktivitätenortes. Dabei ist allerdings<br />
auch eine generell bessere Bewertung der Pkw-Erreichbarkeit<br />
für alle Aktivitätenorte durch die Bewohner der verdichteten<br />
und ländlichen Kreise festzustellen sowie im Gegenzug<br />
die bessere Bewertung der Erreichbarkeit von Orten mit<br />
dem Nicht-motorisierten Individualverkehr oder Öffentlichen<br />
Verkehr durch die Bewohner der Kernstädte (Tabelle 3.20).<br />
Daneben gibt es Aktivitätenorte, deren Erreichbarkeit in den<br />
unterschiedlichen Raumtypen sehr ähnlich bewertet wird.<br />
Beispiele hierfür sind die Arbeitsplatzerreichbarkeit mit dem<br />
Auto oder die ÖV-Erreichbarkeit der Schule; gleichzeitig<br />
existieren markante Unterschiede, insbesondere bei der<br />
Erreichbarkeit von Läden des täglichen Bedarfs zu Fuß<br />
oder mit dem Öffentlichen Verkehr.
tabelle 3.20<br />
Bewertung verkehrsmittelspezifischer Erreichbarkeit von Aktivitätenorten nach Kreistypen<br />
Kreistypen<br />
positive Einschätzung der Erreichbarkeit %<br />
zu Fuß<br />
mit dem Fahrrad<br />
Kernstädte Verdichtete Kreise Ländliche Kreise<br />
Schule 59 48 40<br />
Läden des täglichen Bedarfs 89 75 70<br />
Schule 88 75 66<br />
Ausbildungsplatz 51 45 44<br />
Arbeitsplatz 54 43 45<br />
Läden des täglichen Bedarfs 89 83 77<br />
Schule 90 87 88<br />
mit dem<br />
Ausbildungsplatz 81 70 56<br />
Öffentlichen Verkehr Arbeitsplatz 67 40 31<br />
Läden des täglichen Bedarfs 71 52 48<br />
Schule 96 98 99<br />
mit dem Pkw<br />
Ausbildungsplatz<br />
Arbeitsplatz<br />
94<br />
90<br />
96<br />
94<br />
98<br />
93<br />
Läden des täglichen Bedarfs 89 96 96<br />
Personen ab 14 Jahren; ohne Stellvertreterinterviews<br />
* positive Einschätzung der Erreichbarkeit = „sehr gut“ bis „einigermaßen“; die Differenz zu 100 Prozent setzt sich zusammen<br />
aus „schlecht“ bis „gar nicht“; „Ausbildungsplatz“ und „Arbeitsplatz“ wurden bei „zu Fuß“ nicht abgefragt<br />
Parallel zum räumlichen Kontext sind auch die objektiven<br />
Gegebenheiten zu sehen, wie zum Beispiel die ÖV-Infrastruktur,<br />
die bei der Bewertung der ÖV-Erreichbarkeit eine<br />
erhebliche Rolle spielt. Nimmt man die Variable „Entfernung<br />
zur nächsten Bushaltestelle“, die allerdings ebenfalls einer<br />
subjektiven Einschätzung durch die befragten Personen<br />
unterliegt, als Indikator für die Qualität der örtlichen ÖV-<br />
Infrastruktur, dann stellt man fest, dass diese Entfernung<br />
korreliert mit der Einschätzung der Erreichbarkeit von<br />
Aktivitätenorten mit dem Öffentlichen Verkehr.<br />
Ganz allgemein gilt: Je weiter die Bushaltestelle entfernt ist,<br />
desto schlechter wird die ÖV-Erreichbarkeit eingeschätzt.<br />
Dies hieße beispielsweise für den Fall der Arbeitsplatzerreichbarkeit:<br />
Bei einer Entfernung der Haltestelle von „unter<br />
100 Meter“ wird die Erreichbarkeit von 16 Prozent der Befragten<br />
mit „sehr gut“ bewertet. Beträgt die Entfernung aber<br />
über 400 Meter sinkt der „sehr gut“-Anteil auf neun Prozent<br />
(Tabelle 3.21).<br />
Positivere Werte erfährt die Einschätzung der Erreichbarkeit<br />
mit dem Öffentlichen Verkehr, wenn – trotz gleicher Entfernungen<br />
wie im Fall der Bushaltestelle – ein Nahverkehrsbahnhof<br />
erreichbar ist. Insbesondere in verdichteten und<br />
ländlichen Kreisen ist davon auszugehen, dass mit dem<br />
Bus vielfach Umsteigevorgänge verbunden sind, während<br />
Bahnverbindungen einen direkten und einfacheren Zugang<br />
zu den Zielorten bieten (Tabellen 3.21 und 3.22).<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
131
tabelle 3.21<br />
Bewertung der Erreichbarkeit unterschiedlicher Aktivitätenorte mit dem Öffentlichen Verkehr<br />
nach Entfernung zur nächsten Bushaltestelle<br />
positive Einschätzung der ÖV-<br />
Erreichbarkeit von...<br />
unter 100 Meter<br />
132 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
Entfernung zur nächsten Bushaltestelle<br />
100 Meter bis unter<br />
200 Meter<br />
%<br />
200 Meter bis unter<br />
400 Meter<br />
400 Meter und mehr<br />
Schule 90 91 88 86<br />
Ausbildungsplatz 73 81 72 61<br />
Arbeitsplatz 52 52 48 39<br />
Läden des täglichen Bedarfs 70 63 60 48<br />
Personen ab 14 Jahren; ohne Stellvertreterinterviews<br />
* positive Einschätzung der ÖV-Erreichbarkeit = „sehr gut“ bis „einigermaßen“; die Differenz zu 100 Prozent setzt sich<br />
zusammen aus „schlecht“ bis „gar nicht“<br />
tabelle 3.22<br />
Bewertung der Erreichbarkeit unterschiedlicher Aktivitätenorte mit dem Öffentlichen Verkehr<br />
nach Entfernung zum nächsten Nahverkehrsbahnhof<br />
positive Einschätzung der ÖV-<br />
Erreichbarkeit von...<br />
unter 400<br />
Meter<br />
Entfernung der Wohnung zum nächsten Nahverkehrsbahnhof<br />
400 Meter<br />
bis unter 1 km<br />
1 bis unter 2 km<br />
%<br />
2 bis unter<br />
5 km<br />
5 km<br />
und weiter<br />
Schule 89 82 86 87 93<br />
Ausbildungsplatz 89 73 74 70 50<br />
Arbeitsplatz 68 57 47 41 30<br />
Läden des täglichen Bedarfs 71 61 54 57 49<br />
Personen ab 14 Jahren; ohne Stellvertreterinterviews<br />
* positive Einschätzung der ÖV-Erreichbarkeit = „sehr gut“ bis „einigermaßen“; die Differenz zu 100 Prozent setzt sich<br />
zusammen aus „schlecht“ bis „gar nicht“
3.3.6<br />
tages-, Wochen- unD Jahresgang<br />
! ?<br />
Die Werktags-Peaks im Verkehr – in der <strong>MiD</strong><br />
darstellbar mittels Wegestartzeiten – bestehen<br />
auch im Jahr <strong>2008</strong>. Sie liegen in den<br />
Morgenstunden bei 7 Uhr sowie am späteren<br />
Nachmittag zwischen 15 und 18 Uhr. Allerdings<br />
haben sich die Wegestartzeiten im Tagesverlauf<br />
gegenüber 2002 etwas nach hinten verschoben.<br />
Insgesamt sind die Spitzen flacher geworden;<br />
dies wird besonders deutlich beim Wegezweck<br />
„Einkaufen“.<br />
Im Wochengang zeigen sich längere Wege und<br />
Unterwegszeiten für die Wochentage Freitag bis<br />
Sonntag als für Montag bis Donnerstag.<br />
Das geringere Verkehrsaufkommen am<br />
Wochenende geht nicht mit einer niedrigeren<br />
Verkehrsleistung einher.<br />
Über das Jahr hinweg ergibt sich ein relativ<br />
gleichmäßiges Verkehrsaufkommen. Nur im<br />
Frühjahr entsteht ein leichter Anstieg, der sich<br />
so tendenziell auch bei der Verkehrsleistung<br />
findet. Der Monat mit der höchsten Verkehrsleistung<br />
ist der Urlaubsmonat August.<br />
Beim Modal Split zeigt sich im Sommer der typische<br />
„Fahrradbauch“, der vor allem durch einen<br />
leichten Rückgang im MIV zustande kommt.<br />
Bei trockenem Wetter steigt die Mobilitätsquote;<br />
dann werden auch Fahrrad und Füße häufiger<br />
genutzt.<br />
Für die Verkehrsplanung ist nicht nur das Verkehrsvolumen<br />
insgesamt eine entscheidende Größe, sondern auch<br />
seine tageszeitliche Verteilung. In diesem Kapitel wird der<br />
Tagesgang, also die Frage, zu welchen Tageszeiten der<br />
Verkehr auftritt, analysiert. Grundlage dafür sind die Angaben<br />
zu den Startzeiten der Wege. Da für die regelmäßigen<br />
beruflichen Wege erhebungsbedingt keine Angaben zum<br />
Zeitpunkt der Wege vorliegen, sind diese bei der Betrachtung<br />
ausgeschlossen. Des Weiteren wird die Verteilung der<br />
Verkehrsnachfrage im Wochenverlauf sowie der Einfluss<br />
von Jahreszeit und Wetter auf das Mobilitätsverhalten von<br />
Personen untersucht. Bei diesen Analysen ist der Wirtschaftsverkehr<br />
mit eingeschlossen.<br />
tagesgang iM Verkehr<br />
Wie verteilt sich der Verkehr über den Tag und<br />
was hat sich gegenüber 2002 geändert?<br />
Tag ist nicht gleich Tag – der Tagesgang des Verkehrs<br />
unterscheidet sich im Wochenverlauf durchaus deutlich.<br />
An den Werktagen (Montag bis Freitag) lassen sich – hier<br />
gemessen an den angegebenen Startzeiten – drei Spitzenzeiten<br />
(„Peaks“) erkennen: ein deutlich ausgeprägtes<br />
Morgenpeak mit Wegen, die zwischen 7 und 8 Uhr starten,<br />
ein kleineres Peak um die Mittagszeit sowie eine anhaltende<br />
Spitze im Zeitfenster zwischen 15 und 18 Uhr. Während<br />
an Werktagen die höchste Wegezahl am späten Nachmittag<br />
in der Zeit zwischen 16 und 17 Uhr anfällt, konzentriert<br />
sich das höchste Verkehrsaufkommen an Samstagen auf<br />
den frühen Vormittag. Auch sonntags beginnen viele Wege<br />
zwischen 10 und 11 Uhr, die meisten Wege starten jedoch<br />
am frühen Nachmittag gegen 14 Uhr (Abbildung 3.98).<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
133
abbildung 3.98<br />
Im Vergleich zu 2002 hat sich der Tagesgang im Verkehr<br />
kaum verändert. Eine Ausnahme verdient allerdings Beachtung:<br />
An Samstagen hat sich die Kurve der Verkehrsnachfrage<br />
am Vormittag deutlich abgeflacht, zugunsten einer<br />
Zunahme der Wege am späten Nachmittag beziehungsweise<br />
frühen Abend. Dieser Effekt ist im Wesentlichen auf ein<br />
geändertes Verhalten bei der Aktivität Einkaufen zurückzuführen<br />
(Abbildung 3.99). An dieser Stelle machen sich ganz<br />
offensichtlich verlängerte Ladenöffnungszeiten bemerkbar,<br />
die zu einer Verlagerung des Einkaufens auf andere<br />
Tageszeiten führen. Auch an Werktagen ist dieser „Verlagerungseffekt“<br />
leicht zu spüren: Etwas weniger Einkaufswege<br />
beginnen am frühen Vormittag, dafür etwas mehr zwischen<br />
11 und 13 Uhr, am späten Nachmittag nimmt die Zahl der<br />
Wege zu, die nach 17 Uhr starten.<br />
134 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
Die späteren Einkaufszeiten werden von Männern etwas<br />
häufiger genutzt als von Frauen: Einkäufe des täglichen<br />
Bedarfs erledigen Männer zu 17 Prozent nach 17 Uhr,<br />
bei den Frauen sind dies nur 13 Prozent. Ähnlich ist der<br />
Unterschied auch, wenn es um den Einkauf von Waren wie<br />
Kleidung, Möbel oder Hausrat geht. Etwas größer wird die<br />
Abweichung bei der Inanspruchnahme von Dienstleistungen.<br />
Männer unternehmen Wege zu Dienstleistungseinrichtungen,<br />
wie dem Friseur oder dem Schuster, zu 16 Prozent<br />
nach 17 Uhr, Frauen nur zu zehn Prozent. Den höchsten<br />
Anteil an Wegen zu Dienstleistungseinrichtungen weisen<br />
Männer in der Zeit von 11 bis 14 Uhr auf – offenbar handelt<br />
es sich hier um eine Art „Mittagspauseneffekt“. Frauen<br />
gehen vor allem in der Zeit zwischen 14 und 17 Uhr zu<br />
Dienstleistungseinrichtungen.
abbildung 3.99<br />
Die morgendliche Spitze an Werktagen ist fast ausschließlich<br />
auf den Berufs- und Ausbildungsverkehr zurückzuführen<br />
(Abbildung 3.100 bis Abbildung 3.102). Für den Rest<br />
des Tages kommt dem Berufs- und Ausbildungsverkehr<br />
dagegen eine untergeordnete Rolle zu.<br />
Das Einkaufen wird in zwei „Schüben“ durchgeführt. Der<br />
Peak der Wegestartzeiten am Vormittag ist gegen 10 Uhr;<br />
im Zeitraum zwischen 9 und 11 Uhr starten übrigens auch<br />
die meisten älteren Menschen ihre Wege. Die Spitze am<br />
Nachmittag liegt vergleichsweise spät gegen 17 Uhr. In der<br />
Regel sind es Einkäufe, die nach der Arbeit durchgeführt<br />
werden. Dies könnte anhand einer Wegeketten-Analyse<br />
vertieft überprüft werden (vgl. dazu Kapitel 2).<br />
Zu den Einkaufswegen am Nachmittag addieren sich<br />
vor allem Freizeitwege sowie Wege des Berufsverkehrs.<br />
Demgegenüber weisen die Wochenendtage ein deutlich<br />
anderes Profil auf. An Samstagen dominiert vormittags der<br />
Einkaufsverkehr, nachmittags der Freizeitverkehr. Sonntage<br />
sind fast ausschließlich durch Freizeitverkehr gekennzeichnet.<br />
Lediglich am Morgen wird eine flache „Brötchen-Holen-<br />
Spitze“ sichtbar (vgl. dazu auch Kapitel 3.3.3).<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
135
abbildung 3.100<br />
136 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG
abbildung 3.101<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
137
abbildung 3.102<br />
138 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG
abbildung 3.103<br />
Betrachtet man die Tagesganglinie nach Verkehrsmitteln,<br />
stellt man fest, dass die Spitzenzeiten im Öffentlichen<br />
Verkehr – vor allem am Morgen und am frühen Nachmittag<br />
– durch den Berufs- und Ausbildungsverkehr bedingt sind.<br />
Das mit Abstand meist genutzte Verkehrsmittel in der morgendlichen<br />
Spitze des Berufs- und Ausbildungsverkehrs ist<br />
jedoch – wie auch in den anderen Stunden des Tages – das<br />
Auto (Abbildungen 3.103 bis 3.105).<br />
Auch an Samstagen dominiert die Nutzung des Autos als<br />
Fahrer. Bei Wegen, die am Vormittag beginnen, nehmen<br />
aber auch Fußwege einen nennenswerten Anteil ein. An<br />
Sonntagen nimmt nicht nur das Gesamtvolumen der Wege<br />
stark ab, sondern auch die Bedeutung des Autos. Wege<br />
zu Fuß, als MIV-Fahrer und MIV-Mitfahrer erreichen hier<br />
ungefähr denselben Umfang. Wird das Wegeaufkommen<br />
von MIV-Fahrern und -Mitfahrern summiert, kommt das<br />
Auto aber auch an Sonntagen auf eine deutlich höhere<br />
Wegezahl als die anderen Verkehrsmittel.<br />
Die im Vergleich zu Werktagen und Samstagen eng beieinander<br />
liegenden Tagesganglinien der MIV-Wege als Fahrer<br />
und Mitfahrer weisen auf den deutlich höheren Besetzungsgrad<br />
des Pkw an diesen Tagen hin.<br />
Wege mit dem Fahrrad zeichnen sich schließlich durch eine<br />
fast gleichmäßige Verteilung über den Tag hinweg aus.<br />
Dieser gleichförmige Verlauf der Tagesganglinie ist im Wesentlichen<br />
auf die vergleichsweise geringe wegezweckspezifische<br />
Bindung des Fahrrades zurückzuführen. Dennoch<br />
wird der Zusammenhang zum Berufs- und Ausbildungsverkehr<br />
durch leichte Zunahmen in den frühen Morgenstunden<br />
und am Nachmittag durchaus sichtbar.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
139
abbildung 3.104<br />
140 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG
abbildung 3.105<br />
Wochengang iM Verkehr<br />
Die vorangegangenen Abschnitte haben anhand der<br />
Wegestartzeiten die Mobilität im Wochenverlauf aufgezeigt.<br />
Deutlich wurde: Die Art der Aktivitäten, die Verkehrsmittelnutzung<br />
und das Verkehrsaufkommen schwanken je nach<br />
Wochentag.<br />
?<br />
Welche Auswirkungen hat das auf die Ausprägung<br />
der Mobilitätskenngrößen an den unterschiedlichen<br />
Wochentagen?<br />
Werktage sind durch einen höheren Anteil mobiler Personen<br />
gekennzeichnet. Von Montag bis Freitag gehen<br />
etwa neun von zehn Personen außer Haus und legen<br />
mindestens einen Weg zurück. An den Wochenendtagen<br />
fällt der Anteil mobiler Personen deutlich ab und erreicht<br />
den niedrigsten Wert mit 82 Prozent am Sonntag. Wer<br />
allerdings an einem Sonntag das Haus verlässt, legt dabei<br />
überdurchschnittlich weite Wege zurück und ist länger<br />
unterwegs. Während die durchschnittliche Wegelänge und<br />
die durchschnittlich benötigte Zeit pro Weg von Montag bis<br />
Donnerstag zehn Kilometer und rund 22 Minuten betragen,<br />
steigen beide Werte an den restlichen Wochentagen an. Sie<br />
erreichen an Sonntagen mit knapp 17 Kilometern und 34<br />
Minuten jeweils ihren Höchstwert (Abbildung 3.106).<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
141
abbildung 3.106<br />
Das geringere Verkehrsaufkommen am Samstag und<br />
insbesondere am Sonntag wird auch in Abbildung 3.107<br />
sichtbar, in der zusätzlich nach Wegezwecken differenziert<br />
wird. Vergleicht man dies mit den Verkehrsleistungen der<br />
einzelnen Wochentage (Abbildung 3.108), sind vor allem<br />
zwei Ergebnisse auffällig:<br />
• Das geringere Verkehrsaufkommen am Wochenende<br />
geht nicht mit einer niedrigeren Verkehrsleistung einher.<br />
Obwohl an Sonntagen 109 Mio. Wege weniger zurückgelegt<br />
werden als an einem durchschnittlichen Werktag,<br />
fällt die Verkehrsleistung gegenüber Werktagen um 24<br />
Mio. Personenkilometer höher aus. Durch die durchschnittlich<br />
längeren Wege wird die geringere Anzahl an<br />
Wegen überkompensiert.<br />
142 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
•<br />
Werktag ist nicht gleich Werktag: Freitage weisen<br />
gegenüber den anderen Werktagen ein deutlich anderes<br />
Profil auf. Dies betrifft insbesondere die Verkehrsleistung.<br />
An Freitagen werden im Durchschnitt 763 Mio.<br />
Personenkilometer mehr zurückgelegt als von Montag<br />
bis Donnerstag, obwohl das Verkehrsaufkommen mit<br />
einem Plus von sechs Mio. Wegen nur geringfügig höher<br />
ausfällt. Auch hier macht sich bei der Verkehrsleistung<br />
– wie an den Sonntagen – die höhere durchschnittliche<br />
Wegelänge bemerkbar. Die Differenzierung nach Wegezwecken<br />
zeigt, dass die im Vergleich zu anderen Werktagen<br />
höhere Verkehrsleistung im Rahmen von Freizeit-,<br />
aber auch von Einkaufs- und Erledigungswegen anfällt.<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden: Werktage (Montag<br />
bis Freitag) zeichnen sich gegenüber den beiden Wochenendtagen<br />
durch einen höheren Anteil mobiler Personen und<br />
ein höheres Verkehrsaufkommen aus. Wochenendtage sind<br />
demgegenüber durch höhere Entfernungen, eine höhere<br />
Verkehrsleistung und höhere Wegezeiten charakterisiert.
abbildung 3.107<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
143
abbildung 3.108<br />
Jahresgang iM Verkehr<br />
Da sich die Feldzeit der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> über etwas mehr als ein<br />
Jahr erstreckte, können mit den Daten saisonale Effekte<br />
abgebildet werden. Viele der Mobilitätskennwerte zeigen<br />
Schwankungen im Jahresverlauf. Bei der Interpretation<br />
der Ergebnisse muss jeweils berücksichtigt werden, dass<br />
Ferienzeiten und Feiertage einen nicht unerheblichen<br />
Einfluss auf die Ergebnisse haben. Ferien- und Feiertage<br />
haben gegenüber normalen Tagen eine geringere Verkehrsbeteiligung<br />
und ein geringeres Verkehrsaufkommen. Auf der<br />
anderen Seite steigen aber Wegelängen, Tagesdistanzen<br />
sowie Wegedauer und Anteil des MIV (Rümenapp, Steinmeyer<br />
2005). Diese Effekte spiegeln sich auch in den Daten<br />
der <strong>MiD</strong> für <strong>2008</strong> wider.<br />
Ein gewohntes Bild bietet auch <strong>2008</strong> der Jahresverlauf<br />
des Modal Split: Zu erkennen ist ein ausgeprägter „Fahrradbauch“<br />
in den Frühjahrs- und Sommermonaten. Das<br />
Fahrrad ist mithin das Verkehrsmittel, dessen Anteil aufgrund<br />
seiner Wetterabhängigkeit am meisten über das Jahr<br />
gesehen schwankt.<br />
144 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
Während die Anteile der anderen Verkehrsmittel in den<br />
einzelnen Monaten nicht mehr als zehn Prozent (beim Öffentlichen<br />
Verkehr in wenigen Fällen auch 20 Prozent) vom<br />
Jahresmittel abweichen, liegt der Anteil des Fahrrades in<br />
den Wintermonaten 40 Prozent unter und in den Sommermonaten<br />
60 Prozent über dem Jahresmittel. Die Zunahme<br />
der Wege mit dem Fahrrad im Frühjahr und Sommer geht<br />
einher mit einem etwas geringeren Anteil an Fußwegen und<br />
Wegen mit dem Auto.<br />
Naheliegend für das Jahr <strong>2008</strong> ist natürlich die Frage nach<br />
den möglichen Auswirkungen des – allerdings sehr kurzfristigen<br />
– Hochs bei den Kraftstoffpreisen im Sommer <strong>2008</strong>.<br />
Diese Frage ist mit den vorliegenden Daten wirklich zuverlässig<br />
nicht zu beantworten: Zum einen fiel der Anstieg in<br />
eine Jahreszeit, die ohnehin durch zurückgehende Öffentliche<br />
Verkehrs- und steigende Fahrradanteile geprägt ist<br />
sowie durch Urlaubsaktivitäten überlagert wird. Andererseits<br />
war sie von so kurzer Dauer, dass den Verbrauchern für<br />
substantielle Reaktionen kaum Zeit blieb. In der Abwägung<br />
dieser Interaktionseffekte zeigt sich allerhöchstens eine<br />
geringe Verschiebung zu Gunsten des Fahrrads und mög-
licherweise zum Verzicht auf die eine oder andere Fahrt<br />
mit dem Auto. Genaueres ließe sich aber nur mit Blick auf<br />
die entsprechenden Ergebnisse der unmittelbaren Vorjahre<br />
sagen, die jedoch nicht zur Verfügung stehen.<br />
Bei Betrachtung des Jahresverlaufs wird einmal mehr sichtbar,<br />
dass ein niedriges Verkehrsaufkommen nicht mit einer<br />
niedrigen Verkehrsleistung gleichzusetzen ist. Die Monate<br />
mit der höchsten Verkehrsleistung sind die Monate August,<br />
Oktober und Mai. Alle drei Monate weisen aber ein niedriges<br />
Verkehrsaufkommen auf. Der Anstieg der Verkehrsleistung<br />
im Vergleich zu den anderen Monaten ist dabei jeweils<br />
durch einen Anstieg der zurückgelegten Kilometer bei den<br />
Freizeitwegen zu erklären.<br />
Noch deutlicher treten die Unterschiede im Jahresverlauf<br />
zutage, wenn nach den Jahreszeiten unterschieden wird<br />
(Abbildung 3.109). Im Winter sind sowohl das Wegeaufkommen<br />
als auch die Verkehrsleistung am niedrigsten. Das<br />
Frühjahr ist durch das höchste Verkehrsaufkommen und<br />
eine hohe, wenn auch nicht die höchste, Verkehrsleistung<br />
gekennzeichnet. Im Sommer klaffen Wegeaufkommen und<br />
Verkehrsleistung am weitesten auseinander. Die Verkehrsleistung<br />
erreicht im Sommer den höchsten Wert. Sie fällt<br />
gut zehn Prozent höher aus als im Frühjahr. Gleichzeitig ist<br />
das Verkehrsaufkommen im Sommer fast so niedrig wie im<br />
Winter. Der Herbst ist schließlich durch jeweils mittlere Werte<br />
bei den beiden betrachteten Mobilitätskenngrößen gekennzeichnet.<br />
Das Wegeaufkommen entspricht exakt dem<br />
Jahresdurchschnitt. Aus diesem Grund wird als Feldphase<br />
bei Verkehrserhebungen, die nicht über ein Jahr hinweg<br />
stattfinden können, vorzugsweise der Herbst und zwar der<br />
Monat Oktober gewählt, da dieser Monat am besten dem<br />
Jahresdurchschnitt entspricht.<br />
Auch in den vorliegenden Monatszahlen zeigt sich ein solcher<br />
Effekt: So ist das relativ niedrige Januarergebnis vermutlich<br />
auf die am Ende der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> liegenden Stichtage<br />
im Januar 2009 zurückzuführen, die von einer extremen<br />
Kälteperiode mit einer entsprechend geringeren Wegezahl<br />
geprägt waren.<br />
einfLuss Der WetterVerhÄLtnisse auf Das<br />
Verkehrsgeschehen<br />
Neben der Jahreszeit lässt die Studie Mobilität in Deutschland<br />
<strong>2008</strong> auch die Analyse zu, welchen Einfluss das<br />
Wetter auf die Mobilität hat. Die Teilnehmer der Befragung<br />
wurden nach ihrer subjektiven Einschätzung der Wetterverhältnisse<br />
am Stichtag befragt. Es zeichnet sich ein deutlicher<br />
Zusammenhang zwischen Mobilität und Einschätzung<br />
der Wetterlage ab.<br />
An regnerischen Tagen, vor allem aber an Tagen mit<br />
Schnee, steigt der Anteil Immobiler an (Abbildung 3.109).<br />
Damit bleiben an solchen Tagen deutlich mehr Menschen<br />
zu Hause. Auch diejenigen, die trotz Schneewetter unterwegs<br />
sind, verhalten sich anders.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
145
abbildung 3.109<br />
146 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG
abbildung 3.110<br />
Bei schlechtem Wetter fällt die Anzahl der Wege deutlich<br />
geringer aus, ebenso die zurückgelegten Personenkilometer<br />
(Abbildung 3.110). Im Gegenzug sind sonnige und<br />
bewölkte Tage durch eine überdurchschnittlich hohe Anzahl<br />
an Personenkilometern gekennzeichnet; das Verkehrsaufkommen<br />
erreicht allerdings nur an bewölkten Tagen<br />
ausgesprochen hohe Werte. An sonnigen Tagen liegt das<br />
Verkehrsaufkommen nur knapp über dem Durchschnitt und<br />
fällt damit deutlich geringer aus als an bewölkten Tagen. Da<br />
sonnige Tage natürlich überdurchschnittlich oft für die Sommermonate<br />
berichtet werden, ist dies auf den jahreszeitlich<br />
bedingten Ferien-Effekt zurückzuführen (siehe oben).<br />
Auch der Modal Split weist einen deutlichen Zusammenhang<br />
mit dem Wetter auf: Nicht ganz unerwartet stellt man<br />
fest, dass bei sonnigem Wetter die Pkw-Nutzung, insbesondere<br />
bei den Selbstfahrern, zugunsten der Fahrradnutzung<br />
um fast fünf Prozentpunkte abnimmt im Vergleich zu<br />
regnerischem Wetter. Allerdings fällt diese Abnahme schon<br />
bei leicht oder stark bewölkten Wettersituationen deutlich<br />
geringer aus. Die Unterschiede betragen dann nur noch<br />
drei beziehungsweise zwei Prozentpunkte. Analog zu den<br />
genannten Werten steigt insbesondere die Fahrradnutzung.<br />
Umgekehrt gilt: Je schlechter das Wetter, desto höher der<br />
MIV-Anteil und desto niedriger der Fahrrad-Anteil. Über<br />
alle Wettersituationen hinweg sehr stabil bleibt der Anteil<br />
der Fußwege. Offenbar spielt in dieser Wegekategorie die<br />
Entfernung die entscheidende Rolle, das Wettergeschehen<br />
hat nur einen sehr untergeordneten Einfluss.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
147
PKW-NUTZUNG UND SCHNEEWETTER<br />
Generell kann man sagen: Die Witterungsabhängigkeit des Verkehrsverhaltens ist in den Altersgruppen<br />
zwischen 30 und 64 Jahren vergleichsweise ähnlich. Die Zunahme der Pkw-Nutzung beträgt bei regnerischem<br />
Wetter vier bis sieben Prozentpunkte gegenüber sonnigem Wetter. Die Pkw-Nutzung junger<br />
Menschen bis 29 Jahre wird dagegen nur wenig vom Wetter beeinflusst, dies gilt in gleicher Weise für<br />
die ältere Bevölkerung ab 65 Jahren (Tabelle 3.23).<br />
Bemerkenswert ist die Veränderung der Pkw-Nutzung bei Schneefall. Während in den Altersgruppen 30<br />
bis 49 Jahre die Pkw-Nutzung eingeschränkt wird, wenn es geschneit hat, liegt bei allen anderen Altersgruppen<br />
der Anteil der Pkw-Nutzung bei Schneewetter sogar noch höher als bei regnerischem Wetter.<br />
Dass bei einer solchen Wettersituation der Pkw gerade auch von den älteren Personen vorgezogen<br />
wird, ist wohl weniger auf die Straßenverhältnisse als vielmehr auf den Zugang zum Verkehrsmittel<br />
zurückzuführen. Wenn Gehwege und Treppen auf dem Weg zur ÖV-Haltestelle rutschig werden, ist der<br />
Zugriff auf den in Wohnungsnähe parkenden Pkw deutlich einfacher – oder aber man verzichtet ganz:<br />
bei Schneewetter findet nicht einfach ein Wechsel vom Öffentlichen Verkehr zum Auto statt, vielmehr<br />
gehen an solchen Tagen die Wegezahlen im Vergleich zu anderen Wettersituationen absolut gesehen<br />
zurück. Nicht unbedingt nötige Wege werden verschoben. Anders im durch das Auto geprägten<br />
Berufsverkehr. Diese Wege werden überwiegend weiterhin zurückgelegt und eher selten mit einem<br />
dann anderen Verkehrsmittel. Bei den Wetterlagen „sonnig“, „leicht bewölkt, heiter“, „stark bewölkt“ und<br />
„regnerisch“ liegt die mittlere Wegezahl zwischen 3,5 und 3,6. Diese Zahl geht auf 3,2 Wege zurück,<br />
wenn es geschneit hat.<br />
tabelle 3.23<br />
Nutzung des Pkw nach Altersgruppen und Witterungsbedingungen<br />
sonnig<br />
leicht bewölkt,<br />
heiter<br />
Alter %<br />
148 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
stark bewölkt regnerisch<br />
es hat<br />
geschneit<br />
10 - 17 Jahre 27 28 29 29 39<br />
18 - 29 55 56 56 57 66<br />
30 - 39 59 60 64 65 56<br />
40 - 49 63 66 64 67 64<br />
50 - 59 61 62 60 65 69<br />
60 - 64 53 57 59 60 62<br />
65 - 74 51 52 49 53 54<br />
75 und älter 42 42 47 44 45<br />
ohne Kinder-Stellvertreterinterviews
!<br />
3.3.7 reisen<br />
Die Zahl von Personen, die reisen, nimmt zu:<br />
Haben 2002 noch 49 Prozent der Befragten<br />
angegeben, in den drei Monaten vor der Befragung<br />
keine Reise mit mindestens einer Übernachtung<br />
unternommen zu haben, waren dies<br />
<strong>2008</strong> nur noch 46 Prozent.<br />
Die Dauer der Reisen steigt ebenfalls etwas an.<br />
Das Hauptverkehrsmittel bei den Reisen bis<br />
1.000 Kilometer einfache Entfernung ist der<br />
Pkw, bis 750 Kilometer ist die Bahn zweitwichtigstes<br />
Verkehrsmittel mit einem Anteil von rund<br />
einem Viertel, bei Strecken über 1.000 Kilometer<br />
hat das Flugzeug die größte Bedeutung. Damit<br />
haben Bahn und Flugzeug gegenüber 2002<br />
an Anteilen gewonnen zu Lasten des Pkw.<br />
Bei allen Reisezwecken ist der Pkw das wichtigste<br />
Verkehrsmittel. Berufs- und Wochenendpendler<br />
nutzen in hohem Maße auch die Bahn.<br />
Der eigentliche Fokus der <strong>MiD</strong> liegt auf der Erfassung des<br />
Alltagsverkehrs. Aus der Beobachtung heraus, dass Mobilität<br />
im Alltag und Mobilität, die jenseits des täglichen, meist<br />
nahräumlichen Sich-Fortbewegens stattfindet, zueinander<br />
in Beziehung stehen, hat die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> – wie schon die Vorgängererhebung<br />
<strong>MiD</strong> 2002 – dem Reisen mehrere Fragen<br />
gewidmet. 2002 wurden dabei nur wenige Angaben erhoben.<br />
Da diese zudem pauschal für alle Reisen der letzten<br />
drei Monate erfragt wurden, konnten keine differenzierten<br />
Auswertungen vorgenommen werden. <strong>2008</strong> erfolgte daher<br />
eine Änderung des Befragungsdesigns. Für die letzten drei<br />
Reisen mit mindestens einer Übernachtung innerhalb der<br />
letzten drei Monate (definitorische Abgrenzung in der <strong>MiD</strong><br />
2002 und <strong>2008</strong>) liegen nunmehr detaillierte Angaben zum<br />
Zweck, zur Verkehrsmittelnutzung, zur Entfernung, zum<br />
Reiseziel, zur Anzahl der Begleiter aus dem Haushalt und<br />
zur Anzahl der Übernachtungen vor.<br />
?<br />
Wie oft ergeben sich Reisen mit Übernachtung,<br />
welche Verkehrsmittel werden genutzt und warum<br />
ist man überhaupt unterwegs?<br />
In Summe haben 38.530 Personen ab einem Alter von 14<br />
Jahren Angaben zu ihrer Reisetätigkeit gemacht. Davon<br />
hat knapp die Hälfte (46 Prozent) angegeben, keine<br />
Reise in den letzten drei Monaten unternommen zu haben.<br />
Durchschnittlich wurden 1,4 Reisen pro Person im Jahr<br />
<strong>2008</strong> durchgeführt (einschließlich der Personen, die keine<br />
Reisen unternommen haben), was gegenüber 2002, als<br />
dieser Wert 1,3 betrug, eine leichte Steigerung bedeutet. Im<br />
Jahr 2002 hatten noch 49 Prozent der Befragten angegeben,<br />
innerhalb des abgegrenzten Zeitraums der letzten drei<br />
Monate keine Reise durchgeführt zu haben. Darüber hinaus<br />
war der Anteil an Personen mit nur einer Reise im Jahr<br />
2002 noch etwas größer, während die Anteile der größeren<br />
Reisehäufigkeiten geringer als <strong>2008</strong> waren (Tabelle 3.24).<br />
tabelle 3.24<br />
Anzahl der Reisen in den letzten drei Monaten<br />
2002 und <strong>2008</strong><br />
2002 <strong>2008</strong><br />
keine Reise 49 46<br />
1 26 26<br />
2 11 12<br />
3 6 6<br />
4 - 5 4 5<br />
6 - 10 2 3<br />
mehr als 10 Reisen 1 2<br />
gesamt 100 100<br />
Personen ab 14 Jahren; ohne Stellvertreterinterviews<br />
Bezogen auf die Zielregion, die Verkehrsmittelwahl und die<br />
Entfernung der Reisen ergibt sich folgendes Bild: Mit 96<br />
Prozent führt der allergrößte Teil der Reisen nach Europa<br />
(Deutschland 71 Prozent, restliches Europa 25 Prozent);<br />
nur vier Prozent der Reisen führen ins nicht-europäische<br />
Ausland. Dementsprechend wird für 93 Prozent der Reisen<br />
eine einfache Entfernung zurückgelegt, die weniger als<br />
2.000 Kilometer beträgt, bei 86 Prozent der Reisen liegt<br />
die Entfernung bei weniger als 1.000 Kilometer. Interessant<br />
ist dabei die entfernungsabhängige Verkehrsmittelwahl.<br />
Selbst bei langen Strecken bis zu 1.000 Kilometer ist das<br />
Auto das wichtigste Verkehrsmittel (Tabelle 3.25). Die Bahn<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
%<br />
149
hat immerhin einen Anteil von rund einem Viertel bis zu<br />
einer Streckenlänge von 750 Kilometer und hält auch bei<br />
den Strecken bis 1.000 Kilometer noch einen Anteil von 16<br />
Prozent. Erst ab dieser Entfernungskategorie wird dann<br />
auch das Flugzeug häufiger gewählt, während es für Strecken<br />
unter 500 Kilometer einfacher Entfernung fast völlig<br />
ausscheidet.<br />
Die meisten Reisen, nämlich 43 Prozent, werden als Ausflug,<br />
Urlaub oder Kurzreise aus privaten Gründen angetreten.<br />
An zweiter Stelle stehen die Besuche bei Freunden<br />
und Bekannten mit 26 Prozent, erst dann folgen Reisen aus<br />
dienstlichen oder geschäftlichen Gründen mit 18 Prozent.<br />
Zu dem großen Block der Privatreisen kommen noch<br />
weitere 13 Prozent Reisen aus anderen privaten Gründen,<br />
so dass die Privatreisen insgesamt 82 Prozent aller Reisen<br />
(ohne Einbeziehung der Berufspendler und Reisen mit<br />
„anderem Zweck“) ausmachen.<br />
tabelle 3.25<br />
Verkehrsmittelwahl für Reisen unterschiedlicher Entfernung<br />
150 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
Hauptverkehrsmittel der Reise<br />
Entfernung Auto Bahn Reisebus Flugzeug Schiff Sonstiges gesamt<br />
km %<br />
bis unter 250 73 22 2 0 1 2 100<br />
250 bis unter 500 71 22 4 1 1 1 100<br />
500 bis unter 750 57 26 6 10 1 1 100<br />
750 bis unter 1.000 53 16 9 20 2 1 100<br />
1.000 bis unter 2.000 31 7 8 49 5 1 100<br />
2.000 und mehr 3 1 1 92 2 1 100<br />
Personen ab 14 Jahren; ohne Stellvertreterinterviews<br />
In gut einem Fünftel der Fälle wird auf den Reisen nur ein<br />
Mal übernachtet, in 36 Prozent der Fälle zwei oder drei Mal.<br />
Mit einem Anteil von 44 Prozent fallen am häufigsten vier<br />
oder mehr Übernachtungen an. Darunter machen lange<br />
Reisen mit 15 Übernachtungen oder mehr allerdings nur<br />
vier Prozent aus.
abbildung 3.111 Den Einfluss des Reisezwecks auf die Anzahl der Über-<br />
nachtungen verdeutlicht Abbildung 3.111. Insbesondere<br />
Dienst- und Geschäftsreisen, aber auch Besuche bei<br />
Freunden und Bekannten sowie „andere Privatreisen“ sind<br />
Reisen, bei denen über die Hälfte mit maximal zwei Übernachtungen<br />
verbunden ist. Der Anteil von Reisen mit vier<br />
oder mehr Übernachtungen beläuft sich in diesen Kategorien<br />
nur auf rund ein Viertel. Anders dagegen die Ausflüge,<br />
Urlaubsreisen und Kurzreisen, bei denen in zwei Drittel der<br />
Fälle vier Mal oder mehr außer Haus übernachtet wird.<br />
Im Reiseverhalten zwischen Männern und Frauen besteht<br />
durchaus eine Reihe von Unterschieden. Zunächst ist<br />
festzuhalten, dass Frauen insgesamt seltener als Männer<br />
reisen. 48 Prozent der Frauen haben in den letzten drei<br />
Monaten keine Reise unternommen, bei den Männern<br />
waren es nur 44 Prozent. Von den Personen, die in den<br />
letzten drei Monaten mindestens eine Reise unternommen<br />
haben, hat nur ein Viertel der Frauen drei oder mehr Reisen<br />
unternommen, bei Männern liegt der Anteil dagegen bei<br />
35 Prozent. Im Jahr 2002 war dies ganz ähnlich. Darüber<br />
hinaus gibt es den Reisezweck Dienst- und Geschäftsreise<br />
bei Frauen wesentlich seltener; 26 Prozent der Reisen, die<br />
im befragten Zeitraum von Männern durchgeführt wurden,<br />
waren Geschäftsreisen, bei Frauen trifft dies nur auf<br />
neun Prozent der Reisen zu. (Dabei sei nochmals darauf<br />
verwiesen, dass nur für die letzten drei der insgesamt von<br />
der einzelnen Person genannten Reisen Angaben zum<br />
Reisezweck vorliegen.) Im Gegenzug sind Frauen häufiger<br />
auf privaten Reisen unterwegs – 89 Prozent ihrer Reisen<br />
erfolgen aus privaten Gründen. Die einzige Verhaltensähnlichkeit<br />
zwischen Frauen und Männern auf Reisen besteht<br />
hinsichtlich der Übernachtungsdauern für die jeweiligen<br />
Reisezwecke. Insgesamt hat sich damit keine eindeutig<br />
sichtbare Veränderung zu 2002 ergeben.<br />
Eine ähnliche Aussage lässt sich treffen, wenn man das<br />
Reiseverhalten nach Altersgruppen betrachtet. Für das Jahr<br />
2002 konnte anhand der <strong>MiD</strong>-Daten gezeigt werden, dass<br />
der Anteil der Geschäftsreisen in der Altersgruppe 30 bis<br />
39 Jahre einen nicht unerheblichen Teil ausmacht, um in<br />
der Altersgruppe 40 bis 49 Jahre zunächst allmählich, ab<br />
der Altersgruppe 60 bis 64 Jahre wieder stark zurückzugehen.<br />
Auch im Jahr <strong>2008</strong> zeigt sich ein solcher Verlauf,<br />
verbunden mit der Tendenz, dass mit zunehmendem Alter<br />
der Anteil von längeren Reisen größer wird.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
151
tabelle 3.26<br />
Hauptverkehrsmittel der Reisen 2002 und <strong>2008</strong><br />
2002 <strong>2008</strong><br />
Hauptverkehrsmittel der Reise %<br />
Auto 66 58<br />
Bahn 16 20<br />
Reisebus 5 4<br />
Flugzeug 11 15<br />
Sonstiges 2 3<br />
gesamt 100 100<br />
Personen ab 14 Jahren; ohne Stellvertreterinterviews<br />
Das Auto ist auch auf Reisen im Jahr <strong>2008</strong> das Hauptverkehrsmittel<br />
– 58 Prozent aller detailliert berichteten Reisen<br />
werden mit dem Pkw durchgeführt (Tabelle 3.26). Mit der<br />
Bahn erfolgen 20 Prozent der Reisen, mit dem Flugzeug 15<br />
Prozent. Bemerkenswert ist, dass damit der Anteil des Pkw<br />
gegenüber 2002 zurückgegangen ist und vor allem Bahn<br />
und Flugzeug die Gewinner zusätzlicher Anteile sind.<br />
Zu fast zwei Dritteln wird das Auto für Besuche von<br />
Freunden und Bekannten sowie für andere private Reisen<br />
genutzt; für Urlaubsreisen und Ausflüge liegt der Anteil des<br />
Autos mit 57 Prozent ebenfalls recht hoch, und auch bei<br />
Dienstreisen wird zu über 50 Prozent das Auto genutzt.<br />
Demgegenüber ist die Bahn eher kein Verkehrsmittel für<br />
Ausflüge und den Urlaub, während für Besuche und andere<br />
Privatreisen sowie für Dienst- und Geschäftsreisen die<br />
Bahn überdurchschnittlich häufig genutzt wird. Besonders<br />
hoch fällt der Bahnanteil bei den Wochenendpendlern aus.<br />
Schwerpunkte bei der Wahl des Flugzeugs als Verkehrsmittel<br />
sind die privaten Urlaubsreisen sowie die Dienst- und<br />
Geschäftsreisen (Abbildung 3.112).<br />
152 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
abbildung 3.112
Geschäftsreisende in Deutschland<br />
Ähnlich, wie in der normalen Wegeabfrage der <strong>MiD</strong> längere Reisen nur einen kleinen Teil ausmachen,<br />
kann der Geschäftsreiseverkehr in der <strong>MiD</strong>-Reiseabfrage nicht differenziert untersucht werden. Grenzt<br />
man eine solche Reise bei einer einfachen Entferung von 50 Kilometern ab und rechnet Reisen von<br />
Berufstätigen hinzu, die mindestens eine solche Reise pro Jahr unternehmen, ergibt sich hochgerechnet<br />
eine Zahl von etwa 120 Mio Geschäftsreisen jährlich. Der überwiegende Teil der Geschäftsreisenden<br />
ist bei dieser Abgrenzung nur ein- bis dreimal im Jahr unterwegs – und dann zu großen Teilen aus<br />
Schulungs- oder Seminaranlässen. Der „typische“ Geschäftsreisende mit einer großen Zahl von Reisen<br />
und einem breiten Mix bei den Verkehrsmitteln ist dagegen eine begrenzte Gruppe. Zu ihr zählt weniger<br />
als ein Fünftel der Geschäftsreisenden. Die Mehrheit ist dagegen selten und dann ganz überwiegend<br />
mit dem Auto geschäftlich unterwegs. So werden zwei Drittel aller Geschäftsreisen mit dem Wagen<br />
erledigt. Gleichzeitig führen sie mehrheitlich zu Zielen innerhalb Deutschlands. Dies sind 89 Prozent<br />
aller Geschäftsreisen, weitere zehn Prozent enden im europäischen Ausland und nur ein Prozent führt<br />
darüber hinaus.<br />
Dies sind knapp zusammengefasst die Ergebnisse der Studie „Geschäftsreisende <strong>2008</strong> - Strukturen,<br />
Einstellungen, Verhalten“, die infas in Kooperation mit der Internationalen Fachhochschule Bad Honnef<br />
durchgeführt hat. Telefonisch befragt wurden in einer Repräsentativstichprobe 1.000 Geschäftsreisende.<br />
Die Studie wird jährlich wiederholt und steht kostenlos zur Verfügung.<br />
Bezugsquellen:<br />
http://www.infas.de/geschaeftsreisen.html oder<br />
http://www.fh-bad-honnef.de/cms/index.php/de/News/Presse/Pressemitteilungen<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – GRUNDAUSWERTUNG<br />
153
4.<br />
ergeBnisse <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> –<br />
ausgeWÄhLte theMen<br />
Die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> erlaubt – wie schon die <strong>MiD</strong> 2002 – eine Fülle<br />
von spannenden und gleichzeitig wichtigen Einsichten in<br />
Fragen von Mobilität und Verkehr. Mit der Wiederholung der<br />
2002er-Studie im Jahr <strong>2008</strong> ist diese Fülle weiter deutlich<br />
gewachsen. Nun sind auch zuverlässige Vergleiche zwischen<br />
den beiden Erhebungsjahren möglich, so dass nicht<br />
nur die Struktur, sondern auch die Dynamik der Mobilität<br />
in Deutschland sichtbar gemacht werden kann. Die beiden<br />
Kapitel von Teil 4 dieses <strong>Ergebnisbericht</strong>es greifen Themen<br />
heraus, die hochaktuell und deswegen auch Gegenstand<br />
anhaltender politischer und gesellschaftlicher Diskussionen<br />
sind. Das erste Kapitel, „Umwelt und Verkehr“, fokussiert<br />
auf die Frage „Wer und welche Fahrzeuge sind Ursache für<br />
CO2-Emissionen?“ – im anschließenden Kapitel „Demografischer<br />
Wandel“ steht die Frage nach dem „neuen“ Mobilitätsverhalten<br />
der älteren Bevölkerung im Vordergrund, die<br />
aus dem Vergleich 2002 und <strong>2008</strong> erschlossen wird.<br />
154 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />
!<br />
4.1<br />
uMWeLt unD Verkehr<br />
Die gesamten direkten CO 2-Emissionen des<br />
Verkehrssektors beliefen sich im Jahr 2006 auf<br />
etwas über 160 Mio. Tonnen. Davon entfielen<br />
knapp 93 Prozent auf den Straßenverkehr,<br />
wovon wiederum rund 30 Prozent durch den<br />
Güterverkehr erzeugt wurden.<br />
Seit dem Jahr 2000 sind die Emissionen des<br />
Verkehrs rückläufig. Ihr Anteil an den CO 2-Gesamtemissionen<br />
in Deutschland betrug im Jahr<br />
2006 rund 18 Prozent.<br />
Die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> ermöglicht eine Differenzierung<br />
dieser Zahlen nach einzelnen Verbrauchersegmenten.<br />
Die täglichen CO 2-Emissionen pro<br />
Person (= „CO 2-Fußabdruck“) aus dem Verkehr<br />
sind demnach bei Personen aus Haushalten<br />
mit niedrigem ökonomischem Status aufgrund<br />
kürzerer Tagesstrecken und geringerer Auto-<br />
Anteile nur halb so groß wie bei Personen aus<br />
Haushalten mit sehr hohem Status.<br />
Für Personen in den ländlichen Kreisen liegt der<br />
„CO 2-Fußabdruck“ um fast ein Viertel höher als<br />
für Personen in den Kernstädten – hier weniger<br />
durch die nur minimal längeren Tagesstrecken,<br />
sondern vor allem durch den hohen MIV-Anteil.<br />
Die Zusammensetzung der Pkw-Flotte wirkt sich<br />
ebenfalls differenzierend auf den „CO 2-Fußabdruck“<br />
aus. Seit vielen Jahren ist ein deutlicher<br />
Rückgang der schwächer motorisierten Pkw bei<br />
gleichzeitiger Zunahme der stärkeren Leistungsklassen<br />
feststellbar. Dieser Trend hat sich auch<br />
<strong>2008</strong> noch nicht abgeschwächt.<br />
Fast die Hälfte der CO 2-Emissionen im Pkw-<br />
Verkehr wird von kleinen und kompakten Fahrzeugen<br />
emittiert und knapp ein weiteres Viertel<br />
von Mittelklassefahrzeugen. Bei den jährlichen<br />
Fahrleistungen sind je nach Fahrzeugsegment<br />
in den ersten fünf Jahren nach der Herstellung<br />
große Unterschiede feststellbar, aber auch im<br />
Alter von über 15 Jahren werden viele Pkw noch<br />
mehr als 10.000 Kilometer jährlich gefahren.<br />
Obwohl in den zurückliegenden Jahren viel für einen umweltverträglicheren<br />
Verkehr investiert wurde – zum Beispiel<br />
in die Abgasreinigung von Pkw, den Ausbau des Öffentlichen<br />
Verkehrs oder die umweltverträgliche Gestaltung von<br />
Infrastrukturbauwerken – bleiben die vom Verkehr ausgehenden<br />
Umweltbelastungen ein zentrales Thema. Nicht zu<br />
Unrecht, trägt doch der Verkehr mit rund 18 Prozent und<br />
über 160 Mio. Tonnen jährlich wesentlich zu den nationalen<br />
CO2-Emissionen bei (UBA: Umweltdaten Deutschland<br />
2007, Abbildung 4.1).
abbildung 4.1<br />
Daher werden in diesem Abschnitt verschiedene umweltrelevante<br />
Aspekte aufgegriffen, die auf Basis von Daten in<br />
der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> abgebildet werden können. Zunächst werden<br />
die Ergebnisse der erstmals möglichen Berechnung eines<br />
täglichen „CO2-Fußabdrucks“ im Verkehr dargestellt. Dies<br />
erfolgt übergreifend für alle im Alltagsverkehr genutzten<br />
Verkehrsmittel. Im zweiten Teil des Kapitels werden die<br />
Charakteristika der in der <strong>MiD</strong> enthaltenen Pkw beschrieben<br />
und damit die im Autoverkehr entstehenden direkten<br />
CO2-Emissionen berechnet. Im abschließenden Abschnitt<br />
erfolgt eine Analyse der Pkw-Nutzung nach Fahrzeugsegmenten.<br />
?<br />
Welche Rolle spielt der Verkehr bei den Umweltbelastungen<br />
– gemessen am Beispiel der<br />
CO 2-Emissionen? Wie können diese auf Basis<br />
der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> berechnet werden? Geht das nur<br />
für den Pkw-Verkehr oder ist auch die Ermittlung<br />
eines CO 2-Fußabdrucks für alle Verkehrsteilnehmer<br />
möglich?<br />
Wichtig: Die dargestellten Ergebnisse zu den Emissionen<br />
sind lediglich als orientierende Berechnung zu verstehen<br />
und ersetzen nicht die genauere Ermittlung mit einem<br />
differenzierten Modellierungsprogramm. In einem solchen<br />
Programm werden insbesondere abgeänderte Emissionsfaktoren<br />
für unterschiedliche Betriebs- und Fahrzustände<br />
(zum Beispiel innerorts, außerorts, Autobahn sowie nach<br />
unterschiedlichen Verkehrsflussqualitäten) berücksichtigt,<br />
die hier nur pauschal und nicht nach den Streckentypen<br />
differenziert in die Berechnung eingehen. Ferner halten die<br />
Modelle für den Öffentlichen Verkehr differenziertere Werte<br />
nach Verkehrsträgern vor, während die hier vorgestellten<br />
Ergebnisse mit pauschalen Werten für Nah- und Fernverkehr<br />
rechnen.<br />
Dessen ungeachtet bietet die <strong>MiD</strong> weitreichende Möglichkeiten<br />
der Auswertung für den Pkw-Bereich durch die<br />
Zuordnung der erfassten Fahrzeuge zu den Segmenten des<br />
Kraftfahrtbundesamts. Zum Einen kann das Mobilitätsverhalten<br />
nun in Bezug zur Fahrzeuggröße gesetzt werden,<br />
was allein auf Basis der Marke und der Motorleistung bisher<br />
nicht eindeutig möglich war – Segmente wie zum Beispiel<br />
leistungsstarke Kleinwagen oder alte und große Dieselfahrzeuge<br />
blieben bislang „verborgen“. Zum Anderen können –<br />
je nach Forschungsfrage – mit den technischen Daten und<br />
den Angaben zum Segment eigene Fahrzeugklassen gebildet<br />
werden, die zurückgelegten Wege mit entsprechenden<br />
Emissionsfaktoren belegt werden und zum Beispiel unter<br />
Hinzuziehung von prognostizierten Emissionsfaktoren<br />
Abschätzungen zur zukünftigen Entwicklung der Emissionen<br />
vorgenommen werden. Da darüber hinaus – wie oben<br />
dargestellt – auch Berechnungen für den Öffentlichen Verkehr<br />
(Nah- und Fernverkehr) vorgenommen werden, ergibt<br />
sich eine Gesamtbilanz für alle erfassten Wege, die anhand<br />
der Tages- oder Jahresbilanz auf Personenebene und bei<br />
Bedarf für weitere Aggregate hochgerechnet werden kann.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />
155
Wie erfolgt die Berechnung des CO 2-Fußabdrucks?<br />
Der „CO 2-Fußabdruck“ im Bereich Verkehr wird ermittelt, indem für jeden Weg ein Emissionswert<br />
berechnet und die Summe über die am Stichtag berichteten Wege der jeweiligen Person zugewiesen<br />
wird. Der Emissionswert verhält sich linear zu den zurückgelegten Kilometern und hängt von dem gewählten<br />
Hauptverkehrsmittel ab.<br />
Fußwege und mit dem Fahrrad zurückgelegte Strecken gehen mit einem Nullwert in die Berechnung<br />
ein. Für den MIV werden differenzierte Emissionsfaktoren aus dem Emissionsberechnungsmodell<br />
TREMOD „Transport Emission Model“, Version 5.03 des Umweltbundesamtes verwendet. Unterschieden<br />
werden Benzin- und Dieselfahrzeuge, jeweils drei Größenklassen (klein, mittel, groß) sowie das<br />
Baujahr der Pkw. Ferner ist der Besetzungsgrad der Fahrzeuge in den Berechnungen berücksichtigt.<br />
Für den Öffentlichen Verkehr wurde eine Unterteilung in Nah- und Fernverkehr vorgenommen. Die<br />
Emissionsfaktoren sind dabei aus den Ergebnissen der „Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen<br />
2025“ (BVU 2007) sowie der „Energie- und Emissionsbilanz des Verkehrs“ (Mehlin et al.<br />
2006) abgeleitet. Diese Studien greifen ebenfalls auf Berechnungen mit TREMOD zurück.<br />
In den nachfolgenden Auswertungen zum „CO2-Fußabdruck“ werden auf dieser Grundlage jeweils die<br />
Gesamtemissionen dargestellt, die sich aus den direkten Emissionen der Fahrzeuge und den Emissionen<br />
aus der sogenannten „Kraftstoff-Vorkette“ zusammensetzen. Die Vorkette berücksichtigt diejenigen<br />
Emissionen, die bei der Produktion des Kraftstoffs oder bei der Erzeugung der elektrischen Energie<br />
entstanden sind. Somit ist eine Vergleichbarkeit von Wegen im MIV mit Wegen im elektrisch betriebenen<br />
Öffentlichen Verkehr gegeben. In den Abschnitten, die mit den Charakteristika der Pkw arbeiten,<br />
werden nur die direkten Emissionen betrachtet, da die Vorkette hier immer dieselbe ist.<br />
Exaktere Analysen sind unter Berücksichtigung weiter differenzierter Emissionsfaktoren möglich, zum<br />
Beispiel hinsichtlich des Anteils der Pkw-Fahrten innerorts, außerorts oder auf der Autobahn. Ferner<br />
kann eine zusätzliche Untergliederung des Öffentlichen Verkehrs nach den einzelnen benutzten Verkehrsmitteln<br />
sowie nach Schwachlastzeiten und Verkehrsspitzen vorgenommen werden. Bei zusätzlichen<br />
Vertiefungen sind auch Berechnungen zu alltagsverkehrsbedingten Emissionswerten für Luftschadstoffe<br />
wie beispielsweise den Stickoxyden und Partikelnmöglich. Sie werden im Rahmen dieses<br />
Berichtes jedoch ausgeklammert.<br />
156 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN
tÄgLiche co 2 -eMissionen<br />
Wie in den vorangegangenen Kapiteln dargestellt, wird das<br />
Mobilitätsverhalten der Menschen durch eine Vielzahl von<br />
Faktoren beeinflusst. Das unterschiedliche Verhalten drückt<br />
sich unter anderem in der Wahl des Verkehrsmittels, der<br />
Zahl der Wege sowie den zurückgelegten Distanzen aus.<br />
Die Umweltbelastungen, die vom Verkehr ausgehen, stehen<br />
in engem Zusammenhang mit diesen Größen. Im Falle von<br />
Kohlendioxid (CO2 ) kann auf Basis der in <strong>MiD</strong> erfassten<br />
Wege sowie von zusätzlich hinzugezogenen Emissionsfaktoren<br />
der tägliche Emissionswert pro Person und Stichtag<br />
ermittelt werden.<br />
Der durchschnittliche Wert liegt bei 4,5 Kilogramm CO 2 pro<br />
Tag und Person. Allerdings weisen die täglichen CO 2 -Emis-<br />
sionen eine klare Abhängigkeit vom ökonomischen Status<br />
des Haushalts auf. Die Spanne reicht von 2,7 Kilogramm<br />
CO2 pro Tag (Haushaltsstatus „sehr niedrig“) bis zu 6,8 Kilogramm<br />
für den Haushaltsstatus „sehr hoch“. Die anderen<br />
Statustypen liegen dazwischen. Eine wesentlicher Grund<br />
für die Unterschiede ist im Modal Split zu suchen (siehe<br />
auch Kapitel 3.3.2): Je höher der ökonomische Status des<br />
Haushalts liegt, umso geringer fällt der Anteil der Wege aus,<br />
die zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden.<br />
Gleichzeitig steigt der Anteil der MIV-Wege. Ein signifikanter<br />
Einfluss auf die mobilitätsbedingte CO2-Produktion eines<br />
Haushalts haben darüber hinaus die Länge der täglichen<br />
Wege sowie der Typ des zur Verfügung stehenden Pkws:<br />
•<br />
•<br />
Die zurückgelegten Tagesstrecken steigen mit dem ökonomischen<br />
Status eines Haushalts (Abbildung 4.2).<br />
Mit höherem ökonomischem Status nimmt die Wahrscheinlichkeit<br />
zu, dass eher größere Fahrzeuge in der<br />
Garage stehen, die gleichzeitig eine überdurchschnittliche<br />
Jahreskilometerleistung aufweisen. Allerdings sind<br />
in diesen Haushalten auch eher die neueren und damit<br />
effizienteren Fahrzeuge vorhanden.<br />
abbildung 4.2<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />
157
Auf Grundlage der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong>-Daten kann die Betrachtung<br />
vom mobilitätsbezogenen CO2-Fußabdruck unter ganz<br />
unterschiedlichen Perspektiven durchgeführt werden. Im<br />
Folgenden wird anhand verschiedener Beispiele aufgezeigt,<br />
welche detaillierten Betrachtungen die Kombination von<br />
<strong>MiD</strong>-Daten und Emissionsfaktoren, die aus externen Quellen<br />
bezogen werden, erlauben (vgl. Kasten).<br />
PersonenBeZogene tagesWerte nach Den<br />
nutZersegMenten<br />
Basis für die Ermittlung personenbezogener Tageswerte<br />
in der Differenzierung nach den Nutzersegmenten ist die<br />
übliche Verkehrsmittelnutzung einer Person (Abbildung 4.3)<br />
(vgl. auch Kapitel 3.3.3). Aus diesem Blickwinkel variieren<br />
die täglichen Emissionen noch deutlich stärker als bei der<br />
Betrachtung in Abhängigkeit vom ökonomischen Haushaltsstatus.<br />
Dies ist naheliegend, da mit den gebildeten Segmenten<br />
der direkte Bezug zu spezifisch mehr oder weniger<br />
emittierenden Verkehrsmitteln einhergeht. So nutzen die<br />
„Fahrradfahrer“ definitionsgemäß am häufigsten das eigene<br />
Fahrrad, legen aber gelegentlich auch Wege mit anderen<br />
Verkehrsmitteln zurück – hinterlassen also auch einen CO2- Fußabdruck. Für die drei Nutzersegmente, die keinen Pkw<br />
zur Verfügung haben, erreichen die täglichen CO2-Emissio nen maximal zwei Kilogramm pro Tag und Person.<br />
Sobald ein Auto verfügbar ist, fällt das Niveau der Emissionen<br />
deutlich höher aus. Die täglichen CO2-Emissionen liegen dann für Personen, die täglich (ÖV-Stammkunden)<br />
oder wöchentlich (ÖV-Gelegenheitskunden) den ÖPNV nutzen,<br />
bei 5,6 beziehungsweise 5,1 kg/Tag. Wird der ÖPNV<br />
seltener genutzt, steigen die Emissionen auf über 6 kg/Tag<br />
an. Diese personenbezogenen Auswertungen ermöglichen<br />
die Erstellung differenzierter Profile, die wiederum zum Ausgangspunkt<br />
verschiedener Simulationen zur Abschätzung<br />
von Maßnahmenwirkungen verwendet werden können.<br />
Damit ließe sich beispielsweise die Frage beantworten, wie<br />
sich der CO2-Emissionswert einer Region verändern würde,<br />
wenn die ÖV-Gelegenheitskunden einen höheren Teil ihrer<br />
Wege mit Bus oder Bahn anstatt mit dem Auto zurücklegen.<br />
158 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />
abbildung 4.3
Werden die Werte aus Abbildung 4.3 in einer dreidimensionalen<br />
Darstellung mit dem Anteil täglicher Autofahrer in dem<br />
jeweiligen Segment verknüpft, ergeben sich eine weitere<br />
aufschlussreiche Ergebnisse (vgl. Abb. 4.4). Es zeigt sich<br />
nämlich, dass die zurückgelegten Tageskilometer und der<br />
sich daraus über alle genutzten Verkehrsmittel ergebende<br />
CO2-Wert in hohem Maß von den Nutzungsgewohnheiten<br />
abhängen. Die Abbildung ist folgendermaßen aufgebaut:<br />
Auf der waagerecht verlaufenden Achse wird die tägliche<br />
Kilometersumme abgetragen. Die vertikale Achse zeigt den<br />
Anteil der täglichen Autofahrer in dem jeweiligen Segment.<br />
Der Schnittpunkt beider Achsen liegt genau in dem<br />
jeweiligen Durchschnittswert, während die Blasengröße den<br />
CO2-Emissonswert pro Gruppe darstellt. Die Wenig-Mobilen<br />
legen demnach nicht nur vergleichsweise wenige Kilometer<br />
zurück, sondern nutzen dafür auch kaum das Auto – in dieser<br />
Gruppe ausschließlich als Mitfahrer – mit entsprechend<br />
abbildung 4.4<br />
geringen Emissionswerten. Am anderen Ende der Skala<br />
stehen die IV-Stammkunden, die lange Strecken zurücklegen<br />
und dafür in der Regel das eigene Auto nutzen.<br />
Die Platzierung der ÖV-Stammkunden im unteren rechten<br />
Quadranten zeigt, dass diese Gruppe, zu der viele<br />
Berufspendler gehören, relativ lange tägliche Wegstrecken<br />
bewältigt, dafür aber in der Hauptsache auf Bus oder Bahn<br />
zurückgreift. Dies führt zu CO2-Werten, die im Verhältnis<br />
zur Wegstrecke eher gering ausfallen.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />
159
anaLYse Der eMissionsWerte Pro Person unD<br />
tag nach haushaLtstYP<br />
Bei der haushaltstypspezifischen Analyse der Emissionswerte<br />
treten deutliche Unterschiede zwischen den<br />
verschiedenen Haushaltstypen zutage (vgl. Tab. 4.1). Bei<br />
den Einpersonenhaushalten, in denen eine Person im Alter<br />
von bis zu 59 Jahren lebt, erreichen die täglichen Emissionen<br />
mit über sieben Kilogramm pro Person und Tag einen<br />
Maximalwert, insbesondere deshalb, weil dort der Pkw<br />
überwiegend alleine genutzt wird, das heißt keine Mitfahrer<br />
vorhanden sind. Anders in den Einpersonenhaushalten mit<br />
einer Person über 60 Jahren: Dort wird – im Vergleich der<br />
unterschiedlichen Haushaltstypen – die kürzeste Tagesstrecke<br />
zurückgelegt; damit fallen auch die täglichen CO2- Emissionen mit 2,2 kg am niedrigsten aus. Hohe Werte<br />
von rund sechs Kilogramm pro Tag beim CO2-Fußabdruck erreichen auch die Mehrpersonen-Erwachsenenhaushalte,<br />
wobei die alten Haushalte – wie schon bei den Einpersonenhaushalten<br />
– deutlich weniger CO2 produzieren. Der<br />
CO2-Fußabdruck von Haushalten mit Kindern zeigt eine<br />
deutliche Abhängigkeit vom Alter der Kinder. So liegen die<br />
Emissionen pro Person in Haushalten mit einem Kind unter<br />
sechs Jahren bei 3,6 kg pro Tag, mit mindestens einem<br />
Kind unter 14 Jahren bei 4,0 kg pro Tag und erreichen bei<br />
einem Haushalt mit mindestens einem Kind unter 18 Jahren<br />
4,6 kg pro Tag.<br />
tabelle 4.1<br />
CO 2 -Emissionswerte pro Person und Tag nach Haushaltstypen<br />
CO 2 -Emission der Wege der<br />
Person am Stichtag<br />
160 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />
Tagesstrecke<br />
Haushalte mit... kg km<br />
einem Erwachsenen<br />
zwei Erwachsenen<br />
unter 30 Jahre 7,4 56<br />
30 bis unter 60 Jahre 7,3 52<br />
60 Jahre und älter 2,2 19<br />
unter 30 Jahre 6,0 52<br />
30 bis unter 60 Jahre 6,0 46<br />
60 Jahre und älter 2,7 28<br />
mind. drei Erwachsenen 5,2 43<br />
mind. einem Kind<br />
Dabei schwankt die tägliche Wegstrecke lediglich zwischen<br />
38 und 40 km. Die Höhe des CO2-Emissionswerts hängt<br />
also bei dieser Betrachtung am deutlichsten von den Hauptverkehrsmitteln<br />
in den einzelnen Haushaltstypen ab. So ist<br />
in den großen reinen Erwachsenenhaushalten die Anzahl<br />
und Verfügbarkeit der Pkw am größten, womit eine häufige<br />
Nutzung des Autos korrespondiert.<br />
co 2 -fussaBDruck nach aLterskLassen<br />
Betrachtet man die täglichen Emissionswerte ausschließlich<br />
nach Altersklassen, ergibt sich eine ähnliche Spreizung.<br />
Junge und alte Menschen, die weniger eigenständig mit<br />
dem Auto unterwegs, sondern häufiger MIV-Mitfahrer sind<br />
oder Öffentliche Verkehrsmittel benutzen, haben mit unter<br />
drei Kilogramm CO2 pro Tag einen entsprechend kleinen<br />
CO2-Fußabdruck. Die Altersgruppen von 18 bis 59 Jahren,<br />
die oftmals über einen Pkw verfügen, weisen mit 5,6 bis 6,6<br />
kg CO2 /Tag erwartungsgemäß die höchsten täglichen Emissionen<br />
auf; in diesen Altersgruppen werden Tagesstrecken<br />
zwischen 44 und 53 km zurückgelegt. In der Altersgruppe<br />
der 60 bis 64jährigen macht sich bemerkbar, dass sich bereits<br />
ein Teil der Gruppe im Ruhestand befindet. Für diese<br />
Altersgruppe werden deutlich geringere Emissions- und<br />
Kilometerwerte als für die jüngeren Altersgruppen ermittelt.<br />
Gleichzeitig ist festzustellen, dass mit zunehmendem Alter<br />
die täglichen Kilometer und die CO2-Pro-Kopf-Emissionen abnehmen.<br />
unter 6 Jahre 3,6 38<br />
unter 14 Jahre 4,0 38<br />
unter 18 Jahre 4,6 40<br />
Alleinerziehendem 2,9 33
tabelle 4.2<br />
CO 2 -Emissionswerte pro Person und Tag nach<br />
Altersgruppen<br />
CO 2 -Emission der<br />
Wege der Person<br />
am Stichtag<br />
Tagesstrecke<br />
Alter kg km<br />
0 - 10 Jahre 1,5 24<br />
11 - 13 1,6 25<br />
14 - 17 2,1 30<br />
18 - 29 5,6 49<br />
30 - 39 6,6 53<br />
40 - 49 6,5 51<br />
50 - 59 5,9 44<br />
60 - 64 4,3 35<br />
65 - 74 2,8 28<br />
75 und älter 1,5 16<br />
co 2 -eMissionen Pro koPf in unterschieDLichen<br />
rauMtYPen<br />
Wird der Raumtyp als Unterscheidungsmerkmal für die<br />
täglichen CO2-Emissionen herangezogen, ergibt sich der<br />
Maximalwert für die Bevölkerung der ländlichen Kreise;<br />
er beträgt dort 4,9 Kilogramm pro Kopf und Tag. In den<br />
verdichteten Kreisen liegt der Wert mit 4,6 Kilogramm pro<br />
Tag etwas niedriger, in den Kernstädten mit 4,0 Kilogramm<br />
pro Tag deutlich niedriger. Der Grund für diese Spreizung<br />
der Werte ist vor allem in der unterschiedlichen Verkehrsmittelnutzung<br />
zu finden. So fällt der Modal-Split- Anteil des<br />
Öffentlichen Verkehrs in den Kernstädten mit 15 Prozent<br />
über doppelt so hoch aus wie in den übrigen Raumtypen<br />
(siehe Kapitel 3.3.2). Die unterschiedliche Fahrzeugstruktur<br />
in den drei Raumtypen spielt dagegen nur eine untergeordnete<br />
Rolle; ebenso die Wegelängen im MIV, die sich kaum<br />
nach Raumtyp unterscheiden.<br />
charakteristika Der erfassten<br />
PersonenkraftWagen<br />
Ergänzend zu den bisherigen Auswertungen zum MIV<br />
(siehe Kapitel 3.3.1) erlaubt die <strong>MiD</strong> auch Aussagen über<br />
den genutzten Pkw selbst. Hieraus lassen sich Unterschiede<br />
in der Nutzung je nach Fahrzeuggröße ableiten und<br />
Rückschlüsse zu den Gesamtemissionen beziehungsweise<br />
zum Gesamtkraftstoffverbrauch ziehen.<br />
?<br />
Welche Auswertungsmöglichkeiten bestehen<br />
in der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> auf Fahrzeugebene und wie<br />
lässt sich dies zur Berechnung der Emissionen<br />
nutzen? Wie viele Autos welcher Kategorien<br />
gibt es überhaupt, und wie zuverlässig sind die<br />
erhobenen Daten?<br />
Um die Zuverlässigkeit dieser Auswertungsebene zu überprüfen,<br />
wurden die Strukturmerkmale sowie die bundesweit<br />
hochgerechnete Absolutzahl zunächst mit anderen Quellen<br />
verglichen, die den bundesweiten Pkw-Bestand abbilden.<br />
Diese Überprüfung kommt zu den folgenden Ergebnissen<br />
(Tabelle 4.3):<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Im Rahmen der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> wurden in 25.922 Haushalten<br />
34.601 Pkw ermittelt. Ihre hochgerechnete Anzahl<br />
beträgt gut 46 Mio. und liegt damit höher als die etwa<br />
41 Mio. durch das Kraftfahrtbundesamt (KBA) ausgewiesenen<br />
Fahrzeuge. Dies ist unter anderem auf Unschärfen<br />
durch die in der Befragung ebenfalls erfassten<br />
vorübergehend stillgelegten und nur saisonal zugelassenen<br />
Fahrzeuge zurückzuführen. Berücksichtigt man<br />
diesen Umstand, dann bildet die <strong>MiD</strong> die Gesamtzahl<br />
der Pkw gut ab.<br />
Die Struktur des Pkw-Bestands wird ebenfalls gut<br />
getroffen.<br />
Die Zulassung der Fahrzeuge wird nach gewerblich und<br />
privat unterschieden. Hier ergibt sich in der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> ein<br />
Anteil von 91 Prozent privat zugelassenen Fahrzeugen.<br />
Dies entspricht dem Anteil laut Kraftfahrtbundesamt zum<br />
01.01.<strong>2008</strong> von 90 Prozent fast exakt.<br />
Der Anteil der erfassten Dieselfahrzeuge in der <strong>MiD</strong><br />
liegt mit 24 Prozent ebenfalls sehr nahe am vom KBA<br />
berichteten Anteil von 25 Prozent. Ferner ist in der <strong>MiD</strong><br />
der Anteil der Gasfahrzeuge mit knapp einem Prozent<br />
genauso hoch wie durch das KBA ausgewiesen. Darüber<br />
hinaus ist in der <strong>MiD</strong> eine geringe Zahl von Pkw mit<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />
161
•<br />
•<br />
Hybridantrieb erfasst.<br />
Das durchschnittliche Alter der Pkw in der <strong>MiD</strong> beträgt<br />
7,8 Jahre und liegt damit nur leicht unterhalb des durchschnittlichen<br />
Alters des Bestands in Deutschland von 8,2<br />
Jahren laut KBA.<br />
Der Vergleich der jährlichen Fahrleistung mit anderen<br />
Statistiken führt ebenfalls zu einer sehr guten Übereinstimmung.<br />
„Verkehr in Zahlen“ nennt in der Ausgabe<br />
<strong>2008</strong>/2009 für das Jahr 2007 eine jährliche Kilometerleistung<br />
von 11.800 Kilometern für Benzin- beziehungsweise<br />
21.600 Kilometern für Dieselfahrzeuge.<br />
Demgegenüber weichen die in der <strong>MiD</strong> ermittelten<br />
Durchschnittswerte von 11.810 Kilometern beziehungsweise<br />
22.298 Kilometern nur wenig ab.<br />
tabelle 4.3<br />
Vergleich von Pkw-Kennwerten der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> mit offiziellen Statistiken<br />
162 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />
<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> Vergleichswert<br />
Quelle und Bezugsdatum des<br />
Vergleichswertes<br />
Anteil gewerbliche Halter % 91,4 90,0 KBA, 01.01.<strong>2008</strong><br />
Anteil Dieselfahrzeuge % 23,5 24,9 KBA, 01.01.2009<br />
Anteil Gasfahrzeuge % 0,8 0,9 KBA, 01.01.2009<br />
durchschnittliches Fahrzeugalter Jahre 7,8 8,2 KBA, 01.01.2009<br />
jährliche Fahrleistung Benzinfahrzeuge km 11.810 11.800 Verkehr in Zahlen 08/09, 2007<br />
jährliche Fahrleistung Dieselfahrzeuge km 22.298 21.600 Verkehr in Zahlen 08/09, 2007<br />
Die <strong>MiD</strong>-Daten stellen damit eine belastbare Ausgangsbasis<br />
für die Betrachtung fahrzeugspezifischer und umweltrelevanter<br />
Fragestellungen dar.<br />
Als wesentliches Merkmal zur Klassifizierung der Pkw ist<br />
bisher oftmals der Hubraum des Motors verwendet worden.<br />
Aufgrund der technischen Entwicklung ist der Hubraum<br />
dafür aber immer weniger geeignet. Inzwischen werden sowohl<br />
stärkere als auch schwächere Motorisierungsvarianten<br />
mit dem gleichen Hubraum realisiert. Die unterschiedliche<br />
Leistung wird mittels der Motorsteuerung oder Aufladung<br />
erreicht. Ferner wird der gleiche Motor meist in mehreren<br />
Modellen verwendet, insbesondere Dieselmotoren<br />
zwischen 1,6 und 2,0 Liter Hubraum werden in fast allen<br />
Segmenten wie zum Beispiel Kompaktklasse, Mittelklasse,<br />
Vans und Geländewagen eingesetzt. Daher teilt das Kraftfahrtbundesamt<br />
Pkw gegenwärtig in Segmente ein, die im<br />
Wesentlichen auf den Fahrzeugabmessungen, aber auch<br />
auf der preislichen Positionierung am Markt und anderen<br />
Kriterien basieren (Tabelle 4.4).<br />
Von den in der <strong>MiD</strong> enthaltenen Fahrzeugen konnten knapp<br />
sieben Prozent keinem der Segmente des KBA zugeordnet<br />
werden, da die Befragten zu den technischen Details ihres<br />
Fahrzeugs keine Angaben machen konnten. Die verbleibenden<br />
Autos zeigen eine gute Übereinstimmung mit der Bestandsstruktur<br />
laut KBA. Über ein Viertel der Pkw sind Minis<br />
oder Kleinwagen, die Kompaktklasse hat einen Anteil von<br />
rund 30 Prozent und die Mittelklasse einen Anteil von gut<br />
einem Fünftel. Der Rest verteilt sich auf die verbleibenden<br />
Segmente, unter denen Vans und die Obere Mittelklasse<br />
die höchsten Anteile aufweisen. Oberklasse, Geländewagen<br />
und Sportwagen bleiben relativ unbedeutend.<br />
Als weiteres Unterscheidungskriterium kann die Motorleistung<br />
verwendet werden (Abbildung 4.5). Deutlich verändert<br />
haben sich hier gegenüber der <strong>MiD</strong> 2002 die Anteile der<br />
besonders leistungsschwachen Fahrzeuge einerseits sowie<br />
der besonders leistungsstarken andererseits: Der Anteil<br />
der Klasse unterhalb von 39 kW ging von zehn auf sechs<br />
Prozent zurück, während die Fahrzeuge mit mehr als 100<br />
kW einen Anstieg von 12 auf 19 Prozent aufweisen. Insgesamt<br />
sinkt der Anteil aller Klassen unterhalb von 70 kW<br />
Motorleistung. In den Klassen oberhalb 70 kW nahm der<br />
Anteil zwischen 2002 und <strong>2008</strong> zu. Dies trifft nach den aktuellen<br />
<strong>MiD</strong>-Ergebnissen auch noch auf die <strong>2008</strong> gebauten<br />
Fahrzeuge zu. Sie weisen im Mittel höhere Motorleistungen<br />
auf als die davor liegenden Produktionsjahre. Dies ändert<br />
sich aufgrund der Umweltprämie (voraussichtlich aber nur<br />
vorübergehend) erst im Baujahr 2009, das in der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong><br />
allerdings nicht mehr abgebildet wird.
tabelle 4.4<br />
Vergleich der KBA-Segmentanteile der Pkw in <strong>MiD</strong> mit Angaben des Kraftfahrtbundesamtes<br />
<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> KBA, 01.01.2009<br />
KBA-Segmente Beispielfahrzeuge Spalten-%<br />
Minis Fiat Panda, Ford Ka 5,5 5,4<br />
Kleinwagen Opel Corsa, BMW Mini 21,3 19,9<br />
Kompaktklasse VW Golf, Toyota Auris 30,2 27,9<br />
Mittelklasse Mercedes C-Klasse, Renault Laguna 20,6 20,1<br />
Obere Mittelklasse Audi A6, Volvo 70 6,1 5,9<br />
Oberklasse BMW 7er, Lexus LS 0,5 0,5<br />
Geländewagen Suzuki Vitara, BMW X5 2,6 3,2<br />
Sportwagen Mercedes SLK, Porsche 911 1,2 1,5<br />
Mini-Vans Opel Meriva, Renault Scenic 3,5 3,6<br />
Großraum-Vans Ford Galaxy, VW Touran 4,7 4,4<br />
Utilities Mercedes Sprinter, Renault Kangoo 3,4 3,0<br />
Wohnmobile 0,5 0,8<br />
abbildung 4.5<br />
Neben den KBA-Kategorien und der Motorleistung stellt die<br />
Fahrzeugmarke ein interessantes Untersuchungsmerkmal<br />
dar (Tabelle 4.5). Die Auswertung der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> ergibt, dass<br />
rund jeder fünfte Haushalt über einen Pkw der sogenannten<br />
Premiummarken wie Audi, BMW, Mercedes-Benz oder<br />
Volvo verfügt. Ein Drittel der erfassten Fahrzeuge sind<br />
ausländische Fabrikate. Abweichungen gegenüber den vom<br />
KBA gemeldeten Markenanteilen sind vorhanden, halten<br />
sich jedoch in Grenzen. Kaum zu vermeidende Ungenauigkeiten<br />
entstehen zum Beispiel dadurch, dass von den<br />
Befragten für einzelne Fahrzeuge teilweise der Markename<br />
und teilweise der Konzernname angegeben wurde.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />
163
tabelle 4.5<br />
Vergleich von Fahrzeugmarken in <strong>MiD</strong> mit Angaben des<br />
Kraftfahrtbundesamtes<br />
<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> KBA (1.1.09)<br />
Spalten-%<br />
Audi 5,9 6,1<br />
BMW 5,7 6,7<br />
Citroen 1,7 1,7<br />
Fiat 2,8 2,8<br />
Ford 8,4 8,6<br />
Mazda 2,3 2,4<br />
Mercedes-Benz 8,8 9,2<br />
Nissan 2,2 2,1<br />
Opel 14,3 13,4<br />
Peugeot 3,3 2,9<br />
Renault 5,4 5,2<br />
Seat 1,6 1,7<br />
Skoda 2,4 2,2<br />
Toyota 3,5 3,1<br />
VW 21,7 21,2<br />
Volvo 1,2 1,0<br />
fahrLeistung unD co 2-eMissionen Der<br />
erfassten fahrZeuge<br />
Die Angaben zur jährlichen Fahrleistung in der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong><br />
ergeben im Durchschnitt rund 14.300 Kilometer (Benzinfahrzeuge<br />
11.800 Kilometer und Dieselfahrzeuge 22.300<br />
Kilometer). Bei der Betrachtung der Fahrleistung sind<br />
deutliche Unterschiede je nach Fahrzeugsegment festzustellen<br />
(Tabelle 4.6). Während Minis und Kleinwagen mit<br />
Werten unter 12.000 Kilometern dicht beieinander liegen,<br />
sind Fahrzeuge der Kompaktklasse rund 2.000 Kilometer<br />
pro Jahr mehr in Betrieb und die Mittelklasse nochmals<br />
zusätzliche 2.000 Kilometer. Geländewagen (einschließlich<br />
Oberklasse und Sportwagen) und Mini-Vans liegen<br />
zwischen Kompaktklasse und Mittelklasse. Die Obere<br />
Mittelklasse und die Utilities rangieren mit gut 17.000<br />
Kilometern deutlich darüber und die Großraum-Vans weisen<br />
mit über 19.000 Kilometern die höchste jährliche Fahrleistung<br />
auf. Wird die jährliche Fahrleistung nach Benzin und<br />
Diesel unterschieden, zeigen sich größere Differenzen. Die<br />
Spanne reicht hier von rund 50 Prozent mehr Jahreskilometer<br />
beim Utility-Diesel gegenüber dem Utility-Benziner<br />
bis hin zu mehr als doppelt so vielen Jahreskilometern beim<br />
Diesel der Oberen Mittelklasse gegenüber dem Benziner<br />
derselben Kategorie.<br />
164 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />
tabelle 4.6<br />
Jahresfahrleistung nach KBA-Segmenten<br />
Jahresfahrleistung<br />
KBA-Segmente km<br />
Minis 10.949<br />
Kleinwagen 11.656<br />
Kompaktklasse 14.023<br />
Mittelklasse 16.002<br />
Obere Mittelklasse 17.272<br />
Geländewagen* 14.562<br />
Mini-Vans 14.741<br />
Großraum-Vans 19.403<br />
Utilities** 17.509<br />
*einschließlich Oberklasse und Sportwagen<br />
**einschließlich Wohnmobile<br />
Unter Berücksichtigung der in der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> angegebenen<br />
Jahresfahrleistung lässt sich eine Gesamtjahresfahrleistung<br />
von 593 Mrd. Kilometer errechnen. In der Ausgabe<br />
<strong>2008</strong>/2009 von „Verkehr in Zahlen“ werden 587 Mrd.<br />
Kilometer für das Jahr 2007 angegeben. Die direkten CO2- Emissionen des MIV (ohne Kraftstofferzeugung) führen<br />
somit zu einem jährlichen Gesamtwert von 106 Mio. Tonnen<br />
und einem Kraftstoffverbrauch von etwa 44 Mrd. Litern.<br />
Ein Vergleich der Ergebnisse von <strong>2008</strong> mit Emissions- und<br />
Fahrleistungswerten von 2002 ergibt eine Entwicklung, die<br />
angesichts zurückgehender Emissionswerte vor allem vor<br />
dem Hintergrund der anhaltenden Diskussion zum Klimawandel<br />
und den Anstrengungen der deutschen Automobilhersteller<br />
zur Verbrauchsreduzierung interessant erscheint.<br />
Das Umweltbundesamt ermittelte bei einer Jahresfahrleistung<br />
von 580 Mrd. km einen direkten CO2-Ausstoß von<br />
111 Mio. Tonnen im Jahr 2002 (UBA 2009). Ausgehend von<br />
den Ergebnissen der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> wären die direkten Emissionen<br />
damit trotz gestiegener Fahrleistung um knapp fünf<br />
Prozent zurückgegangen, die spezifischen Pkw-Emissionen<br />
je Kilometer um knapp sieben Prozent.<br />
Die Berücksichtigung der Fahrzeuganzahl je Kategorie, der<br />
spezifischen jährlichen Fahrleistung sowie des Emissionsfaktors<br />
lässt auch eine Aufteilung der Gesamtemissionen<br />
nach den vorhandenen Fahrzeugsegmenten zu. Hierbei<br />
ergibt sich der wichtige Befund, dass fast die Hälfte der<br />
Emissionen von kleinen und kompakten Fahrzeugen<br />
verursacht wird und ein knappes weiteres Viertel von Mittelklassefahrzeugen.<br />
Auf die Vans gehen rund elf Prozent
der Emissionen zurück, der Anteil der Geländewagen<br />
einschließlich Oberklasse und Sportwagen bleibt mit einem<br />
Wert von sechs Prozent vergleichsweise niedrig<br />
(Abbildung 4.6).<br />
abbildung 4.6<br />
Für die Berechnung des Kraftstoffverbrauchs und der<br />
CO2-Emissionen spielt neben der Fahrzeuggröße und der<br />
Antriebsart auch das Alter der Fahrzeuge sowie die jeweilige<br />
Fahrleistung eine wichtige Rolle. Daher werden in einem<br />
letzten Schritt die Fahrleistungen bezüglich der gebildeten<br />
Segmente und dem Baujahr der Fahrzeuge ausgewertet<br />
(Abbildung 4.7). Dabei zeigt sich, dass die jährliche<br />
Fahrleistung bei den jüngeren Pkw sehr unterschiedlich ist,<br />
sich mit zunehmendem Alter allerdings annähert. Vor allem<br />
Großraum-Vans und die Obere Mittelklasse der Baujahre<br />
2007 und <strong>2008</strong> weisen sehr hohe Fahrleistungen von<br />
über 30.000 Kilometern auf. Die Fahrleistungen gehen mit<br />
zunehmendem Alter dieser Pkw zurück und liegen beim<br />
Baujahr 2000 und davor nur noch bei der Hälfte des Wertes<br />
für die neueren Fahrzeuge. Die Mittelklasse erreicht etwas<br />
niedrigere Werte als die Obere Mittelklasse. Mini, Kleinwagen<br />
und Kompaktklasse-Pkw aus den Jahren <strong>2008</strong> und<br />
2007 werden zwischen 11.000 und 18.000 Kilometern pro<br />
Jahr gefahren, zehn Jahre alte Fahrzeuge dieser Segmente<br />
dann noch zwischen rund 10.500 und 12.500 Kilometern.<br />
Für die Fahrzeuge, die älter als zehn Jahre sind, werden in<br />
der <strong>MiD</strong> zum Teil nur noch wenig sinkende Jahresfahrleistungen<br />
angegeben. Kompaktklasse, Mittelklasse, Obere<br />
Mittelklasse und Großraum-Vans werden also auch im Alter<br />
von über 15 Jahren noch mehr als 10.000 Kilometer pro<br />
Jahr gefahren.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />
165
abbildung 4.7<br />
Da ältere Fahrtzeuge eine schlechtere Effizienz haben,<br />
stellt sich die Frage, ob diese auch besonders viel Kraftstoff<br />
verbrauchen bzw. CO2 emittieren, oder ob dieser Effekt<br />
aufgrund der geringeren Jahresfahrleistung gar nicht auftritt.<br />
Hierzu wurden die Emissionsmengen nach Baujahren<br />
der Pkw berechnet. Abbildung 4.8 ist zu entnehmen, dass<br />
die Emissionen recht gleichmäßig auf neuere und ältere<br />
Pkw verteilt sind. Die Emissionen der jüngeren Baujahre<br />
sind entsprechend ihres größeren Anteils im Bestand etwas<br />
höher als bei älteren Pkw. Gut die Hälfte des Pkw-Bestands<br />
entstammt dem Baujahr 2001 und jünger. Diese Pkw<br />
produzieren gleichzeitig auch gut die Hälfte der jährlichen<br />
CO2-Emissionen. Somit ergibt diese erste Analyse nicht,<br />
dass die älteren Pkw aufgrund ihrer schlechteren Effizienz<br />
überproportional viel zu den CO2-Gesamtemissionen beitragen.<br />
Vielmehr ist immer die Kombination aus spezifischen<br />
Emissionswerten und der Jahresfahrleistung zu beachten.<br />
166 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN
abbildung 4.8<br />
Die dargestellten Ergebnisse zur Berechnung von CO 2 -<br />
Emissionswerten auf Basis der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> veranschaulichen<br />
das Potenzial, über das die Erhebung auch an dieser Stelle<br />
verfügt. Analysen können durchgeführt werden sowohl auf<br />
der Ebene einzelner Regionen, Personengruppen oder<br />
– wie im Beispiel gezeigt – auf der Ebene von Fahrzeugkategorien<br />
durchgeführt werden. Damit ermöglicht die <strong>MiD</strong><br />
<strong>2008</strong> die Betrachtung relevanter Hebel zur Reduzierung der<br />
durch den Alltagsverkehr verursachten Emissionen, auch<br />
über die Größe CO2 hinaus.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />
167
!<br />
4.2<br />
DeMografischer WanDeL<br />
Die meisten Altersgruppen sind von 2002 nach<br />
<strong>2008</strong> mobiler geworden, ganz besonders die<br />
Altersgruppen 60+. Ausnahme sind die jungen<br />
Altersgruppen bis 17 Jahre – ihre Wegeanzahl<br />
geht eher zurück. Der Anteil der Senioren, das<br />
heißt der Personen im Alter von 65 Jahren<br />
oder mehr, ist zwischen 2002 und <strong>2008</strong> um 16<br />
Prozent gewachsen; der Anteil der Wege, die<br />
diese Gruppe zurücklegt, ist demgegenüber um<br />
31 Prozent gewachsen.<br />
Der Mobilitätszuwachs ist bei den Frauen relativ<br />
größer als bei den Männern.<br />
Ältere Menschen legen gegenüber 2002 mehr<br />
Wege zurück. Die durchschnittliche Tagesstrecke<br />
ändert sich dagegen nur geringfügig.<br />
Ältere Menschen nutzen verstärkt das Verkehrsmittel<br />
Pkw, während bei den Jüngeren die<br />
Pkw-Nutzung leicht zurückgeht. Gleichzeitig<br />
nimmt die Nutzung des Öffentlichen Verkehrs<br />
bei den älteren Menschen ab und die des Autos<br />
zu. Zweitwichtigstes Verkehrsmittel für die „alten<br />
Alten“ (75 Jahre und mehr) sind die eigenen<br />
Füße auf 38 Prozent aller Wege.<br />
Und: Ältere Menschen, die alleine leben, sind<br />
weniger mobil als Gleichaltrige, die in einem<br />
Zwei- oder Mehrpersonenhaushalt wohnen.<br />
Kohortenanalysen zeigen, dass die beschriebenen<br />
Veränderungen vor allem auf biografische<br />
Effekte zurückzuführen sind. Die aktuelle „ältere“<br />
Generation ist bedingt durch ihre bisherigen<br />
Lebensumstände mobiler als ältere Menschen<br />
früherer Geburtsjahrgänge in der entsprechenden<br />
Lebensphase.<br />
168 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />
Vor dem Hintergrund sich immer stärker verändernder<br />
Bevölkerungsstrukturen zielt das vorliegende Kapitel darauf<br />
ab, die Entwicklung der Mobilität in unterschiedlichen Altersgruppen<br />
darzustellen. Fast zwangsläufig liegt dabei der<br />
Fokus auf den älteren Menschen, die nicht nur hinsichtlich<br />
ihres Anteils an der Bevölkerung wachsen, sondern die<br />
gleichzeitig eine „Verjüngung“ durchgemacht haben, die<br />
sie – im Vergleich zu früheren Generationen – zu wesentlich<br />
aktiveren Menschen macht. Mehr Aktivität bedeutet<br />
im Allgemeinen auch mehr Mobilität. Es wird zu zeigen<br />
sein, welche konkreten Veränderungen beobachtet werden<br />
können und inwieweit es auch innerhalb der Gruppe der<br />
älteren Menschen durchaus zu differenzieren gilt. Das<br />
bedeutet: Nachdem Kapitel 3.2.2 bereits die Unterschiede<br />
im Mobilitätsverhalten zwischen den Altersgruppen für das<br />
Jahr <strong>2008</strong> dargestellt hat, werden Gegenstand dieses Kapitels<br />
die Veränderungen des Mobilitätsverhaltens innerhalb<br />
der Altersgruppen im Vergleich 2002 und <strong>2008</strong> sowie die<br />
Auswirkungen von verändertem Mobilitätsverhalten auf die<br />
Gesamtnachfrage sein.<br />
?<br />
Die Frage lautet also: Was ist demografischer<br />
Wandel überhaupt, und was hat das mit Mobilität<br />
zu tun? Wirken sich die Veränderungen in<br />
der Bevölkerungsstruktur schon <strong>2008</strong> aus?<br />
Der sogenannte „Demografische Wandel“ beschreibt eine<br />
Entwicklung der Bevölkerung, die unterschiedliche Aspekte<br />
erfasst. Bezogen auf Deutschland beinhaltet „demografischer<br />
Wandel“:<br />
• den erwarteten langfristigen Rückgang der absoluten<br />
Bevölkerungszahl,<br />
•<br />
•<br />
den altersstrukturellen Wandel der Bevölkerung mit einer<br />
sowohl relativen als auch absoluten Zunahme an alten<br />
Menschen,<br />
die räumliche Veränderung der Bevölkerungsstruktur mit<br />
der Tendenz einer Überalterung der ländlichen Räume;<br />
diese Tendenz besteht allerdings nicht bundesweit, sondern<br />
ist vor allem in den ostdeutschen Bundesländern<br />
anzutreffen.<br />
Den Aspekt der sich verändernden Altersstruktur zeigt Abbildung<br />
4.9. Die dort aufgeführten Werte bilden im Rahmen<br />
von <strong>MiD</strong> 2002 und <strong>2008</strong> die Grundlage für die jeweiligen<br />
Hochrechnungen. In der Gegenüberstellung der Altersstrukturen<br />
2002 und <strong>2008</strong> werden erste Verschiebungen<br />
sichtbar; bemerkenswert sind einerseits der leichte Bevölkerungsrückgang<br />
in den Altersgruppen bis 19 Jahre sowie<br />
andererseits das Anwachsen des Bevölkerungsanteils der<br />
über 60jährigen.
abbildung 4.9<br />
Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass mit der Veränderung<br />
des Altersaufbaus und der räumlichen Umverteilung<br />
der Bevölkerung spürbare Auswirkungen auf Verkehrsaufkommen<br />
und Verkehrsleistung, aber auch auf spezifische<br />
Aspekte der Alltagsmobilität, wie zum Beispiel die Verteilung<br />
der Wegezwecke, einhergehen. Damit stellt sich die<br />
Frage, ob beziehungsweise inwieweit sich im betrachteten<br />
Zeitraum 2002 bis <strong>2008</strong> Veränderungen im Mobilitätsverhalten<br />
unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen ergeben<br />
haben und wie diese Veränderungen die Verkehrsnachfrage<br />
insgesamt beeinflussen.<br />
Zu berücksichtigen ist gleichzeitig, dass „Demografi-<br />
scher Wandel“ nicht nur eine relative Anteilsverschiebung<br />
zwischen den Altersgruppen, sondern auch eine Verschiebung<br />
der Bedeutung von Altersgruppen hinsichtlich ihres<br />
absoluten Umfangs beinhaltet. Konkret bedeutet dies, dass<br />
zwischen 2002 und <strong>2008</strong> der Anteil der unter 20jährigen<br />
um 1,2 Prozentpunkte abgenommen hat und damit im Jahr<br />
<strong>2008</strong> 16,2 Mio. gegenüber 17,2 Mio. Personen im Jahr<br />
2002 umfasst, während der Anteil der ab 60jährigen um<br />
knapp einen Prozentpunkt zugenommen hat, was absolut<br />
20,6 Mio. Personen entspricht gegenüber 19,9 Mio. Personen<br />
im Jahr 2002.<br />
Sichtbar werdende Veränderungen in der Verkehrsnachfrage<br />
können damit unterschiedliche Ursachen haben<br />
– einerseits können Verhaltensänderungen der Auslöser<br />
für quantitative Effekte sein, andererseits können solche<br />
Effekte dadurch entstehen, dass Bevölkerungsgruppen<br />
hinsichtlich ihres Umfangs zu- oder abnehmen.<br />
Angesichts des großen Stichprobenumfangs der <strong>MiD</strong> geben<br />
die hier vorgestellten Ergebnisse einen zuverlässigen und<br />
validen Einblick in die Entwicklung des Mobilitätsverhaltens<br />
aller Altersklassen. Bei der Überprüfung des Rücklaufs wurde<br />
besonderer Wert darauf gelegt, dass auch für die hohen<br />
Altersgruppen, die bei anderen Erhebungen oft nur sehr<br />
schwach besetzt sind, umfangreiche Daten vorliegen. So<br />
wurden im Rahmen der <strong>MiD</strong> insgesamt 1.461 Personen ab<br />
einem Alter von 80 Jahren befragt. Die Daten bieten damit<br />
eine gute Ausgangsbasis für die differenzierte Analyse der<br />
Mobilität alter Menschen.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />
169
VerÄnDerungen iM MoBiLitÄtsVerhaLten nach<br />
aLtersgruPPen<br />
Änderungen des Mobilitätsverhaltens – ob aus eigenem<br />
Antrieb oder bedingt durch externe Zwänge – können dann<br />
eintreten, wenn ausreichend große Handlungsspielräume<br />
vorhanden sind. Wesentliche Faktoren sind dabei die<br />
Verfügbarkeit von zeitlichen und ökonomischen Ressourcen<br />
sowie individuelle Fähigkeiten – auf Wissen, Lernen<br />
und Erfahrung basiertes Können ebenso wie körperliche<br />
Leistungsfähigkeit. Vor diesem Hintergrund sind in der Vergangenheit<br />
Verhaltensänderungen vor allem für die Gruppe<br />
der älteren Menschen erwartet worden: Die körperliche<br />
Fitness älterer Menschen hat sich in den vergangenen Jahren<br />
dank medizinischer Fortschritte laufend verbessert, eine<br />
wachsende Zahl an älteren Menschen verfügt über einen<br />
Pkw, der Anteil älterer Frauen mit Führerschein wächst.<br />
Können mit der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> die Erwartungen hinsichtlich einer<br />
wachsenden Mobilität im Alter bestätigt werden?<br />
170 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />
Mobilitätsquote und Verkehrsaufkommen<br />
Ein erster Anhaltspunkt für das veränderte Mobilitätsverhalten<br />
vor allem älterer Personen ergibt sich angesichts<br />
der Entwicklung der Mobilitätsquote nach Altersgruppen.<br />
So ist die von 2002 auf <strong>2008</strong> eingetretene leichte Erhöhung<br />
der durchschnittlichen Mobilitätsquote keineswegs<br />
das Ergebnis einer gleichmäßigen Veränderung über alle<br />
Altersgruppen hinweg. Vielmehr resultiert sie hauptsächlich<br />
aus dem wachsenden Anteil an mobilen älteren Personen<br />
im Alter von 60 Jahren und älter und aus der gleichzeitigen<br />
Zunahme an Wegen pro Person speziell in dieser<br />
Altersgruppe. Das heißt: <strong>2008</strong> gehen nicht nur mehr ältere<br />
Menschen aus dem Haus als 2002, sondern jeder Einzelne<br />
von ihnen geht auch häufiger aus dem Haus, als dies<br />
noch sechs Jahre zuvor der Fall war. Dieser Befund gilt für<br />
ältere Menschen ganz generell, wenn auch mit sichtbaren<br />
Unterschieden zwischen den „jungen“ und den „alten Alten“.<br />
Während im Jahr 2002 die sogenannten „jungen Alten“ im<br />
Alter von 65 bis 74 Jahren noch durchschnittlich 2,8 Wege<br />
pro Tag ausgeführt haben, ist dieser Wert im Jahr <strong>2008</strong> auf<br />
3,2 gestiegen. Etwas schwächere, wenngleich ebenfalls<br />
deutliche Steigerungen lassen sich dabei auch für die<br />
Gruppe der „alten Alten“ über 74 Jahre feststellen, indem<br />
ein Anstieg auf 2,3 Wege pro Tag in <strong>2008</strong> erfolgt gegenüber<br />
2,0 täglichen Wegen im Jahr 2002 (Abbildung 4.10).
abbildung 4.10<br />
Eindrucksvoll wird die Veränderung der altersgruppenspezifischen<br />
Mobilität auch durch den Vergleich belegt, der in<br />
Abbildung 4.11 vorgenommen wird. Dort wird gegenübergestellt,<br />
– erstens – wie sich die Bevölkerungsanteile der<br />
Altersgruppen von 2002 nach <strong>2008</strong> verändert haben und,<br />
– zweitens – wie sich die Wegeanteile der jeweiligen Altersgruppe<br />
entwickelt haben. Dabei zeigt sich, dass die jüngste<br />
Altersgruppe der 0 bis 24jährigen einen Rückgang um vier<br />
Prozent erfährt, gleichzeitig aber die in dieser Altersgruppe<br />
zurückgelegten Wegeanteile sogar um neun Prozent, also<br />
überproportional, zurückgehen.<br />
In der Altersgruppe der über 64jährigen ist ein besonders<br />
starkes überproportionales Wachstum der Wegeanteile<br />
zu verzeichnen. Während der Bevölkerungsanteil um 16<br />
Prozent wächst, nimmt parallel der Anteil der Wege um 31<br />
Prozent zu. Dabei verzeichnet die Gruppe der „alten Alten“<br />
besonders hohe Werte: Der Anteil der „jungen Alten“ von<br />
65 bis 74 Jahre wächst im Zeitraum 2002 bis <strong>2008</strong> um 20<br />
Prozent und weist eine Zunahme des Wegeanteils um 32<br />
Prozent auf; der Anteil der „alten Alten“, das heißt der über<br />
74jährigen, nimmt in dieser Zeit um zwölf Prozent zu und<br />
steigert den Wegeanteil um 30 Prozent. Die Veränderung<br />
des Mobilitätsverhaltens in der Gruppe der Älteren geht<br />
somit merklich über immer wieder geäußerte Erwartungen<br />
hinaus.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />
171
abbildung 4.11 In absoluten Zahlen bedeutet dies, dass 46 Mio. der<br />
insgesamt 281 Mio. Wege, die <strong>2008</strong> täglich in Deutschland<br />
zurückgelegt wurden, von Menschen im Alter von 65 oder<br />
mehr Jahren zurückgelegt wurden. Dies entspricht einem<br />
Anteil an der Gesamtheit der Wege von etwa 16 Prozent.<br />
172 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />
Bei der geschlechtsspezifischen Betrachtung der Verände-<br />
rungen zeigt sich, dass eine überproportionale Zunahme<br />
der Wegeanteile in den höheren Altersgruppen sowohl für<br />
Männer als auch für Frauen zutrifft. Demgegenüber besteht<br />
in den jüngeren Altersgruppen – von der Gruppe der „Kinder<br />
und Jugendlichen“ bis hin zu den 40 bis 59jährigen die<br />
Tendenz, dass die Wegeanteile stärker zurückgehen bzw.<br />
weniger wachsen als die jeweiligen Bevölkerungsanteile.<br />
Eine Ausnahme macht allerdings die Gruppe der 40 bis<br />
59jährigen Frauen, die eine überproportionale Zunahme der<br />
Wege aufweist (Abbildung 4.12).<br />
.
Erläuterung zum Lesen der Grafiken 4.11 ff.<br />
In den Abbildungen 4.11 ff werden auf der Basis von Prozentwerten Entwicklungen verglichen, die sich<br />
im gleichen Zeitraum abspielen. Im Falle der Abbildung 4.11 ist die Veränderung des Anteils der Personen<br />
in den Altersgruppen Null bis 24 Jahre, 25 bis 44 Jahre, 45 bis 64 Jahre und 65 Jahre und älter an<br />
der Gesamtbevölkerung dargestellt. Im Vergleich dazu ist die Veränderung des Anteils der Wege pro<br />
Altersgruppe am Gesamtwegeaufkommen abgebildet. Nimmt, wie zum Beispiel in der Altersgruppe 25<br />
bis 44 Jahre der Anteil am Gesamtwegeaufkommen weniger stark ab als der Anteil an der Bevölkerung,<br />
bedeutet diese unterproportionale Abnahme, dass absolut gesehen das Wegeaufkommen in dieser<br />
Altersgruppe zugenommen hat. Ein zweites Beispiel: Im Fall der Personen im Alter von 65 Jahren und<br />
mehr ist der Anteil am Gesamtwegeaufkommen deutlich stärker gestiegen als der Anteil an der Bevölkerung.<br />
Das heißt: In diesen Altersgruppen liegt ein stark überproportionales Wachstum an Wegen vor.<br />
abbildung 4.12<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />
173
Vergleicht man die Veränderungen nach Altersgruppen und<br />
Erwerbstätigkeit, dann erweist sich der Anteil der zurückgelegten<br />
Wege bei den Erwerbstätigen aller Altersgruppen<br />
– außer der Gruppe der 65 bis 74jährigen – als weitgehend<br />
unverändert. In der Größenordnung, in der sich die Anteile<br />
der Erwerbstätigen in den verschiedenen Altersgruppen<br />
verändert haben, bewegen sich auch die Zu- beziehungsweise<br />
Abnahmen bei den Wegeanteilen. Dies gilt nicht für<br />
die Gruppe der Personen zwischen 65 und 74 Jahren, in<br />
der sowohl bei den Erwerbstätigen als auch bei den Nicht-<br />
Erwerbstätigen eine deutliche überproportionale Zunahme<br />
des Anteils der Wege festzustellen ist. Das Verhältnis der<br />
Steigerungsraten „Bevölkerungsanteil der Altersgruppe“ zu<br />
„Anteil der Wege in der Altersgruppe“ beträgt 1 zu 1,7 bei<br />
den Erwerbstätigen und 1 zu 1,3 bei den Nicht-Erwerbstätigen<br />
der Altersgruppe 65 bis 74 Jahre.<br />
abbildung 4.13<br />
174 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />
Der Anteil erwerbstätiger Personen in der Altersgruppe<br />
der 65 bis 74jährigen beträgt übrigens rund drei Prozent<br />
in 2002 und vier Prozent in <strong>2008</strong> und fällt damit in beiden<br />
Jahren vergleichsweise gering aus (Abbildung 4.13 und<br />
Tabelle 4.7).<br />
Insgesamt lässt sich aus diesem Zahlenvergleich ableiten,<br />
dass Erwerbstätigkeit offenbar keinen maßgeblichen<br />
Treiber für die Veränderung der altersgruppenspezifischen<br />
Mobilität dargestellt hat. Nicht zu übersehen ist allerdings<br />
die Tendenz zu einem überproportionalen Rückgang der<br />
Wegeanteile in den jüngeren Altersgruppen der Nichterwerbstätigen<br />
bis 39 Jahre.
tabelle 4.7<br />
Erwerbstätigenanteile nach Erwerbstätigkeitsstatus und Altersgruppen 2002 und <strong>2008</strong><br />
Vollzeit<br />
Erwerbstätigkeitsstatus Erwerbstätige gesamt<br />
Teilzeit (inkl.<br />
geringfügig beschäftigt)<br />
Auszubildende<br />
2002 <strong>2008</strong> 2002 <strong>2008</strong> 2002 <strong>2008</strong> 2002 <strong>2008</strong><br />
Alter %<br />
18 - 29 Jahre 41 39 6 6 13 14 59 60<br />
30 - 39 60 62 18 21 0 1 78 83<br />
40 - 59 58 59 19 23 0 0 77 82<br />
60 - 64 14 21 6 9 0 0 20 30<br />
65 - 74 2 2 2 2 0 0 3 4<br />
Ein Vergleich der altersgruppenspezifischen Mobilität in<br />
den drei Kreistypen „Kernstadt“, „verdichtete Kreise“ und<br />
„ländliche Kreise“ anhand von Mobilitätskennziffern zeigt<br />
Folgendes:<br />
• Die Mobilitätsquote, das heißt der Anteil an mobilen Personen,<br />
ist über die Kreistypen hinweg in nahezu allen<br />
Altersgruppen identisch. Lediglich für die Älteren und<br />
dabei ganz besonders für die über 74jährigen gilt, dass<br />
die Kernstadt-Bewohner eine etwas höhere Mobilität<br />
aufweisen.<br />
• Auffällige Unterschiede in der durchschnittlichen Wegezahl<br />
pro Tag gibt es nicht, auch nicht bei den Älteren.<br />
•<br />
•<br />
Die durchschnittliche Tagesstrecke ist in allen Gruppen<br />
– zum Teil sehr deutlich sogar – länger, wenn die<br />
Menschen in einem verdichteten oder einem ländlichen<br />
Kreis wohnen. Lediglich bei den über 74jährigen gibt es<br />
kaum Unterschiede.<br />
Dagegen ergibt sich bei den Unterwegszeiten die gewohnte<br />
„Umkehrung“ – die kürzesten Unterwegszeiten<br />
haben die Bewohner des ländlichen Raumes. Einzige<br />
Ausnahme ist die Altersgruppe 30 bis 39 Jahre, wo der<br />
Wert in den verdichteten Kreisen etwas unter dem der<br />
ländlichen Kreise liegt. Die längsten Unterwegszeiten<br />
haben die Kernstädter, auch in den höheren Altersgruppen.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />
175
abbildung 4.14<br />
Welche Rolle der Pkw für die Zunahme von Wegen hat,<br />
lässt sich anhand von Auswertungen mittels deskriptiver<br />
Methoden nicht feststellen. Eine Analyse der Veränderungen<br />
im altersgruppenspezifischen Verkehrsaufkommen,<br />
differenziert danach, ob im Haushalt ein Pkw vorhanden ist<br />
oder nicht, zeigt in den höheren Altersgruppen der Autolosen,<br />
dass der Anteil am Verkehrsaufkommen geringfügig<br />
weniger stark abnimmt als der Anteil an der Bevölkerung<br />
ohne Pkw. Bei den über 74jährigen ist sogar eine leichte<br />
Zunahme der Wegeanteile zu erkennen.<br />
176 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />
Allerdings ist bei den Personen ab 60 Jahren, die in einem<br />
Haushalt ohne Pkw leben, ein überdurchschnittlicher<br />
Rückgang des Anteils an der Verkehrsleistung festzustellen.<br />
Auffällig ist die Altersgruppe der 30 bis 39jährigen<br />
Autolosen, bei denen der Anteil der Personenkilometer<br />
überproportional ansteigt. Bei den 18 bis 29jährigen ist eine<br />
überproportionale Zunahme der Wegeanteile zu erkennen,<br />
bei den Jüngeren dagegen eine überdurchschnittliche<br />
Abnahme (Abbildung 4.14).
abbildung 4.15<br />
Betrachtet man die Personen in Haushalten mit Pkw, so<br />
verlaufen in den mittleren Altersgruppen die Entwicklungen<br />
annähernd parallel. Im Fall der Personen im Alter von 65<br />
Jahren und mehr, die in einem Haushalt mit Pkw leben, ist<br />
der Anteil am Verkehrsaufkommen deutlich stärker gestiegen<br />
als der Bevölkerungsanteil.<br />
Der Anteil an der Verkehrsleistung nimmt ebenfalls zu,<br />
allerdings kommt es bei den über 74jährigen nur zu einem<br />
unterproportionalen Wachstum. Bei Personen unter 18<br />
Jahren mit Pkw im Haushalt ist eine überdurchschnittliche<br />
Zunahme der Anteile der Personenkilometer zu erkennen<br />
(Abbildung 4.15).<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />
177
Verkehrsleistung<br />
Der Zunahme der Wegeanzahl insgesamt entspricht ein<br />
Wachstum der Verkehrsleistung von 2002 nach <strong>2008</strong> um<br />
knapp sechs Prozent auf 3,214 Mrd. Personenkilometer pro<br />
Tag (vgl. Kapitel 3.1). Erste Unterschiede in der Verkehrsleistung<br />
zwischen den Altersgruppen sind bereits angesprochen<br />
worden. Im Vergleich 2002 zu <strong>2008</strong> fällt die Gruppe<br />
der älteren Personen ab 60 Jahre dadurch besonders auf,<br />
dass hier mit einer Zunahme von 13 Prozent ein deutlich<br />
überdurchschnittliches Wachstum in der Verkehrsleistung<br />
festzustellen ist. Damit ist der Anteil der älteren Bevölkerung<br />
an der Gesamtverkehrsleistung um gut einen Prozentpunkt<br />
gewachsen. Das heißt, knapp 522 Mio. Kilometer<br />
der insgesamt 3,214 Mrd. Personenkilometer werden von<br />
Personen im Alter von 60 Jahren und mehr zurückgelegt.<br />
Für die Bevölkerung ab 65 Jahren ist der Anteil von neun<br />
Prozent auf elf Prozent gewachsen.<br />
abbildung 4.16<br />
178 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />
Dieses Wachstum ergibt sich als Kombination aus einer<br />
leichten Zunahme der mittleren pro Tag zurückgelegten<br />
Wegestrecke, dem gewachsenen Anteil älterer Personen<br />
an der Bevölkerung sowie der Zunahme der Außer-Haus-<br />
Mobilität. Merkliche Zunahmen der Tagesstrecke gibt es<br />
übrigens auch bei den Kindern. Unter 5jährige legen im<br />
Jahr <strong>2008</strong> durchschnittlich 26 Kilometer am Tag zurück<br />
gegenüber 20 Kilometern im Jahr 2002; bei den 5 bis 10jährigen<br />
beläuft sich der Anstieg auf zwei Kilometer, so dass<br />
das „durchschnittliche Kind“ in dieser Altersgruppe nunmehr<br />
täglich etwa 23 Kilometer zurücklegt (Abbildung 4.16).
Besonders auffällig ist die Zunahme der Mobilität bei<br />
den Frauen über 74 Jahre, bei denen der Anteil an der<br />
Verkehrsleistung überproportional stark zugenommen hat.<br />
Dagegen hat sich bei den Männern dieser Altersgruppe der<br />
Anteil an den Wegen unterproportional entwickelt<br />
(Abbildung 4.17).<br />
abbildung 4.17<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />
179
Insgesamt wächst die Verkehrsleistung von Männern zwischen<br />
2002 und <strong>2008</strong> um 17 Mio. auf 1.850 Mio. Personenkilometer,<br />
die der Frauen um 152 Mio. Personenkilometer<br />
auf 1.364 Mio. Personenkilometer (Tabelle 3.11). Mit dieser<br />
starken Zunahme geht bei den Frauen in allen Altersgruppen<br />
eine Zunahme der durchschnittlichen Wegelänge<br />
einher, wogegen für die Männer – vor allem in den älteren<br />
Jahrgängen – deutliche Rückgänge zu beobachten sind<br />
(Abbildung 4.18).<br />
Merkbar niedriger liegt dabei die durchschnittliche Wegelänge<br />
von Frauen, die alleine leben im Vergleich zu Frauen,<br />
die in einem Zwei- oder Mehrpersonenhaushalt leben. Im<br />
Jahr 2002 betrug die durchschnittliche Wegelänge der<br />
allein lebenden Frauen zwischen 65 und 74 Jahren sieben<br />
Kilometer, während die der nicht allein Lebenden neun<br />
Kilometer betrug.<br />
abbildung 4.18<br />
180 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />
Dieser Unterschied hat sich bis zum Jahr <strong>2008</strong> weiter<br />
verstärkt. Bei allein lebenden Frauen zwischen 65 und<br />
74 Jahren beträgt die durchschnittliche Wegelänge sechs<br />
Kilometer, dagegen bei nicht allein lebenden Frauen dieser<br />
Altersgruppe knapp neun Kilometer.
Verkehrsmittelwahl<br />
Nach wie vor ist der Pkw das am häufigsten genutzte<br />
Verkehrsmittel (vgl. Kapitel 3.1). Über alle Altersgruppen<br />
hinweg wird er von 85 Prozent der Bevölkerung täglich bis<br />
mindestens dreimal pro Woche genutzt. Die Nutzungsintensität<br />
variiert in Abhängigkeit vom Alter, wobei mit<br />
zunehmendem Alter der Anteil derjenigen, die das Auto nie<br />
nutzen, größer wird.<br />
Im altersgruppenspezifischen Vergleich 2002 und <strong>2008</strong><br />
zeichnen sich zwei Tendenzen ab: Zum einen wächst die<br />
(fast) tägliche Nutzung beziehungsweise die Nutzung an<br />
einem bis drei Tagen pro Woche vor allem bei der älteren<br />
Bevölkerung ab 65 Jahren. Gleichzeitig verzeichnet die<br />
intensive Pkw-Nutzung in den jüngeren Altersgruppen<br />
zwischen 18 und 39 Jahren einen Rückgang, das heißt, der<br />
Pkw wird seltener genutzt (Abbildung 4.19, vgl. dazu auch<br />
Kapitel 3.3.1).<br />
abbildung 4.19<br />
Der Öffentliche Verkehr bleibt auch im Jahr <strong>2008</strong> vor allem<br />
für Altersgruppen wichtig, die noch keinen Führerschein<br />
besitzen, das heißt insbesondere für die 11 bis 17jährigen,<br />
aber auch für ältere Personen im Alter von 75 Jahren und<br />
mehr. Grundsätzlich unverändert gegenüber 2002, ist auch<br />
das Verkehrsmittel „zu Fuß“ in den jungen Altersgruppen bis<br />
zehn Jahre sowie in den älteren Gruppen ab 60 Jahre von<br />
überdurchschnittlicher Bedeutung. Während in Deutschland<br />
im Durchschnitt 24 Prozent der Alltagswege zu Fuß zurückgelegt<br />
werden, sind dies bei den Kindern bis zehn Jahre 32<br />
Prozent, bei den „alten Alten“ über 74 Jahre erreicht dieser<br />
Wert sogar 38 Prozent (vgl. dazu auch Kapitel 3.3.1).<br />
Ergänzend dazu ist auch das Fahrrad in allen Altersgruppen<br />
zu rund zehn Prozent Hauptverkehrsmittel auf<br />
Alltagswegen. Deutlich höhere Werte zeigen nur Kinder und<br />
Jugendliche unter 18 Jahren; merklich nachlassende Werte<br />
finden sich für die Personengruppe der über 74jährigen.<br />
Dies entspricht der Tatsache, dass rund 40 Prozent der<br />
Personen in allen Altersgruppen das Fahrrad an einem bis<br />
drei Tagen pro Woche oder (fast) täglich nutzen (vgl. dazu<br />
auch Kapitel 3.3.2).<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />
181
Mobilität und ökonomischer status<br />
Über alle Altersgruppen hinweg erweist sich der ökonomische<br />
Status als wesentlicher Einflussfaktor auf das<br />
Mobilitätsverhalten (siehe Kapitel 3.2.2). Besonders ausgeprägte<br />
Unterschiede ergeben sich für die Altersgruppen<br />
der unter 18jährigen und der über 65jährigen (Tabelle 4.8).<br />
Während die Mobilitätsquote bei den unter 18jährigen aus<br />
Haushalten mit niedrigem oder sehr niedrigem ökonomischem<br />
Status nur bei durchschnittlich 90 Prozent liegt, sind<br />
Kinder und Jugendliche aus Haushalten mit sehr hohem<br />
ökonomischem Status zu rund 94 Prozent täglich außer<br />
Haus unterwegs. Deutlich größere Spannweiten zeigen sich<br />
für die Haushalte der über 74jährigen, wo Personen aus<br />
Haushalten mit niedrigem oder sehr niedrigem ökonomischen<br />
Status nur zu 69 Prozent aus dem Haus gehen,<br />
Personen aus Haushalten mit hohem oder sehr hohem<br />
ökonomischem Status jedoch zu 80 Prozent. Nicht ins Bild<br />
einer linearen Abhängigkeit von ökonomischem Status und<br />
Mobilität passt an dieser Stelle allerdings die 77 Prozent-<br />
Mobilitätsquote der über 74jährigen mit sehr niedrigem<br />
ökonomischem Status (Abbildung 4.20). Festzustellen ist<br />
aber auch, dass die Schwankungsbreite der Mobilitätsquoten<br />
nach ökonomischem Status in den Altersgruppen 18 bis<br />
64 Jahre eher gering bleibt (Tabelle 4.8).<br />
tabelle 4.8<br />
Mobilitätsquote nach Altersgruppen und ökonomischem<br />
Status des Haushalts<br />
Anteil mobiler Personen am Stichtag<br />
sehr<br />
niedrig<br />
ökonomischer Status des Haushalts<br />
niedrig mittel<br />
Alter %<br />
hoch/sehr<br />
hoch<br />
0 - 4 Jahre 88 90 91 95<br />
5 - 10 93 92 94 95<br />
11 - 13 90 89 92 93<br />
14 - 17 89 90 92 92<br />
18 - 29 91 92 91 92<br />
30 - 39 86 90 92 94<br />
40 - 49 87 92 93 93<br />
50 - 59 89 88 90 92<br />
60 - 64 88 88 89 89<br />
65 - 74 81 81 87 89<br />
75 und älter 77 62 73 80<br />
gesamt 87 88 89 92<br />
182 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />
abbildung 4.20
MoBiLitÄtsVerhaLten in unterschieDLichen<br />
aLtersgruPPen – PersistenZ unD WanDeL<br />
Als Fazit aus den bisherigen Beobachtungen kann festgehalten<br />
werden, dass in den älteren Altersgruppen die<br />
Mobilität deutlich gewachsen ist und damit leicht rückläufige<br />
Trends in den jüngeren Gruppen weit überkompensiert werden.<br />
Damit verbindet sich die Frage, ob erste Erklärungsansätze<br />
für diese hohe Mobilität erkennbar sind. Dazu wurden<br />
in einem weiteren Schritt Auswertungen auf der Basis von<br />
Alterskohorten vorgenommen; die Alterskohorten und deren<br />
jeweiliges Alter zum Befragungszeitpunkt <strong>MiD</strong> 2002 und<br />
<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> zeigt Tabelle 4.9.<br />
Die Tabellen 4.10 und 4.11 machen deutlich, dass die<br />
Veränderungen auf der Ebene der Altersgruppen vor allem<br />
dadurch zustande kommen, dass erworbene Verhaltensmuster<br />
ins Alter „mitgenommen“ werden. Die Auswertung<br />
der Alterskohorten anhand des Erwerbsstatus fördert hierbei<br />
das überraschende Ergebnis zutage, dass der „klassische“<br />
Knick in den Wegezahlen, der durch den Wegfall des<br />
Arbeitsweges beim Eintritt ins Rentenalter entsteht, stark<br />
abgeschwächt ist.<br />
Besonders aussagekräftig ist dazu die Kohorte der Jahrgänge<br />
1940 bis 1944, die zum Zeitpunkt der <strong>MiD</strong> 2002 58<br />
bis 62 Jahre alt war, zum Zeitpunkt der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> 64 bis 68<br />
Jahre. Zu erwarten war ein hoher Anteil an Personen aus<br />
dieser Kohorte, die zwischen 2002 und <strong>2008</strong> in den Ruhestand<br />
gegangen sind. In der Tat zeigt sich, dass im Jahr<br />
2002 bei den Männern 46 Prozent erwerbstätig waren, während<br />
dies <strong>2008</strong> nur noch zehn Prozent sind. Bei den Frauen<br />
sind in der Kohorte 1940 bis 1944 im Jahr 2002 26 Prozent<br />
erwerbstätig, <strong>2008</strong> sind dies noch sechs Prozent. Stellt<br />
man der Abnahme bei der Erwerbstätigkeit die Entwicklung<br />
der mittleren Wegeanzahl gegenüber, stellt man fest, dass<br />
diese sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen<br />
nahezu unverändert bleibt. Vergleichbares gilt für die ältere<br />
Kohorte der Jahrgänge 1935 bis 1939 wie auch für die jüngere<br />
Kohorte der Jahrgänge 1945 bis 1949 (Tabellen 4.10<br />
und 4.11): Dem Rückgang – im Falle der Jahrgänge 1935<br />
bis 1939 dem weiteren Rückgang – der Erwerbsquote steht<br />
ein Ansteigen der durchschnittlichen Wegezahl gegenüber.<br />
tabelle 4.9<br />
Alter der Personen in den Alterskohorten in <strong>MiD</strong> 2002 und<br />
<strong>2008</strong><br />
2002 <strong>2008</strong><br />
1990 und jünger 0 - 12 0 - 18<br />
1980 - 1989 13 - 22 19 - 28<br />
1970 - 1979 23 - 32 29 - 38<br />
1960 - 1969 33 - 42 39 - 48<br />
1950 - 1959 43 - 52 49 - 58<br />
1945 - 1949 53 - 57 59 - 63<br />
1940 - 1944 58 - 62 64 - 68<br />
1935 - 1939 63 - 67 69 - 73<br />
1930 - 1934 68 - 72 74 - 78<br />
1929 und älter 73 + 79 +<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />
183
tabelle 4.10<br />
Anteil der Erwerbstätigen nach Geschlecht in den Alterskohorten in <strong>MiD</strong> 2002 und <strong>2008</strong><br />
184 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />
Anteil Erwerbstätige<br />
männlich weiblich gesamt<br />
2002 <strong>2008</strong> 2002 <strong>2008</strong> 2002 <strong>2008</strong><br />
1990 und jünger 0 5 0 4 0 5<br />
1980 - 1989 31 63 30 58 31 61<br />
1970 - 1979 76 91 61 73 68 82<br />
1960 - 1969 93 94 69 81 81 87<br />
1950 - 1959 89 86 75 73 82 79<br />
1945 - 1949 81 50 58 32 69 40<br />
1940 - 1944 46 10 26 6 36 8<br />
1935 - 1939 10 3 6 2 8 2<br />
1930 - 1934 3 1 2 1 2 1<br />
1929 und älter 0 2 0 1 0 1<br />
tabelle 4.11<br />
Mittlere Wegezahl nach Geschlecht in den Alterskohorten in <strong>MiD</strong> 2002 und <strong>2008</strong><br />
%<br />
mittlere Wegeanzahl pro Tag<br />
männlich weiblich gesamt<br />
2002 <strong>2008</strong> 2002 <strong>2008</strong> 2002 <strong>2008</strong><br />
1990 und jünger 3,1 3,0 3,1 3,0 3,1 3,0<br />
1980 - 1989 3,2 3,6 3,4 3,5 3,3 3,6<br />
1970 - 1979 3,5 3,9 3,6 3,9 3,6 3,9<br />
1960 - 1969 3,7 3,9 3,9 4,0 3,8 3,9<br />
1950 - 1959 3,8 3,7 3,5 3,5 3,7 3,6<br />
1945 - 1949 3,6 3,7 3,0 3,3 3,3 3,5<br />
1940 - 1944 3,6 3,5 3,1 3,1 3,3 3,3<br />
1935 - 1939 3,2 3,4 2,9 3,0 3,1 3,2<br />
1930 - 1934 3,0 3,0 2,5 2,3 2,8 2,6<br />
1929 und älter 2,5 2,6 1,8 1,9 2,1 2,2
Angesichts des gleichbleibend hohen Mobilitätsniveaus der<br />
älteren Bevölkerung – auch nach dem Austritt aus dem Berufsleben<br />
– , stellt sich die Frage nach den Wegezwecken,<br />
die die „Lücke“ der wegfallenden Arbeitswege auffüllen.<br />
Der Blick auf die kohortenspezifischen Wegezwecke in<br />
<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> zeigt zunächst, dass ab dem Alter von 59 Jahren<br />
(Alterskohorte der Jahrgänge 1945-1949, das heißt bei der<br />
<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> 59 bis 63 Jahre alt) der Anteil der Arbeitswege<br />
deutlich und kontinuierlich zurückgeht (Abbildung 4.21).<br />
Dies lässt sich übrigens nicht auf eine absolute Schrumpfung<br />
der Kohorte zurückführen. Die Abnahme von 2002<br />
nach <strong>2008</strong> beträgt nur zwei Prozent.<br />
abbildung 4.21<br />
Die Kompensation der wegfallenden Arbeitswege kommt<br />
vor allem durch eine Zunahme an Wegen für Einkauf und<br />
Erledigungen sowie für die Freizeit zustande. Die Veränderungen<br />
für den Fall der Kohorte 1940 bis 1944 zeigt Abbildung<br />
4.22. Offensichtlich kommen hierbei Faktoren wie<br />
gestiegene körperliche Fitness, gestiegene Verfügbarkeit<br />
von Führerschein und Pkw sowie ein durchgehend hohes<br />
Mobilitätsbedürfnis zusammen.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />
185
abbildung 4.22 In Summe lässt sich damit für die beobachtbaren Entwicklungen<br />
in der Mobilität älterer Menschen festhalten, dass<br />
offensichtlich eine Überlagerung von Einstellungseffekten<br />
(höheres Mobilitätsbedürfnis), Effekten durch die Verbesserung<br />
der physischen Möglichkeiten, mobil zu sein<br />
(gestiegene Fitness und Gesundheit) sowie von Kohorteneffekten<br />
(Mobilitätsbiografien) stattfindet. Mit diesen ersten<br />
Einblicken, die der <strong>MiD</strong>-<strong>Ergebnisbericht</strong> auf einer statistisch<br />
zuverlässigen Datenbasis in die Mobilität und den Wandel<br />
der Mobilität älterer Menschen erlaubt, eröffnen sich gleichzeitig<br />
spannende weiterführende Fragestellungen, die eine<br />
weiter vertiefende Analyse der reichhaltigen Daten herausfordern.<br />
Dies gilt gleichermaßen hinsichtlich der Mobilität<br />
der jüngeren Menschen: Beinahe im „Schatten“ des deutlich<br />
gestiegenen und in seiner Realisierung sich allmählich wandelnden<br />
Mobilitätsverhaltens der älteren Menschen vollzieht<br />
sich möglicherweise eine Trendwende bei den jungen Menschen.<br />
Dass dies kaum merklich geschieht, liegt zunächst<br />
daran, dass junge Menschen der Altersgruppen 18 bis 39<br />
Jahre ein Mobilitätsverhalten zeigen, das vom Motorisierten<br />
Individualverkehr, das heißt vom Auto, geprägt ist. Während<br />
der Modal Split im Durchschnitt über die Gesamtbevölkerung<br />
für das Jahr <strong>2008</strong> 58 Prozent MIV (43 Prozent Fahrer<br />
und 15 Prozent Mitfahrer) ausmacht, erreicht dieser Wert<br />
bei den 18 bis 29jährigen 59 Prozent und bei den 30 bis<br />
39jährigen sogar 64 Prozent (Abbildung 3.52). Dahinter<br />
verbergen sich allerdings massive Unterschiede in Abhängigkeit<br />
vom Wohnort: Überdurchschnittliche MIV-Anteile<br />
weisen in den genannten Altersgruppen ausschließlich<br />
Bewohner der verdichteten und ländlichen Kreise auf,<br />
während sowohl bei den 18 bis 29jährigen als auch bei<br />
den 30 bis 39jährigen Kernstadt-Bewohnern der MIV-Anteil<br />
unter dem Durchschnitt bleibt. Eine vergleichbare Situation<br />
bezüglich der Verhaltensausprägungen lag auch bereits im<br />
Jahr 2002 vor, allerdings mit noch deutlicheren Abweichungen<br />
der jüngeren Altersgruppen vom Bevölkerungsdurchschnitt.<br />
Besonders bemerkenswert im Vergleich 2002 und<br />
<strong>2008</strong> ist die Tatsache, dass ein Rückgang bei der Pkw-<br />
Nutzung bei gleichzeitiger Zunahme der Nutzung von Verkehrsmitteln<br />
aus dem Umweltverbund über alle Kreistypen<br />
hinweg in den Altersgruppen 18 bis 29 und 30 bis 39 Jahre<br />
feststellbar ist. Auf der Suche nach möglichen Ursachen<br />
des zu beobachtenden Wandels ist zum einen festzuhalten,<br />
dass – zumindest im Vergleich von Durchschnittswerten<br />
– ökonomische Gründe nicht direkt erkennbar sind. In<br />
allen Kreistypen, besonders aber in den verdichteten und<br />
ländlichen Kreisen sind die durchschnittlichen nominalen<br />
Pro-Kopf-Einkommen in den betrachteten Altersgruppen<br />
186 ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN
zum Teil beträchtlich gestiegen. Dies gilt für die Gruppe der<br />
30 bis 39jährigen in noch wesentlich stärkerem Umfang als<br />
für die 18 bis 29jährigen. Massiv gewachsen ist gleichzeitig<br />
in allen Kreistypen und in beiden Altersgruppen der Anteil<br />
von Personen mit Fachhochschul- oder Hochschulreife.<br />
Möglicherweise geht ein höheres Bildungsniveau Hand in<br />
Hand mit einem (umwelt-)bewussteren Mobilitätsverhalten.<br />
In einem weiteren Schritt wurden die Ergebnisse nach<br />
Alterskohorten betrachtet, um zu hinterfragen, inwieweit der<br />
Wandel innerhalb von Gruppen über den Zeitverlauf hinweg<br />
sichtbar wird. Dabei zeigte sich, dass in den meisten Alterskohorten<br />
über alle Kreistypen hinweg eine Abnahme der<br />
MIV-Nutzung stattfindet, besonders kräftig in der Kohorte<br />
der Jahrgänge 1970 bis 1979, das heißt den zum Zeitpunkt<br />
der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> 29 bis 38jährigen. Demgegenüber zeigt die<br />
Alterskohorte 1980 bis 1989 den bekannten Sprung in<br />
den automobilen Lebensabschnitt, der gekennzeichnet ist<br />
durch Führerscheinbesitz und massive Zunahme der Pkw-<br />
Nutzung, was bedeutet, dass veränderte Optionen für einen<br />
Großteil dieser Jahrgangsgruppe den möglichen Bewusstseins-<br />
und Verhaltenswandel zumindest überlagert.<br />
Für die Kohorten 1970 bis 1979 und 1980 bis 1989 scheinen<br />
angesichts eines deutlichen Ansteigens des nominalen<br />
Durchschnittseinkommens in allen Kreistypen ökonomische<br />
Gründe zur Erklärung des veränderten Verhaltens eher<br />
auszuscheiden. Gleichzeitig gilt für alle Kreistypen, dass<br />
der Anteil an Personen mit hoch qualifiziertem Bildungsabschluss<br />
gegenüber 2002 noch leicht zugenommen hat.<br />
An dieser Stelle wird es notwendig sein, in naher Zukunft<br />
weitere vertiefende Arbeiten mit den Ergebnissen der <strong>MiD</strong><br />
<strong>2008</strong>, auch im Vergleich zur <strong>MiD</strong> 2002 durchzuführen.<br />
ERGEBNISSE MID <strong>2008</strong> – AUSGEWÄHLTE THEMEN<br />
187
„Die Unbekümmertheit, mit der heute Siedlungen – insbesondere in Form des beliebten Eigenheims –<br />
allüberall gebaut werden, ohne daß ihr Anschluß an Massenverkehrsmittel bedacht wird,<br />
muß zwangsläufig ihre Bewohner zum individuellen Verkehrsmittel greifen lassen<br />
und führt damit ebenso zu einem nicht zu bewältigenden Verkehrsvolumen auf den Straßen<br />
wie zu einer verhängnisvollen Reduzierung des Verkehrsanfalls für den öffentlichen Nahverkehr.<br />
Eine Koordinierung des Städtebaus mit der Verkehrsplanung in dem Sinne,<br />
daß leistungs- und erweiterungs- und verbesserungsfähige Nahverkehrsmittel zum Ausgangspunkt<br />
neuer Wohnanlagen mit entsprechend hoher Siedlungsdichte gemacht werden,<br />
ist als Voraussetzung für jede zukünftige, volkswirtschaftlich fundierte Planung notwendig.“<br />
Prof. Dr.-Ing. E.h. Stadtbaurat Rudolf Hillebrecht<br />
im Nachwort zu „man auf der Straße“ 1960
5.<br />
faZit unD ausBLick<br />
Die Unbekümmerheit, die Professor Hillebrecht in dem<br />
vorangestellten Zitat beklagt, ist auch fast 50 Jahre später<br />
noch vielfach zu beobachten. Die Ergebnisse der <strong>MiD</strong><br />
<strong>2008</strong> spiegeln das Resultat wider – im Negativen wie im<br />
Positiven. Vor allem in den Randzonen vieler Stadtregionen<br />
dominiert das Auto den täglichen Verkehr in größerem<br />
Ausmaß als erforderlich. Gleichzeitig zeigen regionale<br />
Beispiele, dass eine integrierte Planung gepaart mit einem<br />
hochwertigen öffentlichen Verkehrsangebot durchaus in<br />
der Lage ist, die auseinanderklaffende Schere zwischen<br />
Volumen der Autokilometer und Anzahl der Fahrgäste in<br />
Bus und Bahn zu schließen.<br />
Die aktuellen <strong>MiD</strong>-Ergebnisse belegen zwar noch keine<br />
Trendumkehr, führen jedoch zu einer ganzen Reihe von<br />
Signalen, die aufhorchen lassen. Obwohl – oder vielleicht<br />
gerade: weil – wichtige Parameter fast konstant geblieben<br />
sind, werden Entwicklungen erkennbar, die sich in Zukunft<br />
verstärken könnten: Die Leistung des Öffentlichen Verkehrs<br />
und die Zahl der auf dem Fahrradsattel zurückgelegten<br />
Kilometer steigt. Das in den zurückliegenden Jahren stetig<br />
wachsende Aufkommen in dem so schön bezeichneten<br />
„Motorisierten Individualverkehr“ ist deutlich gebremst.<br />
Unter dieser auf den ersten Blick recht stillen Oberfläche<br />
verbergen sich einschneidende Entwicklungen – eine massive,<br />
eher automobil geprägte Mobilitätszunahme bei den<br />
älteren Menschen und – eher bei den jungen Erwachsenen<br />
in verschiedenen urbanen Räumen – eine Renaissance des<br />
Fahrrads und möglicherweise erste Rückbesinnung auf den<br />
Öffentlichen Verkehr. Vor allem der Trend zu mehr „Umweltverbund“<br />
ist in den Ergebnissen erst bei scharf eingestellter<br />
Lupe erkennbar. Er muss seine Dauerhaftigkeit erst noch<br />
bestätigen, aber er ist spür- und nachweisbar.<br />
Mobilität verändert sich also, nicht abrupt und plötzlich,<br />
sondern in der langen Reihe. Nur geringfügig gehen die<br />
durchschnittlichen Wegezahlen nach oben, ein ganz<br />
leichtes Plus ergibt sich in den täglichen Aktivitätsquoten.<br />
Einhergehend mit der Veränderung der Bevölkerungs-<br />
struktur, den durch die Verkehrsinfrastruktur gesetzten<br />
Rahmenbedingungen und auch sich wandelnden individuellen<br />
Prioritäten verändern sich Modal-Split-Werte sowie<br />
Aufkommens- und Leistungsdaten. Für das <strong>2008</strong> ausgewiesene<br />
Plus ist vor allem die gegenüber früher wachsende<br />
Mobilität heutiger Seniorinnen und Senioren verantwortlich.<br />
Die – momentan nicht zu lösende – Frage ist, wie sich<br />
dieser Trend fortschreiben wird und welchen Einflüssen er<br />
künftig ausgesetzt ist – weiter wachsender Bedarf nicht nur<br />
nach mehr, sondern auch nach längeren Wegen? Möglicherweise<br />
aber auch nachlassender Wohlstand? Oder ein<br />
ökologisch motiviertes Umdenken? Oder ein wachsendes<br />
Gesundheitsbewusstsein? Dazu können auf Basis der <strong>MiD</strong><br />
<strong>2008</strong> nur Vermutungen angestellt werden.<br />
Auch andere Trends sind nicht zwangsläufig dauerhaft. Die<br />
Fahrgastzahlen im Öffentlichen Verkehr, die nicht zuletzt<br />
vor dem Hintergrund einer steigenden Sensibilität im Umweltbereich<br />
wachsen, werden nur dann weiter nach oben<br />
wandern, wenn das Angebot mit den Kundenerwartungen<br />
Schritt hält und der Konkurrent “Auto“ den Umweltvorteil<br />
durch neue technologische Entwicklungen nicht stärker<br />
für sich verbuchen kann. Ähnliches kann für die anderen<br />
Verkehrsträger formuliert werden. Bei der Fahrradnutzung<br />
oder bei Carsharing-Angeboten kommt es auf innovative<br />
und konsequent kundenorientierte Lösungen an. Sie bilden<br />
die Voraussetzung, um vorhandene Wachstumspotenziale<br />
ausschöpfen zu können. Mit anderen Vorzeichen gilt dies<br />
ebenfalls für eine stärker fußgängerorientierte Gestaltung<br />
des Verkehrsraums vor allem in den städtischen Quartieren.<br />
Die <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> lässt einen souveräneren Nutzer dieser<br />
Möglichkeiten erkennen. Zwar dominiert nach wie vor die<br />
Festlegung auf nur ein Verkehrsmittel, das dann auch fast<br />
ausschließlich genutzt wird, aber der Anteil der Menschen<br />
wächst, die zwischen den Angeboten wechseln. Sie sitzen<br />
am Montag in der U-Bahn, fahren am Mittwoch mit dem<br />
Fahrrad zu Arbeit und steuern am Sonntag hinter dem<br />
Lenkrad – das, nebenbei gesagt, nicht unbedingt das<br />
eigene sein muss – in die Naherholung. Dies verlangt nach<br />
Angeboten, die untereinander vernetzt sind, damit die<br />
Kombination der Verkehrsmittel immer einfacher wird und<br />
Gestaltungsspielräume vertrauter werden.<br />
Ein Bereich, der den gewohnten Entwicklungslinien folgt,<br />
ist der Freizeitbereich, in dem das Verkehrsaufkommen<br />
weiterhin wächst. Hierin drückt sich einerseits ein Bedürfnis<br />
aus, das sich bei weiter steigender Motorisierung nach wie<br />
FAZIT UND AUSBLICK<br />
189
vor immer leichter befriedigen lässt, andererseits ist auch<br />
diese Entwicklung – zumindest in Teilen – der veränderten<br />
Bevölkerungsstruktur geschuldet. Für die Verkehrsnachfrage<br />
bedeutet das, dass die räumliche Bündelung immer<br />
schwieriger wird – eine besondere Herausforderung für den<br />
Öffentlichen Verkehr.<br />
Dem kann nicht zuletzt durch eine weiter verbesserte Vernetzung<br />
der verschiedenen Planungs- und Gestaltungsinstanzen<br />
begegnet werden. Dabei sollte die Nutzerperspektive<br />
häufiger entscheiden als vermeintliche Sachzwänge.<br />
Hier hat das diesem Resümee vorangestellte Zitat in seiner<br />
Gültigkeit nichts verloren – im Gegenteil. Die nächste <strong>MiD</strong><br />
hat die spannende Aufgabe, dem Gelingen dieser Forderung<br />
und der Entwicklung der verschiedenen Trends weiter<br />
nachzuspüren.<br />
190 FAZIT UND AUSBLICK
6.<br />
VerfÜgBare MateriaLien<br />
Zur <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong><br />
Neben dem vorliegenden inhaltlichen <strong>Ergebnisbericht</strong><br />
werden sowohl die Daten selbst als auch umfangreiche<br />
Materialien in Form eines Methodenberichts und eines<br />
Nutzerhandbuchs zur Verfügung gestellt.<br />
Der Methodenbericht enthält eine ausführliche Beschreibung<br />
der Konzeption, Vorbereitung und Durchführung der<br />
Studie sowie eine Darstellung des Erhebungsdesigns, der<br />
Stichprobenziehung und der Fragebogenentwicklung.<br />
Daran anschließend wird der Erhebungsverlauf, die Durchführung<br />
der Non-Response-Studie, die Ergebnisse der<br />
Selektivitätsanalyse sowie das Vorgehen bei der Gewichtung<br />
und Hochrechnung beschrieben.<br />
Für die Nutzer der Daten steht ein Nutzerhandbuch<br />
bereit, das mit den Daten übergeben wird. Darin sind die<br />
grundsätzliche Struktur der vorliegenden Datensätze und<br />
Auswertungsebenen ausführlich beschrieben sowie die wesentlichen<br />
Schritte und Regeln der Datenaufbereitung, Gewichtung<br />
und Hochrechnung dokumentiert. Darüber hinaus<br />
enthält es allgemeine Hinweise und Tipps zum Umgang mit<br />
den Daten sowie zu den Änderungen gegenüber den Daten<br />
der <strong>MiD</strong> 2002. Um die Orientierung und das Nachvollziehen<br />
der Fragebogensteuerung zu ermöglichen, werden im<br />
Anhang des Nutzerhandbuchs auch die Erhebungsmaterialien,<br />
die verschiedenen CATI-Master und die Codepläne<br />
übergeben.<br />
Die erhobenen Daten selbst werden in einzelnen Datensätzen<br />
auf den jeweiligen Betrachtungsebenen (Haushalte,<br />
Autos, Personen, Reisen und Wege) als Public-Use-File zur<br />
Verfügung gestellt, der die aufbereiteten Daten und zentrale<br />
ergänzende Variablen enthält. Dies gilt auch für die Aufstockungsregionen,<br />
für die getrennte Datensätze vorliegen.<br />
Darüber hinaus steht für die bundesweite Erhebung ein weiterer<br />
Datensatz zur Verfügung, der die nicht aufbereiteten<br />
Originalvariablen sowie weitere Variablen, wie zum Beispiel<br />
Faktoren zur Hochrechnung, enthält. Die Daten der <strong>MiD</strong><br />
<strong>2008</strong> sowie die zur Verfügung stehenden Begleitmaterialien<br />
sind über die Clearingstelle Verkehr des DLR Institut für<br />
Verkehrsforschung zu beziehen (http://www.dlr.de/cs).<br />
Für einen einfacheren Überblick über die zentralen Ergebnisse<br />
werden weiterhin tabellarische Auswertungen auf<br />
den fünf Auswertungsebenen Haushalte, Autos, Personen,<br />
Reisen und Wege zur Verfügung gestellt. In diesen Tabellen<br />
ist jede inhaltliche Variable mit Blick auf verschiedene Analysegruppen<br />
dokumentiert.<br />
Da es trotz des außerordentlichen Umfangs des Tabellenbandes<br />
immer wieder vorkommen kann, dass die „richtige“<br />
Tabelle für spezielle Fragen fehlt, wird ergänzend wie<br />
bereits 2002 ein dynamisches Auswertungstool übergeben,<br />
das dem Nutzer eigene Auswertungen der Daten ermöglicht.<br />
Während es 2002 nur in einer Einzelplatzversion<br />
vorlag, wird dieses Instrument für die Erhebung <strong>2008</strong> online<br />
verfügbar sein, dazu allerdings eine vorherige Registrierung<br />
des Nutzers verlangen.<br />
VERFÜGBARE MATERIALIEN ZUR MID <strong>2008</strong><br />
191
LiteraturVerZeichnis<br />
Amt für Statistik Berlin – Brandenburg (<strong>2008</strong>): Statistisches<br />
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BVU Beratergruppe Verkehr + Umwelt GmbH<br />
CATI computer assisted telephone interview<br />
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CO 2 Kohlendioxid<br />
DATELINE Design and Application of a Travel Survey for European Long-distance Trips based on an<br />
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DIW Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung<br />
DLR Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt<br />
ha Hektar<br />
IAB Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />
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KBA Kraftfahrtbundesamt<br />
Kfz Kraftfahrzeug<br />
KiD Kraftfahrzeugverkehr in Deutschland<br />
km² Quadratkilometer<br />
KONTIV Kontinuierliche Erhebung zum Verkehrsverhalten<br />
kW Kilowatt<br />
<strong>MiD</strong> Mobilität in Deutschland<br />
Mio. Million<br />
MIV Motorisierter Individualverkehr<br />
MMV Münchener Verkehrs- und Tarifverbund<br />
MOP Mobilitätspanel<br />
Mrd. Milliarde<br />
ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr<br />
ÖPV Öffentlicher Personenverkehr<br />
ÖV Öffentlicher Verkehr<br />
PAPI paper and pencil interview<br />
Pkm Personenkilometer<br />
Pkw Personenkraftwagen<br />
rbW regelmäßige berufliche Wege<br />
SrV System repräsentativer Verkehrsbefragungen<br />
Tsd. Tausend<br />
TREMOD Transport Emission Model<br />
UBA Umweltbundesamt<br />
VdA Verband der Automobilindustrie<br />
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS<br />
195
aBBiLDunsgVerZeichnis<br />
Abbildung 2.1 Ablauf der Erhebungsschritte in der <strong>MiD</strong> .................................................................................9<br />
Abbildung 2.2 Befragungsinhalte der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> ...........................................................................................12<br />
Abbildung 2.3 Ableitung von Aktivitäten aus Wegezwecken: Beispielstruktur der Wegekette<br />
196 ABBILDUNSGVERZEICHNIS<br />
Wohnung – Arbeit – Wohnung ...............................................................................................15<br />
Abbildung 3.1 Mobilitätsquote und mittlere Wegezahl nach Wochentagen 2002 und <strong>2008</strong> .........................24<br />
Abbildung 3.2 Modal Split (Verkehrsaufkommen) – KONTIV 1982 Westdeutschland, <strong>MiD</strong> 2002<br />
und <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> ........................................................................................................................25<br />
Abbildung 3.3 Modal Split (Verkehrsleistung) – KONTIV 1982 Westdeutschland, <strong>MiD</strong> 2002 und<br />
<strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> ...............................................................................................................................26<br />
Abbildung 3.4 Verkehrsaufkommen nach Hauptverkehrsmittel 2002 und <strong>2008</strong> ...........................................27<br />
Abbildung 3.5 Verkehrsleistung nach Hauptverkehrsmittel 2002 und <strong>2008</strong> .................................................27<br />
Abbildung 3.6 Anteil der Wegezwecke am Verkehrsaufkommen 2002 und <strong>2008</strong> ........................................28<br />
Abbildung 3.7 Verkehrsaufkommen nach Wegezwecken 2002 und <strong>2008</strong> ...................................................29<br />
Abbildung 3.8 Verkehrsleistung nach Wegezwecken 2002 und <strong>2008</strong> ..........................................................29<br />
Abbildung 3.9 Durchschnittliche Unterwegszeit nach Bruttoinlandsprodukt.................................................31<br />
Abbildung 3.10 Personenverkehrsleistung Nordamerika, Europa und Asien 1960 bis 2050 .........................32<br />
Abbildung 3.11 Bevölkerungsdichte in Deutschland ......................................................................................34<br />
Abbildung 3.12 Anteil der Personen 6 Jahre bis unter 18 Jahre an der Gesamtbevölkerung<br />
nach Kreisen..........................................................................................................................35<br />
Abbildung 3.13 Durchschnittliche Haushaltsgröße nach Kreisen ...................................................................35<br />
Abbildung 3.14 Erreichbarkeit von Mittel- und Oberzentren mit dem Pkw 2007 ...........................................37<br />
Abbildung 3.15 Erreichbarkeit von Infrastruktureinrichtungen des täglichen Bedarfs innerhalb<br />
von zehn Minuten zu Fuß ......................................................................................................38<br />
Abbildung 3.16 Siedlungsstrukturelle Gebietstypen des BBSR .....................................................................39<br />
Abbildung 3.17 Zusammengefasster Kreistyp nach Stadt-Umland Beziehungen ..........................................41<br />
Abbildung 3.18 Siedlungsstrukturelle Kreistypen ...........................................................................................41<br />
Abbildung 3.19 Zentrale Mobilitätskenngrößen nach Kreistypen ...................................................................42<br />
Abbildung 3.20 Wegezwecke nach Kreistypen ..............................................................................................43<br />
Abbildung 3.21 Modal Split (Verkehrsaufkommen): gesamt 2002 und <strong>2008</strong> sowie nach<br />
Bundesländern <strong>2008</strong> .............................................................................................................44<br />
Abbildung 3.22 Modal Split (Verkehrsaufkommen) nach Kreistypen..............................................................45
Abbildung 3.23 Modal Split (Verkehrsleistung) nach Kreistypen ....................................................................45<br />
Abbildung 3.24 Verkehrsaufkommen nach Hauptverkehrsmittel und Kreistypen ...........................................46<br />
Abbildung 3.25 Verkehrsleistung nach Hauptverkehrsmittel und Kreistypen .................................................47<br />
Abbildung 3.26 Modal Split (Verkehrsaufkommen) nach Ortsgrößenklassen der verdichteten Kreise<br />
und Kernstädte ......................................................................................................................48<br />
Abbildung 3.27 Anzahl der Pkw in den Haushalten:gesamt 2002 und <strong>2008</strong> sowie nach<br />
Bundesländern <strong>2008</strong> .............................................................................................................49<br />
Abbildung 3.28 ÖV-Anteile in Kernstädten und verdichteten Kreisen nach Bundesländern ..........................50<br />
Abbildung 3.29 Verkehrsaufkommen nach Kreistypen 2002 und <strong>2008</strong> ..........................................................51<br />
Abbildung 3.30 Verkehrsleistung nach Kreistypen 2002 und <strong>2008</strong> ................................................................51<br />
Abbildung 3.31 Verteilung der Haushalte und Personen auf Haushaltstypen ................................................55<br />
Abbildung 3.32 Kreistypen der Wohnorte nach Haushaltstypen ....................................................................56<br />
Abbildung 3.33 Monatliches Haushaltsnettoeinkommen in Euro ...................................................................57<br />
Abbildung 3.34 Anzahl der Pkw in den Haushalten:gesamt 2002 und <strong>2008</strong> sowie nach<br />
monatlichem Haushaltsnettoeinkommen <strong>2008</strong> in Euro .........................................................58<br />
Abbildung 3.35 Gründe für Pkw-Verzicht nach Haushalts- und Kreistypen....................................................59<br />
Abbildung 3.36 Anzahl der Pkw in den Haushalten:gesamt 2002 und <strong>2008</strong> sowie nach<br />
Bundesländern <strong>2008</strong> .............................................................................................................60<br />
Abbildung 3.37 Anzahl der Fahrräder in den Haushalten:gesamt 2002 und <strong>2008</strong> sowie nach<br />
Haushaltsgröße <strong>2008</strong> ............................................................................................................61<br />
Abbildung 3.38 Anzahl der Pkw in den Haushalten:gesamt 2002 und <strong>2008</strong> sowie nach<br />
Haushaltstypen <strong>2008</strong> .............................................................................................................62<br />
Abbildung 3.39 Mobilitätsquote und mittlere Wegezahl nach Haushaltstypen ...............................................63<br />
Abbildung 3.40 Mittlere Unterwegszeit und Tagesstrecke nach Haushaltstypen ...........................................64<br />
Abbildung 3.41 Wegezwecke nach Haushaltstypen .......................................................................................65<br />
Abbildung 3.42 Modal Split (Verkehrsaufkommen) nach Haushaltstypen ......................................................66<br />
Abbildung 3.43 Modal Split (Verkehrsaufkommen) nach monatlichem Haushaltsnettoeinkommen<br />
in Euro ...................................................................................................................................67<br />
Abbildung 3.44 Modal Split (Verkehrsaufkommen) nach Anzahl der Pkw im Haushalt ..................................68<br />
Abbildung 3.45 Abweichung von der durchschnittlichen Tagesstrecke nach monatlichem<br />
Haushaltsnettoeinkommen in Euro........................................................................................68<br />
Abbildung 3.46 Pkw-Führerscheinbesitz nach Geschlecht und nach Altersgruppen 2002 und <strong>2008</strong> ............70<br />
Abbildung 3.47 Pkw-Führerscheinbesitz von Männern und Frauen nach Altersgruppen 2002 und <strong>2008</strong> ......71<br />
ABBILDUNSGVERZEICHNIS<br />
197
Abbildung 3.48 Pkw-Führerscheinbesitz nach ökonomischem Status des Haushalts ...................................72<br />
Abbildung 3.49 ÖPNV-Nutzer und Wege im ÖPNV nach Fahrkartenart ........................................................73<br />
Abbildung 3.50 Zentrale Mobilitätskenngrößen nach Altersgruppen ..............................................................75<br />
Abbildung 3.51 Wegezwecke nach Altersgruppen der Personen ...................................................................76<br />
Abbildung 3.52 Modal Split (Verkehrsaufkommen) nach Altersgruppen ........................................................77<br />
Abbildung 3.53 Anteil Personenkilometer in Relation zum Anteil an der jeweiligen Altersgruppe ..................78<br />
Abbildung 3.54 Zentrale Mobilitätskenngrößen nach Geschlecht ..................................................................79<br />
Abbildung 3.55 Wegezwecke von Männern und Frauen nach Altersgruppen ................................................81<br />
Abbildung 3.56 Wegezwecke nach Lebensphase der Personen ...................................................................83<br />
Abbildung 3.57 Zentrale Mobilitätskenngrößen nach Pkw-Führerscheinbesitz ..............................................84<br />
Abbildung 3.58 Personen mit einer gesundheitlichen Einschränkung und Art der Einschränkung ................85<br />
Abbildung 3.59 Personen mit einer gesundheitlichen Einschränkung 2002 und <strong>2008</strong> ..................................86<br />
Abbildung 3.60 Modal Split (Verkehrsaufkommen und -leistung) 2002 und <strong>2008</strong> ..........................................88<br />
Abbildung 3.61 Index (Verkehrsaufkommen und -leistung) nach Hauptverkehrsmittel 2002 und <strong>2008</strong> .........88<br />
Abbildung 3.62 Mittlere Wegelängen und Wegedauern nach Hauptverkehrsmitteln 2002 und <strong>2008</strong> ............89<br />
Abbildung 3.63 Mittlere Wegelängen bei MIV-Mitfahrern und MIV-Fahrern nach Kreistypen<br />
198 ABBILDUNSGVERZEICHNIS<br />
2002 und <strong>2008</strong> ......................................................................................................................90<br />
Abbildung 3.64 Pkw-Besetzungsgrad nach Wegezwecken ...........................................................................91<br />
Abbildung 3.65 MIV-Anteile nach Altersgruppen ............................................................................................91<br />
Abbildung 3.66 Übliche Nutzung des Pkw nach Altersgruppen: gesamt 2002 und <strong>2008</strong> sowie<br />
nach Altersgruppen <strong>2008</strong>.......................................................................................................92<br />
Abbildung 3.67 Wegezwecke nach Hauptverkehrsmittel ...............................................................................93<br />
Abbildung 3.68 MIV-Anteile für Männer und Frauen nach Altersgruppen ......................................................94<br />
Abbildung 3.69 Übliche Nutzung des Pkw nach Kreistypen 2002 und <strong>2008</strong> ..................................................95<br />
Abbildung 3.70 Verkehrsaufkommen nach Hauptverkehrsmittel und Kreistypen ...........................................97<br />
Abbildung 3.71 Modal Split-Anteile von Fahrrad und „zu Fuß“ nach Wegelängen .........................................98<br />
Abbildung 3.72 Mittlere Wegedauern nach Hauptverkehrsmitteln und Wegezwecken ..................................99<br />
Abbildung 3.73 Übliche Nutzung von Bus und Bahn in der Region nach Bundesländern ...........................101<br />
Abbildung 3.74 Verkehrsmittelkombinationen innerhalb des Hauptverkehrsmittel ÖPV ..............................102<br />
Abbildung 3.75 Verkehrsmittelkombinationen innerhalb des Hauptverkehrsmittel ÖPV nach Kreistypen ...103<br />
Abbildung 3.76 Modal Split-Anteile von ÖPV und NMIV für Männer und Frauen nach Altersgruppen ........104
Abbildung 3.77 Modal Split-Anteile von ÖPV und NMIV nach Erwerbsstatus..............................................105<br />
Abbildung 3.78 Übliche Nutzung des Fahrrads nach Alterskohorten 2002 und <strong>2008</strong> ..................................106<br />
Abbildung 3.79 Häufigkeit des Tragens eines Fahrradhelmes nach Altersgruppen .....................................107<br />
Abbildung 3.80 Übliche Nutzung des Fahrrads nach Kreistypen .................................................................108<br />
Abbildung 3.81 Übliche Nutzung des Fahrrads nach Bundesländern ..........................................................109<br />
Abbildung 3.82 Segmentierung der mobilen Personen anhand Verkehrsmittelnutzung und<br />
Erreichbarkeit ...................................................................................................................... 111<br />
Abbildung 3.83 Veränderung von Segmentgrößen durch Neudefinition der ÖV-Captives ........................... 112<br />
Abbildung 3.84 Wohnorte der Befragten ...................................................................................................... 114<br />
Abbildung 3.85 Merkmale der Potenzialgruppen.......................................................................................... 115<br />
Abbildung 3.86 Anteile der Wegezwecke am Verkehrsaufkommen ............................................................. 116<br />
Abbildung 3.87 Wegezwecke nach Wochentagen ....................................................................................... 117<br />
Abbildung 3.88 Anteile der Wegezwecke im Vergleich KONTIV 1982, <strong>MiD</strong> 2002 und <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> ................ 118<br />
Abbildung 3.89 Index (Verkehrsaufkommen und –leistung) nach Wegezwecken 2002 und <strong>2008</strong> ............... 118<br />
Abbildung 3.90 Differenzierung der Freizeitwege nach speziellen Zwecken und Wochentagen ................. 119<br />
Abbildung 3.91 Differenzierung der Einkaufswege nach Warentyp und Wochentagen ...............................120<br />
Abbildung 3.92 Modal Split (Verkehrsaufkommen) nach Wegezwecken .....................................................121<br />
Abbildung 3.93 Wegeziele zum Einkaufen und bei Erledigungen ................................................................123<br />
Abbildung 3.94 Wegezwecke von regelmäßigen beruflichen Wegen im Wirtschaftsverkehr .......................125<br />
Abbildung 3.95 Bewertung der Erreichbarkeit der Schule mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln ...............128<br />
Abbildung 3.96 Bewertung der Erreichbarkeit von Einkaufsmöglichkeiten des täglichen Bedarfs<br />
mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln .................................................................................129<br />
Abbildung 3.97 Bewertung der Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln ...130<br />
Abbildung 3.98 Startzeiten der Wege nach Wochentagen: Werktage, Samstag und Sonntag ....................134<br />
Abbildung 3.99 Startzeiten der Einkaufswege werktags und samstags 2002 und <strong>2008</strong> ..............................135<br />
Abbildung 3.100 Startzeiten der Wege nach Wegezwecken Montag bis Freitag ...........................................136<br />
Abbildung 3.101 Startzeiten der Wege nach Wegezwecken am Samstag ....................................................137<br />
Abbildung 3.102 Startzeiten der Wege nach Wegezwecken am Sonntag .....................................................138<br />
Abbildung 3.103 Startzeiten der Wege nach Hauptverkehrsmitteln Montag bis Freitag ................................139<br />
Abbildung 3.104 Startzeiten der Wege nach Hauptverkehrsmitteln am Samstag ..........................................140<br />
Abbildung 3.105 Startzeiten der Wege nach Hauptverkehrsmitteln am Sonntag ...........................................141<br />
ABBILDUNSGVERZEICHNIS<br />
199
Abbildung 3.106 Mobilitätsquote, mittlere Wegelänge und Wegedauer nach Wochentagen .........................142<br />
Abbildung 3.107 Verkehrsaufkommen nach Wegezwecken und Wochentagen ............................................143<br />
Abbildung 3.108 Verkehrsleistung nach Wegezwecken und Wochentagen ...................................................144<br />
Abbildung 3.109 Verkehrsleistung und Verkehrsaufkommen nach Jahreszeit und Wetter ............................146<br />
Abbildung 3.110 Mobilitätsquoten und mittlere Tagesstrecke pro mobiler Person nach Wettersituation<br />
200 ABBILDUNSGVERZEICHNIS<br />
am Stichtag..........................................................................................................................147<br />
Abbildung 3.111 Anzahl der Übernachtungen nach Reisezwecken ...............................................................151<br />
Abbildung 3.112 Hauptverkehrsmittel bei Reisen mit Übernachtung nach Reisezwecken ............................152<br />
Abbildung 4.1 CO 2-Emissionen in Deutschland nach Verursachern: 0,9 Mrd. Tonnen jährlich ..................155<br />
Abbildung 4.2 Tagesstrecken und CO 2-Emissionen nach ökonomischem Haushaltsstatus ......................157<br />
Abbildung 4.3 Tagesstrecken und CO 2-Emissionen nach Nutzersegmenten .............................................158<br />
Abbildung 4.4 CO 2-Fußabdrücke im Alltagsverkehr nach Nutzersegmenten .............................................159<br />
Abbildung 4.5 Pkw-Anteile nach Leistungsklassen 2002 und <strong>2008</strong> ...........................................................163<br />
Abbildung 4.6 Anteile der Pkw-Segmente an den direkten CO 2-Emissionen .............................................165<br />
Abbildung 4.7 Jährliche Fahrleistung nach Fahrzeugsegmenten und Baujahren ......................................166<br />
Abbildung 4.8 Pkw-CO 2-Emissionen nach Baujahren ................................................................................167<br />
Abbildung 4.9 Bevölkerung in Deutschland 2002 und <strong>2008</strong>: Grundlagen für die Hochrechnung ..............169<br />
Abbildung 4.10 Mobilitätsquote und mittlere Wegezahl nach Altersgruppen 2002 und <strong>2008</strong> .......................171<br />
Abbildung 4.11 Veränderung von Altersgruppen und Verkehrsaufkommen <strong>2008</strong> gegenüber 2002 .............172<br />
Abbildung 4.12 Veränderung von Altersgruppen und Verkehrsaufkommen nach Geschlecht <strong>2008</strong><br />
gegenüber 2002 ..................................................................................................................173<br />
Abbildung 4.13 Veränderung von Altersgruppen und Verkehrsaufkommen nach Erwerbstätigkeit <strong>2008</strong><br />
gegenüber 2002 ..................................................................................................................174<br />
Abbildung 4.14 Veränderung von Altersgruppen, Verkehrsaufkommen und Verkehrsleistung in<br />
Haushalten ohne Pkw <strong>2008</strong> gegenüber 2002 .....................................................................176<br />
Abbildung 4.15 Veränderung von Altersgruppen, Verkehrsaufkommen und Verkehrsleistung in<br />
Haushalten mit Pkw <strong>2008</strong> gegenüber 2002 ........................................................................177<br />
Abbildung 4.16 Mittlere Tagesstrecke nach Altersgruppen 2002 und <strong>2008</strong> ..................................................178<br />
Abbildung 4.17 Veränderung von Altersgruppen und Verkehrsleistung nach Geschlecht <strong>2008</strong><br />
gegenüber 2002 ..................................................................................................................179<br />
Abbildung 4.18 Mittlere Wegelänge bei Frauen und Männern nach Altersgruppen 2002 und <strong>2008</strong> ............180<br />
Abbildung 4.19 Übliche Nutzung des Pkw nach Altersgruppen 2002 und <strong>2008</strong> ..........................................181
Abbildung 4.20 Mobilitätsquote für „junge Alte“ (65 bis 74 Jahre) und „alte Alte“ (über 74 Jahre)<br />
nach ökonomischem Status des Haushalts.........................................................................182<br />
Abbildung 4.21 Wegezwecke nach Alterskohorten ......................................................................................185<br />
Abbildung 4.22 Wegezwecke der Alterskohorte 1940-1944, 2002 und <strong>2008</strong> ...............................................186<br />
ABBILDUNSGVERZEICHNIS<br />
201
taBeLLenVerZeichnis<br />
Tabelle 2.1 Stichprobe nach Bundesländern .................................................................................................10<br />
Tabelle 2.2 Hierarchie der Verkehrsmittel zur Bestimmung des Hauptverkehrsmittels .................................17<br />
Tabelle 2.3 Zentrale Mobilitätskenngrößen – <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> und 2002, MOP und KONTIV 1982,<br />
202 TABELLENVERZEICHNIS<br />
nur Personen ab 10 Jahren .........................................................................................................21<br />
Tabelle 3.1 Zentrale Mobilitätskenngrößen – <strong>MiD</strong> 2002 und <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong>, alle Personen .................................29<br />
Tabelle 3.2 Siedlungs- und Verkehrsflächenanteile in ausgewählten Großstädten und<br />
ländlichen Räumen .....................................................................................................................35<br />
Tabelle 3.3 Einwohnerdichte und Arbeitsplatzbesatz im Vergleich ausgewählter Großstädte und<br />
ländlicher Räume ........................................................................................................................36<br />
Tabelle 3.4 Abgrenzungskriterien des zusammengefassten Kreistyps .........................................................40<br />
Tabelle 3.5 Verteilung von Gemeinden, Fläche und Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland<br />
nach den zusammengefassten Kreistypen .................................................................................40<br />
Tabelle 3.6 Entwicklung der Ein- und Mehrpersonenhaushalte von 1972 bis 2006 .....................................53<br />
Tabelle 3.7 Wegezwecke nach unterschiedlichen Fahrscheinarten ..............................................................73<br />
Tabelle 3.8 Nutzung unterschiedlicher Fahrscheinarten nach Anzahl der Pkw im Haushalt .........................74<br />
Tabelle 3.9 Personenkilometer pro Tag nach Alter und Bevölkerungsanteil der Altersgruppen ....................78<br />
Tabelle 3.10 Zentrale Mobilitätskenngrößen von Männern und Frauen nach Altersgruppen ..........................80<br />
Tabelle 3.11 Personenkilometer nach Geschlecht .........................................................................................80<br />
Tabelle 3.12 Bevölkerung und Mobilitätskenngrößen nach Lebensphase ......................................................82<br />
Tabelle 3.13 Mobilitätskenngrößen von Personen ab 60 Jahren mit und ohne gesundheitlichen<br />
Einschränkungen ........................................................................................................................86<br />
Tabelle 3.14 Übliche Nutzung des Pkw nach Erwerbstätigkeit und Vorhandensein von Kindern<br />
im Haushalt .................................................................................................................................93<br />
Tabelle 3.15 Tragen eines Fahrradhelms nach Nutzungshäufigkeit des Fahrrads ......................................107<br />
Tabelle 3.16 Zielorte nach Art des Einkaufs ..................................................................................................122<br />
Tabelle 3.17 Räumliche Ziele nach Wegezwecken .......................................................................................124<br />
Tabelle 3.18 Ziele innerhalb der Stadt/des Ortes nach Wegezwecken und Gemeindegrößenklasse ...........124<br />
Tabelle 3.19 Bewertung der Erreichbarkeit unterschiedlicher Aktivitätenorte mit dem Öffentlichen<br />
Verkehr nach Häufigkeit der Pkw-Nutzung ...............................................................................130<br />
Tabelle 3.20 Bewertung verkehrsmittelspezifischer Erreichbarkeit von Aktivitätenorten nach Kreistypen ...131<br />
Tabelle 3.21 Bewertung der Erreichbarkeit unterschiedlicher Aktivitätenorte mit dem Öffentlichen<br />
Verkehr nach Entfernung zur nächsten Bushaltestelle .............................................................132
Tabelle 3.22 Bewertung der Erreichbarkeit unterschiedlicher Aktivitätenorte mit dem<br />
Öffentlichen Verkehr nach Entfernung zum nächsten Nahverkehrsbahnhof ............................132<br />
Tabelle 3.23 Nutzung des Pkw nach Altersgruppen und Witterungsbedingungen .......................................148<br />
Tabelle 3.24 Anzahl der Reisen in den letzten drei Monaten 2002 und <strong>2008</strong> ...............................................149<br />
Tabelle 3.25 Verkehrsmittelwahl für Reisen unterschiedlicher Entfernung ....................................................150<br />
Tabelle 3.26 Hauptverkehrsmittel der Reisen 2002 und <strong>2008</strong> .......................................................................152<br />
Tabelle 4.1 CO 2-Emissionswerte pro Person und Tag nach Haushaltstypen ..............................................160<br />
Tabelle 4.2 CO 2-Emissionswerte pro Person und Tag nach Altersgruppen .................................................161<br />
Tabelle 4.3 Vergleich von Pkw-Kennwerten der <strong>MiD</strong> <strong>2008</strong> mit offiziellen Statistiken ..................................162<br />
Tabelle 4.4 Vergleich der KBA-Segmentanteile der Pkw in <strong>MiD</strong> mit Angaben des<br />
Kraftfahrtbundesamtes ..............................................................................................................163<br />
Tabelle 4.5 Vergleich von Fahrzeugmarken in <strong>MiD</strong> mit Angaben des Kraftfahrtbundesamtes ....................164<br />
Tabelle 4.6 Jahresfahrleistung nach KBA-Segmenten ................................................................................164<br />
Tabelle 4.7 Erwerbstätigenanteile nach Erwerbstätigkeitsstatus und Altersgruppen 2002 und <strong>2008</strong>..........175<br />
Tabelle 4.8 Mobilitätsquote nach Altersgruppen und ökonomischem Status des Haushalts .......................182<br />
Tabelle 4.9 Alter der Personen in den Alterskohorten in <strong>MiD</strong> 2002 und <strong>2008</strong> .............................................183<br />
Tabelle 4.10 Anteil der Erwerbstätigen nach Geschlecht in den Alterskohorten in <strong>MiD</strong> 2002 und <strong>2008</strong> .......184<br />
Tabelle 4.11 Mittlere Wegezahl nach Geschlecht in den Alterskohorten in <strong>MiD</strong> 2002 und <strong>2008</strong> ...................184<br />
TABELLENVERZEICHNIS<br />
203
stichWortVerZeichnis<br />
a<br />
B<br />
c<br />
D<br />
e<br />
Agglomerationsraum ............................. 39<br />
Aktivitäten .............................................. 4, 15, 31, 52, 116-119, 130-132, 141<br />
ältere Menschen, Renter ....................... 72, 77, 82, 83, 113, 168, 170<br />
Alterskohorte ......................................... 30, 70, 106, 183-185, 187<br />
Arbeit ..................................................... 3, 15, 17, 28, 36, 72-75, 100, 116, 129-132, 183<br />
Arbeitsplatzbesatz ................................. 36<br />
Arbeitswege .......................................... 2, 23, 64, 79, 100, 116, 120, 183, 185<br />
Ausbildung ............................................ 4, 21, 72, 100, 116, 117, 127-132, 135, 139<br />
Ausbildungsverkehr ............................... 135, 139<br />
Bahn ...................................................... 5, 7, 96, 100, 110-114, 131, 132, 149, 152-159<br />
Begleitwege ........................................... 21, 64, 75, 83, 121<br />
Besetzungsgrad .................................... 3, 14, 87, 90, 139, 156<br />
Bevölkerung .......................................... 1, 10, 32-40, 43, 53, 54, 73-84, 168-181<br />
Carsharing ............................................. 189<br />
CATI ...................................................... 8, 191<br />
CAWI ..................................................... 8<br />
CO2-Emissionen .................................... 5, 14, 154-161, 164-167<br />
CO2-Fußabdruck ................................... 5, 154-160<br />
DATELINE ............................................. 19<br />
Demografischer Wandel ........................ 7, 168, 169<br />
Dienstleistungen .................................... 122, 134<br />
dienstliche Wege ................................... 4, 23, 116, 117, 123, 125<br />
Einkauf .................................................. 4, 28, 29, 42, 72, 75, 100, 116, 117, 120-124, 127, 128, 133-135<br />
Einkaufswege ........................................ 79, 83, 117, 121, 122, 134, 135<br />
Einpersonenhaushalte .......................... 2, 52-56, 61-65, 160<br />
Einwohnerdichte .................................... 34, 36<br />
Emissionen ............................................ 5, 14, 154-161, 164-167<br />
Erhebungsdesign .................................. 19, 191<br />
Erreichbarkeit ........................................ 4, 22, 33, 36, 37, 127-132<br />
Erwerbsquote ........................................ 183<br />
204 STICHWORTVERZEICHNIS
f<br />
g<br />
h<br />
i<br />
J<br />
Fahrkartenart ......................................... 72<br />
Fahrleistung .......................................... 5, 18, 154, 162, 164-166<br />
Fahrrad .................................................. 1-4, 25, 26, 60, 65-67, 76, 77, 97-99, 102-113, 127-133, 144, 156-158, 189<br />
Fahrradfahrer ........................................ 110, 113, 158<br />
Fahrradhelm .......................................... 1, 107<br />
Fahrradnutzung ..................................... 72, 77, 104-108, 147, 189<br />
Fahrscheinarten .................................... 73, 74<br />
Feldzeit .................................................. 8, 144<br />
Fernreisen ............................................. 19<br />
Flugzeug ............................................... 5, 11, 17, 149-152<br />
Freizeit .................................................. 4, 28, 29, 72, 73, 75, 116-120, 123, 124, 135, 142, 145<br />
Freizeitverkehr ...................................... 28, 135, 145<br />
Freizeitwege .......................................... 64, 72, 75, 83, 116-119, 135, 145<br />
Führerschein ......................................... 69-74, 77, 84, 100, 103, 113, 181, 185<br />
Fußwege ............................................... 26, 43, 65, 66, 96-98, 103-105, 120-122, 139, 144, 147, 156<br />
Gesamtkraftstoffverbrauch .................... 161<br />
Geschäftsreisen .................................... 151-153<br />
Großstädte ............................................ 34-37<br />
Grundgesamtheit ................................... 10, 11, 18, 20<br />
Hauptverkehrsmittel .............................. 4, 16, 17, 25, 91, 94, 149, 150, 152, 156, 160<br />
Hauptwegezweck .................................. 16, 17, 30, 91, 93<br />
Hausfrauen ............................................ 81, 83<br />
Haushaltsbefragung .............................. 8, 9, 13, 83<br />
Haushaltseinkommen ............................ 22, 52, 57-59, 66, 67<br />
Haushaltsgröße ..................................... 17, 34, 35, 52, 53, 57, 103<br />
Haushaltsstatus ..................................... 71, 157, 158<br />
Haushaltsstruktur .................................. 7, 53, 59<br />
Haushaltstypen ..................................... 52-56, 59, 61, 63, 64, 160<br />
Infrastruktureinrichtungen ..................... 22, 33, 38<br />
INVERMO ............................................. 19<br />
IV-Stammnutzer .................................... 4, 110, 112<br />
Jugendliche ........................................... 34, 74-77, 91, 99, 103-106, 121, 172, 181, 182<br />
STICHWORTVERZEICHNIS<br />
205
k<br />
L<br />
M<br />
n<br />
o<br />
Kinder .................................................... 17, 52-56, 58, 61-65, 74-77, 79, 83, 87, 91, 103-105, 121<br />
Kleinstädte, Landgemeinden ................. 37<br />
Kohorte .................................................. 5, 30, 70, 75, 106, 168, 183-187<br />
KONTIV ................................................. 13, 14, 16-21, 25, 26, 117, 118<br />
Kraftstoffverbrauch ................................ 161, 164, 165<br />
Kreistypen ............................................. 2, 33, 38-43, 51, 95, 97, 102, 108, 131, 186, 187<br />
Ländlicher Raum ................................... 36, 39-41<br />
Lebensphasen ....................................... 53, 64, 81-83, 89, 104, 113<br />
Lebenszyklus ........................................ 53, 65<br />
Mehrpersonenhaushalte ....................... 2, 52-56, 61, 63-65<br />
Methodenbericht ................................... 7, 8, 13, 14, 20, 191<br />
Mittelstädte ............................................ 37<br />
MIV-Fahrer ............................................ 17, 21, 25, 26, 66, 89-91, 126, 139<br />
MIV-Mitfahrer ......................................... 17, 21, 25-27, 65, 89-91, 121, 139, 160<br />
MIV-Stammnutzer ................................. 4, 110<br />
Mobilitätseinschränkung ........................ 3, 69, 85<br />
Mobilitätskenngrößen ............................ 7, 8, 21, 22, 42, 82, 86, 141, 145<br />
Mobilitätsmuster .................................... 70, 80<br />
Mobilitätsquote ...................................... 1, 2, 5, 20, 23, 24, 42, 52, 62, 74, 75, 79, 84, 133, 170, 182<br />
Mobilitätsverhalten ................................ 13, 14, 18, 19, 22, 33, 52-54, 65, 66, 79-85, 87, 116, 154, 155, 157,<br />
206 STICHWORTVERZEICHNIS<br />
168-172, 182, 186, 187<br />
Modal Split ............................................ 1, 2, 5, 25-27, 43, 49, 65-68, 76, 79, 95, 98, 147, 157<br />
MOP ...................................................... 17-21<br />
Motorisierten Individualverkehr ............. 1, 23, 87<br />
Motorisierung ........................................ 2, 31, 66, 76, 162, 189<br />
Nicht-motorisierter Individualverkehr ..... 1, 23, 37, 43, 97, 98, 103, 104, 108, 130<br />
Nutzerhandbuch .................................... 7, 8, 13, 14, 16, 22, 191<br />
Öffentlicher Verkehr............................... 1-5, 23, 25-27, 37, 43, 49, 76, 97, 99, 102-105, 110, 111, 114, 130, 132<br />
Öffnungszeiten ...................................... 4, 116, 134<br />
ökonomischer Status ............................. 17, 103, 182<br />
Öffentlicher Nahverkehr, ÖPNV ............ 72, 73, 96-100, 111-114, 158<br />
Ortstypen ............................................... 37<br />
Ost-West-Unterschied ........................... 49, 59<br />
ÖV-Captives .......................................... 110-113<br />
ÖV-Gelegenheitskunden ....................... 110-114, 158<br />
ÖV-Stammkunden ................................. 110-113, 159
P<br />
r<br />
s<br />
t<br />
u<br />
Panelerhebung ...................................... 14, 18<br />
PAPI ...................................................... 8<br />
Pendler .................................................. 5, 149-152, 159<br />
Personenmerkmale ............................... 19, 22, 33, 69, 74, 87<br />
Personenverkehr ................................... 14, 15, 23, 24, 44, 110, 127<br />
Personenverkehrsaufkommen .............. 22, 29<br />
Personen-Wegeinterviews .................... 9, 11<br />
Pkw-Verfügbarkeit ................................. 57, 58, 69, 73, 74, 110<br />
politische Ortsgrößenklasse .................. 47, 48<br />
private Erledigungen ............................. 75, 116<br />
Public-Use-File ...................................... 191<br />
Raumstruktur ......................................... 2, 7, 33, 38, 52<br />
Raumtyp ................................................ 10, 14, 33, 34, 37, 42, 54, 62, 71-73, 112, 130, 161<br />
regelmäßige berufliche Wege ............... 4, 16, 125, 133<br />
Regionstypen ........................................ 1, 7, 10<br />
Reisen ................................................... 5, 10, 14, 87, 149-153, 191<br />
Reiseverhalten ...................................... 25, 151<br />
Reisezwecke ......................................... 5, 149, 151<br />
Schienenpersonenverkehr .................... 4, 127<br />
Schüler .................................................. 72, 81-83, 127<br />
Siedlungsdichte ..................................... 33, 35, 36, 47, 96, 188<br />
Siedlungsstruktur .................................. 2, 10, 14, 15, 22, 33, 34, 38, 39, 41, 42, 69, 87, 94<br />
SrV ........................................................ 18, 19<br />
Stichprobe ............................................. 8, 10, 18, 19, 53, 57, 169, 191<br />
Stichtagsabfrage ................................... 11, 15, 19<br />
Tagesgang ............................................. 133, 134, 139<br />
Tagesstrecken ....................................... 3, 5, 63, 67-69, 74, 79, 154, 157, 160<br />
Umweltverbund ..................................... 3, 97, 103-105, 122, 186, 189<br />
Unterwegszeiten ................................... 22, 31, 74, 79, 84, 133, 175<br />
STICHWORTVERZEICHNIS<br />
207
V<br />
W<br />
Z<br />
Verkehrsaufkommen ............................. 1-5, 23, 26, 33, 46, 51, 87, 97, 98, 116, 118, 133, 141, 142, 144, 145,<br />
Verkehrsbeteiligung ............................... 11, 144<br />
Verkehrsinfrastruktur ............................. 36, 189<br />
208 STICHWORTVERZEICHNIS<br />
147, 169, 170, 176, 177<br />
Verkehrsleistung .................................... 1-5, 23, 24, 26, 27, 29, 33, 45, 46, 47, 67, 68, 77, 80, 87, 89, 98, 118,<br />
133, 142, 145, 176-180<br />
Verkehrsmittel ....................................... 1-5, 11, 16, 17, 25, 33, 43-46, 52, 66, 76, 82, 91, 92, 96, 97, 105, 110,<br />
Verkehrsmittelwahl ................................ 15, 122, 149, 150, 181<br />
Verkehrsnachfrage ................................ 20, 33, 133, 134, 169 ,190<br />
Verkehrsvolumen .................................. 133, 188<br />
113, 116, 122, 125-130, 139, 144, 148-150, 158-161, 168, 181, 188, 189<br />
Weg ....................................................... 1-5, 11, 15-20, 23-28, 42-48, 65-69, 72-76, 82-84, 87, 89, 97-102, 116,<br />
125, 133, 161<br />
Wegeanzahl .......................................... 5, 74, 75, 83, 84, 89, 168, 171, 178, 183, 184<br />
Wegeaufkommen .................................. 26, 44, 66, 74, 103, 125, 139, 145, 173<br />
Wegedauer ............................................ 89, 98, 99, 142, 144<br />
Wegeinterview ....................................... 8, 9, 11, 26<br />
Wegeketten ........................................... 14, 15, 135<br />
Wegelänge, Wegeentfernungen ............ 14, 20, 21, 26, 28, 89, 90, 98, 141-144, 161, 180<br />
Wegemerkmale ..................................... 13<br />
Wegezahl .............................................. 22-24, 28, 30, 31, 42, 62, 74, 75, 133 ,139, 148, 175, 183<br />
Wegezeit ............................................... 42, 63, 89, 142<br />
Wegezwecke ......................................... 4, 15, 28, 29, 43, 73, 75, 83, 116-118, 121-124, 185, 186<br />
Wetter .................................................... 133, 144-148<br />
Wirtschaftsverkehr ................................ 4, 11, 13, 14, 16, 18, 19, 125, 126<br />
Zeitbudget ............................................. 31<br />
Zentralität .............................................. 33