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THE RACE eBook 27 - oora

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LEBENSKONZEPTE<br />

22<br />

SECOND LIFE<br />

EIN ZWEITES LEBEN IN EINER PERFEKTEN WELT?<br />

TEXT: SEBASTIAN ENGLERT<br />

// Das ist es also – Second Life. Nachdem<br />

ich beim ersten Versuch wegen Serverüberlastung<br />

nach einer Stunde noch<br />

keinen neuen Körper bekommen hatte,<br />

funktioniert es jetzt beim zweiten Versuch<br />

auf Anhieb. Henning Soderberg – so<br />

heißt meine selbsterwählte Identität – bekommt<br />

von mir zunächst ein eigenes Aussehen<br />

und Outfit zugeteilt. Anschließend<br />

absolviere ich einen Einführungsparcours<br />

auf der ›Orientierungsinsel‹ und mache<br />

mich bereit für eine Entdeckungsreise in<br />

ein neues unbekanntes Land, wie einst<br />

die ersten Pioniere in Amerika. Was mich<br />

erwartet? Ein Leben in Freiheit, ohne<br />

Krankheit und Tod, ohne Hunger und<br />

Schmerzen und nebenbei die Aussicht auf<br />

Reichtum und Erfolg – das sind zumindest<br />

die wohlklingenden Verheißungen...<br />

Meine ersten Impressionen sind eindrucksvoll<br />

und zeigen mir ein breites<br />

Spektrum an Umgebungen und Gestalten.<br />

Ich treffe einerseits auf Menschen, die<br />

in der Mehrzahl eine Nummer zu schön<br />

<strong>THE</strong> <strong>RACE</strong> 01/ 07<br />

geraten sind und andererseits auf Wesen,<br />

wie man sie nur aus Büchern und Filmen<br />

kennt. Florierende Marktplätze und Vergnügungszentren<br />

sind zur Genüge vorhanden,<br />

aber auch entlegene romantische<br />

Inseln gibt es zu entdecken. Nicht überall<br />

bin ich willkommen – schnell wird mir<br />

klar, dass hier nicht alles perfekt ist – aber<br />

dennoch wirkt diese Welt zunächst faszinierend<br />

auf mich.<br />

Second Life ist im Gegensatz zu anderen<br />

virtuellen Onlinegames eine Welt,<br />

die größtenteils von ihren Teilnehmern<br />

selbst erfunden und konstruiert wird,<br />

denn bis auf Himmel und Erde hat ihr<br />

der kalifornische Hersteller ›Linden Lab‹<br />

wenig mitgegeben. Mittels einfacher Programmierwerkzeuge<br />

kann man alles Erdenkliche<br />

erfinden und erstellen, wobei<br />

anschließend jeder die Urheberrechte auf<br />

seine Kreationen behält. Auf diese Art<br />

und Weise entsteht in kürzester Zeit eine<br />

enorm große und vielfältige Welt. Mit<br />

Regeln und Gesetzen halten sich die Hersteller<br />

ansonsten jedoch sehr zurück, es<br />

gibt zwar die so genannten ›Big Six‹, eine<br />

Auflistung von humanistisch angelegten<br />

Grundwerten, deren Einhaltung ist aber<br />

schwer kontrollierbar.<br />

Eine weitere und neue Dimension bekommt<br />

Second Life außerdem aufgrund<br />

der Möglichkeit echte US-Dollars in fiktive<br />

Linden-Dollars ein- und wieder zurückzutauschen.<br />

So kann jeder Bewohner<br />

durch Verkauf von Waren Linden-Dollars<br />

erhalten und diese dann später in reales<br />

Geld umtauschen. So kommt es, dass viele<br />

Nutzer im Spiel in Landbesitz investieren<br />

und eigene Läden bauen, um damit<br />

wiederum Geld zu erwirtschaften. Mittlerweile<br />

haben selbst große reale Unternehmen<br />

aus der Wirtschaft diesen neuen<br />

Markt entdeckt und sind virtuell ebenfalls<br />

präsent.<br />

Da viel Wert auf Individualität und Äußerlichkeit<br />

gelegt wird, zählt ausgefallener,<br />

schöner, reicher. Wer diesem Trend nicht<br />

folgt, hat automatisch schlechtere Karten<br />

in dieser Welt, sei es bei der anvisierten

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